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Full text of "Lehrbuch der petrographie"

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LEHRBUCH 


DER 


PETROGRAPHIE. 


o  LEHRBUCH 


DER 


PETROGRAPHIE 


VON 


D"  FERDINAND  mKEL, 

O.     ö.    PR0PRS80R    AN    DER    UNIVERSITÄT    ZU    LEMBERG. 


ZWEITER  BAND. 


V 

BONN, 

BEI   ADOLPH  MARCUS. 
1866. 


Drnek  Ton  Carl  Qeorfl  in  Bonn. 


Inbalteverzelchnisi(8« 


Seite 

Fortsetzoog  der  gemengten  krystallinisch«körnigen  Gesteine. 

Fortsetzung  der  altern  Feldspathgesteine. 

Oligoklasgesteine 1 

Diorit  und  Anhänge 1 

Porphyrit  und  Anhänge 23 

Melaphyr 38 

Labradorgesteine    .        . 78 

Diabas 78 

Labradorporphyr  ........  83 

Augitporphyr 90 

Diabasaphanit •      .  94 

Diabasschiefer 95 

Variolit 96 

Kalkaphanit 98 

Kalkaphanit  schiefer  •  .101 

Gabbro 110 

Hypersthenit 123 

Anorthitgesteine 132 

Aeltere  Corsite .  .133 

Aeltere  Eukrite 135 

Schillerfels ;         ...  136 

Jüngere  Feldspathgesteine 140 

Krystallinische  Glieder  der  Trachytfamilie    ....  148 

Quarztrachyt                                    148 

Trachyt .175 

Phonolith 188 

Homblende-Andesit 207 

Augit-Andesit 221 


VI  InhalUverzeichniss. 

S«it« 

Glas-  und  Schauingesteiiie  der  Trachytfamilie                        .  232 

Obsidian 232 

Bimsiein 242 

Perlit  und  Spharolithfels 248 

Nephelin-  und  Leucitgesteine 258 

Nephelinit 258 

Leucitophyr 264 

Hauynophyr 272 

Gesteine  der  Basaltfamilie 273 

Dolerit 273 

Anamesit 279 

Basalt 282 

Jüngere  Anorthitgesteine 317 

Feldspatbfreie  Gesteine 321 

Greisen 321 

Turmalinfels 323 

Saussurit-Gabbro 326 

Eklogit-  und  Cyanitfels 327 

Granatfels 329 

Kinzigit 330 

Cordieritfels 330 

Dunit 330 

Lberzolith 332 

Eulysit 335 

BilduAgsweise  der  gemengten  krystalliniscb-kör- 

nigen  Massongesteine 337 

fitneagta  kryst&UiaUeh-sehieferige  Gesteiae 412 

Gneiss 413 

Granulit 439 

Glimmerscbiefer  und  Anhange 448 

Tbonglimmecschiefer  und  Anhange       ....  464 

Itacolumit 482 

Bildungsweise     der     gemengten     krystallinischen 

Schiefer          .* 484 

KliStUche  Gesteine 514 

Conglom  erate,  Breccien,  Tuffe  und  dazu  gehörige 

lose  klasti  sehe  Gesteine 516 

der  einfachen  krystallinischen  Gesteine         .  .516 

Quarzitbreccie  und  Quarzitconglomerat  .516 

Kieselschieferbreccie  und  Kieselschieferconglomerat   .  517 


Inhaltsverzeichniss.  vii 

Seit« 
Homsteinbreccie  und  Quarzbrockenfels  .517 

Flintconglomerat 518 

Kalksteinbreccie  und  Kalksteinconglomerat         .         .518 
Dolomitbreccie  und  Dolomitconglomerat  .521 

'  Stinksteinbreccie 522 

Kalksteingeröll 522 

Dolomitsand 522 

Tapanhoacanga 522 

Magneteisensand 523 

der  gemengten  krystallinisch-kömigen  Gesteine    .                 .  525 

Granitconglomerat 525 

Syenitconglomerat 525 

Arkose 526 

Felsitporphyrbreccie 526 

Felsitporphyrconglomerat 529 

Porphyrtuff,  Felsittuff 530 

Grünsteincongloraerat  und  Grünsteinbreccie                .  533 

Grünsteintuff 535 

Schalstein 536 

Klastische  Gesteine  des  Augitporphyr                   .  543 

Trachytbreccie  und  Trachytconglomerat      .  544 

Trachyttuff 544 

Phonolithtuff  und  Phonolithconglomerat                       .  547 

Bimsteinconglomerat 548 

Bimsteintuff 549 

Trass 550 

BimsteingeröU  und  Bimsteinsand          ....  553 

Quarztrachytsand 554 

Alaunstein 554 

Basaltconglomerat 557 

Basalttuff .557 

Peperin 559 

Palagonittuff 560 

Leucittuff 566 

Gröberer  Vulkanschutt 567 

Feinerer  Vulkanschutt 569 

der  ß:emengten  krystallinisch-schieferigen  Gesteine                .  572 

Gneissbreccie  und  Gneisscouglomerat  ....  572 

Glimmerschieferconglomerat 572 

Thonschieferconglomerat 572 

Polygene  Conglomerato  und  GeröUe 572 


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LEHRBUCH 


DER 


PETROGRAPHIE 


VON 


D"  FERDINAND  ZIRKEL, 

O.     Ö.     PROPP.8SOR    AN    DER     UNIVERSITÄT    ZU    LEMBERÜ. 


ZWEITER  BAND. 


D 
BONN, 

BEI   ADOLPH  MARCUS. 
1866. 


/^7ä\  JeM.  Jö, 


^^^^J^-^^u^^JcT^ 


Druck  TOD  Carl  Oeorgi  in  Bonn. 


Inbalteverzeichnisiis« 


Seite 

Ferttetxiuig  der  gemengten  krystalllnisch«körnigen  Gesteine. 

Fortsetzung  der  altern  Feldspathgesteine. 

Oligoklasgesteine 1 

Diorit  und  Anhänge 1 

Porphyrit  und  Anhänge 23 

Melaphyr 38 

Labradorgesteine    .        . 78 

Diabas 78 

Ijabradorporphyr 83 

Augitporphyr 90 

Diabasaphanit -      .  94 

Diabasschiefer 95 

Variolit 96 

Kalkaphanit 98 

Kalkaphanit  schiefer 101 

Gabbro 110 

Hypersthenit 123 

Anorthitgesteine 132 

Aeltere  Corsite .  .133 

Aeltere  Eukrite 135 

Schillerfels ;         ...  136 

Jüngere  Feldspathgesteine 140 

Krystallinische  Glieder  der  Trachytfamilie    ....  148 

Quarztrachyt                                   148 

Trachyt .175 

Phonolith 188 

Homblende-Andesit 207 

Aogit-Andesit 221 


VIII 


InhaltsverEeicbniss. 


Sandsteine  und  sedimentäre  Schiefer 
Quarzsandstein,  Sandstein 
Quarzgeröll  und  Quarzgrus 
Quarzsand 
Grauwacke    . 
Thonschiefer 
Schieferthon 
Alaunschiefer 

Limmatische  Gesteine 
Kaolin 
Thon     . 
Walkerde      . 
Lehm  und  Löss 
Tschernosem 


Seite 

574 
574 
592 
592 
594 
599 
603 
606 

608 
608 
611 
616 
617. 
620 


Inhaltsyeneichniss.  vii 

Seite 
Homsteinbreccie  und  Quarzbrockenfels  .517 

FlintcoDglomerat  .                 518 

Kalksteinbreccie  und  Kalksteinconglomerat  .518 

Dolomitbreccie  und  Dolomitconglomerat  .521 

Stinksteinbreccie 522 

Kalksteingeröll               522 

Dolomitsand 522 

Tapanhoacanga 522 

Magneteisensand 523 

der  gemengten  krystallinisch-kömigen  Gesteine    .  525 

Granitconglomerat 525 

Syenitconglomerat 525 

Arkose 526 

Felsitporphyrbreccie 526 

Felsitporpbyrconglomerat 529 

Porphyrtuff,  Felsittuff 530 

Grünsteinconglomerat  und  Grünsteinbreccie                .  533 

Grünsteintuff 535 

Schalstein 536 

Klastische  Gesteine  des  Augitporphyr  543 

Trachytbreccie  und  Trachytconglomerat      .                 .  544 

Trachyttuff 544 

Phonolithtuff  und  Phonolithconglomerat  547 

Bimsteinconglomerat 548 

Bimsteintuff 549 

Trass 550 

BimsteingeröU  und  Bimsteinsand          ....  553 

Quarztrachytsand 554 

Alaunstein 554 

Basaltconglomerat 557 

Basalttuff .557 

Peperin 559 

Palagonittuff 560 

Leucittuff               566 

Gröberer  Vulkanschutt 567 

Feinerer  Vulkanschutt 569 

der  gemengten  krystallinisch-schieferigen  Gesteine  572 

Gneissbreccie  und  Gneisscouglomerat  ....  572 

Glimmerschieferconglomerat 572 

Thonschieferconglomerat 572 

Polygone  Conglomerate  und  Gerolle 572 


VIll 


lubftlUvenusichiiiit. 


Saiiditif  inc  und  •««•di  iniMitare  Srhi 
(^uur/.Hiiiifl*«ti-iii,  SmiiUtoiii 
(^iiur/^fröll  und  (juarx|(niH 
(juttrzhiind      .... 
(irauwarke 
ThouÄchiefiT 
Schiefert  hon 
AlaunHchiefcr 

L  i  m  m  a t  i  M  c  h «'  Ct  I*  •«  t  !•  i  n  «• 
Kaolin 

Tl'on     .... 
Walk.nio      . 
Lt'hfu  und  Lo^h   . 
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616 
617 
620 


Zusätze  und  Berichtl|^n|^en. 


Zum  I.  Band. 

Zu  S.  24.  Quarz  erscheint  spärlich  in  dem  Anorthitgestein  (Kugel- 
diorit,  Corsit)  von  Corsica 

Zu  S.  35.  Nosean  bildet  auch  einen  Gemengtheil  gewisser  Leucito- 
phyre;  vgl.  Nosean-Leucitophyr  Bd.  II.  266. 

Zu  S.  45.  Serpentin  tritt  auch  als  Gemengtheil  von  Anorthitgesteinen 
auf;  vgl.  Bd.  II.   136. 

S.  53    Z.  9  v.o.  lies:  Dunit  statt:   Dunnit. 

Zu  S.  191.  Zu  Leopoldshall,  dem  anhaltinischen  Theil  des  sfliss- 
furter  Salzlagers,  fand  sich  ein  neues  Mineral,  Kainit  genannt, 
eine  feinkörnige  Masse  von  gelblicher  oder  grauer  Farbe,  leicht 
in  Wasser  löslich,  aber  an  der  Luft  nicht  feucht  werdend;  sie 
ergab:  Chlor  14.52;  Kalium  13.54;  Natrium  1.30;  Schwefel- 
säure 32.98;    Magnesia   16.49;    Wasser  21.00,    woraus  sich  die 

Formel  (K  Gl  +  2  Mg  S)  -r  6  aq  ableitet  (Rammeisberg,  Zeitschr. 
d.   d.  geol.   Ges.   XVlI.   1865.    649).     Für   den   Kieserit    erhielt 

Rammeisberg  die  Formel  2  Mg  S  -f-  3  aq  (18^  pct.  Wasser)  und 
wegen  des  wechselnden  Wassergehalts  hält  er  es  für  nicht  un- 
wahrscheinlich, dass  der  Kieserit  ursprünglich  wasserfrei  sei. 
Ueber  den  Kainit  vgl.  auch  Zinken,  Berg-  u.  hüttenm.  Zeitg. 
XXIV.  1865.  288.  Ueber  die  Mineralvorkommnisse  von  Stass- 
furt  machte  E.  Reichardt,  welchem  wir  schon  früher  eine  Arbeit 
über  mehrere  derselben  verdanken  (Act.  d.  k.  Leop.  Akad.  d. 
Wiss.  1860)  neue  werthvolle  Mittheilungen  (N.  Jahrb.  f.  Min. 
1866.  321).  Er  stellte  u.  a.  zahlreiche  Analysen  von  Kainit  an, 
welche  indessen  sehr  verschiedenen  Gehalt  an  Schwefelsäure, 
Chlor,  Kali,  Magnesia  und  Wasser  ergaben,  weshalb  er  dieses 
Mineral  für  ein  Gemenge  verschiedener  Salze  hält,  welche  in 
wechselnder  Menge  so  verbunden  sind,  dass  das  Ganze  keiner 
einfachen  chemischen  Formel  entspricht. 

S.  234  Z.  6  V.  u.  lies :  3  Ca  C  4-  2  Mg  C  statt:  2  Ca  C  -}-  Mg  C. 

Zu  S.  247.  Ueber  die  Frage  nach  der  Bildung  der  Dolomite  und 
insbesondere  derjenigen  Südtyrols  handelt  eine  reichhaltige  Arbeit 
von  Scheerer,  worin  dieselbe  vorzugsweise  durch  die  (auf  S.  247 
erläuterte)  Einwirkung  einer  Lösung  von  Magnesiacarbonat  in 
kohlensäurehaltigcm  Wasser  auf  gewöhnliche  oder  magnesiahal- 
tige  Kalksteine  erklärt  wird  (N.  Jahrb.   f   Min.  1866.   1). 

S.  285  Z.  11    V.  u.  lies:   leitmeritzer  statt:   butmeritzer. 

Zu  S.  341.  Ueber  oolithische  Eisenerze  von  Mouries  vgl.  Virlet, 
Bull,   de  la  soc.  geol.  (2)  XXII.  418. 

Zu  S.  385.    Die  Steinkohlenlager  von  Neu-Sud-Wales,    welche  dis- 


X  Zusätze  und  Berichtigungen. 

cordant  auf  goldführenden  Schiefem  und  andern  Gesteinen  liegen 
und  von  dem  Sidney-Kalkstein  bedeckt  werden,  der  entweder  die 
oberste  Steinkohlenformation  oder  die  unterste  Dyas  zu  vertreten 
scheint,  gehören  ihren  Pflanzeuresten  nach  zur  ächten  Steinkoh- 
lenformation;  W.  Keene  im  Quart,  journ.  of  geol.  soc.  XXI.  137. 

Zu  S.  407.  lieber  Erdöl  in  Galizien  vgl.  Posepny,  Jahrb.  d.  geol. 
Reichsanst.  XV.  1865.  351  ;  v.  Cotta,  Berg-  u.  hüttenm.  Zeitg. 
XXV.  No.  7.  S.  53;  auch  N.  Jahrb.  f.  Min.  1866.  367. 

S.  410  Z.  6   v.o.  lies:  Flocken  statt:  Flecken. 

Zu  S.  514.  Naumann  theilte  sehr  detaillirte  Schilderungen  über  die 
Lagerungs-,  Begrenzungs-  und  Alters  Verhältnisse  der  Carlsbader 
Granite  mit  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1866.  145). 


Zum  II.  Band. 

Zu  S.  22.  Den  Feldspath  in  dem  von  vom  Rath  Tonalit  genannten 
Gestein,  welcher  nahezu  auf  das  Sauerstoffverhältniss  1:3:7 
führt,  hat  Kenngott  als  eine  Verwachsung  von  Kalkfeldspath 
(Labrador)  mit  Natronfeldspath  (Oligoklas)  betrachtet ;  er  zeigte, 
dass  er  sich  auf  Grund  der  Analyse  in  ganz  befriedigender  Weise 
als  eine  Verwachsung  von  51.78  Labrador  und  44.46  Oligoklas 
(ausserdem  1.73  Kaolin,  1.60  Thonerde,  0.94  Kieselsäure)  deuten 
lässt.  Auch  versuchte  er  die  Berechnung  der  mineralogischen 
Zusammensetzung  des  Tonalit  -  Gesteins,  welche  sich  allerdings 
hier  und  da  auf  willkührliche  Annahmen  stützen  muss  (Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  XVH.  1866.  569). 

Zu  S.  53  und  92.  In  dem  Melaphyr  von  Breitenbrunn  zwischen 
Küchel  und  Smolenitz  in  den  kleinen  Karpathen,  sowie  in  dem 
IMelaphyr,  welcher  bei  Falgendorf  im  böhmischen  Rothliegenden 
Gänge  bildet,  wies  Tschermak  Olivin  nach.  In  dem  sehr  fein- 
körnigen, bräunlichschwarzen  Augitporphyr  von  der  Giumella 
Alpe,  femer  in  dem  von  Fomo  und  vom  Latemar  liegen  kleine 
braunrothe  bis  eiseuschwarze  Olivinpseudomorphosen  (Tschermak, 
Sitzungsber.  d.  Wien.  Akad.  LII.  1865.  1.  Abth.  265).  Die  petro- 
graphische  Aehnlichkelt  zwischen  Melaphyr  und  Augitandesit, 
zwischen  Augitporphyr  und  Basalt  wird  dadurch  noch  evidenter. 

Zu  S.  121.  üeber  Gabbro  zwischen  Gschwend  und  der  Niedergaben- 
alpe  vgl.  Tschermak,  Sitzungsber.  d.  Wien.  Akad.  LII.  N.  Jahrb. 
f.  Miner.  1866.  366. 

Zu  S.  134  und  318.  Die  Teschenite  Hoheneggers  (Die  geognost. 
Verh.  d.  Nordkarpathen,  Gotha  1861)  aus  der  Gegend  von  Neu- 
titschein, Teschen  und  Bielitz  zerfallen  nach  Tschermak  in  zwei 
verschiedene  Gesteine,  den  Pikrit,  ein  feldspathführendes  Olivin- 
gestein (vgl.  S.  336)  und  den  eigentlichen  Teschenit,  ein  eigen- 
thümliches  Gestein  bestehend  aus  triklinem  Feldspath,  Analcim 
und  bald  Hornblende,  bald  Augit;  nach  der  überaus  basischen 
Zusammensetzung  der  Gesteine  ist  der  Feldspath  Anorthit.  Hier- 
her gehört  das  als  Corsit  (S.  134)  aufgefühite  Gestein  von  Bogu- 
schowitz,    während  das  S.  318   erwähnte  Gestein  vom  Gümbel- 


ZoBätze  und  Berichtigungen.  xi 

berge  ein  Pikrit  ist,  wodurch  nunmehr  auch  der  früher  auifallende 
geringe  Kieselsäure-  und  gi'osse  Magnesiagehalt  desselben  eine 
Erklärung  findet.  Nach  Madelung  darf  den  Tescheniten  kein 
höheres  geologisches  Alter  beigemessen  werden,  als  das  der  obern 
Eocänformation  (Sitzungsber.  d.  geol.  R.anst.  29.  Nov.  1864)  und 
das  Gestein  von  S.  134  gehörte  also  zu  den  jungem,  wie  S.  318 
erwähnt;  nach  Tschermak  aber  gehören  alle  Teschenite  (und 
Pikrite)  zur  altem  und  mittlem  Kreideperiode,  indem  er  ihre 
innerhalb  der  Eocänschichten  erscheinenden  Massen  als  präexi- 
stirend  auffasst  (Sitzungsber.   d.  Wien.  Akad.  8.  März  1866). 

Zu  S.  146.  Im  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  XVI.  1866.  Sitzung  v. 
6.  März  findet  sich  eine  Eintheilung  der  Trachytfamilie  von 
G.  Tschermak,  welche  sich  von  der  im  vorliegenden  Lehrbuch 
getroffenen  nur  durch  die  Bezeichnungen  unterscheidet.  Tscher- 
mak zerfallt  die  Trachyte  in  Sanidinite  (mit  glasigem  Kalifeld- 
spath,  Sanidin)  und  Mikrotinite  (mit  glasigem  Kalk-Natronfeld- 
spath,  Mikrotin,  Oligoklas).  Die  Sanidinite  entsprechen  so  unsern 
Trachyten,  die  Mikrotinite  unsern  Andesiten;  in  jeder  Gruppe 
wird  eine  kieselsäureärmere  Abtheilung  (unser  Sanidin-  und  Sani- 
din-Oligoklastrachyt,  sowie  Andesit)  und  eine  kieselsäurereichere 
Abtheilung  (unser  Quarztrachyt  und  Quarzandesit)  unterschieden. 
Später  (17.  Apr.)  werden  die  kieselsäurereichen  Mikrotinite  unter 
dem  von  Stäche  herrührenden  Namen  Dacit  (vgl.  S.  169)  auf- 
geführt,   obschon  derselbe  auch  sanidinhaltige  Gesteine  umfasst. 

S.  167  Z.  8  V.  o.  lies:  Tokaj  statt:  Tokay. 

Zu  S.  167  und  214.  lieber  >Trachyte  und  Rhyolithe«  der  Umge- 
gend von  Tokaj  enthält  das  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  XVI. 
1866.  82  eine  Abhandlung  von  J.  Szabo,  worin  >Andesit-Trachyt, 
Amphibol-Trachyt,  trachytischer  Rhyolith  und  lithoidischer  Rhyo- 
lith«  unterschieden  werden. 

Zu  S.  221.  Bereits  sind  die  vulkanischen  Gesteine,  welche  die 
jüngsten  submarinen  Eruptionen  (1866)  in  der  Bucht  von  San- 
torin  mit  emporbrachten  (von  den  Inseln  Georg  I,  Aphroessa 
und  Reka)  mineralogisch  und  chemisch  untersucht  worden.  Die 
Gesteine  sind  entweder  feinporös  oder  dicht-pechsteinartig,  meist 
voll  von  kleinen  Blasenräumen,  die  zum  grössten  Theil  mit  einem 
Aggregat  von  weissem,  glasglänzendem  rissigem  Feldspath,  lauch- 
grünem Olivin  und  glänzenden  Magnet eisenkry stallen  erfüllt  sind, 
während  Krystallausscheidungen  dieser  Mineralien  innerhalb  der 
Grundmasse  nur  sehr  spärlich  vorkommen.  Die  Analysen  von 
vier  Gesteinen  stimmen  sehr  wohl  untereinander  überein ;  es 
schwankt  Kieselsäure  v.  66.62—67.35;  Thouerde  v.  13.72—15.72; 
Eisenoxyduloxyd  v.  1.94—2.75;  Eisenoxydul  3.99—4.28;  Kalk 
3.40—3.99;  Magnesia  0.96—1.16;  Kali  1.65— 3.04;  Natron  3.79 
—5.04;  Glühverlust  0.36—0.54.  C.  v.  Hauer  und  Stäche,  von  wel- 
chen diese  Gesteine  untersucht  wurden,  sind  geneigt,  dieselben  den 
quarzführenden  Augit-Andesiten  (z.  B.  Gestein  vom  Guagapichincha) 
anzureihen,  obschon  Augit  nicht  darin  sichtbar  ist  und  auch  eine 
vollständige   Analyse    des    Feldspaths  noch   nicht    durchgeführt 


XII  Zusätze  und  Berichtigungen. 

wurde,  welcher  übrigens  Oligoklas  zu  sein  scheint  (Jahrb.  d. 
geol.  Reichsanst,  Sitzung  v.  17.  April  u.  15.  Mai  1866). 

Zu  S.  237,  212,  302.  Sehr  werthvolle  Gesteinsanalysen  wurden 
neuerdings  von  C.  v.  Hauer,  F.  v.  Andrian  und  E.  v.  Somma- 
ruga  veranstaltet;  es  gelangten  zur  Untersuchung  Hornblende- 
Andesite  (Grünsteintrachyte  und  graue  Trachyte  v.  R.)  aus  der 
Umgegend  von  Schemnitz,  welche  mit  den  S.  212  aufgeführten 
Analysen  wohl  übereinstimmen,  ferner  marekanitartige  Obsidian- 
knollen  aus  dem  Bimsteintuff,  Basaltlava,  Doleritlava,  felsitischor 
Quarztrachyt,  letztere  sämmtlich  von  der  Insel  St.  Paul  im  in- 
dischen Ocean  (Jahrb.  d.  geol.  lleichsanst.  XVI.   1866.   121). 

Zu  S.  330  ff.  F.  Sandberger  hat  im  N.  Jahrb.  f.  Min.  1866.  385 
eine  sehr  interessante  Arbeit  über  Olivingesteine  mitgetheilt.  Im 
Lherzolith  von  Lherz  in  den  Pyrenäen  beobachtete  er  sehr  deut- 
liche Oktaeder  von  Picotit;  ebenfalls  fand  er  Picotit  in  dem 
S.  334  angeführten  Gestein  von  Wallenfels  bei  Tringenstein  in 
Nassau.  Ein  ferneres  Iherzolithartiges  Olivingestein  erscheint  bei 
Konradsreuth  unfern  Hof  in  Oberfranken ;  neben  Olivin  enthält 
dasselbe  zahlreiche  schwarze  Körner  und  Oktaeder  (Picotit),  bis 
6  Centim.  lange  blassbläuliche  Enstatite  und  hexagonale  Tafeln 
eines  Chlorit  (Chromdiopsid  scheint  gänzlich  zu  fehlen).  In  einer 
grosskörnigen  Varietät  des  Gesteins  vom.  Ultenthal  (S.  335)  be- 
obachtete er  BroDKitausscheidungeu  bis  zu  6  Centim.,  Chrom- 
diopsid bis  zu  2  Centim.  Länge,  Picotit  in  Körnern  und  abge- 
rundeten Oktaedern  bis  zu  Erbsengrösse,  seltenen  Magnetkies. 
Femer  wies  er  nach,  dass  —  entsprechend  der  S.  336  geäusser- 
ten Vermuthung  —  die  in  zahlreichen  Basaltvorkommnissen  ein- 
geschlossenen Olivinmassen  Bronzit,  Chromdiopsid  und  Picotit 
enthalten,  z.B.  die  von  Neurod  bei  Wiesbaden,  vom  Stempel  bei 
Marburg,  Kosakow  in  Böhmen,  Unkel  bei  Bonn  u.  s.  w.  Den 
Bronzit  in  den  letztern  Olivinmassen  hatte  Nöggerath  schon  im 
Jahre  1824  aufgefunden  (Gebirge  in  Rheinland- Westphalen  III. 
285).  Sandberger  hält  im  Dunit  v.  Hochstetters  die  als  Chrom- 
eisen aufgeführten  schwai*zen  Körner  für  Picotit  (da  sie  die  Härte 
8  haben,  während  diese  bei  Chromeisen  nur  5.5  beträgt)  und  be- 
obachtete auch  nach  der  Einwirkung  von  Salzsäure  sehr  seltene 
helllauchgrüne  Körner  von  Chromdiopsid,  sowie  Enstatit ;  er  ist 
daher  der  Ansicht,  dass  eine  Unterscheidung  von  Dunit  und 
Lherzolith  grundlos  sei :  der  Dunit  sei  ein  Lherzolith,  welcher 
zwei  für  diesen  charakteristische  Mineralien  (Diopsid  und  Ensta- 
tit; nur  local  und  in  geringer  Menge  enthalte;  er  schlägt  da- 
her vor,  beide  Gesteine  unter  dem  Namen  Olivinfels  zu  vereini- 
gen (vgl.  auch  N.  Jahrb.  f.  Miner.  1865.  449).  v.  Hochstetter 
suchte  dagegen  mehrere  berechtigt  scheinende  Einwände  zu  ma- 
chen, N.   Jahrb.  f.  Miner.   1866.  77. 

Zu  S.  548.  Ueber  den  Phonolithtuff  des  Hegaus  vgl.  Stöhr,  Neues 
Jahrb.  f.  Miner.   1866.   72. 


Oll  i^oklasi^estel  ne. 

Dazugehört  in  krystallinisch-körniger  Ausbildung  Diorit,  in 
porphyri scher  Porphyrit  (mit  Kersanton  und  Kersantit)  und 
Melaphyr  (auch  Uralitporphyr  wenigstens  z.  Th.). 

Diorit. 

Grünstein  z.  Th. 

Der  Name  Diorit  vom  griechischen  dtogiXfiv  rührt  von  Hauy 
her,  welcher  damit  zuerst  1822  in  seinem  Traite  de  Mineralogie 
(IV.  541)  grobkörnige  Gesteine  bezeichnete,  welche  aus  weissem 
Feldspath  und  schwarzer  Hornblende  bestanden,  deren  Gemengtheile 
also  scharf  von  einander  gesondert  und  deutlich  von  einander  zu 
unterscheiden  waren.  Alexander  Brongniart  benannte  diese  Gesteine 
später  Diabas,  Hausmann  indessen  wandte  diesen  Namen  zur  Be- 
zeichnung der  Aiigitgrünsteine  an  (Ueber  die  Bildung  des  Harzge- 
birgs  1842.  18)  und  hielt  für  die  Uomblendegrünsteine  den  alten 
Hauy'schen  Namen  Diorit  fest ;  Naumann  folgte  nach  und  der  Name 
Diorit  ist  nunmehr  in  einer  der  ursprünglichen  mehr  genäherten 
Bedeutung  allgemein  gültig.  Hauy  erachtete  noch  den  Feldspath 
seines  Diorit  für  Orthoklas,  später  stellte  es  sich  heraus,  dass  er 
ein  triklinischer  sei. 

Der  Diorit  ist  ein  krystallinisch-körniges  Gemenge  von  trikli- 
nischem,  sich  durch  Zwillingsstreifung  auszeichnendem  0 1  i  g  okl  a s 
und  Hornblende,  wozu  sich   manchmal  Quarz  gesellt. 

G.  Rose  hielt  in  seiner  vortrefflichen  Arbeit :  ȟber  die  Ge- 
birgsarten,  welche  mit  dem  Namen  Gcünstein  und  Grünsteinporphyr 
bezeichnet  werden«  (Poggend.  Annal.  1835.  XXXIV.  1)  den  Feld- 
spath des  Diorit  für  Albit,  fügte  jedoch  die  Bemerkung  hinzu,  dass 
wahrscheinlich  auch  Oligoklas  als  Gemengtheil  der  Grünsteine  auf- 
treten könne ;  im  spätem  Verlauf  seiner  Untersuchungen  ergab  sich 
ihm  das  Resultat,  dass  der  Albit  niemals  ein  Gemengtheil  krystal- 

Zirkel,  Tetrogruphie.    II.  "^ 


2  Diorit 

liniscber  Gesteine  sei,  sondern  stets  nur  auf  Gesteinsklüften  und  in 
Gesteinsdrusen  vorkomme. 

Mit  der  Bezeichnung  Diorit  pflegt  man  zur  Zeit  gar  verschie- 
denartige Gesteine  zu  belegen.  Es  rührt  dies  daher,  dass  man  die- 
sen Namen  auf  eine  grosse  Anzahl  von  Gesteinen  ausdehnte,  in 
welchen  man  überhaupt  einen  zwillingsgestreiften  Feldspath  neben 
Hornblende,  auf  deren  Gegenwart  mau  stets  ein  wesentliches  Ge- 
wicht legte,  erkannte;  obschon  es  sich  später  erwies,  dass  er  bald 
Oligoklas,  bald  Labrador,  bald  Anorthit  sei,  beliess  man  dennoch 
allen  diesen  Gesteinen  den  einmal  üblichen  Namen  Diorit,  war  aber 
dafür  gezwungen,  den  Feldspath  des  Diorit  in  sehr  weiten  Gren- 
zen schwanken  zu  lassen.  Halten  wir  daran  fest,  die  Feldspathe 
führenden  Gesteine  nach  der  Natur  dieser  zu  classificiren  und  ein- 
zeln zu  benennen,  so  stellt  sich  diese  Ausdehnung  des  Begriö's  Dio- 
rit in  der  That  als  eine  missliche  und  unstatthafte  dar ;  am  ein- 
fachsten wird  dies  dadurch  gehoben,  dass  man  sich  entschliesst,  fort- 
an nur  diejenigen  mit  Oligoklas  oder  oligoklasähnlichem  Feldspath 
als  Diorite  zu  bezeichnen,  während  die  labrador-  oder  anorthithal- 
tenden  sog.  Diorite  andern  Gesteinsarten  zugewiesen  werden.  Da 
unter  den  bis  jetzt  zum  Diorit  gezählten  Gesteinen  die  Mehrzahl 
entweder  nachgewiesenermaassen  oder  höchst  wahrscheinlich  Oligo- 
Idas  führt,  so  fallen  dadurch  im  Grossen  und  Ganzen  die  Grenzen 
des  neuen  Diorit  nicht  sehr  verschieden  von  denen  des  alten  aus, 
denn  es  sind  verhältnissmässig  nur  wenige  Gesteine,  welche  abge- 
löst werden.  Der  Diorit  bietet  dann  ganz  dieselbe  Miueralcom- 
bination  dar,  welche  unter  den  jungem  Gesteinen  sich  als  Horn- 
blende-Andesit    wiederfindet. 

Der  gestreifte  Oligoklas  ist  gewöhnlich  weiss,  gelblich- 
oder  grünlich  weiss,  seltener  röthlich,  bald  glänzend,  bald  matt  und 
seine  polysynthetischen  Krystalle  sind  häufig  nach  dem  Gesetz  der 
Carlsbader  Orthoklaszwillingc  verwachsen.  Der  Feldspath  des  Dio- 
rit vom  Piz  Rosag  ist  nach  vom  Rath  Kalkoligoklas  mit  der  Zusam- 
mensetzung: Kieselsäure  57. &4,  Thonerde  22.99,  Eisenoxyd  3.92, 
Kalk  8.09,  Magnesia  0.37,  Natron  5.25,  Kali  1.79,  Glühverlust 
1.32  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  IX.  259);  das  spec.  Gew.  beträgt 
2.838.  Ein  fast  ganz  genau  mit  der  Formel  stimmender  Oligoklas 
ist  derjenige,  welchen  Kersten  aus  dem  Diorit  von  Marienbad  in 
Böhmen  analysirte  mit:  Kieselsäure  63.20,  Thonerde  23.50,  Eisen- 


Oligoldas  im  Diorit.  8 

oxyd  0.31,  Kalk  2.42,  Magnesia  0.25,  Natron  7.42,  Kali  2.22  und 
dem  spec.  Gewicht  von  2.631  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1845.  653).  De- 
lesse  erkannte  den  Feldspath  der  glimmerreichen  Diorite  von  Vaugne- 
ray  (Dep.  der  Rhone)  und  von  Clefcy  in  den  Vogesen  als  Oligoklas, 
auch  die  ägyptischen  Diorite  zwischen  Syene  und  der  Insel  Phylae 
enthalten  nach  ihm  Oligoklas  (Annales  des  mines(4)XIX.  1851.  149). 
Aechte  OHgoklase  sind  die  20II-  oder  über  einen  Zoll  grossen  Feld- 
spathe  aus  dem  Diorit  vom  Mount  Johnson  in  Canada,  in  welchen 
Sterry  Hunt  fand:  Kieselsäure  62.05,  Thonerde  22.60^  Eisenoxyd 
0.75,  Kalk  3.96,  Kali  1.80,  Natron  7.35,  Glühverlust  0.80  (Amer. 
joum.  of  sc.  (2)  XXVII.  1859.  340).  Auch  diejenigen  Gesteine 
scheint  man  zu  dem  Diorit  rechnen  zu  müssen,  welche  den  als  An- 
desin  aufgeführten  Feldspath  enthalten,  da  man  denselben  am  besten 
mit  Ch.  DQville,  G.  Rose  und  G.  Bischof  als  einen  zersetzten  Oligo- 
klas betrachtet.  Im  Diorit  von  Faymont  fand  Delesse  >Andesin« 
mit  59.38  pct.,  im  Diorit  von  Fouday  ebensolchen  mit  59.2  pct. 
Kieselsäure;  im  erstem  beobachtete  er  Quarz  in  kleinen  Schnüren 
und  Kömern,  es  ist  dies  vielleicht  die  bei  der  Zersetzung  des  Feld- 
spaths  ausgeschiedene  Kieselsäure.  Der  Diorit  von  Chalanches  d'Alj 
lemont  in  den  Dauphine- Alpen  enthält  nach  Lory  neben  glänzender 
dunkelgrüner  breitblätteriger  Hornblende  einen  feldspath  von  der 
Znsammensetzung:  Kieselsäure  59.4,  Thonerde  24.2.  Eisenoxyd  0.6, 
Kalk  3.6,  Magnesia  Spuren,  Kali  3.4,  Natron  7.0,  Wasser  1.48, 
welchen  er  dem  Andesin,  welchen  aber  selbst  Rammeisberg,  der  sonst 
die  Selbständigkeit  des  Andesin  aufrecht  zu  erhalten  sucht,  dem 
Oligoklas  zurechnet.  Auch  der  krystallisirteu  Prehnit  enthaltende 
Diorit  aus  den  Umgebungen  von  Bourg  d'Oisans  umschliesst  einen 
ebenso  constituirten  Feldspath;  Lory  nennt  diese  Ilornblendegesteine 
seltsamerweise  Diabase  (Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VII.  1850.  540). 
Der  nach  Delesse  Anorthit  führende  >Kugeldiorit«  von  Cor- 
sica,  der  » Diorit <  vom  Konschekowskoi- Kamen  im  Ural,  die  »Dio- 
rite* von  Boguschowitz  bei  Teschen  werden  den  Anorthitgesteinen 
zugewiesen.  Der  Labrador  führende  »Diorit«  vom  Pont -Jean  bei 
St.  Maurice  in  den  Vogesen  (Delesse,  Annales  des  mines  (4)  XVI. 
1849.  342),  sowie  der  gleichfalls  Labrador  enthaltende  aus  dem 
östlichen  Theile  der  Berge  des  Beaujolais  zwischen  Saöne  und  Loire 
(Drouot,  Annales  des  mines  (5)  VIII.  1855.  311)  fallen  den  Dia- 
basen zu. 


4  Hornblende  und  Quarz  im  Diorit. 

Die  Hornblende  ist  meistens  die  sog.  gemeine  Hornblende, 
schwärzlichgrün  bis  grünlichschwarz  mit  starkem  Glanz  auf  den 
Spaltungsflächen,  gewöhnlich  körnige  Individuen  oder  kurze  Säulen 
mit  fast  tafelartigem  blätterigem  Bruch  bildend  ;  bisweilen  sind  kleine 
Hornblendenädelchen  zu  strahligen  Büscheln  zusammengruppirt,  hier 
und  da  geht  auch  die  Hornblende  im  Diorit  in  den  Strahlstein  über. 
Feldspath  und  Hornblende  sind  selten  in  gleichem  Verhältniss  mit 
einander  gemengt :  in  den  meisten  Dioriten  waltet  die  Hornblende 
vor  und  bedingt  deren  dunkle  Färbung,  ja  in  manchen  ist  der  Feld- 
spath in  so  spärlicher  Menge  vertreten,  dass  sie  beinahe  wie  reine 
Hornblendegesteine  erscheinen,  z.  B.  in  sehr  vielen  der  sog.  Ophite 
der  Pyrenäen;  in  dem  uralischen  Diorit  (vielleicht  auch  Anorthit- 
gestein)  von  der  Schischimskaja-Gora  bildet  der  Feldspath  nur  ver- 
einzelte Kömer,    eingesprengt   in  einem  Aggregat  von  Hornblende. 

A\*ie  es  bei  den  Orthoklasgesteinen  der  Fall  ist,  so  ist  auch 
bei  dem  Oligoklasgestein  Diorit  ein  Theil  quarzhalt  ig,  ein  an- 
derer Theil  quarzfrei.  Die  quarzführenden  Dionte  stehen  mit 
den  quarzfreien  durch  ganz  allmähliche  Uebergänge  in  Verbindung ; 
in  einer  einzigen  Dioritablagerung  ist  graulichweisser  Quarz  hier 
gar  nicht,  dort  nur  spurenhaft,  dort  etwas  reichlicher  vertreten, 
wobei  in  den  grobkörnigen  Varietäten  der  Quarz  häufiger  zu  sein 
scheint,  als  in  den  feinkörnigen  schieferigen  und  porphyrischen. 

Zu  den  quarzführenden  Dioriten,  welche  ihre  Parallele  in  den 
quarzführenden  Porphyriten  besitzen,  gehören  das  Gestein  von  Clef- 
cy  in  den  Vogesen,  von  der  Hohne  im  Harz ;  das  Gestein  vom  Sil- 
bergrund und  vom  Ehrenberg  bei  Ilmenau  mit  weissem  Oligoklas, 
schwarzgrüner  Hornblende,  meist  viel  rauchgrauem  Quarz,  wenig 
oder  keinem  Glimmer,  zuweilen  viel  Titanit,  welches  mit  orthoklas- 
armen Syenitgraniten  zusammenhängt ;  das  aus  Hornblende,  Oligo- 
klas, wenig  Quarz  und  Titanit  gemengt«  Gestein  von  Donegal  in 
Irland,  welches  Haughton,  obschon  es  orthoklasfrei  ist,  Syenitgranit 
nannte  (Qu.  journ.  of  the  geol.-soc.  XVIII.  416);  das  von  A.  Ga- 
dolin  als  Granit  bezeichnete  orthoklasfreie  Gestein,  welches  in  der 
Umgegend  von  Kronoborg  am  nordwestlichen  Ende  des  Ladoga-See 
vorkommt  und  aus  vorherrschendem  graulichgiünem  Oligoklas  mit 
etwas  dunkelm  Glimmer  und  graulichem  Quarz  in  geringer  Menge 
besteht,  ein  quarzführender  Glimmerdiorit  (vgl.  unten ;  Geogn.  Be- 
obacht.  an  d.  Küst.  d.  Lad.  S.   Petersburg  1858.  22).      Auch    das 


Hornblendediorit  und  Glimmerdiorit.  5 

von  vom  Rath  als  Tonalit  beschriebene  Gestein  vom  Monte  Ada- 
mello  scheint  hierher  zu  gehören  (vergl.  Tonalit  als  Anhang  zum 
Diorit).  Zu  den  quarzfreien  Dioriten  sind  u.  a.  zu  rechnen  der 
grobkörnige  Diorit  von  Chateau-Lambert  (Obere  Saone),  der  von 
Fondrome  in  den  Vogesen,  von  Klausen  in  Südtyrol. 

Auch  in  dem  Diorit  macht  sich,  wie  es  bei  dem  Orthoklas- 
gestein Syenit  der  Fall  ist,  die  Vertretung  von  Hornblende  durch 
Glimmer  geltend :  die  Diorite  enthalten  nicht  selten  neben 
der  Hornblende  braunen  oder  schwarzen  Glimmer.  Diejenigen 
Diorite,  in  denen  der  Glimmer  die  Hornblende  überwiegt,  könnte 
man  als  Glimmerdiorite  (Diorites  micacees  Delesse)  im  Gegen- 
satz zu  den  Hornblendedioriten  bezeichnen  (analog  den 
Glimmersyeniten  und  llornblendesyeniten,  den  Glimmerporphyriten 
und  Homblendeporphyriten).  Glimmerdiorit  ist  bald  quarzführend 
(s.  oben),  bald  quarzfrei,  nahe  verwandt  ist  ihm  der  Kersantit.  Zu 
den  glimmerhaltigen  Dioriten  gehört  u.  a.  das  Gestein  von  Clefcy 
bei  P'raize  in  den  Vogesen,  welches  im  Granit  aufsetzt,  in  den  es 
an  mehrem  Punkten  auf  unmerkliche  Weise  übergeht ;  es  besitzt 
granitisch -körnige  Structur,  einen  gestreiften  Oligoklas  (s.  oben), 
beim  üebergang  in  den  Granit  auch  Orthoklas,  Quarz  ebenfalls 
namentlich  in  denjenigen  Varietäten,  die  in  Granit  übergehen,  schön 
grüne  Hornblende  und  braunschwarzen  Glimmer.  Aehnliche  Ge- 
steine erwähnt  Delesse  aus  dem  Südwesten  von  Syene,  besonders 
vom  Berge  Baram ;  zwischen  Syene  und  der  Insel  Phylae  sind  viele 
mächtige  Gänge  davon  zu  beobachten;  auch  das  aus  Oligoklas, 
Hornblende  und  Glimmer  zusammengesetzte  Gestein,  welches  bei 
Vaugneray  im  Dep.  der  Rhone  einen  sehr  mächtigen  Gang  im  Gneiss 
bildet,  ist  hierher  zu  rechnen,  v.  Hochstetter  fand  ausgezeichneten 
Glimmerdiorit  bestehend  aus  Oligoklas,  lauchgrüner  Hornblende  und 
viel  tombakbraunem  Glimmer  am  Mühlberge  bei  Dreihacken  im 
Böhmerwald  ;  auch  tritt  nach  ihm  Glimmerdiorit  in  schönen  Varie- 
täten an  der  Strasse  zwischen  Schönfeld  und  Schlaggenwald  im 
böhmischen  Erzgebirge  auf  (Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  VII.  1856.  322). 
Neuerdings  berichtete  Massieu  über  Gesteinsvorkommnisse  bei  Pler- 
neuf  und  Pont-des-iles  zwischen  Kennes  und  Guingamp  in  der  Bre- 
tagne, welche  zweifelsohne  characteristische  quarzhaltige  Glimmer- 
diorite darstellen :  sie  führen  Quarz,  einen  überall  gestreiften  Feld- 
spath,  grüne  Hornblende,  ziemlich  viel  grünen  Glimmer,  Eisenkies 


6  Spärlicher  Orthoklas  im  Diorit.     Oligoklas-Augitgestein. 

und  wenig  EiseDglanz  und  gehen  über  in  Kersantit  and  fast  feld- 
spathfreien  Hornblendeschiefer  (Comptes  rendus  LIX.  1864.  129). 
Auch  der  Diorit  des  Piz  Rosag  in  Graubündten  gehört  Jiierher. 

Dadurch,  dass  im  Oligoklas-Syenit  der  Orthoklas  ganz  durch 
Oligoklas  ersetzt  wird,  geht  ersterer  in  Diorit  über;  Zwischen- 
gesteine, welche  nur  sehr  geringe  Mengen  von  Orthoklas  be- 
sitzen, wird  man  zweckmässiger  zum  Diorit  als  zum  Syenit  rech- 
nen. In  gleicher  Weise  gehen  durch  das  allmähliche  Verschwinden 
des  Orthoklas  im  Granit  und  Granitsyenit  quarzbaltige  Glimmer- 
und Hornblendediorite  hervor  und  auch  hier  kann  man  die  höchst 
orthoklasarmen  Glieder  den  Dioriten  beigesellen.  Dahin  gehört  z.  B. 
das  Gestein  von  Langebach  und  dem  Leiteisberg  bei  Ilmenau  mit 
grünlichem  Oligoklas,  wenig  rauchgrauem  Quarz,  fast  keinem  Or- 
thoklas, wenig  Hornblende,  etwas  Glimmer  (grüner  Granitit  K.  v. 
Fritsch).  Sehr  oligoklasreiche  nur  spärlichen  Orthoklas  führende 
> Granite«  erscheinen  zu  Plessberg  bei  Abertham,  Salmthal  und 
Lindig  in  Böhmen,  Seidenbach  im  Odenwald.  Im  Diorit  von  der 
Hohne  im  Harz  sieht  Keibel  den  spärlichen  röthlichen  Feldspath 
neben  dem  weissen  unzweifelhaften  Oligoklas  als  Orthoklas  an.  Auch 
der  Tonalit  vom  Rath's  enthält  sehr  geringe  Mengen  von  Orthoklas 
als  >accessorischen  Gemengtheil«. 

Während  unter  den  jungem  Oligoklasgesteinen  zu  den  augit- 
haltigen  Andesiten  zahlreiche  wohlerforschte  Gesteine  gehören,  ist 
unter  den  altern  krystallinisch-körnigen  Gesteinen  die  Combination 
von  Oligoklas  und  Augit  fast  gar  nicht  bekannt ;  dies  scheint 
zum  grössten  Theil  daher  zu  rühren,  dass  man  alle  solche  Augit- 
gcsteine  dem  Diabas  zuwies  und  es  werden  sich  unter  den  augit- 
führenden  Diabasen  ohne  Zweifel  bei  näherer  Untersuchung  Gesteine 
finden,  deren  Feldspath  Oligoklas  ist.  Für  die  in  Re^e  stehende 
phanerokrystallinische  Mineralcombination  gibt  es  auch  zur  Zeit 
noch  keinen  Namen  und  erst  alsdann,  wenn  solche  Gesteine  genauer 
bekannt  sind,  wird  sich  die  Not h wendigkeit  herausstellen,  einen  sol- 
chen zu  schaflen.  Müsste  mau  nicht  voraussetzen,  dass  mit  der  Be- 
zeichnung Diorit  der  Begriff  des  Homblendegehalts  allzu  eng  ver- 
knüpft ist,  so  liesse  sich  für  jene  Gesteine  der  Name  Augit- 
Diorit  vorschlagen,  vollkommen  analog  dem  Augit- Andesit ;  die 
porphyrische  Ausbildung  derselben  stellt  sich  als  Melaphyr  dar. 
Aus  der  Zusammensetzung  der  Melaphyxe  und  Augit- Andesite  lässt 


Komgrösse  der  Diorite.     Unterscheidung  von  Diabasen.  7 

sich  für  jene  Gesteine  der  Schluss  ziehen,  dass  sie  wohl  vorzugsweise 
quarzfrei  ausgebildet  sind  und  auch  nur  selten  Glimmer  enthalten. 
Auf  diese  Weise  würden  sich  die  altern  krystallinisch-kömi- 
gen  Oligoklasgesteine  folgendermaassen  gliedern: 

I.  Hornblende-Diorit,  III.  Oligoklas-Augitgestein 

a)  quarzhaltig,  b)  quarzfrei.  (Augit-Diorit). 

II.  Glimmer-D iorit, 

a)  quarzhaltig,  b)   quarzfrei. 

In  Folgendem  ist  stets  von  den  Homblende-Dioriten  die  Rede,  da, 
wie  erwähnt,  die  Reihe  der  Oligoklas-Augitgesteine  sich  erst  durch 
spätere  Untersuchungen   gestalten  muss. 

Die  Grösse  des  Korns  bei  den  Dioriten  ist  eine  sehr  wech- 
selnde, das  Gefüge  durchläuft  alle  Grade  von  grosskörnig  bis  fein- 
kömig;  werden  die  Körner  so  klein,  dass  mau  sie  selbst  kaum 
mehr  mit  der  lioupe  erkennen  kann,  so  entsteht  ein  scheinbar 
dichtes  Gestein,  ein  dioritischer  Aphanit,  und  in  diesem  fein- 
körnigen Zustande  vermag  man  mineralogisch  die  Diorite  nicht  mehr 
von  den  Diabasen,  welche  auch  darin  erscheinen,  zu  unterscheiden. 
V.  Cotta  macht  über  diesen  Wechsel  im  Korn  folgende  interessante 
Bemerkung :  Wo  der  Diorit  grössere  Kuppen  bildet,  da  ist  er  grob- 
körnig, deutlich  gemengt,  syenitähnlich;  in  den  nur  10 — 20  Fuss 
mächtigen  Gängen  zeigt  er  sich  schon  weit  feinkörniger,  in  den  2 
— 4  Fuss  mächtigen  dicht,  dunkelgrün  bis  schwarz,  aphanitisch  und 
basaltähnlich,  in  den  2 — 4  zölligea  Gängen  endlich  dicht  und  schwarz, 
durchaus  basaltähnlich  (Geogn.  Beschr.  d.  Königr.  Sachsen  1845. 
ni.  19).  Nach  Delesse  liegen  oft  an  einem  und  demselben  Stück 
ganz  grobkörnige  und  ganz  feinkörnige  Stellen  neben  einander. 
Durch  eine  parallele  Anordnung  der  Gemengtheile  wird  eine  Par- 
alleltextur hervorgebracht  und  entsteht  der  Dioritschiefer. 

Zur  Unterscheidung  der  Diorite  von  den  Diabasen,  welche 
manchmal,  namentlich  in  den  feinerkörnigen  Varietäten  beider  Ge- 
steine höchst  schwierig  ist,  können  in  gewissen  Fällen  einige  ab- 
weichende Eigenschaften  der  Feldspathe  beitragen.  Feldspathreiche 
Dioritsplitter  schmelzen  beträchtlich  schwerer  vor  dem  Löthrohr  als 
feldspathreiche  Diabitssplitter ;  in  letztem  löst  sich  der  basischere 
F^eldspath  unter  Zurücklassung  von  Kieselsüurepulver,  während  die 
Diorite  einen   Feldspath  enthalten,  welcher  in  Säuren  unlöslich  ist. 


8  Accessorische  Gemengtheile  im  Diorit. 

Aach  ist  das  spec.  Gewicht  der  Diorite  stets  geringer  als  das  der 
Diabase.  Ein  Quarzgehalt  der  Gesteine  spricht  auch  dafür,  dass 
sie  Diorite  und  keine  Diabase  seien.  Aphanitische  Gesteine,  welche 
mit  Säuren  brausen,  werden  auch  weit  eher  zum  Diabas  als  zum 
Diorit  zu  rechnen  sein,  da  der  Labrador  viel  leichter  zersetzbar 
ist  und  viel  mehr  kohlensauren  Kalk  liefert  als  der  Oligoklas. 

Feinkörnige  Syenite  und  feinkörnige  Diorite  zeigen  gleichfalls 
oft  grosse  Uebereinstimraung  im  äussern  Ansehen,  das  spec.  Gewicht 
der  Syenite  dürfte  aber  im  Ganzen  etwas  gerioger  sein,  als  das 
der  Diorite  und  v.  Cotta  macht  auch  darauf  aufmerksam,  dass  im 
Diorit  der  Feldspath  leichter  zu  verwittern  pflegt,  als  die  Horn- 
blende, während  im  Syenit  beide  Gemengtheile  gleichmässiger  ver- 
wittern. Der  Diorit  enthält  in  der  Regel  mehr  Eisenkiesbeimengung 
als  der  Syenit,  dieser  häufiger  Titanit  als  jener. 

Als  accessorische  Gemengtheile  werden  im  Diorit  angegeben: 
Eisenkies  in  Würfeln  oder  kleinen  Körnern,  eine  häufige  Erschei- 
nung ;  auch  Magnetkies,  Magneteisen  (Eisenbach  in  Ungarn,  Harz), 
Titaneisenerz,  Epidot ;  Eisenkies  und  Epidot  scheinen  häufig  secuo- 
därer  Entstehung  zu  sein,  der  letztere  ist  ebensowohl  auf  Kosten 
der  Hornblende  als  des  Feldspaths  entstanden  (N.  Jahrb.  f.  Miner. 
1862.  425)  ;  Apatit  in  kleinen  Nadeln  an  den  Hühnbergen  im  Thü- 
ringer Wald ;  Granat  im  Dioritschiefer  am  nördlichen  Ufer  des  Bober 
bei  Kupferberg  in  Schlesien;  Titanit  am  Ehrenberg  bei  Ilmenau 
im  Thüringer  Wald,  bei  Pierre-Breffiere  (Obere  Vienne),  nach  Rose 
im  grobkörnigen  Diorit  von  der  Wiazka  im  Ural,  nach  Delesse  in 
über  centimetergrossen  Krystallen  im  Diorit  von  Faymont,  Vogesen ; 
Rutil  nach  Senft  bei  Ruhla  im  Thüringer  Wald. 

Manche  Diorite  enthalten  eine  nicht  unbedeutende  Menge  von 
Ghlorit,  welcher  häufig  als  lauchgrüne  oder  graugrüne  Schüpp- 
chen zu  erkennen  ist,  und  die  so  häufige  grünlichweisse  Farbe  der 
Oligoklase  ist  auch  vorzugsweise  durch  Beimengung  von  Chlorit- 
staub  hervorgebracht.  Solche  chloritreiche  Diorite  zeichnen  sich  mei- 
stens durch  Armuth  an  Hornblende  aus,  so  dass  diese  beiden  Mi- 
neralien in  einer  Weschselbeziehung  zu  stehen  scheinen ;  vom  Rath 
fand  in  der  Mittelmoräne  des  Morteratsch-Gletschers  im  Bernina- 
gebirge einen  chlor i tischen  Diorit,  dem  Hornblende  ganz  fehlt.  Die 
chlorithaltigen  Diorite  werden  durch  Salzsäure  entfärbt,  welche 
selbst  dadurch  eine  grünliche  oder  hellbräunliche  Färbung  annimmt. 


Analysen  von  Dioriten.  9 

Da  die  sebr  feinkörnigen  Diorite,  deren  mineralogische  Elemente 
sich  selbst  mit  der  Loupe  nicht  mehr  erkennen  lassen,  grossentheils 
durch  Behandlung  mit  Salzsäure  eine  Bleichnng  erleiden,  so  ist 
vermnthlich  darin  auch  ein  nicht  unbedeutender  chloritischer  An- 
theil  vorhanden. 

An  Analysen  von  unzweifelhaften  Dioriten  herrscht  grosser 
Mangel. 

I.  Feinkörniger  Diorit  aus  Hornblende,  weissem  und  röthlichem 
Oligoklas  (Orthoklas?),  Magneteisen  und  3J  pct.  Quarz.  Hohne  im 
Harz,  Ostgrenze  des  Brocken-Granit.  Keibel,  Zeitschr.  d.  d.  geol. 
Ges.  IX.   1857.  575. 

n.  Grobkörniger  Diorit  von  der  Rosstrappe  im  Harz  mit  un- 
regelmässig begrenzten  schwarzen  oder  grünlichen  Hornblendepar- 
tieen  und  weissem  oder  schmutziggelbem  Feldspath.  C.W. C.Fuchs, 
N.  Jahrb.  f.  Min.   1862.  812. 

ni.  Druselthal,  oberhalb  Herges-Voigtei  bei  Schmalkalden,  mit 
Hornblende,  gestreiftem  Feldspath,  spärlichem  Quarz.  Söchting, 
Zeitschr.  f.  ges.  Naturw.  1854.  199.  Von  Söchting  als  Melaphyr 
aufgeführt,  ist  nach  Roth  und  Senft  Diorit. 

IV.  Schieferiger,  hornblendereicher,  quarzfreier  Diorit  von 
Fondrome  in  den  Vogesen.  Delesse,  Annal.  des  mines.  (4)  XIX. 
1851.   150. 

V.  Glimmerhaitiger,  sehr  quarzarmer  Diorit  mit  viel  grünlich- 
weissem  Oligoklas  und  überwiegender  Hornblende,  von  Clefcy  bei 
Fraize  in  den  Vogesen.     Delesse,  ebendas.  159. 

I.        u.         m.       IV.     .   V. 

Kieselsäure      ....  54.65  51.07  60.88  48.50  48.90 

Thonerde 15.72  22.12  18.75  17.10  18.50 

Eisenoxyd 2.00  —  9.39  —  — 

Eisenoxydul     ....     6.26  9.28  —  16.26  11.92 

Mangauoxydul      .     .     .     Spur  —  —  Spur  0.50 

Kalk 7.83  6.11  2.08  7.99  5.47 

Magnesia 5.91  2.09  0.54  6.10  9.70 

KaU 3.79  3.25  1.98  1.05  1.26 

Natron 2.90  4.11  5.21  2.20  2.35 

Wasser  u.  Glühverlust  .     1.90  1.21  1.02  0.80  1.40 

roo.96"  9^.24  99785  100.00  100.00 

I  führt  noch  Spuren  von  Chlor,  Phosphorsäure  und  Schwefel ; 


10  Varietäten  des  Diorit. 

in  0.53  Kohlensäure;  V  Spuren  von  Chromsäure.  Je  nach  dem 
Quarzgehalt,  dem  frischen  oder  verwitterten  Zustande  der  Gemeug- 
theile  schwanken  die  Analysen  in  weiten  Grenzen.  Der  Kieselsäure- 
gehalt ist  in  den  Dioriten  durchschnittlich  etwas  niedriger  als  bei 
den  Syeniten,  sonst  stimmt  das  Verhältniss  der  chemischen  Bestand- 
theile  im  Allgemeinen  ziemlich  überein.  Durch  das  Eintreten  der 
kieselsäurearmen  Magnesiaglimmer  wird  der  Gesammtgehalt  der 
Kieselsäure  des  Diorit  hcrabgedrückt,  wie  V  zeigt,  welcher  gewiss 
ganz  quarzfrei  war,  da  der  Feldspath  66.11  pct.  Kieselsäure  besitzt. 

Das  spec.  Gewicht  schwankt  zwischen  2.75  und  2.95.  In  I 
ist  es  2.90;  in  U  2.874;  in  ÜI  2.74;  in  IV  2.945;  in  V  2.902; 
auch  hier  sind  die  kieselsäureärmsten  Diorite  die  schwersten,  der 
sauerste  III  ist  der  leichteste.  Mittelkömiger  Diorit  von  Alapajewsk 
im  Ural  mit  etwas  vorwaltendem  Oligoklas  wiegt  nach  G.  Rose  2.792  ; 
durch  grosse  Hornblendeki-ystalle  porphyrartiger  Diorit  von  Pita- 
telewskoi  2.884.  Nach  Delesse  und  Deville  hat  grobkörniger  quarz- 
freier Diorit  von  Chateau-Lambert  (obere  Saone)  das  Gewicht  2.799, 
quarzfreier  Diori tporphy r  au  s  A  egy pt  en  2 . 9  2 1 . 

Das  Dioritgemenge  erscheint  mit  Rücksicht  auf  die  verschie- 
dene Textur  und  die  verschieden  ausgebildete  Zusammensetzung  als 
folgende  Varietäten :     . 

K  örn  ig  er  Diorit,   die  normalste  Varietät. 

Porphyr  artiger  Diorit,  in  dessen  mittel-  oder  feinkör- 
nigem Gemenge  einzelne  durch  ihre  Grösse  sich  auszeichnende  Kry- 
stalle  ausgeschieden  sind.  Zu  diesen  porphyrartigen  Dioriten  gehören 
vielleicht  viele  der  verhältnissmässig  jugendlichen  Eruptivgesteine 
des  Banat,  welche  v.  CottA  zusammenfassend  als  Banatite  bezeichnet 
hat  (Erzlagerstätten  im  Banat  und  in  Serbien  1865),  und  zwar  wür- 
den dies  meist  porphyrartige  Glimmerdiorite  sein.  Der  Banatit  von 
Oravicza  enthält  in  einer  spärlichen  grauen  Grundmasse  sehr  zahl- 
reiche Krystalle  von  weissem  tiikÜnem  Feldspath,  dunklem  Glim- 
mer, dunkelgrüner  Hornblende,  Spuren  von  Magneteisenerz  und 
vielleicht  Titanit;  da  das  Gestein  aber  64.3  pct.  Kieselsäure  be- 
sitzt, so  ist  es  höchst  wahrscheinlich  cyiarzhaltig,  obschon  v.  Cotta 
dieses  Mineral  nicht  beobachtete ;  ähnlich  ist  -der  Banatit  von  Dog- 
nacska,  der  sogar  67.4  pct.  Kieselsäure  enthält.  Vielleicht  führen 
indessen .  auch  diese  Gesteine  Orthoklas  und  sind  porphyrartige 
Syenite.  Der  Banatit  von  Moravicza  ist  ein  feinkörniger  etwas  Hörn- 


Varietäten  des  Diorit.  11 

blende  haltender  Glimmerdiorit  mit  60.1  pct.  Kieselsäure,  der  Banatit 
Ton  Szaszka  ein  ebensolches,  wie  Granit  aussehendes  mittelkömiges 
Gemeng  von  weissem  Oligoklas,  dunklem  Glimmer  und  etwas  Horn- 
blende mit  64.9.  pct.  Kieselsäure,  daher  wohl  auch  quarzhaltig. 
Nach  Peters  (Sitzgsber.  d.  Wien.  Ak.  d.  W.  18C1.  XLIII.  449) 
sind  aber  die  meisten  dieser  Gesteine  identisch  mit  dem  »Syenit« 
(Syenitporphyrgranit  z.  Th.)  aus  der  Umgegend  von  Rezbanya  (vgl. 

9 

Bd.  I.  529)  und  führen  Orthoklas,  welchen  v.  Cotta  nicht  darin  er- 
kannte und  Quarz ;  in  diesem  Falle  würden  sie  also  bei  den  Syenit- 
gi-anitporphyren  eine  Stelle  finden.  Es  wurde  dort  schon  darauf 
aufmerksam  gemacht,  und  sei  hier  wiederholt,  dass  alle  diese  Ge- 
stehle,  welche  jünger  sind,  als  die  Juraformation,  vermuthlich  selbst 
jünger  als  die  Neocombildung  und  von  ausgezeichneten  Silicat-  und 
erzreichen  Contactmarmoren  begleitet  werden,  möglicherweise  zu  der 
Trachytfamiiie  gehören. 

Feinkörniger  Diorit. 

Krystallinisch-dichter  Diorit,  dioritischer  A  p  h  a  n  i  t, 
dessen  Feldspath-  und  Homblendetheile  man  mit  blossem  Auge  nicht 
mehr  unterscheiden  kann ;  diese  Ausbildungsweise  ist  für  den  Diorit 
dasselbe,  was  Felsitfels  oder  Petrosilex  für  die  kömigen  quarzhal- 
tdgen  Orthoklasgesteine. 

Dioritporphyr  (Grünsteinporphyr  z.  Th.)  besitzt  eine  krypto- 
krystaliinisch-dioritische  Grundmasse  mit  ausgeschiedenen  grössern 
Oligoklas-  oder  üomblendekrystallen.  Für  die  porphyrisch  ausge- 
bildeten quarzführenden  und  quarzfreien  Hornblende-Oligoklasgesteine 
steht  der  Name  Porphyrit  in  Anwendung  und  vom  streng  mine- 
ralogischen Standpunkt  aus  erscheint  es  als  ungerechtfertigt,  die 
Bezeichnungen  Dioritporphyr  und  Porphyrit  neben  einander  fest- 
zuhalten, wobei  es  sich  jedenfalls  bei  weitem  eher  empfehlen  würde, 
den  erstem  als  den  letztern  ausfallen  zu  lassen.  In  geologischer 
Hinsicht  aber  mag  es  immerhin  gestattet  sein,  diejenigen  porphyri- 
schen Gesteine,  welche  mit  körnigen  Dioriten  in  inniger  Verbindung 
stehen,  unter  der  hergebrachten  Benennung  Dioritporphyr  zu  be- 
fassen und  derselben  nicht  bei  den  Porphyriten,  sondern  im  An- 
schluss  an  die  Diorite  zu  gedenken. 

Die  Grundmasse  dieser  Dioritporphyre  ist  grünlich-  oder  schwärz- 
lichgrau, selten  lichtgrau,  hart,  uneben  feinsplitterig  und  verändert 
sich  nicht   durch  Säuren,   ausser  dass   sie   bei  einem   Chloritgehalt 


12  Varietäten  des  Diorit. 

eine  Bleichung  erfährt.  Die  darin  eingewachsenen,  mit  deutlicher 
Zwillingsstreifnng  versehenen  Oligoklase  sind  theils  glänzend  und 
gut  spaltbar,  theils  matt  und  gewöhnlich  von  unrein  weisser  Farbe. 
Die  Hornblende  bildet  sehr  vollkommen  spaltbare  grünlichschwarze 
Säulen  von  meist  scharfem  Umriss,  welche  bisweilen  beträchtliche 
Grösse  erreichen  und  je  grösser  und  zahlreicher  dieselben  in 
diesen  Porphyi-en  sind,  desto  kleiner  und  spärlicher  pflegen  als- 
dann die  Feldspathkry stalle  zu  sein.  In  den  Dioritporphyren  des 
Ural  walten  die  homblendereichen  Varietäten  vor.  Die  Grundmasse 
der  Dioritporphyre  ist  durchgängig  von  um  so  hellerer  Farbe,  je 
weniger  Homblendekrystalle  in  ihr  ausgeschieden  sind,  und  umge- 
kehrt desto  dunkler,  je  weniger  F'eldspathkrystalle  darin  hervor- 
treten; die  dunkle  Farbe  der  Grundmasse  scheint  also  von  Horn- 
blende herzurühren  und  demnach  die  in  der  Grundmasse  vertheilte 
und  die  ausgeschiedene  Hornblende  in  einem  bestimmten  Verhältniss 
zu  einander  zu  stehen.  Zum  Theil  sind  diese  Gesteine  auch  quarz- 
haltig,  zum  Theil  ersetzt  darin  Glimmer  die  Hornblende.  Dioritpor- 
phyre werden  auch  u.  a.  von  Wissenbach,  Haiger  und  Nebelsberg 
in  Nassau  angeführt.  Dass  gleichwohl  keineswegs  alle  sog.  Diorit- 
porphyre Oligoklas  enthalten  und  demnach  nicht  sämmtlich  hier- 
her gehören,  zeigt  das  Gestein  vom  Konschekowskoi-Kamen  im  Ural, 
in  welchem  sich  der  trikline  Feldspath  als  A north it  zu  erkennen 
gab  (vgl.  die  Anorthitgesteine).  Unter  den  accessori sehen  Gemeng- 
theilen  sind  Eisenkies  und  Magneteisen  zu  nennen.  Naumann  er- 
wähnt auch  den  Kalkspath,  welcher  nicht  immer  als  deutliche  Könier 
sichtbar  ist,  sondern  sich  meist  nur  durch  Brausen  mit  Säuren  ver- 
räth  (Geognosie  I.  568) ;  nach  Senft  (Charact.  d.  Felsart.  247)  sind 
indessen  die  mit  Säuren  aufbrausenden  Grünsteinporphyi-e  keine 
Dioritporphyre,   sondern  Diabasporphyre  (Labradorporphyre). 

Schieferiger  Diorit  oder  Dioritschiefer.  Schieferige 
Ausbildung  erlangt  der  Diorit,  wenn  seine  Gemengtheile  feinkörnig 
sind  und  alsdann  die  breiten  Säulchen  der  an  Menge  sehr  über- 
wiegenden Hornblende  eine  parallele  Lage  haben ;  treten  dazu  noch 
kleine,  parallel  angeordnete  Glimmerblättchen  in  das  Gemenge  ein, 
ao  wird  die  Schiefertextur  noch  ausgebildeter,  immerhin  ist  sie  aber 
nicht  sehr  vollkommen.  Dieses  Umstandes  und  des  innigen  Zusam- 
menhangs wegen,  in  welchem  sie  mit  den  körnigen  stehen,  seien 
die  schieferigen  Diorite  hier  und  nicht  bei  den  krystallinisch-schie- 


Varietäten  des  Diorit.  13 

ferigen  Gesteinen  aufgeführt.  Bei  sehr  grosser  Feinkömigkeit  werden 
diese   Dioritschief er   zu  dioritischen  Aphanit  schiefern.    Eisen  - 
kieswürfelchen  sind  häufig  als  zufällige  Beimengungen  eingesprengt. 
Bisweilen  besitzen  beide  Gemengtheile  eine  streifenweise  Vertheilung 
und  auf  dem  Querbruch  wechseln  alsdann  grünlich  weisse  Feldspath- 
and schwarze  Homblendelagen  mit  einander  ab.    Hierhergehörende 
Gesteine  beschrieb  z.  B.  Czjzek  aus  der  Gegend  von  Molk  in  Nieder- 
östeTTeich,  in  denen  dunkle  und  weisse  Lagen  auffallend  alterniren ; 
die  ersten  sind  ein  körniges  Gemenge  von  schwarzer  oder  dunkel- 
grüner Hornblende,  mit  etwas  krj'stalliuischem  Feldspath  und  grauem 
Quarz,  manchmal  auch  schwarzem  Glimmer ;  die  weissen  Lagen  be- 
stehen gWisstentheils  aus   krystallinischem   oder  dichtem  Feldspath 
mit  einigen  Körnchen  von  Quarz  oder  Hornblende;  sie  sind  immer 
dünner   als  erstere,    selten   mehrere  Zoll  mächtig   und  keilen   sich 
bald  aus.  So  besteht  auch  nach  Coquaud  das  Gestein  zwischen  Olonne 
und  Ija  Salle  in  der  Vendee  aus  abwechselnden  Lagen  von  Horn- 
blende und    einem  triklinen  Feldspath.     Nach  Websky  herrscht  in 
den  Schiefergesteinen  von  Kupferberg  in  Schlesien  lagenweise  bald 
kurzsteiigelige  bis  feinkörnige  rabenschwarze  Hornblende  bald  hell- 
olivengrüner  dichter  Oligoklas  (oder  anderer  Feldspath),    wodurch 
eine  wechselnd  hellere  und  dunklere  Streifung  erscheint;    mit  den 
Dioritschiefem   stehen    die   dortigen    »grünen  Schiefer«    in  inniger 
Verbindung.     Dioritschiefer   sind  nicht    selten  den  krystallinischen 
Schiefem  mit  grösster  Regelmiissigkeit  eingelagert. 

Gar  häufig  findet  zwischen  diesen  einzelnen  Dioritvarietäten 
ein  l'ebergang  statt,  indem  z.  B.  der  körnige  Diorit  allmählich  eine 
Hchieferige  Textur  annimmt,  der  deutlich  körnige  Diorit  zum  schein- 
bar dichten  Aphanit,  dieser  durch  Ausscheidung  grösserer  Krystalle 
zum  Diorit porphyr  wird;  durch  das  starke  Ueherhaml nehmen  der 
Hontblende  und  das  Verschwinden  des  Feldspaths  geht  mancher 
körnige  Diorit  in  ein  reines  Hornblendegestein,  mancher  Dioritschie- 
fer in  einen  Hornblendeschiefer  über,  üebergänge  merkwürdiger 
Art  erwähnt  Leplay  aus  dem  Ural,  dessen  Axe  aus  krystallinischem 
<»estein  besteht  (Syenit,  Diorit,  Serpentin).  Steigt  man  von  den 
Hohen  nach  Westen  herab,  so  trifft  man  zuerst  auf  Dioritschiefer, 
welche  bei  jedem  Schritt  weiter  nach  Westen  von  ihrer  krystallini- 
schen Beschaffeftheit  verlieren  und  allmählich  in  Thonschiefer  und 
einen  sehr  erdigen   zerreiblichen  Schiefer  übergehen,    welcher  mit 


14  Kalkdiorit,  Ophit. 

thonigen  und  glimmerigen  Sandsteinen  und  Qnarzpuddingen  wechselt 
(Comptes  rendus  1844.  853,  N.  Jahrb.  f.  Min.   1045.  335). 

Kalkdiorit  nannte  Senft  (Zeitscbr.  d.  d.  geol.  Ges.  1858. 
308)  einen  dunkelgrangrünen  Diorit,  welcher  aus  Hornblende  und 
Oligoklas  mit  beigemengtem  dunklem  Glimmer  besteht  und  von 
Kalkspath  durchzogen  ist;  dieses  Gestein  bildet  einen  40 — 50  Fuss 
mächtigen  Gang  im  Glimmerschiefer  des  Ring-  und  Breitenbergs 
bei  Rnhla  im  Thüringerwald  und  entbält  bis  faustgrosse  Einspren- 
gungen von  Magnetkies  und  Speiskobalt,  ausserdem  Haarnickel,  Eisen- 
kieswürfel, Rutilnadeln  und   Flussspathdrusen.  , 

Palassou  hat  zu  Ende  des  vorigen  und  zu  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts in  seinen,  selbst  in  unsern  Tagen  nocb  schätzbaren  Schrif- 
ten über  die  Pyrenäen  ein  in  kleinen  kuppenförmigen  Ablagerungen 
auftretendes,  aber  weithin  durch  diese  Gebirgskette  zerstreutes  Ge- 
stein mit  dem  Namen  Ophit  oder  Pierre  verte  bezeichnet,  v.  Char- 
pentier  lieferte  in  seinem  classischen  »Essai  sur  la  Constitution 
geognostique  des  Pyrenees«  (1823.  481)  eine  für  jene  Zeiten  aus- 
fuhrliche Beschreibung  dieses  Gesteins,  in  welcher  es  als  ein  Ge- 
menge von  Hornblende  und  Feldspath  dargestellt  wird,  von  denen 
meist  die  erstere,  bisweilen  auch  der  letztere  vorwaltet.  Seitdem 
findet  man  gewöhnlich  den  Ophit  der  Pyrenäen  als  Anhang  zu  den 
Dioriten  aufgeführt,  wo  ihm  auch  in  der  That  seine  Stelle  gebührt,. 
Die  dunkelgrünlichschwarze  Hornblende  wird  häufig  so  vorwiegend, 
dass  der  Feldspath  fast  ganz  zurücktritt  und  der  Ophit  als  ein 
Hornblendefels  erscheint;  einer  der  wenigen  Punkte,  wo  der  ge- 
streifte röthlichweisse  Feldspath  (Oligoklas)  sehr  vorwiegt,  ist 
der  Ophithügel  an  der  Brücke  von  Pouzac  über  den  Adour  nörd- 
lich von  Bagncres  de  Bigorre ;  bisweilen  ist  das  Gefüge  aphani tisch, 
stets  scheint  der  Qphit  ursprünglich  quarzfrei  zu  sein.  Fast  in  allen 
Ophiten  begegnet  man  dem  Epidot  und  Eisenglanz,  ersterm  durch 
das  ganze  Gestein  in  kleinen  Körnchen  vertheilt,  auch  Schnüre  bil- 
dend, oder  die  Klüfte  mit  winzigen  Kry stallen  tapezierend,  letzterm 
sowohl  in  spärlichen  grössern  als  zahlreichen  mikroskopischen  ein- 
gesprengten Blättchen ;  ausserdem  führen  die  Ophite  vielfach  Talk- 
schüppchen,  mitunter  Magneteisen,  selten  Glimmer  und  Quarzschnür- 
chen.  Sie  sind  gänzlich  ungeschichtet  und  lösen  sich  durch  den 
Einfluss  der  Verwitterung  hier  und  da  in  sphäroidale  Massen  auf. 
Umgeben    sind   die  Ophite   sehr  häufig  von   eisenschüssigem  Thon 


Ophit,  Norit.  16 

und  Gyps.  Den  Namen  Ophit  kann  man  immerhin  beibehalten,  um 
damit  den  eigenthümlichen  Habitus  dieser  offenbar  ebensowohl  pe- 
trographisch  als  geologisch  zusammengehörenden  und  von  Palasson 
mit  richtigem  Tact  vereinigten  Gesteine  zu  bezeichnen,  welche  eine 
Uebergangsreihe  zwischen  Diorit  und  llomblendefels  darstellen,  wo- 
für sich  auch  Leymerie,  der  treffliche  Kenner  der  Pyrenäengeologie 
ausspricht.  Nogues  erklärt  sich  neuerdings  (1865)  gegen  den  Namen, 
weil  man  verschiedene  Gesteine  darunter  b'efasst  habe:  die  meisten 
»Ophite«  der  Pyrenäen,  ein  Theil  derjenigen  der  Landes  und  der 
Corbieres  seien  zwar  Diorite,  derjenige  der  Schlucht  von  Fitou 
(südlich  von  Narbonne  am  Mittelmeer)  sei  aber  ein  »Eurite  grani- 
toide«,  diejenigen  von  Gleon,  St.  Eugenie  und  einige  der  Corbieres 
seien  >Spilite«  (Comptes  rendus  LXI.  443).  Derlei  Gesteine  hat 
aber  weder  Palassou  noch  v.  Charpentier  als  Ophite  bezeichnet  und 
wenn  Spätere  diesen  Missgriff  begangen  haben,  so  darf  man  dies 
keineswegs  dem  Namen  zur  Last  legen.  Wäre  dies  Princip  geltend, 
so  würde  keine  einzige  petrographische  Bezeichnung  Stand  halten, 
denn  wohl  alle  sind  sie  hier  und  da  einmal  falsch  angewandt  worden. 
Esmark  beschreibt  unter  dem  Namen  Norit  gewisse  ziem- 
lich verbreitete  norwegische  Gesteine,  welche  vermuthlich  zum  Diorit 
gehören;  andere  von  Esmark  als  Norit  aufgeführte  Gesteine,  sowie 
diejenigen,  welche  Scheerer  mit  diesem  Namen  bezeichnet,  sind  den 
Gabbrogesteinen  zuzuweisen,  indem  sie  eine  abweichende  Beschaffenheit 
besitzen  und  in  ihnen  Diallag  und  Hypersthen  auftreten.  Die  Diorit- 
Norite  bestehen  aus  vorwaltendem  Feldspath,  dessen  Natur  freilich 
noch  nicht  erkannt  ist,  und  Hornblende ;  als  andere  Beimengungen 
gesellen  sich  hinzu  Quarz  und  Glimmer  (Esmark,  Magazin  for  Na- 
turvidenskaberne  L  207) ;  auch  in  letzterm  spricht  sich  eine  Ver- 
wandtschaft mit  den  Dioriten  aus. 

Der  körnige  Diorit  ist  in  der  Regel  ein  massiges  Gestein,  der 
Dioritschiefer  zeigt  sehr  häufig  eine  mehr  oder  weniger  deutlich 
ausgebildete  Schichtung.  Die  Diorite  sind  gewöhnlich  unregelniässig 
zerklüftet,  bisweilen  bieten  sie  aber  auch  säulenförmige  und  kuge- 
lige   Gesteinsabsonderungen    dar ;    so  findet  sich    in  Böhmen   nach 

V.  Lidl  auf  dem  Wege  von  Plass  zu  dem  Lomaner  Hegerhaus  ein 
kleiner  Hügel,  welcher  fast  ganz  aus  Dioritkugeln  besteht,  deren 
Durchmesser  oft  über  einen  Fuss  beträgt  (Jahrb.  d.  geol.  R.anst. 

VI.  1855.  608).  Die  körnigen  und  schieferigen  Diorite  bilden  selten 


16  Dioritgänge. 

nach  Art  der  Granite  oder  Felsitporphyre  weitausgedehnte  Ablage- 
rungen, sondern  treten  fast  durchweg  nur  in  der  Form  von  be- 
schränktem Gebirgsgliedern  auf.  Wohl  die  vorwaltendste  Lagerungs- 
form ist  die  gang-  oder  stockartige. 

Bei  den  Dioritgängen  hat  man  einige  sehr  beachtens- 
werthe  Erscheinungen  wahrgenommen.  In  der  Mitte  zeigen  sie  sehr 
häufig  —  wovon  schon  Bd.  1. 439  ein  Beispiel  angeführt  wurde  —  eine 
grob-  oder  deutlichkörnige  Ausbildung,  während  sie  nach  den  Saal- 
bändern zu  immer  feinkörniger  werden  und  zuletzt  in  der  Nähe 
der  Contactfläche  mit  dem  angrenzenden  Gestein  eine  scheinbar 
dichte  Beschaffenheit  erlangen.  Im  Allgemeinen  steht,  worauf  v.  Cotta 
aufmerksam  macht,  unter  übrigens  gleichen  Umständen  die  Grösse 
ihres  Korns  oder  die  Vollkommenheit  ihrer  krystallinischen  Ausbil- 
dung im  Yerhültniss  zu  ihrer  Mächtigkeit.  Es  ist  dies  vollkommen 
dieselbe  Ausbildungs weise,  wie  sie  sich  an  den  Granitgängen,  wel- 
che nach  ihren  Saalbändern  zu  in  Felsitporphyre,  und  an  den  Ba- 
saltgängon  offenbart,  welche  nach  ihren  Saalbändern  zu  in  Basalt- 
glas übergehen.  Andere  Dioritgänge  bieten  die  Erscheinung  dar, 
dass  ihr  Gestein  in  der  Mitte  ein  körniges  Aggregat  von  Horn- 
blende und  Feldspath  darstellt,  während  es  in  der  Richtung  nach 
der  Contactfläche  hin  aus  einem  vollkommenen  Dioritschiefer  oder 
Hornblendeschiefer  besteht.  Ein  aasgezeichnetes  Beispiel  dieser 
Art  beobachtete  v.  Blöde  an  den  5 — 10  Fuss  mächtigen  Diorit- 
gängen, welche  bei  Chomenka,  Jampol  und  Wraslaw  den  Granit 
durchsetzen  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1841.  508).  In  der  Mitte  ist  das 
Ganggestein  körniger  Diorit  oder  ein  körniges  Hornblendegestein, 
an  den  Seiten  erscheinen  zwei  Fuss  mächtige  Saalbänder  von  einem 
glimmerreichen  Hornblendeschiefer.  Die  Schieferung  dieser  Gesteins- 
masse ist  parallel  der  Contactfläche  des  Ganges  und  merkwürdiger- 
weise findet  zwischen  dem  kömigen  und  schieferigen  Diorit  kein 
Uebergang,  sondern  eine  scharfe  Absonderung  statt.  Delesse  erwähnt 
eine  ähnliche  Ausbildungsweise  bei  dem  Diorit  von  Fondrome  in 
denVogesen,  dessen  körnige  Textur  ebenfalls  an  den  Grenzen  gegen 
den  Granit  hin  häufig  schieferig  wird  (Ann.  des  mincs  (4)  XIX. 
1851.  150).  Nach  Senit  setzt  dicht  bei  Ruhla  im  Thüringerwald 
ein  mächtiger  Lagergang  von  Dioritschiefer  im  Glimmerschiefer  auf, 
welcher  in  der  Mitte  feinkörnig,  glimmerarm  und  rhoraboedrisch 
abgesondert,  nach  dem  Nebengestein  zu  dagegen  sehr  dickschieferig, 


Ablagerungen  von  Diorit.  ,  17 

glimmerreich  und  platteuförmig  abgesondert  ist  (Charakt.  d.  Felsart. 
243).  Roth  berichtet,  dass  die  durch  v.  Blöde  geschilderte  Erschei- 
nung sehr  ausgezeichnet  an  demjenigen  Diorit  sichtbar  sei,  dessen 
Analyse  unter  III  mitgetheilt  wurde. 

Wie  bei  den  Graniten,  so  erstrecken  sich  auch  von  den  stock- 
und  gangförmigen  Dioriten  Raniificationen  und  Apophysen  in  das 
Nebengestein  hinein.  Diese  Dioritmassen  umschliessen  auch  bisweilen 
Bruchstücke  fremdartiger  Gesteine,  wie  z.  B.  nach  Delesse  ein  Diorit- 
gang  von  Fouday  in  den  Vogesen  Bruchstücke  desjenigen  Granit 
enthält,  in  welchem  er  aufsetzt.  Am  Cap  Fr6el  in  der  Nähe  von 
St.  Malo  durchsetzen  Dioritgänge  den  horizontal  geschichteten  alten 
rothen  Sandstein,  welcher  die  Klippen  bildet;  einer  davon  verzweigt 
sich  aufsteigend  und  umhüllt  einen  Sandsteinblock  von  allen  Seiten. 

Eine  andere  Form  der  dioritischen  Ablagerungen  ist  diejenige, 
dass  sie  als  mächtige  Zonen  auftreten,  welche  in  den  Schichtenbau 
anderer  Gesteine  eingeschaltet  sind,  oder  gewissermaassen  eine  Axe 
bilden,  um  welche  sich  andere  Systeme  von  schichtenartigen  Gebirgs- 
gliedem  fächerförmig  gnippiren. 

Die  Diorite  haben  im  Allgemeinen  eine  geringere  Verbreitung 
als  die  diabasischen  Gesteine;  die  richtige  Trennung  beider  ist 
noch  keineswegs  überall  durchgeführt  worden,  und  Manches  was 
man  dem  Diabas  zuzählt,  mag  vielleicht  in  der  Folge  als  ein  Diorit 
erkannt  werden. 

Zu  der  im  Folgenden  versuchten  Zusammenstellung  der  haupt- 
sächlichsten Lagerorte  des  Diorit  ist  zu  bemerken,  dass  es  bei 
einem  guten  Theile  derselben  vorläufig  noch  zweifelhaft  ist,  ob  sie 
in  der  That  auf  Grund  der  Natur  ihrer  Feldspathe  zu  den  Dioriten 
zu  zählen  sind;  fernere  Untersuchungen  werden  den  Kreis  dieses 
Gesteines  hier  erweitern,  dort  aber  auch  enger  ziehen. 

In  Deutschland  treten  Diorite  auf:  im  Harz  u.a.  an  der  Ross- 
trappe (ein  sehr  hornblendereicher  Diorit) ;  am  Kiffhiiuser  auf  der 
Rothenburg;  im  Fichtelgebirge  am  südlichen  Abhang  des  Ochsenkopfa. 
Im  Thüringerwald  durchsetzen  ausgezeichnete  z.  Th.  mächtige  Diorit- 
gänge den  Glimmerschiefer,  so  bei  llohleborn  und  Liebenstein,  am 
Breitenberg  und  Ringberg  unweit  Ruhla,  am  Mummenstein  bei 
Brotterode;  auch  in  den  silurischen  Schiefern  des  Thüringerwaldes 
erscheinen  Diorite  am  Ehrenberg  bei  Ilmenau,  zwischen  Neu  werk 
und  Vesser,    im   Schwarzathal.     Quarz    scheint   in    dem   Diorit  des 

Zirkel,  Fetrographie.    II.  2 


18  Vorkommen  der  Diorite. 

Thüringerwaldes  nach  Credner  gänzlich  zu  fehlen.  Am  Belmsdorfer 
Berge  bei  Bischofswerda  in  der  Lausitz  erscheint  ein  20  Fuss  mäch- 
tiger Dioritgang  im  Granit.  Bei  Boppard  am  Rhein  setzt  nach 
Nöggerath  eine  30 — 40  Fuss  mächtige  Dioritmasse  im  Thonschiefer 
auf.  Die  Spaltungsflächen  des  Thonschiefers  zeigen  in  der  Nähe  des 
Diorit  kleinknotige  Erhabenheiten,  welche  durch  eine  Imprägnation 
mit  Feldspath  und  Hornblende  entstanden  zu  sein  scheinen.  Bei 
Kürenz  unfern  Trier  findet  sich  auch  ein  Dioritdurchbruch  durch 
die  devonische  Grauwacke.  Eine  Reihe  von  Dioritkuppen  tritt  bei 
Wissenbach  in  Nassau  ebenfalls  aus  der  Devonformation  heraus. 
Die  durch  Zeuschner  beschriebenen  Diorite  der  Gegend  von  Teschen 
und  Kattowice  dürften  mit  Naumann  wohl  als  Diabase  zu  betrach- 
ten sein.  »Im  Glimmerschiefer  der  Sudeten  am  linken  St-einaufer 
von  Mittelstein  bis  Birgwitz  in  der  Grafschaft  Glatz,  am  Warthaer 
Kapellenberg  an  der  Neisse,  am  Hutberg  bei  Friedberg  im  Gesenke, 
bei  Würbenthai  und  von  da  in  einem  laugen  Streifen  südlich  bis 
gegen  Römerstadt  hin,  in  der  Umgebung  von  Kupferberg  bei  Wal- 
tersdorf, Kreuzwiese  und  Röhrsdorf,  sowie  am  nördlichen  Ufer  des 
Bober*  (Senft). 

Böhmen  ist  reich  an  Dioriten :  Im  Gneiss  des  Böhmerwaldes 
setzen  zahlreiche  Stöcke  und  mächtige  Gänge  auf  bei  Christianberg, 
Prachatsch,  Tonnetschlag;  der  Thonglimmerschiefcr  enthält  in  den 
Umgebungen  vonChlumetz  und  Merotitz  häufige  Dioritzüge,  sehr  deut- 
liche Gänge  bei  Czernosim  und  Mies.  Im  silurischen  Schiefer  setzt 
zwischen  Plass  und  Kasenau  ein  Dioritgang  auf.  Im  nordöstlichen 
Kärnthen  brechen  Diorite  durch  die  Grauwackenschiefer  am  Schloss 
Neidenstein,  bei  Stuttern,  Offmanach.  Ausgezeichnet  ist  der  eine 
mächtige  Gangmasse  im  Thonglimmerschiefcr  bildende  Diorit  der 
Umgegend  von  Klausen  in  Südtyrol,  zusammengesetzt  aus  lauch- 
grüner, meist  strahlsteinartiger  Hornblende  und  weissem  Oligoklas 
in  mitunter  sehr  grobkörnigem  Gefüge. 

In  Frankreich  haben  die  dioritischen  Gesteine  hier  und  da 
eine  ziemlich  ansehnliche  Verbreitung.  Im  Gebiete  der  Vogesen  sind 
in  der  Nachbarschaft  der  Syenite  die  Diorite  an  zahh*eichen  Punkten 
bekannt,  hauptsächlich  am  Fuss  des  Ballon  d'Alsace,  in  den  Um- 
gebungen von  Thillot,  bei  Faymont  im  Val  d'Ajol,  bei  Ranfaing, 
um  Fouday,  St.  Blaise  u.  s.  w.  Im  Allgemeinen  bemerkt  Delesse, 
dass  die  Diorite  mit  granitischer  Textur,  wie  die  von  Faymont  und 


Vorkommen  der  Diorite.  19  ^ 

Fouday  etwas  quarzhaltig  und  arm  an  grünschwarzer  Hornblende 
sind,  und  sehr  häufig  in  die  umgebenden  Gesteine  übergehen,  wäh- 
rend die  porphyrartig  ausgebildeten  Diorite  gewöhnlich  quarzfrei 
und  reich  an  grüner  Hornblende  sind,  auch  stets  deutlich  von  den 
nmgebenden  Gesteinen  geschieden  erscheinen.  Dass  diese  Vogesen- 
diorite  häufig  Glimmer  aufnehmen,  wurde  schon  früher  erwähnt, 
auch  dass  dadurch  diese  Diorites  micacees  Delesse's  dem  Kersantit, 
einem  hornblendearmen  Oligoklas-Glimmergestein  ähnlich  werden, 
welches  bei  St.  Marie-aux-mines  und  Visembach  auftritt.  Im  west- 
lichen Frankreich  sind  nach  den  ausführlichen  Mittheilungen  von 
Riviere  von  der  Nonnandie  bis  zum  obern  Poitou  über  300  ver- 
schiedene Kuppen,  Stöcke  und  Gänge  von  Diorit  bekannt,  welche 
in  allen  Gesteinen  bis  einschliesslich  zu  dem  Steinkohlengcbirge 
aufsetzend,  voi*zugsweise  nach  der  Richtung  von  O.S.O.  nach  W.N.W, 
angeordnet  sind  (F^ull.  de  la  soc.  geol.  (2)  1844.1.528).  Coquand 
beschrieb  die  Diorite  der  Vendee,  welche  sich  zwischen  la  Bau- 
duere,  Olonne  und  le  Bois  ausbreiten  (Bull,  de  la  soc.  geol.  1835. 
VH.   75). 

Am  nordwestlichen  Fürs  der  Berninaspitze  und  am  Piz  Rxjsag 
beobachtete  G.  vom  Rath  einen  durch  grosso  Oligoklaskrystalle  por- 
phyrartigen Diorit  gangförmig  aufsetzend  in  einem  feinkörnigen  Diorit. 
Eine  sehr  bedeutende  Rolle  spielen  die  Diorite  nach  G.  Rose 
im  Ural,  hauptsächlich  im  nördlichen  Theil,  wo  sie  den  Haupt- 
rücken dieses  Gebirgszuges  zusammensetzen,  und  die  höchsten  Gipfel 
bilden,  wie  die  Belaja-Gora  bei  Nischnej-Tagilsk.  Auch  im  Ilmen- 
gebirgc  bei  Miask  und  bei  Alapajewsk  erscheinen  Varietäten  von 
Diorit  und  Dioritporphyr. 

Sterry  Hunt  erwähnt  einen  Diorit  vom  Mount  Johnson  in 
Canada,  welcher  aus  vorwaltenden,  zoll-  oder  überzollgrossen  Kry- 
stallen  von  weissem  Feldspath  (achtem  Oligoklas,  r.  oben),  schwarzer 
Hornblende  und  kleinen  bernsteingelben  Titanitkryställchen  besteht. 
Die  Diorite  finden  sich  hauptsächlich  im  Gebiete  der  kiystal- 
linischen  Schiefer,  der  Granitt?  und  der  Uebergangsformation,  und 
ihr  Alter  scheint  im  Allgemeinen  ein  ähnliches  zu  sein,  wie  das 
der  Granite.  Jünger  als  die  Steinkohlen  form  ation  sind  z.  B.  sämmt- 
lich  oder  zum  Theil  jene  oben  erwähnten  im  westlichen  Frankreich. 
Nach  Junghuhn  setzen  auf  der  Insel  Java  bei  dem  Dorfe  Satang 
an  der  Lookulokette  zahlreiche  Dioritgänge  im  tertiären  Sandstein 


20  Alter  der  Ophite. 

auf,  in  welchem  sich  nahe  an  der  Contactfläche  so  zahlreiche  Glim- 
merblättchen  ausgebildet  haben,  dass  er  zu  einem  vollkommenen 
Glimmerschiefer  geworden  ist  (Java  III.  274).  Es  würde  dies,  falls 
das  Gestein  nicht  etwa,  wie  zu  vermuthen,  ein  Andesit  ist,  ein  Bei- 
spiel eines  verhältnissmässig  sehr  jungen  Diorit  liefern.  Rolle  be- 
richtet ebenfalls  von  »Dioriten«,  welche  bei  Prasberg  in  ünter- 
steiermark  jünger  sind,  als  die  ältesten  Eocänschichlen. 

Die  Ophite,  welche  sich  gewöhnlich  an  der  Oberfläche  als 
isolirte  kuppenförmige  Berge  darstellen,  finden  sich  nur  höchst  selten 
indem  eigentlichen  Hochgebirge  der  Pyrenäen,  vorzugsweise  in  dem 
Hügellande  am  Ausgang  der  Thäler,  auch  wohl  in  dem  Mittellauf 
der  Pyrenäenflüsse,  da  wo  deren  Thäler  sich  bassinförmig  erweitem. 
Der  höchste  Punkt,  von  welchem  Ophit  bekannt  ist,  ist  der  Col 
de  Lourde  bei  Eaux-bonnea.  Sie  erscheinen  sowohl  auf  der  nörd- 
lichen französischen  als  auf  der  südlichen  spanischen  Seite,  z.  B.  in 
dem  spanischen  Gistain-  und  Cinca-Thal.  Auf  dem  nördlichen  Ab- 
hang sind  sie  in  ganz  unverhältnissmässig  grösserer  Anzahl  nach- 
gewiesen, was  z.  Th.  daher  rühren  mag,  dass  diese  Gegenden  vor- 
zugsweise durchforscht  wurden.  Ihre  allgemeine  Vertheilung  ist  den 
Abhängen  folgend  dem  Streichen  der  selbst  zweifach  gegliederten 
Ilauptkette  parallel  und  namentlich  in  den  Westpyrenäen,  in  den 
Thälem  von  Lavedan,  Ossau,  Baigorry  erreichen  sie  ihre  Haupt- 
entwicklung. Die  ausgezeichnet  erkennbaren  metamorphischen  Wir- 
kungen der  Ophite  äussern  sich  in  der  Umkrystallisirung  der  Jura- 
kalke zu  Marmor  (St.  Beat,  Arguenos,  Brücke  von  Pouzac),  und 
ihrer  Imprägnation  mit  Couzeranit,  Dipyr  und  andern  Silicaten 
(St.  Beat,  Cazaunous,  Couledoux,  Portet  im  Vallongue,  Pouzac). 
Die  Bestimmung  des  Alters  der  Ophite  wird  dadurch  sehr  erschwert, 
dass  meistentheils  ihre  Grenzen  gegen  das  Nebengestein  mit  Acker- 
land und  Waldwuchs  oder  mit  SteingeröUe  bedeckt  sind,  und  bei 
verschiedenen  Forschern  begegnen  wir  daher  auch  verschiedenen 
Ansichten  über  das  Alter  dieser  eigen thümlichen  Gesteine,  v.  Char- 
pentier  betrachtete  sie  als  sehr  jugendliche  Bildungen,  jünger  viel- 
leicht, als  die  Austiefung  der  meisten  Pyrenäenthäler,  auch  Dufrenoy 
setzt  ihre  Ablagerung  in  neuere  Zeit,  indem  er  ihre  Eruption  für 
später  hält  als  die  Bildung  selbst  des  obersten  Tertiär.  Inzwischen 
müssen  durch  neuere  Funde  und  Beobachtungen  diese  Ansichten 
manche  Abänderung  erleiden.     Das   erste  Zutagetreten    dieser  Ge- 


Diorit.  21 

steine  geht  jedenfalls  dem  Absatz  der  untern  Kreide  voraus:  Lyell 
fand  1839  bei  Poug  d'Arzet  unweit  Dax  in  die  Kreideformation 
eingeschaltete  ophitische  Tuffe,  welches  später  durch  Raulin  bestätigt 
wurde ;  auch  noch  anderswo  erscheinen  in  den  zur  untern  Kreide- 
formatiou  gehörenden  Conglomeraten  Fragmente,  deren  ophitische 
Natur  nicht  bezweifelt  werden  kann.  Auf  der  andern  Seite  sehen 
wir  den  Ophit  die  Nummulitenschichten  durchbrechen :  dagegen 
finden  sich  keine  Ophite  mehr  im  Bereich  der  in  vollständiger 
Horizontalität  am  Fusse  der  gehobenen  Pyrenäen  abgelagerten  Mi- 
ocänbildungen.  Die  Hauptbildungszeit  der  Ophite  scheint  in  das 
untere  Tertiär  zu  fallen,  ein  Theil  derselben  muss  aber  älter  sein; 
eine  ähnliche,  nur  noch  weit  grössere  Verschiedenheit  im  Alter  ist 
man  für  die  pyrenäischen  Granite  anzunehmen  gezwungen  (Bd.  I.  523). 

G.  Rose,  D.  u.  D.porphyr,  Poggend.  Annal.  XXXIV.  1835.  1. 
Delesse,  Feldsp.  d.  D.,  Annales  des  mines  1851.  XIX.  149;    1849. 

XVI.  342.  356. 
Werther,  D.  von  Suhl,  Journ.  f.  pr.  Chemie  XCI    1864.  330. 
Keibel,  D.  vom  Harz,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  IX.  1857.  575. 
C.  W.  C.  Fuchs,  D.  V.  d.  Rosstrappe,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1862.  812.  854. 
Credner,  D.  d.  Thüringer  Waldes,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1843.  271. 
Nöggerath,  D.  v.  Boppard,  Karstens  Archiv  IX.  1836.  578. 
Czjzek,  D.schiefer  v.  Molk,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  IV.  1853.  267. 
Jokely,  D.  Böhmens,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  VI.   1855.  387.  713. 
Websky,  D.schiefer  von  Kupferberg,    Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  V. 

1853.  376. 
Sena,  Kalkd.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1858.  308. 
vom  Rath,  D.  in  Graubündten,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  IX.  226.  259. 
V.  Blöde,  D.  V.  Cbomenka  u.  Jampol,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1841.  508. 
V.  Hochstetter,  Glimmerd.  aus  d.  Böhmerwald,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst. 

VI.  1865.  764. 
Delesse,  Glimmerd.,  Karstens  u.  v.  Dechens  Archiv  XXIV.  1851.  280. 
Massieu,   Glimmerd.  d.  Bretagne,  Comptes  rendus  LIX.  1864.  129. 
v.  Richthofen,D.  v.  Klausen,  geogn.  Beschr.  v.Südtyrol,  1860.111. 155. 
de  Lappareut  ebendar.,  Annales  des  niines  (6;  VI.  1864.  251. 
Riviere,  D.  in  Westfrankr.,    Bull,  de  la  soc.   geol.  (2)  1844.  I.  528. 
Coquand,  D.  der  Vendee,  Bull,  de  la  soc.  geol.  1835.  VII.  75. 
G.  Rose,  D.  des  Ural,  Reise  nach  dem  Ural  II.  561. 
Hunt,  D.  vom  Mount  Johnson,  Am.  journ.  of  sc.  (2)  XXVII.  1859.  340. 

üeber  Ophit  vgl. : 
Palassou,    Mem.  pour  servir  a  Phistoire  naturelle  des  Pyrenees  et 

des  pays  adjacents,  Pau  1819. 
V.  Charpentier,  Essai  sur  la  Constitution  geognostique  des  Pyrenees. 

Paris  1823.  481. 


22     •  Ttiiialit. 

Dufreiioy,  Annales  des  raincs  (B)  1832.  II.  21.  Mein,  pour  servir  a 

uiic  description  ^('o\.  de  la  France  II.  1834.   153. 
Crouzet,  Annales  des  mines  (5)  1853.  IV.  361. 
Delesse,  Annales  des  mines  (5)  1857.  XII.  196;  199;  223;  420. 
Raulin,  Comptes  rendus  LV.  1862.  669. 
Nogues,  IJull.  de  la  soc.   geol.  (2)  XX.  1863.  12. 
Leynierie,  lUill.  de  la  soc.  geol.  (2)  XX.   1863.  245. 
Nugues,  Comptes  rendus  LXI.   1865.  443. 


Tonalit 
hat  küi*zlich  vom  Ratli  ein  Gestein  genannt,  aus  welchem  die  süd- 
lich vom  Tonale  in  den  östlichen  Alpen  gelegene  mächtige  Gebirgs- 
massc  des  Monte  Adamello  besteht,  und  welches  als  dem  quane- 
fiihrenden  Diorit  am  nächsten  stehend  (vgl.  S.  5)  hier  im  Aiischluss 
an  denselhen  folgt.  Es  enthält  in  körnigem  Gemenge  als  wesentliche 
liestandtheile  eine  trikline  Feldspathspecies,  Quarz  in  reichlicher 
Menge,  Magnesiaglinaner  und  Hornblende,  den  Orthoklas  nur  sehr 
spärlich  und  als  accessorischen  (i  einengt  heil.  Der  trikline  Feldspath 
mit  characteristischer  Zwillingsstreilung  bildet  schneeweisse,  schein- 
bar durchaus  frische  Körner  von  der  Zusammensetzung :  Kieselsäure 
56.7*.);  Thoiierde  28.4J^  ;  KalkS.56;  Kali  0.34  ;  Natron  6.10;  Glüh- 
verlust 0.24  (100.51)  und  dem  spec.  Gew.  2.695.  Das  Sauerstoff- 
verhältniss  dieser  Feldspatho  ist  0.916  :  3  :  6.815  (nach  einer  zwei- 
ten Analyse  jedoch  0.994  :  3  :  7.503,  also  mit  höherer  Zahl  für 
Kieselsäure ).  Da  schon  mehrere  andere  Feldspathe  von  fast  gleicher 
Zusammensetzung  analysirt  wurden  (trikline  Feldspathkrystalle  aus 
dem  blauen  Porphyr  des  Ksterel-Gebirges  nach  Deville,  schneeweisse 
Kry stalle  aus  dem  Andesit  von  Popayan  in  Südamerica  nach  Francis, 
(»Andesin*  von  Cucurasape  bei  Popayan  nach  Deville),  so  leitet 
vom  Ilath  daraus  die  FiXistenz  eines  Feldspaths  ab,  dem  das  Sauer- 
stoflVerhältniss   1:3:7  zu  (iruiide  liegt  (vgl.  Dd.  I.  S.  26). 

Dieser  so  zusammengesetzte  Feldspath  erscheint  entweder  in 
einem  körnigen  (iemenge  mit  den  ührigen  Destandtheilen,  oder  er 
bildet  seltener  eine  feinkörnige,  viele  gestreifte  SpaltungsHächeu 
zeigende  (irundmasse,  in  welcher  die  übrigen  Gemengtheile  ausge- 
schieden sind.  Der  graulich  weisse  Quarz  ist  stets  in  reichlicher 
Menge  vorhanden,  zuweilen  in  gleicher  wie  der  Feldspath,  meist 
uiiregelmäs.^^ig  gerundete  Körner,  seltener  gerundete  Dihexaoder  bis 
vier  Linien  gross  hildend.     Schwärzlichbrauner,  regelmässig  sechs- 


Porphyrit.  23 

»eitig  begrenzter  Magnesiagliminer  und  scbwärzlichgrüne  Hornblende 
in  kurzen  dicken  Säulen  sind  stets  vorhanden. 

Weisse  unregelmassig  begrenzte  Körner  von  Orthoklas,  nach 
Art  des  Scbriftgranit  sehr  reichlich  mit  Quarz  durchwachsen,  finden 
sieh  in  einzelnen  Partieen  des  Gebirges  als  accessorischer  Gemeng- 
theil ;  als  solcher  erscheint  auch  Orthit  in  nadeiförmigen  Krystallen, 
seltener  mit  blossem  Auge  kaum  wahrnehmbarer  Titanit  und  Ma- 
gneteisen in  kleinen  Oktaedern.  Die  Gesammtzusammensetzung  des 
Tonalit  ist:  Kieselsäure  66.91  ;  Thonerde  15.20;  Eisenoxydul  6.45  ; 
Kalk  3.73;  Magnesia  2.35;  Kali  0.86;  Natron  3.33;  Wasser  0.16 
(98.99).  Der  Säuerst ofTquotieht  ist  für  Eisenoxydul  0.338,  für 
Eisenoxyd  0.334,  also  verschieden  von  dem  der  Granite,  welcher 
wohl  kaum  jemals  0.3  erreicht ;  vom  Rath  betrachtet  mit  Recht 
das  Gestein  als  eine  Lücke  zwischen  Granit  und  Diorit  ausfüllend 
(vgl.  das  S.  6  Erwähnte). 

Die  centralen  Tonalitmassen  des  Adamellogebirges  werden  von 
steil  aufgerichteten  Glimmerschiefer-  und  Thonschieferschichten 
umlagert. 

vom  Kath,  Beiträge  zur  Kenntnias  der  eruptiven  Gesteiue  der  Al- 
pen, Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1864.  249. 

Porphyrit. 

(Porphyrit  G.  Rose,  Porphyrit  Naumann  z.  Th.) 

Zur  Bezeichnung  der  Oli goklas  und  Hornblende  (Glim- 
mer) fülirenden  Porphyrgesteine  bedienen  wir  uns  mit  G.  Rose 
(Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XI.  1859.  296)  und  Roth  des  Namens  Por- 
phyrit. Wie  Bd.  LS.  597  erwähnt  wurde,  fasst  Naumann  den  Begriff 
Porphyrit  weiter  auf,  indem  er  auch  orthoklashaltige  hornblende- 
fuhrende  Porphyre  dazu  rechnet,  indessen  augenscheinlich  das  Haupt- 
gewicht dabei  auch  auf  die  Oligoklasglieder  legt.  Dadurch  jedoch 
stellen  sich  andererseits  unsere  Porphyrite  als  weiter  begrenzt  dar, 
dass  Naumann  nur  quarzfreie  Gesteine  unter  dieser  Bezeichnung 
befasst,  während  wir  unter  derselben  sowohl  quarzfreie  als  quarz- 
haltige  Gesteine  begreifen.  Es  sind  dies  Consequenzen,  welche  sich 
von  selbst  ergeben,  wenn  man  in  erster  Linie  die  Natur  der  Feld- 
spathe,  in  zweiter  die  Anwesenheit  oder  Abwesenheit  von  Quarz  betont. 

Die  Porphyrite  besitzen  eine  braunrothe,  kastanienbraune, 
bläulichbräunliche  oder  dunkelrauchgraue,  dicht  erscheinende  Grund- 


24  Grundmasse  und  Feldspath  des  Porphyrit. 

masse  mit  eingewachsenen  weissen,  gelblich  weissen  oder  röthlichen 
Oligoklaskrystallen,  bisweilen  auch  mit  dunkeln  Homblendekrystal- 
len  oder  statt  deren  mit  dunkeln  Glimmerblättchen.  In  einigen 
Fällen  ist  Quarz  in  kleinen  Körnern  oder  in  der  Form  unregel- 
mässiger Aederchen  ausgeschieden,  üie  Porphyrite  stellen  die  por- 
phyrische Ausbildung  derjenigen  Mineralcombination  dar,  welche 
im  körnigen  Gefüge  den  Diorit  bildet  und  sich  in  den  Jüngern  Hom- 
blende-Andesiten  wiederfindet.'  Dass  in  mineralogischer  Hinsicht 
auch  die  »Dioritporphyre*  von  den  Porphyriten  nicht  zu  trennen 
sind  und  hierher  gehören,  darauf  wurde  früher  (S.  11)  hingewiesen. 
Stets  ist  der  Mangel  an  ausgeschiedenen  Orthoklaskry stallen  das 
characteristische  und  sowohl  von  den  Felsitporphyren,  als  von  den 
Orthoklasporphyreu  unterscheidende  Merkmal.  Von  den  Melaphyren 
sondern  sich  die  Porphyrite  dadurch,  dass  sie  Hornblende  führen, 
wälireud  jene  Augit  enthalten.  Characteristisch,  namentlich  im  Ge- 
gensatz zu  den  Melaphyren  ist  das  Fehlen  der  Mandelsteinbildungen 
bei  den  Porphyriten. 

Naumann  lässt  es  (Geognosie  I.  599)  dahin  gestellt  sein,  ob 
die  dunkle  und  dicht  ausgebildete  Grundmasse  seiner  Porphyrite, 
von  welchen  die  unsrigen  die  Oligoklas- Abtheilung  darstellen,  eine 
felsitische,  ein  inniges  Gemenge  von  Feldspath  und  Quarz,  über- 
einstimmend zusammengesetzt  mit  derjenigen  der  quarzführenden 
Orthoklasporphyre  (Felsitporphyre),  oder  nur  ein  kryptokrystal- 
linischer  Feldspath  sei.  Offenbar  ist  in  sehr  vielen  Fällen  die  Por- 
phyritgrundmasse  in  der  That  eine  felsitische,  was  auch  damit  über- 
einstimmt, dass  mitunter  neben  dem  triklinen  Feldspath  Quarzkörner 
sichtbar  eingesprengt  sind;  dagegen  ist  es  andererseits  doch  auch 
keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  sehr  häufig  die  Grundmasse  keine 
freie  Kieselsäure  enthält,  sondern  ein  kryptokrystallinisches  Gemenge 
von  Feldspath  mit  Hornblende  oder  Glimmer  darstellt. 

Bie  ausgeschiedenen  triklinen  Feldspathkrystalle  in  dem  Por- 
phyrit gehören  dem  Oligoklas  oder  einem  Feldspath  an,  dessen 
Zusammensetzung  derjenigen  des  Normal-Oligoklas  genähert  ist.  Die 
Krystalle  sind  gewöhnlich  klein,  licht  gefärbt,  nur  mit  einem  ge- 
ringen Grad  von  Pellucidität  versehen  und  sehr  häufig  ist  die  Zwil- 
lingsstreifung  nur  schwierig  zu  erkennen.  Del  esse  befand  die  ge- 
streiften Feldspathkrystalle,  welche  nebst  spärlichen  Glimmerblätt- 
chen in  der  Grundmasse  des  im  Devonkalk  als  Gang  aufsetzenden 


Feldspathe  des  Porphyrii.  25 

qnarzfreien  Porphyr  von  Schirmeck  in  den  Yogesen  aasgeschieden 
{^ind,  als  Oligoklas ;  er  enthielt:  Kieselsäure  65.74;  Thonerde  und 
Eisenoxyd  18.49;  Kalk  4.17;  Magnesia  und  Alkalien  10.60;  Glüh- 
▼erlast  1.00;  allerdings  zeigt  sich  für  Oligoklas  ein  hoher  Kiesel- 
Säuregehalt;  das  spec.  Gewicht  ist  2.686.  Gleichfalls  untersuchte 
Delesse  die  Feldspathkrystalle  aus  den  ägyptischen  Porphyriten  mit 
rothbrauner  Grundmasse,  welche  von  den  Alten  zu  mancherlei  Kunst- 
werken verarbeitet  wurden  und  fand  darin :  Kieselsäure  58.92 ; 
Thonerde  22.49;  Eisenoxyd  0.75;  Kalk  6.13  ;  Magnesia  1.87;  Na- 
tron 6.93;  Kali  0.93;  Wasser  1.64.  Das  Sauerstoffverhältniss  von 
R:Si  ist  nahe  1:7,  G.  Rose  betrachtet  sie  vermuthlich  mit  Recht 
als  zersetzte  Oligoklase.  Derselbe  ausgezeichnete  Forscher  ermittelte 
auch  die  Zusammensetzung  der  triklinen  Krystalle  des  Porphyrit 
von  Quenast  in  Belgien  zu:  Kieselsäure  63.70;  Thonerde  22.64; 
Eisenoxyd  0.53;  Kalk  1.44;  Magnesia  1.20;  Natron  6.15;  Kali 
2.81  ;  Wasser  1.22.  Auch  hier  hat  die  Verwitterung  das  Sauer- 
stoffverhältniss des  Oligoklas  nicht  unbeträchtlich  gestört.  Streng 
analysirte  die  weissen  gestreiften  Feldspathe  aus  denjenigen  Por- 
phyriten, welche  am  Südi'ande  des  Harzes  in  der  Gegend  von  Ilfeld 
verbreitet  sind,  und  glaubte,  dass  ihre  Zusammensetzung  mit  der 
des  Labrador  übereinstimme  ;  sie  ergaben:  Kieselsäure  53.11  ;  Thon- 
erde 27.27;  Eisenoxydul  2.53;  Kalk  7.47;  Magnesia  0.91;  Kali 
1.08  ;  Natron  5.09  ;  Glühverlust  2.38  ;  mit  dem  Sauerstoffverhältniss 
1  :  2.8  :  6.1  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  133).  G.  Rose  erklärt 
sich  indessen  dagegen,  weil  das  von  Sti*eng  gefundene  spec.  Gewicht 
(2.6)  von  dem  des  Labrador  nicht  unbedeutend  abweiche  und  weil 
sich  anter  dem  Mikroskop  zeige,  dass  die  Krystalle  nicht  mehr 
fnsch  und  mit  einem  grünen  Mineral  und  Eisenglanz  innig  gemengt 
sind;  nach  ihm  sind  sie  gleichfalls  wahrscheinlich  zersetzter  oder 
verunreinigter  Oligoklas  (ebendas.  XI.  297).  Oligoklas  aus  blauem 
Porphyr,  welcher  bei  Uranienborg  im  südlichen  Norwegen  Lagen 
zwischen  Schiefer  bildet,  enthält  nach  Kjerulf:  Kieselsäure  61.54  ; 
Thonerde  21.30;  Eisenoxyd  1.18;  Kalk  2.63;  Magnesia  0.23;  Kali 
6.01  ;  Natron  4.16  ;  ist  das  Alkalienverhältniss  auch  wahrscheinlich 
durch  Zersetzung  bereits  verändert,  so  ist  das  Sauerstoffverhältniss 
dennoch  sehr  nahe   1  :  3  :  9. 

Die  Hornblende  erscheint  in  dünnen  Säulen  oder  Nadeln 
von  schwarzer  Farbe   und  oft  nur  sehr  unvollkommener  Spaltbar- 


26  Glimmer  und  Quarz  im  Porphyr  it. 

keit,    welche   besonders    deutlich   in   einer    etwas   gebleichten  oder 
verwitterten  Gruudmasse  hervortreten. 

Der  Glimmer  bildet  kleine,  meist  sechsseitige  Blättchen 
und  ist  fast  nur  dunkelfarbiger  Magnesiaglimmer.  Glimmer  und 
Hornblende  scheinen  sich  Tneistens  gegenseitig  auszuschliessen,  so 
dass  in  den  hornblendereichen  Porphyriten  fast  nie  Glimmerblätt- 
chen  erscheinen  und  umgekelirt  die  vielen  Glimmer  enthaltenden 
Porphyrite  von  Hornblende  entweder  gänzlich  oder  doch  beinahe 
frei  sind.  In  den  sächsischen  Porphyriten,  welche  sich  von  Wilsdruff 
nach  Potschappel  hinziehen,  ist  dieses  gegenseitige  Ausschliessen 
besonders  deutlich  zu  beobachten ;  bei  Unkersdorf  zeigen  sich  beide 
Mineralien  nebeneinander  ausgeschieden,  dasselbe  beobachtete  G.  Rose 
an  den  Porphyriten  von  Fohnersdorf  in  Schlesien. 

Wie  bei  den  ortlioklash altigen  Porphyrgesteinen  quarzführende 
( Felsitporphyre )  und  quarzlose  (  quarzfreie  Orthoklasporphyre ) 
unterschieden  wurden,  so  zerfallen  auch  die  orthoklasfreien  oligo- 
klasführenden  Pcjrphyre  ihrerseits  in  quarzführendo  und 
quarz  freie.  Die  Ausdehnung  der  beiden  Abtheilungen  ist  aber, 
wie  es  scheint,  eine  gerade  umgekehrte:  während  unter  den  ortho- 
klashaltenden Porphyren  die  quai-zführenden  überwiegen,  herrschen 
unter  den  oligoklashaltenden  die  quarzfreien  vor.  In  den  Porphyri- 
ten gibt  sich  der  Quarzgehalt  bald,  wie  erwähnt  in  der  Form  von 
ausgeschiedenen  Körnern  kund,  wie  in  denen  des  Altai,  in  manchen 
der  Wilsdruff-Potschappeler  Ablagerung,  und  diese  stellen  alsdann 
die  porph^Tische  Ausbildung  quarzhaltiger  Diorite  dar,  indem  sie 
sich  zu  diesen  verhalten,  wie  Felsitporphyr  zu  Granit.  Daneben 
tritt  indessen  auch  der  allerdings  seltene  Fall  ein,  dass  sich  kein 
Quarz  ausgeschieden  hat,  sondern  die  freie  Kieselsäure  sich  in  der 
alsdann  felsitischen  Grundmasse  betindet  (Dfeld  am  Harz) ;  diese 
Ausbildungsweise  findet  ihre  vollkommene  Parallele  bei  jenen  weni- 
gen zu  dem  Felsitporphyr  gerechneten  Gesteinen  (Bd.  I.  552),  welche 
gleichfalls  die  freie  Kieselsäure  nicht  als  Quarz  ausgeschieden,  son- 
dern in  der  Grundmasse  feinvertheilt  enthalten,  z.  B.  bei  dem  Ge- 
stein von  Elfdalen  in  Schweden.  Die  weit  häufiger  verbreiteten 
quarzfreien  Porphyrite  entsprechen  den  quarzfreien  Dioriten  und 
verhalten  sich  zu  diesen,  wie  quarzfreier  Orthoklasporphyr  zum 
Syenit. 

Quarzführende  und  quarzfreie  Porphyrite  sind  keineswegs  im- 


Chemische  Zusammensetzung  von  Porphyriten.  27 

mer  in  der  Natur  scharf  von  einander  getrennt ;  bisweilen  kommt 
es  vor,  dass  in  einer  Porphyritablagerung,  welche  durchschnittlich 
keine  freie  Kieselsäure  enthält,  local  sporadische  Quarzkörner  sich 
einstellen  und  petrographisch  ist  es  zweckmässig,  hier  eine  Grenz- 
linie zuziehen,  welche  geologisch  nicht  existirt;  derlei  Verhältnisse 
bieten  sich  z.  B.  an  den  Porphyriten  der  Gegend  von  Wilsdrufif 
in  Sachsen  dar. 

Als  accessorische  Gemengtheile  sind  zu  erwähnen :  Granat  in 
rothen  Körnern  in  dem  Porphyrit  von  Ilfeld  sehr  verbreitet ;  Titanit 
ara  Kohlberge  bei  Folmersdorf  in  Schlesien ;  Eisenglanz  in  manchen 
Porphyriten  häufig;  Magneteisen  hier  und  da. 

Der  Analysen  von  ächten  hierhergehörenden  Gesteinen  gibt 
es  leider  nur  wenige.  Von  deutschen  Porphyriten,  welche  gerade 
sehr  charakteristisch  ausgebildete  Varietäten  darstellen,  liegen  nur 
Analysen  derjenigen  von  Ilfeld  am  Harz  vor,  welche  wir  Streng 
verdanken  (von  ihm  ursprünglich  als  Melaphyr-Porphyr  bezeichnet), 
die  aber  meist  au  nicht  mehr  frischem,  verwittertem  und  bereits 
mit   Säure  brausendem  Material  angestellt  wurden. 

I.  II.  III. 

Kieselsäure       ....     64.34  67.36  61.97 

Thonerde 16.34  17.05  16.27 

Eisenoxydul     ....       7.01  4.35  7.49 

Manganoxydul      .     .     .       0.32  —  0.07 

Kalk 3.92  2.74  1.38 

Magnesia 0.89  0.62  2.71 

Kali 3.70  3.94  4.04 

Natron 2.92  3.24  2.55 

Glühverlust      ....        1.05  2.30  3.45 

Kohlensäure     ....        1.67  —  1.04 

102.70  101.00  100.97         ~~ 

I.  Gänseschnabel  bei  Ilfeld ;  braune  hornsteinartige  Grund- 
masse, weisse  zwillingsgestreifte  Feklspathe,  ein  grünes  mit  Säuren 
brausendes  Mineral,  braune  Pünktchen,  einzelne  Granaten  und  et- 
was Magneteisen.  Kuhlemann  bei  Streng,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 
X.    1858.   112. 

II.  Homogene,  vor  dem  Löthrohr  beinahe  unschmelzbare  Grund- 
masse desselben.  Streng,  ebendas.   112. 


28  Chemische  Zusammensetzung  der  Porphyrit«. 

ni.  Zwischen  Neustadt  und  den  Kohlengruben  am  Vaterstein  bei 
llfeld ;  chokoladebraune,  matte  Grundmasse,  hier  und  da  brausend, 
weisse  matte  Felspathe,  seltene  dunkelgrüne  Krystalle  und  ein 
weiches  sehr  seltenes  talkartiges  Mineral.  Streng  ebendas.  113. 

Mit  I  stimmt  sehr  gut  die  (unvollständige)  Bauschanalyse  des 
antiken  rothen  Porphyrit  vom  Djobel-Dokhan  (vgl.  unten),  in  wel- 
cher Delesse  fand:  Kieselsäure  64.00 ;  Kalk  3.15;  Glühverlust  0.29 
(Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VII.  1850.532).  Die  Grundmasse  11  von 
I  ist  im  Verbal tniss  der  Säure  zur  Thonerde  kieselsäurereicher  als 
selbst  Orthoklas,  daher,  wenn  sie  auch  verwittert  ist,  höchst  wahr- 
scheinlich eine  folsitische,  quarzführende.  Strengs  Methode,  auf 
Grund  der  Bunsenschen  Formeln  (Bd.  I.  455)  die  ursprüngliche  Zu- 
sammensetzung der  unzersetzten  Gesteine  zu  berechnen,  scheint  nicht 
wohl  gestattet,  da  keine  Gewähr  vorliegt,  dass  dieselben  wirklich 
aus  t  und  p  zusammengesetzt  waren ;  er  stellte  so  als  ursprüngliche 
Zusammensetzung  auf:  Kieselsäure  60.7 ;  Thonerde  und  Eisenoxy- 
dul 22.9;  Kalk  7.0;  Magnesia  3.2;  KaU  3.5;  Natron  2.7  (100.0). 
Mit  Recht  bemerkt  Streng,  dass  man  aus  der  Menge  der  Kohlen- 
säure und  des  Wassers  noch  nicht  direct  auf  den  Grad  der  Zer- 
setzung schliessen  darf. 

U.  Fikentscher  bestimmte  den  Kieselsäuregehalt  und  das  spec. 
Gewicht  einiger  sächsischer  Porphyrite  (Naumann  Geognosie  II. 
676);  er  fand  im 

Kieselskuregehalt        Spec.  Gewicht 

homblendereichen  Porphyrit  von  Pot- 

schappel 59.3  2.724—2.740 

Porphyrit  von  Kesselsdorf     ....  66.4  2.682 

Porphyrit  von  Wilsdruff  .....  67.25  2.715 

glimmerreichen  Porphyrit  von  Meissen  68.1  2.605 — 2.674 

Die  letztem  gehören  offenbar  zu  den  quarzführenden  Por- 
phyriten.  Das  spec.  Gewicht  beträgt  beim  Porphyrit  I  2.67,  bei 
der  Grundmasse  II  2.66,  beim  Porphyrit  III  gleichfalls  2.66  (Streng), 
beim   rothen  antiken  Porphyrit  2.763  (Delesse). 

Feldspathkrystalle  (Oligoklas)  sind  fast  stets  in  den  porphyri- 
tischen  Gesteinen  ausgeschieden ;  je  nachdem  ausser  ihnen  noch 
Hornblende  oder  Glimmer  darin  zu  gewahren  ist,  kann  man  all- 
gemein drei  Abtheilungen  von  Porphyriten  unterscheiden: 


Feldspathporphyrite.  29 

Feldspathpor  phyrit  (Oligoklasporphyrit),  nur 
oder  fast  nur  Feldspathkrystalle  enthaltend. 

Ilornblendeporphyrit,  Feldspath-  und  Hornblendekry- 
stalle  enthaltend,  entsprechend  dem  Hornblendediorit. 

Glimmerpor  phyrit,  Feldspathkrystalle  und  Glimmer  ent- 
haltend, entsprechend  dem  Glimmerdiorit. 

Zm  den  Felds  pathporp  hyriten,  welche  in  ihrer  Grund- 
masse trikline  Feldspathkrystalle,  keine,  fast  keine  oder  nur  un- 
deatliche  andere  Ausscheidungen  aufweisen,  gehören  folgende,  ge- 
nauer gekannte  Gesteine. 

Der  Feldspathporphyrit  von  der  Südseite  des  Harzes  aus  der 
Gegend  von  Dfeld,  welcher  sich  als  ausgedehnte  Ablagerung  von 
der  Ebersburg  bis  nach  Ruthensütte  hinzieht,  enthält  in  einer  ho- 
mogen erscheinenden,  bisweilen  homsteinartigen  an  dünnen  Kanten 
durchscheinenden  oder  ganz  undurchsichtigen  Masse  von  röthlich- 
branner  bis  röthlichgrauer  Farbe,  kaum  linienlange  gestreifte  Kry- 
stalle  von  durchsichtigem  bis  durchscheinendem  Feldspath,  ein 
grünes  meist  stark  verwittei-tes  Mineral  in  kleinen  Körnern  oder 
Prismen,  rothen  Granat  durch  die  ganze  Masse  zerstreut  und  feine 
Schüppchen  von  Eisenglanz,  ausserdem  sehr  feine  dunkelbraune 
Punkte   in  grosser  Anzahl  in  der  hellem  Giiindmasse. 

Bäntsch,  Girard,  Streng  und  G.  Rose  haben  sich  namentlich 
um  die  Untersuchung  dieser  Gesteine  verdient  gemacht ;  die  drei 
erstem  Forscher  rechneten  sie  zu  dem  körnigen  Melaphyr  oder  Mela- 
phyrporphyr,  mit  Rose,  Naumann,  v.  Cotta  und  Roth  halten  wir 
dieselben  für  Feldspathporphyrite.  Die>se  Gesteine  sind  von  den 
dortigen  eigentlichen  Melaphyien  nicht  nur  durch  mineralogische 
and  chemische  Constitution,  sondern  auch  durch  Lagerungsverhält- 
nisse  scharf  getrennt.  Aus  der  grossen  Anzahl  von  Analysen,  wel- 
che Streng  ausgeführt  hat  (vgl.  oben),  ergibt  sich  als  durchschnitt- 
hcher  Gehalt  an  Kieselsäure  61.3  pct.,  welcher  beträchtlich  von 
dem  der  viel  basischem  Melaphyre  abweicht,  desgleichen  der  viel 
geringere,  17  pct.  niemals  erreichende  Thonerdegehalt.  Aus  dem 
Sanerstoffquotienten,  welcher  zwischen  0.4  und  0.33  schwankt,  er- 
bellt, dass,  da  die  Gegenwart  von  Orthoklas  durch  nichts  angezeigt 
ist,  ausser  dem  triklinen  Feldspath  noch  freie  Kieselsäure  im  Ge- 
stein vorhanden  sein  müsse.  Streng  betrachtet  die  Grundmasse 
(Anal.  II)  als  aus   einem  Mineral  bestehend  und  ihr  Sauerstoffvep* 


30  Feldspathporphyrite. 

bältniss  1.2  :  2.7  :  12  kann  wohl  nur  auf  Orthoklas  deuten,  allein 
an  und  für  sich  ist  es  unwahrscheinlich,  dass  nur  eine  einzige  Mine- 
ralsubstanz die  Grundmasse  bilden  sollte,  noch  dazu  Orthoklas, 
während  sich  nur  der  basischere  Feldspath  in  Krystallen  ausgeschieden 
hätte.  Auch  G.  Rose  bezweifelt,  dass  sie  aus  einem  einfachen  Mineral 
im  dichten  Zustande  bestehe,  weil  man  in  dünn  geschliffenen  Plätt- 
chen unter  dem  "Mikroskop  eine  durchsichtige  Hauptmasse  erkennt, 
in  welcher  viele,  unregelmässig  umgrenzte  schwarze  Kömchen  und 
sehr  schmale  schwarze  Säulchen  liegen.  Es  ^mrde  schon  bemerkt, 
dass  Streng  die  Feldspathe  für  Labrador  hält,  womit  sich  hingegen 
G,  Rose  nicht  einverstanden  erklärt,  der  in  ihnen  etwas  zersetzte 
Oligoklase  sieht.  Das  dunkelgrüne  Mineral  ist  nach  Streng  wasser- 
haltig, sehr  basisch,  eisenreich  und  hat  die  Zusammensetzung  eines 
eisenreichen  Chlorit.  Er  fand  darin  nach  Abzug  eines  unlöslichen 
Rückstandes:  Kieselsäure  16.43,  Thonerde  15.15,  Eisenoxydul  26.77, 
Kalkerde  14.91,  Magnesia  4.09,  Kali  1.96,  Natron  3.11,  Glühver- 
lust 16.68  (100.00).  Es  ist  das  Sauerstoffverhäliniss  der  Monoxyde 
zur  Thonerde  zur  Kieselsäure  zum  Wasser  wie  2:1:1:2.  Bäntsch 
und  Girard  betrachten  dieses  Mineral  als  Augit,  G.  Rose  sieht  in 
demselben  wahrscheinlich  mit  Recht  ein  Zersetzungsproduct  von 
Hornblende.  In  den  verwitterten  Varietäten  konnte  Streng  auch 
noch  glänzende  Körner  von  schwarzem  Titaneisenerz  erkennen.  Die 
Verwitterung  schreitet  in  dieser  Porphyrablagerung  mit  grosser 
Schnelligkeit  fort. 

Am  Altai  werden  auf  dem  Schleifwerk  -zu  Kolywansk  nach 
G.  Rose  Feldspathporphyrite  verarbeitet,  welche  in  einer  dunkel- 
braunrothen  feinsplitterigen  Grundmasse  kleine  schnee-  bis  grau- 
lichweisse  trikline  FeldspathkiysÄlle  (keine  Orthoklase),  seltene 
Quarzkörnchen  und  sehr  zahlreiche  kleine  Eisenglanzblättchen  ent- 
halten. Diese  schönen  Gesteine  liefern  ein  deutliches  Beispiel  von 
quarzführenden  Porphyriten.  Am  Korgon  haben  sich  in  dieser  röth- 
lichbraunen  Grundmasse  kleine,  2 — 3  Linien  im  Durchmesser  grosse 
festverwachsene  Kugeln  einer  dichten  theils  bläulichgrau,  theils 
schwarz  gefärbten  Masse  ausgeschieden,  so  dass  eine  sphärolithische 
Structur  hervorgerufen  wird  (Reise  in  den  Ural  I.   561). 

Nach  G.  Rose  gehören  noch  zu  den  Feldspathporphyriten  (von 
ihm  früher  Syenitporphyre  genannt)  die  Gesteine  von  den  Pentland- 
hills  bei  Edinburgh  mit  graulich-  bis  röthlichweissen  Oligoklaskry- 


Feldspathporphyrite.  31 

stallen  und  vielen  kleinen  Eisenglanzflimmerchen  in  einer  bräunlich- 
rothen  Grundmasse ;  das  Gestein  von  Heinersreuth  bei  Stadt-Steinaoh 
im  Fichtelgebirge,  röthlichweisse  oft  über  3  Linien  grosse  und  1  Linie 
breite  deutlich  gestreifte  Oligoklase  in  dichter  rothbrauner  Grund- 
masse enthaltend  ;  das  Gestein  vom  Ziegenrücken,  südwestlich  von 
Hohenelbe  in  Böhmen,  welches  in  einer  graulichschwarzeu  bis 
rothlichgrauen  Grundmasse  zahlreiche,  dünne  Oligoklase  umschliesst. 
Fischer  erwähnt  unter  den  schwarzwälder  Porphyren  ein  unweit 
St.  Märgen,  östlich  von  der  Ohmenkapelle  vorkommendes  quarz- 
armes Gestein,  welches  gar  keinen  Orthoklas,  sondern  nur  klinokla- 
stischen  Feldspath.  ausgeschieden  enthält  (Ber.  d.  naturf.  Ges.  zu 
Freiburg  i.  Br.  IL  Nro.  14.  215).  v.  Cotta  vermuthet,  dass  auch 
die  Mandelsteine  von  Oberstein  an  der  Nahe  hierher  gehören  dürf- 
ten (Gesteinslehre  1862.  108),  was  indessen  sehr  zweifelhaft  erscheint. 

Zu  den  Porphyriten  scheint  man  auch  am  zweckmässigsten 
das  von  Delesse  untersuchte  Gestein  von  Lessines  und  Quenast  in 
Belgien  zu  rechnen.  Es  ist  ein  Oligoklasgestein  (vergl.  S.  25). 
dessen  weisse  oder  grünlichweisse  Kry stalle  in  einer  dunkelgrünen 
Grundmasse  eingewachsen  sind,  welche  Delesse  als  chlorithaltig  er- 
achtet ;  ausserdem  führt  das  Gestein  hier  und  da  Körner  und  Kry- 
stalle  von  Quarz,  manchmal  auch  einige  Mm.  lange  Ilornblendesäulen, 
ebenfalls  Kalkspath,  Eisenspath;  in  Drusen  findet  sich  Kalkspath, 
Axinit,  Epidot.  Die  Zusammensetzung  ist :  Kieselsäure  57.60,  Thon- 
erde  und  Eisenoxyd  25.00,  Kalk  3.23,  Magnesia,  Kali,  Natron  9.92, 
Wasser  und  Kohlensäure  4.25  (100.00).  Naumann  stellt  dieses 
jedenfalls  nicht  mehr  frische  Gestein  zu  den  augithaltenden  quarz- 
freien Diabasporphyren  (Geognosie  I.  583),  wozu  es  seiner  Zusam- 
mensetzung nach  als  augitfreies,  quarzführendes  Gestein  gewiss  nicht 
gehört,  Roth  (Gesteinsanalysen  XLIV)  ist  geneigt,  es  den  Glimmer- 
dioriten  zuzuzählen,  obschon  des  Glimmers  darin  kaum  Erwähnung 
geschieht. 

Ob  die  von  Kjerulf  als  (juarzfreier  Felsitporphyr  bezeichneten 
Gestebie  vom  Studentenberg  bei  Akershus  und  vom  Makrelbäk  in 
Norwegen  (Christiania-Silurbecken  1855.  0  u.  10),  welche,  zwischen 
untersiluri sehen  Schiefern  Lager  bildend,  eine  vorwiegende  dichte 
bläuliche  Grundmasse  und  darin  kleine  weisse  Oligoklase  (S.  25) 
und  viel  Eisenkies  besitzen,  nchtigor  den  Porphyriten  beigesellt 
oder  mit  Roth  (Geateinsanalysen  XX XV 11)  als  quarzfreie  oligoklas- 


32  Homblendeporphyrite. 

arme  Orthoklasporphjre  (horoblende-  und  glimmerarme,  kiesreiche 
Rhombenporphyre)  betrachtet  werden  müssen,  ist  noch  näher  zu 
entscheiden. 

Bei  den  Hornblendeporphyriten  stellt  sich  unter  den 
ausgeschiedenen  Krystallen  neben  Feldspath  auch  deutliche  Horn- 
blende ein;  die  Grundmasse  ist  im  Allgemeinen  ebenso  braun, 
rothbraun  oder  violettbraun  gefärbt,  wie  bei  den  Feldspathpor- 
phyriten. 

Zu  dieser  Porphyritabtheilung  gehört  der  rothe  antike  Por- 
phyrit  (Porfido  rosso  antico,  Porphyrites  der  Römer)  meist  vom 
Djebel-Dokhan  aus  Aegypten  stammend,  wo  Burton  undWilkinson 
die  alten  Steinbrüche  wieder  auffanden.  In  einer  schön  blutrothen 
Grundmasse  enthält  er  häufige  kleine  schneeweisse  oder  rosenrothe 
Feldspathkrystalle,  mit  Zwillingsstreifung  (Analyse  s.  oben),  schwarze, 
glänzende,  bisweilen  etwas  unbestimmt  begrenzte  Hornblendenadeln 
und  gewöhnlich  kleine  Eisenglanzflimmerchen.  Quarz  durchzieht 
das  Gestein  in  unregelmüssigen  feinen  Adern,  eigentliche  Quarz- 
körner sind  nicht  zu  erkennen.  Die  Grundmasse,  so  viel  als  mög- 
lich vom  ausgeschiedenen  Feldspath  befreit,  ergibt  nach  Delesse: 
Kieselsäure  G2.17 ;  Thonerde  14.71  ;  Eisenoxyd  7.79 ;  Manganoxydal 
Spur;  Kalk  3.30;  Magnesia  5.00;  Kali  2.04;  Natron  4.10;  Glüh- 
verlust 0.58  (99.69) ;  das  spec.  Gew.  ist  2.765.  Der  grosse  Gehalt 
an  Magnesia  und  das  hohe  spec.  Gewicht  lassen  auf  viel  Horn- 
blende schliessen  und  es  bleibt  alsdann  freie  Kieselsäure  für  die 
Grundmasse  übrig. 

Der  Porphyrit,  welcher  sich  südwestlich  von  Dresden  von 
Wilsdruff  nach  Potschappel  hinzieht,  ist  in  der  Nähe  des  letztem 
Ortes  ebenfalls  als  Homblendeporphyrit  ausgebildet;  in  den  meist 
etwas  zersetzten  Homblendekry  st  allen  findet  sich  sehr  häufig  ein 
Kern  von  porphyrischer  Grundmasse.  Nach  Nordwesten  in  der 
Richtung  nach  Wilsdruff  zu  geht  dieser  Homblendeporphyrit  in 
einen  Glimmerporphyrit  über.  Das  Gestein  vom  Kohlberg  bei  Reichen- 
stein in  Schlesien  ist  auch  ein  Homblendeporphyrit.  Die  von  Senft 
beschriebenen  Homblendemelaphyre  des  Thüringer waldes  dürften 
«um  grossen  Theil  diesen  Hornblendeporphyriten  entsprechen  (vgl. 
später  unter  Melaphyr).  Zu  den  Hornblendeporphyriten  gehören 
wahrscheinlich  die  in  cambrischen  und  untersilurischen  Schichten 
auftretenden  Gesteine   aus  der   Umgegend    von  Dulgelly  in  Merio- 


Gliramerporplijrrit.  33 

netsbire  (z.  B.  zu  Cader  Idris,  Cyfrwy,  Bwlch-yr-Hendief)  und  aus 
der  Umgegend  von  Pwllbeli  in  Caernarvonshire. 

Eine  sehi*  charakteristische  Gesteinsgruppe  unter  den  Por- 
phj-riten  bildet  die  dritte  Abtbeilung.  die  G  limni  erpo  rphy  rite, 
weiche  in  einer  dicht  erscheinenden  Grundraasse  triklinische  Krystalle 
von  Feldspath  und  Glimmer  enthalten.  Die  Gnmdmasse  ist  eben- 
falls meist  dunkel  gefärbt,  der  Feldspath  von  weisslicher,  grün- 
licher oder  röthlicher  Farbe,  der  Glimmer  bildet  dunkelgefärbte, 
oft  regelmässig  sechsseitige  Blatt  eben,  Quarzkörnchen  meist  in  spär- 
licher Menge  stellen  sich  hier  und  da  ein.  Mit  einer  Aufnahme 
von  Hornblendekrystallen  ist  immer  eine  Abnahme  des  Glimmerge- 
balts verbunden  und  so  wird  der  Uebergang  in  die  Hornblendepor- 
phyrite  vermittelt.  Unter  den  Glimmerporphyriten  ßnden  sich  sel- 
tene Varietäten  mit  einer  Mandelsteintextur,  wobei  alsdann  die 
Grundmasse  freier  von  eingewachsenen  Kry stallen  und  mehr  gleich- 
massig  dicht  erscheint ;  die  Mandeln  enthalten  kieselige  Mineralien, 
Grönerde  oder  Kalkspath.  Von  einigen  Forschern  werden  diese  Glim- 
merporphyrite  namentlich  des  Thüi-ingerwaldes  zu  den  glimmerhal- 
tigen  Melaphyren  gerechnet.  Naumann  macht  darauf  aufmerksam, 
dass  ihre  Grundmasse  nicht  so  leicht  schmilzt,  wie  die  der  Mela- 
phyre,  und  ein  weissliches, '  blasiges  Email  liefert,  während  die 
Melaphyre  zu  einem  schmutziggrünen  Glase  schmelzen  (Geognosie 
I.  600).  Auch  dadurch  unterscheiden  sich  diese  Glimmerporphyrite 
von  den  Melaphyren,  dass  letztere  wohl  nie  mit  quarzführenden 
Vanet^ten  in  Verbindung  stehen,  sowie  dass  ihr  charakteristisches 
Mandelsteingefüge  jenen  fast  gänzlich  fehlt.  Ueber  die  als.Glimmer- 
melaphyre  bezeichneten  Gesteine  des  Thüringerwaldes  vgl.  Melaphyr. 

Zu  diesen  Glimm  er  porphynten  gehört  die  Hauptmasse  des 
oben  erwähnten  Porphyrzuges  zwischen  Wilsdruff  und  Potschappel 
am  linken  Elbeufer  in  Sachsen.  Sie  besitzen  eine  röthlich-  oder 
bläulichbraune  Grundmasse,  in  welcher  neben  den  triklinischen  Feld- 
spathen  gewöhnlich  nur  eine  Linie  grosse,  sehr  regelmässig  be- 
grenzte und  verhältnissuiässig  dicke  Tafeln  von  schwarzem  Glimmer 
liegen.  Im  Triebischthale,  in  der  Gegend  von  Meissen  an  beiden 
Elbeufern,  unweit  Altenburg  in  raehrern  Ablageningen  (nordöstlich 
von  der  Stadt,  sodann  zwischen  Paditz  und  Priefel,  bei  Rasephas, 
ferner  östlich  von  Wendischleuba)  und  nach  Jokely  im  Granit  des 
mittlem  Böhmens  (in  der  Gegend  zwischen  lloluschitz,  Malcitz  und 

Zirkel,  Petroffraphie.  U.  3 


34  Porphyrit. 

Neuwraz,  dann  bei  Mirotitz,  Cerhonitz,  Kamenitz  u.  s.  w.)  sind 
diese  Gesteine  ebenfalls  verbreitet.  Der  blaue  quarzfreie  Porphyr 
von  Meissen  (derselbe  wie  der  zwischen  Wilsdruff  und  Potschappel) 
geht  (nach  Naumann)  in  den  quarzhaltigcn  des  Tronitzberges  über. 
V.  Richthofen  beobachtete  oberhalb  des  Schlosses  Trostburg  an  der 
Eisack  in  Tyrol  einen  Porphyr,  welcher  ausser  grossen  und  spär- 
lichen Quarzen  nur  Oligoklas  (fast  gar  keinen  Orthoklas)  und  vielen 
schwarzen  Glimmer  enthielt  (geogn.  Beschr.  d.  Umg.  v.  Predazzo 
u.  s.  w.  1860.  120).  Die  > Glimmerporphyre«  des  Thüringerwaldes 
aus  der  Gegend  von  Ilmenau  enthalten  meistentheils  Orthoklas  aus- 
geschieden, gehören  also  nicht  hierher.  Weitere  Untersuchungen 
werden  ohne  Zweifel  den  Kreis  dieser  Porphyritgesteine  vergrös- 
sern.  Die  altern,  von  rothen  Felsitporphyren  durchsetzten  Gesteine 
des  Morvan  in  Centralfrankreich,  welche  Charmasse  beschreibt, 
dürften  wohl  auch  den  Porphyriten  zuzuzählen  sein;  entschieden 
ist  hierher  zu  stellen  das  Gestein  von  Schirmeck  in  den  Vogesen 
(vgl.  S.  25). 

Die  Porphyrite,  in  ihren  Lagerungsverhältnissen  sehr  mit 
den  Felsitporphyren  übereinstimmend,  bilden  Gänge  von  oft  colos- 
salen  Dimensionen,  mächtige  Stöcke,  Decken  und  Lager.  Ihre  Ilaupt- 
eruptionsepoche  scheint  zwischen  die  devonische  Formation  und  den 
Zech  stein  zu  fallen. 

Der  blaue  Porphyrit  aus  der  Gegend  von  Wilsdruff  und  Pot- 
schappel ist  älter  als  die  Steinkohlenformation,  da  die  ältesten 
Schichten  derselben  schon  Geschiebe  von  ihm  enthalten.  Er  bildet 
Gänge  im  Granit  und  Syenit,  gerade  wie  der  Porphyrit  aus  der 
Gegend  von  Meissen,  aus  welchem  z.  B.  bei  Prositz  ein  über  250  F. 
mächtiger  Gang  zwischen  Granit  und  Thonstein  besteht.  Naumann 
beschreibt  den  mächtigen  Porphyritgangstock  des  hohen  Eifert  beim 
Buschbad  im  Triebischthale,  welcher  sich  nach  Norden  in  drei  par- 
allele Gänge  zerschlägt,  die  in  ihrem  Verlauf  den  Felsitporphyr 
von  Dobritz  durchsetzen.  Am  Südrande  des  Harzes  in  der  Gegend 
von  Ilfeld  erscheint  der  Porphyrit  nach  Naumanns  Untersuchungen 
als  eine  zwar  vielfach  zerrissene  aber  an  Ausdehnung  und  Mäch- 
tigkeit die  Melaphyre  übertreffende  Decke,  welche  der  mittlem  Etage 
des  Rothliegenden  aufgelagert  ist  und  von  Königerode  bis  Her- 
mannsacker vom  Zechstein  bedeckt  wird.  Eine  Absonderung  in  meist 
senkrechte  Säulen  ist    daran   gewöhnlich,   welche   auch  die   schroff 


Porphyrit.  35 

und  isoHrt  aufragenden  Felsgestalten  des  Gänseschnabels,  Falken- 
steins, Bielsteins  u.  s.  w.  hervorruft;  d<T  Porphyrit  schliesst  auch 
Melaphyrbruchstücke  ein.  Der  rothe  antike  Porphyr  bildet  unter 
27^  20'  in  Aegypten  nach  Lefebvre  am  Djebel  Dokhan  einen  20 — 
25  Meter  mtächtigen  Gang  im  Granit. 

Naumann,  Erläuterungen  zur  geogn.  Karte  v.  Sachsen  1845.  H.  V. 

V.  Cotta,  Glimmerporphyrit,  N.  Jahrb.  f.  Min    1845.  75. 

(t.  Hose,   Porphyrit   (Syenitporphyr),   Zeitschr.  d.   d.  geol.  Ges.  I. 

1849.  378. 

G.  Rose,  Feldspathporphyrit  verschiedener  Gegenden  (Ilfeld  u.  s.w.), 

ZoitsQhr.  d.  d.  geol.  Ges.  XL  1859.  296. 
(iirardjPorphyrite  (Melaphyre)  von  Ilfeid,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1858.  145. 
Bäntsoh,  Porphyrite  (Melaphyre)  des  Harzes,  Abhandl.  der  naturf. 

GeseUsch.  zu  Hallo  1858.  Band  IV. 
Streng,  Porphyrite  (Melaphyre)  des  südlichen  Harzrandes,  Zeitschr. 

d.  d.  geol.  Ges.  X.  1858.  99;  XIH.  1861.  87. 
Naumann,  Porphyrit  von  Ilfeld,  N.  Jahrb.  f  Min.   1860.  23. 
Delesse,   rothe   antike  Porpliyrite,    Bull,  de  la   soc.  geol.  (2)  VII. 

1850.  532;  daraus  in  N.  Jahrb.  f  Min.  1851.  422. 

Delesse,   Porphyrit  von  Lessines  und  Quenast,  Belgien,  BulL  de  la 

soc.  geol.  (2)  VII.  1850.  315. 
Delesse,    Porphyrit  von  Schirmeck,  Vogesen,  Annal.   des  mines  (4) 

XVI.  1849.  362. 
filie   de  Beaumont,    Porphyrit  von  Schirmeck,   Explic.  d.  1.   carte 

geol.  d.  l.  Fr.  I.  343. 
Charmasse,    Porphyre   des    Morvan,    Bull,  de  la   soc.  geol.  (2)  IV. 

1847.  750. 

An  die  Glimmerporphyrite  reihen  sich  zwei  Gesteine,  welche 
in  der  Bretagne  und  den  Vogesen  sich  findend  von  französischen 
Geologen  mit  besondern  Namen  bezeichnet  worden  sind.  Vom  petro- 
graphischen  Gesichtspunkte  aus  sind  sie  zum  Theil  vollständig  mit  den 
Glimmerporphyriteu  zu  identificiren,  zum  Theil  gehen  sie  indessen 
auch  in  krystallinisch-körnige  Varietäten  über,  welche  in  jeder  Be- 
ziehung dem  Glimraerdiorit  entsprechen.  Aus  der  folgenden  Cha- 
rakterisirung  derselben  erhellt  zur  Genüge,  dass  kein  Grund  vor- 
liegt, diese  Bezeichnungen  fernerhin  aufrecht  zu  erhalten. 

K  ersanton. 

Dieses  Gestein  besitzt  eine  grünliche  oder  graue  Grundmasse, 
in  welcher  kurze  sechsseitige  Säulen  oder  Lamellen  von  braunem 
oder  schwarzem  Glimmer  eingewachsen  sind.  Die  Grundmasse  scheint 
zum   gi'össten   Theil   aus   Feldspath  zu  bestehen  und   zwar   aus  Oli- 


36  Kersanton,  Kersantit. 

goklas,  welcher  bisweilen  deutlich  krystallinisch  ausgebildet  ist  und 
es  entstehen  alsdann  kömige,  aus  Oligoklas  und  Glimmer  gemengte 
Varietäten,  die  man  geradezu  als  Diorite  micacee  Delesse's  bezeichnen 
kann.  Hornblende  fehlt  nach  Delesse  dem  Gestein  gänzlich.  Acces- 
sorisch  finden  sich  beigemengt  Epidot,  Markasit  und  Magneteisen- 
erz; Kalkspath  erscheint  sowohl  in  Körnern  und  rundlichen  Con- 
cretioneu  zwischen  den  Feldspathen  liegend,  als  auch  in  feinen 
Trümern  und  Adern,  welche  sich  durch  das  Gestein  hindurchziehen: 
gleichfalls  ist,  wie  in  dem  Glinimerporphyrit,  ein  kleiner  Gehalt  an 
Quarz  hier  und  da  beobachtet  worden.  Von  der  Minette  unter- 
scheidet sich  der  Kersanton  dadurch,  dass  der  feldspathige  Bestand- 
theil  Oligoklas  und  nicht  Orthoklas  ist.  Delesse  fand  im  Kersanton 
von  Daoulas,  Dep.  Finisterre  einen  Kieselsäuregehalt  von  52.80, 
einen  Kalkgehalt  von  5.40,  an  Wasser  und  Kohlensäure  6.75,  so- 
wie eine  Spur  Chromoxyd,  welches  wahrscheinlich  von  dem  Glim- 
mer herrührt. 

Das  als  Kersanton  bezeichnete  Gestein  ist  der'Bretagne  eigen- 
thümlich,  wo  es  regellose  Gänge  im  Silurgebiet,  vorzugsweise  im 
Thonschiefer  bildet :  namentlich  in  der  Gegend  von  Brest  und  Quini- 
per  bei  Daoulas  und  l'Hopital  ist  es  verbreitet  und  wii*d  zu  viel- 
fachen architektonischen  Zwecken  verwandt. 

Dufrenoy,  Explic.  de  la  carte  geol.  d.  1.  France  1841.  I,  198. 
Rivi^re.  Bjill.  d.  1.  soc.  geol.  (2)  1.  1844.  528. 

Delesse,    Annal.  deh   mines  (4)  XIX.  1851.  175;    N..  »Jahrb.  f.  Min. 
1851.  164. 

Kersantit. 

Auch  der  Kersantit  ist  ein,  und  zwar  meist  flaseriges  oder 
porphyrartiges  Gemenge  von  Oligoklas  und  Glimmer,  welches  in 
vielen  Fällen  einen  kleinen  Homblendegehalt,  zudem  dann  und 
wann  etwas  Quarz  besitzt.  Nur  aus  den  Vogesen  ist  diese  Gesteins- 
abänderung bekannt,  welche  Delesse.  wie  es  scheint,  gänzlich  un- 
nöthigerweise  noch  neben  dem  Kersanton  mit  einem  besondem  Na- 
men belegte,  da  der  einzige  Unterschied  von  demselben  in  dem 
bisweiligen  Eintreten  von  Hornblende  statt  des  Glimmers  beruht. 
Der  zwillingsgestreifte  Oligoklas  ist  von  weisser  Farbe,  der  Glim- 
mer schwärzlichbrauu,  die  Hornblende  heller  oder  dunkler  grün 
und  in  feinen  Nadeln  ausgebildet.  Carriere  beobachtete  in  den  hom- 
bl^der  ei  ehern,   einigermaassen  schieferigen  Varietäten    auch  etwas 


Kersantit.  87 

rotben  Granat.  Im  Kersantit  von  Visembach  fand  Delesse  58.00  pct. 
Kieselsäure;  daes  der  Feldspath  dieses  Gesteins  Oligoklas-ähnlich 
sei.  bestimmte  er  durcb  eine  Analyse,  welche  ergab:  Kieselsäure 
«:^8f»:  Thonerde  22.27;  Eisenoxyd  0.51;  Kalk  3.45;  Kali  1.21; 
Natron  6.66:  Wasser  0.70.  Die  Gesteinszusammensetzung  wurde 
berechnet  zu  70  Oligoklas  als  Minimum  und  30  Glimmer  als 
Maximam. 

Bei  Visembach  in  den  Vogesen  erscheint  das  Gestein  mehr 
porphyrartig,  indem  der  Oligoklas  eine  Grundmasee  bildet,  in  wel- 
cher Glimmer  und  wenig  Hornblende  liegen.  Durchsetzt  wird  dieser 
Kersantit  nach  allen  Richtungen  von  einigen  mehrere  Centimeter 
mächtigen  Gangen,  die  aus  einer  grobkörnigem  Varietät  bestehen, 
in  welcher  man  die  einzelnen  Gemengtheile  deutlich  unterscheiden 
kann  (offenbar  ein  gewöhnlicher  Glimroerdiorit) ;  sie  führt  mehr 
hellgrüne  Hornblende,  ausserdem  Eisenkies,  Kupferkies,  Bleiglanz 
und  umschliesst  kleine  Knollen  aus  weissem  Quarz,  Chlorit,  Epidot 
und  Kalkspath.  Die  vorwaltendste  Varietät  bei  Visembach  besteht 
nur  aus  Oligoklas  und  Glimmer  und  kann  ohne  Weiteres  als  Glim- 
merdiorit  bezeichnet  werden.  Bei  Ste.  Marie-aux-miues  in  den  Vo- 
gesen bildet  der  Kersantit  als  eine  weniger  deutlich  krystallinische 
Varietät  einen  30 — 35  Meter  mächtigen,  scharf  begrenzten  Gang 
im  Syenitgranit. 

Delesse  in  Anual.  des  mines  (4j   1851.  XIX.    165  uud   N.  Jahrb.  f. 
Min.   1851.  428 

Hier  möge  sich  das  noch  nähere  Untersuchung  verdienende 
(vestein  anschliessen,  welches  Jenzsch  Amygdalophyr  genannt 
bat.  All  dem  Hutberg  beiWeissig,  östlich  von  Dresden  sich  findend 
besitzt  es  eine  grünbraune  kryptokrystallinische  an  den  Kanten 
etwa»  durchscheinende  Gruudmasse,  welche  vereinzelte  ausgeschie- 
dene Feldspath-  und  Homblendekrystalle  umschliesst.  Oft  wird 
dies  Gestein  mandelsteinartig  uud  in  den  Hohlräumen  treten  Horn- 
rtein,  Chalcedon,  Quarz,  Chlorophäit,  Eisenkies,  Bleiglanz  auf,  auch 
wird  gedifgen  lUei  angegeben.  I  ist  die  Zusammensetzung  des  Ge- 
steins;  II  die  des  Feldspaths,  beide  nach  Jenzsch: 


l  2.2 


38  Amygdalophyr. 

>  I.  II. 

Kieselsäure 62.3  64.5 

Thonerde 16.8  17.0 

Eisenoxydul      i  — 

/      .     •     .       6.8 
Maganoxydul  1  — 

Kalk 1.8  — 

Magnesia 2.9  0.9 

Kali 3.7  14.6 

Natron 3.7 

Lithion Spur 

C*  Wasser 2.8  0.8 

Titansäure Spur  — 

~l'00.^  100.0 

Spätere  Analysen  ergaben  für  die  Zusammensetzung  des  Feld- 
spates: 65.0—65.2  Kieselsäure;  19.5—19.7  Thonerde;  0.2  Kalk ; 
1.6  Magnesia;  12.69  Kali;  0.56  Lithion;  0.35—0.55  Glühverlust. 
Dieser  Feldspath,  von  Jenzsch  Weissigit  genannt,  stimmt  in  seiner 
Zusammensetzung  nahe  mit  Orthoklas  überein,  gehört  indessen  dem 
eingliedrigen  System  an.  Seine  Natur  ist  demnach  noch  unentschie- 
den. Nach  Jenzsch  enthält  dieses  Gestein  Bruchstücke  von  Q.uader- 
sandstein  und  von  Phonolith,  es  würde  somit  jüngei*  sein,  als  der 
Quadersandstein  und  der  benachbarte  Phonolith  des  böhmischen 
Mittelgebirges  und  der  Lausitz,  sich  also  als  das  jüngste  der  säch- 
sischen Eruptivgesteine  darstellen.  Er  bringt  es  daher  in  Verbin- 
dung mit  den  Trachyten,  wenn  auch  das  Ansehen  gar  nichts  trachy- 
tisches  besitzt.  Geinitz  bezweifelt  das  jugendliche  Alter  dieses  Ge- 
steins und  reiht  es,  wie  es  scheint  mit  Recht  der  altern  Porphyr- 
gruppe ein.  V.  Cotta  stellt  es  zu  den  Hornblendeporphyriten,  womit 
es  in  der  That  die  meiste  Aehnlichkeit  hat.  Roth  schliesst  es  den 
Melaphyren  an,  mit  denen  er  es  schon  deshalb  nicht  vereinigen 
sollte,  weil  seine  Melaphyre  keine  Hornblende  führen. 

Jenzsch,  N.  Jahrb.  f.  Min.   J853.  386;  1854.  401;  1655.  798. 
Geinitz,  N.  Jahrb.  f  Min.  1856.  665. 

lelaphyr. 

Schwarzer  Porphyr,  L.  v.  Buch;  Porphyrit,  v.  Carnall  und 
Zobel ;  Pseudoporphyr,  Freiesleben ;  Basaltit,  v.  Raumer ;  Trapp, 
Trappmandelstein;  Spilit  z.  Th. 


Melaphyr.  39 

Der  Melaphyr  ist  ein  vorwiegend  kryptokrystallinisches,  bis- 
weilen porphyrartiges,  dazu  sehr  häufig  luandelsteinartiges  Gemenge, 
welches  der  Hauptsache  nach  aus  0 1  i  g  o  k  1  a  s  und  A  u  g  i  t  mit 
M.ogneteisen  besteht. 

Dasjenige  Gestein,  dessen  Zusammensetzung  der  manclifachsteii 
Deutung  unterlegen  ist  und  unter  dem  im  Laufe  der  Zeit  von  den 
einzelnen  Forschern  die  verschiedensten  Mineralcombinationen  ver- 
standen wurden,  ist  wohl  zweifelsohne  der  von  Alexander  Brongniart 
wegen  seiner  dunkeln  Farbe  so  benannte  Melaphyr,  der,  wie  Girard 
bezeichnend  sagt,  »wie  ein  schwarzes  Gespenst  auf  der  Bühne  der 
Wissenschaft  erschienen  ist,  ohne  dass  ihn  jemand  bestimmt  zu 
fassen  vermochte.«  Zum  Theil  rühren  die  Differenzen  daher,  dass 
man  gar  mancherlei  in  ihrer  kryptokrystallinischen  Ausbildung  und 
dunklen  Far1)e  einander  sehr  ähnliche,  ihrer  mineralischen  Zusam- 
mensetzung nach  jedoch  verschiedene  Gesteine  allzu  freigebig  mit 
demselben  Namen  Melaphyr  belegte  und  nun  natürlicherweise  bei 
genauerer  Untersuchung  die  einzelnen  sog.  Melaphyre  eine  abwei- 
chende Constitution  ergaben.  Dazu  kam,  dass  solche  Untersuchungen 
nur  schwierig  durchzuführen  waren,  da  man  es  grösstentheils  mit 
scheinbar  dichten,  meist  vielfach  verwitterten  Gesteinen  zu  thun 
hatte,  welche  nur  selten  porphyrartig  Gemengtheile  ausgeschieden 
enthielten  und  über  deren  Natur  auch  die  chemische  Analyse  nur 
spärliches  Licht  verbreiten  konnte. 

Bevor  v/ir  zur  eingehendem  Boschreibung  unserer  Melaphyre 
schreiten,  erscheint  es  nothwendig,  einen  kurzen  Abriss  der  Ge- 
scliichte  dieses  Namens  zu  entwerfen,  um  zu  zeigen,  welchen  ver- 
schiedenen Begriff"  die   einzelnen  Forscher   damit  verknüpft  haben. 

Alexander  Brongniart,  welcher  zuerst  den  Namen  Melaphyr 
einführte  TJournal  dos  mines  XXXIX.  40),  definirt  denselben  als 
TWphyr  mit  schwai-zer,  felsitisch  -  hornblcndehaltiger  Grundmasse 
und  ausgeschiedenen  Feldspathkrystallen  (pate  noire  d'amphibolo 
petrosilicieux,  enveloppant  des  cristaux  de  feldspath).  Diese  Be- 
stimmung aus  dem  Jahre  1813  leidet  für  die  jetzige  Zeit  an  grosser 
Unsicherheit,  denn  damals  war  weder  der  Unterschied  zwischen 
orthoklastischen  und  klinokhistischen  Feldspathen  bekannt,  noch 
pflegte  man  Hornblende  und  Augit  so  von  einander  zu  trcnneu,  wie 
es  jetzt  geschieht.  Leopold  von  Buch  ist  für  Deutschland  eigent- 
lich  der  erste,    welcher  die  Brongniart'scho  Bezeichnung  Melaphyr 


40  Melaphyr. 

auf  verschiedene  Gesteine  anwandte  und  dadurch  verallgemeinerte. 
So  belegte  er  damit  zunächst  die  schwarzen  Gesteine  des  Fassa- 
thals und  der  Seisser  Alp  in  Tyrol,  die  er  auch  wohl  schwarze 
Porphyre  oder  Augitporphyre  nannte,  weil  sie  die  schönsten  Augit- 
krystalle  in  einer  schwarzen  augitreichen  Grundmasse  enthalten,  Ge- 
steine auf  welche  die  Brongniart'sche  Definition  aber  auch  in  keinem 
einzigen  Zuge  mehr  passte.  Mit  mehr  Recht  zählte  Leopold  von 
Buch  zu  den  Melaphyren  viele  Gesteine  des  Harzes,  des  Thüringer- 
waldes und  anderer  Gegenden,  bei  welchen  er,  da  sie  meist  krypto- 
krystallinische  Ausbildung  zeigen,  eine  ähnliche  Zusammensetzung 
nur  vermuthete.  Von  der  Gegenwart  des  Augit  konnte  sich  L.  v. 
Buch,  wie  es  scheint,  nicht  recht  überzeugen ;  in  dem  Melaphyr 
von  Ilfeld  vermochte  er  den  Augit  >nie  deuthch«  zu  erkennen  und 
bei  den  Melaphyren  des  Thüringerwaldes  sei  er  ^nicht  leicht«  zu 
beobachten,  doch  könne  man  an  den  grossem  Krystallen  zuweilen 
bemerken,  dass  ihr  Bruch  »nicht  der  der  Hornblende«  sei.  Während 
die  tyroler  Gesteine  längst  den  Namen  Melaphyr  abgestreift  haben, 
ist  er  bei  den  deutschen  Gesteinen  geblieben,  welche  dadurch  Ge- 
genstand manchfachsterDiscussionen  geworden  sind.  Niederschlesische 
basaltähnliche  Gesteine,  welche  v.  Raumer  Basaltit  genannt  hatte,  und 
welche  Spätere  zu  den  Melaphyren  gezogen  haben,  wurden  durch 
Zobel  und  v.  Caiiiall  in  ihrer  werthvoUen  Beschreibung  des  nieder- 
schlesischen  Gebirges  mit  dem  Namen  Porphyrit  bezeichnet;  eine 
gleichförmig  scheinende,  schimmernde  Masse  ohne  eingewachsene 
Krystalle  wird  von  ihnen  als  vorzugsweise  aus  Feldspath  bestehend 
angenommen.  Sehr  selten,  wie  im  Brettgrunder  Thal  gegen  Schatz- 
lar  hin,  oder  am  Scholzenberg  beobachtet  man  deutliche  Hornblende- 
krystalle  darin;  an  dem  Hockenberg -Vorwerk  bei  Rothwaltersdorf 
und  Klein-Fickersdorf  treten  dagegen  aus  der  feinkörnig  schimmern- 
den Masse  des  »Porphyrit«  sehr  wohlerkennbare  Augitkrj'stalle 
hervor. 

Delesse  suchte  die  chemische  Analyse  und  mikroskopische  Un- 
tersuchung (bei  1  OOmaliger  Vergrösserung)  zu  Hülfe  zu  nehmen,  um 
die  Zusammensetzung  einiger  Gesteine  aus  den  Vogesen  und  von 
Tyveholms  Udden  bei  Christiania  zu  erforschen,  welche  man  den 
Melaphyren  zugezählt  hatte.  \\i8  seinen  Analysen  der  »Melaphyren 
von  Belfahy,  Puix,  Emouliere,  Giromagny,  Oberstein  an  der  Nahe 
folgerte   er,    dass  der   feldspathige  Gemengtheil   hauptsächlich  aus 


Melaphyr.  41 

Labrador  bestehe,  den  er  auch  als  ausgeschiedene  Krystalle  ana- 
lysirte.  Neben  dem  Labrador  fand  er  in  der  GriindniasRe  ein  dunkel- 
grünes Mineral,  von  welchem  er  (auch  auf  Grund  seiner  Analysen) 
vemiuthete,  dass  es  Hornblende  sei,  weil  beim  Calciniren  des  Ge- 
steins die  Grundmassc  gewöhnlich  eine  braune  oder  hellröthliche 
Farbe  annimmt,  wie  bei  den  geglühten  hornblendehaltigen  Dioriten 
und  Dioritporphyren.  Von  eingesprengten  Krystallen  glaubte  er  La- 
brador und  in  einigen  Melaphyrgesteinen  auch  Augit  zu  erkennen, 
zl  B,  in  demjenigen  von  Belfahy  (nur  mit  der  Loupe  zu  beobach- 
ten) und  Oberstein,  während  er  in  andern  Gesteinen,  z.H.  dem  von 
Faucogney  keine  Augitkry stalle  auffinden  konnte.  Die  Analysen 
scheinen  übrigens,  wie  auch  v.  Richthofen  bemerkt,  nicht  an  voU- 
Btiindig  frischem  Material  angestellt  zu  sein  ;  Delesse  führt  selbst 
an,  dass  die  von  ihm  als  Labrador  erklärten  Feldspathe  des  Ober- 
Bteiner  Melaphyr  sich  schon  in  einem  etwas  zersetzten  Zustande 
befunden  hätten.  Jene  labradorhaltenden  >Melaphyre«  der  Vogesen 
finden  sich  unten  als  Labradorporphyre  aufgeführt. 

In  etwas  frühere  Zeit  als  die  Untersuchungen  von  Delesse 
fallen  die  Arbeiten  von  C.  Bergemaun  über  die  als  Melaphyre  be- 
zeichneten Gesteine  aus  der  Umgebung  des  Schaumbergs  bei  Tholey 
und  vom  Martinstein  bei  Kirn  am  Südrande  des  Hunsrück.  Berge- 
mann bediente  sich  zur  Erforschung  der  chemischen  und  minera- 
logischen Verhältnisse  der  Methode  der  gesonderten  Analyse,  indem 
er  die  Gesteine  zunächst  mit  Salzsäure  behandelte  und  dadurch  einen 
Theil  der  Bestandtheile  abtrennte,  die  unauflöslichen  Thdile  alsdann 
durch  kohlensaure  Alkalien  und  Flusssäure  weiter  aufschloss  und 
untersuchte.  Diese  Partial  -  Analyse  leidet  an  denselben  Mängeln, 
welche  derselben  auch  da  anhaften,  wo  man  sie  zur  Untersuchung 
der  Phonolithe  und  Basalte  angewandt  hat:  man  ist  unsicher,  ob 
derjenige  Bestandtheil,  welchen  man  für  den  unlöslichen  hält,  nicht 
durch  die  Säure  schon  zum  Theil  zersetzt  ist  und  diese  liösung 
nicht  die  Zusammensetzung  des  sog.  auflöslichen  Theils  verdunkelt. 
Dennoch  int  der  hohe  Werth  der  Bergemann'schen  Arbeit  für  die 
Kenntnis«  dieser  (iresteine  nicht  zu  unterschätzen,  zumal  da  sie  sich 
auf  krystallinisch-körnige  Varietäten  bezieht.  Bergemann  gelangte 
für  diese  Melaphyrgesteine  des  südlichen  llunsrück  zu  folgenden 
Resultaten.  Die  meisten  dieser  körnigen  Melaphyre  besitzen  24 — 30 
in  Salzsäure  auflöslicher   und  70 — 76  pct.  in  Salzsäure  unlöslicher 


42  Mclaphyr. 

Bestandtheile ;  das  Gestein  von  der  Höhe  des  Schaumbergs  enthielt 
z.B.  24.59  zersetzb^re  und  75.41  unzersetzbare  Theile,  das  vom 
Martinstein  bei  Kirn  29.98  zersetzbare,  70.15  unzersetzbare.  Die 
auflöslichen  Theile  führen  6 — 1 2  pct.  kohlensaures  Eisenoxydul  und 
kohlensauren  Kalk,  sowie  4 — 6  pct.  titanhaltiges  Magneteisenerz, 
ausserdem  ein  noch  unbestimmtes  Silicat  (welches  wohl  ohne  Zweifel 
aus  einer  theilweisen  Zersetzung  der  für  unlöslich  gehaltenen  Be- 
standtheile herrührt).  Der  in  Salzsäure  unlösliche  Theil  besteht 
sehr  vorwaltend  aus  Labrador,  welchem  in  geringer  Menge  (auf 
der  Höhe  des  Schaumbergs  4.61,  am  Martinstein  bei  Kim  5.51  pct.) 
ein  grünes  Minei'al  beigemengt  ist,  welches  Bergemann  für  Augit 
hält,  weil  nach  Abzug  des  auf  Grundlage  der  Alkalien  berechneten 
Labrador  zwischen  der  übrigbleibenden  Kieselsäure  und  den  Basen 
das  Sauerstoff'verhältniss  2  :  1  obwaltet  (welches  übrigens  auch  als 
das  der  Hornblende  zu  betrachten  ist).  Das  Gestein  von  der  Höhe 
des  Schaumbergs  lieferte,  nachdem  es  mit  Salszäure  behandelt  war, 
eine  blendend  weisse  Masse,  in  welcher  sehr  ungleich  vertheilte  kleine 
glänzende,  dunkelbraungrüne  und  durchscheinende  Krystalle  liegen, 
die  der  Länge  nach  gestreift  erscheinen,  vor  dem  Löthrohr  sehr 
schwer  und  nur  an  den  äussersten  Kanten  schmelzen ;  die  grössten 
dieser  für  Augit  gehaltenen  Krystalle  messen  etwa  {  Linie  und  schei- 
nen geschobene  vierseitige  Piismen  zu  bilden.  Das  mit  Salzsäure 
behandelte  Gestein  vom  Martinstein  bei  Kirn  erscheint  als  eine 
grauweisse  aus  kleinen  I'eldspathkry stallen  bestehende  Masse,  an 
denen  sich  oft  ein  eigenthümliches  Farbenspiel  zeigt;  darin  liegen 
hin  und  wieder  spärliche  kleine  durchscheinende  Krystalle  von  gelb- 
lichgrüner Farbe,  die  Bergemaun  ebenfalls  für  Augit  hält.  Der 
kugelförmige  sog.  Melaphyr  vom  Schaumberg  am  Wege  von  Tholei 
nach  Thelei  zeigt  dagegen  in  dem  unverwitterten  Kern  seiner  Kugeln 
eine  ganz  andere  Beschaff'euheit,  indem  dieser  nach  Bergemann  aus 
80  pct.  Labrador  und  18.21  jict.  Magneteisen  besteht,  ebenfalls  das 
diesem  gauz  ähnliche  Gestein  von  Aussen  bei  Bettingen  in  der  Ge- 
gend von  Lebach.  Der  olivinhaltige  sog.  Melaphyr  vom  Pitschbeig 
zwischen  Metteriüch  und  Tholei  ist  wohl  ein  basaltisches  Gestein, 
Blum  ist  geneigt,  auch  das  Gestein  vom  Martinstein  bei  Kirn  und 
vom  Schaumberge  bei  Tholei  für  labradorreichen  Anamesit  anzu- 
sehen (Lithologie  1860.  173). 

Früher   schon,    im  Jahre    1840   hatte    Steininger    die   petro- 


Melaphyr.  43 

graphischen  Verhältnisse  der  sog.  Melaphyre  (Tholeiit)  in  dem  Lande 
zwischen  der  Saar  und  dem  Rhein  zu  erforschen  gesucht  und  war 
zu  den  Resultaten  gelangt,  dass  deren  Masse  grösstentheils  aus 
Feldspath,  welchen  er  für  Albit  hielt  (wohl  eine  Verwechslung  mit 
einem  andern  klinoklastischen  Feldspath)  und  aus  magnetischem 
Titaneisenerz  oder  auch  aus  titanhaltigem  Eisenglanz  bestehe;  die 
kleinen  Krystalle  dieser  Erze  erscheinen  in  dem  mit  Salzsäure  be- 
gossenen Gestein  als  hexagonale  Täfelcheu,  weshalb  sie  nicht  dem 
Magneteisen  angehören  können.  In  einigen  Varietäten  glaubte  er 
auch  Hornblende  oder  Augit  als  Beimengung  zu  erkennen,  welche 
Bestimmung  jedoch  später  von  ihm  selbst  zurückgezogen  wurde. 

Gustav  Bischof  beschäftigt  sich  in  der  ersten  Auflage  seines 
Lehrbuchs  der  chemischen  und  physikalischen  Geologie  (II.  645) 
eingehend  mit  den  Melaphyreu,  welcbe  ihm  im  Allgemeinen  als  lia- 
brador-Augitgesteine  gelten,  während  er  geneigt  ist,  die  Gegenwart 
des  Magneteiseus  in  dm  Melaphyren  von  einer  Zersetzung  des  augiti- 
schen  Gemengtheils  abzuleiten.  Er  besiJiicht  auch  die  damals  vor- 
zugsweise bekannten  Melaphyranalysen  von  Delesse  und  Bergemaun. 
In  der  zweiten  Auflage  (18G4)  hat  Bischof  sich  für  die  inzwischen 
wahrscheinlicher  gewordene  Deutung  der  Melai)hyrzusammensetzung 
bekannt:  »die  chemischen  Analysen  sprechen  mehr  für  die  Gegen- 
wai-t  von  ( )ligoklas  ;  Augit,  aber  nicht  Hornblende,  und  Magneteisen 
sind  ebenfalls  Gemengtheile  des   Melaphyr*  (III.  448). 

G.  Rose  hatte  in  seiner  wichtigen  Arbeit  über  die  Grünsteine 
die  Gemengtheile  des  Augit poi'j^hyr  als  Labrador  und  Augit  festge- 
stellt und  da  der  Melaphyr  nach  L.  von  Buchs  Vorgang  als  eine 
feinkörnige  Varietät  des  Augitporphyr  angesehen  wurde,  so  war 
es  nahe  gelegt,  das  gewonnene  Resultat  auch  auf  diesen  anzuwenden. 
Credner,  welcher  die  Melaphyre  des  Thüiingerwaldes  erforscht  hatte 
verstand  darunter:  >alle  porphyrartigen  Gesteine,  deren  Grundmasse 
meist  von  grünlichgrauer  bis  schwär/lichgrüner  und  röthlichgrauer 
bis  dunkelbraunrother  Farbe  die  Härte  des  Orthoklases  nicht  über- 
feteigt,  deren  krystullinische  Ausscheidungen  aus  einer  nicht  zum 
<^>rthoklas  gehörigen  Feldspathspecies  (wahrscheinlich  Labrador),  aus 
Augit  (den  indessen  Credner  nur  problematisch  beobachtete)  und 
aus  Glimmer  mit  gänzlichem  Ausschluss  von  Quarz  bestehen  und 
deren   spec.   Gewicht  2.6  bis  2.75  zu  betragen  pflegt.« 

In  ein  neues  Stadium  trat  die   Kenntniss  der   zum  Melaphyr 


44  Melaphyr. 

gezählten  Gesteine  durch  die  im  Jahi^e  1856  veröffentlichte  ausge- 
zeichnete und  umfangreiche  Monographie  v.  Richthofens,  worin  er 
einen  geschichtlichen  Abriss  der  bisherigen  Arbeiten  gab,  alle  vor- 
handenen Melaphyranalysen  zusammenstellte  und  discutirte,  die- 
selben auch  durch  sieben  selbstveranstaltete  aus  dem  Thüringerwald 
und  dem  Landeshut -Glatzer  (irebirgszug  vermehrte,  sowie  zuletzt 
seine  eigenen  Untersuchungen  und  Ansichten  über  die  petrographi- 
8che  Zusammensetzung  der  Melaphyre  mittheilte.  Indem  er  den 
grössten  Theil  der  Analysen  verwirft,  weil  sie  an  bereits  zersetztem 
Material  angestellt  wurden,  welches  keine  richtigen  Schlussfolge- 
rungen erlaubt,  wählt  er  vier  Analysen  aus  von  charakteristischen 
möglichst  frischen  Varietäten,  welche  mit  Säuren  kein  Aufbrausen 
zeigen,  nämlich  den  Melaphyr  von  Belfahy  nach  Delesse,  den  von 
Ilmenau  nach  Söchting,  denselben  Melaphyr  nach  seiner  eigenen 
Analyse  und  den  von  Landeshut  ebenfalls  von  ihm  selbst  analysirt ; 
aus  diesen  Analysen,  welche  in  der  That  auffallende  Uebereinstim- 
mung  zeigen,  berechnet  er  die  durchschnittliche  Zusammensetzung 
des  Normalmelaphyr  zu:  Kieselsäure  54.12,  Thonerde  20.91,  Eisen- 
oxydul 7.99,  Kalkerde  (). 24,  Magnesia  2.09,  Natron  3.16,  Kali  1.70, 
Phosphorsäure  0.87,  Titansäure  0.89,  Wasser  2.03.  Was  die  mine- 
ralogische Zusammensetzung  betrifft,  so  geht  er  von  dem  Grund- 
satz aus,  dass  die  ursprüngliche  Brongniartsche  Melaphyrdefinition 
wieder  hergestellt  werden  müsse,  dergemäss  dies  Gestein  ein  Feld- 
spath- Hornblendegeraenge  ist.  An  der  Hand  der  chemischen  Zu- 
sammensetzung, unter  Beihülfe  des  Miki'oskops  und  Berücksichti- 
*>gung  der  etwa  erkennbaren  eingesprengten  Krystalle  sowie  des 
specifischen  Gewichts  und  anderer  physikalischer  Verhältnisse  glaubt 
er  nun  an  manchen  Punkten  Gesteine  erkannt  zu  haben,  auf  welche 
der  Brongniart'sche  Name  Melaphyr  mit  Recht  angewandt  werden 
kann,  z.  B.  im  Schleusethal  und  am  Schneidemüllersberg  bei  Ilmenau 
im  Thüringerwald,  zwischen  Landeshut  und  Glatz  in  Schlesien,  bei 
Oberstein  an  der  Nahe  und  zwischen  Botzen  und  Colmann  in  Tyrol. 
Die  Gründe,  welche  ihm  für  die  Gegenwart  von  Hornblende,  die 
allerdings  niemals  deutlich  nachgewiesen  wurde,  zu  sprechen  scheinen, 
sind  folgende:  1)  die  chemische  Zusammensetzung  deutet  wegen  des 
hohen  Kieselsäuregehalts  weit  mehr  auf  ein  Hornblende-  als  auf  ein 
A^ugitgestein,  da  er  bei  den  letztem,  soweit  sie  bestimmt  als  unzer- 
setztc  augitische  Gemenge  nachgewiesen  sind,  kaum  50  pct.  über- 


Melaphyr.  46 

steigt ;  2)  bei  keinem  augi tischen  Gestein  geht  das  spec.  Gewicht 
so  weit  herab,  als  bei  den  Melaphyren  der  höchste  Werth  beträgt; 
3)  die  mikroskopische  Untersuchung  des  von  Delesse  zum  Melaphyr 
gezählten  Serpentino  verde  aiitico  ergab,  dass  der  färbende  Ge- 
mengtheil dieses  Gesteins  Hornblende  sei ;  4)  nach  den  Versuchen 
von  Delesse  und  seinen  eigenen  färben  sich  die  Melaphyre  wie  alle 
llornblendegesteine  braun,  während  Augit  beim  Glühen  schwärzer 
wird.  Was  den  Feldspath  des  Melaphyr  anbelange,  so  gestatte  die 
chemische  Zusammensetzung  nicht  die  Annahme  von  Labrador  als 
Gemengtheil,  da  der  Normalwerth  der  Kieselsäuremenge  des  Mela- 
phyr (54.12)  den  des  Labrador  übersteigt,  während  sie  durch  das 
Flinzutreten  von  Hornblende  oder  Augit  und  von  kieselsäurefreien 
Xebenbestandtheilen  weit  unter  demselben  zurückbleiben  raüsste; 
dagegen  bildet  sie  einen  Mittelwerth  zwischen  der  des  Oligoklas 
und  der  der  Hornblende.  Ebenso  verhalte  es  sich  mit  dem  spec. 
Gewicht:  das  mittlere  spec.  Gewicht  des  Labrador  (2.714)  über- 
steigt das  des  Melaphyr  (2.7) ;  das  Hinzutreten  von  Hornblende 
oder  Augit  würde  es  noch  bedeutend  steigern,  während  Gemenge 
von  Oligoklas  und  Hornblende  leicht  alle  gefundenen  Werthe  des 
spec.  Gewichtes  haben  können,  v.  Dechen  hatte  übrigens  im  Ser- 
pentino verde  antico  schon  Oligoklas  vermuthet  (Karstens  u.  v.  Dechens 
Archiv  XIX.  525). 

Das  Resultat  dieser  verdienstlichen  Arbeit  ist,  dass  die  kry- 
ptokrystallinische  Grundmasse  der  Melaphyre  wesentlich  aus  einem 
klinoklastischen  Feldspathe  und  zwar  dem  Oligoklas  und  aus  Horn- 
blende bestehe,  mit  beigemengtem  Apatit,  Titaneisen,  zuweilen  auch 
etwas  Magneteisenerz  und  Magnesiaglimmer. 

E.  Söchting  hatte  1854  einige  Analysen  der  sog.  Melaphyre 
des  Thüringerwaldes  angestellt  (des  schwai'zen  Melaphyr  von  der 
Leuchtenburg  oberhalb  Tabarz,  nach  dem  Inselsberg  zu,  des  schwarzen 
porphyrischen  Melaphyr  aus  dem  Drusethal  bei  Brotterode,  des 
röthlichen  porphyrischen  Melaphyr  von  Moosbach  oberhalb  Mane- 
bach  bei  Ilmenau  und  des  schwärzlichen  Melaphyr  aus  dem  Ilmgrund 
bei  Ilmenau)  und  dieselbe  als  sehr  augitreiche  Gesteine  erklärt ;  so 
berechnete  er  den  ersten  Melaphyr  als  ein  Gemenge  von  6.3.57  Augit 
und  36.43  Albit,  in  dem  zweiten  nahm  er  58.55  Feldspath  an,  an 
welchem  nicht  weniger  als  drei  Species  theilnehmen  sollen,  haupt- 
sächlich Albit  mit  etwas  Oligoklas  und  Labrador.     Nach  dem  Er- 


46  Melapbyr. 

scheinen  der  Monographie  v. -Richthofens,  welcher  mit  Recht  dafür 
gehalten  hatte,  dass  die  drei  erstgenannten  Gesteine  wegen  ihres 
hohen  Kieselsäuregehalts  wohl  nicht  zu  den  Melaphyren  gehörten 
(das  zweite  Gestein  ist  ein  quarzführender  Diorit,  vgl.  S.  9),  sprach 
sich  Söchting  dafür  aus,  dass  das  Zurückgehen  auf  Brongniavts 
Melaphyrdefinition  zwecklos  sei,  indem  dessen  Hornblendebestimnmng 
keinen  Werth  besitze,  und  suchte  darzuthun,  dass  in  der  chemi- 
schen Zusammensetzung  der  von  v.  Richthofen  als  normal  aufge- 
stellten Melaphyre  kein  Grund  vorliege,  um  die  bisherige  Ansicht 
aufzugeben,  dass  sie  aus  Labrador  und  Augit  gemengt  seien.  Er 
stützt  sich  dabei  hauptsächlich  auf  den  Sauerstoffquotienten,  welcher 
in  den  meisten  Melaphyraualysen  0.500  übersteigt  (bei  dem  von 
V.  Richthofen  als  Normalmelaphyr  berechneten  0.542  beträgt).  Da 
der  Sauerstoffquotient  von  Oligoklas  0.444,  der  von  Augit  oder 
Hornblende  0.500  ist,  so  könne  ein  Gemenge  von  Oligoklas  mit  llora- 
blende  nicht  einen  so  hohen  Sauerstoffquotienten  besitzen.  Derselbe 
verweise  im  Gegen theil  auf  Labrador,  da  dieser  Feldspath  den  Sauer- 
stoffquotienten 0.666  erreiche.  Kjerulf  ist  in  seinem  »Christiania- 
Silurbecken«  ebenfalls  der  Ansicht,  dass  die  Melaphyre  Labrador- 
gesteine seien.  Delesse  fasste  auch  noch  1858  den  Melaphyr  als 
ein  Gestein  auf,  »qui  est  ä  base  de  feldspath  du  sixieme  Systeme, 
ordinairement  de  labrador  et  qui  contient  de  Taugite«  (Bull,  de  la 
soc.  geol.  (2)  XV.  294) ;  de  Lapparent  dehnt  in  ganz  ungewöhnlicher 
Weise  den  Namen  Melaphyr  auf  alle  basischen  Porphyrgesteine  aus, 
welche  einen  triklinen  Feldspath,  Augit,  Hornblende  und  Eisenglanz 
enthalten,  vereinigt  also  demgemäss  Porphyrit  und  Augitpoqjhyr, 
Gesteine,  deren  Kieselsäuredift'erenz  vielleicht  20  pct.  beträgt  (An- 
nales des  mines  (6)  VL   1864.  271). 

Senft  veröffentlichte  1858  eine  Abhandlung  über  das  nordwest- 
liche Ende  des  Thüringerwaldes,  in  welcher  er  seine  Beobachtungen, 
über  die  dortigen  >»Melaphyre«  mittheilt ;  er  unterscheidet  normale 
und  umgewandelte  und  trennt  folgende  Hauptvarietäten,  von  denen 
später  nochmals  die  Hede  sein  wird: 

a.  Hornblendemelaphyre  mit  einer  frischen,  mikro-  oder  kry- 
ptokrystallinischen  röthlichschwarzen  bis  grauschwarzen  Grundmasse 
und  eingesprengten  perlmutterglänzenden  Täfelchen  von  Labrador 
oder  Oligoklas  und  seltenen  kleinen  Hornblendekrystallen,  so  dass 
das   ganze  Gestein  ein    porphyrisches  Gefüge  besitzt ;    titanhaltiges 


Melapbyr.  47 

^lagneteisen  ist  in  der  Grundmasse  enthalten,  zufallig  erscheinen 
Eisenkieswürfel  und  Titanitkürner ;  diese  normalen  Melaphyre  treten 
vorzugsweise  am  südwestlichen  Rande  des  Thüringerwaldes  im  Gebiete 
des  Gneissgranit  da  hervor,  wo  Diorite  oder  porphyrische  Granite 
diesen  durchbrochen  haben,  z.  B.  im  Drusethal,  bei  Schweina  (diese 
Gesteine  scheinen  den  Porphyriten  zugerechnet  werden  zu  müssen). 

b.  Glimmer  melaphyre  mit  einer  röthlichsch  warzgrauen  bis  dun- 
kelrot hbraunen,  vorherrschend  aus  Labrador  bestehenden  Grundmasse, 
welche  schon  mehr  oder  weniger  in  Carbonate  und  grünfärbenden 
Delessit  umgewandelt  ist  und  zahlreiche  schwarzbraune  Glimmer- 
tafeln, auch  nicht  selten  einzelne  schwarzgrüne  Hornblendenadeln 
und  Magneteisenkörnchen  enthält;  diese  Zwischenglieder  zwischen 
den  normalen  und  den  umgewandelten  Melaphyren  treten  mehr  in 
der  Mitte  des  Gebirges  auf,  bei  Suhl  und  Vessra  (richtiger  viel- 
leicht möchte  man  diese  Glimmermelaphyre  Senfts  zu  den  Glimmer- 
porpbyriten  zählen). 

c.  Delessitmelaphyre,  die  umgewandelten  Melaphyre ,  deren 
Grandmasse  im  frischen  Zustande  schmutzig  grünlichgrau,  im  ver- 
witterten röthlicbgrau,  mit  Hohlräumen  erfüllt  ist,  in  welchen  sich 
die  Zersetzungsproducte  Delessit,  Kalkspath,  Eisenspath,  Quarz, 
Eisenglanz  abgesetzt  haben.  Sie  kommen  vorzugsweise  im  Gebiet 
der  Steinkohlen  und  Porphyre  am  nordöstlichen  Rande  des  Thüringer- 
waldes von  Ilmenau  gegen  Reinhardsbrunn  hin  vor. 

Girard  wendet  sich  auch  gegen  v.  Richthofens  Melai)hyrbe- 
stimmung  und  sucht  zu  erweisen,  dass  viele  dieser  Gesteine  wirk- 
lich Augit  und  keine  Hornblende  enthalten.  Solche  Gesteine  deren 
Aogitgehalt  anerkannt  ist,  rechnet  indessen  v.  Richthofen  conse- 
quenter  Weiso  gar  nicht  mehr  zu  seinem  Melapbyr. 

Naumann  äussert  sich  in  seinem  Lehrbuch  der  Geognosie 
über  den  Melapbyr  mit  folgenden  Worten :  »Die  hauptsächlichste 
Kigenthümlichkeit  dürfte  einerseits  in  der  Natur  des  feldspathigen 
Gemengtheils  begründet  sein,  welcher  bei  deutlicher  Ausbildung  in 
eingesprengten  Kr^'stallen  als  Labrador  erkannt  worden  ist,  andrer- 
seits dann,  dass  Augit  nur  selten  in  erkennbaren  Krystallen  oder 
Individuen  hervortritt,  gewöhnlich  aber  mineralogisch  gar  nicht 
nachzuweisen  ist.  •  »Bedenken  wir,  dass  ein  mikro-  und  krypto- 
krystaliinisches  Aggregat  von  Labrador  ein  etwjis  geringeres  spec^i- 
fisches  Gewicht  zeigen  muss,  als  die  Krystalle  oder  Spaltungsstücke 


48  "  Melaphyr. 

dieses  Minerals,  dass  die  meisten  Melaphyre  sich  in  einem  Znstand 
^vou  Zersetzung  befinden,  welche  in  gewissen  Stadien  eine  Erhöhung 
des  Kieselerdegehalts  zur  Folge  hat,  dass  Hornblende  noch  niemals, 
Augit  aber  nur  äusserst  selten  leibhaftig  erkennbar  im  Melaphyr 
nachgewiesen  worden  ist,  so  möchten  wir  einstweilen  noch  au  der 
frühern  Ansicht  festhalten,  dass  die  Grundmasse  der  Melaphyre 
(nicht  aus  Oligoklas  und  Horoblende  oder  Augit  sondern)  vorwal- 
tend aus  Labrador  und  einem  noch  luibestimmten  Silicate  bestehe, 
denen  etwas  Titaneisenerz  beigemengt  ist.«  (1.587.560).  v.  Cotta 
bezeichnet  den  Melaphyr  als  ein  inniges  Gemenge  von  Felsit,  Augit, 
Hornblende  und  Magneteisenerz  (hier  wird  wohl  unter  Felsit  nicht 
ein  Gemenge  von  Feldspath  mit  Quarz,  was  man  gewöhnlich  als 
solchen  bezeichnet,  sondern  eine  dichte  Feldspathmasse  verstanden). 
Solcher  dunkler  vorherrschend  dichter  oder  mandelsteinartiger 
Gesteine  seien  indessen  manche  bekannt  (Basalt  und  Aphanit  werden 
von  ihm  angeführt),  die  wieder  nur  dichte  Zustände  gewisser  deut- 
licher Gemenge  seien.  Vieles  von  dem,  was  zuweilen  Melaphyr 
genannt  worden  ist,  gehöre  entschieden  zu  den  Basalten  oder  Grün- 
steiuen,  man  habe  aber  auch  gewisse  Porphyrite  sehr  oft  als  Me- 
laphyre bezeichnet  und  es  sei  demnach  fraglich,  ob  nach  Abzug  alles 
dessen,  was  sich  den  Basalten,  Grünsteinen  und  Porphyriten  zurech- 
nen lasse,  noch  irgend  ein  besonderer  Melaphyr  übrig  bleibe.  Unter 
diesen  Umständen  hält  v.  Cotta  es  für  .zweckmässig  »die  Benennung 
Melaphyr  nur  als  eine  gleichsam  vorläufige  für  diejenigen  dichten 
und  dunklen  basischen  Eruptivgesteine  beizubehalten,  deren  Zusam- 
mensetzung oder  Zugehörigkeit  zu  deutlicher  gemengten  noch  nicht 
erkannt  ist,  in  derselben  Art  etwa,  in  der  man  sich  oft  genöthigt 
sieht,  den  Ausdruck  Grünstein  für  dioritische,  diabasische  oder  gab- 
broartige  Gesteine  zu  verwenden,  deren  genauere  mineralische  Zu- 
sammensetzung noch  nicht  erkannt  ist.'-  (Gesteinslehre  1862.  99). 
Justus  Roth  rechnet  in  seinen  vortrefflichen  kritischen  Erläuterungen 
zu  den  Gesteinsanalysen  (S.  XLVI)  den  Melaphyr  zu  den  Oligoklas- 
gesteinen  und  :5war  zu  den  augitführenden.  Gustav  Leonhard  bezeich- 
net in  seinen  Grundzügen  der  Geognosie  und  Geologie  (1863.  74) 
ebenfalls  den  Melaphyr  als  ein  Gemenge  von  Oligoklas  und  Augit 
mit  Magneteisen.  Auch  Blum  nennt  in  seiner  Lithologie  (1860. 
168)  den  Melaphyr  ein  Gemenge  von  vorwaltendem  Oligoklas,  mit 
wenig  titanhaltigem  Magneteisen  und  etwas  Augit. 


Mineralogische  Zusammensetzung  des  Melaphyr.  49 

Bei  den  differirenden  Anschauungen  über  die  Melaphyrcon- 
stitation  handelt  es  sich  also  darum,  ob  der  Feldspath  Oligoklas 
oder  Labrador,  und  ob  im  ersten  Falle  der  begleitende  Gemeng- 
theil Hornblende  oder  Augit  sei;  die  Combination  von  Labrador 
und  Hornblende  ist  als  höchst  selten  nachgewiesen  nie  in  Betracht 
gezogen  worden.  Indem  hier  der  eigentliche  Melaphyr  als  ein 
wesentlich  aus  Oligoklas  und  Augit  bestehendes  Gestein  aufgcfasst 
wird,  sind  namentlich  folgende  Gründe  geltend  gewesen : 

Der  durchschnittliche  Kieselsäuregehalt  der  möglichst  unzer- 
setzten  normalen  Melaphyre  ist.  wie  v.  Richthofen  richtig  bemerkt, 
viel  zu  hoch  für  ein  Gestein,  welches  nur  Labrador  enthält ;  er  be- 
tragt 54  bis  55  pct.,  der  des  Labrador  selbst  ist  nur  durchschnittlich 

53  und  dazu  wird  das  begleitende  Mineral,  mag  dies  nun  Augit  oder 
Hornblende  sein,  sowie  das  gleichzeitig  vorhandene  Magneteisen  oder 
Titaneisen  denselben  noch  beträchtlich  herunterdrücken ;  die  ächten 
Labradorgesteine,  Diabas,  Hypersthen,  Gabbro  sind  durchschnittlich 
sämmtlich  basischer,  während  der  Kieselsäuregehalt  eines  Gesteins, 
welches  Oligoklas  führt,  der  selbst  durchschnittlich  64  pct.  davon 
besitzt,  durch  basischere  Mineralien  füglich  eine  Herabdrückung  auf 

54  pct.  erleiden  kann.  \Vill  man  nun  nicht  die  Gegenwart  von 
Quarz  annehmen,  welche  durch  nichts  verbürgt  ist,  so  wird  man 
sich  wohl  für  Oligoklas  entscheiden  müssen.  Was  den  zweiten  Be- 
standtheil  anbelangt,  so  ist  zuvörderst  nicht  zu  übersehen,  dass  man 
Hornblende  nie  im  eigentlichen  Melaphyr  beobachtet  hat,  (denn  die 
Hornblendemelaphyre  Senfts  sind  Porphyrite),  dass  dagegen  Augit, 
wenn  auch  selten,  dann  doch  unzweifelhaft  nachgewiesen  worden 
ist,  z.  B.  in  den  Ilfelder  Melaphyren.  Dass  der  sog.  Serpentino 
verde  antico  Hoiiiblende  enthält,  worauf  v.  Richthofen  sich  stützt, 
kann  nichts  entscheiden,  denn  dies  Gestein  wird  von  Dclesse  mit 
Unrecht  den  Melaphyren  zugezählt.  Auch  der  Umstand,  dass  der 
Melaphyr  beim  Glühen  braun  wird,  ist  zu  wenig  charakteristisch, 
als  dass  er  für  die  Gegenwart  von  Hornblende  ins  Gewicht  fallen 
kann;  v.  Richthofen  hat  wohl  auch  deshalb  Hornblende  angenom- 
men, weil  man  damals  glaubte,  dass  Oligoklas  vorzugsweise  von 
Hornblende  begleitet  würde,  eine  Ansicht,  die  durch  das  Studium 
der  Augit-Andesite  geschwunden  ist ;  dass  er  wegen  des  verhältniss- 
mässig  hohen  Kiesel  Säuregehalts  auf  ein  Hornblendegestein  schliesst, 
ist  allerdings  in  so  fern  gerechtfertigt,  als  Ilornblendegesteine  durch- 

Zlrkel.  Fetrographie.    11.  4 


60  Mineralogische  ZusamDiensetzung  des  Melaphyr. 

schnittlich  kieselsäurereicher  sind  als  Augitgesteine,  welche  fast  nie 
Quarz  oder  Orthoklas  führen;  gleichwohl  aher  ist  der  Kieselsäure- 
gehalt des  Melaphyr  keineswegs  zu  hoch  fi'ir  ein  Augitgestein,  denn 
die  Augit-Andesite  sind  vielleicht  durchschnittlich  noch  etwas  saurer 
als  Melaphyre  und  namentlich  zeigen  diese  Gesteine,  dass  v.  Richt- 
hofens  Meinung,  in  Augitgemengcn  übersteige  der  Kieselsäuregehalt 
kaum  50  pct.,  einer  Berichtigung  bedarf.  Mit  der  Annahme  von 
Oligoklas  und  Augit  steht  nun  auch  das  specifische  Gewicht  des 
Melaphyr  im  Einklänge,  welches  viel  zu  niedrig  ist  für  ein  Labrador- 
gestein; es  beträgt  sogar  ungefähr  gerade  so  viel,  wie  das  des 
Labrador  selbst  und  in  einem  Gestein,  welches  aus  Labrador^  Augit 
und  Erz  besteht,  müsste  das  Labradorgewicht  durch  die  letztern  schwe- 
ren Gemengtheile  beträchtlich  übertroffen  werden;  dagegen  vermag 
der  Oligoklas  —  leichter  als  Melaphyr  — ,  und  der  Augit  ■ —  schwerer 
als  Melaphyr  —  gerade  das  spec.  Gewicht  des  Melaphyr  zu  erzeugen. 

Noch  zwei  andere  Umstände  scheinen  auch  für  die  Abwesen- 
heit von  Hornblende  und  die  Anwesenheit  von  Augit  in  den  Mela- 
phyren  zu  sprechen.  Eine  überaus  häufige  Erscheinung  ist  es,  dass 
die  homblendehaltigen  Gesteine  nebenbei  Glimmer  führen,  und  in 
den  eigentlichen  Melaphyren  hat  man  nur  ganz  ausnahmsweise  Glim- 
mer als  spärlichen  accessorischen  Gemengtheil  beobachtet;  in  den 
phanerokrystallinischen  und  kryptokrystallinischen  Oligoklas-Horn- 
blendegesteinen,  den  Dioriten  und  Porphyriten,  stellt  sich  gar  manch- 
mal Quarz  als  Gemengtheil  ein,  und  auch  davon  hat  sich  in  den 
Melaphyren  nie  eine  Spur  gezeigt.  Wird  es  nun  hierdurch  aller- 
dings nur  auf  indirectera  Wege  wahrscheinlich,  dass  die  Melaphyre 
keine  Hornblende  enthalten,  so  deuten  andrerseits  dieselben  Umstände 
auf  die  Gegenwart  von  Augit  hin,  welcher  Gemengtheil  so  selten 
mit  Glimmer,  fast  nie  mit  Quarz  vorkommt. 

In  der  That  ist  auch  dadurch,  dass  der  Melaphyr  als  ein 
Oligoklas-Augitgestein  anfgefasst  wird,  die  einzige  Möglichkeit  ge- 
boten, ihn  noch  weiter  als  selbständiges  Gestein  zu  betrachten  und 
vor  dem  Schicksal  zu  bewahren,  in  andere  Gesteine  aufgelöst  zu 
werden.  Wären  die  zum  Melaphyr  gezählten  Gesteine  Oligoklas- 
Homblendegemenge,  so  müsste  der  Name  Melaphyr  als  überflüssig 
wegfallen,  indem  sie  alsdann  mit  den  Porphyriten  zu  vereinigen 
sein  würden ;  wären  sie  Labrador-Augitgesteine,  so  müssten  sie  den 
diabasischen  Aphaniten,    Üiabasporphyren,    Labradorporphyren  zu- 


Mineralogische  Zusammensetzung  des  Melaphyr.  51 

gezählt  werden  und  auch  alsdann  könnte  von  einem  selbständigen 
Melaphyr  petrographisch  nicht  weiter  mehr  die  Rede  sein.  Die 
Combination  von  Oligoklas  und  Augit  in  porphyrischer  oder  kry- 
ptokrystallinischer  Ausbildung  würde  man  aber  in  diesen  beiden 
Fällen  vollständig  vermissen,  während  doch  von  vornherein  nicht 
an  dem  Vorhandensein  solcher  Gesteine  zu  zweifeln  ist,  welche  in 
altern  Formationen  die  Vorläufer  bilden  für  die  in  neuem  Forma- 
tionen Bedeutung  gewinnenden  Augit-Andesite. 

Von  allen  andern  vorauszusetzenden  Mineralcombinationen  der 
Porphyrreihe  sind  genauer  untersuchte  und  mit  bestimmten  Bezeich- 
nungen versehene  Vertreter  bekannt  und  so  ist  es  denn  in  der  That 
eine  befriedigende  Lösung  zu  nennen,  dass  sich  der  Melaphyr  als 
das  vermisste  Oligoklas -Augitgestein  zu  erkennen  gibt,  wodurch 
einestheils  die  einzige  noch  offene  Lücke  ausgefüllt,  anderntheils 
der  altehrwürdige  Name  Melaphyr  gerettet  wird. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  diejenigen  der  zum  Melaphyr 
gezählten  Gesteine,  welche  sich  durch  spätere  Untersuchungen  sei 
es  als  Labradorgesteine  oder  als  Hornblendegesteine  herausstellen, 
abgetrennt  werden  müssen.  Dass  auf  den  jetzigen  Melaphyr  die 
alte  Definition  Brongniarts  nicht  mehr  passt,  dürfte  keinerlei  Schwie- 
rigkeiten im  Gefolge  haben.  Auch  v.  Richthofen  ist  es  nicht  gelungen, 
sie  vollständig  zu  reconstruiren ,  da  unter  der  »päte  d'amphibole 
petrosilicieux«   eine  felsitische,  d.  h.  quarzhaltige  zu  verstehen  ist. 

Der  normale  Melaphyr  besteht  also  aus  Oligoklas  (oder  ei- 
nem in  seiner  Zusammensetzung  dem  Oligoklas  genäherten  Feldspath), 
Angit,  TitÄueisenerz  oder  titanhaltigem  Magneteisenerz,  wozu  bis- 
weilen geringe  Mengen  von  Apatit  oder  Chlorophäit  treten.  Meistens 
befinden  sich  diese  Mineralien  in  einem  kryptokrystalliuischen  oder 
sehr  feinkörnigen  Gemenge,  aus  welchem  nur  selten  ausgeschiedene 
Krystalle  hervortreten.  Der  gänzliche  Mangel  an  Quarz  als  eines 
wirklichen  Gemengtheils  verdient  ebenfalls  als  charakteristisch  her- 
vorgehoben zu  werden.  ♦ 

Die  Farbe  der  Gruudmasse  ist  im  frischen  Zustande  schwarz, 
grünlich-,  röthlich-,  brüunlichschwarz  und  verlauft  bei  der  Verwit- 
terung, welcher  die  Melaphyre  sehr  leicht  unterliegen,  in  das  Braune, 
Rothe  und  Grüne.  Nach  Bischof  scheint  die  grüne  Farbe  das  erste 
Stadium  der  Zersetzung  von  dunklen  Melaphyren  zu  sein,  darauf 
folgt  bei  fortschreitender  Verwitterung  die  gelblichgrüne,  die  ocker- 


52  Mineralogische  Zusammensetzung  der  Melaph3^e. 

gelbe  und  ockerbraune  Farbe  (Ch.  u.  pb.  G.  1.  Aufl.  II.  832).  Der 
Bi-uch  der  unverwitterten  Melaphyre  ist  uneben,  ins  muschelige 
neigend,  schimmernd,  die  Härte  die  des  Feldspaths  oder  geringer. 
Manche  Varietäten  sind  so  schwarz,  dicht  und  hart,  dass  sie  voll- 
ständig basaltartig  erscheinen.  Die  Grundmasse  der  Melaphyre 
schmilzt  im  Ganzen  leicht  vor  dem  Löthrobr  an  den  Kanten  zu 
einem  grünlichen  oder  duukelgelben  Glase;  mit  dem  Magnet  lässt 
sich  aus  ihr  Magneteisenerz  oder  Titaneisenerz  oft  in  beträchtlicher 
Quantität  ausziehen.  Die  der  Verw^itterung  unterlegenen  Melaphyre 
nehmen  eine  erdige  Beschaffenheit  an,  zeigen  einen  Thongemch, 
geben  im   Kolben  Wasser  und  brausen  mit  Säuren. 

Wichtig  ist  der  hierdurch  angezeigte  Gehalt  an  Carbonaten, 
von  denen  namentlich  kohlensaures  Eisenoxydul  und  kohlensaurer 
Kalk  als  häufige  Gemengtheile  der  Melaphyrgrundmasse  erkannt 
worden  sind.  Diese  Carbonate,  welche  in  den  Hunsrücker  Melaphyren 
Bergemann  zuerst  nachwies,  und  denen  Bischof  besondere  Aufmerk- 
samkeit zuwandte,  sind  ohne  Zweifel  nicht  ursprüngb'ch  in  der  Mela- 
phyrgrundmasse vorhanden  gewesen,  sondern  haben  sich  erst  im 
Laufe  der  Zeit  durch  eine  theilweise  Zersetzung  der  darin  befind- 
lichen Silicate  gebildet.  Gewöhnlich  scheint  von  ihnen  das  kohlen- 
saure Eisenoxydul  in  grösserer  Menge  vorhanden  zu  sein  als  der 
kohlensaure  Kalk;  in  einer  stark  verwitterten  Varietät  des  Huns- 
rücker Melaphyr  fand  Bergemann  den  Eisenspath  in  Eisenoxyd- 
hydrat umgewandelt.  Die  grüne  Farbe  der  Melaphyre  scheint  in 
vielen  Fällen  durch  die  innige  Beimengung  einer  grünerdeartigen 
Substanz  hervorgebracht,  welche  Delesse  als  chlorite  ferrugineuse 
bezeichnete  und  Naumann  später  zu  Ehren '  des  verdienstvollen 
Forschers  Delessit  nannte.  Auch  diese  Substanz  kann  wohl  nur  als 
ein  Zersetzungsproduct  erachtet  werden  und  da  der  Delessit  nach- 
gewiesenermaassen  sehr  häufig  aus  dem  Augit  entsteht,  deutet  auch 
dies  auf  einen  Augitgehalt.  Alle  diese  in  der  Grundmasse  fein  ver- 
theiltcn  Substanzen,  Eisenspath,  Kalkspath,  Delessit  finden  sich 
auch  als  Secretionen  in  den  Hohlräumen  der  Melaphyrgesteine 
abgelagert. 

Eine  charakteristische  Eigenthümlichkeit  der  Melaphyre  na- 
mentlich im  Gegensatz  zu  den  Porphyren  ist  ihre  gprosse  Neigung 
zur  Entwicklung  von  amygdal  oidischcr  Textur:  fast  in 
allen   Gegenden,     wo  eigentliche   Melaphyre  auftreten,     kennt    man 


Melaphyr-Pechsteine ;  nccessorische  Geraengtheile.  53 

auch  Melaphyrinandelsteine.  In  den  Hohlräumen  tritt  eine  grosse 
Reihe  der  verschiedensten  durch  Zersetzung  der  Melaphyrgemeng- 
theile  gebildeter  Mineralien  auf,  verschiedene  Species  von  Quarz 
(Bergkrystall,  Amethyst,  Achat,  Jaspis),  wie  erwähnt,  Kalkspath, 
ßraunspath,  Eisenspath,  Delessit,  auch  Zeolithe  und  Erze.  Ueber 
die  besondern  Verhältnisse  der  Melaphyrmandelsteine  s.  unten. 

Die  Melaphyre  scheinen  auch  ähnlich  wie  die  Felsitporphyre, 
die  trachy tischen  und  basaltischen  Gesteine,  einer  hyalinen  Aus- 
bildung ihrer  Masse  nicht  zu  entbehren :  am  Weisseiberge,  am  süd- 
lichen Abhang  des  Ilunsrücks  tritt  ein  kohlschwarzes,  grossmusche- 
lig  brechendes,  fettglänzendes,  vollkommen  halbglasiges  Gestein  in 
engster  Beziehung  zu  den  dortigen  Melaphyren  auf,  welches  wohl 
als  ein  ächter  Melaphyr-Pechstein  zu  betrachten  ist;  darin  liegen 
auch  sehr  kleine  weisse,  zum  Theil  durchscheinende  Krystalle  mit 
Zwillingsstreifung ;  es  zeigt  nach  Weiss  in  Dünnschhfifen  eine  nicht 
doppelbrechende  homogene  bräunliche  Grundmasse  und  enthält  nach 
Hetzer:  Kieselsäure  58.97;  Thonerde  15.73;  Eisenoxydul  11.73; 
Kalk  3.20;  Magnesia  0.84;  KaH  0.65;  Natron  5.43  ;  Wasser  3.25 
(99.80).  Nach  Senft  (Classific.  d.  Felsarten  267)  scheint  eine  ähn- 
liche Ausbildungsweise  am  Altenstein  im  Thüringerwalde  vorzu- 
kommen, V.  Richthofen  erwähnt  ebenfalls,  dass  das  Gestein  vom 
Johannisberg  im  Landeshut  -  Glatzer  Gebirgszug  dicht,  fast  pech- 
steinartig,  basaltschwarz  sei,  mit  kleinen  ausgeschiedenen  Feld- 
spathkrystallen. 

An  accessorischenGemengtheilen  sind  die  Melaphyre 
nicht  sehr  reich:  Glimmer  erscheint  selten  in  messinggelben,  brau- 
nen oder  schwarzen,  sechsseitigen  Täfelchen,  Rubellan  in  kleinen, 
tombakbraunen  oder  ziegelrothen  Blättchen,  Apatitnadeln  sind  in 
manchen  Melaphyren  gegenwärtig.  Ein  grünes,  nicht  selten  einge- 
sprengtes Mineral,  von  geringer  Härte,  welches  meistens  undeutlich 
begi-enzte  Körner  bildet,  dürfte  vielleicht  Delessit  sein;  Chlorophiiit 
tritt  ebenfalls  hier  und  da  auf;  Granat  kennt  man  in  den  Mela- 
phyren von  Ilfeld  am  Harz,  Eisenities  in  schönen  Würfeln  im  Druse- 
thal im  Thüringerwald.  Naumann  erwähnt  ein  diallagähnliches 
Mineral  in  gelben  bis  kupferrothen  Bliittchen  (wohl  nicht  Strengs 
grünlichweisses  dialhigartiges  Mineral),  welches  aber  auch  nach 
ihm  vielleicht  Rubellan  sein  könnte.  Schuppiger  Eisenglanz  oder 
Eisenglinmier,    z.   B.    bei    Friedrichsroda    am   Thüringerwalde.     In 


54  Accessorische  Geraengtheile  der  Melaphyre. 

manchen  Melaphyren  findet  sich  Epidot  eingesprengt,  welches  Mine- 
ral wahrscheinlich  auch  ein  Zersetzungsproduct  ist.  Bemerkenswerth 
ist  das  mehrfach  beobachtete  Vorkommen  von  gediegenem  Kupfer 
in  den  Melaphyren,  z.  B.  bei  Baumholdcr  südlich  vom  Hunsrück, 
am  Kewenaw-Point  und  im  Ontonagon-District  am  Obern  See  in 
Nordamerica,  wo  dieses  Metall  in  Begleitung  von  gediegenem  Silber 
nicht  nur  eingesprengt  ist,  sondern  Adern  und  gangartige  Lager- 
stätten von  bedeutenden  Dimensionen  in  den  Melaphyren  bildet. 
Die  Mandelsteine  von  Elrzeszowice  im  Krakauer  Gebiet  besitzen  nach 
Krug  von  Nidda  einen  beträchtlichen  Zinkgehalt,  indem  daraus 
durch  Rösten  und  Destillation  2 — 5,  in  einzelnen  Partieen  auch 
10 — 12  pct.  metallischen  Zinks  zu  gewinnen  sind  (Zeitschr.  d.  d. 
geol.  Ges.  11.  1850.  208).  Nester,  Trümer  und  Adern  von  allerlei 
Mineralien,  namentlich  von  denjenigen,  welche  auch  die  Hohlräume 
erfüllen,  von  Jaspis,  Chalcedon,  Achat,  Amethyst,  von  Kalkspath, 
Braunspath  oder  Grünerde  finden  sich  häufig  in  den  Melaphyren. 
Bei  Wahlhausen,  Castell  und  Dtippenweiler  in  dem  Melaphyrge- 
biet  südlich  vom  Hunsrück  erscheinen  Trümer  und  Adern  von  manch- 
fachen  Kupfererzen  (Malachit,  Kupferlasur,  Kupfergrün,  Kupfer- 
glanz), bei  Friedrichsroda  am  Thüringerwald  z.  B.  Eisenglanz  und 
Eisenrahm  als  glänzender  Spaltenüberzug. 

Analysen  von  Melaphyren. 

I.  Melaphyr  von  Schneidemüllersberg  im  Ilmenthal  bei  Ilmenau ; 
feinkömig-krystallinisch,  schwarz  ins  grünliche,  mit  klinoklastischem, 
grünlich  weissem  Feldspath ;  braust  nicht  mit  Säuren,  v.  Richt- 
hofen,  Zeitschr.  d.  d,  geol.  Ges.  VHI.  1856.  615  (vgl.  darüber  unten). 

n.  Melaphyr  vom  Buchberg  bei  Landeshut,  Schlesien;  fein- 
kömig,  bräunlichschwarz  ins  grünliche,  ohne  porphyrartig  einge- 
sprengte Krystalle;  braust  nicht  mit  Säuren,  völlig  unzersetzt. 
V.  Richthofen,  ebendas.  (vgl.  darüber  unten). 

III.  Melaphyr  vom  Johannisberg  im  Landeshut  -  Glatzer  Zug, 
Schlesien ;  dicht,  fast  pechsteinartig,  basaltschwarz,  ohne  Spui-  von 
Zersetzung,  mit  ausgeschiedenen  kleinen  unbestimmbaren  Feldspath en. 
V.   Richthofea  ebendas. 

IV.  Melaphyr  von  der  Leuchtenburg,  oberhalb  Tabarz  im 
Thüringerwald ;  basaltschwarz,  mit  weisslichen  kleinen  Krystallen ; 
mit  Säuren  unmerklich  brausend.  Söchting,  Zeitschr.  f.  ges.  Naturw. 
1854.   199  (nach  Roth  vielleicht  Diorit). 


Chemische  Zusammensetzung  der  Melaphyre. 


55 


V.  Melaphyr  aus  dem  Steinbruch  am  Rabenstein  bei  Ilfeld 
am  Harz ;  schwarze  krystallinische  Masse  mit  vielen  lichten  Kry- 
ställchen,  fast  gar  nicht  mit  Säuren  brausend.  Streng,  Zeitschr.  d. 
d.  geol.  Ges.  X.  1858.   145. 

VI.  Melaphyr  vom  obern  Ende  des  Fabrikgrabens  im  Bähre- 
thal  bei  Ilfeld  schwai-z,  sehr  spröde,  von  scharfsplittengem,  wachs- 
artig glänzendem  Bruch,  braust  nicht  mit  Säuren,  In  der  Grund- 
masse leicht  ritzbare  farblose  bis  grüne  Ej-ystallblättchen,  ein  dial- 
lagähnliches  Mineral.  Streng,  ebendas.   147. 


I. 

II. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

Kieselsäure    .     . 

.     55.54 

54.58 

57.82 

59.18 

56.22 

54.26 

Thonerde  . 

.     23.74 

18.92 

17.53 

15.08 

15.56 

15.57 

Eisenoxyd      .     . 

— 

— 

-^ 

14.67 

— 

— 

Eisenoxydul  .     . 

3.92 

10.87 

8.43 

— 

8.07 

8.34 

Manganoxydul    . 

— 

— 

— 

— 

— 

0.08 

Kalk    .... 

7.26 

7.17 

10.53 

4.58 

6.36 

8.17 

Magnesia .     .     . 

.       2.39 

1.15 

0.65 

1.46 

5.97 

6.42 

Kali      .... 

1.27) 

4.08 

1.73 

3.29 

2.69 

Natron      .     . 

2.76  1 

5.04 

3.02 

2.40 

2.61 

Wasser     .     .     .     . 

1.69 

2.11 

1.62 

2.75 

1.77 

Kohlensäure  .     . 

— 

— 

— 

— 

1.95 

1.24 

Phosphorsäure   .     . 
Titansäure 

0.54 
0.89 

1.12 

Spur 

— 

Spur 

— 

100.00  100.00  100.00  101.34  102.57  101.15 

VII.  Melaphyr  vom  rechten  Abhang  des  Fischbachthals  bei 
Ilfeld,  graubraun,  deutlich  krystallinisch,  nicht  mit  Säuren  brausend, 
mit  kleinen  dunkelgrünen  Krystallen  des  diallagähnlichen  Minerals. 
Streng  ebendas.  148. 

VIII.  Melaphyrmandelstein  von  Ilfeld,  braun,  gleichförmig 
krystallinisch,  stark  brausend  ;  viele  kleine  Mandeln  meist  mit  Chal- 
cedon,  auch  mit  Grünerde  und  Kalk  erfüllt,  auch  feine  Chalcedon- 
adern ;   diallagähnliches  Mineral.   Bierwirth  bei  Streng  ebend.  1 55. 

IX.  Melaphyrmandelstein  vom  Buchberg  bei  Landeshut,  Schle- 
sien; grauviolett,  erdigweich,  stark  brausend,  zahlreiche  verschieden 
ausgefüllte  Mandeln,  v.  Richthofen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Gesellsch. 
VIII.    1856.  640. 

X.  Melaphyrmandelstein  von  Oberstein  an  der  Nahe,  dunkel- 


56 


Cherniflche  Zusammensetzung  der  Melaphyre. 

Delesse,    Annales    des 


röthlichbraun,    mit  kleinen    Quarzmandeln, 
raines  1849.  516. 

XI.  Melaphyr  aus  dem  Woleschkathal  zwischen  Semil  und 
Kostialow  bei  Poric  in  Böhmen,  ganz  frisch,  feinkörnig-krystallinisch, 
dunkelgrau  ins  grünliche  mit  zahlreichen  kleinen  Kalkspathmassen. 
Werther,  Mitth.  an  Roth  1861  u.  Journ.  f.  pr.  Chem.  XCI.  1864.  330. 


Vll. 

VIII. 

IX. 

X. 

XI. 

Kieselsäure    .     .     . 

.     59.73 

56.81 

48.94 

51.13 

54.14 

Thonerde       .     .     . 

16.08 

14.11 

26.25 

29.73 

18.06 

Eisenoxyd      .     .     .     . 

— 

— 

7.01 

3.12 

Eisenoxydul  .     .     . 

6.93 

10.90 

— 

— 

5.87 

Manganoxydul    .     . 

0.27 

— 

— 

— 

— 

Kalk 

1.88 

3.67 

5.35 

4.73 

5.20 

Magnesia  .... 

5.39 

4.70 

3.80 

Kali 

3.66 

1.16  - 

5.18 

10.73 

1.44 

Natron      .... 

2.71 

2.53 

2.25 

Wasser     .... 

3.12 

3.80 

2.81 

3.68 

6.35 

Kohlensäure  .     .     . 

0.81 

2.96 

3.72 

Glv. 

Phosphorsäure   .     . 

Spur 

— 

0.74 

— 

— 

100.58     100.64     100.00     100.00     100.23 

Die  V.  Richthofenschen  Analysen  dürften  vielleicht  an  dem 
frischesten  Material  angestellt  sein.  I  zeichnet  sich  durch  den  hohen 
Thonerdegehalt  aus.  I  und  11  stimmen  sehr  genau  mit  einander 
überein,  wenn  man  das  Eisen  als  die  Thonerde  ersetzend  annimmt, 
doch  macht  Roth  darauf  aufmerksam,  dass  bei  einer  Berechnung 
auf  die  einzelnen  Gemengtheile  Kieselsäure  übrig  bleibt.  Die  Ana- 
lysen von  V.  Richthof en  aus  dem  Thüringer wald  und  aus  Schlesien 
besitzen  denen  von  Streng  aus  der  Umgegend  von  Ufeld  gegen- 
über einen  sehr  niedrigen  Magnesiagehalt,  auch  die  Söchtingsche 
Analyse  von  thüringischem  Melaphyr,  sowie  seine  andern  hier  nicht 
aufgeführten  zeigen  dieselbe  geringe  Magnesiamenge.  Beachtenswerth 
sind  auch  die  beträchtlichen  Differenzen  im  Kalkgehalt  (z.  B.  III 
und  VI,  verglichen  mit  VII  und  VIII);  Kalk  und  Magnesia  bind 
bei  eintretender  Zersetzung  die  beweglichsten  Stoffe.  Die  Mela- 
phyrmandelsteine,  deren  Streng  noch  mehrere  von  Ilfeld  unter- 
sucht hat,  weichen  in  ihrer  Zusammensetzung  nicht  sehr  beträcht- 
lich von  den  un verwitterten  dichten  Melaphyren,  mit  denen  sie  in 


Chemische  Zusammensetznng  der  Melaphyre.  57 

Verbindung  stehen, 'ab,  weil  die  Zerset^ungsproducte  nicht  aus  dem 
Gestein  weggeführt,  sondern  in  Hohkäumen  und  auf  Kliiften  ab- 
gesetzt wurden. 

Bemerkenswerth  ist  die  auffallend  grosse  Uebereinstimmung, 
welche  die  durch  v.  Richthofen  aufgestellte  durchschnittliche  Zu- 
sammensetzung der  möglichst  frischen  Melaphyre  (vgl.  S.  44)  mit 
derjenigen  vieler  Augit-Andesite  zeigt ;  so  z.  B;  ist  I  jene  Melaphyr- 
zusaramensetzung,  wenn  man  sie  wasserfrei  berechnet  (v.  Richthofen 
hat  2.03  \Ya8ser);  II  Augit-Andesit  von  der  Serra  Vavalaci  am 
Val  del  Bove,  Sicilien  nach  S.  v.  Waltershausen  (Vulk.  Gest.  v.  S. 
u.  I.  149);  in  Heklalava  von  1845  nach  Damour  (Bull,  de  la  soc. 
geol.  (2)  VII.   1849.   85): 


Si 

AI 

Fe            Fe        Ca        Mg 

I. 

55.25 

21.35 

—          8.15     6.37     2.13 

II. 

55.28 

17.75 

11.60        —       6.24     2.42 

III, 

.    54.76 

13.61 

—         15.60     6.44      1.35 

k 

Na 

P            fi     Flüchtig 

I.       1.73 

3.23 

0.89       0.90        — 

IL     1.72 

5.85 

—           —         0.47 

III.    1.21 

3.41 

—        1.72        0.07 

Der  einzige  Unterschied  besteht  in  der  Ersetzung  von  Thon- 
erde  durch  Eisen;  Kieselsäure  und  Monoxyde  könnten  in  diesen, 
zeitlich  und  räumlich  so  weit  auseinanderliegenden,  mineralogisch 
analog  zusammengesetzten  Gesteinen  kaum  besser  übereinstimmen. 
Die  Labrador  und  Augit  führenden  Dolerite  sind  wie  erwähnt  durch- 
gehends  basischer,  da  bei  ihnen  der  Kieselsäuregehalt  um  50  pct. 
schwankt.  XI  stimmt,  den  grossen  Gltihverlust  abgerechilet,  gut 
mit  obiger  Durchschnittszusammensetzung  überein.  Werther  unter- 
suchte noch  andere  ähnliche  Gesteine  Böhmens,  welche  er  wohl 
mit  Recht  zu  den  Melaphyren  rechnet.  Roth  zählt  sie  zu  den 
Hyperstheniten ;  eines  derselben  von  Stransko  bei  Liebstndl  hält 
selbst  56.20  Kieselsäure  und  für  Labrador -Hypersthen- Gesteine 
scheinen  dieselben   bei  weitem  zu  sauer  zu  sein. 

Der  Interpretation  der  Analysen  auf  Oligoklas,  Augit  und 
Magneteisen  stellen  sich  viele  Schwierigkeiten  entgegen,  da  die  Ge- 
steine grossentheils  nicht  mehr  frisch  sind  und  sich  nicht  der  min- 
deste  Anhaltspunkt   für    die  Zusammensetzung  der    constituirenden 


58  Specifisches  Gewicht  des  Melaphyr. 

Mineralien  gewinnen  lässt.  Die  Partial-Analyseu  Bergemanns  von 
den  Hunsrücker  Melaphyren  sind  nicht  aufgefühi-t  worden,  da  so 
verdienstlich  sie  auch  sind,  dennoch  die  Methode  ihrer  Ausführung 
zu  vielen  Zufälligkeiten  ausgesetzt  sein  dürfte. 

Was  das  specifische  Gewicht  der  Melaphyre  anbelangt,  so  be- 
trägt dasselbe  nach  Leopold  von  Buch  2.752 — 2.754;  Zobel  und  . 
V.  Carnall  2.65—2.75;  Bergemann  2.748—2.837  (magneleisenreich) ; 
Credner  2.63— 3.76;  Geinitz  2.558— 2.816  ;  v.  Richthofen  2.708— 
2.741;  Naumann  2.67 — 2.75.  Speciell  beträgt  das  specifische  Ge- 
wicht bei  dem  Melaphyr: 

I.      2.708  n.      2.741  III.  2.627 

IV.    2.73  V.      2.71  VI.  2.73 

VII.  2.65  Vni.2.69  X.    2.680 

Naumann  bemerkt,  dass  das  specifische  Gewicht  des  Melaphyr 
in  Hinsicht  auf  dasjenige  des  Labrador  und  des,  wenn  auch  oft 
nur  in  kleinen  Quantitäten  vorhandenen  Titaneisenei-zes  keine  be- 
deutende Beimengung  von  Augit  voraussetzen  lässt  (Geognosie  1.591). 
Nimmt  man  indessen  anstatt  des  Labrador  den  leichtern  Oligoklas 
als  feldspathigen  Gemengtheil  des  Melaphyr  an  und  berücksichtigt 
zugleich,  dass  derselbe  im  mikrokrystallinischen  Zustande  ein  noch 
geringeres  Gewicht  als  in  Spaltungsstücken  besitzen  wird,  so  kann 
d(ineben  recht  wohl  eine  ansehnliche  Menge  von  Augit  vorhan- 
den sein. 

Ueber  die  genauere  mineralische  Zusammensetzung  der  ein- 
zelnen Melaphyrvorkommnisse  besit-zen  wir  namentlich  folgende 
Forschungen : 

Streng  hat  ausführliche  Untersuchungen  über  die  Melaphyr- 
gestein^  in  der  Umgegend  von  Bfeld  am  Harz  geliefert,  verbunden 
mit  einer  Reihe  zahlreicher  Analysen,  von  denen  oben  einige  mit- 
getheilt  worden  sind.  Er  unterschied  dort  Melaphyrporphyr  oder 
porphyrartigen  Melaphyr,  Melaphyr  und  Melaphyrmandelstein.  Mit 
Rose,  Naumann,  Roth  und  v.  Cotta  rechnen  wir  die  Melaphyrpor- 
phyre,  auch  kömige  Melaphyre  genannt,  zu  den  Porphyriten  (vgl. 
S.  29),  indem  ihre  Grundmasse  viel  mehr  Kieselsäure  als  die  an- 
dern eigentlichen  Melaphyre  (im  Durchschnitt  61.3)  enthält  und 
(zersetzte)  Hornblende  aus  ihnen  ausgeschieden  ist.  Der  Melaphyr, 
von  dem  die  meisten  Varietäten  schon  beginnender  Verwitterung 
unterlegen  sind,   hat  im  möglichst  frischen   Zustande  eine  deutlich 


Melaphyre  der  Umgesrencl  vou  Ilfeld.  59 

niikrokrystallinische  harte  und  spröde  Grundmasse,  zuw.eilen  von 
wachsartigem  Glanz  und  von  dunkel  hlauschwarzer  Farbe,  welche 
verwitternd  durch  grün  und  grau  in  fast  alle  Nuancen  von  braun 
übergeht;  sie  schmilzt  leicht  zu  einem  weissen,  grünen  oder  schwar- 
zen Glase  und  ihr  spec.  Gewicht  schwankt  von  2.62  bis  2.78.  In 
der  Grundmasse  der  meisten  Varietäten  liegen  oft  sehr  zahlreich 
vertheilte  Kry stalle,  von  nadeiförmiger  oder  dünn- säulenförmiger 
Gestalt,  welche  Streng  ursprünglich  als  dial lagartiges  Mineral  be- 
zeichnete, später  als  thonerdehaltigen  Schillerspath  oder  Bastit  be- 
stimmte. Das  Mineral  ist-  grünlichweiss,  durchsichtig  und  besitzt 
eine  Härte  von  3 — 4 ;  die  Krystallform  ist  nicht  zu  ermitteln, 
es  zeigt  aber  parallel  einer  Säulenfläche  vollkommene  Spaltbarkeit 
und  erscheint  in  regelmässigen  Zwillings  Verwachsungen,  welche  unter 
einem  Winkel  von  60*^  sich  kreuzen.  Streng  glaubt,  dass  dieses 
Mineral  zu  den  wesentlichen  Gemength eilen  des  Melaphyr  von  Ilfeld 
gehöre  und  auch  in  der  Grundmasse  vorhanden  sei ;  nebenbei  kommt 
in  dem  östlichsten  Theil  der  Melaphyrablagerung  dunkelbrauner 
Kubellan  in  glas-  und  perlmutterglänzenden  Krystallblättern  als 
Einsprengling  vor.  Die  ursprüngliche  Durchschnittszusammensetzung 
der  frischesten  Varietäten  bestimmte  Streng  zu:  Kieselsäure  56.4; 
Thonerde  15.9;  Eisenoxydul  8.4;  Kalk  7.4;  Magnesia  6.3;  Kali 
3.1;  Natron  2.5  (100.0).  Der  beträchtliche  Unterschied  in  der 
Zusammensetzung  mit  den  »Melaphyrporphyren«  von  Ilfeld  leuchtet 
ein,  welche  einen  durchschnittlich  um  5  pct.  höhern  Kieselsäurege- 
halt besitzen.  Ihr  Sauerstoffquotient  ist  im  Mittel  0.35,  der  der 
Melaphyre  0.44.  Vergleicht  man  die  Durchschnittszusammensetzung 
der  Ilfelder  Melaphyre  mit  der  von  v.  Richthofen  aufgestellten  Nor- 
malzusammensetzung  der  Melaphyre,  so  ergibt  sich,  dass  die  Unter- 
schiede keineswegs  bedeutend  genug  sind  um  eine  Vereinigung  mit 
den  v.  Richthofennchen  Melaphyren  auszuschliessen.  Die  Melaphyr- 
mandelsteine  von  Ilfeld  bestehen  nach  Streng  aus  einer  braunen, 
homogen  erscheinenden  Grundmasse,  welche  dennoch  die  Härte 
5 — 6  erreicht,  fast  immer  Thongeruch  zeigt  und  mit  Mandeln  er- 
füllt ist,  die  aus  Delessit,  Chalcedon  und  Kalkspath  gebildet  sind. 
Das  diallagähnliche  Mineral  ist  in  den  frischern  Mandelsteinen  noch 
zu  erkennen.  Sie  können  von  den  Melaphyren  nicht  getrennt  wer- 
den, da  sie  auf  das  innigste  mit  ihnen  zusammenhängen.  Streng 
theilt    sehr    schätzenswerthe    Betrachtungen    un4    Untersuchungen 


60  Melaphyr  der  Umgegend  von  Ilfeld. 

über  die  Zersetzungsprocesse  mit,  die  in  den  Mandelsteinen  ge- 
spielt haben. 

Später  sprach  er  aus,  dass  die  Melaphyre  des  südlichen  Harz- 
randes im  wesentlichen  wahrscheinlich  aus  einem  feldspathartigen 
Bestandtheil  von  labradorartiger  Zusammensetzung,  aus  Schillerspath 
und  aus  Magneteisen  bestehen ;  dabei  ergebe  sich  ein  kleiner  Ueber- 
schuss  an  freier  Kieselsäure  (geliefert  durch  den  Uebergang  des 
Augit  in  Schillerspath),  selbst  dann,  wenn  man  eine  gewisse  Or- 
thoklasmenge den  Labrador  begleiten  lässt.  Letzteres  würde  übrigens 
zumal  bei  der  Gegenwart  von  Augit  eine  Combination  darstellen, 
zu  welcher  sich  wohl  kein  einziges  Analogen  findet  und  es  scheint  viel 
natürlicher  an  die  Stelle  von  Labrador  und  Orthoklas  Oligoklas  zu 
setzen.  Girard,  welchem  wir  ebenfalls  eine  sehr  ausführliche  petro- 
graphische  Beschreibung  des  Ilfelder  Melaphyr  verdanken,  beob- 
achtete bisweilen  kleine  Augitkrystalle  wahrscheinlich  mit  einer 
hypersthenartigen  Spaltbarkeit  in  dem  Melaphyr  des  Thaies  süd- 
lich vom  Netzberg  und  demjenigen  vom  Gottesthal  bei  Wiegersdorf 
und  betrachtet  letztern  als  Gemenge  eines  feldspathigen  Bestand - 
theils  mit  Augit,  welcher  indessen  nur  ^  bis  |  der  ganzen  Masse  be- 
trage ;  ausserdem  erwähnt  er  darin  kleine  undurchsichtige  schwarze 
Körner,  höchstens  zu  2  pct.  darin  vorhanden,  die  er  für  Magnet- 
eisen oder  Titaneisen  erklärt;  auf  die  Frage,  ob  der  vorwaltende 
Feldspathgemengtheil  Labrador  oder  Oligoklas  sei,  geht  Girard 
nicht  ein.  Naumann  bemerkt  zu  diesem  Vorkommen  des  Augit,  dass 
dasselbe  in  dem  Ilfelder  Melaphyr  nur  als  ein  seltenes  und  sehr 
untergeordnetes  betrachtet  werden  dürfe,  denn  auch  die  Kr^'stalle 
des  bastitähnlichen  Minerals  könnten  wohl  nicht  als  weiland  Augit- 
krystalle erachtet  werden,  wie  Naumann  überhaupt  den  Melaphyren 
nur  einen  sehr  geringen  Augit-  und  gar  keinen  Homblendegehalt  zu- 
gestehen will.  Nichtsdestoweniger  ist  die  Auffindung  von  leibhaf- 
tigem Augit  in  diesen  Gesteinen  von  grossem   Belang. 

Nach  diesen  Forschungen  hat  G.  Rose  sich  mit  der  Unter- 
suchung des  Ilfelder  Melaphyr  beschäftigt  und  dabei  durch  eigene 
mikroskopische  Beobachtungen  und  Interpretation  der  Strengschen 
Analysen  Resultate  gewonnen,  welche  die  Natur  dieses  Gesteins 
mit  grosser  Genauigkeit  festzustellen  scheinen.  £r  beschreibt  die 
Melaphyre  als  eine  feinkörnige  fast  dicht  erscheinende  Masse  von 
(in  den  frischesten  Abänderungen)  schwarzer  oder  brauner  Farbe, 


Melaphyr  der  Um^gend  von  Ilfeld.  61 

zuweilen  mit  feinen  1  bis  höchstens  3  Linien  langen  nadeiförmigen 
Krystallen  von  grünlich  weisser  bis  schwärzlichgiüner  Farbe  (die- 
selben welche  auch  Streng  beobachtete),  und  ausserdem  sehr  kleinen 
lichten  grünlichweissen  Kryställchen  einer  andern  Substanz.  Die 
Grundmasse  besteht  höchst  wahrscheinlich  aus  einem  innigen  kry- 
stallinischen  Gemenge  von  Oligoklas  (worauf  auch  der  für  ein  La- 
bradorgestein allzuhohe  Kieselsäuregehalt  verweist)  mit  Augit,  et- 
was Magneteisenerz  und  Apatit.  Streng  analysirte  später  eine  1  Zoll 
lange  und  7  Linien  breite  Verwachsung  dreier  Feldspathindividuen, 
welche  ihm  das  SaueratoflFverhältniss  0.94  :  3  :  6.79  ergab,  woraus 
er  auf  Labrador  schliesst.  Die  feinen  Krystallnadeln  hält  Rose  wie 
Streng  für  Schillerspath  und  zwar  hervorgegangen  aus  einer  Um- 
wandlung von  Augit,  womit  auch  die  Beobachtungen  von  Girard 
und  Bäntsch  übereinstimmen;  merkwürdiger  Weise  finden  sich  in 
dem  schlesischen  Melaphyr  von  Lahn  genau  dieselben  nadeiförmigen 
Krystalle,  wie  in  diesem  von  Ilfeld.  Welchem  Mineral  die  lichten 
grünlichweissen  Kryställchen,  die  Streng  mit  den  vorigen  vereinigt, 
angehören,  vermochte  Rose  nicht  zu  bestimmen.  Kleine  Glimmer- 
blättchen,  die  Rubeliane  Strengs,  finden  sich  hier  und  da  einge- 
sprengt. Rose  unterscheidet  speciell  in  der  Umgegend  von  Ilfeld 
folgende  Varietäten  des  Melaphyr,  hauptsächlich  nach  mikroskopi- 
schen Untersuchungen. 

Schwarzer  Melaphyr  vom  Rabenstein  (nicht  Rabenklippen  nach 
Streng) ;  die  Grundmasse  erscheint  als  eine  Zusammenhäufung  von 
lauter  dicht  gedrängten  durchsichtigen  prismatischen  Krystallen,  ge- 
mengt mit  grossem  schwärzlichgrünen  Körnern  und  schwarzen  Ma- 
gneteisenkörnem,  dazwischen  liegen  die  grössern  schon  mit  blossem 
Auge  erkennbaren  lichten  Krystalle  der  unbekannten  Substanz. 

Schwarzer  Melaphyr  von  Wiegersdorf ;  unter  dem  Mikroskop 
ist  in  der  Grundmasse  das  Gewirre  der  prismatischen  Krystalle  un- 
deutlicher als  in  der  vorigen,  darin  liegen  die  schwärzlichgrünen 
Schillerspathnadeln  und  schwarze  scharf  begrenzte  Magneteisen- 
körner, während  die  grossem  lichten  Krystalle  fehlen. 

Rother  Melaphyr  vom  Birkenkopf ;  in  der  braunrothen  Grund- 
masse liegen  grüne  nadeiförmige  Augitkrystalle ;  die  wasserhellen 
prismatischen  Krystalle  der  Grundmasse  sind  noch  gut  zu  erkennen, 
die  schwarzen  Körner  haben  unbestimmt  verlaufende  Ränder  be- 
kommen und  die  Umgebung  braunroth  gefärbt. 


62  Schlesische  und  südtyroler  Melaphyre. 

Rose  knüpft  auch,  noch  Beobachtangen  an  über  die  schlesischen 
Melaphyre  von  Löwenberg,  Lahn  und  Landeshut;  das  mikroskopi- 
sche Bild  der  Grundmnsse  ist  mit  dem  der  Ilfelder  Melaphyre  sehr 
übereinstimmend :  man  erkeunt  darin  1 .  wasserhelle  prismatische 
Rrystalle,  die  die  grösste  Masse  ausmachen,  2.  schwärzlichgi-üne 
bis  olivengi-üne,  mehr  oder  weniger  durchsichtige  Kömer,  3.  kleinere 
schwarze  undurchsichtige  Körner,  4.  feine  durchsichtige  nadelartige 
Ki'ystalle;  die  beiden  letzterwähnten  Gemengtheile  sind  offenbar 
Magneteisen  und  Apatit,  womit  der  Phosphorsäuregehalt  der  Ana- 
lysen übereinstimmt.  Die  den  Haupttheil  der  Grundmasse  bei  den 
ilfelder  und  schlesischen  Melaphyren  bildenden  wasserhellen  pris- 
matischen Krystalle  sind  es,  welche  Rose  mit  Rücksicht  auf  den 
verhältnissmässig  hohen  Kieselsäuregehalt  der  Gesteine,  sich  an  v. 
Richthofen  anschliessend  für  Oligoklas  hält;  die  schwärzlich  grünen 
Körner  scheinen  ihm  mit  Recht  viel  eher  Augit  als  Hornblende 
zu  sein.  Der  >  schwarze  Porphyr«  Strengs  von  Elbingerode  am  Harz 
(N.  Jahrb.  f.  Min.  1860.  385)  darf  wegen  seines  erwiesenen  La- 
bradorgehalts nicht  mit  den  Melaphyren,  sondern  muss  mit  den 
Labradorporphyren  vereinigt  werden. 

Die  Melaphyre  Südtyrols  sind  eingehend  durch  v.  Richthofen 
beschrieben  worden.  Vorderhand  muss  es  noch  als  fraglich  bezeich- 
net werden,  ob  sie  wirklich,  wie  dieser  verdienstvolle  Forscher 
annimmt,  als  wesentlichen  Bestandtheil  Hornblende  führen;  die  von 
ihm  als  normaler  Melaphyr  bezeichnete  Varietät  enthält  nur  Oli- 
goklaskrystalle  ausgeschieden  und  die  Hornblende  wird  nur  als  Ge- 
mengtheil der  dunkelperlgrauen,  rauchgrauen  und  schwärzlichgrauen 
Grundmasse  vorausgesetzt,  welche  ebenso  gut  Augit  enthalten  kann  ; 
wo  in  den  andern  Varietäten  neben  dem  Feldspath  noch  ein  kry- 
stallisirtes  Mineral  porphyrartig  aus  der  ebenfalls  angeblich  horn- 
blendehaltigen  Grundmasse  ausgeschieden  ist,  da  ist  es  in  der  That 
entweder  nur  Augit  oder  vorwaltender  Augit  und  daneben  undeut- 
liche, sehr  zurücktretende,  aber  erkennbare  Hornblende.  •  Wenn  es 
demgemäss  einerseits  nicht  rathsam  erscheint,  diese  Gesteine  als 
Hornblende-Oligoklasgemenge  aufzufassen,  so  wird  man  sich  andrer- 
seits noch  darüber  zu  entscheiden  haben,  ob  für  den  Hornblende- 
gehalt der  Umstand  bedeutendes  Gewicht  besitzt,  dass,  während 
die  zersetzte  Grund masse  des  Augitporphyr  die  Farbe  der  zersetz- 
ten Augitkrystalie  annimmt  (weil  der  färbende  Bestandtheil  mit  den 


Sog.  Melaphyre  des  Thüringerwaldes.  63 

letztern  identisch  ist),  diese  Erscheinung  bei  dem  Melaphyr  nicht 
eintritt,  sondern  Grundmasse  und  Augitkrystalle  andersgefarbte  Zer- 
setzungsproductc  liefern.  Diese  Melaphyre  sollen  übrigens  neben 
dem  Oligoklas  noch  Labrador  enthalten,  ein  Zusanimenvorkommen, 
welches  noch  nicht  durch  eine  Analyse  bestätigt  wurde,  und  hier- 
durch, sowie  durch  den  Augitgehalt  in  Augitporphyr  übergehen. 
Die  Melaphyrgesteine  des  Thüringerwaldes,  über  welche  früher 
Credner  werthvolle  Mittheilungen  gemacht  hatte,  bedürfen  wohl 
noch  einer  genauem  Abgrenzung,  indem  Senft  in  seiner  ausgezeich- 
neten Abhandlung  über  diese  Gesteine  (namentlich  des  nordwest- 
lichen Endes),  deren  Eintheilung  oben  mitgetheilt  wurde,  den  Be- 
grifF  des  Melaphyr  weiter  ausdehnt,  als  es  gewöhnlich  und  auch 
hier  geschieht.  Seine  Glimmermelaphyre  scheint  man  mit  den  Glim- 
merporphyriten  vereinigen  zu  müssen,  die  Hornblendemelaphyre 
gehören  wohl  zum  grössten  Theil  zu  den  Hornblendeporphyriten. 
V.  Fritsch  hat  namentlich  die  »Melaphyre*  aus  der  Umgegend  von 
nmenau  im  Thüringerwalde  ausfuhrlich  beschrieben.  Die  sehr  fein- 
körnige, dicht  erscheinende  Grundmasse  erweist  sich  unter  dem 
Mikroskop  hauptsächlich  als  ein  Aggregat  von  säulenförmigen  hellen 
durchscheinenden  Krystallen,  welche  er  für  einen  sehr  kalkreichen 
Oligoklas  erachtet,  da  der  Kieselsäuregehalt  des  ganzen  Gesteins 
vom  Schneidemüllerskopf  (54  pct.)  den  des  Labrador  übersteigt, 
die  andern  Silicate  desselben,  basischer  als  der  Feldspath,  den  Kie- 
selsäuregehalt hinabdrücken  müssten ;  das  spec.  Gewicht  des  Gesteins 
aber  übersteige  das  des  Labrador  zu  wenig,  während  durch  die 
Anwesenheit  der  Nebengemengtheile  das  des  Feldspathgemengtheils 
für  das  Gesammtgest^in  bedeutend  erhöht  werden  muss.  Die  schwar- 
zen undurchsichtigen  Kömchen,  welche  das  Mikroskop  daneben 
zeigt,  ist  V.  Fritsch  geneigt  für  Hornblende  zu  halten.  Ausgeschie- 
den enthalten  diese  Gesteine  den  triklinischen  Feldspath  und  in 
grosser  Menge  tafelartigen  seltener  kurz  säulenförmigen  schwarz- 
braunen Magnesiaglimmer,  zuweilen  in  braunrothen  Tlubellan  ver- 
wandelt; schwarze  sechsseitige  Säulchen  sind  wahrscheinlich  Horn- 
blende. In  den  eigentlichen  Melaphyren  ist  indessen  Glimmer  sehr 
selten,  welcher  mit  vollem  Recht  als  Vertreter  der  Hornblende  gilt, 
und  wenn  schon  hiemach  unbedenklich  diese  »  Melaphyre«  den  Glim- 
merporphyriten  (hornblend ehaltigen)  zugerechnet  werden  zu  müssen 
scheinen,  so  wird  dies  noch  mehr  unterstützt,  wenn  v.  Fritsch  be- 


64  Melaphyre  des  Hunsrück. 

merkt,  dass  Kömer  freier  Kieselsäure,  mit  der  Grundmasse  sehr 
fest  verwachsen,  eine  sehr  häufige  Erscheinung  sind ;  die  eigent- 
lichen Melaphyre  führen  aher  nie  Quarz,  der  in  den  Porphyriten 
ein  häufiger  Gast  ist.  Wenn  dem  so  ist,  so  müsste  Analyse  I  und 
II  zu  den  Porphyi-iten  gestellt  werden;  eigenthümlich  ist,  dass  v. 
Richthofen  bei  dem  Gestein  des  Schneidemüllerskopfs  des  Glimmers 
kaum  Erwähnung  thut.  Die  >Melaphyrmandel8teine«  (vielleicht 
auch  die  Delessitmelaphyre  Senfts  S.  47)  dürften  dagegen  wohl 
ächte  Melaphyre  sein,  da  v.  Fritsch  erwähnt,  dass  diese  sich  nur 
selten  an  die  glimmerhaltigen,  fast  immer  an  die  glimmerfreien  Ge- 
steine anschliessen. 

Die  mit  den  ausgezeichnetsten  Mandelsteinen  in  Verbindung 
stehenden  »Melaphyre«  von  Oberstein,  sowie  überhaupt  die  ver- 
breiteten und  in  manchen  Varietäten  recht  deutlich  kryatallinischen 
»Melaph3Te«  südlich  vom  Hunsrück,  deren  Zusammensetzung  na- 
mentlich Steininger,  v.  Dechen  und  Bergemann  zu  erforschen  ge- 
sucht haben  und  deren  geologische  Verhältnisse  wohlbekannt  sind, 
verdienen  wohl  noch  eingehender,  namentlich  mikroskopischer  Un- 
tersuchungen, verbunden  mit  Analysen  der  ausgeschiedenen,  mög- 
lichst frischen  Feldspathe.  Die  kleinen  durchscheinenden  Feldspath- 
krystalle  des  OI)ersteiuer  Melaphyr  hatte  Delesse  analysirt  und  alß 
Labrador  erklärt,  ihr  spec.  Gewicht  betrug  indessen  nur  2.642, 
auch  befanden  sie  sich  schon  in  etwas  zersetztem  Zustande,  wes- 
halb V.  Richthofen  mit  Recht  diese  Analysen  als  nicht  entscheidend 
betrachtete.  Delesse  hatte  gefunden :  Kieselsäure  53.89 ;  Thonerde 
27.66;  Eisenoxydul  0.97;  Kalk  8.28;  Natron  4.92;  Kali  1.28; 
Glühverlust  3.00  (100);  wie  oben  erwähnt,  führt  er  neben  dem 
Feldspath  Augit,  keine  Hornblende  auf. 

Die  Kenntniss  der  mineralogischen  und  chemischen  Zusammen- 
setzung der  andern,  als  Melaphyr  angeführten  Gesteine  ist  noch 
sehr  wenig  gefördert  und  nähere  Untersuchungen  müssen  erst  die 
Zusammengehörigkeit  mit  den  vorher  erwähnten  Gesteinen  darthun. 
Als  solche  Gesteine,  welche  man  mit  dem  Namen  Melaphyr  zu  be- 
zeichnen pflegt,  sind  zu  nennen: 

Die  Melaphyre  des  Kohlengebiets  von  Planitz  und  Vielau  bei 
Zwickau. 

Der  Melaphyr  von  Gnettstadt  am  Steigerwald  in  Franken 
(durchbricht  Keuper  und  Muschelkalk,    ist  vielleicht  Basalt),    ana- 


Melaphyre.  65 

lysirt  von  v.  Bibra  (Journ.  f.  prakt.  Chemie  XXVI.  1842.  29).  In 
schwarzer  Grundmasse  viele  Augitkrystalle,  Kalkspath,  »auch  Horn- 
blende kann   mit  freiem  Auge  wahrgenommen  werden.« 

Das  Melaphyrlager  im  Johann-Friedrich-  und  Zabenstädter- 
StoUen,  östlich  vom  Welbisholze  im  Mansfeldischen. 

Die  Melaphyrkuppen  in  der  Umgebung  von  Darmstadt,  in 
den  Steinkauten  bei  Götzenhain,  im  Eichen  bei  Urberach, 

Die  Mehiphyre  des  nordöstlichen  Böhmens^  namentlich  im 
Jiciner  Kreis  (zwischen  Roökopow  und  Levin-Oels,  Kozakow  un- 
fern Eisenstadtl). 

Die  »Melaphyre«^  der  Vogesen  von  Rimbach,  am  östlichen 
Fuss  des  Ballons  von  Guebwiller,  von  Bitsch willer,  Horben,  Puix 
u.  8.  w.,  von  denen  vielleicht  gar  nichts  zum  eigentlichen  Melaphyr 
gehört,  da  ein  grosser  Theil  dieser  Gesteine  als  labradorführend 
erkannt  ist  (vgl.  Labradorporphyr). 

Die  Melaphyre  der  Umgebungen  von  Christiania  im  südlichen 
Norwegen,  welche  sich  von  der  Spitze  des  Vettakollen  bis  zu  den 
Inseln  des  Buudefjord  verfolgen  lassen.  Sollten  diese  Gesteine  in 
der  That,  wie  Kjerulfs  Untersuchungen  höchst  wahrscheinlich  machen, 
den  Labrador  als  Feldspathgemengtheil  führen,  so  würden  sie  von 
unserm  Melaphyr  abzutrennen  und  dem  Labradorporphyr  zuzu- 
zählen sein. 

Die  Melaphyre  Englands  (Trapp,  Greenrock,  Toadstone)  ;  viel- 
fach verbreitet  in  England,  namentlich  im  Gebiete  der  Steinkohlen- 
formation und  des  Rothliegenden  sind  Gesteine,  welche  sehr  grosse 
Aehnlichkeit  mit  Melaphyren  haben^  über  deren  genauere  minera- 
logische und  chemische  Zusammensetzung  aber  so  gut  wie  gar  nichts 
bekannt  ist.  Zum  Theil  werden  sie  mit  dem  allgemeinen,  berüch- 
tigten Namen  Trapp  bezeichnet,  die  Bergleute  in  StafiTordshire  nennen 
sie  Greenrock,  die  zugehörigen  Gesteine  in  Derbyshire  heissen  Toad- 
stone, ein  Name,  der  deutschen  Bergmannssprache  (Todtstein)  ent- 
lehnt, ähnlich  dem  Todtliegenden,  weil  sie  nicht  wie  die  Kalksteine 
Bleierze  führen.  Derlei  Melaphyrablagerungen  kommen  vor  z.  B.  bei 
Tortworth  in  Gloucestershire,  bei  Wolverhampton  in  Staffordshire 
(Rowley-hills),  in  der  Umgegend  von  Exeter,  in  Derbyshire  viel- 
verbreitet (z.  B.  in  der  Umgegend  von  Buxton,  Matlock  und  Bake- 
well), in  der  Umgegend  von  Mullion,  Endellion,  Tintagell,  St.  Clether 
in  Cornwall,  bei  C'olzean-Castle   in  der  schottischen  Grafschaft  Ayr, 

Zirkel,  Petro^aphie.     II.  g 


66  Spilite,  Variolites  du  Drac. 

in  den  Bergen  Chair  of  Kildare  und  Grange-hill  in  Irland.  Die 
Toadstones  in  Derbyshire  sind  meistens  amygdaloidisch  mit  Kalk- 
spatbmandeln  ausgebildet.  Mikroskopische  Untersuchungen  eines 
sehr  zersetzten  Toadstone  von  Youlgrave  in  Derbyshire  zeigten, 
dass  der  Hauptgemengtheii  trübe  milchweisse  Nadeln  und  kurze 
dicke  Säulchen  darstellt,  welche  ohne  Zweifel  ehemals  dem  Feldspath 
angehört  haben;  ausserdem  erschienen  braune,  uuregelmässige  Splitter, 
und  durchscheinende  schaalige  Parti een  von  hufeisenförmiger  Gestalt, 
welche  aus  hellgrünen,  auseinanderlaufend  strahligen  Krystallnadeln 
bestehen ;  die  in  den  frischern  Gesteinen  noch  halbwegs  erkennbaren 
Augite  sind  vollständig  verschwunden,  doch  geben  von  ihrer  An- 
wesenheit wohlerhaltene,  ihren  Durchschnitt  zeigende  Ränder  von 
Magneteisenkömern  Zeugniss,  welche  eine  grauliche  trübe  Masse 
umschliessen. 

Zu  den  Melaphyren  pflegt  man  meistens  die  Spilite  der 
französischen  Geologen  zu  rechnen,  über  deren  mineralogische  Con- 
stitution ebenfalls  nicht  viel  genaues  vorliegt,  welche  aber  in  ihrem 
äussern  Ansehen  ähnlich  sind.  £lie  de  Beaumont  erklärt  den  Spilit 
für  eine  blosse  Modiflcation  des  Melaphyr  (Explic.  de  la  carte  geol. 
I.  369).  Sie  sind  von  grünlichgrauer,  violetter  oder  schwarzer 
Farbe,  und  scheinen  vorzugsweise  als  Mandelsteine  ausgebildet  zu 
sein.  Zu  den  Spiliten  gehören  auch  die  sog.  Variolites  du  Drac, 
welche  man  in  Geschieben  im  ganzen  Dracthal  bis  nach  Grenoble 
aber  auch  anstehend  an  vielen  Punkten  der  französischen  Hoch- 
alpen  und  des  Isere-Departement  findet;  sie  sind  bald  dicht,  bald 
mandelsteinartig  (durch  Kalkspath-,  Quarz-,  Epidot-,  Chlorit-  und 
Grünerdemandeln),  bald  blasig,  indem  die  Ausfüllung  der  Mandeln 
verschwunden  ist;  letztere  Erscheinung  zeigt  sich  nur  auf  der 
Oberfläche  der  Gesteine.  In  den  Vogesen  gewinnt  der  ^Spilit*  eine 
grosse  Oberflächenausdehnung  bei  Servance,  Fresse,  Belonchamp, 
fimouliere.  Gueymard  hat  solche  Gesteine  aus  den  westlichen  Alpen 
chemisch   untersucht,    über  welche   auch  Delesse  Einiges  mittheilt. 

I.  La  Gardette  bei  Bourg  d'Oisans,  eisengrau,  mit  Kalkman- 
deln;  mit  Essigsäure  13.40  pct.  Kalkspath  ausziehbar;  die  Analyse 
gibt  den  durch  Essigsäure  unangegriffenen  Rückstand. 

II.  Tour  duDormant  bei  Frejus  im  Dep.  desVar;  schlackige 
Varietät,  indem  die  Ausfüllung  aus  den  Mandeln  verschwunden  ist. 

III.  Champ    bei    Vizille   im   Dep.    der   Isere ,    graublau    mit 


ftpilite. 


67 


verschiedenartigen    Mandeln;     durch   Essigsäure  5.375  pct.   Kalk- 
spath   ausziehhar. 

IV.  Chapeau ,  in  der  Gemeinde  Champoleon ,  Hochalpen ; 
grün  oder  violett  mit  Kalkmandeln;  enthält  an  Carbonaten  16.24 
kohlens.  Kalk  und  0.41   kohlens.  Magnesia. 


I. 

II. 

III. 

IV. 

Kieselsäure      .     .     . 

48.05 

55.00 

50.21 

52.19 

Thonerde  .... 

10.97 

25.00 

16.40 

20.39 

Eisenoxyd 

22.51 

12.00 

11.63 

5.64 

Eisenoxydul     .     .     . 

2.60 

1.20 

1.22 

6.00 

Manganoxydul     .     .     . 

— 

~ 

— 

0.39 

Kalk 

— 

2.50 

— 

0.60 

Magnesia    .... 

6.00 

1.40 

7.82  - 

5.00 

KaH 

— 

— 

— 

— 

Natron 

4.57 

~ 

5.21 

4.63 

Wasser       .... 

5.30 

3.00 

6.45 

5.14 

lOÖ.OO 

100.10 

98.94 

99.98 

Aus  den  Analysen  dieser  Gesteine,  über  deren  mineralogische 
Zusammensetzung  Gueymard  nichts  mittheilt,  ist  nichts  über  die 
Zugehörigkeit  der  Spilite  zu  unsem  Melaphyren  zu  ersehen.  Auf- 
fallend ist  das  gänzliche  Fehlen  des  Kali  in  allen  diesen  Analysen, 
II  soll  sogar  gar  keine  Alkalien  besitzen.  Der  Mangel  an  Kalk  in 
I  und  m  und  die  spärliche  Menge  in  II  und  IV,  die  nicht  weniger  son- 
derbar sind,  rühren  vielleicht  daher,  dass  alles  oder  fast  alles  Kalk- 
silicat  in  Kalkcarbonat  umgewandelt  war,  welches  Gueymard  mit 
Essigsäure  extrahirt  hat.  Schwärzlicher  Spilit  von  Chapeau,  ost- 
nordöstlich von  Chatelard  mit  Eisenspathlamellen  und  Kalkspathman- 
deln  enthielt  nach  Delesse  3.85  Wasser  und  3.35  Kohlensäure ;  das 
spec.  Gewicht  war  2.730.  Auch  das  von  den  Geologen  Italiens  als 
Gabbro  rosfto  bezeichnete  Gestein  bat  in  manchen  Varietäten  ein 
den  deutschen  Melaphyren  ähnliches   Aussehen. 

Der  Allgovit  Winklers,  der  dem  Basalt  als  Anhang  beige- 
fügt ist,  würde  sich  vielleicht  den  Melaphyren  anreihen,  wenn  nicht 
seine  Kieselsäuremenge  eine  sehr  geringe  wäre. 

Im  Allgemeinen  kann  man  nach  der  Textur  folgende  Mela- 
phyrvarietäten  unterscheiden : 

a)  grobkörnige  Melaphyre,  wozu  z.B.  das  Gestein  vom 
Schaumberg  Wi  Tholei  gehört,  oft  dem  Dolerit  sehr  ähnlich ; 


68  Melaphyrmandel  stein. 

b)  feinkörnige  Melaphyre; 

c)  dichte  und  erdige  Melaphyre,  sehr  häufig; 

d)  porphyrartige  Melaphyre; 

e)  pechsteinar tige,  halbglasige  Melaphyre  (vgl. 
S.  53),  z.B.  das  Gestein  vom  Weisseiberge  am  südlichen  Hunsrück; 

f)  mande  Is  t  einartige  Melaphyre,  Melaphyrman- 
delsteine,  sehr  viel  verbreitet; 

g)  Melaphyrwacke  mit  schwammiger,  blasiger  Masse  von 
meist  mürber  Consistenz. 

Es  erübrigt  noch,  einiges  auf  die  Melaphyrmandelsteine 
bezügliche  hinzuzufügen,  lieber  die  allgemeinen  Verhältnisse  der 
Mandelbildungen  war  schon  früher  bei  der  Lehre  von  den  Secre- 
tionen  die  Rede  (I.  S.  88).  Die  Grundmasse  der  Melaphyrmandelsteine 
ist  gewöhnlich  in  einem  mehr  oder  weniger  zersetzten  Zustande, 
meist  grünlichschwarz,  röthlichbraun  o  der  bräunlichschwarz  gefärbt, 
und  umschliesst  Mandeln  in  bald  grösserer,  bald  geringerer  Anzahl. 
Meistens  nur  die  Grösse  einer  Erbse  oder  Bohne  erreichend  und 
aus  Kalkspath,  Braunspath,  Grünerde  oder  Delessit,  nur  selten  aus 
kieseligen  Substanzen  bestehend,  besitzen  sie  in  der  Regel  eine  ei- 
förmige oder  langgestreckt  ellipsoidische  Gestalt ;  bei  Cainsdorf  un- 
weit Zwickau  erscheint  auch  weisses  Steinmark,  entweder  allein  oder 
von  einer  DolessithüUe  ymgeben  als  Material  kleinerer  Mandeln 
(vgl.  Fikenscher,  Journ.  f.  pr.  Chem.  LXXXIX.  1863.  461).  Die 
kieseligen  Bildungen  finden  sich  vorzugsweise  nur  in  den  grössern 
Mandeln  oder  Geoden,  welche  mitunter  die  Grösse  eines  Kopfs  er- 
reichen und  nicht  in  allen  Melaphyrmandelsteinen  vorkommen.  Durch 
Schönheit  ihrer  Ausbildung  hervorragende  Kieselmandeln  liefern  die 
Mandelsteine  von  Oberstein  und  Idar  an  der  Nahe  und  von  Monte- 
video in  Uruguay. 

Die  Gestalten  der  grössern  Mandeln  sind  sehr  wcRchselnd,  ge- 
wöhnlich ist  ihre  roh  ellipsoidische  Gestalt  an  einem  Ende  etwas 
zugespitzt  und  in  einer  Richtung  bald  mehr,  bald  minder  plattge- 
drückt. Dass  häufig  Zwillings-  und  DrillingsmandeUi  erscheinen, 
darauf  wurde  schon  früher  aufmerksam  gemacht  (I.  S.  90).  Die  Hohl- 
räume in  den  Laven,  denen  die  unausgefüllten  Mandelsteine  wahr- 
scheinlich sehr  ähnlich  waren  und  denen  die  Melaphyrmandelsteine 
mit  herausgewitterten  Mandeln  wiederum  ganz  ähnlich  werden, 
zeigen  obeufalls    dieselbe  Regellosigkeit  in  der  Gestaltung,    wie  sie 


Melaphyrmandelstein.  69 

die  Gase  und  Dämpfe,  welche  sich  allerorten  innerhalb  der  noch 
zähflüssigen  Gesteinsmasse  entwickelten,  zur  Folge  haben  mussten. 
In  gewissen  Fällen  sind  indessen  die  ursprünglichen  Hohlräume  auf 
herausgewitterte  Krystalle  oder  Gesteinspartieen  zurückzuführen  und 
auch  diesen  ist  natürlicherweise  sehr  verschiedene  Form  eigen.  Dass 
die  Mandelräume  ursprünglich  leer  waren,  und  erst  nach  der  Fest- 
werdung  des  Gesteins  ausgefüllt  wurden,  sowie  dass  die  Ansicht 
Volgers,  welcher  gewisse  Melaphyrmandelsteine  als  Conglomerate,  die 
Mandeln  für  zum  Theil  pseudomorphosirte  Geschiebe  erklärte,  keine 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat,  dürfte  wohl  nur  von  Wenigen  be- 
zweifelt werden. 

Während,  wie  erwähnt,  die  kleinem  Mandeln  gewöhnlich  nur 
aus  Kalkspath  oder  Delessit  bestehen,  sind  die  grössern  Mandeln 
oft  aus  mehrern  Mineralien  zusammengesetzt;  sind  die  Mandeln  im 
Innern  nicht  vollständig  ausgefüllt,  so  haben  dort  Krystallbildungen 
oft  von  grösster  Schönheit  stattgefunden.  Meistens  erscheint  bei  den 
grössern  Mandeln  eine  Schicht  oder  Hülle  von  schmutzig  dunkel- 
grünem Delessit,  an  der  innersten  Wand  des  ursprünglichen  Hohl- 
raums zunächst  anliegend,  als  die  äusserste  erste  Bildung,  auf  wel- 
che nach  innen  zu  in  den  häufigsten  Fällen  eine  Ablagerung  von 
Chalcedon  oder  Achat  folgt,  zusammengesetzt  aus  feinen  sich  um- 
hüllenden Schichten ;  selten  wechseln  diese  Chalcedonschichten  mit 
Lagen  von  körnigem  Kalkspath  oder  Braimspath.  Der  innerste 
Theil  der  Mandeln  wird  vorwiegend  von  krystallinischem  Quarz, 
von  stengeligem  und  auskrystallisirtem  Bergkrystall  und  Amethyst 
eingenommen,  neben  welchen  sich  auch  manchmal  Kalkspathkrystalle 
und  Krj'stalle  anderer  Mineralien  finden,  z.  B.  Barytkreuzstein  (sehr 
schön  zu  Oberstein),  Datolith,  Epidot,  Prehnit,  Nadeleisen  (Göthit). 
Beim  Bau  des  Enzweiler  Tunnels  bei  Oberstein  hat  man  auch  As- 
phalt als  innerste  Ausfüllung  auf  Kalkspath  sitzend  beobachtet. 
Das  seltene  Vorkommen  von  Zeolithen  ist  ein  wesentlicher  und  auf- 
fallender Unterschied  der  Melaphyrmandelsteine  von  den  Basalt- 
mandelsteinen. 

Die  Bildung  dieser  Mandelausfüllungen  kann  nur  als  auf  wäs- 
serigem Wege  von  Statten  gegangen  gedacht  werden.  Mit  Kohlen- 
säure geschwängerte  Wasser  durchdrangen  den  Melaphyr  und  be- 
luden sich,  indem  sie  denselben  t heilweise  zersetzten,  mit  mancherlei 
Stofi'en,  welche   sie  in  den  Hohlräumen  abermals  und  zwar  in  der 


70  Melaphyrxnandelstein. 

Weise  zum  Absatz  brachten,  dass  sie  zuerst  wohl  an  allen  Punkten 
der  gesammten  Hohlraumsperipherie  gleichmässig  eindrangen,  ge- 
wissermassen  hineinschwitzten,  während  ihnen  im  spätem  Verlauf 
der  Ausfüllung,  als  sich  schon  innere  Schichten  angesetzt  hatten, 
nur  noch  einzelne  röhrenartige  Canäle  geöffnet  waren,  durch  wel- 
che sie  in  das  leere  Innere  zu  dringen  vermochten,  und  welche 
man  an  vielen  angeschliffenen  Mandeln  noch  deutlich  erkennen 
kann,  die  sog.  Infiltrationscanäle  oder  Einspritzlöcher.  Nach  dem 
Delessit,  welcher  ebenfalls  ein  Zersetzungspro duct,  wahrscheinlich 
vorwiegend  augitischer  Bestandtheile  ist,  hat  hauptsächlich  die  Ein- 
führung gallertartiger  lüeselsäure  stattgefunden,  welche  aus  der 
Zersetzung  der  Silicate  des  Melaphyr  hervorgegangen  war,  später 
bildete  krystallinische  Kieselsäure  den  Quarz  und  Amethyst,  aus 
dem  aufgelösten  Kalkcarbonat  setzten  sich  die  Kalkspathkry stalle  ab. 
Aus  der  Vereinigung  der  aufgelösten  Basen  mit  der  Kieselsäure 
ging  alsdann  die  Bildung  der  Silicate  hervor.  In  manchen  Fällen 
mögen  auch  die  in  den  Melaphyr  eindringenden  Gewässer  bereits 
mit  solchen  Stoffen  beladen  gewesen  sein,  welche  den  Absatz  der 
Mandelsteinmineralien  zui*  Folge  hatten.  Nöggerath,'  Bischof,  Kenn- 
gott sind  es  namentlich,  welche  sowohl  über  die  Configuration  und 
Structur  der  Mandeln  als  über  die  Bildung  des  ursprünglichen 
Hohlraums  und  die  Vorgänge  bei  seiner  Ausfüllung  schätzenswerthe 
Untersuchungen  angestellt  haben. 

Sind  die  ursprünglichen  Hohlräume  nicht  ausgefüllt  worden, 
oder  ist  die  Ausfüllung  derselben  im  Laufe  der  Zeit  wiederum  weg- 
geführt worden,  wie  es  z.  ß.  bei  den  aus  Kalkspath  bestehenden 
Mandeln  durch  kohlensaure  Gewässer  leicht  geschehen  konnte,  so 
erscheinen  durchlöcherte  schwammige  Gesteine,  welche  die  grösste 
Aehnlichkeit  mit  Laven  darbieten.  An  solchen  blasigen  Melaphyren 
von  Oberstein  erkennt  man  ganz  deutlich,  wie  die  Innenwand  des 
Hohlraums  vollständig  verschlackt  ist.  Auch  Macculloch  erwähnt, 
dass  auf  Little  Cumbray.  einer  der  westlichen  Inseln  bei  Arran, 
die  Hohlräume  des  Mandelsteins  nach  dem  Herauswittern  des  in- 
filtrirten  Braunspaths  mit  dem  für  die  Blasen  der  schlackigen  Laven 
so  charakteristischen  glasartigen  Fimiss  bedeckt  sind  (Descr.  of  the 
western  Islands  II.  487). 

Uebergänge  des  Melaphyr  werden  angeführt  in  Augitporphyr, 
Hypersthenit   und  Dolerit;    der  letztere   besitzt    nur   sehr    geringe 


Absonderungsformen  der  Melaphyre.  71 

Wahrscheinlichkeit,  da  Dolerit  und  Melaphyr  Gesteine  sehr  un- 
gleichen Alters  sind  und  leicht  eine  Verwechslung  stattfinden  konnte. 

Die  Melaphyre  sind  durchschnittlich  massige,  ungeschichtete 
Gesteine,  aber  sie  treten  nicht  selten  in  Lagern  auf,  welche  in 
mächtige  Platten  und  Bänke  abgesondert  sind  und  so  das  Ansehen 
einer  geschichteten  Masse  besitzen ;  in  manchen  Fällen  mögen  in- 
dessen auch  hier  deckenartige  üebereinanderlagerungen  des  erupti- 
ven Melaphyr materials  vorliegen.  Am  Netzberg  bei  Ilfeld  am  Harz, 
bei  Tholei  am  Hunsrück  erscheinen  solche  Melaphyrbänke  und  auch 
dünnere  Melaphyrplatten  in  grosser  Regelmässigkeit  und  Ausdeh- 
nung. Unregelmässig  polyedrische  Absonderung  ist  in  allen  Mela- 
phyrgebieten  sehr  verbreitet,  prismatisch-säulenförmige  Absonderung 
erscheint  z.  B.  bei  Cainsdoif  unweit  Zwickau,  bei  Desdorf  am  Huns- 
rück, wo  die  l — 3  Fuss  dicken  Säulen  transversal  gegliedert  sind, 
bei  Dunbar  in  Schottland,  ohne  dass  jedoch  diese  Melaphyrsäulen 
jemals  die  Regelmässigkeit  der  Basaltsäulen  darbieten.  Kugelige 
Absonderungen  mit  concentrisch- seh  aaliger  Zusammensetzung  sind 
hier  und  da  mit  den  bankförmigcn  und  säulenförmigen  verbunden ; 
so  lösen  sich  die  Melaphyrsäulen  von  Dunbar,  die  Melaphyrbänke 
von  Mehlis  im  Thüringerwald  und  von  Tholei  zu  Kugeln  auf;  wie 
immer,  so  treten  auch  hier  die  Kugeln  und  ihre  schaalige  Textur 
voraugsweise  bei  der  Verwitterung  des  Gesteins  hervor. 

Die  Lagerungsformen,  in  welchen  die  Melaphyre  er- 
scheinen, sind  Gänge,  Lager,  Decken,  Stöcke  und  Kuppen,  oft  von 
colossalen  Dimensionen,  vielfach  begleitet  von  Melaphyrconglome- 
raten  und  Melaphyrtuflfen.  Die  Melaphyre  scheinen  sämmtlich 
jüngerer  Entstehung  zu  sein,  als  die  Steinkohlenformation,  die 
meisten  fallen  ihrer  Bildung  nach  in  die  Dyasformation,  einige 
dürften  noch  jungem  Alters  sein. 

In  Gebieten,  welche  älter  sind  als  die  Steinkohlenformation, 
finden  sich  Melaphyrgesteine  nur  selten.  Die  Melaph^Te  in  den  Um- 
gebungen von  Christiania,  wenn  solche  in  der  That  Melaphyre  sind, 
treten  im  Bereich  der  Silurformation  auf.  In  das  Gebiet  der  Stein- 
kohleuformation  (oder  des  untern  Uothliegendeii)  fallen  die  nach 
ihren  Lagerungsverhältnissen  besser  als  nacli  ihrer  mineralogischen 
Zusammensetzung  bekannten  Melaphyre  des  südlichen  Hunsrück  und 
<ler  Pfalz.  Dieses  mächtige  Melaphyrgebiet  zieht  sich  von  Düppen- 
weiler  bis  nach  Kreuznach  in  einer  Längenausdehnung  von  12  Meilen 


72  Melaphyre  südlich  vom  Hunsrück. 

mit  einer  zwischen  St.  Wendel,  Birkenfeld,  Kim  und  Grumbach  meh- 
rere Meilen  erreichenden  Breite.  Stockartige  Durchbrüche  kennt 
man  nur  in  sehr  geringer  Zahl,  dagegen  sind  ausgezeichnete  Gänge 
manchfach  nachgewiesen,  welche  eine  Mächtigkeit  von  4 — 60  Fuss 
und  meist  steiles  Einfallen  besitzen,  dabei  die  Schichten  der  Stein- 
kohlenformation scharf  durchschneiden  und  oft  auf  beträchtliche 
Entfernung  hin  fortstreichen.  Derlei  Gänge  finden  sich  z.  B.  bei 
dem  Nauweiler  FTofe  südlich  von  Sulzbach  (24  Fuss  mächtig),  zwi- 
schen Theley  und  Sellbach,  bei  Krebsweiler  (2 — 3  Fuss  mächtig), 
bei  Kusel  (mehrere  Lachter  mächtig)  nach  Warmholtz,  bei  Meisen- 
heim nach  Steininger.  Manchmal  umschliessen  die  Gangmasssen  Fra- 
gmente des  Nebengesteins,  Schieferthon  oder  Sandstein  (z.  B.  bei 
Dachstuhl  unfern  Wadem  in  der  Pfalz  nach  Warmholtz).  Am 
häufigsten  aber  in  diesem  Gebiet  stellen  sich  die  Melaphyre  in 
Form  von  Lagern  dar,  welche  von  sehr  wechselnden  Dimensionen, 
oft  nur  5-10  Fuss,  bisweilen  bis  200  Fuss  mächtig,  meistens  zwi- 
schen den  Schichten  des  Steinkohlengebirges  gleichmässig  einge- 
schaltet liegen;  von  ihnen  sind  einige  auf  ungefähr  zwei  Meilen 
Erstreckung  bekannt.  Auch  eine  sehr  weit,  über  viele  Quadrat- 
meilen ausgedehnte  Melaphyrdecke  bietet  sich  in  diesem  Bereiche 
dar,  welche  auf  den  obersten  Schichten  der  Steinkohlenformation 
gleichmässig  aufgelagert  ist.  und  auf  welcher  Conglomerate,  Sand- 
steine und  Schieferthone  des  Rothliegenden  aufruhen;  namentlich 
an  den  Rändern  begleiten  Melaphyrtufi*e  diese  grosse  deckenartige 
Melaphyrausbreitung,  welche  vielorts  als  Melaphyrmandelstein  aus- 
gebildet ist.  V.  Dechens  schätzenswerthe  Beobachtungen  über  diese 
verschiedenen  Lagerungsformen  finden  sich  als  Mittheilung  in  Bischofs 
Geologie  l.Aufl.  II.  769.  Eigentliche  verändernde  Einwirkungen 
dieser  Melaphyre  auf  das  Nebengestein  sind  nur  in  spärlicher  An- 
zahl wahrgenommen  worden.  Es  wird  u.  A.  angeführt,  dass  auf 
der  pfälzischen  Steinkohlengrube  Rothhell  in  der  Nähe  des  Nau- 
weiler Hofes  ein  Kohlenflötz,  über  welches  sich  eine  Melaphyrmasse 
ausbreitet,  eine  anthracitähnliche  Beschafi*enhelt  angenommen  habe 
und  säulenförmig  zerklüftet  erscheine,  dass  zwischen  Thelei  und 
Sellbach  der  gewöhnliche  Steinkohlensandstein  in  eine  kieselschiefer- 
oder  basaltjaspisartige  Masse  umgewandelt  worden  sei.  An  vielen 
andern  Punkten  ist  indessen  gar  keine  Metamorphose  im  Contact 
von  Melaphyr  und  Gliedern  des  Kohlengebirges  zu  beobachten. 


Melaphyre  Englands,  Thüringens  und  Sachsens.  73 

Von  den  Melaphyrablagerungen  Englands  finden  sich  gleich- 
falls mehrere  im  Gebiete  der  Steinkohlenformation,  z.  B.  die  Lager 
der  Umgegend  von  Wolverhampton  in  StafFordshire  ;  die  Toadstone- 
lager  im  Kohlenkalk  von  Derbyshire  bilden  mehr  oder  weniger 
mächtige  Lager  und  durch  sie  wird  derselbe  gewissemiaassen  in 
mehrere  Etagen  abgetheilt.  Diese  Einlagerungen,  welche  gröss- 
tentheils  intrusive  Bildungen  zu  sein  scheinen,  zeigen  nicht  selten 
eine  Absonderung  in  Säulen,  welche  rechtwinkelig  gegen  die  Be- 
grenzungsfläche der  einschliessenden  Schichten  stehen;  die  grosse 
Melaphyreinlagerung  zwischen  den  Rowley-hills  und  Errington- 
Brickyard  in  Staffordshire  sendet  viele  Gänge  aus,  welche  sich  seit- 
lich verzweigen  (vgl.  auch  J.  B.  Jukes,  Geology  of  the  South-Staf- 
fordshire-coal-field).  Zahlreiche  Vercoakungen  der  Steinkohlen 
(blacked  coal  der  Bergleute)  durch  Grünsteine  sind  in  dem  Süd- 
StafFordshire-Kohlenfeld  bekannt. 

Im  Gebiete  des  Rothliegenden  sind  Melaphyre  sehr  häufig. 
Nach  Naumann  muss  die  Melaphyrbildung  von  Ilfeld  am  Harz  als 
eine  mächtige,  dem  Rothliegenden  eingelagerte  Decke  betrachtet 
werden,  welche  jedoch  stellenweise  unmittelbar  das  Steinkohlenge- 
birge bedeckt,  indem  sie  über  die  untern  Etagen  des  Rothliegenden 
hinausgreift ;  er  erwähnt  im  Tyrathal  eine  Melaphyrmasse,  welche 
an  der  Grenze  der  Grauwacke  und  des  Rothliegeuden  hinaufsteigt, 
weiterhin  aber  letzteres  überlagert;  gangartige  Gebirgsglieder  sind 
nur  spärlich  nachzuweisen,  wie  z.  B.  in  der  Nähe  des  Rabensteins 
und  vielleicht  auch  des  Brinkenkopfs.  Der  Melaphyrmaudelstein  von 
Planitz  bei  Zwickau  in  Sachsen  bildet  ebenfalls  eine,  dem  Roth- 
liegenden oberhalb  dessen  unterer  Etage  regelmässig  eingeschaltete 
Decke.  Am  westlichen  Abhang  des  Oberhohndorfer  Berges  bei 
Zwickau  zeigt  der  zahlreiche  Grünerde-  und  Kalkspathmandeln  ent- 
haltende Melaphyr  interessante  Verflechtungen  mit  dem  braunrothen 
Schieferletten  des  Rothliegenden,  welcher  in  unregelmässigen  Klum- 
pen und  Platschen  in  die  Melaphyrmasse  gewissermaassen  einge- 
knetet ist.  Das  melaphyr  artige  Gestein  im  Johann-Friedrich-  und 
Zabenstädter-Stollen  östlich  vom  Welbisholz  im  Mansfeldischen  (vgl. 
S.  65)  ist  der  obern  Abtheilung  des  Rothliegenden  gleichförmig 
eingelagert.  G.  Leonhard  erwähnt,  dass  im  Rothliegenden  der  Um- 
gebungen von  Darrastadt,  in  den  Steinkauteu  bei  Götzenhain,  im 
Eichen  bei  Urberach  der  Melaphyr  deutliche  Durchbrüche  von  an- 


74  Melaphyre  Schlesiens  und  Böhmens. 

sehnlicher  Mächtigkeit  in  Form  von  Kuppen  bildet,  welche  im  Cen- 
trum aus  festem  Melaphyr,  nach  ihren  ßegrenzungsfläcben  zu  aus 
mandelsteinartigen  Gesteinen  bestehen  und  stellenweise  platten-  so- 
wie säulenförmige  Absonderung  zeigen  (Geognosie  und  Geologie 
1863.  406). 

In  Schlesien  erscheinen  die  Melaphyre  an  zwei  Stellen,  in  der 
Gegend  zwischen  Löwenberg  und  Lahn,  wo  sie  nach  der  Unter- 
suchung von  Beyrich  in  mehrern  von  NW.  nach  SO.  streichenden 
Zügen  auftreten,  die  das  Rothliegende  durchsetzen,  und  in  noch 
ausgedehnterm  Maasse  am  Rande  des  grossen  nach  SO.  sich  öffnen- 
den Busens  der  Grauwacke  bei  Landeshut,  in  welchem  sich  die  Stein- 
kohlenformation und  das  Rothliegende  abgelagert  haben  und  in 
welchem  sie  nach  Zobel  und  von  Carnall  einen  fortlaufenden,  wenn 
auch  mehrfach  unterbrochenen  Zug  von  Schatzlar  über  Gottesberg, 
Waidenburg  bis  nach  Neurode  bilden.  Im  nordöstlichen  Böhmen 
finden  sich  nach  Emil  Porih  und  Jokely  Melaphyre  als  zahlreiche 
zum  Theil  sehr  mächtige  Lager  im  Rothliegenden ;  Jokely  beschreibt 
im  Jiciner  Kreis  fünf  Melaphyrdecken  in  den  verschiedenen  Etagen 
des  Rothliegenden,  welche  ausserordentlich  deutlich  wahrnehmbare 
Lagerungsverhältnisse  darbieten:  sie  erweisen  sich  grösstentheils  als 
wahre,  lavaartig  geflossene  Melaphyrströme  und  stehen  mit  un- 
zweifelhaften gangartigen  Durchbrüchen  in  ersichtlicher  Beziehung 
(z.  B.  an  dem  Eisenbahndurchschnitt  zwischen  Roskopow  und  Levin- 
Oels).  Durchbrüche  jüngerer  Melaphyre  durch  ältere  sind  z.  B.  am 
Wachberg  bei  Rownacaw  zu  beobachten.  Je  seltener  solche  deut- 
lich aufgeschlossene  Lageruugs Verhältnisse  sind ,  desto  grösseres 
Gewicht  kommt  ihnen  zu.  Nach  Porth  ist  die  Umgebung  der  Mela- 
phyrgänge  häufig  auf  weite  Entfernungen  hin  ein  Melaphyr-Aschen- 
und  -Schlackenfeld;  in  diesen  fast  pulverigen  Aschen  stecken  ein- 
zelne rundliche  Knollen  von  schlackiger  und  feinporöser  Substanz, 
in  der  deutlich  Feldspathe  zu  erkennen  sind,  ausserdem  flnden  sich 
in  den  Aschen  auch  Sandsteinstücke  an  den  Rändern  angeschmol- 
zen und  stellenweise  auch  solche  von  ki*ystallinischen  Schiefern  und 
Graniten ;  der  ausgezeichnetste  Punkt  dieser  Art  ist  die  Gegend 
zwischen  Studenetz  und  Rostok.  Auch  Dionys  Stur  fand  im  Wasser- 
gebiet der  Waag  und  Neutra  in  Ungarn  regelmässige  und  wieder- 
holte Einlagerungen  von  Melaphyr  und  Melaphyrmandelstein  in  den 
rothen  Sandsteinen  des  Rothliegenden. 


Melaphjrre.  75 

Von  den  zu  den  Melaphyren  gerechneten  Gesteinen  Englands, 
welche  im  Gebiete  des  Rothliegenden  auftreten,  sind  zu  erwähnen  die 
Einlagerungen  in  den  Sandsteinen  von  Exeter  und  diejenigen  von  Tort- 
worth  in  Gloucestershire,  welche  nach  Conybeare  und  Buckland  mit 
gangförmigen  Durchbrüchen  in  deutlichem  Zusammenhang  stehen. 
Die  *Melaphyre«  der  Vogesen,  welche  möglicherweise  sämmtlich 
Labradorporphyre  sind,  scheinen  ihrer  Bildungszeit  nach  zwischen 
die  Periode  des  Rothliegenden  und  des  Vogesensandsteins  zu  fallen. 
Jünger  noch  sind  die  Melaphyre  von  Südtyrol,  wo  bei  Predazzo 
der  Melaphyr  eine  efnzige  grosse,  deckenförmig  ausgebreitete  Masse 
bildet,  welche  ein  früher  entstandenes  plateauförmiges  Massiv  von 
Syenit,  Granit  und  Augitporphyr  bedeckt;  gewöhnlich  tritt  der 
Melaphyr  in  Form  von  wenig  mächtigen  Gängen  auf,  von  denen 
eine  Unzahl  sich  in  den  Gebirgen  von  Travignolo  und  Moena  findet ; 
am  reichsten  an  Melaphyrgängen  sind  die  Kalke  der  obern  Trias, 
welche  auch  vielfach  bald  in  geringem  Abstand,  bald  auf  beträcht- 
liche Entfernung  hin  krystallinisch  geworden  sind.  De  Verneuil 
erwähnt  Melaphyre  in  der  Krim,  deren  Durchbruch  zwischen  die 
Jura-  und  Kreidefonnation  fallen  soll,  deren  Melaphyrnatur  aber 
noch  sehr  zweifelhaft  sein  dürfte. 

Dass  füi*  sehr  viele  der  als  Melaphyre  aufgeführten  Gesteine 
noch  eine  genaue  mineralogische  und  chemische  Untersuchung  dar- 
über entscheiden  rauss,  ob  sie  in  der  That  hierher  zu  rechnen  sind, 
darauf  wurde  schon  oben  hingewiesen. 

Was  die  Altersbeziehungen  zwischen  Melaphyren  und  Felsit- 
porphyren,  sowie  Porphyriten  anbelangt,  so  scheinen  die  letztern 
Porphyrgesteine  meistens  die  altern,  die  Melaphyre  die  Jüngern  zu 
sein.  Im  nordöstlichen  Böhmen,  im  Thüringerwald,  in  den  Umge- 
bungen von  Predazzo  weisen  die  gegenseitigen  Lagerungsverhältnisse 
auf  ein   solches  Verhältniss  hin. 

Faujas  de  St.  F'oiid,  Ann.  des  mines  XIX.  u.  Leouhards  Taachenb. 

f  Mineral.  1816.  443. 
Leopold  V,  Blich,  M.  des  Thüringonv.,  Leouhards  Taschenb.  f.  Min, 

1824.  442  u.  478. 
Steininger,    Geognostische  Beschreibung  des  Landes  zwischen   der 

Saar  und  dem  Rhein  1840.  99  flf.  und  Nachträge  zu  dieser  Schrift 

1841.  21  ff. 
Warmholtz,  M.  der  Nahe  und  der  Saar.  Karstens  Archiv  X.  1837. 325, 


76  Melaphyr. 

Bergeraanu,  M.  des  südlichen  Uunsrück;  Karstens  und  v.  Dechens 
Archiv  f.  Min.  u.  s.  w.  XXI.  1847.  1. 

Delesse,  Memoire  siir  la  Constitution  mineralogique  et  chiraique 
des  roches  des  Vosges,  Besanyon  1847.  22.  Ann.  des  mines  (4) 
XII.  223  und  XVI.  1849.  511.  (M.  von  Oberstein.) 

E.  Söchting,  Zeitschr.  f.  d.  ges.   Naturwissensch.    1854.    199    und 

Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.   1857.  427. 

F.  V.  Richthofen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1856.  589;  Sitzungsber. 

d.  Wien.  Akad.  d.  Wiss.  XXVII.  1857.   293.  Bemerkungen  über 

die   Trennung  von  Melaphyr   und  Augitporphyr,   Wien    1859. 

Geognostische  Beschreib,  von  Südtyrol  1860.  161. 
Girard,  M.  v.  Ilfeld,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1858.*  173. 
Streng,  ebendar.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  1858.  99;  XI.  1859. 

78;  Xm,  1861.  64. 
Bäntsch,  ebendar.,  Abhandl.  d.  naturf.  Ges.  zu  Halle  1858. 

G.  Rose,  ebendar.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1859.  280. 
Naumann,  N.  Jahrb.  f  Min.  1858.  808.  1860.   1. 
Gumprecht,  M.  des  Thüringerw.,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1842.  829. 
Credner,  ebendar.,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1843.  279  und  1846.   142  (M. 

V.  Ilmenau). 
V.  Cotta,  ebendar.,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1845.  75. 
Senft,  M.  d.  Thüringerw.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  315. 
V.   Fritsch,   M.  der  Umgegend    von   Ilmenau,   Zeitschr.  d.  d.  geol. 

Ges.  XII.  1860.   124. 
M.  vom  Welbisholz  im  Mansfeldischen,  Karsten,  Archiv  IX.  327. 
Zobel  u.  V.  Carnall,    schlesische  M.,  Karstens  Archiv  f.  Min.  1831. 

III.  284. 
Jenzsch,  M.  vom  Hockenberg  in  Schlesien,  Pogg.  Ann.  XCV.  1855. 420. 
Krugv.Nidda,  Zinkgehalt  der  M.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  II.  208. 
F.  Römer,  M.  v.  Liebenau,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1858.  554. 
Porth,  M.  des  nordöstlichen  Böhmens,  Jahrb.  d.  geol.   R.anst.  VIll. 

1857.  706.  IX.  1858.  45. 
Stur,  M.  der   kleinen  Karpathen,   Jahrb.  d.  k.  k.  geol.  R.anst.  XI. 

1860.  139. 
vom  Rath,   M.  vom  Monte  Mulatto  bei  Predazzo,  Verh.  d.  naturh. 

Ver.  d.  Rheinpr.  und  Westph.  XX.  27. 
de  Lapparent,  M.  Südtyrols,  Ann.  des  mines  (6)  VI.   1864.271.  281. 
Buckland  u.  Conybeare,    M.  v.  Tortworth,    Transact.   of  the   geol. 

soc.  (2)  I.  248  u.  332. 
Zirkel,  Toadstone  von  Derhyshire,  Sitzungsber-  d.  Wien.  Akad.  d. 

W.  XLVII.  1863.  251. 
Th.  Kjerulf,  das  Christiania-Silurbecken.  20.  28  f. 
Nöggerath,  Mandelbildung  in  den  Melaphyren,  Haidingers  naturw. 

Abhandlungen  III.  1.  Abth.  93.  2.  Abth.  147. 
Kenngott,  ebendar.,  Haidingers  naturw.  Abh.  IV.   2.  Abth.  71. 
Gueymard,  Spilite  der  westl.  Alpen.  Ann.  des  mines  (4)  1850.  X  VIII.  41. 


Üralitporphyr.  77 

Delesse,  ebendar.,  Ann.  des  mines  (5)  1857.  XII.  457. 
Coqiiand,   Spilite,   Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  II.   1845.  35  u.  (2)  VI. 
1849.  296. 

üralitporphyr. 

Zu  den  porpbyrartig  ausgebildeten  Oligoklasgesteinen  gebort 
aucb  wenigstens  ein  Tbeil  der  Uralitporphyre  G.  Rose's,  welche 
in  einer  dichten  grünlichgrauen  bis  schwärzlichgrünen  Grundmasse 
grünlich-  oder  bräunlichschwarze  Krystalle  von  Ilralit  enthalten. 
Die  Uralitkrystalle  besitzen  die  äussere  Fonn  des  Augit,  aber  die 
Structur  und  Spaltbarkeit  (nach  dem  Winkel  von  124®  30')  der 
Hornblende  (vgl.  I.  S.  40)  und  scheinen  eine  durch  eine  innere  Um- 
krystallisirung  erfolgte  Pseudomorphose  oder  vielmehr  Paramor- 
phose  von  Hornblende  nach  Augit  zu  sein ;  bisweilen  findet  man 
noch  einen  Kern  von  reinem,  lichterm,  grasgrünem  Augit,  während 
die  äussere  Masse  Uralit  ist.  Dafür,  dass  wenigstens  ein  Theil  der 
Uralitporphyre  zu  den  Oligoklasgesteinen  zu  rechnen  sei,  liefert 
die  Untersuchung  von  Francis  einen  Beweis,  welcher  einen  der  zu- 
weilen 1  \  Zoll  langen  Feldspathkrystalle  aus  dem  Üralitporphyr  von 
Ajatskaja  bei  Katharinenburg  im  Ural  als  Oligoklas  befand 
(Kieselsäure  61.06;  Thonerde  19.68;  Eisenoxyd  4.11;  Kalk  2.16; 
Magnesia  1.05;  Natron  7.55  ;  Kali  3.91  mit  dem  Sauerstoffverhält- 
niss  1  :  2.98  :  8.81,  vgl.  Poggend.  Annal.  LH.  1841.  470).  Derlei 
Gesteine  müssen  natürlicherweise  dem  Porphyrit  und  Melaphyr 
angereiht  werden ;  höchst  wahrscheinlich  gibt  es  indessen  auch  La- 
brador-llralitgesteiue,  welche  bei  dem  Labradorporphyr  oder  dem 
diabasischen  Augitporphyr  eine  passende  Stelle  finden.  Eine  Bausch- 
analyse des  Üralitporphyr  liegt  zur  Zeit  nicht  vor. 

Die  Uralitporphyre  sind  namentlich  im  Ural  in  den  Umge- 
bungen von  Katharinenburg  und  Miask  verbreitet;  zu  den  ausge- 
zeichneisten Abänderungen  gehören  die  von  der  Goldwäsche  Cavel- 
linskj  bei  Miask  (spec.  Gew.  3.030)  und  von  dem  Dorfe  Mostowaja 
\)ei  Katharinenburg  (spec.  Gew.  2.993);  sehr  ähnlich  ist  der  Ural it- 
poi-phyr  vom  See  Baltyni,   35  Werst  von  Katharinenburg. 

In    den    ^grünen  Schiefern«    des  Ural    kommen    auch   Uralit- 
krystalle vor,  bisweilen  so  wenig  scharf  begrenzt,  dass  sie  nur  wie 
«lunkle    Flecken    auf  dem    lichtgrünlichgiauen    Grunde    erscheinen; 
ein  Theil  derselben  gehört  vielleicht  hierher. 
G.  Rose.  Reise  nach  dem  Ural  II.  370.  544. 


78  Diabas. 

Der  Feldspath  der  >grünen  Schiefer«  von  Oberhalbstein  in 
der  östlichen  Schweiz  ist  auch  Oligoklas  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 
IX.  254.  X.  207). 

Hier  würden  auch  diejenigen  (vennuthlich  spärlichen)  sog. 
Augitporphyre  anzureihen  sein,  deren  Feldspath  sich  als  Oligoklas 
erweisen  würde. 

l^abradorgevteine. 

Dazu  gehören: 

Ijabrador-Augitgesteine:  in  krystallinisch  -  körniger 
Ausbildung  Diabas,  in  porphyrischer  und  kryptokrystallini scher  Aus- 
bildung Labradorporphyr,  Augitporphyr  (z.  grösst.  Th.),  Diabas- 
aphanit,  Diabasschiefer,  Variolit. 

Labrador -Diallaggestein,  Gabbro. 

Labrad or-Hypersthengestein,  Hypersthenit. 

Diabas. 

(Grünstein  z.  Th.,  Aphanit  z.  Th.,  Diorit  älterer  Autoren,  Hyperit 
z.  Th.,  Trapp  z.  Th.) 

Der  Diabas  ist  ein  kiystallinisch-kömiges,  bald  grobes,  bald 
feines  Gemenge  aus  Labrador  undAugit,  wozuChlorit  tritt. 
Er  steht  mit  einer  grossen  Menge  von  porphyrischen  und  krypto- 
krystallinisch-dichten  Ausbildungsformen  derselben  Mineralcombina- 
tion  in  Verbindung.  Alle  diese  Gesteine  zeichnen  sich  durch  den 
gänzlichen  Mangel  an  Quarz  aus,  welcher  nie,  weder  als  ein  wesent- 
licher noch  als  ein  zufälliger  Bestandtheil  sich  in  dem  Gemenge 
einstellt,  sondern  nur  —  und  zwar  sehr  selten  —  in  zersetzten 
Varietäten  in  Form  von  Trümern  und  Nestern  erscheint.  Auch  das 
gänzliche  Fehlen,  oder  wenigstens  ungemein  vereinzelte  Auftreten 
des  Glimmers  ist  für  die  Diabase  charakteristisch :  Augit  und  Quarz, 
sowie  Augit  und  Glimmer  finden  sich  überhaupt  in  den  Gesteinen 
so  sehr  selten  beisammen.  Nebenbei  ist  der  vielfach  eingetretene 
Zustand  der  Zersetzung,  welcher  sich  durch  Brausen  mit  Säuren 
verräth,  bei  den  feinkörnigen  und  kryptokrystallinischen  Labra- 
dor -  Augitgesteinen,  deren  Erkennung  besondere  Schwierigkeiten 
bereitet,  vielleicht  allgemeiner  verbreitet,  als  bei  andern  ähnlichen 
(iesteinen,  womit  auch  das  häufige  Auftreten  des  kohlensauren  Kalks 


Mineralogische  Zusammensetzung  der  Diabase.  79 

in  Zusammenhang  steht,  welcher  entweder  als  unsichtbarer  Gemeng- 
theil oder  in  Form  von  Körnern  und  Kügelchen  in  der  Grundmasse , 
vertheilt  ist. 

Der  Name  Diabas  wurde  ursprünglich  von  Alexander  Brong- 
niart  für  diejenigen  Gesteine  aufgestellt,  welche  man  später  als 
Diorite  bezeichnete.  Hausmann  griff  diesen  dadurch  bedeutungslos  ge- 
wordenen Namen  auf  und  legte  ihn  den  Gesteinen  bei,  welche  man 
jetzt  darunter  versteht;  seitdem  Naumann  sich  dem  angeschlossen 
hat,  wurde  er  für  dieselben  der  allgemein  übliche.  Man  betonte 
bei  dem  Diabas  namentlich  den  Augitgehalt  im  Gegensatz  zu  dem 
Hornblendegestein  Diorit  und  liess  allgemein  in  dem  Diabas  den 
Augit  mit  einem  triklinischen  Feldspath  verbunden  sein.  Die  Zu- 
sammensetzung der  leider  nur  in  geringer  Anzahl  analysirten  Dia- 
base und  ihrer  Feldspathe  hat  aber  ergeben,  dass  in  weitaus  den 
meisten  Fällen  der  darin  den  Augit  begleitende  Feldspath  Labra- 
dor ist  und  bei  einer  auf  die  Natur  der  Feldspathe  gegründeten 
Classification  der  Gesteine  wird  man  den  Labrador  als  den  alleinig 
charakterisirenden  Feldspath  festhalten  müssen,  wie  dies  auch  von 
Roth  in  seinen  trefflichen  Bemerkungen  zu  den  Gesteinsanalysen 
geschehen  ist ;  die  Grenzen  des  bisherigen  Diabas  brauchen  daher 
kaum  eine  Veränderung  zu  erleiden  (vgl.  l.  S.  444).  Sollten  sich  unter 
den  zur  Zeit  Diabas  genannten  Gesteinen  Oligoklas  -  Augitgemenge 
finden,  so  würden  diese  der  vorhin  behandelten  Abtheiluug  zuzu- 
weisen sein.  Es  ist  kaum  zu  vermuthen,  dass  aus  den  bisher  zum 
homblendehaltigen  Diorit  gezählten  Gesteinen  der  Diabas  einen 
Zuwachs  erhalten  wird,  da  Labrador  und  Hornblende  nach  unsern 
jetzigen  Kenntnissen  nur  sehr  selten  neben  einander  vorzukommen 
scheinen.  Sollten  derlei  Glieder  genauer  bekannt  werden,  so  wäre 
für  dieselben  ein  neuer  Gesteinsname  zu  schaffen. 

Der  Labrador  bildet  ki-ystallinische  tafelförmige  Partieen 
von  deutlicher  Spaltbarkeit  und  weisser,  graulichweisser  oder  grün- 
lichweisser  Farbe ;  sind  die  Krystalle  noch  frisch,  so  gelingt  es  oft 
die  charakteristische  Zwillingsstreifung  auf  den  basischen  Spaltungs- 
äächen  wahrzunehmen.  Der  Augit,  welcher  meist  quantitativ  gegen 
den  feldspathigen  Gemengtheil  zurückzustehen  scheint,  ist  körnig, 
kurz-  und  dicksäulenförmig  oder  langnadelförmig  von  grünlicher, 
bräunlicher  oder  schwärzlicher  Farbe.  Naumann  bemerkt,  dass  oft 
die  orthodiagonalen  Spaltungsflächen  (Querflächen),  besonders  deut- 


80  Mineralogische  Zusammensetzung  der  Diabase. 

lieh  hervortreten,  und  so  die  Augite  ein  hypersthenähnliches  Aus- 
sehen gewinnen,  während  jedoch  der  eigentliche  Hypersthen  nur 
äusserst  selten  vorkommt.  Der  Chlorit  ist  nur  selten  in  Form 
von  schuppigen  Blättchen  oder  erdigen  Partieen  von  graulich-  oder 
bläulichgrüner  Farbe  zu  erkennen,  meistens  durchdringt  er  als  feine 
erdige  Theilchen  in  gleichmässiger  Menge  das  Gestein,  wie  es  scheint 
um  80,  reichlicher,  je  feinkörniger  der  Diabas  ist.  Die  vorherr- 
schende grüne  Farbe  der  feinkörnigen  (auch  der  kryptokrystallini- 
schen)  Diabase  wird  durch  diese  Imprägnation  mit  Chlorit  hervor-  . 
gebracht;  behandelt  man  das  Gestein  mit  Salzsäure,  so  wird  es 
zusehends  bleicher.  In  den  körnigen  Diabasen»  ist  der  Chlorit  der 
am  meisten  zurücktretende  Gemengtheil.  Dieser  chloritische  Bestand- 
theil  ist  wahrscheinlich  als  ein  Umwandlungsproduct  zu  betrachten. 

In  den  körnigen  Diabasen  ist  kohlensaurer  Kalk  im  Ganzen 
keine  häufige  Beimengung;  wohl  niemals  erscheint  er  in  Form  von 
Körnern,  höchstens  nur  als  feine  Theilchen,  deren  Gegenwart  sich 
blos  durch  das  Brausen  des  Gesteins  mit  Säuren  kund  gibt.  Die 
körnigen  Diabase  sind  meistens  von  der  Verwitterung  wenig  ange- 
griffen, in  bedeutend  minderm  Maa^se,  als  dies  bei  der  krypto- 
krystallinischen  Ausbildungsweise  der  Fall  ist;  sie  sind  grössten- 
theils  feste  und  zähe,  schwer  zersprengbare  Gesteine.  Die  feinkör- 
nigen sind  oft  nur  ungemein  schwer  von  feinkörnigen  Dioriten  zu 
unterscheiden  (vergl.  über  einige  Anhaltspunkte  bei  derlei  Unter- 
suchungen S.  7). 

An  accessorischen  Gemengtheilen  sind  die  Diabase  arm.  Man 
kennt  in  dem  körnigen  Diabas  :  Eisenkies  in  kleinen  Hexaedern  und 
Körnern  in  den  thüringer  upd  den  nassauischen  Diabasen  ;  Magnet- 
kies; seltener  erscheinen  Magneteisenerz  und  Kupferkies;  Epidot 
(Rotherstein  am  Harz,  Munkedam  in  Norwegen).  Erwähnt  wurde 
schon,  dass  Quarz  sich  nicht  in  Körnern  als  accessorischer  Gemeng- 
theil sondern  nur  in  Form  von  Nestern  oder  Trümern  in  dem  Dia- 
bas findet ;  andere  in  ähnlicher  Form  auftretende  Bestandmassen  von 
ebenfalls  secundärer  Entstehung  sind  Katzenauge,  Asbest,  Strahl- 
stein, Kalkspath,  Braunspath,  Axinit,  Epidot. 

Gewinnt  das  Gefiige  des  Diabas  immer  grössere  Feinkörnig- 
keit, so  wird  dieser  zuletzt  zum  kryptokrystallinischen  scheinbar 
dichten  Diabas,  dem  sog.  Aphanit.  Uebergänge  in  porphyrische 
Gesteine,    sei  es  Labradorporphyr  oder  Augitporphyr,   werden  da- 


Chemische  Zusammensetzung  der  Diahase.  81: 

durch  vermittelt,  dass  sich  einzelne  grössere  Krystalle  erhalten, 
während  die  andere  Masse  sehr  feinkörnig  oder  kryptokrystallinisch 
wird.  Aach  Uehergänge  in  Diahasschiefer  sind  bekannt,  wie  über- 
haupt die  Diabase  mit  den  meisten  der  zunächst  folgenden  Gesteine 
in  enger  räumlicher  Beziehung  stehen.  Auch  hat  man  Uehergänge 
in  Serpentin  nachgewiesen,  welches  Gestein  sich  in  vielen  Fällen 
geradezu  als  ein  umgewandelter  Diabas  erweist  (vgl.  I.  S.  325). 

An  Analysen  von  unzweifelhaften  Diabasen  ist  grosser  Mangel ; 
die  einzigen,  welche  mit  Sicherheit  hierher  gerechnet  werden  können, 
sind  diejenigen  Kjerulf 's  und  Streng's,  welche  sich  auf  skandinavi- 
sche Gesteine  beziehen.  Von  ächten  deutschen  Diabasen  ist  noch 
keine  Untersuchung  angestellt  worden. 

I.  Grosskörniger  Diabas,  Gang  im  Schiefer  zwischen  Kastellet 
und  Montebello  bei  Christiania.  Kjerulf,  Christiania  -  Silurbecken 
1855.  26. 

II.  Kömiger  Diabas,  grau  und  grün  gesprenkelt,  Gang  im  Schiefer 
bei  Munkedam  in  der  Umgegend  von  Christiania,  enthält  bisweilen 
Epidot,  Kalkspath  und  einen  rothen  Feldspath.  Kjerulf  ebendas.  27. 

III.  Krystallinisch-körniger  Diabas  mit  weissem  glsisglänzendem 
Labrador,  grünschwarzem  Augit  und  Magneteisen,  sog.  Trapp  vom 
Hunneberg  bei  Wenersborg  in  Westgothland,  Schweden.  Streng, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  1857.  174. 

IV.  Diabas,  etwas  feinkörniger  als  III,  von  der  Kinnekulle  in 
Westgothland.     Streng  ebendas.   175. 

Zweifelhafte  Diabase  sind  : 

V.  Gang  von  dunkelgrünem  körnigem  »Grünstein*  in  glimmer- 
reichen Silurschiefern  von  Annalong,  Grafschaft  Down  in  Nordost- 
Irland;  kein  Augit  sichtbar,  aber  klinoklastische  Feldspathe.  De- 
lesse,  Annales  des  mines  (5)  XIII.    1858.  374. 

VI.  Gestein  von  der  Ebersteinburg  bei  Baden,  eine  schwärz- 
lich grüne,  fast  dichte  Grundmasse,  porphyrartig  durch  klinoklasti- 
sche Feldspathe  (sollen  Oligoklase  sein).  Salzsäure  bewirkt  Brausen 
nnd  löst  die  chloritartige  färbende  Substanz,  greift  aber  Feldspath 
und  Augit  kaum  an;  wenig  Eisenkies.  Ilofmann,  geologische  Be- 
schreibung der  Gegend  von  Baden.  Carlsruhe   1861.  50. 

Zlrk«l,  Petrofraphle.    II.  ß 


82 


Chemische  Zusammensetzung  der  Diabase. 


I. 

11. 

in. 

IV. 

V. 

VI. 

Kieselsäure    . 

50.14 

48.86 

50.58 

50.22 

45.30 

53.65 

Thonerde .     .     .     , 

16.43 

16.00 

14.58 

14.97 

20.50 

16.44 

Eisenoxyd      .     .     . 

— 

— 

— 

— 

10.00 

— 

Eisenoxydul  .     .     . 

12.79 

13.95 

14.70 

15.76 

—• 

7.37 

Manganoxydul    . 

— 

— 

0.04 

1.13 

— 

0.12 

Kalk     .... 

.       6.49 

5.92 

10.89 

10.48 

8.80 

4.78 

Magnesia  .     .     . 

.       4.36 

3.71 

6.88 

5.76 

6.02 

5.99 

KaU      .... 

.       1.54 

1.12 

0.79 

1.42 

1.08 

3.70 

Natron      .     .     . 

.       4.56 

3.87 

2.85 

2.20 

6.13 

Wasser      .     .     . 

2.40 

3.89 

1.40 

0.70 

1.55 

2.50 

Kohlensäui-e  .     . 

.       0.36 

— 

— 

— 

6.75 

0.57 

99.07 

97.32 

102.71 

102.64 

100.00 

101.25 

Da  der  Labrador  höchstens  53  -  54  pct.  Kieselsäure  besitzt, 
der  Kieselsäuregehalt  des  Augit  52  pct.  nicht  zu  übersteigen  scheint, 
und  der  Chlorit  nur  30 — 33  pct.  Kieselsäure  enthält,  so  wird  die 
Kieselsäuremenge  des  Diabas  stets  weniger  als  ungefUhr  53  pct. 
betragen.  I  und  II  zeigen  ausserordentlich  grosse  Uebereinstimmung, 
ebenso  III  und  IV  sowohl  untereinander,  als  auch  im  Allgemeinen 
mit  I  und  II,  sich  hauptsächlich  nur  durch  den  hohen  Kalkgehalt 
unterscheidend.  In  II  vermuthet  Kjerulf  neben  dem  Augit  Oligo- 
klas,  doch  ist  wegen  des  niedrigen  Kiesel  Säuregehalts  Labrador  viel 
wahrscheinlicher.  III  und  IV  sind  sog.  Trapp  ;  Erdmann  (Vägledning 
tili  Bergart ernas  Kännedom  160)  zählt  sie  zu  den  Diabasen;  Streng 
nennt  sie  Trappe,  worunter  er  olivinfreien  Anamesit  versteht ; 
Roth  führt  die  Analysen  als  Hypersthene  auf,  obschon  die  Gegen- 
wart von  Hypersthen  nicht  nachweisbar  ist.  Ob  V  hierhergehört 
ist  fraglich,  der  Zusammensetzung  nach  ist  es  möglich,  jedenfalls 
scheint  dieser  »Grünstein*:  eher  ein  Diabas  als  ein  Diorit  zu  sein; 
VI  hat  wohl  für  einen  Diabas  zu  viel  Kieselsäure,  es  ist  wahr- 
scheinlicher Melaphyr.  Das  spec.  Gewicht  der  Diabase  scheint  im 
allgemeinen  zwischen  2.7  und  2.9  zu  fallen.  III  und  IV  haben  das 
hohe  spec.  Gewicht  von  2.99  und  3.00,  vermuthlich  wegen  des 
hohen  Magneteisengehalts.  Das  Gestein  V  wog  2.937,  ein  Diabas 
von  Kostobenz  bei  Teschen  nach  v.  Hochstetter  2.705. 

Deutliche,  kömige  Diabase  finden  sich  z.  B.  bei  Berneck  am 
Fichtolgebirge,  bei  Friedrichsroda  am  Thüringerwald,  am  Harz,  bei 


Labradorporpliyr.  83 

Nanzenbach  und  Dillenburg  in  Nassau,  in  der  Umgegend  von  Chri- 
stiania. 

Der  Absonderungs-  und  Lagerungsverhältnisse  geschieht  weiter 
unten  Erwähnung,  da  die  körnigen  Diabase  in  diesen  Beziehungen 
von  den  verwandten  porphyrischen  und  kryptokrystaliinischen  Ge- 
steinen kaum  zu  trennen  sind. 

Labraderporpbyr. 

(Grünsteinporphyr  z.Th.,  Aphanitporphyr  z.Th.,  Diabasporphyr  z.Th.) 

Häufig  sind  in  den  sehr  feinkörnigen  Diabasen  oder  den  krypto- 
krystaliinischen scheinbar  dichten  diabasischen  Aphaniten  einzelne 
grössere  Krystalle  eingesprengt,  die  dem  Labrador  angehören, 
neben  welchem  auch  manchmal  Augit  in  spärlichem  und  undeut- 
lichen Krystallen  ausgeschieden  ist.  Solche  Gesteine  nennt  mau  des* 
halb  Labradorporphyr.  Der  Labradorporphyr  bildet  einen  Theil 
und  zwar  weitaus  den  grössten  derjenigen  Gesteine,  welche  man 
als  Diabasporphyr  (Aphanitporphyr)  bezeichnet  hat,  weil  in 
ihnen  die  beiden  Hauptgemengtheile  des  Diabas  porphyrartig  aus- 
geschieden sind ;  er  steht  mit  den  körnigen  Diabasen  in  sehr  enger 
Beziehung.  Die  Grundmasse  ist  gewöhnlich  grünlichgrau,  bis  schwärz- 
lichgrüu,  meist  unreingraugrün,  und  ihre  Färbung  scheint  auch 
durch  eine  innige  Beimengung  von  chloritischer  Substanz  hervor- 
gebracht ;  meistens  erscheint  sie  dicht,  oft  basalt-  oft  förmlich  ser- 
pentinartig, nur  selten  kann  man  mit  der  Loupe  noch  ihre  kry- 
stallinisch-körnige  Textur  erkennen.  Brausen  mit  Säuren,  welches 
fast  alle  solche  Grundmassen  zeigen,  lässt  auf  eine  Imprägnation 
mit  kohlensaurem  Kalk  schliessen.  Vor  dem  Löthrohr  schmilzt  die 
.  Grundmasse  etwas  schwierig  zu  einem  dunkelbouteillengrünen  Glase, 
beim  Glühen  verlieren  manche  Varietäten  bis  zu  4  pct.  Wasser; 
von  der  Grundmasse  der  Dioritporphyre  ist  sie  nur  sehr  schwierig 
zu  unterscheiden. 

Die  Labrador  krystalle  sind  stets  polysynthetisch  und 
zeigen  bei  frischem  Zustande  auf  den  basischen  Spaltungsflächen 
die  bekannt«,  oft  ungemein  fein  ausgebildete  Zwillingsstreifung ;  in 
der  Regel  hellgrün,  grünlichweiss  oder  weiss  gefärbt,  sind  sie  vor- 
wiegend klein,  im  Durchschnitt  von  kurznadelförmiger  Gestalt,  und 
erreichen  nur  selten  die  Grösse  eines  Zolls ;  zu  Katharinenburg  am 
Ural  werden   nach  G.  Rose  Labradorporphyre   mit  überwiegenden, 


84  Labradorporpbyr. 

sehr  grosseo,  zuweilen  über  1^  Zt>ll  langen  Labradorkrystallen  ver- 
schliffen. Nicht  immer  sind  sie  scharf  begrenzt,  manchmal  innig  mit 
der  Grundmasse  verwachsen,  so  dass  ihr  Durchschnitt  einen  kleinen 
lichten  Fleck  darstellt.  Der  manchmal  daneben  vorkommende  A  ugi  t 
von  grüner,  grünlichbrauner  und  grünlichschwarzer  Farbe  ist  bis- 
weilen in  wohl  um  und  um  ausgebildeten  Krystallen  eingesprengt, 
welche  gewöhnlich  mit  deutlicher  Spaltbarkeit  versehen  sind,  wo- 
durch sie  sich  von  der  Hornblende  unterscheiden.  Auch  treten  in 
den  Labradorporphyren  nicht  selten  dunkelgrüne,  schaalige  oder 
schuppige  Concretionen  des  chloritischen  Gemengtheils  auf,  welche 
häufig  dem  Serpentin  sehr  ähnlich  werden,  und  meistens  an  den 
Rändern  innig  mit  der  Grundmasse   verflösst  sind. 

Die  accessorischen  Gemengtbeile  des  Labradorporphyr  be- 
schränken sich  auf  Eisenkies,  Magneteisen  und  Kalkspath;  Quarz- 
körner hat  man  niemals  darin  wahrgenommen,  welche  man  in  den 
sonst  sehr  ähnlichen  Dioritporphyren  hier  und  da  beobachtet  hat. 
Wie  in  den  körnigen  Diabasen,  so  erscheinen  auch  in  den  por- 
phyrisch ausgebildeten  Trümer  und  Nester  von  Kalkspath,  Quarz, 
Chalcedon,  Prasem,  Katzenauge,  Epidot,  Axinit,  Asbest,  Grünerde. 

Die  ersten  Analysen  von  Labradorporphyren  verdanken  wir 
dem  unermüdlichen  Eifer  von  Delesse ;  später  hat  Streng  gleichfalls 
sehr  schätzenswerthe  Untersuchungen  darüber  angestellt. 

l.  Labradorporphyr  von  Belfahy  in  den  Vogesen.  In  einer 
dunkelgrünen  magnetischen  Grundraasse  liegen  hellgrüne  Labradore 
(deren  Analyse  siehe  unten),  wenig  grünlichschwarzer  Augit,  und 
sehr  spärlich  Eisenkies,  Magneteisen  und  Epidot.  Durch  Behand- 
lung mit  Salzsäure  wird  die  Grundmasso  gebleicht.  Die  Analyse 
bezieht  sich  auf  das  geschmolzene  Gestein,  gibt  daher  kein  Wasser 
an;  dasselbe  beträgt  durchschnittlich  2.2 — 2.5  pct.  Delesse,  Ann. 
des  mines  (4)  XII.   1847.  230. 

n.  Grundmasse  des  Labradorporphyr  von  Belfahy  von  schwärz- 
lichgrüner Farbe ;  schmilzt  vor  dem  Löthrohr  ziemlich  schwer  zu 
einer  bouteillengrünen  Perle;  verliert  beim  Glühen  Wasser  und 
wird  bräunlichgrün.  Salzsäure  löst  binnen  2  Tagen  in  der  Kälte 
etwa  i  (23  pct.),  in  der  Wärme  etwa  J  der  Grundmasse  auf.  De- 
lesse,  ebendas.  228. 

in.  Giiindmasse  des  Labradorporphyr  von  Giromagny  in  den 
Vogesen;    das  ganze  Gestein  besteht    aus   röthlichvioletter  magne- 


Ijabradorporphyr.  85 

tischer  Grundmasse  mit   hellgrünen  Labradoren  und   dunkelgrünen 
Augiten.  Delesse,  ebendas.  228. 

IV.  Grundmasse  des  Labradorporphyr  von  der  Sägemühle  bei 
Puix  in  den  Vogesen,  von  dunkelgrüner  Farbe  mit  eingesprengten 
kleinen  Labradoren  und  sehr  wenig  Augit.  Delesse,  ebendas.  228. 

V.  Grundmasse  des  sog.  antiken  grünen  Porphyr  (Porfido 
verde  antico,  Marmor  lacodaemonium  viride,  Plin.  bist.  nat.  XXXVL 
11)  zwischen  Lebetsova  und  Marathonisi  in  Lakonien  (Süd-Morea). 
Die  olivengrüne  Grundmasse  wird  beim  Glühen  hellröthlichbraun ; 
in  ihi*  liegen  grünlichweisse  Labradore  und  dunkelgrüne  Augite,  auch 
Eisenkies  bemerkbar.  Spec.  Gew.  2.915.  Delesse,  ebendas.  256. 
Enthält  Spuren  von  Ti. 

Die  Labrudorporphyre  von  Elbingerode  am  Harz  (»schwarze 
Porphyre«)  wurden  neuerdings  von  Streng  untersucht;  sie  besitzen 
eine  schwarze,  unter  der  Loupe  deutlich  feinkörnige  Grundmasse, 
welche  an  den  Kauten  nicht  schwer  zu  einem  Glase  schmilzt ;  dann 
liegen  Krystalle  von  oft  sehr  stark  gestreiftem  Labrador  (die  gröss- 
ten  3 — 4  L.  lang)  und  ein  dunkelgrünes  bis  schwarzes  Mineral  in 
kleinen  Säulen,  dessen  Augitnatur  noch  nicht  erwiesen  ist.  Die 
Härte  des  Gesteins  ist  5 — 6  ;  als  seltene  accessorische  Gemengtheile 
treten  darin  auf  braunschwarze  Glimmerblättchen,  Eisenkies  und 
Magneteisenerz. 

VL  Vom  linken  Abhang  des  Mühlenthals  oberhalb  Elbingerode, 
Harz ;  in  der  tief  schwarzen,  sehr  frischen  und  harten  Grundmasse 
frischer,  starkglänzender  Labrador  und  das  grünschwarze  Mineral; 
spec.  Gew.  2.77.  Streng,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1860.  397. 

VII.  Von  Rübeland  am  Zusammenfluss  von  Bode  und  Mühl- 
bach ;  die  grauschwarze  Grundmasse  deutlich  krystallinisch ;  spec. 
Gew.  2.76.  Streng,  ebendas.  401. 

VIII.  Bodethal  unterhalb  der  Trogfurther  Brücke ;  Grundmasse 
deutlich  krystallinisch,  Einsprengunge  besonders  frisch ;  spec.  Gew. 
2.80.  Firnhaber  bei  Streng,  ebendas.   399. 


86                    Labradorporpbyr  und  Feldspatb  desselben. 

I.          II.        m.  IV.  V.  VI. 

Kieselsäure  .  .  53.45     53.17     49.82  60.79  53.55  57.57 

Thonerde   .  .  .  22.26     19.77  1  29  74 1  27  25  ^^'^^  ^^'^'^ 

Eisenoxyd.  .  .     —          —     J      '     J       *  —  1.88 

Eisenoxydul.  .     8.12      8.56      —  —  7.55  5.88 

Manganoxydul      0.96      0.51       —  —  0.85  0.08 

Kalk 3.68       3.87      7.31  8.02  8.02  7.74 

Magnesia    .  .  .     3.65      4.96 1  4.34 

Kali 2.39  I            i  10.93  10.44  7.93  2.62 

Natron 5.49  j      *  ^  )  2  06 

Kohlensäure .  .      —          _.         _  _  _  3.73 

Wasser —         2.14      2.20  3.50  2.67  0.G3 

100.00  100.00  100.00  100.00  100.00  102.80 


VII. 

VIII. 

56.71 

58.53 

17.80 

16.16 

1.08 

3.47 

6.50 

6.35 

Spur 

Spur 

6.82 

5.68 

4.97 

4.45 

2.97 

3.11 

1.73 

2.48 

1.75 

Spur 

0.78 

1.50 

LOl.ll 

101.73 

Die  Labradorporphyr- Analysen  von  Delesse  und  Streng  ge- 
winnen deshalb  noch  mehr  an  Werth,  weil  diese  verdienstlichen 
Forscher  zugleich  die  ausgeschiedenen  Feldspathkrystalle  (Labradore) 
derselben  untersucht  haben: 

a)  Labrador  aus  dem  Labradorporphyr  I  von  Belfahy,  spec. 
Gew.  2.719. 

b)  Labrador  aus  dem  Labradorporphyr  V  von  Lakonien,  spec. 
Gew.  2.883  (ungewöhnlich  hoch). 

c)  Sog.  Vosgit,  grünlicher  Feldspatb  von  Haut-Rovillers  aus 
dem  Labradorporphyr  von  Ternuay,  Vogesen,  leicht  röthlich  ver- 
witternd, spec.  Gew.  2.771.  Dieser  Vosgit  mit  seinem  geringen  Kalk- 
und  grossen  Wassergehalt  ist  wohl  gewiss  nur  ein  zersetzter  Labrador. 

d)  Labrador  aus  dem  Labradorporphyr  VI  von  Elbingerode. 


Kieselsäure 
Thonerde  . 
Eisenoxyd 
Manganoxydu 
Kalk      . 


Kali  . 
Natron  . 
Wasser . 


a. 

b. 

c. 

d. 

52.89 

53.20 

49.32 

51.11 

27.39 

27.31 

30.07 

30.90 

1.24 

1.03 

0.70 

2.03Fe 

0.30 

— 

0.60 

— 

5.89 

8.02 

4.25 

12.71 

— 

1.01 

1.96 

0.52 

4.58 

3.40 

4.85 

0.84 

5.29 

3.52 

4.45 

2.80 

2.28 

2.51 

3.15 

0.67 

99.86       100.00 


99.35       101.58 


Cberaiscbe  Zusammensetzung  der  Labradorporphyre.  87 

Sauerßtoffverhältniss  dieser  Fedspatbe: 

a)  R  :  R  :  Si   =  0.9     :  3   :  6.3 

b)  =   0.95  :  3  :  6.3- 

c)  =  0.86  :  3  :  5.4  (zersetzter  Labrador) 

d)  =    1.06  :  3   :   5.52 

Die  Analysen  der  von  Delesse  untersuchten  Labradorporphyre 
stimmen  im  Allgemeinen  wohl  mit  den  wenigen  überein,  welche  wir 
von  dem  körnigen  Diabas  besitzen.  Das  ganze  Gestein  I  zeigt  eine 
sehr  ähnliche  Zusammensetzung,  wie  die  Grundmasse  IL  Da  der 
Eisenoxydulgehalt  in  der  Grundmasse  II  8.56  beträgt,  der  Eisen- 
oxydgehalt im  Labrador  a  nur  1.24,  so  muss  in  diesem  Gestein 
von  Belfahy  mehr  Grundmasse  zugegen  sein  als  ausgeschiedener 
Labrador.  III  und  lY  kommen  sich  in  ihrer  Zusammensetzung  sehr 
nahe;  sie  enthalten  weniger  Kieselsäure  und  mehr  Kalk  als  I,  be- 
sitzen also  wohl  verhältnissmässig  mehr  Augit  und  weniger  Labra- 
dor. In  V  muss  der  Augit  sehr  kieselsäurereich  sein,  denn  der  Feld- 
spath  b  enthält  so  viel  Kieselsäure  als  das  ganze .  Gestein.  Ein 
dem  Porfido  verde  antico  sehr  ähnliches  Gestein  erscheint  nach 
Ramsay  am  Carreg-Eiarn  bei  Llanfechell,  Anglesea.  Dass  in  I  die 
Kieselsäuremenge  des  ganzen  Gesteins  die  des  Feldspaths  a  über- 
trifft, rührt  daher,  dass  I  sich  auf  wasserfreie  Substanz  bezieht ; 
der  Feldspath  a  ebenfalls  wasserfrei  berechnet,  würde  54.2  pct. 
Kieselsäure  liefern,  also  mehr  als  I.  Dem  Labradorporphyr  von 
Belfahy  ähnliche  Gesteine  findet  man  zu  Puix  (Oberrhein),  Giro- 
magny,  Bitschwiller,  Horben  u.  s.  w.^  die  Feldspathe  darin  sind  ge- 
wöhnlich 1 — 2  Centimeter  lang,  doch  auch  kleiner,  meist  grünlich- 
weiss  gefärbt,  an  einigen  Stellen  röthlich ;  der  Augit  erscheint  bis- 
weilen in  kleinen  Krystallen,  oder  in  kleinen  dunkelgrünen  Aggre- 
gationen. Der  Epidot  zeigt  sich  darin  meistens  nur  an  den  Grenzen 
der  Gesteinsablagerungen,  Delessit  (Eisenchlorit)  nur  als  Bestand- 
theil  von  Ausfüllungen  der  Hohlräume,  nicht  in  der  Masse  der 
Gesteine  selbst,  verbunden  mit  Quarz,  Kalkspath  und  Epidot.  Die 
Grundmassen  dieser  Porphyrvarietäten  sind  graugrün,  dunkelgrün, 
scLwarzgrün,  das  spec.  Gewicht  derselben  schwankt  nach  4  Unter- 
suchungen zwischen  2.803  und  2.767.  Delesse  fand,  dass  die  Grund- 
masse  sich  bei  Vergrösserung  deutlich  in  zwei  krystallinische  Sub- 
stanzen auflöst:  die  eine  durchscheinend,  grünlich  und  Zwillings- 
streifung  des  Labrador  zeigend,    die  andere  dunkelgrüne  ist  innig 


88  Labradorporphyr. 

damit  gemengt.  Da  die  analysirten  Labradorkrystalle  a  einen  glei- 
chen Kieselsäuregehalt  aufweisen,  wie  die  Grundmasse  II,  so  glaubt 
Delesse  darin  keinen  Augit  annehmen  zu  dürfen,  dessen  Kieselsäure- 
gehalt keine  gleiche  Höhe  erreiche,  sondern  entscheidet  sich  für  die 
Gegenwart  der  durchschnittlich  etwas  saurem  Hornblende  in  der 
Grundmasse.  Damit  stehe  auch  in  Zusammenhang,  dass  während 
in  dem  Gestein  beim  Calciniren  die  Augitkrystalle  viel  dunkler 
werden,  die  Grundmasse  viel  heller  braun  oder  röthlich  werde,  wie 
es  mit  den  hornblendehaltigen  Grundmassen  der  Dioritporphyre 
der  Fall  sei. 

Der  Labradorporphyr  von  Temuay  in  den  Vogesen,  dessen 
etwas  zersetzte  Feldspathe  den  sog.  Vosgit  c  bilden,  enthält  auch 
ausgeschiedene  grüne  Augite,  welche  Delesse  ebenfalls  untersuchte 
(Kieselsäure  49.00  ;  Thonerde  5.08  ;  Eisen oxydul  7.19  ;  Kalk  18.78; 
Magnesia  15.95;  Wasser  2.26;  spec.  Gew.  3.135).  In  dem  Gestein 
zeigen  sich  ausserdem  Eisenkies  und  Magneteisen,  in  Höhlungen 
oder  Spalten  Epidot,  Quarz,  Chalcedon,  Eisenchlorit  und  ein  rother 
blätteriger  Zeolith.  Beim  Glühen  gibt  das  Gestein  einen  Verlust  von 
3 — 4  pct.  und  wird  hellröthlichbraun.  Delesse  berechnet  die  Menge 
des  Feldspaths  zu  75  bis  80  pct.  Solche  > Porphyre  von  Temuay« 
finden  sich  auf  dem  Wege  von  Ternuay  nach  Belonchamp.  am  Fusse 
des  Berges  von  Vanne,  in  allen  Umgebungen  von  Melisey,  im  Thal 
von  St.  Bresson.  Vergleicht  man  Gestein  I  mit  dem  Feldspath  a, 
so  zeigt  sich,  dass  der  Augit  darin  wahrscheinlich  eine  sehr  ähn- 
liche Zusammensetzung  hat,   wie  der  analysirte  von  Temuay. 

Höchst  auffallend  ist  in  VI,  VH  und  VIII  der  für  ein  Gestein, 
in  welchem  nur  Labrador  und  ein  wahrscheinlich  augitisches  Mineral 
ausgeschieden  sind,  ausserordentlich  hohe  Kieselsäuregehalt,  da  der 
für  den  Labrador  gefundene  Kieselsäuregehalt  51.11,  der  des  grünen 
Minerals  48.77  pct.  beträgt;  es  muss  daher  noch  ein  saurerer  Ge- 
mengtheil vorhanden  sein,  der  den  Kieselsäuregehalt  derart  erhöht; 
von  Quarz  ist  nach  Streng  keine  Spur  zu  entdecken,  vielleicht 
steckt  er  dennoch  mikroskopisch  in  der  Grundmasse.  Dies  Gestein 
erscheint  bei  Elbingerode  im  Gebiete  des  devonischen  Schiefers  und 
Kalksteins  an  sieben  isolirten  Punkten,  welche  in  einer  Linie  liegend 
höchst  wahrscheinb'ch  einem  einzigen  grossen  Gange  angehören. 

Hier  möge  das  Gestein  von  den  Mombächler  Höfen  zwischen 
Baumholder  und  Grumbach  sich  anreihen,  über  welches  £.  E.  Schmid 


Labradorporphyr.  89 

Untersnchungen  mitgetheilt  hat;  es  ist  dunkelschwarz  und  besteht 
aas  einer  schwach  fettglänzenden  undurchsichtigen  pechsteinähnlichen 
Grundmasse  und  aus  kleinen  eingewachsenen  olivinähnlichen  Körn- 
chen, deren  Analyse  ergab :  Kieselsäure  53.41  ;  Thonerde  24.88 ; 
Eisenoxyd  4.89 ;  Kalk  9.42 ;  Magnesia  0.44 ;  Natron  5.64  (98.68), 
eine  Zusammensetzung,  welche  sehr  nahe  der  des  Labrador  ent- 
spricht (Sauerstoffverhältniss  =  4.22  :  13.10  :  27.75).  Die  Zusammen- 
setzung des  ganzen  Gesteins  ist :  Kieselsäure  54.61  ;  Thonerde  21.25  ; 
Eisenoxydul  12.32;  Kalk  4.38;  Magnesia  0.88 ;  Kali  0.62  ;  Natron 
5.11  ;  Wasser  2.30  (101.47).  In  dem  durch  Salzsäure  nicht  auf- 
Bchliessbaren,  84.36  pct.  betragenden  Antheil,  welcher  57.50  Kie- 
selsäure enthält,  vermuthet  Schmid  ein  Gemenge  von-  Labrador 
und  Oligoklas,  wahrscheinlicher  ist  wohl,  dass  dieser  Antheil  ein 
Gemenge  von  Labrador  mit  freier  Kieselsäure  darstellt  (Poggend. 
AnnaL   1863.  CXIX.   136). 

Die  durch  v.  Dechen  sehr  ausführlich  als  Labradorporphyre 
beschriebenen  Gesteine,  welche  in  den  Ruhrgegenden  Westphalens 
vom  Rothenberg  bei  Giershagen  über  Brilon,  Meschede  bis  zum 
Felsberg  bei  Berge  an  der  Wenne  einen  6  Meilen  langen,  von  O.N.O. 
nach  W.S.W,  gerichteten  Zug  bilden  und  dann  noch  einmal  in  ge- 
ringer Verbreitung  bei  Langenholthausen  und  Balve  erscheinen, 
stehen  in  enger  Beziehung  zu  den  Schichten  des  Grauwackenge- 
birges  und  hängen  innig  mit  ächten  Schalsteinen  zusammen.  Die 
Grundmasse  ist  hellgrau  oder  dunkelgrün,  bisweilen  brausend,  oft 
feinkörnig,  oft  scheinbar  dicht;  starkglänzende,  weisse,  grünliche 
oder  blassröthliche  Feldspathe  treten  meist  als  schmale  Nadeln, 
doch  auch  mit  grössern  Flächen  daraus  hervor ;  bisweilen  erscheinen 
einzelne  grössere  weisse  Kalkspathkörner  und  kleine  Nieren  aus 
concentrischen  Schaalen  von  dunkelgrünem  oder  schwarzem  Chlorit, 
einige  Varietäten  enthalten  auch  Serpentinkömer  und  Pünktchen 
von  Eisenkies.  Was  die  Feldspathe  anbelangt,  so  fand  Rammels- 
berg  in  den  überzollgrossen  lichtgrünen  Krystallen  von  Geveling- 
hausen:  Kieselsäure  61.6  ;  Thonerde  22.6;  Kalk  3.6  ;  Alkalien  12.2, 
welche  Zusammensetzung  allerdings  vollständig  mit  der  des  Oligo- 
klas  übereinstimmt;  v.  Dechen  ist  indessen  geneigt,  die  schmalen 
Nadeln  als  Labrador  anzusehen  und  hält  daher  die  Bezeichnung 
Labradorporphyr  bei;  vielleicht  müsste  man  diese  Gesteine  den 
Dioriten  oder  vielmehr  Melaphyren  zuzählen.    Bei  Uollemann,  süd- 


90  Augitporphyr. 

westlich  von  Brilon  liegen  deutlich  erkennbare  schwarze  Augitkry- 
stalle  neben  weissen  oder  hellgrünen  Labradoren  (Oligoklasen?). 

Zu  den  Labradorporphyren  gehört  wahrscheinlich  auch  das 
von  Kjerulf  als  Melaphyr  bezeichnete  dunkle  Gestein  mit  weissen 
gestreiften  Feldspathnadeln,  welches  beim  Barnetjem  am  Fuss  des 
VettakoUen  bei  Christiania  einen  Gang  im  Silur  bildet  und  ent- 
hält: Kieselsäure  52.97  ;  Thonerde  19.13 ;  Eisenoxydul  9.18;  Kalk 
7.06;  Magnesia  1.8C;  Kali  2.95;  Natron  3.61;  Glühverlust  1.39 
(98.15);  vgl.  Christiania-Silurbecken  1855.  28.  Die  Analyse  stimmt 
bis  auf  den  Kalkgehalt  sehr  nahe  mit  1  überein. 

Das  spec.  Gewicht  des  Labradorporphyr  schwankt  in  den 
nämlichen  Grenzen,  wie  das  des  körnigen  Diabas;  es  beträgt  bei 
dem  Gestein  von  Belfahy  (I)  2.775  (das  Glas  wog  2.604)  ;  bei  der 
Grundmasse  desselben  (II)  nach  einigen  Bestimmungen  zwischen 
2.767  und  2.803 ;  bei  dem  ganzen  Gestein  von  Lakonien,  dessen 
Grundmasse  V  darstellt,  2.913  nach  Delesse,  2.923  nach  G.Rose; 
Varietäten  des  Labradorporphyr  von  Ternuay  wogen  2.833,  2.857, 
2.885.  Im  Allgemeinen  beträgt  es  demnach   2.77—2.92. 

Die  Labradorporphyre  zeigen  natürlicherweise  häufig  Ueber- 
gänge  in  andere  diabasische  Gesteine,  aus  denen  sie  sich  Schritt 
für  Schritt  entwickeln,  besonders  in  kömige  und  kryptokrystallini- 
sche  Diabase ;  sie  finden  sich  also  auch  an  jenen  Punkten,  an  denen 
diese  bekannt  sind. 

Aigitporphyr. 

Als  Augitporphyr  wird  im  Allgemeinen  jedes  Gestein  zu  be- 
zeichnen sein,  welches  in  einer  krystallinisch-dichten  Grnndmasse  vor- 
wiegend Augitkrystalle  ausgeschieden  enthält.  Wenn  es  auch 
höchst  wahrscheinlich  unter  den  Gesteinen,  welche  man  mit  diesem 
Namen  bezeichnen  würde,  Oligoklasgesteine  geben  mag,  welche  ihre 
natürliche  Stelle  im  Gefolge  oder  innerhalb  des  Melaphyr  fanden,  so 
enthalten  doch  die  nunmehr  unter  diesem  Namen  aufgeführten  Ge- 
steine sämmtlich  einen  basischem  Feldspath,  den  Labrador,  and 
stellen  sich  so  als  eine  dem  Labradorporphyr  vollkommen  parallel- 
laufende porphyrische  Ausbildung  der  Diabase  dar :  wie  die  La- 
bradorporphyre grössere  und  reichlichere  Labradore,  daneben  aber 
auch  Augite  umschliessen,  so  sind  in  den  Augitporphyren  neben 
den  vorzugsweise  entwickelten  Augitkry stallen   auch  gestreifte  La- 


Aiigitporphyr. 


91 


bradomadeln  ausgeschieden.  Die  Grundmasse  ist  in  Folge  des  be- 
trächtlichen Augitgehalts  und  des  sich  hinzugesellenden  Magnet- 
eisens oder  Titaneisens  meist  dunkel  gefärbt.  Mandelsteinartige 
Varietäten,  welche  auch  dem  Augitgestein  Melaphyr  nur  selten  feh- 
len, begleiten  fast  stets  die  eigentlichen  Augitporphyre. 

I.  Schwarzer  Augitporphyr  vom  Monte  Mulatto  bei  Predazzo 
in  Tyrol.     Kjerulf,  Christiania-Silurbecken  1855.  23. 

II.  Augitporphyr  von  Molignon  (nicht  Molignow,  wie  das  Ori- 
ginal hat)  an  der  Seisser  Alp ;  etwas  verwittert,  die  möglichst  un- 
zersetzten  Bruchstücke  gewählt.  Werther,  Journ.  f.  prakt.  Chem. 
XCI.   1864.   330. 

III.  Augitporphyr  aus  dem  Fassathal  in  Tyrol  mit  einer 
schwarzen,  deutlich  krystallinischen  Grundmasse,  grossen  Augiten, 
undeutlichen,  glas-  bis  perlmutterglänzenden,  weissen,  gestreiften 
Labradoren,  kleinen  Chalcedon-  und  Kalkspathmandeln ;  spec.  Gew. 
2.71.     Streng,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  1858.   170. 

IV.  Augitporphyr  von  Listuen  bei  Bogstad-Vand  in  Norwegen ; 
Augfite  und  weisse  triklinische  Feldspathe  in  dichter,  blauschwarzer, 
vorwaltender  Grundmasse.     Kjerulf,  a.  a.  0.  20. 

V.  Augitporphyr -Mandelsteiu  von  Holmestrand  in  Norwegen 
mit  matten  und  zersetzten  Augiten  und  kleinen,  von  Grünerde  um- 
gebenen Kalkspathknollen.     Kjerulf,  a.  a.  0.  22. 


I. 

n. 

III. 

IV. 

V. 

Kieselsäure  .     . 

.  42.98 

32.03 

45.05 

48.76 

48.79 

Thonerde      .     . 

16.58 

7.42 

18.55 

15.71 

16.43 

Eisenoxyd     .     . 

— 

0.22 

— 

— 

— 

Eisenoxydul 

14.14 

25.19 

9.64 

16.59 

13.89 

Kalk    .... 

8.64 

21.67 

12.89 

6.15 

6.48 

Magnesia       .     . 

4.14 

5.66 

3.22 

4.18 

5.33 

Kali     ...     . 

1.92 

4.14 

1.61 

2.40 

0.46 

Natron     . 

1.80 

3.48 

2.99 

2.68 

4.53 

Glühverlust  .     . 

7.80 

— 

3.14  (H)  0.97   1 

4.09 

Kohlensäure 

— 

— 

3.81 

- 

98.00       99.81      100.90       97.44     100.00 


Der  stark  basische  Charakter  dieser  Gesteine,  deren  Kiesel- 
säuregehalt in  I  und  III  sogar  unter  das  Minimum  von  Augit 
herabsinkt,  macht  es  wahrscheinlich,  dass  dieselben  nicht  oligoklas- 


92  Tyroler  Augitporphyr. 

führend  sind.  Streng  fand,  dass  ein  mit  Salzsäure  behandeltes  Stück 
Augitporphyr  mit  Ausnahme  der  unverändert  gebliebenen  Augit- 
krystalle  völlig  weiss  geworden  war  und  folgert  daraus,  dass  die 
Grundmasse  keinen  oder  nur  sehr  wenig  Augit  enthalte,  und  dass 
die  dunkle  Farbe  von  beigemengtem  Magneteisen  herrühre.  Bei 
Gestein  II,  dessen  nähere  Beschreibung  sich  nicht  mitgetheilt  findet, 
ist  auch  weder  Wasser,  noch  Glühverlust,  noch  Kohlensäure  ange- 
geben und  man  sieht  aus  der  Zusammensetzung  nur,  dass  die  Masse 
jedenfalls  durch  und  durch  zersetzt  war.  lY  und  V  stimmen  im 
Ganzen  gut  mit  einander  überein ;  da  in  dem  Mandelstein  V  bedeu- 
tende Zersetzungsprocesse  gespielt  haben  (die  Au gitkry stalle  sind 
in  Delessit  und  Kalkspath  umgewandelt,  vgl.  auch  Bd.  I  S.  91),  so 
scheinen  diese  Vorgänge  ohne  Zufuhr  oder  Abscheidung  von  Sub- 
stanzen erfolgt  zu  sein.  IV,  vermuthlich  das  unzersetzteste  aller 
dieser  Gesteine,  schliesst  sich  an  die  basischen  Diabase  an ;  nament- 
lich stimmt  es  mit  dem  kömigen  Diabas  II  von  Munkedam  trefflich 
überein ;  die  Labradorporphyre  sind  durchschnittlich  etwas  saurer, 
wahrscheinlich  wegen  des  vorwiegenden  Feldspath-  und  des  gerin- 
gern Augit-  und  Magneteisengehalts.  Vergleicht  man  damit  die 
Analysen  des  Melaphyr,  so  zeigt  sich  auf  das  entschiedenste,  dass 
dieser  kein  Labrador-Augitgestein  sein  kann. 

Der  tyroler  Augitporphyr,  welcher  vorwaltend  Gänge  und 
Ströme  (vollständig  den  Basaltströmen  z.  B.  des  nordöstlichen 
Böhmens  ähnlich),  seltener  kuppenförmig  erhobene  Massen  bildet, 
ist  in  seiner  reinsten  Gestalt,  wie  er  an  der  Seisser  Alp  auftritt, 
nach  V.  Richthofens  trefflicher  Beschreibung  ein  basaltschwarzes  Ge- 
stein mit  dichter  Gr\indma8se  und  inliegenden  Krystallen  von  Au- 
git und  Labrador;  die  Augitkry stalle  erreichen  meist  eine  Grösse 
von  2  —  3  Linien,  diejenigen  des  Labrador  sind  hinsichtlich  der 
Grösse  sehr  untergeordnet,  walten  aber  meist  an  Zahl  bedeutend 
vor,  ausse-dem  ist  Titaneisen  fein  eingesprengt;  bald  treten  die 
Krystalle  gegen  die  Grundmasse  zurück,  bald  erreichen  sie  über 
dieselbe  das  Uebergewicht.  Grössere  und  frischere  gestreifte  Feld- 
spathkrystalle,  welche  neben  den  kleinern  liegen,  hält  v.  Richthofen 
für  Oligoklas  (wodurch  auch  ein  Uebergang  in  den  Melaphyr  her- 
vorgebracht werde),  dieses  Zusammenvorkommen  zweier  triklinischen 
Feldspathe  ist  jedoch  an  und  für  sich  sehr  wenig  wahrscheinlich 
und  bis  jetzt    durch    keine  Analyse    nachgewiesen.     Als  Fundorte 


Tyroler  Augitporphyr.  93 

des  ächten  Augitporphyr  führt  v.  Richthofen  an :  Seisser  Alp,  Mo- 
lignon,  Cigolon,  Val  di  Monzoni,  Pozza  Alp,  Ciaplaja,  Bufanre, 
Toazzo,  Gänge  am  Latemar ;  Augitporphyrmandelsteine  sind  häufig 
an  dem  West-  und  Nordrande  der  Seisser  Alp.  Der  Augitporphyr 
der  Seisser  Alp  ist  ausgezeichnet  säulenförmig  abgesondert;  »wie 
eine  Gallerie  stehen  die  fünf-  und  sechsseitigen  Säulen  um  den 
ganzen  Steilrand  der  Alp  zu  Millionen  herum  und  gewähren  oft 
einen  prachtvollen  Anblick,  den  schönsten  araPuflatsch.«  Die  sonst 
seltene  kugelförmige  Absonderung  ist  sehr  deutlich  an  dem  Augit- 
porphyr zwischen  Caprile  und  CoUe  di  Santa  Lucia  zu  beobachten, 
wo  die  concentrisch-schaaligen  Kugeln  wie  Bomben  so  dicht  neben 
einander  liegen,  dass  die  äussersten  Schaal^  der  benachbarten  in 
einander  übergehen.  Der  zu  Uralitporphyr  umgeänderte  Augitpor- 
phyr hat  den  dichten  Triaskalk  weithin  in  einen  schönkrystallini- 
schen  Marmor  verwandelt,  der  an  der  Grenze  sehr  grobkörnig  ist. 
Sehr  ähnlich  dem  eigentlichen  krystallinischen  Augitporphyr  sind 
die  häufig  damit  vereinigten  »Eruptivtuife*  des  Augitporphyr,  Ge- 
steine, welche  nach  v.  Richthofen  aus  einer,  während  der  Erstar- 
rung durch  mechanische  Einwirkung  des  umgebenden  Wassers  be- 
deutend modificirten  Eruptivmasse  entstanden  sind,  sich  aber  an 
der  Ausbruchsstelle  selbst  in  unregelmässig  dicken  Bänken  auf- 
häuften (namentlich  zwischen  Penia  und  Pozza,  sowie  am  Sasso  di 
Capell).  Die  zahlreichsten  und  bedeutendsten  Augitporphyreru- 
ptionen  fallen  in  die  Zeit  zwischen  der  Ablagerung  des  Mendola- 
Dolomit  und  des  Schlern-Dolomit  (obere  Trias),  doch  fanden  ein- 
zelne Ausbrüche  noch  bis  zu  Ende  der  Triasperiode  statt,  denn 
der  Schlern-Dolomit  ist  häufig  von  Augitporphyrgängen  durchsetzt 
(Geogn.  Beschr.  d.  Umgeg.  v.  Predazzo  u.  s.  w.   128 — 141). 

Auch  de  Lapparent  hat  später  die  tyroler  Augitporphyre 
untersucht  und  rechnet  dieselben  zum  Melaphyr  (vgl.  S.  46),  in- 
dem er  sie  als  Melaphyre  basique  ou  augitique  unserm  Melaphyr, 
dem  Melaphyre  acide  ou  feldspathique  entgegensetzt ;  befremdend  ist 
es,  wenn  de  Lapparent  1864  äussert:  »on  n'a  pas  Studie  le  mela- 
phyre augitique  au  point  de  vue  chimique*  (Annales  des  mines 
(6)  VI.  1864.  275). 

Aehnlich  den  Augitporphyren  des  Fassathals  scheint  nach 
Madelung  das  Gestein  von  Tekerö  in  Siebenbürgen  zu  sein,  wel- 
ches  mit    den  obern  Jurakalkschichten   im   innigen  Zusammenhang 


94  Diabasaphanite. 

steht   (v.  Hauer  und  Stäche,    Geologie    Siebenbürgens  1863.  164; 
auch  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  XIII.  17). 

Mabasaphanit 

Wenn  die  Masse  des  Diabas  kryptokrystallinisch  wird,  so 
dass  man  die  zur  äussersten  Feinheit  herabgesunkenen  Gemengtheile 
nicht  mehr  von  einander  unterscheiden  kann,  so  nennt  man  ein 
solches  Gestein  diabasischen  Aphanit,  eine  Bezeichnung,  welche  Hauy 
vom  griechischen  difaviZeiv  ableitete. 

Die  Farbe  dieser  Gesteine  ist  meist  graugrün,  schmutziggrün, 
schwärzlichgrün,  viel  erdiger  Chlorit  ist  innig  beigemengt,  Augit 
scheint  weniger  darin  vertreten  zu  sein.  Sehr  viele  Aphanite  sind 
auch  mit  kohlensaurem  Kalk  imprägnirt,  wie  das  Brausen  mit  Säuren 
beweist.  Bei  der  Behandlung  mit  Salzsäure  löst  sich  ein  Theil  des 
Gesteins,  der  Chlorit  und  die  Carbonate  zu  einer  grünlichen  Flüs- 
sigkeit auf,  der  Rückstand  stellt  sich  oft  bei  starker  Vergrössening 
als  ein  Gemenge  von  weissen  und  schwarzen  Könichen,  von  Feld- 
spsth  und  Augit  dar.  Die  Aphanite  sind  gewöhnlich  sehr  zähe 
Gesteine,  ungefähr  von  der  Härte  des  Feldspaths  mit  ebenem,  un- 
vollkommen muscheligem  oder  splitterigem  Bruch. 

Bei  der  für  das  Auge  vollständig  verschwindenden  minerali- 
schen Zusammensetzung  der  Diabasaphanite  ist  es  oft  geradezu  un- 
möglich, dieselben  von  andern  kryptokrystallinischen  Gesteinen, 
namentlich  von  dicht  ausgebildeten  Dioriten  zu  unterscheiden.  Man 
ist  alsdann  genöthigt  etwaige  Uebergänge  in  deutlich  krystallinische 
oder  in  porphyrartig  ausgebildete  Gesteine  zu  verfolgen,  um  über 
die  Natur  des  Gesteins  ins  Klare  zu  kommen.  In  manchen  Fällen 
vermag  auch  eine  Kieselsäurebestimraung  auf  den  richtigen  Weg  zu 
leiten,  da  die  oligoklasführenden  dioritischen  Aphanite  durchschnitt- 
lich etwas  saurer  sind  als  die  labradorführenden  Diabase.  Eine 
mikroskopische  Untersuchung  wird  nur  von  geringem  Nutzen  sein, 
indem  man  Labrador  und  Oligoklas  gar  nicht,  Augit  und  Horn- 
blende nur  sehr  schwierig  von  einander  zu  unterscheiden  im  Stande 
ist;  höchstens  könnte  eine  sehr  grosse  Menge  von  Chlorit  als  ein 
Fingerzeig  auf  die  Diabasnatur  gelten  (vgl.  hierüber  auch  S.  6). 

Die  Uebergänge,  welche  diese  Aphanite  zeigen,  sind  zum  Theil 
schon  früher  erwähnt  worden ;  wird  das  Gefüge  allmählich  phanero- 
krystallinisch,    so  entsteht   ein  körniger  Diabas,  scheiden   sich  ein- 


Diabasschiefer.  95 

zelne  grössere  Ery  stalle  aus  der  Aphanitmasse  aus,  so  geht  ein 
Labrador-  oder  Augitporphyr  hervor,  wird  das  Gefüge  schieferig, 
so  findet  ein  Uebergang  in  Aphanitschiefer  statt.  Erscheinen  in 
der  Aphanitmasse  Kalkspathkügelchen  oder  variolitische  Concre- 
tionen,  so  wird  das  Gestein  zu  einem  Ealkdiabas  oder  Variolit. 
Hier  und  da  hat  man  auch  Körner  von  Eisenkies  oder  Magnet- 
eisen, gewissermassen  als  porphyrartige  Einsprengunge  in  Aphaniten 
beobachtet.  Vollständig  zu  einer  erdigen  Masse  zersetzte  Aphanite 
hat  man  Aphanitwacke  genannt. 

Mabasschiefer. 

(Grünsteinschiefer,  Grüne  Schiefer  z.  Th.) 

Eine  mehr  oder  weniger  vollkommen  schieferige  Masse,  wel- 
che dadurch  entsteht,  dass  in  feinkörnigen  oder  kryptokrystallini- 
schen  Diabasen  der  chloritische  Bestandtheil  sehr  vorwaltet.  Solche 
kryptokrystallinisch-schieferige  Diabase  nennt  man  auch  Aphanit- 
schi  ef  er. 

Die  Farbe  ist  graugrün  oder  unrein  dunkelgrün,  und  die 
Gesteine  werden  sehr  häufig  den  Dioritschiefem,  Chloritschiefem, 
ja  selbst  manchen  Thonschiefern  ähnlich.  Man  kennt  auch  Ueber- 
gänge  in  Chloritschiefer,  Grauwackenschiefer  und  Thonschiefer; 
dieses  eigenthümliche  Verlaufen  in  deutlich  sedimentäre  Gebilde 
verdient  noch  spätere  Erörterung ;  auch  mit  klastischen  Gesteinen 
der  Diabasfamilie,  mit  Diabastuffen  und  -Breccien  stehen  diese  Dia- 
basschiefer in  sehr  naher  Beziehung,  während  sie  andrerseits  wieder 
mit  kömigen  und  kryptokrystallinischen  Diabasen  eng  verbunden 
sind.  Manche  Aphanitschiefer  dürften  vielleicht  nur  reine  und  ho- 
mogene schieferige  Diabastuffe  sein.  Unter  den  unwesentlichen  Ge- 
mengtheilen  sind  Glimmerschuppen,  Eisen-  und  Magnetkieskömer 
zu  erwähnen. 

Die  Diabasschiefer  sind  meistens  grob-  und  dickschieferig  aus- 
gebildet und  in  der  Regel  mit  Schichtung  versehen,  welche  bald 
mehr,  bald  weniger  deutlich  ist.  In  Verbindung  mit  andern  Dia- 
basgesteinen erscheinen  solche  Diabasschiefer  z.  B.  häufig  im  Voigt- 
lande, in  Oberfranken,  bei  Berneck  am  Fichtelgebirge,  bei  Kupfer- 
berg in  Schlesien.  Von  den  manchmal  Uralit  führenden  »grünen 
Schiefern«,  welche  nach  G.  Rose  im  Ural,  namentlich  bei  Katha- 


96  Variolit. 

rinenbm-g,   Miask,   Uktuss,   Orsk   so  verbreitet   sind,    scheint   auch 
ein  grosser  Theil  hierher  zu  gehören. 

Tariolit. 

Eine  Grundmasse  von  sehr  feinkörniger  diabasartiger,  meist 
aber  aphanitisch  dichter  Beschaffenheit  und  dunkelgrüner  Farbe, 
umschliesst  hirsekoru-  bis  nussgrosse  kugelige  Concretionen,  von 
undeutlich  radial-faseriger,  oft  auch  coucentrisch-sch aaliger  Textur, 
welche  mit  der  umgebenden  Masse  meistens  fest  und  innig  ver- 
wachsen sind  und  daher  in  der  Regel  keinen  bestimmt  begrenzten, 
sondern  verwaschenen  Rand  zeigen ;  bisweilen  nur,  namentlich  wenn 
sie  gross  sind,  lassen  sie  sich  herauslösen.  Sie  liegen  entweder 
nur  vereinzelt  und  spärlich  in  der  Grundmasse,  oder  auch  zuweilen 
80  reichlich,  dass  ihre  Ränder  nahezu  untereinander  verfliessen.  Ihre 
Farbe  ist  grünlichweiss.  grünlichgrau,  oder  auch  violettgrau ;  bei 
der  Verwitterung  nehmen  die  Kügelchen  selbst  meist  eine  bräun- 
liche Farbe  an,  während  der  umgebende  Rand  der  Grundmasse  sich 
lichter  färbt,  bei  schaaliger  Textur  weisen  die  einzelnen  Zonen  nicht 
selten  abweichende  Farben  auf;  die  fortschreitende  Verwitterung 
lässt  dieselben  immer  deutlicher  hervortreten,  indem  sie  weniger 
zersetzbar  sind,  als  die  Grundmasse,  und  nun  oft  halbkugelartig 
an  der  Oberfläche  des  Gesteins  hervorragen,  welches  dadurch  ein 
pockennarbiges  Ansehen  gewinnt  (daher  auch  Blatterstein  genannt). 

Delesse  hat  sich  besonders  mit  den  Variolitgesteinen  beschäf- 
tigt und  namentlich  die  der  Durance  untersucht,  auch  die  des  Fich- 
telgebirges und  Savoyens  verglichen.  Die  Substanz  der  Concretio- 
nen wird  vorwiegend  von  einem  Feldspath  gebildet,  welcher  sich 
in  seiner  Zusammensetzung  dem  Labrador  nähert ;  seltener  bestehen 
dieselben  entweder  ganz  aus  dichtem  Epidot,  oder  es  wechseln  con- 
centrische  Lagen  von  Feldspath  und  Epidot  mit  einander  ab. 

Was  die  Grundmasse  der  Variolite  anbelangt,  so  erkannte 
Delesse  kleine  mikroskopische  Feldspathtafeln ;  ob  sie  ausserdem 
auch  Epidot  oder  nur  Augit  und  Chlorit  enthält,  scheint  noch  nicht 
genügend  ermittelt.  Eisenkies  bietet  sich  als  häufige  Einsprengung 
dar,  seltener  sind  Magneteisenkörner ;  Trümer  und  kleine  Adern 
von  Quarz  und  Epidot  durchziehen  das  Gestein,  in  welchem  sich 
bisweilen  auch  mandelähnliche  Höhlenausfüllungen  finden,  die  aus 
Kalkspath,    Quarz,   Epidot,    Chlorit   bestehen.     Nach  Delesse  ging 


Zusateinensetzung'  des  Variolit. 


97 


jedenfalls  die  Entwicklung  der  Kugeln  der  Trümer-  und  Aderbil- 
dung voraus,  denn  jene  werden  deutli<ib  von  dieäen  durchsetzt. 

I.  Variolit  aus  der  Durance.  In  einer  hellgrünen,  zurücktre- 
tenden Feldspathgi-undmasse  liegen  zahlreiche  Kugeln  von  1  Centi- 
meter  Durchmesser,  welche  im  Centrum  violett,  aussen  grün  gefärbt 
sind,  um  die  Kugeln  ist  die  Grundmasse  sehr  schön  grün.  Aeder- 
chen  von  Quarz,  Epidot,  Kalkspath  durchziehen  in  geringer  Anzahl 
die  Masse.  Sehr  schwierig  schmelzbar  ;  spec.  Gew.  der  Masse  2.896, 
der  Kugeln  2.923.    Delesse,  Annales  des  mines  (4)  XVII.  1850.  127. 

n.  Concretionen  aus  dem  Variolit  südlich  vom  Dorf  Mont- 
Genevre  bei  Brian^on  in  den  französischen  Alpen,  sich  leicht  von 
der  Grundmasse  abtrennend ;  fast  rund,  von  graugrüner  Farbe,  von 
homogenem  Aussehen  und  Bruch;  von  Fettglanz  und  Nussgrösse; 
spec.  Gewicht  ebenfalls  2.923.     Delesse  ebendas.  119. 


I. 

n. 

Kieselsäure     .     .     . 

52.79 

56.12 

Thonerde  .     .     .     . 

11.76 

17.40 

Eisenoxyd       .     .     . 

-~ 

7.79 

Eisenoxydul   . 

11.07 

— 

Manganoxydul     .     . 

Spur 

Spur 

Kalk      .... 

.       5.90 

8.74 

Magnesia   ... 

.       9.01 

3.41 

Kali      .... 

1.16 

0.24 

Natron      .     .     . 

3.07 

3.72 

Glühverlust    .     . 

.       4.38 

1.93 

Chromoxyd     . 

Spur 

0.51 

99.14 

99.86. 

3se  des  Variolit  ist 

ohne  Zweifel 

vielen  Z 

unterworfen  gewesen,  wie  der  grosse  Gltihverlust  und  die  Neubil- 
dungen von  Quarz,  Epidot,  Kalkspath  in  ihr  zeigen,  dennoch  ent- 
fernt sich  die  Zusammensetzung  des  Variolit  nicht  allzusehr  von  der 
der  körnigen  Diabase.  Was  die  kugelförmigen  feldspathartigen  Con- 
cretionen (II)  betrift't,  so  stehen  dieselben  nach  Delesse  dem  Labra- 
dor nahe.  Ilammelsberg  führt  diese  Substanz  unter  den  Oligoklasen 
auf  (Mineralchemie  612).  Fasst  man  indessen  das  Sauer stofTver- 
hältniss  ins  Auge,  so  beträgt  dasselbe  bei  Zugrundelegung  von 
Eisenoxyd  4.86  :  10.62  :  29.26  =  1  :  2.2  ;  6.00.  Der  Sauerstoff  der 
KlMtliiurt  beträgt  ftbiolut  genftu  leohirnftl  so  viel  alt  der  der  Mon- 

Xlrkfl,  rttrortphlt.   11. 


98  Yariolit,  Ealkaphanit. 

oxyde,  der  der  Sesquioxyde  entfernt  sich  allerdings  beträchtlich  von 
3.  Der  Gehalt  an  Kalk  und  Alkalien  stimmt  vortreflflich  mit  La- 
brador und  in  Anbetracht  des  hohen  spec.  Gewichts  möchte  man 
sich  mit  Delesse  dafür  entscheiden,  dass  diese  jedenfalls  etwas  ver- 
änderte und  wahrscheinlich  auch  nicht  ganz  homogene  Substanz 
eher  dem  Labrador,  als  dem  Oligoklas  anzugehören  scheint.  Die 
Kugeln  II  haben  trotz  des  grössern  Kieselsäuregehalts  ein  höheres 
specifisches  Gewicht,  als  die  Masse  I. 

Delesse  nennt  diese  Diabasvariolite  Variolites  de  la  Du- 
ra nee,  im  Gegensatz  zu  den  Variolites  du  Drac,  welche  von  den 
französischen  Geologen  auch  als  Spilite  bezeichnet  werden  und  den 
Melaphyrmandelsteinen  nahe  verwandt  sind  (vergl.  S.  66).  An- 
dere Forscher,  wie  Cordier,  ßlie  de  Beaumout,  Scipio  Gras  betrach- 
ten diese  Variolite  als  Gabbrogesteine  im  kryptokrystallinischen  Zu- 
stande, in  deren  Nachbarschaft  sie  allerdings  manchmal  auftreten; 
auch  Roth  reiht  die  Variolites  de  la  Durance  in  seiner  Uebersicht 
der  Gesteinsanalysen  dem  Gabbro  an.  In  Uebereinstimmung  mit 
Naumann,  v.  Cotta,  Seuft,  G.  Leonhard  u.  A.  haben  wir  ihn  hier 
den  diabasischen  Gesteinen  hinzugefügt,  weil  nichts  auf  die  Gegen- 
wart von  Diallag  hinweist.  Solche  Gesteine  finden  sich  am  Mont 
Genevre  bei  Brian^on  in  den  französischen  Alpen,  zwischen  Modane 
und  Bramant  in  Savoyen,  bei  Sestri  östlich  von  Genua;  ähnliche 
auch  in  der  Gegend  von  Ilof  im  Fichtelgebirge,  im  Voigtlande,  bei 
Tringenstein,  Oberscheid,  Oberndorf  in  Nassau.  Zahlreiche  Geschiebe 
von  Variolit  führen  die  Durance,  die  Doire  und  andere  Flüsse  der 
westlichen  Alpen  mit  sich. 

Halkaphanit. 

(Kalktrapp,   Blatterstein,  Diabasmandelstein,    Grünsteinmandelstein, 

Spilit  z.  Th.) 

Dass  die  Masse  der  Diabasgesteine  sehr  häufig  innig  mit  koh- 
lensaurem Kalk  imprägnirt  ist,  würde  schon  früher  erwähnt.  Wenn 
sich  innerhalb  der  aphanitischen  Gesteine  der  kohlensaure  Kalk 
in  Form  von  rundlichen  Kalkspathkügelchen  concentrirt,  so  ent- 
stehen charakteristische  Gesteine,  welche  man  am  füglichsten  mit 
Naumann  als  Kalkaphanit  bezeichnet. 

Dieselben  bestehen  aus  einer  unrein  grünlichgrauen,  schmutzig 
dunkelgrünen,  grünlich-  und  röthlichbraunen  meistens  dichten  oder 


Kalkaphanit.  99 

feinerdigen,  aphanitischen  Masse,  in  welcher  mehr  oder  weniger 
zahlreiche,  gewöhnlich  hirsekorn-  bis  erbsengrosse  Kalkspathkügel- 
chen  eingewachsen  sind.  Die  Grundmasse  ist  matt,  enthält  verhält- 
nissmässig  viel  von  dem  chloritischen  Bestandtheil  und  ist  daher 
in  der  Regel  so  wenig  hart,  dass  man  sie  leicht  mit  dem  Messer 
zu  ritzen  vermag;  sie  ist  stets  wasserhaltig  und  schmilzt  leicht 
vor  dem  Löthrohr. 

Die  Kalkspathkörner  sind  in  den  häufigsten  Fällen  ziemlich 
reichlich  der  Grundmasse  eingestreut,  oft  in  solcher  Menge,  dass 
nur  wenig  von  der  letztern  als  ein  spärliches  Bindemittel  übrig 
bleibt,  manchmal  liegen  sie  selbst  so  dicht  zusammengedrängt,  dass 
das  Gestein  fast  wie  ein  groboolithischer  Kalkstein,  oder,  wie 
v.  Dechen  sagt,  fast  wie  ein  rundkörnig  abgesonderter  Kalkstein  er- 
scheint. Die  Dicke  der  Kalkspathkörner  wächst  bisweilen  zu  der 
einer  Wallnuss,  vermindert  sich  in  andern  Abarten  so,  dass  es  nur 
mit  der  Loupe  gelingt,  die  winzigen  Kalkspathpünktchen  zu  er- 
kennen. Der  Umriss  ist  gewöhnlich  kugelrund,  nur  selten  ellipsoi- 
disch,  häufiger  noch  eckig;  ihre  Masse  ist  eine  vollkommen  com- 
pacte, bei  den  grössern  oft  mit  deutlicher  rhomboedrischer  Spalt- 
barkeit; niemals  zeigt  sich  ein  concentrisch-schaaliges  Gefüge,  nie- 
mals auch  im  Innern  eine  Höhlung.  Sie  liegen  fast  durchweg  scharf 
abgegrenzt  in  der  Grundmasse,  ihre  Oberfläche  erscheint  beinahe 
immer  rauh  und  matt,-  sehr  häufig  findet  sich  zwischen  ihnen  und 
der  Grundmasse  eine  dünne,  allseitig  umhüllende  Haut  von  grünem 
Chlorit  oder  von  braunem  Eisenoxydhydrat.  Braunspathkörner 
treten  hier  und  da  anstatt  des  Kalkspaths  auf,  auch  sind  neben 
den  Kalkspathkörnern  nicht  selten  kleine  dunkelgrüne  Chloritkörner 
und  -Kügelchen  in  der  Grundmasse  eingewachsen. 

Es  geht  hieraus  hervor,  dass  man  diese  Kalkaphanite  keines- 
wegs als  Mandclsteine  betrachten  darf,  denn  die  Kalkspathkugeln 
sind  nicht  Ausfüllungen  von  präexistirenden  Hohl-  und  Blasenräu- 
men. Ob  man  sie  aber  mit  Naumann  für  gleichzeitige  Concretions- 
gebilde,  und  nicht  vielmehr  für  secundäre  Concretionsgebilde  halten 
soll,  für  Verdrängungen  der  Grundmasse  durch  den  sich  coucen- 
trjrenden  fein  zertheilten  kohlensauren  Kalk,  welcher  selbst  das 
Resultat  von  Zersetzungsprocessen  ist,  die  Entscheidung  dieser  Frage 
zu  Gunsten  der  letztern  Ansicht  dürfte  bei  Erwägung  des  Um- 
atands,    dass    der    kohlensaure    Kalk    wohl    nie    in    unveränderten i 


100  Kalkaphanit,  Diabasraandel stein. 

'sondern    nur    in   umgewandelten    gemengten   Massengesteinen   auf- 
tritt, wenig  zweifelhaft  sein.  • 

Neben  den  Kalkaphaniten  gibt  es  nun  auch  wahre  Diabas- 
mandelsteine oder  Aphanitmandelsteine  mit  dichter 
Grundmasse  und  ächten  Mandeln  von  Kalkspath,  welcher  in  Hohl- 
räume infiltrirt  ist;  sie  ähneln  den  Melaphyrraandelsteinen.  Kalk- 
aphanite  und  Diabasmandelsteine,  welche  man  übrigens  bei  genauer 
Betrachtung  der  Form  und  Textur  der  Kalkspathmassen  nicht 
leicht  verwechseln  wird,  verdienen  —  wie  es  nicht  immer  geschieht 
—  scharf  auseinander  gehalten  zu  werden. 

In  denjenigen  Kalkaphaniten,  in  welchen  die  Kalkspnthkömer 
spärlicher  eingewachsen  sind,  pflegen  sich  nicht  selten  kleine  tafel- 
förmige Feld spnthkry stalle  einzustellen,  welche  an  Anzahl  zunehmend, 
alimählich  die  Kalkspathkörner  verdrängen.  In  den  kalkspath- 
reichen  Aphaniten  sind  erkennbare  Feldspathe  sehr  selten;  dies 
gegenseitige  Ausschliessen  scheint  auf  dem  mehr  oder  weniger  um- 
gewandelten Zustand  zu  beruhen.  Bisweilen  werden  durch  den  Ein- 
fluss  kohlensäurehaltiger  Gewässer  die  Kalkspathkugeln  in  den  Kalk- 
aphaniten und  die  Kalkspathmandeln  in  den  Diabasmandelsteinen 
wiederum  aufgelöst  und  es  entstehen  dann  schwammig  durchlöcherte, 
poröse  Gesteine.  Als  accessorische  Bestandmassen  mancher  Kalk- 
aphanite  werden  genannt:  Trümer,  Adern  und  Nester  von  Kalk- 
spath und  Eisenrahm  ,  Nester  von  schuppigem  Eisenglanz  und 
dichtem  Rotheisenstein. 

Delesse  hat  unter  dem  Namen  Spilit  einen  Mandelstein  unter- 
sucht, welchor  entweder  zu  den  Kalkaphaniten  oder  zu  den  Dia- 
basmandelsteinen gehört;  solche  Gesteine  bilden,  in  Säulen  abge- 
sondert die  drei  Hügel  von  Faucogney  (Haute-Saone)  und  finden 
sich  auch  bei  St.  Bresson,  bei  Mondahin,  Rimbach,  Grendelbruch 
u.  s.  w. ;  sie  besitzen  eine  »chmutziggrüne,  homogen  erscheinende 
Masse,  in  welcher  man  mit  der  Loupe  gestreifte  Labradortäfelchen 
aber  Jceiue  Augite  wahrnehmen  kann.  Bei  Faucogney  enthält  das 
Gestein  sehr  spärliche  kleine  eckige  Höhlungen,  welche  zwischen 
diesem  Ort  und  les-Mottes  sehr  gross  und  unregelmässig,  sowie 
ganz  oder  zum  Theil  mit  Kalkspath  erfüllt  werden,  welcher  von 
etwas  Delessit  umgeben  ist.  Das  Gestein  aus  dieser  Gegend  schmilzt 
zu  grünem  Glase,  sein  spec.  Gewicht  beträgt  2.906  und  seine  Ana- 
lyit  ergab:  Kietelsäurt  64.42 ;  Thontrde  20.60 ;  Eiawoxydul  9.44; 


Kaikaphan  itschief er.  101 

Manganoxydul  0.93;  Kalk  3.64;  Magnesia  3.87;  Kali  0.94;  Na- 
tmn  4.48;  Wasser  1.97  (100.29.  Ann.  des  mines  (4)  XII.  1847. 
245).  Vergleicht  man  damit  die  Analyse  der  Grundmasse  des  La- 
bradorporphyr von  Belfahy  in  den  Vogesen  (S.  86),  so  leuchtet 
die  grosse  Aehnlichkeit  sofort  ein ;  man  könnte  daraus  folgern,  dass 
die  Zersetzungsprocesse,  welche  wie  die  Kalkspathconcretionen  zeigen, 
unzweifelhaft  in  diesem  Gestein  vor  sich  gegangen  sind,  wahr- 
scheinlich derart  erfolgten,  dass  damit  weder  eine  Zufuhr  noch  Ab- 
fuhr von  Bestandtheilen,  sondern  lediglich  eine  veränderte  Grup- 
pirung  der  vorhandenen  Stoffe  verbunden  war. 

Vorzugsweise  finden  sich  die  Kalkaphanite  in  dem  an  Varie- 
täten so  reichen  Diabasgebiet  Nassaua  und  bei  Hof«  im  Fichtel- 
gebirge. ^ 

Kalkaphanitschiefer. 

Ebenso  wie  in  den  gewöhnlichen  Aphaniten  stellen  sich  auch 
nicht  selten  in  den  schieferigen  Aphaniten  Körner  von  Kalkspath 
ein ;  solche  Gesteine,  meisten»  dickschieferig  und  undeutlich  ge- 
schichtet, könnte  man  Kalkaphanitschiefer  nennen.  Wie  die  Apha- 
nitschiefer  selbst  mit  Grünst eintufFen  und  den  sog.  Schalsteineu  z.  B. 
Nassaus  in  sehr  enger  Beziehung  stehen,  so  auch  diese  mit  Kalk- 
spatli  oft  sehr  reichlich  erfüllten  Varietäten.  Grenzen  sind  kaum 
mit  einiger  Sicherheit  zu  ziehen. 

Die  Labrador- Augitgesteine  mit  körniger  (Diabas),  mit  dich- 
ter (Diabasaphanit),  mit  porphyrischer  (Labradorporphyr  und  Augit- 
porphyr)  Ausbildung,  welche  wir  hier  als  diabasische  Gesteine 
zusammenfassen,  sind  in  der  Regel  massige  Gesteine,  welche  von 
Schichtung  keine  Spur  zeigen.  Absonderung  ist  bei  ihnen  häufig, 
am  häufigsten  die  in  unregelmässig  polyedrische  Gesteinsmassen. 
Doch  findet  man  auch  diabasische  Gesteine  mit  ausgezeichnet 
säulenförmiger  und  kugelförmiger  Zerklüftung.  Naumann  erwähnt 
prismatische  Absonderung  an  einer  Diabaskuppe  bei  der  Schön- 
felser  Schäferei  in  Sachsen,  Sandberger  und  v.  Klipstein  beobach- 
teten dieselbe  bei  Gräveneck  in  Nassau  und  Niederbiel  unweit 
Wetzlar;  die  ausgezeichnetste  säulenförmige  Absonderung  der  Dia- 
basgesteine, welche  an  Regelmässigkeit  mit  der  vieler  Basalte  wett- 
eifert, scheint  aber  diejenige  zu  sein,  welche  Ilitchcock  an  den 
Grünsteinen    des  Connecticut-Thaies  in  Nordamerica  gewahrte,    wo 


102  Absonderung  und  Lagerungsformen  der  Diabase. 

namentlich  im  östlichen  Theile  des  Deerfield  -  Berges  sehr  schöne 
deutlich  gegliederte  Säulen  erscheinen,  deren  Glieder  die  auch  an 
manchen  Basaltsäulen  beobachtete  Eigenthümlichkeit  zeigen,  dass 
sie  unten  concav,  oben  convex  sind;  damit  hängt  zusammen,  dass 
sie  im  verwitterten  Zustande  sich  in  lauter  einzelne  concentrisch- 
schaalig  zusammengesetzte  Kugeln  auflösen  (Report  on  the  geology 
etc.  of  Massachusetts.  Amherst  1838.  406).  Die  ausgezeichnetsten 
und  regelmässigsten  Kugelahsonderungen  der  diabasischen  Gesteine 
sind  diejenigen,  welche  Goldfuss  und  Bischof  an  mehrem  Orten 
des  Fichtelgebirges  verbreitet  fanden,  wie  bei  Stehen,  Lichtenberg, 
Gottmannsgrün,  Selbitz,  vor  allem  schön  aber  an  der  Mühle  von 
Weidesgrün  unweit  Schauenstein;  ihr  Durchmesser  echwankt  von 
J  Zoll  bis  zu  8  Fuss,  ihr  Centrum  ist  ein  harter  und  fester,  ver- 
worren-krystallinischer  Kern,  durch  die  Verwitterung  tritt  eine  sehr 
deutlich  concentrisch-schaalige  Zusammensetzung  hervor.  Sehr  häufig 
haben  sie  sphäroidische  Gestalt,  und  ihre  Längsaxen  verfolgen  als- 
dann wohl  parallele  Richtung ;  sie  sind  durch  bald  mehr,  bald 
weniger  feinkörnige  oder  aphanitische  Diabasmasse  zu  einem  Ge- 
stein verbunden  (vgl.  Goldfuss  und  Bischof,  physicalisch-statistische 
Beschreib,  d.  Fichtelgeb.  1817.  L  171  und  Hoffmann,  Uobers.  d. 
orogr.  u.  geogn.  Yerh.  v.  N.W.  Deutschland  1830.  429). 

Unter  allen  Lagerungsformen,  in  welchen  die  diabasi- 
schen Gesteine  auftreten,  ist  keine  häufiger  als  die  lagerartige; 
solche  Diabaslager  sind  oft  dem  Nebengestein  sehr  regelmässig  ein- 
geschaltet und  wechseln  bisweilen  mehrfach  mit  ihm  ab.  Manche 
davon  dürften  als  deckenartige  Ausbreitungen  über  die  Oberfläche 
sedimentärer  Schichten,  welche  abermals  von  sedimentärem  Material 
überlagert  wurden,  zu  betrachten,  manche  auch  als  sog.  Lager- 
giinge,  als  intrusive  oder  Injections-Lager  zu  deuten  sein,  welche 
nach  unten  zu  alsdann  alle  mit  Gängen  in  Verbindung  stehen  müs- 
sen. Ob  überhaupt  und  wie  weit  solche  Diabaslager  als  umgewan- 
delte sedimentäre  Schichten  anzusehen  sind,  müssen  noch  nähere 
Untersuchungen  darthuu ;  die  Möglichkeit  einer  Umwandlung  von 
Grauwacke  in  Diabas  ist  allerdings  wahrscheinlich,  das  Product 
eines  solchen  Metamorphismus  würde  indessen  wohl  niemals  nach 
oben  und  unten  derartig  scharfe  Grenzen  aufweisen,  wie  sie  die 
Diabaslager  meistens  zeigen.  Bei  der  Betrachtung  der  genetischen 
Verhältnisse  der  gemengt-kömigen  Massengesteine  ist  der  Ort,  um 


Verbreitung  der  Diabasgesteine.  103 

auf  die  Frage  nach  der  metamorphischen  Natur  der  Diabaslager 
in  ausführlicherer  Weise  zurückzuj^ommen.  Kuppen  von  Diabas, 
wenigstens  solche,  welche  sich  als  ursprüngliche  erweisen,  sind  im 
Ganzen  selten,  auch  gehören  deutliche  Gänge  nicht  zu  den  häufigen 
Erscheinungen,  obschon  es  an  Beispielen  für  diese  Lagerungsform 
keineswf^gs  fehlt.  Fr.  Hoffmaun  erwähnt  so  drei  Gangbildungen  im 
Kalkstein  des  Fichtelgebirges,  am  Wege  von  Neila  nach  Schwarzen- 
bach  am  Wald  (circa  20  Fuss  mächtig)  und  im  Thal  der  Wald- 
Rodach,  südwestlich  vom  Döbraberge  (2  und  3  Fuss  mächtig); 
zahlreiche  Diabasgänge  sind  in  Norwegen  bekannt.  Deutlich  wahr- 
nehmbare Spuren  einer  mechanischen  'Einwirkung  der  Diabase  auf 
ihr  Nebengestein,  sowie  eingeschlossene  Fragmente  durchbrochener 
Gesteine  hat  man  bereits  in  mehrern  Diabasgebieten  beobachtet. 
Von  dem  stromförmigen  Auftreten  der  Augitporphyre  Südtyrols  war 
schon  oben  die  Rede. 

Die  Diabase  zeigen  eine  weit  grössere  Ve  r  b  r  e  i  t  u  n  g  als  die 
Diorite,  wenn  sie  auch,  gleich  diesen,  nicht  in  Form  von  grössern 
weit  ausgedehnten  Al)lagerungen  aufzutreten,  sondern  meist  nur 
Gebirgsglieder  von  beschränktem  Dimensionen  zu  bilden  pflegen. 
Sie  spielen  ihre  Rolle  namentlich  in  der  Uebergangsformation  und 
da  ist  es  besonders  diejenige  Deutschlands,  wo  sie  voiisugs weise 
entwickelt  zu  sein  scheinen  :  in  den  Lahngegenden  Nassaus,  in  West- 
phalen,  im  Hr.rz,  in  Sachsen,  im  Reussischen,  im  Fichtelgebirge, 
in  Schlesien.  Ausserdem  kennt  man  Diabase  und  ihre  Verhältnisse 
noch  näher  in  Devonshire  und  in  dem  südlichen  Norwegen. 

In  Nassau  bilden  die  diabasischen  Gesteine,  deren  Vorkomm- 
nisse sehr  ausführlich  von  Stifft,  F.  Sandberger  und  Koch  erforscht 
worden  sind,  Wechsellagerungen  mit  den  verschiedenen  Gliedern 
des  Grauwacken-  und  Thonschiefergebirges,  zumal  in  der  Gegend 
von  Dillenburg,  sich  bis  nach  Hessen  hineinerstreckend.  Diese  Dia- 
basablagerungen sind  namentlich  in  hohem  Grade  merkwürdig  durch 
die  deutlichen  üebergänge,  die  hier.'  aus  ihren  krystallinisch-kör- 
nigen,  porphyrischen  und  aphanitischen  Gliedern  in  die  sog.  Schal- 
steine (vgl.  diese  unter  den  klastischen  Gesteinen)  stattfinden,  wel- 
che höchst  wahrscheinlich  als  Diabastrümmergebilde  zu  betrachten 
sind.  Die  nach  Art  der  massigen  Gesteine  abgesonderten  aphaniti- 
schen Porphyre  verlieren  allmählich  ihre  Einsprengunge,  zahlreiche 
Kalkspathkörner  stellen  sich  ein,    während  sich  schieferige  Textur 


104  Yerbreitung  der  Diabasgesteine. 

entwickelt  und  solche  Kalkaphanitschiefer  gehen  alsdann  in  ächte 
Schalsteine  über.  Bei  Weilburg  lässt  sich  nach  F.  Sandberger  der 
üebergang  aus  Diabas  in  versteinerungsführende  Diabasconglomerate, 
und  aus  diesen  in  Schalsteine  leicht  verfolgen.  Sehr  beachtenswerth 
sind  auch  die  Beziehungen,  worin  manche  Diabasschalsteine  zu  den 
devonischen  Stringocephalenkalken  stehen;  man  kennt  die  deut- 
lichsten Mittel-  oder  Uebergangsglieder  zwischen  beiden,  welche 
man  je  nacF  dem  Vorherrschen  des  ^ einen  oder  andern  Materials 
als  Schalsteinkalke  oder  Kalkschalsteine  bezeichnet,  Gesteine,  wel- 
che wohl  ohne  Zweifel  aus  einer  Vermengung  von  Diabasschlamm 
mit  dem  sich  ablagernden  Kalkstein  hervorgegangen  sind,  und  des- 
halb auch  nicht  selten  Versteinerungen  des  Stringocephalenkalks 
umschliessen.  Alle  Verhältnisse  deuten  darauf  hin,  dass  die  Bildung 
dieser  nassauischen  Diabase  mitten  in  die  Zeit  fallt,  als  die  de- 
vonische Formation  aus  dem  Meere  sich  absetzte,  und  dass  das 
Emporsteigen  der  krystallinischen  Gesteine  von  mächtigen  Conglo- 
merat-  und  Tuflfbildungen  begleitet  war,  deren  Schlamm  mit  dem 
zugleich  sich  abscheidenden  Kalk  jene  Zwischenglieder  erzeugte, 
welche  im  Laufe  der  Zeit  noch  manchfachen  Veränderungen  unter- 
lagen. Gänge  von  Diabas,  von  denen  nur  einer  in  der  Gegend  von 
p]ibach  erwähnt  vnrd,  sind  in  diesem  Gebiet  eine  äusserst  seltene 
Erscheinung.  Innig  mit  der  Ablagerung  der  Schalsteine  und  Kalk- 
steine verbunden  sind  die  Lager  von  Rotheisenstein,  welcher  meistens 
mit  Quarz  oder  Kalkspath  gemengt  ist,  z.  B.  von  Aumenau,  Weilburg, 
Dillenburg.  Die  Rotheisensteine  bilden  ebenfalls  durch  Mittelglieder 
Uebergänge  in  die  beiden  andern  Gesteine,  und  umschliessen  die- 
selben Versteinerungen,  wie  die  Stringocephalenkalke. 

Aehnliche  Verhältnisse  wiederholen  sich  in  den  meisten  andern 
Diabasgebieten.  In  Westphalen  zeigen  nach  v.  Dechen  die  Labra- 
dorporphyre zwischen  Giershagen  und  Berge  gleichfalls  ein  lager- 
artiges Vorkommen  in  den  Schichten  des  Grauwackengebirges  und 
in  offenbarster  Abhängigkeit  von  diesen  Labradorporphyren  finden 
sich  Diabasmandelsteine,  Kalkaphanite,  Schalsteine,  welche  dieselben 
Petrefacten  führen,  wie  der  benachbarte  Schiefer,  und  Rotheisenlager; 
letztere  erscheinen  in  der  Regel  als  Grenzbildungen  zwischen  Thon- 
schiefer  und  Kalksteinen  und  es  bieten  sich  vollständige  Ueber- 
gänge von  dem  Kalkstein  durch  petrefactenführenden  kalkhaltigen 
Eisenstein  in  den  Eisenstein  selbst  dar. 


Verbreitung  der  Diabasgesteine.  105 

Am  Harze  besitzen  die  den  Diabasen  zugerechneten  Gesteine 
eine  verhältnissmässig  grosse  Entwicklung.  Von  Osterode  bis  nach 
Neustadt  verläuft  in  einer  Erst  reckung  vou  3^  Meile  ein  Diabas- 
zug, welcher  nach  Hausmann  als  ein  lagerartiges  Gebirgsglied  auf- 
zufassen ist,  während  man  weniger  mächtige  Lager  von  geringerer 
Ausdehnung  zwischen  Mägdesprung  und  Falkenstein  im  Selkethal, 
zwischen  Elbingerode  und  Treseburg,  zwischen  Wolfshagen  und 
Goslar  kennt.  Auf  das  deutlichste  verlaufen  sie  parallel  dem  Strei- 
chen der  Devonschichten  und  stellen  sich  so  als  regelmässig  ein- 
gelagerte IVJassen  dar.  Die  harzer  diabasischeu  Gesteine  entwickeln 
grrosse  Verschiedenheit  in  der  petrographischen  Ausbildung:  deut- 
lich körnig  gemengte,  feinkörnige  Diabase,  Diabasporphyre,  Apha- 
nit«,  Kalkaphanitc  finden  sich  nicht  selten  in  raschem  Wechsel, 
abeiinals  stellen  sich  auch  hier  die  Diabassclialsteine  ein,  und  wie 
in  Nassau  und  Westphalen  erscheinen  wiederum  Rotheisensteine 
namentlich  auf  der  Grenze  zwischen  Diabas  oder  Kalkaphaiüt  und 
den  Schichtgesteinen.  Der  Kalkstein,  welcher  an  den  Kalkaphanit 
angrenzt,  verläuft  oft  durch  einen  eisenoxydreichen  Kalkstein  in 
Rotheisenstein,  z.  B.  })ei  Hüttenrode,  Elbingerode,  Rübeland.  Selten 
sind  auch  hier  deutliche  gangförmige  Gebirgsglieder  von  Diabas ; 
nach  Hausmami  zeigen  sich  solche  in  den  Bodegegenden  und  in 
dem  Kalksteine  von  Rübeland.  Derselbe  Forscher  bemerkt  indessen, 
dass  die  Uebergangsschichten  in  der  Nähe  des  Diabas  verhältniss- 
mässig steiler  einfallen,  und  dass  dort  auch  die  Schichtenstörungen, 
die  Biegungen,  Stauchungen  und  Knickungen  bedeutend  häufiger 
und  auffallender  werden.  Kieselschieferartige  Gesteine  und  Wetz- 
schiefer,  Gebilde,  welche  als  Contactmetamorphoseu  von  Grau- 
wacke  und  Thonschiefer  erachtet  werden  diu-ften,  finden  sich  häufig 
an  der  Grenze  der  Diabase. 

Unweit  Freiborg  in  Sachsen,  in  der  Gegend  von  Seifersdorf 
und  Langhennersdorf  erscheinen  ebenfalls  Piinlagerun^on  von  Dia- 
bas in  den  Schichten  der  (jrrauwacke  und  de«  Thonschiefers,  wel- 
che nach  Schippau  als  Lagergänge  aufzufassen  sind,  und  mit 
einer  Diabaskuppe  zusammenhängen.  Elxuifalls  bei  Planitz  und 
Gospersgrün  in  der  Umgegend  von  Zwickau. 

In  dem  sächsischen  Voigtlando  und  im  Fichtelgebirge  in  Ober- 
franken gewinnen  die  Diabase  und  die  n)it  ihnen  zusammenhängen- 
den Gesteinsglieder  eine  sehr  ausgedehnte  Verbreitung,  namentlich 


106  Verbreitung  der  Diabasgesteine. 

|n  den  Umgebungen  von  Plauen,  Nossen,  Pausa,  Eof,  Stehen,  Sel- 
bitz,  Bemeck.  Sie  bieten  ebenfalls  sehr  merkwürdige  Verhältnisse 
dar :  Grünsteinlager  sind  den  üebergangsschichten,  Schieferschichten 
den  Grünsteiumassen  so  ungestört  eingeschaltet,  dass  wie  Nanmazm 
sagt,  »an  einer  gleichzeitigen,  oder  vielmehr  an  einer  unmittelbar 
auf  einander  folgenden  und  mit  einander  abwechselnden  Bildung 
der  beiderlei  Gesteine  kaum  zu  zweifeln  sein  dürfte«.  Andrerseits 
kennt  man  in  diesen  Gebieten  ausgezeichnete  und  charakteristische 
Diabasdecken,  welche  sich  in  völlig  unabhängiger  Lagerung  über 
den  Schieb tenköpfen  der  aufgerichteten  sedimentären  Gesteine  aus- 
breiten. Auch  Gänge  sind  mehrorts  zu  gewahren,  wovon  oben 
einige  Beispiele  angeführt  wurden;  im  Rimlasgrunde  bei  Bemeck 
findet  sich  über  Kalkstein  eine  Diabasdecke  abgelagert,  welche  nach 
unten  zu  mit  einem  drei  Fuss  mächtigen  Diabasgange  zusammen- 
hängt, der  durch  den  Kalkstein  aufsteigt,  Verhältnisse,  welche  an 
Wichtigkeit  um  so  mehr  gewinnen,  je  seltener  sie  in  solcher  Deut- 
lichkeit zu  beobachten  sind.  Bei  Berneck  setzen  auch  mehrere, 
wenig  mächtige  Diabasgänge  im  Grauwackenschiefer  auf,  in  wel- 
chem sie  sich  hier  und  da  verzweigen.  Associationen  mit  kiesel- 
schieferartigen  Gesteinen  sind  in  dem  sächsischen  Voigtlande  und 
den  reussischen  Landen  eine  sehr  häufige  Erscheinung;  auch  treten 
im  Voigtlande  und  in  Oberfranken  abermals  Kalksteinlager  in  in- 
niger Verknüpfung  mit  Diabasen  auf.  Eine  sehr  grosse  Ausdehnung 
besitzen  in  diesen  Gegenden  die  Diabasbreccien  und  Diabastufife, 
welche,  fast  immer  deutlich  geschichtet,  zumal  zwischen  Elsterberg, 
Plauen  und  Hof  ein  förmliches  Glied  des  Uebergangsgebirges  bil- 
den und  aus  einem  schmutziggrünen  dickschieferigen  Gestein  be- 
stehen, welches  zahlreiche  grösstentheils  eckige  Fragmente  von 
Diabasgesteinen  in  meist  aphanitischer  Ausbildung  umschliesst; 
einerseits  weisen  sie  allmähliche  Uebergänge  in  massigen  Diabas 
auf,  andrerseits  in  feine,  selten  organische  Reste  umhüllende  Dia- 
baspsammite  und  Thonschiefer.  Wie  in  Nassau  haben  hier  wahr- 
scheinlich Masseneruptionen  stattgefunden,  begleitet  von  mächtigen 
Tufi'bildungen,  welche  das  Material  zu  sedimentären  Schichten  her- 
gaben und  wobei  sich  der  Diabasschlamm  mit  dem  Thonschiefer- 
schlamm  zu  jenen  Uebergangsgliedern  vermengte. 

Zahlreiche  Vorkommnisse  von  Diabasgesteinen  beherbergt  das 
Silurbecken  von  Christiania,   wo   nach  Kjerulf   diese  Gesteine  bald 


^  Verbreitung  der  Diabasgesteine.  107 

in  Form  von  Decken  oder  Lagern,  bald,  und  verbal tnissraässig  häufig 
in  Form  von  Gängen  auftreten,  welche  Tbonscbiefer  und  Kalkstein 
durchsetzen.  Kjerulf  beobachtete  zwischen  der  Kirche  von  Asker 
und  der  Askers-Elv  so  viele  Diabasgänge,  dass  sie  einzeln  zu  zählen 
mühevolle  Arbeit  wäre ;  dersell)e  Diabas,  der  auf  der  Südspitze 
von  Birkö  bei  Holmestrand  sich  zwei-  oder  dreimal  lagerförmig  zwi- 
schen den  Kalksteinschichten  verzweigt,  ist  an  unzähligen  Stellen 
in  Gängen  vorhanden  (Christiania-Silurbecken  1855.  55).  Keilhau 
sah,  wie  auf  der  unweit  Holmeslrand  im  Christianiafjord  gelegenen 
Insel  Langöe  zahlreiche  Gänge  im  Silurkalk  aufsetzen,  welcher  auch 
Diabaslager  einschliesst,  von  denen  eines  bald  als  Lager  den  Kalk- 
schichten parallel  läuft,  dann  sich  aufrichtend  dieselben  als  Gang 
durchschneidet.  In  den  Diabasgängen  von  Eger  und  Sorgenfrie  im 
südlichen  Norwegen  finden  sich  Gneissfragraente  eingeschlossen.  Die 
Trappdecke  Westgothlands,  welche  sich  weithin  über  die  Silur- 
schichten ausbreitet,  und  deren  Reste  sich  in  den  Plateaus  der 
KinnekuUe,  des  Hunnebergs  u.  s.  w.  darbieten,  ist  nach  Axel  Erd- 
raann  Diabas,  von  welchem  oben  Analysen  mitgetheilt  wurden. 

De  la  Beche  beschrieb  die  diabasischen  Grünsteine,  welche 
in  der  üebergangsformation  von  Devonshire  grosse  Verbreitung  be- 
sitzen, und  z.B.  bei  Newton  -  Bushel,  High-Week  und  Bickington 
deutlich  ihr  Hervortreten  durch  den  Thonsclüefer  erkennen  lassen, 
während  man  bei  Buckfastleigh  nicht  minder  deutlich  ihren  Durch- 
bruch durch  den  devonischen  Kalkstein  beobachtet.  An  dem  Stein- 
bruch von  Luscombe  umschliesst  der  Diabas  grosse  meist  schoUen- 
förmige  Kalksteinfragmente,  bei  Kellan-Head  Schieferfragmente,  wel- 
che ein  porzell  an  jaspisartiges  Aussehen  erlangt  haben.  An  manchen 
Punkten  bildet  der  Diabas  verzweigte  Verästelungen  in  den  Tbon- 
scbiefer hinein,  wie  am  Vorgebirge  Towan-IIead,  dann  zwischen 
dem  Chick-Rock  und  der  Hollywell-Bay.  Wie  viel  von  jenen  mit 
dem  nicht  minder  berüchtigten  als  zur  vorläufigen  Bezeichnung 
nicht  ungeeigneten  Namen  greenstone  belegten  Gesteinen  Englands 
zu  den  ächten  Diabasen  zu  zählen  ist,  müssen  sorgfältige  Unter- 
suchungen  darthun. 

Die  Labradorporphyre  der  Vogcsen,  z.  B.  von  Ternuay,  Bel- 
fahy,  aus  der  Umgebung  von  Giromagny  scheinen  zwischen  die 
Periode  des  Rothliegenden  und  des  Vogesensandsteins  zu  fallen.  Von 
den  Augitporphyren  des  Fassathals  war  schon  oben   die  Rede. 


108  Verbreitung  der  Diabasgesteine. 

Nach  V.  Helmersen  ist  in  dem  russischen  Gouvernement  Olonez 
über  den  sedimentären  Schichten  eine  horizontal  gelagerte  Decke 
von  Grünsteinen  ausgebreitet,  welche  wohl  ebenfalls  zu  den  Dia- 
basen gehören. 

Die  von  G.  Rose  benannten  Augit-  und  Uralitporphyre  des 
Ural,  von  denen  wohl  jedenfalls  ein  durch  spätere  Untersuchungen 
abzugrenzender  Theil  zu  den  Labradorgesteinen  gehört,  sind  na- 
mentlich in  den  Umgebungen  von  Katharinenburg  und  Miask  ver- 
breitet; bei  Bogoslowsk  sind  sie  in  5  bis  6  Fuss  dicke  Kugeln 
abgesondert  und  umschliessen  auch  hier  zahlreiche  eckige  Bruch- 
stücke von  Grauwacke ;  in  ihren  Gebieten  liegen  die  berühmten 
Magnetberge  Katschkanar,  Wissokaja-Gora,  Blagodat.  Viele  der 
»grünen  Schiefer«  dürften  nach  Naumanns  Vermuthung  als  Mittel- 
gesteine zwischen  Schalstein  und  Diabas  oder  zwischen  Grünstein- 
tuflf  und  Diabasschiefer  zu  betrachten  sein. 

Zwischen  den  Grauwackensandsteinen  des  Conuecticut-Thales 
in  Nordamerica  sind  nach  llitchcock  Diabaslager  oft  von  bedeuten- 
der Mächtigkeit  ein  häufiges  Vorkommniss.  Tn  der  Grauwacke  des 
Staates  Massachusetts  kennt  man  auch  Gänge,  welche  nach  Jack- 
son gleichfalls  in  den  Schiefern,  Gneissen  und  Graniten  des  Staates 
Maine  vielverbreitet  sind,  wo  an  der  Südspitze  von  Deer-Island  der 
von  einem  Grünsteingang  durchsetzte  Thonschj^fer  an  der  Contact- 
fläche  Iheils  zu  einer  weissen  hornsteinähn liehen,  theils  zu  einer 
schlackigen  Masse  umgewandelt  sein  soll.  Andere  Contactmetamor- 
phosen,  welche  in  einer  Farbenveränderung,  einer  Ausbildung  von 
Blasenräumen  in  dem  angrenzenden  Sandstein,  sowie  einer  Ver- 
schmelzung desselben  mit  dem  Grünstein  bestehen,  erwähnt  Hitch- 
cock  von  dem  (irünstein  des  Rocky-Hill  bei  Hartford  in  Connecticut. 

Ob  die  sog.  Diabasporj)hyre  in  den  venetianischen  Alpen,  von 
Rigolato  und  Sapada  im  Piava-Thal,  deren  Bildung  nach  Stur  in 
die  Muschelkalkformation  fällt,  so  wie  die  anscheinend  noch  jungem 
sog.  Diabase  von  dem  nördlichen  Fusse  der  Stou-  und  Koschulla- 
Berge  im  östlichen  Kärnthen  in  der  That  hierhergehören,  verdient 
noch  näher  festgestellt  zu  werden. 

Das  Grundgebirge  der  Insel  Palma  (und  auch  noch  anderer 
der  Canaren),  über  welches  sich  die  vulkanischen  Bildungen  aus- 
gebreitet haben,  besteht  nach  W.  Reiss  aus  Diabasen  in  sehr  ver- 
schiedener  petrographischer    Ausbildung   und    aus   Hyperstheniten 


DiabaRgesteiue.  109 

(vgl.  die  Diabas-  und  Laven  Formation  der  Insel  Palma,  Wiesbaden 
1861),  deren  Alter  er  mit  dem  der  ältesten  Sedimentärformationen 
in  eine  Reihe  zu  stellen  geneigt  ist.  v.  Fritsch  hält  sie  für  jünger 
als  die  europäischen  Diabase,  gleichalterig  mit  den  sog.  Trappen 
der  Faeröer  oder  den  sog.  Tescheniten  Mährens  (Zeitschr.  d.  d. 
geol.  Ges.  XIV.  1862.  549);  demnach  würden  es  doleritische  Ge- 
steine sein. 

G.  Rose,  über  die  Grüustciiie,  Pogorend.  Ann.  1835.  XXXIV.   1. 

Hausmann,  Diabase  des  Harz,  lieber  die  Bildatig  des  Harzgebir- 
ges 1842. 

Streng,  Labradorporphyre  v.  Klbingerode,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1860.397. 

V.  Dechen,  Labradorporphyro-  der  Huhrgegenden,  Karstens  und  v. 
Dechens  Archiv  XIX.  1845.  453;  Verhandl.  d.  naturh.  Ver.  d. 
pr.  Rheinl.  u.  Westpb.  XII.   1855.  196. 

Oppermann,  Dissertation  über  Schalstein  und  Kalktrapp.  Frank- 
furt a.  M.  1836. 

StiflPt,  Diabase  in  Nassau,  geogn.  Beschreib,  des  Herzogth.  Nassau. 
AViesbaden  183J. 

Sandberger,  Diabase  in  Nassau,  Uebersicht  der  geol.  Verhältn.  des 
Herzogth.  Nassau,  Wiesbaden  1847.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1851.  150. 

C.  Koch,  »die  palaeozoischen  Schichten  und  Grünsteine  in  den 
Aemtern  Dilienburg  und  Herboru«,  Jahrbücher  des  Ver.  f.  Natur- 
kunde im  Herzogth.  Nassau   1858.  216  u.  238. 

V.  Klipstein,  Diabase  v.  Wetzlar  u.  Nassau,  Zeitschr  d.  d.  geol. 
Ges.  V.  516. 

Naumann  u.  v.  Cotta,  Diabase  Sachsens  (Umgebuugon  von  Freiberg, 
Zwickau,  im  Voigt  lande),  Geogn.  Beschr.  des  Königr.  Sachsens. 
Heft  I.  63,  Heft  IL  307.  329. 

V.  Rosthorn  u.  Canaval,  Schalsteiu  in  Kärnthen,  N.  Jahrb.  f.  ^lin. 
1855.  584. 

V.  Richthofen,  Augitporphyr  Tyrols,  Geogn.  Beschr.  der  Umg.  von 
Prodazzo  u.  s.  w.  1860    128. 

Delesse,  Diabase  der  Vogeseii,  Ann.  des  mines  (4)  XII.  1847.  195. 
283.  Uebersetzt  und  mit  Anmerkungen  versehen  von  llamniels- 
berg  im  Journ    f.  pr.   Chemie  XLIII.  417.  XLV.  219. 

ilVie  de  Beaumout,  Labradorporphyr  (»Melaphyr<'v),  der  Vogosen, 
Explic.  d.  1.  c.  geol.  d.  1.  Fr.   I.  365. 

Delesse,    Memoire  sur  la  Variolite,  Ann.  des  mines  (4)  XVII.   116. 

Foumet,  Variolit  der  Durance,  N.  Jahrb.  f.  Min.   1846.  365. 

Scipion  Gras,  Spilit-Schalstein  von  Villard  d'Arene  in  den  franz. 
Alpen,  Bull,  de  la  soc.  geol.  XIII    03., 

Delesse,  Diabas  von  Annalong,  Irland,  Annales  des  mines  1858. 
(5)  XIII.  374. 

D«^  la  Beche,  Diabase  von  Devou^hire,  Keport  of  the  geology  of 
OoniWAll,  DdYun  ftüd  W.  Sum^gdi  1889.  68.  87. 


110  Gabbro. 

Kjerulf,    Diabase    des    südl.    Norwegens,    Christiania-Silarbecken 

1855.  25  ff. 
A.  Erdniann,  Diabase  Westgothlands,  Vaegledning  tili  Bergartemas 

Kännedom  160. 
Streng,   Diabase  Westgothlands,    Zeitschr.    der  d.  geol.   Gesellscb. 

1858.  X.   171. 
V.  Helmersen,  Diabase  im  Goiiv.  Olonez    Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 

IX.  5G5. 
G.  Rose,    Aiigitporphyre  und  grüne  Schiefer  des  Ural,    Reise  nach 

dem  Ural  II.  190.  544.  571.  578. 
Hitchcock,    Diabase  des  Connecticutthaies,   Report  on  the  geology 

etc.  of  Massachusetts.  406. 

Clabbro. 

(Urgrünstein,    serpentinartiger  Granit,   Zobtenfels,  Diallagrock, 
Euphotide,  Ophiolithe,  Granitene,  Granito  di  Gabbro.) 
Der  Name  Gabbro  ward  zuerst    1810  von.L.  v.  Buch  ange- 
wandt   (im  Magaz.    der  Ges.   naturf.  Freunde  zu  Berlin  IV.   128); 
der  wahre  Gabbro  der    Italiäner    ist  ein   diallaghaltiger  Serpentin. 
Als  Gabbro    pflegt    man  ein  granitähnlich-kömiges  Gemenge 
aus  Labrador  (oder  Sa  ussuri  t)  und  Di  all  ag  oder  S  mar  ag- 
dit  zu  bezeichnen;    die  beiden    erstgenannten  Mineralien   sind  der 
feldspathige,  die  beiden  letztgenannten  der   augitische  Gemengtheil 
des  Gesteins. 

Der  Labrador  ist  glänzend,  weisslichgrau  oder  etwas  ins 
bläulichviolette  und  besitzt  in  grobem  krystallinischen  Kömern 
deutliche  Zwillingsstreifung ;  vor  dem  Löthrohr  ist  er  leicht  schmelz- 
bar und  von  concentrirter  Salzsäure  oder  Schwefelsäure  wird  er 
vollständig  zersetzt.  Dass  dei*  krystallinische  Feldspath  des  Gabbro 
wirklich  Labrador  ist,  geht  aus  den  Analysen  von  Delesse,  Ram- 
melsberg,  vom  Rath  und  Streng  hervor;  es  schwankt  darin  der 
Gehalt  an  Kieselsäure  von  50 — 55,  Thonerde  von  24 — 29,  Eisen- 
oxyd von  1 — 4.  Kalk  von  7 — 13,  Magnesia  von  0.5 — 1.5,  Natron 
von  3 — 6,  Kali  von  1 — 3,  Wasser  von  2 — 4,  das  spec.  Gew.  von 
2.7—2.84  (vgl.  Delesse,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VL  410  u.  550 
und  Ann:  des  mines  (4)  1849.  XVL  323;  vom  Rath,  Pogg.  Ann. 
1855.  XCV.  538  und  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  IX.  1857.  246; 
Rammeisberg,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XI.  1859.  101  ;  Streng, 
X.  Jahrb.  f.  Min.  1862.  936). 

Der  Saussurit  (Beudant,  früher  von  Saussure  Jade  genannt) 
ist   ein   Mineral,    dessen    eigentliche  Natur  noch  immer  nicht  nach 


SauBsnrit  im  Gabbro.  111 

allen  Seiten  hin  genügend  erkannt  ist;  er  ist  vorwiegend  dicht, 
matt  oder  nur  wenig  glänzend,  meist  graulich-  oder  grünlichweiss 
auch  bläulichweis 8,  vor  dem  Löthrohr  nur  ungemein  schwer  schmelz- 
bar und  wird  durch  Säuren  nicht  angegriffen.  Die  Frage,  ob  der 
Saussurit  ein  Feldspath  oder  ein  etwa  dem  Zoisit  oder  Mejonit 
nahestehendes  Mineral  sei,  ist  noch  unentschieden,  es  scheinen  ver- 
schiedene, in  ihrer  dichten  Beschaffenheit  ähnliche  Mineralien  mit 
diesem  Namen  belegt  worden  zu  sein.  G.  vom  Rath  untersuchte 
einen  >Saus8urif«  von  Neuro  de  in  der  schlesischen  Grafschaft  Glatz 
und  fand  darin:  Kieselsäure  50.84;  Thonerde  26.00;  Eisenoxyd 
2.73;  Kalk  14.95;  Magnesia  0.22  ;  Natron  4.68;  Kali  0.61;  Glüh- 
verlust 1.21,  welches  sehr  nahe  die  Zusammensetzung  des  Labrador 
ist,  mit  dem  auch  Spaltbarkeit,  Härte  und  Zwillingsbildung  über- 
einstimmt, während  das  spec.  Gew.  die  Höhe  von  2.998  erreicht 
(Poggend.  Ann.  1855.  XCV.  555).  Sehr  gut  stimmt  damit  die  Ana- 
lyse eines  Saussurit  vom  Zobtenberge  in  Schlesien  von  Chandler 
(Liebig  u.  s.  w.  Jahresbericht  1856.  858)  mit  Kieselsäure  51.76; 
Thonerde  26.82;  Eisenoxyd  1.77;  Kalk  12.96;  Magnesia  0.35; 
Natron  4.61  ;  Kali  0.62;  Glühverlust  0.68;  er  unterscheidet  sich 
nur  durch  sein  geringeres  spec.  Gew.  von  2.79 ;  gleichfalls  eine 
alte  Analyse  eines  Saussurit  vom  Ufer  des  Genfer-Sees  durch  Klap- 
roth  (Beiträge  IV.  271),  welcher  aber  3.20  wiegt.  Diese  Saussurite, 
denen  sich  ein  grünlich  weisser  von  Hunt  untersuchter  aus  der 
Schweiz  anschliesst,  können  noch  am  ehesten  als  Feldspathe  und 
zwar  als  Labradore  betrachtet  werden  ;  in  allen  ist  auch  das  Sauer- 
stoffverhältnis s  von  §  :  8i  =  1  :  2,  wie  beim  Labrador;  dagegen 
stehen  die  Monoxyde  und  Sesquioxyde  nicht  in  dem  dem  Feldspath 
eigenthümlichen  Sauerstoffverhält niss  1:3,  sondern  es  ist  immer 
mehr  Monoxyd  vorhanden,  als  dies  Verb  alt  niss  erfordert,  auch 
übersteigt  das  spec.  Gewicht  beträchtlich  das  des  Labrador.  Da- 
neben gibt  es  nun  auch  eine  Anzahl  von  andern  Saussuriten,  wel- 
che einen  niedrigem  Kieselsiluregehalt  aufweisen ;  so  fand  Bou- 
langer  in  einem  aus  dem  Orezza-Thal  in  Corsica  nur  43.6  (Ann. 
des  mines  (3)  VIII.  159),  Sterry  Hunt  in  einem  bläulichweissen 
vom  Monte  Rosa  nur  43.59  Kieselsäure  (Amer.  journ.  of  sc.  (2) 
XVn.  336),  welcher  Kieselsäuregelialt  mehr  mit  dem  des  Anorthit 
übereinstimmt;  hierher  gehört  auch  ein  von  Boulanger  untersuch- 
ter grünlichweisser  vom  Mont-Genevre,  sowie  ein  von  J.  Fikenscher 


112  Saussurit  im  Gfabbro. 

analysirter  vom  Genfer -Seo  (Journ.  f.  pr.  Chem.  LXXXIX.  466). 
Diese  Saussurite  mit  niederm  Kieselsäuregehalt  geben  das  Sauer- 
stoffverhältniss  R  :  R  :  Si  ^=^  1  :  2  :  3  ziemlich  genau  und  können 
wohl  auf  keine  Weise  als  Feldspathe  betrachtet  werden.  Hunt  hat 
darauf  hingewiesen,  dass  dies  das  SauerstofiFverhältniss  des  Zoisit 
sei  und  er  betrachtet  den  Saussurit  in  der  That  als  einen  dichten 
Zoisit,  welcher  kleine  Mengen  von  Magnesia  und  Natron  enthält, 
den  Saussurit-führenden  Gabbro  also  gar  nicht  als  ein  Feldspath- 
gestein;  mit  der  Zoisitnatur  stimmt  alsdann  auch  das  hohe  spec. 
Gewicht,  welches  er  bei  dem  vom  Monte  Rosa  zu  3.365  fand;  der 
vom  Mont-Genevre  wiegt  dagegen  nach  Boulanger  nur  2.65 ;  zu 
beachten  ist  übrigens,  dass  auch  das  spec.  Gewicht  des  offenbaren 
Labrador-Saussurit  vom  Raths  das  des  Labrador  sehr  bedeutend 
übersteigt.  Auch  dem  Mejonit  ist  jenes  Sauerstoffverhältniss  eigen 
und  der  von  Boulanger  untersuchte  Saussurit  vom  Mont-Gen^vre 
hat  nach  Hunt  Zusammensetzung  und  spec.  Gewicht  des  Mejonit. 
Fikenscher  nimmt  aus  dem  Umstand,  dass  der  Saussurit  vom  Genfer 
See  nicht,  wie  der  Zoisit  nach  dem  Glühen  gelatinirt,  Veranlassung, 
ihn  als  ein  ganz  selbständiges  Mineral  zu  betrachten.  Descloizeanx 
macht  gleichfalls  auf  die  grosse  Aehnlichkeit  aufmerksam,  welche 
zwischen  der  Zusammensetzung  der  kieselsäureärmern  sog.  Saussu- 
rite vom  Val  Orezza  auf  Corsica,  vom  Mont-Gen^vre,  vom  Monte 
Rosa  und  zwischen  derjenigen  der  Mejonite,  namentlich  des  Stro- 
gonowit  besteht  (Manuel  de  miner.  T.   1862.  212). 

Nur  den  Saussurit  der  ersten  Art  und  selbst  von  diesem  einen 
Theil  nur  mit  Vorbehalt  scheint  man  als  Gemengtheil  (Labrador- 
Saussurit)  des  Gabbro  annehmen  zu  dürfen.  Gesteine,  welche  einen 
der  zuletzt  erwähnten  Saussurite,  die  mit  grösster  Wahrscheinlich- 
keit keine  Feldspathe  sind,  oder  ihnen  ähnlichen  führen,  haben 
demnach  keinen  Anspruch  auf  den  Namen  Gabbro,  wenn  man  diesen 
nicht  auf  jedwede  Mineralcombination  mit  Diallag  oder  Smaragdit 
ausdehnen  will ;  die  Combination  dieser  Mineralien  mit  dem  Zoisit- 
oder  Mejonit-Saussurit,  wird  unten  bei  den  feldspathfreien  Gesteinen 
nochmals  aufgeführt  werden. 

Der  Diallag  ist  eine  Varietät  des  Augit,  die  sich  krystallo- 
graphisch  durch  die  sehr  vollkommene  Spaltbarkeit  parallel  der 
Querflüche  auszeichnet,  welche  die  des  Prismas  bei  weitem  über- 
trifft; auf  dieier  FUlohe  erioheint  ein  ddutliuher  perlmutttrartig«* 


Diallag  im  Gabbro.  113 

Metallglanz;  der  Diallag  bildet  blätterige  graue,  tombakbraune 
oder  schmutzigölgrüne  tafelartige  Krystalle,  mitunter  ist  ein  und 
derselbe  Kry stall  an  verschiedenen  Stellen  verschieden  gefärbt.  Der 
Diallag  des  Gabbro  führt  mehr  oder  minder  genau  auf  die  Formel 
R  Si  und  enthält  durchschnittlich  .im  frisch  erscheinenden  Zustande 
50—53  Kieselsäure,  2— 4  Thonerde,  18— 21  Kalk,  16— 18  Magne- 
sia, 8 — 9  Eisenoxydul  und  1 — 3  Wasser,  das  spec.  Gew.  schwankt 
zwischen  3.2  und  3.26.  Bisweilen  sind,  worauf  Quenstedt  aufmerk- 
sam macht,  die  Diallagtafeln  mehrere  Quadratzoll  gross  und  werden 
unregel massig  von  Labrador  durchbrochen,  ohne  sich  im  mindesten 
in  der  Richtung  ihres  Blätterbruchs  stören  zu  lassen,  eine  Erschei- 
nung, wie  beim  Schillerspath  an  der  Baste  im  Harz.  Die  Diallag- 
tafeln werden  mitunter  an  ihren  Rändern  von  einer  starkglänzen- 
den, schwäi-zlichen,  grünlichen  oder  bräunlichen,  faserigen  Horn- 
blenderinde umzogen  und  es  zeigt  sich  alsdann,  dass  die  Hauptaxen 
und  Hauptspaltungsflächen  beider  Mineralien  parallele  Lage  be- 
sitzen; solches  beobachteten  Köhler  und  Streng  am  Gabbro  von 
der  Baste  bei  Harzburg,  G.  Rose  an  dem  vom  Dorf  La  Prese  zwi- 
schen Bormio  und  Tirano  im  Veltlin.  In  dem  Gabbro  des  Harzes 
dringt  nach  Streng  mitunter  die  Hornblende  auf  kleinen  Spältchen 
und  Rissen,  diese  umsäumend,  in  die  Diallagmasse  ein ;  zuweilen 
greifen  beide  Mineralien  auf  eine  noch  verwickeitere  Weise  in  ein- 
ander —  wie  Hausmann  treffend  bemerkte,  mosaikartig  ineinander- 
gefügt —  so  dass  oft  ein  Diallagkrystall  braun  gestreift  erscheint 
von  Hornblendekry stallen,  die  parallel  seinen  eigenen  Fasern  in  ihm 
eingewachsen  sind.  Der  Diallag  in  dem  Gabbro  von  Odern,  Vo- 
gesen,  zeigt  nach  Delesse  zugleich  die  Spaltbarkeit  von  Augit  und 
Hornblende,  weshalb  er  ihn  mit  dem  Uralit  vergleicht. 

G.  Bischof  vermuthete,  dass  der  Diallag  kein  ursprüngliches 
Mineral,  sondern  ein  umgewandelter  Augit  sei ;  da  die  meisten  Um- 
wandlungen der  Augite  in  einer  Verdrängung  der  Kalkerde  durch 
^laguesia  bestehen,  so  sei  die  Möglichkeit,  dass  auch  die  Diallage 
aus  Augiten  hervorgegangen  seien,  nicht  zu  bezweifeln,  womit  auch 
ihr  Wassergehalt  übereinstimme  fLehrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geol. 
2.  Aufl.  II.  65  1)  ;  letzterer  ist  ül)rigens  nicht  so  unverhältnissmässig 
hoch.  Streng  zog  für  den  (labbro  des  Harzes  gleichfalls  den  Schluss, 
dass  der  Diallag  ein  Umwandlungsproduct  des  Augit  sei ;  darauf 
deute  ausser  dem   Wassergehalt  des  Diallag  und   der  bisweilen  be- 

Zirkel,  Petrograpliio     II,  Q 


114  Diallag,  Augit  und  Hornblende  im  Gabbro. 

obacbteten  Erscheinung,  dass  ein  und  dasselbe  Erystallindividuum 
am  einen  Ende  aus  Diallag,  am  andern  aus  Au^t  bestehe,  während 
der  mittlere  Theil  alle  Uebergangsstadien  ans  dem  einen  Mineral 
in  das  andere  darbiete,  auch  der  Umstand,  dass  da,  wo  der  Augit 
seinen  Glasglanz  zum  Theil  verloren  hat,  meist  auch  Diallag  neben 
ihm  vorkommt.  Diese  Umwandlung  muss  mit  einer  Aufnahme  von 
Eisenoxydul  und  Wasser  und  mit  einer  Fortführung  von  Kalkerde 
verbunden  gewesen  sein.  Räthselhaft  bleibt  es  indessen  bei  dieser 
Aufifassungs weise,  dass  so  häußg  beide  Mineralien,  mit  allen  cha- 
rakteristischen Eigenschaften  begabt,  ohne  jedweden  Uebergang 
neben  einander  vorkommen   und  scharf  von  einander  getrennt  sind. 

Aus  der  Verwachsung  von  Hornblende  einerseits  mit  Diallag, 
andererseits  mit  Augit  folgert  derselbe  Forscher,  dass  hier  eine 
Umwandlung  der  letztern  Mineralien  in  Hornblende  vorliege;  mög- 
lich ist  eine  solche  Umwandlung  allerdings,  wenn  aber  Streng  hinzu- 
fügt, »der  Augit  ist  früher  dagewesen,  als  die  Hornblende,  also  letztere 
aus  erster m  entstanden«,  so  erscheint  ein  solcher  Schluss  nicht 
ganz  gerechtfertigt;  auf  solche  Gründe  gestützt,  müsste  man  auch 
den  die  Orthoklaskry stalle  umsäumenden  Oligoklas  als  ein  Uni- 
wandlungsproduct  betrachten ;  bei  den  mit  den  Smaragditen  grosse 
Analogie  darbietenden  Perthitkrystallen  wird  man  auch  weder  eine 
Umwandlung  von  Orthoklas  in  Albit  noch  von  Albit  in  Orthoklas 
annehmen  wollen.  Die  scharfen  Grenzen,  die  bei  solchen  Umhül- 
lungen und  abwechselnden  Verwachsungen  erscheinen,  sprechen  bei 
weitem  mehr  für  ursprüngliches  Um-  und  Nebeneinanderki'ystalli- 
siren,  als  für  Umwandlungsprocesse.  Bei  den  von  einem  wasser- 
ärmei*n  Hornblenderand  umgebenen  wasserreichern  Diallagkrystallen 
müsste  der  unwahrscheinliche  Fall  gedacht  werden,  dass  entweder 
der  ursprüngliche  Augit  in  seinem  Kern  mehr  Wasser  aufgenommen 
habe,  als  an  seinem  Rande,  oder  dass  am  Saum  der  Diallagkrystalle 
eine  Wasserabscheidung  stattgefunden  habe. 

Der  Smaragdit  erscheint  in  grasgrünen,  perlmutterglän- 
zenden Körnern,  schön  z.  B.  in  dem  corsicanischen  Gabbro,  welcher 
von  den  Artisten  Verde  di  Corsica  genannt  wird.  Haidinger  hat 
gezeigt  (Gilberts  Annalen  LXXV.  381),  dass  die  meisten  Smarag- 
dite  aus  abwechselnden  dünnen  Lamellen  von  Hornblende  und  Augit 
zusammengesetzt  werden,  welche  so  verwachsen  sind,  dass  die  Haupt- 
axen  und  Hauptspaltungsfiächen  der  lamellaren  Individuen  parallel 


Gabbro.  115 

sind.  Es  ist  dies  dieselbe  Verwachsung,  wie  jene  von  Hornblende 
mit  Diallag  (vgl.  G.  Rose  in  Poggend.  Ann.  XXXI.  609  und  Reise 
nach  dem  Ural  II.  354,  wo  darauf  hingewiesen  wird,  dass  weil 
der  Querschnitt  der  Smaragditkrystalle  ein  augitischer  sei,  dieselben 
zu  dem  Uralit  gehören  dürften).  Fast  überall,  wo  sich  in  dem 
Gabbro  des  Harzes  Augit  findet,  ist  derselbe  nach  Strengs  Beob- 
achtungen mit  einem  dunkelbraunen  oder  smaragdgrünen  faserigen, 
starkglänzenden  Homblenderande  umgeben ;  auch  durch  die  ganze 
Masae  finden  abwechselnde  Verwachsungen  statt,  an  grossen  Kry- 
stallen  erscheint  einmal  der  Winkel  des  Augit,  ein  andermal  der 
der  Hornblende. 

Die  den  grauen  Diallag  und  die  den  grasgrünen  Smaragdit 
fuhrenden  Diallag-Gabbros  und  Smaragdit-Gabbros  lassen  sich  pe- 
trographisch  gut  auseinander  halten  und  sind  auch,  worauf  Nau- 
mann aufmerksam  macht,  räumlich  meist  getrennt;  so  findet  sich 
um  den  Monte-Rosa  fast  nur  der  erstere,  in  Oberitalien  fast  nur 
d^r  letztere.  Streng  erweitert  in  seiner  ausführlichen  Abhandlung 
über  den  Gabbro  des  Harzes  den  Begriff  dieses  Gesteins,  indem  er 
dazu  auch  Labrador-Hypersthen-  und  Labrador- Augitgesteine  zählt. 
Sterry  Hunt  ist  geneigt,  nur  das  aus  Saussurit  und  Diallag  be- 
stehende Gestein  als  wahren  Gabbro  anzuerkennen,  von  dem  das 
aus  Labrador  und  Diallag  zusammengesetzte  als  etwas  vollständig 
fremdartiges  zu  trennen  sei  (Amer.  joum.  of  science  (2)  XXV.  437). 

Die  Art  des  Gemenges  der  Gabbromineralien  ist  meist  eine 
vöUig  regellose,  *  granitische ;  namentlich  wenn  in  dem  Gabbro  der 
Labrador  vorherrscht,  ist  ihm  ein  deutlich  körniges  Gefüge  eigen. 
Gewöhnlich  ist  der  Labrador  in  dem  Gabbro  überwiegend  herr- 
schend ;  wegen  der  grossen  Flächen,  die  man  bei  der  vollkommenen 
Spaltbarkeit  des  Diallag  in  einer  Richtung  sehr  leicht  beim  Zer- 
schlagen des  Gesteins  erhält,  scheint  zwar  die  Menge  desselben 
oft  viel  grösser  als  die  des  Labrador  zu  sein,  doch  ist  dies  Ver- 
hältniss  kein  wirkliches,  da  die  Diallagblätter  meist  nur  geringe 
Dicke  besitzen.  Ist  der  Saussurit  in  grosser  Menge  vorhanden,  so 
wird  das  Gestein  oft  feinkörnig  dicht,  oder  porphyrartig;  der 
porphyi-artige  Gabbro  wird  meist  durch  eine  scheinbar  dichte  Saiis- 
suritgrundmasse  hervorgerufen,  in  welcher  grosse  Diallagt afein  liegen 
(Baumgarten  bei  Frankenstein  in  Schlesien  ;  Diallagindividuen, 
welche  die  Länge  von  ^  Fuss  erreichen,  kommen  nach  L.  v.  Buch 


116  Gabbro. 

bei  Saass  am  Monte-Rosa^  nacb  Majendie  und  Davy  bei  Coverack- 
Cove  in  Cornwall  vor).  Bisweilen  ist  der  Gabbro  schieferig  oder 
flaserig  ausgebildet,  indom  feinkörniger  Diallag  in  Lagen  oder  Flasem 
mit  dem  ebenfalls  kleinkörnigen  Labrador  abwechselt;  derlei  Ge- 
steine bieten  sich  dar  nach  Beudant  (Euphotide  schistoide)  in 
Ungarn  bei  Olah  -  Pataka  und  am  Sajo  bei  Dobschau,  sowie  nach 
Naumann  bei  Siebenlehn  und  Kosswein  in  Sachsen.  Variolitischen 
Gabbro  (Euphotide  variolitique)  könnte  man  mit  Naumann  (Geo- 
gnosie  L  575)  einen  kleinkörnigen  Gabbro  nennen,  dessen  Masse 
runde  weisse  Flecken  eines  leicht  schmelzbaren  Minerals  (eines 
dichten  Labrador)  enthält,  und  welcher  nach  Brongniart  bei  Pietra- 
mala  auftritt. 

Serpentin  erscheint  sehr  häufig  als  Umwandlungsproduct  der 
Gemengtheile,  wohl  vorwiegend  des  augitischen ;  Brongniart  nannte 
diesen  serpentinreichen  Gabbro  Euphotide  ophiteuse,  wie  er  z.  B. 
bei  Brian^'on  in  den  französischen  Alpen,  im  Saasser  Thal  im 
Wallis,  am  Monte  Ferrato  bei  Florenz  sich  findet.  In  allen  Vo- 
gesengabbros  ist  der  Serpentin  ein  häufiges  Vorkommniss,  entweder 
als  kleine  Aederchen  das  Gestein  durchziehend,  oder  kleine  Knöt- 
chen in  oder  zwischen  den  andern  Gemengtheilen  bildend,  welche 
durch  Serpentinschnürchen  mit  einander  verbunden  sind ;  er  nimmt 
an  Quantität  zu,  bis  er  fast  das  Uebergewicht  erlangt. 

Von  den  eigentlichen  accessorischen  Gemengtheilen  tritt  Horn- 
blende nicht  nur  in  der  oben  erwähnten  randlichen  Verwachsung 
mit  Diallag,  sondern  auch  in  selbständigen  dunkelbraunen  bis  schwar- 
zen Krystallen  auf;  so  im  Harz,  an  den  Manacle-Rocks  in  Cornwall, 
bei  La  Prese  im  Veltlin,  am  Ufer  des  Fiumalto  in  Corsica.  Glim- 
mer in  tombakbraunen  Blättern  im  Harz,  bei  Evanger  im  norwe- 
gischen Bergenstift.  Streng  vermuthet,  dass  in  den  harzer  Gabbros 
der  braune  Glimmer  ein  Umwandlungsproduct  von  Augit,  Horn- 
blende und  Diallag  sei.  Talk  nach  Brongniart  sehr  häufig  in  den 
Gabbros  zwischen  Genua  und  Savona.  Delesse  beobachtete  ihn  in 
mikroskopischen  Blättchen,  welche  die  andern  Gemengtheile,  na- 
mentlich den  Feldspath,  durchdringen,  allgemein  verbreitet  in  dem 
Gabbro  von  Odem  (Vogesen) ;  sie  treten  besonders  nach  einer  Cal- 
cinntion  oder  Behandlung  des  Gesteins  mit  Salzsäure  hervor.  Epi- 
dot  am  Monte-Rosa ;  Strahlstein ;  rother  Granat  zwischen  Gud vang 
und  Simlenaes,    sowie   zwischen  Bergen   und  Turnes  in  Norwegen, 


Chemische  Zusammensetzung  des  Gabbro.  117 

Dach  L.  V.  Buch.  Titaneisenerz  am  Harz  zwischen  Neustadt  und 
Oderkrug,  bei  Gwendra  und  St.  KeverDe  in  Cornwall ;  aus  dem  bei 
Menachan  vorkommenden  Gabbro  stammt  der  von  Werner  Menakanit 
genannte  Titaneisensand.  Magnetkies,  Eisenkies  bisweilen  einge- 
sprengt. Kalkspath  in  Nestern  und  Trümern  erwähnen  Brongniart 
(Enphotide  calcanfere)  von  Rochetta,  L.  v.  Buch  von  Covigliano. 
Germar  und  Brongniart  führen  den  Quarz  als  accessorischen  Ge- 
roengtheil  des  Gabbro  vom  Harz  und  des  Gabbro  zwischen  Genua 
und  Savona  auf,  G.  Rose  stellt  sein  Auftreten  als  ursprüngliches 
Mineral  in  Abrede;  doch  gedenkt  seiner  neuerdings  wieder  Streng 
bei  dem  harzer  Gabbro.  Quarzschnüre  beobachtete  Delesse  in  den 
Gabbros  der  Vogesen,  unregelmässig  begrenzte,  ausgeschiedene  Quarz- 
massen Streng  im  Radauthal  im  Harz,  dünne  Quarzlagen  L.  v.  Buch 
bei  Barnestagen  im  Bergenstift. 

Der  Gabbro  braust  hier  und  da  mit  erwärmter  Salzsäure,  was' 
auf  einen  Gehalt  an  Carbonaten  (wahrscheinlich  kohlensaurem  Kalk 
und  kohlensaurem  Eisenoxydul)  schliessen  lässt;  der  Gabbro  von 
Harzburg  enthält  weder  im  mehr  noch  im  weniger  verwitterten 
Zustande  kohlensauren  Kalk. 

I.  Radau thal  bei  Harzburg,  kleinkörnig;  Keibel,  Zeitschr.  d. 
d.  geol.  Ges.  IX.  1857.  573. 

H.  Von  der  Südgrenze  der  Ablagerung  im  harzer  Radau  thal 
an  der  nach  dem  Torfhause  führenden  Landstrasse,  mit  vorherr- 
schendem frischem,  weissem  oder  farblosem,  glänzendem  liabrador, 
dunkelgi'ünem  bis  graugrünem,  matt  perlmutterglänzendem  Diallag, 
ziemlich  viel  Titaneisen  und  Magnetkies,  höchst  seltenen  Quarz- 
körnchen.    Streng,  N.   Jahrb.  f.  Min.    1862.   962. 

HI.  Neurode  in  der  Grafschaft  Glatz  (^feinkörniger  Hyper- 
sthenit*;;  vom  Rath,   Poggend.  Annal.  XCV.  1855.  547. 

IV.  Neurode,  kleinkörniges  Gemenge  von  Saussurit  und  Uralit 
mit  ausgeschiedenen  1 — 2'"  grossen  Saussuriten  (»Grünstein«); 
vom  Rath  ebendas    558. 

V.  Thiergarten  bei  Dillenburg  in  Nassau,  kleinkörnig  mit  La- 
brador und  Dialhig.  C.  Koch,  Jahrb.  d.  Ver.  f.  Naturk.  in  Nassau 
XML    1858.    123. 

VI.  Innthal  zwischen  Martinsbruck  und  Remus,  Labrador 
graulichweiss,  überwiegend,  Diallag  grünlich  ;  Bunsen,  Mittheil,  au 
Roth   1862. 


118  Chemische  Zusammensetzung  des  Grabbro. 

Vn.  »Gabbro«  von  Lofthus  in  Snarum,  Labrador  violett,  Au- 
git  und  Hornblende  grün,  der  wenige  Glimmer  tombakbraun;  Eje- 
rulf,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1862.  144. 


I. 

II. 

in. 

IV. 

V. 

VI. 

vn. 

Kieselsäure 

49.14 

53.65 

50.08 

49.73 

43.5 

51.35 

53.76 

Thonerde 

15.19 

20.77 

15.36 

13.07 

17.2 

19.82 

13.35 

Eisenoxyd 

Eisenoxydul 

Kalk 

5.88 

9.49 

10.50 

0.98 
7.61 
9.16 

6.72 
14.90 

15.35 
10.24 

10.8 
11.2 

14.95 
3.51 

11.59 
6.92 

Magnesia 

6.64 

1.57 

9.99 

6.77 1 
0.55  [ 
3.23) 

4.14 

7.22 

KaH 

0.28 

1.61 

0.29 

10.0 

2.52 

0.30 

Natron 

2.26 

3.33 

1.80 

3.69 

1.70 

Glühvorlust 

0.52 

1.33 

1.27 

0.82 

3.4 

— 

3.70  Ti 

99.90  100.01  100.41  99.76  96.1  99.98  98.54 
I  enthält  noch  Manganoxydul  0.05;  Chlorcalcium  0.11;  Fluorcal- 
cium  0.09;  Phosphorsäure  0.81.  V  Eisenkies  2.3;  Kohlensäure 
und  Verlust  1.16.  Keibel  berechnete  für  I  folgende  Zusammen- 
setzung: Labrador  52.15;  Diallag  37.81  (ausserordentlich  eisen- 
oxydul haltig);  Apatit  1.96;  Magneteisen  8.52.  In  II  mußs  der 
überwiegende  Labrador  verhältnissmässig  alkalireich  sein,  da  von 
dem  geringen  Gehalt  von  1.57  Mg  noch  ein  JTheil  auf  den  Labra- 
dor kommt ;  der  hohe  Kieselsäuregehalt  —  ungefähr  dem  des  La- 
brador gleichkommend  —  deutet  auf  die  Gegenwart  von  Quarz  hin, 
ebenso  in  VII.  In  der  grobkörnigen  Varietät  von  III  hält  vom  Rath 
das  den  Labrador  begleitende  schwarze  Mineral  für  Hypersthen, 
weil  ausser  den  Spaltungsrichtungen  parallel  den  Abstumpfungen 
der  Augitsäule  (wovon  diejenige  parallel  der  Querfläche  sehr  voll- 
kommen, die  parallel  der  Längsfläche  faserig  ist)  auch  noch  die 
Flächen  der  Augitsäule  selbst,  wenn  auch  schwach  als  Spaltungs- 
richtiing  hervortreten,  während  die  grünen  Diallage  anderer  dorti- 
ger Varietäten  dieser  Spaltungsrichtung  entbehren.  Auf  diese  ge- 
ringen Differenzen  in  dem  Blätterbruch,  sowie  auf  das  etwas  grös- 
sere spec.  Gewicht  des  »Hypersthen«  scheint  man  aber  dem  Um- 
stände gegenüber  kein  Gewicht  legen  zu  dürfen,  dass  die  chemische 
Zusammensetzung  des  schwarzen  »Hypersthen«  (a)  und  des  grünen 
Diallag  (b)  eine  so  nahe  übereinstimmende  ist,  dass  ihre  Substanz 
als  identisch  gelten  muss ;  so  beträgt  beispielsweise  die  Kieselsäure 
in  a  51.78,  in  b  50.00;  Kalk  in  a  20.04,  in  b  21.11;    Magnesia  in 


Zusammensetzung  des  Gabbro.  119 

a  15.58,  in  b  15.87.  Ein  achter  Hyperstben  kann  dies  schwarze 
Mineral  mit  seinem  grossen  Kalkgehalt  nicht  sein,  denn  dieser 
übersteigt  in  den  Analysei;  eigentlicher  Hypersthene  nicht  5  pct. 
und  es  scheint  daher  dasselbe  gleichfalls  als  ein  etwas  eiseuoxy- 
dulreicherer  Diallag  gelten  zu  müssen.  Descloizeaux  hat  über- 
dies durch  optische  Untersuchungen  neuerdings  nachgewiesen,  dass 
der  »Hypersthenit«  von  Neurode  und  Volpersdorf  nur  mit  Un- 
recht so  genannt  wird,  indem  er  gar  keinen  Hyperstben  enthält. 
Während  vom  Rath  bei  zweien  mit  Diallag  verbundenen  Feldspathen 
von  Neurode  ein  SauerstofiTverhältniss  fand,  welches  dem  von  1:3:6 
so  nahe  kommt,  dass  an  der  Labradornatur  derselben  kaum  ein 
Zweifel  gestattet  ist,  indem  der  eine  1.02:3:5.87,  der  andere 
1.08:3:5.91  ergab,  suchte  Websky  aus  krystallographischen  Grün- 
den darzuthun,  dass  der  weisslichgraue  interessante  Zwillingsver- 
wachsungen darbietende  Feldspath,  welcher  mit  grünen  und  brau- 
nen Diallagen  und  Serpentin  verbunden  ist,  Anorthit  sei,  indem 
der  Winkel  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Blätterbruch  86*^  be- 
trage, was  mehr  mit  Anorthit  (bei  welchem  man  diesen  Werth 
zwischen  85"  35'  und  85^50'  fand)  als  mit  Labrador  stimme  (bei 
welchem  jener  zwischen  86"  25'  und  86"  40'  liege)  und  weil  an 
den  Krystallen  auch  die  Querfläche  auftrete;  vielleicht  sind  ver- 
schiedene Feldspathe  mit  dem  Diallag  verbunden.  Aus  den  Unter- 
suchungen des  letztern  Forschers  ergab  sich,  dass  die  optischen 
Verhältnisse  des  grünen  auf  den  Spaltungsflächen  diamantglänzenden 
Diallag  etwas  von  denen  anderer  Diallage  und  des  Diopsid  ver- 
schieden sind,  und  dass  hier  und  da  in  spärlicher  Menge  Lamellen 
von  haarbraunem,  etwas  ins  violette  ziehendem  Hyperstben  in  den 
Diallag  eindi'ingen ;  ausserdem  führt  das  Gestein  accessorisch  rhom- 
boedrische  Eisenglanz-  oder  Titaneisenkrystalle  und  wasserhelle  mi- 
kroskopische Apatitsäulcheu  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Gesellsch.  XVI. 
1864.  530). 

In  IV  berechnete  vom  Ilath  43.54  Sau ssurit  und  56.31  Uralit. 
In  VI  befromdot  der  ausserordentlich  niedrige  Kalkgehalt:  aus 
Labrador  und  Diallag  allein  kann  dies  Gestein  unmöglich  bestehen. 
VII,  in  welchem  kein  Diallag  angegeben  wird,  ist  vielleicht  gar 
kein  Gabbro,  sondern  ein  diabasisches  Gestein.  Delesse  fand  in 
einem,  gewöhnlich  als  Gabbro  bezeichneten  Gestein  vom  Mont- 
Genevre  im  Dep.  der  Hochalpen  Kieselsäure  45.00 ;  Thonerde  und 


120  Gabbro. 

Eisenoxyd  26.83 ;  Kalk  8.49  ;  Magnesia  und  Alkalien  13.90;  Wasser 
und  Kohlensäure  5.78;  es  ist  dies  dasselbe  Gestein,  aus  welchem 
der  oben  erwähnte  Saussurit  stammt  und  gehört  daher,  da  dieser 
kein  Feldspath  zu  sein  scheint,  nicht  dem  Gabbro  an. 

Das  spec.  Gewicht  beträgt  bei  I  3.081,  bei  11  2.82,  bei  III 
2.917,  bei  rV  3.055;  bei  einem  aus  Labrador,  Smaragdit  und  Talk 
bestehenden  Gabbro  aus  Corsica  (Verde  di  Corsica)  3.10. 

Aus  der  Vergleichung  frischer  und  verwitterter  Gabbros  des 
Harzes  zog  Streng,  welchem  wir  eine  grösseie  Anzahl  von  Analysen 
solcher  Gesteine  aus  dem  Harz  verdanken,  den  auf  das  Unverän- 
dert gebliebensein  der  Thonerde  basirten  Schluss,  dass  der  Ver- 
wittern ngsprocess  mit  einer  Wasseraufnahme  eingeleitet  wurde,  in- 
dem sich  gleichzeitig  ein  grosser  Theil  des  Eisenoxydul  in  Eisen- 
oxyd verwandelte,  dass  ferner  ein  kleiner  Theil  Kalk  und  Magnesia 
fortgeführt  wurde,  während  das  Kali  unverändert  blieb,  wogegen 
eine  Anreicherung  von  Kieselsäure  und  Natron  eintrat. 

Häufig  ist  der  durch  chemische  Umwandlung  hervorgebrachte 
Uebergang  des  Gabbro  in  Serpentin  beobachtet  worden,  ja  es  mag 
fast  keine  grossem  Gabi)romassen  geben,  mit  denen  nicht  Serpentin 
vergesellschaftet  wäre  (vgl.  I.  S.  326) ;  ein  anderes  Zersetzungspro- 
duct  des  Gabbro  ist  die  Walkerde  (s.  d.).  Die  Uebergänge  in  Diorit 
und  Granit  indessen,  welche  man  von  einigen  Orten  anführt,  be- 
ruhen wohl   nur  auf  einer  irrthümlichen  Bestimnmng. 

Der  körnige  Gabbro  ist  meistens  ein  massiges,  polyedrisch 
abgesondertes  Gestein,  der  schieferige  Gabbro  zeigt  aber  an  den 
oben  erwähnten  Punkten  seines  Vorkommens  eine  deutliche  Schich- 
tung. Mächtige  Stöcke  und  Gangstöcke  sind  die  Form,  in  welcher 
die  Gabbrogesteine  zumeist  erscheinen.  Eine  deckenartige  Aus- 
breitung, wie  sie  der  Basalt  zeigt,  hat  man  bis  jetzt  nicht  an  ihnen 
beobachtet,  überhaupt  treten  sie  vorzugsweise  nur  als  wenig  aus- 
gedehnte Gebirgsglieder  auf. 

Am  Harz  ist  der  Gabbro  z.  Th.  von  den  Grauwacken  und 
Thonschiefem  der  Uebergangsformation,  z.  Th.  von  Graniten  und 
(ineissen  begrenzt,  und  wird  von  Granitgängen  durchsetzt  (ober- 
halb der  Einmündung  des  Hasselbachh  in  die  Ecker  nach  Hausmann)  ; 
nach  .lasche  setzen  dagegen  auch  Gabljrogänge  im  Granit  auf;  am 
Fuss  tl(»s  Brockens  zwischen  Neustadt  und  dem  Oderkruge;  im 
Kadauthale  bei  Harzburg,  wo  er  nach  Hausmann  Fragmente  eines 


Verbreitung  des  Gabbro.  121 

petrefactenführenden  quarzitähnlichen  Sandsteins  umschliesst  (Bildg. 
d.  Han&geb.  35).  Jn  Nassau  mm  Dillenburg  und  Herborn  bildet  der 
Gabbro  zahlreiche  Stöcke  und  Gänge ;  seine  Ablagerung  scheint 
zwischen  die  Bildung  der  obern  devonischen  und  der  Culm-Schichten 
zu  fallen.  Bei  Ehrenbreitstein,  gegenüber  Coblenz,  beobachtete  Nög- 
gerath  einen  mindestens  40  Fuss  mächtigen  Gabbrogang  in  der 
Graawacke;  der  vorwaltende  Feldspathgeraengtheil  ist  schmutzig- 
lichtgmn,  fettglänzend,  meist  dicht  und  splitterig,  nur  bisweilen 
sind  gestreifte  krygtallinische  Flächen  wahrnehmbar.  Neben  dem 
diallagartigen  Gemengtheil  finden  sich  noch  viele  Magneteisenkörn- 
chen und  spärliche  tombakbraune  Glimmerblättchen ;  es  ist  noch 
näher  zu  entscheiden,  ob  dieses  Gestein  in  der  That  Gabbro  ist. 
In  Schlesien  bildet  Gabbro  den  fast  2200  Fuss  hohen  Zobtenberg ; 
bei  Neurode.  Volpersdorf,  Fbersdorf  setzt  er  eine  J  Meile  lange 
und  fast  \  Meile  breite  Masse  zusammen  (Zobel  und  v.  Carnall  in 
Karstens  Archiv  1831.  61).  In  Sachsen  liegt  das  Gabbrogebiet 
von  Rosswein  auf  der  Grenze  von  Glimmerschiefer  und  Granulit, 
das  von  Siebeulehn  zwischen .  Thonschiefer  und  Gneiss;  bei  Meins- 
dorf  und  Callendorf  finden  sich  kleinere  Gabbromassen  im  Granulit. 
In  Böhmen  beobachtete  v.  Hochstetter  in  der  Umgegend  von  Rons- 
perg  bei  Wottawa  am  rothen  Berg  und  bei  Wonischen  am  Fut- 
schaberg  ausgezeichneten  Gabbro  mit  handgrbsson,  oft  mit  Horn- 
blende umrandeten  D i all agkry stallen  in  der  körnigen  Labradormasse ; 
er  kommt  hier  in  den  zwischen  Gneiss  und  Thonglimmerschiefern 
eingelagerten  Hornblcndeschiefern  vor.  Langenlois  bei  Krems  in 
Oesterreich.  Bei  Dobschau  in  Ungarn  bildet  der  Gabbro  im  Glim- 
merschiefer Stöcke,  in  denen  sich  nach  Beudant  Kupfer-,  Kobalt- 
und  Nickelerze  in  bedeutenden  stockartig  eingelagerten  Nestern 
finden. 

In  den  Vogesen  erscheint  der  (labbro  in  der  Gegend  von 
Odern  und  von  Fclleringen.  Am  Thalhorn  bei  Odern,  auf  dem 
(fipfel  dos  DruMiont  auf  dem  rechton  und  bei  Steinlebach  auf  dem 
linken  Ufer  der  Tliur  ist  er  eng  mit  Serpentin  verknüpft,  so  dass 
kaum  eine  Grenze  gezogen  werden  kann  ;  die  Gabbros  bilden  Gänge 
im   l'ebergangsgebirge. 

In  Norwegen  bei  .lerkin  ist  der  Gabliro  auf  Glimmerschiefer 
;<elagert  und  von  Granit  bedockt ;  im  Throngebirge  zwischen  Roeraas 
und  Foldal  am  linken   Ufer  des  Glommen;  südlich  von  Bergen  die 


122  Verbreitung  des  Gabbro. 

ganze  Bergreihe  bildend,  welche  an  der  rechten  Seite  des  Samnan- 
ger^ord  gegen  2  Meilen  weit  hinzieht;  am  Nordcap  (lieonh.  Char. 
d.  Fels.  I.  137).  Ausgezeichneter  Gabbro  erscheint  nach  Hjoi'tdahl 
und  Irgens  südöstlich  vom  Endestad-See  unweit  des  HögdalsQord 
im  Nordre-Bergenhus-Amt.  In  Cornwall  tritt  im  östlichen  Theile 
der  Halbinsel  Lizard,  auf  das  innigste  mit  Serpentin  verbunden, 
Gabbro  auf,  welcher  nördlich  bis  Porthoustock  und  Tregidden  reicht 
und  auf  der  südlichen  Grenze  beider  Gesteine  bei  Coverack-Cove 
sieht  man  deutlich  wie  der  Gabbro  Ramificationen  in  den  Serpentin 
aussendet ;  ganz  dieselbe  Durchsetzung  gewahrt  man  bei  dem  Gab- 
brogang,  welcher  sich  südlich  von  der  Hauptmasse  von  Careg-Looz 
nach  Goonhilly-Downs  erstreckt.  Bei  Landewednack  sind  Gabbro- 
gänge  zu  beobachten,  welche  den  Homblendeschiefer  und  den  dar- 
über liegenden  Serpentin  durchsetzen. 

In  den  Alpen  ist  der  Gabbro  vielorts  verbreitet:  In  der 
Dauphinee  bei  Brian^on  und  La  Grave;  Val  Tornanche;  Graue 
Alpen  am  Berge  Mussinet  bei  Turin;  Saasser  Thal  in  der  Monte- 
Rosa-Kette,  im  Gebiet  des  Glimmerschiefers  und  Kalkgliromerschie- 
fers  des  oberu  Wallis.  Graubündtner  Alpen  an  der  Cimultkette, 
namentlich  von  Marmorera  aus  im  Gebiete  des  Thonschiefers.  In 
den  ligurischen  Alpen  im  Gebiet  des  Lias  und  Quadersandsteins 
zwischen  Genua  und  Savona.  In  der  Umgegend  von  Florenz  und 
Prato  (Monte  Ferrato,  Pietra-mala,  wo  der  Gabbro  Fragmente  von 
Fucoidenkalkstein  umschliesst  u.  s.  w.)  und  an  der  Küste  südlich 
von  Livorno.  Ueberall  ist  hier  der  Gabbro  eng  mit  Serpentin  ver- 
gesellschaftet und  scheint  erst  nach  der  Kreideformation  hervorge- 
treten zu  sein,  so  dass  die  Eruptionsepochen  des  Gabbro  sich  als 
sehr  verschieden  erweisen ;  auf  Corsica  zwischen  Corte  und  der 
Meeresküste  in  den  Bergen  von  San  Piedro  de  Rostino.  Auf  der 
Insel  Cypern  ist  nach  Unger  der  Gabbro  sehr  verbreitet ;  nach 
Hawkins  soll  der  altbeiühmte  Kupferbergbau  der  Gegend  von  Fa- 
magusta  im  Gabbro  geführt  wordea  sein. 

Junghuhn  erwähnt  Gänge  von  *  Gabbro*,  welche  auf  Java  bei 
Tjibulakan  Glieder  der  Tertiärformation  durchsetzen  (Java  III.  243). 

L.  V.  Buch,   Reise  nach  Norwegen  I.  47G;  II.  84.  Berliner  Magaz. 
IV.  128;  VII.   234. 

Gerraar,  Taschenb.  für  Miner.  XV.  25. 

A.  Bronjjniart,  Annales  des  mines  VI.   177. 

G.  Rose,  über  den  G.,  Poggend.  Annal.  1835.  XXXIV.  16. 


Hypersthenit.  123 

Sterry  Hunt,  Gemengtheile  des  G.,  Am.  joum.  of  sc.  (2)  XXV.  437. 
Sterry  Hunt,  Allgem.  üb.  G.,  Am.  joum.  of  sc.  (2)XXVn.  1859.  336. 
Hausmann,  G.  d.  Harzes,  Ueber  d.  Bildung  d.  Harz -Gebirges  16  ff. 
Jascbe  ebendar.,  Die  Gebirgsformationen  der  Grafschaft  Werni- 
gerode 1658. 
Rammeisberg,  G.  von  der  Baste  (Radauthal)  im  Harz,  Zeitschr.  d. 

d.  geol    Ges.  XI.  1859.  101. 
Keibel,  G.  vom  Radauthal  im  Harz,  Zeitschr.  d.  d,  geol.  Ges.  IX. 

1857.  573. 
Streng,  G.  des  Harzes,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1862.  933. 
C.  Koch.  G.  in  Nassau,  Jahrb.  f.  Naturk.  in  Nassau  XIII.  1858.  121. 
Nöggerath,    G.  v.  Ehrenbreitstein,   Karstens  u.  v.  Dechens  Archiv 

XVI.  1842.  363. 
V.  Hochstetter,  G.  von  Ronsperg  in  Böhmen,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst. 

VI.  1855.  177.  783. 
vom  Ratb,    G.  aus  dem  Oberhalbstein,   Graubündten,   Zeitschr.  d. 

d.  geol.  Ges.  1857.  246. 
vom  Rath,  G.  von  Neurode,  Schlesien,  Pogg.  Ann.  XCV.  1855.  636. 
Delesse,    Gestein   vom  Mont.  Gene  vre,    Annäles  des  mines  (4)  XVI. 

1849.  238. 
Delesse,  G.  von  Odern,  ebendas   323. 

Murchison,  Gabbro  rosso,  Qu.  joum.  of  the  geol.  soc  1850.  VI.  374. 
Meneghini  und  Cocchi,  0.  Italiens,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2 .  XIII.  268. 
Kjerulf,  G.  aus  Norwegen,  Christiania  -  Silurbecken  1855.  23  u.  N. 

Jahrb.  f.  Min.  1862.  144. 
Zirkel,  G.  Cypems,  Unger  u.  Kotschy,  die  Insel  Cypern,  Wien  1865. 12. 

Rypenthenit. 

Hypersthenfels.  Hyperit,   Hypersthen-Syenit,  Paulitfels  z.  Tli., 
Schillerfels  z.  Tb.     Hypersthen-rock,  Selagite. 

Der  Hypersthenit  ist  ein  grob-  bis  feinkörniges  Gemenge  aus 
Labrador  und  Ilypersthen.  Von  den  Gemengtheilen  heiTscht 
sehr  häufig  der  Labrador  vor;  er  ist  meistens  von  weissen  oder 
grauen  Farben,  auch  bisweilen  etwas  ins  gelbliche,  grünliche,  blau- 
liche neigend.  Der  Ilypersthen,  der  den  Namen  von  seiner 
Härte  hat,  welche  die  des  Augit  und  Diallag,  sowie  die  der  Horn- 
blende übertrifi't,  ist  nach  Descloizeaux  von  dem  Augit  zu  trennen^ 
indem  seine  Krystallform  rhombisch  ist.  Er  tritt  meistens  vor  dem 
Labr«idor  an  Masse  zurück,  sticht  aber  seiner  dunkeln  Farbe  wegen 
sehi-  scharf  gegen  ihn  ab.  Kr  ist  schwärzlichbraun  oder  grünlich- 
schwarz  und  zeigt  auf  den  Hauptspaltungsflächen  seiner  oft  gross- 
blätterigen Individuen  bei  einigen  Abänderungen  einen  kupferrothen 


124  Hypersthen  im  Hypersthenit. 

Schiller  und  Metallglanz,  welcher  durch  eingemengte  fremde  dünne 
Lamellen,  wahrscheinlich  von  Eisenglanz  hervorgebracht  wird.  Die 
körnigen  Zusammensetzungsstücke  des  Hypersthen  sind  zuweilen  an 
den  Grenzen  gegen  den  Labrador  oder  an  den  Randern  kleinei: 
Risse,  die  ihn  selbst  durchziehen,  mit  gi-ünlichschwarzer  Hornblende 
verwachsen,  die  an  den  zwei  Spaltungsfliichen,  welche  einen  Winkel 
von  124*^  bilden,  erkannt  werden  kann.  Die  Verwachsung  dieser 
Hornblende  mit  dem  Hypersthen  ist  eine  ganz  regelmässige  und 
von  der  Art,  dass  die  Hauptaxen  und  L&ngsflächen  beider  zusam- 
menfallen. Ohne  Verwachsung  mit  Hypersthen  in  deutlichen  Kry- 
stallen  und  Körnern  kommt  die  Hornblende  in  dem  Hypersthenit  nur 
selten  vor.  Augit  ist  auch  neben  dem  Hypersthen  nachgewiesen. 
Die  Verwitterung  greift  den  Hypersthen  weniger  an,  als  den  La- 
brador, weshalb  die  Körner  des  erstem  als  rundliche  Knoten  auf 
der  Oberfläche  verwitterter  Hypersthenitfelsen  hervortreten. 

Descloizeaux,  welchem  wir  wichtige  Untersuchungen  über  die 
krystallographischen  und  optischen  Verhältnisse  von  Diallag  und 
Hypersthen  verdanken,  macht  (Bull.de  la  soc.  geol.  (2)  XXL  1864. 
105)  darauf  aufmerksam,  dass  die  zu  Gabbro  und  Hypersthenit 
gerechneten  Gesteine  eine  genaue  Sichtung  erfahren  müssen,  in- 
dem manche  für  Hypersthen  geltende  Mineralien  Diallag  seien, 
pie  optischen  Verhältnisse  seien  die  einzigen,  welche  beide  Minera- 
lien unterscheiden  lassen.  Bringt  man  einen  in  der  Richtung  der 
Hauptspaltbarkeit  geführten  Diallagschliff  in  das  Polarisationsmi- 
kroskop, so  gewahrt  man  Ringe,  welche  die  Existenz  von  zwei  weit 
auseinanderlaufenden  optischen  Axen  anzeigen  mit  negativer  Mittel- 
linie, welche  geneigt  ist  gegen  die  Schlitfebene ;  die  Axen  sind  oi-ien- 
tirt  in  einer  Ebene,  parallel  der  Symmetrieebene  des  schiefen  Pris- 
mas von  87^  5'.  Beim  Hypersthen  sieht  man  in  dieser  Richtung 
nur  unbestimmte  Farben.  Bei  ihm  gewahrt  man  die  Ringsysteme 
in  einem  Schliff,  welcher  senkrecht  auf  die  Hauptspaltbarkeit  und 
parallel  der  langen  Diagonale  des  Prismas  von   03**  30'  geführt  ist. 

In  dem  Hypersthenit  vom  Ettersberg  im  Harz  (Gabbro  Str.) 
fand  Streng  neben  Labrador.  Hypersthen  und  etwas  Glimmer  vie- 
len frischen  Augit.  In  dem  Hypersthenit  der  Insel  Skye  befand 
vom  Rath  ein  als  Hypersthen  bezeichnetes  Mineral  als  Diallag  mit 
20. 1 5  Kalkerde  ;  dass  indessen  dort  nicht  alles  unächter  Hypersthen 
ist,    beweist  eine  Analyse    von  Muir,    welcher  in   einem  Stück  nur 


Hypersthenit.  125 

1.83  Kalkerde,  11.09  Magnesia,  33.92  Eisenoxydul  nachwies  (Thom- 
son's  outlines  of  min.  I.  202). 

Die  Textur  des  Gesteins  wird  bisweilen  auch  feinkörnig  und 
alsdann  ist  dasselbe  von  einem  aphanitischen  Diabas  sehr  oft  kaum 
zu  unterscheiden.  Deutliche  Uebergänge  zwischen  grobkörnigem 
und  feinkörnigem  dichtem  Hypersthenit  sind  auf  der  Insel  Skye 
mehrorts  (z.  B.  am  Glamig)  zu  beobachten.  In  der  Regel  lässt 
die  Textur  keine  Spur  von  einem  Parallelismus  der  Mineralien 
wahrnehmen;  auf  der  Insel  Skye  sollen  jedoch  nach  den  Beob- 
achtungen von  Macculloch,  v.  Dechen,  v.  Oeynhausen  und  Forbes 
in  einigen  Hyperstheniten  die  sümmtlichen  Hypersthenkry stalle 
parallel  gelagert  sein,  die  Textur  einiger  Varietäten  vom  Cuchullin 
und  Loch  Skavig  hat  Aehnlichkeit  mit  der  des  Schriftgranit.  Auch 
Naumann  erwähnt,  dass  die  feinkörnigen  Varietäten  von  Penig  in 
Sachsen  eine  sehr  deutliche  Paralleltextur  zeigen  (Geognosie  I.  577). 

Als  accessorische  Gemengtheile  sind  noch  zu  nennen:  Eisen- 
kies und  sehr  fein  eingesprengtes  Magneteisen,  häufig;  Titaneisen, 
magnetisches,  meistens  in  rundlichen  eisenschwarzen  Körnern,  sehr 
häufig  eingesprengt,  z.  B.  in  den  Hyperstheniten  des  Thüriuger- 
waldes,  in  den  schwedischen  von  Elfdaleu,  und  nach  v.  Dechen 
am  Berge  Cuchullin  auf  der  Insel  Skye;  Epidot  und  Vesuvian  in 
dem  Hypersthenit  des  Mouzoniberges  im  tyroler  Fassathal;  Granat 
ziemlich  häufig,  so  am  Monzoni,  auf  der  Insel  Skye  und  in  Essex 
County,  New- York,  nach  Emmons;  tombakbraune  Glimmerblättchen 
selten ;  Apatit  in  dünnen  Säulen  nach  G.  Rose  und  Keibel,  welcher 
in  mikroskopischen  Schliffen  des  Hypersthenit  von  der  Heinrichs- 
burg bei  Mägdesprung  völlig  klare  sechsseitige  Durchschnitte  sah ; 
Olivin  nach  G.  Rose  bei  Elfdalßn  in  Schweden  und  nach  Maccul- 
loch  auf  der  Insel  Skye. 

I.  Kleinkörniger  Hypersthenit  (Gabbro,  Streng)  vom  Etters- 
berg  im  Harz  mit  weissem,  auf  den  Spaltungsflächen  glänzendem 
Labrador,  hellbräunlich-  bis  grünlichgelbem  Hypersthen,  sehr  frischem 
Augit,  kleinen  braunen  Glinnnerblättchen,  seltenem  Titaneisen  und 
Magnetkies.    Streng,  N.  Jahrb.  f.   Min.    1862.  963. 

H.  Kleinkörniger  Hypersthenit  aus  gi'ünlichem  Labrador  und 
fast  schwarzem  Hypersthen  aus  der  Nähe  der  Heinrichsburg  in 
der  Gegend  des  Mägdesprungs  im  Harz  nach  Keibel ;  Zeitschr.  d. 
d.  geol.  Ges.   1857.  IX,  571. 


126  Chemische  Zusammensetzung  des  Hypersthenit. 

m.  Grobkörniger  Hypersthenit  mit  braunem  etwas  tiberwiegen- 
dem Hypersthen  und  graulichweissem  Labrador  von  Penig  in 
Sachsen.    Bunsen,  Mittheilg.  an  Roth. 

IV.  Mittelkörniger  Hypersthenit  von  Hrabacow  bei  Starken- 
bach in  Böhmen.  Werther,  Mitth.  an  Roth  und  Journ.  f.  pr.  Chem. 
XCI.  1864.  330. 

1.  n.         m.        IV. 

Kieselsäure   ....     50.09       48.86       49.90       51.98 


Thonerde 
Eisenoxyd    . 
Eisenoxydul 
Manganoxydul 
Kalkerde 
Magnesia 
Kali     .     .     . 
Natron     .     . 


17.84  15.17  16.04  16.27 

2.03  3.32  7.81  13.53 

T.54  6.71          —            — 

—  0.35          —  — 

13.12  11.34  14.48  7.34 

8.28  7.56  10.08  5.85 

0.83  1.65  0.55  3.30 

1.39  3.11  1.68         1.20 


Wasser  u.  Glühverlust  _0J8         2.46 1.46         2.71 

101.90  100.53"  102.00  102. 18 
II  enthält  noch  Chlor,  Phosphorsäure  und  eine  Spur  von  Schwefel. 
Der  Hypersthenit  I  besteht  nach  Strengs  Berechnung  aus  55.72  pct. 
Labrador;  16.91  Hypersthen;  25.14  Augit;  2.70  Titaneisen;  ein 
Hypersthenit  von  der  Mündung  des  Abbeborn  in  die  Radau  aus 
42.64  Labrador  ;  48.1 6  Hypersthen ;  7.45  Augit;  1.81  titanhaltigem 
Eisenoxyd.  Keibel  bestimmte  die  Zusammensetzung  des  von  ihm 
untersuchten  Hypersthenit  II  zu  47.23  pct.  Hypersthen,  46.03  La- 
brador, 4.81  Magneteisen,  2.46  Wasser  und  Glühverlust.  Auffallend 
ist  der  hohe  Kalkgehalt,  welchen  die  Analysen  aufweisen,  er  über- 
steigt selbst  den  des  Labrador  und  der  Hypersthen  ist  ausseror- 
dentlich kalkarm;  in  sehr  vielen  Fällen  wird  vemiuthlich  noch 
Diallag  oder  Augit  vorhanden  sein  (wie  er  in  I  nachgewiesen  ist), 
um  die  Kalkmenge  zu  erhöhen ;  von  Anorthit  kann  dieselbe  in  den 
untersuchten  Gesteinen  wohl  nicht  herrühren,  da  letztere  für  die 
Annahme  von  Anorthit  zu  kieselsäurereich  sind.  Nach  Descloizeaux 
überwiegt  in  dem  Gestein  von  Penig  ein  brauner  dem  Hypersthen 
ähnlicher  Diallag  stark  über  den  eigentlichen  Hypersthen. 

Das  spec.  Gew.  des  Hypersthenit  beträgt  bei  1  2.99;  II  2.994. 

Der  Hypersthenit  ist  im  Ganzen  ein  nur  an  wenigen  Punkten 
auftretendes  Gestein.  Sein  Vorkommen  ist  ein  gang-  und  stockför- 


Verbreitung  des  Hypersthenit.  127 

miges,  stets  ist  er  als  massiges,  uugeschichtetes  Gestein  aasgebildet. 
Die  Hypersthenitgänge  gehen  vielfach  an  ihren  Saalbändern  und 
die  Hypersthenitstöcke  ebenfalls  an  ihren  Umgrenzungen  in  feinköi*- 
nige  oder  scheinbar  dichte  Gesteine  über. 

An  dem  Fusspfade  zwischen  Penig  in  Sachsen  und  der  Höl- 
lenmühle findet  sich  ein  Hypersthenstock  im  Grannlit.  In  Nassau 
erscheinen  mehrere  Hypcrsthenitvorkommnisse  in  den  Umgebungen 
von  Amdorf,  Herborn,  Dillenburg,  Weilburg,  welche  theils  Gänge 
bilden  (u.  a.  auch  im  Gabbro),.  theils  lagerartig  zwischen  den  Schicht- 
gesteinen vorkommen,  wie  die  dortigen  Diabase,  und  sowohl  die 
devonische  als  Culm -Formation  durchsetzen  (vgl.  C.  Koch  in  Jahrb. 
des  Ver.  für  Naturkunde  in  Nassau  XIH.  130.  1858  und  Sandberger, 
die  Versteinerungen  des  rheinischen  Schichteusystems  523  u.  525). 
Zahlreiche  Züge  von  Hypersthenit  beschreibt  v.  Dechen  aus  der 
Gegend  zwischen  dem  Neger-  und  Itterthal,  ganz  besonders  im 
obem  Ruhrthal  Westphalens ;  das  Gestein  ist  bald  mehr,  bald  we- 
niger, meist  doch  deutlich  körnig;  es  kommen  auch  grobkörnige 
Verwachsungen  von  braunem  blätterigem  Hypersthen  mit  weissem 
oder  grünlichgrauem  Labrador  vor ;  gleichfalls  erscheinen  Varietäten 
mit  Krystallausscheidungen  iü  einer  Grundmasse;  hier  und  da  tre- 
ten auch  dunkelgrüne  oder  schwarze  Serpentinflecken  auf.  Bei 
Rimberg  im  Ruhrthal  finden  sich  in  den  Hyperstheniten  Trümer 
von  röthlichbraunem  Axiiiit,  stark  glänzende  braune  Glimmerblätt- 
chen  und  Apatite. 

Am  Harz  tritt  in  der  Umgegend  des  Brockens  der  Hypersthe- 
nit aus  dem  Gebiet  der  Grauwacke  und  des  Thonschiefers  hervor. 
An  der  Südseite  des  Thüringer waldes  erhebt  sich  der  Hypersthenit 
am  Steinberg  bei  Schnellbach,  zieht  über  den  Silberberg,  die  Ilöhn- 
berge,  Thiergarten,  Hirschbalz  nach  dem  Spiessberg  in  einem  von 
N.  N. 0.  nach  S.S.W,  gerichteten  J  —  J  Meile  breiten  Zuge.  Er 
durchsetzt  die  obersten  Schichten  der  Steinkohlenformation  und 
sein  Alter  dürfte  nach  Credner  zwischen  die  Steinkohlenformation 
und  die  Dyasforniation  zu  setzen  sein.  Ein  kieselschieferähnliches 
Contactgebilde,  entstanden  aus  der  Umwandlung  von  Kohlensand- 
stein, begleitet  ihn.  Guniprecht  erwähnt  zahlreiche  Hypersthenite 
aus  Böhmen,  z.  B.  bei  Koniaro w  (viele  grosse  gestreifte  Labrador- 
krystalle  mit  wenig  Hypersthen),  Praskoles,  zwischen  Rostock  und 
Czastonitz,    zwischen  Beraun  und  Tettin,   bei  Wonoklas,  Suchomas 


128  Verbreitung  des  Hypersthenit. 

(tombakbraunen  Glimmer  haltend),  bei'  Plass  (schwärzlichbrauner 
llypersthen  mit  grünlichweissem  Labrador  und  Magneteisen,  klein- 
körnig). In  dem  Syenitrücken  zwischen  den  Thälern  von  Rirobach 
und  llarmbach,  sowie  im  Massiv  des  Cham(J)-du-Feu  in  den  Vogesen 
setzen  Hypersthenite  von  oft  grobem  Korn  auf. 

Ausgezeichnet  ist  der  Hypersthenit  auf  der  westlich  von  Schott- 
land gelegenen  Insel  Skye ;  Macculloch,  v.  Dechen  und  v.  Oeynhau- 
sen, Forbes  und  Boue  haben  sein  dortiges  Vorkommniss  genau  be- 
schrieben. Der  Hypersthenit  durchsetzt  in  Gängen  die  Schichten 
der  Liasformation,  deren  Kalke  weiss  und  krystallinisch  körnig  ge- 
worden sind,  und  breitet  sich  über  diesen  aus,  wie  er  auch  die 
Syenite  und  Porphyre  dieser  gesteinsreichen  Insel  überlagert  (Glen 
Sligachanj ;  Felsitgänge,  welche  Fragmente  von  Hypersthenit  um- 
schliessen,  durchsetzen  ihn  am  Berge  CuchuUin,  Grünsteingänge  am 
Craig-Dhu  und  am  Loch  Skavig,  für  welche  wohl  die  Vermuthung 
V.  Dechens,  dass  sie  mikrokrystallinischer  Hypersthenit  seien,  ge- 
rechtfertigt ist.  Bei  Old  lladnor  in  England  durchbricht  nach  Mur- 
chison  der  Hypersthenit  den  silurischen  Wenlockkalkstein,  in  der 
schottischen  Grafschaft  Forfar  den  alten  rothen  Sandstein.  Der 
schöne  Hypersthenit  von  Elfdalen  in  Schweden  ist  ziemlich  grob- 
körnig, besitzt  weissen  Labrador  und  schwärzlichbraunen  llyper- 
sthen, enthält  viel  Titaneisen,  ausserdem  noch  etwas  Olivin  und 
feine  Nadeln  von  Apatit ;  er  wird  in  Elfdalen  verschliffen  und  zu 
Vasen  oft  von  bedeutender  Grösse  und  andern  Gegenständen  ver- 
arbeitet. Dem  Elfdalener  Gestein  sehr  ähnlich  sind  manche  Geschiebe, 
die  sich  in  der  Umgegend  von  Berlin  finden. 

Im  Staate  New- York  ist  nach  Emmons  in  der  Grafschaft  Es- 
sex  der  Hypersthenit  in  weiter  deckenartiger  Verbreitung  ausge- 
dehnt und  reich  an  Magneteisenstöcken.  Nach  Hunt  findet  sich 
in  der  Laurentian-Kette  in  Canada  ebenfalls  Hypersthenit ;  der  Feld- 
spath  dieser  Gesteine  scheint  indessen  nicht  immer  Labrador  zu 
sein,  da  er  bis  zu  60  pct.  Kieselsäure  enthält;  auch  waltet  er  ge- 
gen den  llypersthen  ganz  ausserordentlich  vor.  Bekannt  ist  das 
Vorkommen  von  der  Paulsinsel  an  der  Küste  von  Labrador.  Nach 
den  vom  Bellsund  auf  Spitzbergen  herrührenden  Handstücken  steht 
auch  dort  Hypersthenit  an.  Hypersthenit  brachte  C.  v.  d.  Decken 
von  den  Hügeln  zwischen  Dafl'eta  und  dem  See  Ibe  in  der  Umge- 
gend des  Schueebergs  Kilimandjaro  in  Ostafrica  mit,  wo  ihm  auch 

\ 


Hypersthenit.  129 

Olivin    beigemengt    ist  (Zeitschrift  für  allgemeine  Erdkunde  1863. 
245). 

Es  scheint  kaum  bezweifelt  werden  zu  dürfen,  dass  in  man- 
chen der  hier  auf  Grund  der  bisherigen  Bestimmungen  als  Hyper- 
sthenit aufgezählten  Gesteine  sich  durch  nähere  Untersuchungen  das 
für  Ilypersthen  gehaltene  Mineral  als  Diallag  oder  Augit  heraus- 
stellen wird ;  die  dadurch  abzutrennenden  Vorkommnisse  würden 
dem    Gabbro   oder  dem  Diabas  zufallen. 

Aus  den  Lagerungs Verhältnissen  geht  hervor,  dass  die  llyper- 
sthenite  ebenfalls  keineswegs  alle  von  gleichem  Alter  sind.  Die  meisten 
Bildungen  haben  wohl  nach  der  Uebergangsformation,  während  und 
nach  der  Steiukohlenforination  stattgefunden,  jünger  selbst  als  die 
Liasformatiou  sind  die  Hypersthenite  von  Skye. 

G.  Rose,  über  Hypersthenit,  Poorgend.  Ann.   ISbf).  XXXIV.   10. 
vom  Rath,  H.  von  Neurode  in  Schlesien ;  Pogjy.  Ann.  1855.  XCV.  536. 
Keibel,  H.  v.  d.  Heinrichsburg  im  Harz ;  Zeitscbr.  d.  d    geol.  Ges. 

1857.  IX.  571. 
Streng,  H.  des  Harzes,  N.  .Tahrb.  f.  Min.  1862.  933. 
Credner,  H.  des  Thüringerwaldes,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1843.  271. 
V.  Decheu.  H.  der  Ruhrgegenden;  Karstens  und  v.  Dechens  Archiv 
XIX.  1845.  453:    Verh.  d.  nat.   Ver.  d.  pr.  Rheinl.  u.  Westph. 
XU.  1855.  194. 
G.  u.  F.  Sandherger,  H.  in  Nassau;  Ver8teinernugen  des  rhein.  Schich- 
tensystems 523;  auch  N.  .Tahrb    f  Min.   1851.  150. 
Koch,  H.  in  Nassau;    Jahrb.  f.  Naturk    in  Nassau  XIII.   1858.  130. 
Gumprecbt,  H    Röhmens,  N.  Jahrb.  f.  Min.   1842    822. 
filie  de  Reaumont,  H.  d.  Vogi^sen,  Explic.  d    1.  carte  geol.  d.i.  Fr. 

1.  370. 
Maccullüch,  H.  von  Skye;  Descr.  of  the  wostern  Islands  1819. 
v.  Dochen  u.    v.  Oeynhausen,  cbendar.    Karstens  Archiv  I.  1829.  5G. 
Forbes,  ebendar.,  Edinb.  new  philos.  journ.  XL.   1846    94. 
Murchison,  H.  von  Old  Radnor;  The  silurian  System  320. 
Drysdale,  H.  von  Largo  Law  in  Fifeshire  (Schottland) ;  Edinburgh 

now   philos.  juiirnal  XV.   1833.   380. 
St.  Hunt,    IL  in   ('anada;    London   etc.    philosoph.  magaz.    (4)    IX. 

1855.   354. 
IL  Credner.  II.  von  Poekskill,  Now-York.  Zeitscbr.  d.  d.  geol.  Ges. 

1865.  XVH.  300. 
Donieyko,  H.  vo!i  Carri'^al  in  den  chilenischon  Anden ;  Annales  des 
mines   (4)  IX.   184(5.   531. 

M  o  HZ  o n  i  - 1 1  y  p  e  r  s  t  h e n  i  t  hat  v.  Richthofen  einen  Hyper- 
sthenit genannt,  welcher  eine  von  dem  gewöhnlichen  etwas  abwei- 
chende (wie  es  scheint  sich  manchen  harzer  Abänderungen  nähernde) 

Zirkel,  Fetrographic.  II.  9 


130  Monzoni-Hypersthenit. 

Zusammensetzung  hat  und  am  Berge  Monzoni  im  südlichen  Tyrol 
in  20  —  30  Fuss  mächtigen  Gängen  den  Syenit  (Monzoni -Syenit, 
vergl.  I.  589)  durchsetzt.  Der  Hypersthen  ist  von  der  gewöhn- 
lichen Farbe,  der  Labrador  grünlichweiss ;  hauptsächlich  in  denje- 
nigen Varietäten,  welche  verhältnissmässig  reich  an  Labrador  sind, 
stellen  sich  schwarze  Augitkry stalle  neben  dem  Hypersthen  ein. 
Grosse,  regelmässig  ausgebildete  Krystalle  von  Titaneisen  und  dun- 
kelbraune Glimmertafeln  erscheinen  als  accessorische  Gemengtheile. 
Das  Gestein  ist  meistens  sehr  deutlich  körnig  gemengt  und  findet  sich 
ebenfalls  gangbildend  an  der  Margola  bei  Predazzo. 

Nach  de  Lapparent,  welcher  nach  dem  Erscheinen  des  gros- 
sen Werkes  von  v.  Richthofen  einen  Aufsatz  über  die  Geologie  Süd- 
tyrols  veröffentlichte,  ist  das  neben  Glimmer  den  gestreiften  Feld- 
spath  in  diesem  Gestein  begleitende  Mineral  nicht  Hypersthen,  son- 
dern Hornblende.  Sollte,  obschon  das  Mineral  in  der  That  sehr 
hypersthenähnlich  aussieht,  es  sich  durch  weitere  Untersuchungen 
als  Hornblende  herausstellen,  so  würde  das  Gestein  wohl  den  Dio- 
riten  zuzuweisen  sein,  de  Lapparent  vereinigt  mit  diesem  Gestein 
das  als  Monzon-Syenit  v.  Richthofens  bezeichnete  (welches  er  für 
sich  allein  betrachtet  Syenit  -  Granit  nennen  möchte,  obschon  es 
keine  Spur  von  Quarz  enthält),  indem  er  Uebergänge  gefunden  zu 
haben  glaubt,  wo  v.  Richthofen  von  einem  gegenseitigen  gangförmi- 
gen Durchsetzen  spricht.  Beide  Gesteine  fasst'  er  unter  der  vor- 
läufigen Bezeichnung  Monzonit  zusammen,  trotzdem  das  erstere 
orthoklasfrei,  das  zweite  orthoklashaltig  ist.  Selbst  wenn  beide  in 
einander  übergehen  sollten,  so  sind  doch  die  Endglieder  so  durch- 
aus von  einander  verschieden,  dass  eine  derartige  Vei  einigung  kei- 
neswegs zu  billigen  ist ;  das  sich  in  letzterer  Zeit  hier  und  da  kund- 
gebende Streben,  mineralogisch  und  chemisch  höchst  abweichende 
Gesteine,  welche  in  irgend  einer  Region  in  geologischer  Hinsicht 
zusammengehören,  unter  einer  besondern,  von  der  Localität  ent- 
lehnten Bezeichnung  zu  befassen,  ist  nur  dazu  angethan,  die  Petro- 
graphie,  deren  Nomenclatur  ohnehin  im  Argen  liegt,  mit  überflüs- 
sigen Namen  zu  belasten  und  neue  Verwirrung  in  dem  zu  sichten- 
den  Material  zu  stiften. 

v.  Richthofen,  geognostische  Beschreibung  von  Süd-Tyrol  1860.  146. 
de  Lappareut,  Annales  des  mines  (6)  VI.   1864.  259. 


Norit. 


131 


Norit. 

Die  von  Scheerer  unter  dem  Namen  Norit  von  der  norwegi- 
schen Insel  Hitteröe  beschi-iebenen  Gesteine  scheinen  sich  dem  Gabbro 
und  Hypersthenit  anzureihen ;  die  von  Esmark  unter  dieser  Bezeich- 
nung angeführten  Gesteine  von  mehrern  Punkten  Norwegens  gehö- 
ren dagegen  nur  zum  Theil  hierher,  während  sie  vielleicht  zum 
grössten  Theil  den  Dioriten  zugezählt  werden  müssen  (vgl.  S.  15). 

Dieser  Gabbro-Norit  von  den  Inseln  Anabelöe  und  Hitteröe 
wird  als  ein  Gemenge  von  Diallag  oder  Hypersthen,  Labrador,  na- 
tronhaltigem  Orthoklas  dargestellt,  wozu  sich  meistens  etwas  Quarz 
gesellt,  eine  jedenfalls  ganz  ungewöhnliche  Mineralcombination,  wel- 
che wohl  weiterer  Bestätigung  bedarf.  Der  feldspathartige  Bestand- 
theil  ist  in  den  meisten  Fällen  sehr  vorwaltend,  so  dass  das  Ge- 
stein sehr  häufig  als  ein  vorwiegend  aus  Feldspathkörnem  zusam- 
mengesetztes erscheint,  in  welchem  der  augitische  Bestandtheil  sehr 
zurücktritt. 

Kjerulf  untersuchte :  I  einen  grauen  bis  violetten  >Norit«  (^viel- 
leicht Gabbro),  bestehend  aus  Labrador  und  grünem  Diallag  von 
Tronfjeld  im  Oesterthal  (Norwegen).  II  einen  gelblichgrauen  aus 
Labrador,  schwarzem  Augit(?),  wenig  tombakbraunem  Glimmer  und 
Titaneisen  vom  Sölvsberg  am  Kandsfjord. 


I. 

II. 

Kieselsäure     . 

.     .     .     50.06 

51.47 

Thonerde  .      . 

.     .     .      16.44 

15.62 

Eisenoxyd 

.     .     .       7.71 

12.17 

Kalk      .     .      . 

.     .     .      14.66 

11.69 

Magnesia  . 

.     .     .        4.88 

4.10 

Kali       .      .     . 

.     .     .       Spur 

0.20 

Natron       .      . 

.     .     .       1.38 

0.55 

Titansäure  (um 

rein)       .        5.73 

0.75 

Glühverlust    . 

.     .     .         — 

1.22 

100.86 

97.77 

Esmark,  Magazin  for  Naturvidenskaberne  I.  207. 

Scheerer,  Gaea  Norvegica,  Heft  11.  313;  auch  Neues  Jahrb.  f.  Min. 

1843.  668. 
Keilhau,  ebendaselbst  Heft  HL  377. 
Kjerulf,  N.  Jahi  b.  f.  Min.  1863.  95  aus  Bull,  de  la  soc.  geol.  XXIX. 

1862.  413. 

Anhangsweise  sei  hier  das  Gestein  des  Trojaka-Gebirges,  nörd- 


132  Labradorfels. 

lieh  von  Borsa-Bänya  in  der  Marmaros  erwähnt,  welches  v.  Cotta 
mit  dem  Namen  Labrador fels  bezeichnet;  es  wird  beschrieben 
als  ein  feinkörniges  krystallinisches  Aggregat  von  Labrador  mit 
eingestreuten  Krystallen  oder  krj^stallinischen  Partieen  von  dunkler 
Hornblende ;  sehr  kleine  Eisenkieskrystalle  als  unwesentliche  Ge- 
mengtheile  sind  stark  verbreitet.  Der  vorwaltende  Labrador  bedingt 
die  weisslichen  oder  graugrünlichen  Farben  (Gesteinslehre  1855.74 
und  II.  Aufl.  1862.  93,  wo  dieses  Gestein  mit  dem  Timazit  in  Ver- 
bindung gebracht  wird;  vgl.  auch  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  VL  1855. 
126).  Dieses  Gestein  durchsetzt  den  Glimmerschiefer  und  Karpa- 
thensandstein.  Nach  einer  Untersuchung  von  Rübe  enthält  jedoch 
der  » Labradorfels -«  63  pct.  Kieselsäure,  eine  ganz  ungewöhnlich 
grosse  Menge,  die  sich  nicht  mit  der  Annahme  von  Labrador  und 
Hornblende  verträgt ;  entweder  findet  sich  noch  Quarz  so  fein  ein- 
gesprengt, dass  er  sich  der  Beobachtung  entzieht,  was  zumal  we- 
gen der  Gombination  mit  Labrador  nicht  sehr  wahrscheinlich  ist, 
oder,  was  am  ehesten  zu  vermuthen,  der  Feldspath  ist  kein  Labra- 
dor, sondern  eine  saurere  Verbindung. 

Kjerulf  untersuchte  einen  weissen,  beinahe  dichten  »Labra- 
dorfels'^  mit  wenigen  grünen  Streifen  von  Lärdalsören  im  Ber- 
genstift (Norwegen)  und  fand:  Kieselsäure  50.76;  Thonerde  und 
wenig  Eisenoxyd  28.90;  Kalk  9.58;  Magnesia  1.15;  Kali  2.69; 
Natron  l.i)8;  Glühverlust  3.78  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1862.  144). 
Diese  Analyse  lässt  sich  als  die  eines,  wie  der  starke  Glühverlust 
anzeigt,  verwitterten  Labrador  betrachten. 

Anorthit^estelne« 

In  einigen  Gesteinen  hat  man  den  basischsten  der  bisher  be- 
kannten Feldspathe,  den  Anorthit  als  Gemengtheil  aufgefunden 
und  es  verdienen  dieselben  daher  zusammengestellt  und  als  eigene 
Abtheilung  von  den  übrigen  Feldspathgesteinen  getrennt  zu  werden. 
Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  fortgesetzte  Untersuchungen 
den  zur  Zeit  noch  engen  Kreis  der  Anorthitgesteine  erweitern  wer- 
den ;  man  vermuthete  früher  den  Anorthit  nicht  als  Gemengtheil 
von  Gesteinen,  sondern  rechnete  alle  zwillingsgestreiften  Feldspathe 
entweder  dem  Labrador  oder  Oligoklas  zu  und  die  Diorite,  Diabase 
und  Basalte  sind  es  daher,    welche  vermuthlich  noch  mehrere  der 


Aeltere  Anorthitgesteine.  188 

augenblicklich  zu  ihnen  gezählten  Glieder  an  die  Anorthitgesteine 
abgeben  werden. 

Die  Anorthitgesteine  führen  als  zweiten  Gemengtheil  Horn- 
blende oder  Augit,  in  seltenern  Fällen  wohl  auch  beide  Mine- 
ralien, wobei  aber  alsdann  das  eine  oder  das  andere  vorwaltet. 
Während  wir  uns  für  die  Anorthit  -Augitgesteine  des  von  G.  Rose 
vorgeschlagenen  Namens  Eukrit  bedienen,  sind  die  Anorthit-Horn- 
blendegesteine,  für  welche  eine  entsprechende  Bezeichnung  mangelte, 
hier  nach  einem  charakteristischen  corsischen  Vorkommnias  als 
C  o  r  s  i  t  zusammengefasst. 

Die  Trennung  in  ältere  und  jüngere  Anorthitgesteine 
ist  bis  jetzt  noch  nicht  durchgeführt ;  nach  der  Analogie  der  an- 
dern Feldspathgesteine  möge  sie  hier  versucht  werden  und  wir 
werden  demgemäss  zuvörderst  hier  die  erstem  zu  betrachten 
haben,  wogegen  die  letztern  ihren  Platz  am  Schluss  der  Jüngern 
Feldspathgesteine,  hinter  den  Basalten  einnehmen  werden.  Unter 
den  altem  Gesteinen  sind  bis  jetzt  mehr  Gorsite,  unter  den  jungem 
mehr  Eukrite  bekannt. 

Aeltere  Cersite. 

Der  sog.  Kugeldiorit  (Diorite  globulaire)  von  Gorsica  ist  ein 
solches  Horablende-Anorthitgestein ;  ihn  beschrieb  zuerst  Besson 
im  Jahre  1789,  später  Reynaud  und  Delesse,  sowie  neuerdings 
Vogelsang.  Dies  Gestein  ist  ein  körniges  Gemenge  von  vorwalten- 
dem graulichweissera  Feldspath,  schwärzlichgrüner  kurzstrahliger 
Hornblende  und  wenig  Quarz.  Stellenweise  ßnden  sich  darin  diese 
Gemengtheile  zu  Kugeln  zusammengruppirt,  welche  1 — 3  Zoll  gross 
und  von  sehr  regelmässiger  Rundung  sind.  Den  Kern  der  Kugeln 
bildet  ein  Aggregat  von  reinem  Feldspath  oder  reiner  Hornblende, 
um  denselben  hüllen  sich  concentrische  Lagen,  in  welchen  abwech- 
selnd der  eine  oder  andere  Gemengtheil  «ehr  vorwaltet,  so  dass 
auf  dem  (^uerbruch  concentrische,  durch  überwiegenden  Feldspath 
hell,  durch  überwiegende  Hornblende  dunkler  gefärbte  Ringe  er- 
scheinen ;  dabei  zeigen  sich  die  Mineralien  concentrisch  strahlig 
gruppirt,  indem  die  Foldspathnadoln  und  die  Hornblendesäulen  auf 
den  Mittelpunkt  zulaufen.  Den  Feldspath  hielt  man  früher ,  für 
Albit,  bis  Delesse  zeigte,  dass  er  ein  viel  basischerer  Anorthit  sei, 
welcher    durch  Säuren    zersetzt  wird;    er  fand  darin:    Kieselsäure 


134  Anorthit-Hornblendegestein,  Corsit. 

48.62;  Thonerde  34.66;  Eisenoxyd  0.73;  Kalk  12.02;  Magnesia 
0.33;  Natron  2.55;  Kali  1.05;  Wasser  0.50  (100.46);  spec.  Gew. 
=  2.737.  Rammeisberg,  welcher  wie  Naumann  und  Descloizeaux 
diesen  Feldspath  auch  zu  dem  Anorthit  stellt,  macht  darauf  auf- 
merksam, dass  er  sich  von  allen  andern  Anorthiten  durch  den 
grössern  Gehalt  an  Säure,  sowie  durch  den  geringern  an  Kalk 
unterscheidet;  in  ihm  ist  das  SauerstofFverhältniss  R  :  R  :  Si  = 
0.8  :  3  :  4.6  und  es  sei  daher  wahrscheinlich,  dass  er  einen  nicht 
ganz  reinen  oder  nicht  ganz  frischen  kalkreichen  Labrador  dar- 
stelle (Handb.  der  Mineralchemie  S.  592);  dem  scheint  indessen 
seine  Zersetzbarkeit  durch  Säuren  zu  widersprechen  und  es  liegt 
deshalb  wohl  die  Vermuthung  näher,  dass  er  ein  etwa8  zersetzter 
Anorthit  sei,  aus  welchem  Kalk  fortgeführt  ist,  wodurch  die  Kiesel^ 
säure  relativ  um  ein  weniges  zugenommen  hat ;  den  etwas  zu  ge- 
ringen Kalk-  und  zu  hohen  Kieselsäuregehalt  weisen  auch  noch 
andere  Anorthite  auf;  ebenfalls  ist  das  spec.  Gewicht  eher  das  des 
Anorthit,  worin  auch  Roth  übereinstimmt.  Delesse  fand  für  das 
Gestein  den  Kieselsäuregehalt  zu  48.05,  den  Kalkgehalt  zu  1 1 .04  pct., 
das  spec.  Gewicht  zu  2.768.  80  pct.  Anorthit  sind  mit  20  pct. 
Hornblende  verbunden. 

Dieses  eigenthümliche  Gestein  findet  sich  auf  Corsica  unfern 
der  Stadt  Sartene  an  dem  äussersten  Vorsprunge  des  Gebirgsrückens, 
der  das  Thal  des  RizzaHese  von  jenem  des  Fiumicicoli  trennt.  Erd- 
mann erwähnt,  dass  um  Forsjö  bei  Calmar  in  Schweden  ein  ähn- 
licher >Kugeldiorit«  vorkomme. 

Am  Konschekowskoi-Kamen  bei  Bogoslowsk  im  Ural  tritt  ein 
grobkörniges  (von  G.  Rose  zuerst  als  Diorit  bezeichnetes)  Gestein 
auf,  welches  aus  vorwiegend  grünlichschwarzer  Hornblende  und 
wenig  durchscheinendem,  nicht  deutlich  spaltbarem  Anorthit  be- 
steht; den  Anorthit  untersuchten  R.  Ü.  Scott  und  Potyka  und 
letztererfand:  Kieselsäure  45.31  ;  Thonerde  34.53;  Eisenoxyd  0.71 ; 
Kalk  16.85;' Magnesia  0.11;  Natron  2.59;  Kali  0.91  (101.01); 
spec.  Gew.  2.72.  Scott  erhielt  übereinstimmend:  Kieselsäure  46.79 ; 
Thonerde  33.16;  Eisenoxyd  3.04;  Kalk  15.97;  Natron  1.28;  Kali 
0.55  (100.79);  spec.  Gewicht  2.732.  Die  Hornblende  analysirte 
Rammeisberg. 

Unter  den  > Grünsteinen«  von  Boguschowitz  bei  Teschen  am 
nördlichen  Abhang  der  Karpathen  beobachtete  v.  Hochstetter  sehr 


Anorthit-Augitgestein,  Eukrit.  136 

schöne  mittelkörnige,  syenitähnliche  Gesteine  von  frischem  Aus- 
sehen, zusammengesetzt  aus  langen,  dünnsäulenförmigen  glänzend 
schwarzen  lIornblendekrystÄllen,  die  mit  matten  schwarzen  deut- 
lichen Augitkrystallen  von  kurzsäulenförmiger  Gestalt  vergesell- 
schaftet sind,  sowie  aus  schneeweissem,  graulich-  und  röthlich- 
weissem  Feldspath  mit  erkennbarer  Zwillingsstreifung,  welcher  vor 
dem  Löthrohr  leichter  als  Albit  zu  einem  klaren  Glase  schmilzt 
und  von  concentrirter  Salzsäure  vollständig  ohne  Bildung  einer 
Kieselgallerte  zersetzt  wird,  weshalb  v.  Hochstetter  ihn  für  Anor- 
thit  hält  (nicht  Andesin,  wie  Nauniann  anführt)  und  das  Gestein 
als  Anorthitdiorit  bezeichnet.  Das  spec.  Gewicht  einer  Gesteins- 
varietät ergab  sich  zu  2.788  (deren  Bestand  auf  50  Anorthit,  40 
Hornblende,  10  Augit  geschätzt  wurde),  das  einer  andern  feldspath- 
ärmern  zu   2.967. 

Sterry  Hunt  beschreibt  als  Diorit  vom  Yamaska-Mountain  in 
Canada  ein  Gestein,  zusammengesetzt  aus  schwarzer  Hornblende, 
einem  weissen  Feldspath,  welcher  oft  halbzollbreite,  gestreifte  Spal- 
tungsflächen aufweist,  kleinen  Körnern  von  Titanit  und  Magneteisen. 
Die  Analyse  des  Feldspaths  ergab:«  Kieselsäure  46.90;  Thonerde 
31.10;  Eisenoxyd  1.35;  Kalk  16.07;  Magnesia  0.65;  Kali  0.58; 
Natron  1.77;  Glühverlust  1.00  (99.42);  spec.  Gew.  2.75—2.76. 
Es  ist  dieser  Feldspath  ohne  jeden  Zweifel  Anorthit. 

Aeltere  Eiikrite. 

Davon  ist  bis  jetzt  nur  ein  Vorkommniss  mit  Sicherheit  be- 
kannt; Haughton  beschrieb  als  Syenit  ein  grobkörniges  bis  fein- 
kömiges  Gestein,  welches  im  Carlingford-District,  Irland,  Gänge  im 
Kohlenkalk  bildend,  weissen  Anorthit  und  graugrünen  Augit  (nach 
der  Untersuchung  von  G.  Rose,  früher  von  Haughton  mit  Horn- 
blende verwechselt)  enthält ;  der  Anorthit  hat  eine  sehr  ähnliche 
Zusammensetzung,  wie  der  des  Vesuv :  Kieselsäure  45.87  ;  Thon- 
erde 34.73;  Kalk  17.10;  Magnesia  1.55  (99.25).  Die  Analyse  des 
Gesteins  ergab:  Kieselsäure  47.52;  Thonerde  28.56;  Eisenoxydul 
7.23;  Kalk  15.44;  Magnesia  1.48  (100.23);  spec.  Gewicht  2.757. 
Haughton  berechnete  85.84  Anorthit  und  14.16  Augit;  Roth  macht 
(Gesteinsanalysen  LVIl)  darauf  aufmerksam,  dass  diese  Berechnung 
unrichtig  sei,  und  dass  nach  den  Analysen  von  Anorthit  und  Augit 
ein  Gemenge  von  62   Anorthit    und  38  Augit  liefert:    Kieselsäure 


136  Schillerfels. 

48.31;   Thonerde  25.31  ;  Eisenoxydul  7.22;  Kalk  17.26;  Magnesia 
1.90,  was  bis  auf  die  Thonerde  sehr  gut  mit  der  Analyse  stimmt. 

KeyDaud,  Gest.  von  Corsica,  Mem.  de  la  soc.  geol.  1833.  7. 
Delesse,    ebendar.,   AnnalCvS  de  cbim.  et  de  phys.  (3)  1848.  XXIV. 

435;  Comptes  rendus  XXVII.  1848.  411. 
Vogelsaii»^,  ebendar.,  Verhandl.  d.  niederrh.  Ges    f  Nat.-  u.  Heilk. 

z.  Bonn,  6.  Aug.  1862. 
G.  Rose,  Gest.  v.  Konschekowskoi-Kamen,  Reise  in  d.  Ural  I.  382. 
Scott.  Anorthit  daraus,  Philosoph.  Magaz.  (4)  XV.  518. 
Potyka,  desgl.,  Poggend.  Anual.  CVIII.   1859.  HO. 
V.  Hochstetter,   Gest.  v.  Boguschowitz,   Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  IV. 

1853.  312. 
Sterry  Hunt,  G.  vom   Yaniaska- Mountain,    Report   of  the  geolog. 

survey  of  Canada  for  1858,  Montreal  1859;  auch  Catalogue  of 

cauadian  rocks  zur  Londoner  Ausstellung  1862. 
Haughton.    G.  von    Carlingford,    Qu.  joum.   of  the  geol.  soc.  Xll. 

1856.  197. 

Nach  den  Untersuchungen  Strengs  gehört  auch  der  grösste 
Theil  des  sog.  Schillerfels  aus  dem  Radauthal  im  Harz  zu  den 
Anorthitgesteinen;  dieses  Gesteiu  ist  nach  ihm  im  allgemeinen 
z  usammengesetzt  aus  Anorthit,  einem  augi tischen  Mineral  (Protobastit) 
od  er  einem  Umwandlungsproduct  desselben  (Schillerspat h,  Serpen- 
tin, Diaklas)  und  bei  den  umgewandelten  Gesteinsvarietäten  noch 
aus  Chrom-  oder  Magneteisenstein.  Die  Gemengtheile  erscheinen 
selten  gleichzeitig,  häufiger  tritt  einer  zurück  oder  es  verschwin- 
den selbst  mehrere,  so  dass  das  Gestein  sich  einem  einfachen  nähert. 
Auf  diese  Weise  gehen  Gesteine  hervor,  welche  fast  ausschliesslich 
aus  Anorthit  in  dichter,  saussuritartiger  Modification  bestehen,  auf 
der  andern  SeHe  solche,  welche  fast  nur  ein  Aggregat  von  Proto- 
bastitkrystallen  darstellen.  Der  Protobastit  ist  durchscheinend, 
hellbräunlich  bis  grünlichgelb,  mit  stark  perlmutt  er  artigem  Glas- 
glanz auf  der  Hauptspaltungsfläche  ohne  den  metallischen  Schim- 
mer, der  dem  Schillerspath  eigen  ist;  H.  -  5 — 6  (vgl.  auch Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  XIII.  72).  Der  krystallisirte  Schillerspath  (Bastit) 
findet  sich  unter  denselben  Verhältnissen,  wie  der  Protobastit ;  die 
deutlichste  Spaltungsfiäche  ist  von  starkem  metallischem  Perlmut- 
terglanz, mit  einem  eigenthümlichen  Schimmer;  er  ist  undurchsich- 
tig, in  dünnen  Blättchen  durchscheinend,  grün  in  verschiedenen 
Abstufungen,  messinggelb  und  tombakbraun  ;  II.  —  3.5 — 4.  Der 
Schillerspath  kommt    sehr  häufig    mit  dem  Protobastit  derart  ver- 


Schillerfels.  137 

wachsen  vor,  dass  der  erste  den  letzten  auf  allen  Seiten  umgibt 
nnd  in  ihn  eindringt,  ohne  scharfe  Grenzen  zu  zeigen,  während 
die  Hauptspoltungsfläche  beider  Mineralien  zusaramenfällt.  Charak- 
teristisch für  den  Schillerspath  ist  es,  dass  er  überall  von  Grund- 
masse  durchsetzt  wird,  so  dass  sein  deutlichster  Blätterdurchgang 
mit  dunklen  matten  Fleckchen  gesprenkelt  erscheint.  Der  Schiller- 
spath enthält  nach  Rammeisberg :  Kieselsäure  41.48  ;  Thonerde  6.49  ; 
Eisenoxydul  IB.ßl  ;  Magnesia  27.24;  AVasser  10.13.  Als  Proto- 
bastitfels  bezeichnet  Streng  diejenige  mittelkörnige  Gesteins- 
varietät des  Schillerfels,  welche  aus  deutlich  krystallinischem  An- 
orthit  und  Protobastit  oder  Diaklas  zusammengesetzt  ist.  Diese 
Abänderung  sei  als  der  Schillerfela  in  seiner  normalsten  Gestalt 
zu  betrachten.  Kin  Gemenge  von  dichtem  Anorthit,  dichtem  Schil- 
lerspath oder  Serpentin  mit  chromhaltigem  Magneteisenerz  nennt 
er  Serpentinfels.  Zweifelhaft  erscheint  es,  ob  der  Name  Ser- 
pentinfels für  diese  Gesteine  eine  glückliche  Wahl  zu  nennen  ist, 
da  derselbe  Verwechslungen  mit  dem  eigentlichen  reinen  Serpentin 
im  Gefolge  haben  dürfte,  welcher  auch  häufig  so  bezeichnet  wird; 
die  Benennung  »Serpen tin-Anorthitgestein«  ist  zwar 
länger  aber  charakterisirender.  Oft  setzen  Schillerstein  (dichter 
Schillerspath)  und  Serpentin,  nur  gemengt  mit  chromhaltigem  Ma- 
gneteisenerz den  Schillerfcls  zusammen. 

I.  Deutlich  krystallinischer  weisser,  durchsichtiger  bis  durch- 
scheinender, im  Bruch  glasglänzender  Anorthit  aus  dem  Proto- 
bastitfels  vom  untern  Radauberg  im  Harz ;  spec.  Gew.  2.76 ;  von 
Salzsäure  vollständig  ohne  Gallertbildung  zersetzbar. 

II.  Dicht  erscheinende,  mikrokrystallinische  Anorthitsubstanz, 
an  den   Kanten  durchscheinend,  giaulich  oder  grünlichweiss. 

III.  Protobastit,  mit  Anorthit  den  Protobastitfels  bildend; 
spec.  Gew.  3.20. 

IV.  Mittelkörniger  Protobastitfels,  bestehend  aus  vorherr- 
schendem weissem  oder  farblosem  Anorthit  (I)  und  hellgrünlich- 
gelbem Protobastit  (III)  mit  seltenen  dichten  Schillerstein-  oder 
Serpentinkörnern,  deren  Kern  häufig  noch  Protobastit  ist,  vom 
untern  Radauberge  im  Harz ;  spec.  Gew.  2.92;  berechnet  zu  72.48 
Anorthit  und  29.66  Protobastit;   enthält  noch  Thosphorsäure  0.005. 

V.  Serpentinfels,  bestehend  aus  graulichweissem,  dichtem  An- 
orthit (II),    dichtem  Schillerstein   oder  Serpentin,    kleinen  Körnern 


138 


Schillerfels. 


von  chromhaltigem  Magneteisen,  späthigem  Protobastit  und  kleinen 
braunen  Glimmerblättchen ;  von  der  Radau. 


I. 

II. 

III. 

IV. 

V. 

Kieselsäure    .     .     .     . 

45.37 

42.01 

54.15 

49.23 

42.02 

Thonerde  .... 

34.81 

28.63 

3.04 

25.15 

13.89 

Eisenoxyd 

0.59 

2.23 

— 

1.30  1 

\      4.68 
3.19 

Chromoxyd    .     .     .     . 
Eisenoxydul  .     .     .     . 

I 

=  1 

12.17 

0.03  1 
3.29 

Manganoxydul    .     .     . 

— 

— 

0.34 

— 

Kalk 

.     16.52 

19.11 

2.37 

12.57 

8.01 

Magnesia  .... 

0.83 

Spur 

28.37 

8.92 

20.97 

Kali 

0.40 

1.12 

-      1 

0.99 

0.44 

Natron      .... 

1.45 

0.76 

-     1 

0.36 

Wasser      .... 

.       0.87 

5.03 

0.49 

0.64 

6.64 

100.84 

98.89 

100.59 

102.46 

100.20 

Die  Umwandlung  des  kry stall inischen  Anorthit  in  die  dichte 
Varietät  beruht  im  wesentlichen  in  einer  Ausscheidung  von  etwas 
Thonerde  und  Natron  und  in  einer  Aufnahme  von  Wasser.  Der 
frische  Protobastit  findet  sich  stets  mit  ganz  frischem  Anorthit 
gemengt  und  selbst  seine  Umwandlungsproducte  brausen  nie  mit 
Säuren ;  Streng  kommt  daher,  seiner  frühern  Annahme  (Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  1801.  75),  welche  auch  die  G.  Rose's  war  (Poggend. 
Ann.  LXXXII.  526)  entgegen  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  Proto- 
bastit nicht  als  ein  Umwandlungsproduct  des  Augit,  sondern  als 
ein  ursprünglicher  und  sehr  kalkarmer,  dem  Enstatit  verwandter 
Augit  aufzufassen  sei.  Aus  dem  Protobastit  geht  der  Diaklas  durch 
eine  theilweise  Oxydation  des  Eisenoxydul  und  durch  Aufnahme 
von  Wasser  hervor.  Die  Umwandlung  von  Protobastit  in  Schiller- 
spath,  Schillerstein  und  Serpentin  ist  zwar  ebenfalls  mit  einer  theil- 
weisen  Oxydation  des  Eisenoxydul  zu  Mcigneteisen  verknüpft,  gleich- 
zeitig aber  ßnde  auch  ein  Austausch  von  zwei  Aequivalenten 
Kieselsäure  gegen  drei  Aequivalente  Wasser  statt;  die  Kieselsäure 
zeigt  sich  bisweilen  als  Quarz  im  Serpentin.  Der  dichte  Schillerstein 
und  der  Serpentin  sind  nicht  raineralogisch,  sondern  nur  chemisch 
von  einander  zu  unterscheiden.  Delesse  will  diese  Umwandlung  des 
Protobastit  in  Diaklas,  in  Schillerspath,  Schillerstein,  endlich  in 
Serpentin  nicht  einleuchten.  »Comment  expliquer  en  effet,  fragt 
er,   le   caprice  de  cette  metamorphose,   qui   aurait   change    sur  un 


Sog.  Forellenstein.  189 

meme  echaniillon  une  partie  de  protobastite  en  diaklase,  lequel  se 
serait  ensuite  change  en  schillerspath,  tandis  que  l'autre  partie 
serait  au  contraire  restee  completement  intacte  et  a  Tetat  origi- 
naireV«  (Annal.  des  mines  (6)  VI.  1864). 

Streng  hat  seine  Untersuchungen  auch  auf  den  sog.  Forellen- 
stein von  Neurode  in  Schlesien  ausgedehnt,  über  welchen  früher 
G.  vom  Rath  (Poggend.  Ann.  XCV.  551)  Mittheiiungen  gemacht 
hatte.  Dem  Gestein  von  Harzburg  sehr  ähnlich  stellt  es  im  wesent- 
lichen ein  mittel-  bis  grobkörniges  Gemenge  eines  theils  gestreiften 
späthigen,  theils  dichten  Feldspaths  mit  dunkelgrünen  feinkörnigen 
Serpentinaggregaten  dar,  mit  eingewachsenen  kleinen  schwarzen 
metallglänzenden  Körnchen  von  Magneteisen  und  nur  sehr  seltenen 
kleinen  Blättchen  von  Schillerspath;  die  Zusammensetzung  der  ge- 
streiften Feldspathe  ist  I  nach  vom  Rath  (spec.  Gew.  2.709);  II 
nach  Streng  (spec.  Gew.  2.76) : 


I. 

II. 

Kieselsäure     . 

.     .     47.05 

45.05 

Thonerde .     . 

.     .     30.44 

30.00 

Eisenoxyd 

.     .        1.56 

1.97 

Kalk     .     .     . 

.     .     16.53 

16.71 

Magnesia  .     . 

.     .       0.09 

1.29 

Kali      .     .     . 

.     .       0.78 

0.48 

Natron      .     . 

.     .       2.10 

1.86 

Wasser      .     . 

.     .        1.87 

3.13 

100.42 

100.49 

Das  Sauerstoffverhältniss  in  I  ist  0.88  :  2.4  :  4  oder  1  :  2.7  :  4.5, 
das  in  II  1  :  2.5  :  4  oder  1.10  :  3  :  4.8;  vom  Rath  beschreibt  diesen 
Feldspath  als  Labrador,  bemerkt  indessen,  dass  er  von  der  gewöhn- 
lichen Zusammensetzung  abweiche  und  vermuthlich  schon  verändert 
sei;  Streng  hält  ihn  für  einen  vielleicht  etwas  zersetzten  oder 
nicht  ganz  reinen  Anorthit,  der  wohl  etwas  Wasser  aufgenommen 
hat.  Die  Gesammtanalyse  dieses  Gesteins  ergab:  Kieselsäure  41.13 ; 
Thonerde  13.56;  Eisen-  und  Chromoxyd  2.10;  Eisenoxydul  6.19; 
Kalk  6.72;  Magnesia  22.52  ;  Kali  0.83;  Natron  0.96;  Wasser  8.30 
(102.40);  spec.  Gew.  2.88.  Auch  diese  Bauschanalyse  stimmt  mit 
der  des  Gesteins  von  der  Radau  (vgl-  oben  V).  Bei  Neurode  tritt 
auch  fast  reiner  Serpentin  mit  sehr  wenig  Feldspath  auf.  lieber 
den   Feldspath    des  Gabbro    von   Neurode     in    Schlesien,     welchen 


140  Schillerfels. 

Websky  aus   krystallographischen    Gründen  für  Anorthit  hält,  vgl. 
Gabhro  S.  119. 

Im  Granitgebiet  von  Schriesheim  an  der  Bergstrasse  findet 
sich  nach  C.  W.  C.  Fuchs  ein  kleines  gangaitiges  Vorkommniss  von 
Schillerfels,  ein  scheinbar  einfaches  Gestein  von  dunkelschwarz- 
grüner  Farbe,  porphyrartig  durch  zahlreiche  Individuen  krystalli- 
sirten  Schillerspaths  ;  letztere,  deren  deutliche  Spaltungsflächen  auf- 
fallenden metallischen  Perlmuttergknz  und  den  bekannten  Schimmer 
zeigen,  sind  kleiner  als  in  dem  Schillerfels  der  Baste,  indem  sie 
nur  5 — 10  Mm.  Grösse  eiTeichen  und  sind  ebenso  wie  dort  von 
dem  Schillerstein  durchsetzt,  welcher  auf  den  Spaltungsflächen  zahl- 
reiche matte,  anscheinend  dunklere  Flecken  hervorbringt.  Die  Ana- 
lyse des  Gesteins,  welches  viel  feines  Magneteisen  enthält,  ergab: 
Kieselsäure  41.44;  Thonerde  6.63;  Eisenoxyd  13.87;  Eisenoxydul 
6.30;  Kalk  7.20;  Magnesia  18.42  ;  Kali  0.93  ;  Natron  0.24 ;  Wasser 
5.60  (spec.  Gew.  2.82);  Fuchs  schliesst  mit  Hecht  aus  dem  ge- 
ringen Gehalt  an  Wasser  und  dem  verhältnissmässig  hohen  an  Thon- 
erde und  Kalk,  dass  noch  ein  Feldspaih  vorhanden  sein  müsse,  den 
man  allerdings  nicht  erkennen  kann ;  nach  der  Analogie  mit  dem 
harzer  (ie^tein  würde  dies  wohl  Anorthit  sein,  womit  auch  die  ge- 
ringe Alkal inienge  im  Zusammenhang  stände ;  die  Analyse  stimmt 
auch  sehr  gut  mit  V,   S.  1 38. 

Streng,  Schillerfels- Aiiortliitgestein  v.  Harz.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1862. 
513;  vgl.  auch  noch  über  den  Schillerfels :  Heyer  in  Crells  An- 
naleu 1788.  11:  Freiesleben,  Mineralog.  Bemerkungen  über  das 
schillernde   Fossil  von   der   Baste    1794;     Köhler    in  Poggend. 
Annal.  XI.   1827.  19J  und  XIII.   lOJ. 
•    Streng,  Serpen tin-Anorthitj^est.  von  Neurode,  Neues  Jahrb.  f.  Min. 
1864.  257. 
Websky,  Zi'itschr.  d.   d.  geol.  Ges.  XVI.   1864.  330. 
Fuchs,  Schillerfels  v.  Schriesheim,  N.  Jahrb.  f.  Min.   1864.  326. 

Jflngere  FeldspathgesteiDe. 

Aus  dem  Band  I.  S.  450  aufgestellten  Schema  erhellt  es,  dass 
unter  den  Jüngern  Feldspathgesteinen  alle  jene  Mineralcombinatio- 
nen  sich  wiederholen,  welche  sich  unter  den  altern  dargeboten  ha- 
ben und  dass  hier  noch  Nephelin-  und  Leucitgesteine  auftreten,  deren 
Parallelen  unter  jenen  altern  vermisst  werden. 

Bei  den  jungem  Gesteinen  ist  demgemäss  auch  die  Classifica- 


Traohytfamilie  und  Basaltfamilie.  141 

tion  derselben  auf  Gmnd  ihrer  Feldspathe  ohne  Schwierigkeit  durch- 
zuführen. Es  empfiehlt  sich,  überdies  nach  einem  althergebrachten 
Sprachgebrauch  die  nun  zu  betrachtenden  Gesteine  in  zwei  grös- 
sere Familien  zu  sondern,  in  die 

Tr  achytfamil  ie  und  die 
Basalt  familie, 
von  denen  die  erstere  die  sanidin-  und  oligoklasführenden,  die  letz- 
tere die  labrador-  und  anorthithaltigen  Glieder  umfasst,  jene  daher 
die  saurern,  diese  die  basischem  Mischungen  begreift.  Die  vor- 
wiegend durch  Nephelin  und  Leucit  charakterisirten  Gesteine  bil- 
den gcwissernmassen  eine  Zwischengruppe  zwischen  den  oligoklas- 
und  den  labradorführenden,  also  zwischen  der  Trachyt-  und  Basalt- 
familie, wobei  sie  wegen  ihrer  basischem  Zusammensetzung  sich 
jedenfalls  mehr  der  letztern  nähern. 

Bevor  nun  zur  Beschreibung  der  einzelnen  Glieder  der  beiden 
grossen  Familien  geschritten  wird,  sind  noch  einige  allgemeine  und 
einleitende  Bemerkungen  über  die  Constitution  derselben,  zumal  der 
erstem  vorauszuschicken. 

Der  Name  Trachyt,  wegen  der  rauhen  (igu/v^)  Beschaf- 
fenheit der  Gesteine  gewählt,  wurde  zuerst  von  Hauy  im  Jahre 
1822  in  der  2.  Auflage  seines  Traite  de  mineralogie,  Bd.  IV.  579, 
Gesteinen  der  Auvergne  ertheilt,  >caracterisees  par  un  feldspath 
blanchatre  oii  gris  cendre,  presentant  un  aspect  raboteux,  et  dont 
la  cassure,  ou  meme  la  surface,  paraissent  comme  striees<^;  durch 
die  Vorlesungen  llauy's  im  Jardin  des  Plantes  wurde  jedoch  der 
Name  Trachyt  auch  bereits  vor  1822  von  L.  v.  Buch,  Daubuisson 
und  Beudant  verbreitet  (vergl.  A.  v.  Humboldts  Kosmos  IV.  617). 
Früh  schon  war  man  auf  die  hervorragende  Rolle  aufmerksam  ge- 
worden, welche  der  Sanidin  in  denjenigen  Gesteinen  spielt,  die 
später  zur  Trachytfaniilie  zusanimengefasst  wurden.  Nose  berichtet 
bereits  1789  in  seinen  orographischen  Briefen,  dass  die  nachher 
Trachyte  genannten  Gesteine  des  Siebengebirges  durch  glasigen 
Feldspath,  für  den  er  zuerst  die  Benennung  Sanidin  vorschlug,  be- 
sonders charakterisirt  seien.  L.  v.  Buch  sagte  1813:  > Feldspath 
von  diesen  Kennzeichen  liegt  in  andern  Porphyren  nicht;  nach  die- 
sem glasigen  Feldspath  sollte  die  ganze  Gebirgsart  benannt  sein, 
hätte  sie  nicht  schon  den  Namen  Trappporphyr.'  (Abhandl.  d. 
Berlin.   Akad.  d.W.   ans  d.  Jahr.    1812—13,  133). 


142  Trachytische  Gesteine. 

Im  Verlaufe  ergab  es  sich  indessen,  dass  die  Gesteine,  auf 
welche  man  den  Namen  Trachyt  ausgedehnt  hatte,  —  es  waren 
namentlich  die  sanidinführenden  lichten  tertiären  und  posttertiären 
Eruptivgesteine  —  zum  grossen  Theil  ausser  dem  Sanidin  auch  noch 
einen  andern  und  zwar  klinoklastischen  Feldspath  in  ihrer 
Masse  enthalten.  Abich  sah  diesen  Feldspath  für  Albit  an,  und 
nannte  ihn  wegen  des  bedeutenden  Gehalts  an  Kali,  welchen  er 
neben  dem  Natron  darin  auffand,  Kalialbit  (Poggend.  Annal.  L.  341 ; 
lieber  die  Natur  und  den  Zusammenhang  der  vulkanischen  Bildun- 
gen 1841.  28).  Es  hat  sich  hinterher  herausgestellt,  dass  dieser 
klinoklastische  Feldspath  höchst  wahrscheinlich  in  allen  Fällen  0 1  i- 
goklas  ist. 

Allmählich  wurden  auch  noch  andere  Gesteine  wegen  ihres 
im  Allgemeinen  trachytähnlichen  Habitus  den  eigentlichen  Trachyten 
angereiht,  von  denen  sie  gleichwohl  durch  besondere  Benennung 
unterschieden  wurden.  In  der  am  26.  März  1835  in  der  Berliner 
Akademie  gelesenen  Abhandlung  (vergl.  Poggend.  Annal.  XXXVII. 
1836.  188)  bespricht  L.  v.  Buch  die  Gesteine  der  Andes -Vulkane, 
welche  nach  den  damaligen  Untersuchungen  G.  Rose's  keinen  Sa- 
nidin, sondern  Albit  enthalten  und  daher  auch  nicht  aus  eigent- 
lichem Trachyt  bestehen;  für  diese  aus  vorwaltendem  »Albit«  und 
wenig  Hornblende  gemengte  Gebirgsart  wird  der  Name  And  es it 
vorgeschlagen. 

Als  Trachydolerit  bezeichnete  Abich  solche  trachytartigen 
Gesteine,  welche  in  ihrer  mineralogischen  und  chemischen  Zusam- 
mensetzung in  der  Mitte  zwischen  den  eigentlichen  Trachyten  und 
den  Doleriten  stehen,  indem  sie  »Oligoklas,  Labrador,  Hornblende, 
Augit  und  etwas  Magneteisenerz«  führen  (UeberNat.  u.  Zusammenh. 
d.  vulk.   Bildung.  100). 

Zu  den  Trachytgesteinen  pflegte  man  so  zu  rechnen :  Den 
Trachytporphyr,  ein  im  äussern  Habitus  ausserordentlich 
schwankendes  Gestein^  welches  sich  durch  seinen  Ueberschuss  an 
freier  Kieselsäure  auszeichnete  und  in  einer  verschieden  beschaffe- 
nen Grundmasse  ausgeschiedene  Krystalle  von  Quarz  und  Sanidin 
auch  Glimmer  enthält;  je  nachdem  Quarzkörner  sichtbar  ausge- 
schieden waren  oder  nicht,  unterschied  man  quarzführenden  und 
quarzfreien  Trachytporphyr ;  den  eigentlichen  Trachyt,  cha- 
rakterisirt  durch  Sanidin,  ebenfalls  von  sehr  wechselndem  Aussehen, 


Trachy tische  Gesteine.  148 

meist  gleichfalb  mit  poi*phyrartigem  Habitus;  den  Phonolith, 
der  durch  seinen  Sanidingehalt  sich  eng  an  den  Trachyt  anschliesst. 
Gewissermaassen  als  Anhang  folgten  dann  And  es it  und  Trachy- 
d  o  1  e  r  i  t.  In  Verbindung  mit  diesen  krystallinischen  Gliedern  wurde 
von  jeher  die  Reihe  der  durch  Zusammensetzung  und  räumliches 
Auftreten  innig  verknüpften  glasigen  und  halbglasigen, 
schaumigen  und  emailartigen  Gesteine  gebracht,  die  Obsi- 
diane,  ßimsteine,  Perlite,  von  denen  man  schon  fi*üh  erkannt  hatte, 
dass  sie  nur  gewisse  besondere  Erstarrungsformen  der  trachytischen 
Magmen  darstellten.  Vgl.  über  diese  Anordnung  Naumanns  Lehr- 
buch d.  Geogn.  1858.  I.  609  ff.,  wo  dieselbe  zu  Grunde  gelegt  ist. 
Im  IV.  Bande  von  A.  v.  Humboldts  Kosmos  (1858.469)  findet 
sich  eine  (vielleicht  nur  zum  Theil)  von  G.  Rose  herrührende,  auf 
die  mineralogische  Natur  der  Feldspathgemengtheile  begründete  Ein- 
theilung  der  Trachytgesteine  mitgetheilt.     Sie  ist  folgende: 

1.  Abtheilung.  Die  Grundmasse  enthält  nur  Krystallo  von 
glasigem  Feldspath,  welche  tafelartig  und  in  der  Regel  gross  sind. 
Hornblende  und  Glimmer  treten  darin  entweder  gar  nicht,  oder 
doch  nur  äusserst  sparsam  und  als  ganz  unwesentliche  Gemeng- 
theile  hinzu ;   Augit  zeigt  sich  sehr  selten,  ebenso  wenig  als  Leucit. 

2.  Abtheilung.  Die  Grnndmasse  enthält  einzelne  Krystalle 
von  glasigem  Feldspath  und  eine  Menge  kleiner  schneeweisser  Oli- 
goklaskrystalle ;  die  letztern  sind  oft  regelmässig  mit  dem  glasigen 
Feldspath  verwachsen  und  bilden  eine  Hülle  um  ihn.  Hornblende 
und  Glimmer  und  in  einigen  Abänderungen  Augit  treten  zuweilen 
in  geringer  Menge  hinzu. 

3.  Abtheilung.  Die  Grundmasse  dieser  dioritartigen  Trachy te 
enthält  viele  kleine  Oligoklaskrystalle  mit  schwarzer  Hornblende  und 
braunem  Magnesiaglimmer. 

4.  Abtheilung.     Die  Grundmasse  enthält  Augit  mit  Oligoklas. 

5.  Abtheilung.  Ein  Gemenge  von  Labrador  und  Augit,  ein 
doleritartiger  Trachyt. 

6.  Abtheilung.  Eine  oft  graue  Grundmasse,  in  der  Krystalle 
von   Leucit  und  Augit  mit  sehr  wenig  Olivin  liegen. 

Es  ist  auf  den  ersten  Blick  ersichtlich,  dass  hier  die  Grenzen 
der  Trachytfamilie  viel  weiter  gezogen  sind,  als  es  bisher  üblich 
war  und  wodurch,  wie  v.  Humboldt  sagt,  »die  zu  hohem  geogno- 
stischen    Ansichten    führende    innige  Verkettimg    des    vulkanischen 


144  Trachytische  Gesteine. 

Gesteins  unfruchtbar  zeiTissen  werde«.  So  dankenswerth  auch  der 
Versuch  ist,  diese  Gesteine  auf  Grund  ihrer  feldspathartigen  6e- 
raengtheile  zu  classificiren,  ein  Versuch,  dem  wir  hier  zum  ersten 
Mal  in  strenger  Durchführung  begegnen,  so  treffend  auch  die  An- 
sicht, dass  nicht  in  dem  Sanidin  allein  das  Wesen  der  Trachyte 
beruhe,  so  dürfte  doch  die  Ausdehnung,  wie  sie  hier  dem  Trachyt 
ertheilt  ist,  allzu  sehr  den  bisher  gebrauchten  G^steinsbenennungen 
zuwiderlaufen.  Dass  Gesteine,  welche  Sanidin  allein  oder  in  Ver- 
bindung mit  Oligoklas  oder  lediglich  Oligoklas  enthalten,  den  Tra- 
chyten  zugezählt  werden,  erscheint  vollkommen  naturgemäss,  weni- 
ger gerechtfertigt  dagegen  das  Hereinziehen  der  Labrador-Augit- 
gesteine,  oder  gar  der  Leucitgesteine  in  den  Kreis  der  Trachyte ; 
der  alte  Name  Basalt  würde  dadurch  vollständig  überflüssig,  der 
sich  auch  als  Collectivnarae  für  die  basischen  Labrador-  und  Anor- 
thitgesteine  vortrefflich  empfiehlt.  Durch  die  Eintheilung  der  vul- 
kanischen Gesteine  in  Trachyte  mit  saurern,  in  Basalte  mit  basi- 
schem Feldspathen  wird  gewiss  weniger  die  Verkettung  derselben 
zerrissen,  als  umgekehrt  durch  die  Erweiterung  des  Trachytbegriffs 
eine  Verwirrung  in  der  Gesteinsbenennung  zu  befürchten  wäre. 

Eine  ähnliche  Ansicht  über  den  Umfang  des  Trachyt,  wie  sie  sich 
in  jenem  Schema  ausgesprochen  findet,  ist  die,  welche  Ch.  St.  Ciaire 
Deville  in  einer  Abhandlung  »sui*  le  trachytisme  des  roches«  (Comptes 
rendus  XLVIII.  1859.  3.  Jan.)  vorgetragen  hat.  Indem  er  darauf 
aufmerksam  macht,  dass  Hauy  bei  seiner  Trachytdetinition  keines- 
wegs eine  bestimmte  Feldspathspecies  im  Auge  gehabt,  und  dass 
man  im  Laufe  der  Zeit  auch  Oligoklas,  Labrador,  Anoi-thit  in  eben 
solcher  glasiger  Ausbildung,  wie  sie  gewöhnlich  der  Sanidin  zeigt, 
in  rauh  anzufühlenden  Gesteinen  getroffen  habe,  findet  er  es  —  aller- 
dings in  ganz  consequenter  aber  dem  heutigen  Sprachgebrauch 
nicht  mehr  entsprechender  Weise  —  unangemessen,  den  Namen 
Trachyt  auf  die  Sanidin-  oder  Sanidin  -  Oligoklasgesteine  zu  be- 
schränken und  will  ihn  auf  alle  Gesteine  mit  glasig  und  rissig  aus- 
gebildeten Feldspathen  ausgedehnt  wissen ;  dadurch  bezeichnet  der- 
selbe also  gewissermassen  einen  eigenthümlichen  Zustand  der  Ge- 
steine, welchen  Deville  als  Trachytismus  bezeichnet,  und  über 
dessen  Entstehung  er  mancherlei  Muthmassungen  äussert.  Unsern 
Jüngern  Feldspathgesteinon  ist  weitaus  zum  grösstcn  Theil  dieser 
»Trachytismus«  eigen. 


Rhyolith  v.  Richthofens.  •  145 

F.  Y.  Richthofen  hat  sich  in  seinen  verdienstvollen  > Studien 
aus  den  ungarisch-siebenbürgischen  Trachytgebirgen«  (Jahrb  d.  geol. 
R.aust.  1861.  153)  eingehend  mit  der  Frage  nach  dem  Umfang  und 
der  Gliederung  der  Tracliytfamilie  beschäftigt.  In  sehr  zweckmäs- 
siger Weise  finden  wir  darin  die  sauersten  Gesteine  der  Trachyte, 
die  sich  der  nornialtrachytischen  Zusammensetzung  Bunsens  nähern, 
abgesondert  von  den  eigentlichen  Trachyten.  Jene  erste.  Gruppe 
von  Gesteinen,  welche  sich  durch  das  häufige  Vorkommen  von 
Quarz  als  wesentlichem  Gemengtheil,  durch  das  alleinige  Vorkommen 
oder  Vorwalten  von  Sanidin  unter  den  Feldspathen,  durch  die  voll- 
kommen felsitische  Grundmasse,  durch  die  häufige  perlitische  und 
sphärolithische  Ausbildung,  durch  den  gänzlichen  Mangel  an  Augit 
und  durch  das  seltene  Auftreten  von  Hornblende  auszeichnet,  nennt 
V.  Richthofen  Rhyolith,  weil  diese  Gesteine,  denen  er  auch  die 
entsprechend  zusammengesetzten  Glas-  und  Schaumgebilde,  die  sauren 
Obsidiane,  Bimsteine  und  Perlite  zuzählt,  sich  in  Ungarn  als  wirk- 
lich geflossene  Massen  darstellen.  Den  Schwerpunkt  der  eigentlichen 
Trachytgruppe  sucht  v.  Richthofen  ganz  und  gar  in  den  Oligoklas- 
gesteinen:  während  die  Rhyolithgruppe  als  die  Orthoklasreihe  unter 
den  neuern  Eruptivgesteinen  erscheine,  stelle  sich  die  Trachytgruppe 
als  die  Oligoklasreihe  dar.  Bei  einer  solchen  Auffassung  wird  in- 
dessen die  ganze  grosse  Reihe  der  Sanidin-  und  neben  vorwalten- 
dem Sanidin  Oligoklas-führenden  quarzfreien  Gesteine  geradezu  ob- 
dachlos, welche  dann  nur  als  ein  untergeordnetes  Mittelglied  zwi- 
schen Rhyolith  und  Trachyt  in  der  Luft  schwebt.  Wenngleich  im 
Laufe  der  Zeit  die  frühere  Begrenzung  des  Trachyt  als  eines 
Sanidingesteins  dadurch  erweitert  wurde,  dass  man  auch  dem  Oli- 
goklas  Antheil  an  der  Trachytzusammensetzung  einräumte,  so  hiesse 
es  doch  die  bestehenden  Gesteinsbegriffe  allzusehr  verändern,  wollte 
man  sich  der  von  v.  Richthofen  geäusserten  Anschauungsweise  ^n- 
schliessen.  Auch  der  Name  Rhyolith  scheint  im  Allgemeinen  keine 
sehr  zweckmässige  Wahl  zu  sein :  für  die  ungarischen  Gesteine, 
bei  deren  Studium  er  entstand,  bringt  er  das  eigenthümliche  ge- 
flossene Anseilen  und  die  Art  und  Weise  des  Auftretens  dieser 
sauersten  Tracbytgesteine  vortrefflich  zum  Ausdruck;  weniger  pas- 
send stellt  er  sich  dagegen  für  die  entsprechenden  Gesteine  anderer 
Länder  dar,  welche  dieser  Eigenthümlichkeiten  ermangeln;  die 
kuppenförmig   oder   gangförmig    gelagerten,    die    durch  und  durch 

Zirkel,  Tctroifraphle.    II.  yQ 


146  »  Gliederung  der  Trachytfamilie. 

« 

krystallinischen  solcher  Gesteine  tragen  kein  Merkmal  an  sich, 
welches  mit  einer  solchen  Bezeichnung  in  Zusammenhang  steht. 

Gleichzeitig  mit  v.  Richthofen  hat  auch  Roth  das  Bedürfniss 
gefühlt,  die  sauersten  der  Trachytgesteine,  die  Parallelen  der  Gra- 
nite und  Felsitporphyre,  unter  einer  besondern  Benennung  zu  be- 
fassen, und  dafür  den  Namen  Liparit  vorgeschlagen,  welchem  in 
mancher  Beziehung  vor  dem  v.  Richthofens  der  Vorzug  zu  ge- 
bühren scheint.  Roth  rechnet  übrigens  nicht  nur  krystallinische 
sondern  auch  alle  stark  sauern   hyalinen  Glieder  zu  seinen  Lipariten. 

Indem  wir,  wie  erwähnt,  die  Jüngern  Sanidiu-  und  Oligoklas- 
gesteine  als  Glieder  der  Trachytfamilie  zusammenfassen,  grup- 
piren  sich  die  krystallinischen  derselben  folgendermaassen : 

Getreu  der  durch  langen  Gebrauch  eingebürgerten  Bezeichnung 
halten  wir  für  die  sanidinführ enden  Gesteine  die  Benennung 
»eigentliche  Trachyte«  aufrecht;  die  quarz  führenden 
Glieder  derselben  werden  sich  dann  am  einfachsten  und  passendsten 
als  Quarzt  rachytc  aufiuhren  lassen;  dieser  Name  dürfte  jeden- 
falls dem  schleppenden  »quarzführender  Trachytporphyr«  vorzu- 
ziehen sein,  womit  man  überdies  früher  Gesteine  zu  belegen  ge- 
zwungen war,  welche  keineswegs  porphyrische  Ausbildung  darbieten. 
Quarztrachyt  einerseits  und  v.  Richthofens  Rhyolith  oder  Roths 
Liparit  andererseits  sind  nicht  identisch,  da  der  erstere  lediglich 
krystallinische  Gesteine  umfasst,  die  letztern  auch  hyaline  Gebilde 
begreifen  und  ausserdem,  wenn  auch  wie  es  scheint,  nur  vorläufig 
gleichfalls  quarzführende  Oligoklasglieder  von  Roth  in  den  Kreis 
der  Liparite  gezogen  sind.  Die  Quarztrachyte  sind  in  den  beiden 
ersten  Abtheilungen  von  G.  Rose  enthalten,  indem  sie  zur  Zeit,  als 
dieses  Schema  aufgestellt  wurde,  nur  ungenügend  bekannt  waren. 
Die  q  u  a  r  z  f  r  e  i  e  n  S  a  n i  d  i  n  g  e  s  t  e  i  n  e  zertheilen  sich,  je  nach- 
dem in  ihnen  Sanidin  allein  oder  mit  Oligoklas  in  Combination 
auftritt,  ungezwungen  in  Sanidintrachyte  und  S a n i d i n-0 li- 
goklastrachyte.  An  diese  quarzfreien  Trachyte  reiht  sich  natur- 
gemäss  der  P  h  o  n  o  1  i  t  h  an,  welcher  neben  dem  Sanidin  noch  ein 
durch  Säuren  zersetzbares  Mineral  (Nephelin,  Nosean,  Zeolith)  enhält. 

Der  Sanidin-Oligoklastrachyt,  der  einerseits  durch  Aufnahme 
von  Quarz  zu  dem  sauersten  Glied  der  Trachytfamilie  wird,  kann 
auf  der  andern  Seite  durch  das  allmähliche  Verschwinden  des  Sani- 
din in  ein    reines  Oligoklasgestein    übergehen.     Für    diese  vielver- 


Gliederung  der  Trachytfamilie.  147 

breiteten  Oligoklasgesteine,  welche  also  nach  den  hier  zu 
Grunde  gelegten  Grnppirungen  innerhalb  der  Trachytfamilie  dem 
eigentlichen  Trachyt  gegenüberstehen ,  hat  Roth  neuerdings  den 
alten  Namen  Andesit  L.  v.  Buch's  wiederum  verwerthet,  was 
man  gewiss  nur  als  sehr  zweckmässig  bezeichnen  kann,  wenn  auch 
A.  V.  Humboldt  den  Andesit  als  eine  veraltete  Mythe  erklärt  und 
es  als  ein  Unrecht  bedauert,  sich  desselben  bedient  zu  haben  (Kos- 
mos IV.  634.  636),  wenn  auch  der  trikline  Feldspath  des  Andesit 
ursprünglich  für  Albit  gehalten  wurde.  Der  Oligoklas  erscheint  so- 
wohl in  Combination  mit  Hornblende  als  mit  Augit  und  wir  unter- 
scheiden demgemäss  mit  Roth  Hornblende-Andesit  und  Au- 
git-Andesit.  Wie  bei  dem  eigentlichen  Trachyt,  so  treten  auch 
bei  dem  Andesit  quarzführende  Gesteine  auf,  und  es  werden,  wie  dies 
später  ausführlicher  erläutert  wird,  sowohl  und  zwar  namentlich 
innerhalb  des  Hornblende-Andesit  als  auch  innerhalb  des  Augit- 
Andesit  quarzführende  und  quarz  freie  Glieder  vonein- 
ander getrennt.  Zu  den  quarzfreien  Augit  -  Andesiten,  welche  als 
basischstes  Glied  der  ganzen  Trachytfamilie  sich  den  Basalten  nähern, 
gehört  der  grösste  Theil  dessen,  was  Abich  Trachydolerit  (s.  oben) 
genannt  hat. 

An  die  krystallinischen  Gesteine  der  Trachytfamilie,  mit  denen 
sie  durch  vielfache  Uebergänge  verbunden  sind,  reihen  sich  die  auf 
das  verschiedenartigste  entwickelten  glasigen,  ha  Ibg  las  igen 
und  schaumigen  Formen,  die  Obsidianö",  Trachytpech- 
steine,  Bimst  eine,  Perlite,  die  unausgebildeten  Producte 
abnormer  Erstarrung;  ihre  Zusammensetzung  wechselt  natürlich  in 
überaus  manchfacher  Weise  gerade  wie  die  der  krystallinischen 
Gesteine,  mit  denen  sie  eine  völlig  parallele  Reihe  bilden;  aus  der 
chemischen  Analyse  kann  man  mit  ziemlicher  Sicherheit  schliessen, 
welches  von  den  verschiedenen  Gesteinen  das  Resultat  der  normalen 
krystallinischen  Erstarrung  ihrer   Masse  gewesen  wäre. 

Auf  die  Trachytfamilie  lassen  wir  die  Zwischengruppe 
derjenigen  stets  quarzfreien  und  keine  Hornblende,  sondern  Augit 
haltenden  Gesteine  folgen,  welche  als  feldspathähnliche  Gemeng- 
theile  N  e  p  h  e  1  i  n  und  L  e  u  c  i  t  einzeln  oder  zusammen  führen 
(Xephelinit  und  L  eucitop  hyr,   dazu  Hauy  nophy  r). 

Die  jungkrystallinischen  Gesteine  mit  Feldspathen,  welche 
basischer  sind  als  Oligoklas,  die  Labrador-  und  Anorthitge- 


148  Quai*ztrachyt. 

steine  werden  alsdann  als  Basaltfamilie  zusammengefasst , 
deren  basischste  Glieder  sich  der  normalpyroxenischen  Zasammen- 
setzung  Bunsens  nähern.  Die  Labradorgesteine  führen  nebenbei 
Augit  und  Magneteisen  und  zerfallen  je  nach  ihrer  Texturausbil- 
duug  in  deutlich-körnigen  D  o  1  e  r  i  t,  feinkörnigen  A  u  am  e  s  i  t  und 
kryptokrystallinischen  Basalt;  die  Anorthitgesteine  besitzen  Augit 
und  Hornblende. 

Neben  den  eigentlichen  Trachyt-  und  Basaltgesteinen  sind  die 
damit  in  innigster  Beziehung  stehenden  trachytischen  und  b  a- 
saltischen  Laven  zu  erwähnen.  Ein  petrographischer  Unter- 
schied waltet  —  die  grössere  Porosität  und  gewöhnlich  geringere 
oder  fehlende  Wassermenge  der  letztern  abgerechnet  —  weder  in 
mineralogischer  noch  chemischer  Rücksicht  zwischen  beiden  Aus- 
bildungsweisen ob,  lediglich  ist  der  Ursprung  aus  erkennbaren 
Kratern  für  die  Laven  das  charakteristische.  Sie  erscheinen  daher 
meist  in  Strömen,  während  die  Hauptlagerungsform  der  eigentlichen 
Trachyte  und  Basalte  die  kuppenförmige  und  gangförmige,  -für 
letztere  auch  die  deckenförmige  ist. 


Krystalllnlsclie  Glieder  der  Trachytfamllie. 

Qitjirztrachyt. 

('i'rachytporphyr ;  normal  erstarrter  Rhyolith  oder  felsitischer 
Rhyolith,  v.  Richthofen.     Liparit,  Roth). 

Die  Quarztrachyte  sind  die  sauersten  kry^tallinischen 
Glieder  der  Trachytfaniilie,  besitzen  einen  viel  bedeutendem  Gehalt 
an  Kieselsäure  als  der  eigentliche  Trachyt  und  treten  dadurch  in 
chemischer  Beziehung  zu  diesem  Trachyt  in  ein  ähnliches  Verhält- 
niss,  wie  es  die  Felsitporphyre  dem  quarzfreien  Orthoklasporphyr, 
oder  auch  die  Granite  und  Syenitgranite  dem  Syenit  gegenüber 
einnehmen. 

Sie  sind  auch  in  vielen  äussern  Beziehungen  den  Felsitpor- 
phyren  sehr  ähnlich:  sie  besitzen  eine  Gru  nd  masse,  worin  meist 
ausgeschiedene  Krystalle  liegen;  die  Grundmasse  ist  felsitisch,  hat 
ein  feinkörnig  -  krystallinisches  ,  kryptokrystallinisches  ,  scheinbar 
dichtes  Gefüge,  welches  in  letzterm  Falle  hornstein-  oder  selbst 
quarzähnlich    aussieht,    oft  auch    einen   thonsteinähnlichen  Habitus 


Grundmasse  der  Quarztrachyte.  149 

besitzt.  Zelliges,  poröses,  zerfressenes,  rauhes  Ansehen  ist  dieser 
Gnindraasse  oft  eigen,  welche  bei  der  bomsteinähn liehen  Ausbildung 
einen  splitterigen,  flachmuscheligen,  bei  der  mehr  oder  minder  fein- 
körnigen einen  unebenen,  bei  der  thonsteinähnlichen  einen  erdigen 
Bruch  aufweist  und  deren  Härte  durch  ihren  grossen  Kieselsäure- 
gehalt häufig  die  des  Feldspaths  übersteigt.  Helle  Farben  sind  bei 
weitem  vorherrschend  :  weiss,  gelblich-,  grünlichweiss,  perlgrau,  auch 
lichtröthlich. 

Davon,  dass  die  Grundmasse  in  allen  Fällen  eine  stark  sauere 
ist,  kann  man  sich  allerdings  nicht  immer  leicht  überzeugen,  aber 
selbst  in  denjenigen  Varietäten,  in  welchen  kein  Quarz  daraus  aus- 
geschieden ist,  ist  meistens  der  Habitus  derselben  ein  solcher,  dass 
man  an  ihrem  felsitischen  Charakter  nicht  irre  wird.  Unter  dem 
Mikroskop  vermag  man  in  Dünnschliffen  meistens  den  Quarz  deut- 
lich zu  erkennen,  welcher  sich  in  Gestalt  kleiner  wasserklarer 
Körnchen  darstellt,  in  denen  zahlreiche  Flüssigkeitseinschlüsse  häufig 
sichtbar  sind.  Schon  aus  dieser  Beschreibung  leuchtet  die  grosse 
Aehnlichkeit  zwischen  diesen  Quarztrachyten  und  den  alten  Felsit- 
porphyren  ein,  in  Folge  deren  denn  auch  früher  manche  der  erstem 
mit  den  letztern  vereinigt  wurden.  Bei  feldspatharmen  Handstücken 
hält  es  oft  sehr  schwer, ,  sich  für  das  eine  oder  andere  Gestein  zu 
entscheiden,  deren  Hauptunterschied  in  ihrem  geologischen  Alter  und 
der  physikalischen  Beschaffenheit  der  Feldspathe  beruht.  Wenn  die 
Grundmasse  ein  hornsteinähnliches  Aussehen  besitzt,  so  ist  damit 
ein  pechartiger  Wachsglanz  verbunden,  und  derlei  Gesteine  gehen 
unvermerkt  in  Trachytpechsteine,  auch  Perlite  über. 

Die  Quarztrachyte  sind  in  manchen  Fällen  so  ausgebildet, 
dass  sie  lediglich  aus  einer  felsitischen  Grundmasse  bestehen,  in 
welcher  keine  Krystalle  ausgeschieden  sind,  vollkommen  analog  dem 
Petrosilex  oder  Felsitfels  in  der  Felsitporphyrgruppe.  Hier  wie  in 
dem  folgenden  Falle  muss  die  chemische  Analyse,  das  Studium  der 
mikroskopischen  Beschaffenheit  und  des  geologischen  Vorkommens 
die  Zugehörigkeit  zu  dem  Quarztrachyt  daithun ;  erstere  muss  einen 
hohen  Säuregehalt,  das  zweite  die  mikroskopische  Ausscheidung 
von  Quarz,  das  dritte  die  räumliche  Verknüpfung  mit  ächten  trachy- 
tischen  Gliedern  nachweisen.  Hat  die  Grundmasse  ein  porzellan- 
artiges Aussehen,  mit  einem  unvollkommenen  Fett-  und  Wachsglanz, 
so    entsprechen    solche    Gesteine    den     »steinigen   Feldspathlaven« 


150  Gemengtheilc  der  Quarztrachyte. 

Fr.  Hoffmanns  und  dem  Lithoidit  v.  Richthofens,  welchen  dieser 
zu  den  hyalinen  Trachytgesteineu  rechnet ;  solche  Gesteine,  £Ür 
welche  der  Name 

lith  oidisc  her  Quarztrachyt 
passend  sein  dürfte,  stellen  aber  ganz  gewiss  keine  homogene  Masse 
dar,  sondern  sind  kryptokrystallinisch,  enthalten  übrigens  nur  sehr 
selten  Einsprenglinge. 

Was  die  aus  der  Grundmasse  ausgeschiedenen  Krystalle  be- 
trifft, so  ist  vor  allem  der  Quarz  zu  erwähnen ;  er  bildet  rauchgraue 
und  wasserhelle  rundliche  Körner  und  Krystalle,  welche  scharfbegrenzt 
in  der  Grundmasse  liegen,  eine  Erscheinung,  welche  auch  bei  den 
Felsitporphyren,  nicht  bei  den  Graniten  sich  darbietet  (Bd.  I.  538). 
Die  Krystalle  zeigen  das  Dihexaeder,  sehr  häufig  in  Combination 
mit  den  Säulenflächen,  welche  letztere  in  bemerkenswerther  Weise 
bei  den  Quarzen  der  Felsitporphyre  fast  immer  fehlen.  Durch  den 
Glanz,  den  muscheligen  Bruch  und  die  Härte  ist  der  Quarz  leicht 
von  den  krystallinischen  Feldspathkörnern  zu  unterscheiden. 

Der  Sanidin  erscheint  in  rissigen  Kr}'stallen  von  mitunter 
wasserheller  Beschaffenheit,  oft  als  einfache  Individuen,  oft  aU 
Zwillinge  nach  dem  Carlsbader  Gesetz  ausgebildet ;  die  Krystalle  sind 
meistens  klein  und  stellen  im  Querdurchschnitt  Nadeln  von  starkem 
Glanz  dar.  P^s  scheint  sich  die  Bemerkung  v.  Richthofens  zu  be- 
stätigen, dass  die  quarzreichsten  Varietäten  arm  an  Sanidin  sind, 
dass  wenn  jener  abnimmt,  dieser  zunimmt  und  den  Höhepunkt 
der  Beimengung  erreicht,  wenn  der  Quarzgehalt  bereits  Null  ge- 
worden ist. 

Der  trikline  Feldspath  (Ol i goklas)  spielt  meistens  eine 
weit  weniger  wesentliche  Rolle,  indem  er  immer  nur  neben  dem 
Sanidin,  nie  selbständig  und  ausschliesslich  auftritt;  nicht  immer 
ist  er  diroct  an  seiner  Zwillingsstreifnng  zu  erkennen  (z.  B,  bei 
Komlosta,  südöstlich  von  Telkibanya  nach  v.  Richthofen,  vielorts 
in  Siebenbürgen  nach  Stäche,  bei  Fagranes  in  Nordisland),  meistens 
deutet  man  die  stark  zersetzten  nadelformigen  Krystalle,  welche 
dicht  neben  ganz  frisclien  Sanidinen  liegen,  als  Oligoklas.  Ist  auch 
kein  Oligoklas  deutlich  ausgeschieden,  so  weist  doch  der  oft  be- 
trächtliche Natrongehalt  mancher  Quarztrachyte  auf  die  Gegen- 
wart <lesselben  in  der  (irundtnasse  hin.  Diejenigen  trachytischen 
Gesteine,    welche   neben  Quarz  nur  Oligoklas,  keinen  Sanidin  aus- 


Gemengtheile  der  Quarztrachyte.  151 

geschieden  enthalten,  wozu  z.  B.  diejenigen  Transkaukasiens  und 
einige  Siebenbürgens  gehören,  fallen  als  Quarzandesite  späterer  Be- 
schreibung anheim. 

Schwarzer  Glimmer  in  scharf  begrenzten  Blättchen  ist 
in  den  Quarztrachyten  mancher  Gegenden,  z.  B.  des  westlichen  Ober- 
Ungarns,  Neuseelands,  ein  sehr  häufiger  Gemengtheil,  während  er 
in  andern  z.  B.  den  isländischen  ganz  zu  fehlen  scheint;  meistens 
tritt  er  in  den  sanidinreichern  Varietäten  auf  und  verschwindet  in 
den  sehr  quarzhaltigen.  Für  das  Vorkommen  des  weissen  Glimmers, 
eines  Minerals,  welches  mit  den  altkrystallinischen  Gesteinen  ge- 
wissermaassen  ausgestorben  ist,  führt  v.  Richthofen  zwei  Fundorte 
in  der  Gegend  von  Abrud-banya  in   Siebenbürgen  auf. 

Hornblende  in  schwarzen  Säulchen  ist  z\yar  meistens  sehr 
selten,  so  dass  Beudant  für  seine  >Trachytporphyre«  den  gänz- 
lichen Mangel  an  Hornblende  als  bezeichnend  angab,  kommt  aber 
dennoch  hier  und  da  vor,  z.  B.  in  ungarischen  und  siebenbürgischen 
Quarztrachyten  sogar  manchmal  häufig ;  auch  darin  spricht  sich  eine 
Analogie  mit  dem  Felsitporphyr  aus.  Von  Augit  hat  sich  fast  nie 
eine  Spur  gefunden,  v.  Richthofen  erwähnt  sehr  spärliche  blutrothe 
Granatkry stalle  als  accessorische  Gemengtheile  im  Gestein  des 
Berges  Hradek  bei  Nagy-Mihaly.  Ein  ausgezeichneter,  zahlreiche 
braunrothe  bis  pfefferkorndicke  Granatkörner  führender  Quarz- 
trachyt  erscheint  am  Mount-Misery  in  den  Malvern-Hills  auf  der 
Südinsel  von  Neuseeland  (v.  Hochstetter,  Geologie  von  Neuseeland 
1864.   203). 

Sind  in  der  Grundmasse  Kry stalle  ausgeschieden,  so  findet 
sich  darunter  in  weitaus  den  meisten  Fällen  Quarz ;  es  gibt  aber 
auch  Quarztrachytgesteine,  welche  in  der  Grundmasse  keinen  Quarz 
eingesprengt  enthalten,  sondern  in  denen  die  ausgeschiedenen  Kry- 
stalle  aus  Saiiidin  allein,  oder  aus  Sanidin,  Oligoklas  und  Glimmer 
bestehen.  In  .solchen  Gesteinen  findet  sich  also  der  ganze  Ueber- 
schuss  der  Kieselsäure  als  Quarz  feinvertheilt  in  der  Grundmasse 
und  sie  stellen  eine  beachtenswerthe  Analogie  mit  jenen  seltenen 
altern  Felsitporphyren  dar,  wozu  z.  B.  das  schöne  Gestein  von 
Elfdalcn  in  Schweden  (Bd.  I.  537.  552)  gehört.  Auf  diesen  Unter- 
schied hin  begründete  Beudant  die  Eintheilung  seiner  Trachytpor- 
phyre  in  quarzführende  und  quarzfreie.  Derlei  scheinbar  quarzfreie 
Gesteine    sind  häufig   von  dunklerer  Farbe,    und    finden  sich   z.  B. 


152  Gemengtheile  und  Gliederung  der  Quarztrachyte. 

ausgezeichnet   bei  Schemnitz  und   im  slebenbürgischen  Erzgebirge, 
auch  in  Island. 

Ausser  den Feldspathkry stallen  liegen  bisweilen  Sphärolithe 
in  der  Grundmasse,  jene  kleinen,  »matten  Kugeln  von  mehr  oder 
weniger  deutlicher  radialfaseriger  Textur,  welche  bei  dem  Perlit 
und  dem  Sphärolithfels  eingehendere  Erwähnung  finden  werden. 
Mitunter  sind  sie  nicht  scharfbegrenzt  in  der  Grundmasse  einge- 
bettet, sondern  verschwimmen  mit  ihr  an  ihren  Rändern ;  in  ihrem 
Centrum  enthalten  sie  meistens  ein  Sanidinkörnchen.  Solche  Varie- 
täten, bei  denen  die  grauliche,  gelbliche  oder  röthliche  Grundmasse 
emailartig  glänzend  wird,  nannte  Beudant  perlitähnlichen  Trachyt- 
porphyr ;  es  ist  klar,  wie  sehr  schwankend  hier  die  Grenze  zu  dorn 
Ferlit  hin  ist  und  wie  der,  weun  auch  ungemein  fein  krystoUinische 
Zustand  der  Grundmasse  für  den  Quarztrachyt  das  wesentliche 
bleibt.  Nehmen  die  Sphärolithe  stark  überhand,  so  dass  die  Grund- 
masse vor  ihnen  zurücktritt,  so  geht  das  Gestein  in  Sphärolithfels 
über.  Diese  rasche  Wandelbarkeit  des  Gesteinshabitus  ist  für  die 
sauren  Glieder  der  Trachytgruppe  in  hohem  Grade  bezeichnend. 
Gewöhnlich  liegen  neben  den  Sphärolithen  noch  kleine  glänzende 
Täfelchen  und  Nadeln  von  Sanidin  in  der  Grundmasse.  Solche  Ge- 
steine, welche  man 

sphärolithführende  Quarztrachyte 
nennen  kann,  finden  sich  z.  B.  ausgezeichnet  nach  v.  Richthofeo 
am  Königsberg  und  am  Steinmeer  bei  Schemnitz,  während  sie  in 
Island  und  andern  Quarztrachytregionen  gar  nicht  bekannt  sind. 
Hauptsächlich  stellen  sich  die  Sphärolithe  in  solchen  Varietäten 
ein,  welche  keinen  Quarz  ausgeschieden  enthalten.  Mit  ihrem  grossen 
Gehalt  an  Kieselsäure,  welcher  den  des  Sanidin  bei  weitem  über- 
steigt, vertreten  sie  ge wisser jnaassen  in  solchen  Gesteinen  die  Stelle 
des  Quarz. 

Nach  der  Texturausbildung,  der  Beschaffenheit  der  Grund- 
masse und  der  Einsprengunge  kann  man  bei  den  Quarztrachyten 
unterscheiden : 

I.  Krystallinisch-körniger  Quarztrachyt. 

II.  Felsitischer  Quarztrachyt,  eine  felsitische  oft  thonstein- 
ähnlichö  Grundmasse  ohne  ausgeschiedene  Krystalle. 

III.  Lithoidischer  Quarztrachyt,  eine  lithoidische  Grundmasse 
ohne  ausgeschiedene  Krystalle. 


Krystallinisch-körniger  Quarztracbyt.  153 

IV.  Porphyrartiger  Quarztrachyt,  eine  felsitische,  lithoidische 
oder  deutlich  krystallinische  Grundmasse  mit  eingesprengten  Kry- 
stallen  ohne  Sphärolithe. 

1)  mit  Krystallen  von  Quarz ; 

2)  mit  Krystallen  von  Quarz  und 

a)  Sanidin  allein, 

b)  Sanidin  und  Oligoklas; 

3)  ohne  Krystalle  von  Quarz,    mit  vieleh  Sanidinen,    auch  mit 
Oligoklas,  Glimmer,  Hornblende. 

V.  Sphärolithischer  Quarztrachyt,  felsitische  Grundmasse  mit 
Sphärolithen,  meist  begleitet  von  Sanidin,  aber  meist  ohne  ausge- 
schiedenen Quarz. 

Die  in  diesem  Schema  in  den  Anfang  gestellte  Ausbildungs- 
weise des  Quarztrachyt,  diejenige  bei  welcher  die  Quarztrachyt- 
mischung  beim  Erstarren  einen  vollständig  granitischen  Habitus 
erlangt  hat,  wurde  bis  jetzt  nur  ungemein  selten  gefunden.  Ein 
—  vielleicht  das  einzige  bekannte  —  Beispiel  solcher  Textur  liefern 
Gesteine  von  Neuseeland,  welche  F.  v.  Hochstetter  von  dort  mit- 
brachte. Auf  der  Insel  Mokoia  im  Kotorua-See  (im  Centrum  der 
Nordinsel)  besteht  die  ganze,  durchaus  granitartige  Masse  eines 
Quarztrachyt  aus  einzelnen,  scharf  von  einander  getrennten  und 
deutlich  erkennbaren  Krystallindividuen,  so  dass  keine,  weder  fel- 
sitische noch  lithoidische  Grundmasse  vorhanden  ist.  Der  vorwal- 
tende Gemengtheil  ist  weisslich  grauer  Feldspath,  dessen  Krystalle 
nicht  jene  glasige  rissige  BeschaflPenheit  zeigen,  welche  sonst  den 
Sanidin  charakterisirt ;  seine  Tafeln  sind  wenig  glänzend  und  denen 
gewöhnlicher  Orthoklase  in  manchen  Beziehungen  überaus  ähnlich; 
der  Quarz  erscheint  in  Körnern,  der  schwarze  Glimmer  spärlich 
aber  gleichmässig  durch  die  ganze  Masse  vertheilt,  Oligoklas  und 
weisser  Glimmer  sind  nicht  darin  zu  erkennen.  Das  ganze  Gestein 
ist  vollständig  frisch  und  unzersetzt,  hart  und  klingend ;  dennoch 
ist  die  Verbindung  der  Mineralelemente  keine  so  feste  und  com- 
pacte, wie  beim  Granit,  das  Gefüge  ist  ein  mehr  lockeres,  hier  und 
da  finden  sich  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Gemengtheilen. 
Am  nahegelegenen  Tarawera-See  erscheint  ein  feinkörniges,  sand- 
steinähnliches, im  unverwitterten  Zustande  rein  weisses  Gestein, 
welches  sich  als  ein  etwas  lockeres  Aggregat  von  feinen  kleinen 
Feldspathblättchen,    durchmengt   mit   zahlreichen,     ebenso    kleinen 


154  Krystallinisch-körniger  Qiiarztrachyt. 

durchsichtigen  und  wasserhellen  Quarzkömchen  zu  erkennen  gibt, 
die  sich  durch  ihre  rundliche  Form,  ihren  starken  Glasglanz  und 
ihren  muscheligen  Bruch  von  dem  Sanidin  unterscheiden;  auch 
sechsseitige  schwarze  Glimmerblättchen  treten  scharf  in  dem  Ge- 
menge hervor  (Zirkel  in  v.  Hochstetters  Geologie  von  Neuseeland 
1864.  110).  V.  Höchste tter  bemerkt  dazu,  dass  an  dem  Perlitstrom 
des  ungarischen  Vulkan  von  Telkibanya  ein  mit  dem  letztem  zum 
Verwechseln  ähnliches  Gestein  vorkomme. 

Eine  ähnliche,  deutlich  krystallinische  Zusammensetzung  haben 
die  Auswurfsblöcke  am  Viti  beim  Vulkan  Krafia  in  Island,  welche 
Forchhammer  Baulit  oder  Krablit  genannt  hat ;  sie  bestehen  ftOB 
zarten,  stark  durchscheinenden  bis  wasserklaren  Feldspathblättchen, 
Krystallen  und  Körnern  von  Quarz  und  langen  dünnen  Nadeln  von 
schwarzer  Hornblende  (vgl.  über  dies  Gestein  unten). 

Ein  eigenthümliches,  volle  Beachtung  verdienendes  Gestein 
ist  dasjenige  vom  Monte  Amiata  in  Toscana,  dessen  Untersuchung 
wir  G.  vom  Rath  verdanken  ;  es  ist  ein  vollkommen  körniges  (mittel- 
bis  kleinkörniges )  granitähnliches  Gemenge  von  vorwaltendem  farb- 
losem oder  weissem  Sanidin  in  bis  zoUgrossen  einfachen  oderZwil- 
lingskrystallen.  von  Blättchen  schwärzlichen  Magnesiaglimmers,  wenig 
Oligoklas  und  sehr  kleinen  Krystallen  von  lauchgrünem  Augit, 
ausserdem  lichtgrauen  unkrystallinischen  Körnern  von  muscheligem 
Bruch;  letztere  zeigen  keine  Sjiur  einer  Krystallfläche,  sind  härter 
als  Feldspath,  kaum  minder  hart  als  Quarz  und  diesem  ausseror- 
dentlich ähnlich ;  mitunter  bieten  sie  ein  prachtvolles  Spiel  in  den 
schönsten  und  lebhaftesten  grünen,  blauen  und  rothen  Farben  dar ; 
das  spec.  Gewicht  von  2.300  und  ihre  chemische  Zusammensetzung 
(Kieselsäure  7r>.82 ;  Thonerde  14.01;  Kalk  1.76  j  Wasser  0.40;  Al- 
kalien aus  tl.  Verl.  7.01)  beweisen  aber,  dass  sie  weder  Quarz  noch 
Opal  sind,  sondern  ein  den  vulkanischen  Gläsern  ähnlicher  Körper; 
auch  unter  dem  Polarisationsmikroskop  gaben  sie  sich  als  voll- 
kommen amorphe  Substanz  zu  erkennen,  welche  noch  kleine  unbe- 
stimmte mikroskopische  Kryställnhen  eingeschlossen  enthält  (Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  XVII.  1  HOf),  412).  Eine  solche  Vereinigung  von  krystalii- 
nischen  Gemengtheilen  und  amorphen  Glaakörnem  ist  anderswo  noch 
nicht  beobachtet  worden ;  bedenkt  man  die  täuschende  Aehnlichkeit 
dieser  Körner  in  Aussehen  und  Härte  mit  Quarz,  so  möchte  man  ver- 
muthen,  dass  man  vielleicht  hier  und  da  jene  für  diesen  gehalten  hat. 


Mühlsteinporphyr.  155 

Noch  zu  bemerken  sind  opal-  und  chalcedonartige  Einschlüsse, 
welche  sich  bisweilen  in  ziemlicher  Menge  in  den  Quarztrachyten, 
namentlich  Ungarns  einstellen,  und  auf  welche  schon  ßeudant  auf- 
merksam machte.  Nach  v.  Richthofen  erscheinen  diese  Mineralien 
als  kleine  abgerundete  Körner  von  unregelmässiger  Gestalt,  milch- 
weisser  und  bläulicher  Farbe  und  Quarzhärte ;  sie  haben  musche- 
ligen Bruch,  matten  Glanz  und  haften  stark  an  der  feuchten  Lippe ; 
oft  sind  sie  striemig  angeordnet,  und  geben  dadurch  dem  Gestein 
ein  geflammtes  Ansehen.  Zumal  in  den  kieselsäurereichsten  Gesteinen 
und  den  Zwischengliedern  zwischen  Quarztrachyten  und  trachytischen 
Glasgesteinen  sollen  sie  häufig  eingesprengt  sein.  Diese  Einschlüsse, 
von  denen  alle  andern  Eruptivgesteine,  wie  es  scheint  frei  sind, 
wenn  man  sie  nicht  etwa  mit  den  Chalcedonmandeln  der  Felsit- 
porphyre  vergleichen  will,  dürften  wohl  ohne  Zweifel  secundärer 
Entstehung  und  aus  einer  Hydratisirung  der  freien  Kieselsäure  her- 
vorgegangen sein. 

In  sehr  vielen  Fällen  ist  die  Grundmasse  nicht  solid  ausge- 
bildet, sondern  enthält  allerlei  Hohlräume  von  der  verschiedensten 
Gestalt,  Grösse  und  Anzahl.  Naumann  unterscheidet  eine  poröse, 
eine  rundblasige  und  eine  cavernöse  Varietät.  Bei  den  meisten  ist 
die  felsitische  Grundmasse  matt,  thon steinartig,  von  aschgrauer, 
röthlichgelber,  grünlichgelber,  ziegelrother  Farbe  und  gewöhnlich 
sind  Krystalle  von  Quarz,  Sanidin,  Glimmer  darin  ausgeschieden. 
Die  Zellen  oder  Blasenräume  sind  bald  rund,  bald  schmal  und  nach 
einer  parallelen  Richtung  in  die  Länge  gezogen,  bald  gänzlich  re- 
gellos gestaltet  und  von  beträchtlicher  Weite;  sie  sind  entweder 
vollständig  leer  und  alsdann  ist  die  grosse  Rauhigkeit  ihrer  Innen- 
wände charakteristisch,  oder  letztere  sind  mit  irgend  einer  kieseligen 
Substanz  überkleidet.  Bei  den  rundlichen  Zellen,  welche  oft  sehr 
dicht  gedrängt  in  der  Grundmasse  liegen,  ist  dies  gewöhnlich  eine 
weisse  durchscheinende  chalcedonartige  Materie.  Diejenigen  Quarz- 
trachyte,  welche  gi'osse  und  meist  sehr  uiiregelmässig  begrenzte 
Hohlräume  umschliessen,  hat  man  Mühlsteinporphyr  (Por- 
phyre meuliere,  Beudant)  genannt.  Diese  wcitzelligen,  fast  quarz- 
harten Gesteine  sind  reich  an  accessorischen  Nestern  und  Trümern 
von  Hornstein  und  Jaspis,  an  Mandeln  von  Amethyst  und  Quarz. 
Der  sog.  Mühlsteinporphyi*  steht  in  Ungarn  mit  dem  bei  den  kla- 
stischen Gesteinen  aufzuführenden  Alaunfels   in    inniger  Beziehung. 


156  Mühlsteinporphyr. 

V.  Richthofen  erwähnt  einen  auch  in  genetischer  Beziehung  ausge- 
zeichneten Mühlsteinporphyr  von  Bene,  östlich  von  Bereghszasz  in 
Ungarn,  bei  dem  zackige  Hohlräume  ausgefressen,  die  Quarzkrystalle 
angenagt,  die  Feldspathkrystalle  zersetzt  sind.  Am  Grunde  einer 
jeden  Zelle  liegen  die  rauh  geätzten  Quarzkrystalle  aus  der  Ge- 
steinsmasse, welche  den  hohlen  Räumen  weichen  musste,  zusammen- 
gehäuft, eingebettet  in  einer  aschblauen  erdigen  Substanz.  Nach 
V.  Richthofen  ist  die  Art  und  Weise  der  Veränderung  derart,  dass 
sie  nur  durch  Flusssäure  hervorgebracht  sein  kann.  »Kein  anderes 
Zersetzungsmittel  wirkt  auf  eine  beinahe  quarzharte  Grundmasse, 
bei  der  man  wenigstens  einen  Gehalt  von  70  pct.  Kieselsäure  an- 
nehmen muss,  in  solcher  Weise  ein,  dass  es  unregelmässige  zackige 
Zellen  herausfrisst,  kein  anderes  würde  es  vermögen,  die  des  um- 
gebenden Gesteins  beraubten  Quarzkrystalle  so  anzugreifen  und  auf- 
zulösen.« 

Vielorts  in  Ungarn,  bei  Schemnitz,  Königsberg,  Hlinik,  Krem- 
nitz,  Tokay  finden  sich  derlei  Gesteine,  welche  zu  Mühlsteinen  ver- 
wandt werden,  auch  auf  den  griechischen  Inseln  Kimolo  (Argentiera) 
und  Polino  werden  ähnliche  Gesteine  gewonnen.  Die  im  ganzen 
Orient  verbreiteten  Mühlsteine  von  Milo  sollen  aber  zelliger  Quarzit 
sein  (vgl.  dar.  Virlet,  Bull,  de  la  soc.  geol.VI,  283;  Fiedler,  Reise 
durch  Griechenland)  ;  Russegger,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1 840.  207  hält, 
sie  für  perlitartige  Gesteine.  Nach  Sau  vage  stehen  sie  dort  eben- 
falls mit  Trachyten  und  Aluniten  in  Beziehung,  werden  von  Perlit- 
und  Opalschnüren  durchzogen  und  von  Spalten  durchsetzt,  die  zum 
Theil  mit  Alaun  und  Schwefel  bekleidet  sind,  bestehen  indess  aus 
fast  reinem   Quarz  (Ann.  des   niines  (4)  X.   1846.  82). 

Dadurch,  dass  die  Hohlräume  parallel  in  die  Länge  gestreckt 
sind,  wird  oft  eine  ausgezeichnete  Spaltbarkeit  in  Platten  hervor- 
gebracht. 

Die  Quarztrachyte  sind  nicht  selten  als  schieferige  Gesteine 
ausgebildet,  zumal  in  denjenigen  Varietäten,  welche  entweder  gar 
keine  Krystalle  oder  keinen  Quarz  ausgeschieden  haben  und  es 
scheint  die  Schieferung  hier  wie  beim  Phouolith,  mit  welchem  diese 
Gesteine  viele  Aehnlichkeit  haben,  durch  parallel  gelagerte  sehr 
dünne  Sanidintäfelchen  hervorgebracht  zu  werden.  Ein  ausgezeich- 
netes Beispiel  dieser  Art  bietet  der  Quarztrachyt  des  Baulabergs  , 
in  Island,    welcher  eine  grauweisse  felsitische  Masse   darstellt,    die 


Schieferiger  Quarztrachyt.  .  157 

in  einigen  Abänderungen  aus  papierdünnen  Lamellen  besteht;  na- 
mentlich wenn  die  Verwitterung  das  Gestein  etwas  aufgelockert  bat, 
tritt  diese  ungemein  dünne  Schief  er  ung  deutlich  hervor.  An  der 
Panta  di  Tramonto  auf  der  Insel  Palmarola  ist  ein  homogenes, 
lichtgraues  Gestein  mit  wenigen,  aber  deutlichen  Sanidinzwillingcn 
schieferig  ausgebildet;  die  Schieferlagen  sind  oft  nur  papierdick, 
auf  den  Zwischenfiächen  erscheint  eine  sehr  dünne  eisenschüssige 
Kruste  von  Feldspathsubstanz,  bisweilen  auf  das  innigste  besetzt 
mit  sehr  kleinen  glänzenden  Quarzkry stallen.  Ohne  die  Sanidin- 
zwilÜnge  wäre  das  Gestein  gewissen  lichten  Thonschiefern  beinahe 
vollkommen  ähnlich.  Auch  auf  Ponza  finden  sich  ähnliche  Schiefer- 
gesteine, welche  wie  jene  Saalbänder  von  Gängen  darstellen  (Abich, 
vulk.  Erscheinungen  19).  Felsarten,  welche  mit  den  schieferigen 
Quarztrachyten  von  Palmarola  und  Ponza  vollkommen  übereinstim- 
men, kommen  auf  dem  Central-Plateau  von  Mexico  vor,  wo  sie  in 
der  Nähe  der  silbererzführenden  Porphyre  von  Pachuca  und  Moran 
am  Fusse  des  Oyamel  (Cerro  de  los  Navajos)  in  Begleitung  von 
vielen  Obsidi^nen  Berge  mit  senkrechten  Schichten  zusammensetzen 
(ebendas.  27;  v.  Humboldt,  geogn.  Vers.   182). 

Eine  andere  Art  von  Schieferung,  welche  namentlich  bei  li- 
thoidischen  Quarztrachyten  auftritt,  wird  durch  die  lagenweise  Ab- 
wechslung in  der  Beschaffenheit  und  Farbe  der  Grundmasse  herbei- 
geführt, eine  ähnliche  Erscheinung,  wie  diejenige,  deren  früher  bei 
dem  Felsitporphyi-  (Bd.  I  S.  545)  gedacht  wurde.  Neuerdings  hat 
V.  Richthofen  solche  Gesteine  in  sehr  vollkommener  Ausbildung  und 
grosser  Verbreitung  in  Ungarn  aufgefunden ;  z.  B.  bei  Göncz,  Telki- 
banya,  Szanto,  Mad  u.  s.  w.,  wo  verschiedenartige,  rothe,  schwarze, 
bläuliche,  lithoidische  Lamellen  in  den  Gesteinen  mit  einander  ab- 
wechseln. Auch  die  trachytischen  Gläser,  die  Obsidiane  und  Pech- 
steine zeigen  hier  die  lamellare  Textur  in  grosser  Vollkommenheit, 
und  zwischen  den  lithoidischen  und  hyalinen  Gesteinen  besteht  hier 
der  innigste  Zusammenhang.  Am  vorzüglichsten  aber  vielleicht  fin- 
det sich  die  lamellare  Ausbildung  an  den  sauertrachytischen  Laven, 
welche  v.  Hochstet ter  vom  Taupo-See  auf  der  Nordinsel  von  Neu- 
seeland mitgebracht  hat.  Blättern  eines  Buches  gleich  liegen  oft 
iu  mikroskopischer  Feinheit  die  dünnen  lithoidischen  Gesteinslamellen 
übereinander ;  meistens  sind  es  nur  zwei  verschiedene  Farben,  wel- 
che lagenweise  mit  einander  wechseln,    eine    grauschwarze,    kiesel- 


158  Laraellarer  Qnarztrachyt. 

schieferähidiche  und  eine  violett-fleischfarbige,  aber  beide  besitzen 
alsdann  zahlreiche  hellere  und  dunklere  Nuancen,  die  durcheinan- 
dergemengt, den  Gesteinen  ein  vielfarbiges,  fast  buntes  Ansehen 
verleihen,  welches  an  das  der  Bandachate  erinnert;  dünnere  Lagen 
wechseln  mit  dickern,  die  feinsten  sind  dem  blossen  Auge  kaum 
sichtbar,  die  grösste  Dicke  übersteigt  niemals  eine  Linie.  Der  Ver- 
lauf der  Lamellen  ist  entweder  parallel,  geradlinig  oder  leicht  ge- 
kräuselt und  wellig  gewunden,  manchmal  ist  ein  krystallinisches 
Korn  von  rissigem  Sanidin  oder  durchsichtigem  Quarz  eingestreut, 
um  welches  die  Lamellen  sich  herumschmiegen,  so  dass  der  Durch- 
schnitt des  Gesteins  dann  im  Kleinen  ganz  dem  des  bekannten 
Augengneiss  ähnlich  ist.  Mitunter  findet  sich  auch  eine  blasenar- 
tige Auftreibung  in  dem  Gestein,  in  deren  Nähe  sich  auf  dem 
Querbruch  oft  die  Lamellen  auf  eine  merkwürdige  Weise  gestaucht 
zeigen ;  vor  dem  ßlasenraum  werden  die  dickem  Lagen  meist  plöta- 
lich  dünner  und  legen  sich  als  feine  Decken  über  denselben  hinweg, 
um  auf  dessen  anderer  Seite  ebenso  rasch  wieder  anzuschwellen. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  der  erwähnten  neuseeländischen 
Gesteine  ergab,  dass  die  dunkeln  lithoidischen  Lamellen  wahrschein- 
lich aus  Fcldspathsubstanz,  sehr  wenig  Quarz  und  Magneteisen- 
flitterchen,  die  hellgefärbten  Lamellen  nur  aus  Feldspathsubstanz 
mit  eingestreuten  zahlreichen  Quarzkörnchen  bestehen. 

Die  Quarztrachyte  als  die  sauersten  Glieder  der  Trachytgruppe 
haben  einen  Kieselsäuregehalt,  welcher  den  des  Sanidin  oft  um  ein 
bedeutendes  übersteigt. 

Analysen  v<ui   Quarztrachyten : 

I.  Gestein  von  der  kleinen  Rosenfiu  im  Siebengebirge  (Sanido- 
phyr  v.  Dechen).  G.  Bischof,  Lehrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geol.  L  Aufl. 
IL  2187. 

IL  Gestein  von  der  Ilohcnburg  bei  Berkum,  gegenüber  dem 
Siebengebirge.     Bischof,  ebendas.  IL  2170. 

III.  Ganggestein  von  der  Insel  Ponza,  ähnlich  feinkörnigem 
Granit,  mit  vielen  Glimmerblättchen,  auch  undeutlich  ausgebildeten 
Feldspathen.     Abich,  vulk.   Ersch.   1841.  21. 

IV.  Lichtgraues  dichtes  schieferiges  Ganggestein  von  der  Punta 
di  Tramonte  auf  der  Insel  Palmarola ;  deutliche  Sanidinzwillinge  in 
geringer  Anzahl.     Abich,   ebendas.   20. 

V.  Gestein  vom  Berg  Ilradek  bei  Nagy-Mihaly  in  der  Mar- 


Chemische  Zusammensetzung  von  Quarz trachyten. 


159 


maros,  Ungarn,    mit    eingesprengten    Quarzkörnern.     C.   v.   Hauer, 
Jahrb.  d.  geol.   R.anst.   X.   1859.  466. 

VI.    Gestein   von  Telkibanya  in  Ungarn  (»schwammiger  Tra- 
chytporphyr«).     C.  v.  Hauer,  ebendas. 


I. 

n. 

m. 

IV. 

V. 

VI. 

Kieselsäure    . 

78.87 

72.26 

73.46 

74.54 

75.83 

81.93 

Thonerde 
Eisenoxyd 

11.62 
1.12 

13.77 
2.72 

13.05 
1.49 

13.57  1 

1.74  1 

15.78 

11.15 

Manganoxyd 

— 

Spur 

Spur 

0.10 

— 

— 

Kalk    .     .     . 

0.54 

0.22 

0.45 

0.34 

2.22 

0.75 

Magnesia .     . 

0.46 

0.20 

0.39 

0.24 

0.99 

— 

Kali     .     .     . 
Natron      .     . 

3.11 
3.94 

4.32 
6.56 

4.39 
6.28 

3.68 
4.86 

1.96 

4.46 

Glühverlust  . 

1.00 
100.66 

0.46 
100.51 

99.51 

0.20 
99.27 

3.22 

1.71 

100.00 

100.00 

VH. 

vni. 

IX. 

X. 

XI. 

xn. 

xni. 

Kieselsäure 

75.91 

77.92 

78.95 

73.57 

75.07 

74.78 

82.47 

Thonerde 

11.49 

12.01 

10.22  1 

10.18 

13.10 

8.17 

Eisenoxyd 

— 

— 

1 

■  — 

2.91 

17.19 

4.71 

•    — 

— 

Eisenoxydul 

2.13 

1.32 

— 

1.71 

2.11 

Kalk 

1.56 

0.76 

1.84 

1.41 

1.78 

0.84 

0.47 

Magnesia 

0.76 

0.13 

0:14 

0.81 

0.46 

0.29 

0.05 

Kali 

5.64 

3.27 

1.76 

2.19. 
4.83/ 

7  80 

3.77 

1.85 

Natron 

2.51 

4.59 

4.18 

1  .CJv 

5.20 

3.48 

Glühverlust 

— 

— 

— 

— 

— 

0.31 

1.40 

100.00   100.00   100.00   100.00   100.00   100.00   100.00 

VII.  Gestein  vom  Berg  Baula  in  Westisland,  weisslich,  etwas 
rauh-porös.     Bunsen,  Poggend.  Ann.  LXXXIII.   1851.  201. 

VIII.  Gestein  vom  Berg  Strütrhals  bei  Kalmanstünga,  südöst- 
lich von  der  Baula,  Westisland,  blendend  weiss,  deutlich  krystalli- 
nisch-körnig.     Bunsen,  ebendas.   201. 

IX.  Von  der  Felsklippe  Arnarhnipa  zwischen  Hruni  und  Sto- 
rinüpr  am  Ufer  der  Laxa,  Südisland,  gelblich  weiss,  etwas  feinkör- 
nig erdig.     Bunsen,  ebendas.   201. 

X.  Weissgraues,  körniges  Gestein  vom  Hofe  Fagranes  im 
Oexnadalr,  Xordisland.     Bunsen,   ebendas.  208. 

XI.  Auswurfsblöcke  am  Schlund  Viti  bei  dem  Vulkan  Krafla, 
Nordislaud.     Forchhammer,  Journ.  f.  pr.  Chem.  XXX.  1843.   392. 


160  Chemische  Zusammensetzung  der  Quarztrachyte. 

Xn.  Quarztrachyt  vom  Südabhange  des  Monte  Yenda  in  den 
Euganeen,  schneeweisse,  äusserst  feinkörnige,  homogen  erscheinende 
Masse,  in  der  mit  der  Loupe  einzelne  kleine  Snnidine  und  Quarze 
ersichtlich  sind,     vom  Rath,  Zeitschr.  d.  d.  geol.   Ges.   1864.  510. 

XIII.  Brauner  hörnstein  ähnlicher  Quarztrachyt  vom  Monte  di 
Cattajo  in  den  Euganeen;  in  schimmernder,  schwach  fettglänzender 
Grundmasse  viele  Quarze,  weniger  Sanidin,  höchst  spärlicher  oder 
kein  Glimmer,     vom  Rath,  ebendas.  514. 

Vor  Allem  leuchtet  die  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  Zusam- 
mensetzung der  Granite  und  Felsitporphyre  ein.  Im  Allgemeinen 
sind  die  Quarztrachyte  etwas  saurer,  nicht  nur  als  die  Granite, 
sondern  auch  als  die  Felsitporphyre,  welche  ihrerseits  schon  saurer 
sind  als  die  Granite  (Bd.  I.  552);  der  Thonerdegehalt  der  Quarz- 
trachyte ist  nicht  unwesentlich  geringer  als  der  der  Granite,  durch- 
schnittlich dem  der  Felsitporphyre  gleich  oder  um  eine  sÄr  ge- 
ringe Grösse  unter  demselben  bleibend ;  die  Eisenmenge  der  Quarz- 
trachyte stimmt  dagegen  mit  der  der  Granite  und  bleibt  etwas 
unter  der  der  Felsitporphyre,  die  Kalk-  und  Magnesia-Mengen  sind 
bei  allen  dreien  dieselben ;  auch  die  Summen  der  Alkalien  sind  bei 
ihnen  nahezu  gleich,  oder  bei  den  Felsitporphyren  und  Quarztra- 
chyten  um  ein  weniges  höher,  als  bei  den  Graniten;  während  da- 
gegen unter  den  Graniten  das  Kali  gewöhnlich  über  das  Natron 
vorwaltet,  enthalten  die  Quarztrachyte  mehr  Natron  als  Kali,  sind 
also  den  Soda-Graniten  (Bd.  I.  486)  zu  vergleichen;  folgendes  ist 
die   Durchschnittszusammensetzung  der  drei  Gesteine: 

Granit  (Roth)        Fclsitporphyr  (Roth)         Quarztrachyt  (Zirkel) 

Kieselsäure    ....  72  74  75—77 

Thonerde      ....  16  12—14  12— 12^ 

Eisenoxyd  u.  -oxydul  IJ  2—3  ij— 2 

Kalk li  11  1— IJ 

Magnesia      .     .     .     .  ^  ^  J — | 

Kali 6i     1  ^     ^  ^     ^ 

'     >  7—9  7—9 

Natron 21     J 

Ist  auch  kein  Quarz  zu  erkennen,  so  muss  derselbe  doch  wegen  des 
höhen  Kieselsäuregehalts  in  der  Grundmasse  vorausgesetzt  werden. 
Das  Gestein  I  von  der  Rosenau  im  Siebengebirge,  von  v.  Da- 
chen Sanidophyr  genannt,  hat  ein  eigenthümliches  Aussehen:  es 
besteht  aus  einer  sehr  harten  und  splitterigen,    hornsteinähnlichen, 


Chemische  u.  mineralische  Zusammensetzung  der  Quarztrachyte.       161 

scheinbar  vollständig  homogenen  Grundmasse,  von  meist  hellgrauer 
und  bläulichgrauer  Farbe,  worin,  von  derselben  fest  umschlossen, 
stark  durchscheinende,  tafelförmige,  meist  einfache  Sanidinindividuen 
liegen :  Magneteisen  und  Titanit  sind  ebenfalls  hier  und  da  zu  er- 
kennen. Mit  blossem  Auge  und  der  Loupe  ist  in  dem  Gestein 
keine  Spur  von  Quarz  zu  beobachten,  v.  Dechen  (Geognost.  Führer 
in  d.  Siebengeb.  111)  spricht  die  Vermuthung  aus,  dass  in  der 
Grundmasse  Sanidinsubstanz  in  der  freien  Kieselsäure  gewisser- 
maassen  aufgelöst  sei.  In  einem  sehr  dünnen  Schliff  gewahrt  man 
aber  ganz  deutlich,  zumal  mit  Hülfe  eines  Polarisationsapparats, 
dass  die  Grundmasse  keine  homogene  Substanz,  sondern  ein  Ge- 
menge ist,  indem  sie  ein  unendlich  feinkörniges  Aggregat  von  stark 
durchscheinenden  lichtem  und  weniger  durchscheinenden,  etwas 
trübem  Pünktchen  darstellt,  von  denen  die  letztern  ohne  Zweifel 
dem  Sanidin.  die  erstem  dem  Quarz  angehören.  Dieses  Gestein, 
welches  sich  nach  v.  Dechen  an  einem  sehr  beschränkten  Punkte 
an  dem  Abhänge  der  kleinen  Rosenau  nach  dem  Mittelbach  hin  in 
einem  alten  Hohlwege  anstehend  und  in  vielen  losen  Blöcken  um- 
hergestreut findet,  ausserdem  in  sehr  ähnlichen  Abänderungen  als 
Einschluss  im  Trachytconglomerat  erscheint,  ist  das  sauerste  des 
Siebengebirges  und  das  einzige  Quarztrachyivorkommniss  in  diesem 
Gebirge,  welches  ausserdem  ausgezeichnete  Sanidin-Oligoklastrachyte, 
Homblende-Andesite  und  eine  Varietät  von  Augit-Andesit  besitzt ; 
es  ist  das  einzige  nicht  Oligoklas  führende  Gestein  im  Siebenge- 
birge. Das  Gestein  II  von  der  Hohenburg  bei  Berkum  enthält  in 
einer  feinkörnigen,  sandsteinähnlichen  Grundmasse  ebenfalls  keinen 
Quarz  ausgeschieden,  dagegen  zahlreiche  höchstens  2  Linien  grosse 
Krystalle  von  Sanidin  und  kleine  schwarze  Körnchen  von  Magnet- 
eisen. V.  Dechen  berechnete  den  Gehalt  an  Quarz  in  I  auf  34.88 ; 
nimmt  man  bei  II  an,  dass  das  Gestein  nur  Sanidin  und  keinen 
Oligoklas  enthält,  so  ergibt  sich  ein  Ueberschuss  an  freier  Kiesel- 
säure von  14.51  pct. ;  bei  der  Annahme,  dass  das  Gestein  nur  Oli- 
goklas und  keinen  Sanidin  enthält,  wächst  dieser  Ueberschuss  an 
freier  Kieselsäure  bis  auf  30.39  pct.  Man  wird  in  einem  Dünn- 
schliff, welcher  sich  wegen  des  leichten  Zerbröckeins  der  feinporösen 
Masse  nicht  leicht  ausführen  lässt,  höchst  wahrscheinlich  mikrosko- 
pischen Quarz  in  der   Grundmasse  finden. 

Die  Gesteine  von  den  Ponzainseln    (Analysen  III  u.  IV)    ent- 

Zirkel,  Petrographie.    II.  H 


162      Chemische  u.  mineralische  Zusammensetzung  der  Quanstraohyte. 

halten  nach  Abich  meist  sichtbar  ausgeschiedenen  Quarz.  Das  Grang- 
gestein  von  Palmarola  (IV),  papierdünn  geschiefert,  wie  Gneiss,  ist 
auf  den  Ablösungsfiächen  mit  kleinen  Quarzkrystallen  besetzt  (diese 
dürften  secundärer  Entstehung  sein).  Das  »feinkörnigem.  Granit 
ähnliche«  Gestein  III  schliesst  sich  seiner  Ausbildung  nach  vielleicht 
den  S.  153  erwähnten  neuseeländischen  Gesteinen  an.  Ein  poröses 
»Gang-  und  Massengestein«  von  der  Ponzainsel  Zannone  (mit  75.09 
Kieselsäure)  führt  in  einer  röthlichgelben  und  weissen  Masse  kleine 
glänzende  Krystalle  von  Quarz  und  Sanidin,  keinen  Glimmer.  Abich 
schliesst  aus  seinen  Analysen,  dass  die  Quarztrachyte  (seine  Trachyt- 
porphyre)  der  Ponzainseln  in  zwei  Varietäten  zerfallen,  in  eine  na- 
tronreichere, mit  schieferiger  und  kömiger  Textur,  und  eine  kali- 
reichere Varietät,  welche  meist  von  thonsteinartiger  Beschaffenheit  ist. 
(Die  relativ  grössere  Kalimenge  ist  vielleicht  Folge  von  Zersetzung, 
durch  welche  Natronverbindungen  weggeführt  sind,  womit  überein-  * 
stimmen  würde,  dass  die  letztere  Varietät  in  Porzellanerde  übergeht)» 

Der  ausgezeichnete  felsitische  Quarztrachyt  der  Baula  (VII) 
stellt  ein  gelblich-  oder  graulichweisses,  ziemlich  poröses,  scheinbar 
aus  Feldspathsubstanz  gleichartig  gemengtes  Gestein  dar,  welches 
ziemlich  viel  Quarz  enthalten  muss ;  selten  erscheint  eine  lange  dünne 
Hornblendenadel  oder  ein  glänzendes  Feldspathblättchen,  welches 
nie  Zwillingsstreifung  zeigt  oder  ein  wasserklares  muschelig  brechen- 
des, rundliches  Körnchen  von  Quarz,  welches  sich  leicht  von  dem 
Feldspath  unterscheiden  lässt.  Unter  dem  Mikroskop  löst  sich  die 
Grundmasse  deutlich  in  Quarz-  und  Feldspathsubstanz  auf.  Die 
ausgezeichnete  Schieferung  (vgl.  oben)  macht  dies  Gestein  phono- 
lithähnlich.  Noch  etwas  feinkörniger,  und  manchmal  von  fast  thon- 
steinähnlicher  Beschaffenheit,  aber  nahezu  immer  deutlich  geschie- 
fert sind  die  isländischen  Quarztrachyte  von  der  Arnarhnipa  (Adler- 
klippe) an  der  Laxa  (IX),  vom  Laugarfjall  an  den  Geysirn  (mit  75.29 
Kieselsäure  nach  Bunsen),  vom  Geitlandsjökull  an  den  Abhängen 
nach  Kalmanstünga  hin,  welche  auch  nur  höchst  selten  irgend  eine 
Ausscheidung  zeigen.  Im  nördlichen  Island  gleicht  das  Gestein  vom 
Hofe  Fagranes  im  Oexna-Thal  (X)  dem  von  der  Baula,  nur  enthält 
es  mehr  Hornblende  und  ausserdem  deutlich  gestreiften  Oligoklos; 
graue  Varietäten  wechseln  dort  mit  olivengrün  gefärbten. 

Einer  der  ausgezeichnetsten  Quarztrachyte  ist  das  Gestein, 
welches  in  losen  Auswurfsblöcken  in  der  Nähe  des  Kratersees  Viti 


Chemische  u.  mineralische  Zusammensetzung  der  Quarztrachyte.      163 

an  dem  nordwestlichen  Fusse  der  Erafla  auf  Island  umherliegt;  es 
ist  ziemlich  zeiTeiblich  und  besteht  zum  grössten  Theil  aus  schnee- 
weissem,  dem  bekannten  Eisspath  vom  Vesuv  sehr  ähnlichem  Feld- 
spath,  dessen  feine  dünne  und  durchsichtige  Blättchen  so  lose  an 
einander  gefügt  sind,  dass  man  sie  einzeln  unterscheiden  kann ; 
feine,  haarföimige  Striche  sind  dünne  Homblendesäulchen.  Durch 
das  ganze  Gestein  ist  Quarz  in  grosser  Menge  verbreitet,  die  ein- 
zelnen wasserklaren  Individuen,  die  grössten  nur  liniengross,  sind 
fast  alle  krystallisirt  mit  scharfen  glasglänzenden  Flächen;  selten 
erscheint  ein  scharfes  Magneteisenoktaederchen  oder  sechsseitiges 
Eisenglanztäfelchen.  Ausser  Forchhammer  (An.  XI)  hat  auch  Genth 
dies  Gestein  untersucht  und  fand  darin:  Kieselsäure  80.23;  Thon- 
erde  12.08;  Kalk  0.95;  Manganoxydul  Spur;  Magnesia  Spur;  Kali 
4.92;  Natron  2.26  (100.44).  Forchhammer  und  Genth,  trotzdem 
ersterer  Quarz  und  Hornblende  mitanalysirte,  betrachteten  diese 
Masse  als  ein  einfaches  Mineral,  als  eine  Feldspathspecies,  weil 
darin  der  Sauerstoff  von  R  :  Ä  =  1  : 3  ist  und  nannten  diese  Kra- 
blit  oder  Baulit,  weil  auch  der  (Juarztrachyt  von  der  Baula  (eben- 
falls von  Forchhammer  analysirt)  wegen  seines  scheinbar  homoge- 
nen Aussehens  als  einfaches  Mineral  galt;  da  die  untersuchten  Ge- 
steine abweichende  Mengen  von  Quarz  enthielten,  musste  natürlich 
der  Kieselsäuregehalt  der  einzelnen  Analysen  sehr  verschieden  aus- 
fallen und  so  stellte  Forchhammer  für  seinen  angeblichen  Feldspath 
das  Sauerstoffverhältniss  R  :  R :  Si  =  1  :  3  :  1 8  auf,  Genth  berechnete 
nach  seinen  Analysen  das  Verhältniss  1 :  3  :  24.  Sartorius  von  Wal- 
tershanten  erkannte  in  seinen  »Vulkanischen  Gesteinen  von  Sicilien 
und  Island«  dieses  Gestein,  in  welchem  er  selbst  Quarz  fand,  als 
das  extremste  Glied  der  Feldspathgruppe  an,  welches  doppelt  so 
sauer  sei,  als  der  Orthoklas,  und  so  fand  der  »Krablit  oder  Baulit« 
in  ungerechtfertigter  Weise  seinen  Weg  in  mineralogische  Lehrbücher. 
Die  isländischen  Quarztrachyte  bieten  keine  Constanz  in  dem 
Alkalienverhältniss  dar :  so  enthält  das  Gestein  von  der  Arnarhm'pa 
(IX)  4.18  Na  auf  1.76  K,  das  vom  Falkaklettr  bei  Kalmanstünga 
(mit  76.42  Kieselsäure)  5.24  Na  auf  1.94  K,  also  nahe  überein- 
stimmendes Uebergewicht  des  Na,  das  vom  Laugarfjall  an  den 
Geysirn  aber  5.42  K  auf  nur  2.71  Na;  auch  ein  Gestein  vom  Kletta- 
berg  bei  Kalmanstünga  ergab  3.01  K  auf  2. 35  Na,  ein  anderes  aus 
den  Umgebungen  von  Kalmanstünga  3.00  K  auf  2.33  Na;    seltsa- 


164  Zersetzte  Quarztrachyte. 

merweise  fand  in  dem  Gestein  von  der  Baula  Bunsen  5.64  K  auf 
2.51  Na,  Kjerulf  dagegen  gerade  umgekehrt  2.87  K  auf  4.74  Na  ; 
auch  Forchhammer  erhielt  ein  Uebergewicht  des  Na  (3.46  auf  2.63 
K).  Die  stark  natronhaltigen  Quarztrachyte,  zu  denen  auch  die 
der  Euganeen  gehören,  dürften  Oligoklas  enthalten;  damit  stimmt 
überein,  dass  in  dem  Quarztrachyt  vom  Oexnadalr,  welcher  4.83  Na 
und  2.19  K  besitzt,  gestreifter  Feldspath  deutlich  zu  erkennen  ist. 
Zersetzte  isländische  Quarztrachyte,  deren  Umwandlung  durch 
Fumarolen  hervorgebracht  ist,  wurden  durch  Bunsen  und  Kjerulf 
untersucht ;  a  ist  eine  weisse  erdige,  zerreibliche  Masse  vom  Lau- 
garfjall  an  den  Geysirn  (Bunsen,  Poggend.  Ann.  LXXXIII.  1851. 
260)  ;  b  eine  grünliche  Grundmasse  mit  kleinen  scharf  abgesonder- 
ten kugeligen  weissen  Partieen  vom  Berge  Tröllakirkja  im  Nord- 
land (Kjerulf,  Annal.  d.  Chem.  und  Pharm.  LXXXV.  1853.  260); 
c  eine  schwach  gelblichröthliche,  fast  zerreibliche  Grundmasse  mit 
Quarzkrystallen  in  Höhlungen,  durch  Salzsäure  vollständig  entfärbt 
und  schneeweiss  werdend;  gangförmig  in  palagonitischen  Tuffen 
zwischen  Fagranes  und  Grimstüngr  am  Berge  Ti*öllakirkja  (Kjerulf, 
ebendas.). 


a 

b 

c 

Kieselsäure  . 

.     75.84 

78.15 

81.36 

Thbnerde     . 

.     13.71 

11.52 

10.24 

Eisenoxyd    . 

3.21 

1.65 

1.93 

Kalk  .     .     . 

0.70 

0.47 

0.30 

Magnesia     .     . 

0.14  i 

0.07 

0.06 

Manganoxyd     . 

-    1 

0.08 

Kali   .     .     . 

1.24 

2.90 

4.88 

Natron    .     . 

1.94 

4.19 

2.03 

Wasser   .     . 

.       2.18 

— 

— 

98.96         98.95       100.88 

Für  a  existirt  auch  die  Analyse  des  unzersetzten  Gesteini  und 
durch  Vergleichung  ergibt  sich,  dass  Kieselsäure  und  Thonerde  nur 
unbedeutend  verändert  sind,  dagegen  hat  das  zersetzte  Gestein  Was- 
ser aufgenommen  und  dafür  einen  Alkalien  verlast  erlitten;  in  dem 
frischen  Gestein  beträgt  das  Kali  5.42,  das  Natron  2.^1.  Die  Kü- 
gelchen  in  b  bestehen  entweder  aus  dichter  Quai^zmasse,  oder  nur 
aus  einer  Kruste  von  Quarzkryställchen,  welche  eine  Höhlimg  um- 


Sauerstoffverhältniss  der  Quarztrachyte.  165 

Bchliessen.  Der  Glühverlust  beträgt  1.847,  die  Analyse  ist  auf 
wasserfreie  Substanz  berechnet.  Der  Quarzgehalt  von  3  pct.,  wel- 
chen Kjerulf  durch  Schlämmen  bestimmte,  ist  gewiss  zu  niedrig, 
die  mikroskopischen  Quarzkörnchen  können  auch  durch  eine  solche 
Operation  kaum  getrennt  werden.  Jene  Kügelchen  sind  übrigens 
sehr  wahrscheinlich  secundärer  Entstehung,  hervorgegangen  aus 
einer  localen  Concentration  der  fein  durch  die  Feldspathmasse  ver- 
theilten  Quarzsubstanz,  ähnlich  den  Feuersteinknollen  in  der  Bj-eide. 
c  ist  auch  auf  wasserfreie  Substanz  berechnet,  der  Glühverlust  be- 
trägt 1.666,  es  enthält  auch  eine  Spur  von  Schwefelsäure.  Eigen- 
thümlich  ist  gegen  a  der  hohe  Alkaliengehalt  in  b  und  c,  welcher 
wahrscheinlich  vor  der  Zersetzung  nicht  grösser  gewesen  ist. 

Die  ungarischen  Quarztrachyte  unterliegen  durch  die  Einflüsse 
der  Atmosphärilien,  welchen  sie  wegen  ihres  hohen  Kieselsäurege- 
halts lange  Widerstand  leisten,  der  Zersetzung  zu  Porzellanerde. 
Sehr  ausgezeichnet  sind  die  Porzellanerdelager  von  Dubrinics,  nörd- 
lich von  Ünghvar  in  Ungarn  und  von  Parba,  westlich  von  Rodna 
in  Siebenbürgen. 

Viele  Quarztrachyte  zeigen  ein  Sauerstoffverhältniss  von  R 
und  R,  welches  dem  von  1  : 3  ziemlich  nahe  kommt ,  z.  B.  unter  den 
isländischen  der  der  Baula  1.149:3,  der  vom  Strütrh&ls  bei  Kal- 
manstünga  1.001:3,  der  von  der  Amarhnipa  1.019:3,  der  vom 
Falkaklettr  bei  Kalmanstünga  1.059:  3;  es  ist  dies  das  Feldspath- 
verhältniss  und  die  Abweichungen  scheinen  durch  Beimengung 
von  Hornblende  und  Magneteisen  herbeigeführt,  deren  Gegenwart 
durch  den  Eisengehalt  angezeigt  wird;  dennoch  sind  diese  Unter- 
schiede so  gering,  dass  das  Verhältniss  kaum  verdunkelt  wird.  Die 
Sauerstoflzahl  der  Kieselsäure  übersteigt  natürlicherweise  stets  bei 
weitem  12,  die  des  Sanidin.  Legt  man  Sanidin  zu  Grunde,  so  er- 
gibt sich  der  Gehalt  an  Quarz  im  Gestein  von  der  Baula  27.33, 
vom  Strütrhals  31.32,  von  der  Arnarhm'pa  34.53.  Nimmt  man 
nebenbei  Oligoklas  an,  so  muss  der  Quarzgehalt  etwas  niedriger 
ausfallen. 

Als  sehr  kieselsäurereiche  Gesteine  haben  auch  die  Quarztra- 
chyte ein  verhältnissmässig  geringes  spec.  Gewicht;  es  beträgt  bei 
dem  Gestein  von  Berkum  2.631  von  der  Rosenau       2.475 

von  Ponza  2.539         von  Palmarola  2.529 

von  Zannone  2.611  vom  Laugarfjall,  Isl.  2.501 


166  Absonderung  und  Verbreitung  der  Quarztrachyte. 

von  der  Baula  2.572  von  der  Arnarhnipa  2.575 
vom  Monte  Venda  2.553  v.  Monte  di  Cattajo  2.443 
also  durchschnittlich  2.5 — 2.6,  ähnlich  dem  der  Granite. 

Bei  den  Quarz trachyten  ist  Absonderung  in  Säulenform 
nicht  selten.  Das  Hauptgestein  der  Insel  Ponza  ist  nach  Poulett 
Scrope  und  Abich  in  Säulen  von  oft  grosser  Regelmässigkeit  und 
der  Dicke  von  nur  wenigen  Zollen  abgesondert  (prismatic  trachyte) 
welche  entweder  senkrecht  stehen,  oder  in  Form  strahliger  Bündel 
divergiren,  während  auf  der  Nordküste  der  Insel  Palmarola  100 — 
200  Fuss  hohe  Säulen  eine  prächtige  Halle  wölben.  Der  Quarz- 
trachyt  der  Hohenburg  bei  Berkum  unweit  Bonn  ist  in  mächtige 
Säulen  und  Pfeiler  abgesondert.  Sehr  ausgezeichnet  ist  die  säulen- 
förmige Absonderung  bei  dem  Baulagestein  in  Island:  die  unter 
einem  Winkel  von  40^  ungefähr  3000  Fuss  hoch  sich  erhebende 
zuckerhutförmige  Bergpyramide  ist  von  oben  bis  unten  in  wildester 
Unordnung  mit  regelmässig  ausgebildeten  Säulenfragmenten  von  der 
verschiedensten  Länge  und  Dicke  bedeckt;  manche  derselben  sind 
nur  fingerdick  und  stellen  sehr  zierliche  Gestalten  dar.  Nach 
V.  Richthof en  sind  dagegen  die  Quarztrachyte  Ungarns  nie  säulen- 
förmig abgesondert. 

Eigentliche  Quarztrachytlaven,  krystallinische  Sanidin- 
läven  mit  ausgeschiedenem  Quarz  sind  nicht  bekannt :  die  aus  Kra- 
tern geflossene  sauertrachytishe  Mischung  ist  zu  glasigen,  halbgla- 
sigen und  schaumigen  Formen,  zu  Obsidianen,  Perliten,  Trachyt- 
pechsteinen,  Bimsteinen  erstarrt ;  vgl.  darüber  unten.  Auf  der  an- 
dern Seite  sind  vielfach  in  denjenigen  Regionen,  wo  Qaarztrachyte 
an  die  Oberfläche  gedrungen  sind,  auch  die  weniger  sauren  Glie- 
der der  Trachytfamilie,  die  eigentlichen  Trachyte  und  Andesite  zur 
Ausbildung  gelangt. 

Was  nun  die  Verbreitung  der  Qaarztrachyte  anbelangt,  so 
sind  deren  Vorkommnisse,  obschon  sie  nirgendwo  Terrains  von  wei- 
ter Ausdehnung  zusammensetzen,  dennoch  in  verhältnissmässig  reich- 
licher Anzahl  vertreten;  bisher  nur  vorwiegend  in  Europa  und 
Mexico  beobachtet  und  untersucht,  lernt  man  sie  allmählich  auch 
von  vielen  andern  Punkten  der  Erde  in  vollständig  gleicher  Aus- 
bildungsweise kennen. 

Unter  den  europäischen  Quarztrachyten  haben  wir  in  jüngster 
Zeit  besonders    über   die   ungarischen  durch  v.  Richthofens    ausge- 


Quarztrachyte  Ungarns.  167 

zeichnete  Abhandlung  genaue  Kunde  erlangt.  In  dieser  wird,  worauf 
schon  oben  (S.  145)  aufmerksam  gemacht  wurde,  die  ganze  Gruppe 
der  sauersten  Traehytgesteine  mit  allen  ihren  verschiedenen  kry- 
stallinischen,  glasigen,  emailartigen,  schaumigen  Ausbildungsweison 
unter  dem  Namen  Rhyolith  zusammengefasst.  v.  Richthofen  unter- 
scheidet fünf  Rhyolithgebirge  in  Ungarn  (von  West  nach  Ost  fort- 
schreitend): 1.  das  von  Schemnitz;  2.  das  von  Yissegrad;  3.  das 
der  Matra;  4.  das  von  Eperies-Tokay ;  5.  das  von  Vihorlat-Gutin ; 
und  zwei  derselben  in  Siebenbürgen:  6.  das  der  Hargitta;  7.  das 
Siebenbürgische  Erzgebirge.  Ueberall  tritt  eine  reiche  Manchfal- 
tigkeit  in  der  Gesteinsentwicklung  und  die  innigste  Verknüpfung 
der  krystallinischen  und  hyalinen  Gesteine  entgegen.  Unter  den 
Quarztrachyten  mit  deutlich  ausgeschiedenem  Quarz  ist  am  chara- 
kteristischsten das  Gestein  vom  Kelemen-hegy  bei  Oroszi,  östlich 
von  Bereghszasz.  Die  ältesten  trachytischen  Gesteine  Ungarns  sind 
die  von  v.  Richthofen  sogenannten  Grünsteintrachyte,  welchen  die 
grauen  Trachyte  folgen  (beide  entsprechen  als  Oligoklasgesteiue 
unsem  Andesiten),  während  sämmtliche  als  Rhyolithe  zusammenge- 
fassten  Gesteine  einer  dritten  Bildungsperiode  angehören.  Ihr  Auf- 
treten ist  ganz  und  gar  an  das  der  Andesite  gebunden,  sie  setzen 
sich  wie  Schmarotzer  an  dieses  ältere  Gebirge  fest,  begleiten  es 
längs  den  Flanken  und  Abfällen.  Die  Hauptthätigkeit  der  Rhyo- 
lithausbrüche  bestand  in  dem  Hervorstossen  vulkanischer  Kegel  und 
der  Eröflfnung  reibenförmig  angeordneter  Kratere.  Unter  den  Rhyo- 
lithen  sind  die  hyalinen  Gesteine  die  ältesten,  die  Quarztrachyte 
(»felsitische  oder  normal  erstarrte  Rhyolitho«)  die  jüngsten,  deren 
Eruptionen  schon  auf  dem  Festland  stattfanden.  Sie  zeichnen  sich 
durch  ihre  Massenausbrüche  aus,  welche  zwar  nie  denen  der  altern 
Andesite  gleichkommen,  aber  dennoch  selbst  da,  wo  das  Gestein 
nur  das  Product  eines  einzigen  Ausbruchs  ist,  selbständige  Berge 
und  Gebirge  zusammensetzen,  wogegen  die  hyalinen  Rhyolithe  (Ob- 
sidiaue,  Perlsteine,  Hirasteine)  vorherrschend  dünnflüssige  Laven 
von  eigentlichen  Vulkanen  darstellen.  Die  basaltischen  Gesteine 
scheinen  alsdann  die  vierte  und  letzte  Periode  eruptiver  Thätigkeit 
zu  bezeichnen. 

Zur  Kennt niss  der  benachbarten  siebenbürgischen  Quarztrachyte 
hat  Stäche  sehr  werthvolle  Beiträge  geliefert ;  er  unterscheidet  hier 
I.  eine  Gruppe  der  jungem  und  II.  eine  Gruppe  der  altern  Quarz- 


168  Quarztrachyte  Siebenbürgens. 

trachyte  (Dacite).  '  Die  jungem  Quarztrachyte  haben  eine  krypto- 
krystallinische  bis  mikrokrystallinische  Grundmasse,  welche  eines- 
theils  hornsteinartig  und  quarzitisch,  anderntheils  lithoidisch  und 
emailartig  ist,  aber  fast  immer  bedeutend  vorherrscht  über  die 
porphyrartig  ausgeschiedenen  Bestandtheile.  Der  wesentlichste  der 
letztem  ist  Quarz ;  nächst  ihm  erscheint  am  häufigsten  Sanidin ; 
seltener  und  mehr  unwesentlich,  nach  Localitäten  variirend  ist  das 
Auftreten  von  klinoklastischem  Feldspath,  von  schwarzem  Glimmer 
und  sehr  selten  von  weissem  Glimmer  und  Granat,  auch  Horn- 
blende ist  nur  höchst  vereinzelt.  Die  Gesteine  haben  fast  durch- 
aus den  Charakter  der  zu  den  P^elsitporphyren  gehörenden  sog. 
Hornsteinporphyre.  Stäche  fasst  diese  Gesteine  als  Ryolithe  zusam- 
men, da  sie  (und  auch  nur  sie  in  Siebenbürgen)  einer  Abtheilung 
der  V.  Richthofenschen  Rhyolithe  entsprechen,  und  stellt  bei  ihnen 
drei  Haupttypen  auf: 

a)  Die  Rhyolithe  mit  dunkler  hornsteinartiger  Grundmasse, 
wozu  namentlich  die  Gesteine  des  Vlegyasza- Gebiets  gehören;  die 
Grundmasse  ist  meist  scharf  splitterig,  flach-  und  unvollkommen- 
muschelig mit  bedeutender  Härte;  nicht  selten  beobachtet  man 
eine  jaspisartig  verschwommene  Zeichnung  oder  auch  eine  Neigung 
zu  lamellarer  Textur  durch  den  Wechsel  von  feinen  hellem  und 
dunklern  Streifen  oder  hin  und  wieder  auch  langgezogene  poröse 
schlackenartige  Lagen  innerhalb  der  sonst  dichten  gleichartigen 
Grundmasse. 

b)  Rhyolithe  mit  porzellanartiger  Gmndmasse;  letztere,  sehr 
hart  und  dicht,  ist  weiss  oder  wenigstens  sehr  hell  gefärbt  und 
überwiegt  stets  den  ausgeschiedenen  Quarz,  zu  dem  sich  meist  Sa- 
nidin gesellt ;  es  erreichen  diese  Gesteine  in  den  schönen  Vorkomm- 
nissen vom  Kelemen-TIegy  bei  Oroszi  und  von  ßereghszasz  in  Ungarn 
die  vollkommenste  Ausbildung.  In  Siebenbürgen  erscheinen  solche 
minder  ausgezeichneten  Gesteine  z.  B.  am  Fuss  des  Kegels  von  Gyerö- 
Vasarhely,  im  Trachytgebiet  zwischen  Panyik  und  Valje  Bedecsuluj. 

c)  Rhyolithe  mit  porös-bimsteinähnlicher  Grundmasse;  rauh 
porös  zellige  Beschaffenheit  zeichnet  die  gelbgraue  oder  grünlich- 
graue Grundmasse  aus,  in  welcher  reichlich  Quarz  in  kleinen  eckigen 
Kömern  und  häufig  schwarzer  Glimmer, ^anidin  nur  in  feinen  Täfel- 
chen ausgeschieden  vorkommen ;  derlei  Gesteine  erscheinen  am 
Csicsoberg  bei  Retteg  und  bei  Affinis  im  Verespataker  Gebiet, 


Quarztrachyte  Siebenbürgens.  169 

Die  Gruppe  der'  altem  Quarztrachyte  begreift  Gesteine,  wel- 
che bisher  von  v.  Richthofen,  der  darin  den  Quarz  übersah,  theils 
zu  seinen  grauVLn,  theils  zu  seinen  Grünsteintrachyten  gerechnet 
wurden.  Während  die  Jüngern  Quarztrachyte  (Rl^yolithe)  neben  dem 
Quarz  vorwiegend  Sanidin  ausgeschieden  zeigten,  zeichnen  sich  die 
altern  Quarztrachyte  dadurch  aus,  dass  in  ihnen  der  Oligoklas  (in 
Verbindung  mit  Hornblende)  herrscht  oder  den  Sanidin  überwiegt, 
80  dass  sich  diese  Gesteine  den  Quarzandesiten  nähern.  Stäche 
schlägt  für  letztere  Gesteine  den  Namen  Dacit  vor,  da  sie  im 
alten  Dacien  eine  besonders  hervorragende  Rolle  zu  spielen  schei- 
nen ;  von  denjenigen  Abtheilungen,  welche  er  innerhalb  dieser  Gruppe 
unterscheidet,  gehört  die  erste,  »die  andesitischen  Quarztrachyte«, 
diejenigen,  welche  sich  —  abgerechnet  ihren  Quarzgehalt  —  ihrer 
Zusammensetzung  und  ihrem  Habitus  nach  am  meisten  den  Ande- 
siten  anschliessen,  wirklich  zu  den  Quarzandesiten,  indem  sie  Quarz, 
Oligoklas  (keinen  Sanidin),  Hornblende,  Glimmer,  seltener  und  spar- 
samer auch  Augit  und  Olivin  enthalten ;  vgl.  darüber  unten.  Die 
»granito-porphyrischen  Quarztrachyte«  stellen  sich  aber  als  ächte 
quarzhaltige  Sanidinoligoklas-Trachyte  dar.  Quarz,  Sanidin,  Oligo- 
klas, reichlich  Hornblende  und  daneben  gewöhnlich  noch  schwarzer 
Glimmer  sind  derartig  in  grossen  deutlichen  Krystallen  in  der  fel- 
sitischen  Grundmasse  ausgeschieden,  dass  das  Gestein  dadurch  einen 
porphyrischen,  granitoporphyrischen  oder  selbst  granitähnlichen 
Charakter  im  Gefüge  erhält.  Quarz  ist  meist  reichlich  vorhanden, 
die  Grundmasse  ist  gewöhnlich  dicht  und  erhält,  selbst  wenn  sie 
feinkörnig  wird,  nie  den  rauh-porösen  Charakter  der  äch  ten  Trachyt- 
grundmasse;  Oligoklas  ist  der  am  deutlichsten  und  reichlichsten 
vertretene  Feldspathgemengtheil  und  neben  der  Hornblende  spielt 
der  schwarze  Glimmer  eine  bedeutendere  Rolle,  als  in  den  quarz- 
freien Sanidin- Oligoklastrachy ten.  Hierher  gehören  der  lichtgraue 
Quarztrachyt  vom  Illovathal  bei  Rodna,  der  sehr  quarzreiche,  stark 
glimmerhaltige  und  granitähnliche  Quarztrachyt  von  Magura  im 
Szamosgebiet,  der  lichte  Quarztrachyt  von  Kis-Banya ;  der  Quarz- 
trachyt von  Sebes  und  Szekelyo  im  Vlegyaszagebiet,  der  eigentlich 
typische  Repräsentant  dieser  Abtheilung,  bei  dem  die  dichte  bis 
feinkörnige  Grundmasse  fast  immer  stark  gegen  die  scharf  begrenzten 
und  grossen  Krystalle  zurücktritt :  grauer  und  fettglänzender  Quarz 
in  mittelgrossen  Körnern,  regelmässig  durch  das  Gestein  zerstreut, 


170  Andere  Vorkommnisse  von  Qaarztraohyten. 

rissiger,  weisser  oder  gelblicher  Sanidin,  längliche,  weissliche,  glän- 
zende Oligoklaskrystalle  mit  deutlicher  Streifung,  Hornblende  io  3 — 6 
Linien  langen  Säulen,  spärlicher  schwarzer  oder  tombakbraaner  Glim- 
mer. Die  dritte  Abtheilung  Stache's  >die  grünsteinartigen  Quarztra- 
chyte«.  quarzhaltige  Gesteine  begreifend,  welche  sich  ihrer  sonstigen 
Ausbildung  nach  eng  an  die  >  Grüns teintrachyte«  von  Richthofens 
anschliessen,  sind  vorwiegend  Quarzandesite;  vgl.  darüber  unten. 

Die  trachytischen  Gesteine  von  Gleichenberg  in  Steiermark 
mit  sehr  rissigen  Sanidinen  und  schwarzen  Glimmerblattchen  in 
graulichweisser  Grimdmasse,  führen  nach  Andrae  auch  schwach 
violblau  gefärbten,  stark  glasglänzenden  und  deutlich  muschelig 
brechenden  Quarz,  den  die  frühem  Beobachter  L.  v.  Buch  und 
V.  Fridau  übersehen  haben. 

Die  neuerdings  durch  vom  Rath  erforschten  Euganeen  in 
Nordost-Italien,  deren  Perlite  längst  bekannt  sind,  enthalten  auch 
Quarztrachytgesteine,  aus  denen  z.  B.  der  centrale  und  höchste 
Gipfel  des  Monte  Yenda  besteht;  auf  kleinem  Raum  scheint  ein 
ziemlicher  Reichthum  von  Varietäten  sich  darzubieten,  solche  mit  fein- 
körniger Grund masse,  mit  homsteinähnlicher,  fettglänzender,  por- 
zellanartiger Grundmasse,  mit  einer  Grundmasse,  in  welcher  wellig- 
streifige kieselsäurereiche  und  kieselsäurearme  Partieen  abwechseln. 
Manche  Abänderungen  sind  reich  an  Körnern  und  Krystallen  von 
Quarz ;  vom  Rath  vergleicht  das  Vendagestein  in  Ansehen  und  Zu- 
sammensetzung mit  dem  Baulagestein  in  Island. 

Von  den  Ponzainseln  bei  Neapel  (Ponza,  Palmarola  und  Zan- 
none)  lehrte  Hamilton  schon  1785  quarzhaltige  Trachytgesteine 
kennen.  Später  haben  Poulett  Scrope  und  Abich  die  Verhältnisse 
dieser  Gesteine,  welche  dort  in  grosser  Manchfaltigkeit  entwickelt 
sind,  genauer  untersucht.  Auf  der  Inselgruppe  der  Liparen,  na- 
mentlich auf  Lipari,  Vulcano  und  Basiluzzo  finden  sich  nach  Abich 
>Trachytporphyre«  in  grosser  Verbreitung;  Friedrich  Hoffmanns 
»steinige  Feldspathlaven«  von  diesen  Inseln  entsprechen  unsem 
lithoidischen  Quarztrachyten.  Ein  recht  eigenthümliches  Gestein  ist 
das  röthlichgraue,  welches  auf  Basiluzzo  herrscht :  eine  weiche, 
lockere,  erdige  und  fast  zerreibliche  Grundmasse  umschliesst  sehr 
zahlreiche  schneeweisse,  1 — 2  L.  lange  glasige  Feldspathkrystalle, 
viele  stark  glänzende,  scharf  sechsseitige  Glimmertafeln  und  in  be- 
deutender Anzahl    kleine   lichtgraue  und  stumpf  eckige    Glas-    oder 


Andere  Vorkommnisse  von  Quarztraohyten.  171 

Emailkömer,  welche  stark  an  Quarz  erinnern ;  sie  sind  lebhaft  fett- 
glänzend und  spröde  und  finden  sich  in  deutlichen  Parallebtreifen 
zusammengedrängt,  wodurch  eine  ausgezeichnete  Spaltbarkeit  her- 
vorgerufen wird.  Vielleicht  dürfte  man  dieses  Mittelglied  zwischen 
glasiger  und  krystallinischer  Ausbildung  mit  dem  Gestein  vom  Monte 
Amiata  (S.  154)  vergleichen.  In  andern  Gesteinen  auf  Basiluzzo 
sind  die  Feldspathkrystalle  fast  schaumig  und  aus  seidenglänzenden, 
fast  bimsteinartigen  Längsfasern  zusammengesetzt  (Fr.  Hoifmann, 
Poggend.  Ann.  XXVL  1832.  17). 

Die  Mühlsteine  der  gnechischen  Insel  Milo,  Argentiera  (Ki- 
molo)  scheinen  Zersetzungsproducte  der  Quarztrachyte  zu  sein;  gleich- 
falls das  Alunitgestein,  welches  Virlet  von  der  Insel  Aegina  be- 
schreibt. Nach  Fiedler  gibt  es  bei  Klima  auf  der  Insel  Milo  einen 
Trachyt  von  graulichschwarzer  Farbe,  der  zahlreiche  Sanidinkry- 
stalle  und  viele  rundliche  blassrosenrothe  Körner  von  Quarz  ent- 
hält; auf  der  Insel  Antimilo  umschliesst  ein  trachytisches  Gestein 
viele  wasserhelle  Quarzkörner  neben  vielen  Sanidin-  und  Hornblen- 
dekrystallen. 

Der  spärlichen  Vorkommnisse  in  und  an  dem  Siebengebirge 
(Bosenau,  Berkum)  ist  schon  oben  gedacht  worden.  Vielleicht  ist 
das  trachy tische  Gestein  hierher  zu  rechnen,  welches  Verschoyle 
bei  Killala  in  Irland  fand,  und  welches  eingewachsene  Quarzdihexa- 
eder  enthält.  De  Vemeuil  und  Collomb  erwähnen  einen  50 — 60  Meter 
mächtigen  Gang  eines  Trachytgesteins  am  Cerro  de  San  Christobal 
zwischen  Griegos  und  Horea  (Provinz  Cuenca),  welches  in  einer 
rauhen,  violettgrauen  Grundmasse  Quarzdihexaeder,  röthlichweissen 
Sanidin,  Oligoklas,  glänzend  schwarzen  Glimmer  und  kleine  Chlorit- 
knötchen  zeigt.  Nach  Viquesnel  sind  in  dem  Rhodope-Qebirge  der 
Balkanhalbinsel  Quarztrachyte  verbreitet,  welche  in  Perlit  und  Ob- 
sidian  übergehen  (südlich  und  südwestlich  von  Tatar  -  Basardschik 
und  Philippopel,  im  Ardathal,  auf  der  Wasserscheide  zwischen  der 
Arda  und  Maritza,  bei  Feredschik)  ;  eine  feldspathige  Masse  um- 
schliesst Sanidinkrystalle,  Quarzköruer,  sechsseitige  Tafeln  schwar- 
zen Glimmers;  der  als  Labrador  bezeichnete  gestreifte  Feldspath 
dürfte  wohl  Oligoklas  und  ebenso  der  als  zufälliger  Gemengtbeil  er- 
wähnte Augit  Hornblende  sein. 

Der  sog.  »blaue  Porphyr«  vom  Esterei-Gebirge  (Caux,  Bou- 
louris  unfern  Frejus)  im  Dep.  des  Var  gehört  zu  den  Quarztrachyten. 


172  Andere  Vorkommnisse  von  Quarztraohyien. 

Nach  Goquand  hat  er  die  Kreide  durchbrochen,  sein  Feldspath  ist 
Sanidin,  nicht  Orthoklas,  und  das  Gestein  hat,  wie  Roth  ganz  richtig 
bemerkt,  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  durch  Stäche  beschriebenen  vom 
niovathal  bei  Rodna  in  Siebenbürgen ;  daneben  gewahrt  man  aber 
viele  Oligoklase  bis  zu  3  Cm.  Länge,  einzelne  Quarzkömer  und 
kleine  Nadeln  schwarzer  Hornblende.  Der  Kieselsäuregehalt  des 
ganzen  Gesteins  beträgt  nach  Diday  69.6,  der  des  Oligoklas  63.6  pct. 
filie  de  Beaumont  bemerkt  in  der  Explication  de  la  carte  g^ologi- 
que  de  la  France  (I.  477),  dass  er  >des  traits  frappants  de  ressem- ' 
blance  avec  certains  trachytes«  darbiete,  vereinigt  ihn  aber  wegen 
seines  Quarzgehalts,  der  damals  für  ein  trachytisches  Gestein  be- 
fremdete, mit  den  alten  Felsitporphyren.  Der  rothe  Porphyr  des 
Esterei  gehört  dem  alten  oligoklasfreien  Felsitporphyr  an  (Bd.  I.  660). 

Island  ist  neben  Ungarn  der  zweite  Haupteruptionspunkt  der 
Quarztrachyte  in  Europa;  sie  erreichen  hier  an  Verbreitung  zwar 
bei  weitem  nicht  die  Basaltgesteine  und  Tuffgebilde,  nehmen  über^ 
haupt  keinen  eigentlichen  Antheil  an  dem  Aufbau  der  Insel,  sind 
aber  dennoch  von  zahlreichen  Orten  bekannt,  wo  sie  Kuppen  und 
Gänge  bilden;  namentlich  existirt  der  breite  Trachytgürtel  nicht, 
den  man  früher  die  ganze  Insel  in  südwestlich-nordöstlicher  Dia- 
gonale durchziehen  Hess.  Schon  oben  wurden  als  ausgezeichnete 
Localitäten  aufgeführt :  der  Berg  Baula,  Falkaklettr  am  Geitlands- 
jökull,  Strütrhals  bei  Kalmanstünga,  Arnarhnipa  an  der  Lax4,  Lau- 
garQall  an  den  Geysirn,  Fagranes  im  Oexnadalr  im  Nordland;  aus- 
serdem erscheint  er  z.  B.  im  Ljosadalr  zwischen  dem  Berufjördr 
und  Reydarfjördr,  am  Raudukambr  zwischen  der  Laxa  und  Thjorsi 
und  am  Drapuhlidarfjall  auf  der  SnaefellsjökuU-Halbinsel.  Die  Eru- 
ptionen im  Westland  liegen  meist  aneinandergereiht  in  südsüdöst- 
lich-nordnordwestlicher Richtung;  die  isländischen  Quarztrachyte 
sind  im  Allgemeinen  jünger  als  die  Hauptmasse  der  Basaltgebirge, 
wie  manche  Gänge  beweisen,  local  haben  aber  wieder  jüngere  Ba- 
salte die  Trachyte  gangförmig  durchsetzt. 

In  Transkaukasien  besitzen  nach  Abiqhs  Untersuchungen  quarz- 
führende trachytische  Gesteine  in  Verbindung  mit  ihren  Obsidianen, 
Pechsteinen  und  Bimsteinen  eine  weite  Verbreitung,  welche  aber  zu 
den  Quarzandesiten  gehören.  Vom  Pic  Demavend  im  Süden  des 
kaspischen  Meeres  brachte  Kotschy  Quarztrachyte  mit,  ohne  ans- 
geschiedenen  Quarz  mit  Sanidin  und  viel  schwarzem  Glimmer. 


Domit.  173 

Quarztrachyte  mit  ihren  glasigen  und  schaumigen  Modifica- 
tionen  sind  nach  y.  Humboldt  in  Mexico  ausserordentlich  entwickelt. 
Nach  den  wichtigen  Resultaten  v.  Hochstetters  ist  das  Centrum  der 
Nordinsel  Neuseelands  um  den  Taupo-See  eine  Region,  in  welcher 
Quarztrachyte,  Obsidiane,  Bimsteine,  Pechsteine  in  innigstem  Zu- 
sammenhange, in  weiter  Verbreitung  und  grösster  Gesteinsmanch- 
faltigkeit  vertreten  sind. 

Zu  den  Quarztrachyten  gehören  auch  höchst  wahrscheinlich 
die  unter  dem  Namen  Domit  bekannten  Gesteine,  vielleicht  aber 
auch  sind  dieselben  zu  den  Quarzandesiten  zu  zählen;  sie  besitzen 
eine  äusserst  feinkörnige,  matt  aussehende,  graulichweisse  nahezu 
zerreibliche,  dennoch  aber  spröde  und  klingende  Grundmasse,  in 
welcher  kleine  glasglänzende  Feldspathkrystalle  in  grosser  Anzahl 
eingewachsen  sind ;  Glimmerblättchen  von  torabakbrauner  Farbe 
erscheinen  auch  darin,  Hornblendesäulchen  nur  selten.  Den  Feld- 
spath  hielt  man  früher  für  Sanidin,  nach  G.  Rose  (v.  Humboldts 
Kosmos  IV.  470)  ist  es  aber  Oligoklas  mit  feiner,  aber  deutlicher 
Zwillingsstreifung ;  dieKiystalle  erreichen  die  Grösse  von  3  L.  Schon 
L.  v.  Buch  erwähnt  die  schönen  Drusen  von  Eisenglanz  mit  zoU- 
grossen  Krystallen,  welche  in  den  Domiten  auftreten,  unter  der 
Loupe  gewahrt  man  in  manchen  Stücken  sehr  viele  feine  Schüpp- 
chen von  Eisenglanz  und  Glimmer.  Die  Domite  finden  sich  nament- 
lich in  der  Auvergne  (Puy  de  Dome,  woher  ihr  Name,  Puy  de  Sar- 
couy,  Clierzou,  Petit-Suchet,  Puy  de  Chopine),  auch  in  Ungarn. 

Lewinstein  fand  in  dem  hellgrauen  Domit  von  Puy  de  Dome 
mit  sandsteinähnlichera  Bruch  :  Kieselsäure  60.97;  Thonerde  20.92  ; 
Eisenoxyd  3.81;  Kalk  0.14;  Magnesia  0.29;  Kali  8.88;  Natron 
5.03;  Wasser  0.38  (100.42);  spec.  Gewicht  2.605.  Berthier  (Ann. 
de  chim.  et  phys.  XVH,  28)  und  J.  Girardin  (Journal  de  pharm. 
XIV.  601)  hatten  früher  den  Domit  indessen  nicht  vollständig 
untersucht.  Abich  erhielt  in  üebereinstimmung  mit  Berthier  eine 
Kieselsäuremenge  von  65.50  pct. ,  das  spec.  Gewicht  bestimmte 
er  zu  2.633.  Neuerdings  hat  Kosmann  die  Feldspathkrystalle  des 
Domit  von  der  nordöstlichen  Seite  des  Puy  de  Dome  analysirt  und 
darin  gefunden:  Kieselsäure  63.23;  Thonerde  21.76;  Eisenoxyd 
1.77;  Manganoxydul  0.69;  Kalk  3.00;  Kali  2.12;  Natron  7.20; 
Glühverlust  0.33  (100.10),  woraus  sich  das  Sauerstoffverhältniss 
1:3:  9.6,  das  des  Oligoklas  ergibt.  Die  von  Oligoklas-  und  Glim- 


174  Domit. 

merkrystallen  befreite  Grundmasse  lieferte :  Kieselsäure  68.46 ;  Tbon- 
erde  15.04  ;  Eisenoxyd  2.46  ;  Eisenoxydul  0.14  ;  Manganoxydul  0.08  i 
Kalk  1.41  ;  Magnesia  0.58  ;  Kali  4.52  ;  Natron  4.48;  Phosphorsäure 
2.01;  Chlor  0.29;  Wasser  0.16  (99.63);  spec.  Gewicht  2.59. 

Der  beträchtliche  Gehalt  an  Kali  sowohl  in  der  Analyse  von 
Lewinstein,  als  der  von  Kosmann  (Grundmasse)  leg^  es  nahe,  dass 
auch  Sauidin  in  der  Gnindmasse  der  Domite  enthalten  ist,  nament- 
lich wenn  man  das  in  den  ausgeschiedenen  Feldspathen  gefundene 
Alkalienverhältniss  in  Erwägung  zieht,  worin  das  Kali  vor  dem 
Natron  verschwindet ;  bedenkt  man  ferner,  dass  die  Zwillingsstrei- 
fung  auch  manchen  ausgeschiedenen  Feldspathen  zu  fehlen  scheint, 
so  ist  es  wohl  gerechtfertigt,  dass  der  Domit  zu  den  Sanidin-  und 
zwar  zu  den  Sanidin-Oligoklasgesteinen  und  nicht  zu  den  Andesiten 
gestellt  wird.  Der  Kieselsäuregehalt  der  Grundmasse  ist  aber  selbst 
bei  der  A*nnahme  von  Sanidin  so  hoch,  dass  Quarz  darin  vorban- 
den soin  muss ;  Kosmann  sah  auch  unter  dem  Mikroskop  kleine 
rundliche  durchsichtige  Körnchen,  die  höchst  wahrscheinlich  Quars 
sind.  Beudant  erwähnt  gleichfalls  Quarzkömer  im  »Domit«  von  No- 
grad  in  Ungarn;  diese  Gründe  sind  leitend  gewesen,  dem  Domit 
eine  Stolle  bei  den  Quarz trachyten  anzuweisen. 

V.  Dachen,  Gest.  von  d.  Rosenau,   Geogn.  Führer  in  d.  Siebengeb. 

106;  von  Berkum  80. 
vom  Rath,  Quarzt r.  des  Siebe ugobirges,    in  Beitrag  zur  Kenntn.  d. 

Trachyte  d.  Siebengeb.  18G1:  auch  in  v.  Dechens  geogn.  Führer 

in  das  Siebengebirge  1861.  86.  106. 
Abich,  Quarztr.  d.  italien.  Inseln,  Vulkanische  Erscheinungen  1841. 
Poulett  Scrope,  Noticc  on  the  geology  of  the  Pouza-lsles.  Transact. 

of  the  gcol.  Society   1H27.   195— :i3G. 
Fr.  Hoftniann,  Quarztr.  d.  liparischon  Inseln,  Poggend.  Ann,  XX.VI. 

1832.   1. 
vom  Rath,  Quarztr.  der  Euganoen,  Zcitschr.  d.  d.  geol.  Ges.   1864. 
Beudant,  Voyage  mincral.  et  geolog.  en  Hongric  111. 
V.  Richthofen,  Studien  aus  den  rn^arisch-siebenbürgischon  Trachyt- 

gebirgen,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.   1861.   153. 
C.  V.  Hauer,  Quarztr.  rngarns.  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  X.  1859.  466. 
Stäche,  i^uarztrachyte  Siebenbürgens,  in  Geologie  Siebenbürgens  von 

F.  V.  Hauer  und  Stäche  1863.  fit». 
Andrae.   Quarztr.  von  Gleicheuberg  in  Steiermark,  Jahrb.  d.  geol. 

ILauht.  VI.  1H55.  268. 
Bunsen,  Analysen  isländischer  Quarztr.,  Poggend.  Annal.  LXXXIII. 

1851.  201. 


Trachyt.  175 

Sartorius  v.  Waltershausen ,   Quarztr.  Islands,  in  Vulkanische  Ge- 
steine von  Sicilien  und  Island. 

Forchhammer,  sog.  Krablit,  Journ.  f.  pr.  Chemie  XXX.  1843.  390. 

Genth,  ebendar.,  Annal.  der  Chem.  u.  Pharmacie  LXVI.  1848.  271. 

Kjerulf,   zersetzte  isländische  Quarztrachyte,  Annalen  d.  Chem.   u. 
Pharmacie  LXXXV.  1853.  260. 

Zirkel,    Quarztr.  Islands  in  Preyers  u.  Z.   Reise  nach  Island  1862. 
Bemerkunp^en  über  die  geognost.  Verh.  Islands. 

Virlet,  Alunittrachyt  von  Aegina,  Bull,  de  la  soc.  geol.  1832.  357. 

Russegger,  Mühlsteintrachyt  von  Milo,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1840.  207. 

Fiedler,  Gesteine  von  Milo  und  Antimilo,   Reise  durch  alle  Theile 
des  Kgr.  Griechenland  IL  387  u.  448. 

Verschoyle,  Gestein  von  Killala  in  Irland,    Transact.  of  geol.  soc. 
(2)  V.  168. 

de  Vemeuil  und  Collomb,  Trachytgestein  der  span.  Prov.  Cuenca, 
Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  X.  1853.  134. 

Yiquesnel,   Quarztr.   des  Rhodope  -  Gebirges,    Bull,  de  la  soc.  geol. 
(2)  X.  1853.  472. 

Zirkel,    Quarztr.  Neuseelands  in    v.  Hochstetters  Geologie  Neusee- 
lands 1864.  110. 

Zirkel,  Mikrosk.   Unters,  v.  Quarztrachyten,  Sitzungsber.  d.  Wiener 
Akademie  XLVII.  1863.  226. 

Domit. 

Leopold  V.  Buch,  Geogn.  Beob.  auf  Reisen  u.  s.  w.  II.  243. 

Abich,  Vulkan.  Erscheinungen  34. 

Lewinstein,  Poggend.  Annal.  XCVIII.  1856.  163. 

Kosraann,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XVI.  1864.  664. 

Trachyt. 

Nach  den  oben  angeführten  Bestimmungen  werden  die  eigent- 
lichen Trachyte  durch  den  Mangel  an  Quarz  und  die  Gegen- 
wart von  Sani d in  charakterisirt,  welcher  entweder  allein  oder 
mit  Oligoklas  verbunden  vorkommt;  die  Kiystalle  dieser  Mine- 
ralien liegen  meist  in  einer  porösen  oder  rauhen,  mehr  oder  weniger 
deutlich  krystallinischen  Grundmasse,  in  welcher  ausserdem  Horn- 
blendesäulen und  dunkle  Glimmerblättchen  als  häufigste  Einmen- 
gungen  bemerkt  werden.  Die  Grundmasse  ist  meistens  matt,  selten 
glänzend  und  gewöhnlich  von  lichten,  weissen  und  hellgrauen  Far- 
ben, doch  kommen  auch  dunkler  gefärbte  Varietäten  vor.  Wie 
später  bei  den  Andesiten  und  Basalten  ziehen  wir  die  Trachyt  1  aven, 
die  acht  vulkanischen  Trachytgebilde  von  vornherein  in  den  Kreis 
der  Betrachtung. 

Je  nach  der  Natur  der  in  der  Grundmasse  erkennbaren  Feld- 


176  Sanidintrachyt. 

spathe  unterscheiden  wir  mit  Roth  zwei  Hauptgruppen,  welche 
heide  zusammen  den  alten  Syeniten  und  quarzfreien  Orthoklaspor- 
phyren parallel  sind, 

Sanidin-Trachyt  und 

Sanidin-Oligoklastrachyt  (Drachenfelstrachyt). 
Sanidintrachyt. 
Die  Grundmasse  enthält  nurKrystalle  von  Sani d in,  keinen 
Oligoklas.  Der  Sanidin  erscheint  meist  in  tafelförmigen,  aber  auch 
in  säulenförmigen  Krystallen  von  sehr  verschiedener  Grösse,  welche 
fast  immer  starken  Glanz  und  die  bekannte  rissige  Beschaffenheit 
zeigen,  dabei  sich  durch  den  gänzlichen  Mangel  an  Zwillingsstrei- 
fung  auszeichnen.  Neben  dem  Sanidin  treten  in  der  Grundmasse 
hier  und  da  stark  glänzende,  schwarze,  sehr  vollkommen  spaltbare 
Hornblendekrystalle  in  Form  kurzer  Säulen  oder  langer  Nadeln  her- 
vor, seltener  sind  braune  oder  schwarze,  hexagonale  Glimmerblätt- 
chen.  Magneteisenerz,  Sodalith  uod  Titanit  sind  accessorische  Ge- 
mengtheile.  Olivin  und  Augit,  in  den  basischem  Gesteinen  dei*  Tra- 
chytfamilie  so  häufig,  sind  in  diesen  saurem  eine  seltene  Elrschei- 
nung.  Bisweilen  stellt  sich  in  diesem  an  sich  quarzfreien  Gemenge 
auch  eine  Spur  von  Quarz  ein,  ohne  dass  dadurch  das  Gestein  in 
den  Kreis  der  eigentlichen  Quarztrachyte  gezogen  würde ,  wie  ja 
auch  Syenite  bisweilen  solche  geringen  Quarzmengen  enthalten. 
Nimmt  der  Quarz  überhand,  so  sind  natürlicherweise  derlei  Gesteine 
zu  den  Quarztrachyten  zu  zählen ;  manchmal  scheint  er  nicht  dem 
Gesteine  ursprünglich  eigenthümlich,  sondern  das  Product  der  Zer- 
setzung des  Sanidin  zu  sein.  Die  verwitterten  Gesteine  gleichen 
lichten  sog,  Thonst^inen. 

Durch  die  neuen  Bestimmungen  und  Grenzen,  welche  um  die 
einzelnen  Glieder  der  Trachytfamilie  gezogen  sind,  ist  die  Anzahl 
der  zu  den  eigentlichen  Trachyten  zu  rechnenden  Vorkommnisse 
eine  beschränktere  geworden.  Zu  der  Gruppe  der  Sanidin trachyte 
gehören  nach  dem  jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse  die  Gesteine 
vom  Aisberg  bei  Bieberstein  in  der  Rhön ;  von  Rabertshausen  im 
Grossherzogthum  Hessen,  weisslich  grau  oder  schwach  röthlich  mit 
schmalen  Sanidinen;  die  vom  Monte  Olibano  bei  Pozzüoli  in  Süd- 
italien ;  Lava  vom  Monte  de  Yico  und  Arso  auf  Ischia  (eine  hell- 
graue Grundmasse  von  poröser  Beschaffenheit  mit  Sanidin,  schwar- 
zem Glimmer,  wenig  grünem  Augit,  Magneteisen  und  sehr  spärlichem 


Sanidintrachyt.  177 

Oliyin ;  Laven  von  der  Azoreninsel  San  Migael  mit  hellbläulich- 
grauer,  feinkörniger  oder  homogen  erscheinender  Grundmasse,  worin 
Sanidine,  Hornblendesäulchen  und  Magnesiaglimmerblättchen ;  auch 
erscheinen  hier  basischere  Gesteine,  welche  Sanidin  in  Verbindung 
mit  Augit  und  Olivin  ausgeschieden  enfhalten,  deren  Kieselsäure- 
gehalt um  circa  10  pct.  niedriger  ist.  Gesteine  aus  Siebenbürgen 
und  aus  Canada. 

Die  in  der  Umgebung  des  Laacher-Sees  besonders  verbreiteten 
Tuffe  enthalten  zahlreiche  rundliche  Stücke  eines  nicht  in  der  Ge- 
gend anstehenden  Sanidintrachyt,  zum  Theil  von  ansehnlicher  Grösse, 
welchen  v.  Dechen  bezeichnend  Laacher  Trachyt  zu  nennen 
vorschlägt;  er  besitzt  eine  bald  dichte,  bald  poröse,  licht-  und 
dunkelgraue  Grundmasse,  welche  sehr  viele  Partieen  und  Krystalle 
von  weissem,  durchsichtigem  Sanidin  porphyrartig  eingewachsen 
besitzt.  Ausserdem  kommen  darin  theils  eingewachsen,  theils  in 
Drusen  vor:  Hornblende,  Augit  (selten),  Glimmer,  Olivin,  Titanit, 
Hauyn.  Als  fremdartige  Einschlüsse  enthält  derselbe  ausser  Devon- 
Gesteinen  Massen  von  kömigem  Sanidin^  welche  sehr  reich  an  den 
verschiedensten  Mineralien  sind.  Aehnliche  Sanidinmassen  treten 
auch,  allerdings  viel  seltener  unmittelbar  in  den  Tuffen  auf.  Die 
Mineralien,  welche  in  diesen  körnigen  Sanidinmassen  (Lesestei- 
nen) sich  finden  sind  folgende:  Augit,  Hornblende,  Albit,  Oligo- 
klas,  Glimmer,  Hauyn,  Nosean,  Nephelin,  Mejonit,  Orthit,  Leucit, 
Olivin,  Titanit,  Titaueisen,  Magneteisen,  weisser  und  rother  Zirkon, 
Korund,  Saphir,  rother  und  schwarzer  Spinell,  Cordierit,  Apatit, 
Granat,  Staurolith,  Stilbit.  Hornblende,  Magneteisen  und  Titanit 
sind  am  häufigsten  mit  dem  Sanidin  vergesellschaftet  (v.  Dechen, 
geogn.  Führer  zu  dem  Laacher-See  1864.  61.  84;  Zeitschr.  d.  d. 
geol.  Ges.  XVII.  1865.  142;  vgl.  auch  Fr.  Sandberger  im  Neuen 
Jahrb.  f.  Min.  1845.  140). 

Die  Lesesteine  des  Laacher-Sees  gleichen  ausserordentlich  den 
bombenartigen,  aussen  glatt  abgerundeten  Massen  krystallinischer 
Aggregate  von  Sanidin  und  Hornblende  in  den  Schuttmassen  um 
den  Kratersee  der  Lagoa  do  Fogo  auf  der  Insel  San  Miguel  (Här- 
tung, die  Azoren   182). 

Im  Siebengebirge  ist  kein  Sanidin-Trachyt  bekannt.  In  Island 
und  Ungarn  ist  er  auch  bis  jetzt  noch  nicht  nachgewiesen  worden. 
Gesteine  vom  Kaiserstuhl  (Rothweil,    Oberbergen  u.  s.  w.),    welche 

Zirkel,  Petrographie.  II.  12 


178 


Sanldintrachyt. 


Roth  als  Sanidintrachyte  anführt,  gehören  nach  neuern  Unter- 
suchungen Fischers  nicht  hierher,  da  sie  alle,  wenn  auch  schwer 
erkennbaren  Oligoklas  enthalten.  Die  einzigen  reinen  Sanidingesteine 
sind  die  lose  umherliegenden  Massen  der  Gegend  von  Bischoffingen, 
bestehend  aus  mittelkörniger  Sanidiusubstanz  und  zahlreichen  kleinen 
rothen  Granaten. 

Analysen  von  Sanidintrachyten : 

I.  Küste  der  Azoreninsel  S.  Miguel  bei  Mosteiros,  nördlich 
von  Sete  Cidades,  Lava  mit  lichtbläul ichgrauer,  körniger  bis  dich- 
ter Grundmasse,  einzelnen  Sanidinen  und  Täfelchen  tombakbraunen 
Glimmers.  Härtung,  die  Azoren   1860.  97. 

II.  Rabertshausen,  Grossherz.  Hessen,  nordnordwestlich  von 
Nidda,  röthlicbgrau,  mit  Sanidin,  wenig  Glimmer  und  Hornblende. 
Engelbach. 

III.  Aisberg  bei  Bieberstein  in  der  Rhön,  weiss,  grobkörnig, 
fast  nur  aus  Sanidin  bestehend,  mit  einzelnen  Magneteisenkrystallen, 
Titaniten,  Augiten,  Glimmerblättchen.  Bunsen,  Mittheilung  an  Roth 
1861.  Gesteinsanalysen  S.  67 


Kieselsäure 
Thonerde 
Eisenoxydul 
Kalk   .     . 
Magnesia 
Kali     .     . 
Natron     . 
Wasser    . 


Auffallend  ist  der  hohe  Natrongehalt  der  Analysen,  der  in 
einer  (III)  den  Kaligehalt  noch  übertrifft,  während  doch  der  Sani- 
din ein  sehr  starkes  Uebergewicht  des  Kali  hervorbringen  sollte. 
Es  deutet  dies  darauf  hin,  dass  in  der  Grundmasse  noch  ein  na- 
tronhaltendes Silicat,  Oligoklas,  vielleicht  auch  wie  Roth  vermuthet 
Sodalith  oder  Nephelin  vorhanden  sein  müsse.  Vielleicht  gibt  es 
gar  keinen  Tracbyt,  welcher  nur  Sanidin  und  keinen  Oligoklas  ent- 
hält und  es  ist  daher  die  Frage,  ob  sich  in  der  Zukunft  die  Tren- 
nung von  Sanldintrachyt  und  Sanidin-Oligoklastrachyt  aufrecht  er- 
halten wird. 


I. 

n. 

in. 

62.6 

62.39 

63.40 

17.6 

20.23 

20.20 

7.4 

5.32 

3.89 

2.7 

1.09 

1.66 

0.8 

0.86 

0.38 

6.7 

5.76 

3.54 

2.2 

3.90 

8.39 

— 

2.02 

0.36 

löö.b 

101.57 

101.82 

Sanidintraohyt.  179 

Das  spec.  Gewicht  der  Sanidintrachyte  schwankt  um  2.6 ;  es 
ist  w^en  des  mangelnden  Quarzgehaltes  durchschnittlich  etwas 
höher  als  das  der  Quarztrachyte,  welches  nur  sehr  selten  2.6  er- 
reicht; es  besitzt: 

Sanidintrachytlava  vom  Arso  auf  Ischia     2.641     Abich, 
Sanidintrachyt  von  Rabertshausen  2.603     Engelbach. 

Zu  den  Sanidin  -  Trachyten  gehört  auch  wahrscheinlich  das 
Gestein  des  Vulkans  Pacaya  in  Guatemala.  Die  von  Moritz  Wagner 
mitgebrachten  Stücke  (glasheller  Sanidin  üben^iegend  in  dichter 
graubrauner  Grundmasse,  Magneteisen,  etwas  Augit)  enthalten  nach 
Bunsens  Mittheilung  an  Roth  (S.  67  der  Gesteinsanalysen)  :  Kiesel- 
säure 59.53;  Thonerde  19.39;  Eisenoxydul  7.68;  Kalk  6.95 ;  Ma- 
gnesia 3.04;  Kali  4.81;  Natron  0.65;  Wasser  0.65  (102.70).  Die 
Lava  des  Monte  Nuovo  in  Süditalien,  welche  nur  Sanidin,  keinen 
sichtbaren  Oligoklas  besitzt,  obgleich  sie  6.17  pct.  Natron,  an  der 
Montagnella  del  Monte  Nuovo  sogar  9.76  Natron  auf  8  Kali  (nach 
Rammeisberg)  enthält,  wird  gewöhnlich,  ebenso  wie  der  sanidin- 
haltige  sog.  Piperno  von  Pianura  zu  den  Phonolithlaven  gezählt ; 
sie  ist  auch  in  der  That  möglicherweise  nephelinhaltig  (vgl.  dar- 
über unten). 

Unter  den  Trachytgesteinen  Siebenbürgens  erwähnt  Stäche 
einen  Sanidintrachyt  von  Deva ;  dieses  schöne  Gestein  mit  gross- 
porphyrischer  Structur  ist  dort  der  einzige  bisher  bekannte  oligo- 
klas- und  quarzfreie  Trachyt;  die  an  sich  weissliche  feinkörnige 
Grundmasse  ist  durch  ein  dichtes  Netz  feiner  schwarzgrüner  Hom- 
blendenadeln  fast  verdeckt ;  \  —  1  Zoll  grosse,  dicke  hellgraulich- 
rothe  Krystalle  von  langrissigem  porösem  Sanidin  sind  mit  scharfer 
Begrenzung  darin  ausgeschieden.  Sollte  die  weisse  Grundmasse 
nicht  oligoklash altig  sein?  Ausser  an  dem  isolirten  Trachytkegel 
westlich  vom  Schloss  Deva  treten  ähnliche  Gesteine  an  der  Szuligata 
bei  Offenbanya  und  im  Jzworthale  bei  Rodna  in  Siebenbürgen  auf. 
Die  trachytischen  Gesteine,  welche  im  untern  Canada  in  der 
ümgegeud  von  Montreal  gangförmig,  in  den  Gebirgen  von  Brome 
und  Shaflford  massig  (in  kühnen  pittoresken  bis  zu  1 000  Fuss  hohen 
Felsen  emporragend)  auftreten  und  von  St.  Hunt  beschrieben  wur- 
den, gehören  wohl  auch  zu  den  Sanidintrachyten,  da  dieser  aus- 
gezeichnete Forscher  einen  gestreiften  Feldspath  nicht  erwähnt; 
die  letztern  Gesteine,  welche  gänzlich  qnarzfrei  sind,   bestehen   oft 


180  Sanidin-Oligoklastraobyt. 

lediglich  aus  körnigen  oder  tafelartigen  Individuen  von  Feldspath« 
ausserdem  erscheinen  darin  Hornblende,  Glimmerblättchen,  Titanit- 
krystalle  und  Magneteisenkrj'stalle ;  der  P'eldspath  besitzt  65.70 
Kieselsäure,  0.84  Kalk  und  6.43  Kali  auf  6.52  Natron.  Aus  Sani- 
dintrachyt  scheint  das  Gestein  zu  bestehen,  welches  C.  v.  d.  Decken 
vom  Gipfel  des  Kiliifiandjaro  (13800  Fuss  hoch)  in  Ostafrica  mit- 
brachte (Zeitschr.  für  allgem.  Erdkunde  1863.  543).  Ob  die  schie- 
ferigen Trachyte,  welche  L.  v.  Buch  bei  der  Angostura  und  in 
der  Nähe  des  Perexil  auf  Teneriffa,  sowie  bei  Mogan  und  in  der 
Caldera  von  Tiraxana  auf  Gran  Caiiaria  fand,  und  welche  fast  nur 
aus  lamellaren  parallel  übereinanderliegenden  Feldspathkrystallen 
bestehen,  zu  den  Sanidin-  oder  Sanidin-Oligoklastrachyten  gehören, 
bedarf  noch  näherer  Untersuchung;  die  Gesteine  erinnern  lebhaft 
an  Glimmerschiefer  (Physik.  Beschr.  der  canar.  Inseln  215,  244 
und  274). 

Tasche,  Trachyt  v.  lUljertshausen,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1852.  591. 
Engelbach.  Tr.  v.  liabertshausen,  Geol.  Spec. -Karte,  Sect.  Schotten, 

Darmstadt  1859.  43. 
Abich,  Trachyt  v.  Monte  Olibano,  Vulkanische  Erscheinungen  30; 

vom  Arsü  auf  l8chia  42. 
Härtung,  die  Azoren  1860.  97. 
Stäche   in   von    Hauers    und  Stachen    Geologie  von  Siel>enbürgen 

1863.  66. 
Sterry  Hunt,  Deport  of  the  geul.  survey  of  Canada  for  1868.  Mon- 

treal  1859:  vgl.  auch  N.  Jahrb.  f.  Min.   1862.  193. 

Sanidin-Oligoklastrachyt. 
Ein  quarzfreies  krystallinisches  Gemenge  von  Sanidin 
und  Oligoklas,  wozu  auch  noch  Magnesiaglimmer  und  Horn- 
blende tritt ;  in  der  Regel  bilden  diese  Mineralien  zum  Theil  eine 
feinkömig-krystallinische  oder  scheinbar  dichte  Grundmasae,  in 
welcher  alsdann  ein  anderer  Theil  derselben  als  erkennliare  Kry- 
stalle  oder  krystallinische  Körner  eingesprengt  ist ;  meist  kann  man 
Sanidin  und  Oligoklas  an  der  Zwillingsstroifung,  auch  an  Farbe, 
Glanz  und  Härte  deutlich  von  einander  unterscheiden.  Der  Sanidin 
weist  meistens  grö»»8ere  Krystalle  auf  als  der  Oligoklas,  scheint 
aber  gewöhnlich  an  Menge  ihm  nachzustehen.  Der  Oligoklas  beritzt 
sehr  häufig  eine  ähnliche  rissige  Beschaffenheit,  wie  sie  der  Sani- 
din zeigt,  weshalb  man  ihn  auch  zum  (Gegensatz  von  dem  in  Gra- 
niten,   Porphyren,   Grünsteinen    vorkommenden,    glasigen    Oligoklas 


Sanidin-Oligoklastrachyt.  181 

nennen  wollte;  durch  diese  rissige  Beschaffenheit  wird  nicht  selten 
die  Zwillingsstreifung  des  Oligoklas  verdeckt.  Augit  ist  sehr  selten, 
Magneteisen  vielverbreitet  in  feinen  Körnchen  eingesprengt;  von 
andern  Gemengtheilen  stellt  sich  am  häufigsten  der  Glimmer  ein. 
V.  Üechen  macht  bei  Beschreibung  der  Trachyte  des  Siebengebirges 
darauf  aufmerksam,  dass  die  hornblendehaltigen  Varietäten  nur 
selten  ausgeschiedene  Krystalle  von  Sanidin  aufzuweisen  haben, 
dass  mit  der  Abnahme  von  Hornblende  die  Sanidinkrystalle  sich 
vermehren,  und  dass  diese  allgemein  verbreitet  sind  in  den  hom- 
blende-  und  glimmerfreien  Abänderungen.  Nach  Roth  finden  sich 
in  dem  Gestein  des  Castellfelsens  von  Ischia  (wohl  zu  den  Sanidin- 
Oligoklastrachyten  gehörend)  kleine  Granaten  von  hj'acinthrother 
bis  honiggelber  Farbe  eingesprengt  (Der  Vesuv  u.  d.  Umgebungen 
V.  Neapel  1857.  201). 

Von  den  ächten  Sanidin-Oligoklastrachyten,  zu  denen  zweifels- 
ohne eine  grosse  Anzahl  von  Gesteinen  gehört,  sind  nur  wenige 
bisher  mineralogisch  und  chemisch  untersucht.  Am  besten  bekannt 
sind  die  Sanidin-Oligoklastrachyte  des  Siebengebirges,  der  Eifel, 
Siebenbürgens  und  der  Euganeen. 

L  Vom  Drachenfels  im  Siebengebirge;  der  Sanidin  möglichst 
entfernt ;  nicht  mehr  ganz  frisch.  Rammeisberg,  Zeitschr,  d.  d.  geol. 
Ges.   XI.    1859.  434. 

II.  Vom  Drachen f eis  im  Siebengebirge ;  die  grossen  Sanidin- 
krystalle entlernt;  nicht  mehr  ganz  frisch;  enthält  noch  Spur  von 
Chlor  und  0.38  Titansäure.  Abich,  vulk.  Ersch.  1841.  29;  neu 
berechnet  v.  Roth. 

III.  Vom  Kühlsbrunnen  im  Siebengebirge,  unvepvittert.  G. 
Bischof,  Lehrb.   d.  ehem.  u.  phys.  Geol,  1.  Aufl.  II.   2181. 

IV.  Vom  Freienhäuschen  bei  Kelberg  in  der  Eifel,  hellbläu- 
lichgraue  Grundmasse,  unverwittert.  Zirkel,  Zeitschr.  d.  d.  geol. 
Ges.  XI.  1859.  535. 

V.  Vom  iNIonte  Rosso  in  den  Euganeen;  in  grauer  Grund- 
masse zahlreiche  bis  zwei  Linien  grosse  frische  Oligoklase,  wenige 
Sanidine  von  gleicher  Grösse,  Glimmer  in  sehr  kleinen  Blättchen, 
wenig  oder  keine  Hornblende;  spec.  Gewicht  2.609.  vom  Rath, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.   1864.  506. 


182 


Sanidin- Oligoklastrachyt. 


I. 

IL 

III. 

IV. 

V. 

Kieselsäure 

65.07 

67.09 

64.21 

60.01 

65.16 

Thonerde    .     . 

16.13 

15.64 

16.98 

21.03 

15.20 

Eisenoxyd  .     . 

.       5.17 

4.60 

6.69 

— 

— 

P^isenoxydul     . 

— 

O.I6M1] 

i    — 

8.48 

5.09 

Kalk      .     .     . 

.       2.74 

2.25 

0.49 

3.19 

3.32 

Magnesia    .     . 

0.67 

0.98 

0.18 

0.73 

1.50 

Kali 

4.44 

3.47 

4.41 

2.01 

4.07 

Natron  .     .     . 

4.77 

5.08 

5.13 

4.29 

5.30 

Wasser.     .     .     , 

0.70 

0.45 

1.00 

— 

0.36 

«lühveri 

99.69       99.72       99.09       99.74     100.00 

Die  graulich  weiss  gefärbte  Grundmasse  des  Trachyt  vom 
Drachenfels  (I)  enthält  einzelne  grosse  Sanidine,  sowohl  einfache 
säulenförmige  Krystalle,  gebildet  durch  die  Flächen  der  beiden 
deutlichsten  Spaltungsrichtungen,  als  daneben  Zwillinge  nach  dem 
Carlsbader  Gesetz,  tafelförmig  durch  Vorherrschen  der  Längsfläche. 
Beim  Zerbrechen  der  Krystalle  erkennt  man,  dass  die  Zwillingsgrenze 
nicht  eben,  sondern  stets  gebogen  ist.  Diese  verschiedene  Ausbil- 
dung der  Sanidinkry stalle  hält  sich  seltsamer  Weise  streng  von 
einander  gesondert,  indem  die  rechtwinklig  säulenförmigen  Krystalle 
ebenso  wenig  Zwillinge  bilden,  wie  die  Tafeln  einfache  Individuen. 
Ausserdem  zeigen  sich  zahlreiche,  schneeweisse,  etwa  liniengrosse 
Oligoklaskrystalle  mit  zuweilen  deutlicher,  doch  grösstentheils  wegen 
der  rissigen  Beschaflfenheit  schwer  zu  beobachtender  Zwillingsstrei- 
fung ;  der  Sanidin  schliesst  bisweilen  Oligoklaskörner  ein.  Daneben 
kleine  sechsseitige  schwärzlichbraune  Magnesiaglimmerblättchen,  auch 
schwarze  Hornblende  in  wenigen  kleinen  Säulchen.  In  diesem  und 
den  ähnlichen  Trachyten  des  Siebengebirges  kommen  überdies  als 
accessurische  Gemengtheile  vor:  Magneteisen  in  feinen  Körnchen 
und  oktaedrischen  "Krystallen,  vielfach  eingewachsen  in  den  Sani- 
dinen  (stark  manganhaltig) ;  Titanit  in  stark  glänzenden  linien- 
grossen,  weingelben  Kry stallen  ;  Apatit  in  kleinen  Säulchen ;  Augit 
sehr  selten. 

Die  grossen  Sanidintafeln  des  Trachyt  vom  Drachenfels  liegen 
zuweilen  zerbrochen  im  Gestein  und  zwar  sind  ihre  Bruchstücke 
dann  wohl  gegen  einander  verrückt;  offenbar  waren  also  diese 
grossen  Krystalle  bereits  gebildet,  als  die  übrige  Masse  noch  eine 


Sanidin-Oligoklastrachyt.  183 

gewisse  Bildsamikeit  besass.  In  den  Spalten  zwischen  den  zer- 
brochenen Feldspathen  und  auf  den  Gesteinsklüften  finden  sich 
nicht  selten  kleine  wasserklare  Quarzkrystalle  (Dihex'aeder  und  Pris- 
ma) zweifelsohne  secundären  Ursprungs,  hervorgegangen  aus  der 
Zersetzung  der  Feldspathe.  Au  manchen  Stellen  zeigen  die  Sanidin- 
tafeln  eine  auffallende  Parallelität,  indem  die  Längsflächen  aller 
nahezu  in  dieselbe  Ebene  fallen,  eine  Erscheinung,  welche  im  Verein 
mit  der  erstem  auch  bei  einigen  Graniten  bekannt  ist,  und  welche 
ebenfalls  auf  eine  frühere  Ausscheidung  dieser  grossen  Sanidine 
innerhalb  der  noch  plastischen  Masse  verweist.  Auf  der  Längsfläche 
der  Sanidinkrystalle  erscheint  eine  deutliche  Streifung,  bestehend 
aus  düDnen  abwechselnden,  hellen,  glasartigen,  durchsichtigen  und 
dunklern  milchweissen  Linien.  Breithaupt  und  vom  Rath  sind  der 
Ansicht,  welche  im  hohen  Grade  Beachtung  verdient,  dass  hier  eine 
Verwachsung  zweier  Feldspathspecies  vorliege,  ähnlich  wie  sie  bei  dem 
Perthit  bekannt  ist,  welcher  eine  Verwachsung  von  fleischrothen  Or- 
thoklas- mit  weissen  Albitlaraellen  ist.  Der  Sanidin  vom  Drachen- 
fels, welcher  neben  Kali  eine  nicht  unbeträchtliche  Menge  von  Na- 
tron enthält  (nach  Rammeläbergs  vorzugsweise  genauer  Analyse 
1  Atom  Natron  auf  2  Atome  Kali,  weshalb  er  ihn  für  eine  iso- 
morphe Mischung  von  1  Atom  Natron-Orthoklas  mit  2  Atomen  Kali- 
Orthoklas  hielt),  wüide  alsdann  ebenfalls  eine  Verwachsung  von 
Kalifeldspath  mit  Natronfeldspath  sein;  auch  1).  Gerhard,  welcher 
die  verschiedenen  Lamellen  des  Perthit  einer  gesonderten  sorgfäl- 
tigen Untersuchung  unterwarf,  spricht  sich  dafür  aus  (Zeitschr.  d. 
d.  geol.  Ges.   1862.   155). 

Die  Analysen  der  Masse   des  Trachyt  vom  Drachenfels  ergeben 
das  Sjuierstüff'verhaltiiiss  bei  Abich  0.99   :  3  :   1 1 .96 

bei  Rammeisberg  1.00  :  3  :  11.26 
also  nahezu  das  des  Sanidin  (1  :  3  :  12).  Da  indessen  in  der  Grund- 
masse ohne  Zweifel  Oligoklas  in  grosser  Menge  (wahrscheinlich  mehr 
als  Sanidin)"  vorhanden  ist,  da  ferner  dieselbe  noch  Glimmer  und 
Hornblende  enthält,  welche  an  sich  noch  bedeutend  weniger  Kiesel- 
säure besitzen,  so  scheint  es,  dass  die  Annahme  von  feinvertheil- 
tem  Quarz  in  der  Chundmasse  zur  Erklärung  dieses  verhältniss- 
mässig  hohen  Kieselsäuregehalts  derselben  unumgänglich  wird.  Nög- 
gerath  beobachtetete  in  der  That  hin  und  wieder  das  Vorkommen 
von  Quarz  im  Gestein  und  in  den  Sanidinkrystallen  (Karstens  Archiv 


184  Sanidin-Oligoklastrachyt. 

XVin.  463).  Da  der  Oligoklas  wahrscheinlich  nicht  mehr  ganz 
frisch  ist,  80  könnte  man  auf  die  Vermuthung  kommen,  dass  Kalk 
und  Alkali  weggeführt  und  die  Kieselsäure  dadurch  relativ  ver- 
mehrt worden  sei,  welchem  indessen  der  Umstand  widerspricht, 
dass  Monoxyde  und  Sesquioxyde  noch  vollständig  das  SauerstoflF- 
verhältnies  1  :  3  haben.  Je  mehr  Oligoklas  und  je  weniger  Sanidin 
in  der  Grundmasse  vorausgesetzt  wird,  desto  mehr  Quarz  haasB 
auch  in  derselben  angenommen  werden.  Die  Quarzmenge  kann  nach 
Rammeisbergs  Analyse  nicht  weniger  als  5.4  pct.  betragen  (in  wel- 
chem Falle  kein  Oligoklas,  nur  Sanidin  mit  kleinen  Mengen  von 
Hornblende,  Glimmer  und  Magneteisen  vorhanden  wäre)  und  kann 
19.9  pct.  nicht  übersteigen  (wobei  kein  Sanidin,  nur  Oligoklas  mit 
kleinen  Mengen  jener  Mineralien  zugegen  wäre). 

Das  lichte  Gestein  El  vom  Kühlsbrunnen  im  Siebengebirge 
ist  ein  schuppiges  auf  dem  Bruch  seidenglänzendes  Gewebe  von 
flBist  parallel  gelagerten  äusserst  feinen  Krystallblättchen,  welche, 
da  man  nach  G.  Rose  auf  dem  Querbruch  bisweilen  einspringende 
Winkel  beobachtet,  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  Oligoklas  sind ; 
in  diesem  Aggregat,  welches  durch  kleine,  Stecknadelkopf-  bis 
erbsengrosse  Höhlungen  ein  poröses  Ansehen  erhält,  sind  spärliche 
kleine  Sanidintäfelchen  eingewachsen.  Von  Magnesiaglimmer  oder 
Hornblende  zeigt  sich  keine  Spur  in  diesem  wegen  seiner  Schieferig- 
keit  phonolit hähnlichen   Gestein. 

Zu  den  Sanidin-Oligoklastrachyten  des  Siebengebirges  gehören 
noch  die  Gesteine  von  der  Perlenhardt  (wo  die  Sanidine  diejenigen 
des  Dracherifels  noch  an  Grösse  übertreffen,  indem  sie  hier  oft  über 
3  Zoll  lang  werden),  vom  Wasserfall,  vom  südlichen  Abhänge  des 
Oelbergs,  vom  Lohrberg  (der  bedeutendsten  trachytischen  Höhe 
des  Siobengebirges),  von  allen  Bergen  zwischen  dem  Lohrberg  und 
dem  Schallerberg,  vom  Possberg  und  vom  Hohzelterberg. 

Unter  den  trachytischen  Gesteinen  der  Eifel  (in  der  Umge- 
gend von  Kelberg)  sind  die  Sanidin-Oligoklastrachyte  hauptsächlich 
entwickelt.  Die  harte  unverwitterte  hellbläulichgraue  Grundmasse 
des  Gesteins  vom  Freienhäuschen  bei  Kelberg  enthält  zwei  ver- 
schiedene Feldspathe  eingesprengt:  kleine,  meist  vierseitig  tafelar- 
tige, mitunter  zwillingsverwachsene  Sanidine  und  lange  stark  glän- 
zende Oligoklase  mit  deutlichster  Zwillingsstreifung.  Homblende- 
säulchen,    oft   ziemlich    g^oss,    sind   ebenfalls    darin    zu   erkennen. 


Sanidin-Oligoklastrachyt.  185 

Glimmer  fehlt  gäDzlich.  Das  Sauerstoffverhältniss  der  Grundmasse 
ist  1.27  :  2.78  :  9,  also  nahe  1:3:9  dem  des  Oligoklas;  die  Grund- 
masse besteht  so  wahrscheinlich  vorzugsweise  aus  Oligoklas,  dessen 
Sauerstoffverhältniss  durch  Hinzutreten  von  Hornblende  eine  Er- 
höhung der  Monoxyde  und  Erniedrigung  der  Sesquioxyde  erfahrt; 
Sanidin  ist  vermuthlich  nicht  darin  enthalten.  Die  etwas  verwitterten 
Gesteine  von  der  Struth,  von  Reimerath  und  Welcherath  bei  Kel- 
berg  mit  bis  3  Zoll  langen,  stets  einfachen  Sanidinkrystallen  sind 
dem  des  Drachenfels  im  Ganzen  sehr  ähnlich;  die  Oligoklase  sind 
sehr  klein  und  verwittert,  ausserdem  erscheinen  darin  dunkle  Glim- 
raerblättchen  und  häufig  sehr  verwitterte  (oder  ganz  herausgewit- 
terte) Hornblendenadeln,  die  Grundmasse  ist  sehr  feinkörnig-sandig. 
Die  specifischen  Gewichte  dieser  rheinischen  Sanidin-Oligoklastra- 
chyte  sind: 

vom  Drachenfels  2.689     Abich, 

vom  Kühlsbrunnen  2.701     Bischof, 

vom  Freienhäuschen  bei  Kelberg  2.654     Zirkel, 
von    Reimerath  »  »         2.632  » 

von    Welcherath  »  »         2.667 

durchschnittlich  also  2.6 — 2.7,  wie  zu  erwarten  steht,  etwas  höher, 
als  bei  dem  reinen  Sanidintrachyt. 

Auf  dem  Westerwalde  in  Nassau  finden  sich  zahlreiche  ein- 
zelne Trachytpunkte  zusammengedrängt,  zwischen  und  neben  wel- 
chen auch  viele  Basaltberge  und  einige  Phonolithe  auftreten;  na- 
mentlich ist  es  die  Gegend  zwischen  Selters,  Wirges,  Dahlen  und 
Weidenhahn,  wo  die  trachytischen  Gesteine  in  Menge '  versammelt 
sind ;  ein  Thcil  davon  gehört  zu  den  Sanidin  -  Oligoklastrachyten 
(z.  B.  das  Eichholz,  die  Kuppe  zwischen  Selters  und  Nordhofen, 
das  Vielbacher  Koppel,  Helfßrskirchen),  ein  anderer  zu  den  Hom- 
biende-Andesiten  (vgl.  diese;  v.  Dechen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 
XVII.  1865.  89).  Zu  den  Sanidin  -  Oligoklasgesteinen  des  Kaiser- 
stnhls  im  Breisgau  zählt  Fischer  die  von  Bischoffingen,  Oberbergen, 
Eichholz,  Ihringen  und  OberschafFhausen ;  sie  sind  alle  meist  sehr 
verwittert,  der  Oligoklas  ist  in  ihnen  sehr  schwer  zu  erkennen  und 
leicht  zu  übersehen.  Nach  v.  Richthofen  sind  auch  in  Ungarn 
Trachyte  verbreitet,  welche  quarzfrei  sind  und  Sanidin,  Oligoklas, 
wenig   (TÜnimer  und  wenig  Hornblende  ausgeschieden  enthalten. 

Die  Sanidin-Oligoklastrachyte  Siebenbürgens   sind  neuerdings 


186  Sanidin-Oligoklastrachyt. 

durch  Stäche  eingehend  untersucht  worden;  sie  bilden  bei  ihm 
Glieder  der  » ächten  Trachyte «,  einer  Abtheilung  der  » grauen 
Trachyte«,  welchen  höchstens  für  Localbeschreibungen  brauchbaren 
Namen  er  im  Anschluss  an  v.  Richthofen  beibehält.  Diese  Cresteine 
sind  ausgezeichnet  durch  die  rauhe,  acht  trachytische,  oft  ins  deut- 
lich poröse  gehende  feinkrystallinische  Grundmasse,  in  welcher 
neben  Sanidin  und  Oligoklas  regelmässig  und  oft  reichlich  Horn- 
blende auftritt,  die  nur  äusserst  selten  von  schwarzem  Glimmer 
vertreten  wird.  Vorherrschend  sind  lichte,  besonders  weisse  und  sehr 
hellgraue  oder  auch  röthliche  Nuancen,  seltener  dunklere  bräun- 
liche und  grünlichgraue  Töne.  Zu  diesen  Gesteinen  gehören  der 
weisse  Sanidin  -  Oligoklastrachyt  von  Deva  und  vom  St.  Annasee 
am  Büdos;  neben  mittclgrossen,  scharfbegrenzten  Sanidinkrystallen 
ist  deutlich  gestreifter  Oligoklas  zum  Theil  überwiegend  ausge- 
schieden, die  zahlreichen  schwarzen  langen  Homblendesaulen  sind 
an  beiden  Enden  zuweilen  deutlich  auskrystallisirt ;  durch  Ueber- 
handnehmen  der  ausgeschiedenen  Gern ength eile,  wozu  auch  Glimmer 
sich  gesellt,  gewinnen  die  Gesteine  manchmal  einen  granito-por- 
phyrischen  Habitus,  ähnlich  dem  Quarztrachyt  aus  dem  Illovathal 
(vgl.  S.  169).  (Aehnliche  Gesteine  kommen  in  Ungarn  vor  bei  Kracs- 
falu  am  Gutin,  im  Kozelniker  Thal  und  bei  Ribnik  unweit  Schem- 
nitz.)  Ferner  gehört  hierher  der  rothe  Sanidin  -  Oligoklastrachyt 
vom  Büdos  und  von  Verespatak,  dessen  Grundmasse  eine  noch 
rauhere,  stärker  poröse  und  weniger  feinkörnige  Beschaffenheit,  da- 
bei hellrothe,  dunkelgräulichrothe,  bräunlichrothe  Färbung  besitzt ; 
die  Gemengtheile  sind  denen  der  vorigen  Varietät  ähnlich,  Oligoklas 
scheint  zu  überwiegen ;  unter  auswärtigen  Vorkommnissen  erinnern 
die  rothen  rauhen  Trachyte  von  Viterbo  im  Kirchenstaat  und  von 
Smyrna  in  Kleinasien  am  lebhaftesten  an  das  frische  Gestein  dieser 
Abänderung,  nicht  geringe  Analogien  mit  demselben  hat  auch  der 
rothe  rauhe  Trachyt,  welchen  v.  Richthofen  von  Nangasaki  be- 
schreibt. Ob  in  den  braunen,  an  Grundmasse  reichen  quarzfreien 
Gesteinen  des  siebenbürgischen  Erzgebirges  von  Csertes  und  Nagyag 
neben  dem  deutlioh  gestreiften  Feldspath  auch  Sanidin  vorhanden 
ist,  ist  noch  nicht  festgestellt. 

Vom  Rath  hat  über  die  Sanidin-Oligoklastrachyte  der  Euganeen 
berichtet,  welche  vorzugsweise  im  nördlichen  und  nordwestlichen 
Theil  der  Hügelgruppe  verbreitet  sind.    Die  Grundmasse  ist  rauh, 


Sanidin-Oligoklastrachyt.  187 

meist  licht,  graulich  weiss,  grau,  bläulichgi*au,  röthlichgrau.  Die  beiden 
verschiedenen  Feldspathe  zeigen  nicht  solchen  Grössenunterschied, 
wie  im  Siebengebirge;  sie  liegen  entweder  vereinzelt  im  Gestein 
oder  sind  zwiilings verwachsen,  und  zwar  umschliesst  dann  ebenso 
häufig  der  Sanidin  den  Oligoklas,  als  der  Oligoklas  den  Sanidin. 
Die  Sanidine  bilden  stets  dicke,  bald  einfache,  bald  Zwillingstafeln ; 
Magnesiaglimmer  fehlt  nie,  hinzu  tritt  wenig  Hornblende,  Magnet- 
eisen ist  immer  vorhanden.  Auch  am  Monte  Amiata  in  Toscana 
erscheint  neben  dem  S.  154  erwähnten  eigenthüro liehen  Quarztrachyt 
ausgezeichneter  Sanidin- Oligoklastrachyt  mit  zuweilen  2  Zoll  grossen 
Sanidinen. 

Sehr  charakteristische  homblendehaltige  Sanidin  -  Oligoklas- 
trachyte  stammen  von  dem  riesigen  Bergkegel  Mount-Egmont  auf 
der  Nordinsel  Neuseelands  (v.  Hochstetters  Geologie  von  Neusee- 
land 1864.  154).  Nach  G.  Rose  enthalten  auch  die  durch  Peter 
von  Tschihatscheff  aus  Kleinasien  (von  Afium-Karahissar  und  Moha- 
med-Kjöe  in  Phrygien,  von  Kajadschyk  und  Donanlar  in  Mysien) 
mitgebrachten  Trachyte  Sanidin  und  Oligoklas  zusammen  (v.  Hum- 
boldts Kosmos  IV.  469). 

Abich,  Gestein  v.  Drachenfels,  Vnlkan.  Erscheinungen  1841.  29. 
Rammelsberg,    Gestein  v.  Drachenfels,    Zeitf>chr.    d    d.    geol.   Ges. 

1859.  440. 
G.  vom  Rath,  Drachenfelstrachyt,   Beitrag  zur  Kennt,  d.  Trach.  d. 

Siebengeb.  1861. 
V.  Dechen,  Gestein  v.  Drachenfels  u.  Kühlsbmnnen,  Geogn.  Führer 

in  das  Siebengebirofe  66.  82 ;  Gest.  v.  Westerwald,  Zeitschr.  d. 

d.  ^eol.  Ges.  XVII.  1865.   89. 
D.  Gerhard,    Sanidin   im  Drachenfelstrachyt,    Zeitschr.   d.  d    geol. 

Ges.  1RG2.  155. 
G.  Bischof,  Gestein  v.  Kühlsbrunnen,  Ch.u.ph.GeoI.  1.  Aufl.  II.  2181. 
Zirkel,  Trachyte  der  Eifel,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1859.  507. 
Roth,    ebendar.  in  Mitscherlich,    Ueber  d.  vulk.  Erschein,  d.  Eifel 

1865.  10. 
H.  Fischer,  Gestein  v.  Kaiserstuhl,  Ber.  der  naturf.  Gesellschaft  in 

Freiburg  II.  408. 
Stäche,    siebonbürgische  Sanidin-Oligoklastrachyte  in  v.  Hauer  und 

St    Geologie  Siebenbürgens  1863.  63. 
G.  vom  Rath,  Sanidin-Oligoklastrachyte  der  Euganeen,  Zeitschr.  d. 

d.   geol.  Ges.  XVI.  1864.505;  vom  Monte   Amiata  ebend.  XVII. 

1865.  415. 


188  Phonolith. 

Klingstein,  Porphyrschiefer  (Werner),  Homschiefer  z.  Th.  (J.  F.  W. 
V.  Charpentier). 

Der  Phonolith  stellt  eine  dichte,  im  frischen  Zustande  dunkel- 
grünlichgraue oder  gelblichgraue  Gesteinsmasse  dar,  auf  deren  un- 
ebenem, ins  splitterige  verlaufendem  Bruch  hier  und  da  eine  Spal- 
tungsfläche von  Sanidin  erscheint.  Dabei  zeigt  das  Gestein  eine 
grosse  Neigung  zu  schieferiger  Textur  oder  dünnplattiger  Abson- 
derung und  gibt  beim  Schlagen  einen  hellen  Klang  von  sich.  Da- 
her veränderte  Klaproth  (Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1801)  die  für 
dieses  Gestein  früher  gebrauchten  Namen  Porphyrschiefer  und  Hom- 
schiefer in  Phonolith. 

Die  Masse  des  Phonolith  ist  meistens  völlig  compact,  nur 
selten  porös;  sie  schmilzt  vor  dem  Löthrohr  mit  grösserer  oder 
geringerer  Schwierigkeit  zu  einem  graulichen  odnr  grünlichen  Glas- 
schmelz. Bei  dem  Erhitzen  im  Glaskölbchen  zeigt  sich  ein  Wasser- 
gehalt, welcher  durchschnittlich   1^ — 5  pct.  betragt. 

Seinem  allgemeinen  äussern  Ansehen  nach  steht  der  Phono- 
lith zwischen  Trachyt  und  Basalt,  jedoch  so,  dass  er  dem  Trachyt 
bedeutend  mehr  sich  nähert,  als  dem  Basalt,  von  welchem  er  sich 
durch  seine  stets  lichtere  Farbe,  sein  geringeres  specifisches  Gewicht, 
seine  Schiefertextur,  den  Mangel  an  Olivin,  sowie  das  stete  Auf- 
treten von  Sanidin  unterscheidet,  fast  alles  Eigenschaften,  die  ihn 
dem  Trachyt  verwandt  erscheinen  lassen,  welcher  allerdings  nie  eine 
solche  dichte  und  compacte  Grundmasse  besitzt,  wie  der  Phonolith ; 
dabei  ist  der  Phonolith  ein  völlig  quarzfreies  Gestein. 

Bereits  1805  hatte  Fleuriau  de  Bellevue  (Journ.  de  physique 
LX.  426)  dargethan,  dass  der  mit  Salpetersäure  behandelte  Phono- 
lith eine  theilweise  Zersetzung  erleidet,  indem  sich  gallertartige 
Kieselsäure  dabei  abscheidet,  und  auch  schon  die  Ansicht  ausge- 
sprochen, dass  Mesotyp  einen  integrirenden  Bestandtheil  mancher 
Phonolithe  ausmache.  Fernerer  Aufschluss  über  die  Grundmasse 
des  Phonolith  wurde  verschafft,  als  C.  Gmelinl828  dieselbe  durch 
kochende  Salzsäure  in  einen  zersetzbaren  und  unzersetzbaren  Theil 
zerlegie  und  jeden  gesondert  analysirte.  Da  die  Zusammensetzung 
des  unzersetzbaren  Theils  eine  dem  Sanidin  ähnliche  war,  und  des- 
sen Krystalle  auch,  wie  erwähnt,  auf  der  Gesteinsbruchfläche  manch- 
mal deutlich  zu  erkennen  sind,  so  nahm  man  keinen  Anstand,  die- 


Gemengtheile  des  Phonolith.  189 

sen  Theil  der  Gesteinsmasse  als  Sanidin  zu  betiiachten.  Was  den 
andern  Theil  betrifft,  welcher  durch  Säuren  eine  Zersetzung  erlei- 
det, so  hielt  man  diesen  für  ein  zeolithartiges  Mineral,  und  zwar 
gewöhnlich  für  Natrolith  oder  Mesotyp.  Es  würde  demgemäss  der 
Phonolith  aus  einem  innigen,  durch  Säuren  trennbaren  Gemenge 
von  Sanidin  und  einem  zeolithartigen  Mineral  bestehen. 

Nachdem  man  schon  früher  darauf  hingewiesen  hatte,  dass 
diese  sogenannte  zeolithische  Substanz  keineswegs  stets  Natrolith 
oder  Mesotyp  zu  sein  scheine,  indem  auch  andere  Zeolitharten, 
Analcim,  Chabasit,  Desmin,  Apophyllit  auf  Klüften  und  in  Höhlun- 
gen des  Phonolith  vorkommen,  also  auch  wohl  in  seiner  Grund- 
masse vorausgesetzt  werden  dürfen,  hat  sich  in  der  neuern  Zeit 
durch  genauere  mineralogische  und  chemische  Untersuchungen  die 
Wahrscheinlichkeit  herausgestellt,  dass  der  durch  Säuren  zersetz- 
bare Theil  der  Phonolithgrundmasse  wohl  vorwiegend  aus  N  e  p  h  e- 
lin  bestehen  dürfte.  Auf  diese  Weise  verhält  sich  der  Phonolith 
zu  dem  Trachyt  wie  der  Foyait  zu  dem  Syenit,  wie  der  Orthoklas- 
Liebeneritporphyr  (Bd.  I.  599)  zu  dem  quarzfreien  Orthoklasporphyr. 

Breithaupt  und  G.  Rose  hatten  schon  früher  das  Vorkommen 
von  Nephelinkrystallen  im  Phonolith  erkannt.  Ersterer  erwähnt 
als  Seltenheit  nelkenbraunen  Nephelin  in  frischen  hexagonalen  Pris- 
men im  Phonolith  von  Holeukluk  bei  Proboscht  in  der  böhmischen 
Herrschaft  Schreckenstein  (Handb.  d.  Miner.  III.  476),  letzterer  be- 
schreibt in  tlem  von  Overweg  gesammelten  Phonolith  von  Scherfe 
im  Kicklah-Gebirge  in  Tripolis  graulichweisse,  stark  durchschim- 
mernde und  starkglänzende  Nephelinkry stalle,  welche  als  scharfbe- 
grenzte Sechsecke  von  1 J  —  3  Linien  Durchmesser  auf  der  Bruch- 
fläche des  Gesteins  erscheinen  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Gesr.  HI.  1861. 
105);  ja  bereits  1839  hatte  G.Rose  daran  gedacht,  dass  der  zer- 
legbare Antheil  der  Phonolithe  vielleicht  ein  Gemenge  eines  Zeolith 
mit  Nephelin  sein  könne  (Poggend.  Ann.  XLVII.  195).  Jenzsch, 
welcher  die  Phonolithe  des  böhmischen  Mittelgebirges  untersuchte 
(Zeitschr.  d.d. geol.  Ges.  VIII.  167— 203),  erklärt  ^ich  ebenfalls  ent- 
schieden dafür,  dass  das  sog.  zeolithische  Mineral  als  Nephelin  aufzufas- 
sen sei ;  in  diesen  Gesteinen  zeigt  der  Nephelin  auf  dem  Querbruch 
graulichweisse,  oft  stark  glänzende,  oft  aber  auch  ganz  matte  Ilexa- 
gone  und  erscheint  häufig  in  eine  rothe  specksteinartige  Substanz 
umgewandelt  (wohl  dem  alten  tyroler  Liebenerit  ähnlich).  Die  mi- 


190  Gemengtheile  des  PhoDolith. 

neralogische  ZasaramenBetzung  des  Phonolith  von  Nestomitz  betrach- 
tet er  als:  Sanidin  53.55 ;  Nepbelin  31.76;  arfvedsonitartige Horn- 
blende 9.34;  Titanit  3.G7 ;  Eisenkies  0.04.  Auch  vom  Rath  be- 
merkt, dass  man  in  dem  durch  Säuren  zersetzbaren  Theil  der  von 
ihm  untersuchten  Phonolithe  Nepbelin  annehmen  könne. 

In  mehrern  phonolithischen  Gesteinen  aus  der  Umgebung  des 
Laacher  See  und  aus  dem  Hegau  in  Baden  hat  man  Nosean  als 
wesentlichen  Gemengtheil  gefunden ;  sie  folgen  auf  die  eigentlichen 
Phonolithe  unter  der  Bezeichnung  Noseanphonolithe. 

Die  tafelartigeu  Krystalle  von  Sanidin  liegen  meistens  mit 
ihren  Bruchflächen  M  der  Schieferung  des  Phonolith  parallel,  wel- 
che /äben  durch  solche  dünne  Lamellen  hervorgebracht  scheint  (vgl. 
dar.  schon  Burat,  Descr.  des  terr.  volc.  d.  1.  Fr.  centr.  1833.  38)  ; 
gewöhnlich  sind  sie  durchsichtig  und  zeigen  dieselbe  graue  Farbe, 
wie  die  Grundmasse,  daher  man  sie  oft  nur  durch  ihren  spiegeln- 
den Glanz  unterscheiden  kann.  Sehr  ausgezeichnet  kommen  diese 
fast  nie  fehlenden  Feldspathtafeln  vor  an  dem  Milleschaner  Don- 
nersberg im  böhmischen  Mittelgebirge,  an  der  Milseburg  und  an  der 
Steinwand  im  Rhöngebirge,  am  Puy  de  Dome  in  der  Auvergne.  Die 
Sanidine  in  den  Phonolithen  sind  im  Ganzen  wenig  zu  Zwillings- 
bildungen  geneigt.  Am  Teplitzer  Schlossberg  legen  sich,  wie  Qaen- 
stedt  anfährt  (Epochen  der  Natur  156)  die  kleinen  Krystalle  mit 
k  =  a  :  00  b  :  ooc  aneinander  wie  die  Feldspathe  des  sog.  Rhombeh- 
porphyr,  nur  zeichnet  sich  in  den  Phonolithen  die  Fläche  M  durch 
ausserordentliche  Breite  aus.  Jenzsch  beobachtete  diese  Zwillings- 
verwachsung  schon  früher  auch  am  Ganghofe  bei  Bilin  (Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  VIII.  1856.  188).  Von  Quarz  findet  sich,  wie  er- 
wähnt, keine  Spur.  Andere  Gemengtheile  der  Phonolithe  ausser 
dem  schon  angeführten  Nepbelin  sind: 

Hornblende  sehr  häufig  in  schwarzen  Nadeln,  hier  und  da 
auch  innerhalb  der  grössern  Sanidinttifeln.  Glimmer  meistens  in  brau- 
nen sechsseitigen  Tafeln,  doch  auch  von  silberweieser  Farbe,  erscheint 
weit  seltener,  z.  B.  am  Schloss  Heldburg  in  Coburg,  Heidelberg  bei 
Salesl  in  Böhmen.  Magneteisenerz  in  kleinen  Körnchen,  welche  oft 
so  fein  eingesprengt  sind,  dass  man  nur  durch  die  Ablenkung  der 
Magnetnadelauf  ihrVorhandensein  geführt  wird:  Kleiner Ilimmelsberg 
bei  Kreibitz  und  Borzen  bei  Bilin  in  Böhmen,  Pferdekuppe  in  der 
Rhön.    Honiggelbe  und  gelbrothe  Titanitkry stalle  sind,  wenn    auch 


Gemengtheile  des  Phonolith.  191 

nur  sporadisch  vertbeilt,  doch  ein  vielfach  verbreiteter  accessorischer 
Gemengtbeil.  Reuss  macht  darauf  aufmerksam,  dass  sie  vorwiegend 
in  den  hellgrauen  uod  gelblichgrauen  Phonolithen  Böhmens  vor- 
kommen, in  den  dunkelgrau  und  grünlich  gefärbten  dagegen  feh- 
len (am  Teplitzer  Schlossberg,  Nestomitz,  Höhe  von  Schallau  un- 
weit des  Milleschauer).  Nach  Gutberiet  ist  auch  in  dem  Rhönge- 
birge der  Titanit  nur  an  die  grauen  Phonolithe  von  jüngerm  Alter 
gebunden  (N.  Jahrb.  f.  Miner.  1845.  130).  Am  Berge  Sanädoire 
beim  Mont-Dor  beobachtete  ihn  Cordier  zuerst.  In  dem  »Trachyt« 
(Phonolith)  von  der  Pferdekuppe  an  der  Rhön  entdeckte  Fischer 
winzige  graue  Kryställchen  eines  zirkon-  oder  malakonähnlichen 
Minerals  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.438);  dadurch  würde  eine  Ana- 
logie mit  dem  norwegischen  Zirkonsyenit  (Bd.  I.  591)  hervorgebracht. 

Augitkrystalle  fand  G.  Rose  in  einigen  böhmischen  Phonolithen 
z.  B.  vom  Ziegenberge  bei  Aussig,  seltener  und  kleiner  am  Mille- 
schauer Donnersberg,  zuweilen  am  Griou  im  Cantal ;  jedenfalls  sind 
Augite  sehr  selten  im  Phonolith.  Dasselbe  gilt  vom  Oligoklas,  wel- 
chen G.  Rose  im  Phonolith  des  Schreckensteins  bei  Aussig  auffand. 
Mit  Recht  bemerkt  Naumann,  dass  die  Albitkrystalle,  welche  De- 
lesse  (Bull.  d.  1.  soc.  geol.  (2)  VII.  1850.  89)  im  Phonolith  vom 
Laugarfjall  auf  Island  angibt,,  vielleicht  Oligoklase  seien.  Wenn  auch 
manche  der  für  Sanidin  gehalteneu  Feldspathe  vielleicht  glasiger 
Oligoklas  sein  sollten,  so  genügen  doch  unsere  jetzigen  Kenntnisse 
noch  nicht,  einen  Oligoklas-Phonolith  dem  Nephelin-Phonolith  zu 
parallelisiren.  Auch  Olivin  ist  sehr  selten,  welchen  G.  Rose  als 
kleine  Körner  im  Phonolith  des  Griou  beobachtete.  Nach  Reuss 
und  Naumann  kommt  in  den  böhmischen  Phonolithen  kein  Olivin 
vor.  Hauyn  selten  am  Milleschauer  Donnersberg,  häufiger  am  Berge 
Sanädoire  am  Mont-Dor,  sowie  auch  am  Falgoux  im  Cantal ;  der 
Noseanphonolith  vom  Ilohentwiel  im  Hegau  führt  auch  Hauyn. 
Diese  Gesteine  sind  so  dem  alten  Ditroit  (Bd.  I.  595)  höchst  ähn- 
lich zusammengesetzt. 

Die  Klüfte  oder  Hohlräume  der  Phonolithe,  hauptsächlich  der 
hellfarbigen,  sind  vielfach  mit  mancherlei  zeolithischen  Mineralien 
erfüllt.  So  finden  sich  Natrolith,  Desmin,  Apophyllit,  Chabasit, 
Analcim,  Comptonit,  auch  Kalkspath  und  Hyalith;  um  die  Hohl- 
räume herum  erscheint  das  Gestein  manchmal  förmlich  ausgelaugt. 
Reuss  hebt  es   hervor,    dass  in  diesen  Hohlräumen  oft  eine  regel- 


192 


Lösliche  und  unlösliche  Theile. 


massige  Succession  der  Mineralien  aufeinander  stattfindet:  Kalk- 
spath  ist  dabei  gewöhnlich  die  jüngste  Bildung,  der  Analcim  stallt 
meist  den  innersten  Mineralabsatz  dar  und  erweist  sich  älter  als 
der  Natrolith,  dieser  älter  als  der  Apophyllit.  Was  die  Hohlräume 
selbst  anbetrifft ,  so  hat  Jenzsch  die  Ansicht  ausgesprochen, 
dass  sie  ursprünglich  llomblendeconcretionen  gewesen  seien,  wel- 
che allmählich  eine  Umwandlung  in  Zeolithe  erlitten  hätten. 

Die  Mengenverhältnisse  zwischen  dem  durch  Säuren  löslichen 
und  unlöslichen  Theil  sind  sehr  schwankender  Art,  und  sind  auch 
bei  einem  und  demselben  Gestein  von  der  Concentration  der  ange- 
wandten Säure  und  der  längern  oder  kurzem  Einwirkung  derselben 
abhängig;  so  betragen  z.  B.  im  Phonolith  von 

die  löslichen      die  unlöslichen  Theile 

Abtsrode  in  der  Rhön  ....     15.84         84.16  (C.  G.  Gmelin) 
der  Pferdekuppe  in  der  Rhön     .      18.59  81.41   (Gmelin) 


80.07  (E. E.Schmidt) 
77.87  (vomRath) 
73.68  (Rammeisberg) 
71.92  (Rammeisberg) 
63.78  (vom  Rath) 
60.82  (Zirkel) 
51.03  (Redtenbacher) 
47.76  (Rammeisberg) 

44.87  (Gmelin) 


dem  Ebersberg  in  der  Rhön  .  .  20.56 
Olbersdorf  bei  Zittau  .  .  .  .  22.13 
der  Stein  wand  in  der  Rhön  .  .  26.64 
Kostenblatt  in  Böhmen  .  .  .  28.08 
der  Lausche  bei  Zittau  .  .  .  36.22 
dem  Seiberg  in  der  Eifel  .  .  .  39.18 
Wisterschan  bei  Teplitz  .  .  .  48.97 
dem  Borzen  bei  Bilin  .  .  .  .  52.24 
dem   Hohenkrähen,  Hegau  (Nose- 

anph.) 55.13 

Bei  den  folgenden  Ph  onolit  ha  na  lysen  bezeichnet  g  die 
Zusamensetzung  des  ganzen  Gesteins,  1  die  des  löslichen,  u  die  des 
unlöslichen  Antheils. 

I.  Von  der  Pferdekuppe  in  dem  Rhöngebirge,  Rammeisberg, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  751;  spec.  Gewicht  2.605 
(C.  G.  Gmelin). 

II.  Von  der  Lausche  s.w.  bei  Zittau,  grünlichgrau,  mit  sehr 
wenigen  kleinen  Sanidinen  und  Homblendesäulchen.  Spec.  Gew. 
2.566;     vom  Rath,  Zeitschr.  d.  d.   geol.   Ges.  VHL   1856.  297. 

III.  Von  Olbersdorf  bei  Zittau,  grau  mit  Sanidinajund  Horn- 
blende. Spec.  Gew.  2.596;  vom  Rath  ebendas.  296. 

IV.  Vom  Teplitzer  Schlossberg,  Böhmen.  Ramnielsberg,  Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  751. 


Chemische  Zusammensetzung  der  Phonolithe. 


193 


V.  Von  Kostenblatt   in  Böhmen;    Rammelsberg,   Zeitschr.  d. 
d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.   751. 

VI.  Von  Nestomitz  bei  Aussig,  perlgrau.   Spec.  Gew.  2.569. 
Jenzsch,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  VIII.   1856.  196. 


Kieselsäure 

Thonerde 

Eisenoxyd 

Eisenoxydul 

Manganoxydul 

Kalk 

Magnesia 

Kali 

Natron 

Wass.  od.  Glv. 


I. 


57.541 

laoej 

4.70 

0  06' 
4.75^ 
1.20, 
5.13! 
5.65! 
3.10 
IOOT28 


1. 

42.48- 

22.12 

3.54 

4.08i 

O.2O1 

7.48! 

1.34 

3.22 

5.65 

10.69 

IOÖ.8O" 


u. 
63.65 
16.33 

3.26 


Kieselsäure 

Thonerde 

Eisenoxyd 

Eisenoxydul 

Manganoxydul 

Kalk 

Magnesia 

Kali 

Natron 

Wasser  od.  (ilv. 


3.58 
1.14 
5.96 
5.66 

99.58 
IV. 


II. 


g.     i      1.     '     u. 

59.17|  46.48    66.35 

19.74i  23.85    17.59 

3.39'  3.07      3.30 


0.92: 
0.15 
6.45| 

8.88, 

1.18| 

99.88^ 


0.94 
1.56i 
0.40, 

2.85^ 

15.54! 

3.25| 


0.59 
0.37 
6.65 
6.10 


g.  1      ' 

58.16,  42.28 
21.57    25.09, 


u. 
64.28 
20.18 


2.77      6.12      1.45 


_   ! 

0.85 
7.11 
0.92! 
3.89' 
8.24 
7.18 


0.24 
2  01 
1.26 
6.57 
5.97 
2.03 
100.58  101.68  100.00 


Spur 
1.40 
7.62 
5.07 


97.94  100.95 
V. 


in. 


g.     I  l.     I     u. 

61.54]  43.74:  66.04 

19.31  22.39  17.62 

4.19  10.79      2.55 


1.33| 
0.10! 

5.86 
7.65; 
0.71 


2.96 
0.47 
3.72 
12.98 
3.24i 


1.07 
0.41 
6.56 
6.29 


100.691 100.59J  100.54 
VI. 


g.     I      1.  u, 

57.221  40.49,     63.75 
20.9  ll  25.14 


1.55      5.521 

i      _    I 
3.47 

1.77| 
7.22 
4.89| 
2.90 


6.34| 
1.92 1 

4.38: 

5.62J 
10.33! 


19.26 


2.35 
1.71 
8.33 
4.60 


99.93;  99.74i   100.00 


g- 
56.28 
20.58 

2.86 
1.45 
0.46 
0.32 
5.84 
9.07 
L29 
98  15 


I  g  (früher  von  C.  G.  Gmelin  untersucht)  enthält  noch  Titan- 
säure 0.13  und  Baryt  0.19;  I  1  Titansäure  0.10;  I  u  Titansäure 
0.15  und  Baryt  0.28.  In  den  2.35  Kalk  in  V  u  ist  auch  Baryt; 
VI  enthält  noch  Lithion  0.05,  Phosphorsäure  0.29,  Titansäure  1.44, 
Schwefel  0.02. 

Wesentliche  Unterscheidungsmerkmale  zwischen  Trachyt  und 
Phonolith  sind  der  beträchtlich  hohe  Alkaligehalt  und  das  geringere 
spec.  Gewicht  des  letztern  (vgl.   dar.  unten). 

Die  Bausch analysen  des  Phonolith  ergeben  im  Allge- 
meinen ein  Sauerstoffverhältniss,  welches  um  R  :  R  :  Si  =  1  :  3  :  9 
berumschwaukt ;     darf  man    den  Vergleich   wagen,    so  könnte  man 

Zirkel,  Fetrographie.     11.  ]^g 


194  Mineral,  und  ehem.  Zusammensetzung  des  Phonolith. 

also  die  Gesaramtzusamroensetzung  des  Phonolith  eine  oligoklas- 
ähnliche  nennen.  Abich  hat  bereits  früh  diese  Beziehung  aus  dem 
Mittel  von  6  Analysen  von  Struve,  C.  Gmelin,  Meyer  und  Redten- 
bacher  abgeleitet,  bemerkt  aber  mit  Recht,  dass  auf  einen  solchen 
Vergleich  nur  in  sofern  einiger  Werth  zu  legen  ist,  als  dadurch 
das  Constante  gewisser,  diese  Bildungen  charakterisirender  einfacher 
Grundverhältnisse  kürzer  und  schneller  hervortritt.  E.  Schmid, 
welcher  den  Phonolith  vom  Ebersberg  in  der  Rhön  und  G.  vom 
Rath,  welcher  die  Phonolithe  von  Olbersdorf  und  von  der  Lausche 
bei  Zittau  untersuchte,  sprechen  sich  ebenfalls  dafür  aus,  dass  diese 
Gesteine  das  chemische  Bild  des  Oligoklas  darstellen.  Letzterer 
erhielt  für  die  Zusammensetzung  des  erstem  Phonolith  (III)  das 
Verhältniss  R  :  R  :  Si  =  1.05  :  2.73  :  9.00,  für  die  des  zweiten  Pho- 
nolith (U)  das  Verhältniss  1.10  :  2.97  :  9.00.  Wird  in  dem  Phono- 
lith vom  Ebersberg  das  Eisen  z.  Th.  als  Oxyd,  z.  Th.  als  Oxydul 
angenommen,  so  tritt  die  Oligoklasformel  »mit  einer  Schärfe  her- 
vor, wie  man  sie  bei  Untersuchung  eines  krystallisirtcn  Fossils  nur 
wünschen  kann*.  So  beträgt  auch  der  Sanerstoffquotient  im  Phono- 
lith des  Teplitzer  Schlossbergs  (Pützer)  =  0.455 ;  von  Kostenblatt 
in  Böhmen  (Fröhlich)  =  0.424  ;  von  Xestomitz  bei  Aussig  (Jenzsch) 
=   0.479,  während  der  des  Oligoklas  0.444  ist. 

Roth  macht  darauf  aufmerksam,  dass  das  Sauerstoffverhält- 
niss  1:3:9  des  ganzen  Gesteins  durch  eine  Verbindung  von  3 
Atomen  Sanidin  und  2  Atomen  Nephelin  hervorgebracht  sein  könne, 
welche  72  pct.  Sanidin   ergeben  würde. 

Bei  dem  in  Säuren  zersetzbaren  Theil,  in  welchem  Na- 
tron sehr  reichlich  (z.  B.  in  dem  vom  Borzen  bei  Bilin  bis  zu 
16.51  pct.,  von  der  Steinwand  in  der  Rhön  13.25  pct.,  von  der 
Lausche  bei  Zittau  1 5.54  pct.)  vertreten  ist,  macht  es  die  oft  nur 
geringe  Menge  von  Wasser  unwahrscheinlich,  dass  er  vorwiegend 
als  ein  zeolitbisches  Mineral  zu  deuten  sei ;  so  enthält  1  vom  Börsen 
nur  3.21  pct.,  von  Olbersdorf  nur  3.24,  von  Abt srode  (Rhön)  4.21, 
von  der  Steinwand  5.37  Wasser.  Unter  der  geringen  Anzahl  von 
andern  Mineralien,  auf  welche  man  ihn  beziehen  könnte,  hat  der 
mit  Säuren  gelatinirendo  natronreiche  Nephelin  noch  die  meiste 
Wahrscheinlichkeit  für  sich,  zumal  da  man  ihn  mineralogisch  in  so 
manchen  Phonolithen  nachgewiesen  hat.  Dennoch  aber  lässt  sich 
der  auflöslichc  Theil  in  keiner  Analyse  direct  als  Nephelin  berech- 


Mineral,  und  ehem.  Zusammensetzung  des  Phonolith.  195 

nen,  keine  stellt  überhaupt  die  Zusammensetzung  eines  bestimmten 
Minerals  dar,  indem  stets  ein  geringer  Rest  bleibt,  welcher  keiner 
sichern  Deutung  fähig  ist.  Vermuthlich  ist  Nephelin  mit  irgend 
einer  zeolithischen  aus  seiner  Zersetzung  hervorgegangenen  Substanz 
(etwa  Natrolith,  welcher  ja  aus  Elaeolith  entsteht)  gemengt,  denn 
für  Nephelin  allein  ist  der  Wassergehalt  wenigstens  vieler  Phono- 
lithe  offenbar  zu  gross,  selbst  wenn  man  annimmt,  dass  derselbe, 
wie  es  wohl  leicht  in  diesem  zersetzbaren  Antheil  geschehen  kann, 
etwas  zu  hoch  bestimmt  wurde.  Es  ist  namentlich  hier  auch  zu 
bedenken,  dass  gleichfalls  andere  accessorische  Mineralien  von  den 
Säuren  entweder  mit  aufgelöst  oder  zum  Theil  zersetzt  werden, 
und  so  in  den  auflöslichen  Theil  übergehend,  das  chemische  Bild 
des  Hauptbestandiheils  desselben,  des  Nephelin,  verdunkeln ;  so  wer- 
den Magneteisen  und  Olivin  durch  die  Behandlung  mit  Salzsäure 
zersetzt,  Hornblende  und  Oligoklas  theilweise  zersetzt,  ja  selbst 
der  Sanidin  wird  durch  Säuren  nicht  unbeträchtlich  angegrifi*en. 
Eigenthüralich  ist  die  grosse  Kalkmenge  einiger  zersetzbarer  An- 
theile:  vom  Ebersberg  (Rhön)  10.64;  I  1  7.48;  IV  1  7.11  ;  Tep- 
litzer  Schlossberg  9.26  nach  Pützer.  Die  an  zersetzbarem  Antheil 
und  an  Nephelin  armen  Phonolithe  nähern  sich  mineralogisch  und 
chemisch  den  Trachyten. 

Die  Zusammensetzung  des  unlöslichen  Theils  entspricht 
dagegen  in  den  meisten  Fällen  sehr  gut  der  des  Sanidin.  So  besitzt 
z.  B.  der  unlösliche  Theil  des  Phonolith  von  Olbersdorf  bei  Zittau 
nach  vom  Rath  das  SauerstofFverhältniss  1.11  :  3.14  :  12,  der  von 
der  Lausche  bei  Zittau  das  SauerstofFverhältniss  1.04  :  3.20  :  12, 
also  beide  Verhältnisse  nahe  1:3:12,  dem  des  Sanidin.  Der  Pho- 
nolith von  Wisterschan  hat  in  seinem  unlöslichen  Theile  das  Ver- 
hältniss  1.12  :  3  :  12.12.  Die  meisten  Analysen  führen  auf  das  Al- 
kalienverhältniss  von  3  Kali  auf  2  Natron  oder  von  1  Kali  auf 
1  Natron.  Die  Phonolithe  von  der  Pferdekuppe  nach  Gmelin  und 
von  Wisterschan  nach  Redtenbacher  ergeben  in  dem  unlöslichen 
Antheil  mehr  Natron  als  Kali ;  solche  enthalten  vielleicht  Oligoklas 
neben  dem  Sanidin.  In  einigen  Analysen  scheint  der  Eisengehalt 
dieses  unlöslichen  Theils  auf  eine  Beimengung  von  Hornblende  hin- 
zudeuten. Sclnnid  bezeichnete  in  dem  oben  erwähnten  Phonolith 
vom  Ebersberg  in  der  Rhön  den  unlöslichen  Theil  als  Oligoklas. 
Es  verhalten  sich  in  der  That  die  Sauerstofizahlen  von  R  :  R  :  Si  = 


196  Spec.  Gewicht  der  Phonolithe. 

0.89  :  3  :  8.69,  also  sehr  nahe  wie  Oligoklas.  Merkwürdigerweise 
stellt  sich  auch  der  zersetzbare  Theil  als  ein  Oligoklas  mit  Wasser- 
gebalt dar.  Die  unlöslichen  Theile  der  Phonolithe-  scheinen  indessen 
trotz  der  chemischen  Aehnlicbkeit  nicht  aus  reiner  Feldspathsub- 
stanz  zu  bestehen.  In  dem  Phonolith  des  Teplitzer  Schlossberges 
wies  Rammeisberg  einen  Gehalt  von  0.21  Baryt  nach,  Strnve  fand 
schon  1826  im  Phonolith  des  Rothenbergs  bei  Brüz  Strontian. 

Ausser  den  schon  bei  den  Analysen  angegebenen  Bestimmungen 
des  spec.  Gewichts  sind  folgende  zu  erwähnen:  Phonolith  vom 
Teplitzer  Schlossberg  2.548  (Reuss);  von  Abtsrode  in  der  Rhön 
2.623  (Gmelin)  ;  vom  Ebersberg  in  der  Rhön  2.504  (E.  E.  Schmid); 
von  Oberschaff  hausen  am  Kaiserstuhl  2.378  (Schill) ;  vom  Seiberg 
bei  Quiddelbach  in  der  Eifel  2.635  (Zirkel) ;  vom  Milleschauer  in 
Böhmen  2.575  (Klaproth) ;  Borzen  bei  Bilin  2.577  (Breithaupt); 
von  Nestomitz  bei  Aussig  2.569  bis  2.575  (Jenzsch);  von  der 
Roche  de  la  Tuiliere,  Mont-Dor,  2.575  (Dufrenoy).  Reuss  bestimmte 
das  mittlere  spec.  Gewicht  zu  2.513,  Breithaupt  zu  2.537. 

Je  grösser  bei  den  Phonolithen  der  unzersetzbare  Antheil  ist, 
desto  höher  ist  im  Allgemeinen  das  spec.  Gewicht ;  mit  dem  wach- 
senden Gehalt  an  zersetzbaren  Theilen  sinkt  es  herab: 

«pcc.  Gew 

Phonolith  vom  Hohenkrähen   (Noseanph.)     2.504 
»  vom  Teplitzer  Schlossberg  . 

»  von  Olbcrsdorf  bei  Zittau    . 

>  von  der  Pferdekuppe  (Rhön) 

»  von  Abtsrode  (Rhön) 

Man  kann  also  aus  dem  spec.  Gewicht  einigermaassen  auf 
die  Zersetzbark eit  schliessen.  Mit  dem  Wassergehalt  steht  die  Menge 
der  auflöslichen  Theile  in  keinem  deutlichen  Yerhältniss ;  Rammels- 
berg  glaubt  zwar  eine  gewisse  Beziehung  erkennen  zu  können 
(Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  757).  Durch  den  Einfluss 
der  Verwitterung  wird  der  zersetzbare  Antheil  stets  mehr  ange- 
griffen, als  der  unzersetzbare  feldspathige,  so  dass  in  sehr  stark 
verwitterten  Varietäten  der  erstere  nur  noch  in  sehr  geringer  Menge 
angetroffen  wird,  indem  er  durch  die  während  langer  Zeiträume 
circulirenden  Gewässer  extrahirt  worden  ist.  So  enthält  z.  B.  nach 
Schmorl  ein  stark  verwitterter  Phonolith  aus  dem  böhmischen  Mit- 


«pcc.  Gew. 

untenetzt 

2.504 

44.87 

2.548     . 

70.59 

2.596 

77.87 

2.605 

81.41 

2.623 

84.16 

Varietäten  des  Phonolith.  197 

telgebirge  nur  noch  3.37  pct.  an  löslichem  Antheil ;  der  Phonolith 
von  Abtsrode  besitzt 

löslich  unlöslich 

unverwittert      .     15.84  84.16 

verwittert      .     .       4.21  95.79 

Die  Verwitterungsrinde  ist  graulichweiss,  klebt  an  der  Zunge  und 
hat  ein  für  den  Phonolith  charakteristisches  Ansehen. 

Als  Varietäten  des  Phonolith  pflegt  man  folgende  hervorzuheben : 
^  Gemeiner  oder  eigentlicher  Phonolith,  auch  plat- 
tenförmiger  Phonolith  genannt;  die  häufigste  Varietät,  dickschie- 
ferig,  leicht  spaltbar,  in  Platten  abgesondert,  welche  stark  klingen ; 
meist  von  dunkeln  Farben,  findet  sich  in  allen  phonolithischen 
Regionen. 

Porphyrartiger  Phonolith,  massig  ohne  Schieferung 
und  plattenförmige  Absonderung,  mit  ebenfalls  meist  dunklem  Far- 
ben, flachmuscheligem  Bruch  und  einzelneu  eingesprengten  deut- 
lichem Krystallen  von  Sauidin,  auch  wohl  von  Hornblende  (z.  B. 
Milseburg  in  der  Rhön). 

Trachytähnlicher  Phonolith,  undeutlich  oder  gar 
nicht  schieferig,  von  meist  hellgrauer  oder  gelblichgrauer  Farbe, 
und  rauher  oft  etwas  poröser  Grundmasse ;  zeolithi8"bhe  Bestand- 
theile  sind  bisweilen  deutlich  erkennbar  beigemengt,  oder  in  Trümern, 
Nestern  oder  Drusen  ausgeschieden.  Pferdekuppe,  überhaupt  die 
neuem  Phonolithmassen  der  Rhön,  Marienberg  bei  Aussig  an  der 
Elbe,  die  Phouolithe  zwischen  Joachimsthal  und  Oberwiesenthal  im 
Erzgebirge. 

Gefleckter  Phonolith  (Ph.  mouchete  ou  tigre  von  Ber- 
trand-Roux)  ist  nur  eine  Farbenvarietät,  welche  dadurch  entsteht, 
dass  in  der  Grundmasse  namentlich  der  plattenförmigen  Phonolithe 
sich  zahlreiche,  unbestimmt  begrenzte  dunkle  Flecken  finden  (Lusch- 
witz bei  Aussig  in  Böhmen). 

Blasiger  P  h  o  n  o  1  i  t  h,  z.  B.  Blattendorf  bei  llaida,  Böhmen. 

Es  sind  an  manchen  Punkten  Uebergänge  des  Phonolith  in  Tra- 
chyt  bekannt,  deren  z.  I^.  Burat  aus  dem  Velay,  Reuss  aus  dem  böh- 
mischen Mittelgebirge  gedenkt ;  Uebergänge  in  Basalte  dürften  in- 
dessen noch  nicht  aufgefunden  sein.  Ueberhaupt  steht  der  Phono- 
lith,   wie    erwähnt    geologisch,    chemisch    und   mineralogisch    dem 


198  Vorkommen  der  Phonolithe. 

Trachyt  viel  näher  als  dem  Basalt  und  übernimmt  gewissermaassen, 
wo  er  mit  dem  Basalt  zusammen  vorkommt,  die  Rolle  des  Trachyt. 

Die  plattenförmige  Absonderung  ist,  den  Schieferungsflächen 
parallel  laufend,  beim  Phonolith  ungemein  häufig  und  zuweilen  so 
dünn  ausgebildet,  dass  man  die  Platten,  wie  im  Cantal  in  Central- 
frankreich zum  Dachdecken  benutzt;  auch  Absonderung  in  Säulen 
und  mächtige  Pfeiler  beobachtet  man  vielorts.  Die  Säulen  des 
Phonolith  sind  gewöhnlich  nicht  so  regelmässig  ausgebildet,  wie 
die  des  Basalt;  sehr  ausgezeichnet  sind  die  thurmförmigen  Säulen 
garben  »Lots  Weib«  auf  der  Insel  St.  Helena. 

Im  böhmischen  Mittelgebirge  (z.  B.  Marienberg  bei  Aussig, 
Teplitzer  Schlossberg,  Milleschauer  Donnersberg,  Schladniger  und 
Selnitzer  Berg,  Geltsche),  im  nordwestlichen  Theil  des  Riesenge- 
birges (zwischen  Rumburg,  Zittau,  Kreibitz  und  Gabel,  wo  die 
Lausche,  der  Limberg,  Keisberg  und  zahlreiche  andere  Phonolith- 
kegel  sich  erheben) ;  im  Rhöngebirge  (hauptsächlich  ausgedehnt 
zwischen  dem  Teufelsstein,  der  Steinwand,  der  Maulkuppe  und  der 
Milseburg),  im  Kaiserstuhlgebirge  bei  Oberschafifhausen,  im  Hegau 
in  Baden  in  der  Nähe  des  Bodensees  (Hohentwiel,  Hohenkrähen, 
Hohenstaufen,  der  Mägdeberg  bei  Mühlhausen,  z.  Th.  Noseanpho- 
nolith),  in  Centralfrankreich  (Velay,  Auvergne,  Cantal)  ist  der  Pho- 
nolith vorzüglich  entwickelt.  Als  vereinzelter  Phonolithdurchbruch 
erscheint  im  Keuper  der  Heldburger  Schlossberg  im  Coburgischen. 
In  der  Eifel  ist  der  aus  devonischem  Grauwackenschiefer  sich  er- 
hebende Seiberg  bei  Quiddelbach,  südlich  von  Adenau  ein  phono- 
lithisches  Gestein  mit  bläulichgrauer  Grundmasse,  vielen  kleinen 
und  einzelnen  grössern  Sanidinen,  zahlreichen  Hornblendesäulchen, 
spärlichem  Olivin  und  Titanit.  Unter  den  trachytischen  Gesteinen 
des  Westerwaldes  (vgl.  S.  185)  finden  sich  nach  v.  Dechen  auch 
drei  ächte  Phonolithe  und  mehrere  phonolithartige  Gesteine ;  der 
steile  spitze  Kegel  des  Ilartenf eiser  Kopfs  ist  ein  ächter  Phonolith 
mit  deutlicher  Gallertbildung,  dieselbe  zeigt  auch  das  Gestein  vom 
Kegel  des  Malsbergs  und  von  Zürbach.  Zwischen  Dettingen  und 
dem  Lindigwalde  unfern  AschaflFenburg  bildet  Phonolith  einen  Gang 
im  Gneiss. 

Die  Lagerungsform  der  Phonolithe  ist  meistens  übereinstim- 
mend mit  der  der  Trachyte,  am  häufigsten  erscheinen  sie  in  iso- 
lirten   Kuppen  als  schrofiFe    Felsen:    so  die  spitzen  Phonolithkegel 


Lagerungsformen  der  Phonolithe.  199 

in  der  Lausitz  und  in  Böhmen  (der  Donnersberg,  der  Kletschen- 
berg,  der  Borzen  bei  Bilin,  der  Spitzberg  bei  Oderwitz),  der  Held- 
burger Schlossberg  bei  Coburg,  der  zuckerhutförmige  Gerbier  des 
Jones,  der  hohe  Mezenc  und  die  Felsenspitze  le  Pouce  im  Velay, 
die  steilen  und  spitzen  Koches  de  la  Tuiliere,  de  la  Sanadoire  und 
de  la  Malviale  am  Mont-Dor,  viele  der  malerischen  Phonolithkegel 
des  Cantal.  Bisweilen  gruppiren  sich  diese  Phonolithkegel  in  eine 
fortlaufende  Reihe,  wie  die  Phonolithkette  des  Velay,  welche  aus 
dem  grossen  Granit-  und  Gneissplateau  Centralfrankreichs  aufragt, 
üeber  die  regelmässige  Anordnung  der  Phonolithkuppen  der  Rhön 
vgl.  V.  Leonhard,  Zeitschr.  f.  Mineral.  1827.  97  und  Gutberiet, 
N.  Jahrb.  f.  Min.  1845.  133.  Manchmal  tritt  der  Phonolith  auch 
in  kleinen  Plateaus  oder  deckenartigen  Ablagerungen  auf ;  bisweilen 
sind  diese  Decken  durch  spätere  Einwirkung  des  Wassers  zerrissen, 
aber  ihr  ursprünglicher  Zusammenhang  erhellt  aus  der  fast  hori- 
zontalen, oder  sehr  wenig  geneigten  Lage  der  Absonderungsplatten. 
Derartige  deckenförmige  Plateaus  finden  sich  nach  Gutberiet  an  der 
Rhön,  nach  Burat  am  Megal  im  Velay,  auch  bei  Hareth  unweit 
Brüjc  in  Böhmen.  Eine  stromartige  Lagerung,  die  aber,  wie  auch 
die  deckenförmige  bei  weitem  nicht  die  Ausdehnung  besitzt,  wie 
sie  Basalten  eigen  ist,  zeigt  sich  am  Todtenberg  bei  Kostenblatt, 
in  der  Rhön  zwischen  dem  Teufelsstein,  der  Milseburg  und  der 
Stein  wand,  am  Cirque  de  Boutiero  südlich  vom  Mezenc  im  Velay 
u.  a.  0. 

Endlich  bildet  der  Phonolith  gleichfalls  Gänge,  welche  auch 
einen  Anhaltspunkt  für  die  Bestimmung  des  relativen  Alters  dieses 
Gesteins  gewährend,  fast  überall  da  auftreten,  wo  Phonolith  über- 
haupt erscheint.  Besonders  reich  an  Phouolithgängen,  welche  oft- 
mals grosse  Mächtigkeit  gewinnen,  ist  das  böhmische  Mittelgebirge, 
z.  B.  bei  Prossein,  und  am  Wege  zwischen  Priesnitz  und  der  Mer- 
kauer  Kapelle,  wo  sie  das  Basaltconglomerat  und  den  Braunkohlen- 
sandstein, im  Tollgraben  bei  Wesseln,  wo  zahlreiche  derselben  gleich- 
falls das  Basaltconglomerat  durchsetzen  (Reuss,  Umgeb.  v.  Teplitz 
u.  Bilin  1840.  234);  im  Basstreicher  Steinbruch  bei  Binowe  wird 
ein  Phonolithstock  von  einem  zwei  Fuss  mächtigen  olivinführenden 
Basaltgang  durchsetzt,  v.  Cotta  erwähnt  im  IV.  Heft  der  geogn. 
Besclir.  des  Kgr.  Sachsen  mancher  Phonolithgänge  der  Lausitz, 
welche  bei  Tichlowitz  Basaltconglomerat,  bei  Topkowitz  und  Stein- 


200  Altersverhältnisse  der  Phonolithe. 

politz  Basalt,  zwischen  Oybin  und  Hain  Quadersandstein  durch- 
setzen. Ebenso  in  der  Rhön  (wo  z.  B.  die  Schichten  des  bunten 
Sandsteins  und  des  Muschelkalks  bei  Treissbach  von  Phonolith- 
gängen  durchsetzt  werden)  und  im  Cantal. 

Die  schieferige  Textur  steht  in  einem  Zusammenhang  mit  der 
Lagerungsform.  So  ist  es  bei  den  Kuppen  eine  in  die  Augen  sprin- 
gende Erscheinung,  dass  die  Platten  und  Schichten  des  Gesteins 
eine  solche  Stellung  zeigen,  dass  sie  ein  rings  um  die  Axe  des 
Berges  geordnetes  kegelförmiges,  oder  wenn  die  Spitze  desselben 
noch  unversehrt  ist,  ein  glockenförmiges  System  darstellen,  indem 
die  Schieferung  allerseits  parallel  ist  den  Tangentialflächen  an  den 
Kegelberg.  Voigt  und  später  Reuss  beschrieben  diese  merkwürdige 
Erscheinung,  welche  keineswegs  selten  ist,  sehr  schön  z.  B.  am 
Teplitzer  Schlossberg,  am  Spitzberg  bei  Brüx,  am  Ileldburger  Scbloss- 
berg  bei  Coburg,  an  vielen  Phonolithbergen  des  Velay.  »Schaalen- 
förmig  übereinanderliegende  Gesteinsplatten,  welche  an  den  Seiten 
steil  mit  dem  Bergabhang  einfallen,  auf  der  Höhe  aber  wie  die 
Bergkuppe  selbst  sich  wölben  und  flach  legen,  setzen  den  (No- 
seanphonolith  des)  Hohentwiel,  Hohenkrähen,  Gennersbohl,  (Phono- 
lith  des)  Mägdeberg,  Staufen  im  Hegau  zusammen«  (C.  v.  Fritsch,  • 
N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  661)  (vgl.  Bd.  1.  S.  151).  Bei  den  Strömen  und 
Decken  sind  die  Platten  meistens  horizontal  gelagert  und  die  Säulen 
stehen  senkrecht,  bei  den  Gängen  pflegt  die  plattenförmige  Ab- 
sonderung den  Saulbändern  parallel  zu  liegen. 

Im  Allgemeinen  ist  der  Phonolith  gleichalterig  mit  dem  Trachyt^ 
und  jünger  als  die  meisten  Basalte  uud  Braunkohlengebilde.  Doch 
waren  die  Phonolitheruptionen  während  einer  langem  Zeit  im  Gange 
und  haben  sich  in  einer  und  derselben  Gegend  mehreremal  wie- 
derholt, auch  fanden  abwechselnde  Eruptionen  von  Basalt  und 
Phonolith  häufig  statt ;  so  z.  B.  unterscheidet  Gutberiet  in  der  Rhön : 

1)  altern  Phonolith,  in  einer  dicht  erscheinenden,  von  Horn- 
blende, Magneteisen  und  Glimmer  freien  Grundmasse  dünn- 
tafelförmige Feldspathe   zeigend. 

2)  altern  Basalt,  den  Phonolith  durchsetzend  und  Bruchstücke 
davon  einschliessend. 

3)  Jüngern  Phonolith,  welcher  grössere  und  dickere  Feldspath- 
krystalle,  ausserdem  Krystalle  von  Hornblende,  Augit,  Glim- 
mer und  Magneteisen   in  einer  krystallini sehen  Grundmasse 


Altersverhältnisse  der  Phonolithe.   .  201 

enthält  und    überhaupt   trachytähnlicher   und   lockerer  ist, 
sowie  den  Basalt  durchsetzt. 
4)  Jüngern  Basalt. 

Aehnliche  Abwechslungen  und  verschiedene  Altersbeziehungen 
weisen  auch  andere  Phonolithregionen  auf. 

Die  Phonolithe  Böhmens  sind  jünger  als  die  dortige  Braun- 
kohlenformation, ein  Theil  der  Basalte  ist  älter,  ein  anderer  jünger 
als  die  Phonolithe.  Die  Noseanphonolithe  des  Heg^u  drangen  wahr- 
scheinlich während  der  obersten  Miocänbildung  hervor.  Die  Eru- 
ption der  Phonolithe  des  Velay  fallt  an  den  Schluss  der  Tertiär- 
zeit, da  sie  bei  Mercour  über  den  tertiären  Süsswasserkalken  und 
Mergeln  lagern,  dennoch  sind  sie  dort  durchgehends  noch  älter 
als  die  Basalte ;  am  Cantal  scheinen  die  Basalte  die  älteste  Bildung 
zu  sein,  von  den  centralen  Trachyten  und  Phonolithen  sind  die 
letztem  augenscheinlich  die  jungem.  Ein  gleiches  Verhältniss  waltet 
am  Mont-Dor  ob. 

Abich,  Vulkanische  Erscheinungen  1841.  35. 
C.  G.  Gmelin,  Ph.aualysen,  Poggend.  Annal.  XIV.  1828.  360. 
Rammelsberg,  Ph.analysen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  750. 
A.  E.  Reuss,  Ph.  des  böhm.  Mittelgeb.,  Umgeh,  v.  Teplitz  u.  Bilin 

1840.   100. 
Hermann  Meyer,  Ph.  v.  Marienberg  bei  Aussig,    Poggend.  Annal. 

XLVII.  1839.  191. 
Struve,  Ph.  v.  Brüx,  Böhmen,  Poggend.  Annal.  VH.  1826.  348. 
Redtenhacher,  Ph.  v.  Wisterschan,  Böhmen,  Poggend.  Ann.  XL VIII. 

1839.  491. 
G.  Jenzsch,  Ph.  Böhmens,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  VIII.  1856.  167. 
Jokely,  Ph.  Böhmens,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  1858.  412. 
G.  Rose,   zersetzter  Ph.  v.  Kostenblatt,    Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 

VI.  1854.  300. 
Gutberiet,  Ph    von  der  Rhön,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1845.  129. 
E.  E.  Schmid,  Ph.  v.  Ebersberg,  Rhön,  Poggend.   Annal.  LXXXIX. 

1853.  295  und  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  V.   1853.  236. 
Zirkel,  Ph.  vom  Sclberj^,  Eitel,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1859.521. 

534 ;  vgl.  auch  (}.  Bischof,  ehem.  u.  phya.  Geol.  I.  Aufl  II.  2185, 

und  Mitscherlich.  über  d.  vulk.  Erschein,  d.  Eifel,  hcrauag.  v. 

Roth   1865.  13. 
v.  Dechen,  Ph.  v.  WestorwaUl,    Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1865.  90. 
I.  Schill,  Ph.    V.  Kaisorstulil    in  G.  Leonhards   Beiträge  z.  mineral. 

Kenntn.  v.  Baden  III.  1854.  59. 
Fischer,  Ph.  des  Hegau,  Ber.  d.  naturf.  Gcsellsch.  z.  Freiburg  i,  Br. 

II.   1862.  407. 
K.  V.  Fritsch,  Ph.  des  Hegau,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  651. 


202  Noscanphonolith. 

G.  vom  Rath,  Ph.  v.  Zittau,  Zeitschr.  d.  d  geol.  Ges.  VIII.  1866. 167. 
G.Rose,  Ph.  durch  Overweg  in  Tripolis  gesammelt,  Zeitschr.  d.  d. 

geol.  Ges.  III.  1851.  105. 
Bertrand-Ronx,  Descript.  geogn.  des  envir.  de  Puy  en  Velay.  1823. 
Burat,  Descript.  des  terrains  volcaiiiques  d.  1.  France  centrale.  1833. 

Noseanphonolith. 

Im  Anschluss  an  die  gewöhnlichen  müssen  jene  eigenthüm- 
lichen,  durch  das  Vorkommen  des  Nosean  charakteristischen  pho- 
nolithartigen  Gesteine  erwähnt  werden,  von  denen  man  bis  jetzt 
zwei  Ablagerungen  kennt,  in  den  Umgebungen  des  Laacher  Sees  in 
Rheinpreussen  und  im  badischen  Hegau. 

Der  erstere  Noseanphonolith,  durch  dessen  Untersuchung  äch 
vom  Rath  verdient  gemacht  hat,  enthält  in  einer  überwiegenden, 
fast  dicht  erscheinenden  Grundmasse  ausgeschiedene  Krystalle  von 
Nosean  und  S  a  n  i  d  i  n.  Die  Grundmasse  ist  in  den  frischen  Ab- 
änderungen mit  dem  Messer  nur  wenig  ritzbar,  dunkelbraun  oder 
dunkelgrün,  häufig  aber  verwittert  und  dann  lichtbraun,  gelblich 
oder  lichtgrün,  weich,  mit  Säuren  brausend,  dabei  kommt  auch 
meist  eine  kleinkörnige  Textur  zum  Vorschein. 

Unter  den  ausgeschiedenen  Gemengtheilen  überwiegt  der  No- 
sean, dessen  bis  liniengrosse  im  Bruch  regelmässig  begrenzte  gra- 
natoedrische  Krystalle  im  frischesten  Gestein  beinahe  farblos  oder 
bläulichgrau,  in  den  verwitterten  Varietäten  weiss  sind;  in  den 
kleinen  Drusen  des  Gesteins  ist  zuweilen  der  Nosean  in  zierlichen 
Zwillingen  ausgebildet.  Am  Burgberg  findet  sich  eine  schön  ge- 
fleckte Varietät  dieses  Gesteins :  lichtgelbe,  aus  der  Zersetzung  von 
Noseankrystallen  entstandene  Flecken  liegen  in  der  dunkelbraunen 
härtern  Grundmasse.  Der  fest  mit  der  Grundmasse  verwachsene 
Sanidin  erscheint  in  tafelförmigen,  vorzugsweise  einfachen  Krystal- 
len,  wie  im  gewöhnlichen  Phonolith.  Selten  sind  kleine  schwarze 
Magneteisenkömchen ;  noch  seltener  Glimmer  und  Titanit. 

In  der  Grundmasse  sind  in  grosser  Menge  kleine  Leucit- 
körnchen  eingesät,  welche  höchstens  J,  meist  aber  kaum -j^  Mm. 
gross  sind.  Bei  dieser  Grösse  und  ihrer  Durchsichtigkeit  kann  man 
sie  im  frischen  Gestein  nicht  mit  blossem  Auge  wahrnehmen;  ein 
Dünnschliff  des  Gesteins  erscheint  wie  von  zahlreichen  feinen  Lö- 
chern durchbohrt,  welche  sich  unter  dem  Mikroskop  als  durchsich- 
tige Leu citkry stalle  darsteilen.    Bei  etwas  zersetztem  Zustande  des 


Noseanphonolith. 


203 


Gesteins  oder  nach  dem  Glühen  desselben  treten  aber  die  Leucite 
dem  Auge  schon  erkennbar  als  dichtgedrängte  schoeeweisse  Körn- 
chen aus  der  braunen  Masse  hervor.  Merkwürdigerweise  sind  die 
Leucite  in  dem  Noseanphonolith  niemals  in  etwas  grössern  Kry- 
stallen  ausgebildet.  Die  Grundmasse  des  Phonolith  von  Olbrück 
besteht  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  auch  zum  Theil  aus  Ne- 
phelin,  für  welchen  vom  Rath  die  sechseckigen  und  prismatischen 
Formen  hält,  die  in  dem  DünnschlifiF  unter  dem  Mikroskop  ersicht- 
lich sind.  Der  Noseanphonolith  hängt  vermöge  seiner  mineralogi- 
schen Zusammensetzung  mit  dem  später  zu  erwähnenden  Nosean- 
leucitophyr  zusammen.  Das  Gestein  gibt  im  Glaskolben  Wasser 
imd  wird  von  heisser  Salzsäure  schnell  und  unter  Gallertbildung 
aufgelöst. 

I.  Noseanphonolith,  frisch,  vom  Schloss  Olbrück  unweit  des 
Laacher-Sees.  Spec.  Gew.  2.533. 

n.  Noseanphonolith,  frisch,  Block  aus  dem  Tuflf  von  Rieden, 
nach  Absonderung  des  0.20  betragenden  Magneteisengehalts.  Spec. 
Gew.  2.54. 

in.  Noseanphonolith,  verwittert,  ebendaher.  Spec.  Gew.  2.724 


I. 

II. 

in. 

Kieselsäure      .     . 

.     54,02 

53.54 

53.11 

Thonerde    .     . 

.     19.83 

20.68 

21.37 

Eisenoxydul     . 

.     .       4.09 

4.63 

4.30 

Kalk       .     .     . 

.     .       2.09 

1.28 

3.52 

Magnesia     .     . 

.     .       0.31 

0.76 

0.43 

Kali  .... 

.       5.98 

3.20 

8.71 

Natron  .     .     . 

.       9.88 

11.04 

2.43 

Wasser        .     .     . 

2.75 

2.29 

4.48 

Schwefelsäure 

.     .       0.69 

0.63 

0.38 

Chlor      .     .     . 

.     .       0.36 

0.75 

0.08 

Kohlensäure     . 

looToo 

— 

1.41 

98.80 

100.22 

I  und  II  sind  eine  fast  identische  Mischung  mit  Ausnahme  der  re- 
lativen Mengen  der  Alkalien,  welches  daher  rührt,  dass  das  Olbrück- 
gestein  grössere  und  zahlreichere  Leucite  enthält,  als  das  von  Rie- 
den. Aufnahme  von  Wasser  und  beträchtliche  Verminderung  des 
Natrongehalts  zeichnet  den  zersetzten  Noseanphonolith  III  aus. 
Merkwürdig  ist,  dass  sich  aus  einer  Mischung,    welche  dreimal  so 


204  Nosean-Melanitgestein. 

viel  Natron    als  Kali   besitzt,   Leucit,   das  kalireichste  Silicat,   ab- 
scheiden konnte. 

Die  eigentlichen  Phonolithe  vom  Rothenberg  bei  Brüx,  vom 
Teplitzer  Schlossberg,  von  Wisterschan  bei  Teplitz,  von  Nestomitz 
bei  Aussig,  stehen  den  frischen  Noseanphonolithen  in  der  Mischung 
am  nächsten,  die*  Mischung  des  zersetzten  Noseanphonolith  III  ist 
der  des  Phonolith  vom  Marienberg  bei  Aussig  fast  gleich.  Dieser 
Noseanphonolith  sondert  sich,  wenn  auch  nicht  so  ausgezeichnet, 
wie  der  gewöhnliche,  in  dicke  Tafeln  ab.  Aus  ihm  besteht  im  Ge- 
biet des  Laacher  Sees  der  schöne  Kegel  von  Olbrück,  der  langge- 
streckte Englerkopf,  der  Lehrberg,  Schükopf,  der  im  Centrum  eines 
halbkreisförmigen  TufFwalls  sich  erhebende  Kegel  des  Burgbergs  bei 
Rieden;  auch  sind  die  zahlreichen  Blöcke  im  Leucittuff  von  Rie- 
den, sowie  die  im  vulkanischen  Tuff  des  Dachsbuschs  (zwischen 
Wehr  und  Niederzissen)  Noseanphonolith. 

vom  Rath,  Skizzen  aus  dem  vulkanischen  Gebiet  des  Niederrheins, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1860.  29  u    1864.  102. 

Hier  sei  auch  das  Nosean-Melanitgestein  von  dem  Per- 
lerkopf im  Laacher-Seegebiet  erwähnt,  dessen  Untersuchung  eben- 
falls von  vom  Rath  herrührt ;  es  ist  feinkörnig,  meist  compact,  bis- 
weilen etwas  porös.  Die  erkennbaren  Gemengtheile,  von  denen  die 
meisten  nicht  die  Grösse  einer  Linie  eiTeichen,  sind  Nosean,  Sa- 
ni d  i  n,  schwarzer  Granat  oder  Melanit,  Hornblende.  Der  Sa- 
nidin  erscheint  als  ein  feinkörniges  Gemenge,  in  die  Poren  des  Ge- 
steins ragen  seine  wasserhellen,  zierlich  ausgebildeten  Erystalle 
hinein.  In  einem  Dünnschliff  erkennt  man  unter  dem  Mikroskop 
in  der  Grundniasse  zahlreiche  farblose  Prismen,  welche  unzweifel- 
haft dem  Sanidin  angehören.  Der  Nosean  in  regelmässigen  Gra- 
natoedern  ist  im  frischen  Gestein  schwarz,  in  etwas  verwittertem 
lichtgrau,  zuweilen  mit  rother  Hülle  unigeben,  im  Dünnschliff  durch- 
sichtig. Der  immer  vorhandene  Melanit  ist  viel  seltener  als  der 
Nosean,  schwarz  mit  muscheligem  Bruch  und  dadurch  sogleich  vom 
Nosean  unterscheidbar.  Die  Hornblende  von  schwarzer  Farbe  bil- 
det dünne  Prismen  bis  2  Linien  lang.  Gelbe  Titanitkömer  und 
Augitkrystalle  sind  sehr  selten  ;  Magneteisen  ist  in  dem  Gestein 
nicht  vorhanden. 

Das  spec.  Gewicht  beträgt  2.639;  die  Zusammensetzung  ist: 
Kieselsäure  48.95;  Thonerde   18.43;  Eisenoxyd  9.10;    Kalk  6.42; 


Noseanphonolith.  205 

Magnesia  1.43;  Kali  6.90;  Natron  6.51;  Wasser  1.79;  Schwefel- 
säure 1.24;  Chlor  0.37  (101.14).  Es  wurde  auch  die  Zusammen- 
setzung des  in  Säuren  löslichen  und  unlöslichen  Theiles  ermittelt. 
Der  unlösliche  Theil  lässt  sich  in  ziemlich  befriedigender  Weise  als 
ein  Gemenge  aus  Sanidin,  Melanit  und  HornMendo  betrachten, 
vom  Rath  schliesst  auf  ungefähr  50  pct.  Nosean,  24  Sanidin,  26 
Melanit,  Hornblende  (und  Augit). 

vom  Rath,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1862  655. 
In  mehrern  der  phonolithischen  Gesteine  des  Hegau  im  süd- 
lichen Baden,  auf  welche  bereits  im  Vorstehenden  hier  und  da 
Bezug  genommen  wurde,  hat  man  den  Nosean  erst  kürzlich  kennen 
gelernt,  sie  galten  bisher  sämmtlich  als  eigentliche  Phonolithe.  Der  ^ 
ausgezeichnete  Noseanphonolith  des  Hohentwiel  besitzt  unter 
den  ausgeschiedenen  Krj^stallen  vorwiegend  blaugrauen  Nosean  (dessen 
dodekaedrische  Umrisse  zumal  in  zersetzten  Partieen  sehr  deutlich 
hervortreten),  auch  mehr  himmelblaue  HauynkÖrnchen  und  ver- 
hältnissmässig  wenig  rissigen  Sanidin,  ausserdem  ein  sehr  seltenes 
dunkelgrünes  Mineral  (Hornblende  oder  Augit);  nuf  der  Capver- 
dischen  Insel  S.  Vincente  tritt  ein  in  Handstücken  kaum  unter- 
scheidbares Gestein  auf.  Sehr  zahlreiche  glasige  Sanidine  (oftmals 
zu  Natrolith  oder  kalkreichem  Kaolin  umgewandelten  Nosean  ein- 
schliessend)  enthält  das  Gestein  vom  Hohenkrähen,  worin  auch 
Augit,  Magneteison,  Titanit  häufiger  sind.  Der  Noseanphonolith 
vom  Gennersbohl  mit  seinen  grossen  Sanidinen,  schönen  Titaniten 
und  grossen  braunen  Glimmerblättern  gelatinirt  nicht  mehr,  da  der 
fast  ganz  zersetzte  Nosean  grossentheils  in  kalkhaltigen,  stark 
brausenden  Kaolin  (seltener  in  Natrolith)  übergegangen  ist.  In  dem 
bisweilen  fettartig  glänzenden  grünlichgrauen  sanidinführenden  Ge- 
stein vom  Staiifen  sind  aber  die  gelblichen  und  weissen  matten 
Flecken  wahrscheinlich  nicht  Noseane,  sondern  zersetzte  Nepheline, 
auch  in  demjenigen  vom  Mägdeberg  ist  das  Vorkonmoen  von  Nosean 
sehr  fraglich  (K.  v.  Fritsch).  Die  schönen  Natrolithe  des  Hohen- 
twiel, Zorsetziingsj)roducte  dos  Nosean  sind  bekannt,  auch  Analcim 
erscheint   in   Klüften. 

Schon  im  Jahre  1828  hatte  C.  G.  Gmeliu  das  Gestein  vom 
Hohenkrähen  zerlegt  und  analysirt,  dessen  beträchtliche  Löslichkeit 
(vgl.  S.  192)  sich  durch  die  Noseanmenge  erklärt;  dem  trefflichen 
Chemiker   war  auch  bereits  der  Schwefelsäure-  und  Chlorgehalt  des 


206 


Andesit. 


Gesteins  nicht  entgangen,  der  von  dem  damals  gar  nicht  darin 
vorausgesetzten  Nosean  herrührt.  I  ist  die  Bauschanalyse;  11  der 
lösliche,  III  der  unlösliche  Theil: 


I. 

II. 

m. 

Kieselsäure  ....     53.70 

43.25 

66.55 

Thonerde      .     . 

19.73 

22.90 

15.86 

Eisenoxyd    .     . 

3.55 

2.66 

4.63 

Manganoxyd 

1.09 

1.19 

0.98 

Kalk  .     .     . 

1.46 

2.44 

0.27 

Kali   .     .     . 

7.24 

5.45 

9.44 

Natron    .     . 

7.43  . 

13.67 

— 

Wasser    .     . 

3.19 

5.79 

— 

Schwefelsäure 

0.12 

0.22 

— 

Chlor       .     . 

Spur 

— 

— 

"97.51 

97.57 

97.73 

Noseanphonolith  vom  Hohenkrähen  und  die  des  Laacher-Sees 
stimmen  sehr  gut  mit  einander  überein. 

C.  G.  Gmelin,  Poggend.  Annal.  XIV.  1828.  359. 

Fischer,  Ber.  d.  uaturf.  Ges.  zu  Freiburg  im  Br.  II.  1862,  No.  26 

u.  27.  S.  407. 
K.  y.  Fritsch,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  664. 
üeber   das  Sanidin    und    Hauyn  haltende   Gestein   von  Melfi 
vgl.  Hauynophyr. 

Andesit. 

Unter  den  Andesiten  werden  nach  frühern  Erörterungen  (S.  147) 
die  sanidinfr eien,  reinen  Oligoklastrachyte  verstanden. 
Sie  sondern  sich  in  verschiedene  Gruppen,  einerseits  je  nachdem 
sie  quarzhaltig  oder  quarzfrei  sind,  andererseits  je  nachdem 
Hornblende  oder  Augit  mit  dem  Oligoklas  verbunden  ist. 
Rein  willkürlich  ist  es,  ob  man  Gegenwart  oder  Mangel  von  Quarz, 
oder  ob  man  Begleitung  durch  Hornblende  oder  Augit  als  oberstes 
Eintheilungsprincip  wählt.  Wie  bei  den  eigentlichen  durch  Sanidin 
charakterisirten  Trachy ten  die  quarzhaltigen  Glieder  als  Quarztrachyte 
zuvörderst  ausgeschieden  wurden,  so  könnte  man  auch  bei  den  oli- 
goklasführenden  Andesiten  die  quarzhaltigen  Vorkommnisse  als 
Qunrzandesite  aussondern,  woran  sich  alsdann  die  eigentlichen  quarz- 
freien  Andesite  schliessen  würden,  die  je  nach  ihrem  vorwaltenden 
Hornblende-    oder    Augitgehalt   in  quarzfreie  Hornblende  -  Andesite 


Quarzführender  Homblende-Andesit.  207 

und  quarzfreie  Augit-Andesite  zu  scheiden  wären.  Da  aber  bei  den 
altem  Oligoklasgesteinen  (Diorit,  Porphyrit,  Melaphyr)  in  erster 
Linie  die  Trennung  in  hornblende-  und  augitführende  vorgenommen 
und  erst  in  zweiter  Linie  innerhalb  dieser  Gruppen  auf  den  Quarz- 
gehalt oder  Quarzmangel  unterscheidendes  Gewicht  gelegt  wurde, 
so  sei  hier  die  analoge  Gruppirung  gewählt. 

A.  Horiiblcnile-Andesit. 

Vorwiegend  charakterisirt  durch  Oligoklns  und  Horn- 
blende, während  Quarz  bald  vorhanden  ist,  bald  fehlt.  Damach 
sondern  sich  die  hierher  gehörigen  Gesteine  in  zwei  Reihen,  wovon 
die  quarzfreie,  wie  es  scheint,  weiter  verbreitet  ist. 

1.     Quarzführende  Hornblende- And  es  ite. 

Sie  finden  in  den  alten  quarzführenden  Dioriten  (vgl.  S.  4), 
sowie  in  den  alten  quarzführenden  Porphyriten  (z.  B.  vom  Korgon 
am  Altai,  dem  rothen  antiken  Porphyrit,  vgl.  S.  26.  30.  32)  ihre 
vollständigste  Parallele.  Sie  besitzen  einen  Kieselsäuregehalt,  welcher 
bei  reichlicher  Beimengung  basischerer  Mineralien  und  geringem 
Quarzgehalt  den  des  Oligoklas  erreicht,  bei  spärlicher  Beimengung 
solcher  Mineralien  und  grösserm  Quarzgehalt  denselben  übertriflFt. 
Die  Kenntniss  dieser  Gesteine  ist  zur  Zeit  noch  nicht  sehr  weit 
gediehen,  fernere  Untersuchungen  werden  ihren  Kreis  zweifelsohne 
bedeutend  erweitern.  Die  nach  dem  jetzigen  Staude  der  Forschung 
sicher  oder  höchst  wahrscheinlich  hierher  gehörenden  Vorkomm- 
nisse sind: 

Die  Gesteine  Siebenbürgens,  welche  Stäche  in  seiner  lehrreichen 
Beschreibung  »andesitische  Quarztrachyte«  nennt;  sie  sind  stets 
von  dunkler,  schwärzlicher,  grünlichgrauer  oder  brauner  Farbe, 
das  Gefüge  schwankt  von  der  dichten  durch  die  verschwommen 
körnige  bis  zur  deutlich  gleichmässig-kleinkörnigen  Textur;  unter 
den  Gemengtheilen  ist  wesentlich  gestreifter  Feldspath  (Oligoklas), 
Quarz  und  Hornblende,  überdies  erscheint  zuweilen  noch  ein  anderer 
zweifelhafter  Feldspath  und  meist  auch  Glimmer,  seltener  und  spär- 
licher auch  Augit  und  Olivin.  Dazu  gehört  z.  B.  der  schwarze  Quarz- 
andesit  von  Hodosfalva,  der  grüne  Quarzandesit  von  Sulicze,  der 
braune  Quarzandesit  des  Bogdan  -  Gebirges ;  alle  enthalten  meist 
reichlich  Quarz  (welchen  v.  Richthofen  übersah)  in  kleinen  dunkeln, 
scharfbegrenzten  glasigen   Körnern.    Ferner  sind  hierher  zu  zählen 


208  Quarzführender  Homblende-Andesit. 

die  »grünsteinartigen  Quarztrachyte«  Staches,  quarzhaltige  Gesteine 
begreifend,  welche  sich  ihrer  sonstigen  Ausbildung  nach  eng  an 
die  >Grünsteintrachyte«  v.  Richthofens  anschliessen.  Dunkelgrün 
bis  fast  schwarz  sind  die  vorhen-schenden  Farben,  neben  dem  Quarz 
sind  Oligoklas  und  Hornblende  Hauptgemengtheile  und  Hauptaus- 
scheidungen, ausserdem  erscheint  auch  Glimmer  (und  vielleicht 
auch  Sanidin)  ;  dazu  der  schwarze  quarzführende  Hornblende- Andesit 
von  Nagyag  mit  reichlicher  Grundmasse;  die  grünen  feldspath- 
armen  Andesite  vom  Alzedu-Berg  bei  Csertes ;  die  hornblendearmen 
Andesite  der  verschiedenen  Erzdistricte  von  Nagyag,  Verespatak, 
Offenbanya,  Kapnikbanya  u.   s.  w. 

lieber  quarzführende  Hornblende- Andesite  des*  Siebengebirges 
vgl.  unten  bei  quarzfreiem  Hornblende-Andesit  (S.  213). 

Sodann  ist  hierher  wohl  mit  Sicherheit  jene  Reihe  von  Ge- 
steinen Transkaukasiens  zu  rechnen,  deren  Kenntniss  wir  Abich  ver- 
danken, und  welche  Roth  theilweise  bei  den  Lipariten,  theilweise 
bei  den  Hornblende- Andesiten  unterbringt. 

I.  Gestein  von  Besobdal  (»dioritähnlicher  Porphyr«)  mit  heller, 
felsitähnlicher  Grundmasse,  darin  viele  milchweisse  gestreifte  Feld- 
spathe,  zahlreiche  graulich  weisse  Quarzkörner,  Magneteisen,  Sparen 
von  zersetztem  Glimmer  oder  Hornblende ;  spec.  Gew.  2.656.  Abich, 
üb.  d.  geol.  Nat.  des  armen.  Hochlandes,  Dorpat  1843.   47. 

II.  Gipfelgestein  vom  grossen  Ararat;  lichtaschgrau,  sehr  fein- 
körnig mit  sehr  vielen  glasglänzenden  triklinen  Feldspathz^illingen, 
spärlichen  dunkelbraunen  Hornblendenadoln  und  vielen  glasglänzen- 
den Punkten,  wahrscheinlich  Quarz;  spec.  Gew.  2.595.  Abich, 
ebendas.   48. 

III.  Dunkelgraues  Gipfelgestein  des  Kasbek ;  krystallinisch 
und  zwar  durch  trikline  Feldspathzwillinge  porphyrartig  mit  spär- 
licher Hornblende,  Spuren  von  Glimmer,  etwas  Magneteisen;  spec. 
Gew.  2.643.     Abich,  ebendas.  51. 

IV.  Gestein  vom  Ararat ;  in  dichter,  schwarzgrauer,  hornstein- 
ähnlicher  Grundmasse  zahlreiche  Oligoklase,  undeutliche  Hornblende 
und  Glimmer;  spec.  Gew.   2.635.     Abich,  ebendas.  53. 

V.  Ebendaher,  in  sehr  poröser  röthlicher  Grundmasse  viele 
Oligoklase  und  schwarze  Gemengtheile ;  spec.  Gew.  2.707.  Abich, 
ebendas.   54. 

VI.  Gestein   zwischen    Keschet    und  Kobi ;    in    dunkelgrauer 


Quarzfuhrender  Hornblende-Andesit.  209 

dichten  Grundmasse  kleine  trikline  Feldspathnadeln  und  Magnet- 
eisenpunkte; durch  feine  langgezogene  Poren  mit  weissen  KiystäU- 
chen  wird  ein  graumelirtes  Ansehen  hervorgebracht;  spec.  Gew. 
2.60.     Abich,  ebendas.   57. 


I. 

II. 

III. 

rv. 

V. 

VI. 

Kieselsäure     . 

.     76.66 

69.47 

69.25 

65.46 

65.21 

61.13 

Thonerde  . 

.     12.05 

14.98 

13.35 

15.36 

14.16 

16.44 

Eiseuoxyd 

2.39 

2.31 

3.30 

— 

— 

— 

Eisenoxydul    . 

1.08 

1.04 

1.49 

6.65 

6.70 

9.23 

Kalk      .     .     . 

.        1.25 

4.68 

5.09 

4.24 

6.56 

6.25 

Magnesiti   . 

Spur 

0.98 

1.64 

2.11 

3.47 

3.76 

Kali       ... 
Natron       .     . 

.        2.94 
.        3.53 

1.46  1 
4.46  1 

^    5.13 

1.33  1 
4.09) 

3.80 

2.99 

Gluhverlust     . 

.        1.12 

0.35 

0.65 

0.34 

0.20 

0.44 

101.02 

99.73 

99.90 

99.58 

100.10 

100.24 

Da  neben  dem  Oiigoklas  des  Sanidin  keine  Erwähnung  geschieht, 
so  gehören  diese  Gesteine  zu  den  Andesiten  und  da  (mit  Ausschluss 
von  VI )  ihr  Kieselsäuregehalt  den  des  Oiigoklas  übersteigt  und  sie 
alle  krystallinisch  sind,  so  muss  freie  Kieselsäure  als  Quarz  vor- 
handen sein.  Abich  führt  auch  in  I  den  Quarz  als  erkennbaren 
Gemengtheil  auf  und  die  vielen  glasglänzenden  Punkte  in  II  sind 
zweifelsohne  Quarz.  In  VI  vermuthet  Abich  auch  Quarz,  dessen 
Gegenwart  wahrscheinlich  ist,  wenn  man  bedenkt,  dass  der  Kiesel- 
säuregehalt nicht  viel  unter  den  mittlem  des  Oiigoklas  fällt  und 
basischere  Mineralien  zugemengt  sind.  Einer  mikroskopischen  Un- 
tersuchung dieser  Gesteine  wird  es  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit 
gelingen,  Quarz  in  ihnen  nachzuweisen.  Abich  lässt  auch,  indem 
er  die  Qnantitätsverhältnisse  der  Gemengtheile  zu  berechnen  ver- 
sucht, freie  Kieselsäure  übrig;  so  zerfällt  er  III  in  57.58  Oiigoklas, 
12.01  Hornblende,  2.74  Magneteisen  und  26.32  Kieselsäure;  IV  in 
66.92  Oiigoklas,  13.22  Hornblende,  2.32  Magneteisen  und  Eisen- 
kies und  17.22  Kieselsäure;  V  in  60.38  Oiigoklas,  22.28  Horn- 
blende, 2.35  Magneteisen  und  14.79  Kieselsäure.  Erwähnenswertb 
ist,  dass  auch  bei  denjenigen  transkaukasischen  sauren  Glasgesteinen, 
welche  Feldspathe  ausgeschieden  enthalten  (der  Obsidianporphyr 
vom  grossen  Ararat,  ähnlich  zusammengesetzt  wie  I,  und  das  Gipfel- 
gestein des  Klbrouz  mit  schwarzer  glasiger  Grundraasse,  höchst 
ähnlich  zusammengesetzt  wie  II),  diese  nicht  orthoklastisch,  sondern 

Zirkel,  Fetrofraphie.    II.  ^4 


210  Quarzfohrender  Hornblende- Andesit. 

triklin  sind;  diese  Glasmassen  stellen  also,  wie  aus  ihrem  geologi- 
schen Vorkommen  und  ihrer  petrographischen  Beschaffenheit  her- 
vorgeht, ächte  Andesit-Obsidiane  dar. 

In  jüngster  Zeit  hat  vom  Rath  >  Oligoklastrachyte«  der  Eu- 
ganeen  untersucht,  welche  sich  ebenfalls  durch  einen  hohen  Eiesel- 
säuregehalt  auszeichnen,  obschon  sie  in  der  höchst  feinkörnigen  bis 
dichten  Grundmasse  nur  Krystalle  von  Oligoklas,  Hornblende  und 
Glimmer,  keinen  (Sanidin  und)  sichtbaren  Quai-z  ausgeschieden  ent- 
halten;  dieselben  reihen  sich  also  dieser  Gesteinsabtheilung  an. 

I.  Braunes  Gestein  vom  Monte  alto,  feinschuppige  braune 
Grundmasse  mit  vielen  1 — 2  Linien  grossen,  deutlich  gestreiften, 
durchsichtigen  Oligoklasen,  ziemlich  viel  nadeiförmiger  Hornblende, 
spärlichen,  sehr  kleinen  Glimmerblättchen ;   spec.  Gew.  2.545. 

II.  Gestein  von  Zovon,  westlich  von  Teolo ;  in  lichter  Grund- 
masse sehr  viele  3  —  4  Linien  grosse  Oligoklase,  auch  Magnesia- 
glimmer und  Hornblende  führend,  sowie  viel  Magneteisen  haltend, 
welches  vorher  ausgeschieden  wurde;  in  kleinen  Drusen  des  Ge- 
steins wenig  Quarz ;  spec.  Gew.  2.593. 


I. 

H. 

Kieselsäure  .     . 

.     68.56 

67.98 

Thonerde     . 

.     13.73 

13.05 

Eisenoxydul     . 

.       6.72 

5.69 

Kalk        .     .     . 

.       2.24 

1.63 

Magnesia     . 

.       0.42 

0.14 

Kali   .... 

.       1.74 

?.23 

Natron    .     .     . 

.       6.04 

7.96 

Glühverlust 

.       0.55 

0.32 

.«*.     ..^-.    o:^l — ^-.U::- 

100.00 

100.00 

Stäche,  Gest.  von  Siebenbürgen,  Geologie  Siebenbürgens  von  F.v. 

Hauer  u.  Stäche  1863. 
Abich,  Gest.  von  Transkaukasien,  Ueber  die  geologische  Natur  des 

armenischen  Hochlands,  Dorpat  1843. 
vom  Kath,  Gest.  der  Euganeen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1864.  500. 

2.     Quarzfreie  Hornblende-Andesite. 
In  einer  feinkörnigen,  deutlich  krystallinischen,  bisweilen  auch 
scheinbar   dichten,   selbst  fast   glasartigen   Grundmasse  liegen    ge- 
streifte  Oligoklaskry stalle    und  Homblendesäulen,  von  Sanidin  und 
Quarz  entdeckt  man  nichts.   Magneteisen  ist  häufig  in  feinen  Köm- 


Quarzfreier  Homblende-Andesit.  211 

chen  eiDgesprengt,  auch  Glimmerblättchen  stellen  sich  ein.  Hier 
und  da  zeigt  sich  auch  Augit,  aber  immer  nur  sehr  spärlich,  so 
dass  seine  Menge  gegen  di,e  der  Hornblende  vollständig  zurücktritt 
und  dieses  Mineral  nur  die  Rolle  eines  accessorischen  spielt;  Oli- 
vin, Titanit  finden  sich  gleichfalls  beigemengt;  in  Homblende-An- 
desitcn,  welche  am  Südende  des  Pinar  auf  Palma  Lavaströme  bil- 
den, erwähnt  W.  Reiss  zahlreiche  kleine  Hauynkömchen.  In  einigen 
Fällen  erscheint  auch  keine  eigentliche  Grundmasse,  sondern  das 
Gestein  stellt  ein  mehr  oder  weniger  grobkörniges  Aggregat  von 
deutlich  einzeln  erkennbaren  Oligoklas-  und  Hornblende-Individuen 
nebst  andern  accessorischen  Mineralien  dar.  Die  quarzfreien  Horn- 
blende-Andesite  sind  den  alten  quarzfreien  Dioriten  und  quarzfreien 
Honiblendeporphyriten  vollständig  analog. 

Die  Farbe  dieser  Hornblende  -  Andesite  ist  graulich,  dunkel- 
grünlich, bei  grösserm  Hornblendegehalt  auch  wohl  dunkelbraun 
bis  schwärzlich.  Als  Zersetzungsproducte  haben  sich  in  der  Masse 
mitunter  Zeolithe  und  Carbonate  ausgebildet. 

Chemische  Analysen  von  quarzfreien  Homblende-Andesiten. 

I.  H.-A.  von  der  Wolkenburg  im  Siebengebirge.  Bischof, 
Lehrb.  d.  eh.  u.  ph.  Geol.  I.  Aufl.  H.  2181;  braust  mit  Säuren. 

IL  H.-A.  vom  Stenzelberg  im  Siebengebirge.  Rammeisberg  1860. 
Mittheilung  an  vom  Rath.  Diese  beiden  Gesteine  sind  in  petrogra- 
phischer  Hinsicht  ausgezeichnete  Hornblende- Andesite. 

III.  H.-A.  von  der  Kuppe  Stary-Swietlau  bei  Banow  in  Mäh- 
ren, grauweiss,  sehr  wenig  Hornblende.  Tschermak,  Jahrb.  d.  geol. 
Reichsanst.  IX.   1858.  71. 

IV.  H.-A.  von  Szczawnica  bei  Sandec  in  Galizien,  fast  ohne 
Grundmasse,  mit  hellem  Feldspath  und  dunkelgrüner  Hornblende. 
Streng,  Poggend.  Ann.  XC.  15^.53.  117;  ist  mit  Kalk  durchzogen 
und  enthält  noch  0.33   Kohlensäure. 

V.  Vom  Schivelutsch  in  Kamtschatka.  In  grauer  oder  röth- 
licher  krystallinischer  Gruudmasse  kleine  glasige  zum  Theil  deut- 
lich gestreifte  Feldspathkry stalle,  wenig  schwarze  Hornblende  und 
Magneteisen,  ausserdem  grüne  Augitth  eil  chen.  Abich,  Vulk.  Er- 
schein. 1841.  lon. 

VI.  Von  Pisoje  bei  Popayan,  Neu-Granada.  In  grünlichgrauer 
GrundraasHe  grosse  schöne  weisse  Oligoklase  und  kleine  Homblende- 
krystalle.  Abich,  Vulk. Ersch.  1841. 116  u.  v.Humboldts  Kosm.  IV.  621. 


212  Quarzfreier  Hornblende -Andesit. 


VII.  H. 

-A.  vom 

Gunung  Merapi  auf  Java.    Pröbs,  N.  Jahrb. 

f.  Min.   1864 

.  431. 

I. 

II. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

vn. 

Kieselsäure 

62.38 

59.22 

58.92 

58.11 

61.92 

60.35 

57.60 

Thonerde 

16.88 

13.59 

21.24 

17.26 

14.10 

25.57 

20.53 

Eisenoxyd 

7.33 

5.55 

— 

— 

0.20  Mn 

— 

Eisenoxydul 

— 

4.03 

7.63 

5.72 

6.22 

— 

8.76 

Kalk 

3.49 

5.13 

6.79 

10.85 

6.03 

6.16 

6.66 

Magnesia 

0.82 

1.66 

0.81 

1.81 

5.27 

1i 

1.70 

Kali 

2.94 

4.64 

1.12 

3.66 

0.61 

1.46 

Natron 

4.42 

5.31 

2.20 

4.01 

4.88 

3.04 

Wasser 

0.87 

1.25 

1.11 

1.23 

-- 

a 

— 

99.13   100.38     99.82  102.65     99.23  99.75 

Die  quarzfreien  Hornblende-Andesite  mit  ihrem  Kieselsäure- 
gehalt, der  meistens  zwischen  59  und  62  schwankt,  in  einigen  so- 
gar noch  höher  steigt,  sind  eigentlich  saurer,  als  man  der  Natur 
der  Sache  nach  im  Verhältniss  zu  den  Sanidin-Trachyten  und  Sa- 
ni din-Oligoklastrachyten  vermuthen  sollte,  st^ts  aber  erreicht  der 
Kieselsäuregehalt  dennoch  nicht  das  Maximum  des  Oligoklas.  Die 
analüg  cbnstituirten,  ebenfalls  aus  Oligoklas  und  Hornblende  be- 
stehenden quarzfreien  Diorite  sind  auch  durchgehends  basischer. 

Das  spec.  Gewicht  beträgt  2.7 — 2.8  ;  es  ist  z.  B.  bei  I  2.739  ; 
m  2.671;  V  2.778;  VI  2.790;  während  es  bei  dem  Sanidin-Oli- 
goklastrachyt  nur  2.6  bis  2.7   ausmachte. 

Das  Gestein  von  der  Wolkenburg  im  Siebengebirge  (I),  ein 
so  charakteristisches,  dass  man  darnach  die  Hornblende-Andesite 
Wülkenburg-Trachytc  genannt  hat,  zeigt  in  einer  grauen, 
bläulicheu,  rötlilichen,  oft  auch  dunkeln  Grundmasse  mit  häufig 
poröser  Textur  sehr  zahlreiche  Körner  oder  tafelartige  Krystalle 
von  deutlich  gestreiftem  seh  nee  weissem  Oligoklas,  säulenförmige 
Krystalle  von  Hornblende  bis  zur  Grösse  von  mehrern  Zollen  und 
kleine  sechsseitige  Blättchen  von  schwärzlichbraunem  Magnesiaglim- 
mer. Magneteisen  durchzieht  das  Gestein  in  oft  unerkennbar  fei- 
nen Körnchen.  Die  Hornblende  ist  bei  weitem  häufiger  als  im 
Drachenfelser  Sauidin-Oligoklastrachyt,  Augit  ist  selten.  Olivin  findet 
sich  nicht  darin ;  Hohlräume  des  Gesteins,  welche  meistens  von  einem 
dunklern,  an  grossen  Glimmerblättern,  Hornblende-  und  Oligoklas- 
krystallen  reichen  Gesteinsrande  umgeben  werden,  enthalten   Kalk- 


Hornblende-Andesit.  213 

spath,  welcher  auch  sonst  vielfach  in  dem  Andesit  fein  vertheilt 
zu  sein  scheint,  da  dieser  sehr  häufig  mit  Säuren  braust.  Aehnlich 
dem  Gestein  von  der  Wolkeuburg  ist  das  vom  Stenzelberg.  Ausser 
an  diesen  beiden  Bergen  erscheint  der  Hornblende-Andesit  noch  an 
folgenden  Punkten  im  Siebengebirge:  am  Bolvershahn  und  an  der 
Wimmerspitze,  östlich  von  der  Wolkenburg:  an  dem  nördlichen 
Gebirgsarni,  welcher  die  Gipfel  des  Froschbergs,  des  Schwendeis, 
der  Remscheid,  der  grossen  und  kleinen  Rosenau  trägt ;  eine  dritte, 
noch  ausgedehntere  Masse  bildet  das  Gestein  an  der  südlichen 
Grenze  des  Siebengebirges,' nämlich  die  Scheerköpfe,  den  Kamm  der 
Brüngelsberge,  den  nordöstlichen  Abhang  der  Löwenburg,  die  Berge 
Lockemich,  Buckeroth  und  den  sei larf geschnittenen  Grat  der  Brei- 
berge. Inselförmig  hebt  sich  an  mehrem  Punkten  der  Wolken- 
burger  Hornblende-Andesit  aus  umlagernden  Schichten  des  Trachyt- 
conglomerat  und  des  Braunkohlengebirges  hervor.  Aus  demselben 
besteht  der  grosse  und  kleine  Hirschberg,  der  südöstliche  Abhang 
des  Nonnenstrombergs,  sowie  ein  kleiner  Theil  des  Heisterbacher 
Mantels.  Der  Wolkenburg-Andesit  bildet  auch  zwei  gangähnliche 
Gebirgsglieder,  südwestlich  vom  Wasserfall  und  südlich  vom  Schal- 
lerberg. Nach  vom  Rath  ist  im  Siebengebirge  der  Wolkenburger  Horn- 
blende-Andesit jünger  als  der  Drachenfelser  Sanidin-Oligoklastrachyt. 

Wolkenburg-Andesit  mit  linienlangen  durchsichtigen  Quarz- 
dihexaedern  erwähnt  Zehlcr  am  Kusse  des  Brüngelsbergs  auf  der 
rechten  Seite  des  Rhöndorfer  Thaies,  auch  v.  Dechen  führt  roth- 
braune Quarzkörner  von  sechsseitigem  Durchschnitt  vom  grossen 
Breiberg  an  (Geogn.  Führ,  in  d.  Siebengeb.  93),  und  diese  Gesteine 
sind  nur  desshalb  hier  nicht  zu  den  Quarzandesiten  gestellt  wor- 
den, weil  sie  in  allzu  inniger  Verbindung  mit  den  quarzfreien  Glie- 
dern stehen. 

Unter  den  trachytischen  Gesteinen  der  Umgegend  von  Kelberg 
in  der  Kifel  treten  auch  solche  auf,  welche  durch  reichliche  tafel- 
artige  Oligoklase  und  lange  Homblendeprismen  charakterisirt  sind, 
und  in  denen  kein  unzweifelhafter  Sanidin  zu  erkennen  ist ;  dazu 
gehören  das  (Jestein  vom  Bocksberg,  östlich  von  Müllenbach,  sowie 
mehrere  der  vereinzfiten  Punkte  an  der  Chaussee  zwischen  Boos 
und  Hüluierbacli.  Die  von  dem  Feldspath  (Sanidin  Lewinsteiu)  so- 
viel als  möglich  befreite  Grundmasse  eines  der  letztern  Vorkonmi- 
nisse  ergab  nach  Lewinstein:    Kieselsäure  63.45;  Thonerde  20.58; 


214  Homblende-Andesit. 

Eisenoxyd  4.64;  Kalk  3.62;  Magnesia  1.58;  Kali  2.57;  Natron 
3.56.  Berechnet  man  hierzu  die  Sauerstoffzahlen,  so  ergibt  sich 
das  Verhältuiss  von  Si :  R  :  R  =  9  :  3.01  ;  0.81,  also  ein  dem  Oli- 
goklasverhältniss  sehr  nahekommendes. 

Von  den  trachy tischen  Gesteinen  Nassaus,  von  denen  ein  Theil 
zu  den  Sanidin-Oligoklastrachyten  (S.  185)  zu  rechnen  ist,  gehört 
ein  anderer  Theil  zu  den  Hornblende- Andesiten,  z.  B.  die  Kuppe 
von  Wenderoth,  Herzberg,  Hunneberg  nordwestlich  von  Weidenhahn, 
.Niederahr  u.  s.  w.  (v.  Dechen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XVII.  1865. 
92)  ;  G.  Rose  stellte  sie  früher  hierher  (in  v.  Humboldts  Kosmos 
IV.  470).  Fischer  zählt  am  Kaiserstuhl  im  Breisgau  zu  den  sani- 
dinfreien  Hornblende- Andesiten  die  Gesteine  von  der  Langeneck- 
gasse  bei  Oberbergen  (mit  Melanit),  vom  Eichwaldbuck,  vom  Elich- 
berg  bei  Rothweil,  von  Kichlinsbergen. 

Diejenigen  Gesteine  Ungarns  und  Siebenbürgens,  welche  als 
feldspathigen  Gemeugtheil  nur  Oligoklas  und  daneben  Hornblende 
besitzen,  betrachtet  v.  Richthofen,  wie  bereits  früher  erwähnt,  als 
eigentliche  Trachy te  und  scheidet  dieselben  in  Grünsteintra- 
chyte  und  graue  Trachyte;  es  fallen  demnach  diese  beiden 
Gesteinsgruppen  mit  unsern  Hornblende-Andesiten  zusammen.  Der 
Unterschied  zwischen  Grünsteintrachyten  und  grauen  Trachyten  ist 
weniger  in  petrographischer  Ausbildung  als  in  den  geologischen 
Verhältnissen  und  dem  allgemeinen  äussern  Habitus  gelegen. 

Die  sog.  Grünsteintrachyte  zeichnen  sich  meist  durch  die  An- 
wesenheit einer  grünen  Färbung  aus,  die  immer  dunkel  ist,  und 
oft  in  ölbrauiie  und  schwärzliche  Töne  übergeht.  Das  Aussehen 
erinnert  auffallend  an  das  der  alten  Grünsteine,  der  Diorite  und 
Dioritporphyre,  unter  welchem  Namen  man  diese  Gesteine  auch 
früher  beschrieben  hatte.  In  den  meisten  Fällen  kann  man  eine 
Grundmasse  und  eingewachsene  sehr  zahlreiche  und  deutliche  Kry- 
stalle  unterscheiden,  welche  wesentlich  Oligoklas  und  Hornblende 
sind,  und  aus  denselben  Bestandth eilen  dürfte  im  Allgemeinen  die 
Grundmasse  zusammengesetzt  sein,  worin  feinvertheilte  Hornblende 
das  färbende  Princi})  bildet.  Der  Oligoklas  stellt  ausgezeichnete,  in 
grosser  Zahl  zerstreute,  tafelförmige  Krystalle  von  2-3  Linien  Durch- 
messer dar,  welche  auch  ein  wenig  an  der  grünlichen  Färbung  theil- 
nehmen.  Die  Hornblende  des  Grünsteintrachyt  weist,  wie  schon  Beu- 
dant  bemerkt,  die  Eigenthümlichkeit  auf,  dass  sie  meist  eine  unvoll- 


Homblende-Andesit.  215 

kommen  lamellare  Structur  hat,  sehr  häufig  aber,  ähnlich  dem  Uralit, 
nach  der  Hauptaxe  faserig  ist.  Sie  besitzt  dann  meist  einen  sei- 
denartigen und  wachsartigen  Glanz  und  dunkelgrüne  Färbung,  sel- 
ten sind  Grünsteintrachyte,  wo  noch  der  sonst  gewöhnliche  Glas- 
glanz auf  vollkommenen  Spaltungsflächen  und  schwärzliche  Färbung 
erhalten  ist.  Auch  ist  die  Hornblende  meist  weicher  als  die  ge- 
wöhnliche, und  gleichfalls  deutet  das  Brausen,  welches  fast  jedes 
Stück  bei  Benetzung  mit  Säuren  zeigt,  auf  Zersetzungszustände, 
welche  sich  allerdings  oft  noch  in  dem  ersten  Stadium  befinden 
mögen.  Die  leichtere  Zersetzbarkeit  des  Grünsteintrachyt  gegen- 
über dem  grauen  Trachy t  spricht  sich  auch  in  den  abgerundeten 
Bergfonnen  des  erstem  aus.  Augitkrystalle  sind  oft  in  nicht  un- 
bedeutender Menge  eingesprengt,  aber  niemals  nehmen  sie  über- 
hand und  niemals  verliert  das  Gemenge  den  Charakter  eines  Horn- 
blendegesteins. Ein  wesentliches  Merkmal  der  Grünsteintrachyte 
ist  noch  ihr  Gehalt  an  Erzen,  welche  meistens  ungemein  fein  ein- 
gesprengt vorkommen,  auch  setzen  die  edlen  Erzgänge  von  Ungarn 
und  Siebenbüi'gen  ausschliesslich  in  diesem  Gestein   auf. 

Die  grauen  Trachyte,  in  welchen  man  ebenfalls  nur  Oligoklas 
und  Hornblende  erkennt,  haben  wesentlich  dieselbe  mineralische 
Zusammensetzung  wie  die  Grünsteintrachyte.  Die  Hornblende,  wo 
sie  in  grössern  Kry stallen  vorkommt,  hat  ihren  Glasglanz  und  voll- 
kommene Spaltungsflächen,  die  Grundmasse  ist  bald  zellig  und 
porös,  bald  vollkommen  dicht  und  splitterig,  aber  sie  zeigt  keine 
Spur  einer  grünen  Färbung  und  keine  selbst  entfernte  Aehnlichkeit 
mit  alten  Dioriten.  Auch  in  ihnen  treten  Augitkrystalle  in  das 
Gemenge  ein.  Die  grauen  Trachyte  zeichnen  sich  durch  ihre  Obe- 
lisken- und  thurmartigen  Felsen  gegen  die  glockenförmig  gewölb- 
ten Berge  der  Grünsteintrachyte  aus  und  sind  stets  jünger  als 
letztere. 

Einem  Ausspruch  v.  Richthofens  zufolge,  dass  >die  grauen 
Trachyte  in  ihren  sauren  Gliedern,  soweit  Sanidin  in  ihnen  eine 
Rolle  spielt,  in  ihrem  Bestände  von  den  Grünstcintrachyten  abwei- 
chend sind-^,  scheint  es,  dass  diese  gi*auen  üligoklastrachyte  auch 
sanidinführende  Endglieder  besitzen,  die  also  den  Sanidin- Oligoklas- 
trachyten  zugewiesen  werden  müssten.  Es  ist  übrigens  wohl  zu 
bemerken,  dass  durch  Stäche's  Untersuchungen  ein  Theil  der  von 
v.  Richthofen  als  gänzlich  quarzfrei  erachteten  Grünstein-  und  grauen 


216  Hornblende-Andesit. 

Trachyte  sich  als  quarzhaltig  erwiesen  hat,  welcher  also  den  Qaarz- 
andesiten  zufällt  (vgl.  S.  207). 

Die  Hornblende-Andesite  als  Grünsteintrachyte  und  graue  Tra- 
chyte sind  im  nördlichen  Ungarn  und  in  Siebenbärgen  sehr  ver- 
breitet, z.  B.  in  der  Gegend  von  Scheronitz^  Kapnik,  Nagy-Banya, 
Bereghszasz^  Kiraly-Helmecz,  im  siebenbürgischen  Erzgebirge.  Leider 
findet  sich  in  v.  Richthofens  ausgezeichneter  Abhandlung,  welcher 
vorstehendes  entnommen  ist,  nichts  eingehenderes  über  die  Ver- 
breitung dieser  Gesteine.  Die  Grünsteintrachyte  stehen  hinsichtlich 
der  Verbreitung  den  grauen  Trachyten  nach,  letztere  werden  auch 
von  bedeutenden  Tu£Fablagerungen  begleitet,  wovon  erstere  keine 
Spur  zeigen. 

Die  Hornblende-Andesite  Siebenbürgens  hat  dagegen  Stäche 
sehr  ausführlich  geschildert,  wobei  er  aus  geologischen  Rücksichten 
an  der  Scheidung  in  graue  Trachyte  und  Grünsteintrachyte  festhält ; 
von  den  grauen  Trachyten  gehört  —  entsprechend  unserer  obigen 
Vermuthung  —  eine  Abtheilung,  die  »ächten  Trachyte*,  den  Sa- 
nidin-  und  Sanidin-Oligoklastrachyten  an,  die  andere  Abtheilung  der- 
selben, »die  andesi tischen  Trachyte«,  entspricht  dagegen  als  reines 
Oligoklas-Hornblendegestein  dem  Hornblende-Andesit;  die  »Grünstein- 
trachyte* stimmen  sämnitlich  mit  unsemHomblende-Andesiten  überein. 

Der  Hauptcharakter  der  »grauen  andesi  tischen  Trachyte*  liegt 
in  der  dunkeln  schwärzlichen  Färbung,  dem  feinkörnigen  bis  dich- 
ten Gefüge  und  dem  uneben-splitterigen  und  unvollkommen-schaa- 
ligen  Bruch  des  Gesteins,  in  der  Gegenwart  zahlreicher,  kleiner 
schimmernder,  weisslicher  oder  grünlichgrauer  Feldspathflächen  mit 
oft  deutlicher  Zwillingsstreifung,  sowie  in  dem  fast  immer  erkenn- 
baren Auftreten  kleiner  schwarzer  Hornblendenadeln.  In  einigen 
Varietäten  erscheinen  neben  der  Hornblende  auch  accessorisch  Au- 
git  und  schwarzer  Glimmer.  Derlei  Gesteine  sind  herrschend  im 
Vihorlat-Gutin-Zug  und  brechen  mit  dem  Gutin  in  das  nördlichste 
Eruptionsgebiet  Siebenbürgens  ein ;  sie  bilden  von  der  Franzens- 
strasse  bis  über  den  Hargittaberg  hinaus  den  Hauptbestandtheil 
des  ganzen  Hargittagebirges,  sie  erscheinen  endlich  in  sehr  bedeu- 
tenden Partieen  noch  in  der  westlichen  Hälfte  des  süderzgebirgi- 
schen  oder  des  Eruptionsgebietes  des  Koros.  Stäche  erwähnt  fol- 
gende Hauptabänderungen :  den  weisslichen  andesitischen  Trachyt 
von  Toplicza  mit  zahlreichen  Feldspathen  und  weniger  Hornblende, 


Hornblende-Andesit.  217 

den  fast  schwarzen  Andesit  von  Kapnikbanya  und  den  Andesit  des 
Karacserberges,  welche  beide  einen  derben,  durchscheinenden,  oli- 
vinfarbigen,  unbekannten  Feldspathgemengtheil  ausser  dem  Oligo- 
klas  enthalten,  welchen  schon  Beudant  beobachtete ;  den  Andesit 
von  Lyasza  und  Karacs,  dessen  Grundmasse  stellenweise  kleine 
weissliche  perlitische  Ausscheidungen,  den  Andesit  des  Hargitta- 
gipfels,  welcher  nach   v.  Richthofen  auch  kleine  Augite  umschliesst. 

Die  zu  den  Hornblende- Andesiten  gehörenden  »Grtinstein- 
trachyte«  charakterisirt  Stäche  ebenso,  wie  v.  Richthofen;  auch 
hier  werden  mehrere  Ilauptabänderungen  unterschieden:  die  gra- 
nitoporphyrischen  Grünsteintrachyte,  bis  auf  den  Mangel  an  Quarz, 
den  hornblendereichen,  oligoklasführenden  sanidinfreien  Quarzande- 
siten  (vgl.  S.  207)  sehr  ähnlich;  Hornblende  und  Oligoklas  sind 
meist  in  ziemlich  grossen  Krystallen  ausgeschieden  innerhalb  einer 
grünlichgrauen,  dunkelgrauen,  braunen  oder  fast  schwarzen  Grund- 
masse ;  solche  Gesteine  sind  die  verbreitetsten  in  den  Gebieten  von 
Rodna,  vom  Gutin-Csibles,  und  kommen  auch  in  den  Gebieten  von 
Offenbanya  und  Nagyag  vor ;  Grünsteintrachyte,  in  denen  der  Feld- 
spath  ganz  und  gar  in  die  Grundmasse  zurücktritt  und  nur  die 
Hornblende  erkennbar  ausgeschieden  ist,  wie  am  Henyul  bei  Bistritz, 
bei  Tihutza  und  Maroseny;  solche,  in  denen  die  Hornblende  sich 
nur  in  der  grünen  Grundmasse  findet,  und  der  Feldspath  allein 
ausgeschieden  ist;  solche  Grünsteintrachyte  endlich,  in  denen  gar 
keine  Ausscheidungen  aus  der  Grundmasse  hervortreten,  sondern  bei 
denen  das  ganze  Gestein  aus  einem  aphanitischen  oder  feinkörnigen 
gleichmässigen  Gemenge  beider  Bestandtheile  besteht  r  dunkel  grün- 
liche Farben  sind  auch  hier  herrschend  und  die  Aehnlichkeit  mit  fein- 
körnigen Dioriten  und  altern  Aphanitgesteinen  wird  oft  sehr  gross.  Zu 
bemerken  ist,  dass  in  den  ungarisch-siebenbürgischen  Trachyten  die  tri- 
klinen  Feldspathe  noch  nicht  chemisch  als  Oligoklas  befunden  wurden. 

Das  von  Breithaupt  unter  dem  Namen  Timazit  beschriebene 
schöne  Gestein  von  den  Ufern  des  kleinen  Timok  bei  Gamsigi-ad 
in  der  Gegend  von  Saidschar  im  serbischen  District  Czernareka, 
welches  eine  als  Ganisigradit  bezeichnete  Hornblendevarietät  enthält, 
scheint  ebenfalls  ein  Hornblende-Andesit  zu  sein;  in  einer  grauen  oder 
grünlichgrauen  feinkörnigen  bis  scheinbar  dichten  Grundmasse  liegen 
weisse  gestreifte  Feldspathe  und  schwarzer  Gamsigradit,  spaltbar 
nach  einem  Prisma  von   124'^  26',   mit  grünlichgrauem  Strich,    der 


218  Homblende-Andesit. 

Härte  5—6  und  dem  spec.  Gew.  3.119.  Der  Gamsigradit  schmilzt 
vor  dem  Löthrohr  sehr  leicht  und  rahig  zu  einem  grünschwarzen 
Glas  und  enthält  nach  R.  Müller:  Kieselsäure  46.58;  Thonerde 
13.65;  Eisenoxydul  12.29;  Manganoxydul  6.00;  Magnesia  8.44; 
Kalk  8.83;  Natron  3.17;  Kali  1.00.  Nebenbei  finden  sich  noch 
kleine,  sechsseitige  braune  Glimmertäfelchen,  Mag^eteisenkömchen 
und  Eisenkieswüifelchen.  Nach  einer  durch  Ruhe  angestellten 
Schmelzprobe  enthält  der  Timazit,  wie  v.  Cotta  anführt,  ungefähr 
51  pct.  Kieselsäure.  Obschon  die  Hornblende  mancher  frischen 
ungarischen  und  siebenbürgischen  Gesteine  mit  dem  Gamsigradit  in 
ihren  äussern  Eigenschaften  nahe  übereinstimmt,  so  scheint  doch  der 
Vorschlag  von  v.  Cotta,  die  Grünsteintrachyte  v.  Richthofens  ab 
Timazit  zu  bezeichnen,  nicht  ganz  gerechtfertigt.  Am  zweckmässig- 
sten  dürfte  der  Name  Grünsteintrachyt  ganz  in  der  allgemeinem 
Bezeichnung  Hornblende- Andesit  aufgehen  und  der  «erbische  Timazit 
allenfalls  als  eine  Varietät  des  letztern  beibehalten  werden.' 

Die  trachytischen  Gesteine,  welche  in  der  Umgegend  Yoa 
Banow  in  Mähren  aus  dem  Wienersandstein  emporragend  vorkommen, 
hat  G.  Tschermak  untersucht.  Es  sind  z.  Th.  ächte  Hornblende- 
Andesite,  Oligoklas  -  Homblendegesteine.  In  einigen  Abänderungen 
glaubte  Tschermak  neben  dem  Oligoklas  noch  Labrador  zu  erkennen, 
welcher  sich  von  dem  weissen  oder  wasserhellen  Oligoklas  durch 
seine  lichtgraue  Farbe  und  leichtere  Schmelzbarkeit  unterscheiden 
soll,  auch  war  bei  einer  geschlüfenen  Varietät  der  eigenthümliche 
bläuliche  Lichtschein  wahrzunehmen.  Da  Analysen  nicht  vorliegen, 
so  dürfte  dies  bis  jetzt  anderswo  nicht  beobachtete  Zusammenvor- 
kommen von  Oligoklas  und  Labrador  noch  nähere  Bestätigung  und 
Untersuchung  erfordern.  Beim  Sauerbrunnen  von  Nezdenitz  enthält 
die  lichtgraue  feinkrystallinische  Grundmasse  grössere,  durchschnitt- 
lich 2,  im  Maximum  6  Mm.  lange  Ob'goklaskrystalle,  feine  Nadeln 
von  schwarzer  Hornblende,  auch  kleine  dicke  dunkelgrüne  Krystalle, 
welche  Augit  zu  sein  scheinen,  sowie  Magneteisen.  Das  Gestein  von 
der  Kuppe  Staiy-Swietlau  (vgl.  Analyse  IH)  ist  oligoklasreicher  und 
sehr  hornblendearm.  Die  licht-  bis  dunkelgraue  ebenfalls  oligoklas- 
reiche  und  hornblendearme  Andesitlava  vom  Krater  bei  Ordgeof 
enthält:  Kieselsäure  56.47;  Thonerde  20.60;  Eisenoxydul  11.15; 
Kalk  6.42;  Magnesia  1.80;  Alkalien  3.50;  spec.  Gew.  2.745.  Die 
dunklern  hornblendereichern  und  magneteisenführenden  Gesteine  von 


Hornblende- Andesit.  219 

Komnia,  von  der  Einsiedelei  und  von  dem  Calvarienberg  bei  Banow 
sind  solche,  in  denen  Labrador  neben  Oligokla»  vorkommen  soll; 
das  erstere  enthält  53.85,  das  zweite  nur  50.74  Kieselsäure;  das 
dunkelgraue  Gestein  von  Wollenau  mit  51.32  Kieselsäure,  welches 
ausser  spärlicher  Hornblende  sehr  kleine  Olivine  und  Augite  ent- 
hält, wird  von  Tschermak  als  ein  anamesitartiges  bezeichnet. 

Die  Hornblende  -  Andesite  von  Szczawnica  bei  Sandec  in  den 
Karpathen  wurden  von  Zeuschner  ihren  Lagerungsverhältnissen  nach 
beschrieben  und  von  Streng  analysirt  (lY). 

G.  Rose  zählt  (in  A.  v.  Humboldts  Kosmos  IV.  470)  zu  seiner 
dritten  Trachytabtheilung  (vgl.  S.  143),  welche  unsem  Homblende- 
Andesiten  entspricht,  noch  folgende  Gesteine:  die  vom  Puy  de 
Chaumont  bei  Clermont  in  der  x4.uvergne  und  von  Liorant  im 
Cantal ;  die  der  mexicanischen  Vulkane  von  Toluca  (reich  an  Ma- 
gnesiaglimmer) und  Orizaba ;  des  Vulkans  von  Purace ;  die  Gesteine 
des  Mount  Taylor  zwisclien  Santa  Fe  del  nuevo  Mexico  und  Albu- 
querque,  sowie  die  von  Cieneguilla  am  westlichen  Abfall  der  Rocky 
Mountains,  und  vom  Mohave-River,  einem  Zufluss  des  Rio  Colorado ; 
auf  Java  die  Gesteine  der  vulkanischen  Gegenden  von  Burung-agung, 
Tjinas  und  Guuung-Parang  (District  Batu-gangi). 

Nach  der  Beschreibung  von  Abich  reihen  sich  den  Hornblende- 
Andesiten  noch  folgende  Vorkommnisse  au :  das  Gestein  vom  Circus 
des  Pic  von  Teneriffa,  feinkörnig,  rauchgrau,  mit  glänzenden  Feld- 
spathen  in  grosser  Menge,  Hornblende  in  langen  schmalen  Kry- 
stallen  und  vielen  Magneteisentheilchen  mit  57.76  Kieselsäure  und 
2.749  spec.  Gew.  (75.95  Oligoklas,  16.93  Hornblende,  6.73  Ma- 
gneteisen nach  Abich,  von  Roth  unter  den  Augitandesiteu  aufgeführt) ; 
die  Gesteine  von  Lisca  nera,  Lisca  bianca  und  Dattolo  zwischen 
Lipari  und  Stromboli  mit  bald  dunkelrothbrauner,  bald  schwarz- 
grauer Grundmasse,  vielen  Feldspathen,  spärlichen  aber  deutlichen 
Hornblendekrystallen  und  wenig  Magneteisen  (57.67  Kieselsäure, 
2.775  spec.  Gew.) ;  das  Gestein  der  Rocca  di  Zoccolaro  am  Val 
del  Bove  mit  oft  zollgrossen  Hornblendekrystallen  in  grosser  Menge 
und  deshalb  nur  53.97  Kieselsäure,  aber  2.829  spec.  Gew. ;  das 
der  Rocca  di  Giannicola  (mit  50.79  Kieselsäure),  deren  Feldspath 
Plattner  als  Oligoklas  befand  (Vulkanische  Erscheinungen  102.  107. 
110);  das  Gestein  aus  dem  Teatro  gi*ande  an  der  Basis  der  Serra 
Giannicola    enthält   in   deutlich  krystallinischer    fleischrother   feld- 


220  Hornblende-Andesit. 

spathreicher  Grundmasse  schwarze  Hornblende  und  lauchgrünen 
Augit  und  wurde  von  Sart.  v.  Waltershausen  (Vulk.  Gest.  v.  IsK 
u.  Sic.   1853.    148)  analysirt. 

V.  Richthofen  fand  am  Tamsui-Hafen  an  der  Nordküste  von 
Formosa  ausgezeichneten  Ilornblende  -  Andesit  ohne  Sanidin  und 
Augit ;  die  Hornblendesäulen  liegen  wie  die  Strahlsteinsäulen  in 
einem  Strahlsteinschiefer  mit  ihren  Axen  a  und  b  nahezu  durch 
das  ganze  Gestein  parallel. 

Andere  trachy tische  Gesteine  erwarten  noch  eine  nähere  Un- 
tersuchung, um  sie  alsdann  entweder  den  eigentlichen  Trachyten 
oder  den  Hornblende- Andesiten  zuzuzählen;  dahin  gehören  die 
braunen  trachytischen  Gesteine  aus  den  Cimini-Bergen  (nach  Brocchi ' 
Nenfro  genannt) ;  die  Gesteine  zwischen  Santa  Fiora,  Viterbo  und 
Tolfa  (von  Brocchi  Nekrolith  genannt)  u.  a. 

V.  Dechen,   H.-A.  d.  Siebengeb.,  Geogn.  Führer  in  das  Siebengeb. 

186J.  92-106. 
Bischof,  ebendar.,  Lehrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geol.  1.  Aufl.  II.  2181. 
vom  Rath,  ebendar,  Beitr.  z.  Keimtn.  d.  Trach.  d.  Siebengeb.  1861. 
Roth,  H.-A.  d.  Eifel  in  Mitscherlich,  über  d.  vulk.  Erscheinung,  d. 

Eifel  1865.  11. 
Zirkel,  ebendar.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XL   1859.  538. 
v.  Dechen,  H.-A.  v    Nassau,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XVII.  1865.  89. 
Stifft,  Gest.  V.  Nassau,  Geo^n.  Beschr.  d.  Herzgth.  Nassau  186.  188. 
F.  Sandbergor,    ebendar.,   Uebers.  d.  geol.  Verh.  d.  H.  Nassau  70. 
Fischer,  H.-A.  v.  Kaiserstuhl,  Ben.  d.  naturf.  Ges.  in  Freiburg  im 

Br.  II.  408. 
Tschermak,  H.-A,  aus  Mähren,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  1858.  62. 
V.  Richthofen,  Studien  aus  d.  ungar.-siebenbürg.  Trachytgeb.,  Jahrb. 

d.  geol.  R.anst.  1861. 
Stäche,  H.-A.  Siebenbürgens,    Geologie  Siebenb.  von    F.  v.  Hauer 

u.  Stäche  1863.  68.  79. 
Breithaupt,  Timazit,  Berg-  u.  hüttenmänn.  Zeitung  1861.  51. 
V.  Cottrt,  Timazit,  Gaugstudien  IV.  28.  56.  65.  85. 
Streng,  H.-A.  von  Szczawnica,  Poggend.  Ann.  XC  1853.  117;  auch 

N.  Jahrb.  f.  Min.   1853.  642. 
Zeuschner,  ebendar.,  Jahrb.  f.  Min.  1833.  315. 
Abich,  H.-A.  Italiens,  Vulkanische  Erscheinungen  1841. 
Sartorius  v.  Waltershausen,   H.-A.   Italiens,    Vulk.   Gest.  v.  Sic.  u. 

Isl.  1853.  147.  '^ 
V.  Richthofen,   H.-A.  von  Formosa,   Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XII. 

1860.  536. 
Prölss,  H.-A.   vom  Gunung-Merapi   auf  Java,    N.   Jahrb.  f.  Minor. 

1864.  431. 


Augit-Andesit.  221 

B.    AHgit-AndesIt. 

Die  Augit-Andesite  sind  in  ihrer  äussern  Erscheinung  den 
Hornblende-Andesiten  ziemlich  ähnlich  und  unterscheiden  sich  von 
diesen  nur  dadurch,  dass  bei  ihnen  Augit  mit  dem  Oligoklas  ver- 
bunden ist.  Auch  sie  führen  mitunter  Quarz,  doch  sind  solche 
quarzhaltige  Glieder,  wie  es  scheint,  ganz  unverhältnissmässig  viel 
seltener  als  bei  den  Hornblende-Andesiten. 

1.     Quarzführende  Augit-Andesite. 

Hier  sind  nach  unsern  jetzigen  Kenntnissen  nur  jene  eigen- 
thümlichen  Gesteine  der  südamericanischen  Andes  aufzuführen,  wel- 
che Abich  als  Andesit  bezeichnet  hat,  welche  G.  Rose  (v.  Hum- 
boldts Kosmos  IV.  471)  den  Augit- Andesiten  zurechnet,  und  selbst 
bei  diesen  ist  es  nicht  für  alle  zweifellos,  dass  sie  hierher  gehören, 
da  bei  einigen  kein  Augit,  Hornblende  neben  Augit  oder  gar  Horn- 
blende allein  angegeben  wird ;  jedenfalls  aber  sind  sie  zum  grössten 
Theile  Andesite  mit  Kieselsäure-Ueberschuss.     Es  sind  folgende: 

I.  Chimborazo -  Gestein  aus  15180  Fuss  Höhe;  neben  vielen 
kleinen  Albiten  ziemlich  grosse  Krystalle  von  wachsgelbem,  schein- 
barem Sanidin,  spärlicher  Hornblende,  sowie  Partieen  von  grünem 
Augit  und  fein  eingesprengtes  Magneteisen.  Kieselsäure  65.00 ; 
spec.   Gew.  2.685. 

H.  Gestein  vom  Guagapichincha  aus  14248  Fuss  Höhe,  schwarz 
pechsteinähnlich  mit  schmalen  Albiten,  grünen  Augiten  von  musche- 
ligem Bruch  und  zerstreuten  Magneteisenpunkten.  Kieselsäure  67.07; 
spec.  Gew.   2.580. 

HI.  Gestein  vom  Cotopaxi,  ^feinkörniger  Andesit«.  Kiesel- 
säure  63.98;  spec.  Gew.   2.716. 

IV.  Gestein  vom  Antisana;  in  schwarzgrauer,  lebhaft  auf  den 
Magnet  wirkender  Grundmasse  vorherrschender  Albit  und  wenig 
Hornblende.   Kieselsäure  64.26 ;  spec.  Gew.  2.708. 

V.  Gestein  vom  Krater  des  Antisana.  Kieselsäure  63.23  ;  spec. 
Gew.   2.633. 

VI.  Massengestein  von  Riobamba ;  zahlreiche  Feldspathe,  et- 
was Augit  und  Magneteisen  in  lichtgrauer  matter  Grundmasse. 
Kieselsäure  61.50;  spec,  Gew.   2.794. 

VII.  Gestein  vom  Tunguragua,  rothbraune  etwas  poröse  Grund- 
masse mit  weissen  Feldspathen.    Kieselsäure  57.40 ;  spec.  Gew.  2.798. 


222  Augit-Andesit. 

Abich,  von  welchem  diese  Bestimmungen  herrübren  (Vulkani- 
sche Erscheinungen  1841.  53 — 58;  115;  116)  hielt  den  klino- 
klastischen  Feldspath  für  Albit ;  wäre  der  Feldspath  dieser  Gesteiiie 
wirklich  Albit,  so  brauchten  sie  keinen  Quarz  zu  enthalten,  da  der 
Kieselsäuregehalt  des  Albit  durchschnittlich  69  pct.  beträgt.  Da 
aber  keine  Analyse  des  Albit  ausgeführt  ist,  und  überdies  I  1.99, 
II  2.18  pct.  Kali  führen,  so  ist  mit  höchster  Wahrscheinlichkeit 
der  Feldspath  Oligoklas  und  demzufolge  müssen  die  Gesteine  (wenig- 
stens die  erstem)  quarzführend  sein.  Rammeisberg  berechnete  schon 
bei  einem  andern  Chimborazogestein  (aus  17916  F.  Höhe)  mit  59.12 
Kieselsäure  neben  Oligoklas  und  Augit  4.08  Kieselsäure  (vgl.  8. 223). 
Beachtentwerth  wäre  es,  wenn  die  grossen  wachsgelben  Krystalle 
in  I  wirklich  Sanidin  wären,  da  die  Begleitung  von  Augit  sehr 
selten  ist.  Selbst  bei  der  Gegenwart  von  Sanidin  in  I  muss  wegen 
der  Beimengung  basischerer  Mineralien  freie  Säure  zugegen  sein. 
In  II  kann  der  Säure  -  Ueberschuss  recht  gut  in  der  pechsteinähn- 
lichen  Grundmasse  sitzen,  die  Grundmasse  der  meisten  dieser  Ge- 
steine ist  übrigens,  wie  eine  Anschauung  der  Handstücke  lehrt, 
entweder  halbgla§ig  oder  felsi tisch  (womit  auch  L.  v.  Buchs  Aus- 
sage übereinstimmt.  Descr.  des  iles  Canaries  486)  und  eine  mikros- 
kopische Untersuchung  wäre  hier  sehr  wünschenswerth,  da  über- 
haupt das  Vorkommen  von  Quarz  neben  Augit  zu  den  sehr  seltenen 
Erscheinungen  gehört.  In  III,  V  und  VII  geschieht  des  Augit  keine 
Erwähnung,  in  IV  wird  sogar  ausdrücklich  Hornblende  aufgeführt ; 
VII  braucht  keine  freie  Säure  zu  enthalten,  VI  vielleicht  auch  nicht. 
2.     Quarz  freie  Augit- And  es  ite. 

Weitaus  die  allermeisten  Augit -Andesite  sind  quarzfrei  aus- 
gebildet. Die  GrunJmasse,  in  welcher  Oligoklas  und  Augit  in  Kry- 
stallen  oder  deutlich  erkennbaren  krystallinischen  Kömern  einge- 
wachsen sind,  ist  meist  mehr  oder  weniger  deutlich  krystallinisch 
zusammengesetzt,  seltener  scheinbar  dicht.  Wie  in  den  Hornblende- 
Andesiten  Augit,  so  tritt  auch  wohl  bei  diesen  Augit-Andesiten 
Hornblende  in  das  Gemenge  ein,  aber  immer  nur  in  solch  geringer 
Menge,  dass  der  Augit  stets  um  ein  bedeutendes  vorwaltet.  Olivin 
stellt  sich  schon  häufiger  ein  und  erinnert  durch  seine  Gegenwart 
an  des  Basischerwerden  der  Gesteinsmischung.  Auch  Magneteisen 
ist  ein  häufiger  accessorischer  Gemengtheil,  Glimmerblättchen  hat 
man  ebenfalls  hier  und  da  beobachtet. 


Augit-Andesit.  228 

Die  quarzfreien  Augit  -  Andesite,  welche  unter  den  Jüngern 
Gesteinen  den  alten  Melaphyren  vollständig  entsprechen,  sind  im 
Ganzen  in  einer  geringern  Anzahl  von  Vorkommnissen  bekannt,  als 
die  Hornblende- Andesite ;  sie  sind  hauptsächlich  als  Laven  in  acht 
vulkanischen  Gegenden  zu  Hause  und  bis  jetzt  nur  an  einigen 
Punkten  eingehender  untersucht  worden. 

I.  Augit-Andesit-Lava  von  Hals,  Island,  grauschwarz,  fein- 
körnig, blasig,  ausgeschieden  Oligoklas  und  schlackiges  Magneteisen. 
Genth,  Ann.  d.   Chem.  und  Pharm.  LXVI.  1848.  22. 

n.  Augit-Andesit-Lava  vom  Efrahvolshraun,  Island,  blasig, 
scheinbar  dicht,  mit  ausgeschiedenem  Oligoklas,  Olivin  und  schlacki- 
gem Magneteisen.     Genth,  ebendas.   24. 

in.  Heklalava  von  1845,  grauschwarz  mit  hin  und  wieder 
ausgeschiedenem  Oligoklas.  Damour,  Bull.  d.  1.  soc.  geol.  (2)  XII. 
1849.  85. 

IV.  Augit-Andesit-Lava  von  Portillo,  Teneriffa;  mit  ausge- 
schiedenen kleinen  Oligoklasen  und  sehr  wenig  Magneteisen.  Ch.  St. 
Ciaire- Deville,  Zeitschr.  d.  d.   geol.  Ges.  V.  690. 

V.  Augit-Andesit  von  der  Serra  Vavalaci,  Val  del  Bove.  Asch- 
graue, feinkörnige  Feldspathgrundmasse  mit  nadeiförmigen  Augiten. 
Sart.  V.  Waltershausen,  Vulk.  Gest.  v.  Isl.  u.  Sic.  1853.  149. 

VI.  Augit-Andesit  vom  Chimborazo  in  17916  F.  Höhe;  viele 
weisse  glasglänzende  Oligokluse  und  dunkelgrüner  Augit  in  grau- 
brauner Grundmasse.  Rammeisberg  in  v.  Humboldts  Kosmos  IV.  627. 

I.  n.  lU.         IV.  V.  VL 

60.06     54.76     57.88     55.28     59.12 
16.59 

11.37 
5.56 
2.40 
1.45 
3.60 
100.39   101.03 

TU  enthält    noch  0.07    flüchtige  Stoffe  und   1.72  Titansäure; 

IV  0.82  Manganoxydul;  V  0.47  Wasser.  In  VI  berechnete  Rammels- 

berg  ausser  58.66  Oligoklas  und  34.14  Augit  noch  4.08  Kieselsäure. 

Die  Augit- Andesite  mit  einem  meist  zwischen  55  und  59  pct. 


Kieselsäure     . 

55.92 

Thonerde .     .     . 

.     15.08 

Eisenoxyd      .     . 

— 

Eisenoxydul  . 

15.18 

Kalk 

6.54 

Magnesia .     .      .      . 

4.21 

Kali 

0.95 

Natron 

2.51 

13.61 

19.09 

17.75 

13.48 

— 

— 

11.60 

—  ' 

15.60 

8.92 

— 

7.27 

6.44 

3.65 

6.24 

6.50 

1.35 

Spur 

2.42 

5.41 

1.21 
3.41 

1    9.64 

1.72 
5.85 

2.64 
3.46 

'.)6.38 

99.18 

100.86 

97.88 

221  Augit-Andeflit. 

schwankenden  Kieselsäuregehalt  erweisen  sich  somit  als  etwas  ha- 
sischer, als  die  IIomhlende-Andesite,  hei  denen  er  sich  meisteiiB 
zwischen  59  pet.  und  62  pct.  bewegte.  Auch  das  spec.  Gewicht 
scheint  durchMchuittlich  um  ein  weniges  höher  zu  sein: 

Lava  von  Hais,  I.  2.919;  vom  Efrahvolshraun,  11.2.776; 

Heklalava,  III.  2.833;  Lava  von  Portillo,  IV.  2.671; 

(lesteiii  von  d.  Serra  Vavalaci,     Gestein  v.  Chimborazo,  VI.  2.8Q6. 
V.  2.702. 

Zu  den  ausgezeichnetsten  Augit-Andesiten  gehören  Gesteine, 
welche  im  südwestlichen  Island  verbreitet  sind.  Der  Andesit  von 
dem  Ilafenorte  Ilafnarfjürdr  bei  Reykjavik  hat  eine  gi'aulichweisse 
oder  grauröthliche  Farbe  und  besteht  aus  Feldspath,  Aogit  und 
Olivin.  Der  Feldspath  ist  meist  in  dünnen  Blättchen  ausgebildet, 
welche  ziemlich  locker  mit  einander  verbunden  sind,  so  dass  man 
ihre  Krystallkanteu  deutlich  wahrnehmen  kann.  Dieser  F^eldspath, 
welcher,  soweit  die  Kleinheit  seiner  Individuen  es  zu  beobachten 
erlaubt,  triklinoedrisch  kiystallisirt  ist,  ist  von  Forchhammer  Hav- 
nefjordit  genannt  worden ;  er  it<t  ein  kalkhaltiger  Oligoklas  und 
enthält:  Kieselsäure  61.22  ;  Thonerde  23.32;  Eisenoxyd  2.40;  Kalk 
8.82;  Magnesia  0.36;  Natron  2.5G  (Journ.  f.  pr.  Chem.  XXX.  489). 
Der  Augit  erscheint  bisweilen  in  sehr  schönen,  glänzend  schwarzen 
messbaren,  bis  zu  2  Linien  grossen  Krystallen,  der  Olivin  in  fei- 
nen Körnchen  ist  mit  nietallischem  Glanz  versehen  und  hat  ein  An- 
sehen wi<;  kleine  Pünktchen  von  I Juntkupfererz.  Manche  sehr  sel- 
tene 8(thwarze  schlackige  Körnchen  scheinen  titanhaltiges  Magnet- 
eisen  zu  sein.  Der  Kalkgehalt  des  llavnefjordit  ist  einigermasson  zwei- 
felhaft, da  CS  bei  der  ausserordentlichen  Feinheit  seiner  Individuen 
fast  unmöglich  ist,  absolut  reines  Material  zur  Analyse  zu  verwenden. 
Der  Kieselsäuregehalt  des  Gesteins  ist  56.08,  ähnlich  I.  Das  Gestein 
vom  Kvigyndisfell  am  Wege  von  Thingvellir  nach  Kalmanstünga 
zeigt  das  Aussehen  dieser  isländischen  Augit- Andesite  am  allerbesten. 
Der  Fehlspath,  (juantitativ  sehr  vorwaltend  und  wohl  auch  dem 
Oligoklas  angehörend,  bildet  dünne,  wnsserhelle,  so  locker  neben 
(Muander  gefügte  Blättchen,  dass  der  Bruch  sehr  rauh  sich  anfühlt 
und  das  Gestein  selbst  im  irischesten  Zustande  sich  fast  mit  den 
Fingern  zerreiben  lässt ;  der  Augit  formt  oft  die  schärfsten,  stark 
spiegelnden  Krystalle,  der  Olivin  dickere,  fast  durchsichtige,  gelb- 
grüne  Körnchen.   Weiter  nördlich  gegen  den  Berg  Ok  hin  nehmen 


Augit-Andesit.  225 

die  Olivinkömer  an  Grösse  und  Häufigkeit  zu,  während  die  Be- 
schaffenheit der  andern  Gemengtheile  sich  in  nichts  verändert.  Auch 
noch  in  andern  Gegenden  Islands  sind  diese  Augit^Andesite  ent- 
wickelt. 

Auch  Asche  der  Hekla  von  dem  Ausbruch  von  1845,  ana- 
lysirt  von  Connell  (gesammelt  auf  den  Orkneys,  Edinb.  new  philos. 
journ.  XL.  1846.  218)  und  Genth  (Annal.  d.  Chemie  u.  Pharm. 
LXVI.  1848.  26)  wird  ihrer  Zusammensetzung  nach  mit  Recht  von 
Roth  zu  den  Augit-Andesiten  gesetzt  (vgl.  die  vulkanische  Asche). 
Genth  veranstaltete  auch  eine  Analyse  der  Heklalava  von  1845 
(oberhalb  Näfrholt)  und  fand:  Kieselsäure  56.68;  Thonerde  14.93; 
Eisenoxydul  13.93 ;  Manganoxydul  Spur;  Kalk  6.41 ;  Magnesia  4.10 ; 
Kali  1.07;  Natron  3.46. 

Ratameisberg  hat  versucht,  für  einen  Theil  dieser  Heklage- 
steine  die  mineralogische  Zusammensetzung  zu  berechnen ;  er  zeigt, 
dass  der  Feldspat h  nicht  Labrador,  sondern  Oligoklas  sei,  und  be- 
rechnet ausserdem  Augit,  Olivin  und  Magneteisen;  der  Oligoklas 
erhält  die  ganze  Thonerde  und  fast  die  ganze  Kalkerde,  für  den 
Augit  bleibt  daher  nur  Kieselsäure  und  Eisenoxydul  nebst  einer 
sehr  geringen  Menge  Kalkerde,  gar  keine  Thonerde  übrig.  So  er- 
gibt sich  als  Zusammensetzung  für  die  Lava  von  Hals  (I) :  63  Kalk- 
Oligoklas,  28  Augit,  9  Olivin  und  eine  kleine  Menge  Magneteisen- 
erz, für  die  Lava  vom  Efrahvolshraun  (II):  71.37  Kalk-Oligoklas 
und  29.66  Augit,  Olivin  und  Magneteisen. 

Gesteine  von  der  Insel  Teneriffa,  welche  Ch.  St.  Ciaire  Deville 
untersuchte,  sind  auch  wahrscheinlich  als  Augit-Andesite  anzusehen  ; 
es  gehört  da/.u  die  unter  IV  angeführte  Lava  von  Portillo,  das 
röthlichviolette  trachytische  Gestein,  welches  in  regelmässigen  Bän- 
ken die  innern  Steilwände  des  Kraters  von  Chahorra  bildet  (mit 
nur  52.80  Kieselsäure  und  einem  spec.  Gewicht  von  2.727)  und 
die  grünliche  Lava  von  Chahorra  (mit  59.26  Kieselsäure  und  2.486 
spec.  Gewicht),  sowie  Laven  vom  Pik.  Deville  untersuchte  die 
Feldspathe  der  Teneriffa-Gesteine  und  befand  sie  als  Oligoklas. 
Rammeisberg  berechnet,  die  Thonerdemenge  für  den  Oligoklas  als 
Anhaltspunkt  nehmend,  wobei  der  Augit  thonerdefrei  ausfällt,  die 
Zusammensetzung  der  Lava  von  Portillo  (IV)  auf  72.72  Oligoklas, 
13.62  Augit,  3.92  Magneteisen,  des  Trachytgesteins  von  Chahorra 
auf  73.14  Oligoklas,  15.63  Augit,  9.87  Magneteisen,  der  Lava  von 

Zirkel,  Petrographle.  IL  15 


226  Aufjrit-Andesit. 

Chahorra  auf  91.76  Oligoklas,  6.3  Augit,  1.27  Magneteisen  (Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  1853.  V.  687). 

Obsidian  und  Birastein  von  Tenerififa,  welche  Abich  und  Ch. 
St.  Ciaire  Deville  untersucht  haben,  zeigen  in  chemischer  Hinsicht 
—  einen  etwas  grössern  Säuregehalt  abgerechnet  - —  eine  grosse 
Aehnlichkeit  mit  den  Augit-Andesiten  und  sind  daher  wohl  nur 
Glas-  und  Schaumformen  dieser  Mischung. 

Zu  den  Augit- Andesiten  gehören  auch  wohl  jene  Gesteine, 
welche  Härtung  von  der  Azoreninsel  San  Miguel  beschrieb  und  als 
Trachydolerite  bezeichnete ;  es  sind  hellgraue,,  dunkelgraue  und 
röthlichgraue  Gesteine,  meist  mit  einer  vorwaltenden  feinkörnigen 
Grundmasse,  aus  welcher  Feldspathblättchen,  dunkelgrüne  Augite 
und  lauchgrüne  Olivine  hervortreten ;  in  Höhlungen  sitzen  auch 
mitunter  braune  Glimmertäf eichen. 

I.  oberhalb  des  Thaies  von  Fumas  f  II.  westliche  Umfassungs- 
wand der  Caldeii-a  das  Sete  Cidadas ;  HI.  nordwestliche  Wand  da- 
selbst (Härtung,  die  Azoren  1860.  97). 

I. 

Kieselsäure    .     .     .     55.8 

Thonerde      .     .     .      19.1 

Eisenoxydul       .     .      10.7 

Kalk 4.9 

Magnesia       .     .     .       3.3 

Kali 4.4 

Natron     ....        1,8 
100.0 

Roth  stellt  diese  Gesteine  zu  den  Sanidintrachyten,  wohl  weil 
Härtung  in  einem  Gestein  auch  Sanidin  erwähnt.  Das  Auftretep 
von  Augit  und  Olivin  verbunden  mit  dem  niedrigen  Kieselsäure- 
gehalt, welcher  circa  10  pct.  geringer  ist,  als  derjenige  der  auch 
dort  vorkommenden  Sanidintrachyte  (vgl.  S.  177),  machen  es  wahr- 
scheinlicher, dass  diese  Gesteine  zu  den  Augit -Andesiten  gehören. 
Das  an  der  vulkanischen  Kuppe  von  Radicofani  in  Toscana 
herrschende  Gestein,  welches  vom  Kath  untersuchte  und  als  ein 
basaltisches  bezeichnete,  gehört  wahrscheinlich  auch  zu  den  Augit- 
Andesiten  ;  es  ist  grau,  bisweilen  lichtgrau,  feinkörnig  oder  schein- 
bar dicht,  deutlich  nimmt  man  Olivin  und  einen  triklinen  Feld- 
spath  wahr,  Augit  ist  nur  selten  deutlich  zu  erkennen  und  Magnet- 


n. 

HI. 

56.5 

53.1 

17.0 

21.8 

10.8 

10.2 

6.7 

5.7 

3.7 

2.5 

3.5 

2.4 

1.8 

4.3 

OO.Ö 

100.0 

Gestein  von  der  Löwenburg  im  Siebengebirgfe.  227 

eisen  feblt  entweder  ganz  oder  ist  nur  in  äusserst  geringer  Menge 
vorhanden.  Die  Analyse  ergab:  Kieselsäure  55.00;  Thonerde  14.38; 
Eisenoxydul  9.29;  Kalk  8.51;  Magnesia  7.72;  Kali  2.52;  Natron 
2.25;  Wasser  0.48  (100.15),  das  spec.  Gewicht  ist  2.808;  der 
Kieselsäuregehalt  ist  zu  hoch  für  ein  labradorführendes  Basalt-  oder 
Doleritgestein  mit  noch  basischem  Mineralien  und  deutet,  wie  auch 
vom   Kath  selbst  bemerkt,  auf  ein  Oligoklasgestein. 

V.  Hochstetter  beschreibt  Augit-Andesit  vom  Pirongia-Gebirge 
und  vom  Kegelberg  Kakepuku  auf  dem  rechten  Waipa-Ufer  der 
Nordinsel  von  Neuseeland  (Geologie  von  Neuseeland   1864.  90). 

Die  Grausteine  (Werner)  der  Ponza-Inseln,  von  Procida,  Ischia, 
von  den  Liparischen  Inseln,  mit  einem  spec.  Gewicht,  welches  auf 
2.9  steigt,  sind  wahrscheinlich  auch  Andesite;  sie  bedürfen  noch 
näherer  Untersuchung ;  vgl.  Brochant,  Traite  de  Mineralogie  II.  608 
und  Poulett  Scrope  in  Transact.  of  the  geol.  soc.  (2)  II.  213. 

Den  Augit-Andesiten  kann  man  das  eigenthümliche,  vielge- 
deutete Gestein  von  dem  Gipfel  der  Löwenburg  im  Siebengebirge 
anreihen.  Vorzugsweise  den  obern  Theil  der  Kuppe  über  dem  Lö- 
wenburger  Hof  bildend  ist  es  ein  feinkörnig-krystallinisches  Gemenge 
verschiedener  Mineralien,  von  denen  man  vier  mit  blossem  Auge 
unterscheiden  kann :  grünlichschwarzen  Augit  in  zuweilen  recht 
deutlichen  Krystallen  bis  zu  der  Grösse  mehrerer  Linien,  hellgrtin- 
lichgelben  Olivin  in  gerundeten  Körnern,  Magneteisen  in  sehr  klei- 
nen unregelmäs.sigen  undurchsichtigen  Körnern,  einen  farblosen  Feld- 
spat ll  in  tafeliönnigen  Krystallen  mit  deutlicher  Zwillingsstreifung. 
Ausserdem  ist  die  Gegenwart  von  Nephelin  höchst  wahrsoheinlich, 
da  man  nach  vom  Rath  in  geglühten  Stücken  neben  den  tafelför- 
migen gestreiften  Feldspathen  zahlreiche  sechsseitige  Tafeln  sieht, 
und  überdies  auch  chemische  Gründe  auf  das  Vorkommen  von  Ne- 
phelin hinweisen ;  auch  hat  sich  darin  einmal  ein  Sanidinkrystall 
gefunden.  Analysirt  wurde  das  Löwenburger  Gestein  durch  G.  Bi- 
schof und  Th.  Kjerulf  (I,  Durchschnitt  von  3  Analysen,  auf  100 
berechnet),  sowie  durch  vom  Rath  (II).     Spec.  Gew.    =    2.895. 


228 


Gestein  von  der  Löwenburg  im  Siebengebirge. 


I. 

n. 

Kieselsäure      .     . 

.     55.68 

52.63 

Thonerde   .     .     . 

.     13.68 

13.53 

Eisenoxyd       .     . 

.     14.48 

12.60 

Kalk      .     .     ,     . 

.       7.11 

8.44 

Magnesia    .     .     . 

.       3.93 

6.17 

Kali 

.       1.89 

1.61 

Natron  .... 

.       3.23 

4.28 

Wasser  .... 

— 

1.55 

100.00  100.81 
Der  SauerstofFquotient  der  Analyse  II  beträgt  nur  0.540  und  er- 
scheint auffallend  niedrig,  wenn  man  bedenkt,  dass  der  von  Olivin 
=  1.000,  der  von  Nephelin  =  0.888  beträgt  und  dass  Augit,  des- 
sen Sauerstoffquotient  allerdings  =  0.500  ist,  noch  nicht  die  Hälfte 
der  Masse  bildet.  Aus  diesem  Grunde  hält  auch  vom  Rath  mit 
Recht  dafür,  dass  der  gestreifte  Feldspath  nicht,  wie  itian  bisher 
glaubte,  Labrador  mit  dem  hohen  Sauerstoffquotienten  0.666,  son- 
dern Oligoklas  mit  dem  niedrigem  von  0.444  sein  müsse.  Der 
Analyse  würden  ungefähr  50  Oligoklas,  30  Augit,  10  Olivin,  10 
Nephelin  entsprechen. 

Dieses  Gestein,  welches  Bischof  als  Mittelding  zwischen  Do- 
lerit  und  Trachyt,  vom  Rath  als  Dolerit  bezeichnet,  scheint  wegen 
seines  vorwiegenden  Oligoklas-  und  Augitgehalts  eine  Stelle  bei  den 
Augit- Andesiten  zu  verdienen.  Auch  v.  Dechen  ist  der  Ansicht, 
dass  es  der  vierten  Abtheilung  des  Trachyt  von  G.  Rose  (vgl.  S.  143) 
viel  näher  stehen  möchte,  als  irgend  einem  Dolerit  (Geogn.  Führer 
in  das  Siebengeb.  137).  Das  Vorkommen  des  Nephelin  ist  für  das- 
selbe eigenthümlich  und  nähert  es  in  Vereinigung  mit  dem  Augit 
den  basaltischen  Nepheliniten.  Vielleicht  tritt  auch  in  andern  An- 
desitgesteinen  Nephelin  auf,  welcher  sich  so  schwer  mineralogisch 
nachweisen  lässt. 

Im  Siebengebirge  sind  somit  alle  vier  Haupttypen  der  Tra- 
chyte :  Quarztrachyt  (Rosenauer  Tr.),  Sanidin-Oligoklastrachyt  (Dra- 
chenfelser  Tr.),  Hornblende  Andesit  (Wolkenburger  Tr.),  Augit-An- 
desit  (Löwenburger  Tr.)  nachgewiesen. 

Isländiaciie  Augit-Andesite.  Genth,  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  CHI. 
1848.  22;  Damour,  Bull. d.i. soc.geol.  (2)  VII.  1849.85.  Bemerk, 
üb.  d.  geogn.  Verh.  Isl.  in  Preyer  u.  Zirkel,  Reise  n.  Isl.  1862.313. 


Absonderungs-  und  Lagerungsfonnen  der  Trachyte  und  Andesite.     2^9 

Rammeisberg,  Interpretation  der  Heklalaven,  Zeitschr.  d.  d-  geol. 

Ges.  I.  1849.  238. 
Gest.  von  Teneriffa,  Rammeisborg  nach  Ch.  St  Gl.  Deville,  Zeitschr. 
d.  d.geol.  Ges.  V.  1853.  690.     Abich,  vulk.  Erscheinungen.  1841. 
Gest.  von  d.  Serra  Vavalaci,  Sartorius  v.  Waltershausen,  Vulk.  Gest. 

von  Sic.  u.  Isl.  1853.   149. 
Gest.  v.  Radicofani,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XVII.  1865.  405. 
Gest.  V.  d.  Löwenburg  im  Siebengeb.,  v.  Dechen,  Verh.  des  naturh. 
Ver.  d.  pr.  Rheinl.  u.  W.   1852.  385  ;  Geogn.  Führer  in  d.  Sie- 
bengeb.   1861.  132;    vom  Rath,   Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XII. 
1860.  40. 
Die   Trachyt-    und   Andesit-Gesteine,    in   der  Regel  massig 
ausgebildet,  zeigen  bisweilen  eine  Absonderung    in    mehr  oder 
weniger  mächtige  Bänke  und  Platten;    die  pfeilerförmige  und  säu- 
lenförmige Absonderung   kommt    allerdings    derjenigen  der  Basalte 
bei  weitem  nicht  gleich,  ist  aber  dennoch  bei  manchen  Ablagerun- 
gen in  ziemlich  regelmässiger  Ausbildung  zu  beobachten.  Die  mäch- 
tigen Andesitpfeiler  des  Stenzelbergs  im  Siebengebirge,  welche  nach 
innen  cylindrische  Schaalen  entfalten,  und  die  schönen  cylindrischen 
Säulen  vom  Freienhäuschen  bei  Kelberg  in  der  Eifel  wurden  schon 
Bd. I.  S.  105  erwähnt;  auch  erscheint  z.B.  auf  dem  Gipfel  des  Mont- 
Dor    sehr    regelmässige   Säulenabsonderung.      Der   ausgezeichneten 
Trachytkugeln  von  Welcherath  in  der  Eifel  (Zirkel  in  Zeitschr.  d. 
d.  geol.  Ges.   1859.  517)  wurde  schon  Bd.  I.  S.  99  gedacht. 

Was  die  Lagerungsformen  der  Trachyt-  und  Andesitge- 
steine  anbelangt,  so  bilden  dieselben  in  der  Regel  isolirte  kegel- 
oder  domförmige  Kuppen,  die  über  ihre  Umgebung  bedeutend  her- 
vorragen und  oft  in  Gruppen  nebeneinander  oder  in  Reihen  hinter- 
einander liegen.  Daneben  treten  sie  in  sehr  deutlichen  Gängen  auf, 
z.  B.  im  Siebengebirge,  wo  fünf  Gänge  im  Trachytconglomerat,  zwei 
im  festen  Trachyt  bekannt  sind  (v.  Dechen,  Geogn.  Führer  in  das 
Siebengeb.  177;  181).  Im  Cantal  lässt  sich  eine  L^nzahl  von  aus- 
gezeichneten trachytischen  Gängen  beobachten,  namentlich  im  obern 
Thal  der  Cere,  wo  es  förmlich  von  ihnen  wimmelt,  und  am  Fuss 
des  Griou,  auch  im  Thal  der  nach  Aurillac  fliessenden  Jourdanne, 
bei  Dienne  im  Sautoire-Thal,  bei  Le  Falgoux  im  Mars-Thal.  Im 
Val  d'Enfer  und  im  obern  Dordogne-Thal  am  Mont-Dor  in  gleichfalls 
grosser  Anzahl  fBurat,  Descr.  des  terrains  volc.  de  la  France  cen- 
trale 1833.  71.  126).  Auch  auf  Ischia;  auf  Ponza  am  Monte 
Guardia  durchbricht  nach  Abich  der  Trachyt  den  Quarztrachyt  und 


'230  Trachytische  Laven. 

bildet  über  einer  Schiclit  von  Tuffen  und  Gerollen  eine  deckenför- 
raige  Ablagerung  von  240Fuä8  Mächtigkeit.  Die  stromartige  La- 
gerungsweise ist  mehr  den  trachyti sehen  Laven  eigen.  Aasgezeicb- 
nete  Ströme  von  homogen  erscheinendem  grauem  Trachyt  findm 
sich  am  Mont-Dor,  vier  an  der  Zahl  zwischen  dem  Roc  Gourlande 
und  dem  Capucin,  fünf  zwischen  dem  Puy  de  Cliergue  und  Pny 
de  la  Orange. 

Am  Schlüsse  der  Betrachtungen  über  die  krystalliniscben 
Glieder  der  Trachy tgruppe  muss  noch  den  trachy  tischen  Laven 
oin  Blick  zugewandt  werden,  denjenigen  trachytischen  Gesteinen, 
welche  aus  erkennbaren  Vulkanen  ausgeflossen  sind.  Da  sie  in 
chemischer  Iliusiclit  nicht  und  in  petrographischer  Hinsicht  nicht 
immer  von  den  verwandten  trachytischen  Gesteinen  sich  unterscheiden 
lassen,  bei  welchen  dieser  Ui*spruug  nicht  nachgewiesen  werden  kann, 
so  haben  wir  im  Vorhergehenden  die  trachytischen  Laven  der  Haupt- 
sache nach  bereits  abgehandelt.  Im  Allgemeinen  zeichnen  sich  die 
trachytischen  Laven,  wie  die  Laven  überhaupt  durcli  ihre  sehr  rauhe, 
poröse  und  zum  Tbeil  schlackige  Beschaffenheit  aus. 

Trachytische  krystallinische  Laven,  in  denen  Quarz  ausge- 
schieden ist,  also  Quarz  trachy  t-  und  Qu  arzandesit- Laven 
kennt  man,  wie  erwähnt,  niclit,  indem  die  sauertrachy tischen  Laven 
sämmtlich  als  ghisartige  oder  schaumige  Gebilde  erstarrt  sind.  So 
bleiben  noch  folgende  trachytische  Laven  zur  Unterscheidung  übrig : 

a)  Trachytlava  mit  Sanidin-  und  Oligoklaskrystallen  oder 
Sanidinkr}'stallen  allein  in  einer  dichten,  porösen  oder  halbglasigen 
Cirundmasse.  Hierzu  gehören  unter  vielen  andern  die  Laven  von 
Cuzeau  in  der  Auvergne,  manche  Laven  der  phlegräischen  Felder 
bei  Neapel,  besonders  die  der  Soliatara,  die  Lava  del  Arso  und 
der  Tiinta  Carnacchia  auf  Ischia,  Laven  der  Azoreninsel  San  Mi- 
guel (vgl.  S.  178). 

b)  Andenitlava,  vgl.  8.211,  219,  223  ff. 

(• )  P  h  o  n  0 1  i  t  h  I  a  v  a,  eine  Lava,  welche  sich  in  petrographi- 
scher und  chemischer  Ausbildung  dem  Phonolith  nähei-t;  es  gehört 
dazu  die  als  Piperno  bezeichnete  Lava  von  Pianura  in  den  phle- 
gräischen Gefilden.  Die  ziemlich  poröse  Masse  vcm  heilascbgrauer 
Farbe  enthält  völlig  parallel  eingeschaltete  dünne  Lagen  vcm  dun- 
kelgrauer bis  fast  schwarzer  Farbe  und  dichterer  Beschaffenheit, 
deren  Länge  von  einem  Zoll  bis  zu  mehrem  Fuss  wechselt,  wodurch 


Phonolithlava. 


281 


auf  dem  Querbruch  des  Gesteins  bald  längliche  Flecken,  bald  par- 
allele Streifen  erschieinen.  Auch  ist  hierher  zu  rechnen  die  graue 
feinkörnige  Lava  des  Monte  Nuovo,  welche  vollständig  einem  Pho- 
nolith  ähnlich  ist,  einzelne  Zwillinge  von  Sanidin  enthält  und  stel- 
lenweise eine  plattenförraige  Absonderung  zeigt. 

I.  Piperno  von   Pianura;  Abich,  Vulk.  P>schein.  1841.  39  (neu 
berechn.  von  Roth).     Spec.  Gew.  2.638. 

II.  Südwestlicher  Kraterrand  vom  Monte  Nuovo ;  Abich,  ebend. 
(neu  berechn.  von  Roth).     Spec.  Gew.  2.583. 

III.  Monte  Nuovo;  Rammeisberg,  Mittheilg.  an   Roth,    1860. 

IV.  Montagnella  del  Monte  Nuovo  ;   Rammelsberg,   Mittheilg. 
an  Roth,  1860. 


L 

II. 

III. 

IV. 

Kieselsäure       .     . 

.     61.74 

61.71 

59.47 

59.30 

Thonerde    .     .     . 

19.24 

16.85 

17.24 

17.00 

Eisenoxyd  .     .     .     . 

4.12 

4.27 

4.33 

4.45 

Kalk       .... 

.        1.14 

1.51 

3.10 

1.27 

Magnesia     .     .      .     . 

0.39 

0.99 

0.99 

0.40 

Kali 

5.50 

4.36 

8.01 

7.97 

Natron 

6.68 

7.50 

6.17 

9.76 

Wasser  .... 

1.12 

1.05 

1.07 

0.50 

Chlor 

0.19 

0.65 

1.03 

— 

100.12     98.89   101.41    100.65 
Die  Zusammensetzung  dieser  Laven  stimmt  mit  der  S.  193   mitge- 
theilten  der  Phonolithe  gut  überein.    Auch  wiesen  Abich  und  Ram- 
melsberg  nach,  dass  dieselben  sehr  viele  durch  Säuren  zersetzbare 
Bestandtheile  besitzen ;  es  war  in  : 

I.  löslich   18.12  pct. 

II.  *  22.95  » 
in.  -  21.10  » 
IV.         ^        20.23   » 

Die  löslichen  Hestaiidtheile  waren  stark  wasserhaltig  und  enthielten 
Natron  weit  überwiegend  über  Kali,  was  auch  schon  in  der  Bausch- 
analyse sich  zeigt.  Kigeiithünilich  ist,  dass  in  dem  löslichen  Theil 
von  n  Abich  40.05  Kieselsäure  und  14.83  Thonerde,  in  dem  fas^ 
genau  so  grossen  löslichen  Theil  von  III  (ebenfalls  vom  Monte 
Nuovo)  Riimmelsberg  nur  18.14  Kieselsäure,  dagegen  32.87  Thon- 
erde fand.     Die  Interpretation   der   löslichen  Theile    gelingt    nicht. 


unlöslich  81.88  pct. 
77.05  » 
78.90  > 
81.53   > 


232  ObsidiaD. 

Roth  rechnet  diese  Gesteine  zum  Sanidiutrachyt  und  nicht  zam 
Phonolith,  da  sie  mit  Säure  nicht  eigentlich  geiatinireo.  Der  on- 
zersetzbare  Antheil  hat  in  den  Analysen  von  Abich  eine  sanidin-^ 
ähnliche  Zusammensetzung,  in  denen  von  Rammelsberg  ist  sein 
Sauerstoffquotieut  beträchtlich  niedriger,  als  er  dem  Sanidin  zukommt. 
Vgl.  auch  über  den  Piperno : 

L.  V.  Buch,  geogn.  Beobachtungen  u.  s.  w.  IL  210. 

Breislak,  Geologie,  übers,  von  v.  Strombeck,  III.  206. 

C^las-  und  Schaumgesteine  der  Trachytfkmille. 

Obsldian. 

(Obsidienne.) 

Der  Obsidian  ist  ein  achtes  vulkanisches  Glas,  eine  glasige 
Modification  der  Laven,  entstanden  durch  die  rasche  Abkühlung 
der  geschmolzenen  Masse.  Ein  jedes  Glied  der  Trachytfamilie  ist 
fähig,  bei  der  Erstarrung  in  den  Obsidian -Zustand  übergefiihrt  zu 
werden,  es  kehren  bei  ihm  alle  jene  Mischungsverhältnisse  wieder, 
die  sich  in  den  trachy tischen  Gesteinen  überhaupt  dargeboten  haben 
und  wenn  hier  die  Obsidiane  als  etwas  Gesondertes  zusammengefasst 
werden,  so  geschieht  das  aus  dem  Grunde,  weil  die  äussere  Erschei- 
nung fast  bei  allen  dieselbe  ist,  sie  mögen  diese  oder  jene  trachy- 
tische  Mischung  darstellen  und  weil  man  aus  dem  blossen  Ansehen 
nicht  im  Stande  ist,  einen  Obsidian  mit  demjenigen  Gesteine  in 
Verbindung  zu  bringen,  welches  bei  krystaUinischer  Erstarrung  aus 
ihm  hervorgegangen  wäre. 

Die  saurem  Glieder  der  Trachytfamilie  sind,  wie  es  scheint, 
vorzugsweise  einer  Ausbildung  zu  Obsidianen  unterlegen,  welche, 
wie  Roth  ganz  richtig  bemerkt,  meist  die  Eigenthümlichkeit  zeigen, 
einen  noch  etwas  hohem  Kieselsäuregehalt  zu  besitzen,  als  die  ent- 
sprechenden krystallinischen  Laven.  Auch  Magmen  von  basaltischer 
Zusammensetzung  sind  hier  und  da  zu  einer  glasartigen  Masse  er- 
starrt; solche  basaltischen  Obsidiane  werden  bei  den  Gesteinen  der 
Basaltfamilie  besprochen,  indem  uns  zunächst  hier  die  weitaus  ent- 
wickeltere Reihe  der  Trachy t- Obsidiane,  der  Obsidiane  xar'  i'^oxi]V 
beschäftigt. 

In  genetischer  und  räumlicher  Beziehung  sind  die  schaumigen 
Bimsteine  auf  das  engste  mit  den  Obsidianen  verknüpft,  wegen  der 


Obsidian.  233 

abweichenden  petrographischen  Ausbildung  dieses  vulkanischen  Pro- 
ducts sei  es  aber  von  ihnen  getrennt  gehalten. 

Die  Obsidiane  bilden  eine  glasartige  und  stark  glasglänzende 
Masse  mit  vollkommen  muscheligem  Bruch ,  welcher  schneidend 
scharfe,  meistens  an  den  Kanten  durchscheinende  bis  halbdnrch- 
sichtige  Bruchstücke  hervorbringt.  Die  Farbe  ist  gewöhnlich  sammet- 
schwarz,  auch  wohl  dunkelbraun,  seltener  graulich  oder  grünlich ; 
gefleckte,  geflammte  oder  gestreifte  Fai'benzeichnung  findet  sich 
hier  und  da.  Von  Säuren  werden  die  Obsidiane  nur  sehr  wenig 
angegrifi'en,  wahrscheinlich  um  so  mehr,  je  basischer  ihre  Zusam- 
mensetzung ist.  Glüht  man  Obsidiane  in  ganzen  Stücken,  so  schwel- 
len viele  davon  unter  einer  starken  Lichterscheinung  zu  einer  schau- 
migen Bimsteinmasse  an;  gepulverter  Obsidian  zeigt  diese  Umwand- 
lung zu  Bimstein  nicht,  sondern  färbt  sich  nur  braun.  Werden  die 
Obsidiane  über  den  Punkt  der  Birasteinbilduug  hinaus  erhitzt,  so 
schmelzen  sie  und  erstarren  zu  einem  grünlichen  Glas. 

Nach  der  Textur  der  Obsidiane  pflegt  man  gewöhnlich  fol- 
gende Varietäten  zu  unterscheiden: 

a)  Reiner  Obsidian,  vollkommen  scheinendes  Glas,  eine 
compacte  Masse  ohne  Ausscheidungen  irgend  welcher  Art.  Untersucht 
man  Splitter  selbst  der  reinsten  Obsidiane  unter  dem  Mikroskop, 
so  sieht  man,  dass  in  sehr  vielen  Fällen  der  Obsidian  dennoch 
keine  gänzlich  homogene  Masse  ist.  Häufig  sind  darin  unendlich 
kleine,  wie  feine  kurze  Linien  erscheinende  Krystalle,  deren  Länge 
oft  kaum  0.00 1  Mm.  beträgt,  und  welche  meist  untereinander  einen 
sehr  deutlichen  Parallelismus  aufweisen;  hier  und  da  finden  sich 
auch  grössere  Krystalle  von  einigen  Tausendstel  Millimeter  Länge, 
welche  einen  off'enbar  klinobasischen  Durchschnitt  besitzen.  Solches 
zeigen  z.  B.  Obsidiane  von  Stromboli,  von  Mexico,  von  Neuseeland ; 
es  scheinen  dies  dieselben  Kr}'8talle  zu  sein,  wie  sie  in  viel  grösserer 
Fläufigkeit  in  der,  wahrscheinlich  ebendeshalb  nur  halbglasig  er- 
scheinenden Masse  vieler  Trachytpechsteine  liegen  (vgl.  Bd.  1.  S.  569), 
Eine  andere  mikroskopische  Erscheinung  in  zahlreichen  homogen 
erscheinenden  Obsidianen,  sind  kleine  Poren  oder  Höhlungen,  welche 
oft  in  ungeheuerer  Anzahl  in  der  Glasmasse  liegen.  Ihr  Umriss  ist 
entweder  rundlich,  häufiger  noch  spitz  eiförmig  in  die  Länge  ge- 
zogen, die  Aussenlinie  sehr  breit  und  dunkel,  so  dass  in  der  Mitte 
nur    ein  schmaler,    hellbouteillengrün   erscheinender  Streifen    übrig 


234  Obsidian. 

• 

bleibt;  meistens  liegen  sie  zerstreut  durcheinander,  nicht  haufen- 
weise zusammengedrängt,  aber  die  Längsaxen  aller  sind  gewöhnlich 
streng  parallel.  Es  sind  Poren,  hervorgebracht  durch  die  Entwick- 
lung von  Gasen  und  Dämpfen,  vollkommen  analog  den  ebenso  ge- 
stalteten Blasen,  welche  sich  im  künstlichen  Glase  finden  und  deren 
jede  schlechte  Fensterscheibe  zahlreiche  enthält;  manchmal  sind 
die  Poren  an  dem  einen  Ende  etwas  sackförmig  erweitert,  an  dem 
andern  lang  ausgezogen.  In  einigen  Obsidianen  ist  die  Anzahl  der 
Dampfporen  wahrhaft  erstaunlich:  in  dem  Obsidian  vom  Hrafii- 
tinnuhryggr  in  Island  liegen  auf  dem  Raum  eines  Quadratmillimeier 
vielleicht  800000,  selbst  bei  stärkster  Vergrösserung  nur  nadel- 
stichgross  erscheinende  DampfjDoren.  Der  eigenthümliche  grünlich- 
gelbe Schiller,  den  einige  Obsidiane  zeigen,  rührt  wenigstens  bei 
einem  aus  Mexico  stammenden  Stück  von  sehr  zahlreichen  und 
regelmässig  gestalteten  eifönnigen  Poren  her.  Mitunter  auch  sind 
die  Poren  zu  Schichten  oder  BändeiTi  zusammengehäuft  und  man 
kann  unter  dem  Mikroskop  gut  beobachten,  wie  diese  durch  das 
klare  Glas  des  Präparats  hindurchsetzen.  Eine  Flüssigkeit  enthal- 
tende Poren  scheinen  in  den  Obsidianen  nicht  vorzukommen. 

b)  Porphyrartiger  Obsidian,  auch  Obsidianporphyr 
genannt  (letztere  Bezeichnung  ist  weniger  zu  empfehlen),  eine  Ob- 
sidianmasse,  welche  einzelne  Ki*ystalle  von  Feldspath  eingewachsen 
enthält.  Meistens  sind  die  Sanidine  nur  unvollkommen  krystallisirt 
und  stellen  sich  als  krystallinische  Kömer  dar,  auch  erscheinen  die 
Kanteu  manchmal  abgerundet  und  wie  halb  abgeschmolzen ;  keines- 
wegs ist  dies  aber  immer  der  Fall,  sehr  häufig  findet  man  ganz 
scharfkantige  Sanidinindividuen  eingewachsen.  Auch  Oligoklas- 
krystalle  mit  deutlicher  Streifung  erscheinen  in  einigen  Obsidianen, 
z.  B.  zu  Zimapan  in  Mexico,  am  grossen  Ararat  in  Armenien,  am 
Kegel  von  Alta  vista  auf  Tenerifia,  welche  sich  also  als  Andesit- 
Obsidiane  darstellen.  Der  Ansicht,  dass  alle  diese  FeldspathkrystaDe 
Reste  seien  von  frühern  trachytischen  Gesteinen,  welche  eine  üm- 
schmelzung  zu  Obsidian  erlitten,  wobei  die  Hitze  nicht  hoch  genug 
stieg  um  sämmtliche  Feldspathe  völlig  zu  schmelzen  und  mit  dem 
allgemeinen  Magma  zu  vereinigen,  dieser  Ansicht  scheint  nur  in 
jenen  wenigen  Fällen,  wo  erweislicher  Maassen  eine  solche  üm- 
schmelzung  statt  gefunden  hat,  Richtigkeit  zugestanden  werden  zu 
dürfen.  Fast  durchweg  wird  der  Obsidian  das  Erstarrungsproduct 


Obsidian.  235 

einer  direct  aus  den  Erdtiefeu  stammenden  geschmolzenen  und  nicht 
umgeschmolzeneu  präexistirenden  ki-ystallinischen  Masse  sein  und 
die  Sanidine  scheiden  sich  aus  dem  erkaltenden  Magma  gerade  so 
aus,  wie  mau  sich  überhaupt  das  Krystallinischwerden  einer  Lava 
vorstellt.  Damit  steht  auch  im  Zusammenhang,  dass  die  Feldspath- 
krystalle  der  porphyrartigen  Obsidiane  oft  dieselben  Glaseinschlüsse 
enthalten,  deren  oben  (Bd.  I.  S.  570)  bei  den  Feldspathen  der  Tra- 
chytpechsteine  gedacht  wurde,  eine  Erscheinung,  welche  sich  nur 
durch  eine  Ausscheidung  dieser  Krystalle  aus  der  geschmolzenen 
Glasmasse  erklären  lässt. 

Y.  Richthofen,  welcher  diese  Glasgesteine  für  umgeschmolzene 
Trachyte  hält,  ist  sogar  der  Meinung,  »dass  die  Art,  die  Gestalt 
und  die  Menge  der  eingeschlossenen  Krystalle  einen  Maassstab  für 
die  Temperatur  abzugeben  scheint,  welche  das  Gestein  bei  der 
Eruption  hatte«.  In  einigen  Fällen  habe  die  Höhe  der  Temperatur 
hingereicht,  um  den  glasigen  Feldspath  an  den  Kanten  rund  zu 
schmelzen,  in  andern  Fällen  wurde  er  ganz  geschmolzen,  der  Quarz 
blieb  allein  in  Krystallen  übrig  und  in  noch  andern  verschwand 
auch  dieser  in  der  Masse.  Hätte  diese  Voristellung  ihre  Richtigkeit, 
so  müssten  in  einem  kieselsäurereichen  Obsidian,  der  also  von 
einem  quarzführenden  Trachyt  abstammte,  immer  neben  den  Sanidin- 
krystallen  auch  noch  die  Quarzkörner  zu  beobachten  sein,  denn 
wo  der  Sanidin  unversehrt  lileibt,  kann  der  Quarz  nicht  geschmolzen 
werden.  Dem  widerspricht  aber  die  Beobachtung,  dass  in  den  Ob- 
sidianen,  und  zwar  auch  den  sauersten,  so  häufig  sich  auch  aus- 
geschiedene Feldspathe  darin  finden,  dennoch  Quarzkrystalle  zu  den 
allergrössten  Seltenheiten  gehören. 

G.  Rose  erwähnt  deutliche  kleine  Quarzkrystalle  in  den  Ob- 
sidianen  von  Zimapan  in  Mexico.  Glimmerblättchen  finden  sich  nur 
sehr  selten  porphyrartig  in  den  Obsidianen  eingewachsen.  Am  Cerro 
del  Jacal  in  Mexico  sind  in  den  Höhlungen  und  Blasenräumen  des 
Obsidian  Olivinkrystalle  ausgebildet  (A.  v.  Humboldts  Kosmos  IV.  484). 

c)  Sph  äro  1  i  th  isch  e  r  Obsidian,  eine  Obsidianmasse, 
welche  graulichweisse  oder  gelbliche,  auch  grünliche  Sphärolith- 
kügelchen  von  mehr  oder  weniger  deutlicher  radial-faseriger  Textur 
eingewachsen  enthält.  IJeber  Natur  und  Bildungsweise  der  Sphäro- 
lithe  vgl.  den  Sphärolithfels  und  Perlit.  Bisweilen  wird  durch  par- 
allele   Anordnung    der   Sphärolithe   eine    plane   Paralleltextur    des 


236  Obsidiiin. 

Gesteins  hervorgebracht.  Ausgezeichneter  Sphärolith  -  Obsidian  er- 
scheint am  südöstlichen  Ufer  des  Rotoma-Sees  auf  der  Nordinsel 
Neuseelands.  Die  Obsidianmasse  ist  in  dickern  Stücken  donkelgrau- 
braun,  in  dünnen  Scherben  vollständig  durchsichtig  und  wasserklar 
oder  mit  einem  leichten  Stich  ins  rauchgraue  und  darin  liegen  mit 
scharf  begrenzten  Rändern  von  der  Glasmasse  getrennt,  kleine 
bläulichgraue  wachsglönzende  Sphärolithe. 

d)  Blasiger  Obsidian,  Obsidianmasse  von  Blasenräumen 
durchzogen,  welche  meist  stark  in  die  Länge  und  dabei  alle  nach 
einer  parallelen  Richtung  ausgestreckt  sind,  wodurch  der  Ueber- 
gang  in  ächten  Bimstein  vermittelt  wird;  die  grössern  der  Blasen- 
räume sollen  häufig  Fragmente  von  Trachyten,  Laven  und  andern 
vulkanischen  Gesteinen  einsch Hessen.  Indem  blasenfreie  Obsidian- 
lagen  mit  blasenreichen  abwechseln,  entsteht  ebenfalls  eine  plane 
Paralleltextur. 

Obsidiananalysen  nach  abnehmendem  Kieselsäuregehalt  geordnet: 
L  Porphyrartiger  Obsidian  vom  grossen  Ararat,  schwärzlich- 
grau mit  vielen  weissen,  zwillingsgestreiften  Feldspathen,  auch  mit 
Glimmer  und  Magneteisen.     Abich,  über  d.  geol.  Nat.  des  armen. 
Hochlandes  1843.  44. 

II.  Schwärzlich  grüner  Obsidian  vom  kleinen  Ararat,  Trans- 
kaukasien.     Abich,  a.  a.  0.  45. 

III.  Obsidian  vom  Hrafntinnuhryggr  am  Fuss  der  Erafla,  Nord- 
ostisland,    ßunsen,  Poggend.  Ann.  LXXXIII.  1851.  212. 

IV.  Obsidian  von  der  Soufriere  auf  Guadeloupe.  Ch.  St.  Claire- 
Devüle,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)   VIÜ.  1851.  427. 

V.  Obsidian  von  Lipari.  Abich,  Vulk.  Ersch.  1841.  62u,84. 

VI.  Obsidian  von  der  Insel  Ascension.  Murdoch,  Philos.  Ma- 
gazine (2)  XXV.   1844.  495. 

VII.  Nelkenbrauner  bis  pechschwarzer  Obsidian  von  der  Nord- 
ostspitze der  Insel  Procida  zwischen  Ischia  und  dem  Gap  Miseno ; 
oft  porphyrartig  durch  zahlreiche  Feldspathe.  Abich  ,  Vulk.  Er- 
schein.  1841.  62  u.  78. 

VIII.  Obsidian  vom  Kegel  von  Alta  vista,  Teneriflfa,  grünlich- 
schwarz, mit  vielen  weissen  Oligoklasen.  Abich,  a.  a.  0.  62  u.  71. 


Zusammensetzung  der  Obsidiane.  237 


I. 

n. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

VII. 

VIII. 

Kieselsäure 

77.60 

77.27 

75.28 

74.11 

74.05 

70.97 

62.70 

60.52 

Thonerde 

11.79 

11.85 

10.22 

10.44 

12.97 

6.77 

ir>.98 

19.05 

Eisenoxyd 

Eisenoxydul 

Manganoxyd 

2.17 

2.55 

4.24       - 

-  6.25 

-  MnO.78 

2.73 

6.24 

4.98 
0.39 

4.22 
0.33 

Kalk 

1.40 

1.31 

1.81 

2.12 

0.12 

2.84 

1.77 

0.59 

Magnesia 

— 

Spur 

0.25 

0.44 

0.28 

1.77 

.    0.82 

0.19 

Kali 

2.30 

2.44 

2.44 

1.15 

5.111 
3  681 

11.41 

4.35 

3.50 

Natron 

4.21 

4.15 

5.53 

4.84 

6.09 

10.63 

Wass.  od.Glühv 

.  0.611 
Spur 

0.51 

0.23 

— 

0.22 

— 

0.76 

0.04 

Chlor 

— 

— 

0.31 

— 

0  52 

0.30 

100.08  10008  lüO.OO  100.13     99.67  100.00    99.36     99.37 

V  enthält  nach  Abich  zu  dem  Chlor  noch  0.20  Natrium ;  VII 
enthält  Spuren  von  Kohlenwasserstoff;  VIII  noch  0.66  Titansäure 
mit  Kieselsäure.  Aus  diesen  Analysen  leuchtet  die  grosse  Verschie- 
denheit in  der  Zusammensetzung  der  Obsidiane  ein,  wie  diese  Glas- 
gebilde alle  Glieder  der  Trachytfamilie  von  den  kieselsäurereichsten 
bis  zu  den  kieselsäureärmsten  darstellen.  An  sie  schliesseu  sich  nun 
mit  noch  geringerm  Kieselsäuregehalt  die  Glasformen  der  Basalt- 
gesteine. Noch  saurer  als  I  ist  ein  Obsidian  von  Java,  zwischen 
Lelles    und  Tjilalinka  mit  79.40  Kieselsäure    (v.  d.  Boon-Meesch). 

I  mit  seinen  triklinen  Feldspathen  und  II  stehen  im  engsten 
Zusammenhang  mit  Quarzandesiten  und  sind  eigentliche  Andesit- 
Obsidiane  (vgl.  8.  209) ;  III,  IV,  V,  VI  würden  bei  krystallinischer 
Erstarrung  Quarztrachyte  oder  Quarzandesite  mit  mehr  oder  we- 
niger grossem  Reichthum  an  freier  Kieselsäure  gegeben  haben. 
VII  entspricht  in  seiner  Mischung  einem  Sanidintrachyt ;  VIII  einem 
Andesit,  und  würde  sich  vielleicht  zu  einem  Augit-Andesit  ausge- 
bildet haben,  wie  deren  mehrere  von  Teneriffa  untersucht  worden 
sind,  mit  denen  er  nahe  übereinstimmt  (vgl.  S.  226).  Ch.  St.  Claire- 
Deville  untersuchte  noch  andere  Obsidiane  von  Piedras  blancas  und 
vom  Pic  auf  Teneriffa,  welche  grosse  Uebereinstimmung  mit  dem 
Abich'schen  aufweisen.  Es  scheint  im  Allgemeinen,  dass  ein  Gestein 
je  kieselsäurereicher  es  ist,  desto  leichter  in  den  glasartigen  Zu- 
stand übergeht:  von  den  sauren  Quarztrachytmischungen  kennt 
man  die  meisten  Obsidiane,  von  den  quarzfreien  Andesiten  bedeutend 
weniger  und  noch  weniger  Obsidiane  sind  von  den  Basalten  bekannt. 
Schon  Dolomieu  machte  darauf  aufmerksam,    dass  die  Trachytinsel 


238  ZusamTnensetzung  der  Obsidiane. 

Lipari  an  Obsidianen  reich  sei,  während  die  basaltischen  Laven 
des  Vesuv  kein  Glas  lieferten. 

Obsidian  und  Bimstein,  die  Glas-  und  Schaumform  von  dem- 
selben Fundorte  besitzen  nahezu  dieselbe  Zusammensetzung  wie  z.  B. 
die  Vergleichung  des  Obsidian  V  mit  Bimstein  I,  des  Obsidian  VIII 
mit  Bimstein  V  (S.  245)  erweist  und  wie  es  auch  gar  nicht  anders 
sein  kann,  da  beide  Gesteine  ja  nur  verschiedene  Ausbildungsmo- 
dificationen  derselben   Grundmischung  sind. 

Das  allgemeine  chemisohe  Bild  der  Obsidiane  ist  ein  feld- 
spathartiges,  indem  der  Sauerstoff  der  Mouoxyde  und  Sesquioxyde 
im  Grossen  und  Ganzen  sich  wie  1  :  3  verhält.  Meistens  sind  mehr 
p]rden  und  Oxyde  des  Eisens  beigemengt,  indem  die  Obsidianmasse 
die  Bedingungen  zur  Ausscheidung  von  Hornblende,  Augit,  Magnet- 
eisen, Olivin  in  sich  enthält,  und  dadurch  ist  jenes  Verhältniss 
mehr  oder  weniger  verdunkelt;  in  dem  Sauerstoff  der  Alkalien  und 
der  Thonerde  tritt  es  aber  reiner  hervor.  Der  Sauerstoff  der  Kiesel- 
säure im  Obsidian  übersteigt  natürlich  den  im  sauersten  Feldspath. 

Der  Gehalt  der  meisten  Obsidiane  an  Wasser  und  Chlor  ist 
bemerkenswerth.  Knox  hat  in  manchen  Obsidianen  einen  Gehalt 
an  Bitumen  oder  Bergöl  nachgewiesen,  Abich  im  Obsidian  VII 
Spuren  von  Kohlenwasserstoff.  Nach  Escolar  soll  sich  der  Bitumen- 
gehalt an  Obsidianen  von  Teneriffa  schon  beim  Zerschlagen  der- 
selben durch  den  Geruch  zu  erkennen  geben  (L.  v.  Buch,  physik. 
Beschr.  d.  canar.  Inseln  225).  Delesse  fand  in  melirem  Obsidianen 
organische  Materien  und  Stickstoff  in  bestimmbaren  Mengen,  erstem 
schreibt  er  auch  die  schwarze  Farbe  zu  (Annales  des  raines  (5) 
XVIIl.   1860.  257). 

Wie  die  chemische  Zusammenselzung,  so  ist  auch  natürlicher- 
weise das  spec.  Gewicht  der  Obsidiane  variabel.  Es  beträgt  bei 
Obsidian  I:  2.394;  II:  2.358;  III:  2.420;  V:  2.370;  VII:  2.489; 
VIII:  2.528,  wobei  sich  im  Allgemeinen  wiederum  zeigt,  dass  mit 
abnehmendem  Kieselsäuregehalt  das  spec.  Gewicht  stetig  zunimmt. 
Obsidian  vom  Kiotangdag,  Transkaukasien  mit  77.42  Si  hat  2.363 
spec.  Gew.  (Abich) ;  von  der  Inselbay,  Neuseeland,  mit  75.20  Si  hat 
2.386  spec.  Gew.  (Murdoch) ;  vom  Pic  von  Teneriffa,  mit  59.71  Si 
hat  2.482  spec.  Gew.  (Ch.  St.  Cl.-Deville). 

Von  zwei  gleich  zusammengesetzten  Gesteinen,  von  denen  das 
eine    krystallinisch,    das  andere    glasig    ausgebildet  ist,    zeigt  stets 


70.66  Si 

» 

»     2.656 

77.27  Si 

;» 

»     2.394 

77.20  Si 

> 

-     2.416 

Verwitterunp^  und  üebergango  des  Obsidian.  239 

das  obsidianartige   ein  bedeutend  niedrigeres  specifisches  Gewicht, 
z.  B. : 

{Quarztrachyt  von  Palmarola  mit  74.54  Si  spec.  Gew.  2.529 

Obsidian  von  Lipari  >     74.05  Si      >  »     2,370 

Quarztrachyt  von  Besobdal,  Trans- 
kaukasien 

Obsidian  vom  kleinen  Ararat 

Perlit  von  Hlinik,  Ungarn 

Nicht  minder  lasst  sich  auf  basischere  Gesteine  diese  Yer- 
gleichung  ausdehnen.  Damour  liess  ein  Stück  von.  sog.  indischem 
Obsidian  bei  einem  Steinschleifer  zerschneiden,  welches  bei  dieser 
Operation  unter  einer  starken  Detonation  mit  Heftigkeit  in  viele 
kleine  Stücke  zersprang,  ein  Vorgang,  der  offenbar  demjenigen  ana- 
log ist,  welcher  sich  zeigt,  wenn  man  den  sog.  Glasthränen  die 
Spitze  abbricht  (Pogg.  Ann.  LXII.   1844.  287). 

Die  Obsidianstücke  zeigen  oft  auf  ihrer  Oberfläche  ein  schil- 
lerndes, in  bunten  Farben  spielendes  Ansehen,  wie  alte  blinde 
Fensterscheiben,  das  Resultat  der  verwitternden  Einwirkung  der 
Atmosphärilien,  welche  wohl,  wie  es  beim  künstlichen  Glase  be- 
>viesen  ist,  so  auch  beim  natürlichen  in  einer  Ausscheidung  der 
Alkalien  und  wenig  Kieselsäure,  sowie  in  einer  Aufnahme  von 
Wasser  beruht. 

Die  Obsidiane  weisen  Uebergänge  in  Perlit,  Bimstein,  Pech- 
stein, sowie  in  steinartige  Laven  auf.  Es  ist  eine  häufige  Erschei- 
nung, dass  Lavaströme  an  ihrer  Oberfläche,  wo  die  Erkaltung  der 
geschmolzenen  Masse  eine  ungleich  raschere  war,  aus  Obsidian  be- 
stehen, welcher  nach  unten  zu  allmählich  in  deutlich  krystallinisch- 
kömige  Laven  übergeht.  Manchmal  wechseln  auch  in  einem  und 
demselben  Lavastrom  Lagen  von  Obsidian  und  krystallinischer  Lava 
mehrfach  mit  einander  ab,  wie  an  dem  ausgezeichneten  Strome 
Hrafntinnuhryggr  (Rabensteinrücken)  am  Fuss  der  Krafla  unweit 
des  Myvatn  in  Island.  Höchst  ausgezeichnet  sind  die  Gesteine  vom 
Schlossfelsen  und  vom  Monte  Guardia  auf  Lipari :  eine  blassgi-aue 
sehr  feinblasige  und  bimsteinartige  Glasmasse  enthält  äusserst  zahl- 
reiche dünne  Streifen  von  schwarzem  Obsidian  oder  pechsteinähn- 
lichcT  Masse,  welche  der  Längsrichtung  des  Lavastroms,  dem  sie 
angehören  parallel  sind  (P>.  Hoffmann,  Pogg.  Ann.  XX VL  1832.43). 
Der  Obsidian  ist  ein  an  vulkanische  Gegenden,  wo  Lavaergüsse 


240  Vorkommnisse  von  Obsidian. 

statt  fanden,  gebundenes  Gestein.  Auf  den  liparischen  Insehi  ist  er 
sehr  verbreitet,  wo  z.  B.  ein  ausgezeichneter  Obsidianstrom  nach 
Fr.  Hoffmann  aus  dem  Monte  Campo  Bianco  zum  Capo  Gastagno 
zieht.  Im  ungarischen  Trachytgebiet  ist  Obsidian  nach  v.  Richt- 
hofen  selten ;  bei  Tolcsva  in  den  Weinbergen  findet  man  reme 
schwarze  Stücke  mit  gi  ossmuscheligem  Bruch,  frei  von  Einschlüssen ; 
bei  Erdöcske,  südöstlich  von  Eperies  und  bei  Huszth  in  der  Mar- 
maros  erscheint  er  als  eine  Erstarrungsmodification  von  v.  Richi- 
hofens  Trachyten,  unsern  Andesiten ;  ausgezeichnet  sind  die  Obsidian* 
ströme  am  Vulkane  von  Telkibanya.  Auf  Island  ist  diese  Glasform 
der  Trachytgesteine  vielorts  verbreitet ;  der  berühmte  Obsidianstrom 
Hrafntinnuhi^ggr  liegt  nordöstlich  vom  See  MyN^atn  am  Fuss  der 
Itrafla,  wo  der  ganz  reine,  von  porphyrartigen  Ausscheidungen  freie 
Obsidian  in  einen  ausgezeichneten  schwarzen  Bimstein,  ein  dichtes, 
wirres  Gewebe  dünner  glasartiger  Fäden  übergeht.  Zwischen  der 
Hekla  und  dem  Torfa-Jökull  kommen  auch  ausgedehnte  Obsidian- 
ströme  vor,  welche  das  Obsidianfeld  Hrafntinnuhraun  (Rabenstein- 
lava)  bilden.  Bei  der  Kirche  Aas  im  Hvita-Thal  erscheint  schöner 
hellgrasgrüner  Obsidian. 

Eine  grosse  Verbreitung  hat  nach  Abich,  Hamilton  u.  A.  der 
Obsidian  in  den  vulkanischen  Gegenden  von  Trnnskaukasien  und 
Armenien.  Auf  Teneriffa  (vortrefflich  beschrieben  durch  Leopold  v. 
Buch,  Phys.  Beschr.  der  canar.  Inseln  224),  auf  Ascension  und 
Guadeloupe  ist  er  ebenfalls  ausgezeichnet  entwickelt.  In  Mexico  an 
vielen  Punkten ;  im  Trachytgebiet  von  Real  del  Monte  am  Cerro 
de  las  Nabajas  und  bei  San  Miguel  ist  er  von  einem  silberweissen, 
metallisch  glänzenden  Ueberzuge  bedeckt.  Nach  v.  d.  Boon-Meesch 
kommt  zwischen  I^elles  und  Tjilalinka  auf  Java  schwarzer  glas- 
glänzender Obsidian  mit  rundlichen  Höhlungen  vor,  worin  weisse 
perlsteinartige  Kügelchen  sitzen,  wohl  ein  Sphärolith-Obsidian.  Nach 
den  Untersuchungen  v.  Hochstetters  ist  der  Obsidian  auf  der  Nord- 
insel Neuseelands  sehr  verbreitet. 

Zu  gedenken  ist  noch  des  sog.  haarförmigen  Obsidian 
von  dem  Vulkan  Kirauea  der  Sandwichinsel  Owaihi  (Königin  Pele's 
Haar)  ein  sehr  lockeres  GewiiTe  zarter,  haar-  und  borstenformiger 
Glasfäden.  B.  Silliman  (Dana's  Mineralog}'  248)  fand  darin :  Kiesel- 
säure 51.19,  (keine  Thonerde),  Eisenoxydul  30.26,  Magnesia  18.16. 
Diese  sonderbar  ab  weichende  Zusammensetzung  scheint  nach  Rammeis- 


Haarförmiger  Obsidian,  Bouteillenstein.  241 

berg  (Mineralchemie  637)  etwa  auf  einen  Augit  zu  deuten.  Vergl. 
über  den  haarförmigen  Obsidian  von  Owaihi,  Dana  in  »Geology  of 
the  United  states'  exploring  expedition«  1828  —  42.  179;  auch 
Nöggerath  im  N.  Jahrb.  f.  Min.  1846.  23.  Hausmann  erwähnt 
eines  ähnlichen  Products  von  der  Insel  Bourbon,  Jahrb.  f.  Min. 
1837.  500.  Es  scheint,  dass  das  Ausziehen  des  Obsidian  in  Fäden 
durch  ausströmende  Gase  bewirkt  wurde,  wie  man  auch  künstlich 
geschmolzene  Schlacken  durch  heftig  darauf  geleiteten  Düsenwind 
zu  einem  ähnlichen  Gebilde  hat  erstarren  lassen. 

Im  Sande  imd  in  der  Dammerde  zwischen   Moldauthein    und 
Budweis    in  Böhmen  finden   sich   in  grosser   Anzahl   glatte   grosse 
Körner  und   dickere,    an  der  Oberfläche  runzelig  gerippte  Knollen 
einer  glasigen,  dunkelolivengrünen,  muschelig  brechenden    und  auf 
dem  Bruch  sehr   stark  glasglänzenden  Substanz,   welcher  man  die 
Namen  Bouteillenstein,  Moldawit,  Pseudochrysolith 
gegeben  hat.     Unter  dem  Mikroskop  ist  in  dem  klaren  Glas  keine 
Spur  von  Krystallen  oder  sonstigen  Ausscheidungen,    dagegen  eine 
ungeheuere  Menge  von  Dampfporen  zu  beobachten.  0.  h,  Erdmann 
fand  darin:     Kieselsäure  82.70;    Thonerde  9.40;  Eisenoxyd   2.61; 
Manganoxydul  0.13  ;  Kalk  1.21  ;  Magnesia  1.21  ;  Natron  2.45  (99.71 ; 
Journ.  f.  techn.  Chera.  XV.  1832.  36);  auch  C.  v.  Hauer  gab  eine 
Analyse  im   Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  V.  1854.  868  mit  79.12  Kie- 
selsäure. Das  spec.  Gewicht  ist  2.356.   Sie  stammen  vielleicht  aus 
den    umgebenden    Gneissen,    nach  Glocker    kommen   halbzollgrosse 
Kugeln  derselben  Substanz    bei  Jordansmühle  in  Schlesien  und  bei 
Iglau  in  Mähren  in  gneissartigen  Gesteinen  vor. 
Ausser  den  erwähnten  Citaten  vgl.  noch: 
Knox,  Bitumen  im  Obsidian,  Philosophical  Transactions  1823.  520. 
0.  L.  Erdmann.  Journ.  f.  techn.  u.  ökon.  Chemie  XV.  1832.  36. 
V.  Richthofen,  0.  v.  Ungarn,  Jahrb.   d.  k.  k.  geol.  R.anst.  1861. 173. 
Fr.  Hoftniann,    0.    von   den    Liparischen    Inseln,    Poggend.    Annal. 

XXVI.  1832.  43. 
Rammeisberg  nach  Ch.  Sic  Cl.  Deville,    0.  v.  Teneriffa,  Zeitschr. 

d.  d.  geol.  Ges.  V.  690. 
Zirkel,  mikr.  Unters,  v.  Obs.,  Sitzgsber.  d.  Wien.  Akad.  XLVII.  1863. 
262.    Obs.    V.   Neuseeland    in  v.  Ilochstetters    Geologie  v.  Neu- 
seeland 1864.  116.    01)9.  V.   Island  in   Preyer   u.   Zirkel   Reise 
nach  Island  18G2. 
V.  d.  Boon-Meesch,  0.  v.  Java,  Poggend.  Ann.  XII.  1828.  616. 
Murdoch,  Philosoph.  Magazine  (2)  XXV.  1844.  495  und  Berg-  und 
hüttenmännische  Zeitung  1846. 
Zirkel,  Petrographie.  II.  16 


242  Bimstein. 

Bimstein. 

(Pumit,  Pumice,  Ponce,  Obsidienne  scoriforme  Hauy,  Trachyte 
filamenteuse). 

Der  Bimstein  ist  ein  glasiges  aber  sehr  poröses,  schwammiges 
oder  schaumiges  Gestein,  welches  wie  ein  Gewebe  von  bald  parallel 
laufenden,  bald  kreuz  und  quer  mit  einander  verfilzten  Glasföden 
und  Glashäuten  erscheint.  Die  Farbe  ist  meistens  licht,  weisslich, 
graulich,  gelblich,  auch  grünlich,  nur  selten  ins  schwärzliche. 

Wie  der  Obsidian  die  eigentliche  Glasform,  so  ist  der  Bim- 
stein die  Schaumform  von  Laven.  Der  blasige  Zustand  rührt  zweifels- 
ohne von  einem  Durchströmen  von  Gasen  oder  Dämpfen  während 
der  Erstarrung  her  und  eine  jede  trachy tische  Mischung  scheint 
fähig  zu  sein,  unter  besondern  Umständen,  diese  faserige  und  schau- 
mige Gestalt  anzunehmen;  wir  finden  daher  wie  bei  dem  Obsidian, 
so  auch  bei  dem  Bimstein,  welcher  gewissermaasseu  nur  ein  physi- 
kalischer Ausdruck  ist,  eine  grosse  Verschiedenheit  in  der  chemi- 
schen Zusammensetzung. 

Schon  früher  wurde  bemerkt,  dass  viele  Obsidiane  beim  Glühen 
zu  einer  schaumigen  Masse  von  Bimstein  anschwellen;  dass  man 
auf  diese  Weise  aus  dem  Obsidian  Bimstein  darzustellen  vermag, 
ist  für  Manche  ein  Grund  zu  der  Annahme  gewesen,  dass  sich  auch 
in  der  Natur  die  Bimsteine  vorzugsweise  aus  Obsidianen  entwickelt 
hätten ;  dieser  Umweg  scheint  indessen  nicht  eingeschlagen  worden 
zu  sein :  es  ist  keineswegs  nöthig,  dass  die  Bimsteinmasse  früher 
Obsidianraasse  gewesen  sei,  sondern  sie  dürfte  vielmehr  ein  eben 
so  directes  Erstarrungsproduct  sein,  wie  der  Obsidian  es  selbst  ist. 
Von  Säuren  werden  die  Bimsteine  ebenso  wenig  angegriffen,  wie 
die  Obsidiane,  vor  dem  Löthrohr  schmelzen  sie  bald  schwerer, 
bald  leichter  zu  einem  blasigen  Glas  oder  zu  Email. 

Abich  unterschied  zwei  Hauptgruppen  von  Bimsteinen,  den 
schaumigen,  rundblasigen  und  den  langfaserig  -  haarförmigen,  und 
deckte  mehrere  Beziehungen  zwischen  dem  Aussehen  und  den  che- 
mischen und  physikalischen  Eigenschaften  beider  Gruppen  auf.  Die 
schaumigen  Bimsteine  mit  ihren  rundlichen  Poren,  von  schmutzig 
grauer  und  grünlichgrauer  Färbung,  sind  kieselsäureärmer  als  der 
Sanidin,  indem  ihr  Kieselsäuregehalt  um  60  schwankt  und  sollen 
stets  mehr  Natron   als  Kali  enthalten   (Phlegräische  Felder,    Insel 


Verschiedene  Arten  von  Bimstein.  243 

Ischia,  Vulkan  von  Arequipa).  Die  faserig-haarformigen  Bimsteine  mit 
ihren,  nach  einer  Richtung  langgestreckten  Poren  sind  weiss  und 
seidenglänzend;  der  Gehalt  an  Kieselsäure  ist  höher  (68 — 75),  die 
Basen  treten  zurück  und  das  Kali  überwiegt  an  Menge  das  Natron, 
sowie  auch  das  spec.  Gewicht  niedriger  ist,  als  bei  der  rundblasig- 
schaumigen  Gruppe  (ausgezeichnet  z.  B.  zu  Polagnat  in  der  Au- 
vergne,  Insel  Pantellaria,  liipari,  Santorin,  von  Llactacunga).  Im 
Mittel  beträgt  bei  der  ersten  Grnppe  der  Kiesel  Säuregehalt  61.60, 
das  spec.  Gewicht  2.411,  das  Sauerstoffverhältniss  1:3:10,  in 
der  zweiten  Gruppe  der  Kieselsäuregehalt  71.88,  das  spec.  Gewicht 
2.371,  das  Sauerstoffverhältniss  1  :  3  :  17.  Abich  vermuthet  daher 
mit  Recht,  dass  der  Ursprung  der  zweiten  Gruppe  von  faserig- 
haarförmigen  Birasteinen  auf  quarzhaltige  vulkanische  Basis,  auf 
Mischungen  von  der  Zusammensetzung  der  Quarztrachyte  und  Quarz- 
andesite,  der  der  ersten  Gruppe  auf  quarzfreie  vulkanische  Basis, 
auf  eigentliche  Trachyte  und  Andesite  zurückzuführen  sei. 

Den  vollkommen  glasigen  und  reinen,  gleichviel  ob  schaumigen 
oder  faserigen  Bimstein,  welcher  nur  äusserst  selten  accessorische 
Gemengtheile  enthält,  nennt  man  nach  dem  Vorgange  von  Beudant 
Obsidianbimstein;  weil  die  Masse  der  einzelnen  Glasfäden  in 
der  That  obsidianartig  erstarrt  ist,  kann  man  diesen  Namen  bei- 
behalten, obschon  Beudant  damit  die  Ansicht  verband,  dass  er 
wirklich  aus  Obsidian  entstanden  sei.  Auf  den  liparischen  Inseln, 
in  Island  sind  derlei  Bimsteine  weitverbreitet,  in  Ungarn  sind  sie 
nach  V.  Richthofen  selten. 

Perlitbimstein  nennl  man  ein  Mittelglied  zwischen  Perlit 
und  Bimstein,  nach  Beudant  u.  A.  ein  aus  Perlit  entstandener  Bim- 
stein, wohl  richtiger  ein  Gestein,  bei  dessen  Erstarrung  sowohl 
die  Tendenz  zur  Perlitbildung,  als  die  zur  Bimsteinbildung  ob- 
waltete. Der  Perlitbimstein  ist  sehr  faserig,  voll  langgestreckter  par- 
alleler Poren  mit  sehr  dünnen  Trennungswänden,  immer  aber  ist 
auch  Perlittextur  in  kleinen,  neben  einander  liegenden  Sphäroiden 
zu  erkennen.  Nebenbei  kommen  darin  schwarze  Glimmerschuppen, 
Sanidinkörner,  auch  wohl  Quarzkrystalle  vor.  Der  Perlitbimstein, 
oft  lagenweise  mit  Perlit  abwechselnd,  ist  sehr  häufig  in  Ungarn, 
wie  V.  Richthofen  erwähnt  z.  B.  besonders  ausgebildet  am  Sarok- 
hegy  bei  Bereghszasz  und  bei  Telkibanya  an  den  Abhängen  gegen 
den  Gönczer   P^ss. 


244  ^        Verschiedene  Arten  von  Bimstein. 

Der  Trachytbimstein  ist  grobfaserig,  filzig  und  hat  nicht 
den  Glanz  der  gewöhnlichen  Bimsteine,  sondern  ist  matt;  die 
manchfachen  Krystallausscheidungen  in  seiner  Masse,  von  Sanidin, 
auch  Quarz  deuten  darauf  hin,  dass  während  seiner  Erstarrung 
auch  eine  Tendenz  zu  krystallinischer  Textur  sich  geltend  machte. 
Häufig  z.  B.  zwischen  Beue  und  Koväszo  bei  Bereghszdsz  in  Ungarn. 
Bimsteine  mit  Oligoklas  und  Hornblende  kennt  man  nach  6.  Rose 
von  Arequipa  in  Peru,  solche  mit  Oligoklas,  Hornblende  und  Glim- 
mer von  Liactacunga  und  diese  letztern  würden  Andesitbimsteine 
sein ;  der  Bimstein  von  Arequipa  stimmt  auch  in  seiner  Zusammen- 
setzung sehr  mit  dem  Andesit  vom  Chimborazo  überein.  Bimsteine 
mit  ausgeschiedenen  Erystallen  hat  man  auch  porphyrartige 
Bimsteine  oder  Bims teinporphyre  genannt;  so  kommen 
ausser  dem  erwähnten  Sanidin  und  Oligoklas  noch  eingewachsen 
vor  Augit  und  Leucit  (Borghetto,  Caprarola),  Melanit  (Bodena  bei 
Castigliona),  Hauyn  und  Titaneisen  (Umgegend  des*  Laacher  Sees, 
Brohl-  und  Nettethal). 

Bimsteinanalysen,  nach  abnehmendem  Kieselsäuregehalt  ge- 
ordnet. 

I.  Lichtgrauer,  seidenglänzender,  langfaseriger  Bimstein  vom 
Capo  di  Castagno,  Lipan.  Abich,  Vulk.  Erschein.  18417  62.  84. 

IL  Weisser  faseriger  Bimstein  von  Santorin.    Abich  ebendas.» 
62.  81. 

in.  Bimstein  vom  Fuss  der  Soufriere  auf  Guadeloupe.  Gh.  Ste. 
Ciaire  Deville,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VH!.   1851.  427. 

IV.  Bimstein  von  den  Campi  Flegraei,  von  einem  der  höchsten 
Punkte  der  Somma  mit  Sanidin.     Abich,  ebendas.  62.  79. 

V.  Schmutzig  grünlichgrauer  Bimstein  von  Alta  vista,  Tene- 
rifi'a.     Abich,  ebendas.  62  u.   71. 

VI.  Bimstein  vom  Berufter  Ofen  am  Laacher  See,  weisse  faust- 
grosse  Knollen  mit  Sanidin,  Hauyn,  seltenen!  Hornblendenadeln. 
F.  R.  Schäffer,  Journ.  f.  pr.  Chemie  LIV.  1851.  18. 

VII.  Bimstein  von  Engers  am  Khein,  aus  den  Laacher  Vul- 
kanen, weiss  ins  gelbliche  mit  wenigen  Sanidinspuren.  Schäfier, 
ebendas. 


Zusammensetzung  der  Bünsteine.  245 


I. 

U. 

m. 

IV. 

V. 

VI. 

VII. 

Kieselsäure 

73.70 

69.79 

69.66 

62.04 

60.79 

57.89 

50.06 

Thonerde 

12.27 

12.31 

9.69 

16.55 

16.43 

19.12 

18.34 

Eisenoxyd 

2.31 

4.66 

— 

4.43 

4.26 

2.45 

2.89 

Eisenoxydul 

— 

— 

8.39 

— 

— 

— 

— 

Manganoxyd 

— 

— 

Spur 

— 

0.23 

— 

— 

Kalk 

0.65 

1.68 

3.32 

1.31 

0.62 

1.21 

1.29 

Magnesia 

0.29 

0.68 

3.18 

0.72 

0.79 

1.10 

1.17 

Kali 

4.73 

2.02 

1.52 

3.66 

2.97 

9.23 

5.81 

Natron 

4.25 

6.69 

3.32 

6.39 

11.25 

6.65 

4.49 

Wasser 
Chlor 

1.22  \ 
0.31  / 

2.93 

-) 

3.84 

0.53 

2.40 

15.06 

99.73   100.76     99.08     98.94     97.87   100.05     99.11 

Zu  dem  Chlor  von  I  gehört  noch  0.20  Natrium;  V  enthält 
noch  Kieselsäure  mit  Titausäure   1.46. 

Die  Bimsteine  I,  II  und  III  (mit  eigenthümlich  niedrigem 
Thonerde-  und  Alkalien-  und  hohem  Kalk-  und  Magnesiagehalt) 
verweisen  auf  ein  Material,  welches  bei  krystallinischer  Erstarrung 
zu  Quarztrachyt  oder  -Andesit  geworden  wäre.  IV  entspricht  einer 
Sanidintrachytmischung,  V  schliesst  sich  an  die  Andesite  an.  Der 
Bimst  ein  VII,  welcher  sich  weit  von  seinem  Ursprungs  ort  entfernt 
findet,  scheint  manchfachen  Einwirkungen  durch  Gewässer  unter- 
legen zu  sein,  wie  sein  grosser  Wassergehalt  beweist  und  damit 
steht  wohl  auch  der  niedrige  Kieselsäuregehalt  in  Verbindung. 
Frische  Bimsteine  von  noch  basischerer  Mischung  als  VI,  sind 
noch  nicht  untersucht  worden,  es  steht  somit  noch  in  Frage,  ob 
basaltisches  Material    zur  Bimsteinbilduug   überhaupt   geeignet  ist. 

Dass  Bimstein  und  Obsidian  nur  Modificationen  einer  und 
derselben  Substanz  sind,  zeigt  deutlich  die  Uebereinstimmung  von 
Bimstein  I  mit  Obsidian  V,  beide  von  Lipari,  die  von  Bimstein  V 
mit  Obsidian  VIII,  beide  von  Alta  vista  auf  Teneriffa.  Wie  die 
Obsidianc,  so  zeigen  auch  die  analog  zusammengesetzten  Bimsteine 
ein  ähnliches  SauerstoflVerhältniss  der  Monoxyde  und  Sesquioxyde, 
wie  es   dort  erwähnt  ist. 

Die  Mengen  von  Chlor,  welche  Abich  in  den  von  ihm  ana- 
lysirten  Bimsteinen  fand,  scheinen  nach  seiner  Vermuthung  als 
Chlornatriuni  vorhanden  zu  sein.  Nach  Bolley  enthalten  alle  Bim- 
steine, welche  er  untersuchte,  Salmiak;    Rammeisberg  bemerkt  in- 


246  Spec.  Gewicht  and  Bildung  der  Bimsteine. 

dessen,  dass  alle  Stickstoff-  und  wasserstoffhaltigen  Yerbindangen 
den  vulkanischen  Bildungen  ursprünglich  fremd  und  erst  später 
durch  die  Berührung  mit  der  Luft,  dem  Wasser  und  orgaDischen 
Stofifen  hinzugekommen  sind;  er  ist  geneigt,  die  Salze  in  denBim- 
steinen  aus  dem  Meerwasser  abzuleiten,-  welches  vielleicht  durch 
seinen  Contact  mit  geschmolzenen  Laven  deren  Ausbildung  zu  Bim- 
stein  hervorrief  (Mineralchemie  1860.  636). 

Der  Bimstein  scheint  leichter  zu  sein  als  das  Wasser,  indem 
er  auf  diesem  schwimmt;  dieses  scheinbar  geringe  spec.  Gewicht 
rührt  aber  daher,  dass  seine  Hohlräume  oft  die  Zwischenwände, 
die  eigentliche  Gesteinsmasse,  an  Volumen  übertreffen.  Das  genau 
ermittelte  spec.  Gewicht  beträgt  bei  dem  Bimstein  I  2.377 ;  FV 
2.411;  V  2.477.  Hier  findet  also  bei  abnehmendem  Eieselsäure- 
gehalt  ein  Zunehmen  des  specifischen  Gewichts  statt,  doch  gibt  es 
auch  Gewichtsbestimmungen  von  Bimsteinen,  die  sich  in  diese  Beihe 
nicht  fügen,  z.  B.  der  Bimstein  von'  Pantellaria  mit  68.1 1  Kiesel- 
säure und  dem  hohen  Gewicht  von  2.530;  ein  Bimstein  von  Are- 
quipa  in  Peru  mit  62.42  Kieselsäure  hatte  nach  Abich  2.5714 
spec.  Gewicht. 

Obsidian  und  Bimstein  von  demselben  Fundpunkte  und  der- 
selben Zusammensetzung  besitzen,  wie  zu  erwarten  steht,  auch  über- 
einstimmendes spec.  Gewicht:  Obsidian  V  und  Bimstein  I  haben 
2.370  und  2.377 ;  Obsidian  VIII  und  Bimstein  V  haben  2.528 
und  2.477. 

Abich  glaubte  bei  der  Vergleichung  der  Analysen  von  Bim- 
steinen mit  denen  der  correspondirenden  Obsidiane  zu  finden,  dass 
bei  beiden  die  Summe  der  Alkalien  eine  gleiche  sei,  dass  aber  die 
Bimsteine  einen  kleinern  Gehalt  an  Kali  und  einen  grossem  Gehalt 
an  Natron  besitzen,  als  die  Obsidiane  und  er  vermuthete,  dass  dies 
mit  der  Bimsteinbildung  überhaupt  in  Zusammenhang  stehe,  indem 
der  Uebergang  in  den  schaumigen  Zustand  mit  einer  Verflüchtigung 
des  Kali  verbunden  sei.  Abgesehen  davon,  dass  die  Alkalienbe- 
stimmung wohl  meistens  allzu  wenig  genau  ist  um  auf  solch  kleine 
Differenzen  von  gewöhnlich  nur  einem  Procent  oder  noch  weniger, 
wie  sie  Obsidian  und  künstlich  daraus  gebildeter  Bimstein  ergaben, 
oder  als  natürliche  Vorkommnisse  Obsidian  V  und  Bimstein  I,  Ob- 
sidian VIII  und  Bimstein  V  zeigen,  solche  Schlüsse  zu  bauen,  spricht 
auch  noch  manches  andere  gegen  diesen  Erklärungsversuch.  Ram- 


Bildung  und  Vorkommen  der  Bimsteine.  247 

melsberg  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  BimsteinbilduDg  eich 
auch  bei  den  alkalifreien  Schlacken  zeige,  wo  also  von  einer  Kali- 
verflüchtigung nicht  die  Rede  sein  kann,  und  dass  »auch  die  Tem- 
peratur zu  niedrig,  die  Affinität  des  Kali  aber  zu  gross  sei,  um 
bei  dem  Aufschwellen  der  Masse  eine  Verflüchtigung  möglich  zu 
machen«  (Handb.  d.  Mineralchemie  636).  Auch  G.  Bischof  erklärt 
sich  mit  dieser  Ansicht  nicht  einverstanden  und  hält  dafür,  dass 
durch  Gewässer  im  Lauf  der  Zeiten  in  den  Bimsteinen  das  Kali 
durch  das  Natron  verdrängt  werde;  von  den  Laacher- See- Bim- 
steinen, welche  wohl  ursprünglich  gleich  zusammengesetzt  waren, 
zeigen  die  stark  wasserhaltigen  zugleich  eine  beträchtlich  geringere 
Kalimenge,  als  die  wenig  wasserhaltigen,  während  die  Natronmenge 
nicht  gar  bedeutend  sich  verändert  hat.  Ein  Bimstein  von  Neuwied 
(ebenfalls  zum  Laacher  -  Seegebiet  gehörig)  zeigte  sogar  nur  3.12 
Kali  auf  11.17  Natron.  Vielleicht  hat  die  von  Andern  aufgestellte 
Vermuthung,  dass  die  Bimsteinbildung  mit  einem  Entweichen  der- 
jenigen bituminösen  Stoffe,  we'che  der  Obsidian  noch  enthält,  im 
Zusammenhang  stehe,  mehr  Anspruch  auf  Wahrscheinlichkeit.  L.  v. 
Buch  äusserte  1825  bei  Beschreibung  des  Pic  von  Tenerifia  »es 
ist  hier  völlig  deutlich,  wie  der  Bimstein  durch  Aufblähung  des 
Obsidian  entsteht,  vielleicht  durch  Entweichung  des  Bergöls«;  vgl. 
auch  Delesse,   Annales  des  raines  (5)  XVIII.   1860.  258. 

Auch  durch  Verwitterung  kann  ein  bimsteinähnliches  Gestein 
entstehen  ;  die  früher  in  dem  Trachytconglomerat  des  Siebengebirges 
aufgefundenen  »  porphyrartigen  Bimsteine  *  (Nöggerath,  Geb.  v. 
Rheinland- Westphalen  I.  1822.  130)  sind  nach  v.  Dechen  (Geogn. 
Führer  in  das  Siebeiigebirge  254)  zellig-blasiger  Trachyt,  der  durch 
Verwitterung  ein  bimsteinähnliches  Aussehen  gewonnen   hat. 

Aeltere  Forscher  sahen  in  dem  Bimstein  einen  durch  vul- 
kanisches Feuer  umgewandelten  Asbest,  u.  A.  Torbern  Bergmann 
(Opusc.  phys.  et  ehem.  III.  107;  vgl.  auch  Klaproth,  Beiträge  II. 
62;   in.   262. 

Das  Vorkommen  der  Bimsteine  ist  an  die  noch  thätigen  und 
bereits  «rloschencn  ^'ulkaDe  gebunden,  sie  linden  sich  am  häufigsten 
als  lose  Auswurf; iii^e,  meist  als  Lapilli  und  Sand,  sowie  auch  als 
Bomben  und  grössere  Blöcke;  solche  Bimsteinablagerungen  er- 
scheinen oft  über  sehr  weite  Räume  ausgedehnt,  indem  Wind  und 
Wasser   das    leichte  Material    in   grosse    Entfernungen    fortführten. 


248  Perlit. 

So  trifft  man  in  der  Gegend  von  Marburg  in  Hessen  Bimsteinlager, 
die  von  den  Vulkanen  um  den  Laacher  See  stammen.  Auch  bildet 
der  Bimstein  einzelne  Schichten  und  Ablagerungen  in  Obsidian- 
und  Perlitströmen.  Vgl.  unter  den  klastischen  Gesteinen  Bimstein- 
conglomerat,  Birasteintuff,  BimsteingeröUe,  Bimsteinsand.  Auf  den 
vulkanischen  Inseln  Süditaliens,  des  griechischen  Archipel  (Milo 
und  Santorin);  Tokaj  in  Ungarn;  Auvergne;  Island;  Teneriffa; 
Guadeloupe;  auf  der  Hochebene  von  Quito. 

Rücksichtlich  der  Bimsteine  vgl.  die  bei  Obsidian  angeführ- 
ten Citate. 

Perlit  und  SpbaroUtbfek. 

(Perlstein,  Pearlstone.) 

Der  eigentliche  Perlit  ist  eine  glasartige  oder  emailartige 
Masse,  von  eigenthümlicher  rundkömiger  Zusammensetzung.  Die 
Körner  des  Perlit  erreichen  Hirsekorn-  bis  Erbsengrösse,  selten  die 
einer  Haselnuss,  und  bestehen  aus  einzelnen  schaaligen  Umhüllungen, 
aus  concentrisch  -  lamellaren,  oft  ungemein  dünnen,  glasigen  oder 
emailartigen  Häutchen.  Häufig  liegen  die  Kömer  so  dicht  neben 
einander,  dass  sie  nicht  rund  erscheinen,  sondern  durch  die  gegen- 
seitige Pressung  eckig  gedrückt  worden  sind ;  die  äussern  Lamellen 
dieser  zwiebelähnlichen  Kügelchen  sind  innig  mit  einander  verwoben. 
Die  ausgezeichnetsten  Varietäten  des  gewöhnlich  Glasglanz  oder 
Perlmutterglanz  zeigenden  Perlit  haben  perlgraue  und  lavendel- 
blaue Färbung,  andere  sind  dunkelgrau,  heller  oder  dunkler 
bräunlich. 

Diese  ächte  Perlitt extur  ist  aber  keineswegs  häufig  und  man 
pflegt  viele  andere  Modificationen  und  Varietäten  zum  Perlit  zu 
rechnen,  welche  sich  davon  mehr  oder  weniger  weit  entfernen. 
Manchmal  verfliessen  die  Körner  so  sehr  mit  einander,  dass  eine 
eigentlich  homogen  aussehende  Obsidian-  oder  Pechsteinmasse  zum 
Vorschein  kommt,  in  welcher  dann  nur  noch  die  innem  Kerne, 
die  Ansätze  von  Kügelchen,  an  Perlit  erinnern.  Bisweilen  auch 
verschwindet  das  emailartige  des  Perlit  und  er  gewinnt  ein  thon- 
steinartiges  Ansehen,  wobei  man  aber  meistens  doch  noch  hier  und 
da  die  Zusammensetzung  aus  kleinen  feinen  Kügelchen  zu  gewahren 
vermag;    auch  jene  Gesteine,    welche   in    einer    emailartigen   oder 


Perlit.  349 

steinartigen  ( lithoidischen )  Masse  Sphärolithkögelchen  enthalten 
(Sphärolithfels)  hat  man  zum  Perlit  hinzugezogen. 

Je  mehr  die  Beschaffenheit  der  Perlite  sich  zum  emailartigen, 
steinigen  oder  thonsteinartigen  hinneigt,  desto  ruhiger  pflegen  sie 
zu  schmelzen;  die  rein  glasartigen  Varietäten  schäumen  stark  heim 
Schmelzen,  zeigen  ein  Aufleuchten  und  Entfärben,  oft  bis  zum 
schneeweiss.    Im  Kolben  gibt  der  Perlit  Wasser  ab. 

Von  ausgeschiedenen  Mineralien  in  den  Perliten  sind  zu  er- 
wähnen: Sanidin  in  krystallinischen  Kömern  und  undeutlichen 
Krystallen  ist  häufig  und  macht  den  Perlit  porphyrartig  (z.  B.  am 
Königsberg  bei  Schemnitz  in  Ungarn) ;  ebenfalls  schwarzer  Glim- 
mer in  scharf  begrenzten,  lebhaft  glänzenden  Blättchen.  Quarz  ist 
selten ;  Esmark  und  Beudant  beobachteten  ihn  im  Perlit  von  Tokaj, 
V.  Richthofen  fand  ihn  in  dem  vom  Königsberg  bei  Schemnitz.  Ob 
das  Gestein,  welches  bei  Ofen  in  Ungarn  und  am  spanischen  Cabo 
de  Gata  am  Busen  von  Almeria  rothe  Granaten  führt,  wirklich 
dem  Perlit  zuzurechnen,  ist  noch  zweifelhaft.  An  einigen  Punk- 
ten sind  in  dem  Innern  von  grössern  Perlitkugeln  Kerne  von  Ob- 
sidianmasse  enthalten ;  die  unter  dem  Namen  Marekanit  bekannten 
Kugeln  von  durchsichtigem  Obsidian  finden  sich  auf  diese  Weise 
in  den  Perliten  von  der  Marekanka  bei  Ochotsk  (Erman,  Archiv 
f.  d.  wissensch.  Kunde  Russlands  III.  175;  Herter,  Zeitschr.  d.  d. 
geol.  Ges.  XV.  459).  Scharfbegrenzte  Nester  und  Trümer  von  Opal- 
und  Jaspismasse  bieten  sich  in  einigen  Perliten  dar,  nach  Beudant 
soll  der  gelbe  Wachsopal  aus  dem  Osva-Thale  bei  Telkibanya  aus 
dem  Perlit  stammen  und  für  den  bekannten  Feueropal  von  Zima- 
pan  in  Mexico  führt  Naumann  denselben  Ursprung  an. 

Eine  besondere  Beachtung  verdienen  die  Sp  häroli  the.  So 
nennt  man  kugelige  Ausscheidungen,  welche  von  mikroskopischer 
Kleinheit  an,  bisweilen  bis  zur  Grösse  einer  Wallnuss  anschwellen, 
und  meistens  im  Innern  eine  deutlich  radial-faserige  Anordnung 
zeigen,  indem  dünne,  spitz  keilförmige  Krystallbündel  von  der  Mitte 
ausstrahlen.  Die  Farbe  ist  meistens  gelblich  oder  bräunlich,  doch 
finden  sich  auch  licht-  oder  dunklergrau  gefärbte  Kügelchen,  der 
Glanz  ist  schimmernd  oder  ein  matter  Wachsglanz.  Bei  beginnender 
Verwitterung  kommt  in  der  Regel  auch  noch  eine  zweite  Textur 
der  Ku^el,  eine  conceutrisch-schaalige,  zum  Vorschein,  indem  auf 
dem  Bruch  eine  grosse  Anzahl  feiner  concentiischer  Ringe  sichtbar 


250  Sphärolithe. 

wird,  welche  eine  von  einander  abweichende  Färbung  besitsen. 
Diese  Schaalentextur  tritt  an  einigen  Sphärolithen  so  deutlich  her- 
vor, dass  bei  den  durchgeschlagenen  verwitterten  Handstücken  die 
innersten  Kügelchen   aus   den   umhüllenden    Schaalen   herausfallen. 

Nicht  immer,  oft  erst  mit  Hülfe  der  Loupe,  oft  selbst  hier- 
durch nicht,  kann  man  sich  auf  dem  Querbruch  der  Sphärolithe 
von  deren  radial-faseriger  Textur  überzeugen.  Im  Innern  derselben 
findet  sich  meist  ein  bestimmt  ausgesprochener  weisser  glasiger 
Mittelpunkt,  ein  Sanidin-  oder  Quarzkom,  wie  dies  v.  Richthofen 
für  die  ungarischen  Sphärolithe  hervorhebt,  während  neuseelän- 
dische Sphärolithe  mit  zahllosen  feinen  schwarzen  Pünktchen  nn- 
regelmässig  durchsprcnkelt  erscheinen.  Die  Sphärolithe  liegen  meist 
mit  scharfbegrenzten  Rändern  in  den  Gesteinen,  so  dass  sie  oft 
beim  Schlagen  der  Handstücke  leicht  sich  herauslösen  und  dann 
das  Gestein  auf  dem  Bruch  viele  halbkugelförmige  Vertiefungen 
zeigt.  Die  Oberfläche  ist  entweder  glatt,  oder  mit  vielen  kleinen 
warzenförmigen  Protuberanzen  besetzt,  den  Enden  jener  unregel- 
massig  verlängerton  Krystallbündel.  Der  Umriss  eines  Sphärolith 
ist  gewöhnlich  ein  ziemlich  regelmässig  kugelförmiger,  es  finden 
sich  aber  auch  zwei,  drei,  oder  mehr  derselben  zu  einer  traubigen, 
knollenförmigen  Gestalt  vereinigt  und  diese  Zwillinge  besitzen  bei 
den  neuseeländischen  im  Innern  immer  zwei  oder  mehr  deutlich 
erkennbare  Centra.  Ueber  die  muthmassliche  Bildungsweise  und 
andere  Verhältnisse  der  Sphärolithe  ^ird  noch  später  die  Rede  sein. 

Beudant  in  seiner  vortrefflichen  Schilderung  der  ungarischen 
Perlite,  und  nach  ihm  Naumann  (Geognosie  I.  614)  unterscheiden 
folgende  Varietäten  der  Perlite,  welche  wohl  nicht  sämmtlich  mit 
diesem  Namen  zu  bezeichnen  sein  dürften. 

a)  Körnig  schaaliger  Perlit  (Perlite  testace), 

b)  Sphärolithischer  Perlit  (Perlite  lithoide  globulaire  z.  Th.), 

c)  Perlitporphyr  (Perlite  porphyrique), 

d)  Pechsteinartiger  Perlit  (Perlite  retinique), 

e)  Thonsteinartiger  Perlit  (Perlite  lithoide  compacte), 

f)  Pcrlitbimstein  (Perlite  ponceux). 

Die  erste  Varietät,  welche  man  auch  eigentlichenPerlit 
nennen  könnte,  stellt  dieses  Gestein  in  seiner  vollkommensten,  oben 
beschriebenen  Ausbildungsweise  dar. 

'  Bei  der  zweiten  Varietät  scheint  man  zweierlei  Gesteine  unter- 


Perlitvarietäten.  251 

scheiden  zu  müssen:  wenn  in  einer  perlitisch  zusammengesetzten 
Masse,  welche  gewissermassen  eine  Grundmasse  vertritt,  Sphäro- 
lithe  eingewachsen  sind,  so  ist  das  ein  Sphärolith-Perlit. 
Man  hat  aber  dazu  auch  Gesteine  gerechnet,  welche  aus  einer  ein- 
fach emailartigen  oder  steinartigen  Grundmasse  bestehen,  in  wel- 
cher Sphärolithe  vertheilt  sind,  gar  solche,  in  welchen  diese  Grund- 
masse fast  gänzlich  zurücktritt,  und  das  Gestein,  nahezu  nur  ein 
Aggregat  von  Sphärolithen  darstellt.  Derlei  Gesteine,  welche  oifen- 
bar  ausser  der  bei  beiden  vorhandenen  randkörnigen  Zusammen- 
setzung mit  ächten  Perliten  nichts  gemein  haben,  als  dass  in  diesen 
auch  zuweilen  Sphärolithe  eingewachsen  sind,  verdienen,  womit 
auch  Naumann  einverstanden  zu  sein  scheint,  von  dem  Perlit  gänz- 
lich getrennt  und  als  eigenthümliches  Gestein  nach  dem  Vorschlag 
von  Pettko  unter  dem  Namen 

Sphär  olithf  eis 
aufgeführt  zu  werden.    In  naher  Verbindung  steht  der  sphärolith- 
führende  Quarztrachyt,  S.  152;   vgl.  auch  den  Sphärolith-Obsidian 
S.  235. 

Der  Perlitporphyr  umschliesst  in  einer  acht  perlitischen, 
rund-  oder  eckigkömigen  Grundmasse  Krystalle  und  krystallinische 
Kömer  von  Saiiidin  und  starkglänzende  Gl  Immer  blättchen.  Beudant 
ist  der  Ansicht,  dass  Sphärolithe  und  Krystalle  einander  ausschlie«- 
sen ;  v.  Kichthofen  konnte  dies  für  die  ungarischen  Gesteine  nicht 
bestätigen,  fand  vielmehr  fast  immer  beiderlei  Einschlüsse  neben- 
einander. Krystalle  kommen  auch  häufig  allein  vor  (Perlitpor- 
phyr), Sphärolithe  indessen  nur  ungemein  selten  ohne  Krystalle; 
so  beschaffene  Gesteine  müsste  man  also  als  sphärolithische  Perlii- 
porphyre   l>«:eichnen. 

Der  8^>g.  pechsteinartige  Perlit,  welcher  nach  Naamann  eine 
glasige  fettglänzende,  unvollkommen  muschelige,  ganz  pechsteinäbn- 
liche  GrundmaHhe  besitzen  soll,  die  viele  schwarze  Glimmerkr}'stalle 
und  Sanidinkörner  umschliesst,  gehört  nach  dieser  Beschreibung 
wohl  gar  nicht  zu  d(;n  Perliten  ülierhaupt;  solche  (rentetne  schö- 
nen eher  die  Bezeichnung  trachytische  Pechstein^^orphyre  zu  ver- 
dien«-n  ;  eli^nüo wenig  dürfte  der  tftg,  thonsteinartige  Perlit  Beudant« 
und  Naumann-,  »ein«:  fiteinartige.  graa«  oder  röthliche  Masse  von 
erdi{ar*=-m  Bruch,  fant  wie-  gebrannt^d*  Schieferthon,  mit  tßder  oho« 
Feldspathkomer.    biü weilen    z«llig,«    mit   dein    Perlit    za  tbno  bn- 


262  Zusammensetzang  der  Perliie. 

ben  mit  dem  er  nur  dadurch  in  Verbindung  steht,  dass  er  in 
dünnen  Lagen  mit  ihm  abwechselt ;  es  ist  wohl  meistens  ein  lithoi- 
discher  Quarztrachyt. 

Der  Perlitbimstein,  dessen  schon  früher  bei  dem  Bim- 
stein  gedacht  wurde  (S.  243),  ist  ein  Mittelglied  zwischen  beiden 
Gesteinen;  auch  der 

Obsidianperlitist  ein  solches,  indem  sich  in  einer  voll- 
ständig glasigen  obsidianartigen  Masse  eine  krummflächig  kömige 
Absonderung  entwickelt  (z.  B.  zwischen  Göncz  und  Telkib&nya  in 
Ungarn). 

Analysen  von  Perliten  und  sphärolithartigen  Ausscheidungen: 

I.  Perlit  aus  dem  Hliniker  1'hal  bei  Schemnitz  in  Ungarn. 
0.  L.  Erdmann,  Joum.  f.  techn.  Chemie  XV.  1832.  38. 

II.  Braune  Kugeln  mit  strahligem  Gefüge  (also  wohl  Sphäro- 
lithe)  aus  dem  Hliniker  Perlit ;  hin  und  wieder  mit  schwarzem 
Glimmer  durchwachsen  und  einen  Quarzkem  enthaltend.  0.  L.  Erd- 
mann ebendas. 

III.  Perlitporphyr  aus  dem  Hliniker  Thal  mit  ausgeschiedenem 
reichlichem  Sanidin  und  spärlichem  braunem  Glimmer.  Rammels- 
berg,  Handb.  d.  Mineralchemie  1860,  637. 

IV.  Perlitgrundmasse  von  kugelförmiger  Textur,  braunen  Glim- 
mer, zuweilen  glasigen  Feldspath  enthaltend.  Grotte  dei  Colombi 
auf  der  Insel  San  Antiocco,  bei  Sardinien.  Delesse,  Bull,  de  la 
soc.  geol.  (2)  XI.  1854.   109. 

V.  Heller  gefärbter  Sphärolith  aus  dem  vorigen  Gestein  mit 
concentrischer  und  strahliger  Textur,  oft  Feldspath-  und  Glimmer- 
krystalle  einschliessend.     Delesse,  ebendas. 

VI.  Concentrisch-strahlige,  kugelförmige  Ausscheidungen  aus 
dem  Obsidianstrom  Hrafntinnuhryggr,  Nordostisland.  Forchhammer, 
Journ.  f.  pract.  Chem.  XXX.   1843.  394. 

VII.  Körnig-schaaliger  Perlit  vom  Monte  Menone  in  den  Eu- 
ganeen,  bestehend  aus  lauter  runden  oder  comprimirten,  schaaligen, 
erbsen-  bis  stecknadelkopfgrossen  Körnern ;  wenig  Glimmer,  seltene 
strahlsteinartige  hellgrüne  Hornblende  und  Sanidin;  vom  Rath, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.   1864.  516. 


Zusammensetzung  der  Perlite.  253 


I. 

II. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

VII. 

Kieselsäure 

72.87 

77.20 

73.00 

70.59 

72.20 

74.83 

82.80 

Thonerde 

12.05 

12.47 

12.31 

13.49 

15.65 

13.49 

7.94 

Eisenoxyd 

1.75 

2.27 

2.05 

— - 

— 

4.40 

— - 

Eisenoxydul 

— 

— 

— 

1.60 

1.64 

— 

1.05 

Manganoxydul    — 

— 

— 

0,30 

0.50 

— 

— 

Kalk 

1.30 

3.34 

1.20 

1.31 

0.98 

1.98 

0.35 

Magnesia 

1.10 

0.73 

1.47 

0.70 

0.62 

0.17 

Spur 

Kali 
Natron 

Spurl 
6.13) 

4.27 

5.96 
1.36 

4.29 
3.52 

1.71  1 
5.52) 

5.56 

1.85 
3.05 

Wass.u.Glühv.  3.00 

— 

2.90 

3.70 

1.12 

— 

3.94 

98.20  100.28  100.25     99.50     99.94   100.43   100.98 

Es  scheint  aus  dem  hohen  Kieselsäuregehalt,  welchen  alle  Analysen, 
namentlich  VII  (eines  der  sauersten  Gesteine,  die  man  kennt),  zei- 
gen, hervorzugehen,  dass  nur  Material  von  der  Zusammensetzung 
der  Quarztrachyte,  nicht  aber  basischeres  einer  Ausbildung  zu  Per- 
liten  fähig  ist.  Sie  sind  auch  räumlich  dem  Gebiete  der  eigentlichen 
Trachyte  fremd  und  finden  sich  immer  in  der  Nähe  der  Quarz- 
trachyte. Die  Perlite  besitzen  durchschnittlich  einen  geringem  Al- 
kaliengehalt als  Quarztrachyte,  welche  einen  mit  ihnen  übereinstim- 
menden Kieselsäuregehalt  zeigen. 

Das  spec.  Gewicht  beträgt  bei  I:  2.371;  II:  2.416;  HI: 
2.384;  IV:   2.386;  V:  2.459;  VI:  2.389;  VII:   2.363. 

Wie  die  Obsidiane  und  Bimsteine,  so  sind  auch  die  Perlite  in 
ihrer  Gesammtzusammensetzung  feldspathähnliche  Mischungen,  in- 
dem in  ihnen  das  Sauers toffverhältniss  von  R  und  R  ziemlich  nahe 
=  1:3  ist. 

Die  Sphärolithe  scheinen  eine  ähnliche  Bildung  zu  sein,  wie 
die  sogenannten  Krystalliten  in  den  langsam  abgekühlten  Gläsern, 
dem  Reaumurschen  Porzellan ;  sie  dürften  eine  Mittelstufe  in  der 
Entwicklung  des  krystallinischen  Zustandes  darstellen,  einerseits 
zwischen  jenen  Knötchen,  welche  sich  mitunter  in  den  Obsidianen 
finden,  und  welche  als  die  unvollkommensten  Producte  gelten  kön- 
nen, die  eine  rasch  erkaltende  Masse  in  ihrem  Bestreben  Krystalle 
auszuscheiden,  hervorzubringen  vermag,  und  andererseits  den  voll- 
kommen ausgebildeten  Krystallen  in  der  Glasgrundmasse. 

Dartigues,  Berzelius   und  nach  ihnen  Pelouze  haben  angenom- 


254  Sphärolithe. 

men,  dass  die  krystallinischen  Aasscheidongen  aus  dem  Glase  ohne 
eine  Veränderung  in  der  Mischung  vor  sich  gehen,  dass  sie  keine 
besondere  chemische  Verbindung  bilden,  sondern  mit  der  umschliee- 
senden  Glasmasse  in  der  Zusammensetzung  vollständig  übereinstim- 
men (Comptes  rendusXL.  1855.  1324).  Auch  Hausmann  hat  durch 
seine  Untersuchungen  festgestellt,  dass  beim  Uebergang  in  den 
krystallinischen  Zustand  die  chemische  Zusammensetzung  der  Ge- 
sammtmasse  des  Glases  nicht  verändert  wird  (Bemerkungen  über 
die  Umänderungen  des  Glases  in  den  Stud.  des  götting.  Ver.  berg- 
männ.  Freunde  1856.  1).  Dumas  dagegen,  welcher  sich  schon  früher 
dafür  ausgesprochen  hatte,  dass  die  Krystalliten  eine  besondere 
chemische  Verbindung  seien,  erwiderte  auf  die  entgegengesetzten 
Behauptungen  von  Pelouze,  es  sei  ein  Unterschied  zu  machen  zwi- 
schen Gläsern,  deren  Masse  schon  eine  stöchiometrische  Zusammen- 
setzung darstelle,  und  solchen,  bei  denen  dies  nicht  der  Fall  sei ; 
die  aus  den  erstem  sich  ausscheidenden  Krystalliten  würden  dieselbe 
Zusammensetzung  besitzen,  wie  die  Grundmasse ;  in  den  nicht  sto- 
chiometrisch  zusammengesetzten  Gläsern,  wozu  die  gewöhnlichen 
künstlichen  gehören,  hätten  aber  die  Krystalliten  eine  von  der  Glas- 
masse abweichende  Zusammensetzung.  Naumann  ist  geneigt,  die- 
selbe Ansicht  auch  für  die  natürlichen  Gläser,  für  die  Obsidiane 
und  Perlite,  welche  ebenfalls  nicht  stöchiometrisch  zusammengesetzt 
sind,  geltend  zu  machen  (Geognosie  I.  615).  Bei  der  geringen  An- 
zahl von  vergleichenden  Analysen,  welche  an  Sphärolithen  und  Glas- 
grundmasse angestellt  sind,  dürfte  es  indessen  schwer  sein,  ^mit 
Sicherheit  zu  behaupten,  dass  in  der  Zusammensetzung  beider  ein 
'Unterschied  stattfinde.  Der  höhere  Kieselsäuregehalt,  welchen  Erd- 
mann in  den  Sphärolithen  aus  dem  Perlit  fand  (vgl.  I  und  II),  hat 
wohl  darin  seinen  Grund,  dass  diese  Ausscheidungen  nach  der  An- 
gabe Erdmanns  einen  Quarzkern  enthalten,  die  andern  geringen 
Abweichungen  erklären  sich  vielleicht  durch  die  Beimengung  von 
Glimmerblättchen.  Zwischen  dem  Perlit  IV  und  dem  SphärolithV 
ist  der  Unterschied  nicht  gar  gross  und  Delesse  leitet  den  etwas 
höhern  Eaeselsäuregehalt  des  letztem  von  einer  umhüllenden  dünnen 
kieseligen  Zone  ab.  Ebenfalls  stimmt  die  Analyse  des  Sphärolith 
aus  dem  Obsidianstrom  Hrafntinnuhryggr  (VI)  mit  der  Analyse  des 
Obsidian  selbst  (vgl.  Obsidiau  III)  ziemlich  genau  überein.  In  dem 
ausgezeichneten  Sphärolith-Obsidian  vom  Rotorua-See  auf  Neusee- 


Sphärolithe.  255 

land  ist  der  Eieselsäuregehalt  des  Obsidianglases  75.03,  der  des 
Sphärolith  74.55  (Zirkel). 

So  gut  auch  die  Zusammensetzung  der  Sphärolithe,  nament- 
lich wenn  man  die  unvermeidlichen  Fehler  der  Analysen  zugleich 
berücksichtigt,  mit  derjenigen  der  umgebenden  Glasmasse  überein- 
einstimmt,  so  sehr  weichen  sie  in  ihrer  Zusammensetzung  unter  ein- 
ander ab.  Der  Umstand,  dass  alle  ein  abweichendes  Sauerstoffver- 
hiiltniss  ergeben,  scheint  dafür  zu  sprechen,  dass  keiner  von  allen 
eine  Verbindung  nach  festen  Verhältnissen  ist.  Das  Sauerstoflfver- 
niss  von  II  ist  =  1  :  3  :  19.0,  von  V  =  1 :  3  :  16.0,  von  VI  =  l :  4.2 
(nach  Abzug  von  Fe  3.5):  21.4.  Man  thut  den  Analysen  offenbar 
Zwang  an,  wenn  man  sie  auf  ein  Verhältniss  etwa  von  1:3:18 
zurückführen  will  und  sie  drücken  es  klar  aus,  dass  sie  keine 
stöchiometrische  Zusammensetzung  darstellen. 

Die  Masse  der  Sphärolithe  scheint  stets  eine  verhältnissmässig 
dichtere  zu  sein,  als  die  des  einschliessenden  Perlit  oder  Obsidian; 
so  ist  das  spcc.  Gewicht  des  Sphärolith  II  (2.416)  höher  als  das 
des  Perlit  I  (2.371),  das  des  Sphärolith  V  (2.459)  höher  als  das 
des  Perlit  IV  (2.386);  das  des  Sphärolith  VI  (2.389)  höher  als 
das  des  umschliessenden  Obsidian,  welches  nur  2.301  beträgt.  Die 
Kügelchen  aus  dem  Sphärolithobsidian  von  Te  Piopio  am  Rotoruasee 
in  Neuseeland  haben  ebenfalls  das  spec.  Gewicht  2.426,  während 
das  der  einhüllenden  Obsidianmasse  nur  2.345  ist.  Diese  Verschie- 
denheit im  specifischen  Gewicht  der  Glasgrundmasse  und  des  Sphä- 
rolith bei  gleicher  oder  nahe  gleicher  Zusammensetzung  scheint  da- 
durch hervorgebracht,  dass  letzterer  eine  krystallinische  Bildung 
und  der  Krystallisationsprocess  mit  einer  Verdichtung  der  Masse 
verbunden  ist. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  eines  Perlit  von  Bre- 
calone  am  Fuss  des  Monte  alto  in  den  Euganeen,  welcher  in  einer 
braunen,  fettglänzenden,  glasigen  Masse  zahlreiche,  erbsengrosse, 
perlgraue,  halbglasige  Kügelchen  ohne  radial  faserige  Textur  um- 
schloss,  ergab  sich,  dass  dünne  Splitter  der  braunen  Grundmasse 
sich  als  wasserklares,  vollständig  krystallfreies  Glas  darstellen,  wäh- 
rend feine  Bruchstücke  der  perlgrauen  Kügelchen  ebenfalls  ein  Glas 
zeigen,  welches  aber  mit  einer  ganz  Ungeheuern  Anzahl  der  klein- 
sten und  schmälsten  nadelförmigen  Krystalle  durchspickt  ist.  Es 
scheint,    dass    die    hier    und    da  erfolgte  massenhafte  Ausscheidung 


256  Wassergehalt  der  Perlite;  Lithophysen. 

mikroskopischer  Kryställchen  und  die  Kugelbildong  in  einer  gegen- 
seitigen Beziehung  steht  (Zirkel,  Sitzgsber.  d.  Wien.  Akad.  XL VII. 
1863.  262).    ^ 

Wegen  des  Wassergehalts  der  Perlite  bringt  Roth  sie  mit  den 
Pechsteinen  in  Verbindung  und  nennt  sie  die  Pechsteinform  der  Li- 
parite,  wobei  er  zugleich  darauf  aufmerksam  macht,  dass  ihre 
rundkömige,  krummschaalige  Textur  manche  Aehnlichkeit  mit  der- 
jenigen darbiete,  welche  bei  den  Pechsteinen  der  Felsitporphyre 
nach  dem  Kochen  mit  Aetzkali  hervortritt  (vgl.  Bd.  I.  569).  Auch 
Naumann  nennt  den  Perlit  den  Pechstein  der  Trachytfamib'e.  Doch 
ist  hierbei  nicht  zu  übersehen,  dass  die  sauersten  Trachytgesteine 
auch  ihre  vollständig  normal  ausgebildeten  Pechsteine  besitzen, 
welche  nur  durch  ihr  Vorkommen  von  denen  der  Felsitporphyre 
zu  unterscheiden  sind.  Das  Auftreten  und  Aussehen  der  Perlite 
scheint  der  Ansicht  G.  Bischofs  nicht  günstig  zu  sein,  welcher  die- 
selben für  zersetzte  Trachytgesteine  zu  erachten  geneigt  ist  (Chem. 
u.  phys.  Geol.  I.  Aufl.  II.  2222 ;  II.  Aufl.  III.  333.  336). 

Zu  erwähnen  sind  noch  jene  merkwürdigen  Bildungen  in  den 
Perliten,  welche  v.  Richthof en  Lithophysen  nennt,  erbsen-  bis 
faustgrosse  Einschlüsse  von  knolliger^  meist  birnförmiger  Gestalt, 
die  im  Innern  nicht  gänzlich  ausgefüllt  sind ;  von  dem  untern  Theile 
aus  erheben  sich  mehrere,  kelchförmig  nach  aussen  umgebogene 
Lamellen  nach  oben  und  überwölben  die  untern  Räume.  Zuweilen 
sind  die  Zellen  bei  geringem  Querdurchmesser  stark  von  unten 
nach  oben  in  die  Länge  gezogen  und  man  sieht  alsdann  darin  nur 
die  uhrglasförmigen  nach  oben  gewölbten  Lamellen,  welche  auf 
Durchschnitten  täuschend  das  Ansehen  einer  Reihe  von  Kammern 
eines  Ammonitengehäuses  darbieten;  bisweilen  auch  verschwinden 
die  Innern  Lamellen  und  es  bleibt  ein  einziger  Hohlraum  zurück, 
dessen  Wandungen  mehrere,  nach  innen  vorspringende  horizontale 
Leisten  aufweisen.  Die  Lithophysen  finden  sich  nur  bei  ausgespro- 
chener Perlittextur  der  Grundmasse,  oft  neben  Sanidinkrystallen ; 
die  feste  Substanz  innerhalb  der  Höhlungen  ist  von  weisslicher  Farbe 
und  hat  Quarzhärte,  ist  also  entweder  reine  Kieselsäure  oder  ein 
daran  sehr  reiches  Silicat.  Nach  v.  Richthofen  ist  es  nicht  zweifel- 
haft, dass  diese  Lithophysen  durch  successiv  blasenartige  Auftrei- 
bung dieser  Kieselsubstanz  gebildet  worden  sind,  welche  sich  meist 
im  untern  Raum  concentrirt ;  die  uhrglasförmigen  Schaalen  bezeich- 


Vorkommen  der  Perlite.  257 

nen  ebenso  viele  AufblähungeD  der  Substanz  durch  ein  sich  ent- 
wickelndes Gas,  welches  höchst  wahrscheinlich  Wasserdampf  ge- 
wesen ist.  Die  kelchartig  herabgebogenen  Blätter  entstanden  da- 
durch, dass  die  am  Schluss  sich  entwickelnden  Blasen  in  den 
breitern  Räumen  zu  wenig  convex  waren  und  in  der  Mitte  zusam- 
menfielen. Solche  Lithophysen  -  Einschlüsse  finden  sich  bei  Telki- 
banya  an  den  Gehängen  gegen  den  Pass  nach  dem  Gönczer  Thale, 
ferner  am  Sarok-hegy  bei  Bereghszasz  und  am  Sujum  bei  Szantö  in 
Ungarn.  Aehnliche  Gebilde  erscheinen  nach  v.  Richthofen  in  einem 
obsidianartigon  Gestein  vom  Jacal  in  Mexico,  der  höchsten  Spitze 
des  Cerro  de  las  Navajas,  nordöstlich  von  Real  del  Monte ;  anderswo 
sind  sie  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet  worden. 

Der  eigentliche  Perlit  gehört  nicht  zu  den  verbreiteten  Ge- 
steinen. Seine  Hauptlagerstätte  hat  er  in  Ungarn,  namentlich  cha- 
rakteristisch bei  Schemnitz,  Telkibanya  und  Bereghszdsz,  wo  er -aus- 
gezeichnete Ströme  an  den  Abhängen  und  in  den  Buchten  älterer 
Trachytberge  bildet;  vortrefflich  sind  die  Perlitströme  des  Vulkans 
von  Telkibanya.  In  den  Euganeen  finden  sich  am  Monte  Menone 
bei  Battaglia,  am  Monte  Pendise  bei  Teolo  und  am  Monte  Brecalone 
Perlitablagerungen.  Gangförmig  durchsetzt  in  einer  Mächtigkeit  von 
25 — 30  Fuss  der  Perlit  auf  den  Ponza  -  Inseln,  namentlich  an  der 
Nordspitze  von  Palmarola  den  Quarztrachyt.  Bei  la  Carbonera  in 
der  spanischen  Provinz  Murcia  werden  homblendeführende  Trachyte 
von  Perliten  begleitet.  Perlit,  namentlich  sphärolithischen  Perlit 
brachte  Darwin  in  schönen  Exemplaren  von  der  Insel  Ascension 
mit.  Zu  gedenken  ist  noch  der  Perlitmassen,  welche  zu  den  trachy- 
tischen  Bildungen  von  Villa -seca  bei  Zimapan  in  Mexico  gehören 
(vgl.  Burkart,  Aufenthalt  und  Reisen  in  Mexico  297).  Unter  den 
trachytischen  Laven  von  Island  und  Neuseeland  hat  man  Perlit 
noch   nicht  gefunden. 

Beudaut,  Voyage  mineral.   et  geol.  en  Hongrie  III.  363. 

Abich,  Vulkan.  P^rschcinungen  1841.  86. 

Y.  Pettko,  Spliärolithfcls.  Naturwissenschaft!.  Abhandlungen,  heraus- 

gegeb.  V.  Haidinger  I.  1^47.  298.    auch  Abhandlungen  d.  k.  k. 

geol.  R.anst.  IL   1853.  1. 
Delesse,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1856.  195. 
V.  Richthofen,  über  Perlito  und  Lithophysen,  Jahrb.  der  k.  k.  geol. 

R.anst.   1861.  176. 
vom  Rath,  Perlit  der  Euganeen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1864.  516. 

Zirkel,  Petrographie.     II.  ^7 


258  Nephelinit. 

Für  die  nordungarischen  Obsidiane,  Bimsteine  und  Perlite 
hebt  V.  Richthof en  es  als  eine  charakteristische  Erscheinung  her- 
vor, dass  verschiedenartige  Gesteinsausbildungen  mit  einander  in 
regelmässigen  oft  sehr  dünnen  Lagen  abwechseln.  Theils  altemiren 
in  der  lamellaren  Anordnung  verschiedene  Modificationen  der  Grund- 
masse,  indem  obsidianartige  mit  bimsteinartigen  Lagen,  perlitische 
mit  homogenen  eniailartigen  u.  s.  w.  wechseln,  theils  ordnen  sich 
die  Einschlüsse,  Krystalle,  Sphärolithe,  Lithophysen  noch  ausserdem 
in  bestimmten  Lagen.  Auch  in  Neuseeland  ist  eine  ähnliche  Aus- 
bildungsweise  in  petrographisch  verschiedenen,  abwechsehiden  La- 
mellen bekannt. 

An  die  Obsidiane  und  Perlite  schliessen  sich  als  ächte,  zur 
Trachytfamilie  gehörige  Glieder  die 

TrachytpechsteiBf 

an,  welche   schon  früher  bei   den  Felsitpechsteinen  in  allen  ihren 
Verhältnissen  besprochen  worden  sind  (Bd.  L  566). 


Zwlscheni^ruppe  der  UTephellii-   und  lieucltgesteiiie. 

Nepheliiiit. 

(NepheUndolerit,  Nephelinfels). 

Ein  Gemenge,  aus  Ne'phelin,  Augit  und  wenig  tit an- 
haltigem Magneteisenerz  bestehend,  gewissermaassen  Basalt, 
in  welchem  der  Labrador  durch  Nephelin  vertreten  wird. 

Nach  der  Textur  kann  man  unterscheiden:  grobkörnigen 
Nephelinit  (Nephelindolerit),  feinkörnigen  Nephelinit  (Nephelinana- 
mesit),  scheinbar  dichten  Nephelinit  (Nephelinbasalt),  alle  drei  in 
einander  übergehend,  wie  es  auch  bei  den  Labrador- Augitgesteinen 
der  Fall  ist. 

Der  Nephelin  erscheint  als  fettglänzende,  krystallinische  Kör- 
ner, bisweilen  auch  als  sechsseitige  Krystalle  von  weisslich-,  gelb- 
lich-, grünlichgrauer  Farbe,  und  löst  sich  in  Salzsäure  vollständig 
auf  mit  Hinterlassung  von  Kieselgallerte.  Der  Augit  bildet  meist 
schwarze  Kömer  oder  breitsäulenförmige  Krystalle,  das  Magneteisen 
feinverthoilte  Kömchen  und  oktaedrische  Krystalle.  Bald  wiegt  der 
Nephelin,   bald  der  Augit  (seltener)  quantitativ  vor.     Die  feinkör- 


Nephelinit.  259 

uigem  Nephelinite,  welche  dem  Anamesit  entsprechen,  zeigen  eme 
dunkelgraue  Farbe,  die  grobkörnigem  sind  bläiiiichgrau  und  schwarz 
gedeckt  durch  Augite ;  die  dichten  sind  vom  Basalt  äusserlich  nicht 
zu  unterscheiden. 

Das  spec.  Gewicht  schwankt  in  weiten  Grenzen;  es  wiegt: 
N.  vom  Hohenhöwen  im  Hegau  2.62,  Schill. 
»    von  Niedermendig  am  Laacher-See  2.258,  v.  Leonhard. 
»    vom  Katzenbuckel,  Odenwald,  feinkörnig  2.697,  v.  Leonhard, 
grobkörnig  2.921. 

Als  accessorische  Gemengtheile  hat  man  gefunden :  Apatit  in 
langen  dünnen  Säulen  von  weisser  Farbe,  vielverbreitet;  Sanidin, 
eine  eigenthümliche  Erscheinung  in  einem  Augitgestein ;  Olivin ; 
Titanit ;  Hauyn ,  Leucit,  Saphir,  Zirkon  in  Nephelinitlaven. 

PorphjTartig  wird  der  Nephelinit,  wenn  aus  dem  feinkörni- 
gem Gemenge  einzelne  grössere  Nephelinkrystalle  heraustreten,  wie 
z.  B.  am  Katzenbuckel  im  Odenwald.  Auch  blasige  und  mandel- 
steinartige  Varietäten  kommen  vor. 

Wegen  der  leichten  Zersetzbarkeit  des  Nephelin  ist  der  Ne- 
phelinit eines  jener  wenigen  Gesteine,  bei  denen  die  Zerlegung 
in  einen  durch  Salzsäure  löslichen  und  einen  darin  unlöslichen  An- 
theil  zur  Ermittelung  der  Zusammensetzung  von  Belang  sein  kann. 
Zieht  man  aus  dem  fein  gepulverten  Gestein  mit  dem  Magnetstab 
das  Magneteisen  aus,  und  behandelt  jenes  alsdann  mit  Salzsäure,  so 
wird  der  Nephelin  völlig  gelöst,  und  es  bleibt  als  Bückstand  ein 
graues  Pulver  von  Augitzusaramensetzung;  doch  wird  der  Augit 
selbst   auch  immer  durch  die  Salzsäure  angegriffen. 

I.  Nephelinit  vom  Löbauer  Berg  in  Sachsen.  Heidepriem, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.   Ges.  H.   1850.   149. 

II.  Nephelinit  vom  Wickenstein  in  Niederschlesien.  Löwe, 
Poggend.  Ann.  XXXVIU.  1836.  158;  neu  her.  v.  Roth.  Ha.  der  in 
Salzsäure  lösliche  (44.42) ;  II  b.  der  darin  unlösliche  Theil  (55.58). 

III.  Nephelinit  vom  Hohenhöwen  im  Hegau.  Schill,  N.  Jahrb. 
f.  Min.   1857.   44. 

IV.  Nephelinitlava  von  Niedermendig  am  Laacher  See.  0.  Hesse, 
Journ.  f.  pr.  Chemie  LXXV.   1858.  216. 

V.  Nephelinit  von  Meiches  im  Vogelsgebirge.  Knop,  N.  Jahrb. 
f.  Min.   18C5.  G96. 


260  Zusammensetzung  der  Nephelinite. 


I. 

n. 

Ha. 

IIb. 

m. 

IV. 

V. 

Kieselsäure 

42.12 

41.87 

35.06 

47.98 

47.10 

50.64 

43.89 

Thonerde 

14.35 

16.48 

25.98 

9.10 

11.91 

19.67 

19.25 

Eisenoxyd 

13.12 

3.16 

7.17 

16.51 
Spur 

8.53 

— 

Eisenoxydul 

— 

1.42 

3.22 

16.65 

— 

12.00 

Manganoxydul  0.18 

— 

— 

Spur 

Spur 

Kalk 

13.00 

12.10 

9.43 

14.41 

8.90 

8.09 

10.58 

Magnesia 

6,14 

7.14 

— 

12.97 

1.36 

4.04 

2.81 

Kali 

2.18 

0.56 

1.28 

— 

1.63 

3.36 

1.73 

Natron 

4.11 

5.50 

12.47 

— 

2.92 

4.52 

9.13 

Wasser 

3.42 

2.67 

6.07 

— 

6.60 

0.73 

— 

98.62  100.00  100.68  100.97     97.07     99.58     99.39 

Ausserdem  enthalten:  1:  Phospborsäure  1.65;  Chlorcalcium 
0.04  ;  Fluorcalcium  0.27  ;  Titansäure  0.54.  III:  Phosphorsäure  1.20; 
Kohlensäure  1.91.  IV:  Schwefelsäure  0.29  (vonHauyn);  Titansäure 
und  Eisenkies  Spuren.  V:  Titansäure  1.24;  Phosphorsäure  1.39; 
Baryt  0.17;  Strontian  O.Ol. 

Man  hat  versucht,  an  der  Hand  der  Analysen  die  mineralo- 
gische Zusammensetzung  der  Nephelinite  zu  berechnen.  Heidepriem 
betrachtete  den  Nephelinit  des  Löbauer  Berges  als  zusammengesetzt 
aus:  32.61  Nephelin,  45.38  Augit,  4.00  Magneteisen,  3.91  Apatit, 
1.33  Titanit,  3.42  Wasser,  Olivin.  Roth  nimmt  darin  an  circa  26 
Nephelin,  55  Augit,  8  Sänidin  (als  Kali  lieferndes  Mineral)  und 
den  Rest  wie  Heidepriem. 

Der  durch  Löwe  analysirte  Nephelinit  vom  Wickenstein  ent- 
hält nach  Roth's  Annahme  34.5  Nephelin,  4.58  Magneteisen  und  in 
dem  Rest  von  61  pct.  sind  Augit,  Apatit  und  Olivin  enthalten;  der 
Augitgehalt  muss  nach  der  Zusammensetzung  des  unlöslichen  Theils 
mindestens  56  pct.  betragen.  In  dem  unlöslichen  Theile  von  IV  sind 
nach  Hesse  2.08  Kali  und  3.00  Natron,  nach  Bergemann,  welcher 
dasselbe  Gestein  untersuchte,  gar  2.58  Kali  und  5.68  Natron  ent- 
halten, es  muss  also  darin  ausser  dem  Augit  noch  ein  an  Alkalien 
reiches  Silicat  vorhanden  sein  (wohl  ein  Feldspath).  Der  unlösliche 
Theil  des  Nephelinit  vom  Löbauer  Berg  (Heidepriem)  enthält 
dagegen  ebensowenig,  wie  derjenige  des  vom  Wickenstein  (Hb) 
Alkalien. 

Auffallend    ist   der   beträchtliche  Wassergehalt,    der    sich   in 


Vorkommen  der  Nephelinite.  261 

den  durch  Säuren  löslichen  Theilen  der  Nephelinite  findet :  Ha  ent- 
hält 6.07  Wasser,  der  Nephelinit  vom  Löbauer  Berg  besitzt  in  dem 
durch  Salpetersäure  löslichen  Theil  6.73  Wasser.  Es  deutet  dies 
darauf  hin,  dass  die  löslichen  Theile  nicht  ausschliesslich  dem  Ne- 
phelin  zugetheilt  werden  können,  sondern  dass  sie  wenigstens  zum 
Theil  als  zeolithische  Mineralien  gedeutet  werden  müssen,  eine  An- 
nahme, welche  durch  die  Umwandlung  von  Nephelin  in  Zeolithe, 
die  durch  Pseudomorphosen  dargethan  ist,  wahrscheinlich  wird ; 
wegen  seiner  leichten  Zersetzbarkeit  wird  der  Nephelin  sich  beson- 
ders rasch  in  derlei  Substanzen  umwandeln. 

Zu  den  Nepheliniten  gehören  gewiss  manche  Gesteine,  welche 
bisher  den  labradorhaltigen  Basalten  zugezählt  werden.  Für  die 
Gegenwart  des  Nephelin  in  einem  basaltischen  Gemenge  ist  nach 
vom  Rath  folgender  Versuch  beweisend  :  Sind  Gesteinsstücke  längere 
Zeit,  mehrere  Monate  lang,  der  Einwirkung  kalter  Salzsäure  aus- 
gesetzt, so  scheidet  sich  ein  Theil  der  Kieselsäure  schleimig  ab; 
gleichzeitig  bildet  sich  eine  Menge  kleiner  Kochsalzwürfel ;  die 
Kieselsäure  des  Labrador  wird  nicht  schleimig  abgeschieden,  auch 
ist  er  nicht  natronhaltig  genug,  um  die  Kochsalzwürfel  zu  erzeugen 
(Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.   1860.  41). 

Zu  den  Punkten,  an  welchen  man  bis  jetzt  Nephelinite  ge- 
funden hat,  gehören  : 

Der  Löbauer  Berg  in  der  Oberlausitz,  wo  Gumprecht  zuerst 
den  Nephelin  als  einen  wesentlichen  Gemengtheil  doleritähnlicher 
Gesteine  nachwies. 

Meiches  am  nördlichen  Gehänge  des  Vogelsgebirges  in  Hessen, 
durch  v.  Klipstein  aufgefunden,  durch  G.  Rose  und  neuerdings 
durch  Knop  sehr  gründlich  untersucht;  das  grobkörnig  krystal- 
linische,  in  hohem  Grade  poröse  Gemenge  besteht  hauptsächlich  aus 
gi-aulichweissem  bis  hellweingelbem  Nephelin,  der  in  den  Drusen- 
räumen freie  Krystalle  bildet,  und  schwarzem  Augit;  Magneteisen 
erscheint  in  deutlich  erkennbaren  Krystallen  bis  zu  3  Mm.  Axen- 
länge.  Ausserdem  findet  sich  in  viel  geringerer  Menge  ein  lebhaft 
glasglänzender  Feldspath,  den  Rose  für  Sanidin  hielt,  und  welcher 
auch  nach  Knop  monoklin  ist,  dagegen  seltsamerweise  in  chemi- 
scher Hinsicht  einen  kalireichen,  kalkfreien,  barythaltigen  Oligoklas 
mit  59.69  Kieselsäure  darstellt.  Das  Gestein  führt  auch  Leucit,  der 
jedoch  nicht  in  Krystallen,    sondern  nur  in  sphäroidischen  Massen 


262  '  Vorkommen  der  Nephelinite. 

bekannt  ist,  sehr  wenig  gelben  Titanit,  feine  weisse  Apatitkrystalle 
und  sehr  spärlichen  Sodalith  in  weissen  Granatoedem. 

Das  Thal,  welches  bei  Tichlowitz  zwischen  Tetschen  und 
Aussig  in  das  Elbthal  mündet  und  nach  Rittersdorf  hinausfährt,  am 
Schreckenstein  und  an  einem  Felsen*  des  Vierzehngebirges  bei  Klein 
Priesen  oberhalb  Tetschen.  Die  beiden  erstem  Gesteine  enthalten 
ebenfalls  Apatit  und  in  unregelmässigen  Höhlungen  einen  weissen 
Zeolith,  wahrscheinlich  Mesotyp. 

Katzenbuckel,  der  höchste  Punkt  im  Odenwald,  östlich  von 
Ebersbach  am  Neckar,  ausgezeichneter  porphyrartiger  Nephelindolerit 
(v.  Leonhard,  Basaltgebilde  I.   160). 

Wickenstein  in  Niederschlesien  (Nephelinbasalt). 

Hohenhöwen  im  badischen  Hegau,  bestehend  aus  grünlich- 
und  gelblichgrauen,  auch  nelkenbraunen  Nephelinen,  tafelartigen 
Augitkrystallen  und  kleinen  Mengen  von  Magneteisen,  dazu  Körnern 
von  Brauneisenstein ;    auch  Apatitnadeln   zeigen  sich  hier  und  da. 

Ein  basaltähnliches  Gestein  vom  Hamberg,  zwischen  Borgen- 
treich und  Trendelburg  an  der  Paderborn  -  Hessischen  Grenze  ent- 
hält in  Höhlungen  nach  G.  Rose  Nephelin,  Apatit  und  Augit,  ge- 
hört also  auch  wahrscheinlich  hierher.  Die  gelblichgrauen  Flecken, 
die  in  dem  feinsplitterigen  bräunlichgrauen  Gestein  sich  zeigen, 
erweisen  sich  nach  dem  Glühen  als  Olivinkömer;  die  weisse  kör- 
nige Substanz,  die  alsdann  als  Hauptmasse  erscheint,  ist  wahrschein- 
lich Nephelin. 

In  dem  als  Dolerit  bekannten  Gestein  von  der  Pflasterkaute 
bei  Eisenach  wies  Credner  Nephelin  nach,  welcher  sowohl  als  Ge- 
mengtheil im  Gestein,  als  auch  in  Drusen  auskrystallisirt  vor- 
kommt. 

Manche  Laven  bestehen  auch  aus  ausgezeichnetem  Nephelinit. 
Solche  Nephelinitlaven  sind:  die  hauyn-,  zirkon-,  saphir-, 
leucithaltige  sog.  Mühlstcinlava  von  Niedermendig  am  Laacher-See, 
in  welcher  man  deutlich  namentlich  in  den  Höhlungen  die  sehr  zahl- 
reichen durchsichtigen  kleinen  sechsseitigen  Nephelinkrystalle  er- 
kennt. V.  Dechen  zählt  noch  mehrere  Nephelinitlaven  aus  der  Um- 
gegend des  Laacher-Sees  auf:  darunter  den  Strom  vom  Beilenberg 
nach  der  obem  Reifs-Mühle,  den  Strom  am  Winfeld  bei  Ettringen 
und  von  Cottenheim,  die  Lava  am  Hochsimmer,  den  Strom  vom 
Plaidter   Hummerich   nach   Hochsmühle,    die    Lava   zwischen   dem 


Vorkommen  der  Nephelinite.  263 

Nastberg  und  Nickenich.  Die  letztere,  deren  kleine  weisse,  ans  den 
Blasenwandungen  hervortretenden  Nephelinkrystalle  vielleicht  noch 
ausgezeichneter  sind,  als  bei  Niedermendig,  enthält  nach  G. 'Bischof: 
Kieselsäure  47.48;  Thonerde  21.26;  Eisenoxyd  12.39;  Kalk  8.54; 
Magnesia  3.16;  Kali  2.39;  Natron  3.42 ;  Glüh  Verlust  0.35  (98.99). 
Nach  R.  Mitscherlich  ist  auch  das  der  Niedermendiger  Mühlstein- 
lava  ähnliche  am  nördlichen  Abhänge  des  Roderbergs  bei  Rolands- 
eck am  Rhein  gangförmig  auftretende  Basaltgestein  ein  Nephelinit ; 
es  gelatinirt  mit  Säure  und  enthält:  Kieselsäure  42.16;  Thonerde 
14.67;  Eisenoxyd  9.05;  Eisenoxydul  4.82;  Kalk  12.27;  Magnesia 
5.92;  Kali  3.01;  Natron  3,72;  Titansäure  3.25;  Glühverlust  0.46 
(99.33).  Auch  in  der  Vorder -Eifel  sind  sehr  viele  Laven  ächte 
Nephelinite,  z.  B.  von  der  Aarlei  und  der  Lielei  bei  üedersdorf, 
von  der  ITardt  bei  Mehren,  vom  Wehrbusch  bei  Dann,  von  Dock- 
weiler, vom  Beuelchen  in  Kirchweiler ;  bei  den  frischem  kann  man 
die    kleinen  Nephelinkrystalle   in  den  Hohlräumen  leicht  erkennen. 

Das  schwärzlichgraue,  sehr  feinkörnige  Gestein  vom  Capo  di 
Bove  bei  Rom  (Selce  Romano  genannt)  ist  nach  den  mikroskopi- 
schen Untersuchungen  von  Fleuriau  de  Belle vue  (Journ.  de  Phys. 
LI.  459)  ein  Gemenge  von  Augit,  Nephelin,  Magneteisenerz,  Leucit 
und  Melilith  und  stellt  ein  Mittelgestein  zwischen  Nephelinit-  und 
Leucitlava  dar  (vgl.  Leucitophyr).  Es  enthält  in  Höhlungen  neben 
Nephelinkrystallen  noch  Melilith,  Breislakit,  Glimmer.  Die  Lava 
vom  südlichen  Fusse  des  Herchenberges  in  der  Umgebung  des 
Laacher-Sees  ist  ebenfalls  aus  sehr  kleinen  Krystallen  von  Nephelin 
(farblos),  Melilith  (in  gelben  Täfelchen)  und  Augit  zusammengesetzt. 
Auch  im  Albanergebirge  bei  Rom  kennt  man  ähnlich  zusammenge- 
setzte Leucit-  und  Nephelin  führende  Laven,  welche  wir  den  Leu- 
citophyren  anreihen. 

Die  basaltischen  Gesteine  aus  der  Umgegend  von  Pardubitz 
in  Böhmen  (vom  Kunetitzer  Berge,  vom  Wolfsberg  und  vom  Spojiler 
Gange),  welche  E.  Jahn  analysirte  (vgl.  Verb,  der  kk.  geol.  R.anst. 
XII.  157),  scheinen  wegen  ihres  geringen  Kieselsäuregehalts,  der  auf 
38.72  sinkt,  und  grossen  Alkaligehalts,  der  auf  7.50  steigt,  eben- 
falls Nephelinite  zu  sein. 

Die  Angabe  Girards  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1842.  729),  dass  sich 
im  Baigorry-Thale  der  Westpyrenäen  Nephelinit  finde,  dürfte  wohl 
auf  einem  Irrthum  beruhen. 


264  Leucitopbyr. 

V.  Leonhard  und  C.  Gmelin  machten  zuerst  auf  den  Nephelinit  auf- 
merksam in  ihrer  Abhandlung :  Nephelin  imDolerit.  1822.  Vgl. 
auch  Basaltgebilde  I.  158. 

Fr.  Hoffmann,  Nephelinit  vom  Bamberg,  Poggend.Ann.IU.  1826. 87. 

G.  Rose,  Karstens  Archiv  XIV.  1840.  261. 

Löwe,  N.  V.  Wickenstein,  Poggend.  Ann.  1836.  XXXVIII.  16a 

Girard,  N.  v.  Wickenstein,  Poggend.  Ann.  1841.  LIV.  559. 

Gumprecht,  N.  vom  Löbauer  B.,  Poggend.  Ann.  XLII.  177. 

Heidepriem,  N.  v.  Löbauer  B.,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  H.  1850.  139. 

v.  Klipstein,  N.  v.  Meiches,  Karstens  Archiv  XIV.  1840.  248. 

Knop,  N.  V.  Meiches,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  674. 

Schill,  N.  V.  Hohenhöwen,  N.  Jahrb.  f.  Miner.  1857.  43;  ebendar. 
V.  Fritsch,  N.  Jahrb.  f.  Min.   1865.  654. 

Credner,  N.  von  der  Pflasterkaute  bei  Eisenach,  N.  Jabrb.  f.  Min. 
1860.  56. 

Bergemann,  N.  v.  Niedermendig,  Karstens  und  v.  Dechena  Archiv 
XXI.  1847.  41. 

Hesse,  N.  v.  Niedermendig,  Journ.  f.  pr.  Chemie  LXXV.  1858.216. 

G.  vom  Rath,  N.  v.  Herchenberg,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XI.  30.  31. 

V.  Dechen,  N.  des  Laacher  Sees  u.  d.  Eifel,  Geogn.  Führer  zu  dem 
Laacher  See  1864.577.  114.298.312.  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 
XVII.  1865.  122.  Vgl.  auch  Roth  in  Mitscherlich,  üb.  d.  vulk. 
Erscheinungen  in  d.  Eifel.  1865.  16.  » 

R.  Mitscherlich,  N.  v.  Roderberg,  Ztschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1863.  XV.  667. 


Lencitopbyr. 

Leucitlava,  Leucitporphyr,  Leucilit,  Sperone. 

Der  I^eucitophyr  ist  ein  krystallinisch-körniges  Gemenge,  mei- 
stens zusammengesetzt  aus  Loucit,  Augit  nnd  Magnet  eisen, 
doch  gibt  es  auch  durch  Leucit  charakterisirte  Gesteine,  welche  Ne- 
phelin oder  N  o  8  e  a  n  als  wesentliche  Gemengtheile  enthalten,  und 
welche  wir  mit  den  eigentlichen  Leucitophyren  vereinigen.  Gewöhn- 
lich bilden  die  erstgenannten  Mineralien  eine  feinkörnige  bis  schein- 
bar dichte  Grundmasse  von  aschgrauer  oder  röthlichgrauer  Farbe, 
in  welcher  um  und  um  ausgebildete  Leucitkrystalle  von  graulich- 
weisser  Farbe  und  der  Grösse  von  der  einer  Erbse  bis  zu  der  einer 
Haselnuss,  sowie  schwarze  und  dunkelgrüne  Augitkrystalle  einge- 
wachsen sind,  welche  also  das  Gestein  porphyrartig  machen.  Am 
Vulkan  von  Roccamonfina  kommen  nach  Pilla  Leucitkrystalle  von 
9  Centimeter  Durchmesser  vor.  Die  Leucite  sind  immer  in  der 
sog.  Leucitoederforra  krystallisirt,  vor  dem  Löthrohr  unveränder- 
lich, und  von  Salzsäure   leicht    zersetzbar   unter  Abscheidung  von 


GemeDgtbeile  der  Leucitophyre.  265 

Kieselpulver.     Man  kennt  den  Leucit  nur  eingewachsen  in  Gestei- 
nen, nie  in  Drusen  auskrystallisirt. 

Die  Leucitkrystalle,  z.  B.  die  schönen  von,  Civita,  Castellana 
und  Borghetto  am  Ufer  der  Tiber,  enthalten  fast  immer  in  ihrem 
Innern  ein  kleines  Schlackenkorn,  Bruchstücke  von  Augitkry stallen, 
oder  umschliessen  auch  vollständig  ausgebildete  Augitkrystalle  von  , 
langsäulenförmiger  Gestalt,  deren  beide  Enden  nicht  selten  aus  dem 
Leucit  hervorragen.  Auch  kleine  blaue  Hauynkömchen  hat  man 
nach  Breislak  in  Leuciten  aus  der  Umgegend  von  Rom  eingeschlos- 
sen gefunden.  Die  Leucite  von  Rieden  in  der  Umgegend  des  Laa- 
cher  Sees  enthalten  fast  sämmtlich  runde  Körnchen  oder  nadeiförmige, 
haar  dicke  schwarze  Kry  stalle  von  Nosean. 

In  der  Leucitlava  des  Vesuv  von  1858,  welche  sich  in  den  Fosso 
grande  ergoss,  fand  Rammeisberg  Nephelin  als  wesentlich  auf. 
Salzsäure  verwandelt  die  gepulverte  Lava  schnell  in  eine  gelbe  Gall- 
erte, ein  Beweis,  dass  noch  ein  anderes  Silicat  nehen  dem  Leucit 
vorhanden  sein  muss,  welcher  zwar  vollkommen  zersetzt  wird,  aber 
nicht  gelatiuirt.  Behandelt  man  ganze  Stücke  Lava  mit  verdünn- 
ter Salzsäure,  so  gewahrt  man  in  der  weissen  lockern  Masse  schon 
mit  blossem  Auge  viele  sechsseitige  Tafeln,  welche  weiss,  perlmut- 
terglänzend, unter  dem  Mikroskop  aber  fast  durchsichtig  erscheinen, 
und  dem  Nephelin  angehören.  Rammeisberg  konnte  die  Krystalle 
messen  und  Flächencombinationen  erkennen  (breite  Endfläche  mit 
dem  schärfsten  Nephelindihexaeder).  Als  unwesentlichen  Gemengtheil 
der  Leucitophyre  hatte  man  den  Nephelin  schon  früher  gekannt, 
und  es  hängt  durch  ihn  Leucitophyr  mit  Nephelinit  innig  zusammen. 
Die  Gesteine  vom  Capo  di  Bove  und  vom  Albanergebirge  bei  Rom 
(welche  auch  Melilith  führen)  enthalten  ebenfalls  Nephelin  neben 
Leucit,  Augit,  Magneteisen  (vgl.  S.  263). 

Die  durch  das  Auftreten  von  Nosean  als  wesentlichen  Ge- 
mengtheil merkwürdigen  Leucitophyre  von  Rieden  im  Laacher  See- 
Gebiet,  welche  neuerdings  G.  vom  Rath  eingehend  untersucht  hat, 
erscheinen  dort  in  zwei  Varietäten.  Der  Leucitophyr  vom  Seiberg 
besitzt  eine  porphyrartige  Textur  und  zeigt  in  einer  feinkörnigen 
Griiudmasse  als  ausgeschiedene,  an  Menge  überwiegende  Bestand- 
theile  :  Leucit,  Nosean,  beide  am  reichlichsten  eingesprengt,  Sanidin, 
Augit  und  in  sehr  geringer  Menge  Magnesiaglimmer,  Magneteisen, 
Titanit.     Der  halbdurchsichtige,  glasglänzende  Leucit  in  Krystallen 


266  Gemenf^heile  der  Leucitophyre. 

von  j  —  3"*  Grösse  erhält  bei  beginnender  Zersetzung  eine  schnee- 
weisse  Hülle.  Der  Nosean,  ungefähr  ein  Viertel  der  Masse  bildend, 
durchschnittlich  von  derselben  Grösse  wie  der  Leucit,  erscheint  in 
schwärzlichgrauen,  durch  Yerwitteiiing  weissen  Granatoedem.  Der 
spärliche  Sanidin  bildet  bis  zollgrosse  Erystalle,  welche  wie  die 
Leucite  kleine  Noseankry stalle  umschliessen ;  der  Augit  findet  sich 
in  regelmässigen  Krystallen  und  unregelmässigen  Körnern.  Die 
Grundmasse  ergibt  sich  unter  der  Loupe  als  ein  höchst  feines  Ge- 
menge der  ausgeschiedenen  Krystalle.  Der  Nosean  im  frischen  Zu- 
stande wurde  früher  für  Augit,  der  durch  Verwitterung  weisse  f&r 
Leucit  gehalten.  Der  Leucitophyr  vom  Schorenberg  ist  von  grau- 
grüner Farbe ;  in  der  mit  blossem  Auge  wie  unter  der  Loupe  dicht 
erscheinenden  Grundmasse  liegen  zahlreiche  schwärzlichgraue  No- 
seane,  und  vereinzelte  grössere  neben  vielen  kleinen  Leucitkrystallen ; 
selten  sind  sehr  kleine  gelbe  Titanitkörnchen,  sowie  gerundete  Ma- 
gneteisenkömer  eingemengt.  Auch  Sanidin  tritt  in  dieser  Varietät 
sehr  zurück. 

Man  könnte  daher  als  Mengungsvarietäten  des  Leucito- 
phyr unterscheiden : 

a)  Gewöhnlicher  Leucitophyr,    vorwaltend  zusammen- 
gesetzt aus  Leucit  und  aus  Augit. 

b)  Nephelin -Leucitophyr  (z.B.  Vesuvlava  1858),  beste- 
hend vorwiegend  aus  Leucit,  Nephelin  und  Augit.  (Als 
Leucit-Nephelinit  wären  die  Gesteine  zu  bezeichnen, . 
in  denen  Nephelin  über  Leucit  überwiegt.  So  scheinen  die 
eigentlichen  Leucitophyre  in  eigentliche  Nephelinite  übergehen 
zu  können.)     Wohl  häufiger  als  man  glaubt. 

c)  Nosean-Leucitophyr  (z.  B.  Rieden),  vorwaltend  zusam- 
mengesetzt aus  Leucit,  Nosean,  Augit. 

Das  spec.  Gewicht  der  Leucitophyre  liegt  zwischen  2.5  und  2.9. 

Nosean-Leucitophyr  vom  Seiberg      .     .     .     2.605  vom  Rath. 

Nosean-Leucitophyr  vom  Schorenberg  .     .     2.553  vom  Rath. 

Leucitophyr  vom  Capo  di  Bove  bei  Rom       2.754  v.  Leonhard. 

Vesuvlavastrom  von  1834 2.892  Abich. 

Leucitophyr  von  der  Roccamonfina        .     .     2.721  Abich. 

Leucitophyr  von  Granatello     .     .     .     .     .     2.83     Wedding. 
An  verschiedenen  accessorischen  Gemengtheilen,  welche  bisweilen  in 
nicht  unbeträchtlicher  Menge  vorkommen,  ist  der  Leucitophyr  reich ; 


Chemische  Zusammensetzung  der  Leucitophyre.  267 

es  erscheinen :  Blättchen  von  dunklem  Magnesiaglimmer ;  Olivin ; 
Sanidin ;  Melilith  in  den  Nephelin-Leucitophyren  des  Albaner  Gebir- 
ges ;  Hauyn  ;  Granat.  Ein  durch  die  Analysen  sich  ergebender 
Phosphorsäuregehalt  deutet  wahrscheinlich  auf  die  Gegenwart  von 
Apatit.  Zeolithe  durch  Zersetzung  der  Gemengtheile  entstanden, 
haben  sich  auf  Klüften  und  in  Hohlräumen  angesiedelt.  Weisse  und 
rosarothe  krystallinische  Ueberzüge  in  Hohlräumen  der  Lava  von 
Granatello  sind  nach  Wedding  Sodalith;  auch  glaubte  er  Mejonit- 
nadeln  in  dieser  Lava  zu  erkennen.  Die  Hohlräume  der  Vesuvlava 
vom  Juli  1832  sind  nach  Pilla  mit  blitzenden  Eisenglanzpunkten 
überzogen.  Aus  einigen  Leucitlaven  zieht  heisses  Wasser  Kochsalz 
aus.     Die  Leucitophyre  sind  durchaus  quarzfreie  Gesteine. 

L  Vesuvlava  von  1811;  grau,  porös.  Kamraelsberg,  Zeitschr. 
d.  d.  geol.  Ges.  XL  1859.  503. 

H.  Vesuvlava  von  1855,  Strom  bis  S.  Giorgio  a  Cremano, 
grau,  porös.     Rammeisberg,  ebendas. 

lU.  Vesuvlava  vom  Mai  1855,  grau,  krystallinisch.  Ch.  St. 
Cl.  Deville,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XHL   1856.  612. 

IV.  Steinbrüche  von  Granatello  am  Vesuv,  aus  der  Mitte  des 
Stromes  (Eruption  v.  1631);  hellgraue  Grundmasse  mit  Augit,  Leu- 
cit.  Olivin,  Magneteisen,  wenig  Glimmer;  Sodalith  in  krystallinischen 
Hohlraum  Überzügen.  Wedding,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  1858.  395. 

V.  Leucitophyr  vom  Monte  delle  Cortinelle  an  der  Rocca- 
monfina,  mit  grossen  Leuciten.  Abich,  Vulkan.  Ersch.   184L   126. 

VI.  Nephelin -Leucitophyr  vom  Capo  di  Bove,  feinkörnig, 
dunkelgrau,  mit  Leucit  und  Nephelin  in  grossem  Krystallen  und 
Zeolithen  in  den  Drusen.     Bunsen,  Mittheil,  an  Roth.   1861. 


I. 

IL 

m. 

•IV. 

V. 

VL 

Kieselsäure       .     . 

.     46.48 

50.32 

47.5 

48.03 

52.08 

45.93 

Thonerde    .     .      . 

.     22.66 

15.49 

20.0 

20.78 

17.30 

18.72 

Eisenoxyd 

.       4.68 

3.59 

— 

4.72 

— 

— 

Eisenoxydul 

.       5.00 

7.59 

9.8 

3.27 

6.52 

10.68 

Manganoxydul 

— 

— 

0.2 

Spur 

— 

— 

Kalk       .... 

.       5.75 

7.07 

8.6 

10.18 

12.23 

10.57 

Magnesia    .      .     .     . 

1.48 

3.71 

1.9 

1.16 

1.25 

5.67 

Kali 

8.94 

8.93 

0.5 

7.12 

9.63 

6.83 

Natron  .... 

1.94 

2.30 

8.9 

3.65 

1.68 

Glühverlust 

0.19 

— 

0.6 

0.17 

0.91 

0.59 

97.12 

99.00~ 

98.0 

99.08 

99.92 

100,67 

268 


Chemische  Zusammensetzung  der  Leucitophyre. 


I  enthält  noch  0.56  Kupferoxyd;  III  Phosphorsäure  und  Chlor; 
IV  0.82  Chlornatrium  und  0.04  Schwefelsäure. 

VII.  Nosean-Leucitophyr  vom  Seiberg  nach  Absonderung  des 
Magneteisens  (s.  o.).  vom  Rath,  Zeitschr.  d.  d,  geol.  Ges.  XVI. 
1864.  97. 

Vni.  Nosean-Leucitophyr  vom  Schorenberg,  ebendas.  100. 


Kieselsäure 
Thonerde  . 
Eisenoxydul 
Kalk     .     . 
Magnesia  . 

K9}i      •     • 
Natron 

Wasser 
Schwefelsäure 
Chlor    .     .     . 
Kohlensäure   . 


VII. 

48.25 

16.63 

6.53 

7.82 

1.23 

6.52 

9.42 

1.94 

1.68 

0.26 

1.10^ 

101.38 


VIII. 
49.18 
20.65 
5.97 
2.43 
0.29 
6.88 
9.72 
1.60 
1.60 
0.28 

98.60 


Man  hat  auch  mehrfach  den  durch  Säuren  zersetzbaren  und 
unzersetzbaren  Antheil  der  Leucitophyre  einer  gesonderten  Analyse 
unterworfen,  aus  denen  sich  indessen  keine  sichern  Schlüsse  auf  die 
mineralogische  Zusammensetzung  derselben  ziehen  lassen.  Auch 
die  Bausch analysen  gestatten  nicht  wohl  eine  Interpretation  auf 
einzelne  Mineralien.  Wedding  versuchte  den  Leucitophyr  IV.  ?5U 
zerfallen  in:  54.0  Leucit ,  8.2  Augit ,  5.5  Olivin,  16.3  Mejo- 
nit ,  8.8  unlösliches  Silicat  (oder  vielleicht  25.1  Mejonit),  5.1 
Magneteisen,  1.2  Eisenoxydhydrat,  0.1  schwefelsauren  Kalk,  0.8 
Chlornatrium,  eine  Berechnung,  die  indessen,  wie  Rammeisberg  mit 
Recht  bemerkt,  von  ziemlich  willkührlichen  Voraussetzungen  aus- 
geht. Abich  hatte  in  der  Lava  von  1834  60.19  glasigen  Leucit^ 
20.44  Kalkaugit,  10.42  Olivin,  8.93  Magneteisen  auf  nicht 
weniger  unsicherer  Grundlage  berechnet.  Der  Kaligehalt ,  welcher 
den  Natrongehalt  bedeutend  überwiegt,  rührt  von  dem  Leuoit, 
dem  kalireichsten  Silicat  her.  Der  Leucit  enthält  jedoch  auch 
immer  kleine  Mengen  von  Natron  wie  Awdejew  und  dann  ausführ- 
lich Bischof  hervorgehoben  hat ,  obschon  Rammeisberg  den  Natron- 


Chemische  Zusammensetzung  der  Leucitophyre.  269 

gehalt  nicht  so  hoch  fand,  als  Bischof  ihn  angab.  Der  von  Ch, 
Deville  analysirte  Leucitophyr  (III)  zeigt  ein  gerade  umgekehrtes 
Verhältniss  der  Alkalien,  einen  nur  sehr  geringen  Kali-  und  weit 
überwiegenden  Natrongehalt;  ebenso  ältere  Analysen  von  Dufrenoy 
aus  d.  J.  1838.  Diese  Angaben  dürften  wohl  in  einer  ungenauen 
Alkalienbestimmung  ihren  Grund  haben.  Auch  die  Analyse  Abich's 
des  Stroms  von  1834  ergab  5.56  Natron  auf  4.01  Kali.  Die 
Nephelinit-Leucitophyre  müssen  sich  übrigens  durch  einen  grossem 
Natrongehalt  auszeichnen.  Die  Kalkmengen  der  Analysen  rühren 
fast  allein  von  dem  Augit  her,  da  Nephelin  und  Leucit  faßt  immer 
kalkfrei  sind.  Sehr  ähnlich  zusammengesetzt  wie  VI  sind  die 
ebenfalls  von  Bunsen  analysirten  Gesteine  von  der  Rocca  di  Papa 
am  Campo  d'Annibale  (mit  2.02  Natron  auf  3.33  Kali),  vom  Lago 
di  Nemi  und  vom  Wege  zwischen  Frascati  und  Tusculum.  VII 
und  VIII  stimmen  gut  miteinander;  die  geringere  Kalkmenge  in 
VIII  entspricht  dem  Fehlen  des  Augit. 

Ein  etwas  verwittertes  Leucitophyr-Gestein  ist  dasjenige,  wel- 
ches am  Eichberg  bei  Rothweil  am  Kaiserstuhl  auftritt  und  in 
einer  grünlichgrauen  Grundmasse  kleine  verwitterte  weisse  und 
gelblichweisse,  matte,  bisweilen  erdige  Leucitoeder,  daneben  wenige 
schwarze  Melanitkrystalle  und  Sanidinkörner  enthält.  Die  Zusam- 
mensetzung ist  nach  Schill:  Kieselsäure  46.53,  Thonerde  13.96, 
Eisenoxydul  9.06,  Kalk  9.45,  Magnesia  1.42,  Kali  11.22,  Natron 
6.78,  Wasser  7.16  (105.58).  Der  grosse  Wassergehalt  deutet  die 
Zersetzung  an.  In  den  leucitoedrischen  Kry stallen  fand  Stamm 
10.14  Natron,  0.71  Kali,  2.91  Kalk  und  8.93  Wasser  (Ann.  der 
Chem.  u.  Pharm.  XCIX.  287),  sie  stimmen  überhaupt  in  ihrer  Zu- 
sammensetzung mit  Analcim  überein;  F.  Sandberger  hat  diese  Kry- 
stalle  für  wirklichen  ursprünglichen  Analcim  gehalten,  Blum  und 
G.  Rose  haben  dagegen  gezeigt,  dass  sie,  wie  Leonhard  zuerst  ver- 
muthete,  eine  Pseudomorphose  von  Analcim  nach  Leucit  seien,  wo- 
für u.  a.  spricht ,  dass  man  den  Analcim  noch  nie  in  Gesteinen 
eingewachsen  gefunden  hat;  aus  einem  Kali -Thonerde -Silicat  ist 
hier  ein  wasserhaltiges  Natron-Thonerde-Silicat  geworden,  das  Hy- 
drat eines  Natron-Leucit.  Vgl.  Blum,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1858. 
291  und  Pseudomorphosen  III.  106.  G.  Rose,  Pogg.  Ann.  CHI. 
1858.  521. 

Denselben    Umwandlungsprocess    hatte     Rammeisberg    schon 


270  Umgewandelte  Leucite. 

früher  an  den  manchmal  zwei  Zoll  grossen  Leucitkrystallen  im  Leu- 
citophyr  der  Roccamonfina  nachgewiesen,  welche  zum  Theil  aiiB 
kaolinähnlicher,  leicht  zerreiblicher  Masse  bestehen  und  ebenfalls 
11.94  Natron,  nur  0.64  Kali  und  einen  zwischen  6.27  und  10.10 
schwankenden  Wassergehalt  besitzen  (Poggend.  Annal.  XCVIII. 
1856.  199). 

Eine  andere  interessante  Pseudomorphosirung  des  Leucit  hat 
in  einer  altem  grauen  Lava  des  Vesuv  stattgefunden,  wo  der  Leu- 
cit sich  in  ein  Gemenge  von  Nephelin  und  Sanidin  umgewandelt 
hat;  die  lichtgrünlich  weisse,  mürbe,  krystallinische,  wasserfreie  Um- 
wandlungsmasse wird  nicht,  wie  der  Leucit  gänzlich,  sondern  nur 
theilweise  von  Salzsäure  zersetzt.  Rammeisberg  fand  darin  40.83 
zersetzbare  Theile  (a)  und  59.14  unzersetzbare  Theile  (b).  Die 
Zusammensetzung  war  von 

a.  b.  dem  Ganzen. 

Kieselsäure        18.39  39.91  57.37 

Thonerde   ..    12.11  11.69  24.25 

Kalk 0.56             0.40  L28 

Magnesia  .  .  .  0.17              —  0.27 

KaU.  .  .  .  .  ,  4.10  6.84  11.09 

Natron    ....  5.50  0.30  5.72 

Das  Sauersto£fverhältniss  R  :  R  :  Si  ist  in  a  ungefähr  1  :  3  :  4.5, 
in  b  =  1  :  3  :  12.  Die  umgewandelten  Leucite  bestehen  demnach 
aus  ca.  40  pct.  Nephelin  (a)  und  ca.  60  pct.  Sanidin  (b).  Die 
Zusammensetzung,  des  Ganzen  zeigt  fast  genau  das  Sauersto£fver- 
hältniss  eines  Kali-Natron-Leucit  (1  :  3  :  8) ,  es  hat  aber  hier  eine 
Spaltung  desselben  in  Nephelin  und  Sanidin  stattgefunden,  ohne 
dass  Bestandtheile  weggeführt  oder  aufgenommen  wären.  G.  Rose 
konnte  zur  Bestätigung  Nephelin  und  Sanidin  in  messbaren  Kry- 
stallen  erkennen  (Rammeisberg  in  Pogg.  Ann.  XCVlil.  1856.  133). 

An  diese  Umwandlungsproducte  des  Leucit  schliesst  sich  ein 
anderes  an ,  welches  in  neuerer  Zeit  von  Naumann  Jbekannt  gemacht 
worden  ist.  Auf  einem  Felde  unweit  der  Kirche  von  Böhmisch-Wie- 
senthal,  auf  dem  höchsten  Rücken  des  Erzgebirges  fand  man  rings- 
um ausgebildete  1 — 3"  grosse  Kry stalle  von  regelmässiger  und  scharf- 
kantiger Leucitoederform,  welche  aus  einem  krystallinisch-körnigen, 
stellenweise  porösen  Aggregat  eines  klinobasischen  Minerals   beste- 


Vorkommen  der  Leucitopbyre.  271 

hen.  Durch  die  Analysen  von  Bergemann  und  Carius  ist  es  ausser 
Zweifel  gestellt,  dass  dies  Umwandlungsproduct  Oligoklas  ist;  letz- 
terer fand  darin:  Kieselsäure  58.60,  Thonerde  20.71,  Eisenoxyd 
5.54,  Kalk  Spur,  Magnesia  1.62,  Kali  2.78,  Natron  9.28,  Wasser 
1.75.  Betrachtet  man  das  Eisenoxyd  und  Wasser  als  beigemengten 
Brauneisenstein,  so  tritt  die  Oligoklaszusammensetzung  noch  deut- 
licher hervor.  Die  Grundraasse,  in  welcher  diese  Pseudomorphosen 
eingewachsen  sind ,  ist  nach  Blum  reich  an  kleinen  Leuciten  und 
enthält  ausserdem  andere  kleine  Kryställchen ,  welche  vielleicht 
Nosean  sind.  Nach  Naumann  ist  diese  leucitophyrartige  Masse 
wahrscheinlich  ein  gangartiges  Gebirgsglied,  welches  in  dem  dorti- 
gen Basalte  aufsetzt  und  unter  jenem  Felde  ansteht,  die  pseudo- 
morphen  Krystalle  und  ihre  Matrix  stellen  übrigens  dieselbe  Sub- 
stanz dar.  Vgl.  Naumann,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1860.  61,  und 
1861.  59.;  Blum,  Pseudomorphosen  lU.   1863.   71. 

Die  Leucitopbyre  sind  hauptsächlich  an  die  neuern  ,  theils 
erloschenen,  theils  noch  thätigen  Vulkane  der  italienischen  Halb- 
insel gebunden.  Im  Albaner  -  Gebirge  bei  Rom,  in  der  Umgegend 
von  Acquapendeute  und  Borghetto,  an  dem  erloschenen  Vulkan 
von  Roccamonfina  kennt  man  ausgezeichnete  Leucitopbyre  von  deut- 
licher krystallinischer  Zusammensetzung.  Auch  die  meisten  neuern 
Laven  des  Vesuv  sind  Leucitopbyre  (z.B.  Laven  von  1811,  1834, 
1855,  1858),  welche  indess  gewöhnlich  eine  sehr  feinkörnige  Zu- 
sammensetzung besitzen  und  die  Leucite  nur  als  kleine  aschgraue 
Körner  enthalten;  grössere  und  deutlichere  Leucitkrystalle  finden 
sich  in  den  Vesuvlavaströmen  von  1822,  1828  und  1832.  Monti- 
celli  und  Covelli  schätzen  in  denr  östlicher  gelegenen  Lavaströmen 
von  1822  das  Mengenverhältniss  des  Leucit  zu  dem  der  übrigen 
Bestandtheile  wie  6:1  (d.  Vesuv,  deutsche  Uebers.  154).  Grosse 
Leucitkrystalle  mit  sehr  scharfen  Augitkrystallen  zeigen  sich  in 
der  porösen  Lava  vom  22.  März  1828.  Auch  die  Aschen  und 
vulkanischen  Sande  des  Vesuv  enthalten  Leucitkrystalle  und  Leu- 
citkörner.  Am  22.  April  1845  ward  eine  grosse  Menge  frischer, 
regelmässig  ausgebildeter,  glasglänzender  und  durchscheinender  Leu- 
citkrystalle bis  zur  Grösse  einer  kleinen  Nuss  Ausgeworfen,  zugleich 
mit  Augitkrystallen,  deren  Länge  bis  auf  7  Millim.   steigt. 

Bei  Rieden  in  der  Umgegend  des  Laacher  Sees  erscheinen 
die  Nosean  -  Leucitopbyre  sowohl  als  Blöcke  im  Tuff,    welche  bis- 


272  Hauynophyr. 

weilen  Klafbergrösse  erreichen ,  als  auch  anstehend  (am  südlichen 
Abhang  der  Hardt  und  am  Schorenberg). 

Am  Eichberg  bei  Rothweil  am  Kaiserstuhl  im  Breisgau. 

Mit  V.  Cotta  möchte  man  die  auf  das  pseudomorphe  Vorkom- 
men von  Böhmisch- Wiesenthal  gegründete  Verrauthung  theilen,  dass 
es  auch  noch  ältere  Leucitgesteine  geben  mag,  deren  Leucit  mit  un- 
deutlicher oder  gänzlich  entstellter  Form  in  Feldspath  umgewandelt 
ist.  Leucitophyre  sind  bis  jetzt  noch  nirgends  in  den  vulkanischen 
Gebirgen  des  neuen  und  dem  asiatischen  Theile  des  alten  Continents 
aufgefunden  worden  (A.  v.  Humboldt 's  Kosmos  IV.  479). 

L.  v.  Buch,  Leucitkrystalle,  Gilberts  Annalen  VI.  53. 

Breislak,  Lehrb.  d.  Geologie  III.  292. 

Fr.  Hoffmaun,  Karstens  Archiv  XIII.  183. 

Dufrenoy,  Memoire  pour  servir  a  uno  descript.  geol.  d.  1.  Franc. 
IV.  1838.  368. 

Abich,  Nat.  u.  Zusammenh.  d.  vulk.  Ersch.  1841.  126. 

Pilla,  Comptes  rendus  XXI.  1845.326  u.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1846.341. 

Ch.  St.  Cl.  Deville,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XIII.  1856.  612. 

Wedding,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  X.  1858.  395.  (Anal.) 

Rammeisberg,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XI.  1859.  503. 

Schill,  Leucituph.  von  Rothweil  am  Kaiserstuhl,  G.  Leonhards  Bei- 
träge z.  miner.  Kenntn.  v.  Baden  III.  1854.  46. 

vom  Rath,  Nosean-Leucitophyr  von  Rieden,  Zeitschr.  d.  d.  geol. 
Ges.  XVI.  1864.  90. 

la«ynopbyr 

nannte  Abich  ein  hauynhaltiges  Gestein  von  Melfi  in  Italien,  wel- 
ches in  naher  Verbindung  mit  Leucitophyren  steht. 

In  den  augitischen  steinartigen  dunkelgrauschwarzen ,  meist 
etwas  porösen  Laven  des  Vultur  findet  sich  als  charakteristische 
Beimengung  neben  sehr  häufigen  schwarzen  Augitkrystallen  Hauyn, 
dessen  Menge  bis  zu  einem  Fünftel  der  Lava  ansteigt.  Die  Hauyn- 
krystalle  sind  sehr  klein,  oft  kaum  so  gross,  dass  man  das  Rhom- 
bendodekaeder, ihre  blaue  Farbe  und  ihren  Glasglanz  erkennen  kann  ; 
die  Verwitterung  wandelt  sie*  in  eine  weisse  erdige  Masse  um. 
Nicht  zersetzte  Krystalle  kommen  auf  dem  Gipfel,  am  südöstlichen 
Fusse  des  Pizzuto  di  Melfi,  auf  dem  Pizzuto  di  S.  Michele  vor ;  Olivin, 
Glimmer,  seltener  Leucit  sind  auch  in  diesen  Laven  des  Vultur 
sichtbar. 

Hauynreicher    ist   die    zwischen   Tufifschichten   lagernde  Lava 


Hauynophyr,  Dolerit.  273 

des  fast  kreisrunden,  oben  abgeflachten  Vulkan,  auf  dem  Melfi  selbst 
steht,  nordöstlich  vom  Vultur,  von  Abich  Hauynophyr  genannt. 
Der  llauyn  findet  sich  darin  verschieden  gefärbt,  schwarz  (Nosean, 
manclimal  J  Centimeter  dick),  grün,  roth  und  blau,  am  Fusse  des 
Castells  sind  blaue,  innen  rothe  Hauyne  sehr  häufig. 

Rammeisberg  untersuchte  eine  feinporöse  Masse,  in  welcher 
blaue  und  braune  Hauyne  zahlreich  vertheilt ,  ausserdem  sehr 
dünne,  braune  Augitnadeln,  auch  Olivinkörnchen ,  Glimmerblätt- 
chen  und  Leucitkörnchen  erkennbar  waren  und  fand  darin:  Kie- 
selsäure 42.46;  Thonerde  18.49;  Eisenoxyd  3.35;  Eisenoxydul 
6.13;  Kalk  8.70;  Magnesia  3.64;  Kali  4.58;  Natron  7.12;  Glüh- 
verlust 2.31;  Chlor  0.52;  Schwefelsäure  2.44.  Aus  der  Schwefel- 
säure berechnet  sich  der  llauyngehalt  zu  21.97  pct. 

Am  linken  Melfita-Ufer  am  Hügel  le  Braidi  östlich  vom  Vul- 
kan von  Melfi  erscheint  ein  Lavastrom  von  hellaschgrauer  Farbe, 
dessen  dichte  Masse  nach  Palmieri  und  Scacchi  einige  wenige  Kry- 
stalle  von  Sanidin  und  viele  kleine  Krystalle  von  trübem  weissem 
oder  blaugrünem ,  glasglänzendem  Hauyn  enthält .  und  welche  sie 
als    II  a  uy  ntrachy  t   bezeichneten. 

Die  Nephelinitlava  von  Niedermendig  am  Laacher  See  ent- 
enthält auch  Hauyn  (S.  262). 

Abich,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1839.  337. 

Palmieri  und  Scacchi,  Zeit^^clir.  d.  d.  ^eol.  Ges.   V.  1853.  21. 

Rammeisberg,  Zcitschr.  d.  d    jreol.  Ges.  XII.  1860.  275. 

Scacchi,    Della  regione  volcaiiica  del  Monte  Vulture,  Napoli  1852. 


Gesteine  der  Basaltfamllle* 

DoleriC. 

(Mimesit,  basaltischer  Grünstein  z.  Th.,  Flötzgrünstein). 

Von  Hauy  nachdem  griechischen  önXeong  genannt  wegen  sei- 
ner trügerischen  Aehnlichkeit  mit  Grünstein,  namentlich  mit  Diorit. 

Ein  krystallinisches  Gemenge,  bestehend  vorwiegend  aus  La- 
brador und  Augit,  mit  wenigem  titanhal tigern  Magneteisen- 
erz. Meistens  sind  die  Dolerite  nicht  frei  von  einer  innigen  Bei- 
mengung von  kohlensaurem  Eisenoxydul  und  Kalk,  den 
Producten  beginnender  Zersetzung. 

Es  gehört  zum  Wesen  der  Dolerite,  dass  das  Gemenge  grob- 

Zirkel,  I'ctrographie.    II.  13 


274  Gemengthcile  des  Dolerit. 

oder  mittelkörnig  ist,  so  dass  man  die  einzelnen  zusammensetzen- 
den Mineralien  mit  blossem  Auge  deutlich  unterscheiden  und  erkennen 
kann.  Der  Labrador  stellt  sich  in  glänzenden  Täfelchen  dar  von 
weisser  oder  hellgrauer  Farbe ,  der  Augit  in  kurzen ,  schwarzen 
oder  gi'ünlichschwai-zen  Siiulchen,  das  Magneteisenerz  ist  meist  so 
fein  im  Gemenge  vertheilt,  dass  man  die  Stäubchen  nicht  zu  un- 
terscheiden im  Stande  ist ,  bisweilen  aber  auch  erscheint  es  in  er- 
kennbaren Oktaedern  oder  Körnchen.  Die  Gegenwart  des  Magnet- 
eisens vermag  man  durch  Ausziehen  desselben  aus  dem  Doleritpul- 
ver  vermittelst  des  Magnetstabes,  oder  durch  Ablenkung  der  Ma- 
gnetnadel nachzuweisen.  Die  beigemengten  Carbonate  entziehen  sich 
stets  dem  Auge  und  lassen  sich  durch  das  AulLrausen  mit  Säu- 
ren erkennen. 

Von  den  beiden  Hau ptgemengt heilen  ist  in  der  Regel  der 
Labrador  der  vorherrschende,  und  der  Augit  tritt  gewöhnlich  zu- 
rück. Nach  Ludwig  gibt  es  zwischen  der  Rhön,  dem  Spessart  und 
dem  Vogelsgebirge  Doleritvarietäten,  welche  äusserst  labradorreich 
sind:  der  Dolerit  vom  Steinfirst  enthält  88 — 00  pct.  Labi-ador, 
4 — 2  pct.  Augit,  der  vom  östlichen  Gipfel  des  Hopfenbergs  77  pct. 
Labrador,  11  pct.  Augit,  (Jahresb.  d.  Wetter.  Gesellsch.  f.  ges. 
Nat.-Kunde  1848.  10).  Rammeisberg  berechnete  die  Zusammensez- 
zung  des  von  Heusser  analysirten  Dolerit  vom  Meissner  in  Kurhes- 
sen zu  47.60  Labrador,  4 0.60  Augit,  und  Mugneteisen  als  Rest; 
dagegen  fand  Bergemaim  in  dem  von  ihm  untersuchten  Dolerit  vom 
Meissner  nur  etwas  über  9  pct.  Augit  und  auch  Steininger  war 
der  Ansicht ,  dass  dieses  Gestein  aus  vorherrschendem  Feldspath 
und  Magneteisen  und  nur  wenig  Augit  bestehe  (Geogn.  Beschr.  d. 
Land.  zw.  Saar  u.  Rhein  1840.  5).  Bei  dem  Vorwiegen  des  Feld- 
spaths  ist  die  Farbe  des  Dolerit  natürlicherweise  eine  lichtere  als 
bei  grösserm  Augitgehalt.  Doch  kommen  auch  in  Island  Dolerit- 
varietäten vor,  in  denen  der  Augit  den  Labrador  beträchtlich  an 
Menge  überwiegt,  wovon  man  sich  an  den  körnigen  dunkelschwar- 
zen Handstücken  überzeugen  kann;  auch  berechnete  Rammeisberg 
die  Zusammensetzung  eines  durch  Auerbach  analysii*ten  Dolerit  von 
Island  zu  38.18  Labrador,  01.82  Augit.  Das  titanhaltige  Magnet- 
eisen ist  immer  in  einer  gegen  Jone  beiden  Gemengtheile  zurück- 
stehenden Menge  vorhanden. 

Unter  den  Doleriten  Islands  und  der  Faeröer  hat  man  Varie- 


Textur  und  spec.  Gewicht  des  Dolerit.  275 

täten  gefunden,  in  denen  Bronzit-,  Diallag-  und  Hypersthen-  ähn- 
liche Mineralien  an  Stelle  des  Augit  erscheinen  (vgl.  Krug  von 
Nidda,  Karstens  Archiv  VIT.  1834.505  und  Durocher,  Annales  des 
mines  (3)  XIX.  1841.  549);  namentlich  sind  dies  solche  Gesteine, 
in  denen  der  augitische  Gemengtheil  verhältnissmässig  stark  ver- 
treten ist. 

Treten  aus  einem  gleichmässig  körnigen  Gemenge  einzelne 
grössere  und  regelmässiger  ausgebildete  Krystalle  von  Augit  oder 
Labrador  hervor,  so  gewinnt  der  Dolerit  einen  porphyrartigen  Ha- 
bitus. Vorzugsweise  sind  es  Augite,  welche  so  in  grossem  Kry- 
stallen  eingesprengt  vorkommen,  z.  B.  zu  Rothweil  und  am  Lützel- 
berg  bei  Sasbach  am  Kaiserstuhl ,  wo  die  Augite  stets  durch  die 
vorherrschende  QuerÜäche  tafelartig  sind  (nach  v.  Leonhard) ,  in 
der  Kupfergrube  von  Fembreitenbach ,  zwei  Meilen  westlich  von 
Eisenach  (nach  Senft).  Macculloch  gedenkt  einer  eigenthümlichen 
Erscheinung  in  den  Doleriten  der  Insel  Rum  und  den  Shiantsin- 
seln  bei  Schottland  (erstere  südlich,  letztere  nördlich  von  Skye 
gelegen^,  in  denen  die  porphyrartig  ausgeschiedenen  Augitkrystalle 
untereinander  völlig  parallele  Richtungen  verfolgen ,  derart ,  dass 
eine  Anzahl  solcher  Krystalle  gleichsam  zu  einem  einzigen  Individuum 
zusammengeordnet  ist  (Descript.  of  the  west.  islands  I.  439.  485). 
Das  speciHsche  Gewicht  der  Dolerite  schwankt  zwischen  2.75 
und  2.96    und  beträgt  im  Mittel  2.8;  es  ist  z.B.  bei  dem 

Dolerit  vom  Meissner  in  Kurhessen    .  .  .  2.753,  v.  Leonhard ; 

Dolerit  von  Teolo  in  den  Euganeen  .  .  .  2.812,  vom  Rath ; 

Dolerit  von  Londorf  in  Hessen 2.869,  Engelbach; 

Dolerit  v.  d.  Pflasterkaute  bei  Eisenach  2.7636,   v.  Leonhard. 
Die  Dolerite  sind  demnach  im  Durchschnitt  etwas    leichter  als  die 
Basalte. 

Was  die  accessorischen  Gemengtheile  betrifft,  so  ist  vor  Allem 
anzuführen ,  dass  der  für  die  eigentlichen ,  dicht  erscheinenden 
Basalte  gewiy>serniassen  charakteristische  Olivin  in  den  deutlich 
gemengten  Doleriten  meist  zu  den  Seltenheiten  gehört,  Sterry 
Hunt  erwähnt  einen  Dolerit  von  Rougeville  und  Montarville  in 
Canada,  ein  granitartig  gemengtes  Aggregat  von  Feldspath ,  Augit 
und  Olivin  (Kieselsäure  37.17;  Magnesia  39.68;  Eisenoxydul  22.54), 
in  welchem  letzterer  sogar  vorwaltet,  indem  er  45  pct.  desselben 
ausmacht.  (Descriptive  catalogue  of  Canadian  rocks  zur  Londoner 


276  Accessoriscbe  Gemengtheil e  des  Dolerit. 

Ausstellung  1862.)  Nephelin  in  glasglänzenden,  hellgrauen  und 
bläulichgrauen  Krystallen  mit  sechseckigem  oder  rechteckigem  Quer- 
schnitt ,  vermittelt  den  Uebergang  zum  doleritischen  Nephelinii. 
Senfts  Angabe  von  grauem  Sodalith,  welcher  in  kleinen  zusammen- 
gehäuften  Kömern  oder  oktaedrischen  Krystallen ,  an  der  Eibel- 
spitze  und  bei  i)berbergen  am  Kaiserstuhl  in  solcher  Menge  einge- 
sprengt sei,  dass  er  fast  den  Labrador  verdrängt,  ist  nach  Fischer 
zweifelhaft.  Schwarzer  Granat  oder  Melanit  in  scharf  ausgebilde- 
ten Rhombendodekaedern  bei  .Oberbergen  am  Kaiserstuhl.  Leucit, 
in  kleinen  Krystallen,  Nieder-Rothweil  am  Kaiserstuhl  in  dem  me- 
lanithaltigen  Dolerit.  Faujasit  in  kleinen  Oktaedern,  Pflasterkauie 
bei  Eisenach,  Annerode  bei  Giessen,  Lützelberg  am  Kaierstuhl. 
Hornblende,  hier  und  da  neben  dem  Augit  vorhanden,  z,  B.  am 
Brinkenköpfchen  bei  Kelberg  in  der  Eifel,  Limburg  am  Kaiserstuhl. 
Braune  und  schwarze  Glimmerblättchen  nicht  selten,  z.  B.  an  der 
Kupfergrube  in  der  Umgegend  von  Eisenach,  Ilorberigsberg  bei 
Oberbergen  am  Kaiserstuhl,  Eisenkies  in  kleinen  Kömchen,  Eisen- 
glanz in  Blättchen. 

Hohlräume,  welche  sich  im  Dolerit  finden,  sind  mit  mancher- 
lei Mineralien  ganz  oder  zum  Theil  angefüllt,  mit  strahligem  Na- 
trolith,  mit  Stilbit-,  Analcim-,  Kalkspathkrystallen ,  Sphärosiderit 
u.  s.  w.  Auch  Hyalith tropfen  und  traubige  Hyalithrinden  bedecken 
die  Innenwände  solcher  Hohlräume. 

Die  Dolerite  besitzen  meistens  auch  einen  kleinen  Wasserge- 
halt, der  wohl  erst  im  Laufe  der  Zeit  in  das  Gestein  seinen  Weg 
gefunden  hat.  Der  grösste  Wassergehalt,  den  die  Analysen  auf- 
führen (4.7  pct.),  ist  dem  Dolerit  von  Hesslerbuck  bei  Schelingen 
am  Kaiserstuhl  (nach  Schill)  eigen. 

Behandelt  man  den  Dolerit  mit  Salzsäure,  so  ist  zu  erwarten, 
dass  ein  Theil  seiner  Bestand theile^  das  Magneteisen  und  die  Car- 
bonate  von  Eisenoxydul  und  Kalk  sich  darin  auflösen  werden,  aber 
auch  der  Feldspath  und  selbst  der  Augit  widerstehen  der  Einwir- 
kung der  Säure  nicht  gänzlich.  Bergemann,  welcher  zuerst  auf 
diese  theilweise  Zersetzbarkeit  des  Dolerit  und  auf  seinen  Gehalt 
an  Carbonaten  aufmerksam  machte,  ging  von  der  Ansicht  aus,  dass 
der  Rückstand  den  ganzen  Labrador-  und  Augitgehalt  darstelle; 
er  untersuchte  zwei  Dolerite,  vom  Meissner  in  Hessen  und  von  der 
Aulgasse  bei  Siegburg  unweit  Bonn  und  erhielt  folgende  Resultate  : 


Zersetzbarkoit  des  Dolerit  durch  Sauren.  277 

Dolerit  vom  Meissner, 
löslich  44.32.  unlöslich  57.18. 


Kohlensaurer  Kalk .     .     .     2.72     Labrador 47.91 

Kohlensaures    Eisenoxydul     8.57     Augit 9.27 

Magneteisen 8.93 

Unbestimmtes  Silicat   .     .  22.21 
Wasser 1.89 

Dolerit  von  der  Aulgasse  bei  Siegburg, 
löslich  34.09.  unlöslich  65.50. 


Kohlensaurer  Kalk .     .     .     6.74     Labrador 30.06 

Kohlensaures  Eisenoxydul  21.01      Augit 35.43 

Magneteisen 3.61 

Unbestimmtes  Silicat    .     .  2.73 

Es  ist  wohl  kaum  zweifelhaft,  dass  jenes  »unbestimmte  Sili- 
cat*, welches  sich  im  löslichen  Theile  findet,  von  einer  theilweisen 
Zersetzung  des  Labrador  und  Augit  durch  die  Salzsäure  hen*ührt, 
und  weil  auf  diese  Weise  Labrador  und  Augit  nicht  scharf  von 
den  übrigen  Gemengtheilen  getrennt  werden  können,  liefert  der  ein- 
geschlagene Weg  zur  Ermittelung  der  Quantitätsverhältm'sse  der 
zusammensetzenden  Mineralien  nur  unsichere  Daten ;  überdies  weist 
die  beträchtliche  Menge  der  Carbonate  darauf  hin,  dass  die  unter- 
suchten Dolerite  schon  mancherlei  Zersetzungsprocessen  ausgesetzt 
waren.  Wie  wenig  man  von  dem  frischen  Aussehen  eines  Dolerit 
auf  seinen  wirklich  unzersetzten  Zustand  schlieasen  darf,  zeigt  der 
vom  Meissner  in  Hessen,  welcher  als  ein  Normaldolerit  geltend, 
und  keineswegs  verwittert  erscheinend,  gleichwohl  eine  nicht  unbe- 
deutende Menge  von   Carbonaten    enthält  (11.29  pct.,  Bergemann). 

Analysen  von  ächten  Doleriten  sind  nur  in  spärlicher  Anzahl 
angestellt  worden,  weil  dieselben  eine  weit  geringere  Verbreitung 
besitzen  als  die  verwandten  feinkörnigen  und  scheinbar  dichten 
Gesteine. 

I.  D.  vom  Meissner  in  Kurhessen,  Heusser,  Poggend.  Ann. 
LXXXV.   1852.    299. 

II.  D.  vom  SchifTenberg  bei  Giessen  in  Hessen,  Wrightson, 
Ann.  d.  Chemie  u.  Pharm.  LIV.    1845.  358. 

III.  D.  vom  Brinkenköpfchen  bei  Kelberg  in  der  Eifel,  ziemlich 


278 


Chemische  Zusammensetzung  der  Dolerite. 


feinkörnig,  Hornblende  neben  Augit,  spärlich  Olivin,   Magnetkies. 
Zirkel,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Gesellsch.  XI.  1859.  539. 

lY.  D.  vom  Esjagebirge  bei  Reikjavik ,  Island ;  grobkörnig. 
Bunsen,  Poggend.  Ann.  LXXXIIL  1851.  202. 

V.  D.  von  Strömöe  (Faeröer)  krystallinisch -körnig,  mit  deut- 
lichem  Labrador.  Streng,  Poggend.  Ann.  XC.    1853.  110. 

VI.  Doleiit  von  Teolo  in  den  Euganeen,  feinkörnig,  dunkel- 
grünlich-  oder  bräunlichscbwarz,  nach  Abzug  des  Magneteisens.  G. 
vom  Rath,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  XVI.   1864.  498. 

m.      IV. 

51.86  50.05     - 

19.03  18.78 

14.62  11.69 

7.09  11.66 

4.02  5.20 

Spur  0.38 

3.14  2.24 

Spur        — 
99.41     99.7YT0äMT0l.32  100.00 

Der  von  Heusser  analysirte  Dolerit  I.  des  Meissner  und  die 
Analyse  desselben  von  Bergeraann  stimmen  recht  gut  zusammen, 
wenn  man  das  Eisenoxydul  und  den  Kalk,  welche  von  Berge- 
mann als  Carbonate  extrahirt  wurden,  in  die  Analyse  aufnimmt. 
Auch  sonst  stimmen  die  angeführten  Dolerite  wohl  untereinander 
überein;  der  verhältnissmässig  hohe  Kieselsäuregehalt  in  VI.  ißt 
wohl  durch  die  vorherige  Aussonderung  des  Magneteisens  herbei- 
geführt ;  auffalleud  ist  die  sehr  geringe  Menge  von  Thonerde  in  II., 
die  auf  ein  starkes  Vorwiegen  des  Augit  (und  des  Magneteisens, 
wegen  des  hohen  Eisengehalts)  zu  verweisen  scheint;  IV.  ist  eines 
der  »normalpyroxenischen  Gesteine«  ßunseus  (Bd.  I.  454). 

^Der  Feldspath  aiis  dem  Doleritporphyr  der  Faeröer  enthält 
nach  Forchhammer:  Kieselsäure  52.52;  Thonerde  30.03;  Eisen- 
oxyd 1.72;  Kalk  12.58;  Magnesia  0.19;  Natron  4.51;  (Spec.  Gew. 
2.68),  woraus  sich  das  Säueistoflfverhältniss  1  :  3  :  5.7  ergibt. 

Zu  den  ausgezeichnetsten  deutlich  ki-ystallinisch-kömigen  Do- 
leriten,  welche  unter  den  basaltischen  Gesteinen  keineswegs  häufig 
sind,  gehören  die  vom  Meissner  in  Kurhessen  (besonders  schön  am 


I. 

II. 

m. 

IV. 

V. 

VI. 

Kieselsäure    . 

.     48.00 

53.12 

51.86 

50.05 

49.40 

63.54 

Thonerde .     . 

.     16.28 

6.14 

19.03 

18.78 

14.42 

11.69 

Eisenoxydul  . 

.     .     15.55 

17.65 

14.62 

11.69 

16.27 

13.77 

Kalk    .     .     .     . 

.       9.50 

9.89 

7.09 

11.66 

10.34 

8.69 

Magnesia  .     .     . 

.       3.85 

6.66 

4.02 

5.20 

5.86 

5.50 

Kali      .     .     . 

.       2.01 

1.83 

Spur 

0.38 

0.34 

0.46 

Natron      .     . 

.     .       2.01 

1.33 

3.14 

2.24 

2.28 

4.96 

Wasser      .     . 

.     .       2.80 

1.93 

— 

— 

2.41 

1.39 

Schwefelsäure 

— 

0.86 

Spur 

— 

— 

— 

100.00 


Doleritvarietäten,  Anamesit.  279 

.Altarsteiu  und  an  der  Kalbe) ;  die  von  der  Kupfergrube,  zwei  Meilen 
westlich  von  Eisenach;  die  aus  der  schwarzen  Schlucht  und  vom 
Strzizowitzer.  Berge  bei  Aussig  (nach  A.  E.  Reuss ,  Umgebungen 
von  Teplitz  n.  Bilin  1840.  179j;  die  vom  Kaiserstuhl  im  Breisgau, 
sowie  manche  Varietäten  der  Faeröer  und  Islands.  Das  meist  als 
Dulerit  angeführte  Gestein  von  der  Löwenburg  im  Siebengebirge 
scheint  eher  den  augitischen  Andesiten  zugerechnet  werden  zu 
müssen,  indem  vom  Rath  die  begründete  Vermuthung  ausspricht, 
dass  sein  Feldspath  nicht  Labrador,  sondern  Oligoklas  sei  (vgl.  S.  228). 

Durch  allmähliches  Feinerwerden  der  Gemengtheile  geht  der 
Dolerit  durch  den  Anamesit  in  den  eigentlichen  Basalt  über.  Man 
kann  folgende  Haupt  Varietäten  des  Dolerit  unterscheiden : 

Körniger  Dolerit  z.  B.  am  Meissner,  Hoherain,  Schwarz- 
bachsschlag, Gundhelm,  Hopfenbgrg  bei  Schwarzenfels  u.  a.  0.  bei 
Oberzeil  unfern  Schlüchtern  in  Hessen ;  Umgegend  von  Thorshavn 
auf  Strömöe  (Faeröer)  und  von  Reykjavik  (Island). 

Porphyr  artiger  Dolerit,  z.  B.  zuAmoltem,  am  Weg 
von  Kichlinsborgen  nach  Oberbergen  und  Sponeck  am  Kaiserstuhl. 

Doleritmandelstein. 

D  o  1  e  r  i  1 1  a  v  a,  deren  Verhältnisse  weiter  unten  erörtert  werden. 

Die  Absonderungs-  und  Lager ungsverhältnisse  des  Dolerit  wer- 
den zusammen  mit  denen  des  Basalt  besprochen. 

Anamesit 

nennt  man  nach  dem  Vorgange  C.  v.  Leonhard's  basaltische  Ge- 
steine von  so  feinkörniger  Zusammensetzung,  dass  man  mit 
blossem  Auge  nur  noch  die  krystallinische  Ausbildung  überhaupt 
wahrzunehmen  vermag,  die  einzelnen  Gemengtheile  aber  nicht  mehr 
deutlich  von  einander  unterscheiden  kann.  »Anamesite  sind  Dole- 
rit43,  deren  Elemente  meist  bis  zum  Unerkennbaren  gemengt  erschei- 
nen, (iesti'ine,  die  zwisclien  dichten  Basalten  und  ausgezeichneten 
Doleritcn  in  der  Mitte  stehend,  bald  erstem  bald  letztern  in  ge- 
wissen Merkmalen  näher  treten.  <  Die  sehr  feinkörnigen  Aname- 
site  erscheinen  einfarbig,  grünlichgrau,  graulichschwarz,  bräunlich- 
schwarz. Mit  der  Loupe  nimmt  man  meistens  hier  und  da  etwas 
deutlicher  die  krystallinisch  -  körnige  Zusammensetzung  wahr.  Die 
mineralischen  Bestandtheile  sind  dieselben,  wie  die  der  Dolerite, 
nämlich  Labrador,  Augit,  Magneteisenerz.    Meistens schei- 


280  Anamesit. 

nen  auch  sie  den  Labrador  als  vorwaltenden  Gemengtheil  ssn  be- 
sitzen und  das  Zurücktreten  des  Augit  gibt  sich  alsdann  in  der 
lichtem,  grünlichgrauen  Färbung  kund.  Der  Olivin  ist,  wie  in  den 
Doleriten,  so  auch  in  diesen  Anamesiten  meistens  selten,  gewisse 
hellgefarbte  isländische  Anamesite  enthalten  diesen  acceBsoriscben 
Gemengtheil  indessen  häufig. 

Das  specif.  Gewicht  der  Anamesite  fällt  nach  v.  Leonhard 
zwischen  2.75  und  2.88;  (z.  B.  Anamesit  von  Wilhelmsbad  und  Stein- 
heim bei  Hanau  haben  2.836  und  2.791,  A.  vom  Riesendamm,  (Giants 
causeway),  Irland  2.878)  ;  doch  gibt  es  auch  Anamesite  mit  höbenn 
spec.  Gewicht,  z.  B.  Anamesit  von  der  Fingalshöhle  auf  Staffa  2.957 
(v.  Dechen),  Anamesit  von  den  Faeröer  3.065  (Durocher).  Wie  die 
Dolerite,  sind  die  Anamesite  wasserhaltige  Gesteine.  Die  Unter- 
scheidung in  trapps  anhydres  ui^  trapps  hydrates  (wohl  zeolitb- 
haltig),  welche  Durocher  an  den  Anamesiten  von  den  Faeröer  macht, 
(Anna),  des  niines  (3)  XIX.  1841.  559)  scheint  sich  nicht  durch- 
führen zu  lassen. 

Die  Anamesite  sind  bei  w.eitem  verbreiteter  als  die  eigentlichen 
deutlich  krystallini sehen  Dolerite.  Namentlich  die  basaltischen  Ge- 
steine des  nördlichen  Europa,  die  von  Irland,  Schottland,  den  Fae- 
röer, Island ,  welche  man  früher  (und  sogar  mitunter  jetzt  noch), 
mit  zahlreichen  andern  gründlich  verschiedenen  Gesteinen  zusam- 
menwarf und  unter  dem  unbestimmten  und  vagen  Namen  Trapp 
(dem  »cloak  for  ignorance,  which  saves  the  trouble  of  investigation«, 
wie  Macculloch  sich  bezeichnend  ausdrückte)  oder  basaltischer  Grün- 
stein befasste,  sind  grösstentheils  als  ächte  Anamesite  ausgebildet; 
die  vollständig  homogen  erscheinenden  Basalte  sind  dort  weniger 
häufig.  Aus  solchem  feinkörnigen  Anamesit  bestehen  z.  B.  die 
prachtvollen  Säulenreihen  des  Riesendamms  und  der  Vorgebirge 
Bengore  und  P^airhead  in  Irland,  die  colossalen  Pfeiler  der  berühm- 
ten Fingalsgrotte  auf  der  schottischen  Insel  Staffa  und  die  gigan- 
tischen Colonnaden  von  Stapi  auf  der  Südseite  der  Snaefellsjökull- 
Halbinsel  in  Island.  In  Deutschland  erscheint  ausgezeichneter  Ana- 
mesit z.  B.  bei  Steinheim  unweit  Hanau. 

In  chemischer  Hinsicht  unterscheiden  sich  natürlicherweise  die 
Anamesite  nicht  von  den  Doleriten,  da  sie  nur  eine  Texturverschie- 
denheit darstellen. 

I.  Anamesit,  feinkörnig,  schwarzgrün  vom  Riesendamm  (Giants 


Zusammensetzung  und  Varietäten  des  Anamesit.  281 

causeway)  in  Nordirland.     Streng,  Poggend.  Ann.  XC.  1853.  114, 

II.  A.  feinkörnig,  grünlicbschwarz  von  der  Fingalshöhle  auf 
Staffa.     Streng,  ebendas. 

III.  A.  grünlich  von  den  Faeröer  (Trapp  hydrate).  Durocher, 
Annal.  des  mines  (3)  XIX.   1841.  559. 

IV.  A.  schwarzgrau,  aus  der  Umgebung  von  Kalmanstünga,  Is- 
land.   Bunsen,  Poggend.  Annal.  LXXXIH.  IBJl.  209. 

V.  A.  vom  Hof  Hvammr,  unter  dem  Baulaberg,  Island.  Kjerulf 
in  Nyt  Magaz.  f.  Naturvid.  VIII.  1855.  89;  sehr  magneteisenreich. 

I.  IL  m.         IV.  V. 

53.08     52.52 

I  12.28 

128.70]  ^,  ^^ 
\  21.55 

9.92  8.67 

5.32  1.26 

0.61  0.29 

2.37  2.71 

—  1.00 

100.22  100.25   100.05  100.00   100.28 

Folgende  Anamesitvarietäten  lassen  sich  unterscheiden : 

Einfacher  oder  gewöhnlicher  Anamesit,  feinkörnig 
erscheinendes  Gestein  ohne  Urystiilleinsprenglinge,  Hohlräume  und 
Mandeln. 

Porphyrartiger  Anamesit  mit  eingesprengten  grössern 
Labrador-,  seltener  Augitkrystallen. 

Blasiger  und  schlackiger  Anamesit,  von  unregel- 
mässigen Hohlräumen  durchzogen,  deren  Innenwand  bisweilen  ver- 
schlackt  ist. 

Mandel  steinartiger  Anamesit,  Anamesitmandelstein, 
enthält  als  Ausfüllung  von  Hohlräumen  Mandeln  von  Zeolithen, 
Kalkspath,  Chaicedon,  Grünerde  u.  a.  Mineralien. 

Anamesitlava  findet  ihre  Besprechung  am  Schluss  der  Basalte. 

lieber  die  Lagerungs-  und  Absonderungsverhältnisse  der  Ana- 
mesite  vgl.  die  der  Basaltgesteine  überhaupt. 


Kieselsäure 

.  52.13 

47.80 

46.80 

Thonerde  . 

.     .   14.87 

14.80 

14.40 

Eisenoxyd 

.     .      — 

— 

2.30 

Eisenoxydul 

.     .   11.40 

13.08 

9.90 

Manganoxydul     .     0.32 

0.09 

2.80 

Kalk     .     . 

.   10.56 

12.89 

10.16 

Magnesia  . 

.     6.46 

6.84 

9.53 

Kali       .     . 

.     0.69 

0.86 

i    1.16 

Natron 

.     2.60 

2.48 

Wasser       . 

.     .     1.19 

1.41 

3.00 

282  Basalt. 

Basalt. 

(Basanit,  Trapp  z.  Th.). 

Der  Basalt  ist  ein  dunkelgefärbtes  scheinbar  gleichartiges  Ge- 
stein, welches  die  Gemengtheile  des  Dolerit  im  unerkennbar  fein- 
körnigen Zustande  enthält,  und  wesentlich  aus  Labrador,  Angit, 
und  titanhaltigem  Magneteisenerz  besteht,  sehr  häufig  aber  in  seinem 
Gemenge  noch  zeolithischo  Substanzen,  sowie  Carbonate  von  Kalk 
und  Eisenoxydul  besitzt.  Die  Kenntniss  der  mineralogischen  Zu- 
sammensetzung der  Basalte,  für  welche  neuerdings  mikroskopische 
Dünnschliffe  mit  Erfolg  angewendet  werden,  ist  indessen  noch 
keineswegs  als  abgeschlossen  zu  betrachten  und  gar  manche  der 
zum  Basalt  gerechneten  Vorkommnisse  werden  sich  als  nephelin- 
oder  anorthitführead  erweisen.  In  der  scheinbar  dichten  Masse  treten 
bisweilen  porphyrisch  eingesprengt  erkennbare  krystallinische  Kör- 
ner eines  zwillingsgestreiften  Feldspaths,  von  Olivin,  Augit  und 
Magneteisenerz  hervor. 

Seines  sehr  dicht  erscheinenden  Aussehens  wegen  hielt  man 
den  Basalt  früher  für  eine  einfacliö,  in  der  Mineralogie  zu  behan- 
delnde Mineralsubstanz,  bis  (1815)  Cordier,  welcher  das  geschlämmte 
Pulver  von  Basaltlaven  unter  dem  Mikroskop  untersuchte,  dieselben 
Gemengtheile  in  dem  Basalte  wiederzufinden  glaubte,  welche  er- 
kennbar der  Dolerit  enthält.  Auf  Grund  dieser  Vermuthung  be- 
rechnete Hessel  (Mineralog.  Taschenbuch  1824.  119)  die  Analyse 
eines  von  Klaproth  untersuchten  böhmischen  Basalt  auf  die  Mine- 
ralien des  Dolerit  und  fand,  dass  diese  Interpretation  zulässig  sei. 
Nebenbei  erhielt  diese  Ansicht  noch  dadurch  eine  Stütze,  dass  an 
vielen  Stellen  ein  alhiiählicher  üebergang  zwischen  kryptokrystal- 
linischem  Basalt  und  phanerokrystallinischem  Dolerit  nachgewiesen 
wurde.  Die  genauen,  meist  mit  einer  Interpretation  verbundenen 
Analysen  des  Basalt,  welche  von  C.  Gmelin  18B2  begonnen,  von 
Löwe,  Girard,  v.  Bibra,  Gräger,  Sinding,  Petersen,  Ebelmen,  Bau- 
mann, Rammeisberg,  Schmid,  Hergemann  u.  A.  ausgeführt  wurden, 
haben  später  sehr  viel  zur  genauem  Kenntniss  nicht  nur  der  che- 
mischen, sondern  auch  der  mineralogischen  Zusammensetzung  den 
Basalte  beigetragen.  Von  der  Interpretation  der  Analysen  und  den 
dadurch  gewonnenen  mineralogischen  Kesultaten  wird  noch  femer 
die  Rede  sein. 


Mineralische  Zusammensetzung  der  Basalte.  283 

Die  Basalte  sind  immer  von  schwarzer  Farbe,  welche  ohne 
Zweifel  durch  den  starken  Gehalt  an  feinen  Augittheilchen  und 
Magneteisenkörnchen  herbeigeführt  wird.  Graulichschwarz  'und  bläu- 
lichschwarz sind  die  vorherrschenden  Nuancen,  seltener  erscheinen 
grünlichschwarze  oder  schwarzgraue  und  dunkelbraune  Varietäten. 
Die  oberflächliche  Verwitterungsriude  ist  erst  aschgrau,  dann  leder- 
braun. Der  Bruch  ist  uneben  und  splitterig,  im  Grossen  flach- 
muschelig. Durch  den  Magnet  wird  ans  dem  feinen  Pulver  Ma- 
gneteisen ausgezogen.  Das  spec.  Gewicht  ist  wegen  des  Augit-  und 
Magneteisengehalts  ein  hohes,  es  schwankt  um  3  und  bewegt  sich 
meistens  zwischen  2.9  und  3.1  ;  die  Extreme,  welche  man  beob- 
achtet hat,  sind  2.750  (A.  E.  Reuss,  B.  vonWannow  bei  Aussig) 
und  3.225  (Ilofiinann,  B.  von  Stolpen).  Das  mittlere  spec.  Gewicht 
der  Basalte  des  böhmischen  Mittelgebirges  fand  Reuss  zu  -2.925. 
Dass  die  Basaltmasse  auch  ausgeschiedene  Krystalle  enthält,  ward 
schon  oben  bemerkt;  zolllange  Labradorkrystalle  von  fleischrother 
Farbe  finden  sich  z.  B.  im  Basalt  von  Seesitz  im  böhmischen  Mit- 
telgebirge, sehr  zierliche  bis  2  Linien  lange  gestreifte  Feldspathe 
z.  B.  an  dem  Lühusberg  bei  Muflendorf  unweit  Bonn. 

Der  Olivin  ist  der  charakteristischste  unter  den  accessorischen 
Gemengtheilen  des  Basalt,  ja  Manche  haben  ihn  unter  die  wesent- 
lichen Gemengtheile  gezählt ;  er  bildet  glasglänzende,  ölgrüne,  tropfen- 
älinliche  Körner  (selten  deutliche  Krystalle,  z.  B.  am  stepanower 
und  hrobschitzer  Berge,  am  Kaninchenberge  bei  Radowess  und 
Mireschowitz,  bei  Schwindschitz  und  Liebschitz  im  böhmischen 
Mittelgebirge  nach  A.  E.  Reuss)  und  rundliche  kömige  Aggregate 
von  der  Grösse  einer  Nuss  bis  über  Faustgrösse  (z.  B.  Unkel  am 
Rhein,  Rentieres  in  der  Auvorgne) ;  bei  Naurod  nördlich  von  Wies- 
baden erreichen  Olivinkugeln  die  Grösse  von  zwei  Fuss.  Die  An- 
sicht von  Leopold  v.  Buch  und  Gustav  Bischof,  dass  die  Olivin- 
kugeln der  Basalte  und  Basaltlaven  innerhalb  der  flüssigen  Gesteins- 
masse bereits  als  feste  Körper  präexistirt  haben,  ist  gewiss  für 
manche  Fälle  richtig,  z.  B.  für  jene  zerspaltenen  und  durch  Basalt- 
masse wieder  verkitteten  Olivinkugeln,  welche  sich  bei  Unkel  fin- 
den; Naumann  macht  aber  mit  Recht  darauf  aufmerksam,  dass 
die  um  und  um  ausgebildeten  unversehrten  Olivinkrystalle  jedenfalls 
ursprünglich  aus  der  noch  flüssigen  Basaltmasse  ausgeschieden  sein 
müssen.  Der  Olivin  erscheint  vorzugsweise  in  den  sehr  dichten  und 


284  Mineralische  ZusammcDsetzung  der  Basalte. 

fast  schlackigen  Basalten;  während  er  aber  in  vielen Basaltierrains 
ausserordentlich  häufig  ist  und  in  keinem  Handstück  vermisst  wird, 
gibt  es  andere  ßasaltdistricte,  wo  er  nur  sehr  spärlich  eingesprengt 
ist,  oder  ganz  zu  fehlen  scheint,  z.  B.  das  nördliche  Irland,  manche 
Gegenden  der  Rhön;  auch  in  Island  sind  die  Basalte  nahezu  stets 
olivinfrei.  Wo  hier  der  Olivin  im  Basalt  auftritt,  da  geschieht  es 
meist  nur  in  bestimmten  Schichten,  in  denen  er  aber  auch  dann 
in  übergrosser  Menge  vorkommt.  So  erscheint  in  einem  Seitenthale 
am  Berge  Baula  bei  Dalsmynni  der  Olivin  so  häufig,  dass  die 
Grundmasse  fast  ganz  verschwindet,  in  dicht  neben  einander  liegen- 
den, an  der  Oberfläche  metallartig  glänzenden  Körnern. 

Hornblende  findet  sich  bisweilen  unter  den  accessoriscben 
Gemengtheilen  als  sog.  basaltische  Hornblende  von  braunschwarzer 
oder  pechschwarzer  Farbe;  mitunter  kommen  in  demselben  Basalt 
Krystalle  von  Augit  und  Hornblende  zusammen  vor,  wobei  dann 
die  letztere  sich  durch  ihre  stark  glänzenden  Spaltungsflächen  un- 
terscheidet. Solche  Basalte,  in  denen  beide  Mineralien  nebenein- 
ander eingesprengt  erscheinen,  kennt  man  z.  B.  von  Härtlingen 
u.  a.  0.  im  Westerwald,  von  Schima  und  Kostenblatt  in  Böhmen, 
von  dem  Heilenberg  und  Gickelsberg  in  Sachsen.  Hornblende  und 
Augit  liegen  zusammen  auch  in  der  Lava  des  Bellenbergs  bei 
Mayen,  bei  Bassenheim  am  Fuss  des  Camillenbergs  und  am  Reinerts- 
berge  bei  Brück  in  der  Umgegend  des  Laacher-Sees.  Erbreich  er- 
wähnt von  den  Basalten  des  Westerwaldes,  dass  die  Augitkrystalle 
in  ihnen  scharfkantig  und  geradflächig,  die  HomblendekrystaUe 
dagegen  an  den  Kanten  abgerundet  und  kruramflächig  sind.  Selten 
ist  dunkelgelber  bis  dunkelbrauner  Glimmer  oder  tombakbrauner 
Rubellan,  namentlich  zeigt  er  sich  in  Basaltlaven,  z.  B.  in  ausge- 
zeichneten und  grossen  Tafeln  in  den  Laven  vom  Veitskopf,  am 
Krufter  Ofen  (Stöckershöhe)  und  zwischen  Volkcsfeld  und  dem  Nor- 
berg  am  Laacher-Seo;  nach  Gutberiet  findet  sich  Glimmer  einge- 
wachsen im  Basalt  des  Habichtswaldes  und  an  andern  Orten  im 
Kreise  Cassel  und  Hofgeismar,  sowie  am  Calvarienberg  bei  Fulda 
(N.  Jahrb.  f.  Min.  1846.  161).  Reuss  erwähnt  ihn  an  mehrem 
Punkten  des  böhmischen  Mittelgebirges  (Umgebungen  von  Teplitz 
und  Bilin  1840.  174).  Bronzit,  in  den  Unkeier  Steinbrüchen  bei 
Oberwinter  am  Rhein  gefunden,  auch  an  der  Hardt  am  Lohrberg 
im  Siebengebirge. 


Mineralische  Zusammensetzung  der  Basalte.  286 

Schlackiges  titanhaltiges  Magueteisen  in  muschelig  brechenden 
Körnern,  manchmal  nussgrossen  Stücken,  z.  B.  in  den  rheinischen 
Basalten  nicht  selten.  Magnetkies  bei  Obercassel,  Rolandseck  und 
Oberwinter  am  Rhein.  Eisenkies  in  den  Unkeier  Steinbrüchen  (dort 
auch  sehr  selten  schwarze  Blende),  an  der  Gierswiese  im  Sieben- 
gebirge.   Eisenglanz  als  Eisenglimmer. 

Hyacinth  und  Saphir  schön  am  Jungfernberg  und  Weilberg 
im  ^ebengebirge,  bei  Oberwinter  am  Rhein;  am  Berge  Croustet 
bei  Expailly  im  Velay,  dort  auch  rother  Granat  nach  Burat  und 
Poulett  Scrope;  des  letztem  Forschers  Angabe  (Memoir  of  the 
geology  of  Central-France  1827),  dass  der  Basalt  von  Saint-Genest 
de  Champanelle  in  Central-Frankreich  Quarz  als  Körner  und  Kry- 
stalle  eingesprengt  enthalte,  bedarf  wohl  näherer  Bestätigung. 
Quarz,  gewöhnlich  von  milchweisser  Farbe  erscheint  als  fremdartige 
Bruchstücke  vielorts  in  den  Basalten  des  Siebengebirges,  z.  B.  am 
gr.  Leyberg,  an  der  Gierswiese,  an  der  Spitze  der  Dollendorfer 
Ilardt.  V.  Dechen  erwähnt  auch  Sanidin  als  accessorischen  Gemeng- 
theil beim  Quegstein  im  Siebengebirge.  Die  glasigen  Feldspathe  da- 
gegen, welche  sich  in  ellipsoidischen  abgerundeten,  eigrossen  Stücken 
in  dem  Basalt  des  Hohcnhagens  zwischen  Göttingen  und  Münden 
finden,  sind  nach  Hausmann  fremde  emporgerissene  Bruchstücke 
(N.  Jahrb.  f.  Min.   1843.  350). 

Nach  Andrews  kommt  in  Basalten  der  irländischen  Grafschaft 
Antrim  (z.  B.  des  Hügels  von  Slievemish,  der  Maiden-rocks)  mi- 
kroskopisch fein  vertheiltes  gediegen  Eisen  vor,  weil  der  (in  einem 
Porzellanmörser  gepulverte)  Basalt  aus  einer  Kupfervitriollösung 
metallisches  Kupfer  niederschlägt,  was  durch  Magneteisen  nicht  be- 
wirkt wird  (Chem.  Gaz.  1852.  416).  Nach  Pageis  ist  dasselbe  der 
Fall  bei  dem  Basalt  des  Bürensteins  unweit  Annaberg  in  Sachsen ; 
Reuss  fand  denselben  Eisengehalt  in  manchen  böhmischen  Basalten 
(Sitzgsber.  d.Wien.Ak.  d.W.  XXV.  1857.   545). 

In  manchen  Gegenden  Islands,  z.  B.  bei  der  Laxelf  unweit 
Reykjavik,  enthält  der  Basalt  pechschwarze  glasartige  Körner  mit 
muscheligem  Bruch;  es  scheint  diese  Substanz  mit  dem  Tachylyt  von 
Dransfeld  im  Vogelsgebirge  übereinzustimmen  und  entweder  ein  glas- 
artig erstarrter  Augit  zu  sein,  oder  das  durch  raschere  Abkühlung 
in  diesen  Zustand  übergeführte  Magma  des  Basalt  selbst. 

Manchmal   linden  sich  innerhalb  des  dichten  Basalt  viele  gros- 


286  Mineralische  Zusammensetzung  der  Basalte. 

sere  und  kleinere,  unregelmässig  gestaltete  Hohlräume;  dieselben 
sind  bald  leer,  bald  theilweise  mit  Mineralien  der  verschiedensten 
Art  ausgekleidet,  welche  auch  Klüfte  und  Spalten  des  Gesteins  aus- 
zufüllen pÜegen.  Diq  beginnende  Zersetzung  der  Gemengtheile  des 
Basalt  ist  es,  welche  die  Entstehung  dieser  Mineralien  hervorruft. 
Mitunter  sind  auch  die  frühern  Hohlräume  damit  vollständig  aus- 
gefüllt und  es  gehen  so  die  mandelsteinartigen  Basalte  hervor.  Die 
Mineralien,  welche  sich  an  solchen  Orten  angesiedelt  haben,  sind 
vorwiegend  Silicate,  namentlich  Zeolithe,  doch  finden  sich  darunter 
auch  Carbonate: 

Desmin  (Strahlzeolith)  :  Oberkamnitz  in  Böhmen,  Härtungen 
in  Nassau,  Faeröer,  in  Island  sehr  verbreitet,  Kilpatrick-  und  Hin- 
noul-hills.  Loch  Eynort,  Insel  Staffa  in  Schottland,  Antrim  in  Ir- 
land, Disko-Insel  in  Grönland.  Stilbit  oder  Heuland  it  (Blätter- 
zeolith)  :  Lomnitz,  Schima,  Borislaw  in  Böhmen,  Faeröer,  BeruQord 
in  Island,  Kilpatrickhügel  bei  Dumbarton  in  Schottland;  an  vielen 
Punkten  in  den  Basalten  Neu-Schottlands.  Auch  Epistilbit,  sel- 
ten. Natrolith  (Mesotyp  z.  Th.):  Alpstein  bei  Sontra  und  Fulda 
in  Kurhessen,  Tyrol,  Montecchio-Maggiore  bei  Viceuza,  Böhmisch- 
Leipa,  Obercassel  und  Unkel,  Meudeberg  bei  Linz  am  Rhein,  Puy 
de  Mai*man  in  derAuvergne;  Island,  Faeröer,  Grönland.  Skolezit 
(Mesotyp  z.  Th.) :  Schottische  lusoln  Staffa  und  Mull,  Faeröer,  Is- 
land, Auvergne.  Analcim:  In  den  basaltischen  Gesteinen  der  Cy- 
clopeninseln  bei  Sicilien  in  schönen  wasserhellen  Krystallen,  oft  in 
solcher  Menge,  dass  dieser  Zeolith  zwei  Drittel  des  Gesteins  aus- 
macht, welches  deshalb  von  Gemellaro  Analcimit  genannt  worden 
ist.  Dalsnypen  auf  der  Faerinsel  Sandöe,  Ostisland,  Dumbarton 
und  Friskyhall  bei  Glasgow  in  Schottland,  Disko-Insel  in  Grönland ; 
Härtungen  in  Nassau,  Leyberg  im  Siebengebirge,  Böhmen,  Tyrol, 
Castel  Gomberto,  Montecchio-Maggiore  bei  Vicenza;  Poonah  in  Ost- 
indien. Chabasit:  liübendörfel  bei  Aussig  (I"  gross),  Kosakow, 
Oberkamnitz  in  Böhmen,  Stolpen  und  Hohenstein  in  Sachsen,  Härt- 
ungen in  Nassau,  Mendeberg  bei  Linz  und  Unkeier  Steinbruch  bei 
Obercassel  am  Rhein ;  Tyrol  j  Giants  causeway  in  der  Grafschaft  An- 
trim in  Irland,  Schottland,  Faeröer,  Island,  Poonah  in  Ostindien. 
Levyn:  Oberkamnitz  in  Böhmen;  Hartfield  Mass  in  der  schotti- 
schen Grafschaft  Renfrew,  Glcnarm  in  Irland ;  Dalsnypen  (Faeröer), 
Skagestrand  und  Eyja^ord  auf  Island.    Gmelinit.    Apophyllit: 


Mineralische  Zusammensetzung  der  Basalte.  287 

ausgezeichnet  auf  den  Faerinseln  Vagöe,  Sandöe,  Videröe,  zu  Dunse- 
verie  in  Irland,  Dunvcgan  auf  der  schottischen  Insel  Skye.  Disko- 
Insel  ;  TyrÄ ;  Gierswiese  im  Siebengebirge ;  Castel-Gomberto  bei  Vi- 
cenza.  Okenit:  Disko-Insel  in  Grönland,  Faeröer.  Harmotom: 
Blaue  Kuppe  bei  Eschwege  und  Schiffenberg  bei  Giessen  in  Hessen, 
Dumbarton  in  Schottland.  Phillipsit:  Mendeberg  bei  Linz  am 
Rhein,  Gierswiese  bei  Honnef  und  Goldkiste  im  Siebengebirge,  Langen- 
aubacher  Thal  und  Härtungen  in  Nassau,  Annerode  bei  Giessen, 
Habichtswald  bei  Cassel,  Calvarienberg  bei  Fulda,  Stempel  bei  Mar- 
burg. Böhmen,  (liants-Causeway  in  Irland.  Laumontit:  Kilpa- 
trick-Hügel  bei  Dumbarton,  Insel  Skye  in  Schottland,  Faeröer,  Ty- 
rol,  Poonah  in  Ostindien.  Thomsonit  (Comptonit):  Böhmen, 
Pflasterkaute  l)ei  Marksuhl  in  Thüringen ;  Loch  Winnock  und  Dum- 
barton in  Schottland  (hier  auch  Edingtonit).  Prehnit  findet  sich 
hier  und   da. 

Sehr  häufig  sind  Kalkspath,  Aragonit,  Sphärosiderit ;  auch 
treten  auf  Dolomitspath,  Grünerde,  Chlorophäit,  Speckstein,  Quarz, 
Amethyst,  Chalcedou,  Opal,  Hyalith. 

Gar  manchmal  erscheinen  mehrere  Mineralien  zusammen  in 
den  Drusenräumen  und  es  lässt  sich  alsdann  oft  von  den  Wänden 
nach  dem  Innern  zu  eine  bestimmte,  gesetzmässige  Reihenfolge  in 
der  Uebereinanderlagerung  derselben  beobachten.  So  folgen  in  den 
Hohlräumen  der  Basalte  des  Siebengebirges  nach  v.  Dechen  aufein- 
ander:  Chalcedon,  die  innerste  Bildung  ;  Sphärosiderit,  diesen  gleich- 
förmig überziehend,  oder  halbkugelige,  strahlige  Massen  darauf  bil- 
dend; Kalkspath  als  die  innerste  Bildung.  G.  Bischof  macht  dar- 
auf aufmerksam,  dass  so  angeordnete  Mineralien  eine  Bildung  aus 
kaltem  Wasser  sein  müssen,  weil  sich  der  eisenfreie  kohlensaure 
Kalk  erst  abgesetzt  hat,  nachdem  sich  bereits  das  Eisen  aus  der 
Lösung  ausgeschieden  hatte.  Wären  die  infiltrirenden  Gewässer  heiss 
gowcsen,  so  würde  kohlensaurer  Kalk  mit  Eisenoxydhydrat  sich  als 
erste  Bildung  abgesetzt  haben  (Lehrb.  d.  eh.  u.  ph.  Geol.  I.  Aufl. 
II.  820).  Bei  den  Basalten  des  böhmischen  Mittelgebirges  ruht  in 
den  Hohlräumen  der  Kalkspath  immer  auf  Comptonit,  Mesotyp, 
Natrolith  ( A.  E.  Reuss,  rmgeb.  v.  Teplitz  u.  Bilin  1840.  172).  Auch 
Breithaupt  und  Dana  erwähnen  dieses  gesetzmässige  und  constante 
gegenseitige  Ueberlagern  der  Mineralien  in  den  Drusenräumen. 

In  der  dichten  Basaltmasse  erscheinen  dann  und  wann  Körner 


288  Rundkörnige  Textur,  Wassergehalt  der  Basalte. 

von  eckiger  oder  rundlicher  Gestalt,  welche  sich  dadurch  auBzeich- 
nen,  dass  sie  meistens  dunkler  gefärbt  sind,  oft  auch  eine  feine 
Strahlung  besitzen.  Im  frischen  Zustande  des  Gesteins  ist  ihre  Um- 
randung häußg  nicht  deutlich  und  sie  geben  sich  nur  als  dunklere 
Flecken  zu  erkenneo,  im  verwitterten  Gestein  treten  aber  die  Kör- 
ner, deren  Oberfläche  alsdann  gelblich  wird,  deutlicher  hervor,  so 
dass  manchmal  der  Basalt  ein  kokkolithartiges  Aussehen  gewinnt. 
Senft  hält  die  dunkler  gefärbten  Kügelchen  für  Concentrationen  von 
magneteisenreichen  Labradormassen  und  fand  auch,  dass  sich  die 
ausgezeichneten  Kügelchen  in  dem  Basalt  der  Stofifelskuppe  bei 
Eisenach  leichter  lösten,  als  die  umgebende  Basaltmasse.  Er  schlägt 
für  diese  Ausbildungs weise  den  Namen  rundkörniger  oder  sphäro- 
lithischer  Basalt  vor  (Class.  d.  Felsarten  S.  284).  Bei  der  Nürburg 
unfern  Adenau  in  der  Eifel  und  bei  Lauterbach  im  Yogelsgebirge 
erscheint  diese  Basaltvarietät  ebenfalls  in  sehr  deutlicher  Ansbildang. 
Nach  V.  Cotta,  der  in  dieser  Erscheinung  das  Resultat  einer  Zer- 
setzung zu  sehen  geneigt  ist,  kommt  sie  auch  an  den  Basalten  zwi- 
schen Arnsdorf  und  Steinschönau  in  Böhmen  vor.  Stäche  erw&hnt 
körnig  abgesonderten  Basalt  von  Reps  in  Siebenbürgen,  A.  E.  Reuss 
fand  diese  Varietät  ausgezeichnet  im  böhmischen  Mittelgebirge,  z.  B. 
bei  Libochowitz  am  Ilasenberge,  an  der  Luhai  bei  Luschitz,  an  der 
Wostrai  bei  Rothaugezd ;  ihm  gilt  gleichfalls  diese  Bildung  als  eine 
schon  ursprüngliche,  welche  auf  einer  ungleichen  Vertheilung  der 
Basaltbestandtheile  beruht. 

Die  i^asalte  ergeben  im  Kölbchen  erhitzt  einen  Wassergehalt, 
welchen  Girard  im  Mittel  zu  2.5  pct.  bestimmte.  Gmelin  fand  fm 
Basalt  von  Stetten  Im  Hegau  4.02,  Girard  in  dem  von  Rognon 
bei  Clermont  4.2,  Schill  in  dem  von  Hohenhöwen  (Hegau)  gar 
7.4  pct.  Wasser.  Dagegen  gibt  es  auch  gar  manche  Basalte,  wel- 
che einen  nur  äusserst  geringen  Wassergehalt  besitzen,  worauf 
namentlich  deshalb  aufmerksam  gemacht  werden  möge,  weil  man 
häufig  den  Wassergehalt  der  Basalte  viel  zu  sehr  überschätzt  und 
darin  ein  Ilauptunterscheidungsmerkmal  von  dem  Dolerit  und  der 
basaltischen  Lava  sucht;  so  enthält  der  Basalt 
vom  Rosenbielchen  bei  Eschwege    ....     0.73  (Gräger) 

V.  steinernen  Haus,  Rhön 0.84  (E.  E.  Schmid) 

V.  Steinsberg  bei  Sinsheim,  Baden       .     .     .     0.55  (C.  Gmelin) 
V.  grossen  Wiuterberg,  Sachsen 0.65  (Kittredge) 


Zersetzbarkeit  der  Basalte  durch  Säuren.  289 

V.  BoUenreuth  im  Fichtelgebirge     .     .     .     0.75  (Baumann) 

V.  Kreuzberg  bei  Striegau,  Schlesien    .     .     0.60  (Streng)  Wasser. 

£.  E.  Schmid  fand  im  Basalt  vom  Kreuzberg  in  der  Rhön 
gar  kein  Wasser.  Delesse  wies  in  den  von  ihm  untersuchten  Basal- 
ten organische  Substanz  und  Sticksto£f  nach,  schon  1823  fand  Knox 
bituminöse  Substanzen  in  irischen  und  grönländischen  Basalten. 

Werden  die  Basalte  im  gepulverten  Zustande  mit  Säuren  über- 
gössen, so  findet  fast  immer  ein  Aufbrausen  statt,  indem  vorhan- 
dene kohlensaure  Salze  zersetzt  werden.  Das  Basaltpulver  löst  sich 
alsdann  theilweise  unter  Absatz  einer  Kieselgallerte  und  eines 
grauen  Pulvers. 

Dieses  für  die  Erkenntniss  der  chemischen  Zusammensetzung 
der  Basalte  wichtige  Verhalten  wurde  zuerst  von  C.  G.  Gmelin 
hervorgehoben,  welcher  1832  zeigte,  dass  der  Basalt  durch  Be- 
handlung mit  Säuren  in  zwei  Antheilo  zerlegbar  sei,  wovon  der  eine 
durch  die. Säuren  zersetzt  werde  und  gelatinire,  der  andere  als  un- 
zersetzt  zurückbleibe  (in  v.  Leonhards  Basaltgebilden  I.  266);  der 
letztere  stimme  der  Hauptsache  nach  mit  dem  Augit  überein,  der 
gelatinirende  Antheil  sei  theils  zeolithartig,    theils  labradorähnlich. 

Von  nun  an  schlug  man  die  Methode  ein,  die  bei  der  Be- 
handlung mit  Säuren  sich  bildende  Kieselgallerte  aufzulösen,  und 
HO  den  zersetzten  Antheil  und  den  unzersetzten  getrennt  von  ein- 
ander einer  Untersuchung  zu  unterwerfen.  Die  Resultate  dieser  Ana- 
lyse lieferten  alsdann  Anhaltspunkte  für  die  Bestimmung  der  mine- 
ralogischen Zusanmiensetzung.  So  wichtig  diese  Untersuchungen 
auch  sind,  so  hat  man  dabei  doch  zu  w^enig  ins  Auge  gefasst,  dass 
die  Zersetzbarkeit  durch  Säure  für  die  einzelnen  Mineralien  sehr 
relativer  Art  ist,  indem  der  mehr  oder  weniger  fein  gepulverte  Zu- 
stand, grössere  oder  geringere  Concentration  der  Säuren,  längere 
oder  kürzere  Einwirkung  derselben  bei  höherer  oder  niedrigerer  Tem- 
peratur auch  die  Zersetzbarkeit  mehr  oder  weniger  beeinflussen; 
indem  überdies  nur  wenige  Mineralien  absolut  unangreifbar  durch 
Säuren  sind,  kann  notliwendigerweise  die  Analyse  des  Rückstands 
nicht  mehr  das  getreue  Bild  eines  oder  mehrerer  Mineralien  darstellen, 
und  die  Interpretation  des  löslichen  Theiles  wird  eben  dadurch  in 
sehr  unsichere  Bahnen  gelenkt  (vgl.  S.  195.  276). 

Die  verschiedene  Zersetzbarkeit ,  welche  diejenigen  Mine- 
ralien   besitzen,    die    man   hauptsächlich  im  Basalt  vorauszusetzen 

Zirkel,  Fotrographio.    II.  ]^Q 


290  Zerfietzharkeit  der  Basalte  durch  Säuren. 

hat,  wurde   von  Girard  zu  bestimmen   gesucht.     Es  verhalten  Bich 
die  einzelnen  Mineralien  folgendermaassen : 

durch  Salpetersäure  durch  Salzsäure 

Zeolithe    .   .  vollständig  zersetzbar    .  .  vollständig  zersetzbar 
Olivin    .  .   .  theilweise  zersetzbar  .   .  .  vollständig  zersetzbar 
Magneteisen  gar  nicht  angegriffen     .  .  vollständig  zersetzbar 
Labrador  .  .  gar  nicht  angegrifien     .  .  kalt  wenig,  heiss  vollst,  zers. 
Augit    .  .   .  gar  nicht  angegriffen    .   .  nur  wenig  angegriffen. 
Vergl.  llammelsbergs  Handwörterbuch  d.  M.  I.  76  ff. 

Es  empfiehlt  sich  daher,  bei  solchen  Untersuchungen  die  Ge- 
steine zuerst  mit  Salpetersäure  zu  behandeln,  da  durch  diese  weniger 
zersetzt  wird,  und  dann  erst  die  Salzsäure  einwirken  zu  lassen.     . 

Wie  gross  die  bei  der  Behandlung  mit  Säuren  sich  ergeben- 
den Unterschiede  sind,  zeigen  folgende  Angaben: 

löslich      unlöslich 
Rosenbielchen  bei  Eschwege,   Gräger      .     .     .     15.62     '    84.38 
Grosser  Winterberg  in  Sachsen,  Kittredge       .     42.20         57.80 
Eugelhaus  bei  Carlsbad,  Rammeisberg  .     .     .     44.00         56.00 

Stolpen  in  Sachsen,  Sinding 57.74         42.26 

Ilohenstoffeln  im  Hegau,  C.  Gmelin    .     .     .     .     61.97  38.03 

Kreuzberg  in  der  Rhön,  E.  E.  Schmid    .     .     .     79.88         22.91 
Sternberg  bei  Urach,  Rauhe  Alp,  C.  Gmelin    .     87.72  12.28 

Mau  legt  auch  in  neuerer  Zeit  auf  die  Zersetzung  der  Basalte 
mit  Säuren  und  auf  Sondei*analyseu  jedes  Antheils  nur  geringes 
Gewicht  mehr,  weil  die  sich  ergebenden  Zahlen  nur  wenig  sichere 
Anhaltspunkte  gewähren.  Für  die  Phonolithe  hat  diese  Trennnngs- 
methode  jedenfalls  mehr  Bedeutung,  da  darin  kein  Augit  vorhan- 
den und  der  Feldspath  ein  solcher  ist,  welcher  weniger  Gefahr 
läuft,  gleichfalls  zersetzt  zu  werden.  Es  seien  daher  auch  in  fol- 
gendem nur  die  Bauschanalysen  von  Basalteil  angeführt. 

I.  Basalt  von  Linz  am  Rhein;  spec.  Gewicht  2.91.  Ebelmen, 
Amiales  des  mines  (4)  XII.  1847.  638. 

II.  Basalt  vom  Kreuzberg  in  der  Rhön,  spec.  Gew.  3.127. 
E.E.  Schmid,  Poggend.  Ann.  LXXXIX.  1853.  291. 

III.  Basalt  von  der  Südseite  des  Geiselsteins,  Hessen,  dicht, 
grauschwaiz  mit  dunkelgrünem  Olivin.  Engelbach,  geol.  Specialk. 
V.  H.  Section  Schotten   1859.  53. 


Chemische  Zuaamraensetzung  der  Basalte.  291 

IV.  Basalt    vom    grossen    Winterberg,    Sachsen.     Eittredge, 
Mitth.  V.  Rammeisberg  an  Roth   1860. 

V.  Basalt  vom  Kreuzberg,  nordwestlich  von  Striegau,  Schlesien. 
Streng,  Poggend.   Ann.  XC.   1853.  120. 

VI.  Basalt  vom  Bärenstein,  südlich  von  Annaberg,  Erzgebirge 
mit  viel  Augit,  sehr  wenig  Olivin,  etwas  Titaneisen.  Pageis,  de. 
basaltae  in  argillam  transmutatione,  Berol.   1858.  19. 

VII.  Basalt    vom    Plateau    des   Barris   bei   Issengeaux,   Dep. 
Ilaute-Loire.  Tournaire,  Annales  des  mints  (5)  XVII.   1860.  65. 


I. 

II. 

m. 

IV. 

V.^ 

VI. 

vn. 

Kieselsäure 

45.9 

36.68 

46.32 

43.24 

44.85 

42.64 

44.67 

Thonerde 

16.2 

14.34 

11.86 

12.99 

17.56 

17.11 

28.67 

Eiseuoxyd 

— 

22.30 

4.50 

7.64 

— 

5.29 

— 

Eisenoxydul 

13.0 

— 

7.26 

15.31 

13.75 

4.80 

14.13 

Manganoxydul 

0.3 

— 

0.14 

— 

1.32 

0.45 

— 

Kalk 

10.3 

15.59 

10.43 

10.96 

12.83 

14.58 

8.20 

Magnesia 

6.3 

9.18 

11.82 

6.10 

9.74 

7.34 

Spur 

Kali 

1.2 

0.77 

2.10 

1.15 

0.90 

1.38 

i   2.03 

Natron 

3.6 

3.93 

4.09 

0.16 

0.24 

3.43 

Wasser 

2.4 

— 

1.75 

0.65 

0.60 

2.35 

2.30 

99.2   102.79   100.27     98.20  101.79     99.37   100.00 

An  Magneteisen  enthält  III  6.531  ;  IV  11.08;  VI  7.67.  I  ent- 
hält noch:  l.O  Titansäure;  III:  Titansäure  und  Fluor  Spuren, 
0.03  Chlor,  0.35  Phosphorsäure;  IV:  1.80  Phosphorsäure;  VI: 
1.80  Titansäure,  0.07  Stroutian.  Strontian  enthält  noch  der  Ba- 
salt von  Stetten  im  Hegau,  vom  Rosenbielchen  bei  Eschwege,  von 
Eugelhaus  bei  Carlsbad;  Phosphorsäure  der  von  Hohenhöwen  im 
Hegau,  von  Salzhausen  in  Hessen,  von  Engelhaus. 

Bei  allen  bis  jetzt  bekannten  Basaltanalysen  sind  die  Grenz- 
werthe  der  zusammensetzenden  Bestandtheile  folgende :  Kieselsäure 
55.80  (Rosenbielchen  bei  P^schwege)  und  36.68  (Kreuzberg  in  der 
Rhön);  Thonerde  28.07  (Plateau  des  Bairis  bei  Issengeaux)  und 
10.34  (Beaulieu  bei  Aix);  Eisen  29.57  (ünkeler  Steinbruch,  Oxy- 
dul) und  10.09  (Bärenstein,  Oxyd  und  Oxydul) ;  Kalk  16.08  (Beier 
in  der  Rhön)  und  4.09  (Steinsberg  bei  Sinsheim ,  Baden) ;  Magne- 
sia 11.82  (von  der  Südseite  des  Geiselsteins  in  Hessen)  und  0.95 
(Böhmen    nach    Struve);   Kali  2.7   (Polignac,   Haute -Loire)  und  0 


292  Zersetzung  der  Basalte. 

(Meissner  in  Kurhesson  und  Rosenbielclien  bei  Eschwege  nach  Grft- 
ger);  Natron  7.35  (Böhmen  n»ch  Struve)  und  0.15  (Rosenbielchen). 

Wie  beim  Phonolith  ,  so  wird  auch  beim  Basalt  durch  die 
Verwitterung  zuerst  der  in  Säuren  lösliche  Bestandtheil  ergriffen 
und  weggeführt,  indem  hier  die  kohlensäurehaltigen  Gewässer  ähn- 
lich den  Säuren  wirken ;  ein  Basalt  ist  daher  im  stark  verwitterten 
Zustande  minder  reich  an  zersetzbaren  Bestandtheilen  als  im  un- 
verwitterten Zustande.  Während  des  vorhergehenden  Stadiums  der 
allmählichen  Carbonat-  und  Zeolithbildung  hingegen  wird  die  Menge 
der  zersetzbaren  Bestandtheile  relativ  vermehrt. 

Wie  oben  erwähnt,  zeigen  die  meisten,  selbst  ganz  frisch  ausse- 
hende Basalte  ein  Aufbrausen ,  wenn  man  sie  gepulvert  mit  Säuren 
begiesst ;  auf  den  hierdurch  erwiesenen  Gehalt  an  Carbonaten,  auf  wel- 
chen zuerst  1837  G.  Bischof  die  Aufmerksamkeit  lenkte,  ist  indessen 
bei  den  bisherigen  Analysen  nicht  nach  Gebühr  geachtet  worden; 
so  enthält  der  Basalt  von  Obercassel  bei  Bonn  nach  Bergemann  14.60 
kohlensaures  Eisenoxydul,  7.00  kohhnsauren  Kalk  (Karstens  und 
V.  Dechens  Arch.  1847.  38).  Ganz  zersetzter  Basalt  braust  jedoch  nicht 
mehr,  weil  die  aus  den  Basen  gebildeten  Carbonate  bereits  wieder 
durch  die  Gewässer  fortgeführt  sind.  Die  IJasalte  unterliegen  über- 
haupt um  so  mehr  der  Zersetzung .  je  mehr  die  einer  Oxydation 
oder  einer  Verwandlung  in  Carbonate  fähigen  Basen  vorwalten.  Bei 
einer  völligen  Zersetzung  des  Basalt  hat  das  Kali  in  einem  kaum 
merklichen  Verhältnisse  abgenommen,  das  Natron  hingegen  ist  in 
einem  viel  bedeutendem  Verhältnisse  aus  dem  Basalt  verschwunden. 
Neuerdings  hat  C.  Bischof  über  die  absolute  und  relative  Menge 
der  Alkalien  in  festen  und  in  den  in  verschiedenen  Stadien  der  Ver- 
¥ritterung  begriffenen  Basalten  beachtenswerthe  Untersuchungen  an- 
gestellt (Journal  f.  pract.  Chemie  XCIII  1864.  207).  Unter  allen 
Gemengtheilen  des  Basalt  unterliegt  vielleicht  der  Olivin  am  ehe- 
sten der  Zersetzung;  die  vollendete  Zersetzung  desselben  spricht 
sich  in  'einer  bedeutenden  Abnahme  der  Magnesia  aus. 

Die  Zersetzung  des  Basalt  kann  einen  doppelten  Weg  einschla- 
gen, CS  kann  sowohl  der  Labrador  als  der  Augit  zuerst  zei^etzt 
werden.  Wenn  sich  im  zersetzten  Basalt  noch  nahezu  die  ursprüng- 
liche Menge  der  Alkalien  findet,  so  ist  das  ein  Zeichen,  dass  der 
Augit  zuerst  der  Zersetzung  unterlegen  ist.  Ist  dagegen  der  Alka- 
liengehalt im  zersetzten  Basalt  ein  sehr  verminderter,  so  ist  umge- 


Zersetzung  der  Basalte.  293 

kehrt  der  Labrador  dem  Augit  in  der  Zersetzung  vorangeschritten. 
Wirkte  die  Kohlensäure  mehr,  als  der  Sauerstoff,  so  ist  der  ver- 
änderte Basalt  licht  gefärbt,  denn  es  bleibt  alsdann  um  so  weni- 
ger Eisenoxydhydrat  zurück:  die  braune  Farbe  des  zersetzten  Ba- 
salt zeigt  dagegen  an,  dass  das  Eisenoxydul  mehr  durch  Sauer- 
stoff, als  durch  Kohlensäure  zersetzt  worden  ist  (G.  Bischof).  Von 
der  frühern  oder  spätem  Zersetzimg  des  Labrador  oder  des  Augit 
ist  auch  die  verschiedene  Natur  der  Zersetzungsproducte  abhängig. 
Indem  die  Zersetzung  des  Labrador  im  Basalt  die  Abscheidung  von 
Kieselsäure  herbeizuführen  vermag  (Bischof,  Geologie  2.  Auflage 
IL  464),  liingegen  durch  Zersetzung  des  Augit  eine  relative  Zu- 
nahme derselben  bewirkt  wird  (ebendas.  IIL  430),  kann  der  Fall 
eintreten,  dass  die  Wirkungen  beider  Zersetzungsprocesse  sich  ge- 
genseitig aufheben ,  und  dass  bedeutende  Zersetzungen  in  einem 
Basalt  von  Statten  gehen,  ohne  dass  der  ursprüngliche  Kieselsäure- 
gehalt irgend  eine  Aenderung  erfährt. 

Da  die  Kieselsäure  aus  einem  Basalt^  in  grösserer  Menge  ver- 
schwinden kann,  als  die  Basen,  ohne  dass  gleichzeitig  die  ganze 
Menge  des  Eisenoxydul  höher  oxydirt  zu  werden  braucht,  so  kann 
ein  Basalt  schon  viel  von  seiner  Kieselsäure  verloren  haben ,  ohne 
dass  sich  diese  Veränderung  durch  eine  ockerige  Färbung  zu  er- 
kennen gibt. 

Die  oben  angeführten  Analysen  möglichst  unveränderter  Ba- 
salte zeigen,  dass  dieses  Gestein  eine  grössere  Menge  Eisen  (vor- 
wiegend in  der  Form  von  Magneteisen)  enthält  als  der  Dolerit; 
die  Basalte  scheinen  durchschnittlich  noch  basischere  Gesteine  zu 
sein  als   die  Dolerite. 

Aus  der  Analyse  mancher  Basalte  hat  man  die  relative  Menge 
der  einzelnen  Gemengtheile  zu  ermitteln  gesucht,  indem  man  von 
der  Voraussetzung  ausging,  dass  die  oben  erwähnten  darin  vor- 
handen seien.  Wenn  nun  auch  der  Umstand,  dass  die  Analysen 
mitunter  eine  solche  Interpretation  zulassen,  noch  kein  Grund  ist, 
diese  für  die  allein  berechtigte  zu  erachten ,  so  unterstützen  sie 
doch  wenigstens  die  Annahme  der  Gemengthöile ,  welche  man  aus 
andern  (Jründen  in  dem  Basalte  voraussetzen  zu  dürfen  glaubte. 

Endgültig  und  allgemein  ist  es  noch  keineswegs  festgestellt, 
woraus  der  in  einigen  Basalten  so  hoch  steigende  zersetzbare  An- 
theil  besteht.     Da  der  Wassergehalt  in  manchen  Basalten  nur  sehr 


294  Deutung  des  mit  Sauren  gelatinirenden  Antbeils. 

gering  ist  (vgl.  oben) ,  so  können  auch  in  diesen  Zeolithe  nur  spu- 
renhaft  zugegen  sein. 

Nachdem  schon  im  Jahre  1825  (Poggend.  Annal.  III.  73)  Fr. 
Hofl&nann  im  »Basalt«  des  Hambergs  bei  Bühne  in  den  Wesergegen- 
den deutliche  Bürystalle  von  weissem  Nephelin  aufgefunden  hatte, 
vermuthete  Girard  1841  bei  der  Ermittelung  der  Gemengtheile  des 
von  ihm  analysirten  »Basalt«  vom  W'ickenstein  in  Niederschlesien, 
dass  er  Nephelin  enthalte,  womit  der  fettartige  Glanz  der  Bruch- 
flächen übereinstimme.  Die  Ansicht,  dass  in  manchen  zu  den  Ba- 
salten gerechneten  Gesteinen  Nephelin  vorhanden  sei,  hat  sich  in 
letzter  Zeit  weite  Bahn  gebrochen ;  sie  ist  nicht  nur  darin  begrün- 
det ,  dass  der  deutlich  krystallinisch-körnige  Nephelinit  in  einen  ho- 
mogen erscheinenden  Basalt  übergeht,  wie  dies  z.  B.  v.  Cotta  an  dem 
Nephelindolerit  vom  Löbauer  Berg  bei  Zittau  beobachtete,  sondern  auch 
chemische  Verhältnisse  weisen  auf  die  Gegenwart  von  Nephelin  im 
Basalt  hin.  Da  der  Bestand theil  des  Basalt,  welcher  mit  Säuren 
gelatinirt,  nicht  oder  wenigstens  nicht  nur  Oliviu  sein  kann,  und 
fast  alle  Alkalien  enthält,  darunter  Natron  in  sehr  überwiegender 
Menge,  so  deutet  dies  auf  ein  natromeiches  leicht  zersetzbares  Si- 
licat, wie  es  allerdings  der  Nephelin  ist.  Diejenigen  augenblicklich 
zu  den  Basalten  gezählten  Gesteine,  in  denen  spätere  Forschungen 
Nephelin  als  Hauptbestandtheil  neben  dem  Augit  nachweisen  wer- 
den, wird  man  also  consequenter  Weise  mit  dem  Nephelinit  verei- 
nigen müssen,  wodurch  möglicherw^eise  in  der  Zukunft  der  Kreis 
der  eigentlichen  Basalte  nicht  unbeträchtlich  verengt  wird.  Stets 
wird  bei  einem  gänzlich  dichten  Gestein  der  Nachweis  des  Nephe- 
lin nicht  eben  leicht  sein.  Vielleicht  ist  auch  in  manchen  Basal- 
ten Nephelin  in  geringerer  Menge  neben  vorherrschendem  Labra- 
dor vorhanden  und  derlei  Gesteine  brauchte  man  nicht  abzu- 
scheiden. 

Auch  G.  Bischof  spricht  sich  dafür  aus,  dass  die  alkalischen 
Theile  gewisser  Basalte  von  Nephelin  herrühren ,  welcher  in  vielen 
basaltischen  Gesteinen  vorkommen  möge,  in  denen  er  mineralogisch 
nicht  nachweisbar  ist.  Die  zeolithischen  Bcstandtheile  des  Basalt 
scheinen  alsdann  aus  einer  Zersetzung  des  Nephelin  hervorzuge- 
hen. Die  l'mwandlung  des  Nephelin  in  Natrolith  ist  durch  Pseu- 
domorphosen  erwiesen,  und  jedenfalls  findet  die  Neubildung  einer 
zeolithischen  Substnnz  viel  leichter  aus  dem  Nephelin  als  aus  dem 


Deutung  des  mit  Säuren  gelatinirenden  Antheils.  295 

Labrador  statt.     Bei  den  natrolithhaltigen  Basalten  liegt  daher  die 
Vermuthung  nahe,  dass  sie  auch  Nephelin  enthalten. 

Manche  der  als  Basalte  aufgeführten  Vorkommnisse  scheinen 
auch  Anorthitgesteine  zu  sein ,  wofür  der  bei  vielen  sehr  geringe 
Gehalt  an  Kieselsäure  spricht,  welcher  selbst  dann  auffallend  ist, 
wenn  man  vielen  und  eisenreichen  Olivin  annimmt ;  auch  könnte 
die  beträchtliche  Menge  von  Kalk,  welche  der  zersetzbare  Antheil 
enthält,  von  Anorthit  herrühren,  da  dieser  Feldspath  sehr  kalkreich 
ist  und,  mit  Säuren  gelatinirend.  sich  in  dem  löslichen  Antheil  wie- 
derfinden muss  (vgl.  die  Anorthitgesteine).  Der  Begrenzung  der 
Basalte  stehen  daher  zweifelsohne  noch  manche  Schicksale  bevor. 
Je  geringer  der  in  Säuren  lösliche  Bestandtheil  ist,  desto  wahrschein- 
licher ist  das  Gestein  ein   eigentlicher  Labrador-Augit-Basalt. 

Bunsen  ist  geneigt ,  den  mit  Säure  gelatinirenden  sog.  zeoli- 
thischen  Bestandtheil  des  Basalt  für  Palagonit  zu  erklären.  Es 
scheint  in  der  That,  dass  die  feldspathigen  Bestandtheile  fester  ba- 
saltischer Gesteine  einer  Umwandlung  in  Palagonitsubstanz ,  einen 
amorphen  eisenoxydreichen  Zeolith,  fähig  sind :  der  anscheinend  un- 
zersetzte,  sehr  harte  Anamesit ,  welcher  in  Säulen  abgesondert  die 
südliche  Küste  der  Insel  Videy  in  Island  bildet,  enthält  zahlreiche, 
unter  der  Loupe  sehr  deutlich  erkennbare  Körnchen  von  honiggel- 
bem oder  schwarzrothem  Palagonit,  daneben  Augite  und  Feldspath- 
nadeln  (Preyer  u.  Zirkel,  Reise  n.  Island  1862). 

Delesse  hat  wie  für  die  Grundmasse  der  Porphyre  (vgl.  Bd.I.  531), 
so  auch  für  die  Basaltgrundmasse  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass 
sie  gar  kein  Gemenge  von  verschiedenen  Mineralien,  sondern  ein 
homogenes  wasserhaltiges  Silicat,  gleichsam  der  Kiystallisationsrück- 
stand  der  einzelnen  ausgeschiedenen  Verbindungen  sei,  und  dass  Zeo- 
lithe  als  solche  in  der  basaltischen  Grundmasse  nicht  vorkommen. 
Gegen  diese  Anschauungsweise,  welche  durch  eine  einfache  Prüfung 
des  Basalt  mit  dem  Mikroskop  widerlegt  wird,  hat  Rammeisberg 
sich  mit  Recht  in  sehr  gründlicher  und  bestimmter  Weise  ausge- 
sprochen (Zeitschr.  d.  deutsch,   geolog.  Gesellsch.    1850.  11.  t26). 

Die  in  der  Basaltgrundmasso  eingesprengten  feinvertheilten 
Körnchen  von  Magneteisen  können  nach  (j.  Bischof  sowohl  ein  ur- 
sprüngliches Erzeugnis^ ,  als  auch  erst  später  aus  der  Zersetzung 
eisenhaltiger  Mineralien,  namentlich  des  Augit  hervorgegangen  sein. 
Die  eingeschlossenen  Körner  von  schlackigem  titanhaltigem  Magnet- 


296  Varietäten  des  Basalt. 

eisenerz  glaubt  or  dagegen  für  ausschliesslich  ursprüngliche  Bil- 
dungen halten  zu  müssen.  Da  kann  indessen  das  Magneteisen  offen- 
bar nicht  secundärer  Entstehung  sein,  wo  frische  Augitkrystalle 
in  der  ßasaltgrundmasse  liegen. 

Uebergänge  des  Basalt  finden  statt  in  Anamesit  und  Dolerit 
durch  die  allmählich  sich  entwickelnde  krystallinisch-kornige  Aas- 
bildung seiner  Masse ;  auch  steht  der  Basalt  in  sehr  vielfacher  Bezie- 
hung zu  Basaltlaven,  die  wesentlich  nur  verschlackte  Basalte  sind. 

Als  Texturvarietäten  dos  Basalt  könnte  mau  folgende  un- 
terscheiden : 

Gewöhnlicher  dichter  oder  einfacher  Basalt,  eine 
gleichmässig  homogen  erscheinende  Masse,  ohne  grössere  Krystall- 
einsprenglinge  und  Mandeln,  sehr  häufig. 

Porphyr  artiger  Basalt  oder  Basaltporphyr  mit  einge- 
wachsenen Krystallen  oder  krystalliniacheii  Körnern  von  Olivin,  Au- 
git,  Feldspath,  Hornblende,  ebenfalls  nicht  selten. 

Mandelsteinart  ige  r  Basalt  oder  Basaltmandelstein  mit 
Mandeln  und  Nestern  vonZeolithen  und  andern  früher  angeführten 
Mineralsubstanzen ;  die  mandolsteinartigen  Basalte  besitzen  nicht 
selten  zugleich  eine  porphyrartige  Textur. 

Rundkörniger  oder  körnigfleckiger  Basalt,  die 
oben  (S.  288)  erwähnte  Basaltvarietät. 

Schieferiger  Basalt,  nach  A.  E.  lleuss  z.  B.  am  Sauer- 
brunnenberg bei  Bilin,  am  Radelstein,  am  Ochsenberg  bei  Sebusein, 
am  Chlum  bei  Pschan  in  Böhmen. 

Poröser  Basalt,  ein  Basalt  von  zahlreichen  kleinen  Poren 
durchlöchert,  z.  B.  in  Hessen  nach  Voltz  (Uebers.  d.  geol.  Verb, 
v.  Hessen  1852.  125),  und  in  Ungarn  nach  Beudant  (Voyage  min. 
et  g6ol.  en  Hongrie  HI.  filO). 

Schlackiger  Basalt,  von  zahlreichen  grössern  und  klei- 
nern, leeren,  regellos  gestalteten,  innen  verschlackten  Blasenräumeu 
durchzogen,  bildet  den  Uebergang  zur  Basaltlava. 

Allgovit  hat  G.  G.  Winkler  gewisse  junge  Gesteine  des  Allgaues 
(im  Rothplattongraben ,  im  Wildbachgraben,  an  der  Geisalpe)  ge- 
nannt, die  sich  nur  durch  ihre  dunkelgrauo  oder  röthliche  Farbe 
von  Basalten  (oder  Diabasen)  zu  unterscheiden  scheinen,  da  sie 
nach  ihm  aus  Labrador,  Augit  und  Magneteisenerz  zusammenge- 
setzt sind.      X.  Jahrb.  f.  Min.   1850.  640.)     Sie  führen  ein  deles- 


Basaltwaoke.  297 

sitähnliches  Mineral,  in  Spalten  und  Drusen,  Analcim,  Stilbit,  Dato- 
lith,  und  enthalten  49.49  Kieselsäure,  17.30  Thonerde,  8.38  Eisen- 
ozyd,  13.66  Ealkerde,  3.68  Magnesia,  1.02  Kali,  3.25  Natron,  3.20 
Wasser,  0.40  Kohlensäure  (100.38).  Das  spec.  Gew.  ist  2.808. 
Die  Gesteine  sind  sehr  zersetzt,  brausen  stark,  und  geben  beim 
Anhauchen  Tbongeruch.  Nach  Winkler  gehören  sie  »zum  Typus 
der  schwedischen  Trappe«;  er  vergleicht  ihre  Zusammensetzung 
mit  der  des  Gesteins  vom  Hunneberg  bei  Wenersborg  (S.  82)  und 
ist  geneigt,  in  ihnen  metamorphische  Liasgebilde  zu  sehen. 

An  die  Basalte  reiht  sich  ein  Gestein,  welches  ohne  Zweifel 
•  ein  Zersetzungsproduct  derselben  ist, 

die  ßasaltwacke.  Sie  ist  eine  scheinbar  einfache  Masse 
von  dichter  oder  erdiger  Zusammensetzung,  von  unrein  grünlich- 
grauer^ bläulichgrauer  bis  bräunlichschwarzer  Färbung,  ist  milde 
und  weich,  äusserlich  raatt,  im  Strich  aber  glänzend ,  immer  leich- 
ter als  der  Basalt,  indem  das  spec.  Gevricht  nur  zwischen  2.3  und  2.6 
schwankt.  Beim  Anhauchen  gibt  sie  einen  thonigen  Geruch  und 
klebt  wohl  auch  etwas  an  der  Zunge.  Glimmerblättchen,  Krystalle 
von  Augit  und  Hornblende,  Kömer  von  Magneteisenerz,  von  Grfin- 
erde,  selbst  von  Qnarz  sind  darin  zu  erwähnen.  Manchmal  enthält 
die  Wacke  noch  kugelige  Partieen  eines  weniger  zersetzten  Basalt. 
Sehr  häufig  bat  die  Wacke  einen  schwammigen  Habitus,  indem  ine 
nach  allen  Richtungen  von  unregelmässigen  Hohlräumen  durchzo- 
gen wird,  welche  wohl  in  manchen  Fällen  ausgewitterten  Kristal- 
len ihren  Ursprung  danken.  Vielfach  sind  diese  Hohlräume  nicht 
mehr  leer ,  sondern  mit  mancherlei  Zeolithen  (darunter  namentlich 
Stilbit  und  Desmin),  mit  Chalcedon,  mit  Grünerde,  fi[alkspath  und  an- 
dern Mineralien  zum  Theil  oder  gänzlich  ausgefüUt ,  wodurch  ein 
sogen.  Wacken mandelstein  hervorgeht. 

Die  Basaltwacken  sind  immer  räumlich  mit  den  Basalten  ver- 
knüpft z.  B.  in  der  Wetterau,  in  Schottland,  auf  den  Faeröer,  in  Is- 
land. Andere  basische  Massengesteine,  z.  B.  Melaphyre,  Grünsteine 
besitzen  ebenfalls  ihre  Wacken. 

Als  iet/.tes  Stadium  der  Basaltzersetzung  schliessen  sich  an 
die  Wacken  die  sogen.  Wackenthone  oder  basaltischen  Thone. 

Wir  verdanken  G.  Bischof  Untersuchungen  über  den  Hergang 
der  Zersetzung  von  liasalt  in  Wacke  und  Wackenthon,  die  er  an 
dem  Basal tgangc  der  Grube  alte  Birke  an  der  eiserneu  Hardt  bei 


298  Wftcki'ntlioii. 

Sieben  angcRtelU  hat  (Oeologie  1.  Aufl.  II.  795;  2.  Aufl.  111.434). 
I.  ist  Basalt  mit  kleinen  Sjihiirosideritdrupen.  II.  Wacke,  mandelstein- 
artig,  schmutzig  grünlidigrau  mit  einzelnen  ockerigen  Partieen  von 
zersetztem  Sphärosiderit.  III.  Bläulichgrauer  Wackcnthon  von  ocker- 
gelben Adern  und  Punkttin  durchzogen.  Auch  Pagels  (de  basaltae 
in  argillam  transmutatione,  Berol.  185R)  hat  über  diese  Zersetzungen 
Forschungen  angestellt .  TV.  ist  ein  Wackenthon ,  hervorgegangen 
aus  dem  Basalt  des  Biir(?nsteins  südlich  von  Annaberg  in  Sachsen, 
dessen  Analyse  oben  (VI.)  mitgetheilt  wurde. 


I. 

II. 

ni. 

IV. 

Kieselsäure    .     .     .      . 

41.35 

17.07 

42.30 

40.35 

Thonerde      .     .     .     . 

7.00 

10.38 

27.48 

32.52 

Piisenoxyd     .     .     .     . 

— 

— 

17.03 

6.32 

Kisenoxydul        .     .     . 

2.57 

44.51 

— 

2.85 

Manganoxyd 

5.65 

0.58 

— 

0.03 

Kalk 

8.33 

— 

— 

3.73 

Magnesia       .     .     .     . 

i.r>8 

2.22 

0.09 

1.28 

Natron 

2.06 

S2)ur 

s     0.41 

1.31 

Kohlens.  Eisonoxydul 

22.52 

— 

— 

0.36  Kali 

Walser     .   - . 

O.SO 

24.78 

12.35 

0.65 

Organ.  Substanz    .     . 

7.98 

1.42 

0.33 

1.46Ti 

lOO.OO 

100.96 

100.08 

00.86 

Die  Analysen  von  Bischol'  zeigen,  dass  die  Umwandlung  des 
Basalt  zu  Wjicke  mit  ein<*ni  bedeutenden  Verlust  an  Kieselsäure 
verbunden  war.  Auch  die  KalktTde  ist  ganz,  das  Natron  bis  auf 
eine  ganz  geringe  S2)nr  v<'rschwunden :  dagegen  hat  das  Kisenoxy- 
dul  «'ine  sehr  bed(niten<b'  relative  Zunahme  erfahren.  Bei  dem 
Wackenthtm  ist  das  Eisen  witnlerum  um  mehr  als  das  2}fache  ver- 
mindert,  das  relative  Verhiiltiiiss  zwischen  Kieselsäure  und  Thon- 
erde ist  nahezu  <lasselbe ,  wie  in  d«T  Wacke.  Mit  Rücksicht  auf 
den  Basalt  /«»ichm-t  si<h  der  Wackenthon  <lun'h  stark  vermehrten 
(tehalt  an  Tlmnenle  und  Wassor  aus.  Vergleicht  man  IV.  mit  VI. 
(auf  S.  291),  so  ergibt  sich,  da^s  Kalk.  Magnesia,  Alkalien  und  Kie- 
si»lsäure  theilwcis«'  forti;el'iibrt  wurdi'U  und  dadurch  die  Thonerde 
relativ  srhr  vt'rm«'hrt  ist,  der  \Vackenth(»n  M<'h  somit  der  Haupt- 
sache  nach  als   wassrrbaltiu'*'s  Tb<m<'rdesilir;it   <larstellt. 

Auch  Kl»L'lmrn  liat  libor  die  /«-rs^tzung  der  Basalte  zu  Wacke 


Doleritlava.  299 

Untersuchungen  und  Betrachtungen  angestellt;  er  sieht  darin  mit 
Recht  einen  der  Kaolinbildung  ähnlichen  Process ;  die  Alkalien,  die 
Kalkerdo,  Magnesia  und  ein  Theil  des  Eiseuoxydul  werden  als  Bi- 
carbonate  von  Gewässern  ausgelaugt,  die  aus  ihrer  Verbindung  aus- 
geschiedene Kieselsäure  wird  ebenfalls  aufgelöst,  der  Rückstand, 
die  sehr  concentrirte  Thouerde,  die  noch  übrige  Kieselsäure,  das 
färbende  p]isenoxyd  bildet  alsdann,  mit  Wasser  verbunden,  den 
Wackenthon  (Coraptes  rendus  XX.  1845.  1415;  XXVI.  1848.  38; 
auch  N.  Jahrb.  f.  Min.  1847.  214  und  1848.  570). 

In  der  allerengsten  Beziehung  sowohl  was  mineralogische  und 
chemische  Zusammensetzung,  als  was  Vorkommen,  Absonderungs- 
formen u.  s.  w.  anbetriflPt,  stehen  mit  diesen  Basaltgesteinen  die  b  a- 
8 altischen  Laven;  in  petrographischer  Hinsicht  ist  es  oft  ge- 
radezu unmöglich,  zu  bestimmen,  ob  ein  Gestein  als  Basalt  oder^ 
Basaltlava  bezeichnet  werden  soll;  die  erweisliche  Abstammung 
aus  einem  Vulkan  oder  einer  vulkanischen  Spalte  ist  hier  das  ent- 
scheidende. 

In  ganz  analoger  Weise,  je  nach  der  mehr  oder  weniger  deut- 
lichen krystallinisch  -  körnigen  Ausbildungsweise  unterscheiden  wir 
auch  bei  den  basaltischen  Laven : 

Doleritlava,  ein  deutliches  Gemenge  von  Labrador,  Augit 
und  etwas  Magneteisenerz;  auch  als  porphyrartige  Doleritlava  aus- 
gebildet. So  beschaffen  ist  z.  B.  der  Doleritlavastrom  von  1652 
am  Pico  do  Fogo  auf  der  Azoreninsel  San  Miguel,  welcher  nach 
Härtung  hirsekor ngrosse  und  grössere  Labradore,  ziemlich  viel  frische 
Augit-  und  Olivinkorner  enthält.  Die  Aetnalava  von  1838  ent- 
hält nach  Abich  in  dunkelschwarzgrauer  poröser  Grundmass'e  deut- 
liche Labradore  und  Augite.  Die  Aetnalava  von  1669  bei  Cata- 
nia  ebenfalls  in  einer  grauen  Grundmasse  Labrador  (54.80),  Augit 
(34.16),  Olivin  f7.98),  Magneteisen  (3.06)  nach  Abich;  nach  Roth 
ist  die  Olivinmcnge  zu  hoch  berechnet,  da  die  salzsaure  Lösung, 
welche  dieselbe  enthalten  niiiss,  keine  Magnesia  führt;  er  schätzt 
ungefähr  65  Labrador;  42  Augit;  1  Olivin;  2  Magneteisen.  Eine 
höchst  ausgezeichnete  Lava  von  porphyrartigem  Dolerit  ist  die  ganz 
junge  des  Aetna  von  1865  (vgl.  unten).  Auch  Laven  des  Stromboli 
^in  Italien,  der  Capvordischen  Inseln  und  von  Island  haben  eine 
deutliche  doleritische  Textur ;  gleichfalls  sind  die  vom  Kammerbühl 
bei   Eger  in  Bölnnen  oft  porphyrartig  doleritisch.     In  dem  schwarz- 


300  '       Auamesitlava,  Basaltlava. 

prauen  Dolorit  von  dem  ^lonio  Tficbelle  an  dem  Krater  der  Sou- 
fritjre  auf  der  Insel  Giiadoloupe  unterschied  St.  Claire  Deville  mit 
der  Loupe  ^eHtreiften  Labrador,  bi«  zu  3  Min.  gros»,  schwarzglän- 
zendc  kleine  Augitkr\'8talle ,  spärliche  Körnchen  von  Olivin,  auch 
Magneteisen.  Die  Analyse  ergab:  Kieselsäure  48,71 ;  Thonerde  20.00; 
Eisenoxydul  11.25;  Manganoxydul  2.04;  Kalk  10.95;  MagneMia 
2.70;  Kali   0.3«;   Natron  3.08  (100,01);  spec.  Gew.  2.904. 

VAiw  eigenthümliche  doleritische  Lava  ist  diejenige  vom  Cen- 
tralkegcl  der  Soufriere  auf  der  Insel  Guadeloupe,  welche  in  einer 
schwärzlichen  körnigen  Grundmasse  Labradore,  Augite,  kleine  Men- 
gen von  Olivin  und  Magneteisen  und  ausserdem  wasserklare,  glas- 
glänzende Körner  enthält,  deren  Kieselsäuregehalt  88  pct.  betrügt 
und  die  demnach  wohl  nichts  anderes  als  Quarz  sind.  Dass  der  Feld- 
S2)ath  dieser  Lava  wirklich  Labrador  und  nicht  etwa  Oligoklas  ist, 
zeigte  eine  Analyse  desselben,  welche  ergab:  Kieselsäure  54.25; 
Thonerde  2i>.80;  Kalk  11.12:  Magnesia  0.70;  Natron  3.63;  Kali 
0.33  (09.92) ,  demnach  auf  das  sehr  genaue  SauerstoffverhältnisB 
0.95  :  3  :  6  des  Labrador  führt.  Der  Kieselsäuregehalt  des  ganzen 
Gesteins  beträgt  57.95,  das  spec.  Gew.  2.75  (Ch.  St.  Claire  Deville 
Hüll,  de  la  soc.  gool.  (2)  VIII.  1851.  426).  Das  Neboneinander- 
vorkommen  von  Labrador  und  Quarz  ist  sehr  beachtenswerth. 

Anamesitlava,  von  sehr  feinkörniger  Textur,  welcher  man 
zwar  noch  die  Zusammensetzung  aus  krystallinischen  Elementen  an- 
sieht, ohne  indessen  die  einzelnen  Individuen  unterscheiden  zu  können. 

Basaltlava,  von  vollständig  homogen  erscheinender  Tex- 
tur,  manchmal  auch  porphyrartig  ausgebildet,  sehrhäußg  schlackig, 
schwammig  und  porös;  die  Poren  der  Lava  zeigen  meist  eine  et- 
was dunklere  Farbe,  die  von  mikroskopischen  Augitkry ställchen  er- 
zeugt zu  »ein  scheint.  Am  Berge  Medve,  nördlich  vom  Matrage- 
birge  bei  ?>lau  in  rngnrn  werden  nach  Quenstedt  die  dichtge- 
drängten Blasen  nur  <lurch  p;i])iin'dünne  Scheidewände  von  einander 
getrennt.  Di*'  FUsaltlaven  haben  gewöhnlich  dunkle,  schwarze  Far- 
ben, im  schlackigen  Zustande  sind  sie  meist  braun  und  roth  ge- 
färbt, welchi's  daher  rührt,  dass  während  ihrer  Erstarrung  an  der 
Luft  das  F'isen  sich  höher  oxydirt  hat.  Die  Basaltlaven,  sie  mögen 
st)  homogen  erscheinen ,  als  sit«  wollen ,  zeigen  sammt  und  sonders^ 
unter  dem  .Mikroskop  einr  krystallinische  .Ausbildung;  selbst  die 
rot  heil  und   braunen  schwammig  durchlöcherten  Schlacken  ergeben 


Basaltlava.  301 

sich,  wenn  man  ihr  Pulver  unter  dem  Mikroskop  betrachtet  als 
aus  weissen  und  schwarzen  (häufig  auch  gelbgrünen)  Körnchen  zu- 
sammengesetzt und  nicht  nur  ältere  Basaltlaven,  sondern  ganz  junge 
vulkanische  Erzeugnisse  besitzen  solche  Textur. 

Diese  dicht  erscheinenden  Basaltlaven  sind  in  den  vulkani- 
schen Basaltregionen  sehr  verbreitet,  z.  B.  im  Basaltgebiet  der  Ei- 
fel,  der  Auvergne,  in  den  vulkanischen  Gegenden  Italiens,  auf  Is- 
land und  andern  vulkanischen  Inseln.  Die  Lapilli  und  die  sog. 
vulkanische  Asche  schliessen  sich  ihrer  mineralogischen  und 
chemischen  Zusammensetzung  nach  an  die  Basaltlaven  an  (vergl. 
darüber  bei  den  klastischen  Gesteinen). 

Die  schlackige  und  poröse  Ausbildung  der  Basaltlava  findet 
sich  fast  immer  nur  an  der  Oberüäche  der  Ströme  und  an  den 
kleinen  Lava-Auswürflingen,  während  die  innern  Theile  der  Ströme 
durch  allmähliches  Dichterwerden  meistens  eine  völlig  compacte, 
steinartige  Beschafi'enheit  zeigen.  Auch  auf  ihrer  Unterfläche,  wo  die 
Lavaströme  aufruhen,  ersöTieint  mitunter  wiederum  diese  schlackige 
Ausbildung ;  so  sind  manche  Doleritlavadecken  Islands  an  ihrer  Unter- 
flache  schwammig  verschlackt  und  wie  Stricke  gewunden.  Es  sind 
das  ähnliche  Verhältnisse,  wie  sie  auch  bei  den  Obsidianströmen 
V>eobachtet  werden  können. 

Während  die  Hohlräume  der  Basalte  mit  den  manchf altigsten 
zeolithischen,  quarzigen  und  andern  Mineralien  bekleidet  oder  aus- 
gefüllt sind,  erweisen  sich  die  Blasenräume  der  Basaltlaven  sehr 
häufig  als  leer.  In  ganz  jungen  Basaltlaven  können  natürlich  sol- 
che, auf  allmählicher  Zersetzung  beruhende  Bildungen  noch  nicht 
eingetreten  sein,  in  alten  Basaltlaven  hingegen,  welche  denselben 
Umwandlungsprocessen,  wie  die  Basalte  selbst,  zweifelsohne  unter- 
legen sind,  haben  sich  die  Blasenräume  im  Laufe  der  Zeit  allerdings 
hier  und  da  mit  krystallisirten  Zersetzungsproducten  ausgefüllt,  wie 
sie  sich  z.B.  in  alten  Laven  der  Eifel  darbieten;  auch  in  den  Höh- 
lungen der  verhältnissmässig  jungen  Laven  des  Monte  Somma  fand 
Scipio  Breislak  schon  Zeolithe  ausgebildet  (Lehrb.  d.Geol.  III.  350). 
Nach  Durocher  enthalten  sehr  viele  Laven  kohlensauren  Kalk  (Comptes 
rendus  XXV.   1847.  209). 

Von  der  Ueberoinstimmung  in  der  chemischen  Zusammensetzung 
zwischen  basaltischen  Laven  und  eigentlichen  basaltischen  Gesteinen 
legen  folgende  Analysen  Zeugniss  ab : 


302  Basaltische  Laven. 

I.  Doleritlava  vom  Aetna,  aus  der  Schlucht  Lingua  grossa, 
Eruption  des  März  1865;  schwarzes  feinkörniges  Gemenge  mit  un- 
gefähr 3  Mm.  grossen,  lebhaft  glänzenden,  dunkelgrauen,  deutlich 
gestreiften  Labradoren ,  Augiten ,  spärlichen  grüngelben  OÜvinkör- 
nern  bis  zur  Grösse  von  1  Mm.;  Magneteisen  nicht  in  dem  Ge- 
menge erkennbar,  aber  ausziehbar  (spec.  Gew.  2.738).  C.W.  C.Fucba, 
N.  Jahrb.  f.  Min.    1865.  713. 

IT.  Hellgraue,  deutlich  krystallinische  Doleritlava  von  der  Fela- 
kluft  Almannagja  am  Thiiigvellir  -  See,  Island  (spec.  Gew.  3.052). 
Bunsen,  Poggend.  Ann.  LXXXIII.   1851.  202. 

III.  Doleritlava  mit  Labradoren,  Augiten,  Olivinen  vom  Pico 
do  Fogo  auf  der  Azoreniusel  Sau  Miguel  (Strom  von  1652).  Här- 
tung, die  Azoren  1860.  97. 

lY.  Anamesitlava  vom  Boden  des  Ki-aters  auf  Stromboli,  aogit- 
reich  (spec.  Gew.  2.886).     Abich,  Vulk.  Erschein.   1841.    122. 

Y.  Dunkelgraue,  sehr  blasige  Basaltlava  von  Los  Majorqoines 
auf  Teneriffa  (spec.  Gew.  2.945  ;  nach  Rammeisberg  aus  48.3  La- 
brador, 51.5  Augit  und  wenig  Magneteisen  bestehend);  Gh.  St.  Gl. 
Deville,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  V.    1853.  692. 

VI.  Basaltlava  vom  Puy  de  Coliere,  Auvergne,  in  grauer, 
höchst  feinkörniger  Grundmasso,  die  sich  unter  dem  Mikroskop  als 
sehi'  feldspathreich  erweist,  schwärzlicher  Augit,  gelblicher  Olivin, 
Magneteisen  (spec.  Gew.  2.98) ;  Kosmann,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 
XYL  1864.  657. 

Vn.  Basaltlava  vom  Vulkan  Tangkuban  Frau  auf  Java  mit 
rauchgrauer  Grundmasse  und  kleinen  Kiyställchen  von  Labrador 
und  Augit;  Prölss,  N.  Jahrb.  f.  Min.   1864.  427. 


I. 

U. 

IIL 

lY. 

V. 

VI. 

VU. 

Kieselsäure 

49.27 

47.07 

51.4 

50.25 

52.46 

50.31 

52.11 

Thoncrde 

18.54 

12.96 

14.0 

13.09 

14.25 

22.95 

15.19 

Eisenoxyd 

6.98 

— 

— 

— 

— 

1.74 

— 

Eisenoxydul 

5.62 

16.65 

8.1 

10.55 

14.47 

4.86 

14.33 

Manganoxydul 

— 

— 

— 

0.38 

— 

0.93 

— 

Kalk 

10.38 

11.27 

12.0 

11.16 

9.87 

8.19 

7.41 

Magnesia 

8.76 

9.50 

7.1 

9.43 

4.16 

5.29 

3.48 

Kali 

2.22 

0.58 

3.6] 

4.92 

0.68 

1.00 

0.82 

Natron 

3.45 

1.97 

3.8) 

3.90 

4.30 

2.32 

100.22 

löo.öö' 

100^ 

99.78 

99.79 

99.57 

95.66 

Wassergehalt  der  basaltischen  Laven.  803 

T  enthält  noch  0.14  Chlor;  VI  0.58  Phosphorsäure,  0.18 
Chlor  und  0.12  Wasser;  VII  3.93  Wasser.  Von  den  eigentlichen 
Basalten  sollen  sich  die  Laven  durch  ihren  vollständig  oder  nahezu 
wasserfreien  Zustand  unterscheiden.  Girard  fand  in  einer  grossen 
Anzahl  von  Laven  im  Mittel  0.15  hygroskopisches  W' asser.  Ch.  St. 
Cl.  Deville  gibt  in  den  Laven  von  Guadeloupe  und  Teneriffa,  Kos- 
mann in  der  vom  Puy  de  Come  in  der  Auvergne,  Härtung  in  denen 
von  den  Azoren  kein  Wasser  an,  letzterer  wohl  0.96  in  der  von 
Fogo.  Dagegen  sind  die  Aschen  des  Aetna  zum  grössten  Theil  was- 
serhaltig. S.  V.  Waltershttusen  fand  in  3  Aetnaaschen  sogar  5.60, 
6.63,  6.64  Wasser.  Abich  erhielt  bei  der  schwarzgrauen,  feinkör- 
nigen Lava  von  Strombolina  2.78  Glühverlust,  Dufrenoy  bei  seinen 
Analysen  vesuvischer  Laven  einen  Verlust  von  3  —  4  pct  (Mem. 
pour  servir  a  une  descr.  geol.  d.  1.  Fr.  IV.  368).  Die  phonolithi- 
sche  Lava  des  Monte  Nuovo  von  1538  ist  auch  wasserhaltig.  Nähere 
Untersuchungen  müssen  darthun,  ob  die  Basaltlaven  in  der  That 
absolut  wasserfrei  sind,  was  man  häufig  bei  der  chemischen  Ana- 
lyst ohne  weiteres  angenommen,  aber  nicht  erprobt  zu  haben 
scheint.  Vergleicht  man  den  ausserordentlich  geringen  Wasserge- 
halt mancher  Basalte  (S.  288),  so  will  es  scheinen,  als  ob  in  dieser 
Beziehung  keine  Grenze  zwischen  Basalt  und  Basaltlava  gezogen 
werden  könne.  Deville  beobachtete  in  der  Vesuvlava  von  1855 
ausser  Spuren  von  Chlor  auch   1.4 — 2.2  pct.  phosphorsauren  Kalk. 

Löwe  hat  eine  Aetnalava  von  1669  durch  Salzsäure  zersetzt 
(Poggend.  Ann.  XXXVIII.  1830.160);  der  Labrador  scheint  dabei 
völlig  zersetzt  worden  zu  sein,  denn  der  unlösliche  Theil  enthält 
keine  Alkalien,    welche  sich  alle  in  dem  gelösten  Antheil  befinden. 

Die  Basalte  sind  auch  im  Stande,  unter  gewissen  Abkühlungs- 
verhältnisseu  in  einen  glasartigen  Zustand  überzugehen  und  einen 
mehr  oder  weniger  vollkommenen  basaltischen  Obsidian  zu  bil- 
den. An  deji  Basaltgängen  von  Island  kann  man  sehr  häufig  die 
Beobachtung  machen,  dass  an  den  Saalbändern  sich  eine  Zone  eines 
schwarzen  glasähnlichen  Gesteines  zeigte  welches  allmählich  nach 
innen  zu  in  die  krystallinisch-körnige  oder  scheinbar  homogene  stein- 
artige Basaltgaugmasse  übergeht.  Es  bieten  sich  hier  dieselben  Ver- 
hältnisse dar,  wie  bei  den  trachy tischen  Lavaströmen,  wo  die  Ober- 
und  UnterlliUlie  des  SUomes  im  Obsidian-Zustande  ausgebildet  ist. 
Bei  der  Gueule  d'Eiii'er  an  der  Ardeche-Brücke  im  Vivarais  beob.- 


304  Basaltischer  Obsidian,  Tachylyt. 

achteten  Lyell  und  Murchison  einen  Basalt,  welcher  Gneiss  bedeckt ; 
er  ist  vom  Gneiss  durch  eine  pechsteinartige  Zwischenlage  getreimt, 
die  nach  oben  etwas  schlackig  wird  und  dann  in  den  prisma- 
tisch abgesonderten  Basalt  übergeht  (Edinb.  new  phil.  joum.  July 
1829.  29). 

Die  in  der  Mineralogie  mit  dem  Namen  Tachylyt  (Breit- 
haupt) bezeichnete  Substanz  ist  wohl  ein  solcher  glasartiger  Basalt; 
es  ist  ein  amorpher  Körper  von  bräunlich-  und  grünlichschwarzer 
Farbe  und  einem  firnissartigeu  Glasglanz,  der  sehr  leicht  zu  einem 
undurchsichtigen  Glase  schmilzt,  und  mit  Salzsäure  leicht  gelatinirt ; 
das  spec.  Gewicht  =  2,56 — 2.70;  die  Härte  =  6.5.  Man  hat  solche 
Substanzen  gefunden  an  der  I3asaltkuppe  Säsebühl  bei  Dransfeld, 
zwischen  Göttingen  und  Münden  (I.  Schnedermaun,  Stud.  d.  Gott. 
Ver.  Bergm.  Fr.  V.  100;  vgl.  auch  N.  Jahrb.  f.  Min.  1844.  70); 
im  Höllengrund  bei  Münden  bestehen  die  Innenwände  der  mit  Do- 
lomit ausgefüllten  Blasenräume  des  Basalt  aus  dieser  Glassubstanz. 
Zu  Bobenliausen  im  Yogelsgebirge,  wo  er  in  wallsnuss-  bis  kinds- 
kopfgrossen  Nestern  im  Basalt  erscheint  (II.  C.  G.  Gmelin,  Poggend. 
iVnn.  XLIX.  1840.  233;  vgl.  auch  Klipstein  in  N.  Jahrb.  f.  Min. 
1841.  696);  er  enthält  noch  1.41  Titansäure;  dieses  Yorkommniss 
wurde  auch  Hyalomelan  von  Hausmaim  genannt.  Delesse  analysirte 
eine  schwarze  Glaskruste  von  pechähiilichem  Glasglanz,  welche  das 
Saalband  eines  Ganges  auf  der  Insel  Lamlash  bei  der  schottischen 
Insel  Arran  bildete  (III.  Annal.  des  mines  (5)  XIII.  1858.  369). 
Die  Mächtigkeit  des  Ganges  betrug  0.2  M. ,  die  Dicke  der  Glas- 
kruste  0.03  M. ;  IV.  ist  die  Zusammensetzung  des  Ganggesteins  aus 
der  Mitte,  von  welcher  sich  die  der  Glaskruste  fast  gar  nicht  unter- 
scheidet; das  spec.  Gewicht  des  krystallinischen  Gesteins  ist  2.649, 
das  des  glasigen  merkwürdigerweise  höher,  2.714.  Von  den  schö- 
nen Lavastalaktiten,  welche  die  grossen  Weitungen  der  Surtshöhle 
(Surtshellir)  in  dem  basaltischen  Lavastrom  des  Balljökull  auf  Is- 
land bekleiden,  sind  zahlreiche  an  ihrer  Oberfläche  in  ausgezeich- 
neter Weise  verglast. 


Basaltdeoken. 


805 


Kieselsäure 
Thonerde  . 
Eisenoxyd 
Eisenoxydol 
Manganoxydol 
Kalk     .     . 
Magnesia  . 
KaU      .     . 
Natron 
Wasser 


L 
55.74 
12.40 

i  13.06 

0.19 
7.28 
5.92 
0.60 
3.88 
2.73 
101.80" 


n: 

50.22 
17^84 

10.27 
0.40 
8.25 
3.37 
3.87 
5.18 
0.50 


in. 

56.05 
17.18 
10.30 

Spar 
6.66 
1.52 
0.98 
3.29 
3.50 


IV. 
55.20 
16.98 
11.00 

Spur 
6.80 
0^2 

5.65 

3.85 


99.90  99.43  100.00 
Die  von  S.  v .  Waltershausen  Sideromelan  genannte  Sub- 
stanz schliesst  sich  vielleicht  hier  an ;  sie  ist  amorph,  sohwara,  von 
Salzsäure  zersetzlich  und  enthält  Kieselsäure  48.76 ;  Thonerde  14.93 ; 
Eisenoxyd  20.14;  Kalk  9.51;  Magnesia  2.92;  Natron  2.48;  Kali 
1.10;  Wasser  0.35  (100.19).  In  den  isländischen  Palagonittuffen 
(Vulk.  Gest.  V.  Sic.  u.  Isl.  202). 

Lagerungsformen  und  Verbreitung  der  basalti- 
sehen  Gesteine.  Nach  Art  der  Eruptivgestdne,  ist  dem  Basalt 
ein  Auftreten  in  Decken,  Strömen,  Gängen  und  Kappen  eigen. 

Keines  unter  den  jungem  Gesteinen  besitzt  eine  solche  räum- 
liche Ausdehnung,  wie  der  Basalt,  welcher  nicht  selten  ganze  Län- 
der zusammensetzt  und  dadurch  den  altem  krystaUinischen  Gesteinen 
sowohl  als  den  sedimentären  Schichten  ähnlich  wird.  Er  tritt  näm- 
lich oft  in  Form  von  Decken  auf,  welche  vielfach  übereinander 
gelagert,  Schichtensysteme  von  grosser  Mächtigkeit  und  von  solcher 
Flächenausdehnung  darstellen,  dass  viele  tausend  Quadratmeilen 
daraus  zusammengesetzt  sind.  Die  bedeutendste  und  mächtigste 
Entwicklung  dieser  Art  zeigt  die  Basaltbildung  in  Vorderindien  im 
Dekhau,  wo  übereinandergelagerte  Decken  von  Basalt  ein  Plateau 
von  3 — 4000  F.  Seehöhe  und  einem  Flächenraum  von  circa  12000 
Q.-Meilen  (also  so  gross  wie  Deutschland)  bilden ;  dieses  ungeheure 
Terrain  erstreckt  sich  zwischen  dem  indischen  Ocean,  Agra,  Bophal, 
Nagpur,  südlich  bis  zum  Kistna.  Das  Hochland  von  Habesch 
bei  Goudar  (nach  Röchet)  und  in  Nordamerica  eine  200  Meilen 
lange  Strecke  längs  der  Sierra  Madre  (nach  Ruxton)  wird  ebenfalls 
aus  Basaltdecken  zusammengesetzt.  Darwin  beschreibt  ein  weit  aus- 

Zirkel,  Petrographie.  II.  20 


306  Baßaltdecken. 

gedehntes  Basaltplateau  in  Patagonien,  welches  320  F.  mächtig  auf 
den  tertiären  Ablagerungen  ruht  (Naturw.  Keisen  I.  211).  Cormick 
berichtet,  dass  die  Küste  von  Kerguelens-Eiland  mehr  denn  tausend 
Fuss  hoch  treppenförmig  enii)orsteigt  und  aus  übereinander  ge- 
lagerten Basaltdecken  besteht  (vgl.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1849.  239 
aus  J.  C.  Küss,   Voyage  of  discovery  1847). 

In  Kuropa  sind  es  namentlich  die  Faeröer  und  die  Insel  Island, 
welche  zum  grossen  Theil  aus  solchen  übereinander  geschichteten 
Basalt^lecken  aufgebaut  sind.  An  den  dem  Meere  zugekehrten 
hohen  Felswänden  sieht  man  oft,  soweit  dw  Blick  schweift,  die 
Decken  nahezu  horizontal  gelagert  sich  forterstrecken  und  wie  in 
einem  künstlichen  Mauerwerk  liegen  oft  hundert  solcher  Decken 
übereuiander,  welche,  da  gewöhnlich  die  obern  gegen  die  untern 
zurückstehen,  horizontale  Stufen  mit  senkrecht  abfallenden  Wänden, 
colossale  Treppen  darstellen  (daher  der  altnordische  Name  Trapp). 
Nicht  nur  an  den  oft  viele  tausend  Fuss  hohen  küstenlosen  Rän- 
dern dieser  Inseln,  sondern  aucli  im  Innern  derselben  lässt  sich 
diese  Architi^ktur  aus  übereinander  g(jthürmten  Lagern  auf  das 
diMillichste  erkennen,  wie  auf  Island  in  der  (legend  zwischen  Nord- 
tiinga  und  dem  Bauh^berg,  in  der  Oexnadalsheidi,  an  den  Ufern 
der  Blanda  und  der  'i'hjorsa;  Dolerite,  Anamesite,  ächte  Basalte, 
Basalt mandel.steine,  Basalttutle  und  -Conglomerate  wechseln  hier 
auf  das  verschiedenartigste.  Die  Mächtigkeit  der  einzelnen  Lager 
variirt  sehr,  oft  überschreitet  sie  öo  F.,  oft  beträgt  sie  nur  1 — 2  F. 
An  vielen  Punkten  kann  man  wahrnehmen,  wie  diese  Decken  die 
oberflächlichen  Ausbreitungen  von  mehr  oder  weniger  senkrechten 
Basaltgängi'U  sind,  z.  B.  ausgezeichnet  in  der  Nähe  vcm  Hvammr 
am  l'fer  der  Nnrdra,  wo  viele  parallele  (iänge  eine  TuHablagerung 
durchsetzen  und  sich  i»ben  zu  einer  l>ecke  ausbreiten.  Achnliche 
Verhältniss«'  zeigen  die  über  dem  Braunk(»hlengel)irge  abgelagerten 
Basaltdecken  <lr's  böhmischen  Mittelgebirges,  z.  B.  zwischen  Aussig 
und  Salesl  an  der  Mibe.  Teirassi'nförmig  übereinander  lagernde  Ba- 
saltdecken  bam-u  auch  den  grü^^^ten  Tlieil  der  IIei)rideninseln  Skye, 
Mull,  Kum  u.  a.  auf  (nach  Macculloch  und  Boue),  sowie  den  be- 
rühmten  Biesendamm  an  der  nördlichen   Küste  Irlands. 

Im  kleinen  Maassstabe  ist  in  Deutschland  das  einen  Flächen* 
räum  von  un;:efähr  MH^).-Meilen  einnehmende  Vogelsgebirge  in  Hes- 
sen   auf  diese  Weise  zusannneugesttzt ;    eine    ähnliche    Architektur 


l 
1 
i 

ströme  basaltischer  Gesteine.  307 

weisen  die  basaltischen  Regionen  des  Westerwaids,  der  hohen  Khön 
und  manche  Gegenden  des  böhmischen  Mittelgebirges  auf. 

Eine  andere  damit  zusammenhängende  Lagerungsform  basal- 
tischer Gesteine  bilden  die  basaltischen  Ströme,  welche  von  einem 
noch  jetzt  thätigen  oder  erloschenen  vulkanischen  Krater  ausgehen 
und  aus  Basaltlava  bestehen.  Dieser  innige  Zusammenhang  der  Ba- 
salte mit  Vulkanen  ist  für  die  Frage  nach  der  Genesis  derselben  von 
entsclieidendem  Belang  gewesen.  Ausgezeichnete  Beispiele  alter 
Basaltlavaströme  sind:  Der  Mosenberg  bei  Manderscheid  in  der 
Eifel,  aus  dessen  südwestlichstem  Krater  sich  ein  Strom  bis  weit 
in  das  Thal  hineinzieht,  welcher  auf  dem  stai-kgeneigten  Bergab- 
hange aus  einer  losen  Anhäufung  braunrother  Schlackenblöcke,  im 
Thale  aus  einer  schwarzen  nur  wenig  porösen  Masse,  endlich  aus 
vollkommen  dicLtem  Basalt  besteht ;  der  Lavastrom  bei  Bertrich  in 
der  p]ifel,  welcher  die  Käsegrotte  (vgl.  Bd.  L  S.  104)  enthält ;  die  Ströme 
vom  Krufter  Ofen,  Bausenberg,  Veitskopf  in  der  Nähe  des  Laacher-  \ 

Sees  (zum   Theil  bestehen  diese  Ströme  aus  Nephelinitlava,    vergl.  jj 

S.  2()2).      In    Centralfrankreich    die   classischen  Gegenden   der  Au-  \ 

vergne,  des  Velay  und  des  Vivarais,  wo  die  altbasaltischen  Ströme  11 

sich  genau  wie  recente  Lavaströme  verhalten,  aus  Schlackenkratern  :l 

ausfliessen,    sich  in  die  Thäler  ergiessen,    und  an  ihrer  Oberfläche  ji 

mit  einer  deutlichen  Schlackenkruste  bedeckt  haben;  der  Lavastrom  | 

von  Graveneire,  der  sich  an  dem  Puy  de  Griou  in  zwei  Arme  theilt, 
der  dem  Krater  des  Puy  de  Chalusset  entfliessende  Strom,  welcher 
in  mächtige  Säulen  abgesondert,  an  manchen  Stellen  400  Fuss  mäch- 
tig ist ;  wie  manche  andere  Ströme  breitet  sich  auch  dieser  über 
einer  Geröllablagerung  aus;  der  Basaltstrom  vom  Montpezat  im 
Vivarais ;  die  beiden  ausgezeichneten  Basaltströme,  welche  aus  dem 
Vulkan  St.  Loup,  nordwestlich  von  Agde  am  mittelländischen  Meer 
in  Südfrankreich  entspringen,  aui'  deren  einem  die  Stadt  Agde  ruht ; 
die  prachtvoll  säulenförmig  und  kugelföiTnig  abgesonderten  basal- 
tischen Ströme,  die  aus  den  zahlreichen  erloschenen  Vulkanen  Ca- 
talonieus  in  der  Umgegend  von  Olot,  Castcl  Follit  und  Cellent  aus- 
geflossen sind,  wo  die  Fluvia  bei  Olot  die  Lava  bis  zu  40  Fuss 
Tiefe  durchschnitten  hat ;  bei  der  Brücke  von  Sta  Madalena  liegen 
zwei  Basaltströnie  übereinander,  getrennt  durch  eine  horizontale 
8  Fuss  niüclitige  Schlackeuschiclit  (vgl.  I^yell,  Elements  of  geology 
18G5.  ()5i)).     Au  allen  diesen  Punkten  ist  der  Zusammenhang  zwi- 


308  Basaltkuppen  und  Basaltgang^. 

ßchon  den  nasaltströmen  und  den  erloschenen  Kratern  so  augen- 
scheinlich, als  er  nur  zwischen  einem  recenten  Lavastrom  und  sei- 
nem Kru2)tionspunkte  sein  kann. 

Die  minder  ausgedehnten  Lagerungsformen  der  Basalte  sind 
die  kuppenförmige  und  gangförmige,  welche  beide  in  enger 
Beziehung  zu  einander  stehen,  wie  denn  die  Basaltgänge  uns  audi 
zweifelsohne  die  Wege  andeuten,  auf  denen  das  Material  zur  Ueber- 
einauderschichtung  der  Decken  emporgedrungen  ist,  und  welche 
man  an  deutlich  entwickelten  Deckensystemen  noch  häufig  nachzu- 
weLden  im  Stunde  ist.  Den  Zusammenhang  der  Basaltkuppen  mit 
Basaltgüngon  hat  man  ebenfalls  hier  und  da  zu  erkennen  vermocht, 
so  dass  für  eine  solche  Baualtkuppe  der  Vergleich  mit  einem  Nagel 
nahe  liegt,  welcher  mit  seinem  Stift  eingesenkt  nur  mit  seinem 
Kopfe  über  die  Oberfläche  sich  erhebt.  Der  Basalt  der  Kuppe  des 
Druidensteins  bei  Kirchen  unweit  Siegen  wurde  durch  bergmänni- 
sche Arbeiten  in  der  Tiefe  als  Gang  wiedergefunden ;  durch  den 
Sühlossbrunnen  bei  Stolpen  in  Sachsen  ist  der  Basalt  der  dortigen 
Kuppe  bis  zu  287  Fuss  niederwärts  verfolgt  worden  (vgl.  Bd.I.  S.  148). 
Von  solchen  sog.  primären  Kuppen,  welche,  wenu  auch  ihr  directer 
Zusammenhang  mit  Gängen  nicht  erweislich  ist,  durch  ihre  eigen- 
thümlicheu  innern  Absonderungsverhältnisse  als  solche  charakterisirt 
werden,  sind  die  secundären  Kuppen  zu  unterscheiden,  welche  nichts 
anderes  sind,  als  stehengebliebene,  kegelföimig  abgerundete  Reste 
von  Basaltdecken,  die  zum  grössten  Theil  der  Zerstörung  undFort^ 
führung  unterlegen  sind  (vgl.  Bd.  L  S.  147). 

I)ie  Basaltgäuge  zeigen  oft  an  ihren  Saalbändern  und  in  ihrer 
Mitte  eine  verschiedene  petrographische  Ausbildung,  indem  das 
Gestein  der  .Mitte  grobkörniger  oder  wenigstens  deutlicher  kry- 
stallini.sch ,  das  der  Seiten  feinkörniger,  scheinbar  dicht,  oder 
seihst  glabartig  erscheint.  Sehr  häutig  sind  durch  die  auf  den 
Ablosung>klüfien  fortschreitende  Zersetzung  die  Saalbänder  wacken- 
artig  umgewandelt,  während  die  Mitte  des  Ganges  mehr  oder  we- 
niger frisch  geblieben  ist. 

Wo  viele  Basaltgänge  in  einer  und  derselben  Gegend  mnf- 
set/eii,  da  oüenhart  sich  nicht  selten  ein  Parallelismus  in  ihrem 
Verlauf,  oder  sie  sind  nach  zwei  Ilauptrichtungeu  angeordnet,  wel- 
che niiinchmal  »ich  rechtwinkelig  zu  durchkreuzen  scheinen.  Sehr 
wichtig    sind    die    Andeutungen,    welche   S.  v.  Waltershausen  über 


Basaltgange.  809 

diese  Verhältnisse  in  seiner  Schrift:  »Physisch -geogr.  Skizze  von 
Island«  gibt,  wo  er  darauf  aufmerksam  macht,  dass  in  der  grossen 
ßasaltformation  Nordeui'opas  (Irland,  Schottland,  Hebriden,  Island) 
namentlich  zwei  Gangrichtungen,  eine  nordwestliche  und  eine  nord- 
östliche sich  unterscheiden  lassen,  von  denen  in  Island  die  nord- 
östliche bei  weitem  vorherrsche.  Verwerfungen  treten  dabei  ge- 
wöhnlich nicht  hervor,  ein  Beweis  von  der  gleichzeitigen  Ent- 
stehung der  Gangspalten.  Mitunter  ragen  die  Basaltgänge,  wenn 
das  Nebengestein,  in  welchem  sie  aufsetzen,  zerstört  und  weg- 
geführt ist,  wie  Mauern  hervor ;  so  beschreibt  Krug  von  Nidda, 
dass  die  nach  verschiedenen  Richtungen  verlaufenden  mauerartig 
sich  erhebenden  Basaltgänge  von  Djupavogr  in  Ostisland  den  Ein- 
druck machen,  als  ob  man  sich  innerhalb  der  Ruinen  einer  Stadt 
befinde.  Bei  Arragh  in  Irland  erhebt  sich  ein  basaltischer  Gang, 
einer  senkrechten  Scheidewand  gleich  bis  zu  einer  Höhe  von  40  Fuss 
(v.  Leonhard,  Basaltgebilde  II.  124).  Die  Basaltgänge  umschliessen 
nicht  selten  Bruchstücke  ihres  Nebengesteins  im  mehr  oder  minder 
veränderten  Zustande  und  die  an  den  Basalt  angrenzenden  Ge- 
birgsarten  lassen  mancherlei  Metamorphosen  erkennen,  wovon  in 
dem  Abschnitt  über  die  Entstehungsweise  der  Basalte  ausführlicher 
die  Rede  sein  wird. 

Basaltkuppen  und  Basaltgänge  haben  alle  Gebirgsformationen 
bis  einschliesslich  zum  Tertiär  hinauf  durchbrochen,  in  welche  For- 
mation die  Haupteruptionsepoche  der  Basaltgesteine  fällt. 
Es  folgt  eine  Zusammenstellung  der  hauptsächlichsten  Basaltdurch- 
brüche. 

Im  Gneiss:  Am  Bärensteiner  Hügel  bei  Annaberg  im  Erzge- 
birge ;  bei  Bilin  in  Böhmen,  wo  Basaltgänge  im  Gneiss  aufsetzen 
und  Schollen  davon  umschliessen ;  auch  im  Saazer  Kreis  in  Böhmen 
setzen  zahlreiche  Gänge  und  Kuppen  von  Basalt  im  Gneiss  auf 
(Gross-Spitzberg  unfern  Pressnitz,  der  Scheibenberger  Kamm,  der 
Gross-IIassberg).  Gangförmig  am  Fuss  des  Melibocus  bei  Auerbach 
an  der  Bergs trasse ;  bei  Klein-Ostheim  unfern  Aschaffenbui'g  an  der 
Striet ;  im  Vivarais  bei  Thueyts ;  im  Cantal,  wo  z.  B.  |  Stunden 
oberhalb  Massiac  nach  Murat  zu  ein  kleiner  Basaltstock  mit  aus- 
■  gezeiclinet  schönen  Säulen  den  Gneiss  durchbricht ;  gänzlich  isolirt 
von  allen  vulkanischen  Massen  ein  Basaltgang  zwischen  Las  Cruzes 
und  Larazü  in  der  spanischen  Provinz  Galicia. 


310  Vorkommnisse  von  Basalten. 

Im  Glimmerschiefer:  der  vulkanische  Kammerbühl  bei  E^er 
im  nordwestlichen  Böhmen ;  am  Raudenberg  in  Mähren. 

Im  Granit:  an  der  kleinen  Schneegrube  auf  dem  Rieseoge- 
birge  (mit  4400  Fuss  der  höchste  Basalt  punkt  Deutschlands) ;  am 
Oberhaustein  unfern  Ilornberg  im  Schwarzwalde;  der  Plattenberg 
bei  Liebenstein  im  böhmischen  Fichtelgebirge;  bei  Tobiesenreutb ; 
an  der  Roche-Rouge  bei  Le  Puy  im  Velay ;  am  Chuquet-Genestoup, 
bei  La  Barraque  am  Fusse  des  Puy  de  Dome,  wo  viele  Granitbrocken 
sich  eingeschlossen  fmden,  welche  an  der  Oberfläche  verglast  sind, 
deren  Feldspath  geschmolzen  und  deren  Glimmer  gebrannt  ist.  Auch 
sind  hier  die  Granite  im  Contiict  mit  dem  Basalt  prismatisch  ab- 
gesondert. 

Im  Syenit:  zwischen  Dresden  und  Tharand. 

Im  Thonschiefer  setzt  auf  der  Insel  Anglesea  südlich  von  Plas- 
Newydd  ein  1 34  Fuss  mächtiger  Doleritgang  auf,  welcher  nach  Hens- 
low  den  Thonschiefer  in  unmittelbarer  Berührung  zu  einer  porcel- 
lanjaspisähnlichen,  in  weiterer  Entfernung  zu  einer  homsteinartigeu 
Masse  umgewandelt  hat  (Cambridge  Transactions  1.402).  Aus  dem 
krystallinischen  Thonschiefer  des  südwestlichen  Böhmens  erheben 
sich  nach  v.  Lidl  der  Pollinken-Basaltberg,  der  Spitzberg  und  Schloss- 
berg bei  Weseritz. 

Im  Grauwackenschiefer :  eine  grosse  Anzahl  von  Basaltkuppen 
tritt  in  dorn  devonischen  Gebiet  der  Fjfel  zu  Tage,  darunter  die 
Hohe  Acht,  die  Nürburg,  <ler  Ahrcmberg,  der  hohe  Kelberg,  Mi- 
chelskirch u.  s.  w. ;  auch  viele  Gänge  sind  bekannt,  z.  B.  an  der 
Lochmühle  und  bei  Liers  an  der  Ahr;  an  letzterm  C)rte  ist  die 
ftchieferige  Grauwacke  in  ausgezeichneten  Basaltjaspis  umgewandelt 
worden.  Am  Ilirschstein  bei  Dillenburg  in  Nassau,  zahlreiche  ver- 
glaste Grauwackenstücke  oinschliossond.  Am  Kinnoulberge  in  Pertb- 
shire  (Schottland)  wird  der  Grauwackenschiofor  von  zahlreichen 
DoU^rit gangen  durchsetzt:  desglcichon  erscheint  im  Kirchspiel  Flisk 
im  nördlichen  Theile  von  Fifcshire  ein  ausge<lehntor  (fang  im  grauen 
Suiulstcin  und  Schiefer  des  untersten  old  red  sandstone,  der  nach 
(f.  Uf>se  (Ly»'ll,  Klenients  of  gcology  IS^if).  r>i)l )  iichter  Dolerit  ist. 
Auch  im  rothen   Devonsandstein  von   Devonshire. 

Im  Kohlenkalk  Knglands  an  manchen  Tunkten,  z.  B.  bei  Blythe 
und  Bolani  in  Nortlunnl»erland,  Birchhill  in  Staffordshire,  Insel  An- 
^It'-iea  (luchrcie  Vt»ikumnnussr  mögen  jill«'rn  Melaphyrrn  angehören). 


Vorkommnisse  von  Basalten.  311 

Im  Rothliegenden  der  Umgegend  von  Darmstadt  am  Stefferitz 
bei  Gundernhausen,  am  Rossberg  bei  Rossdorf;  auch  im  Rothlie- 
genden des  nordöstlichen  Böhmens  in  mehrem  Kuppen. 

Im  Buntsandstein:  an  der  blauen  Kuppe  bei  Eschwege,  am 
Alpstein  bei  Sontra  in  Hessen,  am  Wildenstein  bei  Büdingen  im 
Vogelsgebirge,  an  der  Pflasterkaute  bei  Marksuhl,  an  der  Kupfer- 
gi-ube  bei  Horschlitt  und  der  Stoffelskuppe  bei  Eisenach  in  Thü- 
ringen. An  allen  diesen  Punkten  kann  man  in  deutlichster  Weise 
Veränderungen  des  angrenzenden  Sandsteins  beobachten,  wie  sie 
durch  Einwirkung  einer  sehr  hohen  Temperatur  hervorgebracht 
werden;  der  Sandstein  erscheint  in  prismatische  Säulen  abgeson- 
dert und  ist  zu  einer  gebleichten  oder  bläulichgrauen,  Jiomogenen, 
emailartig  glänzenden,  stellenweise  blasigen  Masse  umgewandelt ; 
eine  sehr  grosse  Memge  von  so  gefritteten  Sandsteinfragmenten  findet 
sich  in  dem  Basalt  eingeschlossen.  Die  Absonderung  des  Sandsteins 
in  Säulen  ist  namentlich  ausgezeichnet  am  Wildenstein,  wo  ihre 
Dicke  J — 5  Zoll,  ihre  Länge  bis  zu  3  Fuss  beträgt,  ja  es  sind  deren 
bis  zu  7  Fuss  Länge  vorgekommen.  Der  Spitzberg  zwischen  Lähn- 
liaus  und  Vorhusdorf  in  Niederschlesien  erhebt  sich  auch  aus  dem 
Buntsandstein. 

Im  ^luschelkalk  des  Ahnegrabens  am  Nordabhange  des  Ha- 
bichtswaldes bei  Cassel ;  am  Kirschberg  bei  Hünefeld  unweit  Fulda, 
wo  mächtige  Basaltgänge  Triaspetrefacten-fühi ende  Kalksteinbruch- 
stückc  umschliessen ;  bei  Hörschel  unweit  Eisenach,  wo  ein  fuss- 
mächtiger  Basaltgang  im  Muschelkalk  aufsetzt  und  denselben  ver- 
kieselt  hat;  solche  Silicificationen  sind  nur  durch  hydrochemische 
Processe  zu  erklären.  Am  Gebaberg,  am  Dolmar,  am  Feldstein  bei 
Themar  in  Thüringea  mit  ausgezeichneter  Säulenabsonderung. 

Im  Keuper:  am  hohen  Parkstein  bei  Weiden  im  bayerischen 
Ober-Maiiikreise,  wo  ebenfalls  Basaltjaspis  als  metamorphisches 
Contactproduct  erscheint;  an  den  Gleichbergen  in  Thüringen,  wo 
er  die  Lctteiikohlen-Gruppe  durchbricht. 

Im  Lias:  am  Vorgebirge  Portrush  in  Irland,  auf  den  schot- 
tischen Inseln  Muck  und  Skye,  wo  bei  Duntulm  -  Castle  der  Lias- 
schiefer  in  eine  kieselschieferähnliche  Masse  umgewandelt  ist.  Ein 
ausgezeichnet  schöner  Dnrchbruch  von  Dolerit  durch  den  Lias  zeigt 
sicli  nacli  lliiot  an  dem  Aiou  -  Dagh  zwischen  Yalta  und  Alouchta 
an   der   Meeresküste   der  Krim. 


312  YorkommniRse  von  Basalten. 

Im  Jurakalk  der  schwäbischen  Alp  der  Hohennenffen,  der 
Jußiberg,  der  schöne  Kegel  des  Karfenbühl  bei  Dettingen  u.  a.; 
diese  Basalte  sind  von  massenhaften  Tuff-  und  Conglomcratbil- 
dungen  begleitet. 

In  der  Kreide :  im  Quadersandstein  am  Schöberle  bei  Ereibits 
und  zu  Johnsdorf  bei  Zittau,  wo  sich  säulenförmige  Absoudenmg 
des  gefritteten  Sandsteins  zeigt.  Am  Ascherhtlbel  bei  Spechtsbaasen 
unweit  Tharand,  wo  der  über  Quadersandstein  gelagerte  Basalt 
sogar  Fragmente  des  tiefer  liegenden  Porphyr  einschliesst ;  im 
Pläner  am  Planzner  Hügel  bei  Bilin,  am  Kuzower  Berge  bei  Trzi- 
blitz,  bei  Böhmisch  -  Aicha  im  Bunzlauer  Kreise,  wo  die  Teufels- 
mauer, einj  1 5  Fuss  mächtiger  isolirter  Ejasaltgang,  2  Stunden  weit 
verfolgt  werden  kann.  Auf  der  Insel  Wight  und  an  der  Küste  von 
Dorsetshire ;  westlich  von  Belfast  an  den  Black-  und  Cave-Hills; 
auf  der  Insel  Rathlin  bei  Antrim  an  der  irländischen  Küste,  wo 
die  Kreide  zu  grobkörnigem  krystallinischem  Mannor  geworden  ist 
(vgl.  Bd.  I.  S.  227). 

Im  Tertiärgebirge  an  sehr  vielen  Punkten,  zuweilen  in  wie- 
derholter Wechsellagerung  mit  den  tertiären  Sedimentschichten  und 
vielfach  begleitet  von  Tuffen  und  Conglomeraten ;  z.  B.  in  den  böh- 
mischen Braunkohlenbecken,  wo  man  eine  ältere  vorbasallische  und 
eine  jüngere  nachbasaltischo  Braunkohlenformation  unterscheidet.  In 
der  rheinischen  Brai.nkohlenbildung  treten  die  Basalte  namentlich 
im  Siebengebirge  auf,  wo  die  Hauptmasse  des  Basalt  älter  ist,  als 
die  obem  Scliichten  der  Braunkohlenformatiou.  Am  Meissner  in 
Kurhessen,  wo  sich  der  Basalt  mehrere  1 00  Fuss  mächtig  über 
thonigen  Mergeln  und  Braunkohlenlagern  ausbreitet  und  als  Gang 
in  die  Tiefe  hinabsetzt;  die  Braunkohle  hat  vlurch  den  Basalt  ihr 
Bitumen  verloren  und  ist  zu  sprödem,  nietallisch  glänzendem  An- 
thracit  geworden,  der  überdies  eine  ebenso  deutliche  stengelige  Ab- 
sonderung zeigt,  wie  sie  sich  an  den  künstlichen  (""oaks  ausbildet. 
Dieser  Authracit  geht  alsdann,  je  weiter  man  sich  von  dem  Contact 
entfernt,  durch  die  Stadien  einer  Glanzkohle  mit  muscheligem  Bruch 
und  einer  Pechkohle  in  die  unveränderte  Braunkohle  über.  Die- 
selben Verhältnisse  zeigen  sich  am  Ziegenkopf  am  Habichtswalde 
bei  Cassel,  wo  bergmännische  Arbeiten  auch  den  Zusammenhang 
zwischen  Kuppe  und  Gang  erwiesen  haben,  und  am  Hirschberge 
bei  Grossalmerode.   Aehnliche  Contactmetamorphosen   hat  nach  Nög- 


Alter  der  Basalte.  313 

gerath  die  Braunkohle  von  ütweiler,  östlich  vom  Siebengebirge  er- 
litten. Zu  Skeggiastadr  zwischen  Raufarhavn  und  Vopnafjördr  in 
Island  beobachtete  Sartorius  von  Waltershausen,  wie  ein  Basaltgang 
den  dortigen  Surtbraiidr  in  eine  schön  glänzende  anthracitische 
Kohle  umgewandelt  hat  (Bd.  I.  S.  396.  361). 

Auch  Trachytgebirge  werden  von  Basaltgängen  durchsetzt, 
wie  am  Cantal  in  Centralfrankreich,  am  Siebengebirge,  wo  man 
Gänge  von  Basalt  im  Trachytconglomerat  und  Trachyt  kennt  (am 
Külsbruuncu,  zwischen  dem  Löwenburger  Hof  und  dem  Ittenbacher 
Kottnebel),  in  Island  (zwischen  Steinsholt  und  Hruni  im  Südland) 
u.  s.  w.  Basaltdurchbrüche  durch  Basalt  sind  ebenfalls  bekannt. 

Obsclion  die  Basalte,  alle  Schichtgesteine,  von  den  ältesten 
bis  zu  den  tertiären  durchbrochen  haben,  so  liegt  darin  noch  kein 
Beweis  für  das  allen  gemeinsame  jugendliche  Alter,  denn 
ein  Theil  derselben  könnte  möglicherweise  sehr  alt  sein.  Zwei 
Umstände  sind  es  indessen,  welche  jenes  jugendliche  Alter  höchst 
wahrscheinlich  machen:  noch  niemals  sind  ächte  Basalte  unter 
Lagerungsverhältnissen  beobachtet  worden  (z.  B.  etwa  überlagert 
von  alten  Schichtgesteinen,  durchsetzt  von  alten  Eruptivgesteinen), 
welche  ihr  hohes  Alter  bekunden,  und  noch  niemals  hat  man  in 
Conglomeraten,  welche  älter  sind  als  die  Tertiärbildungen  Geschiebe 
ächten  Basalts  aufgefunden.  Die  genaue  Verknüpfung  mit  den 
während  der  Tertiärzeit  erfolgten  Ablagerungen  spricht  dafür,  dass 
die  Basalteruptioneu  ebenfalls  während  derselben  oder  gleich  nach 
derselben  erfolgten,  im  Allgemeinen  also  mit  denen  der  Trachyte 
gleichalterig  sind. 

In  Europa  erscheinen,  andere  vereinzelte  Vorkommnisse  ab- 
gerechnet, die  basal tisclien  Gesteine  hauptsächlich  in  drei  grossen 
Gruppen  und  Zonen  angeordnet  : 

Die  ncudlichste  ist  jener  grosse  Basaltzug,  welcher  aus  dem 
nör(llirh(Mi  Irland  durch  die  Hobriden  und  Schottland  sicherstreckt, 
in  (lor  Verläui^'^oniniTf  die  basaltischen  Faeröer  bildet  und  endlich 
in  (Ion  «»owaltiiron  Hasiiltdeckcnsystemen  der  Insel  Island  sein  Ende 
lindtt.  In  der  (losteinsausbildung  ist  die  anamesitische  sehr  vor- 
lierrschend.     Prachtvolle  Säulenbildungen  zeichnen  diesen  Zug  aus. 

Die  zweite  Zone  kann  man  die  mitteldeutsche  Basaltzone 
nennen,  weil  sie  das  mittlere  Deutschland  zwischen  dem  50.^  und 
52.'*  nordliclK'i-    Breite    auf  eine    weite    Krstreckung   hin  von  West 


314  Basaltsäulen. 

n.ich  Ost  diirchzielit.  Sie  be^nnt  im  Westen  mit  den  Basaltkuppen 
und  Basaltlavaströmen  der  Eifel,  zieht  über  das  Siebengebirge,  den 
Westerwald,  bildet  das  Vogelsgebirge  mit  seinen  zahlreichen  über 
einen  grossen  Theil  von  Hessen  und  derWetterau  verbreiteten  Vor- 
postenkegeln, die  Rhön,  setzt  eich  durch  Thüringen  (Pflasterkaute, 
Stoffelskuppo  u.  s.  w.),  Sachsen  (Annaberg,  Oberwiesenthal),  durch 
das  nördliche  Böhmen  zu  beiden  Seiten  der  Elbe  bis  nach  Schlesien 
hinein  fort,  wo  sie  in  der  kleinen  Schneegrube  auf  dem  Riesenge- 
birge ihr  nordöstlichstes  Ende  erreicht.  Ausserhalb  dieses  breiten 
Gürtels  erscheinen  noch  die  Basalte  des  Kaiserstuhlgebirges  im 
Breisgau  und  die  sehr  vereinzelten  der  schwäbischen  Alp. 

Die  südlichste  Zone  ist  die  grosse  Basaltgruppe  der  Auvergne, 
des  Cantal,  des  Velay  und  des  Vivarais  in  Centralfrankreich,  ohne 
vorwaltende  Längenrichtung,  wahrscheinlich  von  verhältnissmässig 
jugendlicher  Entstehung. 

Ausgezeichnete  Absonderungsformen  sind  den  Basalt- 
gesteinen eigen,  namentlich  ist  es  die  säulenförmige  Zerklüftung,  - 
welche  hauptsächlich  bei  den  Anamesiten  und  eigentlichen  Basalten 
in  grosser  Schönheit  ausgebildet  ist.  In  den  horizontalen  Basalt- 
ausbreitungen stehen  die  Säulen  senkrecht  und  erreichen  oft  eine 
wunderbare  Ilöhe,  Zierlichkeit  und  Schlankheit ;  zu  den  ausgezeich- 
netsten Vorkommnissen  dieser  Art  gehören  die  colossalen  Colonnaden 
des  Riesendamms  (Giants  cause way|  in  Nordirland,  die  berühmten 
gigantischen  Säulengruppen  der  Fingalshöhle  auf  der  schottischen 
Insel  Staffa ;  die  kaum  minder  majestätischen  hohen  und  schlanken 
Säulenreihen  von  Stapi  auf  der  Südseite  des  Snaefellsjökull  in 
Island,  wo  die  Meeresbrandung  ebenfalls  die  merkwürdigsten  Grotten 
erzeugt  hat;  die  prachtvollen  Basaltsäulen  des  Minderbergs  bei 
Linz,  des  Scheidskopfs  bei  ^Remagen,  des  Weilbergs  im  Siebenge- 
birge am  Rhein;  die  malerischen  Säulengruppen  vom  Schloss  Roche- 
maurc  sowie  das  > Riesenpflaster«  von  Chenavari  im  Vivarais,  un- 
zähliger anderer  nicht  zu  gedenken.  In  den  senkrechten  Gängen 
liegen  die  Basaltsäulen  horizontal  wie  Holzscheite  übereinander. 
S.  V.  Waltershausen  sah  am  Vindfjallbjarg  am  Vopnafjördr  in  Island, 
wo  ein  Basaltgang  sich  oberflächlich  zu  einem  Lctger  ausbreitet, 
wie  die  horizontalen  Säulen  im  Gange  sich  allmählich  in  dem  Lager 
vertical  stellen,  indem  sie  strahlenförmig  der  Umbiegung  des  Ganges 
folgen.     Krug  von   Nidda  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  an 


Basaltsäiilen  und  -Kugeln.  315 

manchen  isländischen  Basaltgängon  hepbachten  kann,  wie  dieselben 
aus  zwei  nebeneinandergelagerten  Säulenreihen  bestehen,  welche 
von  den  Saalbändern  aus  nach  der  Mitte  des  Ganges  zu  sich  er- 
strecken, wo  sich  oft  eine  Kluft  zeigt  und  die  Säulen  nicht  mit 
einander  correspondiren. 

Die  Säulen  zeigen  alle  möglichen  Verschiedenheiten  in  Dimen- 
sionen und  Formen,  bald  sind  sie  schmal  und  dünn,  bald  als  dicke 
und  mächtige  Pfeiler  ausgebildet,  bald  sind  sie  gerade  gestreckt, 
bald  schiffsartig  gekrümmt,  bald  sogar  hin  und  her  gewunden.  Die 
Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Säulen  sind  nicht  selten  mit 
Zeolithen  und  andern  ^Mineralien  ausgefüllt.  In  ebenfalls  grosser 
Vollkommenheit  und  ganz  analoger  Weise  bietet  sich  die  Säulen- 
absonderung bei  den  basaltischen  Laven  dar,  bei  denen  auch  die 
Stellung  der  Säulen  in  vollkommen  gesetzmässiger  Weise  (vgl.  Bd.  I. 
102)  von  der  Begreuzungstiäche  des  Nebengesteins  abhängt.  Aus- 
gezeichnet zeigt  dies  z.  B.  der  von  dem  Volant  durchschnittene 
Lavastrom  des  Kraters  Coupe  d'Ayzac  bei  Antraigue  im  Vivarais, 
welcher  ein  Thal  im  Gneiss  erfüllt  und  seine  Säulen  senkrocht  so- 
wohl auf  dessen  Sohle  als  auf  dessen  Gehänge  gestellt  hat  (vgl. 
auch  Lyell,  Elements  of  geology  1865.  611). 

Plattonförmige  Absonderung  ist  auch  nicht  selten  bei  den  Ba- 
salten ;  die  Platten  sind  oft  fussdick,  oft  nur  zolldick  (vgl.  Bd.  l.  S.  1 00), 
und  vielfacli  ist  säulenförmige  und  platten  form  ige  Absonderung  so 
mit  einander  verbunden,  dass  die  Säulen  in  einzelne  Platten  zer- 
theilt  sind,  deren  Begrenzungsfläche  entweder  senkrecht  oder  schräg 
auf  der  Säulenaxe  steht. 

Kugelförmige  Absonderung  ist  mitunter  mit  der  säulenförmigen 
verknüpft,  indem  die  Säulen  aus  zahlreichen,  längs  der  Axe  anein- 
ander gereihten  Kugeln  bestehen,  wie  man  dies  z,  B.  am  Eckards- 
borg bei  Zittau  und  in  der  Bertricher  Käsegrotte  in  der  Eifel  be- 
obachten kann,  näufigcr  ist  die  selbständige  Kugelabsonderung  im 
massigen  Gestein.  Die  Kugeln  sind  vielfach  aus  concentrischen 
Scliaalen  zusannnenn-esetzt.  Ausgezeichnet  fmdet  sich  die  Kugo.l- 
l)ildiing  an  maiulien  isländischen  Basaltgesteinen.  Am  südlichen 
Theile  der  nasaliknp])e  Flötzberg  bei  Unter-Rothau  im  böhmischen 
Erzgebirge  ist  nach  .Iok«''ly  der  Basalt  in  Ellipsoide  bis  zu  1^  Klafter 
im  Diirelnnessci-  gross  aii{'g(»löst,  an  welchen  concentrisch-schaalige 
ZusaHHinnst't/uiig    .stellenweise    höchst    vollkommen  ausgeprägt  ist; 


316  Basalte. 

die  Schaalenstnictur  beschränkt  sich  indessen  nicht  auf  einzelne 
solche  Kugeln,  sondern  sie  geht,  nachdem  sie  anfangs  nur  einen 
ellipsoidischen  Kern  umhüllt,  der  meist  innerhalb  seiner  Masse  wie- 
der in  kleinere  schaalig  zusammengesetzte  Kugeln  gegliedert  er- 
scheint, weiter,  so  dass  eine  solche  Schaale  dann  noch  das  zweite, 
eine  andere  noch  das  dritte  Ellipsoid  gemeinschaftlich  umschliesst, 
bis  sich  endlich  der  ganze  Complex  dieser  Sphäroidbildungen  zu 
einem  Riesenellipsoid  abgrenzt,  an  Grösse  zum  Theil  entsprechend 
der  einstigen  Ausdehnung  des  Basaltstocks  (Jahrb.  der  k.  k.  geol. 
R.anst.  Vm.   1857.  74). 

Unregelmässige  polyedrische  Absonderung  erscheint  im  Ghmzen 
seltener  an  den  Basalten,  bei  welchen  gerade  jene  regelmässigen 
Absonderungsformen  in  vielverbreiteter  und  charakteristischer  Weise 
ausgebildet  sind. 

K.  C.  V.  Lconhard,  die  Basaltgebilde  in  ihren  Beziehungen  zu  nor- 
malen und  abnormen  Felsmassen.  2  Bde.  Stuttgart  1832. 
Abich,   über   die  Natur  u.  d.  Zusammenhang  d.  vulk.   Bildungen. 

Braunschweig  1841. 
Sartorius  v.  Waltershausen,   die  vulk.  Gest.  v.  Sicilien  und  Island. 

Göttingen  1853. 
Durocher,  Feldspath  der  Dolcrite  u.  Anam.  Islands  u.  d.  Faeröer, 

Annales  des  mincs  (3)  XIX.  1841.  549. 
Forchhammer,   Felds p.  aus  d.  Doleritporph.  d.  Faeröer,   Joum.  £. 

pract.  Chemie  XXX.  385. 
Damour,   Feldsp.  aus  d.  Trapp  v.  Djupavogr,   Island,    Bull,  de  la 

soc.  geol.  (2)  VII.  88. 
Heusser,    Doler.  v.  Meissner,   Poggend.  Ann.  LXXXV.  1852.   299. 
Girard,  Bas.  v.  Meissner,  Folgend.  Ann.  LIV.  1841.  562. 
Wrightson,  Bas.  v.  Schiffenberg  bei  Giessen,  Annalen  d.  Chem.  u. 

Pharm.  LV.   1845.  358. 
Gräger,  Basalte  Hessens,  Brandes  u.  Wackenroder,  Arch.  f.  Pharm. 

(2)  XIX.  1839.  98. 
E.  v.  Bibra,  Bas.  v.  Grosswallstadt  bei  AschaflFenburg,  Joum.  f.  pr, 

Chemie  XIV.  1838.  418. 
G.  Leonhard,  Bas.  v.  Baden,  Geogn.  Skizze  d.  Grhzgth.  Baden  40. 
C.  Gmelin,   Bas.  v.  Steinsberg  bei  Sinsheim,   Baden,  G.  Leonhard, 

Beitr.  z.  min.  Kenntn.  Badens  18^3.  I.  85. 
J.  Schill,  Bas.  u.  Dolerite  v.  Kaiserstuhl  ebendas.  1854.  HI.  18. 43. 
J.  Schill,  Bas.  v.  llohenhöwcn  im  Hegau,  N.  Jahrb.  f.  Min,  1867.  44. 

E.  E.  Scbmid,   Bas.  d.  Rhön,    Poggend.  Ann.  LXXXIX.  1853.  291. 

F.  Sandberger,  Bas.  v.  Nassau,  Uebers.  d.  geol.  Verb.  d.  Herz.  Nass.  74. 
Erbreich,  Bas.  d.  Wcsterwaldes,  Karstens  Archiv  VIII.  1835.  15. 
v.  Dechen,  Bas.  d.  Siebengeb.,  Geogn.  Führer  in  d.  Siebengeb.  140. 


Basalte.  817 

191.  Bas. -Laven  des  Laacher  See  und  derVorder-Eifel,  Zeitschr. 

d.  d.  geol.  Ges.  XVII.  1865.  118. 
Bergemann,   Bas.  v.  Obercassel  bei  Bonn,    Karstens  u.  v.  Dechens 

Archiv  XXI.  1847.  38. 
Ebelmen,  Bas.  v.  Linz  am  Rhein,  Aunales  des  mines  (4)  XII.  1847. 638. 
G.  Bischof,  Bas.  d.  ümgeg.  v.  Bonn,  Lehrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geol. 

2.  Aufl.  m.  418. 
Zirkel,   Doler.  v.  Brinkenköpfchen  bei  Kelberg,  Eifel,  Zeitsohr.  d. 

d.  geol.  Ges.  XI.  1859.  539. 
A.  E.  Reuss,  Bas.  d.  böhm.  Mittelgeb.,   ümgeb.  v.  Teplitz  u.  Bilin 

1840.  168. 
Jokely,  Bas.  d.  böhm.  Mittelgeb.,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  IX.  1858. 400. 
Struve,  Bas.  aus  Böhmen,  Poggend.  Ann.  VII.  1826.  349. 
Ebelmen,  Bas.lava  v.  Kammerbühl  (Böhmen),  Polignac  u.  Crouzet 

(Haute-Loire),  Annales  des  mines  (4)  VII.  1845.  40.  34.  26. 
Sinding,  Bas.  v.  Stolpen,  Sachsen,  Pogg.  Ann.  XXXXVII.  1839.  184. 
Tschermak,    Bas.  v.  Rautenberg,  Mähreu,    Jahrb.  d.  geol.  R.anst. 

1857.  760;  v.  Hrosenkau  bei  Banow,  ebendas.  1858.  79. 
Madelung,  Bas.  v.  Hotzendorf,  Mähren,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  1864. 1. 
Stäche,  Bas.  Siebenbürgens,  v.  Hauer  u.  Stäche,  Geol.  Siebenb.  1863. 51 . 
vom  Rath,  Dolerit  d.  Euganeen,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1864.  498. 
Kosmann,  Bas.lava  v.  Puy  de  Coliere  u.  Puy  de  Come,  Auvergne, 

Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1864.  657. 
Toumaire,  Bas.  v.  Issingeaux,  Annales  des  mines  (5)  XVII.  1860.  65. 
Streng,  Doler.  u.  Anam.  v.  Staffa,  Irland,  Faeröer,  Poggend.  Ann. 

XC.  1853.  110.  Bas.  v.  Striegau,  Schlesien,  ebendas.  120. 
Haughton,   Doler.   v.  Skavig-See  auf  Skye,  Dubl.  quart.  journ.   of 

sc.  XVII.  94.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  488. 
Boue,  Bas.  Irlands  u.  Schottl,  Sitzgsb.  d.  Wien.  Akad.IL.  1864.  446. 
Durocher,  Trappe  der  Faeröer,  Annales  des  mines  (3)  XIX.  1841.  559. 
Bunsen,  Dol,  An.  u.  Bas.  Islands,  Pogg.  Ann.  LXXXIIL  1851.  202ff. 
Kjerulf,  Bas.  v.  Island,  Nyt  mag.  f.  naturvidensk.  VIII.  1855.  89. 
Krug  v.  Nidda,  Bas.  Islands,  Karstens  Archiv  VII.  1834.  421. 
Zirkel,  Bas.  v.  Island,  Preyer  u.  Zirkel,  Reise  n.  Island  1862. 
Ch.  St.  Cl.  Deville,  Laven  v.  Teneriffa  u.  Fogo,  Zeitschr.  d.  d.  geol. 

Ges.  V.  1853.  692.  Laven  v.  Guadeloupe,  Bull,  de  la  soc.  geol. 

(2)  VIII.  1851.  425. 
Hartuug,  Bas-   u.  Laven  d.  Azoren,  Die  Azoren  1860.  97  ff. 
Cocliius,  Bas.  v.  Madera,  Journ.  f.  pract.  Chemie  XClII.  1864.  140. 
Prolss,  Dol.  u.  Bas.  v.  Java,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1864.  427. 
A.  Hague,   Bas.laveu  v.  .Kilauea,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  308. 


Jfingere  ADorthitgesteioe. 

Auch  unter  den  jüngeren  Gesteinen  kehren  die  an  ort  hit- 
führen den  wieder,  deren  altere  Glieder  S.  132  zusammengestellt 


318  Jüngere  Anorthitgesteine,  Eukrit. 

wurden.  Den  Basalten  nahe  verwandt  bilden  sie  mit  ihrer  basi- 
schen Beschaffenheit  den  Schluss  der  jüngeren  Feldspatbgesteine. 
Nach  unsern  jetzigen,  nicht  sehr  ausgedehnten  Kenntnissen  dieser 
Gesteine,  walten  darunter  die  augithaltenden  (jungem  Eukrite)  bei 
weitem  über  die  honiblendehaltenden  (Jüngern  Corsite)  vor.  Einige 
Laven  sind  höchst  ausgezeichnete  Eukrite. 

Ilierlier  gehören  die  Grünsteine  (Teschenite  z.  Th.)  aus  der  Ge- 
gend von  Neutitschein  in  Mähren,  welche  dort  jünger  als  Neocom 
sind  und  von  Tscherniak  (und  Knaffl)  untersucht  wurden;  sie  stellen 
gewissenuaassen  einen  Anorthit-Dolerit  im  Gegensatz  zu  dem 
Labrador-Dolerit  dar.  Die  schwärzlich  gi-üne  Masse  besteht  aus  vor- 
herrschendem P'eldspath,  welcher  ohne  Zweifel  Anorthit  ist,  zu  dem 
sich  Augit,  auch  Hornblende  gesellt.  Tschermak  unterscheidet 
Diorite  und  Diabase,  jenachdem  Hornblende  oder  Augit  vorwalten; 
das  Gestein  führt  auch  Epidot  und  Kupferkies ;  von  Salzsäure  wird 
das  Pulver  ganz  zersetzt  und  es  bleibt  pulverige  Kieselsäure  zu- 
rück. Die  Analyse  des  Gesteins  vom  Gümbelherge  ergab:  Kiesel- 
säure 39.10;  Thonerde  1().20 ;  Eisenoxyd  4.56;  Eisenoxydul  7.43; 
Kalk  5.G8;  Magnesia  19.01;  Kali  0.79;  Glühverlust  4.37 ;  Kupfer- 
oxydul 1.57;  Kohlensäure  0.12  (98.89);  das  s^jec.  Gewicht  war 
2.952  und  2.9(36.  Auffallend  ist  die  ausserordentlich  geringe  Menge 
von  Kieselsäure,  auch  ist  die  geringe  Menge  von  Kalk  gegenüber 
der  unerwartet  grossen  von  Magnesia  seltsam ;  letztere  hängt  viel- 
leicht mit  einer  begonnenen  Scrpentinisii'ung  zusammen. 

Die  auf  8.  134  erwähnten  von  v.  llochstetter  untersuchten 
Anorthitgesteine  von  Boguschowitz  bei  Teschen  stehen  mit  diesen 
in  engster  Verbindung  und  setzen  auch  im  Neocom  auf,  weshalb 
sie  ebenfalls  dieser  Jüngern  Abtheilung  zuzuzählen  sind. 

Eine  echte  Eukritlava  ist  diejenige,  welche  in  Island  einen 
in  westnordwestlicher  Richtung  von  der  Hekla  zum  Flusse  Thjorsd 
sich  erstreckenden  Strom  bildet;  nach  Genth  besitzt  sie  eine  grau- 
schwarze  blasige  Grundmasse  aus  Anorthit  und  Augit  bestehend, 
in  welcher  krystallinische  Partieen  von  weissem  Anorthit  und  Körn- 
chen von  Olivin  liegen.  Das  spec.  Gewicht  beträgt  nach  Genth 
2.844,  nach  S.  v.  Waltershausen  2.952.  Der  Fcldspath,  von  Genth 
Thjorsauit  genannt,  wurde  gesondert  untersucht  und  stimmte  in 
seiner  Zusannnensctzuiig  vollständig  mit  dem  Anorthit  überein,  wes- 
halb man  jenen  Namen,  wie  es  auch  geschieht,  fallen  lassen  muss. 


I. 

11. 

m. 

.  49.60 

48.75 

45.97 

.   16.89 

30.59 

33.28 

.   11.92 
.  13.07 

1.50 

Eise 

17.22 

1.12 

loxyd 

17.21 

.     7.56 

0.97 

— 

.     0.20 

0.62 

— 

.      1.24 

1.13 

1.85 

,  Co,  Ni 
100.48 

100.78 

0.69  beigem.  Augit 
100.12 

Jüngere  Eukrite.  819 

I.  Zusammensetzung  der  Eukritlava,   11.  des  Anorthit  daraus  nach 
Genth.    III.  des  Anorthit  nach  Damour. 


Kieselsäure 
Thonerde  . 
Eisenoxydul 

Kalk    .     .• 
Magnesia 
Kali     .      .     , 
Natron 


Rammeisberg  bestimmte  darnach  die  Zusammensetzung  dieser 
Lava,  deren  Olivin  auch  durch  Genth  untersucht  war,  zu  55.59  Anor- 
thit, 40.46  Augit,  4.51  Olivin.  Weissgelbe  kleine  Feldspathkry stalle 
aus  einer  altern  Heklalava,  welche  oberhalb  Näfrholt  von  der  neuen 
Lava  der  Jalire  1845  und  1846  gedeckt  wird,  ergaben  sich  durch 
die  Untersuchung  von  S.  von  Waltershauseu  gleichfalls  als  Anorthite, 
ihre  Zusammensetzung  stimmt  sehr  nahe  mit  III.   überein. 

Derlei  Eukritlaven  mögen  verbreiteter  sein ,  als  man  weiss ; 
manches  mag  als  Labradorbasaltlava  gelten,  was  diesen  Gesteinen 
zugezählt  worden  müsste ,  indem  man  äusserlich  den  eingliedri- 
gen, zwilHngsgestreiften  Anorthit  nicht  von  dem  vollständig  ähnli- 
clien  Labrador  unterscheiden  kann  und  erst  die  Analyse  über  die 
Natur  des  Felds2)ath8  Licht  verbreiten  muss.  Ein  Feldspath  aus 
Laven  von  der  Insel  Java  ergab  nach  Reinwardts  unvollständig  ge- 
bliebener Analyse :  Kieselsäure  46;  Thonerde  37;  Kalk  14.5 ;  Natron 
0.6.        Es  scheint  dies  auch  ein  Anorthit  zu  sein- 

Bei  den  eigentlichen  Basalten  (S.  295),  wurde  auch  bereits 
darauf  aufmerksam  gemacht ,  dass  vermuthlich  manche  derselben 
anort hitführend  scdeu;  dahin  geliört  das  pori)hyrartigo  basaltähnliche 
Gestein ,  welclies  in  Island  an  der  Küste  des  nördlichen  Eismeers 
sehr  verbreitet  ist ,  und  grosse  zwillingsgestreifte  fast  durchsich- 
tige I'eldspathe  enthält,  die  nach  einer  unvollendeten  Analyse  einen 
Kieselsäuregchalt  von  48.18  und  einen  Kalkgehalt  von  15.24  be- 
sitzen, Zahlen,  die  denen  des  Anorthit  sehr  nahe  kommen  (Preyer 
u.  Zirkel,  Reise  n.  Island    1862.  295). 

Gesteine  der  Insel  St.  Eustache,  Antillen,  sind  nach  Ch.  St.  Cl. 


820  Eukrit-Meteorsteine. 

Deville  gleiclifalls  anorthithaltig ;  er  fand  in  einem  etwas  zersetzten 
Anorthit  aus  einem  porphyrartigeu  Gestein  mit  bläulicher  etwas 
erdiger  Grundmasse :  Kieselsäure  45.8;' Thonerde  35.0;  Kalk  17.7; 
Magnesia  0.9;  Natron  0.8  (100.2).  Spec.  Gew.  =  2.73. 

Die  Krystalle  löston  sich  mit  grösster  Leichtigkeit  in  S&nre. 

Tschermak,    Gest.  v.  Xeutitschein,  Sitzungsber.  d.  Wien.  Akad.  d. 

W.  XL.  18G0.  127. 
Genth,  Thjorsalava.   Anual.  d.  Chem.  u.  Pharmac.  LXVL  1848.  17. 
Damour,  Anorthit  daraus,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VII.  1850.  88. 
Rammeisberg,  Thjorsalava,  Zeitsclir.  d.  d.  geol.  Ges.  I.  1849.  236. 
Sartorius  v.  Waltershausen,  Vulk.  Gest.  v.  Sic.  u.  Isl.  22.  30. 
Ch.  St.  Cl.  Deville,  Kukrit  v.  St.  Eustache,  Annal.  de  chim.  et  de 

phys.  (8)  XL.  28G;  auch  Cumptes  rcndus  XX.  1845.  179. 

Anhangsweise  sei  hier  erwähnt,  dass  auch  Meteorsteine  ans 
einem  Anorthit-  und  Augitgemcngc  (Eukrit)  bestehen.  So  die  un- 
tereinander sehr  übereinstimmenden  Steine  von  Stamiem  in  Mäh- 
ren und  von  Juvenas,  Dep.  Ardtche,  wahrscheinlich  auch  der  von 
Jonzac   bei  Barbezieux,  Dep.  der  untern  Charente. 

Den  Stein  von  Stanneru  zerlegte  liammelsberg  durch  Salz- 
säure in  ein  zersetzbares  und  unzersetzbares  Silicat ;  in  dem  erstem 
ist  das  Sauerstofiverhältniss  von  R  :  R  :  Si  =  0.95  : 2.7 :  4,  das  des 
Anorthit;  das  zweite  stellt  sich  als  Augit  dar.  Rammelsberg  be- 
rechnete die  Zusammensetzung  zu:  65.15  Augit,  34.92  Anorthit, 
0.98  Magneteisen,  0.54  Chromeisen.  (Poggond.  Annal.  LXXXIII.  591.) 

In  dem  Stein  von  Juvenas  erkannte  G.  Rose  grünlichbraunen, 
zuweilen  deutlich  krystallisirteu  Augit  (in  der  P'orm,  wie  er  in 
Basalten  und  Laven  erscheiutj  und  v\'eissen  zwillingsgestreiften  Feld- 
spath,  ausserdem  röthlichgraue  Körner  und  Krystalle  von  Magnet- 
kies und  gelbe  Blättchen,  wahrscheinlich  Titanit  (Poggend.  Annal. 
IV.  173).  Auch  diesen  Stein  zerlegte  Rammelsberg  mit  Salzsäure ;  das 
zersetzbarc  Silicat  führt  auf  das  Sauerstofiverhältniss  1.03  :  3.07  :  4, 
das  des  Anorthit,  das  unzcrsetzbure  auf  das  des  Augit;  er  berech- 
nete G2.65  Augit,  34.56  ^Vnorthit,  O.fiO  Apatit,  0.25  Titanit,  1.35 
Chromeisen,  1.17  Magneteisen,  0.25  Magnetkies  (a.  a.  0.  585). 

Alle  jene  oben  erwähnten  Gesteine  sind  augitführende 
Eukrite. 

Das  unter  den  jungem  Anorthitgesteinen  die  hornblende- 
führenden Corsite  viel  weniger  bekannt  sind,  wurde  schon  frü- 
her (S.  133)  bemerkt.    G.  Rose  untersuchte  AuswürlÜnge  vom  Pico  das 


Greisen.  321 

Camarinhas  auf  der  Azoren -Insel  San  Miguel,  welche  aus  schwar- 
zer, stark  glänzender  Hornblende  (wenigen  gelben  Apatitsäulen)  und 
deutlich  gestreiftem,  wasserhell  durchsichtigem  Feldspath  bestehen ; 
letzterer  ist  höchst  wahrscheinlich  Anorthit,  da  er  schon  in  Stücken 
mit  Salzsäure  gekocht,  zersetzt  wird  und  seine  Auflösung  einen  star- 
ken Niederschlag  von  Thonerde  und  oxalsaurem  Kalk  gibt  (G.  Här- 
tung, die  Azoren   194). 

Feldspathfireie  Gesteine. 

Dazugehören  Greisen,  Turm alinf eis,  Saussurit-Gab- 
bro,  Eklogit  (Cyanitfels),  Granat fels  (Kinzigit  und  Cor- 
dieritfels),  Dunit,  Lherzolith  und  Eulysit.  Quarz,  Glimmer 
und  Turraalin  (in  den  beiden  erstem  Gesteinen),  Saussurit,  Diallag, 
Sraaragdit,  Hornblende  und  Granat  (in  den  mittlem),  Olivin  (in  den 
drei  letztern)    sind  die  Hauptgemengtheile. 

Creisen. 

(Hyalomicte.) 

Der  Greisen  ist  ein  körniges ,  graues  Gestein ,  bestehend  aus 
hellgrauem  (juarz  und  grauem,  gelblichem  auch  ölgrünem  Glim- 
mer (meist  Lithionglimmer) ;  der  Quarz  in  sehr  grobkörnigen  Indi- 
viduen   waltet  durchweg  beträchtlich  über  die  Glimmerblätter  vor. 

Ein  selten  vorkommendes  Gestein  steht  der  Greisen  meistens 
mit  Granit  in  innigem  Zusammenhang  und  kann  als  eine  feldspath- 
freie  Granitmodification  betrachtet  werden.  Der  Uebergang  zwischen 
Granit  und  Greisen  wird  durch  allmählige  Abnahme  des  Feldspath- 
gehalts  hervorgebracht  und  es  erscheinen  so  Greisengesteine ,  wel- 
che den  Feldspath  gewissermaassen  nur  als  accessorischen  Gemeng- 
theil enthalten.  Ein  anderes  häufiges  accessorisches  Mineral  ist  Zinn- 
stein in  kleineu  Körnern,  wie  auch  Zinnerzgänge  gar  manchmal  den 
Greisen  dnrc'hsetzen  oder  begleiten.  Der  Greisen  ist  ein  vollkom- 
men massiges  Gestein,  welches  keine  Spur  von  Schichtung  n;i  sich 
trügt  und  auch  keine  Schieferung  aufweist ,  dagegen  ist  parallel- 
epipedische  und  unregelmässige  polyedrische  Zerklüftung  den  mei- 
sten Vorkunmmissen  eigen. 

Bei  Zinnwald  im  Erzgebirge  umlagert  Porphyr  einen  domför- 
migen  Stock  von  elliptischem  Umriss ,  dessen  Hauptmasse   aus  un- 

Zirkel.  Fetrographle.  II.  21 


322  Greisen,  Zwittergesteir. 

regelmässig  abwechselnden,  bald  scharf  an  einander  absclineidendeii. 
bald  unmerklich  in  einander  übergehenden  Partieen  von  Greisen  and 
Granit  besteht;  darin  sind  die  8  sog.  Zinnsteinflötze,  in  der  Mitte 
Hach  liegend,  nach  don  Ilündern  zu  schalenförmig  abfallend  concen- 
trisch  eingeschaltet.  Nach  Naumann  sieht  man  auch  am  Kielberg 
an  der  westlichen  Grenze  der  grossen  (Karlsbad- Ei benstocker  Granit- 
partie den  Granit  sehr  deutlich  in  (iroisen  tibergehen;  Greisen  er- 
scheint auch  in  einigen  kleinen  TVlskuppen  dicht  am  Schiesshanse 
von  Geyer  an  der  Elterleiner  Strasse. 

Vgl.  u.  a.  A.  E.  iieuss,  Um-rcbungen  v.  Teplitz  u.  Bilin  1840.  40. 

H.  Müller  in  v.  Cotta^  Gangstudien  III.  36. 

Stolzner,  d.  Granite  v.  (n'yer  u.  Ehrenfriedersdorf.  Freiberg  18G5. 12. 

Ausser  diesen  Vorkommnissen  kennt  man  noch  andere  Abla* 
lagerungen  von  Greisen,  mit  denen  sammtlich  Zinnerzlagerstätteu  in 
Verbindung  stehen,  wie  bei  Schlaggenwald  in  Böhmen,  in  Comwall 
mehrorts,  auf  der  ostindischen  Zinniusel  I^anka;  diese  Greisenge- 
steine bilden  meist  unregehnässig  gestaltete  Stöcke  im  Granit,  ähn- 
liche Greisenstöcke  finden  sich  auch  im  Granit  von  Vaulry  im  Dep. 
der  obern  Vienne. 

Bei  Gelegenheit  des  Greisen  sei  das  sog.  Z  wittergestein 
(auch  wohl  Stockwerksporphyr  genannt)  von  Altenberg  in 
Sachsen  erwähnt,  ein  splitteriges,  feinkörniges  bis  dichtes,  dnukel- 
graues  Gestein,  der  Hauptsache  nach  eine  eisenschüssige  Quarzmasaei, 
welche  mit  Chlorit  mehr  oder  weniger  imprägnirt  ist  und  oft  kry- 
stallinische  Qunrzk(")rner  eingewachsen  enthält.  In  der  feinkörnigen 
Masse  erkennt  man  mit  Hülfe  der  Loui>c  Chlorit,  Zinnstein  (Zwitter 
genannt)  und  Arsonikkies  fein  eingesprengt ,  schmale  Adern  von 
Quarz  verlaufen  in  der  Masse.  In  dem  Altenberger  Stockwerk  ist 
der  l Jebergang  von  Granit  in  diese  Masse  ersichtlich,  welcher  laQgs 
Quarzklüften  erfolgt. 

V.  Cotta,  Hernr-  „.  Hüttenm  Z.'itg.  lRr>0  Nro.  l.  18^3.  S.74. 
Hier  könnte  man  alsdann  auch  das  Ganggestein  mancher  Zinn- 
erzgänge v<»n  (■(►rnwall  (z.  B.  der  Histricte  von  St.  Agnes  nnd  St. 
Just)  anreihen,  welches  ebenfalls  oin  (ienienge  von  Quarz  (capel  ge- 
nannt) mit  Chlorit  oder  einem  andern  ähnlichen  Mineral  (peach) 
darstellt. 


Turmalinfels.  823 

Timalinfek. 

(Schürlfels,  Schörlschiefer ,  TurmaÜDSchiefer ,  Schörlquarzit ,  Hyalo- 
tourmalite ,  Schörlrock). 

Der  Turmaliiifcls  ist  ein  bald  grob-,  bald  feinkörniges,  bald 
schieferiges  Gemenge,  aus  graulicbweissen  Quarzkör neru  und 
dunkelbraunen  oder  schwarzen  Turmalinkörnern  zusammenge- 
setzt. Man  pflegt  nach  der  Grösse  und  Verbindungsweise  der  Kör- 
ner folgende  Aliarten  zu  unterscheiden : 

körnigen  Turmalinfels,  ein  grob- bis  kleinkörniges  Ge- 
menge der  beiden  Mineralien  in  deutlich  von  einander  unterscheid- 
baren Individuen  mit  vollkommen  granitartiger  Textur,  daher  meist 
schwarz  und  weiss  gefleckt  erscheinend ; 

dichten  Turmalinfels;  beide  Gemengtheile  sind  so  fein- 
körnig ausgebildet,  dass  das  Gestein  dichte  Beschaffenheit  zeigt,  und 
einlach  graulichschwarz  gefärbt,  eine  der  häufigsten  Varietäten ; 

schieferigen  Turmalinfels,  Turmal  i  nschiefer ;  in 
einer  feinkörnigen  Quarzmasse  sind  lagenweise  feine  Kömchen  oder 
dünne  Nädelchen  von  Turmalin  eingesprengt,  so  dass  durch  die  ab- 
wechselnden Lagen  beider  Mineralien  eine  schieferige  Textur  ent- 
steht. Die  Schieferlagen  dieses  schwarz  und  graulichweiss  gestreift 
erscheinenden  Gesteins  sind  meistens  wellenförmig  gewunden. 

Der  Turmalinfels  ist  ein  Gestein,  welches  an  den  meisten  Punk- 
ten seines  Vorkommens  in  sehr  naher  Beziehung  zu  den  Graniten 
steht,  namentlich  zu  derjenigen  turmalinführenden  Abart  des  Gra- 
nit, welche  Bd.  I.  41)6  als  Turmalingranit  aufgeführt  wurde.  Ueber- 
gänge  in  Granit  werden  durch  den  Eintritt  von  oft  beträchtlich 
grossen  Ort hoklaskry stallen  ve;rmittelt,  welche  im  Turmalinfels  in 
petrographischer  Hinsicht  die  Rolle  von  accessorischen  Gemengthei- 
len  spielen. 

In  dem  Turmalinfels  von  Meladore  und  Trevalgan  bei  St.  Ives 
in  ( -ornwall  gewahrt  man ,  worauf  schon  de  la  Beche  aufmerksam 
machte,  dass  an  nianc^hen  Stellen  diese  Feldspathkrystalle  durch  Ver- 
witterung weggeführt  sind,  und  im  Innern  der  Höhlung,  welche  die 
(xestiilt  des  verschwundenen  Minerals  scharf  wiedergibt,  Turmalin 
in  einander  durchkreuzenden  Nadeln  krystallisirt  ist.  Glimmerblätt- 
chen  von  schwarzer  oder  silberweisser  Farbe  treten  auch  in  den 
Turmalinfels  ein,   wodurch  schieferiger  Turmalinfels  in  gneiss-  oder 


824  Turmalinfels. 

glimmerschieferähnliche  Gesteine  übergeht.  Von  accessorischen  me- 
tallischen Mineralien  sind  Zinnstein  und  Arsenikkies  zu  nennen,  na- 
mentlich stellt  der  erstere  sich  als  getreuer  Begleiter  auf  zahlrei- 
chen Turraalinfolsgängen  ein. 

Früher  (Bd.  I.  490)  wurde  bemerkt,  dass  besonders  die  äus- 
sern Grenzen  der  Granitablagerungen  es  sind,  an  denen  sich  Tunnalin 
theils  in  einzelnen  Körnern  und  Kadeln ,  theils  in  Aggregaten  von 
stengelig-strahliger  Zusammensetzung  einstellt ;  aus  diesen  Turoialin- 
graniten  entwickelt  sich  nach  aussen  zu  der  Turmalinfels,  indem 
der  Turmalin  fortwährend  an  Menge  zunimmt,  während  Glimmer 
und  Feldspath  nach  und  nach  verdrängt  w^erden,  bis  ein  Gemenge 
von  Quarz  und  Turmalin  zurückbleibt.  Die  äusserste  Umgrenzung 
der  turmalinführenden  Granite  ist  demnach  der  Hauptlagerort  der 
Turmaliufelsgesteine,  und  mit  Recht  erklärte  Korbes  in  Anbetracht 
der  innigen  Verknüpfung  von  Turmalinfels  mit  Granit  schon  im  Jahre 
1822  den  erstem  nur  als  eine  Modification  des  letztern.  Ausserdem 
bildet  der  Turmalinfels  —  ohne  erkennbaren  Zusammenhang  mit 
Granit  —  grössere  selbständige  stockförmige  Ablagerungen,  sowie 
auch  Gänge,  welche  den  Granit  und  benachbarte  Gesteine  zugleich 
durchsetzen. 

Am  ausgedehntesten  und  vorzüglichsten  entwickelt  erscheint 
der  Turmalinfels  auf  der  Halbinsel  Cornwall,  wo  einerseits  aus  den  an 
der  Grenze  der  Granitablagerungcn  viel  verbreiteten  Tunnaliugrani- 
ten  an  vielen  Punkten  das  in  Rede  stehende  Gestein  hervorgeht,  an- 
dererseits auch  im  Innern  von  Granitmassen  der  Tm-maiinfels  auf- 
tritt und  zwar  in  der  Weise,  dass  zonenartige  Parallelmassen  bei- 
der Gesteine  oft  sehr  regelmässig  mit  einander  abwechseln.  So  z.  B. 
besteht  der  Granit  von  St.  Austell  ^ganz  und  gar  aus  abwechseln- 
den parallelen  Massen  von  (Jranit  und  Turmalinfels  ;  an  einer  Stelle 
ist  es  Granit  mit  Streifen  von  Turmalin  oder  Turmalinfels,  an  einer 
andern  Turmalinfels  mit  Streifen  von  Granit  und  hier  und  da  herrscht 
die  eine  Gebirgsart  so  vor,  dass  die  andere  ganz  verdrängt  ist ;  die 
parallelen  Streifen  von  'I'urmalinfels  sind  oft  in  der  Mitte  durch  eine 
schmale  durch  Zinnstein  bezeichnete  Absonderung  getrennt.  Aehn- 
lich  ist  es  auf  der  Nordseite  von  Dartmoor,  wo  die  Wechsel  zwi- 
schen Granit  und  Turmalinfels  nach  dem  Schiefer  zu  häufiger  werden, 
so  dass  zuletzt  ein  feinstreifiges  Gestein  erscheint«  (Sedgwick),  Aus- 
gezeichnet  grobkörniger  Turmalinfels  findet  sich  als  eine  mit  dem 


Turmalinfels.  325 

Granit  zusammenhängende  Masse  zwischen  dem  Cap  Comwall  und 
dem  Cap  Landsend.  Auch  die  Turmalinfelsgänge  stellen  sich  mei- 
stens auf  der  Grenze  von  Granit  und  Schiefer  ein.  Merkwürdig  sind 
die  von  Forbes  bescliriebenen  Turmalinfelsgänge  von  Kosemodris, 
welche  ^  bis  3  Fuss  mächtig  in  grosser  Anzahl  und  unter  einander  par- 
allel den  Granit  durchschneiden,  ohne  in  den  darüberliegenden Schiefer 
hineinzusetzen  ;  eigenthümlich  ist  auch  das  von  Garne  erwähnte  Vor- 
kommen des  Turmalinfels  im  Granit  von  Cam-Boscawen,  wo  eine  bis 
zu  8  Fuss  mächtige  gangförmige  Turmalinfelsmasse  nach  oben  zu 
sich  in  mehrere  auskeilende  Trümer  zerschlägt,  nach  unten  zu  hin- 
gegen vollkommen  in  den  Granit  übergeht.  Andere  Turmalinfels- 
gänge ersclieinen  am  Polmear-Cliff  und  bei  Zennor,  letztere  setzen  aus- 
schliesslich im  Schiefer  auf.  r)ie  bedeutendste,  selbständige  Tur- 
malinfelsmasse in  Cornwall,  mitten  im  Gebiet  des  Schiefers  gelegen, 
ibt  der  Roche-Rock  bei  Bodmin,  eine  gewaltige  hoch  emporragende 
Felsmasse  von  körnigem  Turmalinfels,  wie  der  Granit  in  matratzen- 
ähnliche Bänke  abgesondert. 

Nach  Naumann  steht  bei  Beyerfeld  unweit  Schwarzenberg  in 
Sachsen  auf  ein  paar  hundert  Schritt  weit  mitten  im  Glimmerschie- 
fer ein  körniges  Gemenge  aus  viel  Turmalin  und  wenig  Quarz  an, 
welches  nicht  geschichtet,  aber  im  Grossen  ungemein  zerklüftet  ist. 
Bei  (leyer  und  Ehrenfriedersdorf  in  Sachsen  stehen  turmaliiif eisar- 
tige Gesteine  mit  den  dortigen  zinnerzführenden  Quarzgängen  in 
Verbindung.  Turmalinschiefer  von  Auersberg  bei  Eibenstock  im 
Erzgebirge. 

Das  von  v.  p]schwege  unter  dem  Localnamen  Carvoeira 
beschriebene  Gestein  aus  Brasilien,  welches  in  dem  dortigen  Itaco- 
lumit-Terrain  auftritt,  besteht  der  Hauptsache  nach  aus  Quarz  und 
Turmalin. 

Freiesleben,  (ieo^nost.  Arbeiten  VI.  1,  wo  zuerst  die  Selbständig- 
keit des  TurmaliiifelH  hervorgehoben  wurde. 

l'orl)«'s  u.  C'aino,  Traiisactions  of  thc  geol.  soc.  of  Cornwall  1822. 
11.  57.  :i53.  2()2.  III.  220. 

Koane,  ^bendaR.   1832.  IV.  240.  273 

Sedgwick,  Karstens  Archiv  X.    1837.  017.  tilO. 

Do  la  neche,  Report  on  the  geology  of  Cornwall  etc.   160.  174. 

Nauniaun,  (uogn.   Beschr.  d.  Kgrchs.  Sachsen  II.  201. 

Daubree,  Annales  des  mines  (3)  1841.  XX.  84. 

v.Eschwego,  Beiträge  z.  Gebirgskunde  Brasiliens  1832.  178. 


326  Topasfels,  Saussurit-Gabbro. 

Anhangsweise  sei  an  den  Tnrmalinfels  der  sog.  Topasfels 
(Topazoseme ,  Hauy)  gereiht,  obschon  dieser  wesentlich  ein  klasti- 
sches, breccienartiges  Gestein  ist.  Er  besteht  aus  groben  Bmch- 
stücken  eines  quarzreichen  Turmalinschiefers,  durchschnittlich  von  der 
Grösse  einer  Faust,  welche  durch  ein  krystallinisches  Bindemittel 
von  Quarz  und  Topas  cämentirt  sind.  In  den  Drusenräumen  zwischen 
den  Bruchstücken  sind  Quarz,  Topas  und  Turmalin  in  Krystallen 
ausgebildet,  ockergelbes  Steinmark  füllt  hier  und  da  die  Zwischen- 
räume zwischen  den  Krystallen  aus,  auch  sitzen  in  den  Drusenräa- 
men  kleine  Krystalle  von  Zinnstoin. 

Dieser  Topasfels  bildet  eine  schroff  mauerartig  80  Fuss  hoch 
emporragende  Felsmassc ,  den  Schneckenstein  ,  im  Glimmerschiefer 
bei  Auerbach  im  sächsischen  Voigtlande ;  er  lässt  keinen  Uebergang 
in  den  umgebenden  Glimmerschiefer  erkennen. 

Henckel,  Acta  physico-inedica  1737.  IV.  31ß  beschrieb  zuerst  den 

»  Sehn  eckentopas  « . 
J.  G.  Kern,  vom  Schneckcnsteiii  oder  dem  sächsischen  TopasfeUen. 

Prag   1776. 
J.  F.  W.  V.  Charpentier,  Miner.  Geogr.  d.  chursächs.  Lande.  1778.  309. 
Breithaupt,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1854.  787. 

Saussurit-tiabbre. 

Damit  seien  diejenigen  Gesteine  bezeichnet,  welche  neben  Dial- 
1  a  g  oder  Smaragd  it  solchen  S  au  s  s  ur  i  t  führen,  der  nicht  als 
ein  labradorartiger  Feldspath  betrachtet  werden  kann,  sondern  ein 
zoisit-  oder  mejonitähnliches  Mineral  zu  sein  scheint.  Von  ihm 
war  schon  S.  112  die  Rede,  da  man  derlei  Gesteine  gleichfalls  als 
Euphotide  oder  (labbro  aufgeführt  hat.  Zu  ihnen  ist  namentlich 
das  schöne  Gestein  zu  zählen,  welches  sich  in  Geschieben  und  gros- 
sem Blöcken  an  den  Ufern  des  Genfer  Sees  findet  und  ein  gross- 
körniges Geniengo  von  vorwaltendem  graulich-  bis  bläulichweissem 
derbem  feinkörnigem  sog.  Saussarit  und  gras-  bis  apfelgrünem,  auf 
den  Spalt ungsfiächen  perlmuttcrig  glänzendem  Smaragdit  darstellt. 
Von  diesem  Saussurit  gibt  es  eine  alte  Analyse  von  Th.  de  Saus- 
sure (Jourii.  des  raines  XIX.  205)  und  eine  neuere  von  J.  Fiken- 
scher  (Journ.  f.  pract.  Chemie  LXXXIX.  456 ;  Neues  Jahrb.  f.  Min. 
18G4.83),  welcher  darin  fand :  Kieselsäure  45.35  ;  Thonerde  30.28 ; 
Kalk  13.87;  Magnesia  3.38 ;  Natron  4.23;  Eisenoxydul  1.37;  Glüh- 


Saussarit-Gabbro. 


327 


Verlust  0.71  ;  das  spec.  Gewicht  ist  wiederum  hoch,  8.227.  Das 
Sauerstoffverhältniss  ist  1.46  :  3  :  5.08,  oder  nahe  wie  1  :  2  :  31. 
Fikenscher  betrachtet  diesen  Saussurit,  dessen  feines  Pulver  von 
Säuren  nur  wenig  angegriffen  wird  und  von  dem  feine  Splitter  nur 
schwer  vor  dem  Löthrohr  schmelzen,  als  eine  selbständige  Spe- 
cies.  Der  Smaragdit  dieses  Gesteins  besitzt  naöh  ihm  die  Spalt- 
barkeit der  Hornblende  und  kann  als  eine  Abänderung  des  Uralit 
betrachtet  werden,  ausserdem  enthält  es  Grammatitfasern  und  kleine 
blutrothe  scharfe  Granatkrystalle.  Hierher  scheinen  auch  zu  gehö- 
ren das  Gestein  vom  Mont-Genevre  mit  grünlichweissem  Saussurit 
(I)  ,  eines  aus  dem  Orezzathal  in  Corsica  mit  Saussurit  (U),  beide 
untersucht  von  Boulanger  (Annal.  des  mines  (3)Vni.  159;  Poggend. 
Annal.  XXXVI.  479)  und  das  vom  Monte -Rosa  mit  bläulichweis- 
sem  Saussurit  (III) ,  den  Hunt  analysirte  (Amer.  journ.  of  sc.  (2) 
XXVU.  336): 


Kieselsäure 
Thonerde  . 
Eisenoxyd 
Kalk  .  . 
Magnesia  . 
Kali  .  . 
Natron 
Glühverlust 


I. 

n. 

ni. 

44.6 

43.6 

43.59 

30.4 

32.0 

27.72 

— 

— 

2.61 

15.5 

21.0 

19.71 

2.5 

2.4 

2.98 

— 

1.6 

— 

7.5         — 


3.08 
_  _  0.35 
10Ö.5  100.6'  100.04 
Alle  drei  stimmen,  wenn  auch  die  Monoxydantheile  nicht  we- 
nig differiren ,  im  Sauerstoffverhältniss  sehr  gut  überein ,  welches 
beil  =  1  :  1.0  :  3.1,  bei  II  =  1  :  2.0  :  3.1,  bei  III  =  1  :  1.8:3.0;  auf- 
fallend ist  jedoch,  dass  das  spec.  Gewicht  bei  I  nur  zu  2.65  ange- 
geben wird,  während  es  bei  III  3.365  beträgt,  und  dass  II  vor 
dem  Löthrohr  leicht  schmelzbar  ist. 


Eklogit. 

Oiiiphacitfols,  Smaragditfels.  Von  Ilauy  benannt,  wegen  des 
durcli  die  lebliaft  verschiedenen  Farben  der  zwei  Gemengtheile  her- 
vorgebrachten schönen  Aussehens  (Traite  de  miner.  IV.   548). 

Der  Kklogit  besteht  aus  grasgrünem  Smaragdit  und  rothem 
Granat    in   grob-  bis  kleinkörnigem  Gemenge.     Das  Gestein    hat 


328  Eklojrit,  Cyanitfels. 

meistens  den  Anschein,  als  ob  die  Granatkörner  porphyrartig  in 
der  grünen  Smaragditgrnndmasse  eingewachsen  seien.  Sehr  häufig 
tritt,  manchmal  in  recht  beträchtlicher  Menge,  Cyanit  hinzu  in  iiim- 
mel-  oder  dunkelblauen  kleinen  Körnern,  welche  die  Schönheit  des 
Gesteins  noch  erhöhen.  Weisser  Glimmer,  Quarz,  Kalkepidot, 
Hornblende,  Magneteisen,  Chlorit,  Eisenkies  stellen  sich  auch  hier 
und  da  als  unwesentliche  Mineralien  in  dem  Gemenge  ein;  Zirkon 
erwähnt  Lipoid  von  der  Saualpe  in  Kärnthen.  Noch  von  keinem 
Eklogit  ist  eine  chemische  Analyse  veranstaltet  worden. 

Der  Eklogit  ist  ein  Gestein  von  geringer  Verbreitung.  Im 
Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Thonglimmerschiefer  bildet  derselbe  un- 
geschichtete,  stockartige  Einlagerungen,  bisweilen  von  ziemlicher 
Ausdehnung,  vielfach  mit  Serpentin  vergesellschaftet,  welcher  hier 
ein  Umwandlungsproduct  des  Eklogit  zu  sein  scheint  (Bd.  1.  330). 
Im  Gneiss  des  Fichtelgebirges  finden  sich  von  Hof  nach  Markt  Schor- 
gast  zu  mehrere  Eklogitvorkommnisse,  z.  B.  am  Reuthberg  bei  Döhl- 
au  unfern  Hof,  bei  Eppeureuth,  am  Schafliügel  bei  Silberbach,  am 
Rehhügol  nördlich  von  Fattigau,  bei  Fürstenreuth,  Stambach.  Cya- 
nitreich  ist  der  Eklogit  an  der  Bacheralp  in  Steiermark ;  im  nord- 
östlichen Kärnthen  sind  zahlreiche  EkL^gitmassen  dem  Gneiss  ein- 
gelagert, an  der  Saualpe  (Gedruskogel  und  Kupplerbrunn),  bei 
Lölling  (vgl.  Lipoid,  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  VI.  1855.  415  u. 
Neues  Jahrb.  f.  Min.  IA58.  222).  An  der  Engelswand  im  tyroler 
Oetzthal.  In  Sachsen  bei  Grosswaltersdorf  im  Gneiss,  bei  Waldheim 
im  Granulit ,  bei  Greifendorf  von  Serpentin  umgeben. 

Im  norwegischen  Gneiss  fand  Naumann  westlich  von  Romsdal 
und  Homingdal  ebenfalls  Eklogit.  Ausgezeichneten  Eklogit,  wel- 
cher Rutil  und  Iserin  führt,  beobachteten  Hjortdahl  und  Irgens 
am  Dalfjord  im  Nordre-Bergenhus-Amt.  Auf  der  Insel  Syra  des 
griechischen  Archipel. 

Cyanitfels, 
oder  Disthenfcls  nannte  Virlet  ein  Gestein  von  der  Insel  Syra. 
Der  Cy  a  n  i  t  von  heller  oder  dunkler  blauer  Farbe  bildet  dort  entweder 
allein  oder  verbunden  mit  rothem  Granat,  grünem  Smaragdit 
oder  silberweissem  Glimmer  mächtige  Lager,  welche  mit  Eklogit 
abwechseln.  Es  ist  offenbar,  dass  petrographisch  zwischen  Eklogit 
und  Cyanitfels  eigentlich  keine  Grenze  zu  ziehen  ist. 
Virlet,  Bull,  de  la  soc.  geol.  III.  201.  1833. 


Granatfels.  329 

CraBatfels. 

Ein  krystallinisch  -  körniges  Geraenge  von  Granat,  Horn- 
blende und  Magneteisenerz.  Oft  besteht  die  ganze  Masse  fast 
nur  aus  braunem  oder  gelblichem,  mehi*  oder  weniger  dicht  erscheinen- 
dem Granat ;  in  Drusenräumen  desselben  zeigen  sich  manchmal  schöne 
Granatkrystalle ;  in  andern  Fällen  gewinnen  wieder  Hornblende  und 
Magneteisen  die  Ueberhand.  Selir  häufig  sind  noch  andere  Silicate, 
Schwefelmetalle  und  Kalkspath  hinzugemengt.  Derlei  Gesteine  tre- 
ten vorwiegend  nur  in  untergeordneten  Vorkommnissen  auf:  am 
Teufelsstein  und  Klobensteiu  bei  Schwarzenberg,  bei  Ehrenfrieders- 
dorf und  Berggieshübel  in  Sachsen.  Bei  Kupferberg  im  böhmischen 
Erzgebirge;  im  Gebiet  des  Glimmerschiefers  bei  Abertham  und  nord- 
östlich von  Bäringen  in  der  Gegend  von  Joachimsthal,  wo  der  Glimmer- 
schiefer nicht  unbeträchtliche  Einlagerungen  von  Granatfels  enthält, 
die  stellenweise  eine  Mächtigkeit  von  10  Klaftern  erreichen.  Beim 
Cap  Calamita  auf  Elba  bildet  der  Granatfels  einen  mächtigen  Gang. 
Im  Uebergangskalkstein  von  Bogoslowsk  im  Ural  beobachtete  G. 
Rose  einen  gelbiichbraunen,  stark  fettglänzenden  Granatfels,  häufig 
von  kleinen  Quarzaderu  durchsetzt;  er  erscheint  in  Lagern,  die 
man  bis  auf  eine  Länge  von  130Lachtern  verfolgt  hat  und  die  zu- 
weilen eine  Mächtigkeit  von  20  Lachtern  gewinnen.  Nach  Sterry 
Hunt  kommt  Grauatfels  bei  St.  Joseph  in  Canada  vor,  wo  weisser 
Thongranat,  gemengt  mit  Feldspath,  Hornblende  oder  Serpentin  la- 
gerartige Massen  bildet. 

Hieran  möge  sich  das  Gestein  reihen,  welches  nach  dem  Be- 
richt von  Tasche  im  Gneiss  des  südlichen  Kirchspiels  Bokenäs  bei 
Stora-Kärr  im  Bohuslän  (Schweden)  auftritt,  ein  Gemenge  von  klei- 
nen schwarzen  oder  schwarzgrünen,  glasglänzenden  Hornblende-Kry- 
stallen ,  rothbraunem ,  durchscheinendem  krystallinischem  Granat, 
kleinen  Partieen  und  ausgebildeten  Krystallen  von  Rutil,  sowie  sehr 
spärlichem  triklinem  Feldspath.  Da  wo  das  Gestein  den  Atmo- 
sphärilien ausgesetzt  ist,  scheine  sich  Hornblende  und  Granat  in 
Glimmer  und  C'hlorit  umzuwandeln. 

V.  Wainsdorff,  X.  Jahrb.  f.  iMin.   1844.  413. 

V.  Cotta,   Krläutoruiigcn  z.  pfeogn.  Karte  von  Sachsen  Heft  IL  225. 

Jükely,  Jahrb.  der  k.  k.  geol.  R.anst.  VIII.   1857.  30. 

(j   Rose,   Reise  in  den  Ural  I.  398. 

St.  Hunt,  Catalogue  of  canadian  rocks  z.  Londoner  Ausstellung  1862. 

Tasche,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1864.  27. 


330  Kinzigit,  Cordicritfelp,  Diinit. 

Hier  mögen  sich  ihres  Granatgehalts  halber  zwei  Gesteine  an- 
schliessen ,  Kinzigit  und  C or d  i er i  t f el  s ,  welche  sich ,  wenn- 
gleich sie  etwas  Feldspath  enthalten,  nicht  zweckmässig  den  Feld- 
spathgesteinen  einreihen  lassen. 

Kinxlgit. 

Ein  krystallinisches  Gemenge  von  schwarzem  Glimmer,  Gra- 
nat,  welcher  meistentheils  deutliche  Manganreaction  zeigt,  und 
Oligoklas,  als  accessorische  Gomengtheile  auch  Cordierit,  Fibro- 
lith  und  Mikroklin  führend.  Dieses  Gestein,  dessen  Eigenthümlich- 
keit  Fischer  zuerst  hervorhob,  findet  sich,  bisweilen  in  dichten  Zu- 
stand übergehend  zu  Wittichen  an  der  Kinzig  im  Schwarzwald,  »u 
Gadernheim  und  Erlenbach  im  Odenwald.  Verwandte  Gesteine  kom- 
men vor  bei  Bodenmais  in  Bayern,  wo  der  Oligoklas  durch  Breit- 
haupts Mikroklin  vertreten  sein  soll,  und  am  Cabo  de  Gata  in 
Spanien.  G.  Leonhard  ist  geneigt,  den  Kinzigit  als  einen  Gneiss  zu 
betrachten,  in  welchem  der  Quarz  durch  Granat  ersetzt  ist. 
Fischer,  X.  Jahrb.  f.  Min.  1860.  796  und  1861.  641. 

Cordieritfels, 

oder  Dichr  oitfels,  ein  Gemenge  aus  Feldspath,  Cordierit, 
Granat  und  spärlichem  Glimmer,  im  Granit  des  Erlbachgrun- 
dos  bei  Kriebstein  iu  Sachsen   einen  Gang  bildend. 

Naumann,  Erläuterungen  z.  gfO<rn.  Karte  v.  Sachsen  Heft  II.  S.  13. 

Es  folgen  nun  drei  feldspathfreie  Gesteine,  welche  zum  gröss- 
ten  Theile  aus  0  1  i V i n  bestehen:  Dunit,  Lherzolith  und  Eu- 
ly  s  i  t.  Die  genauere  Kenntniss  der  beiden  erstgenannten  bt  ein 
interessantes   Resultat  der  allerjüngsten  Zeit. 

•unit. 

(Körniger  Olivinfels). 

Dies  eigenthümliche  (185*.))  von  v.  Hochstetter  auf  Neuseeland 
aufgefundene  und  benannte  Gestein  setzt,  in  engster  Verbindung  mit 
Serpentin  stehend,  die  mächtige  Bergniasse  des  4000  Fuss  hohen 
Dun  Mountain  südöstlich  von  Nelson  zusammen,  die  einer  grossar- 
tigen Serpentingangmasse  augehört. 

Der  Dunit  ist  ein  aus  krystallinisch-körnigem  Olivin  l>e8te- 


Dunit.  331 

hendes  Gestein,  von  lichtgelblichgrüner  bis  graugrüner  Farbe ,  auf 
dem  frischen  Bruch  mit  Fettglanz  bis  Glasglanz;  die  Bruchflächen 
sind  uneben,  eckig  körnig  und  grobsplitterig ,  die  Härte  ist  etwas 
geringer  als  beim  Feldspath,  das  spec.  Gew.  beträgt  3.295.  Vor 
dem  liöthrohr  färben  sich  kleine  Splitter  rostgelb,  schmelzen  aber 
nicht;  in  Salzsäure  ist  das  Gestein  fast  vollständig  zersetzbar.  Chrom- 
eisen ist  stets  in  nadelkopfgrossen  schwarzen,  au  den  Kanten  ab» 
gerundeten  Oktaedern  als  charakteristischer  accessorischer  Gemeng- 
theil eingesprengt. 

Analysen  des  möglichst  von  Chromeisen  befreiten  Dunit  I  nach 
Reuter,   II  nach  Madelung. 

I.  II. 

Kieselsäure 42.80       42.69 

Magnesia 47.38       46.90 

Eisenoxydul      ......       9.40       10.09 

Natron,  Nickel-  u.  Kobaltoxyd     Spuren   Spuren  Nickel 

Wasser 0.57  0.49 

1007l5  T0().l~7~ 
Mit  Vernachlässigung  des  Wassers  ist  das  Sauerstoflverhält- 
niss  von  Si  und  (Mg  4-  Fe)  bei  I  =  22.3  :  21.1,  bei  II  =  22.1  :  21.0, 
also  wie  1:1,  wie  es  dem  Olivin  zukommt.  Der  Olivin  des  Dunit 
verhält  sich  zu  dem  in  vulkanischen  Gesteinen  eingesprengten  Oli- 
vin wie  Orthoklas  zu  Sanidin.  v.  Hochstetter  spricht  die  gegrün- 
dete Vermuthung  aus,  dass  einige  harte  krystallinisch  aussehende 
sog.   Serpentine  vielleicht  Dunit  seien. 

Das  Mineralgemengo  des  Dunit,  Olivin  mit  accessorischem 
Chromeisen,  war  bisher  nicht  als  tellurisches  Vorkommnis^,  sondern 
nur  als  Meteorstein  bekannt  und  zwar  im  Chassignit  (G.  Rose), 
gefallen  am  3.  October  1815  bei  Chassigny  unweit  Langr es,  Haute- 
Mame,  Frankreich.  Nach  Damour  besteht  dieser  Meteorstein  aus 
zahllosen  rundlichen  kleinen  Körnern  von  strohgelber  Farbe  mit 
Glasglanz  (Olivin),  und  hier  und  da  eingesprengten  schwarzen  Körn- 
chen; dass  pec.  Gew.  ist  3.57;  Salpetersäure  zersetzt  ihn  schon  in  der 
Kälte,  namentlich  aber  in  der  Wärme  und  lässt  jene  schwarzen 
Körner  ((•hronieisen)  mit  einigen  graulichen  Partikeln  unangegriffen 
zurück,  die  ganz  das  Ansehen  von  Augit  haben;  beide  zusammen 
machon  aber  nicht  einnuil  4  pct.  aus.  Die  Analyse  ergab:  Kiesel- 
säure 35.30;    Magnesia  31.76;    Eisenoxydul  26.70;  Manganoxydul 


332  Lherzolith. 

0.45;    Chromoxyd  0.75;    Kali    0.66;    Chromeisen    und  Augit  3.77 
(99.39).  Der  Chassignit  ist  demnach  viel  eisenreicher  als  der  Diinit. 

V.  Hochstetter,    Zeitschr.   d.  d.   geol.  Ges.  1864.  341.     Geologie  v. 

Neuseeland  1864.  218.  N.  Jahrb.  f.  Min.   1866.  76. 
Damour,  Comptes  rendus  LV.  1862.  591;  vergl.  auch  Joum.  f.  pr. 

Chem.  LXXXIX.  1863.  50(J. 

Lherzolith. 

Dieses  Gestein ,  namentlich  in  den  Umgebungen  des  Weihers 
Lherz  in  den  Pyrenäen  veibreitet,  wurde  von  v.  Charpentier  als 
ein  körniger  Augitfols  (Pyroxene  en  röche)  betrachtet  und  bisher 
in  dieser  Weise  beschrieben.  Neuerdings  ergab  es  sich  aber  durch 
die  chemischen  und  mineralogischen  Untersuchungen  von  Damour 
und  Descloizeaux,  dass  der  Lherzolith  keineswegs  aus  einer,  son- 
dern aus  drei  deutlich  von  einander  unterscheidbaren  Mineralspe- 
cies  besteht:  aus  Oliv  in,  aus  Knstatit  und  Diopsid  als  we- 
sentlichen Gemengtheilen,  wozu  sich  als  unwesentlicher  Gemengtheil 
schwarze  Körner  von  Picotit  gesellen.  Merkwürdigerweise  hielt  be- 
reits der  erste  Entdecker  dieses  Gesteins ,  Lelievrc ,  in  einem  an 
de  Lamethene  gerichteten  Briefe  (Journal  de  physique,  Mai  1787) 
dasselbe  für  eine  Varietät  von  Chrysolith.  Picot  de  Lapeyrouse, 
welcher  das  Gestein  später  in  seinen  dem  III.  Bd.  der  Memoires  de 
Tacademie  de  Toulouse  eingereihten  Fragments  sur  la  mincralogie 
des  Fyrenees  (S.  27)  beschrieb,  glaubte  es  für  eine  Varietät  des 
p]pidot  halten  zu  »ollen ;  de  Lametherie  ist  es ,  welcher  ihm  den 
Namen  Lherzolith  ert heilte.  Schon  Charpentier  war  die  Verschie- 
deufarbigkeit  der  zusainmenjctzenden  Theile  nicht  entgangen,  »qui 
le  fait  prendre  au  premier  abord  pour  une  röche  composee«  ;  auch 
hatte  dieser  vortreffliche  Beobachter  bereits  bemerkt,  dass  der  schön 
grüne  Pyroxon  (der  Diopsid)  nicht  so  schwer  schmilzt  als  der  grau- 
braune (der  Knstatit),  gleichfalls  dass  jener  dem  verwitternden  Ein- 
fluss  der  Atmosphäre  verhältnissmässig  bedeutend  weniger  unterliegt; 
selbst  macht  er  schon  darauf  aufmerksam,  dass  Olivin  und  Diallag 
diejenigen  Mineralien  seien ,  die  mit  dem  Pyroxene  en  röche  die 
grössto  Aehnlichkeit  darbieten. 

Der  Olivin,  meist  nahezu  drei  Viertel  der  Masse  bildend,  ist 
leicht  von  den  andern  Gemengtheilen  durch  seine  Härte  und  oliven- 
grüne Farbe  zu  unterscheiden ;  er  ist  vor  dem  Löthrohi*  unschmelz- 


Lherzolith.  338 

bar,  rait  Säuern  gelatinirend.  Damour  fand  das  spec.  Gewicht  3.38, 
die  Zusammensetzung:  Kieselsäure  40.59;  Magnesia  43.13;  Eisen- 
oxydul  13.73;  Manganöxydul   1.60  (99.05). 

Das  über  den  Diopsid  meist  vorwiegende  Magnesiaeisenoxy- 
dulsilicat  Knstatit,  spaltbar  nach  den  Flächen  eines  geraden  rhom- 
boidischen  Prismas  mit  dem  Winkel  von  93"  und  87"  ist  von  grau- 
lichbrauner Farbe,  vor  dem  Löthrohr  sehr  schwer  schmelzbar,  un- 
löslich in  Säuren;  das  spec.  Gewicht  ist  3.27,  die  Zusammensetzung: 
Kieselsäure  54. 7G  ;  iMagnesia  30.22  ;  Eisenoxydul  9.35  ;  Thonerde 
und  Chromoxyd  4.90  (99.23). 

Der  Diopsid  findet  sich  in  rundlichen  Körnern  von  smaragd- 
grüner Farbe ;  er  schmilzt  vor  dem  Löthrohr  zu  durchscheinendem 
grünem  Glas  und  löst  sich  in  l^hosphorsalz ,  dem  er  eine  chrora- 
grüne  Farbe  ertheilt;  das  spec.  Gewicht  ist  3.28,  die  Zusammen- 
setzung :  Kieselsäure  53. G3  ;  Thonerde  4.07  ;  Kalk  20.37  ;  Magnesia 
12.48;  Eisenoxydul  8.52;  Chromoxyd  1.30  (100.37).  p:8  ist  daher 
ein  an  Eisen  verhältnissmässig  sehr  reicher  Diopsid,  welcher  auch 
unter  allen  bisher  untersuchten  die  grösste  Thonerdemenge  aufweist, 
und  von  denen  übrigens  keiner  einen  Chromgehalt  besitzt. 

Die  kleinen  schwarzen  Körner  des  Picotit  (zu  Ehren  des  aus- 
gezeichneten Naturforschers  Picot  de  Lapeyrouse  von  Charpentier 
benannt)  dürften  als  ein  chromhaltiger  Pleonast  zu  betrachten  sein ; 
das  sper.  Gewicht  ist  4.08,  die  Zusammensetzung :  Thonerde  r)6.00; 
Magnesia  10.30;  Eisenoxydul  24.90;  Chromoxyd  8.00;  Kieseliger 
Rückstand  2.00.  Bisweilen  erscheinen  auch  Talkblättchen  im  Lher- 
zohth,  und  stellenweise  geht  er  in  Serpentin  über. 

V.  Charpentier  theilt  auch  eine  von  Vogel  angestellte  Bausch- 
analyse des  (iesteins  —  vielleicht  eine  der  frühesten  Bauschanalysen, 
allerdings  nur  eine  unfreiwillige  —  mit;  sie  lieferte:  Kieselsäure 
45.0;  Thonerde  1.0;  Kalk  19.5;  Magnesia  16.0;  Eisenoxydul  12.0; 
('hromoxydul  0.5;  Manganoxydul  Spur;  Verlust  6.0,  Beachtens- 
werth  ist,  dass  schon  damals  dem  aufmerksamen  Analytiker  der  ge- 
ringe ("hromgehalt  nicht  entgangen  war. 

Der  vorwiegend  olivenfarbene  Lherzolith  ist  grobkörnig  bis 
dicht,  bisweilen  so  feinkörnig,  dass  er  manchen  Serpentinen  gleicht, 
von  denen  er  sich  indessen  durch  grössere  Härte  unterscheidet. 
P'r  bildet  meistens  in  der  Nähe  der  Granite  kleinere  und  grössere 
Lager    in    den    Kalksteinen    der    Pyrenäen,     von    denen    sich    das 


384  Lhenolith. 

ansgedelinteste  am  Weiher  Lherz  findet,  welches  über  fOnf  Viertel 
Meilen  weit  vom  Planel  de  Bernadonze  bis  zum  Passage  d^&ce  zu 
verfolgen  ist  (Dep.  de  TAriege).  Der  Teich  von  Lherz  (l'etang  de 
liherz  oder  de  TErs,  womit  man  in  den  Pyrenäen  eine  durch  Bren- 
nen vcrw  üstete  Holzung  bezeichnet,  vom  latein.  ardere)  liegt  etwas 
unterhalb  des  1070  Meter  hohen  Col  d'Aneou,  über  welchen  man 
von  Aulus  im  Garbet-Thal  nach  Vicdessos  oder  nach  Massat  steigt. 
Dieses  schwarze  und  stille  von  Seerosen  nnd  Binsen  bewachsene 
Gewässer,  welches  im  trockenen  Sommer  kaum  hundert  Schritte 
im  Umfang  hat,  ist  ringsum  von  nackten,  an  der  Oberfläche  gelb- 
braun verwitterten  Lherzolithklippen  umgeben,  über  welchen  sich 
hohe  und  steile,  vollständig  sterile  Felsen  eines  lichtbläulichgrauen 
meist  kryptokrystallinischen  Kalksteins  erheben.  Ausgezeichnet  ist 
der  Lherzolith  ,  welcher  an  der  Serre  de  Sem,  südöstlich  von  Vic- 
dessos (Ariege)  eine  140  Meter  breite  Einlagerung  im  Kalkstein 
bildetr  und  südlich  von  Arconac  durch  das  Vicdessos-Thal  hindurch- 
setzt ;  die  Grenze  zwischen  dem  Lherzolith  und  dem  dichten  blau- 
grauen Kalkstein  ist  sehr  deutlich  und  scharf.  Auch  in  den  Um.' 
gebuugen  von  Portet  im  Vallongue  findet  sich  das  Gestein  anste- 
hend in  der  Berggegend  Et  -  cot  -  de  -  Moulinos  und  am  Berge  Golas, 
sowie  in  losen  Blöcken  auf  dem  Wege,  welcher  von  Portet  nach 
der  hoch  über  dem  Ger-Thal  gelegenen  Kirche  von  Couledoux  führt. 

Am  südlichen  Abhänge  des  Col  de  Lurde  in  der  Umgebung 
von  Eaux-bonnes  nach  der  Ebene  von  Soussoueou  zu  findet  sich  nach 
I)escloiz(faux  ein  Gestein  von  derselben  nur  etwas  dichtem  Be- 
schafl'enhcit ,  wir  es  am  Weiher  Lherz  ansteht.  Leymerie  berich- 
tet von  einem  Lherzolith  auf  der  südöstlichen  Flanke  des  Felsens 
von  Appi  nicht  weit  von  dem  Granit  des  Pic  de  Tabe  (Pyrenäen). 

Ein  ganz  ähnliches  ausgezeichnet  kry stall inisches  Gestein,  aus . 
vorwiegendem  Olivin,  Enstatit  und  Diopsid  bestehend,   wurde  kürz- 
lich von  Bertrand  de  Lom  im  Granitgebiet  von  Beyssac,  Dep.  der 
Haute -Loire  aufgefunden. 

F.  Sandberger  fand  jüngst  eine  fast  völlig  dem  Lherzolith 
entsprechende  Feisart  an  den  >'Schwarzen  Steinen«  bei  Tringenstein 
an  der  Grenze  des  nördlichen  Nassau  gegen  das  darmstädter  Hin- 
terland. Ein  Viertel  bis  ein  Sechstel  des  untersuchten  Gesteins  be- 
stand aus  noch  frischem,  körnigem  Olivin,  welcher  in  dem  übrigen 
Tlieile  desselben  sich  in   jedem  Stadium  der  Umwandlung   zu  Ser- 


Eulysit.  886 

pentin  befindet.  Porphyrartig  eingewachsen  ist  lauchgrüner,  viel- 
fach durch  Körner  der  Grundmasse  unterbrochener  Diopsid ,  z.  Th. 
in  Umsetzung  zu  tombakbraunem  Glimmer,  z.  Th. ,  wie  es  scheint, 
zu  einem  schillerspathähnlichen  Körper  begriffen ;  letzterer  dürfte 
vielleicht  der  Eustatit  der  pyrenäischen  Lherzolithe  sein. 

Auf  der  Seefelder  Alp  im  Ultenthal  in  Tyrol  wird  ein  Olivin- 
gestein in  rundlichen,  olivengrünen  Massen  als  Findling  getroffen 
(v.  Zepharovich,  Min.  Lex.  v.  Oesterr.  293)  ;  es  enthält  gelbbraunen 
Hronzit,  dessen  Analyse  (Köhler,  Poggend.  Ann.  XIII.  113  und 
Kegnault,  ebend.  XLVI.  297)  sehr  gut  mit  der  des  pyrenäischen 
Knstatit  übereinstimmt;  ausserdem  gewahrt  man  in  den  Stücken 
ein  smaragdgrünes  Mineral  (wahrscheinlich  der  Diopsid  von  Lherz), 
sowie  in  einigen  rothen  Granat. 

De  Lametlierio,  Throrie  de  la  terre  11.281  ;  Lc^^ons  mineral.  II.  206. 

V.  Charpentier,  Essai  nur  la  const.  geogn.  des  Pyrenees  1823.  245. 

Marrot,  Annalos  des  mines  (2)  IV.   1828.  207. 

Damüiir.  Bull,  de  la  aoe.  geol.  (2)  XIX.   1862,  413;  yev^l  auch   N. 
Jahrb.  f.  Min.   18C3.  95. 

Descloizeaax,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XIX.  1862.  417;    auch  Ma- 
nuel de  mineralogie  I.  541.  544. 

Loynierie,  Bull    de  In  soc.  geol.  (2)  XX.   1863.  245. 

F.  Sandberger,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.  449. 

EbIjsU. 

Axel  Erdmann  nannte  so  ein  Gemenge,  welches  fast  zur  Hälfte 
aus  o  1  i  V  i  n  ä  li  n  1  i  c  h  e  ni ,  in  concentrirter  Salzsäure  löslichem 
Eisenoxydul  Silicat,  zur  andern  Hälfte  aus  grünem  Au  git 
und  braunrothem  (rranat  bestehend,  bei  Utterwik  und  Strömshult 
unweit  Tunaberg  in  Schweden  ein  ungefähr  30  Fuss  mächtiges  und 
auf  2000  Fuss  Erstreckung  verfolgtes  Lager  im  Gneiss  bildet.  Die 
Analyse  des  löslichen  Gemengtheils,  welcher  die  Kieselsäure  flockig- 
gelatinös  abscheidet,  ergab:  Kieselsäure  29.34  ;  Eisenoxydul  54.71; 
Manganoxydul  H.39 ;  Mjignesia  3.04;  Kalk  3.07;  Thonerde  1.21 
(99.76).  Dieser  Olivin  nähert  sich  wegen  seines  grossen  Eisenoxy- 
dulgehalts dem  Fayalit,  ist  aber  etwas  mangan-  und  kalkreicher, 
übrigens  vollständig  nach  der  Formel  11^  Si  zusammensetzt. 

A.  Erdmann,    Försök   tili  en  geognostisk-mineralogisk  Beskrifning 

öfver  Tuhabergs  Socken  1849.   11. 
Vgl.  auch  N.  Jahrb.  f.  Min.  1849.  837. 

Au    der    isländischen    Küste  de^  nördlichen   Eismeers,    in  der 


336  Andere  Olivingesteine. 

Gegend  von  Melstadr,  dem  Ilofsos,  Hnansar  kommen  abwechselnd 
mit  den  Basaltdecken  mächtige  Lager  eines  körnigen  Olivingeeteinn 
vor,  welches  fast  nur  aus  ölgrüneni  Olivin  und  sehr  wenig  Angit 
besteht. 

Pf'yer  u.  Zirkel,  Reise  nach  Island  1802.  292. 

Hier  seien  auch  die  als  vulkanische  Bomben  geltenden  Kugeln 
erwähnt,  welche  sich  bald  von  gi'össerni,  bald  von  kleinerm  Dorch- 
menser  (bis  zu  50  Pfund  schwer)  stets  init  einer  dünnen  I^va- 
kruste  überrindet,  in  der  Nähe  kraterartiger  Vertiefungen  der  Eifel, 
z.  B.  des  Dreiser  Weihers,  des  Weinfelder  Maares  zerstreut  im  vul- 
kanischen Sande  finden ;  sie  bestehen  aus  grünlichgelbem  Olivin 
imd  gi'ünem  Augit  in  Körnern  und  wurden  früher  für  reinen  Olivin 
gehalten.  Kjerulf  fand  in  dem  Augit  (vom  Olivin  durch  Salzsäure 
getrennt):  Kieselsäure  5(5.47;  Thonerde  4.02;  Chromoxyd  1,05; 
Eisenoxydul  ().05 ;  Magnesia  20.42;  Kalk  4.19;  Glühverlust  0.42. 
Dieses  Mineral  hat  eine  dem  Bronzit  vom  Ultenthai  und  dem  En- 
statit  von  Lherz  sehr  ähnliche  Zusannnensetzung.  Kleine  schwarze 
Körner  in  den  Kugeln  dürften  Chromeisen  oder  Picotit  sein. 

.luunial  f.  pract.  Chemie  LXV.  1H7;  Nyt  Majjraz.  fTir  Naturvidensk. 
VIII.  178.  V^'l.  auch  Mitschtrlieh,  die  vnlk.  Erscheinung,  d. 
Kiftl,  liersiusjrop:.  v.  Ruth  18(m.  28. 

Interessant  wäre  es,  die  S.  2-^3  erwähnten  grossem  Olivin- 
massen  in  den  Basalten  zu  untersuchen,  ob  nicht  neben  dem  Olivin 
noch  En.«;fatit  (Bronzit),  Diopsid,  Chromeisen  oder  Picotit  darin 
enthalten  ist. 

Als  Pikrit  bezeichnete  Tsohermak  ein  Gestein  aus  der  Ge- 
gend von  'Feschen  und  Neutitschein  (Teschenit  Hoheneggers  z.  Th.), 
welches  zur  Hälfte  aus  Olivin,  ausserdem  aus  Feldspath,  Diallag, 
Hornblende,  MH^nieteiüen  besteht.  Wegen  des  rasch  zersetzbaren  Olivin 
unterließet  es  leicht  (»iner  Umwandlung  und  es  entstehen  eigenthüm- 
liehe  (iest«*ine.  welrhe  Olivinpseudonnirphosen  in  einer,  Glimmer, 
(/hlorit,  Hornblende,  Kalkspath  führenden  (irundmassc  zeigen 
«Sitznnjrsber.  d.  k.   Akad.  in   Wien,  S.März   IStW»). 

Darauf,  da^s  manche  Serpentinmassen  ans  Olivingesteinen  her- 
V(»rj;«*<,'an«ren.  sowit?  dass  die  in  den  erstem  i  ing(>wachsenen  Mineralien 
(Chrnniei^^en.  Ilnnizit.  (iraiuit)  nur  gerettete  lieberreste  des  letztem 
seien,  wnrd»*  sclmn   Hd.  I.   S21    nml   3HI    hingewiesen. 


Bildungsweise  der  Granite.  837 

BllduiifSfS weise  der  gemengten  krystalllnisch- 
ktfrntgen  Maiisen-Qedteine. 

Im  Folgenden  sind  die  Hauptansiohten  zur  Darstellung  ge- 
])raclit,  wodurch  man  zur  Zeit  die  Entstebungsweise  der  gemengten 
krystallinisch-köruigen  Massengesteine  zu  erklären  versucht;  damit 
sind  Betrachtungen  verknüpft,  die  zum  Ziele  haben,  diejenige  zu 
ermitteln,  welche  die  meiste  Wahrscheinlichkeit  in  sich  birgt. 

Es  würde  vielleicht  zweckmässig  sein,  die  Reihe  dieser  Unter- 
suchungen mit  den  beiden  jüngsten  Gesteinsgruppen,  den  Trachyten 
und  Basalten  zu  begimien,  da  diese  in  Zusammensetzung  und  Lage- 
rungsweise mit  acht  vulkanischen  Bildungen  verknüpft,  eine  ver- 
hältnissmässig  grössere  Analogie  mit  den  heutigen  Tages  und  vor 
unsern  Augen  sich  bildenden  gemengten  krystallinischen  Massen 
darbieten,  als  die  altern  der  hier  in  Betracht  kommenden  krystal- 
linischen Gesteine,  und  man  so  von  dem  bekanntern  zu  dem  min- 
der bekannten  Fortschritte;  da  indess  beide  dennoch  eine  ganz 
getrennte  Behandlung  erheischen,  so  verschlägt  es  nicht  viel,  wenn 
dieselbe  Reihenfolge  beibehalten  wird,  welche  auch  in  der  petro- 
graphischen  Beschreibung  beobachtet  wurde. 

Indem  wir  uns  in  dem  Bereich  der  altkrystallinischen  Gebilde 
zuvörderst  namentlich  der  Frage  nach  der  Bildungsweise  des  Granit 
zuwenden,  berühren  wir  einen  Gegenstand,  welcher  wie  wenige  die 
Aufmerksamkeit  gefesselt  hat,  und  betreten  ein  Feld,  auf  dem  ein 
heisser  längstentbrannter  Meinungskampf  noch  inuner  nicht  ge- 
schlichtet ist,  dessen  allseitig  befriedigende  Lösung  von  der  näch- 
sten Zukunft  auch  wohl  kaum  erhofft  werden  darf.  Der  Granit 
dient  gewissermaassen  als  der  Repräsentant  der  ganzen  Gruppe  der 
alten  krystallinisch-körnigen,  nicht  vulkanischen  Gesteine;  um  ihn 
wird  vorzugsweise  der  Streit  geführt,  dessen  Ausgang  auch  für  die 
andern  venvandten  Gebilde  in  mehr  oder  minderm  Maasse  ent- 
scheidend sein  wird. 

Wir  werden  dabei  erkennen,  wie  Gründe  gewichtiger  Art, 
wenigstens  für  die  meisten  Granite  zu  der  Annahme  führen,  dass 
dieselben  ursprüngliche  Eruptivgesteine  sind,  welche  in  einem  pla- 
stischen Zustand  cniporgedrängt  wurden.  Die  Untersuchung,  wie 
beschafVen  dieser  Zustand  gewesen  sei,  bildet  einen  zweiten  streng 
geschiedenen  Theil  der   folgenden  Erörterungen.     Dass  der  Granit 

Zirkel,  Petrographie.  II.  22 


338  Mechaiiischo  Wirkungen  der  Granitablagerungen. 

in  seiner  jetzigen  Gestalt  ein  Meeressediraent  sei,  ist  eine  Ansicht, 
welche  längst  nicht  mehr  der  Widerlegung  bedarf;  eine  Anzahl 
von  Forschem  sieht  aber  in  dem  Granit  ein  umgewandeltes  Sedi-' 
mentärgestein,  ein  Product  des  Metamorphismus;  dass  diese  Hypo- 
these für  die  meisten  genauer  bekannten  Granitablagemngen  sich 
keiner  Wahrscheinlichkeit  erfreut,  soll  durch  eine  vomrtheils- 
freie  Erwägung  aller  Umstände  zu  zeigen  versucht  werden.  Wenn 
es  sich  darum  handelt,  zunächst  die  eruptive  Natur  des  Granit  za 
begründen,  so  ist  es  dabei  nicht  zu  vermeiden,  auch  hier  und  da 
schon  Rücksicht  auf  verwandte,  gleich  oder  ähnlich  zusammenge- 
setzte und  in  derselben  Weise  auftretende  Gesteine  zu  nehmen, 
welche  Erscheinungen  darbieten,  die  die  an  Graniten  zu  beobach- 
tenden ergänzen  und  deuten  helfen.  Die  geotektonischen  und  Ver- 
bandvorhältnisse sind  es,  welche  uns  das  Material  zur  Feststellung 
dieses  Punktes  an  die  Hand  geben. 

Die  mechanischen  Einwirkungen,  welche  sich  an  unzähligen 
Punkten  erkennen  lassen,  wo  der  Granit  in  seiner  Lagerung  mit 
den  angrenzenden  Gesteinen  zusammentrifft,  sind  derart,  dass  sie 
nur  von  einer  Masse  herrühren  können,  welche  unter  gewaltsamen 
Kr aft äussern ngen  hervorgedrungen  ist. 

Darauf,  dass  der  Granit  so  häufig  die  ausgezeichnetsten  gang- 
förmigen Gebirgaglieder  bildet,  scheint  man  im  allgemeinen  kein 
so  grosses  Gewicht  legen  zu  dürfen,  als  es  wohl  geschehen  ist, 
denn  zahlreiche  Gangbildungen  gibt  es,  denen  Niemand  einen  eru- 
ptiven Charakter  zuschreiben  wird;  dagegen  walten  aber  dennoch 
zwischen  den  Granitgängen  und  d(m  andern  auf  wässerigem  Wege, 
sei  es  von  oben,  von  unten  oder  von  den  Seiten  her  gebildeten 
Gängen  höchst  wesentliche  Unterschiede  ob,  aus  denen  sich  gerade 
die  eruptive  Natur  der  Granitgänge  ergibt.  Oft  hat  die  Masse  der 
Granitgäuge  zwar  auf  die  Lage  der  Schichten  des  Nebengesteins 
keinen  störenden  Einfiuss  ausgeübt,  sehr  häufig  aber  gewahrt  man, 
dass  die  Schichtenenden  des  Nebengesteins  da,  wo  sie  durch  die 
ehemalige  Gangspalte  begrenzt  wurden,  verbogen  und  geknickt, 
gestaucht,  aufgeklafl't,  verdreht  und  gewunden  sind,  Erscheinungen, 
welche  nicht  durch  das  ursprüngliche  Zerreissen  des  Nebengesteins 
bei  der  Spaltenbildung  erklärt  werden  können,  welche  nur  die  ge- 
waltsame Einpressung  einer  fremden  von  unten  aufsteigenden  Masse 
zu  erzeugen  vermag ;   niemals  sieht  man  an  Erzgängen,  deren  Bil- 


Mechanische  Wirkungen  der  Granitablagerungen.  839 

ilung  ruhig  aus  sickernden  Gewässern  erfolgte,  derartige  mechani- 
sche Einwirkungen  auf  das  Nebengestein.  An  Lavagängen  beob- 
achtet man  dagegen  vollkommen  ähnliche  Phänomene,  höchst  auf- 
fallende Windungen  des  Nebengesteins,  wie  sie  z.  ß.  die  tertiären 
Schieferthonschichten  der  Cyclopeninseln  in  der  Bai  von  Trezza 
nach  Lyell  (vgl.  z.  B.  Elements  of  geology  1865.  653)  erfahren 
ha]>tMi.  Bei  der  grossen  Häufigkeit  dieser  Einwirkungen  im  Gefolge 
nicht  nur  des  Granit,  sondern  auch  der  verwandten  altkrystallini- 
schen  Gesteine,  der  Porphyre,  Grünsteine  u.  s.  w.  ist  es  kaum  nöthig, 
einzelne  Beispiele  derselben  namhaft  zu  machen. 

Die  Wunde  des  Nebengesteins  bei  diesen  Ganggebilden  erweisen 
sich  nicht  selten  in  eigenthümlicher  Art  gescheuert,  wobei  oft  eine 
mehr  oder  weniger  glatt  geschliffene  Fache  erscheint,  die  mit  vielen 
geradlinigen  und  paralbleu  Ritzen,  Furchen  und  Striemen  ver- 
sehen ist.  Die  ganze  Erscheinung  lässt  sich,  wie  Naumann  bezeich- 
nend bemerkt,  mit  nichts  besser  vergleichen,  als  mit  den  glatten 
aber  striemigen  Flächen,  welche  der  Hemmschuh  eines  schweren 
Lastwagens  auf  der  Chaussee  hervorbringt;  es  ist  offenbar,  dass  sie 
nicht  durch  das  blosse  Aufklaffen  der  Spalte  entstehen  konnte, 
sondern  dass  hier  ein  Frictionsphänomen  vorliegt,  welche»  durch 
ein  innerhalb  der  Spalte  sich  bewegendes  Material  hervorgerufen 
wurde  (vgl.  über  dieselbe  Erscheinung  in  den  Kanälen,  in  welchen 
am  Vesuv  Lavaströnie  lliessen,  Sir  W.  Hamilton  in  den  Philosophical 
Transactions  von  1780.  LXX;  dieselben  deutlichen  und  tief  ge- 
furchten Reibungsflächen  sah  Krug  von  Nidda  an  den  isländischen 
Basaltgängen,  Karstens  Archiv  VII.  516;  ausgezeichnet  bieten  sie 
sich  {in  dem  Nebengestein  des  Basaltganges  auf  der  Grube  alte 
Birke  im  Siegenschen  dar). 

Die  Fragmente  des  Nebengesteins,  welche  sich  so  häufig  in 
den  gang-  und  stockförniigen  Ablagerungen  des  Granit,  sowie  ver- 
wandter (Tosteinc  eingeschlossen  finden,  sind  an  und  für  sich  nicht 
geeignet,  den  eruptiven  Ursprung  dieser  Massen  zu  erweisen,  denn 
sie  werden  auch  in  den  ofienbar  nicht  eruptiven  Erzgängen  ange- 
troflen;  die  Art  und  Weise  aber,  wie  diese  Bruchstücke  in  den 
Giingen  jener  massigen  Gesteine  vorkommen,  deutet  unverkennbar 
darauf  liin,  dass  sie  gewaltsam  durch  die  emporgepresste  weiche 
Gangniasse  von  den  Spaltenwänden  losgesprengt  und  in  dieselbe 
cingeliülU  wurden.   Die  Zertrümmerung  und  Zermalmung  des  Neben- 


340  Bruchstücke  fremder  Gesteine  im  Granit. 

gesteins  spricht  für  den  heftigen  Conflict,  der  sich  hier  ereignete. 
Zahlreiche  Beispiele,  bei  denen  bald  nur  Brocken  und  Splitter,  bald 
grössere  Blöcke  und  Schollen  des  Nebengesteins  sich  in  den  Chraniten 
und  andern  altkrystallinischen  Massengesteinen  eingeschlossen  finden, 
sind  früher  bei  denselben  erwähnt  worden.  Namentlich  die  Frag- 
mente von  colossalen  Dimensionen,  die  Ungeheuern,  in  den  Granit 
eingesenkten  oder  scheinbar  darauf  schwimmenden  Partieen  des  Ne- 
bengesteins beweisen  sehr  deutlich  die  Kraft  des  empordrängenden 
plastischen  Materials  und  möchten  sich  in  keiner  Weise  mit  den 
Bruchstücken  des  Nebengesteins  in  den  Erzgängen  vergleichen 
lassen.  Nicht  selten  tragen  auch  die  Fragmente  selbst  die  Spuren 
der  gewaltsamen  Einwirkung  an  sich:  diejenigen  von  plattenförmiger 
Gestalt  erscheinen  alsdann  am  Rande  gestaucht  und  aufgeblättert, 
oft  verbogen,  mitunter  auch  theilweise  gespalten  und  auseinander- 
getrieben, wobei  die  Spalte  von  Granit  erfüllt  ist;  auch  weisen  die 
Fragmente  des  zertrümmerten,  in  eine  Art  von  Breccie  verwandelten 
Nebengesteins  bisweilen  offenbare  Reibungsfiächen,  unverkennbare 
Zeichen  einer  starken  Friction  auf,  wie  dies  z.  B.  nach  Naumann 
der  FscU  ist  bei  den  Bruchstücken  der  Granitbreccie,  welche  die 
im  Granit  aufsetzenden  Porphyrgänge  unterhalb  Meissen  am  Raben- 
stein und  am  Görisch  einfasst,  bei  den  Fragmenten  femer  des 
zertrümmerten  Gneiss,  welche  sich  stellenweise  in  den  Porphyr- 
gängen der  Gegend  von  Freiberg  eingeschlossen  finden. 

Gewisse  Einschlüsse  in  den  Gängen  und  Stöcken  altkrystal- 
linischer  Gesteine  gewinnen  noch  dadurch  ein  ganz  besonderes  Ge- 
wicht, dass  sie  von  Gebirgsmassen  abstammen,  welche  nicht  dort, 
wo  das  Bruchstück  im  Gange  eingeschlossen  ist,  denselben  seitlich 
begrenzen,  sondern  eine  tiefere  Stelle  einnehmen ;  dadurch  wird 
auf  das  unwiderleglichste  und  überzeugendste  dargethan,  dass  das 
Gangmaterial  wirklich  nur  aus  der  Tiefe  stammen  kann,  aus  wel- 
cher es  die  losgerissenen  Fragmente  mit  emporgebracht  hat.  So 
rühren  die  Bd.  I.  505  erwähnten  Kalksteineinschlüsse  im  Granit, 
welche  man  beobachtet,  wenn  man  in  den  spanischen  Pyrenäen  von 
Kl  Puyo  nach  den  Bädern  von  Panticosa  wandert,  von  dem  in 
einiger  Entfernung  in  der  Tiefe  anstehenden  Kalkstein  her.  »In  dem 
schönen  Porphyrgange  bei  Prositz  zwischen  Meissen  und  Lom- 
mutzsch,  welcher  mitten  in  einer  Granitregion  aufsetzt,  finden  sich 
zuweilen  Fragmente  von  Thonschiefer,    welche  nur  von  dem  unter 


Fragmente,  die  aus  der  Tiefe  stammen.  341 

dem  Granit  vorhandenen  Schiefergebirge  abstammen  können.*  v.Cotta 
erwähnt  gleichfalls  Fragmente  von  Granit  und  Kalkstein  in  dem 
im  Glimmerschiefer  aufsetzenden  circa  40  Fuss  mächtigen  Porphyr- 
gange  zwischen  Zschopau  und  Schloss  Scharfenstein,  welche  ebenso 
nur  aus  der  Tiefe  abstammen  können.  Kjerulf  berichtet  über  ähn- 
liche Verhältnisse  in  dem  Fassathal  dicht  oberhalb  des  Dorfes  Vigo, 
wo  ein  seitlich  von  rothem  Sandstein  begrenzter  Gang  schwarzen 
Augitporphyrs  Partieen  hellblauen  Kalks  einschliesst,  welche  von 
ihrer  100 — 200  Fuss  tiefer  befindlichen  Lagerstätte  emporgerissen 
wurden  (Christiania-Silurbecken  1855.  58).  Es  sei  hier,  um  auf  die 
Analogie  aufmerksam  zu.  machen,  erwähnt,  dass  man  ganz  dieselben 
Erscheinungen  auch  bei  Laven  (z.  B.  der  Niedermendiger  Nephe- 
linitlava  unfern  des  Laacher  Sees,  denen  der  Auvergne)  findet,  wel- 
che fremdes  Gesteinsmaterial  zu  Tage  gefördert  haben.  Nach  Heuss 
enthalten  die  Basalte  zwischen  Aussig  und  Lowositz  an  der  Elbe 
Bruchstücke  von  Granit,  welcher  im  ganzen  böhmischen  Mittelge- 
birge nicht  zu  Tage  ausgeht,  nach  v.  Cotta  umschliesst  der  auf 
Quadersandstein  lagernde  Basalt  des  Ascherhübeis  bei  Spechtshausen 
unweit  Tharand  Fragmente  dieses  Sandsteins  und  daneben  auch  des 
in  der  Tiefe  ruhenden  Porphyr  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1840.  460); 
V.  Beust  beobachtete  in  dem  rings  von  Grranit  umgebenen  Basalt 
des  Buckerbergs  zwischen  Eibenstock  und  Sosa  im  Erzgebirge 
Glimmerschieferbruchstücke  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1855.  179),  Nögge- 
rath  Granitbruchstücke  innerhalb  des  im  Devongebirge  aufsetzenden 
Basalt  des  Mendebergs  bei  Linz  am  Rhein  (Karstens  Archiv  XIV. 
1840.  245).  Handgreiflichere  Beweise  für  die  Eruptivität  aller  dieser 
Gesteinsgänge  und  -Kuppen  kann  man   füglich  nicht  verlangen. 

Neuerdings  hat  Fischer  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
Eruptivgesteine  des  Kaiserstuhls  Zweifel  dagegen  ausgesprochen, 
dass  die  als  eingeschlossene  Bruchstücke  von  Gneiss  oder  Granit 
geltenden  fremden  Massen  in  ihnen  wirkliche  Einschlüsse  präexi- 
stirender  (resteine  seien  (Ber.  d.  naturf.  Ges.  zu  Freiburg  im  Br. 
III.  II.  2.  S.  1).  Mögen  aber  auch  noch  so  viele  der  als  Einschlüsse 
])etrachteten  Massen  sich  durch  genauere  Untersuchung  als  Con- 
cretionen  ergeben,  so  stehen  ihnen  tau  sende  und  aber  tausende 
entgegen,  bei  denen  kein  Zweifel  über  ihre  fragmentare  Natur  auf- 
kommen kann.  Vgl.  die  Bemerkungen  von  v.  Hochrtetter,  Sitzgsber. 
(1.  gcul.  Beichsanstalt,   17.  Jan.   1865. 


342  Mechanische  Wirkungen  der  Grauitablagerungon. 

Auch  daraus  ergibt  sich,  wenngleich  nicht  die  firuptivität, 
dann  doch  der  von  den  Erz-  und  Mineralgängen  vollständig  ab- 
weichende Charakter  der  altkrystallinischen  Gesteinsgänge,  dass 
diese  eine  gänzlich  von  jenen  verschiedene  Structur  besitzeii;  bei 
den  erstem  ist  nichts  häufiger  als  eine  lagenförmige  Anordnung 
der  einzelnen  Bestandtheile,  ein  deutliches  Zeichen  des  successiven 
Absatzes  aus  Gewässern,  während  die  in  Rede  steh3nden  Gesteins- 
gänge sich  als  gleichmässig  gemengte  Massen  ohne  jedwede  Lagen- 
structur  darstellen. 

An  die  oben  berührten  Stauchungen  und  Windungen  der  die 
Granitgänge  begrenzenden  Schichten  des  Nebengesteins  schliessen 
sich  jene  grossartigen  und  gewaltigen  Störungen,  welche  die  Stöcke 
von  Granit  und  verwandten  Gesteinen  in  dem  Schichtenban  und 
der  Lagerung  der  umgebenden  Gebirgsglieder  hervorgebracht  haben; 
dadurch  wird  uns  erst  die  wahre  Grösse  jener  Ungeheuern  Kraft 
klar  vor  Augen  geführt,  durch  welche  solche  Gesteine  aufwärts 
gedrängt  wurden;  da  wurden  die  Schichten  der  zunächst  angren- 
zenden Gebii-gsmassen  aus  ihrer  Lage  gehoben,  emporgerichtet,  Bteil 
gestellt,  ja  überkippt,  da  ereigneten  sich  die  gewaltsamsten  Zer- 
reiasungon  und  Zertrümmerungen  in  colossalc  Schollen,  alles  Er- 
scheinungen, welche  wiederum  nicht  durch  das  ursprüngliche  Auf- 
klaffen der  grossen  Weitung,  sondern  erst  dadurch  entstehen  konnten, 
dass  eine  empordringende  Masse  sich  durch  jene  durchzwängte  und 
Bahn  brach.  Wenn  z.  B.  Naumann  beschreibt,  dass  in  Sachsen  die 
viele  tausend  Fuss  mächtige  Grauwackeukette  zwischen  Strehla  und 
Oschatz,  welche  weiterhin  im  Collmberge  aufragt,  durch  die  Gra- 
nitmassen des  Dürrnbergs  so  stark  gehoben  worden  ist,  dass  ihre 
Schichten  meist  70^ — 90^  in  S.  einfallen,  so  ist  das  ein  Beweis 
der  gewaltigen  Kraft,  welche  bei  der  Ablagerung  des  Granit  in 
Wirksamkeit  war,  und  es  hcisst  freiwillig  seine  Augen  verschliessen, 
wenn  man  solche  Effecte  bei  der  P'rage  nach  der  Granitgenese  nicht 
berücksichtigt. 

Die  Apophysen,  welche  sich  von  den  Granitstöcken  und  mäch- 
tigern Granitgängen  in  das  Nebengestein  hineinverzweigen,  scheinen 
bei  einer  vorurtheilsfreien  Untersuchung  an  und  für  sich  keinen 
Beweis  für  das  Kmpordringen  des  Granit  zu  liefern,  po  oft  man 
diesen  auch  in  ihnen  zu  sehen  versucht  war;  nachdem  allerdings 
durch  uiidcrt'  gtutektuiiische  V orhältni.sse  die  Eruptiviiät  der  (iranite 


Zerbrochene  u.  parallel  gestellte  Feldspathkrystalle.  843 

dargethan  ist,  stellen  auch  sie  sich  als  Injectionen  des  eruptiven 
Materials  in  die  Spalten  des  Nebengesteins  dar.  Namentlich  fallen 
nunmehr  diejenigen  Kamificationen  scbwer  ins  Gewicht,  welche  von 
einer  unten  liegenden  Granitmasse  sich  abzweigend  in  die  dieselbe 
bedeckende  Gesteinsablagerung  aufwärts  hineinragen  (vgl.  Bd.  I.  511)  ; 
von  den  Apophysen  wird  noch  mehrorts  weiter  unten  die  Rede  sein. 
Das  Eruptivmaterial  muss  natürlicherweise,  um  den  weiten 
Weg  aus  der  Tiefe  zurücklegen,  in  Spalten  und  Weitungen  auf- 
steigen und  jene  Kraftäusserungen  üben  zu  können ,  sich  in  einem 
plastischen  Zustande  befunden  haben.  Für  diesen  plastischen  Zu- 
stand finden  wir  nun  einen  vollgültigen  Beweis  in  den  Bd.  I.  63 
und  480  erwähnten  zerbrochenen  Feldspathkry stallen,  welche  in 
den  porphyrartigen  Graniten  nicht  selten  vorkommen;  die  Bruch- 
stücke, welche  mitunter  auch  gegen  einander  verschoben  erscheinen, 
sind  durch  dazwischen  liegende  Granitmasse  getrennt.  Wenn  es 
üflfenbar  ist,  dass  diese  grössern  Krystalle  bereits  gebildet  waren, 
bevor  sie  durch  die  gewaltsame  Einwirkung  des  übrigen  Materials 
einen  Bruch  erlitten,  so  musste  sich  letzteres  dabei  noch  in  einem 
plastischen  Zustande  befunden  haben,  um  diese  Wirkung  äussern 
und  die  Zwischenräume  zwischen  den  Bruchstücken  ausfüllen  zu 
können;  das  eruptive  Material  kann  somit  erst  an  seiner  jetzigen 
Ablagerungsstätte  fest  geworden  sein.  Auch  Feldspathkrystalle  in 
Porphyren,  Tunnalinkrystalle  in  Graniten  zeigen  dieselbe  Erschei- 
nung, die  sich  z.  B.  in  höchst  ausgezeichneter  Weise  gleichfalls 
an  vielen  Sanidintafeln  des  Trachyt  vom  Drachenfels  am  Rhein 
zu  erkennen  gibt  (vgl.  S.  182).  Gerade  solche  Analogieen  zwischen 
den  ältesten  und  jüngsten  Eruptivgesteinen  sind  ungemein  bezeich- 
nend. Dieselben  geben  sich  auch  noch  in  andern  Beziehungen  kund. 
In  den  Graniten  beobachtet  man  mitunter  auf  beträchtliche  Strecken 
hin  eine  der  Parallelität  genäherte  Lage  der  Orthoklastafeln,  ein 
Verhältniss,  welches  gleichfalls  auf  einen  plastischen  Zustand  der 
Masse  hindeutet  und  sich  durch  Druckwirkungen,  wodurch  die 
bereits  fest  gewordenen  platten  Krystalle  parallel  gestellt  wurden, 
ohne  Schwierigkeit  erklären  zu  lassen  scheint.  Bei  den  Feldspath- 
krystallen  im  Melaphyr  von  Predazzo  und  in  den  Lavaströmen  von 
Teneriffa  machte  schon  früh  L.  v.  Buch,  bei  den  Sanidinen  des 
Dr ach enf eiser  Tracliyt  Nöggerath  (Karstens  Archiv  XVIII.  1844. 
4H3)  auf  ganz  dieselbe  Erscheinung  aufmerksam. 


844  Annahme  von  d.  metamorpbischcn  Natur  d.  Granite. 

£s  gibt  auch  einige  wenige  Granitmassen,  welche  mit  grüsser 
Deutlichkeit  erkennen  lassen,  dass  sie  nicht  im  plastischen,  son- 
dern im  bereits  festen  Zustande  emporgedrängt  wurden,  v.  CoHa 
hat  es  ausser  Zweifel  gesetzt,  dass  der  Granit,  welcher  bei  Wein- 
böbla  und  Hohnstein  unweit  Meissen  Lias-  und  Kreideschichten 
überlagert,  als  starre  Masse  diese  Lage  eingenommen  habe  (Oeo- 
gnostische  Wanderungen  1838).  Bei  Brora  in  Sutherlandshire  (Schott- 
land) ist  nach  den  Beobachtungen  von  Sedgwick  und  Murchison 
(Geol.  Trans.  2.  ser.  II.  307 )  der  Granit  in  demselben  Zustande 
durch  Juraschichten  emporgehoben;  an  beiden  Punkten  wird  er 
von  ausgezeichneten  Breccienbildungen  begleitet. 

Von  mehrem  Seiten  hat  man  begonnen  an  der  Eruptivität  des 
Granit  und  an  der  Ursprünglichkeit  seiner  jetzigen  petrographischen 
Ausbildung  manche  Zweifel  zu  hegen.  Zu  einer  Zeit  als  die  Vor- 
stellungen von  dem  in  feuerilüssigem  lavaartigem  Zustande  hinauf- 
steigenden Granit  allseitig  verbreitet,  in  vollster  Pflege  standen, 
waren  es  einzelne  hochverdiente  Forscher,  welche,  aufmerksam  ge- 
worden auf  gewisse  Erscheinungen,  die  der  rein  pyrogenen  Ent- 
stehungsweise zu  widersprechen  schienen,  ihr  Bedenken  gegen  die- 
selbe zu  äussern  begannen ;  diese  Zweifel,  wenn  sie  auch  zum  Theil 
beseitigt  wurden,  waren  doch  zum  andern  Theil  gerechtfertigt,  und 
aufgemuntert  durch  die  neue  Lehre  von  den  auf  wässerigem  Wege 
im  Mineralreich  erfolgenden  Pseudomorphosirungs-  und  Umwand- 
lungsprocessen,  in  welcher  Entdeckung  auf  Entdeckung  sich  häufte, 
versuchte  man  es  gar  bald,  auch  in  den  krystallinisc  h-körnigen 
Massengesteinen  nur  Producte  derlei  metamorphischer  Processe  zu 
erblicken;  dabei  vergass  man  leider  nicht  selten,  den  Lagerungs- 
verhältnissen dieser  Gesteine  die  gebührende  Beachtung  zu  schenken, 
um  dieselben  zur  Controle  der  Zulässigkeit  chemischer  Speculationen 
zu  benutzen;  bisweilen  galt  sogar  chemische  Möglichkeit  ohne  wei- 
teres als  erwiesene  Wirklichkeit. 

Namentlich  hat  man  den  Granit  als  ein  Umwandlungsproduct 
von  Thonschiefer  und  Kalkstein  angesehen.  Keilhau  hat  schon  seit 
dem  Jahre  1825  in  mehrern  Abhandlungen  aus  den  um  Christiania 
von  ihm  beobachteten  geognosti sehen  Verhältnissen  den  Beweis  zu 
führen  versucht,  dass  Granit  aus  Gliedern  der  Thonschieferformation 
hervorgegangen  ist  (vgl.  Poggend.  Ann.  1825.  V.  1,  133,  201,  389; 
Darstellung  der  Uebergangsfurmaiiun  von  Norwegen,  Leipzig  1 826  ; 


Metamorphische  Natur  der  Granite.  345 

Nyt  Magaz.  f.  Naturvidensk.  T.  1  ;  Gaea  Norvegica  1838.1.  1  — 120; 
auch  die  Kritik  v.  Dechens  in  den  Berliner  Jahrbüchern  für  Wissen- 
schaft!. Kritik  1839.  104;  Keilhau  dagegen  vgl.  N.  Jahrb.  f.  Min. 
1841.  123).  Gustav  Bischof  hat  an  vielen  Stellen  seines  Meister- 
werks die  Möglichkeit  derartiger  Processe  hervorgehoben  (z.  B. 
2.  Aufl.  III.  309).  Gestützt  auf  den  Nachweis,  dass  sich  die  ein- 
zelnen Mineralien  des  Granit  auf  nassem  Wege  bilden  können  (vgl. 
Bd.  I.  160  ff.)  bemerkt  er:  »Kann  sich  aus  einem  sedimentären 
Gestein  Feldepath  und  Quarz  auf  nassem  Wege  ausscheiden  und 
können  sich  verschiedene  Fossilien  auf  demselben  Wege  in  Glimmer 
umwandeln,  so  steht  einer  Umwandlung  des  Thonschiefers  durch 
eine  Metamorphose  auf  nassem  Wege  nichts  entgegen.«  Es  gibt 
Thonschiefer,  deren  Zusammensetzung  mit  Graniten  so  nahe  über- 
einstimmt, dass  die  Metamorphose  von  Statten  gehen  konnte,  ohne 
dass  Bestandtheile  fortgeführt  oder  zugeführt  zu  werden  brauchten ; 
es  war  blos  erforderlich,  dass  die  amorphen  (?)  Bestandtheile  solcher 
Thonschiefer  zur  krystallinischen  Ausbildung  kamen.«  Andere  der- 
selben haben  abweichende  Zusammensetzung  und  bei  ihnen  musste 
alsdann  Ausscheidung  vorhandener  und  Zufuhr  neuer  Stoffe  statt- 
gefunden haben,  um   Granit  zu  erzeugen. 

Volger  hat  namentlich  der  Umwandlung  von  Kalkstein  in 
Granit  das  Wort  geredet.  Seine  sorgfaltigen  Untersuchungen  ein- 
zelner alpiner  Mineralstufen  haben  nachgewiesen,  dass  in  der  That 
bei  ihnen  eine  Verdrängung  des  Kalkspath  durch  Adular  und  Periklin 
auf  nassem  Wege  vor  sich  gegangen  ist  (vgl.  Studien  zur  Ent- 
wicklungsgeschichte der  Mineralien  1854.  z.B.  S.  150;  N.  Jahrb. 
f.  Min.  1854.  257  ff.),  und  dass  auch  Quarz  und  Glimmer  auf  diese 
Weise  an  seine  Stelle  treten  kann,  Thatsachen,  an  denen  ein  Zweifel 
nicht  mehr  gestattet  ist. 

Bei  den  spätem  Betrachtungen  über  die  Entstehungs weise  der 
krystallinisclien  Schiefer  wird  es  sich  als  nothwendig  ergeben,  die 
Umkrystallisiriing  von  sedimentären  Schiefern  in  Thonglimmerschie- 
fer,  GlinlIne^^?chiefer  und  Gneiss  als  ein  Factum  anzuerkennen  ;  gegen 
die  oh  eni  i  s  c  ho  Möglichkeit  einer  solchen  Umwandlung  auch  in  Gra- 
nit scheint  sich  d.iher  an  und  für  sich  nichts  einwenden  zu  lassen. 

Vor  allen  I)in,ü:en  aber  sollte  man  erwarten,  dass  die  An- 
hänger der  Theorie*  von  der  Granitgenese  aus  Thonschiefer,  Grau- 
waoke    und  Kalksioiii  di<;  llnter.suchung   nicht  vergessen,     ob  denn 


846  Scharfe  Grenze  zwischen  Gi-auit  und  Nebengestein. 

auch  das  Vorkommen  der  Granite  in  der  Natur  dazu  angethan  sei, 
eine  solche  Ansicht  zu  unterstützen  ;  zunächst  müssen  hier  deatliche 
Uebergänge  in  jene  Gesteine  nachgewiesen  werden,  ohne  welche  die 
ganze  Theorie  sozusagen  in  der  Luft  schwebt ;  von  derartigen  Ueber- 
gilngen  scheinen  indessen  diejenigen,  welche  Keilhau  in  der  Umge- 
gend von  Christiania  anführt,  die  einzigen  zu  sein,  welche  mit 
Sicherheit  behauptet  werden;  ja  es  findet  gerade  im  Gegentheil 
in  den  meisten  Fällen  eine  solch  scharfe  Trennung  zwischen  Granit 
und  seinem  Nebengestein  statt,  dass  von  einem  Ucbergang  auch 
nicht  im  mindesten  die  Rede  sein  kann.  Die  Granitstöcke  offenbaren 
in  iliren  Lagerungsverhältnissen  in  der  Regel  eine  auffallende  Un- 
abhängigkeit von  der  Schichtenstellung  des  Nebengesteins,  die 
Schichten  stossen  am  Granit  unter  grösserm  oder  kleinerm  Winkel 
hart  ab.  Wer  jemals  in  den  Erzgruben  Cornwalls  die  an  unzähligen 
Stellen  blosgelegte  haarscharfe  Contactgrenze  zwischen  Granitstöcken, 
Granitgängen  und  dem  Killasschiefer  beobachtete,  wer  in  den  Pyre- 
näen Handstücke  sammelte,  welche  zur  Hälfte  aus  Granit,  zur 
Hälfte  aus  Schiefer  bestehen,  zwischen  denen  eine  gleichsam  mit 
dem  Lineal  gezogene  Grenze  verläuft,  dem  wird  es  nie  in  den  Sinn 
kommen,  die  metamorphische  Natur  dieser  Granite  nur  im  ent- 
ferntesten für  möglich  zu  halten. 

C.  W.  C.  Fuchs,  welchem  wir  sehr  werthvoUe  Untersuchun- 
gen über  die  mineralogische  und  chemische  Beschaffenheit  der  Gra- 
nite des  Harzes  verdanken  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1862.  769  und  897), 
wendet  sich  am  Schluss  seiner  Arbeit  der  Frage  nach  der  Ent- 
stehungsweise dieser  Granite  zu  und  betrachtet  sie  als  das  Ergeb- 
niss  einer  Umwandlung  sedimentärer  Gesteine  durch  Wasser  auf 
langsamen  Wegen  und  nach  bestimmten  chemischen  Gesetzen.  Neben 
der  erwiesenen  Möglichkeit  einer  Bildung  der  Granitmineralien  auf 
nassem  Wege  ist  es  die  V^crbindung  des  Granit  mit  den  geschich- 
teten Gesteinen,  welche  dieao  Ansicht  hervorbrachte.  Aus  Grau- 
wacke  und  Thonschiefer  entwickelt  sich  nach  dem  Granit  zu  Hom- 
fels  (vgl.  Bd.  L  517)  und  zwar  durch  einen  so  allmählichen  Ueber- 
gang,  dass  nirgends  eine  Grenze  zwischen  beiden  Gesteinen  gezogen 
werden  kann.  Mit  vollem  Recht  sieht  daher  auch  Fuchs  wie  frühere  " 
Beobachter  in  dem  Hornfels  verkioselte  Grauwacke.  Wenn  dagegen 
Fuchs  berichtet,  dass  zwischen  Honifela  und  Granit  keineswegs  der- 
selbe allmähliche  U ebergang  stattfinde,  wie  zwischen  Schiefergebirge 


Vcrhältniss  zwischen  Granit  und  Nebengestein.  347 

und  Ilornfels,  sondern  im  Gegentheil  letzterer  stets  eine  scharfe 
Grenze  an  dem  Granit  bilde,  so  scheint  ein  solches  Verhältniss  für 
alles  eher,  als  zu  Gunsten  seiner  Ansicht  zu  sprechen,  was  ihm 
übrigens  selbst  nicht  ganz  entgangen  ist:  denselben  unmerkbaren 
Üebergang,  der  Schiefer  und  Hornfels  verbindet,  erwartet  man  auch 
zwischen  Hornfels  und  Granit,  ohne  ihn  ist  eine  Umwandlung  des 
erstem  in  den  letztern  nicht  wohl  denkbar.  Ist  auch  die  chemische 
Zusammensetzung  von  Granit  und  Hornfels  im  allgemeinen  eine 
nahe  übereinstimmende,  so  scheint  doch  ausserdem  noch  der  An- 
nahme einer  Umwandlung  die  Beobachtung  von  Fuchs  zu  wider- 
sprechen, dass  keineswegs  nur  Hornfelsgesteine  mit  dem  höchsten 
Kieselsäuregehalt  in  unmittelbarer  Berührung  mit  dem  stark  sauren 
Granit  stehen,  sondern  dass  auch  solche  von  geringerm  Gehalt  an 
Kieselsäure  denselben  häufig  begrenzen ;  hier  ist  also  oflfenbar  auch 
in  chemischer  Hinsicht  zwischen  Granit  und  Hornfels  eine  scharfe 
Grenze  gezogen.  % 

Auch  Carl  Vogt  hat  in  seiner  an  anziehenden  Schilderungen 
reichen  »Nordfahrt «»^  (186B)  die  Granite  der  norwegischen  West- 
küste zumal  weg(>n  ihrer  schichtenähnlichen  Lagerungsweise  als 
metamorphische  Gebilde  erklärt.  Seine  Ansichten,  die  in  der  That 
nicht  auf  sehr  eingehenden  Untersuchungen  zu  fussen  scheinen, 
sind  von  zwei  gründlichen  Forschern,  Irgens  und  Hjortdahl  in  ihrer 
Abhandlung  »Om  de  geologiske  Forhold  paa  kyststrajkningen  af 
nordre  Bergonhus-Amt"'  (Christiania  1864)  einer  zwar  scharfen  aber 
nicht   ungerechten  Kritik   unterzogen  worden. 

Wenn  auch  wirklich  dereinst  unzweifelhafte  Uebergänge  aus 
sedimentären  klastischen  Gesteinen  oder  Kalksteinen  in  Granit  auf- 
gefunden werden  sollten,  so  würde  daraus  noch  keineswegs  für  alle 
Fällte  gefolgert  wenden  dürfen,  dass  hier  Umwandlungen  ersterer 
in  letztern  V(M'lie<ifon.  IManchmal  kann  der  Granit  für  auflagernde 
klastische  GeslciiK^  das  .Material  dargeboten  haben  (wie  es  bei  den 
rebergäiif^cn  dvv  Torphyre  in  Conglomerate  und  Sandsteine  des 
Uothliegiiidni  orwicscn  ist),  und  bei  diesem  Process  muss  natürlich 
ein  allmähliclicr  lieliorgang  beobachtbar  sein.  Weiter  unten  werden 
die  Kinwirkun^^on  erörtert,  welche  das  mit  verschiedenen  Stoffen 
iieladene  Wmsscm'  bei  der  Graniternption  in  den  angrenzenden  Ge- 
steinen lierv()rzul)riii^en  vermag,  und  welche  vorzugsweise  in  einer 
Imprägnalinii   der.selbeii  mit    Mineralien,    namentlieh   mit  denen  des 


848  Abgerundete  Fragmente  im  Granit. 

Granit  selbst  benihen ;  dabei  kann  sich  die  Grenze  verwischen  und 
ein  Uebergang  hergestellt  werden ;  es  ist  alsdann  in  der  That  der 
Thonschiefer  local  in  Granit  umgewandelt,  aber  nur  auf  Gnind 
der  Eruption  des  letztern. 

Vereinzelt  beobachtete  Vorgänge  dürfen  nur  mit  grosser  Vor- 
sicht verallgemeinert  werden ;  die  wenngleich  exact  erwiesene  Mög- 
lichkeit eines  speciellen  Processes  berechtigt  zu  der  Vermathang, 
dass  andere  ähnliche  Erscheinungen  auf  dieselbe  Weise  zu  deuten 
seien,  nur  unter  der  Voraussetzung,  dass  nicht  andere  Thatsachen 
dieser  Deutung  widerstreben.  Ebenso  voreilig  wie  der  Schluss: 
weil  in  Sangerhausen  die  Bildung  pyrogenen  Feldspaths  beobachtet 
wurde,  deshalb  kann  in  dem  Granitmagma  der  Feldspath  aus  dem 
Feuerfluss  krystallisirt  sein,  ist  derjenige:  weil  Verdrängungen  von 
Feldspath,  Quarz  und  Glimmer  nach  andern  Mineralien  oder  Neu- 
bildungen derselben  auf  nassem  Wege  bekannt  sind,  können  die  Gra- 
nite Umwandlungsproducte  von  Kalksteinen  und  Thonschiefem  sein. 

Man  hat  auch  in  den  höchst  selten  im  Granit  vorkommenden 
abgerundeten  geschiebe-  und  gerölleähnlichen  Fragmenten  einen  Be- 
weis für  die  Umwandlung  desselben  aus  einem  klastischen  sedi- 
mentären Gestein  zu  erblicken  gesucht.  Virlet  d'Aoust  beobachtete 
in  dem  Granit  aus  den  Umgebungen  von  Vire  (Depart.  Calvados), 
der  in  Paris  als  Trottoirstein  benutzt  wird,  knollenförmige  Körper 
von  verschiedenem  Ansehen,  grau  und  schwarz,  im  Centrum  Par- 
tieen  von  Quarzit  und  Kieselschiefer  enthaltend,  welche  in  die  um- 
gebende Masse  verfliossen;  daneben  kommen  indessen  auch  eckig 
gestaltete  vor ;  er  schliesst  daraus,  dass  dieser  Granit  metamorphi- 
scher  Natur  und  ein  umgewandelter  Puddingstein  sei  (Bull,  de  la 
soc.  geol.  (2)  III.  184(1.  IJ)  u.  94).  Durocher,  welcher  diese  Gra- 
nite von  Vire  an  Ort  und  Stelle  untersuchte  und  sie  mit  den  übri- 
gen im  Dep.  Calvados,  la  Manche ,  Ille-et-Villaine ,  C6tes-du-Nord 
identisch  fand,  konnte  sich  mit  dieser  Ansicht  nicht  einverstanden 
erklären ;  die  darin  vorkommenden  rundlichen  Partieen  seien  feld- 
spathhaltige  Glimmerconcretionen  sowie  feldspath-  und  glimmer- 
haltige  Quarzknoten,  bei  den  andern,  an  aus-  und  einspringenden 
Winkeln  reichen  könne  überhaupt  nicht  an  Geschiebe  gedacht  werden 
(ebendas.  IV.  1847.  1  iO).  v.  Cotta  erwähnt,  dass  die  Gneiss- und 
(tlimmerschieferfragmente  im  Granit  unweit  Langebrück  bei  Dres- 
den meistentheils    geschiebeartig   abgerundet  und   fast   kugelförmig 


ürsprünglichkeit  der  Gramtausbildung.  349 

sind  (Neues  Jahrb.  f.  Miu.  1848.  130);  Dubois  de  Montpereux  be- 
richtet, dass  bei  Sossenka,  Zyvotof  u.  a.  Orten  in  der  Ukraine  der 
grobkörnige  Granit  bald  abgerundete,  bald  scharfkantige  Fragmente 
eines  andern  feinkörnigen  Granit  enthalte. 

Sollten  auch  in  der  That  diese  rundlichen  Körper  fremdar- 
tige Massen  und  nicht  etwa  Concretionen  innerhalb  der  Granit- 
masse sein ,  so  würde  man  daraus  noch  keineswegs  auf  die  er- 
folgte Umwandlung  des  Granit  aus  geröllführenden  Sedimentärge- 
steinen zu  schliessen  berechtigt  sein.  In  der  plastischen  Granit^ 
masse,  in  welcher  derartige  Bewegungen  vor  sich  gingen,  dass  ent- 
standene Feldspathkrystalle  zerbrochen,  eingeschlossene  Fragmente 
zerspalten  wurden,  können  sehr  leicht  andere  Fragmente  eine  Ab- 
rundung  ihrer  Kanten  und  Ecken  erlangt  haben. 

Mehrere  andere  Thatsachen  sind  ausserdem  dazu  angethan, 
die  Ursprünglichkeit  des  granitischen  Materials  in  seiner  jetzigen 
petrographischen  Ausbildungsweise    in  das   rechte  Licht  zu  setzen. 

Wenn  wir  gewahren  ,  wie  auf  meilen weite  Erstreckung  hin 
Granitablagerungen  ihren  petrographischen  Habitus  in  nichts  ver- 
ändern, wie  sie  immer  ein  und  dasselbe  gleichmässig  körnige  ein- 
förmige Gemenge  von  Feldspath  ,  Quarz  und  Glimmer  darbieten, 
wie  die  chemische  Zusammensetzung  in  grösster  Constanz  sich  gleich- 
bleibt und  kaum  spurenhafte  Abweichungen  in  den  Procentzahlen  der 
constituirendeu  Stoffe  sich  einstellen  (vgl.  z.  B.  Neues  Jahrb.  f. 
Miner.  1802.  782),  dann  wird  es  klar,  dass  diese  Ablagerung  von 
Anfang  an  diese  chemische  Zusammensetzung  besessen  haben,  dass 
ihre  petrographische  Ausbildung  in  einem  Act  vollendet  gewesen 
sein  muss.  Diese  überraschend  genaue  chemische  und  mineralo- 
gische Uebereinstimmung  an  weit  entlegenen  Stellen  derselben 
Gesteinsmasso  kann  nicht  das  Werk  des  Zufalls  sein ,  auf  dessen 
Rechnung  die  Anhänger  des  Met^morphismus  dieselbe  allein  zu  schie- 
ben gezwungen  sind.  Wie  staunenswerth  regelmässig  hätten  solche 
Umwandlungen  vor  sich  gehen  müssen,  um  auch  nirgends  gegen 
dasselbe  quantitative  Verhältniss  der  Gemengtheile  zu  Verstössen, 
wie  vollständig ,  da  in  dem  Granit  auch  keine  Spur  von  kohlen- 
saurem Kalk  erscheint,  nichts  an  eine  frühere  klastische  Natur  er- 
innert, niemals  auch  nur  der  geringste  Fossilrest  sich  gefunden  hat, 
wie  früh  endlich ,  da  schon  die  ältesten  Sedimentschichten  Gra- 
nitgeschiebe und  Granitfragmente  enthalten.     W'oher,  glauben  wir 


350  Fremdartige  Mineralien  in  den  Graniten. 

mit  Recht  fragen  zu  dürfen,  diese  ewige  Einförmigkeit  in  der  pe- 
trographischen  Constitution?  warum  bildeten  sich  nicht  unter  der 
umwandelnden  Kraft  der  Gewässer  auch  zahlreiche  andere  Silicate, 
wie  sie  dort,  wo  jenes  Spiel  erweislich  vor  sich  ging,  so  häufig, 
an  denen  die  meisten  Granitablagerungen  so  arm  sind? 

Noch  auf  einen  andern  Umstand  sei  hier  aufmerksam  gemacht, 
welcher  der  Ursprünglichkeit  und  gewissem! aas sen  auch  der  Erupti- 
vitiit  der  Granite  das  Wort  zu  reden  scheint.  Es  ist  das  Vorkom- 
men jener  seltenen  Cer-,  Ytter-,  Lanthan-,  Niob-  u.  s.  w.- Verbindun- 
gen, welche  fast  nur  in  Graniten,  Syeniten  und  Gneissgraniten  vor- 
kommen, nicht  in  sedimentären  Schichten,  nicht  in  Gebilden,  welche 
gewöhnlicher  Wasserwirkung  ihren  Ursprung  danken.  Der  Bildungs- 
act  dieser  seltsamen  Mineralien  scheint  einer  fern  zurückliegenden 
Periode  anzugehören  und  sich  seitdem  nicht  mehr  wiederholt  zu 
haben.  Ihre  höchst  eigenthümliche  Natur  lässt  sich  gewiss  nicht 
mit  der  Annahme  vereinigen,  dass  sie  bei  der  Umwandlung  sedi- 
mentärer Schichten  in  granitische  Gesteine  durch  allerorts  wirkende 
Agentien  entstanden  seien,  spricht  vielmehr  offenkundig  dafür,  dass 
sie  als  Gäste  aus  jener  Tiefe  betrachtet  werden  müssen,  in  welcher 
solche  Stoffe  vielleicht  in  grösserer  Menge  aufgespeichert  sind  um 
nie  wieder  an  das  Tageslicht  zu  gelangen ,  und  aus  welcher  der 
Granit  selbst  seinen  Ursprung  nahm.  Interessant  und  alle  Beach- 
tung verdienend  sind  die  Bemerkungen,  welche  Gurlt  über  die  Aehn- 
lichkeit  gewisser  Mineralien  in  den  vulkanischen  Gesteinen  der  Bhein- 
lande  und  in  den  altkrystallinischen  Gesteinen  des  südlichen  Nor- 
wegens gemacht  hat.  Titaneisen,  Titanit,  Orthit,  Zirkon,  Apatit, 
Spinell  (Pleonast) ,  Skapolith  (Mejonit),  Epidot,  Cordierit,  Granat 
finden  sich  ebenso  in  den  norwegischen  Gneissgraniten,  Syeniten, 
Pegmatiten,  Augitporphyren,  wie  in  den  rheinischen  Trachyten,  Pho- 
nolithen,  Nepheliniten ,  Basalten  (Niederrh.  Gesellsch.  f.  Nat.-  u. 
Ileilk.,  7.  Apr.   1804;  vgl.  auch  Neues  Jahrb.  f.  Min.   1864.  715). 

Die  verschiedene  petrographische  Ausbildung,  welche  sich  häufig 
an  den  Grenzen  der  Ablagerungen  von  Granit  und  verwandten  Ge- 
steinen darbietet,  verdient  hier  auch  in  Betracht  gezogen  zu  wer- 
den. Die  Stöcke  von  Granit  erhalten  unmittelbar  an  ihren  Ghren- 
zen  und  im  Contact  mit  den  umgebenden  Gesteinen  stellenweise 
eine  feinerkörnige  Beschaffenheit  oder  nehmen  eine  flaserige  Struc- 
tur  au,  wobei  oft  zu  beobachten  ist,  dass  sie  alsdami  mit  scharfen 


Textlirverschiedenheit  der  Granitablagerungen.  851 

Grenzen  an  dem  Nebengestein  abschneiden,  und  nicht  etwa  Ueber- 
günge  in  benachbarte  Schiefer  aufweisen;  die  Granitgänge  sind  un- 
gemein oft  in  der  Mitte  grobkörnig ,  an  den  Saalbändern  feinkör- 
nig oder  erlangen  dort  durch  allmähliche  Uebergänge  eine  dichte 
felsitische  Beschaffenheit,  eine  Erscheinung,  die  auch  nicht  im  ent- 
ferntesten mit  der  Lagentextur  der  Erzgänge  zu  verwechseln  ist; 
Gänge  und  Stöcke  von  Porphyr  entwickeln  ziemlich  häufig  an  ihren 
Saalbändern  eine  deutlich  schieferige  Textur.  Sehr  schwierig  möchte 
es  den  Theorieen  sowohl  der  Umwandlung  als  der  direccten  Bil- 
dung auf  wässerigem  Wege  werden,  solche  P]rscheinungen,  in  denen 
offenbar  die  Contactfläche  modificirende  Wirkung  geübt  hat,  zu  deuten, 
Erscheinungen,  die  vielmehr  auf  einen  ursprünglichen  Guss  und  Fluss 
einer  plastischen  Masse  hinweisen  dürften ;  sehr  leicht  erklären  sie  sich 
indessen,  wenn  man  von  der  Eruptivität  der  Granite  und  Porphyre 
überzeugt  ist ;  dieselben  beruhen  alsdann  auf  der  Tendenz  zu  einer 
in  der  Mitte  und  an  den  Begreuzungsflächen,  von  denen  die  Fest- 
werdung  ausghig,  verschiedenen  krystallinischen  Ausbildung,  welche 
sich  an  den  Saalbändern  feinkörniger  oder  scheinbar  dicht  gestalten 
musste.  Die  sprechendsten  Analogieen  liegen  vor  bei  den  Basalt- 
gängen ,  deren  eruptiver  Character  wohl  nie  ernstlich  in  Zweifel 
gezogen  wurde :  auch  sie  werden  oft  an  den  Saalbändern  auf- 
fallend feinkörniger,  dicht,  selbst  glasig  und  obsidianartig  (vgl. 
S.  308) ,  die  Lavagänge  des  Vesuv  lassen ,  wie  schon  Necker  beobach- 
tete und  Lyell  bestätigte,  dasselbe  erkennen;  Lavaströme  werden 
an  ihrer  Oberfläche  hyalin,  in  ihrer  innern  Masse  nehmen  sie  eine 
krystallinisch-steinige  Beschaffenheit  an.  In  ganz  derselben  Weise, 
wie  bei  den  Felsitporphyren  zeigt  sich  die  schieferige  Textur  bei 
den  Quarztrachyten. 

Gänge  alteruptiver  Gesteine,  welche  in  grösserer  Anzahl  in 
einer  Gegend  aufsetzen,  lassen  mitunter  in  grosser  Regelmäsaigkeit 
wahrnehmen,  dass  sie  um  so  feinkörniger  sind,  je  geringere  Mächtig- 
keit sie  besitzen  (vgl.  z.  B.  Bd.  I.  439);  diese  Thatsache  schliesst 
sich  den  zuletzt  erwähnten  an.  Schreibt  man  metamorphischen 
Processen  oder  wässerigen  Intiltrationen  die  Entstehung  solcher  Gang- 
massen zu,  so  lässt  sich  nicht  die  mindeste  Ursache  ersinnen,  wes- 
halb die  krystallinische  Ausbildung  derselben  mit  der  Weite  der 
Spalte  hier  einen  Zusannnenhang  offenbart;  warum  bildeten  sich  nicht 
in  engen  Klüften  grosse  Krystalle,   wie  anderswo  selbst  in  bedeutend 


352  Geringe  Mächtigkeit  d.  Gänge;  Gruppinmg  d.  Stocke» 

weniger  geräumigen  Drusenhöhlen  V  Eine  plötzlich  die  Spalte  er- 
füllende Eruptivmasse  wird  hingegen  gerade  die  beobachteten  Er- 
scheinungen bei  ihrer  Festwerdung  darbieten,  da  in  engem  Spalten 
dieselbe  rascher  vor  sich  geht,  feiuer-krystallinische  Producte  liefert, 
als  es  in  weiten  der  Fall  ist. 

In  der  geringen  Mächtigkeit  irancher  Granitramificationen  hat 
man  einen  Beweis  erblickt,  dass  dieselben  nicht  auf  eruptivem  Wege 
mit  feuerflüssigem  Material  erfüllt  sein  könnten,  indem  dieses  inner- 
halb der  engen  Kanäle  rasch  erkalten  und  dieselben  hätte  versto- 
pfen müssen.  Bischof  suchte  diesen  Einwand  dadurch  zu  rechtfer- 
tigen, dass  er  in  enge  Sandsteinröhren  geschmolzenes  Metall  ein- 
goss,  welches  allerdings  sehr  bald  darin  erstarrte  und  dieselben 
verstopfte  (Geologie  I.  Auli.  II.  739j.  v.  Cotta  machte  indessen 
mit  Recht  darauf  aufmerksam,  dass  ein  grosser  Unterschied  obwalte, 
ob  ein  Canal  durch  Eiugiessen  von  oben  oder  durch  eine  mit  gros- 
ser Gewalt  von  unten  emporgepresste  Masse  erfüllt  werde.  Ana- 
tomische Injectionen,  welche  duich  Eingiessen  nimmermehr  hervor- 
gebracht werden  können,  erfolgen  leicht,  wenn  Druck  angewandt 
wird.  Am  Vesuv  sind  übrigens  zahlreiche  Lavagänge,  deren  feuer- 
flüssige Bildung  Niemand  bestreiten  wii'd ,  zu  beobachten ,  welche 
nur  1  —  2  Zoll  Mächtigkeit  besitzen.  Zudem  ist  die  Vorstellung 
von  dem  eigentlich  feuerflüssigen  Zustande  des  eruptiven  graniti- 
schen Materials  bereits  aus  anderen  Gründen  aufgegeben,  und  mit 
den  Eigenschaften  versehen,  welche  neuere  Forschungen  für  dasselbe 
wahrscheinlich  gemacht  haben,  ist  es  wohl  im  Stande,  unter  Beihülfe 
von  Druck  selbst  in  sehr  engen  Canälen  weite  \V  ege  zurückzulegen. 

Noch  ein  anderer  Punkt  verdient  schliesslich  besonders  her- 
vorgehoben zu  werden,  die  oft  überaus  deutliche  und  streng  gesetz- 
mässig  reihenförmige  Gruppirung  der  Granitstöcke  (vgl.  Bd.  I.  508). 
Die  Anhänger  der  Lehre  von  der  metamorphischen  Entstehung  des 
Granit  sind  gezwungen ,  es  als  ein  ebenso  wunderliches  als  uner- 
klärliches S2)iel  des  Zul'alls  zu  erachten,  dass  die  umkrystallisiren- 
den  Gewässer  mit  seltsamer  Ueberspringuiig  dazwischenliegender, 
gänzlich  verschonter  Terrains  gerade  in  genau  fortsetzender  Richtung 
ilire  Wirkung  ausgeübt  haben,  während  andererseits  diese  Anord- 
nung in  sehr  befriedigender  Weise  als  die  Wirkung  jener  Kraft  er- 
scheint, welche  auch  parallele  Gangspalten  aufklafi'en  lässt  und  Vul- 
kanberge reihenförmig  gruppirt. 


Granite  ohne  eruptive  Lagerungsveriiältnisse.  B58 

Während  also  alle  diese  Erscheinungen  und  Verhältnisse  für 
diejenigen  Granitablagerungen,  welche  dieselben  erkennen  lassen,  ein 
Zeugniss  des  eruptiven  Ursprungs  abgeben,  darf  man  gleichwohl 
nicht  übersehen,  dass  es  auch  Granite  gibt,  welche  in  der  That  an 
und  für  sich  keine  eruptiven  Lagerungs-  und  Verband  Verhält- 
nisse aufweisen,  diejenigen  nämlich,  welche  in  inniger  Wechsellage- 
rung und  durch  petrographische  Uebergänge  verknüpft  innerhalb 
gewisser  Giieissablagerungen  als  vollständig  ssugehörige  Glieder  der- 
selben erscheinen.  In  gar  manchen  Gneissdistricten ,  zumal  in  den 
tiefem  Etagen  derselljen ,  hat  man  solche  mitunter  recht  mächtige 
Parallelmassen  von  Granit  oft  in  häufiger  Wiederholung  eingeschal- 
tet gefunden,  welche  sowohl  nacli  dem  Streichen  als  nach  dem  Han- 
genden und  Liegendon  dadurch,  dass  die  Glimmerblnttchen  eine  par- 
allele Richtung  annehmen  und  die  andern  Gemengtheile  sich  gleich- 
falls mehr  oder  weniger  lagenweise  zu  sondern  beginnen,  vollstän- 
dig in  Gneiss  verlaufen.  Granit  und  Gneiss  können  unter  solchen 
Umständen  mit  Bezug  auf  ihre  Bildungsweise  nicht  von  einander 
getrennt  werden.  Sollten  sich  diese  krystallinischen  Schiefer  als 
umgewandelte  Sedimerttärmnssen  ergeben,  so  wird  man  nicht  an- 
stehen dürfen,  auch  dem  von  ihnen  beherbergten  Granit  denselben 
Ursprung  zuzuertheilen.  Doch  verdient  es  bemerkt  zu  werdea  dass 
diese  granitführenden  (ineisse  solche  sind ,  welche  alle  bekannten 
fossilhaltigen  Sedimentärformationen  unterteufen.  Das  grosse  alt- 
krystallinische  Centnilplateau  von  Frankreich,  die  Vendee,  Finn- 
land, Skimdinavien,  Schottland,  die  Gneissterrains  des  bayerischen 
Waldes,  des  Schwarzwaldes,  von  Schlesien  und  Oberösterreich  bie- 
ten für  solche  Oscillationen  Beispiele  dar,  welche  namentlich  dann 
deutlich  hervortreten,  wenn  das  Gebiet  der  krystallinischen  Schie- 
fer aus  miichtigcn  und  weit  ausgedehnten  Zonen  mit  steiler  Schich- 
tenstellung besteht.  »V^on  gleichem  Alter  mit  den  Schiefem  des 
Erzgebirges ,  sagt  Reuss  in  seiner  Beschreibung  der  Umgebungen 
von  Teplitz  und  Bilin  (1840.  XIV),  scheinen  die  im  Gneiss  liegen- 
den Granitmassen  daselbst  zu  sein,  an  welchen  ein  deutlicher  Ueber- 
gang  in  den  (ineiss ,  der  sie  umgibt,  wahrzunehmen  ist;  sie  sind 
keine  erst  später  aus  der  Tiefe  emporgestiegenen  Massen,  die  den 
Gneiss  durchbrochen  haben,  wofür  kein  einziger,  nur  einigermaassen 
beweisender  Umstand  spricht,  sondern  gleichzeitige,  nur  modificirte 
Producte  derselben  krystallisirenden  Bildongskraft,  die  die  Schiefer 

Zirkel,  Peirographie.  II.  28 


354  Einwand  gegen  den  pyrogen en  Ursprung  d.  Granit. 

geschaffen  hat;  sie  wiederholen  sich  mehrfach  in  den  kleinen  Ghra- 
nitpartieen,  die  sich  hier  und  da  mitten  im  Gneise  ausgeschieden 
haben,  wohin  die  Granite  des  Rauschengi'uudes ,  von  Lichtenwalde 
und  des  untern  Telnitzthales  gehören.«  Es  versteht  sich  übrigens 
von  selbst,  dass  von  diesen  Graniten  die  im  Gneiss  aufsetzenden 
eigentlichen  Lagergänge,  Gänge  und  Stöcke  von  Granit  auf  das 
schärfste  zu  unterscheiden  sind. 


Wir  haben  uns  nun  mit  der  Frage  zu  beschäftigen,  wie  man 
sich  das  plastische  Granitmagma  im  Zustände  seiner  Eruption  vor- 
zustellen habe.  Leicht  erklärlich  ist  es,  dass  man  im  Hinblick  atif 
die  Eruptivmassen  heutiger  Tage  auch  ihm  eine  lavaartige  feurig- 
flüssige  Natur  zuschrieb. 

Schon  in  früher  Zeit  war  es  indessen  aufmerksamen  Beobach- 
tern nicht  entgangen,  dass  die  krystallinische  Ausbildungsweise  der 
Granitgemengtheile  (vgl.  Bd.  L  478)  auf  eine  Reihenfolge  in  der 
Erstarrung  verweise,  welche  mit  den  Graden  ihrer  Strengflüssigkeit 
nicht  im  Verhältniss  stehe,  und  somit,  wie  es  schien,  ihrer  Krystal- 
lisation  aus  dem  Feuerßuss  widerspreche;  man  stützte  sich  dabei 
auf  den  Satz,  dass  das  am  schwierigsten  schmelzbare  Mineral  auch 
zuerst  erstarren  müsse.  Bereits  im  Jahre  1822  deutete  Breislak 
darauf  hin,  dass  es  bisweilen  scheine,  >que  la  substance  la  plus 
fusible  se  soit  cristallisee  avant  celle  qui  Tetait  moins  et  dont 
eile  a  ete  enveloppee« ,  aus  welchem  Grunde  auch  die  Vorstellung 
von  eiuer  Ausscheidung  derselben  aus  feurigem  Schmelzilass  nicht 
haltbar  sei  (Traite  sur  la  structuro  du  globe,  Paris  1822.  L   356). 

Diese  Worte  geriethen  in  Vergessenheit  bis  J.  N.  Fuchs  1837 
zuerst  wieder  die  Aufmerksamkeit  auf  diese  Verhältnisse  lenkte.  In 
der  Sitzung  der  Münchener  Akademie  vom  28.  August  bemerkt  er, 
dass,  obschon  in  Hochöfen  einzelne  der  Granitmineralien  schon  er- 
zeugt worden  seien,  man  dennoch  niemals  ein  granitähniiches  Ge- 
menge erhalten  habe ;  wäre  der  Granit  in  feuriger  Schmelzung  ge- 
wesen, so  hätte  der  Quarz  zuerst  krystallisiren  (und  in  dem  Float 
sich  präcipitiren)  müssen,  dann  wäre  nach  langer  Zeit  der  Feldspatii, 
dann  der  Glimmer  fest  geworden,  je  nach  den  verschiedenen  Graden 
ihrer  Schmelzbarkeit.  Da  die  Beobachtung  gerade  das  Entgegenge* 
setzte  lehre,  so  ist  in  seinen  Augen  die  pyrogene  Entstehung  vollstän- 
dig unmöglich.     De  Boucheporne  weist  auch  auf  die  den  gewöhn- 


Theorie  der  Surfusion  des  Quarz.  355 

liehen  Voraussetzungen  widersprechende  Erstarrungsfolge  der  Gra- 
nitmineralien hin  (fitudes  sur  Thistoire  de  laterre,  Paris  1844.216). 

Foumet  hat  zur  ■  Erklärung  dieser  paradox  scheinenden  That- 
sache  und  zur  Rettung  der  Ansicht  von  der  Entstehung  aus  Feuer- 
fluss  eine  Theorie  der  »surfusion«  des  Quarz  aufgestellt,  welche 
darauf  hinausläuft,  dass  die  Kieselsäure  eine  unter  ihrem  Schmelz- 
punkt liegende  Temperatur  erlangen  kann,  ohne  zu  erstarren; 
er  bezieht  sich  dabei  auf  die  physikalische  Erfahrung^  dass  das 
Wasser  auf  eine  Temperatur  von  —  12^  C.  gebracht  werden  kann, 
ohne  fest  zu  werden,  dass  der  Schwefel  flüssig  bleiben  kann  bei 
einer  94^  unter  seinem  Schmelzpunkt  liegenden  Temperatur,  dass 
der  Phosphor  in  diesem  Zustande  zu  verharren  vermag  bis  zu  einer 
Temperatur  von  nur  13®;  es  sei  daher  höchstwahrscheinlich,  dass 
die  Kieselsäure  ein  ähnliches  Vermögen  besitze,  erst  bei  tieferer 
Temperatur  zu  erstarren,  als  die  starre  flüssig  wird,  besonders  wenn 
man  sich  erinnere,  dass  wie  Versuche  gelehrt  haben,  sie  im  ge- 
schmolzenen Zustande  Viscosität  besitzt.  Durocher  und  Scheerer 
haben  später  Einwände  gegen  diese  Surfusionstheorie  erhoben :  die 
erwähnten  Substanzen  flüssig  zu  erhalten  gelang  nur  bei  kleiner 
Menge  und  der  vollständigsten  Ruhe ;  ausserdem  steigen  die  Tem- 
peraturunterschiede zwischen  den  Punkten  des  Flüssig-  und  Fest- 
werdens nicht  einmal  auf  100®,  während  bei  der  Kieselsäure  diese 
Differenz  1300 — 1800®  betragen  müsse,  eine  Zahl,  welche  ihnen  viel 
zu  gross    erscheint ,  um  die   Theorie    aufrecht  erhalten  zu  können. 

Anknüpfend  an  die  Surfusionstheorie  hat  Durocher  (Comptes 
rendus  XX.  1845.  1275,  nachher  ausführlicher  als  Antwort  gegen 
Scheerers  Einwendungen  im  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  IV.  1847. 
1019)  darauf  hingewiesen,  dass  es  nicht  der  Quarz  als  freie  Kie- 
selsäure gewesen  sei,  welcher  diese  grosse  Erkaltung  durchgemacht 
habe,  ohne  fest  zu  werden,  sondern  der  Quarz  in  Verbindung  mit 
Basen,  als  ein  geschmolzenes  viscoses  Silicat.  Der  Schmelzfluss  des 
Granit  stellte  eine  homogene  Masse  dar,  welche  noch  bis  zu  einer, 
dem  Schmelzpunkte  des  Foldspath  nahekommenden  Temperatur  flüs- 
sig bleiben  konnte ;  als  dieses  Magma  nun  nach  und  nach  erkaltend, 
eine  Temperatur  von  1500®  erreichte,  fand  eine  Scheidung  zwischen 
den  verschiedenen  Elementen  statt,  das  Magma  zertheilte  sich  in 
Feldspath,  Quarz  und  Glimmer,  welche  je  nach  dem  Grade  ihrer 
Krystallisationstendenz,  aber  dennoch  fast  zu  gleicher  Zeit  fest  wur- 


356  Yerhältnias  von  Schmelzpunkt  u.  Erstarrungspunkt. 

den.  Durocher  macht  auch  auf  die  merkwürdige  Eigenschaft  der 
Kieselsäure  aufmerksam,  vor  ihrer  Erstarrung  durch  den  zähflüsai- 
gen  Zustand  hindurchzugehen:  wie  die  Versuche  von  Gaudin  gelehrt 
haben,  bleibt  diese  Substanz  geschmolzen  und  einer  freiwilligen 
Erstarrung  ausgesetzt ,  einige  Zeit  hindurch  zähe  und  lässt  sich 
selbst  wie  Siegellack  zu  Fäden  ausziehen  bei  einer  Temperatur, 
welche  bedeutend  unter  ihrem  Schmelzpunkte  liegt.  Die  Kiesel* 
säure  brauchte  also  nur  so  lange  ihren  weichen  oder  zähen  Zu- 
stand zu  behalten,  bis  der  Feldspath  krystallisirt  sei,  von  dem  sie 
Eindrücke  erhalten  hat.  Fournet  hat  später  (Bull,  de  la  soc.  g6ol.  (2) 
IV.  1847.  247)  das  Beispiel  von  der  Ausscheidung  grosser  krystallini- 
scher  Graphitblätter  aus  dem  Roheisen  dafür  angewandt,  um  zu  zeigen, 
wie  ein  sehr  strengflüssiger  Körper  in  einem  Magma  von  bedeutend 
niedrigerer  Temperatur  aufgelöst  sein  und  daraus  krystallisiren  kann. 
Der  Schriftgranit  liefert  übrigens  ein  Beispiel  von  einer  fast 
gleichzeitig  erfolgten  Festwerdung  von  Quarz  und  Feldspath.  Der 
Petrosilex,  dessen  chemische  Constitution  meist  mit  der  der  Gra- 
nite übereinstimmt,  ist  ebenso  leicht  schmelzbar,  wie  der  Feldspath 
allein,  der  Quarz  braucht  folglich  wenn  das  Magma  desselben  ge^ 
schmolzen  war  nicht, früher  zu  erstarren,  als  der  Feldspath.  Längst 
auch  hatte  man  darauf  hingewiesen,  dass  die  Einschlüsse  des  schmelz- 
baren Augit  in  dem  unschmelzbaren  Leucit  der  Laven  offen  be- 
kunden, dass  keineswegs  immer  das  am  schwierigsten  schmelzbare 
Mineral  auch  das  zuerst  erstarrende  sei;  denn  hier  ist  deutlich 
der  Augit  vor  dem  Leucit  fest  geworden. 

Bezüglich  dieser  vielbesprochenen  Erstarrungsfolge  der  ein- 
zelnen Mineralien  verdienen  hier  zumal  die  sehr  wichtigen  Bemer- 
kungen Bunsens  erwähnt  zu  werden,  in  welchen  der  scharfsinnige 
Chemiker  hervorhebt,  dass  der  Erstarrungspunkt  des  einzelnen 
Körpers  für  sich  niemals  derjenige  ist,  bei  welchem  er  aus  seinen 
Lösungen  in  andern  Körper^i  fest  wird.  Der  Erstarrungspunkt 
einer  chemisch-reinen  Verbindung  hängt  allein  von  ihrer  stofirUchen 
Natur  und  dem  Druck  ab,  wogegen  der  P^.rstarrungspunkt  eines 
mit  andern  Substanzen  zu  einer  Lösung  verbundenen  Körpers  aus- 
serdem noch  und  zwar  hauptsächlich  von  dem  relativen  Verhält- 
uiss  der  sich  gelöst  haltenden  Substanzen  bedingt  wird.  Es  wird 
gewiss  kein  Chemiker  auf  die  widersinnige  Idee  verfallen,  ansn- 
nehmen,  dass  eine  Lösung  aufhöre,  eine  liösung  zu  sein,  wenn  sie 


Verhältniss  von  Schmelzpunkt  u.  Erstarrungspunkt.  357 

bis  auf  200,  300,  400  Grad  oder  bis  zu  einer  Temperatur  erhitzt 
wird,  bei  welcher  sie  anfängt,  selbstleuchtend  zu  werden,  d.  h. 
feuerflüssig  zu  sein,  also  z.  6.  anzunehmen,  dass  ein  Gemenge  von 
Eis  und  krystallisirtem  Chlorcalcium,  welches  flüssig  geworden  ist, 
wohl  eine  Lösung  sei,  ein  flüssiges  Gemenge  von  Feldspath  und 
Quarz  dagegen  nicht,  weil  es  erst  in  der  Glühhitze  flüssig  wird. 
Niemaud  kann  vielmehr  den  leisesten  Zweifel  darüber  hegen,  dass, 
was  für  Lösungen  in  niederen  Temperaturen  gilt,  auch  für  Lösun- 
gen in  höhern  Temperaturen  gültig  sein  muss.  Betrachtet  man 
nun  irgend  eine  Lösung,  z.  B.  eine  Lösung  von  Eis  und  krystalli- 
sirtem Chlorcalcium  in  Beziehung  auf  die  Vorgänge,  welche  beim 
Festwerden  derselben  eintreten,  so  zeigt  sich  folgendes:  Bei  einem 
gewissen  Gehalt  von  Chlorcalcium  wird  die  Flüssigkeit  erst  bei 
—  10*^  C.  anfangen  fest  zu  werden,  dann  bei  nur  wenig  sinkender 
Temperatur  bis  zum  letzten  Tropfen  zu  mehr  oder  weniger  reinem 
Eis  zu  erstarren,  in  welchem  Chlorcalciumkry stalle  eingebettet  sind. 
Vermehrt  man  successive  den  Chlorcalciumgehalt  einer  solchen  Lö- 
sung, so  kann  man  sie  beliebig  bis  —  20^,  —  30^,  —  40®  u.  s.  w. 
flüssig  erhalten  oder  erstarren  lassen,  wo  sich  dann  bei  diesen  Tem- 
peraturen jene  Vorgänge  des  Erstarrens  in  ähnlicher  Weise  wie- 
derholen. Es  wechselt  also  die  Temperatur,  bei  welcher  das  Was- 
ser und  das  Chlorcalcium  fest  wird,  je  nach  den  Mischungsverhält- 
nissen. Der  Erstarrungspunkt  des  Wassers  kann  hier  um  mehr  als 
59  ®  C.  unter  seinen  Gefrierpunkt  sinken,  der  Erstarrungspunkt  des 
Chlorcalcium,  welcher  für  sich  bei  H-  26®  liegt,  sogar  um  nahezu 
100®  erniedrigt  werden.  Schwefelsaures  Kali,  Salpeter  u.s.w.  kön- 
nen aus  ihren  Lösungen  bei  Temperaturen  fest  werden,  die  600  bis 
800  0  unter  ihrem  Schmelzpunkt  liegen.  Jedermann  weiss  ferner, 
dass  aus  Lösungen  je  nach  der  Concentration  derselben  zuerst  Was- 
ser und  dann  Salz  oder  zuerst  Salz  und  später  Wasser  krystalli- 
sirt  zu  erhalten  ist.  So  wenig  daher  —  um  bei  demselben  Beispiel 
stehen  zu  bleiben,  —  aus  einer  Chlorcalciumlösung  das  Wasser  bei 
seinem  Schmelzpunkt  von  0®  und  das  wasserhaltige  Chlorcalcium 
bei  seinem  Schmelzpunkt  von  -♦-  26®,  so  wenig  ferner  das  Chlor- 
calcium immer  vor  dem  Wasser  erstarrt,  ebenso  wenig  ist  die  Vor- 
aussetzung zuliissig,  dass  Quarz  und  Feldspath  aus  ihrer  feuerflüs- 
sigen Lösung  bei  ihren  respectiven  Schmelzpunkten  fest  werden 
müssten.     Wir    finden  vielmehr   in   völliger  Uebereinstimmung  mit 


358  Verhaltniss  von  Schmelzpunkt  u.  £ratamirg8ponkt. 

den  Erfahrungen,  die  wir  bei  allen  Lösungen  machen  können,  dass  in  dem 
an  Feldspath  reichen  Schriftgranit  der  Quarz  vor  dem  Feldspath,  in  an- 
dern gleichzeitig  mit  demselben,  und  in  andern  nach  demselben  ausge- 
schieden wurde  (Ztsch.  d.  d.  geol.  G.  XIII.  61 ; N.  Jhrb.f.  M.  1861.  856). 

V.  Cotta  macht  darauf  aufmerksam ,  dass  auf  ähnlichen  Vor- 
gängen auch  das  Pattinsonscho  Verfahren  der  Silbergewinnung  be- 
ruhe, indem  bei  diesem  metallurgischen  Process  das  reine  Blei  fräher 
krystallisirt  als  das  silberhaltige,  welches  gleichsam  als  Mutterlauge 
flüssig  bleibt.  Nach  Bischof  wurde  einst  ein  Glasfluss  aus  gewöhn- 
lichem Glase  und  kohlensaurem  Kali ,  der  in  der  Rothglühhitze  bei 
800^  R.  schmolz,  in  einem  Tiegel  über  Wismuth  geschmolzen,  wel- 
ches etwa  bei  200^  schmilzt  und  beim  Erstarren  eine  sehr  höcke- 
rige Oberfläche  bildet.  Obschou  der  Unterschied  der  Schmelzpunkte 
zwischen  dem  Wismuth  und  dem  Glasfluss  somit  etwa  600^  be- 
trug, zeigten  sich  dennoch  auf  der  Unterfläche  des  Glasflusses  alle 
Erhöhungen  und  Vertiefungen  des  Metalls  abgeformt,  ein  o£fenbarer 
Beweis,  dass  jener  selbst  bei  200°  noch  weich  genug  war,  um  die 
Eindrücke   des  erstarrenden  Metalls  annehmen  zu  können. 

Fournet  hat  es  wahrscheinlich  zu  machen  gesucht,  dasR  die 
Schwerschmelzbarkeit  des  Leucit,  welcher  als  basisches  Kalisilicat  eine 
leicht  schmelzbare  Mischung  sein  sollte,  wesentlich  durch  den  kry- 
stallinischen  Zustand  bedingt  sei.  Diese  Ansicht  unterstutzt  er 
durch  Anrfühung  anderer  an  Schlacken  schwedischer  Schmelzhütten 
beobachteter  Erscheinungen.  Diese  Schlacken,  zu  Backsteinen  ge- 
formt, konnten,  wenn  sie  steinig  und  ki*ystallinisch-faserig  gewor- 
den zur  Auskleidung  von  Hochöfen  verwandt  werden  und  bis  18 
Campagnen,  jede  zu  20  Wochen  aushalten.  Er  erinnert  femer  an 
das  Verhalten  des  sog.  Reaumur 'sehen  Porcellau,  welches  erst  bei 
viel  höherer  Temperatur  als  das  Glas,  aus  dem  es  bereitet  worden, 
ohne  vorhergegangene  Erweichung  schmilzt.  Der  höhere  Schmelz- 
punkt krystallisirter  Körper  im  Vergleich  zu  ihren  amorphen  Mo- 
dificationen,  scheine  daiin  begründet  zu  sein,  dass  sie  beim  Ueber- 
gang  in  jene  eine  grössere  Dichte  annehmen.  Man  müsse  daher  für 
jeden  schmelzbaren  Körper  zwei  Schmelz-  und  Erstarrungspunkte 
annehmen,  je  nach  seinem  amorphen  oder  krystallinischen  Zustande^ 
die  amorphe  Erstairung  eines  Körpers  bezeichnet  er  als  Solidifica- 
tion,  die  krystallinische  desselben  als  Persolidiflcation.  (Comptea 
rendus  Llll.   179;    vgl.    auch  Neues  Jahrb.  f.  Miner.  1862.    102.) 


H.  Rose's  Einwand  gegen  die  pyrogene  Oranitbildung.  359 

Zieht  man  nun  zugleich  in  Betracht,  dasft,  wie  der  Augen- 
schein lehrt,  in  manchen  Graniten  wirklich  die  Quarze  yor  den 
Feldspathen^  dass  in  den  meisten  Felsitporphyren  mit  ihren  gfe- 
wöhnlich  kry stall isirten  Quarzen  und  Feldspathen  beide  Mineralien 
wenigstens  zu  gleicher  Zeit  fest  geworden  sind,  so  scheint  man  nach 
allem  diesem  und  namentlich  mit  Rücksicht  auf  die  treffenden  Erörte- 
rungen ßunsens  den  Schluss  ziehen  zu  dürfen,  dass  es  keineswegs 
gestattet  ist,  aus  der  Festwerdungs  folge  der  Granitmineralien  einen 
Beweis  dafür  abzuleiten,  dass  dieselben  nicht  aus  feuerflüssigem 
Magma  krystallisirt  seien. 

Heinrich  Rose  hat  in  letzterer  Zeit  seine  gewichtige  Stimme 
gegen  die  rein  pyrogene  Bildung  des  Granit  erhoben,  indem  er  seine 
Zweifel  an  den  Quarz,  diesen  Angelpunkt  jeglicher  Theorie  über  die 
Granitgenese  knüpfte.  In  seiner  höchst  werth vollen  Arbeit  über 
die  verschiedenen  Zustände  der  Kieselsäure  (Poggend.  Ann.  1859. 
CVni.  1)  zeigte  er,  dass  der  Quarz  der  Granite,  nachdem  er  durch  eine 
hohe  Temperatur  zum  Schmelzen  gebracht  ist,  eine  ganz  andere 
Modiiication  der  Kieselsäure  darstellt.  In  dem  als  Bergkrystall 
und  Granitquarz  erscheinenden  krystallinischen  Zustand  hat  die  Kie- 
selsäure das  spec.  Gewicht  2.6 ,  durch  das  Schmelzen  geht  sie  in 
eine  amorphe  Modißcatiou  von  dem  spec.  Gewicht  2.2  über ;  zu- 
gleich hat  diese  auch  die  chemischen  Eigenschaften,  durch  welche 
sich  die  Kieselsäure  von  der  Dichtigkeit  2.6  auszeichnet,  verloren: 
die  geschmolzene  Kieselsäure  ist  im  fein  gepulverten  Zustand  in 
Lösungen  von  Kalihydrat  und  Natroncarbonat  durch  Kochen  löslich 
geworden  und  auch  in  concentrirter  Fluorwasserstoffsäure  löst  sie 
sich  unter  starker  Erwärmung  schnell  und  vollkommen  auf.  Durch 
das  Schmelzen  ist  gleichfalls  die  Fähigkeit,  das  Licht  zu  polarisiren, 
verloren  gegangen.  Es  ist  nicht  vollständig  zweifellos,  ob  diese 
Beobachtungen  in  der  That  geeignet  sind,  die  Annahme  von  der 
rein  feuerflüssigen  Natur  des  Granitmagmas  zu  widerlegen,  welche 
man  übrigens  aus  andern  Gründen  (vgl.  unten)  aufgeben  zu  müssen 
scheint:  Abgesehen  davon,  dass  in  einem  Magma,  über  dessen  phy- 
sikalischen Zustand  wir  uns  ^aum  eine  Vorstellung  machen  können, 
der  Act  der  unterirdischen  Erstarrung  wohl  anders  beschaffene  Mi- 
neralproducte  liefern  kann,  als  wenn  wir  ein  einzelnes  derselben  für 
sich  allein  unter  gewöhnlichem  Atmosphärendruck  zum  Schmelzen 
bringen  und  erstarren  lassen,  verdienen  auch  noch  andere  analoge 


360  Scheerer  gegen  die  rein  pyrogene  Granitbildung. 

Beobachtungen  berücksichtigt  zu  werden.  Gh.  St.  Gl.  Deville  bat 
gezeigt  (vgl.  Bd.  I.  423),  dass  aus  krystallinischen  Mineralien  aa* 
sammengesetzte  Lavagesteiae  von  Teneriffa  durch  das  Schmelien 
einen  Verlust  am  spec.  Gewicht  erfahren  und  da  sie  überdies  beim 
Erstarren  im  Tiegel  eine  glasartige  amorphe  Substanz  darstellen, 
so  erleiden  sie  ganz  dieselben  Veränderungen  wie  der  Granitquan. 
Nach  der  für  diesen  letztern  befolgten  Schlussweise  müsste  man  also 
auch  für  jene  Lavagesteine  die  Folgerung  gelten  lassen,  dsss  sie 
nicht  aus  dem  geschmolzenen  Zustand  fest  geworden  seien. 

Im  Jahre  1847  veröffentlichte  Scheerer  eine  ausführliche  Ab- 
handlung über  die  wahrscheinliche  Bildungsweisc  des  Granit  (Bull, 
de  la  soc.  geol.  (2)  IV.  468),  in  welcher  sich  ganz  neue  Gesichts- 
punkte entwickelt  finden.  Die  Hauptmomeute  dieser  wichtigen  Ar- 
beit, deren  Zweck  es  ist,  die  Ansichten  über  den  rein  pyrogenen 
Ursprung  des  Granit  als  unhaltbar  darzustellen  und  durch  eine  neue 
Hypothese  zu  ersetzen,  verdienen  hier,  da  sie  auch  theilweise  ftlr 
die  folgenden  Betrachtungen  zur  Grundlage  dienen,  kurz  zusammen- 
gefasst  zu  worden.  Seine  Argumente  gegen  die  Entstehung  des 
Granit  aus  einem  ausschliesslich  feurigen  SchmelzAuss  gründen  sich 
auf  die  chemische  und  mineralogische  Gonstitution  desselben  und 
ordnen  sich  in  drei  Hauptpunkte: 

1)  Das  Vorkommen  von  ausgeschiedenem  Quarz  im  Grranit; 
bis  jetzt  hat  mau  noch  nie  beobachtet,  dass  ein  mit  Kieselsäure  ge- 
sättigtes Silicat ,  wenn  es  aus  dem  geschmolzenen  Zustande  lang- 
sam erkaltet,  die  Kieselsäure  als  Quarz  ausscheidet;  man  könne 
nicht  einwerfen,  dass  die  künstliche  Erkaltung  zu  plötzlich  erfolge, 
rascher  vor  sich  gehe ,  als  sie  bei  den  Graniten  erfolgt  sei ,  denn 
auch  die  Lavaströme  erkalten  ungemein  langsam  und  schmale  Gra- 
nitgänge würden  sicherlich  rascher  erkaltet  sein ;  die  heutigen  La- 
ven sind  allerdings  zum  weitaus  grössten  Theile  nicht  sauer  ge- 
nug, um  Quarz  auszuscheiden ,  und  nur  die  Obsidianmngmen  würden 
dazu  geeignet  sein,  aber  diese  sind  immer  als  quarzfreie  Gläser  er- 
starrt. Um  also  die  Theorie  einer  rein  feurigen  Granitgenese  auf- 
recht zu  erhalten ,  ist  man  zu  der  Annahme  gezwungen ,  dass  alle 
heutigen  kieselsäurcreichen  Laven  zu  rasch  erstarren  um  Quarz  aus- 
zuscheiden, rascher  als  enge  Granitgänge  (vgl.  darüber  weiter  unten). 

2)  Die  mechanische  Gruppirung  der  wesentlichen  und  unwe- 
sentlichen Gemcngtheile  des  Granit.     Schon  bei    der  Beschreibung 


Scheerer  gegen  die  rein  pyrogene  Granitbildung.  361 

des  Granit  von  Hitteröe  (Poggend.  Ann.  LVI.  479)  hatte  Scheerer 
darauf  hingewiesen,  wie  der  Feldspath  zuerst  seine  grossen  Krystalle 
entwickelt  habe,  so  dass  dem  von  allen  Seiten  gedrückten  Quarz 
kaum  Raum  gelassen  sei,  krystallinische  Gestalten  hervorzubringen ; 
dieser  war  noch  flüssig  oder  wenigstens  plastisch,  als  derFeldspath 
schon  fest  war,  wahrend  nach  gewöhnlichen  Voraussetzungen  sich  zu- 
erst Quarzkrystalle  bilden  müssen  und  dann  der  Feldspathteig  die 
Zwischenräome  ausfüllt ;  diese  Ph'scheiuung ,  welche  sich  in  analo- 
ger Weise  bei  accessorischen  Gemengtheilen  wiederholt,  galt  Schee- 
rer bei  einer  rein  feurigen  Granitbildung  als  unerklärlich,  da,  wie 
schon  (S.  355)  bemerkt,  er  der  Fournet'schen  Surfusionstheorie  des 
Quarz  keinen  Werth  zugesteht  und  auch  den  inzwischen  veröffent- 
lichten Erklärungsversuch  Durocher's  mit  Einwänden  begleitet  (welche 
übrigens  von  Du  rocher  später,  wie  es  scheint,  mit  Recht  beseitigt 
wurden)  ;  vgl.  über  diesen  Punkt  das  oben  S.  359  gewonnene  Resultat. 

3)  Die  Gegenwart,  von  pyrognomischen  Mineralien  im  Granit; 
so  wurden  von  ihm  schon  früher  gewisse  Mineralien  (Orthit,  Ga- 
dolinit,  Allanit)  genannt,  welche  die  Eigenschaft  besitzen,  in  nicht 
einmal  hoher  Hitze  plötzlich  eine  mehr  oder  weniger  lebhafte  Licht- 
erscheinung zu  zeigen,  die,  da  sie  nach  H.  Rose's  Versuchen  von 
einer  wirklichen  Wärmeentwicklung  begleitet  ist,  als  ein  wahrhaf- 
tes Feuerphänomen  gelten  kann;  merkwürdig  ist,  dass  jene  Mine- 
ralien nach  dieser  Erscheinung  sehr  merkliche  Aenderungen  in  ihren 
physikalischen  Eigenschaften  erleiden ,  während  die  chemische  Zu- 
sammensetzung dieselbe  bleibt,  etwas  Wasserabgabe  vielleicht  aus- 
genommen;  sie  bestehen  (Scheerer  in  Poggend.  Ann.  LI.  493)  in 
dem  Unlöslichwerden  in  Säuren ,  in  Veränderung  ihrer  Farbe  und 
Pellucidität ,  in  einer  merklichen  Erhöhung  ihres  spec.  Gewichts. 
Es  sei  offenbar,  dass  ihr  pyrognomischer  Charakter  sich  nicht  mit 
einer  Erstarrung  aus  dem  FeuerHuss  verträgt.  Wenn  also  die  Na- 
tur des  Granit  selbst  gegen  die  Annahme  des  rein  feurigen  Ur- 
sprungs Einspruch  erhebt,  so  fragt  Scheerer,  wie  man  sich  denn 
den  Zustand  dieser  vor  der  Erstarrung  noth wendig  plastisch  gewe- 
senen  Masse  zu   denken  habe. 

Mehrere  Hestandtheile  des  Granit  (wie  auch  die  ßauschana- 
lysen  der  Masse  zeigen)  enthalten  Wasser  chemisch  gebunden. 
Dieses  Wasser  ist  ein  ursprüngliches,  musste  sich  also  schon  in  der 
Granitmasse  finden,  als  sie  noch  im  plastischen  Zustande  sich  be- 


362  Gegenwart  v.  Wasser  im  pyrogeDon  Granitmagma. 

fand,  was  durch  die  hekannte  Rolle,  die  es  in  den  Mineraliol  als 
polymer-ißomorphe  Basis  spiele,  noch  wahrscheinlicher  werde;  die 
flüssige  Granitmasse  konnte  demnach  nicht  weniger  Wasser  enthalten, 
als  das  Gestein  jetzt  als  chemische  Verbindung  aufweist,  was  man 
im  minimum  auf  O.Ol  veranschlagen  kann;  sie  konnte  aber  und 
wahrscheinlich  hat  sie  auch  mehr  enthalten.  Der  mit  diesen  Was- 
sermengen ausgerüstete  Granitteig  befand  sich  jedenfalls,  um  über- 
haupt plastisch  zu  sein ,  dereinst  im  Feuerfluss.  Stellt  man  sich 
nun  vor,  dnss  dieses  Magma  einem  starken  Druck  unterlag,  welcher 
das  Entweichen  des  Wassers  verhinderte,  so  wird  es  wahrscheinlich 
(denn  jede  directe  Erfahrung  fehlt  für  diesen  Fall)  durch  die  ein- 
geschlossenen sehr  heissen  Was^^erdümpfe  bei  einer  bedeutend  ni^ 
drigern  Temperatur  sich  im  Schmelzfluss  befinden,  als  dasselbe  Mag- 
ma im  wasserfreien  Zustande.  Das  Schmelzen  der  Salze  in  ihrem 
Krystallwasser  liefert  ein  versinnlichendes  Beispiel  dieses  Vorganges. 
Die  Erstarrungsverhältnisse  eines  solchen  wasserhaltigen  geschmol- 
zenen Magmas  werden  auch  ganz  andere  sein,  als  sie  eine  wasser- 
freie, sonst  gleich  zusammengesetzte  feuerflüssige  Masse  darbietet: 
die  durchdringenden  Wasserdämpfe,  einem  hohen  Druck  unterwor- 
fen, welcher  sie  zum  'Jlicil  condensiren  und  flüssig  machen  konnte, 
mussten  die  Liquidität  oder  wenigstens  die  Plasticität  des  Granit  bis 
zu  einer  verhältnissmässig  sehr  niederu  Temperatur  erhalten.  Die  Mi- 
ralien  mit  grösserer  Krystallisationstendenz ,  welche  am  leichtesten 
die  hemmende  Wirkung  der  dazwischengelagerten  Wasserdämpfe 
zu  überwinden  vermochten^  krystallisirten  zuerst  aus.  Alles  Wasser, 
welches  diese  Mineralien  zu  ihrer  Bildung  nicht  bedurften,  concentrirte 
sich  nach  und  nach  indem  übrig  bleibenden  y  immer  kieselsaure- 
reicher  werdedcn  Teig,  der  bei  seiner  geringen  Neigung,  sich  eine 
regelmässige  Gestalt  anzueignen,  durch  diesen  Wasserüberschuss  sehr 
lange  flüssig  erhalten  und  erst  bei  sehr  herabgesunkener  Tempera- 
tur fest  wurde,  während  das  Wasser  verdampfte.  Auf  diesem  Wege 
findet  die  Trennung  der  Kieselsäure  und  die  aufl'allende  Gruppirung 
der  Mineralien  eine  Erklärung,  auch  die  pyrognomischen  Mineralien 
konnten  ihre  Eigenthüralichkeitcn  in  Mitte  einer  Masse  erlangen, 
deren  Temperatur  nicht  nur  unter  ihrem  natürlichen  Schmelzpunkt 
lag,  sondern  selbst  die  Rothgluth  nicht  erreichte,  bei  welcher  sich 
sonst  jene  Licht-  und   Wärmeerscheinung  zeigt. 

Es  erklären  sich  nach  Scheerer  bei  Zugrundelegung  dieser  sei* 


Gegenwart  von  Wasser  im  pyrogenen  Granitmagroa.  363 

ner  Theorie  auch  noch  andere  Erscheinungen.  So  die  Höhlen,  Gänge 
und  Adern  in  den  Graniten ,  angefüllt  mit  grossen  Krystallen,  die 
nur  durch  allmähliche  Krystallisation  einer  aus  den  Wänden  des  um- 
gebenden Gesteins  herausschwitzenden  Flüssigkeit  entstanden  sein 
können,  gewissermaassen  aus  einem  Granitsaft  (suc  de  granite).  Es 
ist  dieser  Granitsafl ,  der  bis  zur  Tropfbarkeit  comprimirte ,  und 
doch  noch  sehr  heisse  aus  dem  Granit  austretende  Wasserdampf, 
welcher  die  Mineralbestandtheile  in  chemischer  Lösung  mit  sich 
führt,  wobei  Scheerer  daran  erinnert,  dass  nach  Schafhäutrs  Ex- 
perimenten das  im  Papinianischen  Topf  über  100®  erhitzte  Was- 
ser Kieselsäure  aufzulösen  und  Quarzkrystalle  aus  der  Lösung  ab- 
zusetzen vermag.  Auch  sei  daher  abzuleiten  die  Umwandlung  in 
gneissartige  und  graniturtige  Gesteine,  welche  angrenzende  Thon- 
schieferschichten  erlitten  haben,  indem  die  überschüssige  Granitflüs- 
sigkeit in  sie  eindrang.  Alle  diese  Erklärungsweisen  sind  später 
bei  sehr  vielen  Forschern  zu  Ehren  gelangt. 

Die  Ansicht,  dass  die  alteruptiven  Gesteine  bei  ihrer  Bildung 
ein  oder  ein  paar  Procent  Wasser  besessen  hätten,  wodurch  sie  bei 
verhältnissmässig  niederer  Temperatur  flüssig  bleiben  konnten,  ist 
schon  1825  von  Poulett  Scrope  in  seinem  Werke  »Gonsiderations  on 
volcanos«  ausgesprochen  worden  ;  die  Flüssigkeit  und  Beweglichkeit 
der  Lava,  welche  bereits  die  krystallinischen  Kömer,  aus  denen  sie 
beim  Erkalten  besteht,  als  starre  Elemente  enthalte,  werde  auch 
durch  innig  beigemengtes  Wasser  hervorgebracht,  welches  durch  den 
Druck  am  dampfförmigen  Entweichen  verhindert  sei.  (vgl.  auch 
Quarterly  Journal  of  the  geol.  soc.  1856.  XIL  338  fl'.) 

Angelot  (Note  sur  la  cause  des  emanations  gazeuses  prove- 
nant  de  Tinterieur  du  globe  im  Bull,  de  la  soc.  geol.  (l)  XIIL  178) 
hatte  auch  darzuthun  versucht,  dass  das  Wasser  der  Erdoberfläche, 
wenn  es  auf  tiefhinabsteigenden  Canälen  in  das  Erdinnere  gelange 
und  dort  mit  den  weissglühend  geschmolzenen  Massen  in  Berüh- 
rung gerathe,  doch  unter  seinem  eigenen  Drucke  flüssig  bleiben 
und  eine  grosse  Rollo  in  den  vulkanischen  Erscheinungen  spielen 
müsse  ;  nachher  war  er  zu  der  Ansicht  gelangt ,  dass  schon  die  all- 
gemein angenommene  Hypothese  der  Zusammenziehung  der  Erde  aus 
Dämpfen  und  das  bekannte  Gesetz  von  der  Difl'usion  der  Gase  zur 
Annahme  führe,  dass  namentlich  unter  jenem  Druck,  wie  ihn  die 
Hypothese  erfordert,  das  Wasser  arch  in  den  feuerflüssigen  Gesteins- 


364  Gegenwart  von  Wasser  in  pyrogenen  Magmen. 

massen,  von  ihnen  aufgelöst  wie  Gase  von  einer  Flüssigkeit,  mge- 
gen  gewesen  und  daher  fiihig  sei,  einen  Bestandtheil  der  erataiT- 
ten  platonischen  Gesteine  zu  bilden. 

Bereits  Breislak,  welcher  wie  oben  bemerkt,  auf  die  (vermeini- 
liche)  Schwierigkeit  hinwies:,  welche  sich  in  der  Mineralgruppirnng 
der  Annahme  einer  Bildung  aus  gewöhnlichem  Feuerfluss  entgegen- 
stellt, fragt  1822:  »Warum  hätten  nicht  Feuer  und  Wasser  «ar 
Ausbildung  unserer  Erde  zu  verschiedenen  Zeiten  und  zuweilen 
selbst  unter  Vereinigung  ihrer  Kraft  beitragen  können  ?« 

Es  erinnert  dies  an  die  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts 
von  Faujas  St.  Fond  geäusserte  merkwürdige  Meinung:  »Unmög- 
lich ist  es  nicht,  dass  das  Wasser  im  Verein  mit  dem  Feuer  un- 
bekannte und  für  unsere  Kunst  undarstcUbare  Verbindungen  zu  er- 
zeugen vermag.«  Ja  in  noch  ältere  Zeiten  bis  zu  Menard  de  la 
Groye  zurück,  lässt  sich  diese  Idee  verfolgen,  welcher  die  Vermn- 
thung  aussprach ,  dass  der  eigentlich  flüssige  Zustand  der  Laven, 
denen  er  nur  einen  geringen  Grad  von  Hitze  zuschrieb,  durch  Bei- 
mengung von  Wasser  als  eines  Flussmittels  bewirkt  werde;  in  den 
Erdtiefen  verbinde  es  sich  mit  den  Laven  und  werde  an  der  Ober- 
fläche aus  ihnen  wieder  ausgeschieden. 

Nach  der  Darlegung  der  Sclieerer'schen  Theorie  hat  Durocher 
mehrere  Einwände  dagegen  geltend  gemacht  und  die  rein  pyrogene 
Natur  des  Granit  zu  retten  versucht  (Bull,  de  la  soc.  g^l.  (2) 
IV.  1847.  1018);  das  Ilaupisächliche  dieser  ebenfalls  wichtigen  Ar- 
beit sei  kurz  angeführt.  Zuerst  verfechtet  er  seine  S.  355  mitge- 
thoilte  Ansicht,  derzufolge  der  (^uarz  nicht  nothwendig  zuerst  kry- 
stallisiren  musste.  Die  l'ntersuchung  einer  grossen  Anzahl  Granite 
aus  den  verscliiedensten  Gegenden  lieferte  ihm  überdies  das  Re- 
sultat ,  dass  im  Allgemeinen  keine  Kegel mässigkeit  in  der  Solidifi- 
cationsreihenfolge  der  einzelnen  Mineralien  bestehe;  wirklich  er- 
scheint ,  wie  erwähnt ,  in  manchen  Graniten  bald  Quarz  früher  als 
Orthoklas,  bald  Othoklas  früher  als  Quar/  krystallisirt:  er  glaubt, 
dass  in  den  meisten  Graniten  statt  einer  Reihenfolge  von  successi- 
ven  Krystallisationen  vielmehr  beinahe  eine  Gleichzeitigkeit  dersel- 
ben stattfand,  wofür  er  zahlreiche  durch  Abbildungen  erläuterte  Bei- 
spiele beibringt.  Gerade  charakteristisch  ist  ja  in  der  That  für  die 
Granittextur  der  Zustand  der  gegenseitigen  Hinderung  bei  den  ein- 
zelnen Gemengt  heilen,  die  sich  zu  drücken  und  zu  stossen  scheinen, 


Durocher's  Erwiderungen  gegen  Scheerer.  366 

von  denen  keiner  in  vollkommenen,  allseitig  scharf  begrenzten  Kry- 
stallen  auftritt.  Weniger  gelingt  Durocher  der  Erweis,  dass  die 
Gegenwart  der  pyrognomischen  Mineralien  mit  rein  pyrogenem  Ur- 
sprung nicht  unverträglich  sei.  Die  Begründung  der  Gegenwart 
des  Wassers  im  geschmolzenen  Granit  findet  Durocher  mit  Recht 
mangelhaft:  die  von  Scheerer  als  wasserhaltig  erwähnten  Granit- 
mineralieu ,  Glimmer,  Talk,  Hornblende,  Turmalin  finden  sich  meist 
nur  accessorisch  ,  die  unalterirten  Granite  liefern  bei  der  Analyse 
auch  nur  ungemein  wenig  Wasser,  jedenfalls  viel  zu  wenig,  um  eine 
fusion  aqueuse  zu  vermitteln.  Auch  bezweifelt  Durocher,  dass  das 
Wasser  in  dem  geschmolzenen  Magma  des  Granit  die  Liquefaction 
bewirken  oder  unterstützen  könne ,  indem  Quarz ,  Feldspath  und 
Glimmer  fast  unlöslich  im  Wasser  seien.  Die  Laven,  welche  Was- 
serdampf in  Menge  enthalten  und  ihn  oft  zehn  Jahre  lang  festhal- 
ten, Massen  also  ,  welche  sich  in  wirklicher  fusion  aqueuse  befin- 
den, lieferten  bei  ihrer  Erkaltung  ganz  andere  Producte  als  die 
Granite :  sie  seien  voller  Blasen  und  Hohlräume,  während  der  Gra- 
nit sich  gerade  als  sehr  compact  erweise.  Dagegen  ist  indessen 
zu  bemerken,  dass  bekanntlich  nur  der  obere  Theil  der  Lavaströme 
diese  blasige  und  scoriose  Textur  zeigt,  der  untere  Theil  vollstän- 
dig compact  -  steinig  und  unter  dem  Mikroskop  deutlich  krystalli- 
nisch  -  körnig   erscheint. 

Scheerer  antwortete  seinerseits  mit  einer  Entgegnung  auf  Du- 
rochers  Ansichten  und  Einwürfe  (Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VL  1849. 
044);  in  eingehender  Weise  wird  die  Natur  der  pyrognomischen 
Mineralien  als  diT  Pyrogenese  widersprechend  erörtert,  auch  verweist 
er  mit  Recht  abermals  auf  die  Auflösungsfähigkeit  des  im  Papi- 
nianischen  Topf  eingeschlossenen  Wassers,  welche  sich  bei  der  Roth- 
gluth  wahrscheinlich  noch  bedeutend  steigere.  Darauf  hat  Duro- 
cher (Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VU.  1850.  276)  nochmals  betont, 
dass  Scheerer  ,  indem  er  auf  (jrrund  der  gegenwärtigen  spurenhaf- 
ten Anwesenheit  des  Wassers  in  granitartigen  Gesteinen  (den  talk- 
haltigen  Protoginen)  schliesst,  dasselbe  sei  ursprünglich  in  grösserer 
Quantität  auch  in  den  eigentlichen  Graniten  vorhanden  gewesen, 
und  habe  bei  deren  Bildung  eine  Rolle  gespielt,  sich  damit  eine  »har- 
diesse  d'imagination^  habe  zu  Schulden  kommen  lassen,  >qui  vaaa 
dein  des  bornes  diine  conclusion  scientifique.«  Scheerer  machte  als- 
dann  —    und    damit   schliesst   der  interessante  Streit    (Bull,  de  la 


366  Gegenwart  von  Wasser  in  den  Laven. 

Boc.  g6ol.  (2)  VIII.  1851.  500)  —  zur  Unterstütrong  seiner  An- 
sicht darauf  aufmerksam,  dass  eine  sehr  kleine  Quantität  Schwefel 
genüge,  um  den  Schmelzpunkt  des  Eisens  mehrere  hundert  Grad 
herabzudrücken,  dass  also  auch  wahrscheinlich  die  WasBermenge, 
welche  den  plastiscnen  Zustand  des  Granitmagmas  bei  niedriger  Tem- 
peratur erhalte,    nur    eine  sehr   geringe   gewesen  zu  sein  brauche. 

Man  mag  Durocher  Recht  geben,  wenn  er  es  für  unzulässig  er- 
achtet, die  Ansicht  von  der  wässerig-feurigen  Entstehung  des  Gra- 
nit auf  diejenigen  Wassermengen  zu  gründen,  welche  die  Analysen 
der  Granite  ergeben ;  denn  unveränderte  ächte  Granite  liefern  al- 
lerdings bei  der  Bestimmung  des  Wassers  fast  verschwindende  Quan- 
titäten; dennoch  gibt  es  andere,  damals  weniger  gekannte  und 
weniger  beachtete  Umstände,  welche  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit 
darauf  hindeuten ,  dass  das  Wasser  wirklich  bei  der  Granitgenese 
einen  sehr  wichtigen  Factor  abgegeben  habe. 

Schon  aus  der  Analogie  mit  den  Eruptivgesteinen  unserer 
Tage  ist  man  geneigt  zu  vermuthen,  dass  der  Granit  bei  seiner 
Eruption  Wasser  enthalten  habe.  Aus  ihren  Rissen  und  Spalten 
entwickeln  die  meisten  Lavaströme  eine  grosse  Menge  von  Däm- 
pfen, unter  denen,  wie  bei  den  dem  Krater  entsteigenden  vulkani- 
schen Exhalationeu  der  Wasserdampf  eine  hauptsächliche  Rolle  spielt, 
und  bis  zum  Erstarren  der  Lava  dauern  diese  Fumarolon,  nach  und 
nach  schwächer  werdend  fort.  Die  heutigen  Eruptivgesteine  sind 
also  jedenfalls  bei  ihrem  Ausbruch  mit  Wasserdampf  mehr  oder 
weniger  geschwängert  und  vermögen  denselben  selbst  unter  gewöhn- 
lichem Atmosphärendruck  mitunter  beträchtlich  lauge  Zeit  bei  sich 
zu  behalten.  Dennoch  aber  sind  die  Laven  im  erstarrten  Zustande 
entweder  vollständig  oder  fast  wasserfrei :  aus  der  Wasserarmuth 
oder  der  Wasserfreiheit  der  Analysen  des  festen  krystallinischen 
Granit  ist  mithin  keineswegs  zu  schliessen,  dass  seine  Eruption 
nicht  im  gewässerten  Zust^inde  erfolgt  sei. 

Dazu  kommt,  dass  man  in  letzterer  Zeit  das  Wasser  in  be- 
trächtlicher Menge  in  den  Mineralien  des  Granit  mit  Hülfe  des  Mi- 
kroskop nachzuweisen  vermocht  hat.  Dnss  Quarzkry stalle  ebenso 
wie  Topase  und  Flussspathe  Höhlungen  umschliessen,  welche  Flüs- 
sigkeiten enthalten,  war  längst  bekannt,  später  wurden  sie  auch 
von  Sivright  im  Schwcrspath,  Kalkspath,  Gyps,  von  Brewster  im 
Smaragd^  Beryll,  Chrysoberyll,   Chrysolith,  Feldspath,  Steinsalz  ge- 


Mikroskopische  Waaserporen  in  d.  Quarzen  cL  Granite.  367 

fanden,  aber  man  glaubte,  dass  diese  Flüssigkeitshöhlungen  nur  in 
ausgebildeten  Krystallen  und  in  diesen  nur  selten  und  zufällig  vor- 
kommen. Erst  Sorby  (on  the  microscopical  structure  of  crystals, 
indicating  the  origin  of  minerals  and  rocks,  Qu.  journ.  of  the 
geol.  SOG.  XIV.  1858.  453;  seine  Untersuchungen  später  fortge- 
setzt durch  Zirkel,  Mikroskopische  Gesteinsstudien.  Sitzungsber.  d. 
Wiener  Akad.  d.  W.  XL VII.  1863.  226)  wies  nach,  dass  sie  in 
den  Quarzen  der  von  ihm  untersuchten  Granite  in  mikroskopischer 
Kleinheit  in  ungeheurer  Anzahl  vorhanden  sind.  Quarze  in  zahl- 
reichen Graniten  der  verschiedensten  Fundorte  haben  später  ganz 
dasselbe  Krgebuiss  geliefert.  Diese  mikroskopisch  kleinen,  eine 
Flüssigkeit  einschliesseuden  Hohlräume  (fluid  -  cavities)  kann  man 
Wasserporen  nennen,  da  ihr  Inhalt  meist  eine  wässerige  Solution 
ist.  Derselbe  ist  ein  Theil  der  in  dem  Granitmagma  enthalten  ge- 
wesenen Flüssigkeit ,  welche  von  dem  wachsenden  Kr^'stall  in  seine 
Masse  eingeschlossen  wurde  :  die  Wasserporen  sind  ganz  analog  den- 
jenigen, welche  Sorby  in  den  künstlich  aus  einer  Lösung  gebilde- 
ten Krystallen  auffand.  Ein  Dünnschliff  von  gi'anitischem  Quarz 
zeigt  unter  dem  Mikroskop ,  dass  die  ganze  Masse  desselben  von 
kleinern  und  grössern  Wasserporen  wimmelt ,  welche  wie  Regen- 
tröpfchen auf  einer  Fensterscheibe  erscheinen ;  erstere  sind  meistens 
rundlich,  letztere  auf  das  verschiedenartigste  geformt  mit  unregel- 
mässigen Verästelungen  und  schlauchförmigen  Verzerrungen.  Alle 
Poren,  welche  eiuigermaassen  grösser  sind,  zeigen  ein  ganz  deutlich 
erkennbares  Bläschen  in  ihrer  Ausfüllung.  Sorby  beobachtete,  dass 
die  mikroskopischen  Wasserporen,  welche  sich  in  den  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  aus  einer  Lösung  entstehenden  künstlichen  Kry- 
stallen bilden,  stets  ganz  mit  der  Flüssigkeit  erfüllt  sind,  und  er 
erklärt  die  Gegenwart  des  leeren  Raumes  in  den  mikroskopischen 
Quarz wasserporen  dadurch,  dass  der  Quarz  in  höherer  Temperatur 
entstand  und  beim  Sinken  derselben  die  in  der  Höhlung  befindliche 
Flüssigkeit,  welche  früher  hinreichte,  dieselbe  zu  füllen,  sich  noth- 
wendigerweise  zusammenziehen  musste.  Häufig  bewegt  sich  beim 
Drehen  des  Schlifi'es  das  Bläschen  hin  und  her,  wie  die  Luftblase 
in  einer  Wasserwaage.  Indem  das  Maass  der  Contraction  der  ein- 
geschlossenen Flüssigkeit  von  der  Höhe  der  Temperatur  abhängt, 
von  welcher  die  Abkühlung  begann,  muss  die  relative  Grösse  des 
leeren  Raumes  anzeigen,   um  wie  viel   die  Temperatur,  in  welcher 


368  Wasserporen  in  den  Quarzen  der  Granite. 

der  Krystall  gebildet  wurde,  diejenige  übersteigt,  in  welcher  er  un- 
tersucht wird.  Nachdem  Sorby  durch  besondere  Versuche  das  Ans- 
dehnungsgesetz  der  in  den  Poren  vorhandenen  Flüssigkeiten  bei  ver- 
schiedenen Temperaturen  zu  ermitteln  gesucht  hat,  kommt  er  sa 
dem  Schluss,  dass  das  granitische  durchwässerte  Magma  nngefiÜir 
bei  dunkler  Rothglühhitze  und  unter  Mitwirkung  von  hohem  Druck 
festgewordeu  sei. 

Was  nun  die  Natur  der  eingeschlossenen  Flüssigkeit  anbe- 
langt ,  so  hat  er  durch  Versuche  dargethan ,  dass  dieselbe  Wasser 
ist,  welches  Chlorkalium  und  Chlornatrium,  die  Sulphate  von  Kali, 
Natron  und  Kalk  enthält,  wobei  bald  das  eine,  bald  das  andere 
Salz  vorwaltet;  da  die  Solution  oft  eine  entschieden  saure  Reac- 
tion  zeigt,  so  musa  Säureüberschuss  vorhanden  sein;  dies  Vorkom- 
men von  freier  Salzsäure  und  Schwefelsäure  ist  höchst  merkwürdig, 
wenn  man  in  Betracht  zieht,  wie  sehr  charakteiistisch  diese  Stoffe 
für  moderne  vulkanische  Thätigkeit  sind :  den  uralten  Emptivmag- 
men  fehlten  also  bereits  diejenigen  Stoflfe  nicht,  welche  anch  die 
Lavaeruptionen  heutiger  Tage  begleiten.  Bisweilen  war  der  in  dem 
heissen  Waser  aufgelöste  Salzgehalt  zu  gross,  als  dass  die  Lösung 
sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  erhalten  konnte,  und  deutliche 
cubische  Kry stalle  der  Chloride  haben  sich  au  den  Innenwänden 
der  mikroskopischen   Höhlungen  abgesetzt. 

Die  grossem  Poren  messen  selten  mehr  als  O.OG  Mm.  im 
grössten  Durchmesser ;  dabei  finden  sich  alle  Abstufungen  der  Klein- 
heit, die  kleinsten  erscheinen  selbst  bei  loOOfacher  Vergrösserung 
nur  als  die  allerfeinsten ,  kaum  wahrnehmbaren  Punkte,  mit  denen 
das  ganze  Quarzkorn  durchsprenkelt  ist.  Bei  Poren,  welche  0.003 
Mm.  laug,  0.0015  Mm.  breit  sind,  ist  noch  manchmal  ein  deutli- 
ches Bläschen  zu  erkennen. 

Die  Wasserporen  liegen  entweder  einzeln  unregelmässig  durch 
einander  gestreut,  oder  in  vielfach  sich  verzweigenden  und  wieder 
vereinigenden  Reihen  und  Streifen,  auch  zumal,  wenn  sie  sehr  klein 
sind,  in  dichtere  Haufen  zusammengedrängt,  welche  dünnere  Strah- 
len aussenden.  Auf  dem  Durchschnittspunkte  jener  Porenstreifen 
stellen  sich  meist  grössere  Poren  ein.  Häufig  gewahrt  man  bei  dicke- 
ren Schliffen,  wie  die  Poren  förmliche  Schichten  bilden,  welche  in  ver- 
schiedener Richtung  die  klare  Quarzmasse  durchsetzen.  Nehmen  die 
i*oren  eine  besondere  Lage  ein,  so  wird  oft  das  durchfallende  Licht 


Wasserporen  im  Quarz  der  Granite.  360 

von  dem  Bläschen  total  reflectirt,  welches  alsdann  wie  eine  schwarze 
opake  Substanz  erscheint. 

Es  dürfte  im  Allgemeinen  feststehen,  dass  im  Quarz  der  grob- 
kömigen  Granite  die  Wasserporen  zahlreicher  und  grösser  sind, 
als  in  demjenigen  feinkörniger  Granite.  Nicht  selten  sind  Stellen, 
wo  auf  dem  Riium  von  O.Ol  Quadratmillim.  250  deutlich  von  ein-  . 
ander  unterscheidbare  Wasserporen  zu  zählen  sind.  Die  Quarze 
einiger  Granite  sind  so  mit  Flüssigkeit  getränkt,  dass  sie  zweifels- 
ohne den  zwanzigsten  Theil  der  ganzen  Krystallmasse  ausmacht. 
Aus  der  Entstehnngsweise  der  Poren  überhaupt  und  aus  den  von 
Sorby  an  den  Chloralkalien  und  andern  künstlichen  Krystallen  an- 
gestellten Untersuchungen  scheint  man  den  Schluss  ziehen  zu 
können,  dass  diejenigen  Krj'stalle,  welche  weniger  Poren  enthalten, 
sich  langsamer  bildeten,  rascher  diejenigen,  welche  zahlreiche  um- 
schliessen.  Im  Ganzen  hat  es  den  Anschein,  als  ob  im  Mittelpunkte 
der  Quarzkörner  die  Poren  häutiger  seien,  als  nach  den  Rändern 
zu  ;  dies  steht  n)it  den  von  Sorby  an  den  Krystallen  von  Chlor- 
kaliuiii  und  Chlornatrium  gemachten  Beobachtungen  im  Zusammen- 
hange, bei  denen  der  A})satz  der  Poren  in  der  ersten  Bildungszeit 
des  Krystalls  rasch  vor  sich  geht  und  bei  der  fortschreitenden  Ver- 
grösserung  desselben  mehr  und  mehr  sich  verlangsamt;  wie  Koch- 
salzkrystalle  im  Innern  durch  die  Menge  der  Poren  weiss  und  opak 
sind,  an   ihren  Uiindern  klar  und   durchsichtig. 

Gegen  die  Annahme,  dass  die  wässerige  Solution  nicht  ur- 
sprünglich bei  der  Bildung  des  Krystalls  in  denselben  eingeschlossen 
wurde,  sondern  erst  im  Laufe  der  Zeit  in  präexistirende  leere  Höh- 
lungen eindrang,  sprechen  mehrere  Umstände.  Die  Höhlungen  sind 
nie  vollständig  erfüllt,  sondern  enthalten  die  oben  erwähnten  Bläs- 
chen, und  die  Volumina  der  einzelnen  Bläschen  stehen  in  einem 
auffallend  genau  unter  einander  übereinstimmenden  Verhältniss  zu 
den  Volumina  der  ganzen  Höhlungen,  wie  dies  namentlich  die 
grössern  Wasst'rporen  deutlieh  erkennen  lassen :  die  Bläschen  sind 
um  so  grÖHHir  und  um  so  kleiner,  je  grösser  und  kleiner  die  Pore 
überhaupt  ist,  eine  Krscheinung,  die  sich  aus  der  gleichmässig  er- 
folgeutleii  Coiitraction  der  Solution  bei  abnehmender  Temperatur 
ohiu;  Schwierigkeit  erklärt.  Diese  vollständige  und  unverkennbare 
Uebereinstinnnung  in  dem  Volumverhältniss  der  Bläschen  muss  bei 
jener  Annalune  lediglich  dem  Zufall  zugeschrieben  werden;  überdies 

Zirkel,  rclrt»Kraphle.     II.  24 


370  Wasserporen  im  Quarz  der  Granite. 

wäre  es  sehr  befremdend,  dass  nicht  auch  von  den  SickerwassMii 
vollständig  erfüllte  Höhlungen  sich  finden.  Sorby  hat  sadem  ge- 
zeigt, dass  die  Flüssigkeit  in  den  Hohlräumen  so  hermetisch  ab- 
geschlossen ist,  dass  sie  selbst  bei  heftigem  Krhitzen  des  Präparats 
nicht  entweicht ;  das  Bläschen  wird  zuerst  von  der  sich  alsdann 
ausdehnenden  Flüssigkeit  absorbirt.  AVäre  die  Flüssigkeit  im  Lauf 
der  Zeit  von  aussen  in  die  Höhlungen  infiltrirt,  so  müsste  es  ihr 
ein  Leichtes  sein,  auf  den  Haarspalten  und  Canälen,  durch  welche 
sie  eingedrungen  ist  (welche  übrigens  nirgends  nachweisbar  sind), 
auch  wiederum  zu  entweichen.  Sorby  bemerkt  auch  ganz  richtig, 
dass  die  nicht  zu  bezweifelnde  Fähigkeit  eines  Gesteins,  vom  Wasser 
durchdrungen  zu  werden,  nicht  den  Schluss  gestattet,  dass  auch 
eine  Krystalhnasso  diese  Fähigkeit  in  glci(^hem  Maasse  besitze;  die 
Permeabilität  des  Achat  kann  nicht  entgegengehalten  werden,  denn 
dieser  hat  vollkümniene  Schichtenstructur  und  besteht  zum  Theil 
aus  kryst^dlinischen  Aggregaten,  zwischen  denen  und  nicht  in  wel- 
che die  Flüssigkeiten  eindringen.  Nicht  minder  widersprechen  auch 
die  nachweisbaren  Mengen  von  C'hloriden.  freier  Salzsäure  and 
schwefeliger  Säure  jener  Annahme  von  der  nachträglichen  Ansflil- 
lung  der  präexistirenden  Höhlungen  durch  gewöhnliche  von  Tage 
her  wirkende  Infiltrationen,  denn  wohl  kein  Tagewa sser  enth&lt 
jene  Substanzen  in  solchen  Mengen,  dass  sie  sich  selbst  in  dem 
spärlichen  Quantum,  welches  dit*  Flüssigkeit  der  Poren  zur  Unter- 
suchung darbietet,  zu  erkennen  geben  (vgl.  über  diese  Annahme 
Laspeyres,  Zeitscbr.  d.  d.  geol.  Ges.  XVI.  ISlU.  374  und  dagegen 
Zirkel   cbendas.  XVII.    1.^05.   Id). 

Au!<ser  (Ion  \Vassor])oron  bet>bacht€t  man  in  den  granitischen 
<,|uar/en  mit  dem  Mikmskop  noch  kleine  leere  Höhlungen,  welche 
sich  durch  ihren  )>n'iten  und  dunklen  luind  auszeichnen.  Sorby 
nannte  dieselben  gas  (»der  vajKJur-cavities.  da  sie  höchst  wahr- 
scheinlich durch   (iase   oder    kämpfe  gei)ildet   sind. 

Die  Ordioklaso  der  Granite  i>ilden  unter  dem  Mikroskop  eine 
trübweis<e  .Masse,  die  nicht  einmal  durchscheinend  ist.  Poren  sind 
darin  meist  nicht  sichtbar;  ob  sie  früher  vorhanden  gewetien  nnd 
wied(;r  zerstört  .sind,  od«*r  niemals  vorhauden  waren,  oder  wegen 
der  geringen  ]*ellucidität  sich  bloss  der  Beobachtung  entziehen, 
kann  nicht  jedesmal  festgestellt  werden.  In  den  meisten  Graniten 
sind    selbst    bei    grösster  L)ünn(>  des  Schliffes  die  Feldspathe  nickt 


Mängel  der  WasBerbestimmung  bei  den  Graniten.  371 

durchsichtig  genug,  um  diese  Fragen  zu  entscheiden;  wo  letzteres 
möglich  war,  zeigten  sich  in  ihnen  auch  Wasserporen  wie  im  Quarz, 
aber  in  sehr  spärlicher  Anzahl.  Dass  der  Quarz  so  zahlreiche 
Poren,  der  Feldspath  so  wenige  enthält,  ist  eine  Erscheinung,  die 
bei  manchen  künstlich  dargestellten  Krystallen  in  vollständig  ana- 
loger Weise  vorkommt,  bei  denen,  wenn  ihre  Bildung  auch  unter 
ganz  denselben  Bedingungen  stattfindet,  dennoch  ein  beträchtlicher 
Unterschied  in  der  Anzahl  der  Poren  obwaltet.  Sorby  fand,  dass 
wenn  gennschte  Lösungen  von  Alaun  und  Chlomatrium  verdunstet 
werden,  die  Alaunkrystalle  äusserst  wenige  W^assarporen,  die  Koch- 
salzkrystalle  so  viele  enthalten,  dass  sie  ganz  opak  erscheinen.  Die 
aus  einer  gemischten  Alaun-  und  Chlorkaliumlösung  durch  allmäh- 
liche Verdunstung  entstehenden  Chlorkaliumkrystalle  sind  oft  noch 
bedeutend  mehr  mit  Poren  erfüllt,  als  die  Quarze  der  Granite, 
während  die  Alaunkrystalle  manchmal  von  Poren  ganz  frei  sind. 

Aus  alledem  ergibt  sich,  dass  der  W^as  sergehalt  der  Gra- 
nite und  der  Eruptivgesteine  überhaupt,  in  denen  Wasserporen  viel- 
fach nachgewiesen  wurden,  stets  viel  zu  niedrig  angegeben 
wird.  Man  verfährt  bei  der  Bestimmung  desselben  bekanntlich  so, 
dass  man  das  Gestein  zu  feinem  Pulver  zerreibt,  dieses  erhitzt  und 
den  Gewichtsverlust  als  Wassermenge  berechnet.  Bei  dem  Pulvern 
ist  es  aber  unausbleiblich,  dass  eine  grosse  Menge  der  Wasserporen 
aufgesprengt  wird,  und  von  der  darin  enthaltenen,  mit  der  Luft  in 
Berührung  tretenden  Flüssigkeit  ein  beträchtlicher  Theil  rasch 
verdunstet,  welcher  mithin  gar  nicht  zur  Berechnung  kommt. 
Die  in  den  unzerstörten  l\)ren  befindliche  Flüssigkeit  aber  wird 
höchst  wahrscheinlich  nicht  minder  der  Bestimmung  entgehen,  in- 
dem das  fast  nie  fehlende  Bläschen  ihr  Gelegenheit  gibt,  beim  Er- 
hitzen in  der  ringsgeschlossenen  Höhlung  sich  auszudehnen,  und 
sie  so  in  den  meisten  Fällen  nicht  genöthigt  sein  wird,  ihre  Hülle 
zu  durclibjecheii  und  sich  frei  zu  machen.  Um  wenigstens  der  ersten 
Fehlerq.ielle  zu  begegnen,  niüsste  man  zu  dem  schwer  ausführbaren 
Mittel  sei?ie  Zullucht  nehmen,  ein  ganzes  Gesteinsstückchen  abzu- 
wägen und  dann  erst  zu  pulvern  (vergl.  JVIikroskopische  Gesteina- 
studien, Sitzungsher.  d.  Wien.  Akad.  d.  W.  XLVH.  1863.  231 ; 
Poggend.  Ann.  CXIX.  1863.  291).  Vgl.  über  die  Flüssigkeitshöh- 
lungen in  den  Granitgemengtheilen  A.  Bryson  im  Edinburgh  new 
philüs.  journ.   1.^61.   XIV.   144. 


372  Hydato-pyrogene  Bildung  der  Granite. 

Immer  weitere  Bahn  hat  sich  in  letzterer  Zeit  die  Meinimg 
gebrochen,  dass  das  eruptive  Magma  des  Granit  nicht  rein  pyro- 
gener  Natur  gewesen  sein  könne;  man  hat,  wie  schon  bei  Erwäh- 
nung der  Beobachtungen  Sorbys  berührt  worden  ist,  in  Berück- 
sichtigung aller  oben  angeführter  Verhältnisse  den  Zustand  des 
Granit  bei  seiner  Eruption  als  den  eines  dampfbeladencm  bedeutend 
durchwässerten  Schmelzflusses  betrachtet,  >combining  at  once,  wie 
Sorby  sagt,  both  igncous  fusion,  aqueous  Solution  and  gaseoiu 
Sublimation.«  Dieser  Anschauungsweise  von  der  Hydatopyrogenese 
können  sich  physikalische  Schwierigkeiten  nicht  entgegensteUen, 
da  die  Laven  heutiger  Eruptionen  Beispiele  eines  ähnlichen  Za- 
standes  liefern.  Starker  Druck  muss  bei  der  Festwerdung  mitge- 
wirkt haben,  um  zu  verhindern,  dass  die  Gase,  wie  es  bei  den  an 
der  Luft   erstarrenden  Laver  geschieht,  entweichen. 

Ausser  dem  wirklichen  Nachweis  des  in  den  Graniten  von 
Ursprung  an  vorhandenen  Wassers,  sind  es  namentlich  die  wich- 
tigen Experimente  und  Untersuchungen  von  Daubree,  welche  dieser 
Ansicht  zur  wesentlichen  Stütze  gereichen.  Daubree  hat  gezeigt, 
dass  das  Wasser  im  überhitzten  Zustande  ungeahnte  mineralbildende 
Kraft  auszuüben  vermag ;  es  gelang  ihm,  Quarz,  Feldspath,  Diopsid 
durch  die  Wirkung  überhitzten  Wassers  darzustellen,  Obsidian  in 
eine  graue  krystallinische  Masse  vom  Ansehen  eines  feinkörnigen 
Trachyt  umzuwandeln,  Tannenholzstückchen  zu  einer  vollkommen 
anthracitartigen  Substanz  zu  verändern,  und  dies  alles  geschah 
durch  eine  sehr  geringe  Monge  von  Wasser  (vgl.  Observations  sur 
le  mctamorphisme  et  recherches  experimentales  sur  quelques-nns 
des  agents,  qui  ont  pu  le  produirc,  Annales  dos  mines  (5)  XIL  1857. 
289,  auch  Bull,  de  la  soc.  geol.   (2)  XV.   1858.   97). 

Nichts  war  also  folgerichtiger  als  bei  der  Genese  der  Granite 
und  der  Eruptivgesteine  ül)erhau[)t  gerade  die  Ausbildung  der  Kry- 
stalle  dem  überhitzten  Wasser  zu  übertragen.  »In  den  Laven,  sagt 
Daubree,  wirkt  das  AVasser,  wie  geartet  auch  sein  Molecularzustand 
sein  mag,  um  ihnen  krystallini»)che  Beschafienheit  zu  ertheilen  fast 
auf  dieselbe  Weise  wie  es  in  den  angestellten  Versuchen  den  Ob- 
sidian in  krystallisirten  P'eldspath  vei-wandelt  und  Augit  in  voll- 
kommenen Krystallen  ausscheidet.  In  dem  einen  wie  in  dem  andern 
Falle  scheint  das  Wasser  die  Trennung  der  Stoffe  zu  begünstigen, 
welche  ohne  seine  Gegenwart  gemengt  bleiben  würden,   es   scheint 


Hydato-pyrogene  Bildung  der  Granite.  373 

die  Krystallisation  von  Silicaten  bei  einer  Temperatur  zu  bewirken, 
welcbe  ihren  Schmelzpunkt  nicht  erreicht.  Auch  vermögen  dieselben 
Silicate  unter  dem  Einfluss  dieser  Mutterlauge  in  einer  Reihenfolge 
zu  krystallisiren,  welche  oft  der  ihrer  Schmelzpunkte  zuwiderläuft.« 
>Der  Quarz,  welcher  unter  so  mancherlei  Gestalt  einen  Bestandtheil 
der  metamorphischen  und  eruptiven  Gesteine  bildet,  muss  gleich 
dem  der  Gänge  als  ein  Zeug  für  den  wässerigen  Weg  erachtet 
werden.«  >Soll  man  eine  Verniuthung  über  diese  eijenthümliche 
Verbindung  des  Wassers  mit  Eruptivgesteinen  von  sehr  hoher  Tem- 
peratur äussern,  so  wird  man  diese  Erscheinung  als  eine  Art  wäs- 
seriger Schmelzung  auffassen  müssen,  welche  mitunter  durch  den 
Druck  in  ihrem  Bestände  erhalten  wurde«  (In  der  Abhandlung 
»fitudes  et  experiences  synthetiques  sur  le  metamorphisme  et  sur 
la  formation  des  roches  cristallines.«  Paris  1860,  Auszug  aus  den 
Memoires  presentes  par  divers  savants  ä  PAcademie  des  sciences 
XVII;  übersetzt  von  E.  Söchting,  Berlin  1861).  Auch  Poulett 
Scrope  (Qu.  journ.  of  the  geol.  soc.  XII.  1856.342),  filie  de  Beau- 
mont,  Sir  Charles  Lyell  (Elements  of  geology  1865.  697),  H.  Rose 
und  Naumann  haben  dieser  Hypothese  von  der  Hydatopyrogenese 
grosse  Wahrscheinlichkeit  eingeräumt.  >Man  braucht  sich  nur  mit 
Scrope  und  Scheerer  das  Wasser  und  dao  glühendflüssige  Gesteinsma- 
terial zu  einem  homogenen,  bis  auf  grosse  Tiefen  hinabreichenden 
Magma  verbunden  zu  denken,  um  die  Bedingungen  für  die  Granit- 
bildung in  einer  mit  Daubree's  und  Sorby's  Beobachtungen  überein- 
stimmenden Weise  zu  beschaffen«  (Lehrb.  d.  Geognosieü.  1860.  259). 
Vgl.  u.  A.  auch  Dalmas  im  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XIX.  1862.  52. 
Während  bei  der  frühern  Annahme  eines  rein  pyrogenen  Zu- 
standes  des  Granitmagmas  allerdings  die  Menge  des  ausgeschiedenen 
Quarz  auffallen  durfte,  eines  Minerals,  für  dessen  Entstehung  auf 
feurigem  Wege  kein,  weder  kün6tlich?s  noch  natürliches  Vorkomm- 
niss  spricht  (vgl.  Bd.  I.  160),  scheint  man  sich  die  Bildung  des- 
selben aus  einem  hydato-pyrogenen  Magma  ohne  Schwierigkeit  vor- 
stellen zu  können  ;  für  die  später  zu  erwähnenden  Quarztrachyte, 
namentlich  für  jene  vollständig  krj'stallinisch  -  körnigen,  welche, 
wenn  sie  auch  nicht  als  Laven  geflossen,  dann  doch  in  acht  vul- 
kanischen Kogionen  zu  Hause  sind,  und  welche  die  grösste  Aehn- 
lichkeit  mit  Graniten  darbieten,  bleibt  in  der  That  keine  andere, 
als  eine   hydato-pyrogene  Enfstehungsweise  übrig. 


374  Hydatogene  Contactwirkungen  der  Granite. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  seitdem  dem  Wasser  eine 
so  wichtige  Rolle  hei  der  Grnnitgenese  zugesprochen  ist,  auch  die 
eigenthümlichen  Erscheinungen,  welche  sich  im  Contact  mit  gra- 
nitischen Massen  darhieten,  eine  vollkommen  hefriedigende  Lösung 
finden :  die  Umkrystallisirung  der  Kalksteine  zu  Marmor,  die  Im- 
prägnation der  Kalksteine  und  Schiefer  mit  manchfaltigen  Mine- 
ralien, mit  Granat,  Vesuvian,  Epidot,  Turmalin,  Chiastolith,  Hom- 
hlende,  Glimmer,  Feldspath,  Quarz,  die  so  oft  heohachthare  Verkie- 
selung  des  Nebengesteins  u.  s.  w.  Wie  schon  lange  von  Scheerer 
angedeutet  wurde  (vgl.  S.  363),  wie  es  neuerdings  Daubree  nach 
allen  Seiten  hin  ausführlich  erörterte,  ist  es  das  erhitzte  Wasser, 
welches  aus  dem  Granit  während  und  nach  dessen  Erstarrung  noik- 
wendig  ausgeschieden,  ;nit  manchfachen  Stoffen  beladen  in  das 
Nebengestein  eindringt,  und  hier  zur  Bildung  der  verschiedenen 
Mineralien  Aiilass  gibt.  »Bei  der  Krystallisation  der  Silicate  in  den 
Eruptivgesteinen,  schied  sich  das  Wasser,  gleichwie  eine  Mutter- 
lauge zugleich  mit  verschiedenartigen  SubEianzen  ab,  bewahrte  in- 
dessen eine  genügende  Wärme  und  hinreichend  hohen  Druck,  am 
in  das  angrenzende  (iestein  einzudringen  und  darin  tiefgi'eifende 
Umwandlungen  hervorzurufen«^   (Daubree). 

Früher,  als  man  den  Mineralien  des  Granit  eine  Bildung  auf 
rein  trockenem  feuerflüssigem  Wege  zuschrieb,  musste  man  die- 
jenigen, welche  sich  in  auffallender  Aehnlichkeit  isolirt  in  dem 
Nebengestein  wiederfinden,  ebenfalls  für  auf  trockenem  Wege  ge- 
bildet erachten,  welchen  man  sich  indessen  wohl  kaum  je  klar 
vorgestellt  hat ;  es  wäre  alsdann  auch  die  Unwahrscheinlichkeit 
eines  solchen  Vorgangs  allzu  grell  hervorgetreten.  Diese  Mineralien 
finden  sich  in  dem  Nebengestein  in  einer  Weise,  dass  sie  dort  zwei- 
fellos nur  durch  Hülfe  des  Wassers  entstanden  sein  köimen,  und 
gerade  dieser  Punkt  ist  ebenfalls  eine  gewichtige  Veranlassung,  für 
die  Krystallisation  ganz  derselben  Mineralien  in  dem  angrenzenden 
Granit  gleichfalls  die  Mitwirkung  des  Wassers,  desselben  Wassers, 
in  Anspruch  zu  nehmen. 

Während  der  Annahme  eines  hydato-pyrogenen  Zust^ndes,  wie 
erwähnt,  eigentliche  physikalische  Schwierigkeiten  an  sich  nicht 
entgegenstehen,  und  dieselbe,  indem  sie  manches  Räthsel  der  Gra- 
nitbildung zu  lösen  scheint,  sich  mit  Recht  des  Beifalls  mancher 
ausgezeichneter  Forscher  erfreut,    sind  mehrfache  Verhältnisse    für 


Mangel  kaustischer  Contactwirkungen  der  Granite.  875 

Andere  leitend  gewesen,  dem  jedenfalls  stark  dorchwässerten  Gra- 
nitmagma  einen  Schmelzfluss  nicht  zuzuerkennen. 

Bei  den  Laven  sowohl  der  thätigen  als  der  erloschenen  Vul- 
kane, bei  denjenigen  Eruptivmagmen  also,  deren  Schmelzfluss  nie- 
mals bezweifelt  worden,  liegen  zahllose  Beispiele  vor,  dass  diese 
Massen  an  den  Gesteinen,  mit  welchen  sie  in  Berührung  gekommen 
sind,  Veränderungen  hervorgebracht  haben,  wie  nur  eine  starke 
Hitze  sie  zu  erzeugen  vermag;  gleichwohl  ist  bei  den  Graniten 
keine  derartige  Erscheinung  mit  Sicherheit  bekannt:  die  von  den 
Graniten  eingeschlossenen  Eragmente  des  Nebengesteins,  die  Spal- 
tenwände, in  denen  das  Granitmagma  als  Gang  emporstieg,  zeigen 
keinerlei  Entwässerung,  Erittung,  Verglasung,  Anschmelzung,  Ver- 
coakung,  keinerlei  Einwirkung  überhaupt  von  kaustischer  Art.  Die 
einzigen  Beispiele,  welche  hier  in  der  gesammten  Literatur  ange- 
führt werden,  sind  die  von  Russegger  berichteten  Beobachtungen, 
dass  in  den  Umgebungen  von  Chartum  in  Nubien  der  Sandstein  im 
Contact  mit  Granit  theils  gefrittet,  theils  zu  einqr  dichten,  glas- 
artigen Schlacke  geschmolzen,  dass  bei  Assuan  in  Aegypten  der 
Mergel  und  Thon  zu  Ziegelmasse  gebrannt,  der  Sandstein  zu  einer 
Schlacke  verglast  sei:  vereinzelte,  kaum  je  zu  controllirende  Beob- 
achtungen, bei  welchen  höchst  wahrscheinlich  vcrgefasste  Ansichten 
im  Spiele  gewesen,  und  auf  welche  angesichts  d,es  allerorts  «?ich 
darbietenden  gänzlichen  Mangels  solcher  kaustischer  Contacterschei- 
nungen  wohl  k^in  (iewicht  gelegt  werden  darf.  Dem  Gontactgestein 
gegenüber  scheint  sich  der  Granit  stets  so  zu  verhalten,  dass  man 
ihm  eine  Temperatur  wie  sie  die  heutigen  Laven  zeigen,  nicht 
füglich  zuschreiben  darf,  obschon  man  nicht  übersehen  sollte,  dass 
selbst  die  Laven  keineswegs  immer  von  solchen  Hitze-Einwirkungen 
begleitet  sind  (vgl.  unten).  Delesse  hat  mit  grossem  Fleiss  in  seinen 
Studien  ülier  den  Metamorphismus  (Annales  des  mines  (5)  XH. 
1H57)  die  wichtigsten  Beispiele  von  den  Contactwirkungen  der 
Eruptivgt'stcine  gesammelt  und  kommt  zu  dem  Schluss:  »Nous 
avons  vu,  que  le  granite,  quand  bien  meme  il  a  fait  eruption  ä 
Tetat  Huide,  ii'a  pas  toujours  fait  d'alteration  aux  roches,  par  dessous 
lesquclles  il  s'ent  deverso,  ni  ii  Celles  duns  lesquelles  il  forme  des 
filons ;  le  nietamorphisnie  ä  son  contact  est  en  tous  cas  tres  different 
de  celui  des  laves.<  >La  plasticite,  que  les  roches  granitiques 
avaient  au   momeut  de  leur  eruption  ne  doit  pas  etre  attribuöe  k 


376  Geringe  Temperatur  des  eruptiven  Granit. 

une  füßion  ignee«  (723).  Bernhard  Studer  hat  1851  in  dem  ersten 
Bande  seiner  meisterhaften  Geologie  der  Schweiz  gezeigt,  dass  Kalk- 
steine durch  den  teigartig  hervorgetretenen  Granit  theils  gehoben, 
th'jils  in  ihrer  Lagerung  verschoben  worden  seien ;  eine  dem  Schmelz- 
punkte der  Granitbestandtheile  gleichkommende  Temperatur  scheine 
indessen  nicht  eingewirkt  zu  haben. 

Die  Eruptivgesteine,  welche  offenbar  aus  dem  Schmelzfloss 
erstarrt  sind,  haben  sanimt  und  sonders  auch  hyaline  und  schlackige 
Producte  gebildet,  Obsidianc,  Binisteine,  Pechsteine  u.  s.  w.  Ist  es 
auch  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  Granite  vorwiegend  in  grossen 
Tiefen  erstarrt  sind,  in  denen  die  Entstehung  solcher  hyalinen 
Massen  nicht  bej^ünstigt  wurde,  so  ist  doch  der  absolute  Mangel 
derartiger  Gebilde  im  Zusammenhang  mit  Graniten  geeignet,  dext 
ursprünglich  pyrogenen  und  liy(lato-pyn)genen  Zustand  der  letztem 
einigermaassen  in  Frage  zu  stellen. 

Tu  denjenigen  Gesteinen,  welche  aus  einem  eigentlichen,  wenn- 
gleich wahrscheinlich  ebenfalls  nicht  wasserfreien  Schmelzfloss  er- 
starrt sind,  finden  sich  in  den  Glaseinschlüssen,  w^elche  man  in  den 
ausgeschiedenen  Krystallou  mit  dem  Mikroskop  entdeckt,  die  aller- 
deutlichsteu  Beweise  für  deren  Krystallisation  aus  einem  pyrogenen 
Magma;  so  enthalten  die  Feldspathe  der  Trachytpeclisteine  (vgl. 
Bd.  I.  570),  der  Obsidiane  (vgl.  S.  235)  solche  glasigen  Partikel 
des  Schmelzflusses,  welche  von  dem  festwerdenden  Feldspath  um- 
hüllt wurden,  ja  sie  fehlen  selbst  nicht  in  den  Mineralien  voll- 
ständig krystallinisch  gewordener  granitiihnlicher  Quarztrachyte,  wo 
neben  ihnen  Wasserporen  sich  darbieten.  Den  Granitmineralien 
scheinen  indessen  derlei  unzweifelhafte  Zeugnisse  für  die  Mitwirkung 
des  Schmelzflusses  bei  ihrer  Festwerdung  zu  fehlen  und  es  mag 
wohl  gestattet  sein,  auf  diesem  Thatsache  fussend,  auch  aus  der 
Mikrostructur  der  Granite  auf  die  abweichende  Constitution  ihres 
Magmas  einen  Schluss  zu  gründen. 

Ol)  man  dagegen  berechtigt  ist,  aus  dem  Umstand,  dass  die 
gianitischen  Quarze  mitunter  organische  und  bituminöse  Substanzen 
enthalten,  welche  ihre  dunkkj  Fiirbung  veranlassen  und  beim  Glühen 
verschwii'den,  einen  Beweis  dafür  abzuleiten,  dass  bei  der  Bildung 
eines  solchen  Granit  die  Rothgluth  nicht  erreicht  und  überhaupt 
kein  Schmelzfluss  thätig  gewesen  sei,  dies  muss  als  zweifelhaft 
gelten,    wenn  man  bedenkt,    dass   auch  Laven  und  Obsidiane,   die 


Geringe  Temperatur  des  eruptiven  Granit.  377 

offenbar  aus  pyrogenem  Magma  fest  wurden,  deutlich  nacbweisbai  e 
Spuren  von  organischen  Substanzen  enthalten. 

Da  überdies  für  die  Absclieidung  von  keinem  der  Granit- 
niineralien  der  Schmelzfluss  unbedingt  nöthig,  sondern  für  alle  die 
Möglichkeit  einer  wässerigen  Entstehung  dargethan  ist  (vgl.  Bd.  I. 
1 60  ff.),  so  sind  auf  obige  Beobachtungen  gestützt,  mehrere  Geo- 
logen auf  die  Ansicht  gelangt,  dass  der  Schmelzflu&s  nur  ungemein 
wenig  oder  gar  keinen  Antheil  an  dem  ursprünglichen  Granitmagma 
gehabt  habe,  indem  sie  dasselbe  im  Zustande  seiner  Eruption 
als  einen  sehr  heissen  wässerigen  Brei,  als  eine  Art  Mörtel  sich 
vorstellen ;  Delesse  sagt  in  seiner  werthvollen  Arbeit  »sur  Torigine 
des  roches-  (Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XV.  1858.  776  ff.) :  >I1  me 
parait,  que  le  granite  ne  presente  aucun  des  caracteres  des  roches 
ignees;  pour  que  ses  mineraux  pussent  se  developper,  il  suffisait, 
quMl  format  un  magma  legerement  plastique ;  Teau,  secondee  par 
la  pression,  a  vraisemblablement  contribue  de  la  maniere  la  plus 
efficace  k  rendre  le  granite  plastique.  La  chaleur  y  a  contribue 
egalement,  mais  eile  devait  etre  tres  moderee  et  certainement  bien 
inferieure  ii  la  temperature  rouge^« ;  an  einer  andern  Stelle  nennt 
er  das  Magma  >une  päte  boueuse  tres-fluide  qui  pourrait  se  com- 
parer  a  un  mortier«.  Sorby,  welcher  für  die  meisten  Granite  findet, 
dass  >the  proof  of  the  Operation  of  water  is  quite  as  strong  as 
that  of  heat*,  sagt  für  andere:  »I  must  admit,  that  in  the  case 
of  coarse-grained  highly  quartzose  granites  there  is  so  very  little 
evidence  of  igneous  fusion  and  such  overwhelming  proof  of  the 
action  of  water,  that  it  is  impossible  to  draw  a  line  between  them 
and  those  veins,  where  in  all  probability,  mica,  feispar  and  quartz 
have  been  deposited  from  Solution  in  water,  without  there  beiug 
any  definite  genuine  igneous  fusion  like  that  in  the  case  of  fournace 
slags  or  erupted  lavas.«  Diese  Anschauungsweise  ist  keineswegs  der 
jüngsten  Zeit  angehörig.  Breithaupt  bezweifelt  in  seiner  trefflichen 
Paragenesis  der  Mineralien  f Freiberg  1849.  67)  wegen  der  Lage- 
rungsverhilltnisse  der  Granite  nicht,  dass  der  grösste  Theil  der- 
selben eruptiv  gebildet  sei,  schreibt  aber,  die  Gründe  gegen  seine 
Entstehung  aus  dem  Feuerfluss  sich  nicht  verhehlend,  dem  ur- 
sprünglichen Granit  magma  einen  »wässerig  breiartig  flüssigen«  Zu- 
stand zu,  durch  dessen  Annahme  die  geotektonischeu  Beobachtungen 
und    chemischen    Anforderungen  versöhnt   würden.     Schafhäutl    ist 


378  Stand  der  Frage  nach  der  Oranitbildimg. 

djr  Ueberzeugung ,  dass  die  >feldspathartigen  und  granitisoheii 
Bildungen  ein  heisser  wasserhaltiger,  mit  der  Yerflüchtigimg  des 
Wassers  krystallinisch  gewordener  Brei  gewesen  sind,  der  entweder 
durch  gespannte  Wasserdnmpfe  oder  den  Druck  der  darüberliegen- 
den  Gebirgsmassen  in  Spalten  hinein,  oder  aus  diesen  heransge- 
presst  wird  und  im  letzteren  Falle  bei  nachhaltigen  Quantitäten 
überfliessen  niuss«  (vgl.  u.  a.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1849.   664). 

Ueber  Entstehungsweise  und  physikalische  VerhältniBse  einet 
so  beschaffenen  Magmas  darf  man  kaum  wagen  irgend  eine  Yermu- 
thung  zu  äuRsern:  am  nächsten  liegt  es  '.vohl,  an  eine  mojaartige 
Masse  zu  denken,  doch  liefern  die  Schlammmasseu  der  erloschenen 
und  thätigen  Vulkane  bei  ihrer  Festwerdung  ganz  andere  Prodncte. 

Die  Frage  nach  der  Natur  des  eruptiven  Granitmagmas,  weit 
entfernt  davon  gelöst  zu  sein,  wird  s(>mit  noch  einen  Gegenstand 
gar  mauchfacher  Untersuchungen  und  Speculationen  darbieten.  Wel- 
che Beschaffenheit  aber  auch  als  die  wahrscheinlichste  sich  her- 
ausstellen wird  —  denn  von  einer  exacten  Entscheidung  wird  nicht 
die  Rede  sein  können  — ,  die  hydato-pyrogene  oder  die  eines  heisaen 
wässerigen  Breies,  stets  wird  jenes  eine  Frage  secundärer  Art  ge- 
genüber derjenigen  sein,  ob  der  Granit  ein  Eruptivgestein  oder  ein 
Product  des  Metamorphismus  ist.  Indem  wir  diese  Frage  mit  der 
oben  (S.  353)  angedeuteten  Beschränkung  in  dem  erstem  Sinne  xa 
beantworten  versucht  haben,  glauben  wir  uns  mit  weitaus  der 
Mehrzahl  der  Forscher  in  Uebereinstimmung  zu  befinden,  mit  der 
grossen  Schaar  aller  derjenigen,  welche  dem  Vorkommen,  den 
Lagerungs-  und  Verbaudverhältnissen  der  Granite  in  der  Natur 
die  gebührende  Aufmerksamkeit  zu  schenken  nicht  unterlassen. 

B.  v.  Cotta  hat  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  dass  der  Granit 
höchst  wahrs(;heinlich  in  grossen  Tiefen  erstarrt  und  da,  wo  er  an 
der  Erdoberfläche  erscheint,  durch  Denudationsprocesse  blosgelegt 
sei ;  daher  stamme  auch  der  Mangel  an  Tuffbildungen,  an  blasigen 
und  schlackigen  Varietäten;  das  grauitische  Material,  welches  bei 
der  Eruption  nahe  an  der  Oberfläche  erstarrt  sei,  habe  vielleicht 
einen  trachytischen  Habitus  besessen.  Wenn  die  letztere  Ansicht,  wel- 
che Lyell  auch  in  seinen  Elements  of  geologj*.  (vgl.  z.  B.  1865,701. 
708 ff.)  zu  Grunde  legt,  in  der  That  manches  für  sich  zu  haben 
scheint,  so  möchte  ihr  doch  der  Umstand  widersprechen,  dass  die 
klastischen  Gesteine  der  ältesten  Sodimentformationen,  die  iLr  Ma- 


GraDit  ein  umgewandeltes  pyrogenes  Gestein.  379 

terial  zum  Theil  aus  der  Zerstörung  des  Ausgehenden  von  Granit- 
eruptionen  ableiten,  niemals  Fragmente  aufweisen,  die  eine  acht 
trachytische  oder  hyaline  Natur  besitzen,  sondern  immer  nur  solche 
mit  vollständig  granitischer  Ausbildung. 

Einige  Geologen,  welche  die  augenscheinlich  eruptive  Natur 
der  Granite  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  vermochten,  zugleich 
aber  auch  in  der  mineralischen  Ausbilduugsweise  derselben  einen 
Gegenbeweis  gegen  seinen  pyrogenen  Ursprung  erblickten,  haben 
denselben  für  ein  ursprünglich  eruptives  und  zwar  pyrogenes,  im 
Lauf  der  Zeit  aber  durch  Wasser  umgewandeltes  Gestein  erklärt. 
Haughtou  bezeichnet  eine  solche  Bildungsweise,  die  allmähliche  Ver- 
änderung ursprünglich  geschmolzener,  feuerflüssiger  Gesteine,  welche 
sich  als  Gänge  in  schon  vorhandene  Gebirgsmassen  eindrängten, 
als  Hydrometamorphisnius ;  der  Granit  sei  im  Allgemeinen  ein  sol- 
ches hydrometamorphisches  Gestein;  hier  und  da  (z.  B.  in  der 
irischen  Grafschaft  Donegal,  in  Norwegen,  vielleicht  auch  in  den 
Schweizer  Alpen)  sei  derselbe  indessen  wahrscheinlich  (?)  das  Product 
eines  sog.  Pyrometamorphismus,  womit  Haughton  die  Umwandlungen 
bezeichnet,  die  ein  geschichtetes,  sedimentäres  Gestein  allmählich 
durch  Hitze  erfahren  hat  (Adress  delivered  before  the  geological 
soc.  of  Dublin  1862).  Carl  Vogt  hatte  schon  früher  ähnliche  Ver- 
muthungen  ausgesprochen ;  es  schienen  ihm  auf  der  einen  Seite  die 
Lagerungsvcihältnisse  völlig  dazu  angethan,  jeden  Zweifel  an  dem 
Aufsteigen  des  Granit  aus  der  Tiefe  zu  beseitigen,  andererseits 
hielt  er  die  von  chemischer  Seite  gegen  die  pyrogene  Entstehung 
der  Granitmineralieu  erhobenen  Einsprüche  für  wichtig  genug,  um 
sich  der  vermittelnden  Ansicht  zuzuneigen,  dass  die  Granite  meta- 
morphische  Bildungen  seien,  welche  allerdings  in  feuerflüssiger  Ge- 
stalt (und  zwar  vermuthlich  als  Kalksilicate)  emporgehoben  wurden, 
sodann  aber  unter  Beibehaltung  ihrer  Lagerung  eine  gänzliche  Um- 
wandlung ihrer  mineralogischen  Zusammensetzung  erfuhren  (Lehrb. 
d.  Geologie  u.  Petref.kunde  U.  1854.  305).  In  ähnlicher  Weise 
hat  Kuop  auf  die  Möglichkeit  einer  solchen  Bildungsart  des  Granit 
hingedeutet ;  da  es  erwiesen  ist,  dass  sich  Feldspath,  Quarz  und 
Glimmer  auf  wässerigem  Wege  bilden  können,  hält  er  dafür,  »dass 
die  Bildung  des  Granit  auf  nassem  Wege  aus  jedem  vulkanischen, 
vorwaltend  normaltrachy tischen  Gestein  als  möglich  gedacht  werden 
kaim*   (N.  .Jahrb.   f.   Min.   1859.  599). 


380  Bildung  der  Felsitporphyre. 

DeleRse  macht  eine  eigenthümliche  vielleicht  nicht  nngerechi- 
fertigte  Unterscheidung,  indem  er  sagt :  »les  granites  k  dexa,  micas 
(granitcs  des  Vosges)  peuvent  passer  aux  gneiss  et  aux  micaschistes, 
taudis  que  les  granites  a  un  mica  (gr.  des  Ballons)  sont  emia^ment 
eruptifs^  remplissent  les  filons  et  ne  passent  pas  ä  gneiss«  (Ball, 
de  la  SOG.  geol.  (2)  XVI.  1850.  425);  M.  P.  de  Cessac  sondert 
ehenso  in  seiner  Beschreihung  des  Dep.  de  la  Creuse  einen  gpranite 
micace  mit  zwei  Glimm erspecies,  welcher  häufige  Einlagerungen  im 
Glimmerschiefer  bildet  und  selbst  La^er  von  Glimmerschiefer  ent- 
hält von  einem  granite  bleu  mit  einer  Glimmerspecies ;  letztem 
erklärt  er  für  ein  eruptives,  erstem  für  ein  metamorphisches  Ge- 
stein (Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XIX.   1862.  644). 

Indem  wir  nun ,  nachdem  bis  jetzt  vorwiegend  die  Entste- 
hung der  Granite  untersucht  wurde ,  zu  der  Betrachtung  der 
Bildungsweise  der  übrigen  krystallinischen  Massengesteine  mit  Aus- 
nahme der  jüngorn  Basalte  und  Trachyte  übergehen,  sei,  um  Wie- 
derholungen zu  vermeiden,  im  Voraus  bemerkt,  dass  dieselben  sich 
rücksichtlich  ihrer  geotektonischen  Verhältnisse  auf  das  innigste 
an  den  Granit  anschliessen,  bei  welchem  auch  bereits  hier  und  da 
derselben  gedacht  wurde.  Wir  finden  hier  ganz  analoge  Lagerungs- 
und Verbandverhültnisse ,  die  mineralogische  Constitution  ist  nach 
höchst  ähnlichem  Typus  ausgebildet,  und  weitaus  die  Mehrzahl  der 
Forscher  neigt  sich  daher  auch  der  Ansicht  zu,  dass  den  in  Rede 
stehenden  Gesteinen  dieselbe  Bildungsweiso  wie  den  Graniten  zuzu- 
erkennen sei. 

Ohne  daher  hier  wiederum  alle  diejenigen  theilweise  bereits 
bei  der  petrographischen  Beschreibung  berührten  Punkte  aufzu- 
führen, welche  den  eruptiven  Charakter  dieser  Gesteine  in  das  rechte 
Licht  zu  setzen  geeignet  sind,  mögen  einige  speciellere  Bemerkungen 
über  einzelne  derselben  folgen. 

Die  Felsitporphyre  namentlich  sind  in  ihrer  chemischen 
und  mineralogischen  Constitution,  wenn  auch  der  Habitus  der  letz- 
tern ein  anderer  ist ,  den  Graniten  überaus  ähnlich ;  auf  der  an- 
dern Sf^ite  findet  wieder  zwischen  Felsitporphyren  und  Quarztrachy- 
ten,  welche  in  gewissen  von  ihren  Gliedern  mit  Vulkanen  in  oflfen- 
barer  Beziehung  stehen,  der  allerinnigste  Zusammenhang  in  chemi- 
scher und  zumal  auch  in  mineralogischer  Hinsicht  Statt.  Manche 
alte  Felsitporphyre  kann  man  von  jungen  Quarztrachyten  kaum  in 


Mechanische  und  kaustische  Wirkungen  der  Felsitporphyre.       381 

Handstücken ,  durchaus  nicht   in  Dünnschliffen    unter   dem  Mikro- 
skop unterscheiden. 

Bei  den  Felsitporphyren  lassen  sich  die  mechanischen  Gewal- 
ten, welche  dieselben  bei  ihrer  Eruption  auf  das  Nebengestein  aus- 
übten, in  ganz  derselben  handgreiflichen  Art  nachweisen,  wie  bei 
den  Graniten.  Auch  hier  finden  sich  die  zertmmmerten,  zermalm- 
ten und  aufgeborstenen  Bruchstücke  des  Nebengesteins  von  jed- 
weder Grösse,  wie  in  jenen  Gesteinen,  die  Knickungen  und  Stau- 
chungen der  unmittelbar  angrenzenden  Schichten ,  die  Biegungen 
und  Aufrichtungen  ganzer  benachbarter  Schichtensysteme.  Nament- 
lich solche  Verhältnisse  gewinnen  Werth,  wie  sie  Naumann  vom  Ab- 
hänge des  Struthwalds,  dem  Dorfe  Flöha  in  Sachsen  gegenüber  be- 
schreibt; dort  sieht  man  den  Porphyr  über  den  mächtigen  Con- 
glomeratschichten  der  dortigen  Steinkohlenformation  liegen  und 
dennoch  umschliessen  seine  untersten  Massen  zahlreiche  Geschiebe 
dieses  Gneissconglomerats,  welche  bisweilen  zerbrochen  oder  aufgebor- 
sten und  dann  durch  Porphyrmasse  verbunden  oder  davon  durchdrun- 
gen sind ;  über  ähnliche  Erscheinungen  vgl.  S.  340.  Die  grossartigen 
auf  weite  Erstreckung  hin  zu  verfolgenden  Contactmetamorphosen 
indessen,  wie  sie  so  häufig  von  den  Graniten  ausgehen  (vgl.  Bd.  I. 
S.  515),  finden  sich  in  der  Nachbarschaft  der  Porphyre  nur  selten 
oder  nur  in  sehr  geringem  Maassstabe.  Der  Contactmetamorphis- 
mus ,  welcher  hier  keineswegs  überall  eingetreten  ist ,  beschränkt 
sich  meistens  auf  eine  Silicificatiou  oder  Feldspathisation  des  un- 
mittelbaren Nebengesteins,  und  die  Imprägnation  desselben  mit  je- 
nen zahlreichen  Silicaten  findet  hier  nicht  statt.  Dürfen  wir  da- 
ran festhalten,  diese  Erscheinungen  bei  den  Graniten  aus  der  Wir- 
kung des  bei  der  Eruption  in  das  Nebengestein  eindringenden  Was- 
sers herzuleiten,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  bei  der  Erup- 
tion der  Felsitporphyrgesteine  weniger  Wasser  im  Spiele  gewesen 
sei.  Auch  scheint  es,  dass  wenigstens  hier  und  da  das  Porphyr- 
magma bei  der  Eruption  eine  höhere  Temperatur  besessen  habe, 
als  sie  den  Graniten  vermuthlich  eigen  war.  Bieten  sich  auch  an 
den  meisten  Contactstellen  des  Porphyr  keinerlei  Einwirkungen 
kaustischer  Art  dar,  wie  es  bei  den  Graniten  allerorts  der  Fall  ist, 
so  sind  doch  bisweilen  Veränderungen  des  Nebengesteins  beobach- 
tet worden,  welche  mit  denjenigen  vollständig  übereinstimmen,  die 
wir    durch  Anwendung    von    Hitze  zu  Wege    bringen  können.     Es 


382  F^ruptive  »chieferige  FeUitporphyre. 

sind  dies  die  Veränderungen  der  angrenzenden  Steinkohle  sa  einer 
mehr  oder  weniger  coaksähnlicheu  Substanz,  wie  sie  z.  B.  auf  der 
Fixsterngrube  bei  Altwasser  in  Schlesien  (Zobel  und  v.  Camall 
in  Karstens  Archiv  IV.  1831.  113  u.  130),  bei  Steierdorf  im  Banat 
und  in  niehrem ,  von  Porphyren  durchsetzten  Steinkohlenrevieren 
Frankreichs  (z.  B.  von  Autun,  if^pinac,  ausgezeichnet  am  CaWarien- 
berge  bei  der  Vesonbrücke  im  Bassin  von  Arroux,  Expl.  d.  I.  carte 
geol.  d.  1.  Fr.  I.   155.)  bekannt  sind. 

Die  Erscheinung  dor  schieferigen  Textur  bei  gewissen  Felsit- 
porphyreu ,  welche  vorzugsweise  an  den  Grenzflächen  gegen  das 
Nebengestein  hin  sich  einstellt,  hat  man  als  das  Resultat  eines  Me- 
t^morphismus  schieferiger  Sedimentgesteine  gedeutet;  sie  läset  sich 
in  jenem  Falle  mit  bedeutend  grösserer  Wahrscheinlichkeit  als  eine 
Wirkung  des  Drucks  gegen  diese  Widerstandsfläche  auffassen  (Bd.  I. 
54 G),  und  deshalb  ist  auch  die  Schieferungsfläche  in  den  Porphyr- 
gängen meistens  den  Saalbiindem,  in  den  deckenförmigen  Ablagemn- 
gen  der  Auflagerungsfläche  parallel.  Einzig  und  allein  der  schiefe- 
rigen Ausbilduugsweise  wegen  einem  krystallinischen  Gestein  meta- 
morphischen  Ursprung  ans  klastischen  Schiefern  zuzuschreiben  scheint 
namentlich  deshalb  voreilig  zu  sein ,  weil  gar  kein  Grund  vorliegt, 
weshalb  bei  einer  solchen  tief  eingreifenden  Metamorphose  das  ur- 
sprüngliche Schiefergefüge  hätte  bewahrt  werden  müssen.  In  den 
schieferigen  Porphyrgängen  stimmt  die  Schieferung  oft  keineswegs 
mit  derjenigen  des  durchsetzten  Nebengesteins  überein,  schieferige 
Porphyre  treten  im  Goutact  mit  Gesteinen  auf,  welche  überhaupt 
gar  nicht  geschiefert  sind,  und  überdies  besitzt  diese  Schiefertextnr 
ihr  d(!utliches  Analogon  in  oflenbar  eruptiven  Gesteinen,  von  denen 
nur  die  durch  Poulett  Scrope  bekannt  gewordenen  sauertrachyti- 
schen  Gesteine  der  Vulkaninseln  Italiens  erwähnt  seien. 

Man  hat  indessen  bei  einigen  Felsitporphyren,  zumal  bei  sol- 
chen, welche  eine  schieferige  Textur  besitzen  und  in  schichtenför- 
migen  Parallehnassen  innerhalb  sedimentärer  (lebirge  auftreten,  hier 
und  da  einen  U  e b  er  g a n g  in  die  letztern  wahrgenommen,  indem  sich 
in  diesen  allmählich  Feldspath-  und  Quarzkrystalle  entwickeln  und 
eine  felsitische  Grundmasse  herausbildet.  Sollten  sich  diese  Ver- 
hältnisse nicht  etwa  dadurch  erklären  lassen,  dass  der  Porphyr  bei 
seiner  Eruption  in  dem  l)enachbarten  Sedimontärgesteiu  Umwand- 
lungsprocesse  auf  nassem  Wege  hervorrief,  durch  welche  die  Grenze 


üebergaiig  zwischen  Felsitporphyren  und  klastischen  Gesteinen.       383 

zwischen  beiden  verwischt  wurde,  und  deren  Wirkung  um  so  mehr 
sich  verschwächte,  je  mehr  die  Entfernung  von  dem  Porphyr  wuchs, 
(vgl.  S.  347),  so  würde  hier  allerdings  eine  allmähliche  auf  gewöhn- 
lichem Wege  wirkende  wässerige  Metamorphose  in  Felsitporphyr 
vorliegen,  deren  Möglichkeit  zu  bezweifeln  gewiss  nicht  mehr  ver- 
stattet ist,  seitdem  wir  an  die  hydatogene  Bildung  von  Quarz  und 
Feldspath  glauben  gelernt  haben,  seitdem  die  Regenerationsfähigkeit 
des  letztern  aus  einem  Feldspathschlamra  oder  einem  klastischen  Feld- 
spathgestein  höchst  wahrscheinlich  geworden  ist.  Dabei  ist  indes- 
sen keineswegs  jener  bedeutende  Unterschied  zu  übersehen,  der  zwi- 
schen diesen  schieferigen,  vorzugsweise  als  Lager  ausgebildeten  Por- 
phyren einerseits  und  den  massigen,  stockförmig,  gangförmig,  decken- 
förmig  gelagerten  andererseits  obwaltet,  und  man  würde  auf  weit- 
hin abführende  Irrwege  gerathen,  wollte  man  metamorphische  Bil- 
dung auch  für  diese  in  Anspruch  nehmen,  bei  denen  geotektonische 
Verhältnisse  die  Eruptivität  gar  deutlich  bekunden,  und  das  scharfe 
Abschneiden  am  Nebengestein  jedweden  Gedanken  an  Umwandlung 
verscheucht. 

Dass  Uebergänge  von  präexistirendem  Porphyr  in  klastische 
Gesteine,  zu  denen  er  das  Material  darbot,  hier  von  keiner  gene- 
tischen Bedeutung  sind,  ist  offenbar. 

Zu  jenen  porphyrartigen  Gesteinen  gehören  diejenigen  von 
Deville,  Devant  Laifour  sowie  zwischen  Kevin  und  Montherme  in 
den  Ardennen,  bläuliche  oder  graue,  hörnst  einartige  oder  kieselschie- 
fci  ähnliche  Massen  mit  gelblichgrauen  Felüspathkrystallen ,  nicht 
über  1  Cm.  gross ,  bisweilen  Karlsbader  Zwillinge  darstellend,  und 
abgerundeten  Quarzkörnern  mit  rauher  matter  Oberfläche.  Diese 
von  Omalius  d'IIalloy  als  porphyrartige  Dachschiefer  (Ardoises  por- 
phyroides,  Journ.  des  niines  Nro.  160.  S.  55)  bezeichneten  Bildun- 
gen sind  parallel  der  Schichtung  in  die  Schiefer  eingeschaltet  und 
gehen  in  deutlicher  Weise  in  dieselben  über,  weshalb  sie  für  me- 
taniorphosirte  Thonschiefer  gehalten  werden  (vgl.  Explic.  de  la  carte 
geol.  d.  1.  Fr.  1.  200,  wo  Klie  de  Beauraont  von  ihnen  sagt:  »Le 
gisement  et  Torigine  de  ces  roches  passant  aux  schistes*  ardoisiers 
ont  donne  lieu  ii  de  nombreuses  discussions  qui  probablement  ne 
se  termineront,  que  lorsqu'on  aura  trouve  moyen  de  leur  adapter 
completement  lingeiiieuse  et  flexible  theorie  du  metamorphisme«; 
auch  V.  Dechen  in  Nöggerath's  Gebirge  von  Rheinland-Westpbalen 


384      üebergang  zwischen  Felsitporphyren  und  klastischen  Gesteinen. 

TIT.  194).  Ihr  Aussehen  ist  übrigens  von  dem  ächter  eruptiver 
Felsitporphyre  ziemlich  abweichend. 

Vielfach  ist  die  »Grauwacke  metamorphique«  von  Thann  in 
den  Vogesen  besprochen  worden;  ächte  geschichtete  Gi*aawacke  wird 
hier  metamorphisch,  »so  dass  sie  zugleich  den  Charakter  eines  sodi- 
mentüren  und  eines  porphyrischen  Gesteins  erhält«;  alle  Fragmente, 
welche  sie  umschliesst  (abstammend  von  braunen  I^orphyren)  sind 
durch  einen  feldspathigen  Teig  zusammengekittet,  in  dem  sich 
selbst  klinoklastische  Feldspathe  entwickelt  haben;  die  Schichtung 
ist  verworren  oder  fast  verschwunden;  oft  hat  sich  eine  sphäroli- 
thische  Textur  entwickelt,  die  bläulichgrauen  Concretionen  von  sphä- 
rischer, abgeplatteter  und  ovaler  Gestalt  sind  nicht  scharf  von 
der  umgebenden  Masse  getrennt ,  halten  gewöhnlich  1  —  3  Cm.  im 
Durchmesser  und  erscheinen  nicht  homogen ,  sondern  bestehen  ans 
wenig  durchscheinendem  Ilornstein  als  Hauptmasse,  gemengt  mit 
einigen  Quarz-  und  Feldspathkörnchen;  sie  enthalten  71.45 — 77J22 
Kieselsäure.  Ist  die  Structur  der  Grauwacke  krystallinisch  gewor- 
den, so  beobachtet  man  glänzende  Feldspathlamellen,  nicht  über 
einige  Millimeter  gross,  mit  Zwillingsstreifung  versehen;  »die  in 
hohem  Grade  krystallinisch  metamorphosirte  Grauwacke  gleicht  sehr 
einem  Poqjhyr  und  ist  oft  nur  schwer  von  dem  Porphyr  in  Gängen 
und  Stöcken  zu  unterscheiden,  sie  enthält  aber  sehr  variirenden 
Kieselsäuregehalt«,  während  bei  den  eruptiven  Porphyrgesteinen  die 
chemische  Zusammensetzung  oft  auf  meilenweite  Krstreckurg  hin 
sich  kaum  merklich  iwidert  (vgl.  Delesse,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2) 
X.  1853.  502.  u.  XVI.  870;  Köchlin - Schlumberger ,  ebendas.  (2) 
XVI.  1859.  680).  Delesse  machte  auf  ähnliche  Erscheinungen  im 
Harz,  in  Caernarvonshire ,  Merionetshire,  Denbigshire,  Salopshire 
aufmerksam.  Im  F(,rez  in  Centralfraiikreich  stehen  Porphyre  mit 
Gliedern  der  rebergangsformation  in  naher  Verbindung;  Dufrenoy 
berichtet,  dass  im  Contact  mit  dem  Porphyr  bei  Thizy  der  Uebergangs- 
kalkstein,  an  andern  Orten  der  Kieselschiefer  mit  röthlichen  Feld- 
spathkry stallen  imprägnirt  ist,  sowie  dass  bei  Urval  und  Poi'et  eine 
Grenze  zwischen  Porphyr  und  Kieselschiefer  nicht  nachgewiesen  wer- 
den kann  (>'xplic.  d.  1.   carte  geol.  d.  1.  France  I.  137.   145). 

In  der  Nachbarschaft  grosser  Porphyrmasson  Norwegens  z.  B. 
von  Ringerige  wird  nach  Durocher  der  Sandstein  allmählich  com- 
pact porphyrisch,  die  klastischen  Elemente  werden  unuuterscheidbar 


TTebergang  zwischen  Felsitporphyren  ii.  klÄstischeu  Gest.         385 

und  verändern  sich  zu  einer  Art  von  Grundraasse,  in  welcher  mau 
kleine  Feldspathblättclien  glänzen  sieht;  der  Uebergang  in  Porphyr 
ist  allmählich  und  unmerklich,  so  dass  man  nicht  weiss,  wo  der 
Sandstein  aufhört  und  der  Porphyr  beginnt  (Sur  le  metamorphisme 
des  roches,  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  III.  184G.  595).  Durocher  scheint 
übrigens  geneigt,  die  Ursache  dieser  Erscheinung  in  einer  von  der  Por- 
phyreruption ausgehenden  Umkrystallisirung  und  P'eldspathisation  des 
Sandsteins  zu  sehen.  t\>urnet  hat  Manches  über  das  Verhältniss  von 
Felsitporphyren  zu  solchen  angrenzenden  Schieiern  mitgetheilt,  in 
denen  sich  Feldspathkrystalle  ausgebildet  haben ;  er  sieht  in  letzte- 
rer Erscheinung  eine  Wirkung  des  eruptiven  Porj^hyr  und  betrachtet 
die  Uebergänge,  die  sich  hier  darbieten,  als  Uesultat  einer  -fusion 
recij^roque  (Ann.  de  chim.  et  de  phys.  LX.  300).  Channasse  hält 
die  dunkeln  Porphvriie  de?  Morvan,  welche  von  rothen  Felsitpor- 
phyren durchsetzt  werden  allerdings  in  unbestimmter  Weise  für 
uietaniorphische  Schiefer  (Bull,  de  la  soc.  geol.   (2)   IV.  750). 

(lirard  besprach  die  metamorphischen  Schiefer  und  Porphyre 
der  (iegend  von  Rübeland  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1848.  260);  der  mitt- 
lere grös.ste  Theil,  die  Haui^tmasse  des  steil  ansteigenden  Berges  im 
Mühlthal  hinter  Rübeland  ist  brauner  Porphyr  mit  hellgrünen  Kry- 
stallen,  der  Gipftl  ein  nelkenbrauner  Kioselschiefer ,  der  Fuss  aber 
theils  Blatterstein,  theils  grüner  Schiefer,  theils  endlich  deutlich 
schieiernder  Porphyr;  diese  drei  Gesteine  sind  jedoch  keineswegs 
scharf  von  einander  getrennt,  sondern  sie  gehen  alle  in  einander 
über,  und  zwar  der  grüne  Schiefer  und  Porphyr  durch  so  allmähliche 
und  deutlich  zu  verfolgende  Veränderungen,  dass  gar  kein  Zweifel 
darüber  bleibt,  dieser  Porphyr  sei  nichts  anderes  als  ein  veränder- 
ter Schiefer.  An  dem  dortigen  Kalkstein  setzen  dagegen  die  Por- 
phyre mit  bestimmter  (irenze  ab.  (jirard  glaubte  auch  bei  Flechtin- 
gen in  der  (regend  von  Helmstädt  eine  Umwandlung  von  Grau- 
wackenscliiefer  in  bliiulichrothbraunen  Felsitporphyr  erkennen  zu 
können,  welche  er  im  Jahre  1844  noch  der  »backenden  Hitze  des 
benachbarten  Melaphyr  zuschreiben  durfte  (Karstens  u.  v.  Decheus 
Archiv  XVIII.  1844.  115):  vgl.  aucli  über  den  mit  untenn  Jura- 
kalk in  Verbindung  stehenden  Porphyr  des  Golzerbergs  und  der 
Windgelle  im  Maileraner  Thal  (Schweiz)  Studer,  Geologie  der  Schweiz 
II.    177:   vom    Ratb.   Zeitsehr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.    1862.  39«. 

I luchst    interessante    Verhältnisse    dieser  Art    bieten    die   Fel- 

/.  ti  k*l,  rt-tnsi4i)liiv.     li.  25 


38G         l-eber(|:ang  zwischen  Felsitporphyren  u.  klasiischen  Geit. 

Bitporphyre  der  Bruchhäuser  Steine  dar,  vier  ruinenhaft  empor- 
ragender Felsmasseu,  welche  zwei  Stunden  von  Brilon  in  Westpha- 
len  gelegen  sind  und  über  welche  Nöggerath  schon  früh  werth- 
volle  Mittheilungen  gemacht  hat  (Karstens  Archiv  III  1831.  95). 
Dieser  Porphyr,  bestehend  aus  einer  graulichen  und  röthlichen  Grund- 
inasse,  rnit  grauen  Quarzkörnern,  Orthoklasen ,~ einem  klinoklasti* 
sehen  Feldspath  und  auch  wohl  Hornblende,  erhebt  sich  aus  dem 
devonischen  Thonschiefer.  In  der  Nähe  des  Porphyr  zeigen  sich 
in  dem  Schiefer  kleine  Punkte  von  gel'jem  Eisenocker  und  kleine 
weisse  Stellen,  die  aus  Feldspathsubstanz  bestehen;  je  mehr  dieser 
winzigen,  häutig  im  Durchschnitt  eckig  erscheinenden  Massen  in  dem 
Schiefer  sind ,  um  so  höckeriger  und  unebener  werden  die  Schie- 
ferungsfiächen  desselben.  Indem  sie  näher  nach  dem  Porphyr  zu 
an  Menge  und  Grösse  zunehmen ,  gewahrt  mau  deutlich  auf  dem 
Querbruch,  dass  der  Thouschiefer  gar  nicht  mehr  der  vorwaltende 
Bestandtheil  den  Gesteines  ist :  weisse,  eckige,  scharfkantige  und  frag- 
mentähnliche,  sowie  rundliche,  längliche  Massen  von  der  Grösse 
mehrerer  Linien  nehmen  bis  zu  drei  Viertel  der  ganzen  Bruchflftche 
ein.  Das  Gestein  ist  noch  scliieferig  und  sieht  auf  den  Schiefe- 
rungstiächen  ganz  thouschieferartig  aus;  die  weisslichen  Massen  be- 
stehen aus  Feldspath ,  grössere  enthalten  schon  Quarze  und  sind 
bereits  Felsitporphyr.  Diese  Kinschlussmassen  werden  nun  alLmäh- 
lich  zu  zoll-  und  fussgrossen  Brocken,  von  solcher  Häufigkeit,  dass 
die  schwarze  Masse  des  Schiefers  nur  noch  als  schwache  Streifen, 
als  Adern  und  Trümer  darin  erscheint,  bis  sich  zuletzt  auch  diese 
verlieren  und  damit  der  Uebergaug  in  Fclsitporphyr  vollendet  ist. 
Nicht  minder  merkwürdige  Erscheinungen  offenbaren  die  Por- 
phyrgesteine der  Lemiegegenden  in  Westphalen ,  deren  Kcnntniss 
wir  den  treft'licheu  Untersuchungen  v.  Dechens  danken.  Sie  liegen 
um  eine  Linie  versammelt,  welche  sich  in  einer  Ausdehnung  von  4| 
Meile  von  Bratschkopf  und  dem  heiligen  \Va3sor  westlich  von  Olpe 
über  Bilstein,  Altenhundem  bis  Hundesosscn  in  der  Gegend  von 
Schmalenberg  erstreckt  und  hauptsächlich  südlich  von  dieser  Linie 
in  dem  Olpe-  und  llundemthale ,  in  dem  Kaum  zwischen  Benolpe, 
Oberhundem,  Brachtshausen  und  Heinsberg  finden  sich  die  grössten 
Porphyrpartieen  zusammengedrängt.  Die  Richtung  des  ganzen  Zu- 
ires,  sowie  die  Längsausdehnung  der  einzelnen  Massen  stimmt  voll- 
kommen mit  der  Streichungslinie  der  devonischen  Gebirgsschichten 


Uebergang  swisohen  Felsitporphyren  vu  kUuiisoheii  Oest.         887 

überein.  Sehr  verschiedene  Variet&ten  setaen  diese  Gesteine  sasam- 
men :  bald  ist  es  ein  normaler  Felsitporphyr,  welcher  in  einer  dicht 
erscheinenden  Grondmasse  Krystalle  nnd  Kömer  von  meist  wasser- 
hellem Qnarz  nnd  Orthoklas  (ein  gestreifter  Feldspath  findet  sich 
an  der  Lustbei  und  an  dem  Rohrbach ,  bei  Wingeshansen  an  der 
Eder)  enthält,  wobei  bald  die  Gmndmasse,  bald  die  Krystallans- 
Scheidungen  überwiegen ;  bald  liegen,  und  das  ist  die  häufigste  Ab- 
änderung, in  der  dichten  Grundmasse  nur  Feldspathausscheidnngen, 
bald  nur  Quarzkörner,  bald  sind  in  der  Gfondmasse  gar  keine  kry« 
stallinischen  Ausscheidungen  sichtbar.  Diese  Varietäten  besitzen  theüs 
ein  massiges,  theils  ein  deutlich  schieferiges  Gefüge.  Die  schieferi- 
gen Abänderungen  dieser  Gesteine  zeigen  nun  die  sehr  merkwürdige 
Erscheinung,  dass  sie  grössere  und  kleinere  Partieen  von  grünlich- 
und  graulichschwarzem,  manchmal  glänzendem  Thonschiefer  um-  . 
schliessen,  welcher  bisweilen  selbst  kloine  Felds  pathansscheidungen 
enthält,  wobei  meist  die  Thonschieferflasem  der  Schieferung  des 
Porphyi'  parallel  liegen  und  an  ihren  Rändern  mit  dessen  Masse 
verfliessen.  In  einem  mit  grossen  weissen  Feldspathkrystallen  er- 
füllten ,  auch  Thonschieferpartieen  enthaltenden  sehr  schieferigen 
Porphyr  vom  Steimel .  bei  Schameder  fand  sich  das  Sohwauzschild 
eines  Homalonotus.  Ueber  das  Begrenzungsverhältniss  der  Porphyre, 
sowohl  der  massigen  als  der  schieferigen,  und  des  Thonschieferge- 
birges  scheinen  deutliche  Aufschlüsse  noch  zu  mangeln.  In  den 
schieferigen  Porphyren  mit  den  Thonschieferflasem,  überwi''gen  leta- 
lere bisweilen  an  Menge.  Die  massigen  Porphyre  gehen  deutlich 
und  vollständig  in  schieferige  Varietäten  über,  welche  indessen  leine 
Thonschieferflasem  enthalten,  v.  Dechen  bemerkt,  dass  bezüglich 
dieser  letztern  Vorkommnisse  keine  einzige  Beobachtung  vorliege, 
welche  der  Ansicht  ¥riderspräche,  dass  dieselben  ans  grossem  Erd- 
tiefen lange  nach  der  Bildung  der  Devonschichten  in  dieselben  ein- 
gedrangen  seien.  Für  die  schieferigen  Porphyre,  welche  bestimmt 
von  den  massigen  getrennt  sind,  jene  Thonschieferflasem  enthalten 
und  in  denen  die  Versteinerung  gefunden  wurde,  kann  hingegen 
eine  solche  Bildung  nicht  angenommen  werden;  um  ihr  Auftreten 
zu  erklären,  bleiben  nach  den  Ausführungen  v.  Dechens  nur  zwri' 
AnRichten  möglich:  •  die  Umwandlung  des  schieferigen  Porphyr  am 
gewöhnlichen  Schiefem  des  GrauwackengoUrgea  lange  nach  der  Abla- 
gerung dieser  Gebirgsschichten  und  wohl  gleichzeitig  mit  dem  Ein- 


HKiH  t'eberjfaug  zwischen  Felsitporphyren  u.  klastisühvn  (Jest. 

(liingen  der  niassigeu  Porphyre  in  (Ins  Grauwackengebirge,  and  die 
gleichzeitige  luitstehuiig  des  schieferigen  Porphyr  mit  den  Grauwacke- 
Hchichten  unter  .solchen  Verhältnissen,  dasä  Meeresorganismen  darin 
eingeschlossen  werden  konnten.  •  v.  Dechen  neigt  sich ,  wohl  mit 
vollem  Recht,  der  erstem  Ansicht  von  der  nietamorphischen  Entste* 
hung  des  Hchieferigen  Porphyr  zu.  Ks  bedürfe,  glaubt  der  hochver- 
iliente  Ge(»gnost,  indem  er  der  Entwicklung  der  Wissenschaft  gewis- 
sernmassen  vorauseilt,  nur  einer  geeigneten  Temperatur  und  sonstigen 
anregenden  Kinilusses,  uift  die  Bestandtheile  des  Grauwacken-  und 
Thonschiefers  zu  krystallinischen  Ausscheidungen  von  Feldsputh  und 
Quarz  mit  dem  Hückstand  einer  dichten  Felds patligrundmasse  und 
von  unaufgelösten  Partieen  <les  Schiefers  zu  vereinigen  und  auf 
solche  Weise  selbst  ohne  das  Fiindringen  neuer  und  fremder  Stoffe 
aus  dem  gewöhnlichen  Schiefer  gerade  st>lche  Gesteine  zu  erzeugen. 
wie  sie  in  d<>n  schieferigen  Lenneporphyri^n  vorhanden  sind.  Das 
Gebundensein  dieser  \  eränderung  an  wenige  Schichten  von  sehr 
geringer  Mächtigkeit ,  während  die  benachbarten  von  diesem  Ein- 
Üuss  nicht  berührt  wurden  sind,  ist  allerdings  ein  L'mstand,  der 
diese  Erklärungsweise  erschwert;  v.  Dechen  deutet  an,  das»  das 
Entweichen  von  heis-sen  Dämpfen  oder  Gasen  auf  den  Schichtungs- 
ablösungen  mö>rlicherweise  eine  einzelne  Schicht  umändern  und  die 
benachbarte  unverletzt  lassen  kann:  wahrscheinlicher  worden  es 
hier  Gewässer  gewesen  sein ,  welche  auf  gewissen  Klüften  und 
Schichtungsiiächen  circulirend  lediglich  das  beiderseits  angrenzende 
Gestein  metamorphosirten.  (Karstens  u.  v.  Dechens  Archiv  XIX. 
1Ö45.  o()7;  vgl.  auch  Verh.  d.  naturh.  Ver.  d.  pr.  Kheinl.  u.  W. 
XII.  1^55.    UM  ). 

Aehnliche  Verhältnisse  sind  diejenigen ,  welche  Credner  von 
den  Felsitporphyren  des  Schwarza-Thales  im  Thüringer  Walde  be- 
bchreibt ;  auch  hier  linden  >ich  zwischen  diesen  und  dem  angreu- 
zeuilen  Thonnchicfer  schieferij/e  Porjdiyre,  >  bei  denen  man  zweite!- 
halt  wird,  oli  sie  <leni  massitr<Mi  Feldspathgestein.  oder  dem  Thon- 
Bchiefvr  zuzuzähltn  ><ind:  jenem  gehören  sie  durch  ihren  Gelialt  au 
Feld>path  und  ihn-  theilweist^  krystallinische  Structur  an,  während 
sie  frich  diesem  diin-h  ihr  schieferige^  Gefüge  anr>chliesseu ;  sie  ver- 
mitteln einen  meist  allmählichen  (■  ebergang  aus  dem  Thonschiefer 
in  das  körnige  Feldspathgestein.  (Jredncr  entscheidet  sich  übrigens 
nicht  dafür.  da>s  hier  eine   ('mwandlunf^  des  'rhonschiefers  iu   Pur- 


Bildimpr  der  Syenite:  3ft9 

phyr  voiliege,  sonderu  dafür,  dass  der  eruptive  Porphyr  den  Thon- 
schiefer  metamorphosirt  habe  (N.  Jahrb.  f.  Min.    1849.   25). 

Für  die  Syenite,  welche  den  Graniten  in  Zusammensetzung 
und  Lagerungsformen  ausserordentlich  ähnlich  sind,  welche  häu6ge 
L  ebergänge  in  dieselben  zeigen,  ergibt  sich  offenbar  aus  einer  Berück- 
sichtigung der  geotektonischen  Verhältnisse  die  eruptive  Bildungs- 
weise, wenn  auch  die  rein  pyrogene  Natur  sogar  für  die  gänzlich 
(juarzfreien  Syenite  ebenso  unwahrscheinlich  ist,  als  für  die  Granite 
selbst.  Gustav  Bischof  sucht  der  Anschauungsweise  Eingang  zu 
verschaffen ,  dass  der  Syenit  aus  einer  Umwandlung  sedimentärer 
Schichten ,  namentlich  der  Thonschiefer  entstanden  sei.  Er  ver- 
gleicht zwei  Thonschiefer- Analysen  (von  Goslar  und  Prag)  mit  der 
berechneten  Zusammensetzung  zweier  idealer  Syenite  und  findet  eine 
solche  Aehnlichkeit  im  Allgemeinen,  dass  an  der  Möglichkeit  nicht 
zu  zweifeln  sei,  wie  sich  im  Meere  Absätze  bilden  konnten,  die 
wenn  sie  sich  krystallinisch  ausbildeten,  Syenit  gaben.  Noch  leich- 
ter aber  sei  zu  begreifen,  wie  aus  einer,  der  Zusammensetzung  nach 
thonschieferähnlichen  amori^hen  (V)  Masse  durch  einen  Umwand- 
lungsproces?  auf  nassem  Wege  Syenit  entstehen  kann,  denn  das  Feh- 
lende in  jener  konnte  dann  durch  Gewässer  zugeführt,  und  das 
r  eher  schüssige  daraus  fortgeführt  werden.  Möge  auch  der  Syenit 
aus  der  Tiefe  hervorgetreten  sein,  so  wie  er  jetzt  erscheint,  sei  er 
auf  plutonischem  Wege  gewiss  nicht  gebildet.  (Lehrb.  d.  eh.  u. 
phys.  (ieol.  I.  Aufl.  II.  1003  ff.).  Die  den  Schmelzungsgraden  ent- 
gegengesetzte Reihenfolge  in  der  Krystallisation  der  Syenitminera- 
lien ist  es  namentlich ,  weshalb  Bischof  die  pyrogene  Entstehung 
für  unmöglich  erachtet ;  dass  aber  dennoch  beides  nicht  unverein- 
bar sein  würde,  dürfte  aus  S.  H59  hervorgehen.  Die  Möglichkeit, 
(\rs^  Thonschiefer  entweder  von  Anbeginn  an  oder  durch  Zufuhr 
neuer  Stoffe  eine  mit  dem  Syenit  vergleichbare  Zusammensetzung 
besitze,  ist  gewiss  nicht  zu  bestreiten:  widersprechen  aber  die  La- 
gern ngs-  und  Verl)and Verhältnisse  des  Syenit  der  Annahme  einer 
Herausbildung  aus  Th(»nscbiefer ,  so  kann  dieser  kein  grösserer 
Werth  .    als  der   einer   interessanten  Speculation  zuerkannt  werden. 

Die  Minette  der  Vogesen  hat  Köchlin-Schlumberger  in  sei- 
ner Note  sur  la  minette  (Terrain  de  transition  des  Vosges .  Stras- 
bourg ls()2.  'Jll — 2H7  ;  115;  127)  als  ein  metamorphisches  Sedi- 
mentgestein angesehen,  wogegen  sich  jedoch  Pauly  (N.  Jahrb.  f.  M. 


390  Bildung  v.  Miiiette.  Glimmertrapp,  GrünsteineD. 

1863.  484) ,  durch  den  vnr  eine  sehr  ausführliche  Arbeit  über  die 
Mirette  besitzen,  wie  es  scheint  mit  guten  Gründen  erklärt;  für  die 
Minetteg  ä  n  g  e  ist  eine  solche  Bildimgsweise  auch  geradeau  unmög^ 
lieh.  Was  dagegen  den  erzgebirgischen  »Glimmertrapp«  (Mi- 
nette,  vgl.  Bd.  I.  S.  600)  anbelangt,  so  hat  H.  Müller  durch  ge- 
naue Beobachtungen  zu  beweisen  gesucht,  dass  derselbe  nicht  wie 
die  eigentliche  Minette  ein  eruptives  Gestein,  sondern  ein  den  Fleck- 
schiefem,  Fleckgneissen  und  Cornubianiten  sehr  nahe  verwandtes, 
aus  der  Umwandlung  von  Grauwacke,  Grauwackenschiefer  oder  Thon- 
schiefer  hervorgegangenes  Gebilde  sei.  Der  Glimmer  trapp  ist  viel- 
fach durch  allmähliche  und  innige  Uebergänge  mit  (rrauwacken, 
Grauwackenschiefern  und  Thoiischiefem  verknüpft,  auch  mit  Wets- 
schiefem,  Kieselschiefern,  Quarziten  und  Sandsteinen  der  Grauwacken- 
formation  verbunden.  Sowohl  die  ausschliesslich  aus  Glimmertrapp 
als  die  aus  einem  solchen  Complex  von  Glimmertrapp  mit  Grau- 
wackengliedorn  bestehenden  Geäteinspartieen  bilden  scharfbegrenzte 
insularische  Gebirgsschollen ,  allseitig  umgeben  von  jungem  (rothen 
und  amphüteren  grauen)  Gneissen  oder  eingeklemmt  zwischen  die- 
sen und  altern  Schiefergesteinen  (normalen  grauen  Gneissen  und 
Glimmerschiefern).  Diese  Schollen  seien  bruchstückartig  von  dem 
eruptiven  Gneiss  umhüllte  Grauwackemassen,  welche  ganz  oder  zum 
Theil  in  Glimmertrapp  metamorphosirt  seien  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1865.1). 

Die  Grünsteine,  Diorit,  Diabas  und  Verwandte  zeigen 
in  ihrer  mineralischen  Constitution  eine  solche  Aehnlichkeit,  ja  Ue- 
bereinstimmung  mit  Basalten  und  gewissen  Gliedern  der  Trachyte, 
dass  man  schon  aus  petrograpliischen  Gründen,  wenn  auch  nicht 
berechtigt ,  dann  doch  geneigt  ist ,  den  erstem  die  eruptive  Natur 
und  dieselbe  Ausbildungsweise  zuzuschreiben,  welche  für  die  letz- 
tern nicht  zweifelhaft  ist.  Dazu  kommt,  dass  man  in  Grünsteinen  auch 
noch  niemals  eine  Spur  eines  organischen  Ueben*ests  gefunden  hat. 

Andere  Verhältnisse ,  namentlich  geotektonischer  Art ,  verlei- 
hen dieser  Anschauungsweise  die  höchste  "Wahrscheinlichkeit.  Da  sind 
dieselben  Lagerungsfonnen ,  Gänge,  isoliite  Stöcke  und  Kuppen, 
die  sich  als  fremde  Massen  inmitten  des  Nebengesteins  darstellen, 
dieselben  Dislocationen,  Verschiebungen,  Stauchungen,  Aufwärtflbie- 
gungen  der  angrenzenden  Schichten ,  es  fehlen  nicht  die  von  letz- 
tern gewaltsam  losgesprengten  Bruchstücke.  Solche  Beweise  für 
die    nieclnuiischen  ^Virkungen    d<r  Grünsteine    bringt  Hausmann  in 


Eruptive  Bildung  der  Grünsteine.  301 

seiner  »Bildung  des  Harzgebirges«  vielfach  bei.  Bruchstücke  von 
Gneiss,  schieferigem  Quarzit,  Syenit,  welche  aus  der  Tiefe  stammen, 
finden  sich  nach  Kjerulf  in  den  Diabasgängen  der  Umgegend  von 
Christiania,  z.  B.  bei  Sorgenfrei  in  der  Nähe  des  botanischen  Gar- 
tens ,  in  der  Nähe  des  Schiessplatzes  bei  Ty veholmen ,  auf  Gaasö, 
Gjedeholmen  u.s.  w.  (Christiania  -  Silurbecken  1855.  58).  Weitere 
Beispiele  aller  dieser  Erscheinungen  zu  liefern,  erscheint  überflüssig. 
Dadurch  unterscheiden  sich  allerdings  die  Grünsteine  von  den 
bisher  besprochenen  Eniptivgesteinen ,  dass  sie  sehr  häufig  in  La- 
gern auftreten,  welche  sedimentären  Schichteusystemen  so  regel- 
mässig eingeschaltet  sind,  dass  sie  meist  als  wesentlich  zu  diesen 
gehörige  Bildungen  erscheinen.  Solche  Grünsteinlager  wechseln  bis- 
weilen in  oftmaliger  Repetition  mit  sedimentären  Schichten,  (z.  B. 
in  Nassau,  im  Voigtlande,  in  Oberfranken),  bald  als  regelmässig 
ausgebildete  Parallelmassen  sich  darbietend,  bald  stellenweise  be- 
trächtliche \  erschmälerungen  und  Anschwellungen  ihrer  Masse  zei- 
gend. An  und  für  sich  steht  der  eruptiven  Natur  solcher  Lager 
jedoch  nichts  im  Wege,  denn  bei  Basalten  findet  dieselbe  Lagerungs- 
weise, auch  ein  ganz  ähnlicher  Wechsel  mit  sedimentären  Gebilden, 
tertiiiren  Thonschichten,  Sandsteinen,  Braunkohlenflötzen  Statt.  Sol- 
che Lager  stehen  hier  und  da  mit  in  die  Tiefe  setzenden  Gängen 
in  einem  erweislichen  Zusammenhang ;  diese  deuten  uns  die  Wege 
an,  auf  welchen  das  Eruptivmaterial  emporgestiegen  ist  und  müs- 
sen freilich  überall  für  solche  Lager  vorausgesetzt  werden  ,  wenn 
sie  auch  nicht  beobachtbar  sind.  Gänge  gehen  bisweilen  plötzlich 
in  liager  über  und  richten  sich  dann  wieder  als  Gänge  empor.  Da- 
bei offenbaren  die  mächtigern  Lager  stellenweise  höchst  abnormen 
Verband  mit  dem  Nebengestein,  und  erweisen  sich  derart  entschie- 
den unabhängig  von  demselben,  dass  sie  durchaus  nicht  als  regel- 
mässig in  den  Schichtencomplex  eingeschaltete  Massen  gelten  kön- 
nen, reberall  im  Fichtelgebirge,  wo  sie  in  grösserm  Zusam- 
menhange auftreten,  folgt  ihre  Längenausdehnung  sehr  auffallend 
einer  Hiclitung,  welche  fast  rechtwinkelig  von  der  herrschenden 
Streichuiigslinie  des  Schiefergebirges  abweicht  (Fr.  lloffmann,  Nord- 
west!. Deutschi.  t3*->).  Die  Grünsteindeeken,  in  jedweder  Beziehung 
höchst  ähnlich  den  Basaltdecken  zeigen  auch  meist  eine  vollkommen 
unabhängige  Lagerung,  indem  sie  gewöhnlich  auf  den  Köpfen  auf- 
gerichteter Sedimentärschichten  aufruhen. 


392  Contartwirkiingen  der  Grünsteine. 

Die  GrünsteintufFe ,  welche  die  massigen  Ablagerungen  der 
Grtinsteine  so  häufig  begleiten,  werden  von  manchen  Forschem  zum 
Theil  als  aschen-  und  lapilliHhulicbe  Bildungen  angesehen,  welche 
bei  der  Eruption  der  Gi'ünsteine  ausgeschleudert  worden  seien. 

Chemische  und  physikalische  Veränderungen  des  Nebengesteini» 
sind ,  wie  bei  den  Porphyrgesteinen  so  auch  bei  den  Grünsteinen 
bei  weitem  nicht  in  der  Häufigkeit  und  dem  Maassstabe  beobach- 
tet worden,  wie  es  bei  den  Graniten  der  Fall  ist;  die  Contaetme- 
tamorphosen,  über  welche  von  verschiedenen  Beobachtern  berichtet 
wird,  sind  aber  sehr  häufig  derart,  dass  sie  sich  eng  an  die  beim 
Basalt  stattfindenden  anschliessen ;  so  werden  z.  B.  Veränderungen 
des  Schiefers  und  der  Grauwacke  in  porzellanjaspisähnliche,  gefrit- 
tete  und  halbverglaste  Massen  erwähnt:  solche  Erscheinungen  be- 
schreibt Zeuschner  von  Kattowice  in  Oberschlesien  (N.  Jahrb.  f.  M. 
1838.583),  Stifi't  von  der  Hardt  bei  Löhnberg  in  Nassau  (Geogn. 
Beschr.  d.  II.  Nassau  295).  De  la  Boche  (von  den  eingeschlossenen  Schie- 
ferfragmenten) von  Kollan-Head  in  Devonshire  (Report  on  the  geol. 
of  (3ornw.,  Dev.  and  W.-S.  267),  Jackson  von  der  Südspitze  von 
Deer-Island  in  Maine.  Grünstein-Mandelstein  hat  am  Wye,  nord- 
westlich von  Builtli,  Radnorshire  die  Llandeilo-flags  in  eine  porzel- 
lanähnlicho  Masse  verwandelt.  Dufrenoy  erwähnt  auch,  dass  \ye\ 
Brassac  in  Frankreich  ein  Grünsteingang  zahlreiche  Fragmente  von 
Steinkohle  umschliesst ,  welche  vercoakt  und  prismatisch  abge- 
sondert erscheinen,  wie  '»s  auch  im  Contact  mit  Basalt  bisweilen 
vorkommt.  Ist  es  auch  meist  nicht  leicht,  eine  Frittung  von  einer 
Silicificatirm  zu  unterscheiden  und  stammen  diese  Angaben  grössten- 
theils  aus  einer  Zeit,  in  welcher  man  mit  dem  erstem  Ausdruck 
sehr  freigebig  war,  so  sclieint  man  doch  nicht  alle  derselben  ohne 
weiteres  als  irrthümlich  verwerfen  zu  dürfen.  Wenn  es  aber  auch 
wirklich  Contacterscheinungen  gibt,  die  auf  Grünsteinmagmen  hin- 
weisen, welche  im  Zustande  der  Eruption  Einwirkungen  kaustischer 
Art  auszuüben  vermochten,  so  sollte  man  gleichwohl  auf  der  an- 
dern Seite  nicht  vergesscMi,  dass.  man  kann  wohl  sagen,  weitaus  die 
meisten  (ininsteine  das  Nebengestein  völlig  unverändert  gelassen  oder 
darin  nur  Veränderungen  hervorgerufen  haben,  die  auf  nassem  Wege 
erfolgt  zn  sein  scheinen.  Ein  solcher  Mangel  an  kaustischen  Con- 
tartmetamorphosen  scrheint  aber .  was  auch  für  die  folgenden  Ge- 
steine zu  bemerken  ist.  noch  nicht  enien  geschmolzen-plastischen  Zu- 


Griinsteinlaven  u.  -Tuffe  englischer  Geologen.  393 

stand  des  Maginas  auszuscbliessen,  denn  auch  Laven  heutiger  Tage 
sind  keineswegs  immer  von  jenen  begleitet;  so  haben,  um  nur  eines 
Heispiels  zu  gedenken,  die  tertiären  stark  verbogenen  Schichten  von 
sandigem  Schiefertbon  auf  der  grössten  der  Cyclopen- Inseln  durch 
die  hindnrchsetzenden  Lavagänge  auch  nur  stellenweise  eine  Verän- 
derunir  zu   kieselschieferartiger  Masse  erfahren   (Lyell). 

Die  »green8t<mcs*  und  >feldspathic  trapps«,  weichein  Wales, 
Shro])shire  und  Montgomeryshire  eng  mit  der  cambrischen  und 
untorsilurischen  Formation  verknüpft  sind,  werden  von  den  engli- 
schen Geologen  (Phillips,  Ramsay,  Ch.  Lyell  u.  A.)  geradezu  als  La- 
ven betrachtet ,  welche  auf  dem  Grunde  des  damaligen  Silurmeers 
zum  Ausbruch  gelangten  und  deren  Tutfkrater  ebenso  von  den 
Wellen  hinweggeschwemmt  wurden ,  wie  es  bei  denen  von  Nyöe 
(Island)  ITf^H  und  Graham-Island  (Mittelmeer)  1831  der  Fall  war. 
So  haben  diese  Trappe  auch  ihre  ^feldspathic  volcanic  ashes  and  tu- 
frts,'  welche  vollkonunen  geschichtet  und  mit  Schieferbrocken  unter- 
mengt sind:  sie  stellen  nach  ihnen  das  Aschenmaterial  dar,  wel- 
ches bei  den  damaligen  submarinen  Eruj)tionen  geliefert  wurde; 
gewöhnliche  Schieferschichten  wechseln  als  Schlammsedimente  mit 
diesen  Aschensedimenten,  welche  bisweilen  Petrefacten  führen  und 
bei  Aran  Mowddwy  und  Cader  Idris  ungefähr  2500  Fuss  mächtig 
«jind.  Diesen  von  unbefangenen  Forschern  gegebenen  Darstellungen, 
welche  aus>;chliesslich  auf  Beobachtung  der  Weise  des  Vorkommens 
tussen,  gebührt  gewiss  alle  Beachtung;  vgl.  z.B.  Ilarvey  Holl's  Be- 
schreibung der  aus  Feldspath  und  Augit  bestehenden  lava  beds, 
volcanic  ashes.  volcanic  grits,  welche  in  den  obercambrischen  Schich- 
ten der  Malvern- hüls  eingeschaltet  sind  ((^u.  journ.  of  the  geol. 
^oc.  XXI.  18r>5.  87):  Lyell.  Elements  of  geology  1865.  547.  691  ; 
Kamsay,  Qu.  journ.  of  the  geol.  soc.  IX.   1853.   170. 

Auch  die  Bildung  der  Grünsteine  hat  man  auf  sedimentärem 
W»'oe  oder  durch  metamorphische  Vorgänge  zu  erklären  versucht. 
S'aiiientlich  hat  sich  Hischof  ge,£(en  die  eruptive  Kntstehungsweise 
dieser  Gesteine  ausiresprochen:  >di<*se  Gesteine  sind  gewiss  auf  die- 
selbe Weise  entstanden,  wie  die  Kalk-  und  Schieferschichten,  mit 
denen  sie  wechseln :  sei  es  dass  ihre  Bildung  zu  krystallinischen 
Ma'^se^  srlion  während  des  Absatzes  der  im  Meere  suspendirten 
Theilchen  oder  später  durch  eine  Metamorphose  erfolgt  ist  (Lehrb. 
d.   ch.   u.    ph.  Tieol.   I.  Aufl.  If.    1009).     Das  Auftreten  derselben  in 


394  Metamorphische  Bildung  von  Grünsteinen. 

Lagern,  welche  wie  erwähnt,  bisweilen  in  oftmaliger  Repetition  und 
in  geringer  Mächtigkeit  zwischen  sedimentären  Schichten  eingeschal- 
tet erscheinen,  das  im  (tanzen  verhältnissmässig  seltene  Vorkommen 
von  Gängen,  der  Mangel  an  Veränderungen  des  auf-  und  unterlie- 
genden Nebengesteins,  der  freilich  zu  einer  Zeit,  als  Eruptivität  und 
Feuerfluss  identisch  galt ,  auffallen  musste ,  dies  waren  die  haupt- 
sächlichsten Gründe ,  welche  zur  Annahme  einer  ursprünglich  sedi- 
mentären oder  durch  hydutogenen  Metamorph ismufl  erfolgten  Bil- 
dung der  Grünsteine  führten. 

P^s  lässt  sich  allerdings  nicht  läugnen,  dass  es  in  manchen 
P^'ällen  mit  einigen  Schwierigkeiten  verknüpft  ist,  sich  diese  wenig 
mächtigen  Grünsteinlnger  als  effusive  Decken  oder  intrunve  Lager 
zu  erklären;  und  es  ist  die  Möglichkeit  gewiss  nicht  von  der  Hand 
zu  weisen ,  dass  hier  und  da  durch  Metumorphismus  einer  Grau- 
wacke  oder  eines  Thonschiefers  auf  nassem  Wege  Gebilde  entstehen 
können ,  welche  von  den  ächteruptiven  Grünsteinen  nicht  zu  un- 
terscheiden sind  (Dana  sondert  so  in  seinem  Manual  of  geology 
89  einen  igneous  und  einen  metamorphic  diorite ,  welche  beide 
höchst  ähnlich  seien).  Indessen  daif  man  sich  dabei  nicht  ver- 
hehlen, dass  in  den  meisten  Fällen  augenscheinlich  kein  Uebergang 
von  solchen  Lagern  In  das  Nebengestein  stattfindet ,  sondern  dass 
scharfe  Grenzlinien  zwischen  beiden  Gesteinen  ersichtlich  sind,  eine 
Erscheinung,  welche  keineswegs  dazu  angethan  ist,  eine  solche  Um- 
bildung wahrscheinlich  zu  machen.  Auch  lässt  sich  wohl  mit  eini- 
ger Sicherheit  behaupten,  dass  häufig  Gebilde  Grünstein  genannt 
worden  sind ,  welche  gar  nicht  unter  diesen  petrographischen  Be- 
griff fallen ;  wie  schwer  Verwechselungen  von  achtem ,  aphanitiBch 
ausgebildetem  Grünstein  mit  feinklastischen  Sedimentärgesteinon  vor- 
zubeugen ist ,  ist  jedem  Petrographen  zur  Genüge  bekannt  und 
mit  welcher  Freigebigkeit  man  bei  der  Benennung  *  Grünstein«  ver- 
fuhr, davon  liefern  die  »mikroskoj^ischen  Grünsteinpartieen«  Bischofs 
(cbendas.   10()8)  ein  vortreffliches  Beispiel. 

Bei  der  Frage  nach  der  Bildungs weise  der  Melaphyre  und 
basischen  Porphyre  bieten  sich  höchst  ähnliche  Verhältnisse 
dar ,  wie  wir  sie  bei  den  Grünsteinen  berührt  haben.  Die  Mela- 
phyre, Augitporphyre  und  Labradorporphyre  sind  iu  ihrer  minera- 
logischen Constitution  ebenfalls  überaus  den  eruptiven  Andesiteu 
und  Basalten    ähnlich ,    dabei    vollkommen    fossilfrei ,  so  dass  vom 


Kruptive  Bildung  der  Melaphyre  n.  Aiigitporphyre.  395 

petrographischen  Standpunkte  auch  für  sie  dieselbe  Entstehungs- 
weise ausserordentlich  wahrscheinlich  wird.  Die  häufige  Ausbil- 
dungsweise als  Mandelsteine  lässt  auf  eine  ursprünglich  vesicülose 
und  schwammige  Beschaffenheit  schliessen,  die  wenn  sie  auch  in  eini- 
gen Füllen  durch  Auswitterung  von  Gemengtheilen  entstanden  ist, 
doch  in  den  meisten  nach  Art  der  Laven  durch  entweichende  Gase 
während  der  Festwerdung  des  Gesteins  hervorgebracht  wurde,  und 
so  einen  plastischen  Zustand  der  ursprünglichen  Melaphynnasse 
deutlich  bekundet.  Bei  einiger  Aufmerksamkeit  kann  man  die  un- 
regelmässig gestalteten  ,  unregelmässig  vertheilten ,  undeutlich  be- 
grenzten Hohlräume,  welche  durch  Auswitterung  von  Bestandtheilen 
gebildet  wurden,  von  den  meist  eiiormig  gerundeten,  häufig  nach  einer 
Richtung  in  die  Länge  gezogenen ,  scharf  begrenzten,  eigentlichen 
Blasenräumen  gut  unterscheiden,  deren  Innenwände  sich  gar  manch- 
mal unter  der  Loupe  noch  als  verschlackt  erweisen  (vgl.  S.  70). 
Die  geotektonischen  Verhältnisse,  wie  sie  bei  manchen  Mela- 
phyren  deutlich  zu  erkennen  sind,  das  Auftreten  in  Gängen,  Stöcken, 
die  Dislocationen  des  Nebengesteins,  die  eingeschlossenen  Bruch- 
stücke und  deren  Beschaffenheit  nöthigen  auch  hier  zu  der  Ansicht 
von  ihrer  eniptiven  Entstehung.  Um  nur  eines  Beispiels  hier  zu 
gedenken  ,  sei  erwähnt ,  dass  datf  schwarze ,  gewöhnlich  Melaphyr 
genannte  Gestein ,  welches  bei  St.  Ullrich  in  Südtyrol  eine  regel- 
mässig auf  Felsitporphyr  ruhende  sehr  mächtige  Schichtenfolge 
von  rothem  Sandstein,  Muschelkalk  und  Halobia-Schiefem  durch- 
dringt, am  Buflatsch,  wo  es  zwischen  den  Halobia-Schiefern  zu  Tage 
tritt,  an  seiner  Contactgrenze  eine  grosse  Menge  Bruchstücke  der 
unterliegenden  Gesteine  enthält,  sowohl  solche  von  Muschelkalk 
und  rothem  Sandstein,  als  auch  solche  von  Felsitporphyr,  der  durch 
eine  mehr  als  tausend  Fuss  mächtige  Schichtenreihe  von  dieser 
Stelle  getrennt  ist,  d.  h.  so  viel  tiefer  liegt  (v.  Cotta,  geologische 
Fragen  1858.  214  und  geol.  Briefe  aus  d.  Alpen.  1850.  184).  Der 
iilte  tyroler  Augitporphyr  bildet  förmliche  Ströme,  wie  die  jungen 
Hivsalte ,  mit  denen  man  ihn  auch  in  petrographischer  Hinsicht 
früher  vielfach  vereinigte.  Bei  den  Melaphyr  lagern  ist  frei- 
lich ,  ebenso  wie  bei  den  Grünsteinlagern  die  eruptive  Entstehung 
nicht  80  augenfällig ;  indessen  scheint  man  doch  wegen  der  voll- 
koinnicnen  re})ereinstimmung  der  Substanz  dieser  und  der  zweifel- 
los eruptiven   Melaphyre  auch  ihnen  den  eruptiven  Charakter  nicht 


396  Contftctwirkungen  der  Molaphyre. 

ohne  weiteres  absprechen  zu  dürfen,  womit  Übrigens  keineswegs  die 
Möglichkeit  geläugnet  werden  soll,  dass  auch  durch  hydatogene  Um- 
bildungsprocesse  melaphyrähuliche  Gesteine  entstehen  können.  Will 
man  sich  jedoch  nicht  allzuweit  in  das  Gebiet  der  Hypothesen  verlie- 
ren, so  wird  mau  einen  metamorphischcn  Melaphyr  nur  da  vermu- 
theu  dürfen,  wo  wirkliche  Uebergänge  aus  sedimentären  Schichten  in 
melaphyrischo  Gesteine  sich  genau  nachweisen  lassen,  welche  frei- 
lich überaus  selten  sind  und  auch  noch  nicht  zweifellos  die  Nicht- 
oruptivität  erweisen.  Fournet  unterschied  1819  zwei  Melaphyre, 
einen  eruptiven  und  einen  nietaniorphischen :  was  den  letztem  anbe- 
langt, so  führt  VI'  mehrere  Uebergänge  aus  Grauwacke  in  Melaphyr 
an:  im  Thal  Gania,  im  Thal  Brinzio,  in  der  Umgebung  von  Franiont, 
Thann  und  Giromagny  in  den  Vogesen  (über  welche  später  auch 
Köchlin-Schlumberger  berichtete).  Jourdan  fand  in  dem  halb  feld- 
spatliisirten  Sandstein  von  Plancher-les-mines  einen  Productus  (Ball, 
de  la  soc.  geol.  (2)   VI.    1819.   506). 

Im  Allgemeinen  haben  die  Melaphyre  in  dem  Nebengestein 
nicht  solche  Veränderungen  hervorgebracht,  welche  auf  eine  hohe 
Temperatui*  des  Magmas  bei  der  Eru[)tion  srhliessen  Hessen :  meist 
zeigt  sich  gar  keine  Veränderung  des  Nebengesteins,  bisweilen  eine 
einfache  Silicificirung  desselben,  welche  entweder  durch  die  die 
Eruj)tion  d(?s  Melaphyr  begleitende  Solution  entstand ,  oder  auch 
im  Laufe  der  Zeit  durch  die  bei  der  Umwandlung  der  Kalksilicate 
des  Melaphyr  in  kohlensauren  Kalk  frei  werdende  Kieselsäure  er- 
folgte. Auch  die  Imprägnationen  des  Nebengesteins  mit  kohlen- 
saurem Kalk  sind  erst  durch  Zersetzung  der  Kalksilicate  des  Me- 
laphyr hervorgebracht,  liier  und  da  hat  man  in<lessen  auch  ver- 
einzelte Beispiele  von  kaustischen  Einwirkungen  des  Melaphyr  auf 
das  Nebengestein  kennen  gelernt :  dahin  gehöi*en  u.  a.  die  Verän- 
derung zu  Anthrarit  und  Uoaks.  sowie  die  prismatische  Absonde- 
rung, welche  auf  der  Steinkohlengrube  Rothhell  bei  Sulzbach  im 
Saarrevier  die  St<Mnkohle  (hnch  Melaphyr  erlitten  hat  (Warmholz 
in  Karstens  Archiv  X.  IHoT.  421),  die  von  Steininger  erwähnten 
Umwandinngen  des  Schieferth(ms  in  Torzellanjasins  oder  eine  zie- 
gelähnliehe  Masse,  welche  zwischen  Tholey  und  Theley,  sowie  am 
llarsberge  nördlich  von  St.  Wendel  zu  beobachten  sind ;  (gerade 
wie  sie  durch  Erdbrände  oder  im  C'ontact  mit  Hasalt  hervorgeru- 
fen  werden,   vgl.  (ieogn.  Beschr.    d.   Landes  zw.    Saar  und    Rhein 


Bildung  der  Pechsteine.  897 

1S40.  119),  die  von  F.  v.  Hauer  uod  Ilörnes  in  der  PufFler  Schlucht 
beobachteten  Veränderungen  der  Wengener  Schiefer  in  gebänderteu 
Jaspis  (Sitzgsber.  d.  Wiener  Ak.  d.W.  1850.  199),  die  Frittungen 
des  Sandsteins ,  sowie  die  Umwandlung  der  Schieferthone  in  band- 
jaspisähnliche  Gebilde  am  nördlichen  Abhänge  des  Lindenbergs  bei 
Ilmenau,  über  welche  Credner  berichtete  (Uebers.  der  geogn.  Verh. 
Ihürincrens  70  und  N.  Jahrb.  f.  Min.  1843.  291).  Ein  Theil  die- 
ser Metamorphosen  scheint  freilich  mehr  auf  einer  Verkieselung 
als  aul'  einer  eigentlichen  Frittung  zu  beruhen. 

Uober  die  Entstehuugsweise  des  Pechsteins  hat  man  ver- 
schiedene Ansichten  aufgestellt,  bei  denen  man  meist  das  charak- 
teristische Vorkonmien  bei  Meissen  im  Auge  hatte.  Dass  die  bis 
vor  kurzem  allgemeine  Ansicht  von  der  Homogenität  seiner  Glas- 
masse nicht  ganz  richtig  ist,  wurde  schon  oben  erwähnt.  JDarin 
.stimmen  die  Meisten  überein,  dass  der  Pechstein  das  Product  der 
raschen  Firkaltung  einer  geschmolzenen  Masse  sei,  mag  diese  nun 
eine  direct  dem  Erdliuiern  entstaumiende  ursprüngliche,  oder  durch 
Umschmelzuug  schon  vorhandener  Gesteine  hervorgegangene  secun- 
diire  sein.  Dabei  scheint  sie  sich  mit  Rücksicht  auf  ihren  Wasser- 
gehalt im  hydato  -  pyrogeuen  Zustande  befunden  zu  haben.  Nau- 
mann nt'nnt  den  Pechstein  ein  natürliches  wasserhaltiges  Glas,  wel- 
ches die  in  der  Gruudmasse  der  Felsitporphyre  bereits  krystalli- 
nisch  gesonderten  Bestandtheile  noch  im  Zustande  eines  geschmol- 
zenen Magmas  enthält.  (Geognosie  I.  608.)  Diese  P]rklärung,  derzu- 
folge  der  Pechstein  eine  mit  dem  Obsidian  analoge  Entstehung  be- 
sitzt, scheint  die  naheliegendste  und  allen  seinen  Verhältnissen  am 
besten  entsprechende  zu  sein.  Auch  v.  Cotta  hält  es  für  leicht 
denkbar,  dass  im  Erdiunern  Eruptivmassen  unter  besondern  Um- 
ständen, unter  Zutritt  von  viel  Wasser  schnell  abkühlten  und  in 
einen  wasserhaltigen  Glaszustand  versetzt  wurden  (Gesteinslehre 
\^i\2.  KU).  Hammelsberg  betrachtet  gleichfalls  den  sächsischen 
l'ochstcin  als  den  Obsidian  der  altern  Porphyre,  der  bei  submari- 
ner Bildung  Wasser  aufnahm  (Mineralchemie  1860.  642):  Justus 
Hoth  erktTUit  in  dem  Pechstein  einen  durch  lieisse  Wasserdämpfe 
unij/eschmolzeneu  Felsitporphyr   (Gesteinsanalysen  S.  XXXIV). 

Vidleicht  könnt«»  dta-  eigenthümlich«'  halbglasige  Zustand  des 
Trachytpechsteins  mit  seinen,  in  einer  anscheinenden  Glassubstanz 
uiiiherschwimmenden   zahllosen  mikroskopischen  glasigen  Krystallen 


398  Bildung  der  Pechsteine. 

eben  von  seiner  Wasserhaltigkeit  herrühren,  indem  der  wasserfreie 
Obsidian  sich  meist  als  homogen  erscheinendes  Glas  darstellt. 

Andere  Forscher  sind  der  Ansicht,  dass  die  Pechsteine  das 
Resultat  von  Zersetzungsprocessen  seien.  G.  Bischof  erkennt  in 
ihnen  zersetzte  Felsitporphyre  und  Quarztrachyte  (Geologie  1 .  Aufl. 
II.  2221;  vgl.  auch  2.  Aufl.  III.  336).  Eine  ähnliche  Anschaunngs- 
weise  entwickelt  Jenzsch,  wenn  er  sagt:  »Eine  Modification  der 
Phonolithzersetzung  besteht  in  einer  Auslaugung  des  Gesteins,  wo- 
bei die  Auslaugungsproducte  nur  zum  Theil  weggeführt  werden; 
der  grössere  Theil  derselben  bildet,  einem  Cämeute  vergleichbar,  mit 
den  noch  unzerstörten  Gemengtheilen  des  Gesteins  eine  homogen  er- 
scheinende harte,  grüne  Masse  von  einem  dem  Fettglanz  sich  nä- 
hernden Glusglanz ;  durch  einen  ähnlichen  Cämentationsprocess  (der 
Felsitporphyre)  kann  man  sich  die  Pechsteinbildung  erklären.« 
Scheerer  wirft  die  Frage  auf.  ob  die  Pechsteine  nicht  eine  den  Pa- 
lagoniten  ähnliche  Bildung  haben  könnten.  Der  Uebergang  in  Pech- 
thonsteine,  die  Stratification,  die  Einschlüsse  von  Kugeln  und  Frag- 
menten, welche  ganz  an  Bomben  und  Lapilli  von  Vulkanen  erin- 
nern, und  auch  für  die  Palagonite  charakteristisch  sind,  endlich 
die  Spuren  von  organischer  Substanz  scheinen  ihm  darauf  hinzu- 
deuten, dass  mancher  Pechstein  ein  durch  vulkanische  Einwirkung 
submarin  gebildeter  Tuff  sei ;  während  einerseits  die  vielorts  be- 
kannten oft  säulenförmig  abgesonderten  Pechsteingänge  die  vulka- 
nisch-eruptive Natur  sichern,  sei  es  möglich,  dass  ein  Theil  dersel- 
ben durch  submarine  Einwirkung  der  eruptiven  Porphyr-  und  Pech- 
steinströme auf  die  gleichzeitigen  Tuffschichten  entstand.  Auch  De- 
lesse  macht  auf  den  so  häufig  zu  beobachtenden  Uebergang  von  Pech- 
stein in  geschichtete  und  selbst  fossilhaliige  Tuff-  und  Conglomerat- 
Rchichten  aufmerksam ;  er  erblickt  darin  eine  Metamorphose,  »resul- 
tant  Sans  doute  d'une  action  exercee  par  de  Teau  liquide  ou  en  vapeur 
qui  aurait  peu^tre  le  conglom^rat  et  qui  aurait  vitriiie  ses  parties 
terreuses  avec  le  secours  de  la  chaleur  et  de  la  pression« ;  die 
andern  Pechsteinvorkommnisse  gelten  ihm  als  hydato  -  pyrogene 
(pseudo-ignees)  Gläser.  (Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  XV.  1858.  757.) 

Allerdings  sehen  manche,  namentlich  die  Porphyrbruchstücke 
und  Porphyrkugeln  einschliessenden  Felsitpechsteine  den  Palagoni- 
ten  sehr  ähnlich:  aber  die  mikroskopische  Structur  ist  bei  beiden 
eine  ganz  andere,  chemische  Zusammensetzung  und  Verhalten  gegen 


Bildung  der  trachy tischen  Gesteine.  399 

Säuren  bei  Palagonit  und  Pechstein  durchaus  abweichend ;  die  por- 
phyrartig ausgeschiedenen  Feldspathkrystalle  finden  nur  schwierig 
ihre  Erklärung,  wenn  man  eine  palagoni tische  Tuffmetamorphose 
annimmt,  von  welcher  es  überhaupt  noch  sehr  fraglich  ist,  ob  sie 
auch  in  so  stark  sauren  Tuffen  vor  sich  gehen  kann,  indem  für 
die  eigentliche  Palagonitbildung  nur  sehr  basische  Tuffe  tauglich 
sind.  Jene  P^iuschlüsse  werden  von  Andern  als  gewöhnliche,  wäh- 
rend der  Eruption  umhüllte  Fragmente  betrachtet.  Der  Gehalt  an 
organischer  Substanz  dürfte  nicht  gegen  die  eruptive  Entstehung 
sprechen,  denn  solche  enthält  auch  bisweilen  der  Obsidian,  die  un- 
anfechtbare Glaslava.  Auf  den  Trachytpechstein  werden  wir  später 
noch  einmal  zurückkommen. 

Die  Krage  nach  der  Genesis  der  Trachyte  und  Basalte 
l)ewegt  sich  auf  einem  ganz  andern  Gebiet ,  als  es  bei  den  bisher 
besprochenen  altkrystallinischen  Gesteinen  der  Fall  war,  indem  jene 
Jüngern  Gesteine  auf  das  aUerinnigste  mit  Laven  zusammenhängen, 
(leren  eruptiver  Ursprung  über  jedweden  Zweifel  erhaben  ist. 

Dass  die  massigen  Trachyte  in  petrographischer  Hinsicht  nicht 
von  den  Trachytlaven  getrennt  werden  können,  darauf  wurde  schon 
früher  aufmerksam  gemacht.  »Kb  ist,  sagt  Naumann,  unmöglich, 
einen  wirklichen  specifischen  Unterschied  zwischen  dem  Trachyt 
der  Solfatara  imd  des  Monte  Olibano,  welche  beide  in  Strömen  ge- 
flossen sind,  und  manchen  andern  Trachyten  zu  entdecken,  welche 
in  mächtigen  Bergen  aufragen;  sie  bestehen  wesentlich  aus  den- 
selben Gemengtheilen,  zeigen  eine  ähnliche  Structur  und  keine  In- 
duction  ist  wohl,  auch  vom  blos  petrographischen  Standpunkte  aus 
mehr  geiechtfertigt,  als  die,  dass  die  Trachyte  überhaupt  und  alle 
mit  ihnen  zusammenhängenden  Gesteine  auf  demselben  Wege  ge- 
bildet wurden,  wie  die  eigentlichen  Trachytlaven*  (Geognosiel.  699). 

Indem  sonst  alle  Gemengtheile  übereinstimmen,  unterscheiden 
sich  nur  dadurch  gewisse  Glieder  der  Trachytgrupp«  von  den 
Trachytlaven,  dass  sie  die  freie  Kieselsäui'e  in  der  Form  von  Quarz- 
krystallen  oder  krystallinischen  Quarzkömern  ausgeschieden  ent- 
halten, während  in  den  geflossenen  trachytischen  Laven  Quarz  als 
solcher  nirgendwo  beobachtet  ist  (vgl.  S.  166).  Die  stark  sauren 
Trachy tla von  sind  allerdings  sämmtlich  in  Glasform  so  rasch  er- 
starrt, dass  sich  überhaupt  keine  oder  nur  einzelne  Gemengtheile 
ausscheiden  konnten. 


400  Bildung  clor  Quarzt racliyte. 

Da  die  quarzführendeu  Trachyte  von  den  quarzfreien  nicht 
getrennt  werden  können  und  diese  ihre  allergetreuesten  Copieen  in 
den  Trachytlaven  finden,  so  ergibt  sich  daraus,  dass  auch  die 
quurziührenden  Trachyte  aus  einem  Magma  entstanden  sind,  welches 
mit  dem  der  Trachytlaven  in  seiner  allgemeinen  Beschaffenheit 
übereinstimmte.  Der  Quarzgehalt  der  erstem  scheint  indessen  an- 
zuzeigen, dass  ihr  Magma,  wenn  es  auch  der  Hauptsache  nach 
pyrogener  Natur  war,  dennoch  eine  grössere  Menge  Wasser  ent- 
hielt, als  wir  in  den  heutigen  Laven  beobachten.  In  den  Quarzen 
der  Quarztrachyte  finden  wir  unter  dem  Mikroskop  alle  jene  Er- 
scheinungen der  Wasserporen  wieder,  welche  früher  bei  denen  der 
Granite  ausführlich  besprochen  wurden  :  granitische  und  trachytische 
Quarze  erweisen  sich  unter  dem  Mikroskop  höchst  ähnlich ;  da  nun 
für  den  Quarz  bisher  n»ir  eine  hydatogene  Bildungsweise  erwiesen 
ist,  so  liegt  es  sehr  nahe,  die  Entstehung  desselben  in  den  sauer- 
trachytischen  Gesteinen  einer  in  dem  pyrogenen  Magma  reichlicher 
vorhandenen   ^Va^!sermenge  zuzuschreiben. 

Wir  stinunen  darin  ganz  mit  Gustav  Bischof  überein,  dass 
wir  ebenfalls  den  Quarz  der  Quarztrachyte  für  eine  Bildung  auf 
wässerigem  Wege  ansehen,  welche  nur  nicht,  wie  bei  ihm  durch 
eine  ndcliherige  Ausscheidung  uder  Hineinbildung  in  das  längst 
starre  Gestein  (»rfolgte,  sondern  mit  der  der  andern  Gemengtheile 
bei  dei-  ursprünglichen  Fest  werdung  der  wasserhaltigen  Eruptiv- 
masse von  Statten  ging.  Ebenso  gut,  wie  das  Wasser,  wenn  es  sich 
aus  dem  eruptiven  Magma  ausscheidet,  im  Nebengestein  Silicifi- 
cationen  hervorzubringen  vermag,  wird  es  auch  im  Stande  sein,  in 
der  Masse  selbst  zu  Quarzbildungen  Anlass  zu  geben. 

Dass  die  quarzführeiiden  Trachyte  sich  in  mineralogischer 
und  chemischer  Zusammensetzung  sehr  den  Graniten  nähern,  dar- 
auf wurde  schon  wiederholt  aufmerksam  gemacht.  Zumal  verdienen 
hier  nochmals  jene  durch  und  durch  krystallinischen  wirklich  gra- 
nitischen (Quarztrachyte  (vgl.  S.  153)  hervorgehoben  zu  werden, 
wie  sie  z.  1>.  su  ausgezeichnet  von  der  Nordinsel  Neuseelands  F.  v. 
Höchst etter  mitbrachte,  wo  sie  in  einer  acht  vulkanischen  Hegion 
auftreten;  von  diesen  Gebilden  bis  zu  den  Graniten  ist  in  der  That 
nur  ein  kleiner  Schritt. 

Bei  den  Basalten  ist  die  petrographische  Hebereinstimniung 
mit   den    Basaltlaven   noch   evidenter:   in  innigstem  Zusammenhange 


Ströme  und  Gänge  von 'Basalt  und  Traohyt.  401 

stehen  mit  den  Basalten  die  Dolerite,  Anamesite,  Nephelinite;  von 
letztern  kennt  man  ebenfalls  die  ausgezeichnetsten  Laven. 

Namentlich  in  den  innem  Theilen  der  basaltischen  und  tra- 
chy tischen  Lavaströme  tritt  die  Gesteinsähnlichkeit  mit  denjenigen 
Basalt-  und  Trachytgesteinen,  welche  nicht  mit  Vulkanen  im  Zu- 
sammenhang stehen,  deutlich  hervor ;  dort  verliert  sich  der  schlacken- 
artige  Habitus,  die  blasige  Textur,  es  erscheinen  compacte,  voll- 
kommen krystallinisch-körnige  oder  porphyrartige  Gesteine»  so  dass 
man  oft  in  I landstücken,  wie  sie  allerdings  in  unsern  Sammlungen 
selten  sind,  da  für  diese  vorzugsweise  die  Lavenoberfläche  das  Ma- 
terial darbietet,  nicht  weiss,  ob  man  es  mit  Trachyt  und  Basalt 
oder  Trachytlava  und  Basaltlava  zu  thun  hat.  Nebenbei  sei  auch 
hier  der  grossen  petrographischen  Aehnlichkeit  zwischen  den  Dole- 
riten  und  manchen  Meteorsteinmassen  gedacht.  Wenn  G.  Bischof 
es  bezweifelt,  dass  die  Olivine  in  Basalten  auf  pyrogenem  Wege 
gebildet  seien  und  sie  für  wässerige  Ausscheidungen  erachtet  (Geo- 
logie III.  28G),  so  möchten  wir  dem  jene  zahlreichen  Hochofen- 
schlacken entgegenhalten,  in  denen  sich  vor  unsern  Augen  Olivine 
aus  der  geschmolzenen  Masse  ausscheiden. 

Abgesehen  von  allen  diesen  Beziehungen,  welche  bei  vorur- 
theilsfreier  Betrachtung  an  und  für  sich  schon  gewichtig  genug  sind, 
um  eine  übereinstimmende  Bildungsweise  auch  für  die  nicht  mit 
Vulkanen  verknüpften  Basalte  und  Trachyte  wahrscheinlich  zu 
machen,  sind  es  die  Lagerungsverhältnisse,  welche  die  eruptive  Ent- 
stehung derselben  deutlich  erweisen.  Wir  düi'fen  diese  letztern  hier 
aus  dem  Grunde  nicht  ganz  flüchtig  übergehen,  da  sie  ihrerseits 
mit  denen  der  altkrystallinischen  Massengesteine  höchst  bedeutungs- 
volle Analogieen  darbieten;  gerade  hier  ist  die  Gelegenheit,  auf  die 
grosse  Beweiskraft  gewisser  Lagerungsformen  für  den  eruptiven 
l'rsprung  aufmerksam  zu  machen. 

Zwisch«ii  den  Gängen  der  Basalte  und  Trachyte  und  denen 
dw  Granite,  Porphyre,  Grünsteine  u.  s.  w.  ist  auch  nicht  der  min- 
deste l'nterschied  aufzufinden:  hier  wie  dort  zeigen  sich  mechani- 
sche Einwirkungen  auf  das  Nebengestein,  Biegungen  der  angren- 
zenden Schichten  desselben,  Lossprengungen  von  Fragmenten,  die 
als  Kinschlüsse  im  Eruptivgestein  erscheinen;  es  sei  hier  nochmals 
der  schon  früher  (S.  341)  erwähnten  Einschlüsse  in  Basaltgängen 
f^edacht,    welche  erweislichermaassen    aus    der  Tiefe   stammen  und 

/irk«'l,  l't'troiiraplue.     II.  26 


402  (tiinge  von  BaHalt  uud  Trachyf.. 

die  Zeugen  darstellen  für  die  Herkunft  der  Grangmasse.  Aufsteigende 
Basaltgünge  biegen  sich  um  und  breiten  ihre  Masse  in  Form  einer 
horizontalen  Decke  aus,  gerade  wie  es  bei  den  Gängen  altkrystallini- 
scher  Gesteine  der  F'all  ist.  Erscheinungen,  die  an  und  für  sieb  nicht 
hinreichend  sind,  den  eruptiven  l'r8])rung  darzuthuu,  erlangen  nun 
einen  bestimmten  Charakter  und  werfen  ein  starkes  Gewicht  zu 
Gunsten  dieses  l'rsprungs  in  die  Wagschaale,  well  wir  sie  an  Mastien 
beobachten,  die  anderswo  als  Lavaströme  fliessen.  Nun  werden  wir 
nicht  mehr  anstehen,  auch  die  Decken  der  Granite,  Porphyre,  GrÜn- 
steine,  die  mit  Gängen  in  Zusammenhang  stehen,  als  horizontale 
Ausbreitungen  der  plastischen  Massen  anzusehen. 

Die  Hasaltgänge  zeigen  z.  U.  in  Island  nicht  selten  die  auch 
schon  früher  (Bd.  I.  439)  erwähnte  Erscheinung,  dass  ihre  Saal- 
bänder als  (rlasmai^se  ausgebildet  sind,  ein  sprechendes  Zeugniss 
für  die  geschmolzen-plastische  lavaartige  Beschaffenheit  ihrer  Masse: 
sie  gleichen  vollständig  gewissen  Lavagängen,  welche  man  am  Monte 
Somma  im  Atrio  del  Cavallo  1)eobachtet,  deren  Saalbänder  ans 
Obsidian  bestehen.  Gar  manchmal  auch  sind  die  Basaltgange  der- 
selben (iegend,  denen  unmöglich  ein  anderer  Ursprung  als  jenen 
zugescliiieben  werden  kann,  in  der  Mitte  deutlich  körnig  als  Dolerii, 
an  den  Saalbändern  scheinbar  dicht,  als  eigentlicher  Basalt  aus- 
gebildet, ein  Verhältniss,  welches  »icli  in  schlagendster  Analogie 
bei  den  (iranitgängen  witKlerfindel,  die  nach  dem  Nebengestein  in 
in  Porphyre  üWrgehen  (vgl.  Bd.  I.  513).  Jenen  glasartigen  Zustand 
beobachtete  Abieli  auch  an  (Quarzt rachyt gangen  von  Ponza  und 
Palmarohi,  vom  Hath  an  Trachytgängen  des  Monte  Pendise  in  den 
Euganeen.  Die  Trachytgänge  entwickeln  ferner  nicht  selten  an  ihren 
Saalbändern  eine  schieferige  Structur  in  ganz  dersell)en  Weise,  wie 
wir  die«  bei  den  Eolsitjiorphyrgängen  wahrgenommen  haben  (Bd.  I. 
5 Mi):  welcher  Sehlu^s  wäre  wohl  melir  gerechtfertigt,  als  der, 
dasH  beiden  (iangmaterialiiMi  diesellie  Art  und  Weise  der  Festwer- 
dung  verbund«*ii  mit  demselben  l'rsprung  zukommt. 

I{ei  d«»n  Basalt  gangen  auf  Island,  denen  Niemand  ematlicb 
einen  eruj>tiven  rrsj)rung  absprechen  wird,  macht  schon  Krug  von 
Nidda.  der  erste  geologisch»'  F'rforseher  dieser  merkwürdigen  Insel. 
darauf  aufmerksam.  da>>  fast  nie  eine  Störung  in  der  horizontalen 
Lagerung  der  Basaltdeeken.  durch  welche  sie  hindurchsetzen,  Über 
welchen    sie    »ich     selbst    als    Decke    ausbreiten ,    ersichtlich    ist : 


Kaustische  Contactwirkungen  der  Basalte.  i08 

»allemal  moss  hier  der  Gangbildong  eijoß  dareh  Zerberstnog  dei 
Gestcius  bewirkte  Spaltenbildung  Yorhergegangen  sein.«  Das  Empor* 
steigen  der  eruptiven  Masse  in  geöfineten  Gaogräomen  braucht  akö 
keineswegs  Dislocationen  des  Nebengesteins  im  Gefolge  an  haben, 
und  wir  können  daher  auch  G.  Bischof  nicht  beistimmen,  wenn  er 
aus  dem  Umstände,  dass  in  der  Nähe  der  Trachyte  und  Basalte 
des  Siebengebirges  die  Schichten  der  devonischen  Schiefermassen 
nirgends  verrückt  oder  gebrochen  sind,'  Zweifel  an  der  Emptivität 
jener  Gesteine  herzuleiten  geneigt  ist. 

Die  Umwandlungserscheinongen  im  Contact  der  Basalte  und 
des  Nebengesteins  sind  sehr  verschiedener  Art;  wie  es  bereits  bei 
früher  besprochenen  Eruptivgesteinen  beobachtet  wurde,  findet  gleich- 
falls beim  Basalt  sehr  häufig  gar  keine  Veränderung  des  Nebengesteins 
statt;  zahlreich  sind  indessen  auf  der  andern  Seite  auch  die  auf 
diesem  Gebiete  gesammelten  Beispiele  von  Contactmetamorphosen, 
welche  nur  der  Wirkung  grosser  Hitze  zugeschrieben  werden  können, 
bei  keinem  Gestein  liegen  derartige  Fälle  kaustischer  Einwirkung  in 
solcher  Fülle  vor,  wie  gerade  beim  Basalt.  Von  ihnen  seien  nur 
einige  der  wichtigsten  erwähnt,  da  sich  meistens  an  den  ähnlich 
beschaffenen  Nebengesteinen  auch  ähnliche  Contacterscheinungen  dar- 
bieten. Die  an  den  Basalt  angrenzenden  Sandsteine  oder  die  vom 
Basalt  umschlossenen  Sandsteinfragmente  sind  häufig  verhärtet, 
gefrittet,  verglast,  auch  mit  einer  prismatischen  Absonderung  ver- 
sehen, gerade  wie  sie  in  Gestellsteinen  der  Hochöfen  sich  entwickelt, 
welche  langandauernder  Erhitzung  ausgesetzt  sind.  Derlei  Erschei- 
nungen sind  zu  beobachten,  am  bunten  Sandstein  des  Alpsteins  bei 
Sontra,  des  Wildensteins  bei  Büdingen,  der  blauen  Kuppe  bei  Esoh- 
wege  in  Hessen,  der  Stoffelskuppe  bei  Eisenach,  am  Quadersand- 
stein  von  Johnsdorf  bei  Zittau  und  vom  Schöberle  bei  Kreibita 
( nach  Reichel),  am  rothen  Sandstein  bei  Dimbar  in  Schottland  (nach 
Macculloch)  u.  s.  w.  Thone,  Schieferthone,  Thonschiefer,  Mergel  sind 
im  Contact  mit  dem  Basalt  in  sog.  Basaltjaspis  oder  Porzellaigaspis 
umgewandelt  worden,  wie  am  Körnst einchen  bei  Liers  in  der  Eifel, 
am  Wartenberg  bei  Donaueschingen,  am  hohen  Parkstein  bei  Weiden 
in  Bayern,  am  Boratscher  Berg  in  Böhmen,  bei  Plas-Newydd  auf 
der  Insel  Anglesea  (nach  Henslow)  u.  s.  w.  Was  die  so  häufig  ab 
W  irkung  der  Hitze  angeführte  Enterbung  der  Sandsteine  im  Con- 
tact  mit    Basalt   anbetrifft,    so  hat   G.  Bischof  mit  Recht   darauf 


404  .      Kanstisohe  Contactwirknngen  der  Trachyte. 

hingewiesen,  dass  dieselbe  nicht  im  mindesten  als  eine  solche  gel* 
ten  kann.  Wo  Basalte  mit  Steinkohlen  und  Braunkohlen  in  Con- 
tact  gekommen  sind,  da  haben  diese  ihr  Bitumen  eingebüsst,  sind 
spröde  und  klingend,  metallisch  glänzend  geworden,  erscheinen  oft- 
mals säulenförmig  zerklüftet  und  überhaupt  auf  eine  Weise  ver^ 
ändert,  dass  sie  meist  künstlich  erzeugten  Coaks  überaus  ähnlich 
sind,  z.  B.  beim  Meissner  in  Hessen,  bei  Utweiler  in  der  Nähe  des 
Siebengebirges,  bei  Blythe  in  Northumberland,  am  Cockfield  -  Fell 
in  Durham,    bei  Skegg;jastftdr  in   Nordost-Island  (vgl.  Bd.  I.  361). 

Bei  den  Trachyten  sind  derartige  kaustische  Einwirkungen 
im  Ganzen  seltener  beobachtet  worden,  was  mit  ihrer,  den  Basalten 
nachstehenden  Verbreitung  zusammenhängen  mag.  Es  seien  noch 
pinige  Fälle  erwähnt,  wo  im  Contact  mit  diesen  Gesteinen  wirkliche 
Umschmelzungen  wahrgenommen  worden  sind.  Nach  Bunsen  hahen 
die  Basaltgnnge  Islands,  welche  Tuffe  oder  phonolithartige  Gesteine 
durchsetzen,  diese  an  den  Contactstellen  sehr  häufig  mehrere  Foss 
weit  in  eine  Qbsidian-  oder  pechsteinähnliche  Masse  umgewandelt 
(Annalen  der  Chem.  u.  Pharm.  LXIF.  1847.  56).  Poulett  Scrope 
sah  auf  der  Insel  Pouza  das  an  den  Trachyt  angrenzende  Trachyt- 
conglomcrat  überall  bis  auf  eine  Entfernung  Yon  2  his  30  Fnss 
hin  in  eine  glasähnlichc,  pechst^inartige  Masse  von  dunkelbonteil- 
lengrüner  Farbe  umgeschmolzen,  in  welcher  viele  Feldspath-  und 
Glimnierkry stalle  ausgeschieden  waren  (Transact.  of  the  geol.  soc 
(2)  II.  205).  Die  im  Trachyt  von  le  Pertuis  im  Velay  (und  eben- 
daselbst im  Basalt  der  Roche  rouge  unfern  le  Puy)  eingeschlossenen 
Granitbruchstücke  erscheinen  ganz  so,  als  seien  sie  dem  Ofenfener 
ausgesetzt  gewesen:  die  Feldspathe  sind  glasig  und  bröckelig  ge- 
worden, oder  zu  weissem  F'mail  umgewandelt,  der  Glimmer  ist 
rothbraun  oder  schwär/,  die  innersten  Partieen  solcher  Fragmente 
sind  mitunter  vollkommen  verschlackt. 

Die  kaustischen  Ccmtacterscheinungen  der  Basalte  finden  sich 
in  grosser  UiMcrhhaltigkeit  gesammelt  und  besprochen  in  dmi  noch 
immer  höchst  schätzbaren  Werk«»  C.  v.  Leonhards  >die  Bai«altgebilde 
und  ihre  Beziehungen  zu  normalen  und  abnormen  Felsmassen.  Statt* 
gart  lR.-{2.-  Sehr  ausführlich  sind  auch  diese  Verhältnisse  (gleich- 
wie, worauf  srlum  früher  hingedeutet  wurde,  die  Contacterschel* 
nungen  überhaupt)  behandelt  in  Delesse's  trefflicher  Abhandlung 
Annales  des  mines  (5)  XII.  1^57.  «9  ff.     Auch    die   claesische  Be- 


Temperatur  der  Basalimagmeii.  406 

Schreibung  der  Umgebung  von  Teplite  und  Bilin  in  Böhmen  von 
A.  £.  Reuss  bietet  hierfür  eine  Fülle  von  Beispielen;  vgl.  ebenfalls 
Bronn,  Handb.  einer  Geschichte  der  Natur  I.  329. 

Sie  alle  verweisen  uns  aof  einen  sehr  starken  Hitzegrad, 
welchen  das  Basaltmagma  im  Emptionszustande  besass;  in  sehr 
vielen  andern  Fäl\en  sind  aber  solche  kaustische  Einwirkungen 
nicht  oder  nur  spurenhaft  ersichtlich,  ¥rie  s.  B.  Baur  ganz  richtig 
beobachtete,  dass  die  so  zahlreichen  Basaltdurchbrüche  durch  die 
Grauwacke  der  Eifel  daran  gar  keine  oder  doch  nur  höchst  ver- 
einzelte und  geringe  Veränderungen  hervorgebracht  haben  (Karstens 
u.  y.  Dechens  Archiv  XX.  362).  Dieser  Umstand  scheint  gleich- 
wohl keinen  Grund  zu  der  Annahme  zu  geben,  dass  hier  der  Basalt 
nicht  im  stark  erhitzten  Zustande  gewesen  sei,  denn  »selbst  da,  wo 
Gesteinsstücke  notorisch  einer  Feuereinwirkung  ausgesetzt  waren, 
ist  dieselbe  nicht  immer  wahrzunehmen«  (6,  Bischof,  Lehrb.  d. 
ehem.  u.  phys.  Geologie  (1 .  Aufl.)  ü.  733;  2.  Aufl.  III.  167) ;  so  enthal- 
ten z.  B.  die  Laven  des  Boderbergs  bei  Bonn  wie  Ziegelsteine  roth- 
gebrannte Thonschieferstücke  und  selbst  Quarzgeschiebe,  die  an  der 
Oberfläche  verglast  sind,  neben  solchen  Thonschieferfragmenten,  wel- 
che auch  nicht  die  mindeste  Hitzeeinwirkung  erkennen  lassen.  Wir 
können  deshalb  auch  nur  zustimmen,  wenn  selbst  G.  Bischof  sagt, 
mau  dürfe  nicht  erwarten,  im  Thonschiefer  an  den  Basaltgängen 
Veränderungen  wahrzunehmen,  sofern  diese  im  fenerflüssigen  Zu- 
stande aufgestiegen  sind  (a.  a.  0.  m.  177).  Es  ist  aber  alsdaim 
auch  nur  zu  klar,  dass  man  ebenso  bei  Graniten  und  Porphyren 
nicht  aus  dem  Mangel  solcher  Veränderungen  einen  scharfen  Beweis 
gegen  deren  pyrogene  Natur  ableiten  darf.  Den  verschiedenen  Mag- 
men der  einzelnen  Basalt^  und  Trachyteruptionen  waren  überdies 
vielleicht  untereinander  abweichende  Temperaturen  eigen,  oder  die 
Nebengesteine  besassen  ungleiche  Fähigkeit,  auf  kaustischem  Wege 
metaniorphosirt  zu  werden. 

In  seinem  Meisterwerk  der  chemischen  und  physikalischen 
Geologie  (2.  Aufl.  III.  396—400)  entwickelt  G.  Bischof  in  eingehen- 
der und  scharfsinniger  Weise  die  Processe,  durch  welche  eine  Um- 
wandlung von  Thon  und  kieselsäurearmem  Thonschiefer  in  eine 
Masse  von  der  Zusammensetzung  des  Basalt  möglich  sei.  Ea  ist 
nicht  zu  bestreiten,  dass  durch  eine  geschickte  Vertheilung  der 
auszuscheidenden  und  zuzuführenden  Substanzen  auch  dieser  Process 


40<^  Ursprünp^licbkeit  der  Basalte. 

sich  in  der  That  alß  chemisch  möglich  darstellt,  wie  man  ja  auf 
diesem  Wege  die  cheminche  Umbildung  fast  eines  jeden  Gesteins 
in  ein  anderes  bald  leichter  bald  schwieriger  wird  constmiren  ken- 
nen. So  werthvoll  derlei  Untertfuchungen  auch  sind,  so  bedarf  es 
doch  wohl  kaum  des  Erweises,  dass  die  Basalte,  ss.  I).  die  Baaalt- 
gänge  nicht  umgewandelte  Thone  sind.  Dagegen  auch  scheint  eine 
Einsprache  nicht  unterbleiben  zu  dürfen,  wenn  der  hochverdiente 
Chemiker  hinzufugt,  »sollten  in  der  Nähe  von  Basaltkegeln  Thon- 
schiefer  gefunden  werden,  deren  elementare  Zusammensetzung  sich 
der  der  benachbarten  Basalte  näherte,  so  würde  die  Möglichkeit 
einer  Umwandlung  zur  Gewissheit  werden.«  Die  Lagerangs-  und 
VerbandverhnltnisHe  sind  es  hier,  welche  das  Richteramt  aosflbea, 
und  aus  diesen  ergibt  sich,  selbst  bei  völliger  Uebereinstim* 
mung  in  der  Zusammensetzung,  dass  eine  solche  Umwandlung 
nicht  nur  keine  Gewissheit  besitzt,  sondern  dass  beide  Gesteine 
ihrem  Ursprünge  nach  gar  nichts  mit  einander  gemein  haben.  Wenn 
es  S.  402  heisst,  dass,  da  die  neuem  Laven  dem  blossen  Aug^  nicht 
sichtbar  krystallinisch  erscheinen,  man  vermuthen  müsse,  dass  die 
mit  Augen  erkennbaren  Kry stalle  in  Basalten  wie  in  Laven  erst 
nach  der  Erstarrung,  mithin  auf  nassem  Wege  entstanden  seien: 
so  möge  daran  erinnert  werden,  dass  die  Aetnalava  vom  Man  1865 
nach  Fuchs  bis"zu  3  Mm.  gi'osse  Labradorkrystalle  mit  deutlicher 
Streifung.  Augite  und  Olivine  bis  zu  1  Mm.  gross  nmschliesst  (N. 
Jahrb.  f.  Min.    1865.   712). 

G.  Bischof,  welchem  wir  schon  so  zahlreiche  Gesteinsanalyaen 
verdanken,  hat  jüngst  12  Basalte  von  verschiedenen  Punkten  der 
Umgegend  von  Bonn  untersucht  (I1L418);  es  sei  gestattet,  in  fol- 
gendem vier  davon  aufzuführen  um  daran  darzuthun,  wie«  die  ein- 
zelnen BasaltvorkonimniHKe,  welche  in  isolirteu  Massen  aus  dem 
Schiefergebirge  aufragen  und  von  denen  die  entferntesten  mehrere 
Stunden  au^einanderliegen,  so  überraschend  ähnliche  Zusammen- 
hetzxmix  iK'sitzen.  wie  man  sie  nur  bei  kr}'stallisirten  Mineralien  lu 
Hnden  gewohnt  ist,  und  um  daran  die  Fragen  zu  knüpfen,  ob  wohl 
ein  Umstand  mehr  geeignet  nei,  darauf  hinzudeuten,  das«  diese 
Massen  aub  einem  einzigen  Kf^Kervoir  stammen  und  in  einem  Gubb 
und  Fhiss  gewesen  >ind,  sowie  ob  nicht  diese  »taunenswerthe  l-eber- 
einstimmung  je<len  (redanken  daran  verbannen  müsse,  dass  diese 
BaMilte  aus  Thonschieferu  durch  einen  Umwandlungsprocess*  hervor- 


ürsprÜDgliohkeit  der  BMalte.  407 

gegangen  seien,  der  an  weit  entlegenen  Punkten  anf  unbegreifliche 
Weise  so  gespielt  haben  müsste,  dass  dabei  kaum  eine  Abwelohnng 
von  einigen  Procenten  stattgefunden.  Es  wurde  nur  das  durch 
Aufschliessen  mit  kohlensauren  Alkalien  direct  bestimmbare  unter- 
sucht. 

1.  von  Rolandseck  am  Eisenbahndurchschnitt;  IL  yon  der 
Erpeler  Ley,  Steinbruch  am  Fuss  des  Berges;  in.  Scheitberg  (oder 
Scheitskopf),  nahe  unter  dem  Gipfel ;  IV.  Obercassel  aus  einem  der 
höchsten  Steinbrüche. 

I.       H.      m.      IV. 

Kieselsäure 44.02  44.36  48.60  48.72 

Thonerde    ......     9.46  10.76  11.76  12.86 

Eisenoxydul 24.17  24.17  24.^  24.12 

Manganoxydul      ....    Spur  Spur  0.28  0.80 

Kalk 8.66  8.90  10.82  9.86 

Magnesia 2.97  1.06  8.88  0.42 

Glühverlust 8.70  1.60  1.00  4.90 

Differenz  an  100  (Alkalien?)     7.02  9.25  5.18  4.82 

Essig-  j  Eisenoxydul 5.46       5.90       1.67       5.99 

säure-  |  Kohlens.  Kalk  ....  1.53  1.77  1.17  1.89 
Auszug  I  Kohlens.  Magnesia    .     .     .     0.78       1.62       0.35       2.15 

G.  Bischof  verhehlt  sich  nicht,  dass  der  grosse  Eisengehalt, 
der  höchste,  den  man  bis  jetzt  in  Basalten  gefunden  »allerdings  die 
Vorstellung  einer  Bildung  aus  Thonschiefer  erschwert.« 

Wir  können  daher  auch  bei  Erwägung  aller  dieser  Verhält- 
nisse nicht  anstehen,  den  eruptiven  Magmen  der  Basalte  und  Tra- 
chyte  einen  lavaartigen  Zustand  zuzuschreiben ;  höchst  wahrschein- 
lich war  diede  geschmolzene  Masse  indessen  in  höherm  Crrade  durch- 
wässert, als  es  bei  den  Laven  heutiger  Tage  der  Fall  ist.  Ist  diese 
Annahme  richtig,  so  könnte  man  versucht  sein,  in  dem  Zustande 
der  Magmen  der  eruptiven  Gesteine  von  den  ältesten  derselben  bis 
zu  den  jüngsten  Laven  eine  gewisse  Stufenleiter  zu  erblicken,  die 
sich  in  der  Mitwirkung  des  Wassers  bei  der  Plasticität  derselben 
ausspricht :  bei  den  Graniten  spielte  das  Wasser  vielleicht  eine 
grössere  Rolle  als  bei  den  Poi'phyren,  bei  diesen  eine  grössere,  als 
bei  den  Trachyten  und  Basalten,  bei  welchen  dasselbe  beträchtlich 
im  Hintergrund  gegen  die  vorwiegend  geschmolzen- plastische  Masse 


408  Wassergehalt  der  Basalie.    Phonolithe. 

steht ;  in  den  jetzigen  Laven  igt  das  Wasser  immer  noch  vorhanden, 
wir  haben  es  aber  mit  einem  im  wahren  Sinne  des  Wortes  fener- 
flüssigen  Magma  zu  thun.  Könnte  man  den  Wassergehalt  der  Emptiv- 
gesteine  immer  genau  bestimmen  (vgl.  die  auf  S.  371  besprochenen 
Schwierigkeiten),  so  würde  man  höchst  wahrscheinlich  denselben 
um  so  grösser  finden,  je  höheres  Alter  das  Gestein  besass.  Die  an 
der  Oberfläche  festgewordenen  Laven  heutiger  Tage  enthalten  kein 
oder  fast  kein  Wasser  mehr,  weil  sie,  von  dem  Draok  befreit, 
welcher  es  in  ihnen  zurückhielt,  dasselbe  während  des  ErstarrenB 
aushauchten. 

Der  Wassergehalt,  welchen  die  basaltischen  Gesteine  ergeben, 
kann  überhaupt  doppelter  Herkunft  sein;  er  kann  ein  Rest  des^ 
ursprünglich  im  Schmelzfluss  vorhandenen  Wassers  sein,  welcher 
durch  die  Erstarrung  gebunden  wurde,  während  es  auf  der  andern 
Seite  aber  auch  höchst  wahrscheinlich  ist,  dass  die  Basalte  im  Lauf 
der  Zeit  Wasser  aufgenommen  haben,  welches  sich  entweder  hygro- 
skopisch beigemengt  findet,  oder  zur  Bildung  von  Zeolithen  ver- 
wandt wurde.  Die  Möglichkeit  der  Bildung  wasserhaltiger  Silicate 
in  geschmolzenen  Massen  wird  derjenige  nicht  bezweifeln,  welcher 
sich  erinnert,  dass  Buusen  dieselbe  durch  das  Experiment  bewiesen 
hat.  Wird  nämlich  ein  feingepulvertes  Gemenge  von  0.2  Th.  Kalk 
und  1  Th.  Kieselsäure  in  9  Th.  Aet/kali,  welches  in  einer  Silber- 
schaale  geschmolzen  ist,  eingetragen  und  lässt  man  dieses  einige 
Zeit  hindurch  rothgeglühte  Gemenge  langsam  erkalten,  so  erscheint 
nach  dem  Auflösen  der  Masse  im  Wasser  ein  Netzwerk  von  pris- 
matischen, theilweise  an  den  Wänden  der  Schaale  aufsitzenden  Kry- 
stallen,  welche  der  Hauptsache  nach  wasserhaltiger  }  kieselsaurer 
Kalk  sind.  Dieses  wasserhaltige  Silicat  entsteht  und  erhält  sich 
also  in  der  Glühhitze;  wird  es  von  seiner  Umgebung  getrennt,  so 
verliert  es  schon  bei  1  Ol)  ^  ^  und  noch  unter  der  Glühhitze  wieder 
alles  Wasser  (Poggend.   Ann.  LXXXIII.  236). 

Die  Phonolithe  schliessen  sich  auf  das  allerengste  an  die 
Trachyte  an.  Je  mehr  sich  die  Nachweisungen  von  der  Gegenwart 
des  Nephelin  in  den  Phonolithen  häufen,  eines  Minerals,  welches 
wir  in  den  Nephelinitlaven  auf  pyrogenem  Wege  entstehen  sehen, 
desto  wahrscheinlicher  wird  es,  dass  die  Eigenschaft  des  Gelatinirens 
mit  Säuren,  welche  man  früher  lediglich  durch  einen  Zeolithgehalt 
zu  erklären  w^usste,    zum  grossen   Theil   von  dem   Nephelingehalt 


Deleese  über  die  basaltisohen  Gosteme.  409 

herrührt;  dadurch  erleidet  dann  auch  unsere  YorsteUnng  von  dem 
stark  zersetzten  Zustand  des  Phonolitb  eine  Beschränkung.  Ist  es 
auch  offenbar,  dass  in  gar  manchen  Phonolithen  starke  Zersetaungs- 
processe,  welche  durch  die  nicht  unbeträchtliche  Wassermenge 
sich  verrathen,  gespielt  und  die  Feldspathe  der  Grundmasse  zeo- 
lithisirt  haben,  so  ist  es  doch  nicht  mehr  erforderlich,  in  jedem 
fiisch  aussehenden  wasserarmen  Phonolitb  deshalb,  weil  er  mit  Säuren 
gelatinirt,  ein  umgewandeltes  trachytartiges  Oestein  so  erblicken. 
Deiesse  zählt  in  seiner  oben  erwähnten  Abhandlung  »Sur 
rorigine  des  roches«  (Bull,  de  la  soc  g^l.  (2)  XY.  762)  den  Tra- 
chyt  und  den  Dolerit  zu  den  Gesteinen  feurigen  Ursprungs,  »zwei 
Typen  von  Feuergesteinen,  deren  Ursprung  sicher  ist,  da  wir  sie  in 
noch  brennenden  Vulkanen  sich  bilden  sehen.  Der  Trachyt  trägt 
alle  Merkmale'  eines  Feuergesteins,  welches  durch  Wärme  geschmol- 
zen oder  mindestens  erweicht  wurde;  wird  er  reich  an  Quars,  so 
bildet  sich  ein  unmerklicher  Uebergang  in  Porphyr  und  alles  deutet 
dann  darauf  hin,  dass  die  Wärme  von  geringerer  Bedeutung  gewesen 
ist.«  Der  Dolerit,  der  Wasser  in  nicht  bemerkenswerther  Menge 
enthält,  ist  ebenfalls  durch  Wärme  verflüssigt  Der  Ursprung  der 
stets  wasserhaltigen  Basalte  sei  dagegen  ein  gemischter :  Feuer  und 
Wasser  trugen  gleichzeitig  bei,  sie  bildsam  sn  machen«  Deiesse 
hält  den  ganzen  Wassergehalt  der  Basalte,  die  in  ihnen  vorkom- 
menden organischen  Stoffe,  kohlensauren  Salze,  Zeolithe  für  ur- 
sprünglich in  dem  Basaltmagma  vorhanden,  und  schHesst  daraus, 
dass  die  Hitze  nicht  hoch  genug  war,  Wasser,  organische  Stoffe 
und  Kohleosäure  auszutreiben.  »Da  der  Basalt  entschieden  pyrogene 
Gesteine  begleitet,  sieht  man  sich  natärlich  veranlasst,  auch  bei 
ihm  Einwirkung  von  Wärme  anzunehmen;  am  stärksten  scheint 
diese  bei  den  blasigen  und  schlackigen,  sowie  bei  den  angit-  und 
olivinreichen  gewesen  zu  sein.  Da  wo  er  einzelne  Kuppen  zusam- 
mensetzt, konnte  seine  Flüssigkeit  nur  gering  sein;  manchmal  war 
er  sogar  sehr  zähe  und  halbfest.  Um  dagegen  Gänge  und  Lager 
zu  bilden,  musste  er  in  sehr  flüssigem  Zustande  hervorbrechen.  Alle 
Kigonthümlichkeiten  des  Basalt  (von  denen  auch  die  kaustischen 
C-ontactwirkungen  nach  Gebühr  hervorgehoben  werden)  zeigen,  dass 
sein  Ursprung  ein  gemischter,  dass  Wärme  und  Wasser  nebenein- 
ander bei  seiner  Bildung  thätig  waren.  Wahrscheinlich  befand  er 
sich   in   einem  Zustand   wässerigen    Flusses;    die   Hitze  war   hoch 


410  Physikalische  Beschaffenheit  der  Laven. 

genug,  um  die  Entwicklung  von  Olivin  und  Augit  zuzolassen,  reichte 
a1)(*r  (loch  nicht  hin,  Wasser  und  flüchtige  Stoffe  gänzlich  anaxo- 
treiWn.-«  Die  Carbonate  scheinen  indess  doch  wohl  spätere  Neu- 
bildungen zu  sein,  und  dass  organische  Stoffe  nicht  nur  in  starker 
Hitze,  sondern  seihst  in  einem  geschmolzenen  Magma  ejnsthren 
können,  zeigt  der  Obsidian.  Auch  den  Phonolith  und  Peehstein 
zählt  Delesse  zu  den  hydato-pyrogenen  Gesteinen  und  betrachtet  ihre 
Magmen  als  gewässerte  Trachyte. 

Die  natürlichen  Glasgebilde  der  trachytischen  and  bMaltiachen 
Gesteine,  die  Obsidiane,  Bimsteine,  Perlite,  Trachytpechateine  treteo 
mit  solchen  Eigenschaften  versehen  und  in  solcher  Weise  auf,  dats 
an  ihrem  eruptiven  und  zwar  pyrogenen  Zustand  wohl  kamn  je 
Zweifel  gehegt  worden  sind.  Der  Obsidian  ist  yollkommen  identisch 
mit  den  rasch  erkalteten  künstlichen  Schmelzmassen,  und  anf  das 
Vorkommen  von  organischen  Substanzen  in  den  Obsidianen  ist  schon 
mehroi-ts  dasjenige  Gewicht  gelegt  worden,  welches  dieser  That- 
sache  zuzukommen  scheint.  Perlit  und  Trachytpechstein  sind  beide 
wasserhaltige  Gläser;  es  wird  daher  die  Vorstellung  naheliegeo. 
dass  ihr  pyrogenes  Magma  wasserhaltig  war  und  unter  solchen  Um- 
ständen rasch  erkaltete,  dnss  die  Wasserdämpfe  am  Entweichen 
verhindert  waren,  l-eber  die  Ausbildungs weise  der  Perlite  und  Bim- 
steine wurde   früher  schon  einiges  mitgetheilt  (vgl.  S.  254  u.  246). 

Wir  können  diese  Betrachtungen  nicht  beschliessen,  ohne  der 
höchst  beachtenswert hen  Ansichten  über  die  physikalische  Beschaf- 
fenheit der  Laven  zu  gedenken,  welche  Poulett  Scrope  bereit« 
lW2i — 25  in  seinen  Cimsidorations  on  volcanos  dargelegt,  und  auf 
welche  er  neuerdings  im  (ju.  journ  of  the  geol.  soc.  XII.  1856. 
'^i^>^  abermals  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  hat ;  auf  dieselben  Ist 
bereits  früher  (S.  868)  hingedeutet  worden:  Die  kr^'stallinisch  oder 
steinig  erstarrenden  Tjuven  sind,  obschon  sie  als  weissglühende 
Massen  erum])iren.  nicht  alle  im  vollständig  geschmolzenen  Zu- 
stande ;  ein  gi-osser  Tlieil  wenigsten»,  wenn  nicht  alle  der  krystal- 
linischon  oder  körnigen  [Partikeln,  aus  denen  sie  nach  ihrer  Fest- 
werdung  zusammengesetzt  erscheinen,  ist  bereits  starr  und  ihre 
gegenseitige  Vorschieblmrkeit  wird  durch  eine  kleine  Menge  eines 
F'luidum  —  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Wasser  —  hcrbeigefÄhrt. 
Die  übliche  .\ntwort  auf  die  Frage,  warum,  wenn  nach  der  ge- 
wöhnlichen   Ansicht    alle    Laven     im    Zustande    einer    homogenen 


Physikalische  Beschaffenheit  der  Laven:  411 

Schraelzang  sind,  sie  nicht  alle  in  der  Olasform  zu  Obddianen  und 
Pechsteinen  erstarren,  ist  die,  dass  es  die  langsame  Erkaltung  sei, 
wodurch  die  krystallinisch  -  körnige  Textur  hervorgebracht  werde. 
Scrope  weist  nun  darauf  hin,  daas  die  oberfl&chlichcoi  Theile  eines 
Lavasiroms  keineswegs  langsam,  sondern  vielmehr  sehr  rasch,  so- 
zusagen augenblicklich  erstarren,  so  dass  man  sie  ohne  Schaden 
mit  Händen  betasten  und  mit  Füssen  betreten  kann.  Weshalb  seien 
diese  obersten  Schlackenkuchen,  weshalb  die  im  flüssigen  Zustande 
ausgeworfenen  und  vor  ihrem  Niederfallen  in  der  Luft  erstarrten 
Bomben  nicht  glasig,  sondern  zeigen  sie  dieselbe  steinig-krystallinische 
Beschaffenheit  mit  oft  beträchtlich  grossen  Krystallen,  wie  die  in- 
nersten Theile  eines  Lavastroms?  Warum  seien  gewisse  Lavaströme 
durchaus  steinig,  andere,  bei  denen  kein  Gh*und  vorliegt,  eine  an- 
dere Erstarrungstemperatur  anzunehmmi,  durchaus  glasig?  Serope 
fügt  hinzu,  dass  die  zerbrochenen  Feldspatbkrystalle  mancher  Trar 
chyte,  die  häufige  Parallelität  der  Krystalllängsazen,  das  mit  der 
zunehmenden  P^ntfemung  vom  Ausflusspunkte  sich  häufig  yerfeinemde 
Korn  der  Lavaströme  seinen  Ansichten  zur  Stütze  gereichen.  Hier 
mögen  nur  die  Bemerkungen  gestattet  sein,  dass  die  glasigen  Krusten 
der  Ströme  und  Bomben  doch  wohl  häufiger  sind,  als  Sorope  an-  ' 
zunehmen  scheint,  dass  die  ausgeschleuderten  Lavamassen,  wie  ihre 
Gestalt  erweist,  sehr  häufig  noch  im  plastischen  Zustande  nieder- 
fallen, also  wohl  nicht  so  sehr  rasch  erstarren,  sowie  dass  die  zer- 
brochenen oder  parallel  gelagerten  Krystalle  nur  zu  beweisen 
scheinen,  dass  sie  vor  der  eigentlichen  Orundmasse  festgeworden 
seien.  Die  physikalische  Beschaffenheit  der  Laven  im  Augenblicke 
ihrer  Eruption  ist  im  höchsten  Orade  näherer  direoter  Erforschung 
werth. 


Gemengte  krystallinisch-schieferige  Oesteine. 


Die  gemengten  kry stallin iscb-schieferigen  Gesteine  unterschei- 
den sich  von  den  gemengten  krystallinisch-körnigen,  wie  schon  die 
Bezeichnung  besagt  durch  ihre  schieferige  Textur.  Wenn 
aucli  gewisse  der  krystalliniscli-körnigen  Gesteine  hier  und  da  eine 
schieferigo  Textur  entfalten,  so  ist  dies  doch  immer  nur  als  Ana* 
nähme  zu  betrachten  und  keineswegs  charakteristisch.  Auch  er- 
weisen sich  die  krystallinisch-schieferigen  Gesteine  in  sehr  vielen 
Fällen  deutlich  geschichtet. 

Der  mineralischen  Zusammensetzung  nach  stehen  sie  den  kry- 
stalliiüsch-körnigen  Gesteinen  sehr  nahe,  indem  sie  gleichwie  dit^se 
vorwaltend  aus  Feldspath,  Quarz,  Glimmer,  auch  Horn- 
blende bestehen;  namentlich  gewinnt  in  ihnen  der  Glimmer 
als  das  vorzüglichste  schiefernde  Element  eine  grosse  Bedeutung. 
In  chemischer  Rücksicht  sind  es  meist  kicselsäurereiche  Ge- 
steine, deren  Zusammensetzung  mit  deijenigen  der  saurem  und 
sauersten  (Uieder    unter    den    krystallinisch-körnigen  verwandt  ist. 

Die  Gesteine,  welche  sich  hier  hauptsächlich  darbieten  sind: 
(ineisH,  Granulit,  Glimmerschiefer,  Thonglimmer- 
schiefer  (Urt honschiefer)  mit  mehrern  Anhängen,  Itacolnmii. 
Talkscliiofer  und  Chloritscbiefer  würden  sich  mit  Rücksicht  auf  ihr 
geologisches  Vorkommen  und  iliro  ausgebildete  Schiefertextur  viel- 
leicht zweckmässig  hier  anschliessen,  wegen  ihrer  mineralischen 
Zusannnensetzung  sind  sie  indessen  zu  den  einfachen  Gesteinen  ge- 
stellt worden. 

Bei  manchen  dieser  krystallinisch-schieferigen  Gesteine,  na- 
mentlich den  niikrokrystalliniHcben  iiillt  die  Trennung  von  den 
mikrnklustischen  Schiefern  sowohl  in  pctrographischer  als  geologi- 
Hclier  IlinKicht  schwer,  was  nicht  befremden  kann,  da  in  der  Tliat 
zwiHeben  beiden  Cebergänge  exi^tiren  und  eine  scharfe  Abgrensung 


Gneiss.  413 

in  der  Natar  nicht  stattfindet.     Die  erstem  sind   aber  durch  den 
Mangel  au  Petrefacten  ausgezeichnet. 

In  genetischer  Rücksicht  scheint  ein  sehr  grosser  Theil  der 
krystallinischen  Schiefer  als  metamorphisohe  Bildungen  be- 
trachtet werden  zu  müssen. 

«Miss. 

Gneuss,  Kneiss,  der  Name  aus  der  sächsischen  Bergmanns- 
sprache entlehnt.     Granite  vein6;  Granite  schistenz. 

Der  Gneiss  besteht  wesentlich  aus  denselben  mineralischen 
Elementen,  wie  der  Granit,  aus  Feldspath,  Quarz  und  Glim- 
mer, aber  in  anderer  Textur  unter  einander  verbunden.  Der  Feld- 
spath bildet  mit  dem  Quarz  ein  kömiges  Gemenge,  welches  durch 
einzelne  Flasem  und  Blätter  von  Glimmer,  die  in  paralleler  Weise 
vertheilt  sind,  ein  schieferiges  Geföge  erhält.  Diese  parallel  gela- 
gerten Glimmerblätter  rufen  auch  eine  ausgezeichnete  Spaltbarkeit 
hervor.  Auf  den  Spaltungsflächen  gewahrt  man  nur  die  Glimmer- 
fiasem  und  das  Gestein  gleicht  dort  einem  Glimmerschiefer,  bei  Be- 
trachtung des  Querbruchs  sieht  man  indessen,  dass  der  Glimmer 
keinen  so  grossen  Antheil  an  der  Zusammensetzung  besitst,  wie  es 
auf  den  Spaltungsflächen  den  Anschein  hat,  indem  seine  durch  das 
körnige  Feldspath-  und  Quarzgemenge  sich  hindurchziehenden  La- 
gen nur  dünn  sind. 

Der  feldspathige  Bestandtheil  des  Gneiss  ist  hauptsächlich 
Orthoklas,  neben  ihm  hat  man  aber  auch  in  manchen  Gneissen 
triklinen  Feldspath,  Oli goklas  erkannt,  so  dass  hier  vollständig 
dieselben  Verhältnisse  obwalten,  wie  beim  Granit;  solche  Gkieisse  fand 
Fischer  im  Schwarzwald  bei  Bonndorf,  bei  Oppenau  im  Lierbach- 
thal,  Blum  bei  Auerbach  und  Gademheim  im  Odenwald,  Jok^y  im 
mittlem  Böhmen,  Erdroann  in  Schweden,  wo  sie  nach  Svanberg 
zwischen  (^almar  und  Gefle  vielverbreitet  sind;  oligoklasführend 
sind  namentlich  die  Varietäten  Homblendegneiss  und  Protogingneiss. 
Kersten  wies  in  dem  Freiberger  Gnt  iss  einzelne  grosskömig-krystal- 
linische  Concretionen  von  Oligoklas  und  selbst  von  Periklin  nach; 
letzterer  mit  07.92  Kieselsäure,  8.01  Natron  auf  2.55  Kali,  kommt 
indessen  seltener  als  Gemengtheil,  meist  in  Ausscheidungen  vor, 
von  (/lilorit  begleitet.  Nach  Jenzsch  erscheint  in  dem  sog.  rothen 
Gneiss  oder  Gneissit  neben  dem  Orthoklas  Albit  (vgl.  dar.  unten). 


414  Wesentliche  Gemengtheile  des  Gneiss. 

Auch  kennt  man  inieissartige  Gesteine,  in  denen  der  Feldspsth  nnr 
Oh'goklas  ist. 

Der  Oi-thokla»,  meistens  in  krystallinischen  Körnern  erscheineiid 
ist  von  weisser ,  grauer ,  gelblicher .  seltener  röthlicher  Farbe  mit 
deutlichem  Perlmutterglanz  auf  den  Spaltungsiiächen,  der  Oligoklai 
unterscheidet  sich  durch  seine,  oft  sehr  fein  ausgebildete  ZwillingB- 
streifung,  oft  auch  durch  seine  abweichende  Farbe  oder  einen  et- 
was andern  fettartigen  (rlanz.  Treten  grosse  ausgebildete  Feld- 
spathkiystalle  meist  als  Zwillinge  aus  dem  Gneissgemenge  hervor, 
so  entsteht  ein  porphyrartiger  Gneiss  (so  an  der  Norwick-Bar 
auf  der  Shetlandsiusel  l'nst,  in  Böhmen  zwischen  Töpel  und  Tbet- 
sing) ;  haben  die  Fcldspathkrystalle  eine  längliche  Gestalt,  so  liegeo 
sie  wohl  nach  dieser  Richtung  parallel,  wie  in  den  Gneissen,  welche 
Fr.  Hoffmann  an  der  Tunta  da  Figureila  in  Sicilien  sah.  Wenn 
die  Feldspathkrystalle  einen  etwas  abgerundeten ,  linsenförmigeo 
rmrisH  besitzen,  so  schmiegt  sich  die  Schieferung  der  Glimmer- 
blüttchen  wellig  um  dieselben  herum,  und  da  der  Querbruch  des  Ge 
Steins  alsdann  augenförmige  Gestalten  darbietet,  liat  man  solche 
Gneisse  Augengneisse  genannt  (ausgezeichnet  am  Hockelmann 
bei  Schwarzenberg  im  Krzgebirge,  bei  Redwitz  im  Fichtelgebirge, 
nach  Kittel  in  der  Cmgegend  von  Aschaffenburg,  nach  L.  v.  Bach 
und  Naumann  am  Snöhättan  auf  dem  Dovrefjeld  in  Norwegen,  nadi 
llauKmani)  bei  .lönköping  in  Scliweden.  Bisweilen  sind  es  Aggre* 
gate  von  vielen  Feldspathindividuen,  welche  zu  förmlichen  Knollen 
anschwellen  (Knollengneiss  Jokelys,  Jahrb.  d.  geol.  R.  anst.  1857. 
52 1 ).  Ausscheidungen  von  Quarz  und  Feldspath  im  Gneiss  von 
C-sud  in  Siebenbürgen  haben  nach  Stäche  oft  die  Grösse  eines  Tan- 
beneies. 

Der  Quarz  bildet  Körner  oder  kleine  linsenförmige  Scheib- 
chen von  licht  grauer  oder  weisser  Farbe,  Fett-  oder  Glasglani  und 
ist  mit  dem  Feldspat )i  zu  einem  unregelmässig  körnigen  Gemenge 
verwachsen. 

Der  (il  immer  ist  meistens  Kaliglimmer,  bisweilen  aber  auch 
Magnesiaglimmer:  nicht  selten  (z.  B.  am  Heidelberg  unfern  Habel- 
schwcrd  in  der  (irafschnft  (üatz)  finden  sich  beide  Glimmer,  wie 
in  den  (iraniten  nebeneinander.  Die  Farbe  ist  demgemäss  sehr 
wechselnd,  silberweiss,  grau,  dunkelgrün,  braun,  schwan;  die  Art 
und  Weise,  wii*  die  (ilinnuerblättchen  unter  einander  verwebt,  und 


Accessorische  GemeogUieile  des  Oneiss.  416 

wie  sie  in  dem  Feldspath-  und  Quangemenge   vertheilt  sind,    hat 
manche  Benennungen  hervorgerufen,  deren  sp&ier  gedacht  wird. 

Noch  sind  zwei  Mineralien  zu  erwähnen,  welche  in  manchen 
Gneissen  eine  wichtige  Rolle  spielen,  und  während  sie  hier  und 
da  den  Charakter  eines  zufälligen  Gemengtheils  tragen,  in  andern 
Gneissen  eine  solche  Verhreitung  und  Constanz  gewinnen,  dass  rie 
den  Glimmer  zum  grössten  Theil  oder  gänzlich  au6  dem  Gemoige 
verdrängen;  es  ist  dies  Hornhlende  und  Ghlorit  oder  Talk. 
Je  nachdem  der  Gneiss  üherhaupt  durch  Glimmer,  Hornhlende  oder 
Talk  charakterisirt  ist,  kann  man  mit  Naumann  (Lehrb.  d.  Geo* 
gnosie  1.  546)  als  Hauptgruppen  gneissartiger  Gesteine  folgende  drei 
unterschieden: 

Glimmergneiss,  gewöhnlicher  Gneise, 

Hornblendegneis  8, 

Protogingneiss  (Talkgueiss). 
Der  Gneiss   ist   reich  an  accessori sehen  Gemengthei- 
len.     Man  kennt  darin: 

Granat,  häufiger  als  im  Granit,  spärlicher  als  im  Glimmer- 
schiefer, meist  rother  und  brauner  Eisenthongranat,  in  krystaUinischen 
Kömern  oder  Krystallen  (das  Granatoeder  allein,  oder  in  Ck>mbina- 
tion  mit  dem  Leucitoeder) ;  Wittichen  im  Schwarswald,  Erlenheim 
und  Gadernbach  im  Odenwald,  NoUendorf  im  Engebirge,  Bndwei- 
ser Kreis  im  südlichen  Böhmen  (nach  v.  Hochstetter);  St.  Gott- 
hardt.  Namentlich  in  glimmerreichen  Gneissen  sollen  die  Granaten 
häufig  sein,  seltener  im  feldspathreichen  Gneiss.  Tnrmalin  in 
Säulen  und  langen  dünnen  Nadeln,  manchmal  büschelweise  zusam- 
mengruppirt,  in  manchen  Gneissen,  z.  B.  den  sächsischen,  am  Sohloss- 
berg  bei  Bilin  und  am  Galgenberg  bei  Kommotan  in  Böhmen,  im 
tyroler  Zillerthal;  Pelham  in  Massachusetts.  Strahlstein  am 
Greiner  in  Tyrol,  Zumloch  im  Canton  Wallis.  Epidot,  sehr  häu- 
fig, vorzugsweise  in  den  hornblendereichen  Gneissen,  wahrscheinlich 
ein  Zersetzungsproduct  der  Hornblende ;  Schottland,  Norwegen,  Fich- 
telgebirgo  u.  s.  w.  Cordierit  in  blauen  Körnern,  namentlich  in 
den  Gneissen,  welche  in  dem  Gebiete  der  sächsischen  Granulitbil- 
dung  nuftreten ;  auch  bei  ßodenraais  im  bayerischen  Walde,  bei 
Cham  in  der  Oberpfalz  nach  Gümbel,  am  Ochsenkopf  bei  Kupfer- 
berg in  Schlesien  nach  Websky.  Spinell,  Saphir,  Zirkon 
sind  nach  Davy  auf  der  Insel  Ceylon  ursprünglich  im  Gneiss  ein- 


416  Texturrarietäten  Ton  Gnei». 

gewachsen.  Cyanit,  Reuthbei^  bei  Döhlaa  im  Fichtelgebirg«, 
Ashford  in  Connecticut.  Apatit,  Hosskopf  bei  Freibarg  in  Bar 
den,  Klein-Gumpen  im  Odenwald,  Sturbridge  in  Maasachosotta,  Sun- 
gangarsuk  in  Grönland.  Staurolith  bei  Landaff  in  Nordif 
rica  nach  Shepard.  Andalnsit  bei  Langbennersdorf,  Röfen- 
dorf  in  Sachsen,  Läromerwinkel  in  Bayern.  Beryll  am  Rftthbiw 
berg  im  Salzbnrgischen,  Sätersberg  in  Norwegen.  Zirkon,  Pick- 
lerhalt und  Kupplerbrunn  in  lUyrien,  ^Varwick  und  Edenville  in 
New- York.  Titanit.  Rutil.  Molybdänglanz,  Bomholm,  Tana- 
hauscn  in  Schlesien,  Brieg  im  Canton  Wallis,  mebrorta  in  Maine,  Mai* 
sachusetts  und  Connecticut.  Eisenkies  und  Magneteisen.  Graphit« 
welcher  bisweilen  anstatt  des  Glimmers  einzutreten  pflegt  und  dieaea 
Kogar  ganz  verdrängt;  Passau  in  Bayern,  Kruroau  in  Böhmen,  Markir- 
eben,  Kraize  und  Wisembach  in  den  Vogcsen,  Tunaberg  in  Schweden. 

Durch  das  häuHge  Auftreten  einiger  dieser  accessoriachen  Ge- 
mengtheile  werden  gewisse,  später  zu  erwähnende  Mengongsrarietä* 
ten  von  Gneis»  hervorgebracht. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Gesteinstextur  hat  man  verschiedene 
Gneissvarietäten  unterschieden.  Zumal  der  Glimmer  ist  es,  welcher 
durch  die  verschiedene  Form  und  Zusammengruppimng  seiner  dfln- 
nen  Hlättclien  zur  Aufstellung  mancher  Abarten  .\nlass  gegeben  hat. 
Auch  ist  dabei  die  relative  Menge  des  Glimmers  nicht  ohne  Ein- 
fiuHS ,  indem  mit  dieser  die  grössere  oder  geringere  Absonderung 
der  einzelnen  Feldspath  -  Quarzlagen  in  Zusammenhang  steht. 

Folgende  Texturabarten  sind  namentlich  aufznßihren: 

1 )  Gewöhnlicher  (i  n e  i  s  s  (Freiberger  Normalgneiss  t.  Cotta, 
körnig  schuppiger  Cineiss  Naumann).  Die  Glimmerindividnen  bilden 
einzelne,  unzuKiimnienhängeiide,  schuppige  Lamellen,  welche  einan- 
der ])arallel,  aber  zerstreut  in  dem  körnigen  Gemenge  von  Feldspath 
uihI  (juarz  umherh'egfMi  und  oft  ziendiche  Grösse  erreichen. 

2)  Körni  g-f  laseriger  Gneiss  (Naumann).  Innerhalb  der 
Hehr  vorherrschenden  körnigen  Feldspath-ljuarzmasse  sind  sparsame, 
paniHel  liegende ,  zarte  Flanern  von  Glimmer  eingestreut ,  wel- 
che langgestreckt  sind,  und  sich  seitlich  nicht  berühren.  Sind  die 
Glimnierflaseni  zudem  noch  klein,  so  llillt  die  Paralleltextur  und 
Spaltbarkeit  oft  nur  sehr  uiivollkonmien  aus,  und  solche  Gneisse 
nähern  sieh  almlann  den  (iraniten,  weshalb  man  sie  auch  mit  desB 
Namen  G  rani  tgnei  ss  bezeichnet   hat.     Auf  dem  Querbruch  des 


Texturvarietaien  von  Gneiss.  417 

Gesteins  treten  die  Glimmerflasem  nur  einzeln  henror.  (Sagerits 
bei  Grossenhain,  Boxdorf  bei  Moritzburg,  Brambach  im  Voigtland, 
Höfles  bei  Eger  nach  v.  Cotta.) 

3)  Fla  s  er  ige  r  Gneiss  (Naumann).  Bisweilen  sind  die 
Glimmerindiyiduen  in  grosser  Anzahl  vertreten  und  an  ansgebreite- . 
ten  Flasern  verwebt,  welche  meist  langgezogen  sind  und  mehr  oder 
weniger  unter  einander  zusammenhängen.  Diese  Glimmerflasem  sind 
häufig  wellenförmig  gebogen,  und  indem  die  Wellen  zu  gegenseiti- 
ger Berührung  gelangen,  werden  dadurch  die  dünnen  Lagen  des 
Feldspath-Quarzgemenges  in  linsenförmige  oder  lanzettförmige  Par- 
tieen  abgetrennt.  Zumal  auf  dem  Querbrnch  des  Gesteins  sieht 
man  deutlich,  wie  die  Glimmerflasern  sich  durch  das  Eömergemenge 
auf-  und  abschmiegen,  in  Form  zarter,  schwarzer,  hin-  und  herge- 
wundener Linien,  während  man  auf  den  Spaltungsflächen  alsdann 
meist  nur  die  wellenförmigen  Glimmerlagen  gewahrt.  Nach  der 
Grösse  der  eingeschlossenen  linsenförmigen  Partieen  des  körnigen 
Gemenges  kann  man  grobflaserigen  und  f einflaserigen ,  nach  der 
Dicke  derselben  dickflaserigen  und  dünnflaserigen  Gneiss  unterschei- 
den. Kaotigflaserig  nennt  man  das  Gestein,  wenn  unter  diesen  Yer* 
hültnissen  in  seiner  Masse  einzelne  grössere  Feldspathkrystalle  por- 
phyrartig ausgeschieden  sind. 

4)  Stengeliger  Gneiss,  Stengelgneiss  oder  Holz- 
gneiss.  Bei  dieser  Gneiss varietät  sind  die  Gemengtheile,  vor  allen 
der  Glimmer,  nach  einer  Richtung  stark  in  die  Länge  gezogen,  wo- 
durch oin  eigenthümlicher  linearer  Parallelismus  entsteht;  die  lan- 
gen bandartigen  Glimmerstreifen  schmiegen,  sich  mit  ihren  Seiten- 
rändern um  die  stengeiförmigen  oder  wulstförmigen  Partieen  der 
Feldspnth-Quarzmasse ,  so  dass  diese  von  einer  Glimmerlage  allsei- 
tig umhüllt  erscheinen.  Natürlich  können  die  auf  solche  Weise  durch 
das  Gestein  vertheilten  Glimmerflasern  nicht  unter  einander  parallel 
sein,  und  im  Querbruch  zeigt  daher  ein  solches  Gestein  kreisför- 
mige, ellipsoidische,  verdrückt  rundliche,  trapezoidale  Figuren  von 
Durchschnitten  der  Glimmerflasern.  Bei  sehr  vollkommener  stenge- 
liger Ausbildung  geht  die  ebene  Paralleltextur  des  Gneiss  gänzlich 
verloren  und  es  entsteht  eine  asbestartig-stengelige  Textur.  Solche 
Stengelgneisse  kommen  vor  bei  Weissenbom  und  Weigmannsdorf 
unfern  Freiberg,  bei  Lippersdorf  und  Lengefeld  ebenfalls  in  Sach- 
sen, bei  Sonnenberg  in  Böhmen. 

Zirkel,  Petrographie.  II  27 


418  Texturvarietäten  von  Gneiss. 

5)  Schieferiger  Gneiss,  Schiefe rgneisB.  Der  Glim- 
mer erscheint  bisweilen  in  grossen  ununterbrochenen  Häaten,  oder 
es  sind  viele  Schuppen  zu  solchen  stetig  fortsetzenden  Mefflbranen 
verwebt,  welche  alsdann  derai-t  parallel  augeordnet  sind,  das«  sie 
die  einzelnen  dickern  oder  dünnem  Lagen  der  körnigen  Feldspath- 
Quarzmasse  von  einander  trennen.  Auf  dem  Hauptbruch  des  Ge- 
steins sieht  man  nichts  als  die  Glimmerliäute,  so  dass  dasselbe  hier 
vollkommen  dem  Glimmerschiefer  gleicht;  erst  im  Querbmch  tritt 
das  feinkörnige  Gemenge  von  Quarz  und  Feldspath  in  dünnne  Ls- 
gen  hervor.  Von  dem  flaserigen  Gneiss  unterscheidet  sich  dieser 
schieferige  auf  dem  Hauptbruch  dadurch ,  dass  er  nicht  wie  jener 
etwas  wellig,  sondern  ebenfiüchig  -  schieferig  ausgebildet  ist. 

iy)  Lagengneiss  (körnig -  streifiger  Gneiss).  Die  Parallel- 
textur bei  dieser  Gneissvarietät  beruht  nicht  sowohl  in  der  paral- 
lelen Anordnung  der  Glimmerlamellen,  als  in  der  stetigen  Aufein- 
anderfolge verschiedener  Lagen  oder  Bänder ,  von  denen  die  ab* 
wechseluden  durch  Mangel  oder  Arniuth  oder  Reichthum  an  Glim- 
merblättchen  ausgezeichnet  sind,  welche  nicht  immer  in  Parallelis- 
mus vertheilt  erscheinen.  Auf  dem  Querbruch  dieser  Gesteine,  welche 
meist  grobkörnig  sind,  sieht  man  dann  alternirende  Zonen,  die  sich 
durch  ihren  Glimmergehalt  auffallend  von  einander  unterscheiden. 
Die  Textur  der  ein/einen  Lagen  gewinnt  oft  ein  ganz  granitähnli- 
ches Ansehen  und  erst  die  streifenweise  Anordnung  überhaupt  ist 
es,   wodurch  derlei  (iesteiue  sich  den   (incissen  anschliessen. 

7 )  Schliesslich  reihen  wir  noch  eine  (Testeinsvarietät  an,  wel- 
che mehr  geologisch  als  pc^trographisch  mit  den  (ineissen  susam- 
menhängt,  die  sogenannten  Cor  nu  bi  anit  e.  Es  sind  bald  mehr 
bald  weniger  deutlich  geschichtete  Gesteine,  die  ebenfalle  aus 
Glimmer,  Feldspath  und  etwas  Quarz  bestehen,  welche  Mineralien, 
meist  nur  in  kleinen  Körnern  und  Hlättchen  ausgebildet,  ein  ver- 
worrenes, schuppiges  (iew«»be  bilden.  "So  dass  die  Parallelst nictor 
in  der  Kegel  nur  noch  an  einer  lagenweisen  Abwechselung  der 
Karbe  un*i  des  Kornes  zu  erkennen  ist.-  I)ie  Verbindung  der 
(iesteinselementt^  ist  eine  sehr  innige,  die  (festeine  sind  gewöhnlich 
sehr  hart  und  fest.  Die  Farben  sind  meist  düster,  schmutzig  grfln- 
lich,  -gelblich  oder  röthlichgrau  und  wechseln  manchmal  in  Streifen 
mit  einander  ab,  auch  enthält  das  (lestein  wohl  sehwärzlichgrQne 
oder  dunkelbraune,  an  den  Händen)   verwaschene  Flecken  von  sehr 


Cornubianit.    MenguDgsvariet&ten  des  Gneiss.  419 

feinkörniger  Zusammensetzung.  Die  Heimath  dieser  Gesteine  ist 
das  Schiefergebirge,  da  wo  es  an  Granit  apgrensst,  so  dass  sie  wohl 
als  metamorph isohe  Contactbildungen  anzusehen  sind,  welche  auch 
nach  aussen  hin  allmählich  in  Fiecksehiefer  übergehen.  Es  ist 
nicht  zu  läugnen,  doss  sie  etwas  Schwankendes  und  Unbestimmtes 
in  ihrem  Habitus  besitzen.  Sie  finden  sich  ein  in  der  Nähe  der 
Granite  Cornwalls,  des  sächsischen  Erzgebirges,  der  Alpen;  auch 
im  Schwarzwnld  an  der  Wagensteig  bei  Freibui^,  bei  Gütenburg, 
am  Schluchsee  kommen  sie  vor.  Boase  beschrieb  die  comischen  theils 
unter  der  Bezeichnung  Proteolit,  theils  unter  der  von  dem  latei- 
nisclien  Namen  seines  Landes  abgeleiteten  Bezeichnung  Cornubianit, 
welche  auch  Naumann  adoptirt  hat  (Geognosie  I.  548).  Saussure 
und  Fournet  begriffen  die  alpinen  Vorkonunnisse  dieser  Gesteine 
z.  Th.  unter  der  Benennung  Palaiopitre. 

Von  denjenigen  Gneissvarietäten,  welche  durch  die  eintreten- 
deu  oder  sich  austauschenden  Gemengtheile  hervorgebracht 
werden,  sind  die  wichtigsten: 

1)  Glimmergneis  8,  der  eigentliche  Gneiss,  bei  weitem  die 
verbreitetste  Varietät,  aus  Feldspath,  Glimmer  und  Quarz  zusam- 
mengesetzt; weil  dieselben  Mineralien  auch  den  Granit  bilden,  hat 
man  diese  Varietät  auch  Granitgneiss  genannt,  v.  Gotta  bezeich- 
net  speciell   als  Glimmergneiss  einen    sehr   glimmerreichen  Gneiss. 

2)  Hornblendegneiss,  entsteht  dadurch,  dass  die  Horn- 
blende gänzlich  oder  zum  Theil  an  die  Stelle  des  Glimmerstritt.  Indem 
solche  Gesteine  sich  zu  den  Syenitgraniten  oder  quarzhaltigen  Syeniten 
verhalten,  wie  die  Glimmergneisse  zu  den  Graniten ,  kann  man  sie 
auch  wohl  passend  Syenitgneisse  benennen.  Die  Homblende- 
gneisse  sind  meistens  ziemlich  grobkörnig  ausgebildet,  besitzen  aber 
durchgehends  keine  so  weitgehende  ParaUelteztur,  ifie  sie  den  Glim- 
uiergneissen  eigen  ist.  Wegen  der  Verdrängung  des  Glimmers 
(lurcli  die  Hornblende  sind  schieferige  und  flaserige  Varietäten  nicht 
oft  zur  Ausbildung  gelangt,  sondern  meist  nur  solche  mit  körnig- 
streitiger (Lagenhornblendegneiss)  und  körnig-flaseriger  Textur.  Der 
Flurnblendegneiss  steht  einerseits  mit  Syenit,  andererseits  mit  Hom- 
blendeschiefern  in  Verbindung.  Mit  Hornblendeschiefer  und  Glimmer- 
gneiss bildet  er  oft  sich  wiederholende  Wechsellagerungen,  tritt  aber 
auch  als  selbständige  Ablagerung  auf.  Gewisse  Hornblendegneisse 
sind  verhältuissmässig  reich  an    Oligoklas  und  nahem  sich  so  den 


420  Mengungsvarietäten  des  Gneiss. 

Dioriten.  Man  kennt  Homblendegneisse  aus  den  Salzborger  Al- 
pen und  Oberösterreich,  welche  Credner  und  Peters  beschrieben; 
nach  Peters  enthält  der  Hornblendegneiss  des  nordwestlichen  lliei- 
les  von  Oberösterreich  neben  seinen  bohnengrossen  Orthoklasen  voll* 
kommen  frische,  bis  drei  Linien  grosse  Krystalle  eines  klinoklasti- 
sehen  Feldspaths.  Kittel  fand  sie  bei  Aschaffenburg,  Dufr^noy  im 
Limousin  in  Frankreich,  Macculloch  füiirt  von  den  schottischen  In* 
sein  Tirey  und  Coli  Gneisse  auf,  welche  durch  grossen  Hornblende- 
gehait  ausgezeichnet  sind.  In  beträchtlicher  Verbreitung,  meist  in 
inniger  Verbindung  mit  Glimmergneiss  und  Homblendeschiefer  er- 
scheint diese  Gneissvarietät  in  Skandinavien,  z.  B.  in  den  schwedi- 
schen Pi-ovinzen  Westmanland  (nach  Hausmann),  Dalame,  Söder- 
manland,  Roslagen  (nach  Erdmann),  in  den  norwegischen  Gneissdi- 
stricten  (nach  Leopold  v.  Buch ,  Keilhau ,  Naumann ,  Scheerer) ,  in 
Finnland  (nach  v.  Engelhard),  sowie  in  Nordamerica. 

3)  Protogingneiss.  Einige  Gneisse  stehen  in  naher  Be- 
ziehung zu  jener  eigen thilm liehen  Granitvanetät.  welche  man  als  Pro- 
togin  (Bd.  L  490)  bezeichnet;  es  sind  die  schieferigen  und  flaseri- 
gen  Uebergänge  dieser  Protogine,  welche  als  Protogingneiss  aofge- 
führt  werden  und  welche  ausser  dem  Glimmer  noch  ein  talk&hnli- 
ches  Mineral  enthalten,  auch  sonst  hier  und  da  einen  etwas  ab- 
weichenden Habitus  besitzen.  Neben  dem  weisslichen  und  fleischfar- 
bigen Orthoklas  mit  meist  glänzenden  Spaltungsflächen  fehlt  ge- 
wöhnlich der  grünlichweisse  Oligoklas  nicht,  der  durch  seine  matt 
schimmelnden  Flächen  sich  auszeichnet.  Der  dunkelgrüne  Glimme^ 
ist  meist  nur  in  geringer  Menge  vorhanden,  daher  die  Paralleltex- 
tur der  Gesteine  oft  nur  wenig  vollkommen  erscheint ;  seine  dünnen 
Blättchen  sind  zu  Flasern  verwebt,  welche  deutliche  Streckung  zei- 
gen, der  Quarz  ist  in  der  Kegel  nicht  in  einzelnen  Körnern  vor- 
handen, sondern  bildet  krystallinisch-feinkörnige  Aggregate  zwischen 
den  Feldspathkry stallen,  die  Talkschüppchen  weisen  aber  gewöhn- 
lich eine  ziemlich  parallel  geordnete  Lage  auf.  Die  Protogingneisse 
der  Alpen,  deren  Kenntniss  namentlich  Delesse  sehr  wesentlich  ge- 
fördert hat,  finden  sich  hauptsächlich  an  den  grossen  Centralstöcken, 
welche  die  Merkwürdigkeit  zeigen  ,  dass  sie  in  der  Mitte  aus  Pro- 
togingranit  bestehen,  welcher  in  der  Richtung  nach  der  Peripherie 
ganz  allmählich  in  Protogingneiss  übergeht,  der  selbst  nach  aussen 
zu   in  Protoginschiefer  verläuft.     So  namentlich    in  der  Umgegend 


MeDgungsvarietäten  des  Gneiss.  421 

des  St.  Gotthardt,  der  Grimsel,  des  Montblanc.  L.  ▼.  Bach  (Mi- 
neral. Taschenbuch  1824.  393)  hat  die  Yerhältniase  dieser  Gesteme 
zuerst  genauer  erforscht,  später  hat  Studer  sahhreiche  Beobachtun- 
gen über  dieselben  mitgetheilt.  Chlorit-  and  talkhalUge  Grneisse 
aus  dem  Maderaner  Thal  im  Queilgebiete  des  Rheins  nennt  vom 
Rath  Chloritgneiss  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Gesellsch.  XIV.  1 862. 
393).  V.  Cotta  erwähnt  ein  Protogingneiss- ähnliches  Gestein  voim 
(joldberg  bei  ßerneck  im  Fichtelgebirge,  Erdmann  führt  an,  dasa 
der  Protogingneiss  auch  hier  und  da  in  Schweden  in  ziemlicher 
Ausdehnung  sich  entwickelt  hat  (Vägledning  tili  Bergartemas  Kän- 
nedom  127). 

4)  Oligoklasgneiss  kann  man  den  Gneiss  nennen,  der  an- 
statt des  Orthoklas  Oligoklas  enthält;  aus  solchem  Oligoklasgneiss 
besteht  z.  ß.  nach  v.  Hochstetter  der  Adamspik,  die  höchste  Spitze 
der  Insel  Ceylon;  auch  im  Schwarzwald  bei  Todtmoos  and  bei 
Gropbach  im  Münsterthal  treten  Gneisse  auf,  in  denen  der  feld- 
spathige  Bestandtheil  nur  Oligoklas  ist.  Es  sind  dies  gewissermaas- 
sen  Dioritgneisse. 

5)  Als  Adulargneiss  bezeichnet  v.  Cotta  einen  Gneis«, 
welcher  Adular  an  der  Stelle  des  gewöhnlichen  Orthoklas  enthält 
und  in  den  Alpen,  z.  B.  am  St.  Gotthardt  sehr  verbreitet  ist. 

6)  Grap  hitgneiss  ist  diejenige  Gneissvarietät,  in  welcher 
Graphit  in  solcher  Menge  eintritt,  dass  er  den  Glimmer  ganz  oder 
zum  Theil  ersetzt.  Fundpunkte  solcher  Gesteine  wurden  oben  an- 
geführt. Dieser  Graphit  ist  wohl  für  eine  Psendomorphose  nach 
Glimmer  erklärt  worden ,  wogegen  sich  Gümbel ,  wie  es  scheint 
mit  Recht  ausspricht.  Firdmann  unterscheidet  auch  in  Schweden 
Graphitgneiss  und  ausserdem  sehr  granatreiche  and  magneteisen- 
reiche  Gneisse  als 

7)  Granatgneiss  (auch  an  der  Rauris  im  Salzburgischen), 

8)  M  a gn  e  t i  t  gn  e i  s s  (z.  B.  bei  Ummeberg ,  in  der  Umge- 
gend des  Wettern-Sees). 

9)  Cordieritgneiss  (Dichroitgneiss),  namentlich  im  Gebiete 
der  sächsischen  Granulitforniation  (um  Luntzenau  und  Rochsbarg, 
um  Schönborn  im  Zschopauthal,  zwischen  Stein  und  Wilhelminenberg 
im  Chemnitzthal,  meist  ein  sehr  dunkler  undeutlich  grobflaseriger 
Gneiss,  aus  viel  Feldspath,  giauem  Quarz,  wenig  schwarzem  Glim- 
mer und  blauem  Cordierit  bestehend.     Kr  ist  hier  ohne  Zweifel  ein 


422  Rother  und  gfrauer  Gneiss. 

ümwandlungsproduct  des  Glimmerschiefers  (vgl.  Grannlit),  und  ge- 
rade die  Cordieritpartieen  sollen  zum  Tb  eil  aus  der  Metamorphose 
des  Glimmers  hervorgegangen  sein.  Auch  im  Bayerischen  Wald- 
gebirge mehrorts.  Websky  fand  Cordieritgneiss  am  Ochsenkopf  bei 
Kupferberg  und  am  Schwarzen  Berge  bei  Schreiberhau  in  Sohlerien ; 
am  erstem  Punkte,  wo  er  zwischen  Glimmei*schiefer  und  Grranit 
lagert,  besteht  er  aus  lichtgelbbraunen,  linsenförmigen  Partieenvon 
grobkörnigem  Quarz,  schwarzem  Glimmer,  graugrünlich  weissem  Feld- 
spath,  Cordierit  und  fein  eingesprengtem  Magnetkies. 

10)  Eisengliramergneiss,  einen  Gneiss,  welcher  anstatt 
des  Glimmers  Eisenglimmer  enthält,  erwähnt  v.  Cotta  ans  dem 
südlichen  Fichtelgebirge. 

11)  Albitgneiss  (Rosthom)  aus  Kämthen,  mit  mattem  Al- 
bit,  ist  vielleicht  Oligoklasgneiss. 

In  manchen  Gneissdistricten,  namentlich  zuerst  in  dem  säch- 
sischen (H.Müller  1850)  hat  man  einen,  wie  es  scheint,  tiefeingrei- 
fenden Unterschied  gemacht  zwischen  dem  sog.  grauen  und  ro- 
t  h  e  n  Gneiss,  zwei  Varietäten,  welche  geologisch  und  petrographisch 
ziemlich  von  einander  abweichen  wenn  auch  in  der  Färbung  nicht 
immer  eine  völlige  Constanz  obwaltet.  Beide  Abai*ten  unterschei- 
den sich  nach  Müller  und  Scheerer  in  mineralogischer  Hinsicht  da- 
durch, dass 

der  graue  Gneiss  in  der  Regel  viel  weissen  oder  grauen 
Feldspath  (in  den  verwitterten  Varietäten  bisweilen  auch  röthlich 
gefärbt)  und  dunklen  Glimmer, 

der  r  0 1  h  e  Gneiss  in  der  Regel  nur  wenig  weissen  oder  licht- 
gelblichen Glimmer  und  röthlichweissen  bis  dunkel  fieischrothen 
Feldspath  in  grosser  Menge  enthält. 

Nach  Scheerer .  der  im  Verein  mit  Richter  und  Ruhe  eine 
grössere  Anzahl  von  Feldspathen  aus  erzgebirgi sehen  Gneissen  un- 
tersuchte, ist  im  grauen  Gneiss  vorzugsweise  der  gewöhnliche  Or- 
thoklas heimisch,  untergeordnet  kommen  darin  auch  natronhaltige 
bis  natronreiche  klinoklastische  Feldspathe  vor,  welche  in  gewissen 
Varietäten  (z.  B.  dem  Drehfelder  grauen  Gneiss)  zu  grösserer  Be- 
deutung gelangen.  Die  aus  dem  rothen  Gneiss  untersuchten  Feld- 
s])athe  ergaben  sich  indessen  alle  als  (z.  Tbl.  natronhaltige)  Ortho- 
klase: klinoklastische  Feldspathe  wurden  von  ihm  darin  nicht  nach- 
gewiesen.    Jenzsch  hat  neuerdings  die   feldspathigen  Gemengtheile 


Rother  und  grauer  Gneiss.  438 

der  sächsischen  Gneisse  einer  Untersucbiing  unterzogen,  und  swar 
z.  Th.  gerade  in  denjenigen  Stücken,  an  welchen  Scheerer  seine 
chemischen  Analysen  anstellte ;  nach  ihm  enthalten  beide  Gbeisaab- 
arten  orthoklastischen  und  klinoklastischen  Feldspath.  Der  reihe 
Gneiss  (Gneissit)  sei  darnach  als  ein  Orthoklas  -  AlbitgneisB  anzu- 
sehen. So  fand  er  in  einem  normalen  rothen  Gneiss  aus  einem 
Steinbruch  iu  der  Nähe  der  Tharandter  Eisenbahn  weissen  Ortho- 
klas (spec.  Gew.  2.54)  und  fleischrothen  Albit  (spec.  Gew.  2.60); 
in  rothem  Gneiss  von  Kleinschirma  rothen  Oi'thoklas  (speo.  Gew. 
2.57 )  und  weissen  Albit  (spec.  Gew.  2.62) ,  im  Augengneiss  vom 
Dürrenberge  südlich  von  Grundau  weissen  glänzenden  Orthoklas 
(spec.  Gew.  2.55)  und  trüben  fleischrothen,  etwas  verwitterten  Al- 
bit (spec.  Gew.  2.585),  im  rothen  Gneiss  vom  rechten  Muldenge- 
hünge  bei  Hilbersdorf  oberhalb  des  GlückstoUens  weissen  Orthoklas 
(spec.  Gew.  2.54)  und  matten  ganz  blass  fleischrothen  Albit  (spec. 
Gew.  2.59).  Der  rothe  Feldspath  in  diesen  Gneissen,  der  ihnen 
ihre  Bezeichnung  verliehen  hat,  sei  daher  bald  (meist)  Albit,  bald 
Orthoklas.  Der  jüngere  graue  Gneiss  enthalte  dagegen  neben  dem 
Orthoklas  als  klinoklastischen  Feldspath  Oligoklas  (z.  B.  der  Mü- 
disdorfer,  Keifländer,  Drehfelder  Gneiss),  was  sich  aus  der  Bestim- 
mung des  spec.  Gewichts  2.63  —  2.65  ergeben  soll.  Gegen  dieee 
Bestimmungen  der  Natur  des  klinoklastischen  Feldspaths  auf  Grund 
des  spec.  G-ewichts  lassen  sich  jedoch  manche  Bedenken  erheben, 
da  die  Differeuzeu  allzugering  sind.  Jenzsch  bestimmt  sogar  in  dem 
rothen  Gneiss  vom  Galgenberg  bei  Oederan  den  fleischrothen  ocker- 
gelben Feldspath  mit  2.63  ab  Albit,  in  dem  grauen  Drehfelder 
Gneiss  (vom  5.  Lichtloch  des  Rothsdiönberger-StoUens)  den  fleisch- 
rothen Feldspath  von  ebenfalls  2.63  spec.  Gew.  als  Oligoklas  (vgl. 
auch  Hoth,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XVII.  1865.  14). 

im  grnaen  (imeiss  sollen  meist  die  Glimmerblättchen  wellig  gel- 
bogen  sein ,  während  im  rothen  Gneiss  der  Glimmer  ebene  Bl&tt- 
chen  l)ildet.  Scheerer,  Hube  und  Keibel  haben  auch  eine  grössere 
Anzahl  von  Glinniiern  aus  erzgebirgischem  grauem  und  rothem  Gneiss 
der  cliemiöcben  Untersuchung  unterworfen  (in  der  Abhandlung  von 
Scheerer,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  55;.  Scheerer  kommt  zu 
dem  Sohluss,  dass  eine  bestimmte  Relation  zwischen  der  Silicirungs- 
stufe  derCrneisse  und  derjenigen  der  zugehörigen  Glimmer  obwalte: 
der    atoniistiscbe    Kieselsäuregehalt    des    Glimmers    ist    gleich   dem 


424  Rother  und  grauer  Gneiss. 

dritten  Theile  vom  atomistischen  Eieselsäuregehalt  des  gfamen 
Gneiss.  Der  Glimmer  im  grauen  Gneiss  ist  magnesia-  und  al- 
kalihaltig,  titansäurehaltig  (bis  über  3  pct.),  wasserhaltig  (bis  über 

4  pct.)  und  wie  erwähnt  von  dunkelbraunschwarzer  Farbe;  sehr 
untergeordnet  ist  darin  ein  weisser  feinschuppiger  Glimmer;  im 
rothen  Gneiss  ist  der  Glimmer  kali-  und  magnesiahaltig ,  nicht 
oder  doch  nur  sehr  wenig  titansäurehaltig,  wasserhaltig  bis  g^egen 

5  pct.  und  von  lichtgraulicher  oder  -grünlicher  Farbe,  in  Schüppchen 
fast  silberweiss  erscheinend. 

Der  graue  Gneiss  enthält  in  seinen  normalsten  Yariet&ten 
durchschnittlich  66  pct.  Kieselsäure,  der  normale  rothe  durch- 
schnittlich 75  —  76  pct.  Kieselsäure,  also  ungefähr  10  pct.  mehr; 
der  erstere  ist  ein  neutrales,  der  letztere  ein  saures  Silicat,  die 
chemische  Constitution  beider  vermochte  Scheerer  gleichwie  bei 
einer  Mineralspecies  durch  eine  einfache  chemische  Formel  aumi- 
drücken:  näheres  über  chemische  Verhältnisse  folgt  unten.  Wich- 
tiger noch  als  dieser  scheint  der  geologische  Unterschied:  in  geo- 
logischer Rücksicht  spielt  der  rothe  Gneiss  dem  grauen  gegen- 
über oft  die  Rolle  eines  jungem  Eruptivgesteins.  An  einigen 
Punkten  greift  nach  Müller  der  rothe  Gneiss  von  seiner  Haupt- 
masse aus  als  ein  gangartiger  Arm  weit  in  den  grauen  Gneiss  hin- 
ein, wie  z.  B.  bei  Wiesenbad  und  Cranzahl ;  an  andern  erscheint  er 
als  abgeschlossene  grössere  oder  kleinere  stockförmige  Massen  mit- 
ten im  grauen  Gneiss  oder  auch  im  benachbarten  Glimmerschiefer; 
so  gehören  die  sümmtlichen  stockförmigen  Gneissmassen,  welche  in 
der  Umgegend  von  Oberwiesenthal,  Joachimsthal,  Kupferberg  und 
Klösterle  im  Glimmerschiefer  hervortreten  ,  dem  rothen  Gneiss  an. 
Letzterer  durchsetzt  in  deutlichen  Gängen  den  grauen  Gneiss,  so 
z.  B.  bei  IHlgers  Vorwerk  eine  halbe  Stunde  südlich  von  Freiberg, 
wo  ein  durchschnittlich  1  Fuss  mächtiger  vollkommen  scharf  be- 
grenzter Gang  von  ganz  frischem  Gneiss,  aus  vorherrschendem  röth- 
lichem  P'eldspath  ,  silbei-weissen  Glimmerblättchen  und  Quarz  be- 
stehend den  freiberger  grauen  Gneiss  durchschneidet  (v.  Cotta*in 
Neues  Jahrb.  f.  Min.  1844.  681);  ferner  schliesst  der  rothe 
Gneiss  Bruchstücke  des  grauen  ein,  z.  B.  am  Westabhange  der 
Uermannsliöhe  zwischen  Königswalde  und  Mildenau  im  Erzgebirge. 
Der  rothe  Gneiss  wird  deshalb  von  Einigen  als  eine  schieferige 
Varietät  des  Granit,  als  ein  von  dem  grauen  Gneiss  gänzlich  abzu- 


Chemische  Zusammensetzuiig  der  rothen  nnd  graoen  Gneirae.      426 

trennendes  Gestein  betrachtet ;  v.  Cotta  schlSgt  fGU*  ihn  den  Namen 
Gneissit  vor. 

Nur  in  dem  Gebiet  des  grauen  Gneiss  setzen  im  sächsischen 
Erzgebirge  die  reichen  Silbererzgänge  auf,  im  rothen  Gneiss  finden 
sich  lediglich  Eisen-  und  Manganerzgänge. 

Nach  Jokely's  sehr  ausführlichen  Beschreibungen  kann  man 
auch  im  böhmischen  Erzgebirge  im  Saatzer  Kreis  dieselbe  petro- 
graphische  und  geologische  Unterscheidung  zwischen  rothem  nnd 
grauem  Gneiss  durchführen,  wo  gleichfalls  nur  im  grauen  Gneiss 
Erzgänge  aufsetzen.  Lipoid  trennt  ebenso  im  nordwestlichen  Mäh- 
ren rothen  und  grauen  Gneiss  nnd  dieselbe  Sonderung  in  zwei  Hanpt- 
gruppen  lässt  sich  nach  Erdmann  auch  für  den  Gneiss  des  Kirch- 
spiels Tunaberg  in  Södermanland. Vornehmen,  wo  im  südlichen  und 
südwestlichen  Theile  der  graue,  im  nördlichen  und  nordwestlichen 
Theile  der  rothe  Gneiss  vorwaltend  auftritt. 

Von  den  Gneissen  sind  fast  nur  Glimmergneisse  oder  gewöhn- 
liche Gneisse  (noch  nicht  Homblendegneisse)  einer  chemischen 
Analyse  unterworfen  worden  und  unter  diesen  namentlich  die- 
jenigen des  sächsischen  Erzgebirges,  um  deren  Untersuchung  sich 
besonders  Scheerer,  Kube,  Richter  und  Quincke  verdient  gemacht 
haben. 

I.  Grobfiaseriger  Gneiss  von  Norberg  in  Schweden  mit  rothem 
Orthoklas,  etwas  lichtgrauem  Oligoklas,  Quarz  und  grauschwarzem 
Glimmer.  Schönfeld  und  Roscoe ,  Ann.  d.  Chem.  n.  Pharm.  XGI. 
1854.  306. 

IL  Rother  Gneiss  zwischen  Leubsdorf  und  Eppendorf ,  südl. 
von  Oederan,  granitähnliches,  feinkörniges  Gemengt  von  rothem 
Feldspath,  Quarz  und  grauem  Glimmer.  Quincke,  Ann.  d.  Chem.  u. 
Pharm.   XCIX.   1856.  239. 

in.  Rother  Gneiss,  313  Lachter  nordöstlich  vom  Michaelis-Stol- 
lenmundloch, wenig  theils  lichter,  theils  dunkler  Glimmer,  fleisch- 
rother  Orthoklas;  stock-  bis  gangförmig  im  grauen  Gneiss.  Rübe, 
Freiberger  Jahrb.  f.  d.  Berg-  und  Hüttenmann  1861.  260. 

IV.  (trau er  Freiberger  Normalgneiss  aus  dem  Kleinschirmaer 
Wald.  Richter,  ebendas.  1858.  221.  Durchschnittsanalyse  von  20 
Pfund  Gestein. 

V.  Grauer  Normalgneiss  aus  dem  ELlemm^schen  Steinbruch  bei 
Kleinwaltersdorf.     Rübe,  ebendas.   1861.  253. 


426      Chemisohe  Zusammensetzung  der  rothen  und  grauen  Gneisse. 


I. 

11. 

m. 

IV. 

V. 

Kieselsäure 

.     74.51 

75.91 

74.87 

66.42 

65.06 

Thonerde    .     .     , 

13.05 

14.11 

13.00 

14.76 

15.11 

Eisenoxyd  .     . 

— 

— 

— 

— 

2.80 

Eisenoxydul     . 

3.85 

2.03 

2.27 

7.50 

4.31 

Manganoxydul 

— 

— 

0.25 

— 

Spur 

Kalk      .     .     .     . 

3.26 

1.14 

1.13 

2.20 

3.50 

Magnesia    .     . 

0,48 

0.40 

0.17 

1.80 

1.30 

Kali 

2.31 

4.16 

3.20 

3.52 

4.91 

Natron   ,     .     . 

3.64 

1.77 

2.55 

1.75 

1.11 

Wasser  .     .     . 

— 

1.16 

0.82 

1.85 

1.06 

lOÜlO 

100.68 

98.35 

99.80 

99.16 

III  enthält   noch   Spur  von  Kupfer  und    1.12  Titansäure,  Y  1.11 
Titansäure. 

Der  rothe  Gueiss  nähert  sich  in  seiner  Zusamraensetzung  einem 
quarzreichen  Granit.  Scheerer  berechnet  aus  mehrern  Analysen  das 
mittlere  S'auerstoffverhältniss  zu  1:3:18,  mit  dem  Sauerstofifquo- 
tienten  0.222.  (I  :  3.5  :  20  nach  Roth).  Der  im  Verhältniss  zum 
Kali  nicht  unbeträchtliche  Natrongehalt  deutet  auf  die  Gegenwart 
eines  natronhaltigen  Minerals.  Der  graue  Normalgneiss  hat  einen 
durchschnittlich  um  1 0  pct.  niedrigem  Kieselsäuregehalt ;  Roth  macht 
mit  Recht  darauf  aufmerksam,  dass  der  graue' Gneiss  mit  seinem 
geringern  Kieselsäuregehalt ,  auch  grössern  Kalkgehalt ,  jenen  Gra- 
niten sehr  ähnlich  ist,  welche  Haughton  als  Sodagranite  (Bd.  I.  486) 
bezeichnet,  wenn  auch  das  eigentlich  für  diese  charakteristische  Vor- 
walten des  Natron  über  das  Kali  in  den  grauen  Gneissen  nicht 
hervortritt.  Als  mittleres  Sauerstoffverhältuiss  für  den  grauen  Gneiss 
findet  Scheerer  1:2:9,  mit  dem  Sauerstoffquotienten  0.333,(1  :  2| :  9{ 
nach  Roth). 

Scheerer  versuchte  die  Gewichtsmengen  der  einzelnen  Minera- 
lien zu  berechnen  und  fand,  indem  er  das  Wasser  als  polymer-iso- 
morph   den  Mouoxyden  zuzählt, 

im  rothen  Gneiss:     60  Orthoklas,  30  Quarz,   10  Glimmer 
im  grauen  Gneiss:     45   Orthoklas,   25  Quarz,  30  Glimmer. 

Da  die  specifischen  Gewichte  des  Quarz  und  Feldspaths  nur 
sehr  wenig  differiren ,  und  das  spec.  Gewicht  des  Glimmers  nur 
etwas  grösser  ist,  so  sind  die  Gewichtsprocente  und  Volumprocente 
fast   identisch.     Man  kann  also  behaupten,  dass  der  normale  graue 


Mitielun^eiss.  4Sn 

Gneis  darchschnittlich  ungefähr  dreimal  so  viel  Glimmer  enthftli, 
als  der  normale  rothe  Gneiss.  Durch  den  Nachweis  der  klinoklA- 
stischen  Feldspathe  brauchen  diese  Verhältnisse  keine  wesentliche 
Aenderung  zu  erleiden.  Roth  berechnete  für  den  grauen  Gneiss 
ungefähr  56  Orthoklas,  19  Quans  und  25  Glimmer. 

Dass  indessen  rother  und  grauer,  saurer  und  neutraler  Gneiss 
keine  chemisch  so  sehr  von  einander  getrennten  Gemische  seien, 
zwischen  denen  eine  grosse  durch  keine  Analyse  ausgefüllte  Lücke 
läge,  dies  bat  sich  neuerdings  durch  die  Untersuchungen  Scheerers 
herausgestellt;  während  es  früher  den  Anschein  hatte,  als  ob  im 
sächsischen  Erzgebirge  nur  zweierlei  scharf  gegen  einander  abge- 
grenzte und  constant  constituirte  Gneissgemische  vorkämen,  haben 
sich  zwischen  dieses  relativ  saure  und  basische  Endglied  mittlere 
Varietäten  eingeschoben,  welche  Scheerer  als  Mittelgneiss  be- 
zeichnet. Derart  ist  z.  B.  ein  sehr  fdnkömiger  Gneiss  vom  Michae- 
lis-Krbst  ollen  am  rechten  Muldeufer  (I),  einer  zwischen  Seiffen  und 
Heidelberg  (II),  und  ein  langstengeliger  Gneiss  zwischen  Reifland 
und  Lippersdorf  im  Erzgebirge  (III),  welche  68—  70  pct.  Kieselsäure 
enthalten,  also  die  Verbindung  zwischen  beiden  Extremen  anbahnen. 
H.  Möller  nennt  diese  Mittelgneisse  amphotere  graue'  Gneisse. 

I.        n.        m. 


Kieselsäure 

.     68.89 

70.20 

69.70 

Titansäure  .     . 

.       0.52 

0.72 

0.45 

Thonerde    .     . 

.     12.74 

14.04 

18.25 

Kisenoxydul     . 

.       6.74 

6.84 

7.15 

Manganoxydul 

Spur 

—• 

0.40 

Kalk.     .     .     . 

2.61 

2.08 

2.24 

Magnesia    .     . 

2.44 

0.80 

0.68 

Kali  .... 

.       2.23 

2.98 

4,01 

Natron  .     .     . 

2.00 

0.91 

1.30 

Wasser  ... 

.       1.36 

1.67 

1.10 

99.63 

100.19 

100.28 

Wie  es  nicht  zweifelhaft  ist,  werden  fortgesetzte  Untersuchun- 
gen zu  der  IJeberzeugung  führen,  dass,  als  der  oben  erwähnte  che- 
mische Unterschied  aufgestellt  wurde,  zufällig  nur  extreme  Gneiss- 
varietilten  analysirt  vorlagen  und  dass  zwischen  dem  basischsten 
und  dem  naucrsten  Glied  alle  möglichen  Mittelglieder  vertreten  sein 
können  und  vertreten  sein  werden;  jetzt  schon  sind   die  Verschie- 


428  Erzgänge  im  grauen  Gneiss. 

denheiten  zwischen  der  kieselsäurereichsten  und  kieselsänreftmifltai 
Analyse  für  die  drei  Gneisse,  den  rothen,  mittlem  and  granen 
grösser,  als  die  Lücken,  welche  zwischen  diesen  dreien  noch  un- 
ansgefullt  sind.  Dennoch  darf  man  nicht  verkennen,  dass  es  jenen 
Forschungen  wesentlich  zu  danken  ist,  dass  die  geotektonische 
Trennung  zwischen  einem  wahrscheinlich  metamorphi sehen  (grauen) 
und  einem  granitartigen  (rothen)  Gneiss  durchgeführt  wurde. 

Wenn  sich  auch  von  rothem  Gneiss  basischere  und  von  grauem 
Gneiss  saurere  Varietäten  finden,  so  liegt  das  in  der  Natur  der 
Sache  und  der  im  äuKsern  Habitus  und  in  dem  geologischen  Vor- 
kommen begründete  Unterschied  bleibt  dadurch  unangefochten. 

Den  Umstand ,  dass   in  der  That  nur   in  dem  grauen  Gneiss 
verschiedener  Länder  Erzgänge  aufsetzen,   leitet  Scheerer  aus  den 
Vorhandensein  einer  verhält nissmässig  grossen   Quantität  des  Glim- 
mers in  dem  Gesteine  und  den  chemischen  Eigenschaften  desselhen 
ab.     Er  stellt  sich  vor,  die  Hauptmasse  der  GangausfUUungen  sei 
durch  Absatz  aus  heissen  Mineral wnssern,   die  mit  Kohlensäure  und 
(zur  Erklärung   des  Absatzes  von  Schwefelmetallen    und  Schwefel- 
salzen) mit  Schwefelwasserstoff  beladen  gewesen,  erfolgt.     Die  Koh- 
lensäure habe,  den  Glimmer  des  grauen  Gneiss  zersetzt  und  in  Folge 
dessen  die    als  Bicarbonate   gelöst    gewesenen    Garbonspathe  ausge- 
schieden ,    der  Schwefelwasserstoff  habe  sich   mit    dem  Eisengehalt 
des  Glimmers    zu  Eisenkies    gestaltet    und    diesen  mit  den  übrigen 
Erzen   zum   Absatz   gebracht.     Da    der    graue    Gneiss    bei    weitem 
reicher  an  Glimmer  ist   als  der  rothe  und    fiaserige  Textur   besitzt, 
so    «ei    er    leichter  vom  Wasser  durchdringbar,  und   da  femer  der 
Glimmer  des  grauen  Gneiss  basischer,  in  Folge  dessen    auch  leich- 
ter zersetzbar  als  der  des  rothen   Gneiss  sei,  so  habe   man  in   dem 
Glimmer  als    dem  eigentlichen  Priici])itationsmittel   des  grauen  Ne- 
bengesteins  auch    die    Ursache   der    Krzführung    seiner    Gänge    xn 
suchen. 

lieber  die  chemischen  Vpränderungen,  welche  durch  verschie- 
dene /ersetzuiigsprocesse  in  der  Gneisszusammensetzung  hervorge- 
bracht »ind.  vgl.  Scheerer.  Annal.  d.Chom.  u.  Pharm.  CXXVI.  1863.  1. 

I)ei  den  Protogingesteineii  hat  Delesso  die  merkwürdige  Be- 
obachtung gemacht,  dass  die  die  Mitte  der  Ablagerungen  einneh- 
menden Pnitogingranite  bedeutend  kieselsäurereicher  sind,  als  die 
Protogingiieissc  und  Protoginschiefer,  in  welche  jene  Centralgesteine 


Uebergange  des  Gneiss.  429 

nach  aussen  zu  ganz  allmählich  übergehen;  solche  schieferige  Ge- 
steine, welche  in  Folge  dessen  viel  ärmer  an  QuarsE  sind,  Mithalten 
vielleicht  10  pct.  Kieselsäure  weniger,  als  die  granitischen  Varietäten. 

Das  speci fische  Gewicht  des  Gneiss  beträgt  ähnlich 
wie  das  des  Granit  2.6  —  2.7.  Schönfeld  und  Roscoe  fanden  bei 
einem  schwedischen  Gneiss  von  Norberg  2.637,  bei  einem  brasi- 
lianischen von  Cachoeira  da  Gampo  2.613.  Bestimmungen  des  spe- 
cifischen  Gewichts  der  sächsischen  Gneisse  verdienen  noch  ange- 
stellt zu  werden. 

Von  den  Uebergängien,  welche  der  Ghieiss  aufweist,  ist 
der  in  Granit  der  häufigste  und  jedenfalls  in  genetischer  Hinsicht 
wichtigste.  Dieser  Uebergang,  welchen  man  an  zahllosen  Punkten 
beobachtet  hat.  wird  dadurch  hervorgebracht,  dass  der  Glimmer- 
gehalt des  Gneiss  sich  vermindert  und  die  Glimmerblättchen  ihre 
parallele  Lage  verlieren,  indem  sie  sich  richtungslos  in  dem  Feld- 
spath-Quarzgemenge  vertheilen,  womit  natürlicherweise  der  haupt- 
sächlichste Unterschied  zwischen  beiden  Gesteinen  aufgehoben  ist. 
Bei  diesen  so  unverkennbar  und  so  reichlich  auftretenden  Ueber- 
gängeu  können  beide  Gesteine  kaum  von  einander  getrennt  werden, 
sondern  müssen  als  gleichzeitig  und  gleichartig  entstanden  erachtet 
werden.  So  finden  sich  oft  mächtige  und  abwechselnde  Lager  von 
Granit  in  den  Gneissen,  wenn  man  mit  dem  Worte  Lager  noch  eine 
Gesteinsmasse  bezeichnen  darf,  welche  sowohl  in  der  Richtung  ihres 
Streichens,  als  in  der  ihrer  Mächtigkeit  die  deutlichsten  Ueber- 
gange in  eine  andere  zeigt.  Wenn  im  Gneiss  der  Glimmer  auf 
Kosten  des  Feldspaths  vorwaltend  wird,  so  geht  daraus  Glimmer- 
schiefer hervor ;  Zwischenstufen  bezeichnet  man  als  Grneissglimmer- 
schiefer.  Aus  einem  Hornblendegneiss  kann  sich  in  gleicher  Weise 
Syenitgiauit  entwickeln,  wie  aus  dem  Glimmergneiss  Granit  entsteht, 
und  gleichfalls  kann  andererseits Homblendeschief er  ebenso  daraus  her- 
vorgehen, wie  Glimmergneiss  in  Glimmerschiefer  verläuft.  Protogin- 
gneisse  werden  in  ähnlicher  W'eise  hier  und  da  zu  Talkschiefern. 
Petrographische  Uebergange  sind  auch  zwischen  Gneiss  und  Gra- 
nulit  bekannt,  z.  B.  in  den  Umgebungen  von  Griesebach  in  der 
Öberpfalz.  Nach  Keilhau  zeigt  der  Gneiss  Norwegens  sowohl  in 
der  Richtung  des  Fallens  als  des  Streichens  die  vollkommensten, 
sich  mitunter  auf  meilenlangen  Strecken  entwickelnden  Uebergange 
in  Quarzit  (Gaea  Norvegica  III.  1). 


430  Accessorische  ßestandmassen :  Schichturif^  des  GneisR. 

Ausser  den  früher  erwähnten  accessoriflchen  Gemengthellen 
enthalt  der  GneisH  manchmal  noch  eigenthümliche  accessor  ische 
B  e  s  t  a  n  d  m  a  s  8  e  n,  welche  sich  gewöhnlich  alä  grosskömige  Ag^ 
gregate  von  Feldspath  und  Quarz,  ohne  Glimmer,  oder  nur  mit 
sehr  wenig  Glimmer  durchmengt,  darstellen.  Bisweilen  sind  diese 
Ausscheidungen  so  zusammengesetzt,  dass  der  Kern  aus  Quarz  be- 
steht, welcher  von  grossen  Feldspathindividuen  umschlossen  wird, 
mitunter  haben  solche  Massen  auch  wohl  eine  schriftgranitartige 
Beschaffenheit  und  führen  fremde  Mineralien,  wie  Turmaliii  oder 
Beryll.  Seheeror  beschreibt  interessante  Vorkommnisse  dieser  acceä- 
sorischen  Bestandmassen  aus  dem  südlichen  Norwegen,  von  den 
Inseln  Flagstadöe  und  Buiie,  vom  Ilitterdalsee  in  Telleniarken  (N. 
Jahrb.  f.  Min.  1848.  GCVi.  660.  633).  Derartige  Concretionen  sind 
es,  in  welchen  man  unzweifelhaften  Albit  gefunden  hat. 

Neben  der  Paralleltextur  des  Gneiss  zeigt  derselbe  auch  in 
der  Hegel  eine  deutliche  Schichtung,  wie  sehr  dieselbe  auch 
von  Einigen  in  Zweifel  gezogen  worden  ist.  Besonders  in  den  flase- 
rigen  und  schieferigen  (Jneissen  ist  die  Abtheilung  in  Schichten 
unverkennbar,  während  sie  hingegen  in  den  körnig  -  schuppigen, 
mehr  graiiitartige  Textur  aufweisenden  Gneissen  (vorwiegend  den 
rotht^n  Gnt'issen)  gewöhidich  weniger  entwickelt  erscheint.  Nach 
Jokt'ly  kann  bei  dem  rothen  (vneiss  des  böhmischen  Knsgebirg«» 
von  einer  eigentlichen  Schichtung  keine  Rede  sein,  er  besitzt  blos 
eine  plattenförmige  Absonderung,  wie  häußg  auch  der  Gebirgsgranit. 
Vgl.  auch  Scheerer,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  121.  Die 
Schieferung  und  die  Schichtung  des  (irneiss  gehen  einander  gewöhn- 
lich parallel,  die  eigenthümliche  Erscheinung  der  falschen  oder 
tninsversalen  SchieftTung  ist  nur  in  Äusserst  wenigen  Fällen  beob- 
lichtet  worden.  Jdkt'ly  fand  sie  an  den  tiaserigen  Gneissen  das 
fiztiwer  Waldes  in  Mitt(>lböhmen:  früln»r  schon  hatte  Keilhau  an 
norwegischen  Gnrisscn  dieses  Phänomen  wahrgenonmien,  auch  Studer 
beol »achtete  an  den  (iniMssen  zwischen  Ldco  und  Tegnn  unweit 
iiocarno.  dass  die  (tlimnierblättchen  in  den  horizontalen  Bänken 
stfts  vertical  st«*hcn,  betrachtet  dies  aber  nicht  als  transversale 
Schieferung  diT  (tneissscliichten.  st»ndern  tindet  darin  einen  Grund 
die  (■neirtsbänkc  als  Zerklüftungsniassen  anzuseht>n.  Naumann  be- 
merkt, dass  die  Streckung  der  Gncissgemengrt heile  nicht  selten  die 
Merkwürdigkeil  zeige,  in  einer  und  derselben  (legond  oder  Ablage- 


Schichtung  des  Gneise.  431 

rung  anhaltend  eine  sehr  bestimmte  Richtung  am  behaupten.  »So 
streichen  z.  B.  im  Gneisse  der  Umgegend  von  Freiberg  die  Strek- 
kungslinien  h.  8.4 — 9,  die  Schichten  mögen  horizontal  liegen,  oder 
20 — 30®  nach  dieser  oder  jener  Weltgegend  hin  einfallen;  in  dem 
grobflaserigen  Gneisse  von  Bieberstein,  in  dem  Grneissstocke  von 
Geringswalde  ist  die  Streckung  der  Falllinie  oder  Anfsteigungslinie 
der  Schichten  parallel«  (Geognosie  I.  549).  Dasselbe  ist  in  dem 
Gneiss  der  Grimsel  und  des  St.  Gotthardt  der  Fall  (Naumann,  in 
N.  Jahrb.  f.  Min.  1847.  308).  • 

Die  Gneissschichten  bilden  bald  ungeheure  kuppelartige  Ge- 
wölbe, indem  sie  in  der  Mitte  ihres  Bereiches  eine  mehr  oder 
weniger  horizontale,  an  ihren  Grenzen  gegen  das  Nebengestein  zu 
eine  nach  aussen  abwärts  geneigte  Lage  besitzen,  bald  bieten  sie 
die  merkwürdige  Erscheinung  dar,  dass  sie  in  senkrechter  Richtung 
parallel  gestellt  sind  oder  ein  sehr  steiles  antikKnes  und  synklines 
System   repräsentiren. 

Die  schieferigen  Gneisse  sind  in  der  Regel  in  ausgezeichnete 
ebenflächige  Platten  spaltbar,  wenn  die  einzelnen  Schichten  nur 
geringe  Dicke  besitzen.  Die  weniger  schieferigen,  kömig-streifigen 
Gneisse  lassen  aber  sehr  häufig  die  seltsame  Erscheinung  erkenne, 
dass  die  Schichten  derselben  nicht  nur  wellenförmig  gewunden,  oder 
selbst  zickzackförmig  gefaltet,  sondern  in  den  allerverworrensten 
und  verschlungensten  Biegungen  und  Krümmungen  ausgebildet  sind, 
welche,  wie  Naumann  trefiend  bemerkt,  in  ihrem  Durchschnitt  an 
die  Zeichnungen  marmorirter  Papiere  oder  die  Windungen  der  Holz- 
lagen in  knotigen-  Brettern  erinnern.  An  sehr  vielen  Punkten  der 
norwegischen  Gneissdistricte,  z.  B.  nach  Scheerer  bei  Kongsberg, 
Brevig  und  Flekkefjord,  an  der  Westküste  zwischen  Bergen  und 
Trondhjem  nach  Naumann  (Beitr.  z.  Konntn.  Norweg.  IL  130.  166), 
an  den  Gneissen  der  Pyrenäen  (z.  B.  höchst  ausgezeichnet  zwischen 
(iedre  und  Gavarnie),  des  Böhmerwaldes  (nach  v.  Hochstetter),  der 
schottischen  Inseln  Tirey,  Coli,  Lewis  und  Long-lsland  (Macculloch, 
System  of  geology  II.  143)  ist  dies  in  vollkommenster  Weise  zu 
beobachten.  Der  Gneiss  ist  auch  manchmal  von  Kluftsystemen 
durchsetzt  und  diese  bilden,  indem  sie  mit  den  Schichtungsklüften 
zum  Durchschnitt  kommen,  schiefwinkelig  parallelopipedische  Ge- 
steinskörper. 

Mancherlei    Einlagerungen   fremder   krystallinischer   Ge- 


482  Riulagcrungen  im  Gneiss. 

»U'iiic  sind  im  Gneiss  bekannt,  von  welchen  manche  in  wieder- 
holter Wechsel agerung  zwischen  den  Schichten  desselben  auftreten, 
auch  durch  IJebergängc  damit  verbunden  sind;  die  wichtigsten 
derselben,  deren  Ilauptvorkommnisse  bei  den  einzelnen  erörtert 
worden  oder  werden,  sind : 

Granit  (11.353.429). 

Quarzit  und  Quarzitschiefer   (I.  280). 

Granulit. 

Hällefünta  oder  Petrosilex  (I.  565). 

llornblendeschicfer  (I.  306). 

Glinimcrschieier,  z.  B.  im  erzgebirgischen  Gneiss  bei  Leabt- 
dorf  unweit  Augustusburg.  bei  Hermsdorf  unweit  Altenberg,  nörd* 
lieh  von  Klüsterle  nach   Naumann. 

Chloritsehiefer  (1.312)   und  krystallinischer  Thouscliiefer. 

Serpentin  (I.  327). 

Kklogit  und   Dinthenfols  (11.  328),    Kulysit  (11.  335). 

Köniiger  Kalkstein  (I.  200)  und  Dolomit  (I.  239);  kömige 
Kalksteine,  manchmal  durch  Graphit  bläulicbgrau  bis  schwänlich- 
grau  gefärbt,  sind  namentlich  ausserordentlich  hantig  in  den  Gneis- 
sen  eingelagert;  merkwürdig  ist  dabei  die  gi'osse  Verbreitung  ge- 
wisser Silicate,  welche  sicli  im  Kalkstein  an  der  Grenze  gegen  den 
(ineiss  zu  entwickelt  haben,  und  welche  sich  an  den  entlegensten 
Fundorten  in  charaktenstisch  ähnlicher  Weise  einstellen  (Augit- 
und  llornblendemineralien,  Wollastonit,  Granat,  Vesuvian,  Epidot, 
Wernerit,  (*hundn»dit  u.  s.  w.).  Durch  ihren  Reichthum  an  Contact- 
mineralien  sind  bekannt  die  Kalke  von  Boden  bei  Marienberg  in 
Sachsen»  Brotterode  in  Thüringen,  vom  ^lanhartsberg  in  Oester- 
reich,  IVrtbshire  in  Schottland,  Arendal  in  Norwegen,  Äker  in  Sö- 
dermanland,  Lindbo  in  NVestmanland,  Malsjö.  Gullsjö  in  Werineland, 
(fökum  in  Ipland,  Pargas  in  Finnland,  und  v(m  zahlreichen  Orten 
in  Xordameriea. 

(Jraphit  (I.  353). 

Smirgel  (1.310),  Kryolith  (I.  193). 

Magneteisen  (f.  349),  Kisenglanz  und  andere  Erze,  nament- 
lich in  den  skandinavischen  Gnci.ss<'n. 

(länge  v<m  Gnt'i^fS  geboren  zwar  zu  den  sehr  seltenen  Er- 
scbi'inungen,  sind  aber  deniiorh  an  einigen  Punkten  deutlich  nach- 
gewiesen worden,     (■angi'örmige  Vorkommnisse  von  rothem  Gt 


Bruchstücke  fremder  Gesteine  im  Oneiss.  488 

im  sächsischen  Erzgebirge  wurden  schon  früher  erwähnt.  Nach 
Jokely  findet  sich  ein  ausgezeichneter  Gang  Ton  rothem  Gneise 
im  Glimmerschiefer  bei  Marschendorf  im  Riesengebirge.  In  den 
Bergen  von  Izeron  sah  Foarnet  G&nge  von  Gneiss  im  Gneiss  (N. 
Jahrb.  f.  Min.  1838.  159).  Jameson  beobachtete  ebenfalls  mäch- 
tige Gneissgänge  im  Gneiss  der  schottischen  Hochlande  (Edinb. 
new  philosophical  Journal  LH.  1852.  350).  Gneissgänge,  36 — 4^ 
Fuss  mächtig,  beschrieb  Alexander  von  Humboldt  im  Glimmer- 
schiefer der  Gegend  von  Antimano  in  Venezuela  (Rebe  in  die  Ae- 
quinoctialgegenden  III.  51). 

Schollenförmige  Bruchstücke  fremdartiger  Gesteine  oder 
anderer  Gneiss  Varietäten  hat  man  auch  hier  und  da  in  Gneissen 
beobachtet.  So  umschliesst  nach  Darwin  der  granitähnliohe  GbeisB 
von  Bahia  wirkliche  Fragmente  eines  Homblendegedteins  mit  scharfen 
Ecken  und  Kanten  (Geol.  observations  on  South- America  1846. 
141).  Naumann  sah  bei  Reisäter  unweit  Ullensvang  in  Norwegen 
parallelepipedische  und  anders  gestaltete  Massen  von  Grünstein- 
schiefer in  einem  grobflaserigen  Gneiss  (ßeitr.  z.  Kenntn.  Norwegens 
I.  123),  auch  berichtet  er,  dass  der  im  Liegenden  der  Bräunsdorfer 
Grauwacke  auftretende  Gneiss  Fragmente  von  Grauwackenschiefer 
einschliefst  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1839.  556);  v.  Cotta  erwähnt,  dass 
der  rothe  Gneiss  des  Erzgebirges  mehrorts,  z.  B.  zwischen  Königs- 
walde und  Mildi'uau  deutliche  Bruchstücke  des  benachbarten  grauen 
Gneiss  einschliesst  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1854.  41).  Auch  am  Gold- 
berge bei  Goldkronach  im  Fichtelgebirge  wurde  das  Vorkommen 
deutlicher  Bruchstücke  von  Grauwackenschiefer  im  Gbieiss  von 
ihm  nachgewiesen  und  später  von  Naumann  bestätigt.  Bei 
Trippi  in  der  Nähe  von  Messina  sind  nach  Fr.  HofTmann  Frag^ 
mente  eines  schwarzen  Thonschiefers  im  Grneiss  eingeschlossen. 
Jokely  fiind  im  Isergebirge  südlich  von  der  Neisse  colossale  Schol- 
len von  Urthonschiefer  und  grauwackeartigem  Gestein  rings  von 
Gneissen  umhüllt.  Nach  Kjerulf  und  Tellef  Dahll  schliesst  auch 
der  rothe  Gneiss  Tellemarkens  Bruchstücke  anderer  krystallinischer 
Schiefer  ein. 

Von  Petrefacten  hatte  sich  bis  in  die  jüngste  Zeit  nie 
eine  Spur  in  den  Gneissen  gefunden.  Um  so  interessanter  war  es, 
dass  1865  Sismonda  auf  einem  Stück  eines  erratischen  Gneissblocks, 
welche»  wahrscheinlich  aus  dem  Veltlin  stammte,  die  kohligen  Ueber- 

Zirkel,  Fetrographie.    II.  28 


434  Verschiedene  Yorkommnisse  von  Ghieiss. 

reste  einer  dem  Equisetuin  infiindibaliforme  verwandten  Form  ent- 
deckte, welche  A.  Brongniart  Equisetum  Sismondae  nannte  (Comptes 
rendus  LX.   1865.  492). 

Bei  der  sehr  weiten  Verbreitung  ier  Gneissbildung^n  können 
die  einzebien  bedeutendem  Ablagerungen  nur  ganz  im  Allge- 
meinen aufgeführt  werden.  Bei  weitem  der  meiste  Gneise  hat  sich 
da,  wo  er  hervortritt,  als  die  unterste  aller  bekannten  Ablagerungen 
ergeben,  welche  die  ältesten  unzweifelhaften  Sedimentschichten 
unterteuft;  es  ist  dies  der  sog.  primitive  oder  fundamentale  Gneiss, 
welcher  gewöhnlich  zunächst  von  Glimmerschiefer,  sodann  von  Thon- 
glimm erschiefer  zum  Theil  bedeckt  oder  umgeben  erscheint,  selbst 
aber  jedenfalls  zum  grossen  Theil  aus  der  Umwandlung  von  Sedi- 
mentgesteinen entstanden  ist.  Ausser  diesen  Gneissen  ,  welche  so 
als  das  Fundament  der  bekannten  Erdrinde  zu  betrachten  sind, 
treten  auch  anderswo  im  Bereich  jüngerer  Sedimentäiformationen 
Gneisse  unter  Verhältnissen  auf,  welche  offenbar  anzeigen,  dass  sie 
oder  die  Gesteine,  aus  welchen  sie  hervorgegangen,  weit  neuerer 
Entstehung  sind. 

I.  Gneisse,  welche  alle  andern  Formationen  untertenfen: 
Im  sächsischen  Erzgebirge  bilden  solche  Gneisse  die  Haupt- 
masse. Müller  unterscheidet  hier  a)  altern  Gneiss  in  den  Gegenden 
von  Freiberg,  Marienberg  und  Annaberg;  vorwiegend  aus  normalem 
grauem  Gneiss  bestehend,  setzt  er  breite  Zonen  mit  grossartig  kup- 
peiförmiger Architektur  zusammen  und  lässt  nirgends  deutliche 
Bruchstücke  oder  eingeschlossene  Schollen  fremdartiger  älterer  Ge- 
steine erkennen,  b)  jungem  Gneiss,  besteht  hauptsächlich  aus 
amphoteren  grauen  Gneissen  und  rothen  Gneissen,  welche  oft  in 
den  erstem  scharfbegrenzte  Lager,  kleine  Stöcke  und  deutliche 
Gänge  bilden ;  umgekehrt  erscheinen  auch  amphotere  graue  Gneisa- 
massen  in  den  rothen  Gneissen ;  die  Jüngern  Gneisse  umschliessen 
sowohl  im  Innern  als  an  den  Rändern  ihrer  Massen  grössere  Schol- 
len und  kleinere  Fragmente  von  normalem  (altem)  grauem  Gneiss, 
Glimmerschiefer,  Thonschiefer,  Chlorit schiefer,  Tlornblendeschiefer, 
Alaunschiefer,  Grauwackeschiefer,  körniger  Grauwacke,  letztere  z.  Th. 
in  Fleckgneisse  und  cornubianitartige  Gebilde  umgewandelt;  der 
jüngere  Gneiss  erscheint  namentlich  zwischen  Dippoldiswalde,  Tha- 
rand,  Naundorfund  Röthenbach,  zwischen  Frauenstein,  Memmendorf, 
Schellenberg    und    Zöblitz,    zwischen    Marienberg,  Wiesenbad    und 


Verschiedene  VorkommmBse  von  Gneise.  485 

Mildenau,  femer  zwischen  Königswalde,  Waltersdorf  und  Weipert, 
ausserdem  in  einzelnen  Stöcken  und  Gängen  inmitten  des  altem 
Gneiss,  des  Glimmerschiefers  und  Thonschiefers. 

Der  grösste  Theil  Böhmens  und  Mährens  wird  von  solchem 
Gneiss  zusammengesetzt;  hier  wie  in  den  Sudeten,  dem  Enlenge- 
birge,  dem  Riosengebirge  ist  ebenfalls  rother  und  graner  Gneiss 
deutlich  von  einander  zu  unterscheiden,  welche  nach  Jok61y  das- 
selbe  gegenseitige  Verhältniss  beobachten,  wie  es  für  das  Erzgebirge 
von  H.  Müller  und  v.  Cotta  festgestellt  wurde.  Im  böhmisch-bayeri- 
schen Waldgebirge  (ältere  bojische  und  jüngere  hercynische  Gneissfor- 
mntion  Gümbels),  im  Schwarzwalde,  namentlich  am  westlichen  Abhänge. 

An  dem  Aufbau  Centralfrankreichs  hat  der  Gnebs  gewich- 
tigen Antheil.  Von  dem  Gneiss  der  skandinavischen  und  finnländi- 
schen  Gebirge  gehört  der  grösste  Theil  hierher;  im  nördlichen  Schott- 
land- in  grosser  Ausdehnung  (fundamental  gneiss -Murchisons) ;  in 
Canada  die  zu  dem  an  20000  Fuss  mächtigen  Lower  Laurentian 
gehörenden  Gneisse.  In  Brasilien  bildet  Gneiss  nach  v.  Eschwege 
das  ganze  Küstenland,  welches  sich  südlich  von  der  Provinz  Rio 
grande  an  bis  nördlich  nach  Bahia  durch  14  Breit^frade  erstreckt, 
westlich  verbreitet  er  sich  bis  zur  Provinz  Goyaz. 

Ausserdem  treten  Gneisse  die  zu  den  »primitiven«  gezählt 
werden  hier  und  da  im  Gebiet  granitischer  Ablagerungen  hervor, 
wie  im  Odenwald  bei  Auerbach,  im  Spessart  bei  Aschaffenburg,  am 
östlichen  Abhang  der  Vogesen. 

Gewöhnlich  bilden,  worauf  schon  oben  hingedeutet  wurde, 
mächtige  Ablagerungen  altkrystallinischer  Schiefergesteine  in  con- 
cordauter  Lagerung  die  unmittelbare  Umgebung  und  Bedeckong 
dieser  »Urgneisse«  und  zwar  erscheint  in  der  Regel  nach  unten  zu 
Glimmerschiefer,  nach  oben  zu  krystallinischer  Thonschiefer.  Sehr 
vielfach  finden  auch  innerhalb  eines  vorwiegend  aus  Ghieiss  beste- 
henden Gebietes  Wechsellagerungen  zwischen  Gneiss,  Glimmereschie- 
fer, Granit,  Hornblendeschiefer  und  den  andern  oben  erwähnten  min- 
der häufigen  und  mehr  untergeordneten  Einlagerangsgliedem  statt. 

II.  Ausser  diesen  ältesten  Gneissbildungen  sind,  wie  erwähnt, 
in  manchen  Gegenden  und  oft  in  beträchtlicher  Ausdehnung  Gneiss- 
ablagerungen  bekannt,  welche  im  Bereich  von  Sedimentärschichten, 
denselben  aufgelagert  vorkommen.  Die  hauptsächlichsten  solcher 
Gneissbildungen  ,  welche    z.  Th.  zu   wichtigen  Erörterungen   über 


436  Verschiedene  Vorkommnisse  von  Gneise. 

ihre  architektonischen  nnd  genetischen  Verhältnisse  Anlass  gebo- 
ten haben,  sind: 

Nordöstlich  von  Chemnitz,  westlich  von  Freiberg  liefen  bei 
Mobendorf  und  Mühlbach  drei  grosse,  in  einer  Linie  aDeinander- 
gereihte,  stockartige  Gneissablagerungen  von  vielen  tausend  Fiui 
Mächtigkeit,  über  den  Schichten  der  silurischen  Grauwacke,  und 
unter  den  Conglomeraten  der  alten  Steinkohlenformation  von  Hai- 
nichen  und  Ebersdorf.  Bisweilen  wird  der  Gneiss  granitartig,  oft 
auch  geht  er  in  Glimmerschiefer,  seltener  in  Grünsteinschiefer  über, 
nirgends  aber  in  Grauwacke  oder  Grauwackenschiefer,  denen  er 
deutlich  und  regelmässig  aufgelagert  ist  (vgl.  Naumann,  N.  Jahrb.  iL 
Min.  1850.  514  ;  auch  geogn.  Beschr.  des  Kgr.  Sachsen  L  79.  IL  352). 

Rings  um  die  Stadt  Münchberg  vor  dem  nordwestlichen  Ab&U 
des  Fichtelgebirges  ruht  ebenfalls  eine  ungefähr  über  acht  Quadntr 
meilen  ausgedehnte,  im  Umriss  ellipsenförmige  Gneissbildnng^  dem 
Jüngern  Thonschiefer  und  der  Culmgrauwacke  auf,  scheinbar  eine 
bassinförmige  Vertiefung  dieser  Schichten  ausfüllend.  Bei  Grfifen- 
gehaig,  Eppenreuth,  Schauenstein  wird  der  Gneiss  etwas  granit^ 
artig,  an  der  südöstlicheu  Grenze  geht  er  in  Glimmerschiefer  Über. 
Gümbel  hat  neuerdings  mit  markscheiderischer  Genauigkeit  gezeigt, 
dass  diese  Bildung  wohl  nicht  eine  wirkliche  ursprüngliche  Ein- 
lagerung sei,  sondern  dass  man  die  eigenthümliche  Lagerangsweise 
als  Folge  einer  Schichten-Uebevkippung  betrachten  müsse,  welche 
durch  bedeutende  Hebungen  hervorgebracht  worden  sei,  bei  denen 
die  Gneissmassen  gesprengt,  ausoinandergetrieben,  und  an  ibroi 
Rändern  übergebogen  worden  seien;  auch  die  unter  dem  Grneiss 
liegenden,  verschiedenalterigeu  Thonschiefer  und  Grauwackegebilde 
liegen  in  der  umgekehrten  Ordnung  ihres  Alters  aufeinander  (N. 
Jahrb.  f.  Min.  IHGl.  257  und  1863.  318).  Naumann  hat  sich 
gegen  diese  AutTassung  ausgesprochen  und  an  seiner  frühem  An- 
sicht festgehalten,  dass  man  es  hier  mit  einer  wirklichen  jungem 
Bildung  zu  thuu  habe  (N.  Jahrbuch  f.  Min.  1863.  1  und  531;  vgL 
auch  Fr.  Hoflfmann,  Poggend.  Ann.  XVI.  1829.  545). 

In  Sutherland  (Schottland)  ist  über  untersilurischen  Gesteinen 
in  regelmässig  concordanter  Lagerung  ein  mächtiges  Schichtensystem 
aus  Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Chloritschiefer  bestehend,  in  sehr 
deutlicher  Weise  ausgebreitet,  welches  sich  vom  Cap  Wrath  bis  zu 
den  Grenzen  der  Grafschaften  Caithness  und  Ross  hinzieht.    Anch 


Verschiedene  Vorkommnisse  von  Gneiss.  487 

anderswo  sind  dort  solche  Auflagerungen  bekannt.  Vgl.  darüber 
James  Nicol,  Qu.  journ.  of  geol.  soc.  XIII.  1857.  17.  Murchison, 
ebendas.  XV.  1859.  382). 

Keilhau  hat  in  seiner  Gaea  norvegica  (I.  277.  284.  382)  ge- 
zeigt, dass  derlei  neuere  Gneissbildungen  in  Norwegen  in  noch  viel 
bedeutenderer  Verbreitung  auftreten.  Bei  Talvig  in  West-Finnmarken 
liegt  über  Thonschiefern,  Kalksteinen  und  Thonglimmerschiefem 
der  Uebergangsformation  eine  mächtige  Ablagerung  von  Gneiss, 
ähnlich  bei  Nögelen  am  Quänangerfjord  Glimmerschiefer  über  Ueber- 
gangsschiefern,  -Kalksteinen  und  -Quarziten.  Das  ausgedehnte  Gebiet 
der  krystallinischen  Schiefer  Centralnorwegens  zeigt  an  seiner  süd- 
lichen Grenze  zwischen  Ösen  und  Bödal  eine  gleichförmige  Auf- 
lagerung auf  den  Silurschichten :  östlich  von  Ösen  und  südwestlich 
von  Bödal  liegen  dieselben  krystallinischen  Schiefer  abweichend  auf 
den  Schichtenköpfen  der  uralten  Gneisse.  An  einigen  Punkten,  z.  B. 
in  Hallingdalen  beobachtet  man  deutlich,  wie  der  unterste  siluri- 
sche Thonschiefer  nach  oben  zu  allmählich  in  Chloritschiefer,  Horn- 
blendeschiefer, Glimmerschiefer  oder  Gneiss  übergeht ;  manche  Berge 
bestehen  an  ihrem  Fuss  aus  Thonschiefer,  an  ihrem  Gipfel  ans 
Gneiss,  an  ihrem  Abhang  aus  Mittel gesteinen  zwischen  beiden. 

Höchst  merkwürdig  sind  die  neuem  Gneissbildongen  in  den 
Alpen,  welche  namentlich  von  Studer  eingehend  beschrieben  worden 
sind.  Am  Col  de  Geant  beim  Montblanc,  an  der  Grimsel,  am  St. 
Gotthardt,  also  mitten  in  den  Centralmassen  der  Alpen  finden  sich 
colossale  Gneissstöcke,  deren  Schichten  eine  fächerförmig  nach  oben 
auseinanderlaufende  Gruppirung  zeigen,  meistens  zwischen  Kalk- 
massen eingeklemmt,  welche  nicht  älter  sind  als'^  die  Liasformation. 
Pie  Art  der  Einkeilung  und  andere  üeberlagemngen  lassen  keinen 
Zweifel  obw^alten,  dass  diese  alpinen  Gneisse  jünger  sind,  als  die 
Kalksteine,  dass  sie  also  erst  nach  der  Liasformation  gebildet  wor- 
den sind  (Studer,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1844.  450  und  1847.  179; 
auch  Lehrb.  der  physik.  Geographie  II.  153).  Am  Ausgang  des 
Graubündner  Val  Tuors  bei  Bergün  ist  z.  B.  ein  aus  Gneiss  und 
Glimmerschiefer  fächerförmig  gebauter  Stock  zwischen  rothen  Sand- 
stein eingeklemmt,  welcher  selbst  von  den  Kalksteinen  und  Dolo- 
miten des  Albulahornes  und  der  Rabeschkette  umgeben  ist. 

Ueber  alle  diese  Vorkommnisse  vgl.  die  Darstellung  der  ge- 
netischen Verhältnisse  der  krystalliniBchen  Schiefer. 


438  Gneiss. 

Kersten,  Periklin  im  Gneiss,  Journ.  f.  pr.  Chemie  XXXYII.  172  u. 

N.  Jahrb.  f.  Min.  1847.  210. 
Jenzsch,  Feldspathe  im  rothen  und  grauen  Gneiss,  Berg-  u.  häi- 

tenmänii.  Zeitung  1864. 
Y.  Hochstetter,  Granat  im  Gneiss,  Jahrb.  d.  geol.  Kanst.  Y.  62. 
Scheerer,  accessorische  Bestandmassen  im  Gneiss,  N.  Jahrb.  f.  Min. 

1843.  633;  660;  662. 
V.  Uochstetter,  Oligoklasgneiss,  Novara- Reise  1861.  1.  324. 
Schönfeld  und  Koscoe,  Gneissanalysen,  Annal.  d.  Chem.  u.  Pharm. 

1854.   305. 
Quincke,  Gneissanalysen,  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  XCIX.  1856.  232. 
Schecrer,  Winduugen  der  Gneissscliichten,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1843. 632. 
V.  Uochstetter,  Windungen  der   Gneissschicht«n  d.  Böhmerwaldei, 

Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  V.  575. 
Jokely,  transversale  Schieferung  beim  Gneiss,  Jahrb.  d.  geol.  R.antt 

VI.  1855.  371. 
Studer,    transversale  Schieferung  beim   Gneiss,  N.  Jahrb.  f.  Min. 

1850.  828. 
Keilhau,  transversale  Schieferung  beim  Gneiss,  Nyt  Magaz.  f.  na- 

turvideuskaberne  IV.  1844.  276;    N.  Jahrb.  f.  Min.  1846.  846. 
Naumann,  transversale  Schieferung  beim  Gneiss,  Geogn.  Besohr.  d. 

Königr.  Sachsen  V.  40. 
Websky,  Cordieritgneiss  von  Kupferberg,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges. 

1853.  V.  381. 
Gümbel,  Graphitgneiss  des  bayer.  Waldes,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1855. 175. 
jfelie  de  Beaumont,  Graphitgneiss  der  Vogesen,    Expl.  de  la  carte 

geol.  d.  1.  Fr.  I.  310. 
Ueber  Cornubianit.  Geogn.  Beschr.  des  Königr.  Sachsen,  Kaumann 

und  V.  Cotta,  II.  265  und  V.  51. 
Fournet.  Cornubianit,  Meni.  sur  la  geologie  de  la  partie  des  Alpes 

comprise  entre  le  Valais  et  l'Oisans  p.  29. 
Boase,  Cornubianit,   Trans,   of  the  geol.   soc.  of  Comwall  IV.  890. 
Credner,  Granitgneiss  in  Oberkarnthen  und  Salzburg,  N.  Jahrb.  f. 

Min.   1850.  514.  Hornblendegnoiss  ebendas.  549. 
Peters,  Hornblendegneiss  in  Oberösterreich,  Jahrb.  d.  geol.  R.an8t. 

IV.  1853.  236. 
Kittel,  Hornblendegneiss,  Umgegend v.  Aschaftenburg  1840.  Hu. 27. 
Studer.  Protogingneiss,   Lohrb.  der  physik.  Geogr.  1844.  331. 
Delesse,  Protogingneiss  der  Alpen,  Annale»  de  chimie  et  de  physi- 

que  '3)  XXV  und  Bull,  de  la  soc.  geol.  (2)  VI.  230. 
H.  Müller,  rother  und  grauer  Gneiss,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1850.  592. 

Berg-  u.  hüttenmünn.  Zeitung  1863  Nro.  27,  daraus  in  N.  Jahrb. 

f.  Min.  1863.  613.  ebendas.  1864.  829. 
V.  Cotta,   rother  und  grauer   Gneiss,    N.  Jahrb.  f.   Min.  1844.  681 

und  1854.  39. 
Scheerer,  Gneisse  Sachsens,  Jahrb.  d.  süchs.  Bergakad.  zu  Freiberg 

1858.  210;  1861.  252;   1862.  188.  Göttingor  Gelehrte  Anzeigen 


Granulit.  489 

1861.  33;  daraus  in  N.  Jahrb.  f.  Min.  1861.  618;   Zeitschr«  d. 
d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  23. 

Jokely,    rother  und  grauer  Gneiss  in  Böhmen,  Jahrb.  d.  geol.  R.- 

anst.  1857.  519. 
Jokely,    Gneiss  des  mittlem  Böhmens,  Jahrb.  d.  geol.  R.an8t.  VI. 

1855.  357.  484. 
V.  Andrian,   rother  u.  grauer  Gneiss  aus  dem  Chmdimer  u.  Csas- 

lauer  Kreise,  Böhmen,  Jahrb.  der  geol.  R.anst.  XIII.  1868.  186. 
V.  Zepharovich,   Gneiss  des  Pilsener  Kreises  in  Böhmen,  Jahrb.  d. 

geol.  R.anst.  V.  1854.  274. 
G.  A.  £.  Reuss,   Gneiss  im-  böhm.  Mittelgebirge,  ümgeb.  v.  Teplits 

u.  Bilin  1840.  1. 
Gümbel,  Gn.  d.  bayer.  Waldgeb.,  Bavaria  1861. 
C.  Fuchs,  Gneiss   aus  dem  Eckorthai   im  Harz,    N.  Jahrb*  f.  Hin. 

1862.  810  u.  851. 

Kessler,  Gneisse  aus  dem  Renchthal,  Baden,  in  Beiträge  zur  Sta- 
tistik des  Grossh.  Baden  XVI.  21.  26. 

vom  Rath,  Gneiss  in  Graubündten,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  1868. 199. 

Keilhau,  Gneiss  Norwegens,  Gaea  Norvegica  III.  1;  vgl.  N.  Jahrb. 
f.  Min.  1851.  257. 

Harvey  Holl,  Gneisse  der  Malvem  Hills,  Qu.  joum.  of  the  geol. 
soc.  XXI.  1865.  73. 

Dufrenoy,  Gn.  Centralf rankr..  Expl.  d.  I.  carte  g6ol.  d.  l.  Fr.  L  118. 

flraatlii. 

Weissstein,  Leptynite,  Enrite  schistoide. 

V.  Justi  beschrieb  zuerst  im  Jahre  1761  den  Grannlit  aus 
der  Gegend  von  Namiest  in  Mähren  unter  dem  Namen  Namiester 
Stein  als  einen  neuen  Halbedelstein.  Späterhin  nannte  man  das 
Gestein  Weissstein  wegen  seiner  weissen  oder  hellen  Farbe  (z.  B. 
Engelbrecht  »Kurze  Beschreibung  des  Weisssteins,  einer  im  geo- 
gnostischen  System  bisher  unbekannt  gewesenen  Gebirgsart.  Leipzig 
1802.«);  da  indessen  auch  hier  und  da  dunklere  Farben  vorkom- 
men, so  schlug  Weiss  den  Namen  Granulit  vor  (Neue  Schriften  der 
Gesellschaft  naturforschender  Freunde  in  Berlin  IV.  350),  welcher 
jetzt  der  allgemein  übliche  ist. 

Der  Granulit  ist  ein  schieferiges  Gemenge  von  Feldspath 
und  Quarz  mit  eingestreuten  kleinen  Granaten.  Der  Feldspath 
bildet  eine  feinkörnige  bis  dichte  Grundmasse,  in  welcher  platte 
Körner  oder  dünne,  oft  nur  papierdicke  Lamellen  von  Quarz  in 
einzelnen  parallelen  Lagen  vertheilt  sind,  welche  dem  Gestein  eine 
auf   dem  Querbruch    deutlich   hervortretende  Schiefertextur   verlei* 


440  Mineralogische  Zusammensetzang  d.  Granulit. 

hen.  Der  Feldspath  ist  meistens  der  Hauptbestandtbeil  des  Ge- 
steins und  überwiegt  in  der  Kegel  den  Quarz,  seine  bellen,  weiBsen, 
lichtgrauen,  lichtgelben  oder  lichtrötblicben  Farben  bedingen  die 
gewöhnliche  Färbung  des  Granulit.  Neben  diesen  Gemengtbeilen 
erscheinen  rothe  Granaten  eingestreut,  welche  seiton  die  Grosse 
einer  Erbse  übersteigen  und  oft  zu  mikroskopischer  Kleinheit  hin- 
absinken; mehr  als  erbsengrosse  Granatpartieen  sind  immer  eine 
Anhäufung  vieler  einzelner  kleiner  Kömchen.  Sie  sind  in  grösse- 
rer oder  geringerer  Menge  in  dem  Gestein  vorhanden,  werden  aber 
nur  sehr  selten  ganz  in  dem  Gemenge  vermisst,  und  dürften  daher 
auch  wohl  mit  Recht  zu  den  wesentlichen  Bestandtheilen  gezählt 
werden.  In  einigen  Granuliten  trägt  ebenfalls  der  Granat  zur  Schie- 
ferung bei,  indem  seine  kleinen  flachen  Körnchen  zu  zusammen- 
hängenden briefpapierdünnen  Lamellen  verwoben  erscheinen,  welche 
parallel  in  die  Feldspath-Quarzmasse  eingelagert  sind  und  auf  den 
Spaltungsflächen  des   Gesteins   als    röthliche  Flecken   hervorti*eten. 

Der  P'eldspath  scheint  zweierlei  zu  sein,  sowohl  Orthoklas  als 
ein  kliuoklastischer,  w^ahrscheinlich  meist  Oligoklas.  Hornig,  wel- 
cher drei  Granulitvarietäten  aus  der  Gegend  von  Krems  in  Oester- 
reich  untersuchte ,  fand  darin  mehrere  Procent  Natron ,  was  auf 
einen  natronhaltigen  Feldspath  hinweist  (Sitzgsber.  d.  Wien.  Aka- 
demie VII.  1851.  580).  Auch  v.  Hochstetter  entdeckte  in  dem 
böhmischen  Granulit  von  Krumau  einen  klinoklastischen  Feldspath, 
welcher  durch  Carl  v.  Hauer  untersucht,  sich  als  ächter  Oligoklas 
erwies  mit  Kieselsäure  G3.16,  Thonerdo  23.16,  Kalk  3.00,  Kali  0.17., 
Natron  9.72,  Wasser  0.79  (Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  1854.  11). 
Der  Quarz  ist  meistens  lichtgrau,  graulichweiss,  milchweiss. 

Manchmal  finden  sich  Granulitvariet«äten,  welche,  wahrschein- 
lich durch  eine  Beimischung  von  Eisenoxydul  dunklere,  schwärzlich- 
grüne  bis  fast  schwarze  Farben  zeigen. 

Glimmer  tritt  sehr  häufig  und  zwar  oft  ziemlich  reichlich  in 
das  Mineralgemcnge  ein ;  seine  dünnen ,  in  der  Regel  weissen,  sel- 
tener schwarzen  Blättchen ,  welche  entweder  zerstreut  liegen  oder 
sich  zu  dünnen  Schuppen  zusammengi'uppiren,  haben  stets  eine  par- 
allele Anordnung,  wodurch  die  Schiefertextur  noch  gesteigert  und 
deutlicher  wird.  In  den  granatreichen  Granuliten  findet  sich  nur 
höchst  selten  ein  Glimmerblättchen  und  das  sind  die  charakteri- 
stischsten. Granulitvarietäten  ;  je  mehr  Glimmer  vorhanden  ist,  desto 


Mineralogische  Zasammensetsang  d.  Grannlit  441 

mehr  tritt  der  Oranat  zurück,  so  dass  diese  Mineralien  quantitativ 
in  einem  umgekehrten  VerhältniBS  zu  stehen  scheinen.  löt  sehr  viel 
Glimmer  anwesend,  so  tritt  der  Granat  fast  gänzlich  zurück,  es 
sind  diese  Gesteine  aber  bereits  keine  ächten  Granulite  mehr,  son- 
dern Uebergangsgesteine  in  Gneiss,  welcher  aus  Feldspath,  Quan 
und  Glimmer  besteht.  Erscheinen  derlei  Zwischenglieder  in  einem 
Gneiss-  oder  Granitterrain,  so  pflegt  man  sie  Granulitgneiss 
zu  nennen ,  treten  sie  in  Verbindung  mit  Granuliten  auf,  so  be- 
zeichnet man  sie  wohl  als  Gneis sgranulit. 

Hellblauer  Cyanit  ist,  zumal  in  den  schieferigen,  glimmerlosen 
Granuliten  in  einzelnen  unregelmässigen  Kömern  oder  kurzen  breit- 
säulenförmigen ,  jedoch  nie  mit  Endflächen  versehenen  Krystallen 
eingesprengt  (Kauffungen ,  Penig ,  Langenberg  bei  Hohenstein  in 
Sachsen,  Böhmerwald).  Im  Böhmerwald  fand  v.  Hochstetter  auch 
ein  bläulich-  oder  gelblichweisses  bis  farbloses  durchscheinendes 
cyanitähnliches  Mineral,  zu  feinstengeligen,  schilfartig  gekrümmten, 
büschelförmigen  Aggregaten  zusammengewachsen,  das  sehr  an  die 
als  Sillimanit  beschriebene  Varietät  erinnert.  Während  der  Tur- 
malin  im. Allgemeinen  ein  seltener  accessorischer  Gemengtheil  der 
Granulite  ist,  erscheint  er  doch  in  einigen  Varietäten  als  feine 
schwarze  Nadeln  oder  Krystallbüschel  so  häufig,  dass  er  den  Gra- 
nat verdrängt  und  vollständig  dessen  Rolle  übernimmt.  Man  nennt 
solche  turmalinreiche  Gesteine  Turmalingranulite  und  könnte 
ihnen  die  granatführenden  Granulite  als  Granat  granulite  ge- 
genübersetzen. Sie  finden  sich  nach  v.  Hochstettor  z.  B.  amMatzo 
bei  Jaronin,  bei  Siebitz  unweit  Ochsbrunn  im  Böhmerwald,  wo  sie 
indessen  auch  Granat  führen  (Jahrb.  der  geol.  Reichsanst.  V.  15), 
nach  Gümbel  unter  den  Granuliten  der  Oberpfalz  (Correspondenzbl. 
des  zool.-min.  Ver.  v.  Regensburg  1853.  157);  nie  kommt  Cyanit 
neben  Turmalin  vor.  Seltene  Hornblendesäulen  beobachtete  Czjzek 
bei  Gurhof,  Göttweih  u.  a.  0.  in  Niedeiöst erreich. 

Je  zahlreicher  die  Quarzlamellen  auftreten,  desto  deutlicher 
ist  die  Schiefertextur  des  Granu lit  ausgebildet.  Bisweilen  enscheint 
der  Quarz  aber  nicht  in  dünnen  Lamellen ,  sondei*n  in  rundlichen 
Körnern,  welche  dann  auch  zerstreut  in  der  Feldspathmasse  umher- 
licgen  und  während  so  die  schieferige  Textur  entweder  ganz  ver- 
loren geht,  oder  nur  sehr  undeutlich  zum  Vorschein  kommt,  erhält 
das  Gestein  eine  mehr  körnige  Textur.     Bandstreifigen    Gra- 


442  Chemische  Zusaminensetzung  d.  Granulit. 

nulit  (an  der  Zschopau  zwischen  Sachsenbarg  und  Schönbom  in 
Sachsen)  nennt  v.  Cotta  denjenigen,  welcher  durch  parallele  Glim- 
merz wischenlagen  streifig  erscheint.  Als  körnig-schuppigen 
Granulit  kann  man  mit  Naumann  jene  Varietät  bezeichnen,  in  wel- 
cher der  Quarz  einzelne  flache  linsenförmige  Körner  bildet;  ob- 
schon  diese  meist  parallel  gelagert  sind  und  auch  einzdne  Glim- 
merflasem  sich  einstellen,  zeigt  sich  dennoch  auf  dem  Querbmch 
keine  so  deutliche  Schiefertextur,  wie  sie  der  gewöhnliche  Ghranalit 
besitzt.  Spaltbarkeit  ist  indessen  immer  noch  vorhanden.  Im  Böh- 
merwald unterscheidet  v.  Hochstetter  körnigen,  schieferigen,  kör- 
nig-schuppigen, körnig-streifigen  und  Turmalin-Granulit.  Der  sog. 
Forellengranulit  vom  Gloggnitzer  Schlossberg  bei  Wiener- 
Neustadt  zeigt  dunkle  Flecken,  welche  von  Homblendebeimengung 
herrühren. 

V.  Hochstetter  sah  bei  Snirn  und  am  Sandberg  bei  Rothen- 
hof  im  ßöhmerwald  im  schuppig -körnigen  Granulit  haselnoBS-  bb 
wallnussgrosse  Kugeln  von  ellipsoidi scher  Rundung,  welche  ans  ge- 
wöhnlichem Granulit  oder  aus  Quarz  oder  Orthoklas  bestehen  (Jahrb. 
d.  geol.  Reichsnnst.  V.   1854.  15). 

Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  der  Granulite  bt  bis 
jetzt  verhiiltnissmässig  nur  wenig  bekannt;  als  vorherrschend  Or- 
thoklas-Quarz-Gesteine kommt  ihr  Kieselsäuregehalt  dem  der  Gra- 
nite nahe,  je  nach  dem  Gehalt  an  Granat,  an  Cyanit  und  Glimmer 
wechselt  die  Menge  der  Sesquioxyde  und  alkalischen  Erden.  Von 
den  charakteristischen  sächsischen  Granuliten  besitzen  wir  erst  eine 
Analyse. 

I.  Sehi*  feinkörniger  ,  gi-aulich weisser  Granulit  mit  vielen  ro- 
then  Granaten  und  wenig  blauen  Cyaniten,  zwischen  Aggsbach  und 
Gurhof  in  der  Gegend  von  Krems  in  Oesterreich.  Hornig,  Sitzgsber. 
d.  Wien.  Akademie  VII.  1851.  586. 

IL  Feinkörniger  weisser  Granulit  mit  vielem  Granat  und  Cya- 
nit von  Unterbergern ,  südlich  von  Mautern,  Donau.  Hornig,  ebds. 

HI.  Ausgezeichnet  schieferiger  Grauulit  von  Rosswein  in  Sach- 
sen.    Zirkel,  Poggend.  Annal.  CXXIl.   18H4.  625. 

IV.  Granulit  vom  Gulfjeld  in  Norwegen,  vorwiegend  aus 
weissem  Orthoklas  bestehend  mit  mikroskopischen  Quarz-  und  Gra- 
natkryställchen  und  zahlreichen  feinen  Homblendenadeln.  Th.  Hjori- 
dahl  (vgl.  unten). 


Chemische  Zusammensetsang  d.  Granalit. 


448 


I. 

n. 

ni. 

IV. 

Kieselsäure   .     .     . 

.     73.04 . 

73.71 

69.94 

75.81 

Thonerde      .     .     . 

8.23 

11.91 

10.05 

12.38 

Eisenozyd     .     .     .     . 

1.36 

1.38 

— 

— 

Eiseno:qrdal       .     .     . 

6.77 

6.08 

4.66 

8.78 

Manganoxydul  .     . 

2.32 

1.83 

— 

— 

Kalk 

1.18 

2.21 

2.41 

2.74 

Magnesia      .     .     . 

— 

— 

1.60 

0.09 

Kali 

7.11 

1.60 

5.94 

0.97 

Natron     .... 

— 

2.37 

3.30 

3.98 

Gltthverlust  .     .     . 

"löö.öo" 

— 

0.98 

0.66 

99.99 

98.88 

1Ö0.36 

I  und  II  enthalten  Spuren  von  Phosphorsäore.  Hornig  fährt  auch 
von  Strass,  nordöstlich  von  Krems  ein  Gestein  auf  mit  nur  53.66  Kie- 
selsäure, welches  kein  ächter  Granalit  ist,  sondern  ein  Uebergangs- 
glied  in  hornblendehaltige  Gesteine  darstellt.  Das  spec.  Gew.  des 
Granulit  von  Kosswein  (III)  beträgt  2.687 ;  sein  Alkalienverhält- 
niss  ist  derart,  dass  es  eine  Beimengung  von  klinoklastischem  Na- 
tronfeldspath  wahrscheinlich  macht ;  gleichfalls  das  von  IV.  Delesse 
bestimmte  das  spec.  Gewicht  eines  »Gneiss- Granulit«  von  Tholy 
in  den  Vogesen  zu  2.651 ,  das  eines  Granulit  von  St.  Etienne 
zu  2.617. 

Dass  durch  Zunahme  des  Gehalts  an  Glimmer  der  Uebergang 
des  Granulit  in  einen  feinflaserigen  Gneiss  vermittelt  wird,  wurde 
schon  oben  bemerkt. 

Neben  der  ausgezeichneten  Schieferung  zeigt  der  Granulit 
auch  in  der  Kegel  eine  sehr  regelmässige  und  dentUcEe  Sohichtung, 
welche  um  so  vollkommener  erscheint,  je  mehr  die  Schieferung  aus- 
gebildet ist,  während  die  mehr  körnigen  Granulite  mächtigere  und 
weniger  deutliche  Schichten  bilden.  Schieferung  und  Schichtung 
ist  in  den  meisten  Fällen  einander  parallel,  v.  Hochstetter  be- 
obachtete jedoch  an  den  glimmerreichen  körnigstreifigen  Granuliten 
Böhmens  bei  Kruinau  bisweilen  eine  Paralleltextur,  welche  die  plat- 
tenförmige  Schichtung  quer  durchsetzt,  eine  Erscheinung  also,  die 
der  transversalen  Schieferung  ähnlich  ist.  Die  Schichten  sind  im 
Ganzen  gewöhnlich  ebenflächig  und  liefern  schöne  Steinplatten, 
mitunter  aber  auch  gebogen  und  undulirt.  Vielfach  gewundene 
Schichten  sind  z.  B.  oberhalb  Gallenberg  und  unterhalb  Niederfrohna 


444  Vorkommnisse  von  Granulit. 

in  der  sächsischen  Granulitpartie  wahrzunehmen,  wie  dies  aacb  Ton 
Naumann  angeführt  wird.  Nach  Fallou  lassen  bei  Saalbach  unter- 
halb Waldheim  die  Schichten  des  Granulit  die  manchfachsten  Win- 
dungen und  Biegungen  erkennen,  »bald  schlangen-  und  flammen- 
förmig  emporsteigend,  bald  in  elliptischer  oder  gekräuselter  Ver- 
schlingung, bald  strahlenförmig  divergirend,  gleich  den  Jahresrin- 
gen im  Längendiirchschnitt  eines  alten  knorrigen  oder  astreicben 
Baumes*.     (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  VII.   1855.  403.) 

Unter  allen  Granulitpartieen  ist  die  sächsische  ohne  Zweifel 
die  am  genauesten  erforschte,  von  welcher  Naumann  eine  sehr  voll- 
ständige und  meisterhaft  klare  Darstellung  gibt.  Der  Granulit 
bildet  in  Sachsen  eine  von  S.-W.  nach  N.-O.  langgestreckte  El- 
lipse, deren  grösste  Länge  zwischen  Döbeln  und  Hohenstein  6  Mei- 
len, deren  grösste  Breite  zwischen  Sachsenburg  und  Rochlitz  2\ 
Meile  beträgt,  und  welche  von  einem  mächtigen  wallförmigen  Man- 
tel von  Glimmerschiefer  allseitig  umhüllt  wird,  der  nach  aussen  zu 
allmählich  in  Thonschiefer  verläuft.  Die  Contouren  dieser  Ellipse 
sind  nicht  ganz  regelmässig,  indem  bald  halbinselartige  Schiefer- 
partieen  sich  in  den  Granulit  hineinerstrecken,  bald  dieser  als  spitzer 
Keil  in  das  umgebende  Schiefergebirge  hineindringt.  Diese  halb- 
inselartigen Ausläufer  des  Schiefergebirges  zeigen  die  höchst  beach- 
tenswerthe  Erscheinung,  dass  sie,  an  dem  einen  Ende  mit  dem 
Glimmerschiefer  zusammenhängend,  inmitten  des  Granulit  aus  einem 
eigenthümlichen  charakteristischen  Gneiss  bestehen.  So  z.  B.  geht 
die  Glimmerschieferzunge,  welche  sich  auf  der  westlichen  Seite  der 
Granulitpartie  bei  Göhren  abzweigt,  in  ihrer  weitern  Erstreckung 
(über  Luntzenau  nach  Hochsburg)  in  den  Granulit  hinein  in  einen 
sehr  krystallinischen ,  dunkelfarbigen,  cordicritreichen  Gneiss  über. 
Dasselbe  ist  bei  der  schmalen  und  langen  von  Süden  auslaufenden 
Halbinsel  der  Fall,  welche  sich  von  Limbach  nach  Claussnitz  er- 
streckt, auch  der  äussere,  stetig  fortlaufende  Glimmerschieferman- 
tel zeigt  sehr  häufig  au  der  Grenze  gegen  den  Granulit  sich  in 
Gneiss  metamorphosirt. 

Inmitten  dieser  Granulitellipse  treten  nun  völlig  isolirte,  insel- 
förmige  Partieen  von  Gneiss  und  Granit  auf,  von  denen  die  erstem 
ganz    dieselbe    petrographische    Beschaffenheit   offenbaren,    welche 
den  vom  Glimmerschiefer  ausgesandten  Vorsprüngen  innerhalb  des  - 
Granulit    eigen    ist.     Aus    diesen  Verhältnissen    schliesst  Naumann 


Yorkommnisse  von  Oraniilit.  446 

mit  Recht,  dass  diese  Gneisse,  gleichsam  im  Ghranalit  schwimmende 
Massen,  ursprünglich  Glimmerschiefer  gewesen  sind  und  durch  den 
Granulit  in  derselben  Weise  eine  Metamorphose  erlitten  haben,  wie 
sie  jenen  Halbinseln  offenbar  zu  Theil  geworden  ist.  Der  Granit 
bildet  ausser  andern  kleinem  inselförmigen  Ablagerungen  im  Gra- 
nulit einen  drei  Meilen  langen  schmalen  Zug  in  der  Richtung  von 
Burgstädt  nach  Mittweida.  Die  Begrenzungsfläche  zwischen  Granit 
und  Granulit  ist  meistens  eine  sehr  scharfe,  wie  man  dies  z.  B.  im 
Steiubruch  vor  dem  Brühlthore  bei  Mittweida  (nach  der  Walkmühle 
zu),  an  dem  rechten  Zschopau-Ufer  vor  Mittweida  deutlich  beob- 
achten kann:  die Granulitschichten  stossen  an  dem  Granit  ab,  und 
in  den  Granulit  hinein  verzweigen  sich  Gänge  von  Granit,  welche 
den  Schichtenbau  desselben  stören  und  scharfkantige  Fragmente 
desselben  enthalten.  An  der  Einmündung  desBärwalder  Bachs  in 
die  Zschopau  bei  Waldheim  verläuft  aber  der  geschichtete  Granu- 
lit allmählich  in  ungeschichteten  Granit,  (Fallou,  Karst,  u.  v.  D.  Ar- 
chiv XYI.  1842.  426).  Eine  ungeheure  Anzahl  von  Gängen  desselben 
Granit  setzt  bei  Waldheim,  Kriebstein  und  Ehrenberg  im  Granulit 
auf,  scharf  dessen  Schichten  durchschneidend  und  Bruchstücke  davon 
einschliessend ;  vgl.  Fr.  Hoffmann,  Poggend.  Ann.  XVI.  1829.  538.  Am 
Ufer  der  Mulde  dicht  bei  Penig  durchsetzen  ebenfalls  viele,  oft  nur 
fingerdicke  Granitgänge  den  Granulit.  v.  Cotta  berichtet  auch,  dass 
der  Granulit  von  Rosswein  und  Hainichen  fast  überall  von  Granit- 
adern der  verschiedensten  Mächtigkeit  (von  wenigen  Zoll  bis  einigen 
hundert  Fuss)  durchdrungen  ist,  welche  sehr  oft  die  scharf  ab- 
schneidenden Granulitlagen  umbiegen.  In  einem  Steinbruch  zwischen 
Burgstädt  und  der  Höllenmühle  umschliesst  der  Granit  scharfran- 
dige,  deutlich  abgegrenzte  Bruchstücke  von  Granulit  und  Gneiss; 
solche  grössere  cordieritführende  Gneissblöcke  sind  häufig  dem 
Granit  eingesenkt,  so  z.  B.  in  dem  Granitsteinbruch  der  Commune 
zu  Mittweida  (ehemals  Fischer)  hinter  dem  Gasthaus  zur  Stadt 
Chemnitz. 

In  dieser  Granulitpartie  erscheinen  zahlreiche  Serpentinstöcke, 
z.  B.  bei  Waldheim  und  Greifendorf  im  Norden,  bei  Callenberg  im 
Süden  (vgl.  I.  S.  327).  Gabbro  bildet  ebenfalls  mehrere  Ablagerungen, 
darunter  die  grösste  an  der  Grenze  bei  Rosswein  im  Nordosten,  Hy- 
persthenit  einen  Stock  hinter  der  Uöllenmühle  auf  dem  Wege  von 
Burgstädt  nach  Penig.     Südlich  von  dieser  grossen  Granulitellipse 


446  Vorkommnisse  Ton  Granulit. 

finden  sich  inmitten  des  GliinmerschieferB  bei  Tirscbheim  nnd  Lobs- 
dorf noch  zwei  ganz  kleine  Granulitpartieen. 

In  ßöhmen  treten  südwestlich  und  westlich  von  BadweiB, 
bei  Knimau,  Prachatitz  und  Christianberg  drei  abgeschlossene  gros- 
sere Granulitpartieen  neben  mehrem  kleinern  auf,  deren  Yerhlli- 
nisse  durch  v.  Hochstetter  sehr  eingehend  beschrieben  worden  sind 
(Jahrb.  der  kk.  geol.  Reichsanst.  1854.  1 — 67).  Granit  and  Gneiss 
kommen  im  Granulitgebirge  in  so  inniger  Verbindung  nnd  in  so 
allmählichen  Uebergängen  ineinander  und  in  dem  Granulit  vor,  dass 
es  unmöglich  wird,  sie  mit  scharfen  Grenzen  zu  trennen ;  Serpentine 
bilden  regelmässige  sich  wieder  auskeilende  Lager  oder  Lagerstöcke 
theils  auf  den  Grenzen  des  Granulit  und  diesen  nntertenfend,  theils 
im  Granulit  selbst  eingeschichtet.  Auch  im  Thal  der  Eger  in  der 
Umgegend  von  Warta  zwischen  Dömity.  und  Wotsch  in  Böhmen 
erhebt  sich  am  nördlichen  Ufer  pfeilerförmig  abgesonderter  Granulit 
in  hohen  Felsmassen  und  wird  von  fünf  mächtigen  Basaltgängon 
durchsetzt;  gleichfalls  noch  weiter  ostwärts  tritt  er,  beinahe  über- 
all Granat  und  Cyanitkörner  führend  zwischen  Klösterle  nnd  Ka- 
den  und  östlich  von  letzterer  Stadt  an  beiden  Egerufera  zu  Tage. 
Bei  Aschaffeuburg  bildet  nach  Kittel  der  Granulit  regelmässige 
EinSchichtungen  im  Gneiss.  Dasselbe  ist  mit  den  niederösterrci- 
chischen  Grnnuliten  von  Gloggnitz,  Göttweih  und  Krems  der  Fall 
(Czjzek,  Jahrb.  der  geol.  Reichsanst.  1853. 26()).  Bei  Namiest  in  Mäh- 
ren.    In  Schlesien  nach  Gerhard  (Taschenbuch  f.  Miner.  1822.  547). 

Senft  fand  am  Ebersberge  zwei  Stunden  östlich  von  Eise- 
nach einen  mächtigen  Gang  eines  weissen  glimmerhaltigen  Granu- 
litgesteins  im  Glimmerschiefer,  theilweise  von  der  Zechsteinformation 
überlagert. 

In  den  Voj^esen  machte  zuerst  1809  Riesseissen  (Leonhards 
Taschenb.  f.  Min.  1811.  f{79)  auf  das  Vorkommen  von  Granulit 
aufmerksam;  dort  tritt  zwischen  Remiremont,  Gerardmer,  Bruyeres, 
Docelles  und  I^^loyes  eine  ausgedehnte  Granulitbildung  auf,  welche 
sowohl  mit  Gneiss  als  mit  Granit  in  innigem  Verbände  steht,  und 
deren  genauere  Kenutniss  man  PAie  de  Beaumont,  Rozet,  Hogard 
und  Ernset  Puton  verdankt.  Der  Granulit  von  weissen,  graulichen 
und  röthlichen  Farben,  mit  spärlichem  Glimmer  und  meistens  vie- 
len kleinen  Granaten,  geht  einerseits  in  einen  kleinkörnigen  Granit, 
andererseits^  indessen  seltener  durch  reichlichere  Aufnahme  von  Glim- 


YorkommniBse  von  Grannlit.  447 

nier  in  Gneiss  über  (z.  B.  bei  Ste.  Marie-anx-mines),  welcher  über- 
all auf  dem  Grannlit  liegt.  Dennoch  soll  der  Granolit  Fragmente 
von  Gneiss  enthalten,  wie  sowohl  Rozet  als  Puton  ausdrücklich  her- 
vorheben. Eine  grobkörnigere  porphyrartige  Varietät  des  Vc^jesen- 
granit  wird  nach  tAie  de  ßeaumont  bei  Barr  von  Gängen  eines  röth- 
lichen  Granulit  durchsetzt.  Rozet  erwähnt  auch  GranuUtgänge  im 
Gneiss,  umgekehrt  setzen  nach  den  Angaben  von  Puton  im  Granulit 
Gänge  sowohl  eines  gi*obkömigen ,  oft  turmalinführenden ,  als  des 
zuvor  angeführten  feinkörnigen  Granit  auf,  welcher  eng  mit  ihm 
verbunden  ist.  Bei  Ranfaing  fand  Puton  pinithaltigen  Granulit. 
Wie  in  Sachsen,  so  treten  auch  in  den  Vogesen  die  Serpentine  z. 
Theil  als  mächtige  Gänge  gerade  im  Granulitgebiet  auf.  Der  Gra- 
nulit wird  von  den  französischen  Geologen  unter  dem  Namen  Lep- 
tynite  aufgeführt. 

In  der  Umgegend  von  Lyon  geht  am  W^e  von  Condrieuz  nach 
Rive  de  Gier  der  Granulit  einerseits  in  Granit,  andererseits  in  Gneiss 
über,  welcher  im  weitern  Verlauf  des  Gierthab  sich  in  Glimmer- 
schiefer umändert,  so  dass  wenigstens,  was  letztere  Uebergftnge 
betrifft,  hier  vielleicht  ähnliche  Verhältnisse  obwalten  könnten,  wie 
in  der  sächsischen  Granulitpartie.  Bei  dem  Orte  de  Champagnes 
sollen  Granit-  und  Granulitgänge  in  den  Gneiss  hineinsetzen ;  merk- 
würdig ist  die  Beobachtung  Rozets,  welcher  zwischen  des  Hayee 
und  Condrieux  einen  Granulitgang  sah,  der  den  Gneiss  durchsetzte 
und   sich  über  demselben  ausbreitete. 

Naumann  bemerkte  im  Grünsteinschiefer  von  GKilfjeld  in  der 
Gegend  von  Bergen  in  Norwegen  Gänge  und  Lagergänge  eines  Ghra- 
nulit  (Beiträge  zur  Kenntniss  Norwegens  L  146);  es  ist  deijenige, 
welchen  Hjortdahl  später  untersuchte  (vgl.  oben  IV), 

Granulit  Sachsens.  Geognost.  Beschr.  des  Kgrchs.  Sachsen,  v.  Cotta 
II.  Naumann,  Heft  I.  1—49;  Heft  II.  1—57.  Karstens  Archiv 
VI.  1833.  277;  vgl.  auch  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  VII.  1856.  766. 

V  Hüchstetter ,  Gr.  im  Böhmerwald ,  Jahrb.  der  geol.  Reichsanst. 
V.  1854.  2. 

Gümbel,  Gr.  der  Oberpfalz,  Correspondenzbl.  des  z.-m.  Ver  in  Re- 
gensburg 1854.  7. 

Czjzek,  Gr.  von  Molk  in  Niederösterreich,  Jahrb.  der  geol.  Reichs- 
anst. IV.  1853.  268. 

V.  Cotta,    Granitgär.ge  im  Gr.,    Neues  Jahrb.  für  Min,  1851.  578. 

Hogard,  Mem.  sur  le  gisement  des  roches  des  Vosges,  Bull,  de  la 
soc.  d'emulatiün  d.  Vosges.  1829. 


450  AcceBBorische  Gemengtheile  der  Glimmerschiefer. 

Paralleltextur  oder  Streckung  des  'Gneiss  verwandt  eu  sein.  Mut 
bezeichnet  derlei  Gesteine  als  Faltenglimmerschiefer  od«r 
gefältelte  Glimmerschiefer. 

Lagenglimmerschiefer  nennt  man  denjenigen  dickadiie- 
ferigeu  Glimmerschiefer,  in  welchem  Glimmer  und  Quars  sich  in 
einzelne  Lagen  gesondert  haben:  auf  dem  Querbruch  bieten  nch 
dünne  geschieferte  Glimmerlagen  abwechselnd  mit  Lagen  von  fein- 
körnigem Quarz  dar.  Dadurch  wird  eine  gebänderte  Textur  her- 
vorgebracht und  diese  Gesteine,  welche  sich  z.  B.  ausgeceichnet 
bei  Eger  in  Böhmen,  zwischen  Korbach  und  Gefrees  im  Fichtel- 
gebirge finden,  lassen  sich  in  ziemlich  vollkommene  Platten  spalten. 
Werden  die  Glimmerlagcn  dünner  und  verschwinden  sie  zuletit 
gänzlich,  so  gehen  diese  Gesteine  in  Quarzschiefer  über.  Selten  ist 
im  Glimmerschiefer  der  Quarz  wie  im  Gneiss  zu  stengelförmigen 
Leisten  ausgezogen,  welche  dann  meist  parallel  gelagert  sind ;  solche 
Gesteine  hat  man  als  gestreckte  Glimmerschiefer  oder  HoligUn- 
merschiefer  bezeichnet. 

An  accessorischen  Gemengtheilen  ist  der  Glimmerschiefer  reidi, 
unter  denen  vor  allen  der  Granat  zu  erwähnen  ist,  welcher  eine  so 
charakteristische  Beimengung  fast  der  meisten  Glimmerschiefer  bil- 
det, dass  er  beinahe  die  Rolle  eines  wesentlichen  Gemengtheik  spielt 
Er  ist  meist  braun  oder  blutroth  und  erscheint  in  einzelnen  iso- 
lirten  Körnern,  oder  scharf  ausgebildeten  Rhombendodekaedem,  wel- 
che oft  einen  Durchmesser  von  zwei  Zoll  erreichen,  seltener  ii 
Form  von  Leucitoedern.  Andererseits  sind  oft  kaum  sichtbare  Gri- 
natkörnchen  dem  Glimmerschiefer  beigemengt.  In  den  Glimmer- 
schiefern  der  Alpen  (am  Simplon,  im  Zillerthal  und  Passeyerthal  ia 
Tyrol,  bei  Kuwnld  in  Steiermark)  ist  der  Granat  sehr  häufig,  id 
denjenigen  des  Thüringerwaldes  selten,  in  ausserordentlich  nU- 
reicher  Menge  am  Tillen-  und  Lindenberg  im  Egerer  Kreise  in 
Röhnien.  Im  Tatragebirge  der  Karpathen,  namentlich  am  Fusse  dsi 
Krivan  ,  am  Jauersberg  bei  Glatz.  Bei  Fahlun  in  Schweden  m^ 
scheinen  zerhrocht^ne  Rhombendodekaeder  von  Granat,  deren  Bmdl- 
stücke  gegen  einunder  vtTschoben  sind.  In  den  Glimmerschiefeni 
der  Pyrenäen,  Schottlands  und  Irlands  ist  der  Granat  Verhältnis^ 
massig  selten.  Auch  in  der  Nähe  der  G  ranatkrystalle  zeigen  die 
Glimmerblätter  bisweilen  seltsame  Windungen  und  Stauchnqgen. 
An  diesem  Mineral  sehr  reiche  Glimmerschiefer  pflegt  man  Granaten- 


Gemengtheile  und  Textur  des  Glimmenohiefert.  449 

80  schwellen  die  Kömer  wohl  zu  grossem  platten  Linsen  an,  wel- 
che sich  nicht  selten  der  Breite  nach  zu  dünnen  parallelen  Lagen 
ausdehnen  und  diese  Cjuarzlagen  finden  sich  bisweilen  mit  Glimmer- 
lamellen durchwachsen,  welche  eine  abweichende  Lage  haben.  Manch- 
mal nehmen  diese  Quarzlinsen  und  Quarzlagen  so  an  Zahl  zu,  dass 
sie  nur  durch  dünne  Membranen  feinvertheilter  Glimmerblättchen 
von  einander  getrennt  erscheinen.  In  den  quarzarmen  und  glim- 
merreichen Varietäten  kommen  oft  die  kleinen  Quarzkömehen,  wel- 
che versteckt  zwischen  den  Glimmerlamellen  liegen,  selbst  auf  dem 
Querbruch  nicht  deutlich  zum  Vorschein. 

Die  Textur  des  Glimmerschiefers  ist  mehr  oder  weniger  voll- 
kommen schiefei-ig  und  zwar  entweder  dick-  oder  dünnschieferig. 
In  den  quarzarmen  Glimmerschiefem  ist  im  Allgemeinen  die  Schie- 
ferung vollkommener  ausgebildet  als  in  den  quarzreichen.  Jene  zum 
grössten  Theil  aus  Glimmer  bestehenden  Schiefer  zeigen  eine  deni- 
licliere  Schieferung,  wenn  die  Glimmerschuppen  zu  zusammenhän- 
genden Membranen  verwebt  sind,  minder  vollkommen  schieferig 
sind  die  schuppigen  Glimmerschiefer,  in  welchen  der  Glimmer  iso- 
lirte  Schuppen  und  Blättchen  bildet,  die  nicht  immer  wie  jene 
Membranen  eine  untereinander  parallele,  sondern  zum  Theil  ord- 
nungslose Lage  besitzen.  Die  Glimmerschiefer,  welche  grössere  Quars- 
ausscheidungen  enthalen,  sind  oft  sehr  undeutlich  schieferig,  indem 
die  häutig  ausgedehnten  Glimmermembranen  sich  wellenförmig  um 
den  Quarz  herumwinden  oder  gestaucht,  geknickt  und  gebogen  er- 
scheinen. Es  sind  das  verworreu-schieferige  Glimmerschiefer,  welche 
auch,  wenn  der  Quarz  in  Form  von  Wülsten  auftritt ,  Wulst- 
gli  mmer  schiefer  genannt  werden. 

Die  Farbe  des  Glimmerschiefers,  hauptsächlich  durch  den 
Glimmer  bedingt,  ist  meist  hell,  grau,  zumal  grünlichgrau  und  gelb- 
lichgrau, mitunter  gelbgrün  und  es  fehlen  auch  nicht  braun- 
schwarze Glimmerschiefer,  in  denen  der  Magnesiaglimmer  auftritt. 
Auf  den  durch  den  Glimmer  glänzend  erscheinenden  SpaltungB- 
Hächeu  der  Glimmerschiefer,  namentlich  der  quarzarmen,  deutlich 
schieferigen,  in  welchen  die  Glimmerschuppen  zu  Membranen  ver- 
webt sind,  zeigt  sich  nicht  selten  eine  oft  sehr  zarte  ausgezeich- 
nete parallele  Streifung  oder  Fältelung.  Diese  Erscheinung,  welche 
sich  auf  allen  Spaltungsflächen  eines  solchen  Gesteins  wiederholt, 
scheint,   wie  mau  mit  Naumann  annehmen  kann,    mit  der  linearen 

Zirkel,  Petrographle.    II.  29 


450  Aocessorische  Gemengtheile  der  Glimmerschiefer. 

Paralleltextur  oder  Streckung  des  'Gneise  verwandt  eq  sein.  Mut 
bezeichnet  derlei  Gesteine  als  Faltenglimmerschiefer  odfor 
gefältelte  Glimmerschiefer. 

Lagenglimmerschiefer  nennt  man  demjenigen  dicksdiie» 
ferigen  Glimmerschiefer,  in  welchem  Glimmer  und^  Quars  sich  in 
einzelne  Lagen  gesondert  haben:  auf  dem  Querbruch  bieten  sieh' 
dünne  geschieferte  Glimmerlagen  abwechselnd  mit  Lagen  von  fein- 
körnigem Quarz  dar.  Dadurch  wird  eine  gebänderte  Textur  her* 
vorgebracht  und  diese  Gesteine,  welche  sich  z.  B.  aasgeseiohnet 
bei  Eger  in  Böhmen,  zwischen  Korbach  und  Gefrees  im  Fiohtd- 
gebirge  ßnden,  lassen  sich  in  ziemlich  vollkommene  Platten  spalten. 
Werden  die  Glimmerlagen  dünner  und  verschwinden  sie  znlatit 
gänzlich,  so  gehen  diese  Gesteine  in  Quarzschiefer  über.  SeltMi  ist 
im  Glimmerschiefer  der  Quarz  wie  im  Gneiss  zu  stengelförmigen 
Leisten  ausgezogen,  welche  dann  meist  parallel  gelagert  sind ;  solche 
Gesteine  hat  man  als  gestreckte  Glimmerschiefer  oder  Hollglim- 
merschiefer bezeichnet. 

An  accessorischen  Gemengtheilen  ist  der  Glimmerschiefer  reich, 
unter  denen  vor  allen  der  Granat  zu  erwähnen  ist,  welcher  eine  so 
charakteristische  Beimengung  fast  der  meisten  Glimmerschiefer  bil- 
det, dass  er  beinahe  die  Rolle  eines  wesentlichen  Gemengtheils  spielt. 
Er  ist  meist  braun  oder  blutroth  und  erscheint  in  einzelnen  iso- 
lirten  Körnern,  oder  scharf  ausgebildeten  Rhombendodekaedem,  wel- 
che oft  einen  Durchmesser  von  zwei  Zoll  erreichen,  seltener  in 
Form  von  Leucitoedern.  Andererseits  sind  oft  kaum  sichtbare  Gra- 
natkörnchen  dem  Glimmerschiefer  beigemengt.  In  den  Glimmer- 
schiefern der  Alpen  (am  Simplon,  im  Zillerihal  und  Passeyerthal  in 
Tyrol,  bei  Kowald  in  Steiermark)  ist  der  Granat  sehr  häufig,  in 
denjenigen  des  Thüringerwaldes  selten,  in  ausserordentlich  sahl- 
reicher  Menge  am  Tillen-  und  Lindenberg  im  Egerer  Kreise  in 
Böhmen.  Im  Tatragebirge  der  Karpathen,  namentlich  am  Fusse  des 
Krivan ,  am  Jauersberg  bei  Glatz.  Bei  Fahlun  in  Schweden  ar- 
scheinen zerbrochene  Rhombendodekaeder  von  Granat,  deren  Bruch- 
stücke gegen  einander  verschoben  sind.  In  den  Glimmerschiefem 
der  Pyrenäen,  Schottlands  und  Irlands  ist  der  Granat  verhältniss- 
mässig  selten.  Auch  in  der  Nähe  der  Granatkry stalle  zeigen  die 
Glimmerblätter  bisweilen  seltsame  Windungen  und  Stauchungen. 
An  diesem  Mineral  sehr  reiche  Glimmerschiefer  pflegt  man  Granaten- 


Accessorische  Oemengtheile  der  Glimmertohiefer.  461 

glimmerschiefer  zu  nennen.  Schwarzer  oder  dunkelbrauner  Tur  ma- 
lin in  Nadeln  oder  Säulen,  die  oft  büschel-  oder  strahlenförmig 
gruppirt  sind,  tritt  vorzugsweise  in  dem  sehr  glimmerreichen  und 
schuppigen  Glimmerschiefer  auf:  Zillerthal;  St.  Gotthardt;  Kahlgrund 
im  Spessart;  Jauersberg  bei  Glatz;  Cote  de  Piriac  (D6p.  der  untern . 
Loire);  Karosulik  in  Grönland;  Haddam  und  Lancs  Mine,  Monroe 
in  Connecticut.  Häufig  ist  Feldspath,  wodurch  der  Uebergang 
in  Gneiss  vermittelt  wird  und  dessen  scharf  hervortretende  Kry- 
stalle  den  Glimmerschiefer  porphyrartig  machen,  wie  z.  B.  ausge- 
zeichnet an  der  Strasse  zwischen  Band  und  Lomine  in  der  Bre- 
tagne. Schwarze  Hornblende,  deren  Nadeln  bisweilen  zu  Bü- 
scheln zusammengruppirt  sind:  Salzburger  Alpen,. Yal  Canaria  am 
St.  Gotthardt,  Oberwiesenthal  im  Erzgebirge,  zwischen  Goldmfihl 
und  Brandholz  bei  Berneck  im  Fichtelgebirge,  an  den  Sommer- 
leiten bei  Baireuth,  Kamm  unfern  Kötznich  in  Bayern,  Pressnits  in 
Böhmen,  Hackelberg  in  Schlesien,  in  der  schottischen  Grafschaft 
Perth,  am  Sneehättan  in  Norwegen.  Anthophyllit  und  Strahl- 
stein gleichfalls  an  manchen  Punkten.  Staurolith  und  Cyanit 
ebenfalls  sehr  häufig.  Andalusit  findet  sich  sowohl  eingewachsen 
im  Glimmerschiefer  als  in  Nestern  von  Quarz :  Bodenmais  und  Her- 
zogau  in  der  Oberpfalz,  Lisenz  in  Tyrol,  Oberlindewiese  in  Schle- 
sien. Am  Gipfel  des  Cadeen  und  am  Douce  -  Mountain  in  Irland 
nachWeaver  und  Fitton  in  ausserordentlich  grosser  Anzahl.  Cor- 
dierit  zu  Hellsjö  in  Dalarne  und  Flugby  in  Sm&land  nach  Erd- 
mann ;  bei  Lindflid  am  Ufer  des  Ongsteens-Sees  zwischen  Bratsberg 
und  Nedeness-Amt  in  Norwegen  nach  Forbes  (Qu.  joum.  of  the 
geol.  soc.  XI.  1855.  174).  Epidot,  hauptsächlich  in  quarzreichen 
Glimmerschiefern :  Friedeberg  in  Schlesien,  Chester,  Windeor  u,  8.  w. 
in  Massachusetts,  Milford  in  Connecticut.  Ghrasgrüner  oder  blass- 
grüner Smaragd  im  braunen  Glimmerschiefer  des  Heubachthals 
im  Salzburgischen;  Gebirge  Zabara  in  Aegypten.  Talk  und  Chi o- 
rit,  in  Blättchen  dem  Glimmerschiefer  beigemengt,  vermitteln  den 
Uebergang  in  Talkschiefer  und  Chloritschiefer.  Chiastolith  in 
den  Glimmerschiefern  der  Pyrenäen.  Apatit:  Snarum  in  Norw^en, 
Chesterfield  in  Massachusetts.  Flussspath:  Meffersdorf  in  Schle- 
sien. Kalkspath  und  Bitterspath:  Tyroler  Alpen,  Herold 
in  Sachsen.  Graphit,  bisweilen  so  reichlich,  dass  der  Glimmer 
und  theilweise  auch  der  Quarz  verdrängt  wird,  so  zwischen  Elterlein 


452  Accessorische  Gemen^heile  der  Glimmerflohiefer 

und  Schwarzenberg  in  Sachsen;  Seidenbach,  Winkel,  Culmbach  im 
(Odenwald,  Grossklenau  und  Höfen  bei  Tirschenreuth  im  Fiohtel- 
gebirge ;  in  der  Schlucht  zwischen  dem  Hospiz  von  Plan  im  spani- 
schen Gistainthal  und  dem  Port  de  la  Pez  (Pyrenäen)  erscheint 
ein  fast  ganz  quarzfreier  Glimmerschiefer,  der  ein  inniges  Gemenge 
von  Glimmer  und  Graphit  darstellt ;  Huftiner  im  Wallis;  Sneehättan 
in  Norwegen.  Eisenkies,  Glimmerschiefer  des  Fichtelgebirges; 
Umgegend  von  Joachimsthal  in  Böhmen;  Karlsbrunn  in  Schlesien; 
üealp  iin  Ursernthai;  Pehrsberg  in  Schweden,  Stafford  in  Connec- 
ticut. Auch  Magneteiseu  kommt  in  manchen  Glimmerschiefem 
vor,  z.  B.  Wessersdorf  in  Schlesien,  Pöllau  iu  Steiermark.  Molyb- 
dän gl  a  nz  bei  Glatz  in  Schlesien,  Haffasberg  und  Lindas  in  Schwe- 
den. Eisenglanz  ebenfalls  hier  und  da,  verdrängt  bisweilen  den 
Glimmer,  wofür  Dufrenoy  aus  der  Bretagne,  Bendant  aus  Ungarn 
Beispiele  anführen. 

Unter  den  accessorischen  Bestandmassen  ist  hauptsächlich 
der  Quarz  zu  erwähnen,  welcher  wie  schon  angedeutet,  vielfach 
Knoten,  Knollen,  Nester  und  Trümer  bildet,  zwischen  denen  die 
Glimmerblätter  sehr  häufig  eine  verwoixene  oder  gewundene  schie- 
ferige Textur  besitzen.  Manchmal  sind  die  Quarzknoten  förmlich 
geschiebeartig.  L.  v.  Buch  beobachtete  solche  Gebilde  bei  Küstad 
unweit  Trondhjem  (Reise  durch  Norwegen  I.  219),  Naumann  am 
Skarhammer  an  der  norwegischen  Westküste  (Beitr.  z.  Kenntn. 
Norwegens  U.  138). 

Durch  das  Ueberhandnehmen  einiger  von  obigen  accessori- 
schen Gemengtheilen  geht,  indem  diese  allmählich  den  Glimmer 
verdrängen,  der  Glimmerschiefer  in  andere  Gesteine  über ;  so  durch 
die  gesteigerte  Aufnahme 

von  Chlorit  in  Chloritschiefer 

von  Talk  in  Talkschiefer 

von  Feldspath  in  Gneiss 

von  Tunnalin  in  Turmalinschiefer 

von  Hornblende  in  Ilornbleudeschiefer 

von  Graphit  in  Cirraphitschiefer 

von  Eisenglimmer  in  Eisenglimmerschiefer. 
Der  Uebergang  von  Glimmerschiefer  in  Gneiss  ist  nach  Nau- 
mann sehr  ausgezeichnet  am  Wege  von  Antonshütte  nach  Erlham- 
mer in  der  Gegend  von  Schwarzenberg  in  Sachsen  zu  beobachten. 


üebergftnge  und  Abarten  von  Glimmenohiefer.  468 

Einige  von  diesen  Uebergangseracheinungen,  wie  8.  B.  die  in  Tnrma- 
linschiefer  dürften  wesentlich  dem  metamorphosirenden  fiinflnss  be- 
nachbarter grani tischer  Ablagerungen  znznschreiben  sein.  Wenn  im 
Gliinmerschiefergemenge  der  Quarz  an  Menge  allmählich  zu-  und 
der  Glimmer  abnimmt,  so  wird  der  Uebergang  in  Quarzsehiefer 
und  Quarzfels  vermittelt.  In  Thonglimmerschiefer  verläuft  der  Glim- 
merschiefer dadurch,  dass  seine  Gemengtheile  nach  und  nach  sich 
verkleinern,  wodurch  zuletzt  ein  kryptokrystallinisches  Gestein  ent- 
steht. Die  durch  häufige  Uebergänge  mit  einander  verknüpften 
Gesteine  Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Thonglimmerschiefer  erweisen 
sich  dadurch  als  zusammengehörige  Glieder  einer  Reihe. 

Die  Mittelglieder  bei  den  Uebergängen  pflegt  man  nach  dem  neu 
eintretenden  Mineral  zu  benennen,  z.  B.  Talkglimmerschiefer,  Chlorit- 
glimmerschiefer ,  Graphitglimmerschiefer  sind  Glimmerschiefer  mit 
Talk-,  Clilorit-,  Graphitbeimengung.  Als  Gneissgb'mmerschiefer  be- 
zeichnet man  denjenigen ,  welcher  etwas  Feldspath  enthält ;  solche 
(lueissglimmerschiefer  finden  sich  vorzugsweise  in  der  Nähe  des 
Granit,  z.  B.  im  Kgerer  Kreis  des  böhmischen  EIrzgebirges  nach  Jok^ly. 

An  den  eigentlichen  Glimmerschiefer  reihen  sich  noch  einige 
sehr  nahe  verwandte  Gesteine,  welche  nur  als  Abarten  desselben 
zu  betrachten  sind : 

Paragonitschiefer  SchafhäutPs  ist  ein  vorwiegend  in 
den  Alpen  verbreiteter  Glimmerschiefer,  welcher  anstatt  des  ge- 
wöhnlichen (xlimmers  den  oben  angeführten  Paragonit  oder  auch 
Damourit  enthält;  dahin  gehört  z.  B.  der  Cyanit-  und  Staurolith- 
führende  Schiefer  vom  St.  Gotthardt. 

Amphilogitschiefer  nannte  Schafhäutl den  grünlichweis- 
sen,  feinschuppigen  etwas  fettig  anzufühlenden  Glimmerschiefer  des 
Zillerthales  in  Tyrol,  welcher  nur  40  pct.  Kieselsäure  enthält. 

Das  Gestein  aus  dem  Puncha-Creek-Thal,  westlich  vom  Pikes- 
Peak,  Arkansas,  welches  J.  Schiel  Nacritid  zu  nennen  vorschlug 
und  das  neben  (juarz  schwarzen  und  weissen  Glimmer  enthält,  ist 
wahrscheinlich  gleichfalls  ein  Glimmerschiefer;  es  ergab  73.07  Kie- 
selsäure, 24.28  Thonerde  u.  Eisenoxyd,  0.33  Kalk,  0.37  Magnesia, 
1.62   Alkalien. 

Der  Kalkglimmerschiefer,  ein  Gestein  hauptsächlich 
aus  körnigem  Kalk  und  Glimmer,  meist  auch  etwas  Quarz  bestehend, 
sei  seiner  Bedeutung  wegen  später  noch  besonders  erwähnt. 


454  Chemische  Ziisammeusetzung  d.  Glimmerschiefer. 

Indem  bald  der  Quarz,  bald  der  Glimmer  überwiegt^  kann 
die  Zusammensetzung  der  Glimmerschiefer  nur  eine  sehr  schwan- 
kende sein. 

I.  Sehr  quarzreicher  Glimmerschiefer  vom  Monte  Rosa  in  der 
Schweiz.  Zulkowsky  Sitzgsber.  der  Wiener  Akad.  XXXIV.  1859.  41. 
IL  Glimmerschiefer  vom  Vispufer   bei  Zermatt     mit  überwie- 
gendem weissem  Quarz,  auf  den  Schiefernngsflächen  gränlichweisser 
Glimmer.  Bunsen  Mittheilung  an  Roth  1861. 

III.  Grauer,  granatenführender,  kömigschuppiger  Glimmer- 
schiefer mit  etwas  P'eldspath  von  Brixen  in  Tyrol.  Schönfeld  und 
Roscoe,  Annal.  d.  Chemie  u.  Pharm.  XCI.  1854.  305.  Spec.  Gew. 
=   3.141. 

lY.  Sehr  zartschuppiger  Paragonitschiefer  vom  St.  Grotthardt, 
unschmelzbar,  von  Säuren  nicht  angreifbar.  Schafhäntl,  Ann.  d. 
Chem.  u.  Pharm.  XL  VI.  1843.  335.     Spec.  Gew.   =  2.778. 

V.    Feinschuppiger    Amphilogitschiefer     aus    dem     ZillerthaL 
Schafhäutl,  ebendas.  332.     Spec.  Gew.   =  2.753. 
I.  IL 

79.50 
13.36 
2.87 


0.71 
0.95 
4.69 
0.36 
0.78 


1  enthält  noch  0.19  Schwcfelantimon  und  Spuren  von  Fluor. 

Der  Paragonitschiefer  IV  zeichnet  sich  durch  seinen  grossen 
Natrongehalt  vor  den  übrigen  aus,  sowie  durch  seine  beträchtliche 
Thonerdemenge.  Bei  111  ist  das  hohe  spec.  Gewicht  eigenthünüich 
in  Anbetracht  eines  Kieselsäuregehaltes  von  fast  70  pct. 

Stets  ist  der  Glimmerschiefer  mit  einer  ausgezeichneten  Schich- 
tung versehen,  welche  wohl  fast  immer  der  Schieferang  paralld 
geht;  die  bei  den  Thonschiefern  so  häufige  Erscheinung  der  sog. 
falschen  oder  discordanten  Schieferung  ist  wenigstens  noch  von 
keinem  Beobachter   an  Glinmierschiefem    bemerkt    worden.      Bald 


Kieselsäure 

.     .     82.38 

Thonerde 

.     .     11.84 

Kisenoxyd 

— 

Eisenoxydul 

.     .       2.28 

Kalk  .     .     . 

— 

Magnesia 

1.00 

Kali    .     . 

.       0.83 

•  Natron     . 

.       0.38 

Wasser    . 

.       0.77 

m. 

IV. 

V. 

69.45 

50.20 

40.70 

14.24 

35.90 

18.15 

— 

2.36 

6.25 

6.54 
2.66 

I 

22.74  C«C 

1.35 

— 

— 

2.52 

— 

11.16 

4.02 

8.46 

1.23 

0.52 

2.45 

0.60 

01.30 

99.36 

99'83 

Lagerungsweise  des  Glimmeraohiefera.  455 

haben  die  Glimraerscbieferschichten  eine  ebenflächige  Ausdehnung, 
bald  sind  sie  wellenförmig  gebogen,  zickzackartig  geknickt  und  zei- 
gen überhaupt  nicht  selten  die  unregelmässigsten  Windungen  und 
Faltungen. 

Mit  Naumann  (Geognosie  TL,  145)  kann  man  in  der  allge- 
meinen Architektur  der  Glimmerschieferschichten  dreierlei  Formen 
unterscheiden.  Sehr  häufig  bildet  der  Glimmerschiefer  mantelför- 
mige  Schichtensysteme,  welche  entweder  kuppelförmige  oder  senk- 
recht aufgerichtete  Gneissschichten  bald  allseitig  bald  theilweise 
umlagern ,  oder  sich  rings  um  einen  Granitstock  anlehnen.  Eine 
seltene  Erscheinung  ist  die  bassinförmige  Einlagerung  von  Glimmer- 
schieferschichten. Keilhau  gedenkt  einiger  Beispiele  dieser  Lage- 
rungsform aus  Norwegen,  wo  die  Schichten  des  Glimmerschiefers 
in  einer  ganzen  oder  halben  Gneissmulde  eingelagert  sind  (am  Gou- 
stafjeld  und  am  Fuss  des  Jötunfjeld,  des  höchsten  Punktes  der 
skandinavischen  Halbinsel  (Gäea  norvegica  1.  439.  398).  Als  eine 
dritte  Lagerungsform  kann  man  die  giebelförmige  bezeichnen ,  bei 
welcher  die  Glimmerschieferschichten  oft  in  sehr  symmetrischer 
Weise  dachförmig  gestellt  sind,  indem  sie  meistens  die  äussere  Um- 
hüllung eines  ebenso  giebelförmig  aufgebauten  Gneissschichtensy- 
stems bilden.  Nach  aussen  hin  haben  diese  Glimmersohieferschich- 
ten  häufig  eine  immer  flachere  Lage,  und  gehen  nicht  selten  in  un- 
zweifelhaft sedimentäre  Schichtensysteme  über,  welche  sich  ihnen  in 
vollstäudig  Concor danter  Lagerung  anschliessen.  Credner  beschreibt 
in  seiner  Abhandlung  über  die  Salzburger  und  Oberkämthner  Al- 
pen (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1850.  513  —  574)  ein  sehr  grossartiges 
giebelförmiges  Schichtensystem  dieser  Art:  in  der  Richtung  von 
Ost  nach  West  streichend  bildet  ein  so  gebautes  System  von  Gra- 
nitgneiss  die  Gebirgsaxe,  auf  deren  Nord-  und  Südseite  sich  dach- 
artig gestellte  Schieferschichten  finden,  welche  in  drei  Hauptgb'eder 
zerfallen,  indem  zunächst  auf  den  Gneiss  Glimmerschiefer  und  Kalk- 
gliramerschiefer ,  dann  grüner  Chloritschiefer  folgt  und  als  drittes 
Glied  wiederum  Glimmerthonschiefer  und  Kalkthonschiefer  diesen 
überlagert;  auf  der  Nordseite  fallen  sie  steil  nach  Norden,  auf 
der  Südseite  steil  nach  Süden,  während  die  innersten  Gneissschich- 
ten senkrecht  stehen. 

Credner  erwähnt  in  seiner  werthvoUen  Abhandlung  auch  zweier 
Beispiele  aus  Oberkärnthen,  wo  der  Glinunerschiefer  als  gangbilden- 


456  Einlagerungen  im  Glimmerschiefer. 

des  Gestein  auftritt,  eine  höchst  seltene  Erscheiniing.  Im  Drau- 
thal  durchschneidet  auf  der  Höhe  des  Fahlkofels  bei  Lengholz  ein 
bis  3  Fuss  mächtiger  Gang  von  Glimmerschiefer  unter  einem  be- 
deutenden Winkel  die  Glimm erschieferschichten.  Die  Gangmasse 
ist  ganz  ähnlich  der  des  Nebengesteins,  die  Schieferung  des  Gang^ 
glimmerschiefers  der  Gangebene  parallel,  ein  schwarzer,  Bleiglaoz 
und  Eisenkies  führender  Schicferthon  bildet  einen  deutlichen  Besieg. 
Oberhalb  Schwaig  bei  Spital  setzt  ein  anderer  3  —  4  Fuss  mäch- 
tiger Glimmerschiefergang  mit  60^  nach  Süden  fallend,  im  Glim- 
merschiefer auf.  dessen  Schichten  mit  25  "  nach  Südwesten  geneigt 
sind;  der  Gang  ist  im  Liegenden  mit  Magnetkies  imprägnirt. 

Ungemein  reich  ist  der  Glimmerschiefer  an  untergeordneten 
Einlageninge II  von  krystallinischen  Silicatgesteinen,  Haloidgesteineo 
und  mancherlei  Erzen,  von  denen  zahlreiche  eine  bedeutende  Aus- 
dehnung und  Mächtigkeit  gewinnen.  Vor  allem  sind  hier  Einla- 
gerungen von  Chloritschiefer,  Talkschiefer  und  Gneiss  im  Glimmer- 
schiefer zu  erwähnen,  wie  sie  vielorts  bekannt  sind  (vgl.  Chlorit- 
schiefer und  Talkschiefer).  Das  Hauptvorkommen  der  Quandte  und 
Quarzschiofer  findet  im  Glimmerschiefer  statt  (L  280).  .In  Norwe- 
gen, in  Schottland,  in  Böhmen,  im  sächsischen  Voigtlande,  im  spa- 
nischen Estreraadura,  im  Ural  finden  sich  im  Glimmerschiefer  un- 
zählige Schichtenzonen  von  meist  sehr  deutlich  krystallinischem, 
bald  ganz  reinem,  bald  etwas  glimmerhaltigem  Quarzit,  welche  bis- 
weilen eine  Längenerstreckung  von  mehrem  Meilen  und  eine  Mäch- 
tigkeit von  vielen  tausend  Fuss  besitzen,  oft  aber  auch  nur  als 
dünnere  Schichten  und  weniger  ausgedehnte  Lagerstöcke  einge- 
schaltet sind. 

Auch  Kalksteine  und  zwar  meist  von  weisser  Farbe  und  sehr 
krystallinischer  Beschaffenheit  sind  sehr  häufig  dem  Glimmerschie- 
fer eingelagert ;  dabei  sind  oft  mehrere  solcher  Kalksteinlager  oder 
Kalksteinstöcke  gruppenweise  zusammengehäuft  oder  zu  Reihen  ange- 
ordnet. Mit  zahlreichen  accessorischeu  Gemengtheilen  sind  sie  durch- 
sprengt, z.  B.  mit  Glimmer,  Hornblende,  Quarz,  Talk,  Chlorit,  Granat, 
Serpentin,  Asbest,  P^isenkies,  Bleiglanz,  Zinkblende,  Graphit.  Durch 
die  Beimengung  von  Glimmer  in  ihnen  wird  der  Cipollin,  durch 
die  von  Serpentin  der  Ophicalcit  hervorgebracht  (L  199).  Unier 
den  zahllosen  Vorkommnissen  solcher  Kalksteine  seien  nur  die  La^ 
ger  im  Glimmerschiefer    des  Fichtelgebirges   erwähnt,  welche  von 


Einlagerungen  im  Glimmerschiefer.  457 

Höhenberg  über  Thiersheim  bis  über  Wünsiedel  hinaas  einen  nur 
wenig  unterbrochenen  Zng  von  fast  4  Meilen  Länge  znsammensetasen, 
sowie  die  Kette  von  Kalksteinlagem ,  welche  sich  nach  Hitchcock 
auf  dem  nordwestlichen  Abfall  der  AUeghannys  von  Ganada  bis 
nach  Alabama  hinzieht  (Americ.  Joum.  of  sc.  a.  arts.  1841.240). 
Die  Kalksteinlager  des  Fichtelgebirgs  bestehen  znm  grossen  Theil 
aus  Dolomit ;  nach  Nauck  bildet  der  Dolomit  bei  Sinnatengrün  eine 
Hülle  um  den  Kalkstein  (Poggend.  Ann.  LXXV.  134).  Lager  und 
Stöcke  von  Dolomit  sind  auch  an  andern  Orten  im  Glimmerschiefer 
bekannt;  so  bei  Lengefeld  im  Erzgebirge,  im  Heidelbachthal  un- 
weit Wolkenstein  in  Sachsen  (nach  Naumann),  im  Glimmerschiefer 
Schlesiens  (L  239).  Bei  Reichenstein  findet  sich  im  Glimmerschie- 
fer ein  Dolomitlager,  mit  welchem  der  an  Arseneisen  reiche  Serpen- 
tin verbunden  ist.  Die  zuckerkömigen,  oft  schneeweissen  Dolomite 
des  Binnenthals  und  von  Garapo  longo  in  den  Schweizer  Alpen  (mit 
ihren  zahlreichen  Mineralien,  Braunspath,  Schwerspath,  Ghrammatit, 
Yesuvian,  Turmalin,  Korund,  Diaspor,  Rutil,  Skleroklas,  Dufrenoysit, 
Eisenkies,  Zinkblende,  Realgar,  Auripigment)  kommen  im  Glimmer- 
schiefer (z.  Th.  auch  im  Gneiss)  vor.  lieber  die  Gypseinlagerun- 
gen  im  Glimmerschiefer    vgl.  I.  262. 

Einlagerungen  von  Kieselschiefer  sind  gleichfalls  im  Glimmer- 
schiefer, indess  selten,  bekannt,  v.  Gotta  beschreibt  eine  solche  in 
der  südlichen  Bukowina  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1857.  451).  Hom- 
blendeschiefer  erscheinen  nicht  selten  als  Einlagerung  im  Glimmer- 
schiefer, so  z.  B.  in  dem  Glimmerschiefer  Schlesiens  bei  Ober-  und 
Niederhaselbach,  Schreibendorf,  Neuwahärsdorf,  zwischen  Jänowits 
und  Rudolstadt,  nach  L.  v.  Buch  auch  bei  Landeck  (I.  307),  bei 
Kongsberg  in  Norwegen.  Die  Serpentine  von  Dobschau  in  Ungarn 
liegen  nach  Beudant  im  Gebiet  des  Glimmerschiefers.  Auf  der 
Insel  Naxos,  uuf  Samos  und  bei  Magnesia  in  Kleinasien  enthält  der 
dem  Glimmerschiefer  eingelagerte  Kalkstein  Smirgellager  (I.  310). 
Grapliitlager  im  Glimmerschiefer  haben  sich  an  mehrern  Orten  ge- 
funden, z.B.  im  Glimmerschiefer  Mährens,  Niederschlesiens  und  der 
Grafschaft  Glatz  nach  Zobel  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1854.  724). 
Sowohl  im  Gneiss  als  im  Glimmerschiefer  lagern  die  berühmten 
Graphite  von  Passau.  Mächtigere  Graphitlager  umschliesst  der 
(flimmerschiefer  Nordamericas  bei  St.  John  in  Neubraunschweig 
(Americ.  Joum.  of  sc.  (2)  XIV.  280)  und  bei  Worcester,  westlich 


458  Einlagerungen  im  Glimmerschiefer. 

von  Boston ;  hier  beherbergt  auch  der  Glimmerschiefer  Anthracit  mit 
den  gewöhnlichsten  Steiukohlenpflanzen  (ebend.  1844.  XL VII.  214). 

In  grosser  Reichhaltigkeit  sind  dem  Glimmerschiefer  Erzlager 
eingeschaltet.  Brauneisensteinlager  im  Glimmerschiefer  sind  von 
sehr  vielen  Punkten  bekannt,  z.  B.  bei  Scheibenberg  in  Sachsen,  bei 
Bourbon  in  der  Vendee,  im  südlichen  Ural;  Rotheisenerz,  Eisen- 
glanz, Magneteisenerz  bilden  ebenfalls  häufig  Lager  im  Glimmer^ 
schiefer  (vgl.  I.  336;  350).  Die  in  dem  Glimmerschiefer  einge- 
schalteten Kalksteinlager  sind  sehr  häufig,  und  zwar  meist  an  Üi- 
rem  Hangenden  mit  Brauneisenstein  vergesellschaftet,  welcher  wohl 
in  sehr  vielen  Fällen  als  ein  Uiuwandlungsprodnct  ans  früherm 
Eisenspath  betrachtet  werden  muss  (vgl.  I.  345).  In  vielfacher 
Beziehung  merkwürdig  sind  die  dem  Glimmerschiefer  untergeord- 
neten Lagerstätten  von  Breitenbrunn  und  Schwarzenberg  in  Sach- 
sen, welche  im  Liegenden  hauptsächlich  aus  Magneteisen,  Magnet- 
kies, Arsenkies,  Eisenkies,  Kupferkies,  Zinkblende,  vergcseUschaltei 
mit  Granat,  Vesuvian,  Augit,  Pistacit,  Axinit,  Turmalin,  Kalkspath, 
Braunspath,  Apatit,  Glimmer,  Talk,  Zinnstein  bestehen,  im  Haa- 
genden aus  Homstein,  Hornblende,  Strahlstein,  Glimmer  und  Chlo- 
rit;  einige  dieser  Lager  werden  auch  von  Kalksteinen  und  Dolo- 
miten begleitet  (vgl.  v.  Cotta,  geogn.  Beschr.  d.  Kgrchs.  Sachsen, 
Heft  IL  219  ff).  Andere  Lager,  welche  aus  ähnlichen  Associationen 
von  Erzen  und  Silicaten  bestehen,  kennt  man  bei  Rudolstadt  and 
Kupferberg  in  Schlesien,  auf  der  Insel  Elba  (mit  Strahlstein,  Elisen- 
kies ,  Arsenkies ,  Hornblende  ,  Lievrit) ,  bei  Collobri^res  zwischen 
Hyeres  und  Frejus,  ferner  gehören  hierher  die  Kupfererzlager- 
stätten  von  Libethen ,  Rosenau  ,  Schmöllnitz  und  Göllnitz  in  Un- 
garn, die  Quecksilberlagerstätten  von  Szlana  im  Gömörer  Gomitate, 
das  Lager  von  silberhaltigem  Bleiglanz  von  Bergstadt  in  Ober- 
schlesien. Auch  der  Blei-  und  Eisenerzstock  von  Kirlibaba  bei  Ja- 
kobeni  in  der  Bukowina  liegt  im  Glimmerschiefer. 

Wo,  wie  dies  sehr  häufig  der  Fall  ist,  Glimmerschiefer,  Glim- 
mert honschief  er  (»Urthonschiefer«)  und  Gneiss  mit  einander  vor- 
kommen, da  lässt  sich  wohl  die  alte,  sclion  von  Werner  erkannte 
Regel  auch  jetzt  noch  festhalten,  dass  der  Gneiss  die  untere,  der 
Glimmerschiefer  die  mittlere,  der  Glimmerthonschiefer  die  obere 
Stelle  in  der  Lagerung  einnehme.  Man  hat  diese  gesetzliche  La- 
gerungsfolge an  sehr  vielen  Terrains  nachzuweisen  vermocht,  wenn 


Yotkommnisse  von  GUmmenohiefer.  459 

auch    hier  und  da  das  eine  oder  andere  Olied  dieser  »Urgebirgs-  ii 

trias«,  wie  sie  v.  Hochstetter  passend  nennt,  ausgefallen  ist,  wenn  ■' 

auch  stellenweise  Wiederholungen  und  Wechsellagemngen  zweier 
Glieder  erscheinen ,  und  der  Glimmerthonschiefer  bisweilen  durch 
Talk-  oder  Chloritschiefer  vertreten  ist.  Wenn  daher  Gneiss  und 
Glimmerschiefer  mit  einander  vereinigt  sind,  so  bildet  in  einem 
horizontalen  oder  einfach  geneigten  Schichtensystem  der  Glimmer- 
schiefer die  Decke  des  Gneiss,  in  einem  dachförmig  gebogenen  da- 
gegen die  äussern  Schichten  oder  den  Mantel  um  den  centralen 
Gneiss. 

So  ist  der  Glimmerschiefer  in  den  Oberkämthner  und  Sals- 
burger  Alpen  mit  dem  Gneiss  verbunden  und  setzt  in  der  R^el 
die  Gehänge  der  Kette  der  Gentralmasse  zusammen,  während  der 
Kamm  derselben  aus  Gneiss  besteht.  Im  Erzgebirge,  in  dessen 
westlichem  Theile  er  seine  grösste  Entwicklung  findet,  umgibt  er, 
wie  ein  Blick  auf  die  geognostische  Karte  lehrt,  die  Ablagerungen 
von  Gneiss,  Granit  und  auch  von  Grranulit  und  untertenfb  selbst 
den  Thonschiefer,  welcher  ihn  wie  ein  Mantel  nmhOUt  und  in  wel* 
chen  er  allmählich  übergeht. 

Im  Thüringer  Wald  umschliesst  er  im  nordwestlichen  Theile 
die  Gneissgranitinsel  von  Ruhla  und  wird  nordwestlich  und  nörd- 
lich vom  Rothliegenden  und  vom  Zechstein  der  Eisenacher  Umge- 
bung bedeckt  (Senfb).  In  den  Sudeten,  im  Riesengebirge,  in  der 
Grafschaft  Glatz  und  in  dem  mährischen  Gebirge  gewinnt  der  Glim- 
merschiefer eine  sehr  grosse  Ausdehnung. 

In  Spanien  wird  u.  a.  die  Sierra  Nevada  fast  ausschliesslich 
aus  Glimmerschiefer  zusammengesetzt;  er  formt  den  Kern  des  Gre- 
birges  und  den  erhabensten  Gipfel,  den  Cumbre  de  Mulhacen, 
Glimmerschiefer  bildet  in  Schottland  den  grössten  Theil  des  Lan- 
des, welches  nördlich  von  einer  Linie  liegt,  die  man  von  Stoneha- 
ven  nach  der  Insel  Arran  zieht.  Mit  Ausnahme  der  Lofodden  und 
der  äussersten  Westküste  besteht  in  Norwegen  der  ganze  Land- 
strich von  67^ — 70^  n.  Br.  aus  Glimmerschiefer.  Ebenso  herrscht 
im  südlichen  Theil  der  Uralkette  der  Glimmerschiefer,  welcher 
zwischen  Miask  und  Slatoust  sowohl  die  Kette  des  eigentlichen 
Ural,  als  auch  die  Kette  des  Iremel,  der  Urenga,  des  Taganai  und 
der  Jurma  bildet. 

In  den  südamericanischen  Cordilleren  tritt  er  nach  A.  v.  Hnm- 


4()0  Vorkommnisse  von  Glimmerschiefer. 

boldt    namentlich  mächtig  in  den  südlich  vom  Aequaior 
Länderstrecken  auf. 

Während  die  meisten  dieser  Glimmerschieferablagerungen  solche 
sind,  welche  die  jedesmaligen  untersten  klastischen  Sediment&r- 
schichten  unterteufen,  gibt  es  jedoch  wie  beim  Gneiss,  so  auch 
beim  Glimmerschiefer  Bildungen ,  welche  auf  sedimentären  Schich- 
ten aufruhen.  Bei  Betrachtung  solcher  Gneissvorkommnisse  ist  be- 
reits bemerkt  worden,  dass  bei  einigen  derselben  Glimmerschiefer 
in  iimiger  Verbindung  oder  Wechsellagerung  mit  dem  Gneiss  auf- 
tritt und  seine  Auflagerungsweise  vollständig  theilt ,  so  bei  dem 
Gneissdistrict  von  Münchberg  im  Fichtelgebirge,  bei  den  die  skan- 
dinavischen üebergangsschichten  bedeckenden  Gneissen  (vgl.  S.  437). 
Merkwürdige  Verhältnisse  finden  bei  Schönau  unweit  Zwickau  statt, 
wo  über  den  Schichten  der  Wildenfelser  Uebergangsformation  Grün- 
stein und  flaseriger  llornblendeschiefer  abgelagert  ist,  welcher  all- 
mählich in  Glimmerschiefer  übergeht  (Vgl.  Naumann,  Neues  Jahrb. 
f.  Min.   1851.   514  und  Geogn.  Beschr.  des  Kgr.  Sachsen  11.308). 

In  den  Alpen  hat  der  Glimmerschiefer  mit  dem  Gneiss  das 
eigen thümli che  Auftreten  zwischen  oder  über  Kalksteinen  gemein- 
sam, welche  nicht  älter  als  Lias  sind.  Man  kennt  dort  Glimmer- 
schiefer und  Kalkglimmerschiefer,  welche  entschieden  metamorphi- 
scher  P^ntstehung  sind ,  indem  sie  unzweifelhafte  Fossilreste  enthal- 
ten, z.  B.  Belemniten  am  Nufenen  Pass  zwischen  dem  oberen  Wal- 
lis und  Tessin. 

Glimmerschiefer  von  Brixeti  in  Tyrol ,  Schönfcld  und  Roscoe,  Ann. 

der  Chem.  u.  Pharm.   1854.  XCI.  305. 
(jlimmcrsch.    vom    Monte  Rosa   iu  der  Schweiz,    /ulkowski,    Sit- 

zungsbor.  d.  Wien.  Akad.  1859.   34.  u.  41. 
ülimmersch.   von  Skworetitz  iu  Böhmen,    K.  v.  Bauer,    Jahrb.  d. 

treol.  Rcichsanst.   1855.  VI.  704. 
(tlimmerBch .  von  Näsoddon  hei  Christiania,  Kjerulf,    Nyt    mag^. 

f.  naturvidousk.  1855.  VIII.   173. 
GlimmerHch.    von    Bräunsdorf,    Oiuwitza,   d.   Zillcrthal,    Libethen 

\i,  8    w. ,    G.   Bischof   VI.  Th.  Kjerulf,    chem.  u.  phys.  Geol.  (I. 

Aufl.)  II  1443   ff.  (II.  Aufl.)  111.  218. 
Paragonitschiefer  und  Aniphilogitschiefer,  Schafhäutl,  Ann.  d.  Chem. 

u.  Pharmacie.  1843.  XLVI.  332.  335;  Schönfeld  u.  Roscoe  ebds. 

1854.  XCI.  305. 
Nacritid,   J.  Schiel,  Anualen  d.  Chem.  n.  Pharm.  1857.  CHI.  119. 
Glimmersch.  des  südl.  Böhmerwalds ,  v.  llochstetter,  Jahrb.  d.  geol. 

Reichsanst.  VI.  1855.  32. 


EalkgUfnmerachiefer.  4B1 

Glimmersch.  der  Oberkärnthner  u.  BalMnirgor  Alpön»  Credner,  NeuF« 

Jahrb.  f.  Min.  1850.  517  ff. 
Glimmersch.  des  Ural,  G    Rote,  Reise  nach  dem  ürftl  0*  588* 

Kalkglimmer  schiefer. 

(Blauschiefer  v.  llolger,  CipulHn  ä.  Th.,  Schisfce  inici^Ch* 
ciileaire  Saufs,) 

Es  erübrigt  noch^  dem  GJiinraerachiefer  dt?u  Kalk  glimm  erschie* 
fer  anzureihen.  Kalk  und  Quarss  bilden  bei  diesem  Gestein  eine 
körnige  Grundmasse,  in  welcher  parallel  liegende  Schuppen,  Fiasern 
und  Membranen  von  l^lilulfchgriiuein  oder  aüherweisBem  Glimmer 
vertheilt  sind,  wodurch  eine  meist  isehr  volikommene  diek-  oder 
dünnschieferige  Textur  hervorgebriMjlit  wird,  die  stets  ausgezeich- 
neter ist  als  sie  der  eigentliche  Cipollin  zeigt.  Der  Quai^  ist  oft 
nur  in  sehr  geringer  Meuge  vorhanden  und  es?  besteht  aladann  das 
Gestein  fast  ausschliesBliüh  aus  körnigem  Kalk  und  Glimmer«  v.  Ootta 
betrachtet  die  Kalkglimmerschiefer  als  her  vorgebracht  durch  eine 
vielfache  dünne  Wechsellagernng  von  körnigem  KalkHtmn  und  Glim- 
merschiefer (Gesteinslehre  1862.  178),  Das  VerhältniBa  de»  Kalka 
zum  Glimmer  ist  ein  sehr  wecbselndes^  sü  daas  allgemein  das  Ge- 
stein zwischen  Kalkstc^in  oder  gliinmerhaltigem  Kalkstein  und  Glim- 
merschiefer schwankt,  -le  kalkreieher  es  ist ,  destn  ^  mehr  scheint 
der  Quarz  zurückzutreten.  Früher  verwechäelte  man  (las  Gestein 
häufig  mit  Glimmersch  ir^t'rr.  wahrscheinlich,  weÜ  auf  den  Spahurig»- 
flächen  der  Glimmer  ta^t  allein   hervort-ritL 

v.  Holger  fand  in  Kalkglimmerä chiefern  aus  doin  Kn^tt^«^  ob 
dem  Manhartsberge  baiil  12  bald  81  pct.  Kalk,  Hitchcock  bestimmt** 
für  Kalkglimmerschiefin*  auü  Masuachnsetts  ©inen  Kalkspathgehalt 
von  40 — 78  pct.  Ein  KaSkglimmeri^chiefet  von  Pr^ttau  im  tyroler 
Pusterthal  ergab  nach  A.v.  Hubert  4H,0ü  Kiesekäure;  IS.riHTlwn- 
erde;  4.87  Eisenoxyd:  2.*u  MangaaüÄyduloxyd ;  2/-M3  Kali;  1,07 
Natron;  1.73  Wasser;  22,67  kohlensauren  Kalk;  8.20  kohlengatir» 
Magnesia;  auch  Chlor  und  Phosphornilnre  (9J^,74^  (Jahrb.  drrgeoL 
Reichsanst.  I.  1850.  73H)-  nach  Trinki/r  ist  da«  »pec.  Gewicht 
dieses  Gesteins  2.814.  Das  tieateiu  bräunt  n&türlichrrweijsi*  leb^ 
haft  mit  Säuren  und  h^^t  ^ich  mit  HinterbiMitung  «In«»  gtinmiarigoiL, 
auch  wohl  quarzigen  Kücki^tandes,  Anstatt  det  Olimmtra  tn^leit 
häufig  Blätfchen  und  Schuppen  von  grünlich*tm  Talk  li^f,  e«  ent- 
stehen   dann    die   sog.    Kalktalkstthi  ofer      (Talktlyäch   ^.    TK 


462  Kalkglimmerschiefer. 

Studer).  Granat,  Titanit,  Turmalin,  Hornblende,  Grapliit,  Magnet- 
eiseu  sind  accessorische  Beimengungen ,  welche  hier  und  da  in  den 
Kalkgliminerschiefern  vorkommen. 

Diese  Gesteine,  welche  stets  eine  deutliche  Schichtung  offen- 
baren und  einerseits  in  körnigen  Kalk,  andererseits  in  Glimmer^ 
schiefer  und  Talkschiefer  übergehen,  treten  namentlich  in  den  Al- 
pen in  mächtiger  Entwicklung  und  weiter  Verbreitung  auf,  wo  sie 
Einlagerungen  zwischen  Glimmerschiefer,  Gneiss  und  Chloritschiefer 
bilden.  In  der  Tauerukette  (z.  B.  in  der  Umgehung  des  Grossglock- 
ner)  in  den  österreichischen  Alpen  erscheint  der  Kalkglimmerschie- 
fer vergesellschaftet  mit  den  erwähnten  Gesteinen  in  ausgedehnten 
Ablagerungen,  reicht  im  Süden  bis  an  die  Drau  und  zeigt  sich 
auch  im  Kapruner  und  Kaiser  Thal ,  im  Kusch-  und  Pfitachthal 
verbreitet,  v.  Holger  wies  den  von  ihm  seltsamer  Weise  als  Blaa- 
schiefer  bezeichneten  Kalkglimmerschiefer  im  Kreise  ob  dem  Manharts- 
berge  in  Oesterreich  nach.  In  den  savoyischen  Centralalpen  erstrecken 
sich  die  Kalkglimmerschiefer  und  Kalktalkschiefer  unter  ähnlichen 
Verbandverhältnissen  vom  Mont  Cenis  an  nördlich  am  Moni  Blane 
vorbei  bis  nach  Martigny  zu  und  setzen  dann  südlich  von  der 
Rhone  gi'össtcntheils  die  mächtigen  walliser,  weiterhin  auch  die 
graubündtner  Alpen  zusammen.  Schon  früh  (1833)  hatte  EQtehcock 
diese  Gesteine  in  den  Glimmerschiefergebirgen  am  westlichen  Ufer 
des  Connecticut  in  Massachusetts  aufgefunden. 

Saussiire  charakterisirte  das  (icstein  zuerst  unter  dem  Namen  Schi- 

ste  niicace  calcaire.  Voyagcs  daus  les  Alpes  §  996  und  §  1234. 
Uu88Cgger,  Haum^artners  Zeitschrift   I.  1832.  363,  beschrieb  den 

Kulkglimnu>r&(chiefer  aus   dem  Hauris   als  eine  eigenthihnliehe 

Gneiss  Varietät. 
Ilitchcock,  Report  on  the  Gcology  of  Massachusetts  1838.  305. 
V.  Hol^'or,  Zeitschrift  für  Physik  von  v.  Holger.  VII.  13. 
Studer,  Nt  ui's  Jahrb.   f.  Mineral.   1840.  209. 
V.  Klijistoiii  in  Karstens  u.  v.  Dechcns  Archiv  WI.  1842.  702. 
Credner,  Xcnirs  Jahrb.  f.  Mineral.   1850.  517. 
Schlagintweit ,  rntersuchungeu    übiT  d.  physik.   Geogr.  d.  Alpen. 

IHM).  221».  232. 

Kin  schieftrriges  (iemenge  von  feinkörnigem  Dolomit  mit  Glim- 
merschüppchen ,  auch  (Juanspartikelchen  fand  Scheerer  auf  einer 
WandiTung  über  den  Lukmanier- Pass  durch  das  Val  Zura  nach 
dem  Val  lUegno  (Berg-  u.  hüttenm.  Zeitg.  Ibi55,  Nro.  13.  111  ; 


Kalkthonschiefer,  Ealkpistaoitsohiefer.  468 

Neues  Jahrb.  f.  Min.   1855.  468);  es  ist  dies  demnaoh  ein  Dolo- 
mitglimmer schiefer. 

Eng  an  den  Kalkglimmerschiefer  schliesst  sich  an  und  sei 
deshalb  auch  hier  erwähnt  der  Kalkthonschiefer  (Flysch  z. 
Th.).  Er  besteht  aus  feinkörnigem  bis  dichtem  Kalk,  in  dessen 
Masse  mehr  oder  minder  zahlreiche  dünne  glänzende  Häute  eines 
blaugf  auen  Thonschiefers  lagenweise  vertheilt  sind,  welche  oft  solche 
Zartheit  erreichen,  dass  sie  auf  den  Spaltungsflächen  nur  wie  ein 
Hauch  ausgebreitet  erscheinen.  Bläulichgrau  bis  schwärzlichgrau 
(durch  eine  Yermengung  feiner  Graphittheilchen  mit  dem  Kalkstein) 
sind  die  Hauptfarben,  auch  gelblichgrau  bis  gelblichweiss ;  auf  dem 
Querbruch  treten  Kalkstein  und  Thonschieferlamellen  verschieden 
gefärbt  hervor.  Leicht  kann  man  beim  ersten  Anblick  der  Spal- 
tungsflächen das  Gestein  mit  Thonschiefer  verwechseln,  namentlich 
dann,  wenn  die  Thonschiefermembranen  voi-walten  und  der  Kalk- 
stein nur  dünne  Lagen  zwischen  ihnen  bildet.  Je  nach  dem  Vor- 
herrschen des  Kalksteins  oder  des  Thonschiefers  vrird  auch  eine 
bald  mehr  dickplattige ,  bald  mehr  dünnschieferige  Textor  hervor- 
gebracht. Das  Gestein  schwankt  zwischen  Kalkstein  und  Thon- 
schiefer und  zeigt  Uebergänge  nach  beiden  Seiten. 

In  den  Alpen  bildet  auch  dieses  Gestein  weit  verbreitete  und 
mächtige  Ablagerungen,  so  namentlich  in  den  Schieferalpen  des 
Wallis  zwischen  Martigny  und  Lax,  in  den  Salsburger  Alpen  im 
Thal  der  Salza,  zwischen  Lend  und  St.  Johann,  in  der  Klam  und 
im  Anlaufthal,  desgleichen  an  dem  Stock  des  Terglou. 

Hier  möge  auch  anhangsweise  des  Kalkpistacitschie- 
fers  gedacht  werden,  welchen  Porth  aus  dem  nordöstlichen  Böh- 
men beschreibt;  er  besteht  in  seiner  Grundmasse  aus  Kalk,  Pista- 
cit  und  Glimmer,  wozu  sich  stellenweise  Albit,  Quarz,  Eisenglans, 
Magneteisen  und  Eisenkies  gesellen ;  diese  Kalkpistacitschiefer  bilden 
meist  lange  Züge,  streichen  aus  den  Glimmerschiefem  in  die  Thon- 
schiefer und  kommen  auch  in  beiden  Gesteinen  vereinzelt  vor.  Ein 
Hauptzug  verläuft  von  Prosec  und  Bitauchow  über  Boskow,  Rup- 
persdorf ,  Waltersdorf  bis  gegen  Oberhohenelbe. 

Porth.  Jahrb.  d.  geol  Reicbsanst.  VIII.  1867.  703. 

Auch  der  Egeranschiefer  Heuss^s  sei  hier  aufgeführt,  ein 
dümischieferiges  meist  lichtes  Gestein,  ein  klein-  bis  feinkörniges 
Genienge  von  Kalkspath,  einem  sahlitartigen  Mineral,  Tremolit  und 


464  Thon^limmerschiefer. 

(TÜmmer,  acceHsoriRch  begleitet  von  Egeran,  Granat,  Qnarz.  Peri- 
klin ,  Lager  im  Granit  nördlich  vun  Haslau  im  böhmischen  Rger- 
kreis  bildend. 

A.  K.  Ueuüt«,  Abband luii}^tMi  dt^r  kk.  geol.  ileichsanst.  1.    1852.  26. 

.lokely,   .Jahrbuch  der  geol.  Ueichsauat.  VII.  1850.  519. 

ThoBglinnenfhiefer. 

(rrthonscbieter,  Pbyllit,  Schisto  argileux  z.  Th.,  Ardoise,  PhylUde.) 
Der  Thüngliinmei^schiefer  ist  ein  ausgezeichnet  schieferiges 
Gestein  von  meist  kiTptokrystallinischer,  mitunter  aber  auch  dent- 
lich  mikrokrystallinischer  Textur,  die  Mitte  einehmend  zwischen 
Glimmerschiefer  und  dem  gewöhnlichen  sedimentären  Thonschiefer, 
weshalb  der  auch  von  v.  Cotta  adoptirte  Name  sehr  bezeichnend 
erscheint.  In  den  meisten  Fällen  kann  nnin  noch  erkennen,  dass 
glimmerartige  Mineralien  den  Hauptbestandtheil  bilden  und  nament* 
lieh  solche  sich  dem  (ilinnnersohieter  nähernde  Gesteine  sind  es, 
welche  man  Phyllite  genannt  hat.  Die  Farbe  dieser  Thonglim- 
merschieter  ist  vorwiegend  graulich  und  zwar  grünlichgrau  and 
bläulichgrau.  Die  grauen  Farben  gehen  sehr  oft  in  dunklere  Nuan- 
cirungen  über,  das  grünlichgraue  verläuft  in  das  berggräne,  das 
bläulichgraue  in  das  schwärzlichblaue :  auch  gelbliche,  röthliche  und 
graulich  violette  PVirbungen  sind  nicht  selten.  Die  Spalt  ungsflächen 
der  Thonglimmerschiefer  haben  gewöhnlich  deutlich  seidenartigen 
oder  perlmutterartigen  (ilanz,  manchmal  sogar  glänzen  sie  fast  halh- 
roetallisch;  nur  selten  sind  sie  blos  schimmernd. 

Die  iur  ein  solches,  meist  kryptokrystallinisch  uusgebildetei 
iifestein  sehr  wichtige  Eriorschung  der  mineralogischen  Zusammen- 
setzung stützt  sich  vorwiegend  auf  drei  Umstände,  auf  die  Ueber- 
gänge  in  andere  (It^steine,  auf  directe  Beobachtung  und  auf  Fol- 
gerungen aus  chemischen  Analysen. 

An  unziihligen  Punkten  sind  die  allerdeutlichsten  albnählichen 
TebiMgänge  aus  (iliinmerschiefer  in  Thonglimmerschiefer  nachgewie* 
sen  worden,  welche  man  Schritt  für  Schritt  beobachten  kann  und 
W(*lchf  zu  der  Annahme  berechtigen .  dass  hier  der  Thonglimmer* 
scbii'frr  «in  <ilininnTsciui'fer  sei,  dessen  Hestandtheile  zu  krrpto- 
krystalliiiischrr  Kleinheit  iierabgesunken  sind,  oder  vielmehr  dass 
der  UlinnnerHchiefer  als  ein  ThongliunnerHchiefer  betrachtet  werden 
müsse ,  dessen  feine  Destandt heile  eine  deutlich  krystallinische  EjU- 
wickhing  erlangt  haben. 


Zasammensetzang  der  Thonglimmersohiefer.  4M 

Wenn  schon  deshalb  die  grösste  Wahrscheiiilichkeit  dafür 
spricht,  dass  der  l'honglimmerschiefer  meist  aus  vorwaltendem  Glim- 
mer und  Quarz  besteht,  so  ist  man  auch  manchmal  im  Stande, 
durch  mikroskopische  Untersuchung  dünner  Thonglimmerschiefer- 
splitter  zu  beobachten,  dass  wirklich  glimmerartige  Lamellen  den 
Haup tantheil  an  der  Zusammensetzung  des  Gesteins  ausmachen.  Ein 
weites  Feld  ist  hier  noch  für  mikroskopische  Studien  geöffnet, 
welche  jedoch  gerade  bei  diesen  Gesteinen  wegen  ihrer  die  Her- 
stellung vonJ)üanschliffen  erschwerenden  Weichheit  und .  ihrer  über- 
grosseu  Feinkörnigkeit  auf  besondere  Hindemisse  stossen. 

Nachdem  Frick  im  Jahre  1835  thonglimmerschiefer- oder  wohl 
vielmehr  thonschieferartige  Gesteine  von  Goslar  am  Harz,  von  Ben- 
dorf bei  Coblenz  und  von  Lehesten  in  Thüringen  in  einen  durch 
Salzsäure  zersetzbaren  und  einen  dadurch  nicht  zersetzbaren  An- 
theil  getrennt  hatte,  unternahm  Sauvage  1846  eine  Reihe  von  Ana- 
lysen ächter  Thonglimmerschiefer  der  Ardennen  (von  Deville,  Ri- 
mogne,  Montherme,  Fumay  und  Charleville),  aus  welchen  sich  auch 
für  die  mineralogische  Zusammensetzung  höchst  werthvolle  Auf- 
schlüsse ergaben,  indem  die  einzelnen  durch  verschiedene  Säuren 
zersetzbaieu  und  unzersetzbaren  Antheile  gesondert  untersucht  wur- 
den. Zuvörderst  zog  er  das  etwa  in  den  Schiefern  enthaltene  fein 
vertheilte  Magneteisen  aus  und  behandelte  sie  alsdann  mit  Sals- 
säure;  dadurch  wurden  sie  entfärbt  und  es  löste  sich  ein  chlorit- 
artiger  Gemengtheil  auf;  der  Rückstand  wurde  mit  concentrirter 
Schwefelsäure  übergössen,  welche  denselben  theilweise  auflöste;  die 
Lösung  war  eiu  glimmerartiger  Gemengtheil,  während  der  noch  blei- 
bende unlösliche  Rückstand  aus  Quarz  und  einigen  feldspathigen 
Theileu  bestand. 

Die  mineralogischen  Resultate  aus  diesen  Untersuchungen  sind : 

1)  Die  Ardennenschiefer  bestehen  wesentlich  aus  einem,  durch 
Salzsäure  zersetzbaren  chloritartigen  Mineral,    einem  durch  Schwe- 
felsäure zersetzbaren  glimmerartigen  Mineral  und  aus  Quarz. 
Es  enthielten  z.  B. : 


Schiefer 

V.  Deville 

'Avtsetzbu  durch 
Salislore. 

.     12.36 

Xenietxbir  diuch 
SchwofeMiin. 

43.34 

i'nMmtxbarer 

RMt. 

44.30 

?i 

„    Montherme 

.     21.69 

45.49 

82.92 

?» 

,.   Charleville 

.     27 

30 

43 

„  Fumay      . 

Zirkel,  Petrographie.    D. 

.     15-20 

50 

l 

25-30 
(0 

4()r>  Zusammen setzuDg  der  Thonglimmersohiefer. 

■  2)  Der  chloritartige  Gemengtheil  tritt  als  ein  höchst  feiner 
graublauer  und  graugrüner  Stauh  auf,  welcher  die  übrigen  Be- 
stand theile  durchdringt  und  zugleich  mit  etwas  Kisenoxyd,  Mangan- 
oxyd  und  organischer  Materie  die  Farbe  des  Gesteins  bedingt;  seine 
Menge  schwankt  in  runden  Zahlen  zwischen  10  und  30  pct. 

Die  Zusanimenäotzung    der  durch  Salzsäure  zersetzbaren  Ge- 
mengtheile  ist  z.  B.  folgende : 


Deville 

Rimogne 

Fumay 

Charlerille 

Kieselsäure   . 

25.73 

27.64 

27.70 

29.29 

T  honerde .     .     . 

17.H0 

15.95 

18.82 

21.73 

Eisenoxyd      .     . 

8.25 

— 

8.88 

— 

Eisenoxydul  .     . 

15.29 

28.20 

15.20 

21.91 

Manganoxydul   . 

2.43 

— 

— 

1.71 

Kalk    .     .     .     . 

— 

2.30 

— 

1.02 

Magnesia 

.     15.13 

12.21 

7.80 

10.60 

Kali     .     .     .     . 
Natron     .     .     . 

1.20 

1.45  1 

— 

0.89 

Wasser     .     .     . 

14.08 

12.16 

21.60 

12.85 

100.00  100.00  100.00  100.00 

Sauvage  schliesst  daraus,  dass  in  dieser  Substanz  der  Smmt- 
Stoff  der  Kieselsäure  und  Thonerde  sich  zu  dem  der  Monoxyde 
und  des  Wassers  verhalte  wie  1:1. 

3)  Der  fjrlimmerarti^re  (lemengthoil  (hauptsächlich  wasserfreui 
Thunenlesilicat)  erscheint  in  der  Gestalt  kleiner  glänzender  Blitt- 
chen  und  8eine  Menge  beträgt  30  bis  50  pct. 

4)  Der  (juarz,  einschliesslich  der  geringen  Menge  von  feldapatU- 
gen  Tlieilen  bildet  '26  bis  45   pet.  des  ganzen  Gesteins. 

Das  als  dünne  Lamellen  erscheinende  Glininierniineral  schont 
nicht  immer,  verinuthlich  sogar  nur  in  wenigtMi  Fällen  der  gewöhn- 
liche Kali-  oder  Magnesi|i^linnner  zu  sein.  Wie  in  dem  Giimmcr- 
schi<'fer  so  sind  auch  in  dem  Thonglinmierschiefer  andere  GlimoMr- 
arten  aiisj/ebildet ,  namt>ntlicb  scheinen  die  Mineralien  Damonrit, 
l'aragonit,  St-ricit  in  diesen  (h'steint^n  viel  verbreitet  zu  sein,  viel- 
leicht auch  der  i\vr(»pbyllit  11  ermann 's.  Die  Schiefer  von  Fnmaj 
und  Muntbennt*  (>nth»lten  nach  Sauvage  ein  Glimmennineral ,  wel* 
chfs  seiner  /iisammensetzung  nach  den  Paragoniten  sehr  ähnlich 
ist,  in  dm  Scbiffcni  von  Kimogne  und  Deville  nähert  dasselbe  sich 


ZusammenBetznng  der  Thonglimmenohielbr.  467 

sehr  dem  Damourit.  Zn  bemerken  ist  indeesen,  dass  diese  Glim- 
mer sich  durch  Schwefelsäure  zersetzen  lassen,  und  sich  durch 
diese  Eigenschaft  mehr  dem  Magnesiaglimmer  (Biotit)  ansohliessen, 
indem  der  gewöhnliche  Kaliglimmer  durch  Schwefelsäure  nicht  zer- 
setzbar ist.  An  der  Gegenwart  des  feinyertheilten ,  hauptsächlich 
färbenden  Chloritstaubs  ist  wohl  nicht  zu  zweifeln,  um  so  weniger 
als  auch  viele  Glimmerschiefer  deutlich  chlorithaltig  sind.  G.  Bi- 
schof ist  geneigt,  die  grOn  färbende  Substanz  der  gewöhnlichen  se- 
dimentären Thonschiefer  für  Grünerde  zu  halten.  Der  Feldspath- 
gehalt  der  Thonglimmerschiefer  scheint,  wie  es  in  der  Natur  der 
Sache  liegt,  manchfachen  Schwankungen  unterworfen  .zu  sein.  Sau- 
vage  berechnete  die  Zusammensetzung  eines  grünen  Schiefers  aus 
dem  östlichen  Sibirien  zu  33  pct.  Ohlorit;  30  pct.  Feldspath,  30 
pct.  Quarz,  7  pct.  Thonerdesilicat. 

Manche  schwärzlichgrüne  und  schwärzlichblaue  Thonglimmer- 
schiefer scheinen  wirklich,  wie  Naumann  vermuthet,  mit  kleinen 
Homblendenadeln  erfüllt  zu  sein,  womit  auch  in  Zusammenhang 
stellt,  dass  einige  Thonglimmerschiefer  in  Homblendeschiefer  über- 
gehen. Dunkle  Thonschiefer  sind  manchmal  auch  durch  etwas  Koh- 
lenstoff gefärbt;  von  den  blauen  norwegischen  Thonschiefem  ent- 
hält z.  B.  der  von  Haarsjö  bei  Röraas  2.725,  von  Haarteign  bei 
Hardangersvidden  4.33  Kohlenstoff.  G.  Bischof  fand,  dass  manche 
Thonglimmerschiefer  mit  Säuren  ein  deutliches  Aufbrausen  zeigen, 
woraus  auf  einen  Gehalt  an  kohlensaurem  Elalk  oder  andern  Car- 
bonaten  zu  scbliessen  ist. 

Einige  Thonglimmerschiefer  besitzen  diejenige  Textur,  welche 
man  sonst  die  porphyrartige  nennt,  indem  sie  krystallinische  Kör- 
ner von  Quarz  oder  Feldspath  eingesprengt  enthalten ;  auch  finden 
sich  wohl  grössere  Glimmer-  und  Chloritblättchen.  Derlei  Gesteine 
sind  indessen  verhältnissmässig  selten.  Andere  accessorische  Ein- 
sprenglinge  der  Thonglimmerschiefer  sind :  Hornblende  in  kurzen 
dünnen  Säulcheu ;  Magneteisenerz  in  kleinen  Oktaedern  und  kry- 
stallinischen  Körnchen,  z.  B.  in  den  Thonglimmerschiefem  der  Ar- 
dennen  bei  Montherme  und  Deville;  Duraas  nennt  solche  Schiefer 
Schistes  aimantiferes ;  die  Oktaeder  sind  in  die  Länge  gezogen  und 
deutlich  vertheilt  nach  parallelen  Linien  in  der  Richtung  ihrer 
grössern  Axen.  Granat,  so  viel  verbreitet  in  den  Glimmerschiefem, 
ist    in  den  Thonglimmerschiefem    sehr   selten,  z.  B.  bei  Brixen  in 


468  Zusammensetzung  der  Thonglimmenchiefer. 

Tyrol,  bei  Hyeres  in  der  Provence;  Tarmalin,  ebenfalls  selten,  in 
Böhmen  bei  Skrkawsky  Skaly  im  südlichen  Gebirgszuge  an  der 
Iser  zwischen  Turnau  und  Bidschow;  Eisenkies;  Graphit,  in  man- 
chen dieser  Gesteine  in  ziemlicher  Menge  eingesprengt,  so  dass  da- 
durch Uebergänge  in  vollkommene  Grnphitschiefer  henrorgerofea 
werden,  z.  B.  bei  Mautern,  Kaiuersberg,  Leoben  und  Bmok  in 
Steiermark.  Auch  noch  andere  Mineralien,  wie  Chiastolith,  OttreGt 
treten  in  den  Thonglimmerschiefern  hier  und  da  in  so  grosier 
Menge  und  so  ausgedehnter  Verbreitung  auf,  dass  man  solche  Ge- 
steine mit  Recht  als  charakteristische  Varietäten  abgesondert  bat 
(vgl.  unten). 

Linsen,  Nester,  Wülste  und  Adern  von  Quarz  bilden  wie  im 
Glimmerschiefer,  so  auch  im  Thonglimmerschiefer  sehr  h&ofige  ae- 
cessorische  Bestandmassen,  oft  von  ziemlich  bedeutendem  Umfang, 
in  deren  Begrenzung  die  Schieferung  des  Gesteins  ebenfalls  in  mandi- 
facher  Weise  verdrückt,  gewunden  und  gestaucht  erscheint. 

Analysen  von  Thonglimmerschiefern. 

I.  Bläulichschwarzer,  sehr  frischer  und  glänzender  Th.  ohne 
Quarz  von  Rothwaltersdorf  in  Schlesien.  G.  Bischof,  G^logie  1. 
Aufl.  IL   995. 

IL  Bläulichschwarzer  Th.  ohne  Quarz  mit  schimmernden 
Schiefer ungsflächen,  von  Oppafall  am  Altvater  in  Schlesien.  G.  Wer- 
ther, Mittheil,  an  J.  Roth  1861  u.  Journal  f.  pract.  Chemie  XCI. 
1864.  330. 

ni.  Dunkelgrüner,  glänzender  Schiefer,  Mittelgestein  zwischen 
grünem  Schiefer  und  Grünsteinporphyr,  ohne  die  eingeschlossenen 
scheibenförmigen  Feldspathpartieen  (geglüht ;  Glühverlust  3.4Ö  pct.). 
Zwischen  Molins  und  Marmels  in  Graubündten.  vom  Rath,  Zeitsdur. 
d.  d.  geol.  Ges.  IX.  1857.  241. 

IV.  Dichter  grünlichgrauer  Schiefer,  geglüht  braonroth,  epi- 
dotführend,  von  Molins  in  Graubündten  (geglüht;  GlühverL  3.02). 
vom  Rath,  ebendas.    Ob  ÜI  und  IV  hierher  gehören,  ist  zweifelhaft. 

V.  Grünlichgrauer  Schiefer  von  Rimogne,  Ardennen,  nach 
Abscheidung  von  2.5  pct.  Magneteisen.  Sauvage,  Ann.  des  mines 
(4)  VIL  1845.  421. 

VI.  Schiefer  (gewöhnlicher  schottischer  Dachschiefer)  vonBat- 
lahulish,  Schottland.    Anderson,  Pharmac.   Centralblatt  1853.  592. 


Zusammensetzung  der  Thonglimmergohiefor.  469 

VII.  Blaoschwarzer  Schiefer  von  Bloomsten  auf  dem  Har- 
dangerfjeld,  Norwegen.  Kjemlf  in  Bischofs  Geologie  1.  Aufl.  II.  1660. 

I.       u.       m.      IV.       V.       VI.    *vn. 

Kieselsäure  61.72  62.85  47.14  51.38     63.81  58.75  65.89 

Thonerde  19.55  13.41  14.78  13.29     18.41  24.62  18.60 

Eisenoxyd  —  5.28  18.91  15.44       —  —          1.37 

Eisenoxydul  8.55  4.16       —  —  7.36  6.86        — 

Kalk  0.55  1.90       2.87  8.94       1.10  0.60        — 

Magnesia  1.08  0.99       9.59  6.61       3.96       1.86       1.62 

Kali  I  2.50       6.16  1.05       2.27  3.48       3.55 

Natron  (  ^'^^  2.80       0.16  3.99       0.98  0.96       1.59 

Glühverlust  3.74  3.10        — _         -. 2^11  2.35       3.78 

100.00  96.99  99.61  10Ö~7Ö~iÖäo'0  98.96  96^40 

I  enthält  allen  Kalk  als  Carhonat ;  m  0.78  Schwefeleisen  nnd 
0.61  Kohlensäure.  VII.  3.22  Kohle.  Aus  diesen  Analysen  geht  her* 
vor,  dass  die  Zusammensetzung  der  Thonglimmerschiefer,  wie  es  bei 
solchen  metamorphischen  Gesteinen  selbstverständlich  ist,  die  gross- 
ten  Schwankungen  zeigt.  Das  Verhältniss  der  Kiesels&ure  zu  den 
Basen,  die  Menge  der  Thonerde,  das  gegenseitige  Verhältniss  der 
Alkalien,  alles  weist  die  grössten  Unregelmässigkeiten  auf.  YTenn  man 
bedenkt,  dass  der  Kieselsäuregehalt  der  oben  erwähnten  Glimmer* 
mineralien  45 — 50  pct.  beträgt,  dass  dieser  noch  beträchtlich  durch 
den  Chlorit  hinabgedrückt  wird,  der  nicht  einmal  30  pct.  Kiesel- 
säure besitzt,  so  muss  die  Mehrzahl  dieser  Thonglimmerschiefer 
nicht  unbeträchtliche  Mengen  von  Quarz  und  Feldspath  enthalten. 
Der  Schiefer  unter  Haarteign  am  Hardangersvidden  hat  nach  Kjerulf 
sogar  74.13,  der  von  Haarsjö  bei  Röraas  72.91  pct.  Kieselsäure 
(Joum.  f.  pr.  Chemie  LXV.  1855.  193).  Auch  der  Glührerlust 
schwankt  hin  und  her,  K.  v.  Hauer  fand  in  einem  Schiefer  östlich 
von  Mezihor  in  Böhmen  sogar  8.8  Glühverlust.  Der  Glühverlust 
der  Analysen  beruht  wahrscheinlich  neben  dem  Wasser  auch  auf 
organischer  Substanz. 

Das  specifische  Gewicht  der  Thonglimmerschiefer  zeigt  eben- 
sowenig eine  Constanz;  bläulichgrauer  Schiefer  vom  Lengefelder 
Vorwerk  bei  Eichgrün  im  Voigtland  wog  2.640,  grünlichgrauer 
Ardennenschiefer  von  Deville  2.788,  von  Rimogne  (V)  2.790,  dich- 
ter giüner  Schiefer  von  Molins  in  Gbraubündten  (IV)  2.923,    dun- 


470         Fältelung  u.  transversale  Schieferunj?  d.  Thonglimmerschiefer. 

kelgrüner  glänzender  Schiefer  zwiBchen  Möllns  nnd  MarmelB  (TS) 
2.940.  Die  Härte  ist  meistens  nicht  bedeutend. 

pie  Thonglimmerschiefer  sind  stets  schieferig,  und  wenn  auch 
dann  und  wann  weniger  vollkommen,  immer  aber  sehr  deutlich 
spaltbar.  Es  gibt  ausgezeichnet  glatt  und  ebenflächig  spaltbare 
Thonglimmerschiefer,  welche  man  wie  die  ähnlich  beschaffenen  ge- 
wöhnlichen Thouschiefer  als  Dachschiefer  bezeichnet.  Häufig  beob- 
achtet man  auf  den  SpaltüngsHächen  eine  feine  parallele  Fältelung, 
welche  oft  so  zart  ist,  dass  sie  als  geradlinige  Streifung  erscheint, 
oder  erst  mit  der  Loupe  deutlich  erkannt  werden  kann.  Die  Fäl- 
telung oder  Streifung  dieser  Schiefer  (schistes  stries  oder  satin^ 
der  Franzosen,  striated  slates  der  Engländer)  soll,  wie  schon  früher 
bemerkt,  nach  Sedgwick  und  Mui'chison  (Transactions  of  geol.  soc 
1840.  655),  denen  sich  Naumann  (Geognosie  I.  434)  anschliesst, 
in  einer  linearen  Streckung  der  Gemengtheilc  begründet  sein,  nach 
V.  Cotta  (Grundriss  der  Geogn.  u.  Geol.  1 20)  ist  sie  vielleicht  dureh 
einen  seitlichen  Druck  hervorgebracht  (vgl.  dafür  auch  Boblaye, 
Bull,  de  la  soc.  geol.  X.  228).  In  seltenen  Fällen  sind  es  zwei 
Systeme  von  Fältelungen,  welche 'sich  unter  irgend  einem  Winkel 
durchschneiden.  Die  Fältelung  ist  indessen  keineswegs  bei  allen 
Thonglimmerschiefern  ausgebildet,  es  gibt  grosse  Gebiete,  in  denen 
sie  gänzlich  vermisst  wird.  In  andern  ist  sie  dagegen  sehr  ver- 
breitet und  hält  oft  auf  lange  Strecken  mit  merkwürdiger  Ck>n8tans 
ihre  Richtung  fest;  auch  ist  noch  der  sonderbaren  Erscheinung  xn 
gedenken,  dass  sie  bisweilen  nui*  in  gewissen  Schichten  auftritt  und 
in  den  angrenzenden  vollständig  fehlt. 

Die  transversale  Schieferung  ist  bei  den  Thonglimmerschiefern 
weit  seltener,  als  bei  den  Thonschiefern  des  Silur  und  Devon; 
sehr  häufig  ist  sie  nach  Hennezel  und  Sauvage  in  den  Ardennen- 
schiefern,  währcud  sie  in  den  'i'honglimmerschiefergebieten  Norwe- 
gens und  des  Erzgebirges  nach  Naumann  zu  den  Seltenheiten  gehört 
(ein  ausgezeichnetes  Beispiel  wird  aus  einem  Steinbruch  bei  Marbaeh 
unweit  Nossen  in  Sachsen  erwähnt).  Je  mehr  sich  der  Thonglimmer- 
schiefer den  gewöhnlichen  klastischen  Schiefern  nähert,  desto  mehr 
ist  dieses  Texturverhältniss  an  ihm  zu  beobachten,  wogegen  die  glim- 
merschieferähnlichen Varietäten  gänzlich  frei  davon  zu  sein  scheinen ; 
sie  ist  demnach  vermuthlich  da,  wo  sie  ursprünglich  ausgebildet  war, 
durch  die  metamorphosirenden  Vorgänge  verwischt  worden. 


Uebergänge  der  Thonglimmerschiefer.  471 

Mit  der  transversalen  Schieferang  steht  höchst  wahrsoheinlioh 
im  Zusammenhang,  dass  in  den  stark  gestreiften  oder  geföltelten 
Thonglinim erschief ern  neben  der  Hanptspaltbarkeit  sich  noch  eine 
zweite  Spaltbarkeit  zeigt,  deren  Ebene  der  Streifnng  parallel  ist 
und  die  Hauptspaltungsflächen  unter  irgend  einem  Winkel  durch- 
schneidet, weshalb  solche  Gesteine  beim  Zerschlagen  in  stengelige, 
griffeiförmige  oder  gröbere  scheitförmige  Bmchstücke  aerspringen. 

Durch  Uebergänge  steht  der  Thonglimmerschiefer  mit  man- 
chen, ja  mit  den  meisten  schieferigen  Gesteinen  in  Yerbindnng. 
Namentlich  sind  es  zwei  Gesteine,  in'  welche  häufige  Uebergänge 
stattfinden,  der  krystallinische  Glimmerschiefer  und  der  klastische 
gewöhnliche  Thonschiefer,  zwischen  welchen  der  Thonglimmerschie- 
fer petrographisch  und  geologisch  in  der  Mitte  steht,  indem  er 
einerseits  sich  aus  dem  Thonschiefer  krystallinisch  entwickelt  und 
andererseits  fähig  ist,  sich  in  den  phanerokrystalünischen  Glimmer- 
schiefer umzuwandeln;  er  ist  »ein  umgebildeter  Thonschiefer  und 
ein  noch  nicht  fertiger  Glimmerschiefer« ;  mit  Naumann  könnte  man 
einen  Thonglimmerschiefer  von  einem  Glimmerthon- 
schiefer  unterscheiden,  von  denen  der  erste  dem  Glimmerschiefer, 
der  zweite  dem  Thonschiefer  näher  steht.  Um  die  mehr  glimmer- 
schieferai'tige  krystallinische  Textor  hervorzuheben,  haben  wir  unser 
(lestein  im  Allgemeinen  Thonglimmerschiefer  genannt.  Die  geologi- 
sche Mittelstellung  des  Thonglimmerschiefers  wird  später  erörtert 
werden.  Andere  Uebergänge  sind  in  Chloritschiefer,  Talkschiefer, 
Quarzitschiefer,  Wetzschiefer,  in  Homblendeschiefer  und  Grünstein- 
schiefer ;  Uebergänge  in  Turmalinschiefer  nach  der  Granitgrenze  zn 
erwähnt  Jokely  von  Brettmühl,  Halbmeil,  Sobieferhütten  u.  s.  w. 
im  böhmischen  Erzgebirge;  auch  in  gneissartige  Gesteine  vermag 
der  Thonglimmerschiefer  überzugehen. 

Es  sind  nun  noch  mehrere  Varietäten  des  Thonglimmerschie- 
fers  zu  betrachten,  welche  durch  eigenthümliche  accessorische  Mine- 
ralien hervorgebracht  werden.  Seitdem  man  das  geologische  Auf- 
treten dieser  Schiefergesteine  genau  stndirt  hat,  ist  es  keinem 
Zweifel  mehr  unterworfen,  dass  sie  metamorphisohe  Gebilde  sind, 
welche  im  Contact  mit  Eruptivgesteinen  durch  hydrochemische  Um- 
wand lungsprocesse  hervorgebracht  wurden.  Sie  finden  sich  stets  in 
der  unmittelbaren  Umgebung  solcher  massiger  Gesteine  und  ver- 
laufen nach  aussen  in  gewöhnliche  Schiefer,  indem  die  eingespreng- 


472  Chiastolithschiefer. 

ten  GoDtactmineralien    sich  allDiählich  yermindem.     Hanptsftchlich 
sind  es  folgende,  mit  besonderin  Namen  bezeichnete  Schiefer: 

Chiastolithschiefer  (schiste  macle,  schiste  maclifere), 
ein  dunkelfarbiger,  graulichschwarzer  oder  bläulichschwarzer,  meist 
sehr  homogen  erscheinender  Schiefer,  in  welchen  viele  Chiasiolith- 
krystalle  eingewachsen  sind.  Der  Querbruch  der  sänlenflSrmigen 
Krystalle  lässt  manchmal  das  charakteristische  schwarze  Krem, 
welches  sich  in  der  Mitte  und  an  den  vier  Enden  verdickt,  erkenneo 
(deshalb  erscheinen  die  Kanten  gewöhnlich  schwarz),  im  Längsbrneh 
kann  mau  mitunter  beobachten,  dass  die  schwarze  Masse  in  der 
Mitte  der  Krystalle  nicht  überall  von  gleicher  Dicke  ist,  sondern 
dass  sie  sich  entweder  von  einem  Ende  gegen  das  andere  hin,  oder 
von  beiden  Enden  gegen  die  Mitte  hin  allmählich  verscbmftlert; 
das  schwarze  Kreuz  besteht  meistens  aus  derselben  Thonschiefer- 
masse,  welche  den  Krystall  umhüllt,  manchmal  scheint  es  nur  eine 
kohlige  Substanz  zu  sein  (welche  auch  den  Thonschiefer  ftlrbt), 
denn  durch  Glühen  wird  der  ganze  Chiastolithkrystall  weiss.  Dür. 
rocher  hat  über  diese  seltsamen  Krystalle  sehr  schätzbare  Unter- 
suchungen in  seiner  Abhandlung  über  den  Metamorphismofi  der 
Gesteine  angestellt,  in  welcher  auch  die  übrigen  metamorphiseben 
Schiefer  behandelt  werden.  Die  Chiastolithkry stalle  liegen  gewöhn- 
lich richtungslos  in  der  Thonschiefermasse  zerstreut,  bisweilen  riod 
sie  den  Schieferungsflächen  parallel  gelagert,  meistens  wird  die 
Schieferung  durch  dieselben  nicht  gestört.  Die  Chiastolithschiefer 
finden  sich  als  Zonen  um  Granitablagerungen,  obschon  sie  nicht  ge- 
rade immer  die  allernächste  Umgebung  bilden,  und  könnten,  da 
sie  sehr  häufig  wenig  krystallinisch  erscheinen,  vielleicht  mit  dem- 
selben Recht  den  klastischen  Thonschiefem  zugezählt  werden,  wenn 
nicht  das  Auftreten  der  Chiastolithe  darauf  hindeutete,  dass  in 
diesen  Schiefern  umkrystallisirende  Processe  wenigstens  begonnen 
haben.  Durocher  führt  an,  dass  gerade  die  am  mindesten  glim- 
merig gewordenen  Schichten  die  schönsten  Chiastolithe  enthalten, 
so  dass  die  Umstände,  welche  die  vollkommen  krystallinisch -schie- 
ferige  Ausbildung  der  Masse  bewirkten,  einer  Entwicklung  der 
Chiastolithe  nicht  sehr  günstig  gewesen  zu  sein  scheinen.  Pooillon 
Boblaye  hat  inmitten  der  Chiastolithschiefer  von  Les  Sallee  de 
Rohan  bei  Pontivy,  Morbihan,  viele  Petrefacten,  namentlich  Orthis 
und  Calymene   aufgefunden,    wodurch    die  Herausbildung  aus   ge- 


Ghiastolithsohiefer.  478 

wohnlichem  Thonschiefer  onwiderl^Uob  erwiesen  ist  (vgl.  llnstitut 
1838.  74).  Bisweilen  haben  die  Cbiastolithschiefer  allerdings  schon 
einen  mehr  glimmerschieferartigen  Habitus  erlangt. 

Grosse  Krystalle  finden  sich  in  den  Chiastolithschiefern  der 
Bretagne,  namentlich  uta  St.  Brienx,  bei  Salles  de  Rohan,  um  Roche- 
fort  und  Reden.  Ausgezeichnet  sind  die  Ghiastolithschiefer  in  den 
Pyrenäen  entwickelt:  in  den  Umgebungen  von  Pragneres  in  der 
Vallee  de  Bareges  zwischen  Luz  und  G^dre  (schwarze  glasige  und 
frische  Krystalle) ;  im  Cirque  de  Troumouse  am  Ursprung  des  H^- 
Thals,  am  Pic  von  Montaigu  oben  im  Thalchen  von  Labassöre, 
am  Pic  du  midi  de  Bigorre ;  beim  Weiler  Pradviel  im  Lnohon-Thal, 
in  den  Umgebungen  von  Lasbordes  und  Benous  im  Yal  d^Aran  (dem 
obersten  spanischen  Garonne-Thal) ;  am  Hospiz  von  Yenasqne  und 
am  Port  de  la  Giere  zwischen  Luchon  und  der  Maladetta;  in  der 
Schlucht,  welche  vom  Port  de  la  Pez  nach  dem  spanischen  GKstain- 
Thal  hinnnterzieht,  kommen  6 — 8  Zoll  lange  und  9 — lOLin.  dicke 
Säulen  vor ;  auf  der  Höhe  des  Port  de  Saleix  zwischen  Anlus  und 
Yicdessos  (weisse  d&nne  zerreibliche  Krystalle) ;  am  Berge  von  Golas 
nördlich  von  Portet  im  Thal  von  CastQlon  enthalten  auch  graue 
Kalksteine  bis  zu  3  Zoll  lange  Chiastolithe,  zahlreiche  derselben  um- 
schliesst  auch  der  Kalkstein  zwischen  Lacus  und  Hennemorte  im 
Ger- Thal.  Ebenfalls  erscheinen  schöne  Chiastolitlie  bei  S.  Jago  de 
Compostella  in  der  Sierra  Morena  Spaniens,  bei  GogoUndo  in  Gua- 
dalaxara,  bei  Somosierra  in  Segovia,  in  der  Serra  de  Marao  in 
Portugal.  Bekannt  sind  die  langen  dünnen  Säulchen  ans  den  Thon- 
schiefem  von  Schamlesberg  bei  Gefrees  im  Fichtelgebirge.  Chiasto* 
lithschiefer  treten  ausserdem  auf  in  Sachsen  bei  Strehla,  bei  Leuben 
zwischen  Berba  und  Dobschütz,  bei  Mechelsgrfln,  hier  und  da  im  sftoh- 
sischen  Yoigtlande  ;  bei  Bräunrode  und  Greifenhagen  am  Unterharz ; 
bei  Jvy-Bridge  in  Devonshire,  Agnavanagh  in  der  irischen  Grafschaft 
Wicklow.  Nördlich  von  Christiania  bei  Hongshammer,  Kirkebye,  Oest- 
bye  erscheinen  in  der  Nachbarschaft  der  Granite  in  den  schwarzen 
silurischen  Alaunschiefem  Chiastolithe.  Ausgezeichnet  durch  schöne 
und  grosse  Kr^'stalle  zu  Sterling  und   Lancaster  in  Massachusetts. 

Staurolithschiefer,  ein  glimmeriger  Thonschiefer  mit 
Staurolithkr^'Btallen  findet  sich  an  mehrem  Punkten  in  den  Pyrenäen, 
z.  B.  im  Thale  von  Bareges;  bei  Goadrix  und  Goray  bei  Rosporden 
in  Finistere  u.  a.  0. 


474  Ottrelitschiefer,  Dipyrschiefer,  Knotenschiefer. 

Ottrelitschiefer  (schiste  ottrelitique),  graue  Schief«,  in 
welchen  kleine  sechsseitige,  gi'ünlichgraue  bis  schwärzUchgrüne  Ot- 
trelitblättchen  nach  allen  Richtungen  liegend  eingewacbaeo  smd; 
clie  Breite  der  Ottrelittäf eichen  übersteigt  nicht  eine  Linie,  sie 
haben  einen  wachsartigen  Glasglanz  und  sind  bei  grosser  Dflnne 
durchscheinend.  Damour  erhielt:  Kieselsäure 43.52;  Thonerde  23.89; 
Eisenoxydul  16.81  ;  Mauganoxydul  8.03  ;  Wasser  5.62  (Annales  des 
mines  (4)  II.  1842.  357).  Diese  Schiefer  finden  sich  in  den  Ar- 
dennen,  namentlich  zu  Ottrez  unweit  Stavelot,  an  der  Grenze  von 
Luxemburg  und  Lüttich ;  Gümbel  beobachtete  ganz  dieselben  Ottre- 
litschiefer bei  Grünberg,  Ebnat  und  Schwarzenreut  in  der  bayeri- 
schen Oberpfalz ;  auch  zwischen  Aste  und  Louvie-Soubiron  im  Os- 
sauthal  der  Pyrenäen  erscheinen  charakteristische  Ottrelitschiefer. 
Nach  Dana  (Manual  of  geology  77)  kommt  Ottrelitschiefer  sn  Bil- 
lingham,  Massachusetts,  vor.  Der  Ottrelitschiefer  aus  der  Gegend 
von  Stavelot  enthält  nach  Denis  Trilobitenreste,  ein  Zeichen  f&r 
den  sedimentären  Ursprung  auch  dieses  Schiefers. 

Dipyrschiefer,  Schiefer  mit  vielen  kleinen Dipyrkrystallen 
erfüllt  und  bis  jetzt  ausschliesslich  aus  den  Pyrenäen  bekannt:  ein 
zersetzter  thonig  talkiger  Schiefer  bei  der  Mühle  von  Libarens  auf 
dem  rechten  Ufer  des  Saison  unweit  Mauleon  (Basses-Pyrenees)  und 
sodann  ein  schwarzer  Schiefer  auf  dem  rechten  Ufer  des  Lea  nahe 
bei  der  Eisenschmelze  von  Angoumer,  nach  dem  Dorf  Lnaenac  so, 
Ariege.  Der  Dipyr  erscheint  häufiger  als  Coutactmineral  in  den 
pyrenäischen  Kalksteinen,  z.  B.  gleichfalls  bei  Libarens,  bei  Lontrin 
unfern  Angoumer  und  in  höchst  ausgezeichneten  Krystallen,  welche 
Descloizeaux  eingehend  untersuchte,  an  der  Brücke  von  Pouzac  nörd- 
lich von  Bagueres  de  Bigorre  am  Adour. 

Knotenschiefer,  Fruchtschiefer,  Garbenschie- 
fer, Fleckschiefer.  In  den  Schiefern  stellen  sich  kleine  Con- 
cretiouen  von  eigenthümlicher  Beschafi'enheit,  Härte  und  Farbe  ein« 
Bald  sind  es  hirsekorngrosse  dunkel  gefärbte  Concretionen,  welclie 
auf  den  Spaltuugsfiächen  oft  in  grosser  Anzahl  als  kleine  flache 
Knötchen  hervorstehen  (Knotenschiefer),  bald  längliche  getreide- 
kornähnliche  Concretionen  einer  schwärzlichgrünen  oder  schwärz- 
lichbraunen feinkörnigen,  schwach  schimmernden  Substanz,  welche 
ihrem  Aeussem  und  zufolge  Kersten  auch  ihrer  Zusammensetzong 
nach  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Fahlunit  besitzt  (Fruchtschiefer). 


Knoteuschiefer,  Fleckschiefer.  475 

Karsten  fand  darin:  Kieselsäure  42.50;  Thonerde  22.30;  Eisen* 
oxydul  18.00;  Manganoxydul  3.60;  Magnesia  3.10;  Kali  Spur; 
Wasser  10.00  (99.50)  (N.  Jahib.  f.  Min.  1844.  351).  Die  Kömer 
des  Fruchtschiefers  sind  oft  in  Form  von  Aehren  oder  Garben  an- 
einandergereiht, welche  mitunter  mehrere  Zoll  lang  werden  (Gar- 
benschiefer), manchmal  auch  finden  sich  büschelförmige  Kömerag- 
gi'egationen.  Delesse  glaubte  in  diesen  weizenkomäbnlichen  Con- 
cretionen  unentwickelte  Chiastolithe  erkennen  zu  dürfen.  Hierher 
sind  auch  wohl  die  schwarzen  undurchsichtigen  linsenförmig  ge- 
stalteten Knoten  zu  rechnen,  welche  sich  in  den  Grauwacken- 
schiefern  der  Bretagne  entwickelt  haben  und  von  Durocher  als 
fausses  macles  aufgeführt  wurden,  um  sie  als  unfei*tige  Chiastolithe 
zu  bezeichnen;  sie  haben  3 — 4  Mm.  Länge  und  1 — 2  Mm.  Dicke 
imd  liegen  oft  in  sehr  grosser  Menge  in  den  Schiefem,  manchmal 
mit  ausgebildeten  Chiastolithen  zusammen.  Es  ist  noch  näher  dar- 
zuthun,  ob  alle  diese  Gebilde  tlberhaupt  nach  einer  stöchiometrischen 
Formel  zusammengesetzt  sind.  Fleckschiefer  nennt  man  diejenigen 
Gesteine,  welche  Flecke  einer  unregelmässig  begrenzten,  schmatang 
dunkelgrün  oder  auch  lichter  gefärbten  Substanz  besitzen,  wodurch 
das  Gestein  wie  gesprenkelt  erscheint;  es  ist  dies  yielleicht  das 
erste  Stadium  der  beginnenden  Umwandlung;  aUe  diese  Sehiefei* 
hängen  mit  einander  zusammen  und  sind  durch  Uebergänge  unter- 
einander verbunden.  Meistens  besitzen  sie  schon  einen  sehr  glim- 
merschieferartigen Habitus,  indem  sie  eine  deutlich  feinschnppig- 
krystallinische  Textur  aufweisen ;  bei  dem  vollkommensten  Garben- 
schiefer  ist  auch  die  Schiefermasse  schon  so  umgewandelt,  daas  de 
fast  wie  ein  ächter  Glimmerschiefer  erscheint.  In  höchst  ausge- 
zeichneter Weise  ist  der  Uebergang  aus  gewöhnlichem  bläulich* 
schwarzem  sedimentärem  Thonschiefer  durch  Fleckschiefer,  Knoten- 
schiefer in  einen  nahezu  vollständig  glimmerschieferartigen  Frucht- 
schiefer zu  beobachten,  wenn  man  in  dem  pyrenäischen  Val  d^Astau 
nach  dem  malerischen  Lac  d'Oo  (oder  Lac  de  Seculejo)  empor- 
steigt und  sich  den  Graniten  der  Centralkette  nähert. 

(irosses  Interesse  verdienen  die  merkwürdigen  Resultate  der 
Untersuchungen  von  Carius,  welcher  bei  der  Analyse  einer  von 
Naumann  in  der  Gegend  von  Lengefeld  in  Sachsen  gesammelten 
llcihe  von  derlei  Uebergangsgesteinen  aus  gewöhnlichem  Thonschie- 
fer durch  Fleckschiefer,  Fruchtschiefer  in  dichten  kiystallinischen 


476     Uebergang  von  Thonschiefer  in  Knotensohiefer  und  Comobitiiii. 


Comubianit  (S.  418)  fand,  dass  dieselben  alle  eine  fast  ginslioh 
übereinstimmende  Zusammensetzung  besitzen,  somit  diese  Metamor- 
phose einzig  und  allein  in  einer  innern  Umkrystallisinuig  der  ge- 
gebenen Stoffe  bestanden  hat :  es  trat  zur  Bildung  der  Concretionen 
keine  neue  Substanz  hinzu,  sondern  es  erfolgte  lediglich  eine  ver-' 
schiedene  Anordnung  der  bereits  in  dem  Gestein  existirenden  Be- 
standtheile  (Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XCIV.   1855.  45). 

I.  Bläulichgrauer,  anscheinend  ganz  gewöhnlicher  Scbiefer, 
ohne  Glimmerblättchen.  Eichgrün. 

II.  Unvollkommen-schief  eng,  blaugran  mit  rundlichen  brannen 
Concretionen,  welche  kleine  Glimmerschüppchen  einschliessen,  west- 
lich von  Eichgrün,  nach  dem  Granit  zu. 

III.  Röthlichgrau  mit  grauen,  glimmerreichen  Concretioiieii. 
Zwischen  Eichgrün  und  der  Mühle  von  Schreiersgrün,  2 — 3000  F. 
näher  dem  Granit. 

IV.  Nicht  schieferig,  röthlichgraue  Grundmasse,  mit  Lagen 
einer  grauen,  krystallinischen,  glimmerreichen  Substanz ;  Lange  Leithe, 
nördlich  von  Schreiersgrün. 

y.  Krystallinisch,  graublau,  mit  Concretionen  von  Glimmer- 
schüppchen. Mühle  von  Schreiersgrüu,  600  F.  vom  Granit. 

VI.  Aeusserst  fester,  krystallinischer  Comubianit.  Rebengrün 
am  Granit. 


I. 

II. 

m. 

IV. 

V. 

VL 

Kieselsäure    .     .     . 

59.38 

60.03 

60.61 

63.17 

60.00 

61.39 

Thonerde 

22.07 

19.11 

24.05 

19.29 

24.10 

20.80 

Eisenoxydul  .     .     . 

6.82 

7.37 

5.69 

4.93 

6.44 

6.61 

Manganoxydul    . 

0.27 

0.14 

0.28 

0.54 

0.14 

0.25 

Kalk 

0.24 

1.17 

0.41 

0.39 

0.17 

0.90 

Magnesia  .     .     . 

3.61 

2.19 

1.78 

1.60 

1.87 

2.10 

Kali      .... 

3.85 

3.78 

3.65 

4.19 

2.80 

2.97 

Natron 

2.11 

3.20 

0.78 

1.83 

2.09 

3.26 

Wasser      .     .     . 

.       3.47 

3.99 

3.30 

3.96 

2.75 

1.48 

101.82 

100.98 

100.55" 

99.90 

100.36 

99.76 

Es  ergibt  sich  aus  diesen  schätzenswerthen  Analysen  mit  der 
gi'össten  Bestimmtheit  eine  sich  gleichbleibende  Zusammensetzung 
der  nmkrystallisirten  Schiefer.  Die  Schwankungen  sind  kaum  be- 
deutender^ als  sie  überhaupt  bei  derlei  Bauschaiialysen  vorkommen. 


Enotenschiefer,  Fruchtsohiefer,  Spilosit.  477 

Cpquand  untersuchte  die  Uebergangsreilie  aus  den  unveränderten 
pyrenäischen  Schiefem  in  den  Dipyrschiefer  und  erhielt  dasselbe 
Ergebniss  (Bull,  de  la  soc.  g6o\.  XII.  1841.  322). 

Solche  metamorphische  Gebilde  finden  sich  in  Sachsen  vor- 
züglich an  den  dem  Granit  und  Syenit  angrenzenden  Rändern  der 
Schieferzone  des  linken  Eibufers  (z.  B.  Knotenschiefer  in  glinuner- 
schiefer-  und  gneissähnliche  Gesteine  übergehend  an  der  Syenit- 
grenze zwischen  Wesenstein  und  Lenben) ;  auch  im  sächsischen 
Voigtlande,  z.  B.  um  die  Lauterbacher  und  Eirchberger  Granit- 
partieen.  Ausgezeichnete  Fleck-  und  Garbenschiefer  erscheinen 
gleichfalls  zwischen  Wechselburg  und  Penig.  In  den  zunächst  an 
den  Granit  grenzenden  Fruchtschiefem  stellt  sich  auch  wohl  Feld- 
spath  ein;  man  könnte  mit  H.  Müller  der  Analogie  nach  solche 
Gesteine  Fruchtgneiss  nennen.  Charakteristische  Fruchtsohiefer, 
die  in  einer  mikrokrystallinischen  gelblichgrauen  Grondmasse  ge- 
treidekorngrosse  grünlichgraue  Körner  (ein  inniges  Gemenge  von 
Quarz  und  einem  chloritartigen  Mineral)  enthalten,  sowie  auch 
Fleckschiefer  fand  Jok^ly  in  der  Gegend  von  Wietitas,  Wondkow, 
Hradec  in  Böhmen. 

Spilosit  nannte Zincken  am  Harz  vorkommende  eigenthüm- 
liche  metamorphische  Schiefer  von  grauer  Farbe,  die  mit  lahllosen 
dunkeln  Kömchen  erfüllt  sind.  Krantz  erwähnt  Gesteine,  denen  von 
der  Heinrichsburg  im  Harz  ganz  ähnlich,  von  der  Küste  di  Morti- 
gliana  im  Westen  der  Insel  Elba;  dort  südlich  vom  Cap  Pomonte 
erscheint  auch  eine  andere  Varietät,  in  der  die  Körner  bandartig 
verlaufen  und  verschwinden,  welche  Zincken  Desmosit  nannte 
(Karstens  und  v.  Dechens  Archiv  XV.  1841.  395). 

Schalsteinähnlichen  Thonschiefer  nennt  Naumann 
(Geognosie  I.  543)  einen  gewöhnlichen  Thonschiefer,  in  den  zahl* 
reiche  rundliche  oder  eckige  Körner  und  Mandeln  von  Kalkspath  ein- 
gesprengt sind,  wodurch  er  bald  eine  porphyrartige,  bald  eine 
mandelsteinartige  Textur  gewinnt,  und  manchen  Diabas-Schalsteinen 
sehr  ähnlich  wird.  Die  ganze  Masse  scheint  von  kohlensaurem  Kalk 
durchdrungen  zu  sein,  der  auch  manchmal  kleine  Trümer  und  Adern 
in  dem  Gesteine  bildet.  Ausgezeichnet  tritt  er  in  Sachsen  auf  bei 
Nossen  und  Zella. 

Eingehende  Untersuchung  verdienen  noch  die  sog.  grünen 
Schiefer,    welche  namentlich  in   den  Alpen    eine    so    grosse  Bolle 


478  Sericitschiefer. 

spielen,  von  denen  manche  mit  Grünsteinen  in  Yerbindtiiig  stehen, 
manche  den  Chloritschiefern  verwandt  zu  sein  scheinen. 

Sericitschiefer.  Auf  das  engste  schliessen  sich  an  die 
gewöhnlichen  Thonglimmerschiefer,  von  denen  sie  nur  eine  Ahart 
bilden,  die  schieferigen  Gesteine  des  Taunus  an,  welche  man  früher 
als  Chloritschiefer  und  Talkschiefer  bezeichnete,  und  welche  durch 
List  mit  dem  Namen  Beiicitschiefer  belegt  wurden,"  weil  sie  ein 
eigenthümliches,  glimmerartiges  damouritähnliches  Mineral  von 
gelblich  weisser  bis  lauchgrüner  Farbe  und  seidenartigem  Glanz, 
den  Sericit  enthalten.  Ein  Sericit  von  Naurod  enthielt:  KieseLi&nre 
50.00;  Thonerde  23.65;  Eisenoxydul  8.07;  Magnesia  0.93;  Kalk 
0.63;  Kali  9.11;  Natron  1.75;  Wasser  3.44;  Fluor  1.22;  Phoe- 
phorsäure  0.31;  Titansänre  1.59  (100.70).  Der  Sericit  schliesst 
sich  dem  Kaliglimmer  an,  von  welchem  ihn  der  geringere  Thon- 
erdegehalt  unterscheidet.  Er  bildet  den  vorwaltenden  Gemengtheil 
der  Sericitschiefer,  welche  ausserdem  noch  Quarz  und  Feldspath 
(den  List  für  Albit  erachtet)  enthalten.  Krystallisirter  Quarz  und 
Feldspath  durchziehen  sehr  häufig  das  Schiefergestein,  z.  B.  am 
Sonnenberg  bei  Wiesbaden.  Auch  Magneteisen  ist  in  sehr  feinen 
Körnchen  eingesprengt. 

liist  unterscheidet  drei  Varietäten  von  Sericitschiefer  des  Taunus: 

a)  violetter  Schiefer,  violett  oder  blänlichroth,  ziemlich  dünn- 
schieferig,  sehr  weich  und  von  seidenartigem  Schimmer,  fettig  an- 
zufühlen. Nach  der  Behandlung  mit  verdünnter  Salzsäure  bleiben 
schwach  grüiilichweisse  Krystalkchüppchen  zurück.  Spec.  Gewicht 
2.882.  Schmilzt  vor  dem  Löthrohr  unter  Aufl>lähen  zu  grauem 
blasigem  Email. 

b)  grüner  Schiefer ;  graulichgrün  gefärbt,  meist  nur  in  ziem- 
lich dicken  Platten  spaltbar,  aber  auf  dem  Querbruch  dünnschie- 
ferig ;  mit  Quarzkömern,  feinzertheiltem  Magnet  eisen  und  einem 
zwillingsgestreiften  Feldspath  ;  von  ziemlich  deutlicher  krystallini- 
scher  Textur,  häufig  mit  Fältelung  versehen ;  härter  und  fester  als 
die  violetten  Schiefer.  Spec.  Gewicht  2.788.  Schmilzt  an  den  Kan- 
ten zu  halbdurcliHichtigem  Glas. 

c)  gefleckter  Schiefer;  gelblichweiss  und  grünlichweiss  mit 
grünen  Flecken ;  in  dümiere  Platten  spaltbar,  als  die  vorhergehende 
Varietät,  auch  ziemlich  dünnschief erig,  meistens  weich  und  mehr 
oder  weniger   zersetzt.     In  ihm  finden   sich   meist  die  Quarz-  und 


Serioiticbiefer. 


479 


Feldspathtrümer,  auch  viel  Quan  and  Feldspaih  als  krystallimscbe 
Kömer  ausgeschieden ;  vorwiegend  von  feinkörniger  Tertur.  Spec. 
Gewicht  2.684.  List  betrachtet  diese  Varietät  als  zersetzte  grfine 
Schiefer. 

Zusammensetzung  des  violetten  Schiefers  vom  Nerothal  bei 
Wiesbaden  (I),  des  grünen  Schiefers  von  der  Leichtweisshöhle  im 
Nerothal  bei  Wiesbaden  (11),  des  gefleckten  Schiefers  aus  dem  Son- 
nenberger  Steinbruch  (UI)  (Ann.  d.  Ghem.  u.  Pharm.  1852.  192, 
198,  269). 


I. 

11. 

ni. 

Kieselsäure .     .     . 

55.84 

60.22 

70.9» 

Thonerde    .     .     . 

15.62 

15.96 

18.77 

Eisenozyd   .     .     . 

4.86 

1.11 

0.88 

Eisenoxydul     .     . 

8.25 

4.94 

3.91 

Kalk 

0.50 

2.20 

0.41 

Magnesia     .     .     . 

1.89 

2.67 

0.37 

KaH 

6.13 

2.58 

4.81 

Natron    .... 

1.70 

6.71 

3.13 

Wassern.  Fl»  Si    .     . 

5.19 

2.13 

1.50 

Titansäure  .     .     . 

0.51 

1.49 

0.14 

99.99 

loordi 

99.41 

IT  enthält  noch  0.04  Phosphorsäure,  0.06  KupferozyduL  List 
veranstaltete  auch  Sonderanalysen  der  löslichen  and  unlöslichen 
Theile;  die  unlöslichen  81.11  pct.  in  I  betrachtet  er  als  zusammen- 
gesetzt aus  1 0  Theilen  Sericit  und  4  Theilen  Quarz.  Der  unlösliche 
Rückstand  von  93.20  pct.  in  Analyse  11  besteht  nach  ihm  aus  10 
Hornblende,  18  Sericit,  6  Quarz,  60  Albit. 

In  den  Salzburger  Alpen  fand  Lipoid,  in  Obersteiermark  bei 
Murau  Rolle  deutliche  Sericitschiefer. 

Die  Schichtung  des  Thonglimmerschiefers  ist  fast  immer  sehr 
deutlich;  bald  ist  sie  ebenflächig,  bald  wellenförmig,  bald  in  sehr 
verworrenen  Krümmungen  hin  und  her  gewunden.  Naumann  fuhrt 
((leognosie  11.  118)  »höchst  auffallende  und  wahrhaft  unbeschreib- 
liche Windungen«  der  Thonschieferschichten  an  von  den  Felsen 
des  Mulde-Ufers  bei  Oberhasslau  zwischen  Zwickau  und  Schneeberg. 

Mancherlei  Einlagerungen,  ähnlich  denen  in  den  Gneissen  und 
Glimmerschiefern  finden  sich  in  den  Thonglimmerschiefem,  im  ganzen 
sind  sie  indessen  weniger  häufig  und  auch  von  geringerer  Mächtig- 


480       rjageriingsweise  und  Verbreitang  der  Thonglimmerschiefer. 

keit  und  Ausdehnung,  als  in  jenen  Schiefergesteinen.  Quandt  und 
Quarzitschiefer  bilden  die  häufigsten  Einlagerungen  (sb.  B.  in  der 
Gegend  von  Lössnitz  und  Hartenstein  in  Sachsen,  im  E^rer  Kreis 
in  Böhmen,  wo  bei  Abtsroth  und  Schönwerth  Graphitschiefer  mit 
den  Quarzitschielern  verbunden  sind,  zu  Weikersdorf  in  Mfthren), 
auch  Gneisslager  und  -Stöcke  (z.  B.  bei  Tanneberg,  Munzig  und 
Herzogswalde  in  Sachsen,  bei  Hirschberg  und  Tiefengrün  im  BeoB- 
sischen  nach  Naumann).  Kalksteine,  Glimmerschiefer,  Grünsteine 
und  Grünsteinschiefer,  Erzlager  sind  ebenfalls  als  Einlagerungen  im 
Thonglimmerschiefer  bekannt. 

Der  Thonglimmerschiefer  hat  seine  hauptsächlichste  Lagemng 
über  dem  Glimmerschiefer,  sei  es  dass  beide  mehr  oder  weniger 
horizontal  liegen,  sei  es  dass  sie  ein  fächerförmiges  oder  giebel- 
förmiges  Schichtensystem  darstellen,  wobei  meistens,  wie  früher 
angedeutet,  Glimmerschiefer  und  Thonglimmerschiefer  durch  all- 
mähliche Uebergänge  mit  einander  verbunden  sind.  Die  untern, 
zunächst  dem  Glimmerschiefer  gelegenen  Gesteine,  welche  oft  in 
ihrer  Beschaffenheit  sich  noch  sehr  diesem  nähern,  hat  man  auch 
Phyllite  (vgl.  S.  464)  genannt,  während  nach  oben  zu  die  mehr 
feinkrystallinischen  Thonschiefer  folgen,  welche  gar  nicht  selten 
schliesslich  durch  kaum  bemerkbare  Uebergänge  in  klastische  Ver- 
steinerungen führende  Thonschiefer  verlaufen. 

In  manchen  Ländern  suid  die  Thonglimmerschiefer  sehr  ver- 
breitet. Im  Erzgebirge  bildet  er  den  äussersten  Mantel  des  kry- 
stallinischen  Centralgebirges.  Der  Taunus,  die  Ardennen  und  Ce- 
vennen  bestehen  zum  grössten  Theil  aus  diesen  Schiefern,  gleich- 
falls setzt  ei  in  Schlesien  ansehnliche  Gebiete  zusammen.  In  Böh- 
men und  Mähren,  in  den  Alpen,  den  Pyrenäen,  in  Schottland  und 
Irland,  in  Spanien  und  Ungarn  sind  beträchtliche  Kegionen  aus 
Thonglimmerschiefer  gebildet,  ebenso  im  mittlem  Norwegen,  wo  er 
auf  dem  Filefjeld  und  Dovreljeld  weit  verbreitet  ist.  Ein  grosser 
Theil  von  Daghestan,  des  Altai  und  der  Insel  Nowaja  Sem^a  sind 
ebenfalls  aus  solchem  Sclüefer  aufgebaut. 

Sauvage,  Schiefer  der  Ardennen,  Annales  des  minog  1846.  VII.  (4) 
411  und  N.  Jahrb.  f.  Min.   1846.  489. 

Bischof,  Schiefer  von  Glatz  in  Schlesien,  ehem.  u.  phys.  Geologie 
1  Aufl.  II.  999. 

Kjornlf,  Thonglimmerschiefer  aus  Norwegen  (Anal.)  in  Bischofs  Geo- 
logie 1.  Aufl.  II.  1660  und  Journ.  f.  pr.  Chem.  LXV.  1865. 198. 


Thonglimmer8ohiefer.  481 

C.  V.  Hauer,    Thonglimmerschiefer  aas  Böhmen  (AnaL),   Jahrb.  d. 

geol.  R.anst.  VI.  1855.  688.  706. 
G.  vom  Rath,  Schiefer  aus  Graubündten,  Zeitschr.  d.  d.  geoL  Ge«. 

IX.  1857.  241. 
Studer,  grüne  Schiefer,  Geologie  der  Schweiz  I.  386. 
Jokely,  Thonglimmerschiefer,  Frucht-  und  Fleckschiefer  in  Böhmen, 

Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  VI.  1855    687.  VIII.  1857.  533.   Thon- 

glimmerschiefer  des  Egerkrei«es  VII.  1866.  486  und  508. 
V.  Hochstetter,   Dachschiefer  (Urthonschiefer)  vom  Ziegenruckberg 

bei  Rabenstein  im  Egerkreis  Böhmens/ Jahrb.  der  geol.  Kanst. 

VII.  1856.  466. 
Terreil,  Thonglimmerschiefer  von  Petit-Coeur  bei  Moutiers,  Taren- 

taise,  Comptes  rendus  LIII.  120. 
Carius,  Analysen,  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  XCIV.  1866.  53. 
V.  Chnrpentier,  Chiastolithschiefer,  Essai  sur  la  constit.  g6ogn.  des 

Pyrenees   1823.  193.  Dipyrschiefer  ebend.  337. 
Dufrenoy  u.  £lie  de  Beaumont,   Chiastolithschiefer  der  Bretagne, 

Explic.  d.  1.  carte  geol.  d.  1.  Fr.  I.  206. 
Durocher,    Chiastolith-  und  Knotenschiefer,  Bull,  de  la  soc.  g6oL 

f2)  1846.  III.  546. 
Boblaye,   petrefactenführender  Chiastolithschiefer,   Bull,  de  la  soc. 

geol.  X.  227. 
Damour,  Ottrelitschiefer,  Annales  des  mines  (2)  IL  867  u.  N.  Jahrb. 

f.  Min.  1844.  479. 
Thomson,  Ottreiit,  Annais  of  New  York  IX  und  N.  Jahrb.  f.  Min. 

1833.  430. 
Descloizeaux,  Ottrelitschiefer,  Annales  des  mines  (4)  11.861;  über 

Dipyr  vgl.  Manuel  de  mineralogie  I.  226. 
Gümbel,    Ottrelitschiefer  in  Bayern,   Correspondenzblatt  des  zooL- 

mineral.  Vereins  zu  Regensburg  1853.  153. 
Delcsse,  Dipyr  von  Mauleon,  Annales  des  mines  (4)  IV.  1843.  609; 

Comptes  rendus  XVIIl.  944. 
Coquund,  Dipyrschiefer,  Bull,  de  la  soc.  g^ol.  XII.  1841.  822. 
Kcrsten,  Knotenschiefer,   Journal  f.  pr.  Chemie  XXI.  108;  und  N. 

Jrthrb.  f.  Min.  1856.  595. 
Naumann,  über  Knotenschiefer,   Erläuterungen  zur  geogn.   Karte 

von  Sachsen  1838.  II.  264  und  1845.  V.  50. 
Müller,   Knotenschiefer,  Berg-  u.  hüttenmann.  Zeitung  1858.  107. 
List,  Soricitscliiefer,  Jahrb.  d  Ver.  f.  Naturk.  im  Herzogth.  Nassau 
1850.  VI.  126  und  1852.  128.     Annal.  der  Chem.  u.  Pharmac. 

LXXXI.  1852. 
Lipoid  u.  Rolle,  Sericitschiefer  in  den  Alpen,  Jahrb.  der  geol.  R.- 
anst. 1854.  201  und  359. 


Zirkel,  Petrographle.    11.  81 


482  Itacolumit. 

Itnc^lmlt. 

Ein  schieferiges  Gemenge  aus  kleinen  und  feinen  Quara- 
körnchen  und  Blättchen  von  Glimmer,  Talk  oder  Chlorit 
zusammengesetzt.  Der  Quarz  bildet  die  Hauptmasse  des  Gesteins, 
der  glimmerige  Gemengtheil  erscheint  als  dünne  und  zarte  Schüpp- 
chen von  silberweisser ,  hellbläulicher  oder  grünlicher  Farbe,  die 
Schieferung  wird  durch  parallele  Ijagerung  dieser  ßlättchen  her- 
vorgebracht, welche  auch  mitunter  eine  deutliche  Streckung  nach 
einer  Richtung  aufweisen.  Indem  die  dünnen  Glimm erblättchen 
Lagen  zwischen  den  kr3'stallinischen  Quarzkörnern  bilden  oder  sich 
gelenkartig  um  die  einzelnen  herum  schmiegen,  erlangen  diese  eine 
gewisse  Verschiebbarkeit ,  woraus  für  manche  dieser  Gesteine  die 
Fähigkeit  hervorgeht,  in  dünnen  Platten  deutlich  elastische  Bi^ 
samkeit  zu  zeigen;  auf  dieser  Eigenschaft  beruhen  die  alten  Na- 
men des  Itacolumit:  Gelenkquarz,  elastischer  Sandstein,  elastischer 
Quarz.  Doch  scheint  nach  einer  Beobachtung  von  Hausmann  auch 
biegsamer  Itacolumit  vorzukommen,  welcher  fast  gar  keinen  Glim- 
mer oder  Talk  enthält  (Gott.  Gel.  Anzeigen  1855.  1575).  Kei- 
neswegs besitzen  alle  Varietäten  diese  Biegsamkeit,  bisweilen  ist 
das  Gestein  nicht  schieferig,  die  Quarzkörnchen  und  Glimmerschnp- 
pen  sind  regellos  durcheinander  gemengt.  Die  Gesteine,  obschon 
ihre  krystallinische  Beschaffenheit  bewahrend,  gewinnen  alsdann  ein 
sandähnliches  oder  psammitisches  Ansehen.  Manchmal  auch  stellen 
sich  grössere  Quarzstücke,  selbst  abgerundete  Quarzgerölle  ein,  wo- 
durch das  Gestein  einen  conglomeratartigen  Habitus  erlangt.  Für 
den  Ursprung  des  Gesteins  liefern  diese  Quarzgerölle  ein  nicht  zu 
verkennendes  Merkmal.  Diese  drei  Ausbildungsweisen :  die  fein- 
körnige biegsame,  die  feste,  nicht  biegsame,  einem  undeutlich  schie- 
ferigen Sandsteine  ähnliche,  und  die  conglomeratartige  scheinen 
die  häufigsten  zu  sein. 

Die  Farbe  des  Itacolumit  ist  vorherrschend  licht ,  weisslich, 
gelblich,  hellgrün,  bläulich,  auch  röthlich.  Beigemengtes  Eisen- 
oxyd oder  Eisenoxydhydrat  verursachen  dunklere  rothc  und  braune 
Färbung. 

Von  accessorischen  Mineralien  sind  zu  erwähnen:  Eisenglim- 
mer in  Blättern  und  Schuppen ;  Eisenglanz,  in  mehr  oder  weniger 
zersetztem  Zustande.  Magneteisenerz;  Martit,  die  Pseudomorphose 
von  Eisenglanz  nach  Magneteisenerz.    Der  Itacolumit  ist  auch  bis- 


Itacolumit.  488 

weilen  goldhaltig,  und  die  brasilianischen  Itacolumite  sind,  was 
Zinken  (1820)  und  v.  Humboldt  (1826,  Poggend.  Annal.  VII.  520) 
vermutlieten,  Virgil  von  Helmreichen,  Claussen  und  Heusser  nach- 
wiesen, das  Muttergestein  der  Diamanten;  anderswo  kommen  gleich- 
falls die  Diamanten  wenigstens  in  itacolumitähnlichen  Quarzgestei- 
nen  vor.  Im  Itacolumit  des  nordamericanischen  Staats  Georgia  er- 
scheint Lazulith  in  einzelnen  Krystallen  und  ganzen  Nestern. 
Nach  Heusser  sind  in  dem  brasilianischen  auch  feine  Hornblende- 
nadeln zu  erkennen. 

Mit  mancherlei  Gesteinen  ist  der  Itacolumit  durch  Ueber- 
gänge  verknüpft:  mit  Quarzit,  durch  das  Zurücktreten  des  Glim- 
mers ,  mit  Glimmerschiefer ,  mit  Talkschiefer  und  Chloritschiefer, 
sowie  mit  Eisenglimmerschiefer  und  Itabirit  durch  Ueberhandneh- 
men  der  Eisengliramerschuppen  und  Magneteiseukörner  (I.  336). 
Je  feinköniger  das  Gestein  ist,  desto  deutlicher  ist  seine  Schichtung, 
welche  oft  sehr  dünn  ausgebildet  ist,  während  die  grobem  sand- 
steinartigen und  couglomeratähnlichen  Varietäten  meistens  nur  Schich- 
tung in  mächtigen  Bänken  zeigen. 

Die  ausgedehnteste  Verbreitung  besitzt  der  Itacolumit  nach 
den  Untersuchungen  \on  v.  Eschwege,  Spix  und  Martins,  Pissis  in 
Brasilien ,  wo  er  verknüpft  mit  alten  krystallinischen  Schiefem 
( rhonschiefer,  Glimmerschiefer,  Eisenglimmerschiefer),  und  meistens 
auf  Gneiss  lagernd,  sich  durch  17  Breitegrade  hindurch  in  zwei 
mächtigen,  deutlich  getrennten  Schichtenzonen  verfolgen  lässt.  Die 
Serra  do  Espinhaes  und  die  Serra  dos  Vertentes,  die  nach  Matto 
hinüberzieht ,  bestehen  vorzugsweise  daraus ;  die  höchsten  Punkte 
sind  der  5400  F.  hohe  Berg  Itacolumi  bei  der  Stadt  Villa  ricca,  die 
Serra  do  Carrassa  bei  Inficionado,  Serra  do  Itambe  bei  Villa  do 
Principe,  Serra  do  Canastra,  und  Margella  bei  Bambui  os  Pyrinöos. 
Nach  Oscar  Liebers  Beobachtungen  ist  der  Itacolumit  auch  in  Süd- 
caroliiia  sehr  entwickelt,  wo  er  vielfach  einen  sandsteinartigen  und 
conglomeratähnlichen  Habitus  hat,  und  auch  in  deutlich  klastische 
Gesteine  übergeht.  Abermals  treten  Itabirit  und  Eisenglimmer- 
schiefer mit  dem  Itacolumit  verbunden  auf.  Gleichfalls  ist  in  den 
nordamericanischen  Staaten  Nordcarolina  und  Georgia  die  Verbrei- 
tung des  Itacolumit  von  Shepard  nachgewiesen  worden,  wo  das  Ge- 
stein wie  in  Brasilien  Diamanten  führt.  Im  südlichen  Ural  erschei- 
nen nach  v.  Helmersen  und  Ilofmann  mächtige  Itacolumitmassen  in 


484  Itacolumit. 

weiter  Verbreitung,  welche  dort  auf  schwarzen,  versteinerangsfüh- 
renden  Dolomitmassen  gelagert  sind.  In  der  portugiesischen  Pro- 
vinz Tras-os-Montes  fand  v.  Eschwege,  in  dem  spanischen  Galicia 
Schulz  den  Itacolumit  auf,  in  letzterer  Provinz  namentlich  in  der 
Gegend  von  Villalba  und  Rivadeo  unfern  des  Meerbusens  von  Bis- 
caya.  Gergens  beobachtete  ihn  im  Gebiet  des  rheinischen  Devon- 
gebirges. Es  mögen  ähnliche  Gesteine  wohl  noch  anderweitige 
Verbreitung  haben,  wie  Pissis  itacolumitartige  Gesteine  bei  Sosa  und 
Aosta  in  Piemont  nachgewiesen  hat. 

C.  A.  Collini,  Remarques  sur  la  pierre  elastique  du  Bresil.  Mann- 
heim 1805. 
V.  Eschwepre,  Beiträge  zur  Gebirgskunde  Brasiliens  1832.  172,  auch 

geoguostisches  Gemälde  von  Brasilien  1822.  17. 
v.  Martius,  Reise  in  Brasilien,  Band  II. 

Schulz,  Itacohimit  in  Galicia,  Bull,  de  la  aüc.  gcol.  1834.  416. 
Claussen,  Diamanten  im  Itacolumit,  Bull,  de  l'acadcmie  de  Bmxel- 

les  1841. 
Gergens,  Itacolumit  im  Rheinland,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1841.  666. 
Toumey,  Report  on  the  geology  of  South  Carolina  1848.  6. 
Pissis   im  Bull,  de  la  soc.  geol.  XIII.  1842.  282  und  Comptes  ren- 

dus  XVII.   1843.  28. 
Zerrenner,  Itacolumit  im  Ural,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  I.  484. 
Lieber,  Report  on  the  geolog.  survey  of  South  Carolina  1856.  26; 

1858.  40;  1859.  44,  auch  in  v.  Cotta's  Gangstudien  III.  323. 
Shepard,  Report  on  the  goolog.  survey  of  South  Carolina  1854. 
Shcpard,  Lazulith  im  Itacolumit,  Neues  Jahrb.  f.  Min    1859.  302. 
Heusser  und  Claraz,  Diamanten  im  Itacolumit,  Zeitschr.  d.  d.  geoL 
Ges.  1859.  448.  Vgl.  auch  Pctermann,  googr.  Monatsh.  1659.  447. 

Bildungsweise  der  iirystalliniscli-scliieferiseii 
.Oestcine. 

Der  Ursprung  der  krystallinisch-schieferigen  Gesteine  ist,  so 
viele  Hypothesen  und  Meinungen  auch  bereits  darüber  aufgesteUt 
sind,  immer  noch  gi'össteutheils  in  ein  räthselhaftes  Dunkel  ge- 
hüllt, wenn  es  auch  gleichwohl  nicht  zu  verkennen  ist,  dass  gerade  in 
neuerer  Zeit  durch  sorgfältige  Beobachtungen  und  Untersuchungen 
die  Hoffnung  nahe  gerückt  ist ,  es  werde  sich  dasselbe  allmählich 
zu  klären  beginnen. 

Wir  wenden  zunächst  unsere  ßetrachtuugen  dem  Gneiss  2U, 
der  in  mancher  Hinsicht  den  Reigen  unter  den  kr^'stallinischen 
Schiefem  anführt;    indem  im    folgenden  die  hauptsächlichsten  An* 


Hildungsweise  der  krystalliniscb-schieferigen  Gesteine.         486 

sichten,  durch  welche  man  den  Ursprung  dieses  Gesteines  zu  er- 
klären versucht  hat,  angeführt  und  beleuchtet  werden,  ist  auch 
zugleich  hier  und  da  die  Ausbildungsweise  der  Glimmerschiefer 
und  Thonglimmerschiefer  vorweg  in  Berücksichtigung  gezogen,  da 
sowohl  in  räumlicher  als  geologischer  Beziehung  diese  drei  Ge- 
steine sich  kaum  auseinander  halten  lassen,  vielmehr  innig  zu- 
sauimeuhängen.  Um  die  zahlreichen  Hypothesen ,  deren  hier  ge- 
dacht werden  soll,  einigermaassen  zu  gruppiren,  seien  dieselben  nach 
dem  Gesichtspunkte  aneinandergereiht,  ob  sie  den  Gneiss  in  seiner 
jetzigen  Ausbildungs weise  für  ein  ursprüngliches  Gestein  oder 
für  ein  in  e  t  a  m  o  r  p  h  i  s  c  h  e  s  Product  erklären.  Manche  dieser  Hypo- 
thesen haben  in  jetziger  Zeit  jeden  Grad  von  Wahrscheinlichkeit 
verloren  und  besitzen  nur  noch  einen  historischen  Werth,  seien 
deshalb  auch  nur  ganz  vorübergehend  erwähnt. 

Dies  gilt  von  jener  Ansicht,  welche  Werner  über  die  Ent- 
stehung des  Gneiss  hegte;  wie  den  Granit,  so  hielt  er  auch  dieses 
Gestein  für  ein  directes  krystallinisches  Sediment,  welches  sich  auf 
dem  Grunde  des  Ur-Oceans  absetzte.  Fr.  v.  Beroldingen  erklärte 
zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  den  Gneiss  für  >regenerirten 
Granit«  :  granitischer  Sand  und  Detritus  sei  zusammengeschwemmt 
worden,  und  dabei  habe  der  schichtende  Einfluss  des  Wassers  die 
parallele  Lagerung  der  Glimmerschuppen  zwischen  den  Feldspath- 
körnern  und  Quarzkörnern  hervorgebracht.  Auch  Dana  hat  im  Jahre 
1843  einmal  die  Verrauthung  von  der  klastischen  direct  -  sedimen- 
tären Natur  des  Gneiss  ausgesprochen:  Gneiss  und  Glimmerschie- 
fer verhielten  sich  auf  ähnliche  Weise  zu  den  Graniten,  wie  die 
vulkanischen  Tuffe  zu  den  Laven,  wie  die  Basalttufife  zu  den  Ba- 
salten; vor  und  während  der  Graniteruptionen  sei  granitisches  Ma- 
terial in  asche-  und  lapilliähnlichem  Zustande  ausgeschleudert,  unter 
der  Mitwirkung  glühendhcissen  Wassers  geschichtet  und  zu  Gneiss 
und  Glimmerschiefer  cämentirt  worden  (Americ.  journ.  of  sc.  etc. 
XLV.   127). 

G(Mrcnüber  diesen  Theorieen,  welche  nie  rechten  Boden  ge- 
t'iuulen  haben  ,  hat  im  Laufe  der  Zeit  eine  andere  grosse  Verbrei- 
tung gewonnen,  welche  den  Gneiss  für  ein  primitives  Ge- 
bilde ansieht  und  auf  dem  Theorem  von  dem  ursprünglich  feuer- 
flus'sigen  Zustande  unseres  Planeten  fusst:  es  ist  diejenige  Hypo- 
these, welche  den  Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Thonglimmerschiefer 


486      Gneiss  als  Erstarrungfskniste  der  Erdoberfläche  f^^dentet. 

als  die  ursprüngliche  Erstarrungskruste  desselben  erklärt;  wir  glaa- 
ben  diese  Ansicht  und  ihre  Begründung  am  besten  mit  den  Wor- 
ten Naumanns  wiedergeben  zu  können:  »Die  grosse  Uebereinsüm- 
mung,  welche  der  Gneiss  und  die  meisten  der  Um  begleitendexi 
Gesteine  in  ihrer  mineralischen  Zusammensetzung  mit  Granit  und 
mit  andern  eruptiven  Gesteinen  erkennen  lassen;  die  Wahrschein- 
lichkeit, dass  die  meisten  dieser  eruptiven  Gesteine  aus  einem  feuer- 
flüssigen Zustande  erstarrt  sind;  die  fast  unvermeidliche  Yorans- 
setzung,  dass  unser  Planet  sich  ursprünglich  durchaus  in  demsel- 
ben Zustande  befunden,  und  erst  später  mit  einer  Erstarrungskmste 
bedeckt  habe;  endlich  die  Thatsache ,  dass  in  der  Urgneissfonna^ 
tion  Granite  mit  Gneissen  regelmässig  wechsellagemd  angetroffen 
werden,  diese  Thatsachen  und  Voraussetzungen  sind  es,  welche  die 
eine  der  jetzt  herrschenden  Hypothesen  hervorgerufen  haben,  dass 
diese  primitiven  Formationen  (Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Thon- 
glimmerschiefer)  die  ursprüngliche  Erstarrungskruste  unseres  Plane- 
ten bilden.*  (Geognosie  IL   1860.  154.) 

Zu  dieser  Ansicht  hat  sich  im  Laufe  der  Zeit  eine  grosse  An- 
zahl hervorragender  Forscher  bekannt.  Nach  derselben  mussten, 
da  die  Erkaltung  der  Kruste  von  aussen  nach  innen  fortschritt, 
die  obersten  Schichten  die  zuerst,  die  untersten  die  zuletzt  festge- 
wordenen sein,  und  h'iQ  führte  weiter  auf  die  Annahme,  dass  die 
Jüngern  auf  sedimentären  Schichten  ruhenden  Ablagerungen  kry- 
stalünischer  Schiefergesteine  (vgl.  S.  434.  460)  auf  eruptivem 
Woge  gebildet  seien. 

Von  manchen  Seiten  ist  wiederholt  darauf  aufmerksam  ge- 
macht worden,  dass  die  Paralleltextur  und  die  Schichtung  der  kry- 
stallinischen  Schiefer  keineswegs  als  eine  Thatsache  angeführt  wer- 
den könne,  welche  ein  entscheidendes  Kriterium  gegen  die  Mög- 
lichkeit ihrer  pyrogenen  Entstehungsweise  darbiete,  weil  auch  man- 
che Laven  und  Trachyte  diese  beiden  Erscheinungen  in  gleich  aus- 
gezeichnetiir  Weise  offenbaren;  bereits  Breislak  deutet  in  seinem 
Lehrbuch  der  Geologie  1.  550  auf  diese  Verhältnisse  hin;  bei  den 
Perliten  treten,  wie  bei  den  Trachyten  und  Quarztrachyten ,  voll- 
kommen schieferige  Varietäten  auf,  der  Phonolith  ist  in  seinen  plat- 
tenförmig  abgesonderten  Vorkommnissen  mit  recht  deutlicher  Par- 
alleltextur versehen,  indem  die  Sanidintafeln  parallel  gelagert  sind, 
wodurch  auch  häufig  eine  ausgezeichnete  schieferähnliche  Spaltbar- 


Gneiss  als  Erstarrungskruste  der  Erdoberfläche  gedeutet.       487 

keit  hervorgerufen  wird.  Das  Phänomen  der  Streckung  gewisser 
Mineralien  bietet  sich  auch  in  einzelnen  eruptiven  Gesteinen  dar. 
In  seinem  vortrefflichen  Werke  » Considerations  on  volcanos«  und 
in  seiner  Abhandlung  über  die  Ponza-Inseln  (Transact.  of  the  geol. 
soc.  II.  201.  228)  hat  Poulett  Scrope  schon  in  den  Jahren  1825 
und  1^27  die  Gneisse  und  Glimmerschiefer  mit  den  schieferigen 
Felsitporphyren ,  deren  Gemengtheile  gleichfalls  Streckung  zeigen, 
verglichen;  bei  den  letztern  Gesteinen  leitet  er  diese  Erscheinung 
von  einem  starken  Drucke  und  einer  nach  einer  bestimmten  Rich- 
tung erfolgten  Bewegung  her ,  denen  die  plastische  Gesteinsmasse 
unterworfen  war;  es  l)ilden  sich  so  platte  Mineralkörper,  welche 
ihie  breiten  Seiten  rechtwinkelig  auf  die  Druckrichtuug  und  ihre 
Längsaxen  parallel  mit  der  Bewegungsrichtung  stellen.  Auch  noch 
neuerdings  hat  er  diese,  wie  es  scheint,  hohe  Beachtung  verdie- 
nende Ansicht  geltend  gemacht  (Quart,  joum.  of  the  geol.  soc. 
XII.  185().  346),  welcher  sich  zwei  ausgezeichnete  Forscher,  Dar- 
win und  Sorby,  angeschlossen  haben.  Der  Krater  der  Insel  Pan- 
tellariu  zwischen  Sicilien  und  Tunis  besteht  nach  Fr.  Hoffmann  aus 
einer  Tracbytlava ,  welche  durchgängig  ein  gneissähnlich- flaseriges 
Ansehen  hat  (Poggeud.  Ann.  XXIV.  68).  Man  kann  daher  auch 
nur  Naumann  Recht  geben,  wenn  er  vom  petrographischen  Stand* 
punkte  aus  in  der  mineralischen  Zusammensetzung  und  der  Textur 
der  Gneisse  keinen  Grund  sieht,  denselben  eine  eruptive  Entste- 
hungsweise abzusprechen,  welche  er  übrigens  keineswegs  für  alle 
anzunehmen  gewillt  ist ;  wegen  der  zahllosen  üebergänge  aus  Gneiss 
in  Granit,  wegen  des  so  oft  beobachteten  üeberspringens  der  Mas- 
sivtextur des  letztern  in  die  Paralleltextur  des  erstem  sei  man  in 
vielen  Fallen  genöthigt,  dem  Gneiss  dieselbe  Bildungsweise  zuzu- 
schreiben, wie  dem  Granit  (Geognosie  I.  708).  An  einer  andern 
Stelle  (11.  155)  verhehlt  sich  Naumann  indessen  doch  nicht,  dass 
(kr  Hypothese,  welche  in  den  Gneissen  die  ursprüngliche  Erstar- 
rungskruste  der  Erde  sieht,  die  bedeutendsten  Schwierigkeiten 
nus  ihren  Vrchitekturverhältnisson  und  aus  der  mineralischen  Natur 
^^twis.^cr  ihrer  Gesteine  erwachsen.  Unter  letztern  sind  wahr- 
sclieinlicli  die  in  den  krystallinischen  Schiefern  eingeschalteten  La- 
^^er  von  Kulkstein,  Graphit,  Quarzit  und  andern  Substanzen  ge- 
meint ;  wir  haben  schon  früher  darauf  hingewiesen,  dass  die  Ver- 
bindungsweise dieser  Lager  mit  den  krystallinischen  Schiefern  eine 


488      Gneiss  als  Erstarnmgskriiste  der  Erdoberfläche  (gedeutet. 

derartic^e  ist,  dass  sie  kaum  von  einander  getrennt  werden  kdnnen, 
und  dass  die  Ii^nlstehungsweise  der  einen  nicht  sehr  verscliieden 
von  der  der  andern  erachtet  werden  dürfe;  dass  aber  diese  KAlk- 
steine,  Graphite,  Quarzite  u.  s.  w.  nicht  füglich  als  orsprüngliche 
Krstarrungskruste  unseres  Planeten  betrachtet  werden  können,  ist 
durchaus  zweifellos. 

Dass  der  Gneiss  die  anfängliche  Kruste  der  erstarrenden  Erd 
rinde  sei,  war  auch  die  Ansicht,  welche  Th.  Scheerer  in  seiner 
namentlich  auf  Skandinavien  sich  beziehenden  Abhandlung :  »Ueber 
die  Bildungsgesetzc  des  Gneusses«  (Karstens  u.  v.  Dechens  Archiv 
XVI.  109)  zu  Grunde  legte.  Nach  v.  Buchs,  Hausmanns  und  Nau- 
manns vereinten  Beobachtungen,  welche  ein  getreues  Bild  von  der 
Felsarchitektur  Skandinaviens  geben ,  ist  die  steile  Schichtenstel- 
lung und  ein  annäherndes  Streichen  in  der  Nord-Sudrichtung  ein 
allgemein  durchgreifendes  Gesetz  bei  dem  Auftreten  des  Gneiss 
und  verwandter  Gesteine  auf  dieser  Halbinsel ;  Scheerer  bemerkt, 
dass  die  ausserordentliche  Schärfe,  mit  welcher  dies  Gesetz  hervor- 
tritt, stellenweise  so  deutlich  ist,  dass  z.  B.  um  Modum  der 
Schichtenbau  des  Gneiss  meilenweit  als  Richtung  zur  Meridian- 
Orientirung  führen  kann;  andernorts  sind  die  Gneissschichten  so 
schlangenartig  gewunden,  wie  ein  mitten  im  lebhaftesten  Wellen- 
schlage erstarrtes  Merr.  l>abei  sind  alle  möglichen  Uebergänge 
von  Gneiss  in  andere  Schiefer  und  Granit  (vgl.  S.  353)  ersichtlich; 
man  gewöhnt  sich  hier  bald  daran,  das  Gleichartige  nur  in  der 
specififc'chen  Identität  der  Gemengtheile ,  keineswegs  in  der  Ver- 
bindung oder  einem  bestimmton  Quantitätsverhältnisse  derselben  ca 
suchen,  die  Diflerenzen  des  Körnigen,  Flaserigen,  Schieferigen  ver- 
lieren hier  vollständig  ihren  Werth.  Alle  diese  eigenthümlichcn 
Verhältnisse  hält  Scheerer  iür  ursprüngliche:  die  Schichten  des 
Gneiss  mü.ssen  in  derselben  Fallebene  und  in  der  undulat arischen 
Art  ihrt's  Streichens,  wie  l»t?i(lo  noch  jetzt  zu  beobachten  sind,  auch 
entstanden  sein,  mithin  sei  ihr  ganzer  Bau  als  ursprünglicher  zu 
bezeichnen.  Anknüpfend  an  die  den  Lichtenberg'schen  Figuren 
analoge  Erscheinung,  dass  in  einer  AnHösung  von  Schwefelammo- 
nium in  einem  Beclierglase.  in  welcher  durch  längeres  Aufbewah- 
ren ein  Thril  des  Schwefels  frei  geworden  ist,  die  feinen  Theilchen 
desselben  sich  nicht ,  wie  ein  anderer  Niederschlag  horisoutal« 
sondern,  den  Scheidewänden  einer  Citrone  vergleichbar,  sternförmig 


Gneiss  als  Erstamingskruste  der  Erdoberflache  gedeutet.      489 

um  eine  senkrechte  centrale  Linie  ordnen  und  annähernd  senkrechte 
Wände  im  runden  Glase  bilden ,  versuchte  Scheerer  durch  magne- 
tische Kräfte  die  senkrechte  Schichtenstellung  des  Gneiss  zu  er- 
klären. »Was  ist  es ,  ruft  er  aus ,  was  wir  von  diesen  magneti- 
schen oder  electro-raagneti sehen  Strömen  verlangen  ?  Nichts  mehr, 
als  dass  sie  das  eben  in  der  ßildung  begrifiene  Glimmerblatt,  wel- 
ches in  der  flüssigen  Masse  schwebt  und  sich  frei  und  leicht  be- 
wegen kann,  auf  welches  die  Schwere  kaum  eine  Einwirkung  hat, 
dass  sie  dies  Blättchen  um  seine  Axe  drehen.  Sollte  sich  nicht 
hier  zwischen  dem  durch  langsame  Abkühlung  polarisch- electri- 
schen  Glimmer  und  den  electro-magnetischen  Strömen  ein  Anknü- 
pfungspunkt dargeboten  haben?  Sobald  die  Einwirkung  solcher 
Ströme  auf  ein  sich  bildendes  Glimmerblatt  zugegeben  wird,  haben 
wir  den  Schlüssel  zu  allen  räthselhaften  Erscheinungen  in  dem  Bau 
des  skandinavischen  Urgebirges,  welches  mit  seiner  mehr  oder  we- 
niger senkrechten  Parallelstructur  jetzt  gleichsam  vor  unsem  Au- 
gen entsteht.  Das  Streichen  der  Schichten  wird,  wie  der  Verlauf 
der  örtlich  manchfach  gestörten  Ströme  undulatorisch ,  aber  mit 
einem  allgemeinen  Hinweisen  auf  den  zunächst  gelegenen  nördlichen 
magnetischen  Pol.*  Wo  die  Abkühlung  der  nicht  überall  gleich- 
förmig erstarrenden  Erdkruste  schnell  vor  sich  ging,  konnte  sich  die 
Paralleltextur  nicht  vollständig  entwickeln  und  es  entstanden  Granite. 

Als  die  Vorstellungen  von  der  energischen  Wirkung  des  Was- 
sers in  den  Eruptivgesteinen  sich  Bahn  zu  brechen  begannen,  lag 
der  Versuch  nahe ,  dieselben  auch  auf  die  Genesis  der  Gneisse 
anzuwenden.  Diese  Anschauungsweise  von  der  unter  Einwirkung 
von  Wasser  erfolgten  Erstarrung  der  äussern  Erdkruste  zu  Gneiss 
ist  gleichwohl  schon  seit  langer  Zeit  aufgestellt:  bereits  Humphry 
Davy  und  Mit  scherlich  (Abhandlung,  der  Berliner  Akad.  d.  W.  1822 
lind  1823.  38)  sprachen  die  Ansicht  aus,  dass  die  geschmolzenen 
Stoffe  unserer  Erdrinde  unter  dem  Druck  einer  gewaltigen  Dampf- 
atraosphäre  und   einer  glühenden  Wasserschicht  erstari'ten. 

Naumann,  welcher  die  meisten  krystallinischen  Schiefer  vor- 
derhand als  kryptogene  (vgl.  Bd.  I.  157)  bezeichnet,  weil  ihre 
Kntstehungsweise  zur  Zeit  noch  in  Dunkel  gehüllt  sei,  ist  geneigt, 
pich  dieser  Vorstellungsweise  im  allgemeinen  anzuschliessen,  indem 
ihm  die  Vermuthung  am  wahrscheinlichsten  dünkt,  dass  die  Aus- 
penseite unseres  Planeten,  während  und  nach  ihrer  Erstarrung,  einem 


490      Gneiss  als  Erstarrangrskrusto  der  Erdoberfläche  gedeutet. 

langwierigen  und  tief  eindringenden  Conflict  mit  heissem  Wasser 
und  Wasserdampf  ausgesetzt  war,  wodurch  eine  meilenweit  hinab- 
reichende Zersetzung  bewirkt  wurde,  in  Folge  deren  eine  sehr 
mächtige  den  ganzen  Planeten  umgebende  Hülle  von  heissflüssigem 
Schlamm  entstand,  der  das  Material  zur  Bildung  jener  Gesteine  lie- 
ferte. >Die  chemischen  Experimente  von  Daubr^e  und  die  mikro- 
skopischen Untersuchungen  von  Sorby  berechtigen  wohl  zu  der  An- 
sicht, dass  bei  der  Ausbildung  des  Gneisses,  Glimmerschiefers  nnd 
ürthonschiefers  Wasser  und  hohe  Temperatur  gleichzeitig  in  Wirk- 
samkeit waren,  und  dass  ein  Krystallisationsprocess  eingeleitet  wurde, 
welcher  nach  Maassgabe  der  immer  grossem  Tiefe  zu  einer  immer 
voUkommnem  Entwicklung  seiner  Producte,  d.  h.  der  mineralischai 
Bestandtheile  jener  Gesteine  gelangen  musste.«  (Geognosie  II.  1 56.) 

Nöggerath  spricht  ähnliche  Ansichten  über  die  Entstehungs- 
weise  von  Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Thonglimmerschiefer  aus 
(Geognosie  und  Geologie  241). 

Daubree  hegt  in  den  seiner  Abhandlung  über  den  Metamor- 
phismus angehängten  Betrachtungen  über  die  Bildung  der  Schiefer- 
gesteine, welche  älter  sind,  als  die  Siluischichten,  ähnliche  Ver- 
muthungen;  auch  er  denkt  sich  diese  Schiefergesteine  unter  dem 
Einflüsse  des  Wassers  entstanden :  das  Wasser  des  Urmeers  durch- 
drang die  geschmolzenen  Massen  und  bildete,  nach  Analogie  seiner 
Wirkungen  in  Daubree's  geschlossenen  und  erhitzten  Röhren,  kry- 
stallisirte  Mineralien  mit  Hülfe  der  Stoffe,  welche  es  eben  zerlegt 
hatte.  Diese  Körper,  im  Schoosse  der  Flüssigkeit  gebildet  oder  aufge- 
schwemmt, schlugen  sich  auf  deren  Grund  nieder  und  bildeten  Ab- 
sätze; der  massige  Granit  und  geschieferte  geschichtete  Gneiss  seien 
vermuthlich  beide  so  auf  demselben  Wege  gebildet,  welcher  »wi- 
schen dem  hydatogencn  und  pyrogenen  die  Mitte  hält. 

Wiederholt  wurde  oben  schon  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  die  krystallinischen  Schiefer  nach  oben  zu  durch  allmähliche 
Uebergänge  in  klastische,  selbst  versteinerungsführende  Schieferge- 
steinc  verlaufen.  Diese  Thatsache,  welche  gewöhnlich  dazu  ange- 
wandt wird,  um  die  Lehre  von  der  Metamorphose  der  sedimentär- 
klastischen Schiefer  in  krystallinischo  zu  begrün  den,  versuchte  Scheerer 
mit  den  bisher  vorgetragenen  Hypothesen  zu  vereinigen.  Indem  er 
sich  ebenfalls  zu  der  Ansicht  bekennt,  dass  ursprünglich  die  ge- 
schmolzenen Stofle  unserer  Erdrinde  von  einer  »glühenden  Wasser- 


Gneiss  als  ernptive  Bildung.  491 

Schicht*  umhüllt  waren,  lässt  er  sich  unter  derselben  Gneiss  und 
Glimmerschiefer  bilden,  die  aber  bei  der  allmählichen  Abkühlung 
des  Wassers,  nach  und  nach  in  Thonschieferbildungen  übergehen 
mussten,  ja  sogar  bei  einer  Temperatur  des  Wassers,  die  der  unserer 
jetzigen  Meere  gleich  kam,  selbst  in  Thonschiefer,  welcher  den 
Boden  für  organische  Geschöpfe  abgeben  konnte.  Gneiss  und  ver- 
steinerungsführender Thonschiefer  repräsentiren  bei  ähnlicher  che- 
mischer Zusammensetzung  die  beiden  Endglieder  der  Kette,  welche 
mit  chemischer  Bildung  anfängt  und  mit  mechanischer  Mengung 
aufhört.  Ebenso  gradweise,  wie  sich  die  Wasserschicht  abkühlte, 
ebenso  stufenweise,  wie  hier  chemische  Bildung  in  mechanische 
überging,  ebenso  allmählich  verlor  sich  auch  vielleicht  die  Kraft 
der  anordnenden  electromagnetischen  Ströme  und  die  Schichten 
gingen  gleichsam  nach  dem  Gesetz  des  Parallelogramms  der  Kräfte, 
aus  der  senkrechten  Stellung  in  die  horizontale  Lage  über,  indem 
endlich   die  magnetische  Kraft  der  Schwere  unterliegen  musste. 

Namentlich  hat  die  Theorie,  welche  in  dem  Gneiss  die  erste 
Krustenbildung  der  Erde  erblickt,  aus  dem  Grunde  viele  Anhän*- 
ger  gefunden,  weil  sie  gewissermaassen  den  ältesten  Sedimenten 
einen  Boden  verschafft,  auf  welchem  diese  sich  ablagern  konnten. 

Von  Seiten  mancher  Forscher  sind  auch  gewisse  Gneisse  auf 
Gnind  ihrer  Lagerungsweise  und  ihrer  Verhältnisse  zu  den  angren- 
zenden Gebirgsgesteinen  für  eruptive  Bildungen  erklärt  worden. 

Poulett  Scrope  hat  bereits  im  Jahre  1825  und  neuerdings 
1856  (Qu.  joum.  of  the  geol.  spc.  XIL  350)  seine  Ansichten  über 
die  Existenz  eruptiver  Gneisse  geäussert,  Naumann  gleichfalls  diese 
Kntstehungsweise  für  manche  Gneisse  im  Neuen  Jahrbuch  f.  Miner. 
1847.  207   mit  beredten  Worten  verfochten. 

H.  Müller  betrachtet  in  seiner  Abhandlung  über  den  altem 
und  Jüngern  Gneiss  des  Erzgebirges  (vgl.  S.  434)  den  altern  ent- 
weder als  das  älteste,  wenn  auch  bedeutend  veränderte  Sediment, 
oder  wofür  die  sehr  gleichmässige  chemische  Zusammensetzung  zu 
Kprechen  sclieine,  als  die  älteste  Erstarningskruste  des  betreffenden 
Iheils  des  Erdballs,  während  für  den  jungem  Gneiss  aber  wohl 
keine  andere,  als  eine  plutonisch-eruptive  Bildung,  ebenso  wie  sie 
den  nahe  verwandten  ächten  Graniten  zukommt,  anzunehmen  sei. 
Scheerer  äussert,  dass  der  Chemiker,  welcher  die  chemische  Con- 
stitution der  grauen  und  rothen  Gneisse  von  einer  ebenso  strengen 


402  Gneißs  als  eniptive  Bildun(^. 

Gesetzmäfisigkeit  beherrscht  findet,  wie  die  chemiBcbe  Constitution 
einer  Minoralspecies,  sich  auf  das  entschiedenste  dagegen  sträuben 
wird,  derartige  Gesteine  aus  einem  ursprünglich  mechaniscli  zu- 
sammengehäuften ^laterial  hervorgehen  zu  lassen,  und  dass  die  erz- 
gebirgischen  Gneisse  wohl  unmöglich  zusammengeschlämmte  Schutt- 
massen zerstörter  Gebirgsarten  sein  können,  welche  erst  spftter 
durch  Metamorphisinus  das  jetzige  krystallinische  Gepräge  erhalten 
haben.  Nach  ihm  bildete  jeder  dicstr  Gneisse  ursprünglich  eine 
ungetheilte  chemische  Verbindung  mit  vollkommen  homogener,  plu- 
tonisch-Üüssiger  Masse  (Zi»it«clir.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  119). 
Ob  indessen  wirklich  alle  Gneisse  oder  Gneissabtheilungen  eine  so 
übereinstimmende  Zusammensetzung  zeigen,  dürfte,  da  man  bis  jetzt 
nur  charakteristische  und  auch  im  Aeussern  übereinstimmende  Varie- 
täten mit  Uebergehnng  der  abnorm  constituirten  untersucht  bat, 
vorerst  noch  nicht  ohne  weiteres  zu  bejahen  sein  (vgl.  S.  427), 
und  V.  Cotta  bemerkt  mit  Recht,  dass  sich  ein  ganz  ähnliches  Resul- 
tat herausstellen  würde,  wenn  unter  sich  ähnliche  Thonscbiefer- 
varietüten  einer  Gegend  mit  Weglussung  aller  Einlagerungen  zur 
Vergleichung  kämen  (Gesteinslehre  18ß2.  301).  Nach  Kjerulf  und 
Tcllef  Dahll  tritt  die  eruptive  Natur  des  rothen  Gneiss  oder  Gneiss- 
granit in  Telleniarken  sehr  deutlich  hervor;  er  durchbricht  in  un- 
verkennbarer Weise  die  krj'stallinischen  Schiefer  und  schliesst  Schol- 
len derselben  oft  von  beträchtlicher  Grösse  ein;  vgl.  Dahll,  über 
die  Geologie  Tellemarkens,  und  Kjenilf  und  Dahll  über  den  Erz- 
district  Kongsberg,  (!hristiania  ISßO;  der  dortige  graue  Gneiss  sei 
dagegen  ein  nietaniorphischer  Schiefer. 

Maiiclie  Gneisse  sind  in  der  That  gar  nichts  anderes  als  eine 
zugehörige  rnihülhin^r.  ein«^  Grenz-  oder  Contactmoditication  von  eru- 
ptiven Granitiiiassen,  welche  obschon  im  Innern  vollkommen  gra- 
nitisrh,  so  «loch  nach  aussen  hin  eine  mehr  oder  weniger  dent- 
liche  Parallt»ltextur  und  Sehi(!htung  entfalten,  und  eben  dadurch 
in  Gesteine  übergelien.  welche  nach  allen  ihren  Eigenschaften  als 
Gneiss  bezeichnet  werden  müssen.  Es  ist  bekanntlich  eine  öfters 
vorkonunend«*  ErscluMnun«?,  dasM  die  Centra  von  Eruptivgesteinen 
ein  körniges,  die  Peripherieen  ein  schieferiges  Gefüge  darbieten, 
und  dass  solche  aliweichende  Texturausbildungen  an  den  Grenzen 
einer  grössern  Eruptivmas^e  gewissermaassen  mit  Nothwendigkeit 
vor  sich  gehen  müssen,   darauf  hat  Poulett  Scrope  mit  höchst  be- 


Gneise  als  eruptive  Bildung.  498 

achtenswerthen  Worten  (Qu.  journ.  of  the  geol.  soc.  XV.  1858. 
84)  hingewiesen ;  auch  im  Innern  der  Granitmassivs  geht  nicht 
selten  stellenweise  die  körnige  Textur  in  eine  deutlich  schieferige 
über;  dass  übrigens  an  und  für  sich  aus  der  Schiefertextur  des 
Gneiss  kein  Einwand  gegen  eine  Festwerdung  aus  einem  plasti- 
schen Magma  geltend  gemacht  werden  kann,  wurde  schon  früher 
bemerkt  (vgl.  S.  486).  Nochmals  sei  hier  jener  scharfkantigen 
Bruchstücke  fremder  Gesteine  gedacht  (vgl.  S.  433),  welche  von 
einigen  Gneissen  in  ganz  derselben  Weise  umschlossen  werden.  Wie 
sie  sich  ebenfalls  in  den  Graniten  finden,  und  welche  auf  der  an- 
dern Seite  nicht  in  solchen  Gneissen  beobachtet  werden,  die  sich 
auf  Grund  später  zu  erörternder  Verhältnisse  als  zweifellos  meta- 
morphische  Bildungen  darstellen.  Auch  die  allerdings  nur  äusserst 
selten  vorkommenden  Gneissgänge  (S.  432)  dürften  als  eniptive 
Aorkommnisse  zu  erachten  sein,  deren  Ausbildungsweise  nicht 
schwieriger  zu  begreifen  ist,  als  die  eines  Phonolith  oder  schiefe- 
rigen Quarztrachyt,  welche  gleichfiUls  Gänge  bilden  und  deren 
eruptive  Natur  wohl  kaum  Jemand  ernstlich  in  Zweifel  ziehen  wird. 

Frapolli  hat  sich  auch  dafür  ausgesprochen^  dass  gewisse 
Gneisse  als  eruptive  Bildungen  aufzufassen  seien  (Bull,  de  la  soc. 
geol.  IV.  1847.  617).  Fournet  berichtete  in  einem  Briefe  an  K.  C. 
v.  Leonhard  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1838.  159),  dass  es  in  den  Bergen 
von  Izeron  wahre  Eruptionsgneisse  gebe,  welche  andere  metamor- 
phische  Gneisse  durchsetzen ;  beide  Gneisse  seien  auch  petrogra- 
pliisch  durchaus  von  einander  verschieden.  Ch.  Darwin  hat  gleich- 
falls die  Vermuthung  geäussert,  dass  der  Gneiss  von  Rio  de  Janeiro 
und  Baliia,  in  welchem  er  fremdartige  Bruchstücke  beobachtete, 
eher  ein  eruptives,  als  ein  metamorphisches  Gebilde  sein  möge 
(Geolog,  observations  on  South  America  141).  Naumann  ist  mit 
Rücksicht  auf  die  Grenz-  und  Lagerungsverhältnisse  der  Ansicht, 
dass  auch  > jener  merkwürdige  Zug  von  Gneissgranit,  welcher  hoch 
oben  in  Norwegen  zwischen  dem  68.  und  70.  Breitengrade  die 
Inselkette  der  Lofoten  nebst  einem  Theile  des  angrenzenden  Fest- 
landes bildet,  und  von  Vardöe  bis  Rost  eine  Längenausdehnung 
von  fast  60  geogr.  Meilen  erreicht«,  höchst  wahrscheinlich  als  eru- 
ptive Bildung  betrachtet  werden  müsse  (Geognosie  II.   170). 

Eingehende  Untersuchungen  im  Quellgebiete  des  Rheins  haben 
vom  Rath  zu  der  l'eberzeugung  geführt,  dass  die  Fächerbildung  der 


494  Gneise  als  metamorphiscbe  Bildang. 

centralen  Gneisse  z.  B.  des  St.  Gotthardt  nicht  eine  wahre  and 
später  gestörte  Schichtenbildung  sei,  sondern  auf  ursprünglichen 
Absonderungsverhältnissen  beruhe,  dass  daher  auch  diese  Gteteine 
keine  umgewandelten  sedimentären,  sondern  primitive  Ablagerungen 
seien  (Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XIV.  1862.  524). 

Auf  der  Grenze  zwischen  denjenigen  Hypothesen,  welche  in 
den  kr}'stallinischen  Schiefern  ursprüngliche,  und  denjenigen,  welche 
in  ihnen  metamorphischc  Bildungen  sehen,  steht  gewissermaaaaen 
die  V.  Beroldingen's  Ansichten  vergleichbare  Theorie  Uuttons  (Theory 
of  the  earth  1795);  nach  ihr  sind  diese  Gesteine  urspränglich 
zerkleinerter  Scimtt  von  altern  präexistirenden  krystaiiini&chen 
Massen,  welcher  im  locker  verbundenen  Zustande  schichtweise  anf 
dem  Boden  des  Meeres  abgesetzt^  und  unter  dem  Druck  der  auf- 
lastenden Wasserschichten  und  dem  Kiniluss  einer  hohen  Tempe- 
ratur langsam  in  jene  festen  krystallinischen  Massen  consolidirt 
wurde,  welche  sie  jetzt  darstellen. 

In  neuerer  Zeit  haben  die  Ansichten  von  der  eigentlich  me  ta- 
rn orphischen  Entstehung  der  krystallinischen  Schiefer  aus  sedi- 
mentären Schichten  sich  weite  Bahn  gebrochen,  wenn  auch  über 
die  Art  und  Weise,  in  welcher  diese  Umwandlung  erfolgt  sei,  die 
wesentlich  auf  eine  innere  Umkrystallisirung  des  klastischen  Ma- 
terials hinausläuft ,  verschiedene  Forscher  zu  verschiedenen  Zeiten 
andere  Vermuthungen  geäussert  haben. 

Als  die  hauptsäclilichsten  Thatsachen,  welche  zu  Gunsten 
dieser  Theorie  aufgeführt  werden,  lassen  sich  folgende  bezeichnen. 
Der  ent^!chieden  vorliegende  Uebergang  aus  klastischem,  selbst  ver- 
steinerungsführendem  Thonschiefer  und  Grauwackenschiefer  in  kry- 
stallinischen Thonglinmierschiefer,  Glimmerschiefer  und  Gneiss,  der 
in  sehr  vielen  Gegenden  deutlich  zu  beobachteu  ist,  und  die  Ver- 
muthnng  nahe  legt,  dass  diesen  eng  mit  einander  zusammenhängen- 
den Gestein.sgliedern  auch  eine  und  dieselbe  ursprüngliche  Bildungs- 
weise  /ukomnie,  da^^s  die  nunmehr  krystallinisch  erscheinenden 
Schiefer  vormals  klastische  Massen  gewesen  seien ;  die  Auffindung 
von  organiscluMi  rcberresten  in  den  krystallinischen  Schiefern  selbst 
(z.  B.  der  Belemniten  in  den  Schweizer  Kalkgl immerschiefem  und 
Glimmerschiefern),  von  kuhligen  Substanzeu  iu  ihnen,  die  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  organischen  Ursprungs  sind  (so  enthalten 
die  Glimmerschiefer  von  Airulo,    welche  mit  Granaten  und  langen 


üebergang  von  klastischen  Sohiefern  in  krystallinische.         495 

Hornblendenadeln  erfüllt  sind,  nach  Daubr6e  noch  5  pot.  Kohlenstoff) ; 
die  Einlagerungen  endlich  von  Graphiten,  Kalksteinen,  Dolomiten, 
Gypsen,  Quarziten,  von  talkigen  und  chloritischen  Schiefem,  die 
inmitten  der  krystallini sehen  Schiefer  vorkommen  und  sich  oft  un- 
möglich von  jenen  Gesteinen  gleicher  Art  unterscheiden  lassen, 
welche  mit  versteinerungsführenden  silurischen  und  devonischen 
Schichten  abwechseln,  somit,  vermuthlich  selbst  auf  ähnliche  Weise 
gebildet,  auch  auf  einen  übereinstimmenden  sedimentären  Ursprung 
der  einschliessenden  Gesteinsmassen  hinzudeuten  scheinen. 

Bereits  im  Jahre  1808  hatte  Brochant  in  den  Alpen  der 
Tarentaise  die  deutlichsten  Uebergänge  geschichteter  Sedimentär- 
massen in  krystallinische  Gesteine  nachgewiesen,  welche  man  da- 
mals als  Urgebirge  bezeichnete  (Observations  g^ologiques  sur  les 
terra  ins  de  transition  qui  se  rencontrent  dans  la  Tarentaise  et 
autres  parties  de  la  chaine  des  Alpes,  Journal  des  mines  XXIII. 
1 808) ;  er  gelangte  zu  dem  Schluss,  dass  die  Glimmerschiefer, 
Talk-  und  Hornblendeschiefer,  dass  die  körnigen,  glimmer-  und 
talkhaltigen  Kalke  in  diesen  Gegenden  der  Alpen  einst  wirklich 
geschichtete,  zur  üebergangsformation  gehörende  Gesteine  gewesen 
seien.  1819  wies  er  sogar  in  den  krystallinischen  Schiefem  Ver- 
steinerungen nach  (Decouverte  des  fossiles  organiques  dans  les  roches 
cristallines,  Annales  des  mines  (l)  IV).  Dass  auch  secundäre  Sedi- 
ment Urgesteine  einen  Uebergang  in  krystallinische  Schiefer  wahr- 
nehmen lassen,  ergab  sich  1826  bei  einer  Untersuchung  der  Alpen 
von  Glarus  durch  Studer  und  Merian  (v.  Leonhard,  Zeitschr.  f. 
Min.  XXV.   1827.   1). 

Diese  Theorie  der  Umwandlung,  gewissermaassen  schon  im 
Keime  in  der  oben  erwähnten  Huttonschen  enthalten,  wurde  zuerst 
im  Jahre  1822  durch  Ami  Boue  genauer  formulirt,  welcher  die 
Vcrmuthung  aussprach,  dass  durch  einen  von  unten  herauf  wirken- 
den Process  die  Herausbildung  von  krystallinischem  Gneiss  und 
Glimmerschiefer  aus  klastischen  sedimentären  Schiefern  vor  sich 
gegangen,  und  dass  es  die  innere  Erd wärme,  sowie  die  aus  dem 
l^rdinnern  erfolgende  Emanation  von  Gasen  gewesen  seien,  wo- 
durch jener  Process  vermittelt  worden.  Dadurch  sei  unter  mehr 
oder  weniger  starkem  Druck  eine  Art  von  Schmelzung  eingeleitet 
worden,  in  welcher  die  chemischen  Affinitäten  sich  innerhalb  ge- 
wisser  Grenzen   geltend   machen  konnten,   wobei   indessen  die  ur- 


406  Annahme  der  Gneissbildung  durch  Hitzeeinwirkung. 

sprüngliche  schieferige  Textur  nicht  wesentlich  verändert  worden 
sei;  bei  der  Abkühlung  bildeten  sich  dann  kry stall iniache Minerml- 
aggi-egate  aus ;  durch  das  Spiel  chemischer  Affinitäten  und  die'Ein- 
wirkung  von  Gasen lauationcn  vermöge  man  auch  den  Ursprung  der 
in  den  krystallinischen  Schiefern  stock-,  nester-  und  lagerweiae  ein- 
geschalteten fremdartigen  Gesteine  zu  erklären  (Annal.  des  sciences 
naturelles  182i.  417).  Auch  machte  er  darauf  aufmerksam,  dui 
namentlich  in  der  Nachbarschaft  der  Granite  derlei  Umwandinngen 
der  Sedimentärgesteine  in  krystallinische  Schiefer  ersichtlich  seien. 
Diese  Theorie  hat  sich,  zumal  in  frühern  Zeiten,  zahlreiche  An- 
hänger erworben. 

Besonders  tmg  Lyell  zur  Verbreitung  dieser  Ansichten  bei; 
im  Jahre  1825  bezeichnete  er  unter  der  Benennung  Metamorphis- 
mus  diejenigen  Veründcnningen,  welche  die  ältesten  geschichteten 
Sedimentärgesteine  durch  die  von  unten  nach  oben  erfolgende  Ein- 
wirkung der  inneni  Erdwärme  erlitten  haben.  Die  metamorphischen 
Gesteine  bilden  einen  Theil  der  hypogenen,  womit  er  alle  die- 
jenigen bezeichnete,  deren  Bildung  in  der  Tiefe  der  Erde  vor  sich 
geht.  Auch  £lie  de  Beaumont  gehört  zu  denjenigen,  welche  schon 
früh  die  Lehre  vom  Metamorphismus  in  diesem  Sinne  eifrig  ver- 
folgten; so  verglich  er  den  Uebergang  der  Sedimentärschichten  in 
die  krystallinisch-schieferigen  Gesteine  »mit  dem  physikalischen  Ban 
eines  halbverkohlten  Feuerbrands,  an  dem  man  die  Stmctnr  der 
Holzfasern  über  diejenigen  Stellen  hinaus  zu  erkennen  vermag, 
welche  noch  vollständig  die  Natur  des  Holzes  zeigen«  (Annales 
des  scienct^s  naturelles  XV.  302).  Er  zeigte  femer,  dass  Kalksteine 
und  andere  Gestt^inc  umkrj-stallisiren  konnten,  ohne  dass  eine  Schmel- 
zung eingetreten  w.ire,  wie  es  bei  einer  Eisenstange  geschieht, 
welche  lange  Zeit,  «»linr»  dass  sie  erweicht,  erhitzt  winl  (Annales 
des  mines  (3)  V.   01).  Vgl.   auch  Dree,  .Tourn.  des  mines  Nro.  139. 

Di«*  Theorie  des  ^letaniorphisinus  der  geschichteten  Sedimen- 
t^innassen  durcli  (Miie  laTitrsam  wirkende  innere  Erhitzung  hat  man 
spiiter  noch  durch  den  Nachweis  zu  beirründen  versucht,  dass  an- 
tt-r  gewissen  nedingungen  die  höliere  Temperatur  des  Erdinnern 
uothweiidigerweise  lieraufrücken  musste.  Babbage  hat  gezeigt,  daas 
den  von  (r.  Bischof  sogenannten  chthonisothermen  Flächen  (den 
«iurch  alle  ein  und  <lies»lbe  Temperatur  besitzenden  Tiefensfufen 
einer  (iegend  gelegten   i'liichen)  je  nach  der  wechselnden  Beschaf- 


Annahme  der  Gneissbildung  durch  Hitzeeinwirkung.  497 

f'enheit  der  Erdoberiläche  eine  verschiedene  Lage  zukommen  müsse: 
lagern  sich  in  Landseen  oder  Meeren  Sedimentschichten  ab  und 
werden  diese  Bassins  dadurch  ausgefüllt,  so  muss  nothwendiger- 
weise  ein  Heraufrücken  der  isothermen  Flächen  in  ein  höheres  Ni- 
veau erfolgen  (Quarterly  journ.  of  the  geol.  soc.  Ill,  207 ,  die 
Wiederholung  seiner  bereits  1834  veröffentlichten  Betrachtungen). 
l  eberlagerung  durch  mächtige  Schichtensysteme  bewirkt  daher 
zweifelsohne  eine  Teniperaturerhöhung  innerhalb  der  bedeckten  Ge- 
birgsmassen.  John  Herschel  (vgl.  London  and  Edinburgh  philos. 
uuigaz.  1837.  XI.  212  und  1838.  XIL  576;  daraus  im  N.  Jahrb. 
f.  Min.  183S.  98  und  1839.  347),  Lyell  und  Virlet  (Bull,  de  la 
SOG.  geol.  VIII.  3 OH)  haben  diese  Thatsachen  weiter  verfolgt  und 
zur  Unterstützung  der  Theorie  vom  Metamorphismus  durch  herauf- 
wirkende Erhitzung  verwandt.  Auch  Naumann  erklärt  sich  (Geo- 
gnosie  1.  721)  dafür,  dass  wenn  irgend  eine  Idee  geeignet  sei,  die 
Ansicht  zu  unterstützen,  dass  die  kryptogenen  Gesteine  nur  als 
nietainorphische  Sedimentschichten  zu  betrachten  sind,  dies  nament- 
lich diejenige  von  der  durch  immer  höhere  Bedeckung  gesteigerten 
Temperatur  sei;  er  verhehlt  sich  indessen  nicht,  dass  in  vielen 
Territorien  krystallinischer  Schiefer  eine  derartige  mächtige  Be- 
deckung, wie  sie  diese  Theorie  voraussetzt,  gar  nicht  vorhanden 
und  ebensowenig  nachzuweisen  sei,  dass  sie  etwa  ehemals  stattge- 
funden  habe. 

Die  chemische  Zusammensetzung  der  krystallinischen  Schiefer 
widerstreitet  im  Allgemeinen  nicht  dieser  Theorie,  nach  welcher 
weder  eine  Zufuhr  neuer,  noch  eine  Beseitigung  vorhandener  Stoffe 
tiiglich  angenommen  werden  kann ,  denn  die  sedimentären  Schiefer 
bieten  durchschnittlich  die  Stoffe  dar,  aus  welchen  sich  die  krystal- 
linischen  Mineralaggregationen  herauszubilden  vermochten. 

V.  Cotta  schloss  sich  in  eingehenden  Betrachtungen  (Gesteins- 
lehre 1^02.  312)  diesen  Ansichten  an.  Die  Entstehung  der  ki'y- 
>tallinijschen  Schiefer  sei  sehr  wahrscheinlich  wesentlich  durch  nichts 
anderes  als  durch  Druck  und  Wärme  hervorgebracht,  sie  seien 
sannnt  ihren  untergeordneten  Einlagerungen  das  letzte  Resultat 
jenes  sehr  allgemeinen  Umwandlungsprocesses,  der  alle  diejenigen 
scdinientären  Schichten  betrollen  hat  und  noch  fortwährend  be- 
triff, welche  durch  neuere  Ablagerungen  mehr  oder  weniger  stark 
heileckt   werden ;    vielleicht    habe    auch    noch   Wasser    sich    an  der 

i^irkel,  Petrograpliie.    II.  32 


498  Annahme  der  Gneissbildung  durch  Hitzeeinwirkung. 

Umwandlung  betheiligt.  Dabei  sei  es  offenbar,  dass  eine  sehr 
starke  Bedeckung  durch  neuere  Ablagerungen  immer  nur  in  Folge 
einer  vorhergehenden  Bodensenkung  eintreten  konnte;  wo  man 
daher  die  krystallinischen  Schiefer  an  der  Erdoberfläche  beobachte, 
müssten  sie  allemal  erst  wieder  gehoben  und  ihrer  Bedeckung 
theilweise  beraubt  worden  sein.  Die  ältesten  SilurbilduDgen  Rom- 
lands  sind  deshalb  nicht  krystallinisch  umgewandelt,  sondern 
befinden  sich  noch  im  Zustande  von  plastischem  Thon  und  mür- 
bem Sandstein,  weil  sie  nie  stark  bedeckt  waren.  Bei  sehr  starker 
Bedeckung  könne  die  Temperatur  in  den  untersten  Ablagemagen 
sogar  eine  solche  Höhe  eireicht  haben,  dass  dadurch  einige  oder 
alle  Gesteinsglieder  erweicht,  selbst  theilweise  geschmolzen  worden 
(z.  B.  Kalkstein  zu  körnigem  Kalk) ,  ja  es  könnten  dadurch  wohl 
selbst  Silicatgesteine  erweicht  und  theilweise  in  gewissem  Grade 
eruptiv  geworden  sein ,  ohne  nothwendig  ihre  schieferige  Textur 
und  Schichtung  vollständig  zu   verlieren. 

Mehrere  Schwierigkeiten  scheinen  sich  jedoch  der  Theorie, 
welche  die  Metamorphose  der  Sedimentschiefer  zu  krystallinischen 
durch  eine  innerliche  Erhitzung  erklärt,  sowie  auch  dem  Versuch 
entgegenzustellen,  diese  erforderliche  hohe  Temperatur  durch 
Ueberlagerung  von  anderen  Gesteinsmassen  herzuleiten.  Die  Art 
und  Weise,  wie  aus  fein -klastischen  Gesteinen  deutlich  krystal- 
linische  Massen  blos  unter  den  vorausgesetzten  Umständen  her- 
vorgehen sollen,  lässt  sich  nur  schwer  begreifen:  die  Erhitaung 
soll  nicht  so  stark  sein  ,  dass  eine  Schmelzung  eintritt ,  denn  da- 
durch würde  die  schieferige  Textur  verloren  gegangen  sein,  ande- 
rerseits aber  soll  dennoch  eine  Umkrystallisation ,  also  eine  theil- 
weise Sonderung  und  eine  neue,  von  der  ursprünglichen  ahweichende 
Zusammengruppinmg  der  jedenfalls  stets  starr  gebliebenen  Mineral- 
Substanzen  erfolgt  sein.  Es  sei  ferne,  daraus,  dass  bis  jetit  keine 
deutlichen  Beispiele  von  der  Wirklichkeit  einer  solchen  lediglich 
durch  Erhitzung  bewirkten  vollständigen  Umkrystallisation  gemengt 
ter  Massen  vorliegen,  auf  ihre  Unmöglichkeit  schliessen  su  wollen; 
ihre  UnWahrscheinlichkeit,  welche  auch  durch  die  Annahme  von 
hohem  Druck  nicht  geringer  zu  werden  scheint,  kann  man  sich  in- 
dessen nicht  verhehlen ;  dürfte  man  eine  Durchdringung  dieser  tief- 
liegendüu  Schichten  mit  hcissem  W' asser  annehmen,  welche  keinea- 
wegs   ausser  dem  Bereich  der  Möglichkeit   liegt,    so  würde  aller- 


Annahme  der  Gneissbildung  durch  Hitzeeinwirkung.  4W 

dings  jedwede  Schwierigkeit,  welche  sich  der  Umkrystallisation  auf 
trockenem  Wege  entgegenstellt,  schwinden;  trockenes  Gestein  leitet 
die  Hitze  überhaupt  nicht;  auch  v.  Cotta  betrachtet  das  Wasser, 
wenn  auch  nur  beiläufig,  als  Agens  bei  diesen  Processen.  Dana 
spricht  sich  gleichfalls  dagegen  aus,  dass  die  Hitze  allein  das  um- 
krystallisirende  Agens  geweseir  sei ,  und  findet  die  Beihülfe  von 
Feuchtigkeit  nöthig,  für  welche  ihm  aber  die  gewöhnliche  sog.  6e- 
birgsfeuchtigkeit  genügt. 

Nach  jener  Ansicht  würden  nicht  nur  ganz  excessiv  grosse 
flebungen  und  Senkungen ,  sondern  auch  die  ungeheuersten  Denu- 
dationen da  vorauszusetzen  sein,  wo  nunmehr  die  krystallinischen 
Scliiefer  die  Erdobei-fläche  bilden;  Denudationen,  welche  in  solchem 
Maassstabe  stellenweise  ganz  überaus  unwahrscheinlich  sind.  Be- 
reits in  uralten  Sedimentärschichten  finden  wir  Fragmente  von  kry- 
stallinischen  Schiefern  als  klastische  Elemente,  ein  Beweis,  dass 
also  zu  jener  frühen  Zeit  die  Ausbildung  eines  Theils  derselben, 
somit  jenes  grossartige  Spiel  geologischer  Pröcesse  bereits  erfolgt 
sein  müsste. 

Die  hauptsächlichste  Schwierigkeit  scheint  aber  diesetr  Theo- 
rie darin  zu  erwachsen,  dass  an  mehrem  Orten  Gtieiss-  und  Glim- 
inerschieferbildungen  sich  finden,  welche  auf  sedimentären  Schichten 
aufruhen,  die  selbst  keine  Umwandlung  erfahren  haben.  Um  nur 
eines  Beispiels  zu  gedenken,  sei  erwähnt,  dass  itf  dem  Rotfathal  auf 
der  nördlichen  Seite  der  Jungfrau  in  den  Bemer  Alpen- eine  1000 
Fuss  mächtige  und  15,000  Puss  lange  Gneissmasse  nicht  nur  auf 
petrefactenführenden  Juraschichten  aufimht,  sondern  auch  von  den- 
selben bedeckt  wird.  Hier  wird  es  geradezu  unmöglich ,  anznneh- 
mon,  dass  eine  aus  der  Tiefe  erfolgende  Erhitzung  gewirkt  habe, 
\\  eiche  die  untenliegenden  Schichten  vollständig  verschont  und  ledige 
lieh  die  darüberliegenden  betroffen  habe;  jenes  Vorkommniss  schliesst 
auch  jeden  Gedanken  an  eine  etwaige  Ueberkippung  der  Schichten 
MUS.  Solchen  krystallinischen  Schiefern  müsste  man  wenigstens  eine 
ganz   abweichende   Entstehungsweise  zuschreiben. 

Man  war  schon  früh  darauf  aufmerksam  geworden,  dass  die 
Thouschiefer  mancher  Gegenden  da,  wo  sie  von  Ei-uptirgesteinen, 
namentlich  von  Graniten  durchsetzt  werden,  förmlich  in  Tiionglim- 
in erschiefer  und  Gneiss  umgewandelt  erscheinen ;  der  Thonschiefer 
entwickelt   in   der  Richtung    auf  den  Granit    zu    eine  feinschuppige 


rAX)  (ineifiHhMutkfr  dun-h  Einwirkun«;  von  Eniptivmftmen. 

kryötalliiiische  Textur,  bei  welcher  die  Glimiqerblättchen  schon 
deutlic)i  erkennbar  werden,  es  entstehen  Fleckschiefer,  Frucht-  uod 
Knotenschiefer,  auch  stellen  sich  mitunter  Chiastolith ,  StauroHth, 
Audalusit  ein ;  allmählich  wird  der  umgewandelte  Thonschiefer  za 
einem  vollkommenen  Glimmerschiefer ,  welcher  in  der  Nähe  de« 
Granit  sehr  häutig  durch  Aufnahme  von  Feldspath  in  eigentlichen 
Gneiss  verläuft.  Ausgezeichnete  Beispiele  dieser  Art  finden  sich 
u.  A.  im  sächsischen  Erzgebirge,  bei  Camelford  iu  Com  wall,  am 
Hollywood  in  der  irischen  Grafschaft  Wicklow,  in  dem  Oo-Thnl  der 
Pyrenäen.  liier  ist  der  Metamorphismus  ein  über  jeden  Streit  der 
Meinungen  erhabenes  Factum  und  dass  in  diesem  Falle  in  dem  cen- 
tralen Eruptivgestein  die  Ursache  desselben  zu  suchen  sei,  ist  kanm 
je  ernstlich  in  Zweifel  gezogen  worden;  mau  erblickte  auch  in 
dieser  Umwandlung  <ler  sedimentären  Schiefer  in  krystallinische 
eine  Wirkung  der  vorausgesetzten  Glühhitze  des  Eruptivgesteins. 
Auf  (irund  dieser  Beobachtungen  hat  man  die  Ansicht  geäns^ 
sert,  dass  alle  krystallinischen  Schiefer  aus  sedimentären  Schichten 
durch  die  Contacteinwirkung  massenhaft  emporgedrungener  geschmol- 
zeuer  Eruptivgesteine  hervorgegangen  seien.  Abgesehen  von  der 
UnWahrscheinlichkeit,  dass  Hitze  allein  solche  Wirkungen  zu  aaa- 
Bern  vermag,  und  dass  jenen  Eruptivgesteinen  ursprünglich  ein 
wirklich  feuertiüssiger  Zustand  eigen  gewesen,  sind  es  auch  noch 
andere  Umstände,  welche  dieser  Theorie,  die  in  ihrer  allgemeinen  Form 
stets  nur  eines  geringen  Beifalls  der  Forscher  sich  xu  erfreuen 
hatte,  entgegenstehen.  So  bedeutend  auch  an  und  für  sich  die 
Entfernungen  sind,  auf  welche  hin  sich  die  nicht  abznlängnende 
umwandelnde  Einwirkung  des  Eruptivgesteins  erstreckt,  so  ist  die 
letztere  doch  keineswegs  hinreichend ,  die  Entstehung  der  ganze 
Landstriche  zusammensetzenden,  über  hunderte,  ja  tausende  von 
<juadratmeilen  verbreiteten,  ungeheuer  mächtigen  Gneissmassen  and 
Glimmerschiefermassen  zu  erklär<>n.  In  Sachsen  pflegt  nach  Xaa- 
mann  die  Umwandlung  des  T honschief ers  auf  eine  Zone  von  höch- 
stens OOOO  Fuss  Breite  beschränkt  zu  st>in:  sie  sinkt  oft  auf  einen 
Baum  von  nur  100  l<'ns;s  Breite  herab  und  kann  ganz  unscheinbar 
werden;  nach  Keilhnu  wirkt  in  dtT  Umgegend  von  Chris tiania  der 
Granit  bis  in  öOno  Fuss  Entfernung,  Durocher  bemisst  diese  Ent- 
fernung in  der  Bretagne  auf  durchschnittlich  4 — 5000,  stellenweise 
auf  9 — 12000  I'uss.     In  grösserm  Maassstabe  scheiut  die  Contact- 


Gnoissbildiing  durch   Einwirkung  von  Eruptivmassen.  501 

einwirkung  nicht  vor  sich  zu  gehen,  und  es  ist  daher  geradezu 
undenkbar ,  dass  die  ausgedehnten  krystallinischen  Schiefemiassen 
Skandinaviens,  Finnlands,  des  Erzgebirges  u.a.  Territorien  derar- 
tigen Processen  ihre  Ausbildung  verdanken.  Dazu  kommt,  dass  in 
vielen  solchen  Gneiss-  und  Glimmerscbiefergebieten  gar  keine  durch- 
setzenden Eruptivmassen ,  welche  die  Umwandlung  hervorgebracht 
haben  könnten,  ersichtlich  sind.  Anzunehmen,  dass  sie  in  der 
Tiefe  vorhanden,  und  nicht  zu  Tage  getreten  seien,  hiesse  eine 
Hypothese  durch  eine  noch  unerwiesenere  erklären.  Ausserdem 
zeigt  es  sich  auch  an  vielen  Punkten ,  dass  die  Contactwirkung 
von  grossen  Granitniassivs  keineswegs  in  einer  Hervorbringung  von 
Gneiss  und  Glimmerschiefer  beruht,  sondern  es  erscheinen  an  ihren 
Grenzen  llornfels  und  ähnliche  Gebilde  oder  lediglich  Fleck-  und 
Knotenschiefer,  die  bei  weitem  keinen  so  weit  vorgeschrittenen  Zu- 
stand der  Umwandlung  bekunden,  als  ihn  die  zu  Gneiss  erfordert. 

Die  hier  und  da  vorkommende,  auf  beschränkte  Abstände 
hin  durch  den  EinÜuss  von  Eruptivmassen  erfolgende  Umwand- 
hing von  Thonschiefer  in  Gneiss,  Glimmerschiefer  und  Thonglimmer- 
schiefer  darf  daher,  so  zweifellos  sie  an  und  für  sich  ist,  keines- 
wegs verallgemeinert,  und  zur  Erklärung  der  krystallinischen  Aus- 
bildung der  Schiefer  überhaupt  verwandt  werden. 

Was  die  Art  und  Weise  dieser  localen  Umwandlung  anbe- 
trifft, so  kann,  wie  schon  oben  erwähnt,  an  eine  solche,  die 
ausscliliesslich  durch  Hitze  erfolgt,  nicht  gedacht  werden;  die 
Wirkungen  lang  andauernder  Hitze  auf  die  Gesteine  bieten  sich 
uns  bei  den  Kohlenbränden  dar,  welche  aber  ganz  andere  Producte 
liefern  als  Gneiss  und  Glimmerschiefer;  in  dem  sehr  geringen  Wär- 
meleitungsvermögen  der  Gesteine  stellt  sich  übrigens  jener  Erklä- 
rung eine  kaum  zu  besiegende  Schwierigkeit  entgegen.  »Geologen 
die  solches  behaupten,  ruft  Rischof  aus,  haben  wohl  nie  ihre  Hand 
in  das  jiussere  Gemäuer  eines  Hochofens  gelegt,  welches  selbst 
nach  einer  Jahre  laug  anhaltenden  starken  Hitze  im  Schachte  sich 
(loch  nur  wenig  erwärmt.  Silliman  und  Dana  (1843)  haben  den 
Gedanken  ausges])rochen,  dass  es  das  Wasser  gewesen  sei,  welches 
als  Vehikel  der  W^ärme  bei  diesen  Umwandlungsprocessen  betrach- 
tet werden  nuisse  (Americ.  Journ.  of  sc.  and  arts  184.3.  XLV.  lll). 
r.yell  liat  schon  1841  darauf  hingewiesen,  dass  Gase  und  Dämpfe, 
welche  von  dem    feuiig  erweichten  Eruptivgestein  ausgehaucht  wür- 


502         Umbildung^  zu  Gneiss  auf  gewöhnlichem  nassem  Wege. 

den,  auf  weite  Erstreckmigen  hin  im  Nebengestein  fortgcüeiiet  wer- 
den könnten ,  zumal  in  einem  soldien  Nebengestein ,  weldiea  mit 
Wasser  durchdrungen  war.  Der  Ansicht,  dass  die  Umkrystalliaa* 
tiouen  des  klastischen  Thonschiefers  und  der  Grauwacke  sn  Gneiia 
und  Glimmerschiefer,  welche  augenscheinlich  auf  ein  Eruptiv- 
gestein als  Ursache  zurückgeführt  werden  müssen,  durch  cjne  in- 
nige Imprägnation  mit  heissem  Wasser  erfolgt  seien,  sdieint  sich 
keine  bemerkenswerthe  Schwierigkeit  mehr  gegenüberstelleo  zu  1m- 
sen,  seitdem  St.  Hunt's  Experimente  über  die  umwandelnde  Kraft  3m 
warmen,  mit  kohlensauren  und  kieselsauren  Alkalien  imprignirtra 
Wassers  (Proc.  of  the  roy.  soc.  Lond.  7.  Mai  1857)  und  Daubree* 
Untersuchungen  über  die  Wirkungen  des  überfaiUsten  Wassers  so  mao- 
ches  festgestellt  haben,  noch  manches  andere  ahnen  lassen,  uod  da 
nebenbei  durch  anderweitige  Betrachtungen  es  höchst  wahrscbain- 
lieh  wird,  dass  bei  der  Eruption  der  altmassigen  Gesteine  das 
Wasser  eine  sehr  hervorragende  Rolle  gespielt  habe. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  andern  Ansichten  über  die  Entste- 
hung der  krystallinischen  Schiefer  aus  sedimentären. 

Manche  Forscher,  zu  deren  ersten  namentlich  Keilhan  in  Nor- 
wegen, Studer  und  Escher  in  der  Schweiz  beobachtend,  gehdren, 
haben  ihre  Zweifel  ausgesprochen,  dass  bei  diesen  Umwandlung»- 
Processen  hohe  Temperatur  und.Gaäemanationen  wirksam  gewesen, 
und  halten  dafür,  dass  dieselben  bei  gewöhnlicher  Tem}>eratar  er- 
folgt seien.  Keilhau  spricht  sich  darüber  1844  folgendermaassen 
aus:  >>Man  findet  den  Gneiss  und  die  ihm  ähnlichen  krjstaUini- 
schcn  Gesteine  bisweilen  in  einzelnen  Schichten  mitten  swischen 
nicht  krystallinischen,  offenbar  sedimentären  Schichten ;  die  krystal- 
linischen  Gesteine  zeigen  dabei  Uebergänge  in  die  nicht  krystallini- 
schen Schichten ;  dieselben  organischen  Ueberreste,  welche  den  lets- 
tcrn  angehören ,  sind  auch  bisweilen  in  den  erstem  xu  erkennen. 
Durch  solche  allen  Gcognoston  längst  bekannte  Thatsnchen  wird 
uns  mit  der  grössten  Deutlichkeit  gezeigt,  dass  die  in  Kede  stehen- 
den krystallinischen  Schichten  ursprünglich  sedimentäre  Schichten 
waren,  gerade  so,  wie  die,  welche  sie  einschliessen,  dass  sie  jedoch 
später  umgewandelt  wurden,  und  zwar  bei  der8ell>en,  niemals  aus- 
serordentlich erhöhten  Temperatur,  in  welcher  sich,  wie  jedermann 
zugibt,  ihr  nicht  krystalliniriches  Hangendes  und  Liegendes  fortwäh- 
rend   befunden   haben   muüs.     Diese    Aussage,  bestimmt  und   klar, 


Umbildung  zu  Gneiss  auf  gewöhnlichem  nassem  Wege.         503 

wie  sie  ist,  bedarf  nicht  erst  einer  ÄnBlegaiig  um.  einen  andeilfi 
Sinn  zu  bekommen,  als  den,  welcher  unmittelbar  in  ihr  enthalten 
ist  und  soweit  jene  TransmutÄtioti  chemisch  unerklärlich  i«ft,  folgt 
aus  ibr  irichts  anderes,  als  dass  die  Chemie  die  zu  einer  solchen 
Erklärung  noth wendige  Entwicklungsstufe  noch  nicht  erreicht  hat. 
Es  ist  demnach  so  gut  wie  ein  Erfahrungssatz,  dass  der  Gneiss 
und  die  krystallinischen  Schiefer  überhaupt  nichts  anderes  als  um- 
gewandelte SedimentÄrgesteine  und  zwar  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur umgewandelt  sind,  wenn  auch  übrigens  nicht  nachgewiesen 
werden  kann,  wie  solches  geschah.*  (vgl.  Neues  Jahrbuch  f.  Min. 
184G.  844,  Auszug  aus  dem  Nyt  magazin  för  naturvidenskabeme 
1844.  IV.  267). 

Studer  hat  ebenfalls  nicht  die  Wirkung  der  Erdwärme,  son- 
dern eine  durch  unbekannte  Ursachen  vermittelte  innere  Molecu- 
larthätigkeit  angenommen  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1840.  352;  Lehrb. 
der  phys.  Geographie  II.    150). 

p]s  ist  eines  der  unzähligen  Verdienste  G.  Bischofs,  -dass  er 
sich  mit  grosser  Entschiedenheit  gegen  die  plutonische  Metamor- 
phose der  sedimentären  Schiefer  in  Gneiss,  Glimmerschiefer  und 
andere  krystallinische  Schiefer  ausgesprochen  hat.  Die  gestreckte 
Structur  der  Gemengtheile  des  Gneiss ,  welche  eine  ganz  andere 
ist,  als  die  der  ursprünglichen  Schiefer,  lasse  auf  bedeutende  Orts- 
veriinderungen  schliessen,  welche  in  einem,  wenn  auch  noch  so 
sehr  erhitzten ,  doch  immer  noch  starren  Gestein  kaum  denkbar 
seien,  die  Verschiedenheit  in  der  chemischen  Zusammensetzung  z.  B. 
zwischen  Thonschiefer  und  Gneiss,  welche  nothwendig  auf  die  Annahme 
führt,  dass  neue  Stofife  während  der  Metamorphose  von  aussen 
hinzugetreten,  andere  ausgeschieden  worden  öeien,  der  Wasserge- 
halt des  Glimmers,  alle  diese  Punkte  scheinen  ihm  völlig  unüber- 
steigliche  Schwierigkeiten  darzustellen ,  die  Umwandlung  der  Sedi- 
inentiirschichten  durch  plutonische  Hitzewirkung  zu  erklären.  Dann 
weist  er  auch ,  an  Studers  Betrachtungen  anknüpfend  darauf  hin, 
dass  luetainorphische  Gesteine  zuweilen  die  äusserste  Decke  nicht 
umgewandelter  Gebirge  bilden,  oder  wiederholt  mit  Lagern  abwech- 
seln, aufweiche  der  metamorphosirende  Einflnss  sich  nicht  ausgedehnt 
habe.  Statt  der  plutonischen  Cämentation  nimmt  er  eine  Meta- 
morphose auf  nassem  Wege  und  unter  gewöhnlichen  Umständen 
an  ;    was  auf    diesem  Wege  der    langandauernden  Durchwässerung 


504  Sedimentäres  Material  für  die  Umbildung  zu  Gneiss. 

geschehen  könne,  bekunden  die  Pseadomorphosen.  »Es  redacirt 
sich  der  Umwandlungsprocess  eines  sedimentären  Gesteins,  wie  dos 
Thonschiefers  in  ein  krystallinisches  darauf,  dass  sich  die  in  jenem 
schon  pele-mele  existirenden  und  nicht  erst  zu  bildenden  Silicate 
regelmässig  nach  Yerbindungs-  und  Krystallisationsgesetzen  grap- 
piren  und  selbständige  zusammengesetzte  Silicate  bilden  und  dass 
hierbei  zwischen  den  Silicaten  im  Gesteine  und  in  den  durch  das- 
selbe circulirenden  Gewässern  gegenseitige  Zersetzungen  erfolgen, 
wodurch  vorhandene  Basen  fortgeführt  und  andere  an  ihre  Stelle 
gesetzt  werden.«  Es  ist  nicht  schwer,  aus  der  bekannten  Zusam- 
mensetzung zweier  in  einander  umgewandelter  Gesteine  den  Grang 
solcher  Auswechslungen  zu  berechnen. 

Was  im  Allgemeinen  die  Gesteine  betrifft,  denen  eine  kry- 
stallinische  Metamorphose  in  Gneiss  zugeschrieben  wird,  so  ist  dies 
namentlich  Thonschiefer  uud  Grauwackenschiefer ;  aus  Thonschiefer 
geht  auch  Thongliramerschiefer  und  Glimmerschiefer  hervor;  aus 
einem  stark  glimmerhaltigen  Sandstein  kann  ein  quarzreicher  Glim- 
merschiefer oder  quarzreicher  Gneiss  sich  entwickeln,  letzterer  aller- 
dings nur  auf  Grund  beträchtlicher  Zufuhr.  Die  Centralkette  der 
Alpen  zwischen  Salzburg  und  Oberkärnthen  besteht  nach  Credner 
an  ihren  äussern  Rändern  aus  Thonschiefern  der  palaeozoischen 
Periode;  zwischen  ihnen  liegen  krystalliuische  Schiefer,  im  Allge- 
meinen um  so  krystallinischer ,  je  mehr  man  sich  der  in  die  Tau- 
ernkette  fallenden  Ilaupthebuugslinie  nähert.  Habe  man  schon  die 
Thonschiefer  als  metamorphische  Gebilde  aus  thonigen,  mergeligen 
und  sandigen  Sedimentärgesteinen  zu  betrachten,  so  könne  man 
kein  Bedenken  tragen,  die  vollständiger  entwickelte  krystallinische 
Structur  der  Gesteine  der  eigentlichen  Centralkette  nur  durch  eine 
weiter  vorgeschrittene  Metamorphose  zu  erklären:  Kalkhaltiger 
Thonschiefer,  Kalkthonschiefer ,  Kalkglimmerschiefer  und  kömiger 
Kalkstein ,  —  Thonschiefer,  feinblätteriger  Glimmerschiefer,  krystal- 
linisch- blätteriger  Glimmerschiefer  und  Gneiss  — ,  Thonschiefer, 
Chloritschiefer,  Talkschiefer  und  Serpentin  dürften  naturgemäss  als 
verschiedene  Stufen  der  Umbildung  anzusehen  sein  (Neues  Jahrb. 
f.  Min.  1850.  550).  Stur  erachtet  ebenfalls  die  krystallinischen 
Centralstückü  der  salzburger  Alpen  als  umgewandelte  alte  Schiefer 
und  Grauwackeu,  dereu  Metamorphose  erst  nach  der  Triasforma- 
tion  erfolgt   sei  (Jahrb.  d.  geol.  R.anstalt.  V.  1854.  852),  Pichler 


Scdimentttrea  Material  für  die  Umbildung  r.ü  Gneiss,  SOti 

hält  gleichfalli^    die    tyroler  Göeiafle  f^  iimgewandelte  sedimentäre 
Schiefer  (Beitr.  z,  Geogn.  Tyrols  1859*  183)* 

V(in  maneheti  Forschern  iut  auch  die  Ümwiwidlung  von  Kalk- 
steinen in  Gneiss  hervorgehoben  worden  ^  namentlich  von  Studer, 
Bischof  und  Volger*  Dass  ein  solcher  YorgHDg  möglich,  ja  für  ge- 
wisse VorküinwmrMse  nicht  ohne  WahracheiulichkeH  sei,  scheint  nicht 
füglich  heaweifelt  werden  zn  können»  Nach  Stnder  sind  in  dt!0 
cottischen  Alpen  die  Schjeleir  und  Kalksteine  so  enge  mit  dem 
Gueiss  Terbunden.  aeigen  fdierall  so  viele  llebergäng©  in  Glimmer- 
und Talkschieferj  der  Kalk  wird  oft  von  den  sich  einmengendcäii 
Glimmerblättchen  eo  sehr  ^zurückgedrängt ,  das»  es  nahe  liegt,  in 
dem  GneifiSi  sidbet  nur  eine  weiter  fortgeschritteue  Metamorphose 
dieser  Kalksteine  und  Schiefer  zn  sehen,  wofür  auch  das  Vorkore- 
men  von  Kalklagern  im  Gneise  (spricht  (Geologie  d,  ^chwei^  I.  1^2; 
vgl.  auch  I.  25  8  j  360).  In  den  alpinen  Gneiaseii  ist,  wie  Yolger 
bemerkt  ^  der  Kalkgehalt  überhaupt  nicht  leiten.  Engelbardt  er- 
wähnt vuii  der  Feegletscher  Alp  einen  ^eigenthümlichen  sehr  schö- 
nen weisK«ieu  Gneis»  mit  grünlichem,  talkig tjm  Glimaier  und  hellro- 
then  Granaten  gauis  durchiiiet  und  etwa»  Kalkgehalt.*  Saussure 
gedenkt  (Voytige  dana  lea  Alpes  IL  390;  Cap.  a8)  häufig  gneiss- 
und  granitähnliclier  Gesteine,  in  welchen  Kalkspath  die  Stelle  des 
Ffldspatli  vertritt.  Im  Yal  Pellina  i&t  nach  Studer  der  mt*ist  in 
weissen  Marmor  öberg^egangene  Kalkstein  oft  gemengt  mit  Glimmer, 
Granat  und  Quarzkörnera  und  dann  J  ei  cht  mit  Gneis»  oder  Granit 
zu  verwechseln;  im  Val  Faira  ist  ein  mit  Glimmer  und  yunr^  ge- 
mengter körniger  Kalkstein  verwachsen  mit  Grieiss^treifen.  (fest- 
lich von  Schama  in  Graubündten  geht  tjUÄrz-  und  tdlkbiiltender 
Marmor  iu  ausgezeichneten  Gneias  über.  Diejenigen  wenigen  Geo- 
logen aber  dürften  %u  weit  gehen,  welch©  mit  Volger  aus  Kalk- 
stein alle  mögliehen  Oefiteun?  entstehen  laessen ,  der  als  Resultat 
seiner  Studien  hinstellt:  -'daaa  aus  einem  und  demselben  sediinentä* 
ren  Kalkstein  durdi  innere  rmbil düngen  hier  ein  Pyroxengestein 
oder  ein  AmphiboJgeetein,  dort  ein  Granafge^tein  oder  Epidotge- 
stein,  durt  wieder  ein  Quai"2gcstein  oder  ©in  Feld  spat  hgeste  in  sich 
entwickfdt  hat.-  {Nene  Denkachr,  t;  d,  ailg,  schweiiE,  Ges.  f.  ges. 
Naturw,  XIV,  1855J  Auch  scheint  die  Frage  einei'  ernBÜichen 
Frwjiguiig  werth  ku  sein,  woher  denn  das  charakteristisch  schiefe^ 
r ige  Ge füge  rührt,  wenn  manche  Gneisse  nar  Umwandlungen  von 


506  Jüngere  unzweifelhaft  Tnetamorphische  tlneisse. 

Kalksteinen  sind,  und  welches  der  Grund  ist,  dass  ein  Gracnit,  der 
aus  demselben  Kalkstein  sich  entwickeln  soll,  nun  nithi  ebenfalls 
schiefenge,  sondern  körnige  Textur  annimmt. 

Nach  E.  Tiitchcock  lässt  sich  namentlich  in  der  Umgegend 
von  Newport  (Rhode  -  Island)  und  Plymoutli  (Vermont)  eine  Um- 
wandlung gewisser  Conglomerate  in  Talkschiefer,  Glimmerschiefer 
und  Gneiss  beobachten.  Die  Gerolle  sollen  einen  Theil  ihrer  Sili- 
cate ausgeschieden  haben,  selbst  zu  Quarz  geworden  sein,  wobei 
sie  einen  gewissen  Grad  von  Plasticitat  erlangt ,  sich  flach  ge- 
drückt und  in  die  Länge  gezogen  hätten,  so  dass  sie  nunmehr 
als  Quarzlamellen  erscheinen.  Durch  jene  Silicatlösungen  sei  gleich- 
zeitig das  Cänient  der  Conglomerate  in  Glimmer,  Talk  und  Feld- 
spath  umgewandelt  worden  (Amer.  joum.  of  sc.  (2)  XXXI.  1861 .  372). 

Zumal  für  diejenigen  Gneisse,  welche  unzw^e^lhaften  Gliedern 
aus  der  Reihe  der  Sedimentärformationen  aufliegen,  hat  man  viel- 
orts  die  metamorphische  Entstehungs weise  geltend  gemacht  aüd  es 
scheint  in  der  That,  als  ob  diese  den  einzig  möglichen  Ausweg 
der  Erklärung  zeige,  obschon  man  sich  nicht  verhehlen  sollte,  dass 
auch  ihr  sich  manche  widersprechende  Thatsachen  entgegenstellen. 
Die  Metamorphose  muss  hier  offenbar  als  eine  katogene,  als  eine 
von  oben  nach  unten  wirkende  gedacht  werden,  wie  häufig  aber 
schneiden  die  aufgelagerten  Schichten  krystallinischer  Schiefer  scharf 
an  ihrer  sedimentüi*en  Unterlage  ab,  eine  Erscheinung,  welche  man 
keineswegs  erwarten  sollte,  und  welche  dem  katogenen  Metnmor- 
phismus  fast  ebensolche  Schwierigkeiten  bereitet,  als  das  Aufhihen 
auf  unveränderter  Unterlage  dem  anogenen,  durch  platonische  Wir- 
kungen veranlassten  Met^morphismus  (vgl.  8«  499).  Alsdann  drängt 
sich  auch  die  Frage  auf,  warum  diese  Metamorphose  eine  verhäli- 
nissmässig  so  seltene  Erscheinung  darstellt,  warum  die  ausgedehn- 
testen Terrains  der  ältesten  Schiefer  und  Grauwacken  vorliegen, 
in  denen  nirgendwo  selbst  auch  nur  ein  Anfang  zur  krystalli- 
nischen  Umwandlung  ersichtlich  ist,  obschon  sie  einer  Durchwässe- 
rung gewiss  nicht  minder  günstige  Verhältnisse  darboten,  als  jene 
Gebiete,  in  denen  die  Metamorphose  in  relativ  jüngerer  Zeit  so 
allseitig  und  regelmässig  erfolgt  sein  muss,  dass  auch  keine  Spur 
des  ursprünglichen  Sedimentärgesteins  innerhalb  der  krystalliniechen 
Schiefermasse  zurückblieb. 

Unter  welchen  nähern  Umständen  und  auf  welche  Weise  die 


Jüngere  unzweifelhaft  metaroorphische  Gneisse.  507 

Ausbildung  dieser  jungen  krystaUtnischen  Schiefer  von  Statten  ging, 
ist  eine  Frage,  welche  noch  vielfacher  Untersuchung  bedarf,  und 
wir  müssen  uns  vor  der  Hand  noch  damit  begnügen^  wenigstens 
die  Wahrscheinlichkeit  der  erfolgten  Metamorphose  festssustellen. 
Zu  solchen  -Gneissen ,  welche,  sedimentären  Sckichten  aufgelagert 
wohl  nur  als  umgewandelte  obere  Gesieine  derselben  zu  betrachten 
sind ,  scheinen  zu  gehören :  die  (aus  siluriacben  Schiditen  hervor- 
gegangenen) Gneiss-  und  GlimmerschieferbildiuigQB  des  nördlichen 
Schottland,  namentlich  in  der  Grafschaft  SuÜierland,  wekhe  auf 
cambrisclien  Quarziten  und  Kalksteinen  aufmken,  die  jtelbst  in  dis- 
cordanter  Lagerung  einen  altem  primitiven  Gneiss  (Fuadamental- 
Gneiss,  für  Laurentian  gekalten)  vom  Cap  Wrath  bis  zun  Gairloch 
und  nach  Skye  bedecken  (Nicol,  Quart.  Journ.  of  geol.  soc.  XTII. 
1857.  17;  Murchison  ebendas.  XV.  1859.  382;  Comptes  rendus 
L.  1860.  715;  Siluria  3.  Aufl.  1859.  195.  553;  Lyell,  Elements 
of  geology  1865.  753;  vgl.  auch  S.  436).  Die  krystallinischen 
Schiefei*  Norwegens,  zumal  Westfinnmarkens  und  Central-Norwegens, 
welche  nach  Keilhau  und  Kjerulf  fast  alle  metaraorphossrte  cam- 
brischc,  silurische  und  devonische  Schichten  darstellen,  in  welche 
sie  nach  unten  zu  oft  deutlich  zu  beobachtende  Uebergänge 
zeigen  (Keilhau  namentlich  im  I.  Bande  der  Gaea  Norvegica,  Kje- 
rulf, Geologie  des  südlichen  Norwegens,  Christiania  1857.  33).  Die 
alte  Gneissformation  in  Skandinavien  ist  indessen  nach  Durocher 
schon  vor  der  palaeozoischen  Periode  krystallinisch  gewesen;  zwi- 
schen diesen  Gneissen  und  dem  Silur  liege  kein  Uebergang  irgend 
oincr  Art  vor  (Sur  le  metamorphisme  des  roches  im  Bullet,  de  la 
soc.  geol.  (2)  111.  1846.  620).  Ferner  dürften  hierher  zu  zählen 
sein  die  zahlreichen  krystallinischen  Schieferbildungen  der  Central* 
alpeu,  z.  B.  am  St.  Gotthardt,  nn  der  Grimsel,  am  Montblanc,  deren 
Keinitniss  wir  vorzugsweise  den  Forschungen  des  unermüdlichen 
Studer  verdanken,  und  welche  umgewandelte  Jura-,  Kreide-,  selbst 
Eoeänschichten  darstellen;  Kalke,  welche  nicht  älter  sind,  als  die 
Liasforination,  umschliessen  sie.  Rozet  ist  ebenso  der  Ansicht, 
dass  die  Gneisse,  Glimmerschiefer  und  Talkschiefer  der  französischen 
Alpen  (vi?l.  S.  405),  die  sich  vom  Ubayette  -  Thal  über  den  Mont 
\  iso  bis  jenseits  des  Mont  Cenis  erstrecken,  metamorphosirte  Schich- 
ten der  Lins-  und  Juraformation  darstellen,  deren  Umwandlung  er 
freilich   auf  die  Serpentineruptionen  schiebt   (Bull,  de  la  soc.  geol. 


508  Verschiedene  Arten  der  Gneissbildungf. 

(2)  Xn.  1855.  232).  Metamorphosirte  Joraschichten  sind  auch 
die  Gncisse,  Quarzite,  Talkschiefer  und  berühmten  Marmore  (von 
Garrara)  der  nordwestlichen  A penninen. 

Dass  die  Umwandlung  der  klastischen  Schiefer  in  krystalli- 
nische  zu  sehr  verschiedenen  Zeiten  vor  sich  gegangen  ist,  erhellt 
zur  Genüge  aus   dem  Vorhergehenden. 

Aus  diesen  Betrachtungen  über  die  Ansichten  von  der  Bil- 
dung der  Gneisse  und  der  meisten  krystalliniscben  Schiefer  ergibt 
sich  die  grosse  Verschiedenheit  derselben.  Wenn  es  sich  bei  einer 
unbefangenen  Erwägung  an  und  für  sich  als  möglich  herausstellt, 
dass  in  der  That  ein  krystallinisch-schieferiges  Gemenge  von  Feld- 
spath,  Quarz  und  Glimmer  das  Resultat  verschiedener  Procesae 
sein  könne,  indem  keineswegs  «lUen  solchen  Vorkommnissen  eine 
und  dieselbe  Bildungsweise  zugeschrieben  zu  werden  braucht,  so 
gewinnt  dies ,  wenn  man  die  Lagerungs-  und  Verbandverhältnisse 
derselben  ins  Auge  fasst ,  bedeutend  an  Wahrscheinlichkeit.  Nach 
dem  jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse  dürften  wohl  rücksichtlich 
der  verschiedenen  Entstehungsweise  namentlich  folgende  Gneissbil« 
düngen  zu  unterscheiden  sein: 

1)  Ursprüngliche  Gneisse,  welche  möglicherweise  die  erste  Kru- 
stenbildung der  Erde  darstellen;  bei  ihrer  Entstehung  muss  noth- 
wendig  das  Wasser  neben  dem  Schmelzfluss  eine  Hauptrolle  gespielt 
haben;  zu  solchen  Gnoissen  kann  man  natürlicherweise  nur  diejenigen 
zu  zählen  wagen,  welche  erweislichennaassen  das  liiegende  der  ältesten 
Sedimentärformationen  bilden  und  von  diesen  nur  solche,  welche  nicht 
durch   ihre   Einlagerungen  auf  einen    andern  Ursprung    hinweisen. 

2)  Ursprüngliche  Gneisse,  welche  als  Partieen,  namentlich 
als  peripherische  Partieen  von  offenbar  eruptiven  Granitmassivs 
deren  Entstehung  theilen ;  dass  es  auch  isolirte ,  eruptive  Gneiss- 
massen gebe,  welche  ausschliesslich  aus  diesem  Gestein  zusammen- 
gesetzt sind,  ohne  mit  Graniten  in  Verbindung  zu  stehen,  ist  zwar 
höchst  wahrscheinlich  (vgl.  S.  491.  493),  möge  indessen  vor  der 
Hand  noch  dahingestellt  bleiben. 

3)  Metamorphische  Gneisse ,  entstanden  als  Contactproducte 
aus  Thonschiefer  und  Grauwacke,  welche  Graniteruptionen  umgeben; 
die  Metamorphose  scheint  vorzugsweise  durch  das  von  dem  Erup- 
tivgestein ausgehende  heisse  Wasser  erfolgt  zu  sein. 

4)  Metamorphische  Gneisse,    welche   man  nicht    als  Contact- 


Verschiedene  Arten  der  Gneissbildung.  509 

bildiingen  auffassen  kann,  entstanden  aus  der  katogenen  Umwand- 
lung von  Sedimentschichten,  vennuthlich  durch  einfache,  bisher 
jiber   uocli   räthselhafte  Durchwässeningsprocesse. 

In  allen  Fällen,  auch  bei  den  ursprünglichen  Gneissen  dürfte 
LS  wiibrscheinlich  das  Wasser  gewesen  sein,  welches  sowohl  die  Aus- 
bildung der  Gneissmineralien  aus  einem  plastischen  vielleicht  hydato- 
pyrogenon  Magma,  als  ihre  Umbildung  aus  klastischen  Gesteinsele- 
meuten  liewirkt  hat.  Es  scheint,  dass  für  die  einzelnen  Vorkomm- 
nisse sich  die  eine  oder  andere  von  diesen  verschiedenen  Arten  der 
(uieissbildung  mit  guten  Gründen  geltend  machen  lässt  und  dass 
Diejenigen  auf  falscher  Spur  sind,  welche  alle  Gneisse  als  durch 
gewülmlicbe  Agentien  erzeugte  metamorphische  Bildungen  deuten 
zu  können  vermeinen.  Es  sei  hier  gestattet,  der  Worte  zu  geden-. 
ken,  welche  Leonard  Horner  in  seiner  Präsidenten  -  Adresse  1861 
an  die  londoner  geologische  Gesellschaft  richtete:  »There  is  no  man- 
ner of  doubt,  that  there  are  vast  tracts  of  gneiss  with  such  di- 
stinct  stratification ,  often  greatly  contorted,  to  which  no  other 
thiin  a  sedimentary  origin  can  with  any  degree  of  probability  be 
iiscribed,  however  difficult  it  may  be  in  the  present  State  of  our  know- 
ledge,  to  comprehend  the  nature  of  the  chemical  action,  by  which 
the  original  component  materials  have  been  altered  into  new  com- 
binations.  On  the  other  band  the  assertion,  that  all  gneiss  has  had 
tbe  siime  origin,  appears  to  me  erroneous.«  »So  viele  metamorphische 
Gneisse  es  auch  geben  möge,  ruft  Geinitz  aus,  ohne  einen  plutonischen 
l'rgneiss,  wozu  der  alte  graue  Gneiss  in  Sachsen  gehört,  entbehrt  die 
Geognosie  allen  Boden.«  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1865.  497).  Auch 
Daubree  unterscheidet  z.  B.  in  der  Bretagne  zweierlei,  metamorphi- 
sche und  eruptive  Gneisse  (Comptes  rendus  LIX.  1864.  132).  Im 
böbniisch-bayerischen  Waldgebirge  erweist  sich  die  obere  von  Gümbel 
als  bercynische  bezeichnete  Gneissformation  (S.  435)  mit  Hornblende- 
schiet'ern,  Granuliten,  Kalken  (eozoonführend)  und  Graphiten  als 
nietaniorpbische  Sedimentbildung,  während  man  in  der  untern  boji- 
scluii  Gneissforniation  mit  granitähnlichen  Gesteinen  ohne  Kalk  und 
(»bne  Graphit  die  primitive  Fundamentalbildung  zu  sehen  berechtigt 
srlu'int  (vgl.  v.  Ilochstetter,   Sitzgsber.  d.  Wien.  Akad.  4.  Jan.  1866). 

(i  lim  m  erschiefer  und  Th onglimm erschiefer  erwei- 
sen sich  in  vielen  Fällen  so  eng  mit  Gneissen  zusammenhängend, 
dass  die  Bildungsweise  dieser  drei  Gesteine  hier  eine  gemeinschaft- 


510  Bildung  der  Glimmersohiefer. 

liehe  zu  sein  scheint;  vielfach  wurde  daher  auf  jene  aoeb  bereits 
bei  den  frühern  Betrachtungen  Rücksicht  genommen,  auf  welcbe 
daher  hier  verwiesen  sei. 

Gustav  Bischof  hat  in  der  ersten  Auflage  seine«  Lehrbucht 
{II.  1441  ff.)  sehr  eingehende  Untersuchungen  über  die  bei  der 
Umwandlung  von  klastischem  Thonschiefer  in  Glimmersohiefer  vor 
sich  gehenden  Processe  angestellt.  Nach  ihm  sind  alle  Glimmer- 
schiefer metamorphische  Bildungen.  Naumann  unterscheidet  meta- 
morphische  Glimmerschiefer  und  kryptogene,  solche,  deren  Ausbil« 
dungsweise  noch  zweifelhaft  ist.  ^Geognosie  I.   708.) 

Offenbar  ist  es,  dass  wenn  die  klastischen  Feldspatbelemeote 
sedimentärer  Thonschiefer  in  Glimmer  sich  verwandeln  sollen,  dies 
nur  unter  gleichzeitiger  Ausscheidung  von  Kieselsäure  vor  sich 
gehen  kann.  Der  Quarzgehalt  der  Thonschiefer  wird  daher  bei  einer 
solchen  Umwandlung  in  Glimmerschiefer,  wenn  keine  WegfübniDg- 
von  Kieselsäure  stattfindet,  relativ  vermehrt  werden  und  diejenigen 
Thonschiefer,  welche  bereits  viel  Quarz  enthalten ,  werden  sebr 
quarzreiche  Glimmerschiefer  liefern,  lieber  die  Umwandlung  tod 
Feldspath  in  Quarz  und  Glimmer  vgl.  auch  Sorby,  Report  of  the 
british  associatlon  1857.  92. 

Es  scheint  im  Allgemeinen,  dass  die  Zahl  der  Glimmerscbie- 
fer,  für  welche  sich  eine  ursprüngliche  Bildung  geltend  machen 
Hesse,  eine  noch  weit  geringere  sei,  als  dies  bei  den  Gneissen  der 
Fall  ist;  für  weitaus  die  meisten  Glimmerschiefer  dürfte  nmeb 
unsem  jetzigen  Kenntnissen  die  .\nnahme  der  metamorphischen  Elnt- 
stehung  die  einzig  gerechtfertigte  sein;  dasselbe  möchte  nocb  in 
höherm  Grade  für  die  Thonglimmerschiefer  gelten,  für  deren  Bildung 
nur  höchst  selten  eine  andere  Erklärungsweise  zulässig  schnnt.  Die 
Glimmerschiefer  und  Kalkglimmerschiefer  der  Alpen  erweisen  sich 
durch  die  hier  und  da  in  ihnen  vorkommenden  organischen  Ueberreste 
(Belemniten  am  Nufenen  Pass  zwischen  dem  Tessin  und  obem  WalUi, 
am  Lukmanier  und  an  der  Furca)  ganz  zweifellos  alt  umgewan- 
delte Sedimente,  und  ebenso  wenig  kann  z.  B.  in  Frage  gestellt 
werden,  dass  der  (flimmerschiefer  der  Pyrenäen  aus  umkrystalli- 
sirten  Thonschiefem  und  Grauwackenschiefem   hervorgegangen  sei. 

H.  C.  Sorby,  welchem  wir  schon  so  wichtige  und  scharfsin- 
nige Forschungen  verdanken ,  gelangte  durch  die  mikroskopische 
Untersuchung  der  Structur  von  Gh'mnierschiefem  zu  dem  Resultat, 


Bilduugr  der  Granulite.  511 

dass  letztere  früher  Thonschiefer  gewesen  und  dann  durch  einen 
KrystallisatioDsprocess  umgewandelt  worden  seien,  und  zwar  unter 
Anwesenheit  von  Wasser,  höchst  wahrscheinlich  auch  bei  erhöhter 
Temperatur  (Edinburgh  new  phil.  Journal  (2)  1856.  IV.  339; 
y^l.  auch  Quart,  journ.  of  the  geol.  soc.  Sitzg.  v.  22.  April 
IHGB.)  F>  legt  namentlich  Gewicht  auf  die  mikroskopische  wellige 
Texturerscheinuug  (welche  er  ripple-drift  nennt)  der  ursprüng- 
lichen 1  honschiefer,  welche  sich,  nicht  durch  Metamorphismus  ver- 
wischt, in  dem  Glimmerschiefer  noch  wiedererkennen  lässt. 

Was  die  Bildung  des  G  r  a  n  u  1  i  t  anbetrifft,  so  tritt  Naumann 
entschieden  für  die  eruptive  Natur  des  sächsischen  auf.  »Die  sämmt- 
lichen  Erscheinungen,  welche  die  sächsische  Granulitformation  dar- 
bietet, ihr  Auftreten  innerhalb  einer  völlig  geschlossenen  Ellipse, 
ihre  keilförmigen  Vorsprünge  an  den.  Grenzen,  ihre  Umgebung 
durch  einen  höher  aufragenden  Wall  des  Schiefergebirges,  die  pen- 
insularischen  und  insularischen  Fetten,  dieses  Schiefergebirges ,  die 
höchst  aufifallenden  Metamorphosen,  seiner  Gesteine,  die  im  Granu? 
lite  auftretenden  Granite,  endlich  die  mineralische  Zusammensetzung 
des  Granulites  selbst,  alle  diese  Erscheinungen  dürften  nur  in  der 
Annahme  einer  eruptiven  Entstehungsweise  unserer  Granulitforma- 
tiun  ilire  genügende  Erklärung  finden.  Lange  Zeit  hindurch  mockr 
ten  die  innersten  Schichten  und  die  colossalen  Fragmente  dev  durch- 
brochenen Schieferdecke  der  chemischen  Einwirkung  des  langsam 
erstarrenden  Feldspathgesteins  unterliegen,  um  jene  Metamorphosen 
in  Gneiss  und  Glimmerschiefer  zu  erfahren,  welche  so  unbezwei- 
f elt  stattgefunden  haben.  Und  so  sehen  wir  uns  denn  zu  derselben 
Ansicht  gedrängt,  welche  schon  vor  einem  halben  Jahrhundert 
(1803)  von  Weiss  angedeutet  wurde,  indem  er  auf  die  Nothwendig" 
keit  eines  gewaltsamen  Heraustretens  des  Granulites  verwies.«  (Lehr- 
buch  d.   Geognosie  II.   184.) 

Die  französischen  Granulite,  sowohl  diejenigen  der  Vogesen 
als  der  Umgegend  von  Lyon  werden  von  Rozet  (Bull,  de  la  soc. 
Kt'ol.  IV.  1834.  136)  und  Fournet  (ebendas.  (2)  U.  1845.  497) 
für  eruptive  Bildungen  gehalten.  Puton  erachtet  den  GranuUt  wie 
den  (ineiss  für  die  erste  Kruste  unserer  Erde,  welche  sich  durch 
wässerige  Thätigkeit,  begleitet  von  sehr  starker  Hitze  gebildet  habe 
(Bull,  de  la  soc.  geol.   (2)  IV.   1847.  1395). 

F.  V.  Hochstetter  gelaugte  durch  die  sorgfältige  Untersuchung 


512  Bildung  der  Granulite. 

der  liagerungsvcrhältnisse  der  Granulite  im  Böbtnerwald  za  dem 
Resultat ,  di\»n  dieselben  keine  eruptiven ,  sondern  mit  dem  umge- 
benden Gneiss  gleichzeitige  Bildungen  seien .  indem  die  Schichten 
des  Gneissgebirges  sich  ganz  d(T  äussern  Form  der  Granulitmassen 
anschmiegen ,  sie  wie  grosse  Augen  einschliessend ,  dieselben  theils 
unterteufend,  theils  überlagernd.  »Aller  Granulil  ist  eine  Massen- 
ausscheidung von  gleichzeitiger  Entstehung  mit  den  krj'stalHnischen 
Schiefern,  in  denen  er  auftritt.  Wo  er  grössere  Gebiete  zusammen- 
setzt, ist  er  eine  durch  den  inuern  Gegensatz  der  Substanzen  ver- 
anlasste Concentrationsmasse  von  mehr  o<ler  weniger  regelmässiger 
ellipsoidischer  Form  mit  concentrisch-schaaligem  Bau.  Seine  gfros- 
sen  ellipsoidischen  Stöcke,  welche  ursprunglich  allseitig  von  den 
krystallinischen  Schiefern  umschlossen  waren,  traten  erst  später 
durch  die  stets  fortschreitende  Degradation  der  Oberfläche  frei 
hei-vor,  und  bieten  sich  nun  selbst ,  seit  langer  Zeit  der  Verwitte- 
rung und  Abschwemmung  ausgesetzt,  in  einem  mehr  oder  weniger 
tief  ausgearbeiteten  Horizontalquerschnitt  der  Beobachtung  dar.« 
So  zeigen  sich  bald  concentrisch-schaalig  gebaute  convexe  Dome, 
bald  ebenso  gebaute  concavc  Mulden.  (Jahrb.  der  geol.  R.anstalt. 
V.  1854.  2.)  Gerade  die  Grossartigkeit  einer  solchen  Architektur 
scheint  sich  in  der  Tliat  mit  einer  Entstehung  ans  umgewandelten 
Sedimentärschichten,  bei  denen  sie  kaum  erklärlich  wäre,  nicht 
leicht  vereinigen  zu  lassen. 

Naumann  suchte  diese  Ansichten  namentlich  fiir  den  sächsi- 
schen (iranulit  zu  widerleg«»!!  (Jahrb.  der  geol.  R.anstalt.  VII. 
IJ^ne.  TTifi).  Die  allgemeine  Architektur  des  sächsischen  Granulit 
und  die  Lngerungsverhältnisse  der  ihn  umgebenden  Schiefer,  welche 
übrigens  nicht  ursprünglich  kr}*stalliniscb .  sondern  sedimentär  wa- 
ren, widersprechen  nach  seiner  Ansicht  der  Annahme  einer  gleich- 
zeitigen Kntstehung.  Die  grossartigen  Aufrichtungen  der  Schichten, 
die  Verwerfungen  im  Streidien  derselben ,  die  gewaltsamen  Rintrei- 
buiii^en  seiner  Masse  in  das  Schiefergebirge,  die  Zertrümmerung  und 
Zerreissung  desselben,  der  Metamorphisnius  endlich  sowohl  der  an- 
grenzenden, als  der  losgerissenen  Schieferpartieen,  sind  hier  aller- 
dings Fiinwirkungen,  wie  sie  nur  ein  eruptives  Gestein  im  Gefolge 
halxM)  kann.  An  der  südlichen  Granulitgrenze  im  Zschopauthale 
z.  n.  beobachti»te  er  1S32,  dass  Granulit  und  Glimmerschiefer  in 
höchst  abweichender  Lagerung  aneinander  grenzen,   indem  der  Gra- 


ßildunfr  von  Chi ü rituell iefer  und  'Talkfchiefer, 


513 


nullt  500  in  g^^  ^gj.  Glimmerichiefer    70«   in    NO-    eiDlaÜt    (Kar- 
stens Archiv  V.  397i. 

Die  C  h  1  o  r  i  t  s  G  h  i  e  f  tj  1"  und  T  a  I  k  8  c  h  i  e  f  e  r,  beides  wasser- 
haltige Gesteina,  kommen  uiiier  Verhält nisseu  vor,  daes  man  de  nm- 
entweder  ab  ursprünglich  sedimentäre,  v^ieUeicht  unter  eigentbiini- 
liehen  Umstiutclen  erfolgte  BiMungeu  nder  als  die  Prodücte  einer 
Umwandlung  t^edimenttLrer  Schichten  ansehen  zji  können  scheint«  Die 
Kenntniss  ihrer  Entstehungs weise  ist  im  Ganzen  noch  wenig  yorge* 
schritten ;  dasselhe  gilt  auch  von  den  Hombleudeachiefei*!!,  derein 
Bildung,  mag  ^ie  uim  ursprünglich  oder  metiimorphisch  sein,  noch 
Gegenstand  numcher  Furschungen  abgaben  mu^s ;  an  der  Moglicb« 
keit  einer  wüsserigen  Bildung  von  Hornblende  scheint  kein  Zweifel 
mehr  gestattet  zu  aein»  Daja  der  Chloritschiefer  von  Hurtbou  iti 
Sachsen  ein  Umwandlungsproduct  des  rhon&chieferB  sei  ,  ist  durch 
Knop's  verUieust volle  Unter&ncbuDgen  höchst  wahracheinUßh  ge- 
macht worden.  Die  Umwandlung  eines  Thonschiefera  in  Talk- 
schiefer kann  nur  durch  eine  beträchtliche  Zufuhr  von  MagneBm 
zu  Wege  gebracht  werden*  Die  Ansjcht,  dasa  der  Itacohnnit  durch 
metamorphische  Procease  aus  gUminerhultigen  Sandstaineu  hervor- 
gegangen sei,  wird  durch  die  Art  und  Weise  leines  VorkaminenH 
wesentlich  unteretutzt  und  stöest  auf  keinerlei  Schwierigkeiten i 


Zirkel,  Pvtiogiiiplik.    O. 


88 


Klastische  Gesteine. 


Wir  wenden  uns  nun,  nachdem  wir  die  krystalliniscbeii  Ge- 
steine vollständig  beschrieben  haben,  jener  zweiten  grossen  Ab- 
theilung der  Gesteine  zu,  welche  wir  als  klastische  bezeichnen, 
indem  ihr  Material  vorzugsweise  aus  den  Trümmern  von  bereits 
prücxistircnden  Gesteinen  besteht.  Die  allgemeinen  VerbAltnisee 
dieser  Gesteine  wurden  schon  früher  (I.  3)  besprochen,  auch  der 
verschiedenartigen  Textur  derselben  bereits  (I.  72  ff.)  gedacht. 

Die  Rildungsweise  der  klastischen  Gesteine  ist  eine  vielseitige 
und  es  lassen  sich  so  verschiedene  Gruppen  derselben  nnterscbeiden : 

1)  Zusam  m  ensch  wemmungsg  ebilde,  klastische  Ge- 
steine, deren  einzelne  Elemente  mit  Hülfe  des  Wassers  zusammen- 
geschwenimt  wurden;  je  nach  der  Abstammung  der  klastischen 
Elemente  zerfallen  dieselben  wiederum  in 

a)  neptunische  Zusammenschwemmungsgebilde,  entstanden 
aus  dem  Trümmermatorial  von  den  an  der  Oberfläche  der 
Erde  abgelagerten  Gesteinsmassen.  Durch  Verwitterungt- 
proccsso  aufgelockert,  wurden  durch  die  Kraft  der  Gewässer 
die  entstandenen  Blöcke  in  nirhr  oder  weniger  grosse  Frag- 
mente zerkleinert,  zu  Schuttmassen,  Kies  und  Sand  zer^ 
malmt  und  zerrieben,  und  ebenfalls  vom  Wasser  fortge- 
schwemmt, auf  dem  Hoden  von  Flüssen,  Landseen,  Meeren 
schichtweise  abgesetzt.  Derlei  (lebilde  sind  z.  B.  die  meisten 
Conglomerate,  die  Sandsteine,  (irauwackc  u.  s.  w. ; 

b)  vulkanische  Zusammenschwemmungsgebilde,  solche  kla- 
stische (lesteine,  deren  Material  in  Form  von  vulkanischem 
Schutt,  Lapilli,  Sand,  Asche  durch  vulkanische  Eruptionen 
geliefert,  und  später  durch  Mitwirkung  des  Wassers  susam- 
meugeschwemmt  und  geschichtet  wurde.     Dazu  geboren  die 


ZusammenscLweniinuDg«* ,  H@it>iiiig8- ^  Z<?rberstuiigfig«bil4«.         515 

vulkaDiichen  Tu£fe  zum  gr6mien  Theil,  Di^r artig«  woseot* 
lieb  auä  zugatmuengeschweniiiitei]  vulkatiischeii  Auswürfiiii- 
gcQ  beätQh«}tid&  klaaiii^chu  üe&teiiiäuiaääeu  erscheint'»  muht 
nur  ia  \  erbiuduiig  mit  den  heutigf^u  VulkaueD,  sonderii  siod 
auch  schon  ia  früborn  Pertuden  der  Erdbildnng  tibgekg^rt 
worden.  Auch  diesa  Tulkaiiiächen  ZusamineutfchweDiuiuiigs* 
gebilde  sind  in  der  Hegel  detitlich  g^^icliicilitei. 

2)  Reibungsgehilde^  entstanden  weaeutlieb  ahne  Mit- 
wirkung des  Waaser«;  die  Fragnsentt  dieser  Art  ¥Oii  klautiöcb^ii 
Gesteinen  wurden  geliefert,  indem  durcb  die  Gewiüt  des  in  Hpnltcn 
aufsteigenden  ei^uptiven  Gestein«  von  dt^ii  Waadungc>n  derd^lbt^n 
Bruchstückij}  lusge^prengi  wurden^  und  sftugleich  dio  bereit«  featgc^ 
wordene  (Jberilüche  durch  die  nachdrürki?nd«u  Miiflstni  eine  Zer- 
trümmerung in  ein^lne  Htncke  erlitt;  büld  üind  dit^  mi  ent»iaüdeni^t] 
Fragmenti^  lose  auieinander  g^häuJt^  bald  durch  daa  m  einer  kry- 
stailinischt^u  Mnase  festgewordene  eruptiv«  Material  mit  dnander 
verkittet.  Diese  Heibungsgebilde  er&eheineti  dfiher  auch  meistens 
nicht  geschieht^t*  Finden  die  erwähnten  Vorgiiug©  bd  der  Ent- 
stehung dieser  iieibnngHgebUde  unter  \\a^i^*»r  «tait,  »u  kann  aUt*r- 
dings  dasselbe  auch  bei  der  Ablagerung  derselben  ins  Spiel  konunen« 

Noch  inne  andere  Art  von  Reibungfigerliiiden  führt  Naumtinn 
auf  (Geogau£iie  L  655,  cuntiiMtvii  Friction^g«ttti]l6  geuanntj,  xKükhe, 
welche  lediglich  in  Folge  gewnitnainftr  Bewogiingmi  gröABcrcr  odiir 
kleinerer  Thoile  der  Einlkriti^t^s^  durch  ein«?  iimereZorbrmdiung  utid 
Zermalmuiig  des  von  diBi^en  O^nvulsiancn  b(Ttri>tlenon  Ucstoins  an 
Ort  und  Stelle  gebildet  wurden,  ohne  da.sji  juil  ihnen  dati  Material 
eines  eruptiven  Gesteint  unmittelbar  in  ConAiiiit  und  Verbindung 
getreten  is^t-  (GrüUjiitt^n-Cdnglcimürat  hid  Crumbudi  Qnwdt  llaini* 
chen;  Gn<  isighreccie  am  Siidrande  dei^  Thar ander  Walde»;  KaÜitelll- 
breccie  im  östücheu  Theüe  der  Niesenkette), 

3)  Vulkanische  Dej  ection  »get  bilde,  Sehichleu,  welche 
durch  da»  XieJerlallen  vulkaniücher  ÄUiwÜrilinge  au/  die  KrdohiT* 
fläche  entstehen. 

4)  Z  erb  erat üngtgahlldtä;  auf  du».  Art  von  kiafftisehim 
Gesteinen  habeü  namentlich  Omalius  d'HalJoy  und  v,  Cotta  die  Aul- 
merksamkcit  gelenkt;  die  Fragmente  [k-rwi^hcn  tfind  durch  eine  aa 
Ort  und  Stelle  erfolgte,  meiiten«  durch  AuAtroeknung  oder  Con* 
tractiou    h er vi>r gebrachte   Zerberstuog   ein«9i    Geatöineif    eutataadwi«  j 


516  fiintheilnng'  der  klastischen  Gesteine. 

Höchst  wahrscheinlich  ist  z.  B.  die  Breccie  der  Ranchwacke  ein 
solches  Zerherstnngsgehilde. 

Die  Fragmente  der  klastischen  Gesteine  sind  in  den  meisten 
Fällen  durch  ein  Bindemittel  verkittet,  dessen  Beschaffenheit  und 
Menge  sehr  verschieden  ist  (vgl.  I.  3).  Daneben  unterscheidet  man 
lose  klastische  Gesteine,  zusammengehäufte  Trümmer,  welche  nicht 
durch  ein  Cäment  verbunden  werden. 

Rücksichtlich  der  Natur  der  Fragmente  kann  man  bei  den 
klastischen  Gesteinen  monogene  und  polygene  unterscheiden; 
bei  erstem  besitzen  alle  oder  doch  fast  alle  Trümmer  dieselbe 
Beschaffenheit  und  rühren  von  einem  und  demselben  primitiven 
Gestein  her,  während  die  polygenen  klastischen  Gesteine  ans  Bruch- 
stücken verschiedenartiger  Gesteine  zusammengesetzt  sind. 

Die  sämmtlichen  klastischen  Gesteine  seien  in  folgendem  in 
drei  Abtheilungen  gebracht:  Die  erste  derselben  befasse  die  Gon- 
glomerate,  Breccie n,  Tuffe  mit  den  dazu  gehörenden  losen 
klastischen  Gesteinen;  die  zweite  begreife  die  Sandsteine 
und  sedimentären  Schiefer;  daran  schliessen  sich  dann  als 
dritte,  gewissermaassen  einen  Anhang  bildende  Abtheilang,  die- 
jenigen ebenfalls  nicht  ursprünglichen  Gesteine,  welche  Naumann 
als  dialytische  oder  limma tische  bezeichnet.  Es  sind  dies 
(vgl.  I.  80)  solche  Massen,  welche  sich  als  die  Rückstände  darstellen, 
die  bei  der  Verwitterung  namentlich  feldspathreicher  Gesteine  übrig 
geblieben  sind  ;  die  T  h  o  n  e  bilden  den  Ilauptrepräsentanten  dieser 
Gruppe.  Sie  befinden  sich  übrigens  theils  noch  an  ihrer  ursprüng- 
lichen Bildungsstätte,  da,  wo  die  Verwitterungs-  und  Zersetzungs- 
processe,  deren  Resultat  sie  sind,  gespielt  haben,  theils  sind  sie 
durch  Wasser  von  da  fortgeschwemmt  und  an  andern  Orten  abge- 
setzt worden. 

CoDglomerate,  Breccien,  Tuffe  nnd  dazv  gehörige  lose 
klastische  Gesteine. 

1)  der  einfachen  krystalllnischen  C^esteine. 

Qiiariitbreccie  ud  QHardtcenglemerat. 

Kleinere  nnd  grössere  eckige  Bruchstücke  und  abgerundete 
Geschiebe  und  Gerolle  von  Quarzit  und  Quarz,  meistens  von  grau- 


Quarzitoonglomcrtit,  KieBelscbierer-  luid  HorDsUsimbrücioie.         f»i7 

lieh  weisser  oder  grauer  Farbe  siud  durch  ein  kieseliges,  ock«?r- 
gelb  oder  braunrot li  gefÄrbtes,  eisen^cliü^^EiigeiH,  thoiiiges  Cäment  zu 
einem  gewöhnlich  sehr  harten  und  schwer  jserBprengbaren  Gt?stein 
verbunden. 

Namentlich  io  den  Uebergungfiformatiooen  Bind  solche  Qunrzit- 
conglomerate  und  Quarzitbrecci^n  ausgebildet»  Mau  kenut  er«tere 
in  der  silurischen  Fornmtioii  BdhmenB|  im  Bevon  des  südlichen 
Norwegens,  im  Devon  der  engliseh^n  Grafschaften  Ikriford  und 
Brecknock,  im  Millstone-grit  bei  Clapham  unweit  Laucast«r,  auch 
im  Hothliegendeu  bei  Eisenach,  im  Bunt  «and  trtein  der  Vogftien  und 
bei  Commeru  in  der  Kilt^K  In  den  ÄrLlunoen  und  auf  dem  hohen 
Venen  bei  Chateaii-Salm^  Sourbrodt  and  Malmedy  erscheint  ausge- 
zeichnete Quarsßitbreccie ;  am  LichtenBtein  bei  Goeberg  unwnit 
Hainichen  in  Saohgeu*  Eine  merkwürdige  Bildting  ist  da«  von 
V.  Veltheira  sogennnnte  liornquarzcODgloniernt  aus  den  Umgcbungvn 
des  Harzes,  bei  welchem  bia  fuasdieke  graue  körnige  Quarzitge rolle 
durch  ein  kieseliges  Cftraeot  zu  dnem  sehr  festen  Gestein  verban- 
den sind;  vgl.  auch  Karstens  Archiv  1829,  131  und  Hoffmann, 
Uebers.  d.  orogr.  u,  g.  Verh.  d.  n.w.  D.   1830,  5n2, 

Kieselsr liif*fertirecci«  und  iieAfiiebiefrrc0ß|;]iittfriit* 

Durch  ein  gewöhniich  kie^eliges  Bindemittel  werde«  meist 
nussgrosse  eckige  Brucbstiicke  und  GeröUe  von  schwiingem  Kiesel* 
schiefer  zu  einem  harten  und  festen  Gestein  verbunden. 

Ebenfalls  vorwiegend  im  Gebiet  der  Uebergaugslünnatiotien, 
z.  B.  im  Voigtlandü  Kwiachen  Flauen  und  RostTnthjil;  bei  Burg* 
hardswalde  in  Sachsen. 

Ili>riislfliilirf*etlr  und  llaiiriElinrrkfiirrlii* 

Mit  dem  Niiiaeu  yuAr^brockifnfels  ba^ichnet  man  in  Bachsan 
eine  vielfach  zorHttick**lto  und  Eerkluftete  llr»rn«trir»miis»e  von  gr^lb- 
lichgrauer  bis  hriiuiilichriith«ir  F^irb*!.  I>i<t  llöhluDgün  und  Spalten 
zwischen  den  Biiidniilüekeu  sind  niei^t  mil  Qunn(krystaUt*n«  audi 
mit  Amethyst,  Rr^theiAensteiü,  BranntiiacfnÄtein  odi»r  PyroluBut  illjer* 
zogen.  Bei  Rat^c-liau  und  Langenberg  unweit  Hctiwvmitiborg  iu 
Sachsen  bildet  diesem  Gestein  Felsen  von  sehr  rsuhtm  AiUMsbea. 
Vgl.  Naumann  it,  v,  Cottm  googn.  Besehri  d,  Kgri^h«.  Sfrchven  U. 
35.  43.  203. 


518  Flintconglomerat,  Kalksteinbreccie  a.  -Gonglomerat. 

PUntcoligloiiierat 

(Feuersteinconglomerat,  Puddingstein,  Puddingstone). 

Abgerundete,  nuss-  bis  faustgrosse  Gerolle  von  graugelbem, 
braunem  oder  schwarzem  Feuerstein  liegen  ausserordentlich  fest 
verkittet  in  einem  feuersteiu-  oder  hornsteinähnlichen  Cäment  von 
graulicher  oder  gelblicher  Farbe,  welchem  nicht  selten  Quarzköm* 
eben  innig  beigemengt  sind. 

Im  Silur  Englands  namentlich  der  Grafschaft  Hertford  kennt 
man  ausgezeichnete  Feuersteinconglomerate,  die  von  dort  den  Namen 
Puddingstein  erhalten  haben.  Die  FeuersteingeröUe  lassen  sehr 
häufig  eine  concentrische  Farbenzeichnung  erkennen. 

Kalksteinbreccie  nnd  KaiksteiDcoDglamerat 

Eckige  und  abgerundete  Bruchstücke  von  Kalkstein  sind  dorch 
ein  meist  kalkiges  Cäment  verbunden,  welches  bald  späthiger,  bald 
krystallinischer,  bald  scheinbar  dichter  kohlensaurer  Kalk,  bald  auch 
klastischer  Natur  ist,  indem  es  aus  feingeriebenem  Kalkschutt  be* 
steht,  welcher  indessen  selbst  wieder  von  kr}'stallinischem  kohlen- 
saurem Kalk  durchzogen  und  dadurch  verkittet  ist.  Das  Cäment 
ist  meist  weisslichgrau,  mitunter  auch  durch  Eisen  ockergelb  oder 
rothbraun  gefärbt.  Die  Kalksteinfragmente  sind  von  verschiedenen 
weissen,  gelben,  grauen  und  dunklern  Farben  und  führen  nicht 
selten  Versteinerungen.  Neben  den  Kalksteinen  finden  sich  bisweilen 
auch  Bruchstücke  von  andern  Gesteinen  in  diesen  Conglomeraten 
und  Brcccien.  Die  Kalksteingeschiebe  sind  es  namentlich,  welche 
die  merkwürdige  Erscheinung  der  gegenseitigen  Eindrücke  (Bd.  I. 
73)  aufweisen. 

Dichter  Kalkstein  bildet  das  Cäment  vieler  Kalksteinbreccien, 
z.  B.  der  Pyrenäen,  u.  a.  der  ausgezeichneten  zwischen  Montrejau 
und  Bagiry  im  Garonne-Thal ;  ebenfalls  derjenigen  zwischen  Unter- 
Leupoldsberg  und  Köstenberg  in  Unterfranken,  derer  von  Kielce 
und  Checin  im  Sandomirer  Gebirge  in  Polen. 

Einige  Kalksteinbreccien  mit  scharfkantigen  Bruchstücken  be- 
sitzen einen  Kitt,  welcher  aus  Dolomit  besteht,  so  z.  B.  die  aus 
Kohlenkalkfragmenten  zusammengesetzte  Kalksteinbreccie  von  den 
Mendip-Hills,  welche  der  Dyasformation  angehört ;  ebenso  das  der- 
selben Formation  zuzurechnende  Kalksteinconglomerat  der  Umgegend 


Kalksicinbreccie ,  Knoelietibreod^-  51d 

von  Bristol ;  Eum  buDteii  Sandstein  (new  red)  und  enm  Theil  tmch 
zum  Lias  zählen,  wie  Hani^ay  irrwähntT  dc^lomit lachte  KohltsiikHik-* 
steinconglomerate  in  (TUniorg^unsbiro,  Somersetebire,  GloLice^tcfr^hir«; 
nach  Schimper  gehören  hierher  die  Kalksteiobreecien,  wpkbo  vtm 
nördlichen  Abhänge  der  Sierra  Nevada  grobse  Verbrüituug  b**ttit/eu 
(rinstitut  XVII.  184H,  190),  nach  Rozet  die  sich  noch  jc^t^st  bil- 
denden ,  aus  tertiären  Süsawa^serkalkaieinfragment«!!  brat^b^ndeD 
Breccien  vom  Tholonet  und  von  St.  Victoire  bei  Äist  in  der  Provvac«, 

Bei  andern  selt^^nen  Kalkstelnbreccien  ündet  sich  ein  eigen- 
thümliches  Cäment,  welches  eine  wackeniihnliche  Büsohnffenbeii 
hat;  dazu  gehört  die  unter  dem  Namen  Urecciata  oder  Mi&obio  di 
Serravezza  bekannte  Brecds  von  Canri«*»,  bei  welohifr  Kulksitoin* 
fragmente,  die  mit  einer  Rinde  ron  Talk  ond  Cblorit  öbpn!;ogi*n 
sind,  durch  eine  blänlicbbrauno  Masse  vorkittet  werden  (vgl.  d&r. 
Savi,  Annal.  des  sc.  oatur.  XXI,  IBSO*   68). 

In  jetziger  Zeit  bilden  »ich  natk  KalkMieinbreemen  d»,  wo 
kalkbicarbonathaltigeH  Ciewasi^er  durch  Atihünrurigeu  von  Kalkmt^in* 
bruchstücken,  wie  sie  z,  B,  durch  Flüiß?ie  «unammungeicliweiumt 
werden,  hindurchrieselt,  und  aich  nkdttnn  durch  Vardunetung  der 
kohlensaure  Kalk  aus  ihm  abgchiidft,  wekher  den  Kitt  abgibt  und 
während  des  KrystalliHireni  nach  Bri^ithfitiptn  Beobaehtting  dlö  sieb 
gegenseitig  berührenden  Kalkiteiugerölle  auflockert  und  von  Bio- 
ander  entfernt  (Para^^enesit  d^  Mineral.   184§.  40), 

Anhangsweise  i^t  \m  den  Kalksttinooagloiiie raten  die  «og, 
Knochenbreccie  zu  erwiihiien ;  iji  eiis^m  ockorgdbrn  odir braun* 
rothen.  meist  eisenschitniiigcti  Bindirmitiel  vofi  i&nd^tboniger  oder 
kalkig-thoniger  Beschjiffwibuit  uud  bald  fa»tem  und  dicht««!,  bald 
lockerem  und  erdigem  Znnammt^nUang  liegen  venoeugt  mit  Abge- 
rundeten und  eckigen  Bruchstücken  von  Kalksteinon  und  andern 
Gesteinen  Knocbentriitnnier  und  Kwoch#nip]iitiir  sowie  Zllm«»  von 
Säugethieren,  denen  wicli  afich  Scbftulan  vnn  Sand-,  FlnM*  und 
Sumpfconchylien  beig«'«Mllen,  Die  Lücken  und  Zitlltrn  im  Bindi^mittel 
und  die  Höhlungen  dtrr  luioohun  wind  girwohiilicb  mit  duem  Uebef» 
zuge  von  glänzendeti  Kidkupathrhimtboederchen  bekleidet  oder  gam 
mit   Kalksinter,    biswi^ikn  auoh   mit   rötbcm   Ei»ofiocker  ausgebiUk, 

Diese  eigenth undicht*  Knocbeiilireccie  findet  sith  bmiplȀch- 
lich  im  Kalksteingebirge  läiiga  der  nördlichen  Ktitt«)  dim  mittel-^ 
ländischen  Meeres,    wo  lie  Spaltoii«    Schlucbton    Qod  triuht«rartig« 


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I 


520  Enochenbreccie. 

Weitungeu  manchmal  in  beträchtlicher  Mächtigkeit  ausfüllt;  so  er- 
scheint sie  an  der  spanischen  und  französischen  Küste  von  Gibraltar 
bis  Savona  (ausgezeichnet  bei  Cette,  Antibes  und  Nizza  am  Moni 
du  Chäteau  und  Mont  du  Boron  oberhalb  Yillefranche),  an  der 
corsischen  Küste  nördlich  von  Bastia,  bei  Cagliari  auf  Sardinien; 
am  Vorgebirge  Palinuro  zwischen  den  Meerbusen  von  Salemo  und 
Policastro;  sehr  häufig  längs  der  dalmatinischen  Küste  (Inseln 
Cherso  und  Osero,  Gegend  um  Ragosniza,  Küste  zwischen  Tran 
und  Sebenico,  Gegend  von  Nona  bei  Zara),  auch  noch  anf  Corfu 
und  Cerigo. 

Die  Thierreste  sind  der  verschiedensten  Art,  stammen  aber 
voi'zugsweise  von  Pflanzenfressern  her:  von  Palaeotherium,  Bhino- 
ceros,  Hirsch,  Ochs,  Pferd,  Hase,  Schaf,  Maus,  seltener  von  Löwe, 
Panther,  Fuchs,  daneben  auch  von  Landschildkröten,  Eidechsen, 
Schlangen;  die  Gonchylien  gehören  der  Regel  nach  dem  Lande 
oder  Süsswasser,  nur  ausnahmsweise  dem  Meere  an. 

Ausser  dieser  Knochenbreccie  in  den  Spalten  und  Klüften  an 
der  Meeresküste  findet  sich  eine  andere  in  Höhlen  im  Innern  des 
Landes  ,  welche  jedoch  einigennaassen  von  jener  abweicht.  Das 
Bindemittel  ist  hier  in  der  Regel  lehm-  oder  lettenartig,  auch 
sandig-thonig,  ebenfalls  eisenschüssig  und  mitunter  durch  und  durch 
von  thierischer  Materie  durchzogen.  Trümmer  von  Kalksteinen  ver- 
schiedener Art  sind  darin  regellos  vermengt  mit  ganzen,  zerbroche- 
nen, zersplitterten  und  angenagten  Knochen,  welche  hauptsächlich 
Fleischfressern  angehören,  namentlich  in  weitaus  der  grossem  Mehr- 
zahl dem  Höhlenbär,  Ursus  spelaeus,  aber  auch  Hyaena  spelaea, 
Felis  spelaea,  Elephas  primigenius,  Gulo  spelaeus,  Rhinoceros  ticho- 
rhinus.  Man  hat  diese  Art  der  Knochenbreccie,  welche  auch  nur 
selten  von  Kalksinter  oder  Kalkspathdrusen  durchzogen  wird,  Car- 
n i v or e n -  oder  Höhlenbreccie  genannt  im  Gegensatz  zu  der 
vorigen,  der  Herbivoren-  oder  Spaltenbreccie. 

Von  den  Höhlen,  in  welchen  die  Knochenbreccie  den  Boden 
bedeckt,  selbst  mitunter  überzogen  von  einer  Kalksinterkruste  oder 
chier  Schicht  schwarzen  Schlammes ,  sind  die  bekanntesten :  die 
Baunianns-  und  Bielshöhle  im  Harz,  die  Höhlen  von  Muggendorf 
und  Gailenreuth  im  fränkischen  Jura,  die  Nebelhöhle  bei  Reutlingen 
in  Würtemberg,  die  Altensteiner  Höhle  im  Thüringerwald,  die 
westphälischen  Höhlen  von  Sund  wich,  Brilon,  Rösenbeck,  die  Adels- 


Bonebed,  Enochenthon,  Dolomitbreooie.  521 

berger  Grotte  in  Krain;  die  bei  Engis  unweit  Lüttich;  die  Ton 
Mialet,  Pondres  und  Sauvignarques  im  6ard-D^partement,  die  von 
ßize  im  Aude-D^partement ;  die  von  Kirkdale  in  Yorkshire  und 
auf  der  Halbinsel  Gower  in  Südwales ;  zahlreiche  in  Brasilien,  Höchst 
merkwürdig  sind  die  Menschengebeine,  Re9te  von  Töpferwaaren  und 
anderer  Kunstproducte,  welche  man  mit  den  Ueberbleibsehi  jener 
ausgestorbenen  Tbiergattungen  in  den  Höhlen  gefunden  hat«  indem 
sie  es  als  überaus  wahrscheinlich  darstellen,  dass  Menschen  schon 
gleichzeitig  mit  ihnen  gelebt  haben. 

An  die  Knochenbreccien  reihen  sich  noch  andere  Bildungen  an: 

Das  Bonebed,  oder  die  Koprolithen-  und  Saurier- 
breccie,  die  vielbesprochene  in  Schwaben,  Franken,  Thüringen, 
Hannover  weitverbreitete  Grenzbildung  zwischen  Keuper  und  Lias; 
die  oberste  Schicht  der  gelblichweissen ,  sehr  feinkörnigen  Sand- 
steine wird  durch  eine  nur  einen  oder  wenige  Zoll  mächtige  Lage 
gebildet,  welche  eine  wahre  Knochenbreccie  darstellt,  da  sie  g&nz- 
lich  mit  Knocheuresten,  Zähnen,  Schuppen  von  Fischen  und  Repti- 
lien erfüllt  ist.  Andere  Bonebeds  erscheinen  im  obem  Ludlow  Eng- 
lands und  im  untern  Kohlengebirge  von  Armagh,  Irland. 

Die  Knochenthone  Brasiliens,  rothe  eisenschüssige  bis 
50  Fuss  miichtige  Thone  an  den  Kalksteinküsten  Brasiliens  lagernd, 
in  denen  eine  ungeheure  Menge  von  Säugethierknochen,  sowohl 
Fleisch-  als  Pflanzenfressern  angehörend,  auch  solche  von  Reptilien 
und  Vögeln  (namentlich  Straussen)  liegen. 

Die  Pampasthone  in  den  Pampas  Südamericas,  bläuliche 
Thone  von  grosser  Mächtigkeit  und  Verbreitung,  eine  erstaunliche 
Menge  von  Säugethierknochen  enthaltend,  darunter  das  Megatherinm. 

Delemitbreccie  mi  ■•lettitcengleMfnt, 

Eckige  und  abgerundete  oft  sehr  zahlreiche  Bruchstücke  von 
Dolomit  liegen  in  einem  aus  Dolomit  oder  Kalkstein  bestehenden  Cä- 
mont.  Dazu  gehört  u.  a.  die  Breccie  der  Rauchwacke  in  der- thü- 
ringischen /echsteinformation,  welche  aus  bräunlichschwarzen,  sehr 
festtn  und  dichten  Fragmenten  von  dolomitischem  Kalkstein  be- 
steht, die  durch  ein  weiches,  aschgraues  oder  gelblichgi^aues  Binde- 
mittel verkittet  sind.  v.  Cotta  hält  dies  Gestein  für  ein  einstmals 
scblammartiges,  beim  Austrocknen  zerborstenes  und  zerstückeltes 
Sediment,    in  dessen  Klüfte  neuer,    die  Bruchstücke  cämentirender 


522  Stinksteinbreccie ,  Kalksteingeröll,  Dolomitsand. 

Schlamm  von  nur  wenig  abweichender  Beschaffenheit  eindrang.  Deai- 
lich  ist  diese  Entstehungsweise  bei  der  Rauchwacke  von  Nenatadt 
an  der  Werra  unweit  Eisenach  zu  beobachten,  wo  sich  neben  den 
unregelmässig  durcheinandergeworfenen  Fragmenten  anch  sehr  be- 
lehrende Stücke  finden,  welche  an  einer  Seite  zerspalten  sind,  an 
der  andern  noch  zusammenhängen  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1848.  134. 
Geologische  Fragen  1858.  194).  Eigenthümlich  ist  eine  Dolomii- 
breccie  aus  dem  Römerthal  bei  Raibl  in  Kärnthen,  bestehend  aus 
scharfeckigen  Bruchstücken  von  dunklem,  gana  dicht  erscheinen- 
dem dolomitischem  Kalkstein  mit  56  Ca  C  und  29.2  Mg  C,  verkittet 
durch  weissen  krystallinischen ,  hier  und  da  drusigen  Dolomit  (v. 
Morlot,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  I.  1850.  258). 

Stinksteinbrecde. 

Scharfkantige  Fragmente  von  dunkelblaugrauem  bis  bränn- 
lichschwarzem  Stinkstein  liegen  in  einem  bald  dichten,  bald  erdigen 
Dülomitcäment.  In  der  obern  Abtheilung  der  Zechsteinformationi 
namentlich  bei  Wimmelburg,  Cresfeld,  Ilergisdorf,  Sangerhaasen  in 
Thüringen;  auch  an  der  englischen  Küste  von  Durham  an  der 
Marsden-Bay  und  bei  llartlepool  (vgl.  Sedgwick,  Trans,  of  thc 
geol.  soc.  (2)  III.  00). 

Kalks  teingeröll. 

Lose  Massen  von  Kalksteingeröllen,  oft  von  beträchtlicher 
Mächtigkeit  und  Ausdehnung  kommen  in  allen  Kalksteinregionen  vor. 

Dolemltsand. 

Lose  Massen  von  gelblichgrauer  und  gelblich  weisser  Farbe, 
bestehend  aus  kleinen  Körnchen  oder  Rliomboederchen  von  Dolomit. 
Solcher  Sand  findet  sich  in  gi'össern  oder  geringem  Massen  am 
Fuss  mehrerer  üolomitbcrge  der  schwäbischen  Alp,  wie  bei  Urach 
und  Sternenberg ;  mächtige  Lagen  bildend  in  der  Gegend  von  Pont- 
Saiut-Mayence  unfern  Compiegne  im  Dep.  der  Oise. 

Tapaiihoacanga. 

(Canga,  Mohrenkopflfels.) 

Dieses  klastische  Eisenerzgestein  besteht  aus  zoll-  bis  fuss- 
grossen,  eckigen,  nur  selten  etwas  abgerundeten  Bruchstücken  von 


Magneteisenerz,  Eisenglinunerichiefer,  EisetigUnz,  Brnuneiaenatem, 
welche  durch  ein  Cäment  von  R<)tbeifiensteiD,  Branaeisenatein  oder 
gelbem,  braunem,  rothem  Kiaenocker  Knaamniengekittet  sind.  Die 
Eisenerzfragm etile  ßind  gewöhnHch  in  «ehr  beträchtlicher  Menge 
vorhanden,  oft  so  ssahlreich^  dasE  das  eigentliche  Bindemittet  fast 
ganz  verschwindet  und  dir  kleinem  Brocken  die  grüfaem  Bruch- 
stücke cämentiren.  Das  Conglotnerat  erlangt  häufig  eine  bedeutende 
Festigkeit;  neben  den  Erzgesteinen  liegen  gleiehfalla  munchmal 
Fragmente  von  Quarzit,  Itocolumit,  Thonsehiefer,  HombleDrie»chic- 
fer,  Talkschiefer  darin.  Das  Trümmergestetn  führt  auch  nicht  aelt-en 
gediegen  Gold,  namentlich  da^  wo  die  Hruchstücke  kleiner  sind  und 
das  EisenockercHment  reichlicher  vorhanden  i&t,  gediegen  Bis^n  in 
kleinen  Blättchen  (bei  Itabira),  Amethyst,  Chryacilith,  Topas,  Enklas, 
Rutil,  Chrysoberyll,  Diamant   und  andere  Edelsteine. 

Nach  V.  Eschwege  lagert  diese^a  Trümmergestein  in  Brasilien 
als  eine  4 — 12  Fnss  mächtige  Schicht  auf  Eiäenglimmerachtefer, 
auf  Thonschiefer^  Talkschiefer  oder  Itacoluniit,  Namentlich  ver- 
breitet ist  es  in  der  Gegend  von  Itabim,  Villarica,  M'^rianna  und 
Congonhas  do  Campo  in  der  Pfioviöi  Minas  Gerae»,  wo  e»  in 
weiter  Erstreckung  als  eine  ob erflÄcb liehe  Decke  aich  über  die 
höchsten  Bergriieken,  AhhÄoge,  Schluchten  und  Thfder  ansdehnt ; 
so  überdeckt  es  z.  B.  vollständig  auf  mehrere  Mollen  hin  den  50(K* 
Fuss  hohen  Rücken  der  Sierra  do  Tapanhoacanga. 

v.  F^schwe^**,  Beiträge  tait  Gehirgakunde  lir»!>iilien«  I8S2,  l4l  ua4 

Pluto  Bra*ilicnsis  1633,  23S. 
Heusser  und  Ckmz,  Zeitschr*  d*  d.  gt-üK  Get.  H*  1869.  iölL 

HagneleUfititniid. 

Der  MagneteiBeiMand  ist  ©in  loses  Aggregat  von  kleinen  ecki- 
gen Körnchen,  Blättchen  und  Kry«tallatliekch«»n  von  titanlialttgem 
Magneteisen,  welch©  mehr  oder  weniger  reichlich  gemengt  sind 
mit  ebenso  klefnen  Fragmenten  von  Quara,  Glimmer,  Augit,  Olivin* 
Melanit,  Zirkon,  Spinell,  Titanit ;  auch  BlÄttrhön  oder  Kurnchwn 
von  Gold  und  Platin  hegleitmi  das  Maguetebeiu  Manchmal  üind 
an  den  Körnern  jf*n«r  Minerah^en  noch  Kryfl^taMuinrisiw*!  ssu  he«>b- 
achten.  Hier  und  da  tinden  sich  auch  kleine  BrÖckdien  von  Lava, 
Bimstein,  Trachyt,  Basalt  eiugestreni. 

Solcher    Magneteiaenitand  bildet   melit    nur  beschränk tt^  und 


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524  MagneteiRensand. 

dünne  Ablagerungen,  wenige  Zoll  bis  höchstens  1  FoBS  mfichtig 
in  den  Betten  einiger  Flüsse,  an  den  Ufern  einiger  Ijandseen  und 
an  manchen  Stellen  der  Meeresküste.  Da  er  wahrscheinlich  haapi- 
sächlich  das  Resultat  eines  Schlämmprocesses  zertrümmerter  tra- 
chytischer  und  basaltischer  Gesteine  ist,  so  erscheint  er  vorsogt- 
weise  an  solchen  Gewässern,  welche  in  vulkanischen  G^g^enden 
fliessen,  oder  darin  ihren  Ursprung  nehmen.  Dagegen  lagert  er 
aber  auch  an  einigen  Orten,  welche  in  gar  keiner  erkennbaren 
Beziehung  zu  basaltischen,  trachytischen  Gesteinen  oder  Vulkaneii 
stehen,  z.  B.  auf  den  Inseln  Usedom  und  Wollin. 

Die    hauptsächlichsten    Lagerungsorte    des    Magneteisenflan- 
des  sind : 

Die  ganze  Umgegend  von  Neapel;  Catania  auf  Sicilien. 

Die  Gestade  des  Laacher  Sees  bei  Andernach  unweit  des  Rheins. 

Im  Rheinthal  bei  Philippsburg. 

In  Ungarn  am  Donau-Ufer  bei  Vissegrad. 

Auf  den  Ostseeinseln  Usedom  und  Wollin,  wo  dieser  Sand  über 
die  ganze  Oberfläche  verbreitet  und  an  den  Dünen  am  Meeres- 
strande,  sowie  in  den  Schluchten  ziemlich  massig  abgelagert  ist. 

An  der  Küste  von  Menaccan  in  Cornwall. 

An  den  Ufern  des  Balaton-Sees. 

Auf  Teneriffa  an  der  Küste  von  Guimar. 

Viel  verbreitet  auf  Ceylon  und  in  Brasilien. 

Auf  der  Nordinsel  von  Neuseeland  lässt  sich  der  ganze  Küsten- 
strich vom  Kaipara-llafen  nördlich  bis  zur  Taranaki-Küste  südlich 
auf  ungefähr  180  engl.  Seemeilen  Länge  als  ein  mächtiges  Lager 
von  titanhaltigem  Magneteisen sand  bezeichnen.  An  der  Küste  von 
Taranaki  ist  der  sonst  quarzhaltigc  Sand  durch  einen  natür- 
lichen Scheidungs-  und  Waschprocess  zu  ganz  reinem  Eisensaud 
angereichert  (v.  nochstetter,  Geologie  von  Neuseeland  1864.  67). 
Beim  Flusse  Cienaga  in  der  columbischen  Provinz  Antioquia 
findet  sich  ein  Sand,  welcher  nach  Damour  und  Deacloizeaux  ans 
65  pct.  farbloser  Zirkonkryställchen  ,  30  pct.  Titaneisenerz  und  6 
pct.  Magneteisen  besteht  (Amial.   de  chim.  et  de   phys.  LI.  445). 


GranitcoDglomerat,  Syenitoonglomerat.  686 

t}  der  fpemenyteii  krystaUtmiseh  •  kdmtgen  desteüie* 

firaiitc^Dgl^niertt. 

Grössere  Blöcke,  eckige  Brachstücke,  abgerundete  Geschiebe 
und  Gerolle  von  Granit  sind  durch  ein  vorwiegend  aus  zerkleiner- 
tem Granitschutt  bestehendes  Cäment  zu  einem  mehr  oder  weniger 
festen  Gestein  verbunden.  Solches  Granitconglomerat  findet  sich  bei 
Glösa,  Frankenberg  und  Orteisdorf  unweit  Chemnitz  in  Sachsen  im 
Rothliegenden,  bei  Aubin  und  Rive-de-6ier  in  Frankreich  in 
der  Kohlenformation  und  an  mehrem  Orten  als  Glied  der  Ueber- 
gangsformation. 

Davon  zu  unterscheiden  sind  diejenigen  Granitbreccien, 
bei  denen  das  Cäment  ein  krystallinischer  ursprünglicher  Chranit 
ist.  Granit-  und  Thonschieferfragmente  eingekittet  in  ein  Granit- 
bindemittel kommen  nach  Hoffmann  bei  Beizenstein  und  Oberklin- 
gensporn im  Fichtelgebirge  vor  (Uebers.  d.  orogr.  u.  g.  Yerh.  d. 
n.w.  D.  432),  ähnliche  nach  Reuss  bei  Reichenburg  und  Skutsch 
im  Chrudimer  Kreise  in  Böhmen  (Kurze  Uebers.  d.  geogn«  Yerh. 
Böhm.  1854.  33).  In  den  Pyrenäen  sind  häufig  die  von  Charpentier 
sogenannten  granites  brechiformes,  bei  denen  zahlreiche,  eckige  und 
abgerundete  Stücke  eines  feinkörnigen,  meist  glimmerreichen  Granit 
durch  einen  grobkörnigen,  glimmerarmen  Granit  cämentirt  werden 
(vgl.  darüber  auch  Bull,  de  la  soc.  g6ol.  (2)  I.  386).  Blöcke  einer 
ausgezeichneten  Granitbreccie  beobachtete  G.  Leonhard  bei  Schlier- 
bach (Skizze  des  Grossh.  Baden  1846.  13).  H.  Lloyd  gab  Naoh- 
richt  von  einem  solchen  sehr  festen  Granitconglomerat  beim  Dorf 
Blackrock  südlich  von  Dublin;  bei  Seapoint  und  bis  Old  Dunbary 
sind  das  Cäment  und  die  eingeschlossenen  Blöcke  von  sehr  ver- 
schiedener Natur  (Joum.  of  the  geol.  soc.  of  Dubl.  I.  Th.  2.  S.  83 ; 
N.  Jahrb.  f.  Min.  1837.  689). 

SyeiitMDgleMerat. 

Besteht  in  ähnlicher  Weise  aus  grossem  und  kleinem  Frag- 
menten und  Gerollen  von  Syenit,  denen  auch  wohl  Bruchstücke 
anderer  Gesteine  beigemengt  sind,  verkittet  durch  ein  Bindemittel 
von  gröberem  Syenitschutt. 


526  Arkose. 

In  der  Siliirformation  bei  Corswall-Point  in  Schottland;  im 
Zschoner  Grunde  bei  Dresden,  zum  Rothliegenden  gehörig;  mach 
die  untersten  Schichten  des  Quadersandsteins  bei  Coschüiz  in  Sach- 
sen bildend  (nach  Naumann). 

Arkose  (Alex.  Brongniart). 
Feldspathpsammit  (Naumann). 

Arkose  ist  ein  aus  der  Zersetzung  von  Graniten,  auch  wohl 
Gneissen  hervorgegangenes  hellfarbiges  Schuttgest«in,  ein  Foldspath- 
Quarz-Glimmersand.  Körner  von  graulichweissem  Quarz,  röthlich- 
weisse  bis  fleischrothe  Körner  von  bald  frischem,  bald  kaolinar- 
tigem  Orthoklas  meist  auch  Glimmerblättchen  sind  durch  ein  Bin- 
demittel cämentirt,  welches  in  manchen  Fällen  thonig  oder  kaolinisch, 
in  zahlreichen  andern  Fällen  aber  auch  kieselig,  chalcedon-  oder 
hornsteinartig  ist.  Die  Kieselsäure  des  Bindemittels  wurde  wahr- 
scheinlich durch  den  Zersetzungsprocess  des  Orthoklas  zu  Kaolin 
geliefert.  Manchmal  fehlt  das  Bindemittel  aber  auch  ganz  und 
dann  stellen  sich  diese  Gesteine  als  lose  Aggregate  von  Quarzkdr- 
nern  und  Feldspathbröckchen  dar,  untermengt  mit  einigen  Glimmer- 
blättchen. Arkose  geht  einestheils  in  gewöhnlichen  Sandstein,  an- 
derntheils  in  (iranitgruss  über,  zu  welchem  noch  jetzt  die  Oberfläche 
der  Granitabiagerungen  durch  Verwitterung  zeriUllt.  Die  Arkose 
der  Bourgogne  enthält  eingesprengt  und  nester-  oder  trümerweise 
Bleiglanz,  Eisenkies,  Kalkspath,  Flussspath,  Schwerspath,  Quarz, 
Chalcedon. 

Solche  Arkose  lagei-t  in  der  Regel  in  der  Nähe  granitischer 
Massen,  und  erscheint  in  Formationen  sehr  verschiedenen  Alters; 
so  z.  B.  bildet  sie  in  Bhcinbayern  Ablageiiingen  im  Steinkohlenge* 
birge;  in  den  Vogesen,  Wi  Waldshut  am  Schwarzwald,  beim  Bad 
Liebenstein  am  Hüdlich<Mi  Abhänge  des  Tliüringerwaldes  stellt  sie, 
zum  Theil  unmittelbar  auf  (iranit  aufruhend,  das  unterste  Glied 
dos  Buntsandsteins  dar:  in  der  Bcmr^ugne  tritt  sie  als  ein  mächtig 
entwickeltes  (ilird  der  Liasfurmation  auf,  in  der  Auvergne  hat  sich 
zur  Tertiärzeit  Arkose  abgelagert  (Kozet,  Mem.  de  la  soc.  geoL 
(2)  1.  57). 

Felsi(|i«rphyrbrffrie. 

Schartkantige  Bruchstücke  von  Felsitporphyr  werden  durch 
ein  bald  aus  krystallinischer  Purphyrniasse,  bald  aus  feinerm   Voi^ 


Felsitporphyrbreccie.  627 

phjTschutt  bestehendes  Cäment  verbunden.  Es  erscheint  nothwen- 
dig,  diese  beiden  nach  Aussehen  und  Bildungsweise  verschiedenen 
Abarten  von  Porphyrbreccie  auseinander  zu  halten. 

In  der  ersten  liegen  die  scharfkantigen  und  -eckigen  Porphyr- 
trümmer in  einem  harten  krystallinischen  Teig,  mit  welchem  sie 
sehr  fest  verkittet  sind.  Ist  das  Porphyrcäment,  was  nicht  selten 
der  Fall,  von  gleicher  petrographischer  Beschaffenheit,  wie  die 
eingesclilossenen  Fragmente,  so  hält  es  bei  der  innigen  Verschmel- 
zung meistens  sehr  schwer,  beide  von  einander  zu  unterscheiden 
und  den  klastischen  Charakter  des  Gesteins  überhaupt  zu  erken- 
nen ;  bisweilen  treten  alsdann  auf  der  Bruchfläche  eckige  Flecken 
hervor,  und  durch  die  Verwitterung  grenzen  sich  Bindemittel  und 
Bruchstücke  gewöhnlich  schärfer  gegeneinander  ab,  da  beide  selten 
gleichmässig  verwittern.  Stellt  dagegen  der  krystallinische  Teig  eine 
andere  Porphyrvarietät  dar,  als  die  umhüllten  Trümmer,  so  ist  die 
Unterscheidung  beider  eine  leichte,  da  auf  der  Bruchfläche  verschieden 
gef{ir])te,  scharf  und  deutlich  contourirte  Flecken  erscheinen.  Manch- 
mal auch  gehören  die  eingekitteten  Porphyrfragmente  verschiede- 
nen Varietäten  an  und  dann  gewinnt  die  Porphyrbreccie  auf  der 
Bruclifiäche,  zumal  im  geschliffenen  Zustande  oft  ein  sehr  schönes, 
buntscheckiges  Ansehen.  So  kommt  nach  Senft  auf  der  ehernen 
Kammer  am  Thüringerwald  (drei  Stunden  südöstlich  von  Eise- 
iiaoh)  eine  an  lichtbräuulichgrauem  oder  grünlichem  ki'ystallinischem 
Teig  arme  Porphyrbreccie  vor,  in  welcher  rhombische,  rechteckige 
und  rundliche  Trümmer  von  graubraunem,  braunrothem  und  grün- 
licliem  Porphyr  bunt  durcheinander  liegen  (Char.  d.  Felsart.   292). 

Die  Dimensionen  der  eingekitteten  Trümmer  sind  natürlicher- 
weise sehr  wechselnd,  meistens  besitzen  sie  die  Grösse  einer  Wall- 
nuss  oder  Faust ,  bisweilen  hingegen  sind  sie  fuss-  und  überfuss- 
grosse  Blöcke ;  nicht  minder  ist  die  Menge  der  Trümmer  sehr  ver- 
schieden .  welche  mitunter  so  zahlreich  und  dicht  gedrängt  sind, 
(lass  sie  fast  unmittelbar  nebeneinander  liegen  und  das  Cäment 
zwischen   ihnen  nahezu   verschwindet. 

Die  so  beschaffenen  Porphyrbreccien  (Trümmerfelsitporphyre) 
zfiLren  gewohnlich  keine  Schichtung,  dagegen  mitunter  eine  säulen- 
idiinige  Absonderung ,  wie  z.  B.  nach  filie  de  Beaumont  im  Thal 
von  Niedeck  in  den  Vogesen  eine  über  20  Meter  hohe  Felswand 
in  ausgezeichnete,  oft  nur   6  Centimeter  dicke   Säulen  abgesondert 


528  Felsitpopphyrbreccie. 

ist.  Der  Felsen,  auf  dem  die  das  weite  Etschland  beherrschende 
Burg  Sigmundskron  in  Südtyrol  liegt,  besteht,  wie  v.  Richthofen 
anführt,  aus  höchst  vollkoniincn  ausgebildeten  Säulen  einer  charak- 
teristischen Porphyrbreccio  (Geogn.  Beschr.  v.  Südtyrol  126);  die- 
selbe säulenförmige  Abson«leruug  der  Porphyrbreccie  erwähnt  HaoB- 
mann  vom  Badener  Berge  bei  Baden  am  Schwarzwald  (Geogn.  Be- 
merk, üb.  d.  Geg.  Y.  Baden  bei  Rastatt  24).  Diese  Breccie  steht  immer 
in  Verbindung  mit  Felsitporphyren ,  bald  deren  Unterlage ,  bald 
deren  Bedeckung  und  Umhüllung  bildend;  so  in  den  VogeMO 
(am  Schlossberg  von  Thann,  in  den  Thälern  von  Niedeck  und  He- 
rival),  am  Thüringerwald  (an  der  ehernen  Kammer,  in  der  Um- 
gegend von  Friedrichsrode  am  Wege  nach  Kleinschmnlkalden ,  am 
Kennsteig  zwischen  Friedrichsrode  und  Tambach,  in  der  Umgebong 
von  Oberhof  nach  Senft).  Einerseits  geht  diese  Breccie  in  niassigeii 
Felsitporphyr ,  andererseits  in  geschichtete  Porphyrconglomerate 
und   Porphyrtuflfe  über. 

Diese  Porphyrbreccien  mit  krystallinischem  Cäment  Bind  wahr- 
scheinlich eruptiven  Ursprungs  und  in  der  ^Veise  gebildet,  dan 
während  der  Eruption  der  Poq^hyre  bereits  festgewordene  Mas- 
sen einer  Zertrümmerung,  vermuthlich  durch  das  von  unten  stou- 
weisc  nachdrängende  plastische  Material ,  unterlagen  und  alsdann 
die  cnstandenen  Bruchstücke  durch  das  letztere  umhüllt  und  ver- 
kittet wurden.  Stellt  mau  sich  solche  Eruptionen  als  untermeen- 
sche  vor,  so  wird  der  mögliche  Zusammenhang  mit  Conglomeratbil- 
dungen  leicht  ersichtlich. 

Andere  Porphyrbreccien,  wesentlich  von  den  bis  jetzt  betrach- 
teten verschieden  und  den  Charakter  sedimentärer  Bildungen 
an  sich  tragend  ,  sind  diejenigen ,  welche  aus  scharfkantigen  und 
eckigen  Porphyrfragmenten  bestehen,  die  durch  ein  aus  feinerm 
Porphyrschutt  g(;bildetes  Bindemitti'l  verkittet  werden ;  bei  diesen  ist 
also  das  Bindemittel  nicht  k  ry  s  t  a  11  i  n  i  s  ch  e  r,  sondern  klastischer 
Natur.  Auch  bei  ihnen  sind  die  cäment irten  Bruchstücke  bald  Ton 
übereinstimmender  Beschafl'cnhoit ,  bald  gehören  sie  abweichenden 
Porphyrvarietäten  an.  Eine  eigenthümliche  Porphyrbreccie  ist 
nach  Blum  (Lithologie  S.  SOS  i  die  von  Oehrenstock  bei  Ilme- 
nau in  Thüringen,  wo  scharfkantige  Bruchstücke  von  Porphjr 
durch  Kaikspath  oder  auch  durch  strahlig  iaserigen  Manganit  ver- 
bunden sind,  welcher  als  eine  Verdrängung  des  Kalkspaths  erscheint. 


Felsiiporphyrconglomdrat.  629 

PeUtp«rphjrcMgltBeiit 

Abgerundete  Bruchstacke  und  abgeschliffene  Gerolle  von  Fel- 
sitporphyr  sind  bald  durch  ein  klastisches ,  bald  durch  ein  kry- 
stallinisches  Cäment  zu  einem  Gestein  verbanden.  Das  eigenthüm- 
liche  Auftreten  von  kristallinischem  Porphyrteig  als  Bindemittel 
ist  bei  den  Felsitporphyrconglomeraten  bei  weitem  nicht  so  häufig, 
als  bei  den  Breccien. 

Das  klastische  Bindemittel  bei  den  Gonglomeraten  erscheint 
meistens  als  ein  feingeriebener  Porphyrschutt,  bisweilen  auch  als 
ein  eisenschüssiger  oder  etwas  sandiger  Thon  oder  sandiger  Sohie- 
ferletten  von  vorwiegend  röthlichgrauer  oder  röthlichbrauner  Farbe. 
Die  Festigkeit  des  Gesteins  ist  wegen  der  wechselnden  Beschaffen- 
heit des  Bindemittels  sehr  verschieden;  ist  letzteres  thoniger  Art, 
so  ist  sie  gewöhnlich  nur  gering,  manchmal  ist  dag^en  der  feine 
Porphyrschutt  in  sich  selbst  so  innig  cämentirt,  dass  er  einem 
festen,  feinkörnig  krystallinischen  Gesteine  gleicht.  Ausser  den  ab- 
gerundeten Trümmern  von  Porphyr  finden  sich  in  diesen  Gonglo- 
meraten auch  noch  manchmal  die  anderer  Gesteine  beigesellt;  so 
erwähnt  Senft,  dass  das  Gonglomerat  von  Gehlberg  zwischen  Zelle 
und  Oberhof  im  Thüringerwald  Thonschieferbruchstücke  enthält, 
und  dass  in  den  Conglomeraten  bei  Friedrichsrode  am  Thüringer- 
wald neben  den  Porphyrtrümmem  auch  viele  Melaphyrtrümmer 
liegen.  Die  Porphyrconglomerate,  welche  in  der  Regel  eine  deut- 
liche, oft  sehr  doutliche  Schichtung  erkennen  lassen,  sind  vielfach 
mit  Porphyrbreccien  verknüpft,  indem  deren  Trümmer  nach  und 
nach  an  den  Kanten  und  Ecken  Abrundung  zeigen;  damit  hängt 
auch  die  Erscheinung  zusammen,  dass  durchschnittlich  die  Dimen- 
sion m  der  Geschiebe  in  den  Gonglomeraten  etwas  geringer  sind, 
alH  die  der  Fragmente  in  den  Breccien. 

Wie  die  Porphyreruptiouen  vorwiegend  in  die  Bildungszeit 
des  Kothliegenden  hineinfallen,  so  stehen  auch  sämmtiche  klastische 
Gesteine  der  Porphyre  in  sehr  naher  Beziehung  zu  der  Ablagerung 
(lieser  Schichten,  zu  welchen  sie  ein  beträchtliches  Material  gelie- 
fert haben.  So  bilden  z.  B.  grobe  Porphyrconglomerate  Glieder 
des  obern  Kothliegenden  im  Oschatz-Frohburger  Becken,  ebenfalls  im 
Döblener  Bassin  in  Sachsen,  bei  Wiederstädt  am  Harz,  am  nord- 
westlichen Theile  des  Thüringerwaldes,  zwischen  Georgenthal, 
Dambach  und  Asbach ;   bei   Baden   im  'Schwarzwald  beetehen    die 

Zirkel,  i'eUographie.  II.  34 


530  Porphyrpsammit ,  Porphyrtuff. 

tiefsten  Bänke  des  Rothliegcnden  aus  Porphyrbreccien,  die  mittlnn 
aus  harten  und   losen   Conglomeraten. 

Porp  }iy  rp  sammi  t  nennt  Naumann  (Geognosie  I.  671)  d» 
sandsteinähnlichcn  feinern  Abstufungen  der  Porphyrbreccien  und 
Porphyrcongloinerate ,  in  welchen  die  einzelnen  Bruchstücke  etwa 
nur  die  Grösse  einer  Erbse  oder  eines  Ilirsekoms  besitzen;  sie 
entwickeln  sich  nach  und  nach  aus  den  grobem  klastischen  Gestci- 
non,  und  verfeinert  sich  ihr  Korn  allmählich  noch  mehr,  so  gehen 
sie  in  Porphyrtuffe  oder  sog.  Thonstoine  über,  wnlirend  aus  ihnen 
durch  Aufnahme  von  klastischen  yuarzkörnern  grobkörnige  Sand- 
steine entstehen.  Am  Berge  von  Boquebrune  in  der  Esterei-Kette 
der  Provence  ist  z.  B.  der  ganz  allmähliche  Uebergang  aus  dem 
Porphyrconglomerat  durch  den  Porphyrpsammit  in  den  bunten 
Sandstein  ersichtlich,  der  Felsitporphyr  Südtyrols  verläuft  nach 
und  nach  in  den  zur  untern  Trins  gehörenden  (vrödner  Sandstein. 
Die  Porphyrpsammite  weisen  st*hr  vca-schiedene,  oft  bunte  Farben 
auf,  zeigen  gewöhnlich  eine  sehr  deutliche  Schichtung  und  eine 
in  der  Abwechslung  der  Farbe  oder  der  Korngrösse  sich  offenba- 
rende Paralleltextur.  In  diesen  feinerklastischen  Gebilden  kommen 
auch  schon  organische  Ueberreste,  namentlich  Pflanzenabd rücke  Tor. 

ParphyrtufT  oder  Velsittafr. 

Thonstein. 

Im  Bruch  erdiges  Gestein,  aus  dem  auf  das  feinste  schlamm- 
artig  zerriebenen  Por[)hyr-  oder   Felsit Schutt  hervorgegangen. 

Die  Färbung  der  FelsittuÜe  ist  ungemein  wechselnd,  gelblick- 
weiss,  graulich,  röthlichgrau,  bliiulichweiss  und  grünlichweiss,  alle 
diese  Farben  in  dunklere  übergehend,  bis  ins  isnbellgell>e,  hrfton- 
lichrothe,  lavondel-  und  violblaue,  herggrtiue:  dabei  sind  sie  oft 
buntfarbig,  vtrrschiedenfarbig  geädert  und  gestreift ,  mit  bald  ver- 
waschenen Ft^lxTgiingen ,  bald  scharf(Mi  (irenzen  zwischen  den  ein- 
zelnen l'arben.  Bisweilen  (Mithalten  die  Ft^lsittuffe  krystallinisdie 
QuarzkoHHT,  Fehlspathkrystaile  und  (rlimmerbh'ittchcn,  wnhrscheiD- 
lich  spiitere  krystallinisdie  Bildungen,  welche  innerhalb  der  Tnff- 
massi»  dnrcli  eiiu'  Kegent'ration  des  SchlamnnnaterialR  vor  sich  ge- 
gan;r(Mi  sind:  ja  stellenweisi*  In^sitzen  die  Felsittuffe  ein  vollstiLndig 
kry^tallinischrs  Aus^^ehcn.  Die  meisten  der  buntgestreiften  sog. 
Bandjaspise,  namentlich  die  v(»n  Wölftitz  bei  Frohburg  in  Sachsen 


Porphyrtuff,  Felaittuff.  5E1 

sind,  wie  Naumanii  (Geognoaie  L  672)  anfuhrt,  achr  harte  und 
dichte  FelBittufiret  welche,  im  GegeusatÄ  zu  dem  eigeotlicheFi  Band- 
jaspis, vor  dem  Lüthrohr  schmelzen. 

Knopi  wekliem  wir  eine  ausgezeichnete  Arbeit  über  die  Fel- 
sittuffe  VOM  Chemnitz  verdaüken ,  unterscheidet  dabei  pelitische, 
psammitische  und  psephitische  Varietatt'u.  Die  erstem  von  thoii- 
bis  bolusartigor  Beschaffenheit,  fast  wie  dn  Mittelding  zwischen 
Kreide  und  Meerschaum  erscheinend,  bestehen,  wie  die  Analyse 
eines  Stücks  von  Niederriihenstein  ergab ,  aus  ca.  91  Pbolerit 
(ein  wasserhaltiges  Singulosilicat  von  Tboneide),  und  D  Quarz,  In 
den  andern  Varietäten  hat  Knop  unter  dem  Namen  Pinitoid  ein 
ineist  in  lenticulareo  Massen  oder  sog.  Flatfichen  in  den  Tnfteu  vor- 
kommendes Mineral  kennen  gelehrt,  welche»  als  secundäres  Um- 
wandlungsproduct  von  Feldspath  erscheint;  es  ist  hiuchgrün,  öl- 
grün,  graulichgrun  bis  weiaslich ,  mit  gliranxerälmlicher  Zusaramen- 
setzung,  von  peliibcbem  biü  dichtem  Habitus  und  durch  hetsse 
Schwefelsäure  aufKchliessibar ;  ein  wesentlicher  Grundbestandtheil 
des  Felsittuffs  kann  es  von  deügen  übrigem  Material  durch  heisse 
Schwefelsäure  getrennt  werden,  Pinitoid  iet  aus  Drtboklas  durcb 
Aufnahme  von  Wasser,  Ausscheidung  von  Kieselsaure  und  Kali, 
und  theilweisen  Auatanseh  von  Eisenoxydul  gegien  Kali  entstanden : 
es  bildet  auch  anagezeichnete  Pseudomorphoaen  nach  Orthoklas 
und  scheint  ein  Stadium  der  Umwandlung  in  Glimmer  zu  sein. 
Grössere  Bruchstücke  ven  Fei-nitporphyr,  Felaitmasse  und  an- 
dern Gesteinten,  welche  nicht  selten  in  den  gi'dhern  Febittuffen  lie- 
gen, verleihen  denselben  einen  broccienartigen  Habitus,  In  den 
Felsittuffen  von  Chemnitz  sind  alk  Bruchstücke  fremder  Geateins- 
massen  eigentliche  Gerolle.  Festere  Concretionen  von  iiindlicben 
Umrissen  kommen  mitunter  in  den  lockern  feinerdigen  Felsittuffen 
vor.  Durch  allmähliche  Aufnahme  von  Thon  und  feinem  Quarz- 
sand wird  ein  Uebergang  in  Schieferletten  und  Sandsteine  hervor- 
gebracht. 

Chemische  Zusammenäetzung  der  Feliittuffe: 

I.  Grünlicher   typischer   Fekittnff  (Tbonstein)   von    dem  Zai- 
sigwald  bei    rhemnit?.  nach   Knop.     Spec.  Gew,   2*625. 

II.  BliiulichröthlichweisBer   Fdsittuff   ebendaher,   nach   Erfts. 
Spec.  Gew.  2,812. 


632  Porphyrtuff,  Felaittuff. 


III.  Grünlich  weisser 

Felsittuff   ebendaher, 

nach  Ena.  Spae. 

Gew.  3.025. 

I. 

II. 

m. 

Kieselsäure 

.     79.73 

75.16 

76.37 

Thonerde    .     . 

.     11.34 

12.43 

13.94 

Eisenoxyd  .     . 

— 

3.63 

3.18 

Eisenoxydul     . 

.       0.99 

— 

— 

Munganoxydul 

Spur 

— 

— 

Kalk       .     .     . 

— 

Spur 

Spur 

Magnesia     .     . 

.       0.27 

— 

— 

Kali  ...     . 

.       3.81 

6.24 

4.59 

Natron   .     .     . 

.       0.17 

1.62 

1.07 

Wasser  .     .     . 

.       2.12 

1.37 

1.58 

98.43 

100.45 

looies 

Diese  Analysen  sind  in  ihrem  hohen  Kieselsäuregehalt,  ihren 
nur  spurenhai'teu  Kalk-  und  Magnesiagehalt  sowie  ihrem  Ueber- 
wiegen  von  Kali  über  Natron  denen  der  Felsitporphyre  Qberaiu 
ähnlich;  auch  ist  auffallender  Weise  der  Wassergehalt  kaum  be- 
trächtlich höher  als  bei  diesen.  Knop  berechnete  die  Zuaammen* 
Setzung  von  I.  zu  :  Quarz  58.06;  Glimmer  6.19;  Feldspath  all 
Grundmasse  unzersetzten  Felsitporphyrs  8.44;  Pinitoid  25.73. 

Bald  sind  die  Felsittuffe  ungeschichtet,  bald  sind  sie  und  mit- 
unter sehr  deutlich  und  dünn  geschichtet.  Nicht  selten  sind  or- 
ganische Reste,  namentlich  vegetabilischer  Art  in  den  FeUittoffen: 
PÜanzenstänime  in  grauen  und  braunen  Hornstein  verkieaeit,  oder 
als  Steinkerne  von  Thonstein  erscheinend,  fusslange  Aattheile  nach 
Eras  durch  blauen  Flussspath  petrificirt,  Abdrücke  von  Blättern  and 
Stengeln,  mitunter  mit  cineni  grünen   steinmarkähnlichen  Uebenog. 

Mit  Kocht  hält  Naumann  dafür,  dass  es  neben  den  Thoa- 
steioen,  welche  aus  ieinzer  riebe  nein  Porphyrdetritus  henrorgegao- 
gen  sind ,  auch  solch«  gebe ,  welche  als  schlammartige  Massen  aas 
dem  Innern  der  Erde  ausgostossen ,  und  dann  vom  Wasser  beai^ 
beitet  und  in  Schichten  ausgebreitet  sind  (Geognosie  II.  600).  Wir 
würden  es  also  hier  mit  Massen  zu  thun  haben,  ähnlich  der  Moja 
der  heutigen  Vulkane.  Manche  Felsitporphyre  gewinnen  übrigim 
durt^h  vorgeschrittene  Verwitterung  ein  Ansehen,  welches  dem  dsr 
Thousteiue  überaus  ähnlich  ist ,  so  dass  es  bisweilen  schwer  ftUt , 
beide  gehörig  ausehiander  zu  halten. 


Felsittuff,  Grünsteinconglomerat  u.  -Breccie.  533 

Die  Hauptablagerung  der  Felsittuffmassen  gehört  im  erzge- 
birgischen  Bassin  dem  untern  Rothliegenden  an ;  bei  Chemnitz  (im 
Zeisigwald) ,  Oberwiesa  und  Ebersdorf  lagern  sie  über  den  unter- 
sten Schichten  und  werden  anderswo  von  braunem  Felsitporphyr 
überlagert.  Auch  in  andern  Ablagerungen  des  Rothliegenden  feh- 
len die  Felsittuffe  nicht.  Schon  im  Bereich  der  Steinkohlenforma- 
tion begegnen  wir  Felsittuffablagerungen ,  so  z.  B.  in  den  Bassins 
von  Dohlen  unweit  Dresden,  Radnitz  in  Böhmen,  Ville  in  den  Vo- 
gesen ,  überall  in  Verbindung  mit  Porphyren ,  die  entweder  als 
Grundgebiige  vorhanden  waren,  oder  während  der  Steinkohlenfor- 
mation zur  Eruption  gelangten. 

Knop ,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Steinkohlenformation  und  des 
Rothliegenden  im  erzgebirgischen  Bassin,  Neues  Jahrb.  f.  Min. 
1859.  532. 

Eras,  die  Felsittuffe  von  Chemnitz,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1864.673. 

Auch  die  Melaphyre  haben  ihre  Conglomerate  und 
Tuffe  geliefert. 

Verschiedene  klastische  Gebilde  sind  aus  der  Gruppe  der  al- 
tern basischem  Feldspathgesteine  (Diabas,  Aphanit,  Diabasschiefer, 
Labradorporphyr  u.  s.  w.)  bekannt.  Man  begreift  dieselben  zweck- 
mässig mit  Naumann  unter  dem  allgemeinen  Namen  der  klasti- 
schen Grünsteinbildungen,  da  die  eigentliche  mineralische 
Beschaffenheit  der  betreffenden  Gesteinsbruchstücke  doch  im  Gan- 
zen  noch  wenig  erforscht  ist. 

CrünstPinconglonierat  wki  firansteinbreicde. 

Diabasconglomerat  und  Diabasbreccie  z.  Th. 

Grössere  und  kleinere  theils  scharfkantige  Bruchstücke,  theils 
abgerundete  Gerolle  von  diabasischen  Grünsteinen  sind  durch  ein 
Cäment  zu  einem  schmutzig  graugrünen  meistens  dunkelgrünen  Ge- 
stein verbunden. 

Das  ('jiment  dieser  Conglomerate  und  Breccien  ist  mehrfacher 
Art;  einestheils  stellt  es  sich  als  eine  krystallinische  Grünsteinmasse 
dar,  von  bald  körnig-schieferiger,  bald  feinkörniger,  bald  scheinbar 
dichter  Heschaffcnheit,  und  es  liegen  alsdann  die  Bruchstücke  meist 
ziemlich  fest  eingekittet  darin;  andemtheils  ist  das  Cäment  selbst 
klastischer  Natur,  indem  es  aus  feinzerriebenem  und  geschlämm- 
tem Grünsteinmaterial  besteht;  dass  beide  Bindemittel  schwer  von 


534  Grünsteinconglomerat  und  Grünsteinbreccie. 

einander  zu  unterscheiden  sind,  zunial,  da  sie  sich  meist  in  ver- 
wittertem Zustande  befinden,  ist  offenbar.  Bald  herrscht  das  Binde- 
mittel vor,  bald  wird  es  durch  das  üeberwiegen  der  Fragmente 
zurückgedrängt.  Das  Bindemittel  braust  in  Folge  von  Zersetzungs- 
processen  sehr  häufig  mit  Säuren. 

Die  verkitteten  Fragmente  gehören  nicht  selten  verschiedenen 
Diabasvarietäten,  z.  B.  körnig,  schieferig  oder  dicht  ausgebildetem 
an.  Mitunter  finden  sich  dazwischen  auch  Bruchstücke  und  Ge- 
rolle von  fremdartigen  Gesteinen,  von  krystallinischen  Schiefem,  von 
Grauwacke  oder  Thonschiefer ,  von  einem  lichtblau! ichgrauen  bis 
fast  lavendelblaueu  basaltjaspisähnlichen  Gestein.  Diese  klastischen 
Grünsteine,  welche  sich  an  die  grössern  massigen  Grünsteinablage- 
rungen  knüpfen ,  sind  meistens  gar  nicht  oder  doch  nur  sehr  un- 
vollkommen geschichtet  und  nur  gewisse  schieferige  Breccien  zei- 
gen eine  mitunter  recht  deutliche  Schichtung. 

Im  sächsischen  Voigtlande,  in  den  reussischen  Fürstenthumem 
und  den  benachbarten  Theilen  von  Oberfranken,  zumal  in  der  Ge- 
gend von  Elsterberg  über  Plauen  nach  Hof  finden  sich  in  grosser  Ver- 
breitung und  mächtiger  Entwicklung  oft  ziemlich  deutlich  geschich- 
tete, dickschief erige  Grüusteinconglomerate  und  -Breccien,  welche 
einerseits  mit  massigen  Grünsteinen  (Diabasen)  zusammenhängen, 
andererseits  in  feinere  klastische  Grünsteingebilde,  in  Grünstein- 
tuffe übergehen.  In  manche  dieser  Grünsteinbreccien  sind  nach 
Naumann  Kalksteinlager  z.  Th.  fossilführend  und  Kalksteinstöcke 
eingelagei-t ,  so  dicht  bei  Plauen  in  Sachsen  •  zwischen  Pohl  nnd 
Helmsgrün,  bei  Hartmannsreuth  und  Haidt  unfern  Hof  im  Fichtel- 
gebirge, zwischen  Löhma  und  Stelzendoif  nördlich  von  Schleiz. 

im  Fichtclgcbirge ,  im  Harz  und  in  Devonshire  kennt  man 
ebenfalls  Grünsteinbreccien, 

Es  sei  hier  für  alle  klastischen  Grünsteingebilde  die  innige 
Beziehung  hervorgehoben,  in  welcher  sie  zu  den  Schichten  der  üe- 
bergangsformation  stehen.  Nicht  nur  dass  sie  Schichten  bilden, 
welche  in  die  der  Uebergangsformatiou  regelmässig  eingeschaltet  er- 
scheinen und  dieselben  Petrefacten  wie  diese  enthalten,  sondern  es  fin- 
den auch  die  deutlichsten  Uebergänge  ohne  jede  bemerkbare  Grenze 
in  die  'ilionschicfor  und  Grauwackenschicfer  des  Silur  und  Devon 
statt,  welche  um  so  merkwürdiger  sind,  als  die  klastischen  Grdn- 
steine  wieder  mit  den  massigen  auf  das  innigste  zusammenhängen« 


Grunsteintaff.  /m 

firiuutehtaff. 

Diabastuff.  GrüDsteinasche,  Trappean  ash  (De  la  B^e). 

Dichte  oder  erdige,  aus  einem  feinen  sandartigen  oder  stanb- 
artigeu  Diabasschutt  *  bestehende  Masse  von  meist  schmutzig  grüner 
oder  grünlichgrauer,  auch  wohl  lederbrauner  Farbe.  Die  einiger- 
maassen  dichten  Grünsteintuffe  haben  nicht  selten  ein  sehr  homo- 
genes Ansehen.  Auch  grössere  Grünsteinbröckchen  stellen  sich  ein, 
sowie  mitunter  von  andern  Gesteinen  herrührende  Schattpartikel. 
Vielfach  tief  eingreif  enden  Zersetznngsprocessen  anheimgefallen  sind 
die  Grünsteintuffe  meist  innig  mit  kohlensaurem  Kalk  imprägnirt, 
brausen  daher  mit  Säuren. 

Die  Grünsteintuffe,  häufig  schieferig  ausgebildet  und  gewöhn- 
lich deutliche  Schichtung  aufweisend,  sind  mitunter  petrefacten- 
führend,  wie  z.  B.  derjenige  von  Planzschwitz  in  Sachsen,  welcher 
zwischen  Grauwackenschiefer  liegt,  eine  unzählige  Menge  von  de- 
vonischen Petrefacteu  enthält. 

Uebergänge  von  Grünsteintuffen  in  Ghrauwackenschiefer  sind 
eine,  fast  bei  allen  Ablagerungen  dcirselben  vorkommende  häufige 
Erscheinung ;  in  andern  Fällen  werden  sie ,  worauf  Naomann  mit 
Recht  aufmerksam  macht  (Geognosie  I.  669)  den  aphanitischen 
(rrünsteinschiefern,  den  Aphanitschiefem  (vgl.  S.  95)  so  ähnlich, 
dass  gewiss  viele  der  unter  dieser  Bezeichnung  aufgeführten  als 
krystallinisch  geltenden  Gesteine  für  gar  nichts  anderes,  als  für 
sehr  reine  und  homogene  schieferig-klastische  Grrünsteintuffe  zu  er- 
klären sein  möchten. 

Im  sächsischen  Voigtlande  and  in  Oberfranken,  in  Comwall 
und  Devonshire  finden  sich,  in  Verbindung  mit  den  andern  klasti- 
schen Grünsteinen  und  den  Uebergangsschichten  sowie  mit  massi- 
gen Grünsteinen,  Ablagerungen  von  ausgezeichneten  Grünsteintof- 
ion.  Das  Material  mancher  derselben  scheint  von  zertrümmerten 
und  zermalmten  festen  Grünsteinmasseu  herzurühren,  welches  sich 
mit  den  zur  Bildung  der  silurischeu  und  devonischen  Schiefer  die- 
nenden Sand-  und  Schlammmassen  vermengte,  wodurch  die  oben 
erwähnten  Uebergänge  hervorgerufen  wurden.  Daneben  dürfte  aber 
auch  für  die  Abstammung  mancher  anderer  Grünsteintuffe  die  Ansicht 
von  Macculloch,  De  la  Beche,  Hitchcock,  Ramsay  volle  Berechtigung 
besitzen,  welche  in  dem  Tuffmaterial  ein  dem  heutigen  vulkani- 
schen Tuff  vollständig  analoges  Prodact  süorischer  und  devonischer 


536  GrünsteintuiT,  Schalstem. 

Eruptionen  sehen ;  es  sei  in  Begleitung  der  lavastromartigen  Grün* 
steinmassen  in  Foim  von  Asche,  Sand  und  Lapilli  aus  Spalten 
ausgeschleudert  und  auf  dem  Meeresgrunde  mit  Hülfe  desWasseri 
schichtweise  ausgebreitet  worden.  Auch  Quenstedt  stimmt  diesen 
Anschauungen  bei  (Epochen  der  Natur  346).  Dass  die  sich  so  bil- 
denden Schichten  einen  Uebergang  in  die  ebendaselbst  zur  Ablage- 
rung kommenden  Schlammniassen  des  Thonschiefers  und  Grraa- 
wackenschiefers  zeigen,  sowie  dass  organische  Ueberreste  in  de 
eingeschlossen  werden  müHsen,  ist  einleuchtend.  Die  englischen 
Geologen  gebrauchen  für  diese  Gebilde  geradezu  die  Ausdrücke 
volcauic  ash,  volcanic  grit,  ciuders.  (Vgl.  De  la  Beche ,  Report 
on  the  geology  of  Cornwall  etc.  1837.  57  und  119;  Murchison, 
The  Silurian  System  68 ;  Hitchcock ,  Amer.  joum.  of  sc.  and  arts 
(2)  IV.  1847.  109;  Ramsay,  catalogue  of  rock  -  specimens  of  the 
mus.  of  pract.  geol.  1860.  177.  179.  255.  Auch  Barrande  neigt 
sich  zu  ähnlichen  Ansichten  für  die  böhmischen  Vorkommnisse.) 

Sehalsteh. 

Blattersteinschiefer. 

Wir  reihen  dies  interessante  und  vielbesprochene  Gestein  den 
klastischen  Grünsteingebilden  an,  da  es  räumlich  mit  ihnen  in 
allerinnigster  Beziehung  steht  und  wenigstens  ein  Theil  dessen,  wM 
man  unter  dieser  Benennung  begreift,  ursprünglich  der  Hauptsache 
nach  eine  Tuffbilduiig  von  Grünstein  gewesen  zu  sein  scheint,  wäh- 
rend andere  Schalsteine  nicht  mit  Unrecht  als  aus  Thonschiefer- 
material  hervorgegangen  betrachtet  werden. 

Das  eigenthümliche  und  dennoch  an  Abänderungen  so  reiche 
Aussehen  dieses  (iosteins  ist  schwer  zur  Darstellung  zu  bringen. 
In  einer  grünen  oder  grauen,  gelblichgrauen  bis  rothbraunen,  meist 
bunt  gefleckt  erscheinendeu  Masse,  welche  durch  und  durch  mit 
kohlensaurem  Kalk  imprägnirt  und  von  feinerdiger,  schieferiger 
oder  flaserig(;r  Beschaftenheit  ist,  liegen  platte  Bruchstücke  von 
schwarzem  oder  grünem  Thonschiefer,  spärliche  Krystalle  und  Kör- 
ner von  Feldspath  und  zahlreiche  rundliche  Körner  von  weissem 
oder  röthlichem  Kalkspat h,  welcher  auch  Nester,  Trümer  und  netz* 
förmige  Adern  in  dem  Gestein  bildet. 

Carl  Koch  charakterisirt  in  seiner  ausgezeichneten  Abhand- 
lung   den  nassauischen    Schalstein    folgenderraaassen :     Er    i^t   ein 


Schalstem.  587 

grob-  bis  feinkörniges ,  mehr  oder  weniger  schieferiges  Trümmer- 
gestein, dessen  einzelne  Trümmer  sich  bei  näherer  Untersachong 
als  Schieferstückchen ,  Kömer  von  kohlensaurem  Kalk  und  Feld- 
spath,  theilweise  in  Krystallen,  theilweise  in  gerundeten  Körnern 
ergeben.  Die  Schieferstückchen  erscheinen  in  einzelnen  Lagen  dünn- 
schieferig  und  in  einer  Ebene  gelagert;  weni^  diese  Eigenschaft 
vollkommen  ausgeprägt  ist,  so  entsteht  Schalsteinschiefer,  der^in 
Thonschiefer  übergeht.  Sind  die  Thonschieferstücke  dicker,  mehr 
mit  Kalktrümmem  gemengt,  so  entstehen  sehr  massige  B&nke,  die 
von  ganz  grobem  Korn  bis  zu  feinkörnigen,  dichten  und  feinerdi- 
gen Abänderungen  auftreten;  bei  den  feinkörnigen  und  dichten 
Partieen  kommen  gewöhnlich  Feldspathkömer '  von  gleicher  Grösse 
in  dem  Gemenge  vor,  seltener  erscheinen  einzelne  Feldspathkrystalle 
von  grössera  Dimensionen ,  an  denen  die  Kanten  stets  abgerundet, 
in  der  Masse  zerstreut,  und  wo  diese  vorkonunen,  trägt  der  Schal- 
stein schon  einen  andern  Habitus.  In  einzelnen  Lagen  nehmen  die 
abgerundeten,  theilweise  verwitterten  Feldspathkömer  an  Menge 
zu,  dann  tritt  aber  das  Gestein  mehr  kleinkörnig  auf;  wenn  nun 
das  Bindemittel  besonders  fest  wird,  und  färbende  Snbstanzen,  wie 
Chlorit,  Aphrosiderit  hinzutreten,  dann  entsteht  eine  Abänderung 
dieses  Schalsteins,  welche  den  Diabasen  so  nahe  kommt,  dass  sie 
uut  schwierig  von  denselben  unterschieden  werden  kann.  Die  Kör- 
ner von  kohlensaurem  Kalk  sind  dicht  und  abgerundet  von  ver- 
schiedener Grösse,  selten  kleiner  als  eine  Erbse.  Daneben  kom- 
men aber  auch  Körner  und  Zwischenlager  von  späthigem,  verschie- 
den geülrbtem  kohlensaurem  Kalk  in  dem  Gestein  vor;  diese  ge- 
hören zu  dem  Bindemittel,  welches  von  rein  thonigen  Snbstanzen 
durch  alle  Mischungsverhältnisse  kalkig-thoniger  Massen  hindurch 
bis  zum  reinen  weissen  Kalkspath  vorkommt.  (Die  palaeoioi- 
Hchen  Schiditeu  und  Grünsteine  in  den  Aemtern  Dillenburg  und 
llerboru,  Jahrb.  d.  Ver.  f.  Naturk.  in  Nassau  XIII.  216.) 

F.  8and\)erger  unterscheidet  unter  den  nassauischen  Schal- 
öteinon  folgende  Abänderungen: 

a)  normaler  Schalstein; 

h)  Kalkschalstein  mit  vielen  Kalkspaththeilchen  oder  -Lagen; 

c)  Schalsteinmandelsteiu,  regelmässig  mit  vielen  Körnern,  Lin- 
sen und  Kugeln  von  Kalkspath  durchsprenkelt; 

d)  Schalsteinbreccie^  von  netzförmigen  Kalkspathadern  durch- 


588  Sehalstcm. 

zogen,  wodurch  die  Grundmasse  in  eckige  Stücke  abge- 
theilt  erscheint; 

ü)  Schals teinconglom erat; 

f)  porphyrartiger  Schalstein  mit  eingesprengten  LabradoF- 
krystallen  (Schalsteinporphyr  von  Brilon  v.  Decheos). 

Wittern  die  Kalkspathkörner  an  der  Oberfläche  auis  den 
Schalsteinen  aus,  so  entstehen,  wie  bei  den  DiabasmandelBteineii 
(S.  100)  durchlöcherte  und  schwammige  Gesteine. 

Au  unwesentlichen  Gemengtheilen  enthält  der  Schalsieiii  An- 
thracit,  Eisenkies  in  Krystallgruppen,  aussen  meist  in  Brauneisen- 
stein umgewandelt,  Rotheisenei*z  und  Ghloritkömer.  Manche  nas- 
sauische Schalsteine  führen  devonische  Petrefacten,  wie  Spirigerina 
concentrica  Gmel.,  Stringocephalus  Burtini  Defr.,  Calamopora  poly- 
morpha  Goldf. ,  Lithostrotion  caespitosum  Goldf. ,  Alveolites  snbor- 
bicularis  Lam.,  Stromatopora  concentiica  Goldf.;  in  einem  der  west- 
phälischen  Schalsteine  von  Brilon  fand  v.  Dechen  den  Abdruck 
eines  Gyathophyllum ,  wie  derselbe  auch  im  benachbarten  Schiefer 
häufig  ist.  Die  Schalstcine  sind  meistens  mehr  oder  weniger  deut- 
lich geschichtet  und  lassen  sich  leicht  in  Platten  (Schalen)  spalten. 

Wir  besitzen  eine  Anzahl  von  Analysen  nassauischer  Schal- 
steine  durch  Dollfus,  Neubauer,  Eglinger  und  Koch.  Die  Erstem 
verfuhren  bei  der  Analyse  in  der  Weise,  dass  zuvörderst  aus  dem  bei 
100^'  getrockneten  Pulver  durch  heisse  Essigsäure  die  Garbenate 
ausgezogen  wurden,  worauf  der  Rückstand  mit  heisser  Salssäure 
behandelt,  das  dadurch  unzersetzbare  mit  Flusssäure  aufgeschlossen 
wurde;   so  schieden  sich  drei  Theile. 

I.  Grüner  Schal  stein  mit  eingesprengten  Feldspathkrj'stallen 
von  Balduiiistein  im  Amt  Diez;  Neubauer,  Journ.  f.  pract.  Ghem. 
LXV.   1H55.  210. 

II.  Schalstein  von  Fleisbach,  Amt  Herborn  ;  Neubauer,  ebend. 

III.  Kalkschalstein  von   Limburg;  Dollfus,  ebecdas. 

IV.  Rüthlich  violett  er  Schalstein  von  Grube  Molkenbom  bei 
Ranzenbach.  Amt  Dillenburg,  Kalkspat h  in  Adern  und  Drusen  ein- 
gesprengt; Dollfus  ibeudas. 

V.  Gelber  Schalstein  von  Bergerbrücke  bei  Oberbrechen,  Amt 
Limburg,  mit  erkennbarem  Kalkspath,  am  wenigsten  zersetzt;  Doll- 
fus ebendas. 


VI.  Hellgrünes  Schaletein-Conglomerat  von  Niederehaiiien  iid 
Weilburg,  der  Kalki«path  so  luit  der  Masse  innig  verbunden,  da«** 
Essigsäure  ihn  nicht  trennte;  NeubaiierT  tübendii», 

VII.  Schalsteiii  von  Vihnar ,  Amt  Runkel;  Egluiger,  fJalirb, 
des  Ver.  für  Naturkunde  in  Nastmiu   XL  1856.  2(15* 

Das  spec.  Gewicht  ist  bei 

I.  IL         IIL        IV,         V.         VL       Vir, 

2.800     2.726     2.748     2.704     2.637     2.852     2.81« 


L         IL        IIL       IV.        V.        VL       VIL 
A  Carbonate  (durch 

Essigsäure)  18.53  64.50  46J2  43.33   lö-'^Ungi    n»5l 


IhlB  26.08   12.67     ß,07r 


iT.sa 


ß   löslich  in Salzs.         45.04 
C    aufgeschlossen  iL 

Flusssäure  36.33  25.70  27,27  42.60  7ß.80  311.88  70.2$ 

mm  msn  mA7  mm  mm  mhm  99.27 

Gesainmtzusammenaetxang  der  Schabtoine: 


L 

u. 

m 

IV. 

V. 

VI. 

VIL 

Kieselsäure 

.  38.r>2 

17.58 

24.16 

30.82 

52.47 

32,04 

44,37 

Thonerde   .     .     . 

16.25 

10,54 

5.44 

11.0! 

15.35 

14.71» 

19.26 

Eisenoxyd  . 

.     3.35 

1.04 

11.97 

6.67 

2,67 

6.30 

8,35 

Eisenoxydul     . 

.     7,68 

0,55 

K86 

" 

— 

5J51 

0  72 

Kalk       .     .     . 

— 

— 

0.66 

— 

OM 

— 

0.92 

Magnesia     . 

.     5.49 

1.17 

2.46 

0.65 

0.15 

— 

I.IO 

Kali        .     .     . 

.    n.ßfi 

O.RO 

0J7 

2,54 

1.15 

L53 

5.96 

Natron  . 

,    4.10 

IM 

2.22 

1,16 

i,Hi 

3.57 

2,78 

kohlens.  Kalk 

16.03 

62.95 

43,69 

42,39 

111.23 

15.31 

10.82 

kohl.  Magnesia 

.     0.63 

K.08 

1.41 

O.tJO 

0J5 

15.21 

0.36 

c 

kohL  Eisenoxydn! 

1.04 

0,11 

0,88 

0.31 

0.38 

— 

0,20 

kohl.  Mang.oxydu 

1     0.82 

(KU 

0.14 

— 

" 

— 

0.16 

Wasser        .     . 

5.14 

2.21 

2.15 

2.07 

2J3 

H,H1 

3.31 

Phosphorsäure 

.     Spur 

0.33 

l.ri7 

0,35 

0.36 

0.71 

0,92 

Manganoxydulox. 

Spur 

"^^ 

■^^ 

^"^ 

0.20 

0.H3 

C0,18 

0.04 

mM 

99.98 

m.w 

98.60 

USJ,63 

99.69 

911.27 

540 

Schalstein. 

Der  in 

Salzsäure  lösliche  Theil  enthielt: 

I. 

IL 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

VII, 

Kieselsäure 

33.14 

31.74 

23.55 

30.22 

33.29 

11.68 

87.SS 

Thonerde 

19.86 

23.38 

2.57 

16.93 

1 5.(51 

9.03 

10.47 

Eisenox^'d 

7.43 

10.67 

42.23 

40.49 

17.77 

10.68 

80.48 

Eisenoxydul 

17.05 

5.65 

7.22 

— 

— 

9.88 

4.10 

Kalk 

— 

— 

2.54 

— 

10.41 

14.34 

6.28 

Magnesia 

12.19 

11.96 

9.42 

5.10 

2.45 

12.11 

3.11 

Kali 
Natron 

— 

— 

— 

I! 

3.55 

0.92 

"■" 

Wasser 

10.33 

13.19 

6.08 

4.63 

6.63 

5.02 

3.87 

Phosphors. 

Spur 

3.41 

6.39 

2.73 

5.96 

1.20 

6.27 

Manganoxyd 

— 

— 

— 

— 

3.33 

1.06 

0.20 

JP24.88 
100.00  100.00  100.00  lÖO.ÖO  lÖÖ.OÖ  lÖÖ.OÖ"  lOO.ÖO 

Da  die  Carbonate  in  VI  durch  Essigsäure  nicht  aussiehbar 
waren,  so  finden  sie  sich  hier  miteingeschlossen. 

Der  in  Säuren  unlösliche,  mit  Fluorwasserstoffsäure  aufge- 
schlossene Theil  war  zusammengesetzt: 


i. 

11. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

VU. 

Kieselsäure 

64.93 

56.31 

66.09 

63.38 

65.69 

63.03 

53.89 

Thonerde 

20.09 

32.13 

17.48 

20.81 

18.75 

23.56 

24.82 

Eisenoxyd 

— 

— 

3.46 

3.62 

2.07 

— 

4.28 

Magnesia 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0.80 

Kali 

1.51 

3.10 

2.80 

5.95 

5.12 

2.46 

8.48 

Natron 

12.12 

4.89 

8.14 

2.72 

5.42 

8.94 

3.97 

Wasser 

1.35 

3.57 

2.03 

3.52 

2.95 

2.02 

JI.76 

100.00  100.00  100.00  100.00  100.00  100.00  100.00 

Die  durch  Essigsäure  uu.sziehbaren  Theile  stellen  daher  einen 
durch  Eisenoxydul-,  Manganoxydul-  und  Magnesiacarbonat  Yemn- 
reinigten  Kalkspath  dar.  Die  durch  Salzsäure  zersetzten  Theile 
scheinen  nach  Dollfus  und  Neubauer  ehi  chloritartiges  Silicat  la 
enthalten,  dessen  Eisenoxydul  sich  zum  Theil  in  Oxyd  umgewandelt 
hat,  und  bei  fortschreitender  Verwitterung  fast  ganz  darein  Über* 
geht.  Der  in  Salzsäure  unlösliche,  mit  Fluorwasserstoffsäure  aufge- 
schlossene Rückstand  hat  im  ganzen  eine  feldspathartige  Zueam- 
mensetzung ;  Abweichungen  mögen  durch  die  vorhergegangene  Ein- 


SehAlsteiii.  541 

Wirkung  der  Salzs&nre  henrorgebraeht  sem.  I  Migt  in  diesem  Theil 
das  Sauerstoffverhältniss  1.09  :  8  :  11.09;  er  scheint  «lao  mit  seinen 
12pct.  Natron  albitartiger  Natur  su  sein.  DoUfns  und  Nenbauer 
halten  ihn  für  Oligoklas ;  in  diesem  Schalstein  fand  sich  ein  grosser, 
etwas  zersetzter  Feldspathkrystall,  dessen  Analyse  lieferte:  Kiesel- 
säure 52.97;  Thonerde  25.44;  Eisenozyd  3.71;  Kalk  9.86;  Kali 
2.12;  Natron  4.61 ;  Wasser  1.40;  er  n&hert  sich  also  dem  Labra- 
dor. Viergibt  das  Verhältniss  1  :  4.02  :  12.31,  also  auch  im  ganaen 
Orthoklas-  oder  albitartig.  Die  unzersetzbaren  Rückstände  von  II 
und  VII  sind  bedeutend  basischer  und  stimmen  unter  einander  ziem- 
lich überein,  während  die  Bausehanalysen  beider  bedeutend  ab- 
weichen, indem  11  17^pct.  Kieselsäure  und  64^  pot.  CarbonatOi  VII 
dagegen   44  pct.   Kieselsäure   und  nur  11^  pct.  Carbouate  enthält. 

Von  dem  untern  Schalstein  von  den  Löhren  bei  Dillenburg 
veranstaltete  Carl  Koch  (Jahrb.  des  Ver.  f.  Naturk.  in  Nassau,  XIII. 
1858.  219)  eine  Analyse,  welche  ergab:  Kieselsäure  27.75;  Thon- 
erde 14.53;  Eisenoxyd  und  Eisenozydul  4.15;  Kalk  25.65;  Magnesia 
1.14;  Kali  und  Natron  3.21;  Wasser  3.§6;  KoUensäure  18.21 
(entsprechend  23.17  Kalk),  Summe  98.50.  Auch  G.  Bischof  Yer- 
danken  wir  einige  Untctrsuchungen  über  den  Gehalt  an  Kalkoarbonat, 
Eisenoxyd  und  Eisenoxydulcarbonat  in  den  Sohalsteinen  (Lehrb.  d. 
ehem.  u.  phys.  Geol.  I.  Aufl.  II.   1079). 

Von  den  uassa\ii8chen  Schalsteiuen,  dei\jenigen,  welche  bisher 
am  genauesten  untersucht  worden  sind,  war  schon  S.  103  die  Bede, 
als  auf  die  innige  Beziehung  aufmerksam  gemacht  wurde,  in  wel- 
cher sie  zu  den  Diabasen  stehen. 

Bei  der  Entstehung  der  Schalsteine  scheinen  namentlich  Grün- 
steinscblamm,  Thouschieferschlamm  und  Kalkschlamm  gewirkt  su 
haben.  Von  diesen  Materialien  hat  bald  vorwi^end  das  eine  zur 
Bildung  beigetragen,  bald  haben  mehrere  miteinander  gemengt  die 
Schalsteine  erzeugt.  Bei  den  grossartigen  Zersetoungsprocessen,  wel- 
che innerhalb  dieser  Gesteine  spielen,  ist  es  ungemein  schwer  zu 
entscheiden,  welchem  Material  die  Hauptrolle  bei  der  Schalstein- 
eutstehung  zu  ertheilen  sei.  Während  bei  den  hauptsächlich  aus 
GrünsteintufTen  entstandenen  Schalsteinen  (zu  denen  der  von  Sand- 
berger  aus  der  Gegend  von  AVeilburg  beschriebene  gehören  mag, 
welcher  durch  Diabasconglomerate  in  den  massigen  Diabas  über- 
geht)   der  Gehalt  an  Kalkcarbonat  wenigstens   zum  Theil  aus  der 


642  Schalstein. 

Zersetzung  der  in  ihnen  enthaltenen  Kalksilicate  hervorgegangen 
sein  kann,  bedurften  diejenigen  Schalsteine,  deren  Hauptmaterial 
aus  Thonschieferschlanim  besteht,  ihrerseits,  da  sie  gar  kein  oder 
nur  äusserst  wenig  Kalksilicat  enthalten,  der  Zufuhr  von  Kalkcar- 
bonat,  sei  es,  dass  sie  dieses  aus  infiltrirt*nden  Gewässern  bezogen 
haben,  oder  dass  der  Schlamm  der  Stringocephaluskalke  sich  mit 
ihnen  vermengte.  Die  Gegenwart  von  Petrefacten  in  solchen  Ge- 
bilden kann  natürlicherweise  nicht  befremden-  Die  Art  und  Weise 
des  Auftretens  der  Feldspathe  in  den  Schalsteinen  ist  eine  Bolche., 
dass  für  dieselben  die  Abscheidung  auf  nassem  Wege ,  gewisser- 
maassen  die  Regeneration  aus  Feldspathschlamm,  höchst  wahrschein- 
lich wird.  Auch  die  chloritische  Substanz  in  den  Schalsteinen  scheint 
ein  Umwandlungsprodnct  auf  wässerigem  Wege  zu  sein.  Von  frühem 
Hypothesen,  welche  die  Schalsteine  als  Uebergangsgesteine  deuteten, 
in  denen  durch  plutonische  Einwirkungen  Umwandlungen  hervor- 
gerufen worden  seien,  hat  man  mit   Recht  Abstand  genommen. 

Ausser  den  Schalstcin-Ablagerungcn  in  Nassau,  welche  ihre 
Haupt  Verbreitung  im  Lahnthal  von  Wetzlar  bis  unterhalb  Diez,  so- 
wie im  Dillthal  von  Sechshelden  bis  Sinn  besitzen,  sind  solche 
noch  im  Harz,  in  den  Ruhrgegenden  Westphalens,  in  dem  böhmi- 
schen Silurterrain  (nach  Reuss)  und  in  Devonshire  bekannt.  Der 
sog.  Schalstein  von  Kloster-Zolla  bei  Nossen  in  Sachsen  (schalstein- 
ähnliche  Thonschiefer)  ist  wohl  mit  v.  Cotta  für  einen  Kalkspath- 
körner  oder  Mandeln    führenden  Thonschiefer  zu   halten  (S.  477). 

Stift't  in  V.  Lfonbards  Zeitschrift  für  Mineraloprie  1825.  I.  147  und 
236;  auch  geogn.  Beschr.  des  Herzogth.  Nassau  1831.  468. 

V.  Dechen  in  Nüg^^eraths  Rheinland-Westphalen  1822.  II.  71;  Kar- 
stens u.  V.  Declicna  Archiv  f.  Miner.  ii  s.  w.  XIX.  1845.  516; 
Verh.  d.  nat.  Vor.  d.  preuss.   Rheinl.  u.  Westph.  XII.  1855.  198. 

Oppcrmaiin,  Dissertation  über  Sclialstein  und  Kalktrapp  1836. 

Naumann,  Krlänteruii^en  zur  geoj2:nost.  Karte  von  Sachsen  1836. 
Heft  I.  60. 

Gumprecht,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1842.  825. 

Hausmann,  über  die  Bildung  des  llarzgobirges  1842.  23. 

Beyrich.  Beitrüge  zur  Kenntniss  der  Versteinerungen  des  Rheini- 
8ch«'n  T'ebergangsgebirges  1837.  Heft  I.  11. 

Murchison,  Transactiuns  of  the  geol.  soc.  (2)  VI.  249. 

Sandberger,  Uebers.  d.  geol.  Verhältn.  d.  Hrzgth.  Nassau  1847.33. 

Dollfus  und  Neubauer,  Journ.  f.  pract.  Chemie  1855.  LXV.  199. 

f:glinger,  Jahrb.  d.  Vor.  f.  Naturk.  in  Nassau  1856.  XI.  205. 


Elastische  Gebilde  des  Augitporghyr.  548 

Carl  Koch,  die  palaeozoiRchen  Schichten  und  Orünsteine  in  den 
Aemtern  Dillenburfj:  u.  Herborn,  Jahrb.  des  Yer.  f.  Natark.  in 
Nassau  1858.  XIU.  216.  238. 

Reuss,  Schalstein  des  Silur  von  Auval  bei  Prag,  Sitzfafsber.  d.  k. 
Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien  XXV.  1867.  663. 

Lipoid,  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  1863.  XUI.  849.  889. 

Von  den 

klastischen  GeUlden  des  Angltptrphjr 

in  Südtyrol  verdanken  wir  v.  Richthofen  eine  sehr  anschauliche  nnd 
eingehende  Beschreibung.  Er  bringt  dieselben  in  drei  Abtheilnngen, 
welche  durch  zahllose  Uebergangsstufen  mit  einander  verknüpft  sind. 

Die  erste  stellt  Conglomerate  und  Breccien  dar 
(Ueibungsconglomerate  v.  R),  welche  den  S.  527  erwähnten  Por- 
phyrbreccien  ähnlich  sind,  indem  bei  ihnen  ein  Teig  von  krystal- 
linischem  Augitporphyr  Fragmente  der  durchsetzten  Gesteine  um- 
hüllt ;  so  findet  sicji  bei  Theiss  eine  solche  Breccie  mit  Bruchstücken 
von  Thouglimmerschiefer  und  Feisitporphyr,  zwischen  Santa  Maria 
und  Colfosco,  am  Molignon,  an  der  Seisser  Alp  eine  ähnliche  mit 
Kalksteinfragmenten,  bei  weitem  am  häufigsten  aber  sind  Breccien, 
bei  denen  eckige  Augitporphyrbruchstücke  von  Augitporphyrmasse 
verkittet  werden,  wobei  nicht  selten  der  Fall  vorkommt,  dass  die 
Einschlüsse  dem  Bindetnittel  völlig  gleichen.  »Alsdann  muss  man 
jenen,  in  den  Kratern  der  thätigen  Vulkane  nicht  seltenen  Hergang 
voraussetzen,  wo  die  erstarrte  Rinde  der  Eruptivmasse  zertrümmert 
und  in  dem  flüssigen  Theil  derselben  in  Bruchstücken  eingeschmol- 
zen wird.-«  Weit  häufiger  aber  sind  die  Bruchstücke  in  petrogra- 
phischer  Hinsicht  von  dem  verbindenden  Magma  verschieden. 

Als  P^ruptivtuffedes  Augitporphyrbezeichnet  V.  Richt- 
hofen tufi'artige  Gesteine,  welche  dadurch  entstanden  sind,  dass 
die  Eruptivmasse  im  Moment  der  Eruption  und  während  der  Er- 
starrung durch  die  mechanische  Einwirkung  des  umgebenden  Wassers 
in  heftiger  Weise  bearbeitet  wurde,  wobei  sich  das  klastische  Ma- 
terial an  der  Ausbruchsstelle  seilest  in  unregelmässig  dicken  Bänken 
auiliäufte.  Diese  Gebilde,  welche  sehr  häufig  in  den  eigentlichen  kry* 
»tallinischen  Augitporphyr  übergehen,  mit  dem  sie  gar  manchmal 
verwechselt  worden  sind,  setzen  die  schwarzen  Massen  am  Südrande 
der  Seisser  Alp  (auf  der  Schneid)  zusammen,  stehen  in  grossartiger 
Mannichfaltigkeit   im    Duron  -  J'hal   an   und  entfalten  sich  massen- 


544  Trachytbreccie  und  Trachytconglomerat. 

haft   an   der   Pozza-Alp,    am    Sasso    di    Capell    und  weiterhin   im 
Yenetiani  sehen. 

Die  Sedimeiitärtuffe  v.  R.  bestehen  aus  mechaniflch  aer- 
theilteni  Augitporphyrmaterial,  welches  vom  Wasser  fortgetragen, 
entfernt  von  den  Eruptionsstellen  in  regelmässigen,  meistens  dünnen 
Schichten  abgesetzt  wurde,  mehr  oder  weniger  vermengt  mit  den 
Zertrümmerungsproducten  anderer  Gesteine ;  sie  haben  meistentheils 
das  Ansehen  von  bald  lockern,  bald  festen  kömigen  schwarzen 
Sandsteinen  (doloritischer  Sandstein,  Trinker)  und  bilden  Schichten- 
glieder der  obern  Trias  zwischen  dem  Mendola-Dolomit  und  den 
ersten  Ablagerungen  des  Schlern-Dohjmit.  v.  Richthofen,  Geogn. 
Heschr.  v.  Südtyrol  ISfiO.    ISß— 141.  83. 

Trachytbreccie  und  TrachytcongltMcrat. 

Eckige  oder  abgerundete  Fragmente  und  GeröUe  trachy tischer 
Gesteine  von  sehr  verschiedenen  Dimensionen,  hier  kleinere  Brocken, 
dort  Blöcke  von  bedeutendem  Umfang  darstellend,  werden  durch 
ein  Bindemittel  cämentirt,  welches  meist  aus  einer  erdigen  mürben 
Masse  besteht,  die  aus  einer  Zerkleinerung  und  Schlämroung  von 
Trachyt  hervorgegangen  ist.  Die  Trachy tfragmente  sind  bald  noch 
frisch,  bald  in  einem  mehr  oder  weniger  verwitterten  Zustande; 
mit  ihnen  verbunden  sind  vielfach  Fragmente  von  andern  Gesteinen, 
von  Grauwacke,  Thouschiefer,  Basalt.  Derlei  klastische  Trachytge- 
steine  sind   in  den  meisten   trachytischeu  Regionen  sehr  verbreitet. 

Daneben  gibt  es  wie  bei  den  klastischen  Felsitporphyrgebü- 
den  auch  Trachy tbreccien,  deren  in  der  Regel  eckige  Fragmente 
durch  ein  feste  und  harte  Masse  von  kry stall inischem  oder  schlacki- 
gem Trachyt  umschlossen  werden,  welcher  nicht  selten  genau  die- 
selbe Beschaffenheit  besitzt  wie  die  Fragmente.  Solche  Varietäten 
erscheinen  namentlich  bei  Vissegrad  in  Ungarn  (vgl.  Beudant,  Voyage 
min.  et  geol.  en  Hongne  III.  41 H),  sowie  im  Cantal  und  am  Mont 
Dor  in  Centralfrankreich. 

Im  engen  Zusammenhang  mit  den  Trachy  tbreccien  und  Tra- 
chytconglomeraten  steht  der 

TrachyüHff. 

Eine  bald  lockere,  bald  dichte  und  feste  klastische  Masse, 
welche  aus  zerkleinertem  trachy tiachem  Material  besteht  und  bald 
eine  kreideartig-erdige,   bald  eine  körnig-sandsteinartige,  bald  eine 


Trachyttuff.  ,  646 

feiu  breccienartige  Beschaffenheit  besitzt.  Durch  die  Zersetzung, 
welche  in  diesen  Massen  gespielt  hat,  erhalten  zumal  die  feinern 
Vaiietiiten  ein  oft  so  homogenes  Aussehen,  dass  man  sie  nur  schwer 
als  klastisch^'  Bildungen  erkennt.  Die  GeröUe  und  kleinen  Brocken 
vonlVachyt^  welche  sich  in  diesen  Tuffen  finden,  sind  häufig  durch 
die  Verwitterung  so  zersetzt,  dass  ihre  Contouren  kaum  mehr  er- 
kennbar sind,  und  dass  sie  nur  als  unregelmässig  begrenzte  Flecken 
auf  der  Bruchfläche  des  Gesteins  erscheinen. 

Die  Trachyttuffe  haben  vorherrschend  wdssliche  oder  licht- 
graue,  manchmal  aber  auch  ockergelbe,  braunrothe  oder  grünliche 
Farbe.  In  der  Masse  liegen  nicht  selten  auch  leicht  aussprengbare 
Krystallo  und  krystallinische  Bruchstücke  von  Sanidin,  Tlomblende, 
Magneteisenerz,  welche  sich  häufig  in  einem  wohlerhaltenen  Zu- 
stand befinden.  In  der  frischen  und  unveränderten  Beschaffenheit 
der  8anidinkr}'stalle  in  den  Trachyttuffen  des  Siebengebirges,  deren 
Kanten  und  Kcken  ganz  frisch,  deren  Flächen  völlig  glatt  und 
glänzend  sind,  sieht  Bischof  den  Beweis,  dass  sie  nicht  aus  zer- 
trümmerten Truchytgesteinen,  in  denen  sie  nie  in  solcher  Vollkom- 
menheit vorkommen,  herrühren  können,  da  sie  sonst  ihre  scharfe 
Ausbildung  eingebüsst  haben  müssten,  sondern  dass  sie  vielmehr 
spätere  Bildungen  an  Ort  und  Stelle  auf  nassem  Wege  seien,  indem 
innerhalb  des  Trachytconglomernt  eine  Regeneration  des  Feldspaths 
erfolgt  sei  (Lehrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geol.  (2.  Aufl.)  II.  436).  Ist 
auch  die  Möglichkeit  von  Feldspathneubildungen  auf  diesem  Wege 
gewiss  nicht  im  mindesten  zu  bezweifeln  (vgl.  Bd.  I.  1 63),  so  liegt 
es  doch  nahe,  die  Frage  aufzuwerfen,  warum  denn  das  Product  der 
Neubildung  nicht  Adular  oder  Orthoklas,  wie  an  allen  andern 
Punkten«  wo  Feldspathe  auf  nassem  Wege  krystallisiren,  sondern 
gerade  der  für  Trachytgesteine  charakteristische  Sanidin  ist,  fär 
welchen  bis  jetzt  kein  unzweifelhaft  erwiesener  Fall  einer  Neubil- 
dung vorliegt. 

Von  den  IVachyttuffen  des  Siebengebirges  besitzen  wir  zwei 
Analysen,  welche  sich  beide  auf  die  weissliche,  dünngeschichtete, 
last  homogen  erscheinende  Tuffmasse  der  Ofenkuhlen  beziehen. 

I.  von  (t.  Bischof,  Lehrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geologie  (l.  Aufl.) 
11.  21S(;. 

II.  von  V.  der  Marck,  Verband!,  des  naturh.  Ver.  d,  preuss. 
Kheiul.  u.  Westph.  IX.   1852.  451. 

Zirkel,  Petro^raphie.    11.  Ql^ 


546 


Trachyttuff. 

I. 

n. 

Kieselsäure 

.     .     62.83 

66.39 

Thonerde 

.     21.55 

17.74 

Eisenoxyd 

4.11 

4.97 

Kalk     .     . 

0.72 

0.53 

Magnesia  . 

0.42 

0.47 

Kali      .     . 

3.35 

3.05 

Natron 

3.02 

1.94 

Wasser      . 

4.19 
lÖ0;i9 

4.89 
99.98 

Von  der  Marck  bestimmte  ausserdem  in  II :  Chlor  O.Ol  2 ; 
Schwefelsäure  0.004  und  eine  Spur  von  Fluor.  Schnabel  bestimmte 
den  Wassergehalt  desselben  Gesteins  zu  4.99  pct.  und  erhielt  eben- 
falls Chlor,  Schwefelsäure  und  Phosphorsäure  in  geringen  Mengen. 
Berechnet  man  diese  Analysen  für  den  wasserfreien  Zustand  and 
vergleicht  sie  mit  denen  der  Siebengebirgs-Trachyte  und  -Andante 
(S.  182  u.  212),  so  ergibt  sich  in  den  Tuffen  namentlich  eine  rela- 
tive Vermehrung  des  Thonerde-  und  Verminderung  des  Natronge- 
halts ;   dieses  Alkali   offenbar  als  Silicat  ausgeschieden. 

Der  Trachyttuff  ist  stets  deutlich  geschichtet.  Wie  die  Bree- 
cien  und  Conglomerate,  so  enthalten  auch  diese  Tuffe  hier  und  da 
Bruchstücke  fremdartiger  Gesteine.  An  einigen  Localitäten  nm- 
schliessen  sie  fossile  organische  Reste;  so  finden  sich  in  den  fein- 
körnigen Trachyttuffen  des  Siebengebirges  Abdrücke  von  tertiären 
Dicotyledonblättem  und  braunkohlenartiges  Holz.  Nicht  selten  sind 
Nester  und  Trümer  von  Opal  in  den  trachytischen  Tuffen  und 
Conglomeraten :  die  bekannten  edlen  Opale  von  Czerwenitza  zwi- 
schen Kaschau  und  Eperies  in  Ungarn  kommen  als  Schnüre  and 
Nester  innerhalb  eines  grauen  I  rachyttiiffs  vor,  ähnlich  ist  das 
Auftreten  der  Opale  im  Cantal,  am  Mont  Dor  und  in  den  Euganeen: 
im  Siebengebirge  erscheinen  ebenfalls  am  Langenberg  und  am  Ab- 
hang der  Casseler  Heide  mehrere  Gänge  von   Opaljaspis. 

Hauptlagerorte  der  klastischen  Trachytgesteine  sind: 

Das  Siebengebirge  am  Rhein,  wo  namentlich  im  Mittelbach- 
thale  zwischen  dem  Drachenfels,  der  Wolkenburg  und  dem  Petera- 
berg in  der  unmittelbaren  Nähe  der  grossen  Trachyt-  und  Anderit- 
berge  eine  jüngere  zusammenhängende  Masse  von  Trachyttuff  and 
-Conglomerat  lagert;    diese  Gebilde   stellen   sich  als  ein  Glied  der 


Trachyttaff.  «  547 

Braunkohlenformation  dar,  deren  tiefste  Sand-  und  Thonschichten 
sie  bedecken  und  hängen  innig  mit  dem  Basalteonglomerat  zu- 
sammeu.  Wenige  Trachytgänge  (5  an  der  Zahl)  und  zahlreiche  Ba- 
saltgänge durchsetzen  die  Trachyttnffe  (vgl.  Y.  Dechen,  Geogn. 
Führer  in  das  Siebeugebirge  166  ff.).  Leonard  Homer  and  nach 
ihm  vom  Rath  betrachten  die  Trachyttnffe  als  älteste  volkanische 
Tuffbildungen^  welche  dem  Hervortreten  der  festen  Trachyte  in 
Doniform  vorangegangen  seien,  Nöggerath  und  v.  Dechen  halten 
sie,  worauf  auch  die  Lagerungs Verhältnisse  mit  Deutlichkeit  ver- 
weisen, für  spätere  Bildungen  und  zwar  für  TrOmmergesteine,  her- 
vorgegangen aus  der  Zerstörung  der  altem  festen  Trachyte  an  der 
Oberflächo,  und  die  darin  aufsetzenden  Trachytgänge  nur  für  ver- 
spätete Eruptionen.  Bis  jetzt  hat  man  unter  den  Fragmenten  des 
Trachytconglomerat  mit  Sicherheit  noch  keine  Varietät  gefunden, 
welche  sich  nicht  auf  eine  der  im  Siebengebirge  anstehenden  A\f- 
ünderungen  zurückführen  Hesse  (über  die  petrographische  Beschaf- 
fenheit vgl.  V.  Dechen  a.  a.  0.  238.  242). 

Im  Gantal  und  am  Mont  Der  in  Gentralfrankreich,  mehrmals 
in  ausgezeichneter  Weise  abwechselnd  mit  krystallinischen  Tra- 
chytgesteinen. 

In  den  Euganeen  im  nordöstlichen  Italien. 

In  den  Trachytregionen  des  nördlichen  Ungarn  um  Schemnitz, 
Tokaj  u.  s.  w.  Der  Porphyre  molaire  Bendants  von  SÄros-Pata)c 
ist  eine  quarztrachytische  Breccie,  welche  von  Kieselsäure  durch- 
drungen eine  solche  Festigkeit  erlangt  hat,  dass  sie  zur  Herrich- 
tung von  Mühlsteinen  tauglich  ist.  Zahlreiche  darin  eingeschlossene 
FoHsilreste,  Gerithien,  Gardien,  Pecten  weisen  auf  ihre  marine  Ab- 
lagerung hin  (vgl.  Szabo,  Jahrb.  d.  geol.  R^nst.  XYI.  1866.  91). 

Phonolithtiff  mi  PhMditkc«iglMient. 

I)er  P  h  o  n  o  1  i  t  h  t  u  f  f  ist  eine  weissliohgraue  oder  bräunlich- 
graue,  auf  das  feinste  zerriebene  phonolithische  Masse  von  meist 
mürber  oder  erdiger  Beschafifenheit,  welche  gewöhnlich  undeutlich 
begrenzte,  verwitterte  Bruchstücke  von  Phonolith,  sowie  Krystalle 
luul  Krystalllragmente  von  Sanidin,  Hornblende,  Augit,  Glimmer, 
auch  wohl  Kaolinconcretionen  umschliesst;  die  Phonolithtuffe  des 
Hegau  enthalten  daneben  auch  zahlreiche  Brocken  von  Granit, 
Gneiss,  Jurakalk,  Molasse,  Gesteinen,  die  alle  in  der  nähern  oder 


648  PhonolithtufiF,  Bimsteinconglomerat. 

entferntem  Umgegend  anstehen.  Die  Phonolithtuffmasse  ist  manch- 
mal mit  kohlensaurem  Kalk  imprägnirt,  der  sich  bei  Behandlung 
mit  Säuren  durch  Brausen  zu  erkennen  gibt ;  dabei  löst  sich,  wie 
bei  dem  krystallinischen  Phonolith  die  Masse  znni  Theil  unter  Ab- 
scheidung von  Kieselgallerte  auf. 

Phonolithconfrloraerat  besteht  aus  eckigen  und  abge- 
rundeten meist  ziemlich  deutlich  begrenzten  Fragmenten  von  Pho- 
nolith, die  durch  feinzerriebenen  Phonolithschutt  oder  durch  ein 
kalkig- thoniges  Cäraent  verbunden  sind. 

Diese  klastischen  Phonolithgesteine  lagern  meist  am  Foss  der 
Berge  von  festem  Phonolith,  so: 

In  dem  Rhöngebirge  in  dem  Thale  zwischen  der  Milseburg, 
dem  Schafstein,  der  Teufelswand  und  der  Abtsroder  Kuppe  als 
eine  ansehnliche  Ablagerung. 

Im  Hegau  (vgl.  Walchner,  Handbuch  der  Geognosie  2.  Aufl. 
S.  81  ;  Quenstedt,  Epochen  der  Natur  174;  G.  Leonhard,  geogn. 
Skizze  des  Grossh.  Baden  38 ;  v.  Cotta  im  N.  Jahrb.  f.  Min.  1853. 
684);  am  Hohcnkrähen  bei  Mühlhausen  enthalten  die  Phonolith- 
tuffe  Pflanzenreste,  die  nach  Heer  mit  denen  der  obem  Molasse 
der  Schweiz  übereinstimmen. 

Im  böhmischen  Mittelgebirge  in  den  Umgebungen  von  Teplita. 

In  den  Umgebungen  des  Mont  Mezenc  in  Centralfrankreich 
nach  Theobald. 

Bimsteineonglomcrat. 

Der  Hauptsache  nach  aus  eckigen  Fragmenten  und  rand- 
lichen Gerollen  von  Bimstein  bestehend,  mit  welchen  nicht  selten 
Bruchstücke  von  Obsidian,  Perlit,  Quarztrachyt  und  Trachyt  Ter- 
mengt  sind. 

Die  Verbindungsweise  der  klastischen  Elemente  ist  eine  mehr- 
fache: bald  ist  kein  deutlich  sichtbares  Bindemittel  vorhanden,  son- 
dern die  Bimsteiiie  liegen  so  eng  an  einander  gefügt  und  in  eio- 
andor  geflösst,  dass  die  Masse  gar  kein  conglomcratartiges  Aussehen 
besitzt  und  nur  die  verschiedene  Richtung  der  Fasern  bei  den 
einzelnen  Bimsteinstücken  ihre  Zusammensetzung  aus  klastischen 
Elementen  offenbart;  derlei  Gesteine  erscheinen  bei  Sirok  im  Hewe- 
rer  Comitat  in  Ungarn.  Bei  andern  Bimsteinconglomeraten  sind  die 
Bimsteintrümer  entweder  unmittelbar  lose  mit  einander  verbunden 


Birosteintaff.  549 

oder  durch  ein  erdiges  tuffartiges,  meist  aus  fein  zerriebenem  Bim - 
Steinschutt  bestehendes  Bindemittel  mit  einander  verkittet.  So  z.  B. 
in  don  von  den  Vulkanen  um  den  Laacher  See  stammenden  Bim- 
8teinal)l<i<iif(*iungen  im  Becken  von  Neuwied,  Engers,  Bendorf  am 
Rhein.  ,Sehr  verbreitet  am  Südrande  der  Karpathen  in  Ungarn,  wo 
diese  Gebilde  bei  St.  Peter  eine  Mächtigkeit  von  120  Fuss  erreichen. 
(iewisse  Himsteinconglomerate  aus  Ungarn  (namentlich  um 
Sclieiiinitz  am  alten  Schlosse  und  bei  Tallya  unweit  Tokaj),  welche 
auch  Perlit-  und  Quarztrachytbruchstücke  enthalten,  besitzen  ein 
glasig  ol)sidianartiges  Cämcnt,  in  welches  diese  klastischen  Gesteins- 
eleniente  allmählich  verfliessen.  Diese  Conglomerate  scheinen  sich 
rürksiclitlich  ihrer  Entstehung  an  die  Trachytconglomerate  mit 
krvstallinischem  Trachytbindemittel   (S.  544)  anzuschliessen. 

BimstointniT. 

Gell)licbweiss  und  graulichweiss  gefärbte,  erdige  oder  dichte, 
aus  sandartii^  bis  ?taubartig  zerriebenen  Binisteintheilchen  zusam- 
meniir* '^^et/te  Masse,  welche  auch  gewöhnlich  kleine,  mehr  oder 
wenii^er  (butlich  erkennbare  Bröckchen  von  Bimstein,  Trachjrt, 
Sanidinkörner,  Glimnierschuppen  oder  Magneteisenkörner,  enthält. 
Die  feinsron  und  reinsten  Bimsteintuffe  erscheinen  thonartig  oder 
mergelig,  tast  wie  Kreide  oder  Tripel.  In  manchen  Bimsteintuffen 
hat  sich  dor  feine  Staub  zu  kleinen  Kügelchen  mit  concentrisch- 
scliaalii(tr  Textur  zusammengeballt,  zu  sog.  Pisolithen,  ganz  denen 
.ihnb(b.  wie  sie  sich  jetzt  noch  bilden,  wenn  es  bei  vulkanischen 
AschenJalb'n  zugleich  regnet. 

Nieren  von  Jaspopal  und  Stammtheile,  zu  Holzopal  verkieselt, 
komüien  in  manchen  Bimsteintuffablagerungen  vor,  letztere  z.  B. 
nu>_i('/ei(  hnet  in  denen  Ungarns;  sie  deuten  auf  Kieselsäure- Ab- 
kehr!.lun^  durch  Zersetzung.  Auch  umschliessen  die  Bimsteintuffe 
iiuhl  .^rltiii  Reste  von  Meere.^conchylien  und  Ehrenberg  hat  nach- 
mwirMn.  dass  um  nebe  solcher  Tuffe  Kieselpanzer  von  Diatomeen 
bi>,\»il(Mi  in  verb:iltnis.-tm;issig  grosser  Menge  enthalten  (z.B.  der 
nimsieiniiiir  /w  istluMi  Neapel  und  Puzzuoli,  der  vom  llochsimmer 
bei  .\bi,\('n  am  Laaeber  See  (Monatsber.  der  Akad.  d.  Wiss.  zu 
Ibrliii  l'M.  :\-24:  18o(^  ool).  In  dem  letztern  Tuff  befinden  sich 
(bc  Intufjorien  im  deutlieh  gefritteten  Zustande,  wie  man  sie  durch 
(Hüben  der  Inlusurien-Erden  im  Ofen  erhält.  Nach  Eckhard  finden 


550  Bim  Steintuff,  Pausilipptuff. 

sich  auch  in  den  Bimsteinlagerh  im  Lahnthal  bei  Marburg  Infa- 
Rorienkieselpanzer  (Pogg.  Ann.  LXXIX.  322). 

Bimsteinconglomerat  und  Bimsteintuff  sind  räumlich  eng  mit 
einander  verbunden;  die  Hauptlagerorte  sind: 

Am  Rhein  in  den  Umgebungen  des  Laacher  See,  namentiich 
im  Becken  von  Neuwied.  Nach  v.  Dechen  ünden  sich  die  Bimstein- 
tuffe  zerstreut  über  ein  40  Quadratmeilen  ausgedehntes  Grebiet 
(Geogn.  Führer  zu  dem  Laacher  See  1864.  445). 

In  Ungarn  in  den  Umgebungen  von  Schemnitz,  Neusohl  and 
Tokaj  in  weiter  Verbreitung  gelagert  (Beudant,  Voyage  min.  en 
Hongrie  III.  427).  Die  zu  thonigen  Massen  zersetzten  feinen  Bim- 
steintulfe enthalten  die  Holzopale. 

Am  Mont  Dor  in  der  Auvergne. 

Zu  diesen  Bimsteintuffen  gehören  auch  die  in  der  Umgegend 
von  Neapel  unter  dem  Namen  Pausilipptuff  (weil  sich  in  ihnen 
die  Grotte  von  Pausilippo  befindet)  bekannten  Gesteine,  welche  die 
meisten  Krater  der  phlegräischen  Felder,  die  ganze  Bergreihe  vom 
Capo  di  Chino  bis  zum  Vorgebirge  des  Pausilippo  zusammensetzen 
und  auch  um  den  Vesuv  und  den  Epomeo  auf  Ischia  bedeutende 
Ablagerungen  bilden.  Von  diesem  Pausilipptuff  besitzen  wir  einige 
Analysen;  Abich  (Vulkanische  Erscheinungen  1841.  92)  untersuchte 
das  in  Säuren  lösliche  bei  mehrern  Varietäten,  Rammeisberg  ver^ 
anstaltete  eine  Bauschanalyso  des  Pausilipptuff  (Mittheilung  an  Roth 
1860),  welche  ergab:  Kieselsäure  53.27;  Thonerde  15.53;  Eisen- 
oxyd  4.37;  Manganoxyd  0.54;  Kalk  3.10;  Magnesia  0.68;  Kali 
8.22;  Natron  Spur;  Wasser  9.84;  Kohlensäure  3.16  (98.71).  Das 
spec.  Gewicht  eines  gelben  Pausilipptuff  ist  nach  Abich  2.456; 
eines  weissen  2.521  ;  eines  vom  Epomeo   auf  Ischia  2.527. 

Mit  diesem  Pausilipptuff  steht  auch  Manches  der  P  u  z  z  o  l  a  n 
genannten  Massen  in  Verbindung.  Ein  weisser  zerreiblicher  Bimstein- 
tuff auf  der  Insel  Teneriffa  wird  dort  Tosca  genannt. 

Trass. 

(Duckstein,  Tuffstein.) 

Ein  dem  Himstointuff  sehr  nahe  verwandtes  Gestein,  eine 
unrein  gelbe,  ins  graue  oder  braune  ziehende,  matte,  erdige,  bald 
mehr  dichte  bald  poröse  Masse,  welche  viele  Bimsteinfragmente 
einschliesst.  Sie  enthält  hin  und  wieder  kleinere  und  selbst  grössere 


Trasii, 


iftl 


Bruchstücke  von  Orauwacke,  Thonschi^er,  Basült^  poröser  banal' 
tischer  Lava,  auch  Krystalle  uikI  KrystalLfragmente  vöu  Sutiidin^ 
Augit,  Hornblende,  Glimmer,  Hauyu.  Ziemlich  häufig  sind  Ein- 
schlüsse von  ganz  oder  halb  verkohlten  dicut\Iedoni scheu  Stämmen 
und  Aesten,  welche  meist  noch  ihre  ursprüngliche  Rundung  ht^ 
sitzen  und  dann  selbst  mit  der  Rinde  gut  erhalten  ftindi  seltener 
erscheinen  Blätter.  Nach  Göppert  ecbeiiien  diej*e  vegetabilischen 
Reste  sämmtlich  noch  labenden  Pflan'^easpecies  anzugehören. 

Die  Trassmaä^e  klebt  stark  au  der  Zungen  vor  demLüthrohr 
schmilzt  sie  zu  fein  acliwiimraigem,  grauem  *ider  braunem  Einail, 
Analysen  sind: 

I.  Trass  von  Andernach  (Plaidt  und  Krutt);  H.  Bley,  Archiv 
f.   Pharm,  von  Wackenn.der  u.  Bley  (2)  XL.   1844.  251*. 

IL  Trass  aus  dem  Brohlthal;  Elaner,  Journal  i\  pr.  Chemie 
XXXm.   1844.  2K 

IIL  Tras8  von  Anderaach  (Plaidt  und  Kmft) ;  Chatonej^  u* 
Rivot,  Annales  des  mine«  (5)  IX.  I85f>.  fi29. 

IV.  Trass  von  Andernach  (Plaidt  undKruft);   diei.,  ebendaj, 

V.  Blauer  Traas  (BuckBiein)  von  Plaidt;  Hilt,  w  Dechen, 
geogn.  Führer  zu  dem  Laacher  See  1864,  BIK^, 


L 

n. 

IIL 

IV- 

V, 

Kieselsäure  , 

54,^0 

48.94 

57.5 

54.0 

53.07 

Thonerde 

8,73 

18.95 

10.1 

16.5 

1B.28 

Eisenoxyd    .     , 

14,80 

12.34 

.^.ft 

6.1 

3.43  (Fe) 

Manganoxydnl  . 

— 

— 

— 

— 

0,58 

1 

Kalk  .     .     -     . 

1.67 

5.41 

7.7 

4.0 

L24 

Magnesia 

O.dH 

2A2 

l.l 

0,7 

1.31 

Kali    .     .     .     . 
Natron     .     .     . 

Wasser    . 

a.4i 

0.37  [ 
3.56  1 

7.65 

6J 
12,6 

10,0 
7.T 

I.IT 
3.73 

i2.7e 

100.00 

9n,64 

99,3 

R9.0 

98.69 

Die  Zusammen  Setzung  scheint  also,  wie  die«  ui  der  Natur  der 
Sache  lie^t,  eine  sehr  wechselndt!  ssu  sein.  Ebner  fa-nd  UÄch  Abzug 
des  Wassers  49,01  in  Hakaäure  leibliche  und  42.1^^  darin  unlöR- 
lichelheile;  nach  Chatimey  und  Rivot  entlialt  III  34,2  nnlosliche, 
IV  HO  pc^  unlüBliche  Theile.  0  führt  eine  Spur  von  Ammoniaks 
In  V  sind  53.79  imlöilicbe  Theile;  daa  Wasser  in  V  enthielt  Spulten 


552  Trass. 

von  Ammoniak,  Schwefelsäure  und  Chlor.  Ein  Trass  aus  dem  Haua- 
bornthale  zwischen  Winningen  und  Rübenach  enthielt  nachLandolt 
60.49   Kieselsäure  und  nur  1.33  Wasser. 

Höchst  wahrscheinlich  gehören  die  von  Schaf häutl  als  sog. 
TrcTss  aufgeführten  Gesteine  aus  dem  Ries  bei  Nördlingen  in  Bayern, 
welche  vielfach  mit  Graniten  in  Zusammenhang  stehen,  z.  Th.  auch 
Gänge  darin  bilden,  gar  nicht  hierher;  er  fand  in  einer  Varietät 
67.55  Kieselsäure  sowie  nur  1.34  Wasser  und  unterschied  darin 
drei  Gemcngtheile :  eine  gelbliche,  amorphe,  häuiig  körnige  Masse 
von  wachsfihnlichem  Thon,  und  mehr  weissen  durchscheinenden 
Tlion,  welcher  sich  vor  dem  Löthrohr  unter  lautem  Geräusch  auf- 
bläht und  dann  schwer  schmilzt,  beide  durchwoben  von  lavendel- 
blauer oft  pechschwarzer  Masst?  mit  ausgezeichnetem  Fettglauz  und 
schlackigen  Blasen,  welche  vor  dem  Löthrohr  unter  Verlust  der 
Farbe  schmilzt ;  Schafhäutl  glaubt,  dass  die  gelbliche  und  die  pech- 
steinartige  Masse  nur  verschiedene  Zustände  derselben  Substanz 
seien  fX.  Jahrb.  f.  Min.  1849.  661,  wo  auch  Analysen  mitgetheilt 
sind).  Früher  schon  hatte  auch  Rumpf  Untersuchungen  und  Ana^ 
lyson  über  diese  Gesteine  angestellt  ebendas.  1844.  325;  auch  die 
von  ihm  analysirte  Masse  enthielt  schlackige  schwarzgraue  Stücke. 
Neuerdings  hat  Röthe  über  diese  sog.  Trasse  berichtet,  X.  Jahrb. 
f.  Min.  1863.  177;  auch  Dclcsse  hat  sich  darüber  geäussert  eben- 
das.  1850.  314. 

In  den  Umgebungen  des  Laacher  See  bildet  der  Trass,  wel- 
cher als  ausgezeichnet  hydraulischer  Mörtel  Vorwendung  findet, 
michtige  und  ausgedehnte  Ablagerungen,  so  im  Brohlthal,  welches 
bei  Brohl  in  den  Rhein  mündet,  im  Tönnissteiner  Thal,  welches 
sich  an  jenes  anschliesst,  im  Gebiet  der  Nette  und  um  die  Dörfer 
I'laidt,  Kruft  und  Kretz.  Das  Bindemittel  der  Rimsteinconglomerate 
in  dem  gegenüberliegenden  Hecken  von  Neuwied  ist  grösstentheils 
trnssartiger  Natur.  Der  Trass,  dessen  Ablagerungen  in  den  Thälem 
förmlich  stromariig  sind,  ist  wahrscheinlich  ursprünglich  im  Zu- 
stande ein«T  mojaartigen  Schhimmlava  gewesen,  wie  sie  die  vul- 
kanischen Eruptionen  Südamericas  nuch  heutzutage  liefern.  Stei- 
niiiger  -die  erloschenen  \'ulkane  in  der  Eitel  und  am  Niederrhein 
1820.  104)  hatte  zuerst  dem  Trass  diesen  Ursprung  zuerkannt, 
für  Welchen  sich  auch  später  v.  Oeynhausen  in  seinen  Erläute- 
rungen   zu   der   geognostisch-orographischen  Karte   der   Umgegend 


Latent,  Bimsttitigferol).  553 

des  Laacber  See  (184T)  entschied,  VgL  ,t,  Declien,  Geogn.  Führer 
zu  dem  Laudier  See   IBtU,  232.  B^l. 

Es  Hiu  noch  bemerkt,  dass  wich  dt-r  Meinmig  von  BiscUüf 
die  Pflajivieijreste  In  dem  Tratis  gev^iss  uiüht  durch  vulkanische 
Hitze,  süudwrii  iiuf  nÄaseiti  ^^*€ge  verkohlt  seien  (cbem.  u.  phys, 
Geolugie   LAu«.  IL  2242). 

Nach  Grtreiiough  ist  der  in  lüdieti  verbreitete  ruthe*  oft.  jei*^gel- 
lüthe  sul^^  Laterit  dem  rheinischen  TrasH  oder  dem  it-nliäuifldwu 
Peperiu  oiler  PuÄ-jculan  ähnheh ;  er  findet  sich  in  Midttec»,  Siain, 
Sumatra,  Siugaport,  und  bildtst  die  höchsten  üstllcht*!!  üud  wmi'- 
hehen  Gipfel  der  Ghauts  iu  einer  itiittlern  Mächtigkeit  von  100  engL 
Fusö.  In  Travanci^re  uinscbliesst  er  50^*iOFu»fl  mächtige  Brauii- 
kohlenflötze  (Comptey  lenditi^  XTj,  1855.  ;^4h),  \>L  über  dieses 
Gebilde  auch  Hislup  und  Hunter  im  Qaart,  journ,  ol  the  geoL  suc,  XL 
1855.353;  es  scheinen  übrigens  Gesteine  höchst  verschiedena^tiJ^^er 
Natur  als  Latent  bezeichnet  zu  werden  ;  ^*  B>  durch  Eiaciioxyd  ge- 
färbte 1  haue,  wnlche  ZwifchenBchichten  Kwiacbcn  Hasalt-  und  !*nva- 
decken  bilden,  aus  denen  sie  dorch  XcrstetKung  hervörgegimgen 
sind  (vgh  Lyell,  Elenients  of  geology  1805.  BDB),  Nach  den  Gebr. 
Schlagintweit  ist  im  Dekkan  und  lüinkan  der  L«tt»rit  durch  Zer- 
setzung möudelsleinarliger  Truppe  entirtundenT  in  welche  er  Ueher^ 
gänge  bildet,  wogegen  er  in  iMysc^re  durch  Umwandlung  krystal- 
11  nischer  Sebieler  gebildet  sein  soll,  deren  Bestand t heile  dann  noch 
wahrgenommen  werden  können;  bei  Nagugiri,  Arci4  und  Madra« 
ist  er  gar  nur  dn  CottglomcrÄt  iron  Sandsteingerölleu,  die  duich 
ein  rothes  zelUges  Cämeut  ^on  l'jiaenoxydhydrat  verkittet  sind 
(Zeitschr.  f.  allgem,  Erdkunde  1H55,  V.   l«ü), 

BimsteiogpröH  und  Uimstehmaail 

Lose  AnhÄittnngefn  vrju  gröaaern  und  kleineru  Binisteinstilcken 
sind  viel  verbreitert  in  der  l 'nigegend  thittiger  und  erhjschi?ner  \  ul~ 
kane,  z.  B»  in  Süditalieu,  auf  Island,  Teneriflii^  in  den  Umgebungen 
des  Laaijher  See,  wo  sich  von  dem  Krater  des  lirufter  Oieu  die 
ninistiMnauswürfhnge  über  einen  grosHen  Theil  des  benachbarten 
Rlieintlutl^  bi^  nach  Nassau  hinein  verbreiten ;  selbst  bis  in  die 
(icgeiid  vnn  Marburg  und  Giessen  lassen  sie  sich  verfidgeu  (Fr,  K. 
Schilur,  die  Bintsteinkömer  bei  Marburg  in  llesaeu  nnd  deren  Ab- 
stammung aus  Vuikjinen  der  Eifei,    Marburg  1651,  auch  Journ.  f. 


554  Quarztrachytsandi  Alaunstein. 

pr.  Chemie  1851.  TiV.  18).  Gewaltige  Massen  von  lockenn  Bim- 
steingeschütt,  aus  kleinem  Stücken  und  grossem  Blöcken  von  3 — 6 
Fuss  Durchmesser  bestehend,  lagern  an  den  Ufern  des  Taupo-See 
auf  der  Nordinsel  Neuseelands,  wo  sie  stellenweise  2 — 300  Fus» 
Mächtigkeit  erlangen  (v.  Hochstetter,  Geologie  von  Neuseeland 
18()4.   107). 

Quarztrachytsand. 

Das  östliche  Ufer  des  Taupo-See  in  Neuseeland  ist  mit  einein 
feinern  oder  grobem  Sand  bedeckt,  der  aus  Bruchstücken  von 
sauertrachytischen  Gesteinen  und  deren  Gemengtheilen  besteht;  er 
enthält  langfaserige  seidenglänzende  Bimsteinstückchcn,  Bröckeben 
dunkler  Quarztrachyte,  Bruchstücke  von  weissem  oder  gelbem  Sani- 
diu,  grüne  und  schwarze  Obsidianscherben,  eisenschwarze  Iserin- 
köruchen,  Sand  von  titanhaitigem  Magueteisen,  kleine  violette  und 
lavendelblaue  Bruchstücke  von  lithoidischem  Quarztrachyt,  rauch- 
graue, bläulichgraue  und  wasserklare  farbenspielende  Quarzkörner, 
mitunter  Glimmerstiiubchen  oder  Homblendesüulchen ;  ausserdem 
kleine  dünne  längliche  Sanidinkiystalle,  wohlaupgebildet  nach  dem 
Bavenoer  Zwillingsgesetz,  welche  wahrscheinlich  die  Hohlräume 
poröser  Quarztrachyte  bekleidet  haben,  wie  die  Bavenoer  Ortho- 
klaszwillinge in  denen  der  Granite  erscheinen  (Zirkel  in  v.  Hoch- 
stetter's  Geologie  von  Neuseeland  1864.   123). 

Alannstcin. 

(Alaunfels,  Pietra  della  Tolfa.) 

Der  Alaunstein  ist  eine  weissliche,  gelbliche  oder  röthlich- 
graue  Masse  von  bald  erdiger  und  weicher,  bald  feinkörniger  oder 
dichter  BeschaiFenheit,  im  wesentlichen  ein  mit  Alunit  gemengter 
IVachyttuif  oder  Bimsteintuff.  Der  Alunit  bildet  entweder  ein 
inniges  Gemenge  mit  der  thonst einähnlichen  Tuffmasse  oder  er- 
scheint in  feinen  Körnchen  eingesprengt,  oder  in  kleinen,  oft  krumm- 
flächigen und  zu  Drusen  gruppirten  Krystallen  auf  den  Innenwän- 
den der  Poren,  Zellen  oder  Klüfte,  an  denen  das  Gestein  stellen- 
weise selir  reich  ist.  An  der  Cava  gregoriana  bei  .Tolfa  wird  der 
Alaunstein  von  unten  bis  zu  0  Fuss  mächtigen,  nach  oben  sich  ver- 
zweigenden Giingen  von  Alunit  durchschwärmt.  Neben  dem  Alunit 
tritt  bei  Tolfa    auch    der    ähnliche    Löwigit    in    dem  Gesteine  auf. 


Alaunstein. 


S55 


Kieselsänre  imprllgiiirt  nhht  aelten  die  Masse  sti  rekhlicB,  dass  «ifl 
Glas  ritzt  und  am  Stahl  Funken  gibt ;  Quarzkrystalle  sind  auch 
bisweilen  in  ziemlicher  Menge  eingesprengt,  oder  es  ziehen  müh 
Adern  und  Schnüre  von  Hornstein  oder  Cbalcedun  durch  da»  Ge- 
stein. Verkieaelte  Holzstücke  finden  sich  n«ch  Derscenye  {Beudaiit, 
Voyage  en  l^longrie  HK  465)  in  den  ungarischen  Alatinßteinen^  ein 
wichtiger  Beweis  für  deren  klastische  Natur,  IVüiner  von  Roth' 
eisenerz  kummen  auch  hier  und  da  darin  vor.  Der  vom  Mont  Dor 
umschliesat  au  einigeu  Stellen  demlich  reichUeh  Eügelchen  von 
Schwefel,  an  andern  kleine  Ki-ystaüe  von  Eisenkies. 

Der  Alaunstein  achmibst  entweder  vor  dem  Löthrohr  eu  weiBBeni 
Eraail  oder  wird  wem  und  erdig.  Analysen  sind  i 

I.  Alaunstein  von  Gloichenherg  in  Steieruiark ;  Fridaii,  Annal. 
d.  Chem.  u.  Pharm.  LXXVL   1850.    108. 

IL  Alaunstein  vom  Mont  I>or^   Gautier-Lacröze,   N.  Jahrln  C 

Min.   1864.  723. 

1,  II. 


Kieselsäure 

.     50.71 

(kieseliger 

Eüukitaiid) 

24.6fi 

Thonerde    .... 

.     I9.0ß 

Ü3.53 

Eisenoxyd ,     ,     .     . 

.       US 

1.93 

Kalk     ...... 

0,56 

— 

Magnesia    .... 

0.41 

• 

— 

Kali 

3.97 

5.69 

Wasser       .... 

7.23 

10»00 

Schwefelnäure      .     . 

1A.50 

25,5.^ 

Kieselsaures   Kali 

0.31 

Schwefel 

7.53 

Schwefelsaure  Magnesia 

0,09 

Verhißt 

1.31 

Chlormagneeium 

0,03 

— 

100,00  100,00 

Das  spec.  Gewicht  von  T  ist  2.371  (bei  23  %  das  von  11  2.481. 

Die  Alaunsteine  treten  im  Gebiet  trachytiacber  Gesteine  auf; 
in  Ungarn  namentlich  im  Beregher  und  Zeroplioer  Comitat  (hei 
Tokaj,  Musaj,  BereghszÄsz) ;  nach  Haberle  und  Beudant  hangen 
diese  Alaunsteine  auf  daa  innigste  mit  Trachyttufien  und  Bim^tein- 
cünglonieralen  zusammen,  v.  Richthofen  ( Jalirb.  der  k,  k,  geo).  R.aiiast. 
1861.  261)  betrachtet  den  Alaunstein  vou  Bene  bei  Berogh»^a8S5 
als  aus  einer  Umwandlung  von  fe«ttem  Quarztrachyt  h error geg angf?n ; 
ein  Alaun.^tein    von    Kawa  Tjiwidai   auf  Java    ist    nach   demselben 


55ß  Alaanstein. 

Forscher  w»1irscheinlich  nus  iinrrinoTn  Qnarzsandstein  entstandeD. 
In  der  Umcfebiing  des  Mout  Dor  in  der  Höhe  des  Dogne-Thales. 
auf  dem  Pic  de  Snncy:  in  Italien  hei  Piombino  nnd  bei  Toi fa  un- 
weit Civil a  Vocchia,  wo  die  Ahiunsteine  auf  das  innigste  mit  nlunit- 
freien  Trachyttuffi'n  und  Himsteinonglomeraten  verbunden  sind,  in 
welche  sie  aucli  übergehen,  und  sieh  oÜenb.ir  als  klastische  Gebilde 
darstellen.  Anders  ist  es  mit  dem  Alaunstein  von  Aegina,  welchen 
Virlet  besehrieh  (Cull.  de  la  soc.  geol.  II.  357):  er  ist  hier  ein 
Zersetzungsproduct  von  festem  trachytischem  oder  quarzt i*achyti* 
Bchem  Gestein,  welches  allerdings  durch  Auflockerung  eine  breccicn- 
ähnliche  Beschaffenheit  erlangt  hat.  Die  Verbandverhältnisi-e  des 
Gleichenberger  Alaunsteins  bedürfen  noch  näherer  Untersuchung. 
Seh wefel wasserst oflfexhjilationen  und  schwefelsaure  Gewässer  sind  e^ 
gewesen,  welche  die  trachytischen  Tuffe  zu  Alunit  umwandelten.  Nach 
der  Theorie  v.  Richthofens  haben  bei  den  ungarischen  Alaunsteinen 
fluorwasserstofVsMun»  Dämpfe  den  Act  der  Umwandlung  begonnen, 
alsdann  wurden  die  •gebildeten  Flur.rkieselsalze  durch  schwefelsaure 
oder  schwofeliiTsaure  Gase,  welche  mit  einem  grossen  Ueberscbn» 
von  Wassei<l;impf  vermengt  waren,  in  schwefelsaure  Salze  umge- 
wandelt. A.  Mitselh'rlich  wurde  durch  seine  Versuche  über  die 
künstliehe  Urzeugung  von  Alunit  und  Löwigit  zu  dem  Resultat 
geführt,  daris  zur  Ausbildung  dieser  Mineralien  erforderlich  sei  das 
Vorhandensein  vtui  Lcisungen  von  schwefelsaurer  Thonerde  und  von 
schwt"felsanreni  Kali,  ferner  eine  Tem])eratur  von  ISO^  und  ein 
Druck  von  unjrefähr  ?>  .\tmosphsiren. 

Rerlhi<T.    Alaunstein    von   Tiigarn.    Auual'S  des  mines  .U»  IT.  Ah9. 

Ilabi'rle,  (•l)»'ii(lar..  Schweigg-Ts  Journ.  XXI.   ir»l. 

Brudjint.  A'.>ya<n'  .11  Houjrri.-  II    2R4.  III.    Ufi. 

V  Kiclitliofon.    AlaiMisii  in  ans  Un'jani,  Jahrl».  d.  gfol.  K.unst.  IS61. 

liW  :    AlaiinNii'in    von    K:iwa  Tjiwidni  auf  Java.    Zeit^ohr.  d.  d. 

nr<.,)l.  <M.^.  ISIL*.  XIV.  :;i7. 
Iloin'.   Alann-^ti'in   von  Sii-lir-n^ür*»»'!!.   UuU   de   I:i   ««oe.  ;!ri>l.    II.   .Sr»0. 
Kritlaii.  Alii"n'<ti'in  von  CiJl»*ieh«-n)»erg.    Annal.  d.   Tlieui.  u.   Pharm. 

LXXVI.   I'm;. 
Vii'l"t.    \Iuun>t'in   \.   A»j.nna.   Hüll,  d«*  la  «oe.  gO'»l.   II.   Sfi". 
Suivaifo.   Alaunstein   v.  Miln.   Annales  des  Viiine«*  U'  X.  f^r». 
l'r.  lliitVinann.  Alaini-!oin  von  Vulcnnn  und  Lipari.  Ueher  dii»  giMjjrii. 

lii'scli.  iltT  lipari-elit-n  In-*. -In.  Leipzi*»'  1.^32. 
A.  Mit«.i'!iorlicli.  ülior  Alunit,  .Inurn.  f.  pr.  ("hem.  lAXXllI   l^ftl.  4ß4. 


Basaltconglomerat,  BaBalttuff.  557 

liasakcongUmcrat. 

lockige  und  abgerundete ,  meistens  etwas  verwitterte  Brach- 
st ücke  ])as:iltisclier  (Jesteine  von  verschiedener  Grösse  sind  durch 
ein  Bindemittel  zu  einem  mehr  oder  weniger  festen  Gestein  ver- 
bunden. Die  BasaltlVagmente  erreichen  nicht  selten  die  Dimensio- 
nen niiichtiger  Blöcke,  neben  ihnen  erscheinen  auch  oft  Bruch- 
stücke anderer  Gesteine  in  dem  Conglomerat.  Das  meist  erdige 
und  weiche  bis  zerreibliche,  schmutzig  ranchgraue,  mitunter  gelb- 
lich oder  rot  blich  gefärbte  Bindemittel  besteht  am  gewöhnlichsten 
aus  i eingeriebenem  oder  gescldämmtem  Schutt  basaltischer  Gesteine, 
ist  auch  wohl  von  thoniger  oder  mergeliger  Beschaffenheit,  bis- 
weilen ist  es  Kalkspath  oder  Aragonit,  welcher  als  Ciiment  auftritt, 
hl  eiiiigen  grobklastischen  Basaltgesteinen  von  breccienartiger  Na- 
tur werden  dii«  Trümmer  durch  eine  krystallinisch  -  feinkörnige, 
scheinbar  dichte  oder  schlackige  ßasaltmasse  cämentirt;  so  beschaf- 
ien  sind  namentlicli  die  Basaltbreccien,  welche  die  Saalbänder  von 
(rängen  darstellen  (vgl.  Felsitporphyrbreccie  S,  527 ,  Augitpor- 
})hyrliroccie  S.  543).  Das  Bindemittel  der  Basaltconglomerate  ist 
ni(  ht  seilen  von  Trümern  und  Adern  von  Kalkspath  durchzogen  ; 
bei  einigen  Vurkommnissen,  (z.  B.  Montecchio  maggiore  im  Venetia- 
nischen)  unischliesst  es  zahlreiche  verkieselte  oder  verkalkte  Con- 
chylien.  In  Ilolzopal  oder  Kalkspath  umgewandelte  oder  verkohlte 
Ilolzstücke  sind  auch  nicht  selten,  (z.  B.  am  Hohen  Seelbachskopf 
im  Siegenschen). 

Die  Basaltconglomerate,  welche  grösstentheils  deutliche  Schich- 
tung zeigen,  fehlen  wohl  in  keiner  basaltischen  Region.  Sie  er- 
weisen sich  theils  als  Reibungsproducte,  theils  als  zusammenge- 
schwenimter  Schutt  von  zerstörten  festen  Basaltmassen. 

Basalttnff. 

Der  Ba^alttuif  ist  ein  Basaltconglomerat  in  feinerm  Zustande. 
i-ine  feinkörnige  dichte  oder  erdige  zerriebene  und  meist  ziemlich 
/eis- tzte  Basall masse,  von  gewöhnlich  schmutzig-grauer  oder  gelb- 
liclibrauner  Farbe,  umschliesst  Körner  und  nussgrosse  Brocken  von 
la^altisclien  Gesteinen,  welche  sich  ebenfalls  sehr  häufig  in  einem 
v(>rg(MÜckten  Zustand  der  Zersetzung  befinden,  daher  sie  mürbe 
und  luüokelig,  schmutzig  grünlich-braun  oder  lederfarbig  erscheinen 
und  mit  ihren  Cuutouren  in  das  umgebende  Bindemittel  verfliessen. 


558  Uasalttuff. 

Das  Cäment  braust  in  der  Regel  ziemlich  stark  mit  S&nren. 
Mauchinal  besteht  der  Basalttuff  blos  aus  feingeriebenem  Material 
ohne  grössere  I^rocken  und  kommt  alsdann ,  wenn  er  nicht  von 
allzu  lockerer  Reschaffenhoit  ist,  der  Wacke,  dem  zersetzten  festen 
Basnh  (vgl.  S.  297)  in  seinem  Aussehen  sehr  nahe. 

l'er  Bnsalttuff  enthält  häufig  Bruchstücke  von  andern  in  der 
Nähe  befindlichen  Gesteinen  z.  B.  von  Kalksteinen  (in  der  schwi- 
bischeu  Alp),  auch  Krystalle  und  KiystAÜfragmente  von  Olivin, 
Augit  ,  Hornblende,  Cilimmer.  sowie  Magneteisenkörner ,  bisweilen 
auch  (iljiukonitkönu?r.  Adern,  Lugen  und  Nester  von  Steinmark. 
(rrünerde,  Kalkspath,  Aragonit,  Eisenspath,  Zeolithen  als  Zerse- 
tzungsproducte  sind  keine  seltene  Erscheinung,  auch  organische 
Reste  niauchi'acher  Art  worden  von  den  Basalttuffen  umschlossen,  so 
Süsswasser-  oder  Meeresconchylien,  Diatomeenpanzer,  Blattabdrücke, 
verkieselte  und  verkohlte  Hölzer  (z.  B.  am  Hohen  Seelbachskopf 
bei  Siegen ,  das  im  basaltischen  Tuff  von  Joachimsthal  bereits  im 
Jahre  1556  in  einer  Tiefe  von  140Lachtern  entdeckte  sog.  Sünd- 
fiuthholz)  u.  s.  w.  Cylindrische ,  stellenweise  mit  uadelförmigem 
Aragonit  ausgekleidete  Höhlungen  in  den  Basalttuffen  um  Siegbarg 
bei  Bonn  rühren  nach  Nöggorath  von  Baumstämmen  und  -Aesten 
her,  deren  Rinde  auf  der  Innenseite  der  Höhlungen  Abdrücke  hin- 
terlassen hat. 

Die  Basalttuffe  sind  stets  mehr  oder  wonig  deutlich,  oft  unter 
dem  Kintiusse  des  Wassers  in  sehr  ausgezeichneter  Weise  geschich- 
tet. Ihr  Material  scheint  theils  zerkleinerter  Schutt  von  zerstör- 
ten Basaltniassen,  theils  das  Pruduct  ehemaliger  vulkanischer  Elmp- 
tionen  zu  sein,  ähnlich  den  Lapilli  und  dem  vulkanischen  Sande. 
Sie  erscheinen  last  in  allen  basaltischen  Regionen,  vergesellschaftet 
mit  basaltischiMi  Coiiglonieraten ,  wechsellagernd  mit  Basaltdecken 
i»der  eint»  äussere  niantelförmige  Hülle  um  Basalteruptionen  dar- 
stellend. In  sehr  naher  Beziehung  stehen  die  Basalttuffe  zu  der 
Brannkohlenforniatiun,  so  z.  B.  im  Siebengebirge,  wo  sie  im  Verein 
mit  Traehyttuften  (vgl.  S.  54«»)  (vlieder  des  Braunkohlengebirges 
bilden ,  über  dessen  ältesten  Schichten  sie  lagern  (vgl.  Geognost. 
Führer  in  das  Siebengeb.  Ulli.  211).  Bei  Laubach  am  Vogelsge- 
birgo  iindt-t.  wie  v.  Leunhard  berichtet,  ein  siebenmaliger  Wechsel 
zwisch<>n  Basalt  tu fl'en  und  Braunkohlenilötzen  statt  (Basaltgebilde 
11.  rrj).     .Vusgezuichnet    sind    die   ebenialls  Brauukohlenilötze  füh- 


Peperin.  559 

rendeu  Basalttuffe  des  nördlichen  Böhmens,  welche  dort  gegen  die 
testen  Busaltmassen  bedeutend  vorwalten.  Nach  Quenstedt  füllen 
zwischen  Reutlingen  und  Boll  in  Würtemberg  Kalksteinbruchstücke 
umscliliessende  Basalttuffe  Spalten  und  Klüfte  im  Jurakalkstein  aus, 
welchen  sie  in  derselben  Gegend  in  Form  von  Kuppen  und  ausge- 
dehnten Decken  überlagern  (Neues  Jahrb.  f.  Min.   1842.  306). 

AI.  Brongniart  bezeichnete  mit  dem  Namen  Brecciole  ge- 
wisse stindsteinähnliche  Basalttuffe  im  Vicentinischen  (bei  Ronca, 
Montecchio  niaggiore,  Monte  Viale),  welche  zum  Theil  regelmässig 
mit  Nummuliten -Kalkstein  abwechseln  und  auch  selbst  organische 
L'eberreste  der  Nummulitenformation  enthalten  (Mem.  sur  les  ter- 
rains  de  sedimeut  superieurs  du    Vicentin,   Paris  1823). 

Peperin. 

Das  ursprünglich  mit  dem  Namen  Peperin  bezeichnete  Ge- 
stein ist  ein  Tuff  aus  dem  Albanergebirge  bei  Rom ,  welcher  sich 
durch  zahlreiche  und  oft  grosse  Krystalle  und  Krystallbruchstücke 
auszeichnet;  es  zeigt  eine  aschgraue,  gelblichgraue,  auch  wohl 
rothbraune  (irundmasse  von  feinerdiger,  weicher  und  wackenartiger 
Beschaffenheit,  in  welcher  in  grosser  Menge  frische  und  glänzende 
Krystalle  und  krystallinische  Fragmente  von  schwarzem  Glimmer, 
Kubelhin  ,  Augit ,  Leucit  und  feinvertheilte  Magueteisenkörner  lie- 
gen. LUeser  Peperin  des  Albanergebirgs  enthält  auch  als  sehr 
charakteristische  Einschlüsse  eckige  Bruchstücke  von  weissem  kör- 
nigem Dolomit  und  Kalkstein  sowie  runde  Geschiebe  und  eckige 
Stücke  (auch  wohl  schwere  Blöcke)  von  Basalt  und  Leucitophyr. 
Die  schwarzen  Glimmerblätter  erscheinen  nicht  selten  in  Form  von 
runden  oder  länglichen  Concretionen,  bisweilen  Augitkrystalle  oder 
^lagneteisenkörner  in  der  Mitte  umschliesseud.  Der  Peperin  im 
Albanergebirge  bildet  eine  mächtige  Ablageruug,  welche  ziemlich 
(ieutlicli  geschichtet  ist ;  Lagen  vulkanischer  Asche  liegen  zwischen 
(1(11   Pei)erinschichten. 

Leopold  V.  Buch,  welchem  wir  die  erste  ausführliche  Beschrei- 
bung dieses  (iesteins  verdanken  (Geognostische  Beobachtungen  auf 
R(isen  u.  s.  w.  11.  70)  hält  dafür,  dass  Eruptionen  von  vulkani- 
scher Asche,  (ilimmerkrystallen.  Kalksteinstücken  und  Basaltblöcken 
(las  Material  zu  diesen  Gesteinen  geliefert  haben,  welches  auf  dem 
Hoden   des   Meeres  verkittet  und  erhärtet  sei.     Ponzi  hat  dagegen 


5G0  Ppperin,  PalaponittuflF. 

durch  nachherige  Beobachtungen  festgestellt,  dass  der  im  Albaner 
Gebirgig  vorkotiimendc  Peperin  als  eine  Schlamnslava  zu  betrachten 
soi.  deren  Kruptioufipunkt  man  nni  Al>hang  des  Monte  Cavo  suchen 
müssi»,  von  wo  wiederholt  Ströme  ausgebrochen  seien  und  sirh 
schichtweise  in  weiter  Ausdehnung  übereinunder  gelagert   hätten. 

Sehr  richtig  bemerkt  Naumann :  *Aehnliche  (»esteiuo.  welch«: 
in  einer  braunen,  granen  oder  roUien  wackenähnlichon  Grundniasä« 
zahlreiche  und  oft  grosse  KrystÄÜe  und  Kry^tallbnich stücke  vun 
basaltischer  Hornblende,  Augit.  Oliviu,  (flimmer  oder  Rubellan  zu- 
gleich mit  liasultiragmentcn  umschliessen.  dürften  daher  gleichfalls 
als  Peperin  zu  bezeichui  n  sein,  indem  man  diesen  Namen  auf  alle 
dergleichen  tiiH'artigen  Gesteine  ausdehnt,  welche  durch  die  Menge 
von  krystallinisohen  Kins;chlüssen  ein  sehr  frische«,  unzersturtos 
und  glänzendes,  an  wirkliche  krystallinische  Gesteine  criiniemdes 
Ansehen  erluilten  und  wahrscheiulich  auf  ähnliche  \\  eise  ont*«tan- 
den   sind,  wie  der  Peperin  des  Albaner  Gebirgs.*  (Geognosie  I.  rt77). 

Von  diesen  Gesichtspunkten  ausgehend,  könnte  man  die  durch 
ihren  Gehalt  an  Uubellau,  basaltischer  Hornblende  und  Augit  aus- 
gezeichneten Tuffgesteine  vom  Wolfsborg  südwestlich  von  Czemosiu 
zwischen  Pilsen  und  Eger.  von  Luschitz,  Kostenblatt,  Schinia.  Luckow 
in  Höhmen  als  Peperin  bezeichnen. 

Palagouittnff. 

Her  Palagonittuff  ist  ein  zuerst  von  Sartorius  v.  Waiteri- 
hausen  bei  Palagonia  in  Sicilien  beobachteter  basaltiftcher  Tuff, 
welcher  zahlreiche  Körner  und  Hrorken  den  Palagonit  genannten 
MiiKM'als  umschliesst . 

Hiese^  oigeiithinnliche  Mineral  ist  eine  amorphe  gelblichbraune 
bis  braunschwarze,  öfters  bernsteingelbe  Substanz,  die  im  AeuAscrn  an 
Knlophoniuiii  erimiert,  mit  Glasglaiiz.  muscheligem  Hruch.  Spuren 
von  Pellucidität ,  einer  Härie  zwischen  4  und  5  und  einem  spec. 
Gewieht  von  uni;etühr  2.:').  in  chemischer  Hinsicht  ist  der  Pala- 
gmiit  ein  wassi«rhaltiges  Silicat  von  Kisenuxyd,  'ihonerde,  Kalk, 
.Magni->ia,  Kali  und  N;itron.  Venlünnte  Salzsäure  zersetzt  den 
Palagonit  leicht  unter  Gallertbildung,  vor  dem  Löthrohr  sehmilzt 
er  leicht  zu  einer  schwärzen  magnetischen  Perle.  S.  v.  Walters- 
h'tusen  {glaubte  in  chemischer  iUicksicht  dreierlei  Gruppen  von  Pa- 
lagonit en  unterscheiden  zu  musöen,  mit  veröchiedeuem  Wassergehalt : 


Palagonittuff.  661 

I.       3  R   Si     4-    R«  SP  +   6  H 

IL     3  R   Si    +  ii^  Si3  +    9  H 

rU.  3  R  Si  -h  r2  Si3+  12  H 
Er  trennte  auch  drei  Varietäten,  Korit ,  Hyblit  und  Notit, 
welche  jedoch  Bunsen  als  niemals  isolirt  aufgefunden  und  ebenso- 
wenig isolirt  analysirt,  nicht  anerkennt.  Bunsen  spricht  nur  der 
Formel  II.  Gültigkeit  zu.  Die  Aufstellung  einer  passenden  Formel 
für  den  Palagonit  ist  um  so  schwerer,  als  die  zahlreichen  Analysen 
eihel)liche  l)ifi'erenzen  aufweisen ;  werden  die  Palagonitmassen  mit 
Süuren  aufgeschlossen,  so  liefern  fast  alle  einen  Rückstand,  der  vor- 
wiegend aus  beigemengten,  unzersetzt  gebliebenen  Feldspath-  und 
Augittheilchen  besteht.  Olivin  und  Magneteisentheile,  welche  eben- 
l'alls  den  Palagonit  verunreinigen,  werden  zersetzt  und  verdunkeln, 
den  (i ehalt  einerseits  an  Eisenoxyd,  andererseits  an  Thonerde  herab- 
drückend, das  chemische  Bild  dieser  Substanz.  S.  v.  Waltershau- 
sen konnte  in  dem  sicilianischen  Palagonit  von  Aci  Castello  deut- 
lich ausgebild(;te  Olivinkryställchen  wahrnehmen.  Schliesslich  fragt 
es  sich ,  ob  eine  solche  unkrystallisirte  Substanz  überhaupt  eine 
\  erbindung  nach  festen  Verhältnissen ,  und  ob  es  nicht  ein  Zufall 
ist,  dass  gewisse  Vorkommnisse  sich  durch  eine  Formel  ausdrücken 
lassen.  Jedenfalls  kann  man  den  Palagonit  als  das  Hydrat  der 
v(»n  Bunsen  sogenannten  normal -pyroxenischen  Zusammensetzung 
ansehen. 

Der  Palagonit  bildet  nun  meistens  eckige  Körner  und  grössere 
Procken  in  braunen  basaltischen  Tuffschichten,  welche  ausserdem 
aus  Ihiichstücken  von  Basalten,  Anamesiten ,  Mandelsteinen  und 
FragnuMiten  von  Krystallen,  die  für  diese  Gesteine  charakteristisch 
sind,  bestehen;  meistens  gibt  er  als  vorwaltender  Bestandtheil  das 
Vci  kittungsniittel  für  dieses  klastische  Gesteinsmaterial  ab;  bis- 
weilen, z.  I».  sehr  ausgezeichnet  an  dem  Weidejdatz  Seljadalr  zwi- 
schen Kevk'iavik  und  dem  Thingvellir-See  auf  Island,  setzt  er  ein- 
7J*^  und  allein  ein  Gestein  zusammen,  welches  alsdann  seinen  Cha- 
rakter als  ehemaliger  Tuff  gänzlich  verloren  hat  und  den  Namen 
Tal  a  IS  ()  n  i  t  fe  1  s  verdient.  Der  Palagonit  ist  dagegen  auch  oft  un- 
gemein fein  in  den  Tuffen  und  zusammengebackenen  Aschen  ver- 
t heilt:  manche  Tufle  erscheinen  dem  blossen  Auge  als  gänzlich  frei 
von  Palagonit;  wenn  man  sie  aber  pulvert  und  mit  der  Loupe 
oder   dem  Mikroskop    betrachtet,  so  gewahrt  man  eine  grosse  An- 

/irkol,  rcirographie,     11.  3g 


562  Palapronittnff. 

zahl  der  kleinsten,  honiggelben  oder  bräunlichen  kolophoniumähn- 
lichen  Kömchen   darin. 

An  manchen  Punkten  sind  Conchylien,  Diatomeenpanzer 
und  andere  organische  Ueberresto  in  den  Palagonittuffen  nachge- 
wiesen worden,  z.  B.  auf  Island  (Fossvogr  bei  Reykjavik,  Hallbjai^ 
nastadr-Kambr  im  Nordland),  auf  Sicilien  bei  Militello  im  Thale  ge- 
gen Scordia  zu,  im  Foudo  di  Gallo,  wo  ungefähr  100  Arten  ter- 
tiärer Mollusken ,  grösst^ntheils  im  vortrefflichsten  Erhaltungszu- 
stände, von  den  PalagonittuiTen  umschlossen  werden. 

Was  die  chemische  Analyse  der  Palagonittuffe  anbelangt,  so  ist 
immer  nur  die  ausgesonderte  palagonitische  Substanz  und  auch  diese 
nur  soweit  sie  von  Säuren  zersetzt  wird,  untersucht  worden.  Die  fol- 
genden Analysen  sind  nach  Abzug  des  Rückstands  auf  100  reducirt. 

I.  Palagonia  im  Val  di  Noto ,  Sicilien ,  tief  dunkelbraun ,  (^S. 
V.  W.)  Rückstand  10.99,    halbzersetzter  Labrador  und  viel  Augit. 

II.  Aci  Castello,  Sicilien,  hellkolophoniumbraun,  olivinhaltig, 
(S.  V,  W.)  Rückstand  6.65,  Augit,  Feldspath,  weisse  Körnchen. 

III.  Seljadalr,  zwischen  Reykjavik  und  dem  Thingvellir  -  See, 
Island ,  schwarzbraun  bis  gelbbraun  mit  einzelnen  Olivinen ,  (Bun- 
sen)  Rückstand  4.11. 

IV.  Laugarvatnshellir  zw.  dem  Thingvellir  -  See  und  dem 
Geysir,  Island,  (Bunsen)  Rückstand  2.32. 

V.  Galapagos-Insolu,  Kr.itergestein,  (Bunsen)  Rückstand  2.19. 

VI.  ßeselicher  Hof  bei  Limburg  au  der  Lahn,  honiggelb  bis 
röthlichbraun  ,  ein  Theil  der  Kieselsäure  ist  als  Opal  beigemengt, 
(Sandberger)  Rückstand  2.1(). 

VII.  Java,  hellbraun,  sehr  weich  und  sandsteinartig  mit  klei- 
nen Augitkryställchen,  (Prölss  1864)  Rückstand  19.50. 


I. 

II. 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

vn. 

Kieselsäure 

41.26 

36.97 

38.96 

41.28 

36.93 

48.96 

37.57 

Thonerde 

8.60 

7.79 

11.62 

11.03 

11.56 

9.94 

15.18 

Eisenoxyd 

25.32 

21.02 

14.75 

13.82 

10.71 

10.54 

13.07 

Kalk 

5.59 

5.31 

9.13 

8.75 

7.95 

4.98 

6.02 

Magnesia 

4.84 

4.82 

6.29 

6.49 

6.28 

3.04 

5.58 

Kali 

0.54 

0.94 

0.72 

0.65 

0.78 

0.83 

2.17 

Natron 

1.06 

7.23 

0.68 

0.62 

0.55 

1.04 

0.79 

Wasser 

12.79 

15.92 

17.85 

17.36 

25.24 

20.67 

19.60 

100.00  100.00  100.00  100.00  100.00  100.00  100,00 


Palagonittuff.  563 

Die  Palagonite  enthalten  nach  Bunsen  nur  Eisenoxyd,  nie 
Eisonoxydul.  Unter  den  Verunreinigungen  des  isländischen  und  des 
siciliaiiiischen  Palagonit   findet  sich  nicht  selten  kohlensaurer  Kalk. 

Sartoriiis  v.  Waltershausen  betrachtet  die  Falagonittuflfbil- 
duiiL,^  in  der  Weise  vor  sich  gegangen,  dass  feingeriebene  vulkani- 
sche A sehen  während  einer  längern  Submersion  unter  Meerwasser 
(liir(h  L'iuset/ung  der  basischem  Bestandtheile  zu  Palagonit  nach 
der  Art  eines  hydraulischen  Mörtels  cämentirt  worden  seien;  ein 
1  heil  derselben  sei  somit  eine  feste  chemische  Verbindung  einge- 
gangen ,  der  andere  in  dem  frühem  Zustande  zurückgeblieben. 
Damit  steht  das  Vorkommen  der  Conchylien  und  Infusorien  in 
/usammeniumg,  sowie  die  vollkommene  Stratification  der  Pala- 
gonittuile,  deren  Schichten  entweder  horizontal  liegen  oder  auf- 
geriihtet  sind.  Die  Palagonite  sind  als  amorphe  eisenoxyd- 
reiche  Zeolithe  anzusehen,  aber  nur  solche  Aschen,  welche  basische 
l'eUlspathe  mit  vielem  Eisenoxyd  enthalten ,  Labradore  und  Anor- 
tliite.  seien  zur  Pahigonitbildung  geeignet,  indem  kieselsäurerei chero 
l'ehlspathe,  Oligoklase  und  Sanidine  der  Metamorphose  überhaupt 
nicht  mehr  zugänglich  sind ;  die  saurern  Aschenpartikelchen  liegen 
(hiher  ineist  unverändert  im  Palagonit,  Vieler  Palagonit  sei  durch 
Auinahine  von  Wasser  aus  einem  Mineral  entstanden,  welches  Sar- 
toiius  von  Waltershausen  Sideromelan  nennt,  und  welches  noch 
oit  im  Innern  der  Palagonitkörner  angetroffen  wird:  ein  amorpher 
Labrador  von  der  Formel  K  Si  +  RSi^,  welcher  bei  vorherrschen- 
dem JMsenoxyd  weniger  Kieselsäure  enthält  und  aus  diesem  Gninde 
vorzugsweise    leicht    gelöst  wird  (vgl.   S.  305). 

Bunsen  ist  dagegen  der  Ansicht,  dass  Palagonitsubstanz  bei 
h()h('ni  Temperatur  durch  Einwirkung  von  Kalk  auf  augitische 
(lest eine  entstehen  könne  und  es  gelang  ihm  auch  in  der  That 
Palagonit  mit  allen  chemischen  und  mineralogischen  Kennzeichen 
des  isländischen  darzustellen  ,  indem  feingeriebenes  Basaltpulver  in 
ciiicii  giosscn  l  eherschuss  von  geschmolzenem  Kalihydrat  eingetra- 
gen und  das  gebildete  ül)er8chiissige  Kalisilicat  mit  Wasser  über- 
gössen wurde;  er  hält  die  Palagonite  demnach  für  metamorphische 
.Massen,  cni standen  dnrcli  die  Keaction  glühender  Augitlaven  auf 
kalk-  und  alkalierneiche  (lesteine;  letztere  sollen  aus  einem  besondern 
nuuuiehi  erh^srhenen  Ueerde  stammen,  welcher  in  der  altern  Periode 
nt'hen  dem  pyroxenischen  und  trachytischen  lleerde  (Bd.  I.  454)  thä- 


664  Palagonittnff. 

tig  gewesen  sei.  Die  Palagonittuffe  seien  Prodncle  sabmariner  An- 
schwemmungen von  diesen  alkalireichen,  der  Metamorphose  unter- 
worfen gewesenen  Silicatgesteinen. 

Obschon  local  derlei  Umwandlungen  zu  Palagonit  unzwei- 
felhaft vorkommen  können,  wie  die  Laväströme  von  Porto  Pnga 
auf  den  Capverdischen  Inseln,  welche  über  Kalkgesteine  fliessend, 
damit  ausgezeichneten  Palagonit  erzeugten ,  deutlich  beweisen ,  bo 
spricht  doch  manches  gegen  die  Annahme,  dass  die  Ungeheuern 
Palagonitmassen ,  welche  in  Island  aufgehäuft  sind,  solchen  kalk- 
und  alkalienreichen  Gesteinen ,  wie  sie  Bunsen  voraussetzt ,  ihren 
Ursprung  verdanken ;  man  sollte  erwarten ,  irgendwo  diese  ur- 
sprünglichen Gesteine  doch  noch  anstehend  zu  finden,  wo  sie  noch 
nicht  diese  Metamorphose  erlitten  hätten,  allein  auf  der  ganzen 
Insel  zeigt  sich  keine  Spur  von  ihnen ;  jene  Umwandlungen,  an 
wie  vielen  Stellen  sie  auch  erfolgt  sein  möchten,  hätten  doch 
immer  nur  geringe  Palagonitmassen  hervorbringen  können ,  welche 
nicht  ausreichend  erscheinen,  um  jene  ausgedehnten,  hunderte  von 
Quadratmeilen  einnehmenden  Palagonitgebirge  Islands  aufzubauen. 
Auch  der  ganze  Habitus  des  PalagonittufFs  unterstützt  überdies 
nicht  die  Yermuthung,  dass  er  schon  seine  jetzige  Beschaffenheit 
besessen  habe,  als  er  durch  Gewässer  zusammengeschwemmt  wurde, 
es  kann  im  Gcgentheil,  wenn  man  sein  Vorkommen  berücksichtigt, 
wohl  nicht  zweifelhaft  sein ,  dass  die  Palagonit  genannte  Substanz 
nicht  einen  ursprünglichen  Bestandtheil  der  Tufimassen  ausmacht, 
sondern  nach  der  Ansicht  von  Sartorius  von  Waltershausen  sich 
erst  im  Tjaufe  der  Zeiten  darin  gebildet  hat:  darauf  deutet  hin,  dass 
man  oft  an  einem  Gesteinsbrocken  das  allmähliche  Fortschreiten  der 
Palagonitmetamorphose  beobachten  kann,  das  beweist  der  üeber- 
gang  des  Tuffs ,  welcher  fast  ganz  aus  Palagonit  besteht,  durch 
einen  solchen,  in  welchem  nur  einige  Körnchen  diese  Umwandlung 
erlitten  haben,  in  einen  solchen,  in  welchem  diese  noch  gar  nicht 
begonnen  hat  und  keine  Spur  von  Palagonit  zu  beobachten  ist.  Für 
die  Mitwirkung  des  Meerwassers  spricht  der  Umstand,  dass  da,  wo 
der  Tuff  über  dem  Meere  gebildet  ist,  kein  Palagonit  erscheint. 
Auch  Darwin  ist  der  Ansicht,  dass  die  palagonitischen  Tuffe  der 
Galapagoa-Inseln  während  der  Submersion  umgewandelte  feine  Tuffe 
seien.  Ob  dagegen  alle  Palagonittuffe  submarine  Gebilde  sind,  dies 
muss  in  Anbetracht  z.  B.  derer  aus  der  Eifel  zweifelhaft  erscheinen. 


Palagonittuff.  565 

Auf  der  Insel  Island  ist  der  PalagonittufF  ausserordentlich  ver- 
bieitet.  Die  Palagonittuffe  bilden,  beiderseits  eingefasst  von  grossen 
l^asaltpartieen ,  einen  breiten  Gürtel,  welcher  von  Südwesten  nach 
Nordosten  in  ununterbrochenem  Verlauf  die  ganze  Insel  durch- 
zielit,  Jm  Süden  seine  grösste  Ausdehnung  gewinnend,  nach  Norden 
zu  allmählich  sich  verschmälernd.  Die  Hauptvulkane  haben  ihren 
Sitz  in  dieser  Zone  palagonitischer  Tuffe,  auch  ist  es  namentlich 
das  (iebiet  der  Palagonite,  innerhalb  dessen  sich  die  Solfataren  fin- 
den, bei  denen  Exhalationen  von  schwefeliger  Säure,  Schwefelwas^ 
seistoff  und  Wasserdampf  den  Boden  in  einen  heissen  Brei  verwan- 
deln, den  Palagonittuff  zu  Thon  zersetzen  und  zugleich  die  Bildung 
von  Schwefel ,  Gyps  ,  Alaun ,  Eisenkies  u.  s.  w.  veranlassen  (Krisu- 
vik  im    Südwesten ,  Reykjahh'd  im  Nordosten  u.  s.  w.). 

Auf  der  Insel  Sicilien  ist  er  namentlich  im  Val  di  Note  aus- 
gebildet. 

Sartorius  v.  Waltershausen  wies  nach,  dass  die  Basalttuffe 
von  Wilhelmshöhe  bei  Cassel  palagonitisch  sind.  Am  Beselicher 
Kopf  bei  Limburg  a.  d.  Lahn  in  Nassau  hat  F.  Sandberger  deut- 
lichen Palagonittuff  erkannt.  Neuerdings  hat  es  sich  ergeben, 
dass  auch  einige  Tuffe  der  Eifel  palagonitisch  sind,  z.B.  die  von 
Steffeln,  vom  Niveligsberg  bei  Drees ;  Lewinstein  fand  in  den  83.14 
durch  Säuren  zersetzbaren  Proc.  des  letztern  Tuffs:  Kieselsäure 
42.59;  Thonerde  11.80;  Eisenoxyd  15.60;  Magnesia  6.32;  Kalk 
0.92;  Kali  0.70;  Natron  0.46;  Wasser  16.74  (101.19),  eine  Zu- 
sammensetzung, welche  mit  der  der  oben  angeführten  Palagonite 
recht  wohl  übereinstimmt. 

Girard  fand  Palagonittuff  bei  Montferrier  nördlich  von  Mont- 
pellier. Delesse  erwähnt  ein  palagonitisches  Conglomerat  vom  Fel- 
sen Coineille  bei  Le  Puy  (Haute  Loire),  eine  braune  Masse,  welche 
schwarze  Schlackenstiicke,  Augitkry stalle  und  Quarzkörner  verkittet. 

Palagonitische  Tuffe  treten  nach  C.  v.  Fritsch  auf  der  Mehr- 
zahl der  Canaren  auf,  zweifellos  veränderte  Lapilli  und  Aschen 
darstellend  :  doch  scheinen  nicht  nur  submarine  Tuffe  palagoniti- 
sirt  zu  sein,  sondern  auch  supramarine.  Die  Umwandlung  ist  nicht 
selten  Gesteinsspalten  entlang  am  vollständigsten,  so  dass  man 
förmliche  l'echsteingänge  vor  sich  zu  haben  glaubt.  Auf  der  Ga- 
lapagos-Insel  ('hatam-Island  hat  Darwin  schon  sehr  früh  deutlichen 
Palagonittuff  als    ein    kraterbildendes  Gestein  nachgewiesen;    Pala- 


566  Palagonittuff. 

gonit  verkittet  dort  Schlackenfragmeiite  und  Bruchstücke  von  Au- 
git-  und  Uli vinkry stallen.  Palagonittuife,  vollkommen  ähnlich  den 
isländischeu,  erscheinen  nach  v.  llochstettor  an  den  Two-Brothers  am 
Ashburton  -  River  am  Fuss  des  Mount  -  Sonnners  auf  der  Südinsel 
von  Neuseeland.  Die  Tiiife  belinden  sich  in  allen  Stadien  der  Pa- 
lagonitisatiou :  bald  bildet  der  Palagonit  nur  das  Cäment  zahlreicher 
unversehrter  Aschenthei lohen  oder  scharfrandiger  Gesteinsbröckchen, 
bald  hat  die  Metamorphose  fast  die  ganze  TufFmasse  betroffen^ 
welche  nahezu  vollständig  aus  einem  dunkelbraunen  Palagonit  besteht. 
Die  Palagonitäubstanz ,  welche  sich  bisweilen  leicht  der  Be- 
obachtung entzieht ,  ist  veruHithlich  noch  weit  häufiger  verbreitet, 
als  es  den  Anschein  hat,  und  wird  sich  noch  in  zahlreichen  basal- 
tischen Tufiablagerungen  nachweisen  lassen. 

SarLorius   v.  Walteiphausen :    Ueber    die    submarinen    vulkanischen 
Ausbniclie  des  Val  di  Noto.  1S4G.  S.  34.     Physisch  geographi- 
sclie  Skizze  von  Island  1847.  S.  80.    Ueber  die  vulkanischen  Ge- 
steine  in  Sicilieu  und  Island  1853.  179  bis  247;  424  bis  506. 
Bunsen,  Annal.  d.  Chem.  u.  Pharmacie   1847.   LXI.    265    und  Pog- 

gend.  Annal.  1851.  219. 
Preyer  u.  Zirkel,  Reise  nach  Island  1862.  S.  330. 
F.  Sandberger,  l^ebersicht    der    gcol.  Verhältnisse    des  Beraogth. 

Nassau  1847.  81.  Oi>,  auch  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1850.  59. 
Mitscherlich,  über  die  vulk.  Erschuin.    in  der  Eifel,  hcrausgcg.  v. 

Roth   1865.  26. 
Girard,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1853.  568,  vgl.  auch  über  den  Pala- 
gouittufi'  von    Montforrier     Marcel  de  Serres    und    Cazalis    de 
Fondouce  im  Bull,  de  la  soc.  geol.  ;2)  XIX.  1862.  195. 
Delesse,  Annales  des  mines  (5)  XII.  1857.  170. 
V.  Fritsuh,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.   1864.  XVI.  119. 
Darwin,  geological  observations  on  volcanic  Islands  1844.  98. 
V.  Ilochstetter,  Geologie  von  Neuseeland  1864.  204. 
Prolss,  Palagonittuff  von  Java,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1864.  434. 

Leucittiiff. 

Namentlich  in  der  Gegend  von  Rieden  und  zwischen  Ober- 
mendig  und  Mayen  im  Gebiet  des  Laacher  See  verbreitet,  charakte- 
ristisch durch  die  feinerdig  verwitterten  schueeweissen  Leucite  von 
Stecknadelkopfgrösse,  wodurch  das  Gestein  weissgesprenkelt  er- 
scheint; ausserdem  wohlausgebildete  Augitkrystalle ,  Magnesiaglim- 
merblätter, Sanidinbruchstücke  und  Magneteisenkrystalle  unischlies- 
send ,  desgleichen  Bruchstücke  von  Noseanleucitophyr ,  Noseanpho- 
nolith,  devonischem  Schiefer  und  Sandstein,  Quarzgeschiebe. 


Leucittuff;  gröberer  Vulkanschutt.  567 

vom  Rath,  Zeitschr.  d.  d.  geol.  GeselUcb.  XVI.  1864.  75. 

V.  Dechen  ebendas.  XVII.  1865  136. 
Ein  eigenthümlicbes  Trümmergestein  bildet  den  2180  Fuss 
über  der  Ebene  von  Rom  emporragenden  Felsen  Rocca  di  Papa 
im  Albanergebirge;  es  besteht  aus  Leuciten  und  Augiten,  welche 
meist  ohne  C'äment  mit  einander  verbunden  sind.  Die  kleinen  Leu- 
cite  l)ioten  deutlich  ausgebildete  Formen  dar ,  sind  aber  gewöhn- 
lich mehlig  zersetzt ,  die  Augite  bilden  grössere ,  längliche  Kry- 
stiille ;  trotz  der  dies  Gestein  allerorts  durchziehenden  eckigen 
Hohlräume  ist  es  von  bedeutender  Festigkeit. 

L.  V.  Buch,  geognost.  Beobb.  auf  Reisen  II.  75. 
Im  Anhang  an  die  klastischen  Gesteine  der  Tracbyt-  und  Ba- 
saligruppe, sind  noch  die  klastischen  Gesteine  der  Laven 
zu  erwähnen,  welche  zwar  ihrem  Bestände  nach  mit  jenen  über- 
eiiistinnnen ,  indem  sie  trachj'i:ischer ,  oder  wie  es  vorwiegend  der 
Lall  ist,  basaltischer  Natur  sind,  indessen  wegen  der  Art  und 
Weise  ihres  Vorkommens,  sowie  ihres  Ursprungs  aus  wirklichen 
\'ulkanen  ebenso  von  den  beiden  zuletzt  betrachteten  Gruppen 
klastischer  Gesteine  getrennt  zu  werden  pflegen,  wie  man  auch  die 
basaltischen  Laven  von  dem  eigentlichen  Basalt  unterscheidet. 

Diesen  Vulkanschutt,  welcher  ein  Hauptmaterial  zum  Auf- 
bau diM-  ^^llkane  abgibt,  kann  man  füglich  in  grobem  und  feinem 
eintheilen. 

Cröberer  Ynlkaiiscliiitt 

Vulkanische  Blöcke.  Ungestaltete,  von  Vulkanen  ausge- 
wori'ene  Blöcke  mehrere  Fuss  im  Durchmesser  haltend,  mitunter 
von  colossalen  Dimensionen  liegen  lose  übereinander  aufgehäuft, 
stellenweise  zusammengeschweisst  oder  durch  vulkanische  Asche, 
auch  wohl  durch  spätere  Absätze  verkittet.  Im  October  1822 
warf  der  Vesuv  Blöcke  bis  zu  8  Fuss  Durchmesser  aus.  Sie  ha- 
ben häufig  eine  schlackige  Rinde,  meist  eine  schwammige  oder 
blasige  Heschaft'enheit,  während  ihr  Kern  nicht  selten  eine  krystal- 
linische  Textur  besitzt,  und  ahmen  so  im  Kleinen  dieselbe  Verschie- 
(lenlieit  in  der  Ausbildung  nach,  welche  die  Lavaströme  im  Gros- 
sen aufweisen.  Nach  Junghuhn  bestehen  die  Lavaströme  der 
neuern  Zeit  auf  Java  ledigHch  aus  aneinandergereihten  Blöcken 
und  dringen  schon  in  diesem  zerstückelten  Zustande  aus  dem  Kra- 
ter  heraus. 


568  Gröberer  Vulkanschatt. 

Schlackenkuchen  sind  scheibenförmige  platte  Lavamas- 
sen,  welche  beim  Niederfallen  noch  plastisch  waren  und  sich  da- 
her auf  dem  Boden  breitdrückten,  bevor  sie  erstarrten.  Vulka- 
nische Bomben  heissen  jene  rundlichen,  eiförmig,  bimeniurmig 
oder  keulenförmig  gestalteten,  bisweilen  mit  einem  kurzen  Schweife 
versehenen  faust-  bis  kopfgrossen  havamassen,  welche  im  noch 
halbfhissigen  Zustande  während  ihn^s  Fliegens  in  der  Luft  durch 
eine  rasch  rotirende  Bewegung  solche  Gestalt  erlangten  (Vesuva- 
thränen  der  Neapolitaner).  Manchmal  zeigen  sie  auch  gewaudene 
Gestalten;  bisweilen  erscheinen  auf  der  Oberlliiche  ringförmig  par- 
allel verlaufende  Hippen  oder  WiUste  wie  sie  Darwin  z.  B.  an  Ob- 
sidianbombe.i  beobachtete  (Observ.  on  volc.  isl.  S.  3G) ,  und  auch 
Stockes  beschrieb  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1836.  80).  Das  Innere 
dieser  Bomben  ist  gewöhnlich  dicht,  enthält  aber  auch  nicht  selten 
Blasen,  welche  in  dem  Centrum  am  grössten  und  zahlreichsten  zn 
sein  pflegen;  die  äussere  Kinde  ist  fast  stets  ganz  compact  ausge- 
bildet (vgl.  Leop.  v.  Buch,  geogn.  Beobb.  auf  Reisen  II.   51). 

Lapilli  (bei  den  Neapolitanern  auch  Kapilli),  theils  eckige, 
theils  abgerundete ,  haselnuss-  bis  wallnussgrosse  Schlackenbrocken 
von  poröser  und  blasiger  Beschaffenheit  und  brauner  oder  schwar- 
zer Farbe ,  mitunter  gemengt  mit  Krystallen  und  Kry stall fragmen- 
ten  von  Leucit,  Augit  u.  s.  w.  sowie  Bimsteins tückchen ;  sie  liegen 
bald  lose  aufeinaudergeschüttct,  1)ald  sind  sie  durch  feinern  vulka- 
nischen Schutt  zu  einer  lockern  Masse  verbunden. 

Vulkanischer  Sand  (Lavasaud),  ein  feineres  Material  als 
Lapilli,  hirsekorn-  bis  erbscngrosse  verschlackte  Lavabröckchen 
von  meist  schwarzer  Farbe,  sehr  vielfach  gemengt  mit  zahlreichen 
Krystallen  (welche  oft  ausserordentlich  schade  Kanten  und  Ecken 
sowie  glänzende  Flächen  besitzen)  und  Kry  Stallbruchstücken  von 
Leucit,  Sanidin ,  Augit,  Olivin.  Melanit,  Glimmer,  titanhaltigem 
Magneteisen.  Die  vollständige  und  regelmässige  Ausbildung  dieser 
Krystalle  ist ,  wie  dies  Sartorius  v.  Waltershauscn  mit  liecht  her- 
vorhebt (Die  vulk.  (iest.  v.  Sic.  u.  Island  162  ff.),  eine  sehr  merk- 
würdige p]rscheinung,  xumal  da  solche  oft  in  den  benachbarten  La- 
ven viTuiisst  werden.  Im  October  1H22  warf  der  Vesuv  einen 
Sand  aus ,  welcher  unzählige  Augitkrystalle  bis  zur  Grosse  eines 
halben  Zolles,  sowie  sechsseitige  Glimmerkr>'stalle  bis  zu  2  Linien 
Grösse  enthielt.     Am  22.  April   1845  erfolgte  bei   demselben  Vul- 


Gröberer  und  feinerer  Vulkanschutt.  669 

kan  eine  Sanderuption ,  welche  sehr  regelmässig  geformte ,  erbsen- 
bis  haselnussgrosse  Leucite  und  bis  7  Millimeter  grosse  Augitkry- 
stalle  lieferte  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1846.  341).  Der  vulkanische 
Sand  von  Frascati  enthält  eine  grosse  Menge  schön  gestalteter 
Melanite,  Leucite,  Augite.  Die  vulkanischen  Sande  der  Umgegend 
dos  Strombüli,  des  Laacher  See  führen  zahlreiche  schöne  Krystalle. 
Jede  Hand  voll  Sand,  welche  man  von  den  Feldern  zwischen 
Montalto  und  Corneto  vom  Boden  aufhebt,  enthält  hunderte  äus- 
serst regelmässig  gebildeter,  meist  von  spiegelnden  Flächen  um- 
schlossener Krystalle  von  einer  Beschaffenheit,  wie  man  sie  im 
festen  krystallinischen  Gestein  entweder  nie,  oder  jedenfalls  sehr 
selteu  wahrnimmt«  (S.  v.  W.). 

P  u  z  z  0  1  a  n  nennt  man  sehr  locker  verbundene  Ablagerungen 
von  feinerm  und  gröberm  vulkanischem  Sand,  welche  als  hydrau- 
lische Mörtel  benutzt  werden.  Puzzolan  von  Neapel  untersuchte 
Stengel  und  fand  Kieselsäure  59.14;  Thonerde  21.28;  Eisenoxyd 
4.7G;  Kalk  1.90;  Kali  4.37;  Natron  6.23;  Chlornatrium  2.66 
(100.24)  (Jouru.  f.  pr.  Chemie  XXXIV.  1845.  440). 

Feinerer  YdkauschuU. 

N'ulkanische  Asche.  Ein  feines ,  staubartiges  Material 
von  grauer  oder  schwarzer,  bisweilen  auch  röthlich-  oder  gelblich- 
l)rauner  Farbe,  welches  wie  Cordier  zuerst  1815  nachgewiesen  hat 
(Distribution  methodique  des  substances  volcaniques)  wesentlich  aus 
denselben  Elementen  besteht,  aus  denen  auch  die  Lava  zusammen- 
gesetzt ist.  Ks  sind  äusserst  fein  zermalmte  Lavatheilchen ,  Feld- 
spathstückchen.  Augit-,  Magneteisen-  und  Leucitkörnchen ,  sehr 
hiiulig  auch  finden  sich  wohlausgebildete  Krystalle  darunter.  Ist 
mit  der  Eruption  der  Asche  eine  Aushauchung  von  sauren  Däm- 
pfen verbunden,  so  reagirt  die  feucht  niederfallende  Asche  deutlich 
sauer;  erhitzt  man  sie  vor  dem  Löthrohr,  so  gibt  sie  nicht  selten 
einen   (reruch  nach   schwefeliger  Säure. 

Das  Material  der  vulkanischen  Asche  ist  nattirlich  in  chemi- 
scher Hinsicht  ausserordentlich  verschieden  zusammengesetzt.  Bei 
Detrachtnng  der  Augitandesite  ward  erwähnt,  dass  einige  Aschen- 
analysen (folgen  unter  I  und  IT)  mit  Sicherheit  auf  augitandesiti- 
sches  .Material    schliessen  lassen,  die  Analysen  anderer  Aschen  er- 


570  Vulkanische  Asche. 

weisen  die  Uebereinstimmung  zwiBchen  Basalten,  BaBaltlaven  and 
diesem  klastischen  Lavamateriul. 

I.  Hokla- Asche,  Ausbruch  v.  2.  Sept.  1846,  feines  hell- 
braunes Pulvor,  gesammelt  auf  den  Orkneys  (das  sehr  spärliche 
Magneteisen  vorher  entfernt);  spec.  Gew.  2.21;  Connell,  Edinb. 
new  phil.  journ.  XL.    184«.  2L^. 

II.  llekla- Asche  aus  der  Nähe  des  neuen  Kraters,  schwarz- 
grau, hier  und  da  roth:  spec.  (iew.  2.B15  bei  1^;  Genth,  Annal. 
der  Chem.  u.  Pharm.   LXVI.   1848.   2«. 

III.  Asche  des  Guntur  auf  Java  vom  25.  Nov.  1843,  schwan- 
grau; Schweizer,  Journ.  f.  pract.  Chem.  LXV.   1855.  194. 

IV.  Aetna -Asche  von  Cavasecca  auf  der  Südostseite,  gelb, 
titanhjiltig.  Durch  Einwirkung  von  Salzsäure  werden  schöne  durch- 
scheinende Feldspat hkry stalle  und  Augitkörner  sichtlmr;  S.  v.  Wal- 
t^rshausen,  Vulk.  Ge-^t.  v.  Sic.  u.  Isl.   1853.    172, 

V.  Aetna -Asche  von  Cassone,  am  Südfuss  des  Zoccolaro, 
gelbgrau,  zerreiblich  ;  S.  v.  Waltershausen  ebenda«. 

VI.  Aetna- Asche  von  Catania.  Nov.  1843,  hellgrau,  staub- 
förmig;  S.  V.  Waltershausen  ebenda».   175. 

I.  II.  m.         IV.  V.  VI. 

Kieselsäure  .  .  .  59.20  56.89  51.64  48.74  47.22  46.31 
Thonerde  .  .  .  15.20  14.18  21.89  17.89  13.58  16.85 
Kisenoxyd      .     .     .       9.60        —  —        12.76     17.66        9.85 

Kisenoxydul  ...        —        13.35      10.79         —  —  4.43 

Manganoxydul  —  0.54         —  —  —  — 

Kalk 4.82       6.23       9.34       5.49        5.53      10.28 

Magnesia  ....       0.60       4.05        3.32       2.53        3.10        5.44 

Kali 1     _  2.64       0.55       2.04        1.55        1.41 

Natron  .  .  .  .  |  ^*'^  2.35  2.92  4.50  3.79  3.34 
Wasser      ....       .S.03  —         0.60       6.63        6.35 

99.19  100.23  KU. 05  100.58  98.78  97.91 
VI  enthiilt  noch  2.21  Schwefelsäure,  0.52  Chlorammonium  und  Gyps. 
Dit^  Ablagerungen  der  vulkanischen  Asche  sind ,  wie  die  des 
vulkanischen  Sandys  sehr  häufig  unter  Mitwirkung  des  Wassers 
erfolgt,  sei  es.  dass  sie  in  Wasseransammlungen  niedergefallen  and 
darin  7Ai  Boden  gesunken  sind .  sei  es,  dass  sie  durch  Wasser  an- 
geschw<'ninit  wurden :  derlei  Ablagerungen  werden  immer  eine, 
meist  sehr  deutliche  Schichtung  an  sich  tragen. 


Bildung  des  Vulkanechutts.  571 

Die  den  Eruptionscanal  oder  den  Krater  füllende  liaya  wird 
sto.^swei.se  von  den  aus  der  Tiefe  heftig  emporsteigenden  Dampf- 
niassen  durchbrochen^  welche  von  dem  obern  Theile  rothglühende, 
IJiissigc  Lavaklumpen  mit  sich  reissend,  dieselben  hoch  in  die  Luft 
hinauf  «clileudern;  als  Lavablöcke,  als  Schlackenkuchen,  als  vulka- 
nische Bomben  fallen  sie  in  mehr  oder  weniger  erstarrtem  Zu- 
stande und  wegen  ihrer  Schwere  gewöhnlich  in  unmittelbarer  Nähe 
des  Vulkans  zu  Boden.  Die  unzähligen  kleinern  Lavabrocken  und 
Lavabröckchen  ,  welche  zugleich  mit  diesen  gi'össem  Massen  aus- 
geworfen werden  ,  liefern  beim  Erkalten  die  Lapilli  und  den  vul- 
kanischen Sand.  Die  oft  ungemein  zahlreichen  grösstentheils  wohl- 
aus<xebildeten  Krystalle ,  welche  sich  in  den  vulkanischen  Sauden 
finden,  haben  wohl  ohne  Zweifel  schon  fertig  gebildet  in  der  Lava 
priiexistht ,  aus  welcher  sie  in  eben  der  Weise  sich  ausgeschieden 
haben ,  wie  sich  auch  innerhalb  der  Hochofenschlacken  Krystalle 
bilden ;  durch  den  heftigen  Stoss  während  der  Eruption  trennte  sich 
die  umgebende  noch  flüsssige  Lavamasse  von  den  festen  Krystallen. 

lieber  die  Bildungsweise  dör  vulkanischen  Asche  hat  man 
verschiedene  Ansichten  aufgestellt,  welche  Naumann  bei  der  Betrach- 
tung der  vulkauischen  Eruptionen  sehr  übersichtlich  zusammenge- 
fasst  hat  (Geognosie  I.  129).  Die  in  und  über  dem  Krater  er- 
foli^ende  heftige  gegenseitige  Reibung  der  mit  grösster  Gewalt  aus- 
gesclilcuderten,  dicht  gedrängt  auffliegenden  und  niederfallenden 
Schlacken  und  Lapilli  muss  nothwendigerweise  eine  massenhafte 
Zerstückelung  und  Zermalmung  derselben  zu  feinem  Staub  zur 
Folge  haben.  Menard  de  la  Groye  und  Moricand  stellten  die,  wie 
es  sclirint,  sehr  wohlbegründete  Ansicht  auf,  dass  die  noch  flüssige 
Lava  durch  die  heftigen  Dampfexplosionen,  welche  sich  stossweise 
durch  sie  Bahn  brechen,  förmlich  zerstäubt  werde  (in  ähnlicher 
Weise,  wie  das  aus  einem  Gewehr  abgeschossene  Wasser  in  ausser- 
onlentlich  feine  Trcipfchen  sich  auflöst)  und  alsdann  zu  einem  Stein- 
staul)  erstarre.  Naumann  macht  auch  darauf  aufmerksam,  dass 
(lif  sich  bildende  schlackige  Erstarrungskruste  der  Lava  im  Krater- 
in l'ulge  der  un^jleichen  Zusammenziehung  der  kleinsten  Theilchen 
zu  Pulver  zerfallen  könne;  solche  Decrepitationserscheinungen  hat 
nuni  wirklich  an  erstarrenden  Hochofenschlacken  beobachtet. 

\'ulkanische  Aschen  und  vulkanischer  Sand  bilden  oft  An- 
häufungen vou    erstaunlicher  Mächtigkeit   und  verbreiten    sich  we- 


572  Klastische  Gebilde  der  krystallinisohen  Schiefer. 

gen  der  Leichtigkeit  ihres  Materials  bis  zu  ganz  ausserordentlich 
weiten  Entfernungen  von  ihrem  Eruptionspunkt.  Uebrigens  finden 
sich  diese  klastischen  Lavagesteine  natürlich  ebenso  in  Verbindung 
mit  längst  erloschenen  als  jetzt  noch  thätigen  Vulkanen. 

3)  der  |^einen|^ten  kryfitallinlBcta-Bctaieferi|^en€(eBteiiie. 

(jueissbreccie  und  (iiieissconglemerat. 

Scharfkantige  Bruchstücke  oder  abgerundete  Geschiebe  and 
Gerülle  von  Gtieiss  sind  durch  ein  Ciiment  verbunden ,  welches 
bald  aus  feinem  Gneissschutt,  bald  aus  Sandstein  oder  Schieferthon 
besteht.  Nach  Naumann  finden  sich  derlei  klastische  Gneissge- 
steine bei  Fürstenstein  im  Landshuter  Uebergaugsgebirge,  bei  Flöha 
in  der  Gegend  von  Chemnitz,  am  Südrand  des  Tharander  Wal- 
des ,  in  der  obern  Etage  des  Rothliegenden  unweit  Dresden  von 
Neudöhleu  bis  Possendorf  (Geognosie  L  666). 

CUmmerscIiicferceDglonierat. 

Bruchstücke  und  Geschiebe  von  Glimmerschiefer,  auch  unter- 
mengt mit  denen  anderer  Gestoine  liegen  in  einem  eisenschüssigen 
glimmerreichen  Bindemittel.  Am  südöstlichen  Rande  des  Steinkoh- 
lenbeckens von  Rive-de-Gier  in  Frankreich. 

Thouschieferceiiglomerat. 

Fragmente  und  GeröUe  von  Thonschiefer ,  untermengt  mit 
solchen  von  Quarzfels,  Kieselschiefer,  Glimmerschiefer  und  andern 
Gesteinen  sind  durch  ein  Cäment  aus  feinenn  Thonschieferschutt 
verbunden.  Die  Thonschiefer  sind  entweder  krystallinisch  oder 
meistens  selbst  klastischer  Beschaffenheit;  wegen  ihrer  Spaltbarkeit 
sind  die  Geschiebe  und  Bruchstücke  gewöhnlich  scheibenförmig  ab- 
geplattet und  auch  in  der  Regel  mit  ihren  platten  Seiten  einander 
parallel  gelagert.  Ausgezeichnet  z.  B.  in  den  tiefem  Schichten 
der  Steinkohlenformation  von  Haiuichen  und  Ebersdorf  in  Sachsen. 

4)  Polyi^ene  Conf^lomerate  und  C^eröUe. 

So  nennen  wir  mit  Naumann  diejenigen  klastischen  Gesteine, 
deren  einzelne  Fragmente  von  zwei  oder  mehrern  Gesteinsfamilien 
abstammen.     Bald    sind   solche  Bruchstücke  verschiedener  Gesteine 


Polygene  Conglomerate  und  Gerolle.  573 

durch  ein  Cäment  von  feingeriebenem  Schutt  oder  von  infiltrirten 
Substanzen  (wie  kohlensaurer  Kalk,  Eisenoxydhydrat  oder  Kiesel- 
säure) zu  einer  mehr  oder  weniger  festen  Gesteinsmasse  verbunden, 
bald  erscheinen  dieselben  ohne  Bindemittel  lose  aufgehäuft  als  Ge- 
röll- oder  Schuttablagerung. 

Manche  Conglomerate  der  Steinkohlenformation,  die  meisten 
des  Rothliegenden,  die  Nagelflue  der  Molasseformation  sind  von 
polygener  Beschaffenheit.  Die  losem  oder  festern  Ablagerungen 
von  Gesteinstrümmern,  welche  sich  in  der  Jetztzeit  in  den  meisten 
Stromthälern  bilden,  müssen  ebenfalls  vorwiegend  einen  polygenen 
Charakter  an  sich  tragen,  da  sie  aus  dem  ganzen  Stromgebiet  zu- 
sammongeschwemmt  werden. 

Die  Zusammensetzxing  der  polygenen  Conglomerate  ist  natür- 
licherweise ungemein  schwankend ,  da  die  verschiedensten  Com- 
binationen  der  einzelnen  Gesteine  unter  einander  möglich  sind,  eine 
Beschreibung  derselben  kann  daher  nicht  versucht  werden.  Thon- 
scliiefer,  Quarzfels,  Kieselschiefer,  Granit,  porphyrische  Gesteine, 
•Glimmerschiefer ,  Gneiss  haben  vorwaltend  das  Material  zu  derlei 
polygenen  Conglomeraten  geliefert.  So  finden  sich  z.  B.  im  Roth- 
liegenden  Quarzit-Gneiss-Conglomerat ,  Granit-Gliramerschiefer-Con- 
glonierat,  ^»Juarzit-Granit-Conglomerat,  Granit-Thonschiefer-Ck)nglo- 
merat,  Felsitporphyr-Granit-Conglomerat,  von  denen  jedes,  nur 
nach  den  vorwaltendsten  Bestandtheilen  benannt,  meist  auch  noch 
Bruchstücke  anderer  Gesteine  enthält. 

Nur  der  Nagelflue  (ein  schweizerisches  Wort,  herstam- 
mend von  der  Aehnlichkeit ,  welche  die  auf  der  Gesteinsoberfläche 
hervortretenden  rundlichen  Geschiebe  mit  Nagelköpfen  besitzen),  als 
ein(?s  der  charakteristischsten  polygenen  Conglomerate  sei  hier  mit 
einigen  ^^  orten  gedacht.  Trümmer  von  Kalksteinen  (namentlich 
aus  liias  und  Jura)  und  Sandsteinen,  gewöhnlich  stark  abgerun- 
(b^t  und  untermengt  mit  (ieröllen  von  Grauwacke,  Kieselschiefer, 
(^)uarz,  (iranit,  Porphyr,  (rneiss  werden  durch  ein  in  den  meisten 
Füllen  spärliches  Bindemittel  von  gelblichgrauem  oder  weisslichem 
]>is\veilen  auch  rothem  kalkigem  Sandstein  zusammengehalten  und 
bilden  mehr  oder  weniger  deutliche  Schichten.  Die  Kalksteinge- 
scliiel)c  der  Nagelllue  zeigen  häufig  die  merkwürdige  Erscheinung 
der  geg(^nseitigen   Eindrücke  (Bd.   I.   73). 

Die  Nagelflue.    ein  stellenweise  sehr  mächtiges  Glied  der  al- 


574  Nagclflae,  Sandstein. 

pinen  Molasseformation,  lagert  namentlich  in  verschiedenen  Theilen 
der  Schweiz:  aus  ihr  besteht  der  Rigi,  ein  grosser  Theil  des 
Waadtlandcs  und  von  Freiburg  ;  sie  setzt  die  nördlichen  und  nord- 
westlichen Alpenvorberge  zusammen,  vom  Bodensee  bis  zum  Gen- 
fersee;  die  meisten  «grossen  Seen  am  Ausgang  der  schweizerischen 
Querthäler  liegen  in  der  Nageltlue;  sie  erstreckt  sich  bis  nach 
Würtemberg  und  Bayern,  bis  in  die  Thäler  von  Vorarlberg,  Tyrol, 
Salzburg  und  Steiermark  hinein. 

Studer  unterscheidet  folgende  Abarten: 

1)  Bunte  Nagelflue;  die  Gerolle  bestehen  aus  den  ver- 
schiedensten krystallini lachen  Silicatgesteinen,  namentlich  aus  Quarz, 
Gneiss.  Granit,  Glimmcr.'^chicfor,  Hornblendeschiefer,  Porphyr,  Ser- 
pentin, Gabbro,  grünen  Schiefern  u.  s.  w.,  denen  sich  nur  selten 
ein  Kalkgeröll  beigesellt.  Am  Nordrand  und  in  dem  Osttheil  der 
Schweizer  Alpen. 

2)  Kalknagelflue;  vorwiegend  ans  Kalksteinen  und  Sand* 
steingeröllen  zusain  in  zugesetzt;  sie  zerfällt  in  die 

subalpine  Nageltlue ,  deren  Kalksteingerölle  meist  dunkel- 
farbig sind  und  aus  den  Alpen  stammen  (im  Entlebuch ,  am 
Rigi,  Rossberg,  bei  Stein  in  Toggenburg)  und  in  die 
jurassische  XagelHue,  deren  GeröUe  vorwaltend  aus  hell- 
farbigem Kalk.'itein  des  Jura  bestehen ,  in  den  Cantonen  Bern, 
Solothurn,  Basel,  Aargau. 


Saudsteiae  nnd  sediment&re  Schiefer. 

ilBarzsandsteiii,  Sandstein. 

(Sandstone,  Gres.) 

Der  Quarzsandstein  oder  gewöhnliche  Sandstein  besteht  aus 
kleinen  Körnchen  von  Quarz,  welche  durch  ein  Bindemittel  von 
sehr  verschiedener  Natur  verbunden  sind. 

Die  Quarzkörner  erreichen  die  Grösse  einer  Krbse  und  dar- 
über und  sinken  andererseits  zu  mikroskopischer  Kleinheit  herab, 
so  dass  bald  grob-,  bald  sehr  feinkörnige  Sandsteine  entstehen. 
Durch  das  Grösserwerden  der  Körner  gehen  die  Sandsteine  in  Con- 
glomerate  über.  Die  Quarzkörner  sind  meist  scharfeckig  ausgebildet, 
seltener  durch  Abschleifung  zugerundet.  An  manchen  Quarzkörnern 


Sandstein.  575 

sind  Spuren  von  Krystallflächen  deutlich  wahrzunehmen,  es  kom- 
men selbst  in  raehrern  Sandsteinbildungen,  namentlich  im  Stein- 
kohlensandstein, Buntsaudstein,  Quadersandstein  und  Braunkohlen- 
sandstein solche  Sandsteine  vor,  welche  eine  gänzlich  krystallinische 
Heschaifenheit  besitzen,  indem  sie  aus  vollständig  ausgebildeten, 
oder  durch  gegenseitigen  Druck  verzogenen  Quarzkry stallen  zu- 
sammengesetzt sind.  Die  vollständigen  Krystalle  zeigen  entweder 
das  Dihexaeder  allein  oder  in  Combination  mit  der  sechsseitigen 
Sjiule.  Derlei  Sandsteine,  welche  Naumann  krystallinische 
Q  u  a  r  z  p  s  a  m  mite  nennt,  und  welche  vielleicht  gar  nicht  zu  den 
klastischen  Gesteinen  gerechnet  werden  dürfen,  besitzen  in  der 
Kegel  nur  eine  sehr  geringe  Menge  von  Bindemittel,  weshalb  ihnen 
gewöhnlich  eine  lockerkörnige  und  etwas  poröse  Beschaffenheit 
eigen  ist.  Mitunter  aber  sind  die  Quarze  durch  ein  kieseliges  Cä- 
ment  verbunden,  wodurch  alsdann  sehr  harte  und  feste  Gesteine 
entstehen,  welche  Quarziten  gleichen,  in  die  Krystalle  oder  krystal- 
iiniselie  Körner  von  Quarz  eingesprengt  sind ;  von  diesem  merk- 
wiudigen  Sandstein  wird  später  noch  die  Rede  sein. 

Die  Quarzkörner  der  Sandsteine  sind  meistens  weiss  oder 
wasserliell  und  farblos.  Schafhäutl  hat  gezeigt,  dass  in  manchen 
Sandsteinen  anstatt  der  Quarzkörner  oder  Quarzkrystalle  bald  eckig, 
bald  rundlich  gestaltete  Kömer  oder  Klümpchen  von  amorpher 
Kieselsäure  vorkommen,  während  es  hier  und  da  auch  kleine  keil- 
förmige Splitter  von  amorpher  Kieselsäure  sind,  welche  die  Sand- 
steine zusammensetzen.  Die  Körnchen  amorpher  Kieselsäure  sind 
theils  durchsichtig  und  glänzend  (bisweilen  schön  rosenroth  bis 
fleischroth  und  smaragdgrün  gefärbt,  welches  durch  eingeschlossene 
Infusorien,  Xanthidium  hirsutum  erzeugt  sein  soll),  theils  durch- 
scheinend und  muschelig  brechend ,  theils  undurchsichtig  und 
matt,  wie  mit  Mehl  bestreut  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1846.  648).  Die 
Quarzkürner  der  gröbern  Sandsteine  und  die  kleinern  Gerolle,  wel- 
che sich  nicht  selten  in  diesen  einstellen,  zeigen  mitunter  die  schon 
PkI.  l.  78  l>erührte  Eigenthümlichkeit,  dass  ihre  glänzende  Ober- 
11  ach<!  gleichsam  geätzt  erscheint,  wie  wenn  ein  Auflösungsmittel 
darauf  eingewirkt   hätte. 

Das  Ciiment  der  Sandsteine  ist,  wie  erwähnt,  sehr  verschie- 
dener Art,  bald  kieselig,  bald  thonig,  bald  kalkig,  bald  eisen- 
schüssig,   bald  kaolinisch  u.  s.  w.     Weiter  unten  werden  die  Sand- 


576  Sandstein. 

steine  rücksichtlich  der  Natur  ihres  Bindemittels  noch  genauer 
specificirt. 

Die  Menge  des  Bindemittels  in  den  Sandsteinen  ist  schwan- 
kend ;  nur  selten  herrscht  es  indessen  vor,  in  den  gewöhnlichsten 
Fällen  ist  es  in  geringer  Menge  vorhanden,  so  dass  die  Quarzkömer 
weitaus  das  Uehcrgewicht  hesitzen,  und  man  kennt  sogar  manche 
Sandsteine,  in  denen  ein  verkittendes  Cäment  gänzlich  zu  fehlen 
scheint,  indem  die  dicht  nehen  einander  liegenden  Quarzkömer  sich 
gegenseitig  berühren.  Die  Festigkeit  der  Sandsteine  ist  am  bedeu- 
tendsten bei  den  durch  ein  kieseliges  Bindemittel  zusammengehal- 
tenen, bei  denen  mit  thonigem  oder  kalkigem  Cäment  wird  ge- 
wöhnlich durch  die  verschiedene  Menge  desselben  die  Festigkeit 
nicht  verändert. 

Mit  der  Beschaffenheit  des  Bindemittels  steht  auch  die  Farbe 
der  Sandsteine  im  Zusammenhang:  bei  den  cämentlosen,  bei  denen 
mit  kieseligem,  rein  kalkigem  oder  thonigem  Bindemittel  sind  grau 
und  weiss  in  den  verschiedensten  Nüancirungen  die  Hauptfarben : 
ein  stark  beigemengtos  Bindemittel  von  Eisenoxydhydrat  oder  Gisen- 
oxyd  bringt  goll)e,  braune  oder  rotbe  Farben  hervor;  grangrön 
oder  dunkelgrün  sind  die  Glaukonit  enthaltenden,  dunkelgrau  bis 
schwarz  die  durch  bituminöse  und  kohlige  Substanzen  gefiirbten 
Sandsteine.  Nicht  selten  sind  buntfarbige  Sandsteine,  in  welchen 
verschiedene  Farben  in  nestalt  von  Flecken,  Streifen,  Flammen, 
Wolken  und  Adern  mit  einander  verbunden  sind. 

Ausser  den  Quarzkörnern  kommen  noch  andere  Beimengungen 
in  den  Sandsteinen  vor.  Namentlich  sind  es  Glimmei*schuppeu,  wel- 
che, zumal  in  den  thotiigen  Sandsteinen  viel  verbreitet,  selten  fehlen. 
In  einigen  S.indsteinen  erscheinen  aucli  Feldspathkönier,  theils 
frisch,  theils  zu  Kaolinknöllchen  zersetzt,  Glaukcmitkörnor  treten  in 
mergeligen,  kalkigen  und  t honigen  Sandsteinen  auf.  .\ndere  acres- 
s(»ris(rhe  Beimengungen,  welche  indessen  hier  und  da  auf  ansehn- 
litrhe  Krstrcckung  hin  und  in  bedeutentler  Menge  in  Sandsteinen 
ers(;heinen,  ^ind  Bleiglanz  ( lUeiberg  bei  Commern  in  der  F.ifel. 
Welzlieim  und  Nennheim  in  Würtemberg),  Weissbleierz  ((^onimem, 
I)ifsfurth  nn<l  Vilsock  in  Bayern),  Kupferlasur  und  Malachit  (Chessy 
bei  Lyon,  Morgen,  FlotzlingtMi  und  Freudenstadt  in  Würtemberg. 
Thalitter  und  llaingründau  in  t')ber]ie88en),  auch  Volborthit.  Die 
kupfererziührenden    Sandsteine    erscheinen    namentlich    iu    weiter 


ÄcceiGOriBcbe  Besiandthetle  In  SaxidsteineD.  577 

Verbreitung    an   der  Westseite   des   Urftl,    zur   permischen  (üyas-) 
Formation  gehörend. 

Bemerkens  wert  1i  erscheinen  die  ItnprEgnationen  mit  fremd- 
artigen Mineralien,  welche  Sandsteine  im  Contact  mit  Eruptiy- 
massen  erf^khren  haben,  Ätii^gesaichiiet  sind  dio  Bei8])ielef  welche 
H.  Rogei'j*  von  Lamberts ville  und  Rückyhill,  New-Jersoy,  erwülint, 
wo  in  den  von  Trappmassen  durchsetzten  Sandsteinen  bis  zoll- 
grosse  Piatimtconcretionen,  haaelnuäsgroase  Turmalinconcretiünen, 
daneben  vollkommen  krystalliairte  Turmaline  oft  in  zahlloser  Menge 
nebeneinander  liegeod  ausgebildet  sind;  diese  Imprägtiation  er- 
streckt aich  bis  auf  J  engl.  Meile  Entfernung  von  dem  Trapp  (Re- 
port of  the  geol.  surrey  of  New-Jersey  1830.  161).  Man  kann 
nur  mit  Dana  der  Ansicht  sein,  dass  diese  Silicate  dem  den  Band- 
stein durchdringenden  heissen  Wasser  ihren  Urifprung  danken. 
Möller  sah  am  Baanaasfen  in  Norwegen^  zwischen  Porsgrund  und 
Björntvedt  einen  Sandstein^  welcher  im  Contact  mit  Basalt  von 
Augit-  und  Chiaatolithkry stallen  erfüllt  war;  Augitkry stalle  ent- 
hält auch  der  am  Valleraas  bei  KJep  von  Basalt  durchsetzte  Sand* 
stein  (Magazin  för  Naturvidenskabeme  VIII.  2), 

Als  acceßsorisohe  Bestandmagsen  treten  in  den  Sandsteinen 
auf:  Drusen  von  Kalkspatb-,  Cölestin-  und  Quarzkrystallen,  Con- 
cretionen  von  Eisenoxydhydrat,  welches  nicht  selten  Kugeln  formt 
(Adlersteine),  Coocretionen  von  Hornstein  und  Feuerstein,  welche 
auch  bisweilen  netaformige  Adern  bilden,  PhosphontknoUen  mit- 
unter über  f usagross  im  Durchmesser  (z,  Ih  viel  verbreitet  in  den 
Grünsanden  der  nordlr  an  logischen  Kreideformation,  namentlich  in 
den  Departements  der  Seine  inferieure,  der  Oise,  des  PaB-de-CalaiB,, 
du  Nord,  der  Äisne,  der  llaut&^Marne,  der  Aube  und  Yonne,  in 
der  mittlem  Kreidefonuation  Englands  hei  Gmldford  und  Farnbam)^ 
flach  linsenfönnige  oder  rundliche  Nester  von  Tbon  von  gelber  bis 
rothbranner  oder  grüner  Farbe  (die  sog.  Thong allen,  welche  na- 
nientlicli  in  den  Sandateiueu  dar  Buntsandatcinformation  verbreitet 
sind  (vgU  V.  Cotta,  N.  Jahrb,  f.  Min,  1848,  135),  knollige  Kugeln 
von  Eisenkies,  Bohnerz,  Geschiebe  von  Bernstein  oder  bernstein- 
ähnlich rn  Harzen  (z.  B*  im  Grünsand  v<m  Dtvea  nach  Cuvier,  im 
Quaderj^iAndatein  von  Obora  in  Mähren  nach  Boue)  u*  @*  w*  Urgani' 
sehe  Kinschlüsse  finden  »ich  ebenfalls  in  den  Sandsteinen,  allein  bei 
weitem  nicht  in  ähnlich  er  Anzahl  wie  in   den  kalkigen  Gesteinen ; 

Zlrkelp  t'etTOffrspliie.  IL  37 


678  SühieferuDg,  Schichtung  und  AbROuderung  d.  Sandst. 

die  eingeschlossenen  Reste  von  Muscheln,  Schnecken  n.  8.  w. 
haben  meist  ihre  kalkige  Schaale  verloren  und  erscheinen  gewöhn- 
lich als  Steinkeme  oder  verkieselt;  in  letzterm  Zustande  bieten 
sich  auch  häufig  TÜanzeiu-este  dar.  Es  ist  eine  Eigenthümlichkeit, 
dass  die  organischen  Ueberreste  sich  meistentheils  nur  in  solchen 
Sandsteinen  finden,  welche  reich  an  Bindemittel,  und  dass  sie  in 
eisenschüssigen  rothen  Sandsteinen  nur  äusserst  spärlich  vorhan- 
den sind. 

Sind  in  den  Sandsteinen  die  Glimmerblättchen  in  reichlicher 
Menge  yeHreten,  und  besitzen  sie  eine  vorwiegend  parallele  Lage, 
so  wird  eine  schieferige  Textur  der  Sandsteine  hervorgebracht, 
welche  alsdann  Sandsteinschiefer  genannt  werden.  Auch  dorch 
die  Ingenweise  Yertheilung  von  accessori sehen  Bestandmasseu  oder 
organischen  Einschlüssen  wird  eine  parallele  Textur  der  Sandsteine 
hervorgebracht,  welche  sich  ebenfalls  noch  in  anderer  Weise  darin 
offenbart,  dass  häufig  Sandsteinlagen  mit  einander  abwechseln,  wel- 
che verschiedene  Grösse  der  Quarzkömer  oder  verschiedene  Far- 
ben besitzen. 

Schichtung,  oft  in  sehr  grosser  Deutlichkeit  ausgebildet,  ist 
den  meisten  Sandsteinen  eigen,  bisweilen  nur  dünne  Platten,  bis- 
weilen mehrere  Fuss  mächtige  Ränke  bildend ;  je  dünner  die  Schich- 
tung ist,  desto  ausgezeichneter  ist  sie  zu  erkennen,  während  sie 
bei  sehr  mächtigen  Schichten  nicht  so  deutlich  hervortritt.  Zwi- 
schen den  einzelnen  Schichten  finden  sich  nicht  selten  dünne  Zwi- 
schenlagen von  Thon,  Mergel  oder  Schieferthon.  Senkrechte  Klüfte, 
welche  mitunter  anhaltend  ganze  mächtige  Schichtensysteme  durch- 
setzen, erzeugen  in  Verbindung  mit  den  Fugen  z¥rischen  den  ein- 
zelnen Schichten  eine  manchmal  sehr  regelmässige  Abtheilung  in 
Quadern,  Säulen  und  Pfeiler,  wie  sie  z.  ß.  in  bekamiter  Vollkom- 
menheit der  Quadersandstein  der  sächsischen  Schweiz  und  des  süd- 
lichen llarzrandes,  der  Macignosandstein  Italiens  aufweist.  Kugelige 
Gesteinsformen  mit  concentrisch-schaaliger  Structur  sind  bei  den 
Sandsteinen  im  ganzen  selten;  sie  erscheinen  z.  B  im  Kohlensand- 
stein von  Friedrichsroda  am  Thüi-ingerwald  (nach  Philippi),  im 
Karpatlicnsandstein  von  Klausenburg  in  Siebenbürgen  (nach  Martini), 
im  Uevonsandstein  von  Vadsöo  am  Varangerfjord  in  Finnmarken 
(uach  Keilhau),  im  Sandstein  der  schottischeu  Insel  Egg  (nach 
MaccuUoch),  in  den  tertiären  Sandsteinen  Javas  (nach  Jungfauhn). 


Üebergäögo  und  Textlirvarietäteii  d«r  SandstHne, 

Die  achoü  ßd,  L  121^ — 126  besprochenen  Erschein ungen,  der 
Wellenfnrchen,  Thierfahrten,  Leistemietzei  Paeudomorphoaan  nach 
Steinsalz  u.  r,  w,  finden  fach  auf  den  Bchichtungsiliicli^n  dar  Sand- 
steine. 

Die  11  ebergange  der  Sandateine  in  andere  Geateine  erfolgen 
nach  der  Natnr  und  Menge  des  BindennttelB ;  durch  Zunahme  eines 
thonigen  BindemittcsU  verlaufen  die  Sandsteine  in  Thone  und  Letten, 
Sandsteine  mit  kalkigem  oder  inetgolfgeni  Bindomittel  verwandeln 
sich  durch  Zunahme  desselben  in  Kalkstein,  Mergel  und  Mergel- 
schiefer, durch  Zurücktreten  des  Bindemittels  werden  die  Sand- 
steine bald  7M  körnigem  Quarafel«,  bald  sm  iDBctn  Sand,  Nehmen 
die  Quanskörner  an  Dicke  zu,  so  dass  sie  die  GriisBe  von  Hasel- 
nüssen und  darüber  erreichenj  oder  itellen  sich  zwischen  den  Quarz- 
körnern  einzelne  grössere  Gerolle  ein,  so  geht  der  Sandstein  in 
Conglomerat  über. 

Rück  sichtlich  der  Textur  kann  mau  bei  den  Sandsteinen 
unterscheiden : 

Gemeinen  Sandstein  mit  Quanskörnern  durchschrntt- 
lich  von  der  Grosse  eines  Senfkorns, 

Grobkörnigen  Sandstein  mit  erb^iengrossen  und  über» 

erbsengroasen  Quanikörnern. 

Feinkdrnigen  Saudstein. 

Krystftllsandstein  mit  mehr  oder  weniger  kristallinisch 
ausgebildeten  Quarzkörnem, 

Schiefer  igen  Sandstein  oder  RandsteinBcbief^  mit 
starker  Beimengung  parallel  gelagerter  Glimmerblättchefn. 

Die  SandsteiUi?,  aui  denen  oft  ansserordentlicb  milchtige 
Schichtenaysteme  bestehen,  welche  gan^e  Gehirgsmassen  aun)anen, 
gehören  keiner  besondem  geologischen  Periode  an^  sondern  haben 
sich  in  nllen  sedimentliran  Formationen  von  den  ältesten  bis  sm 
den  jüngsten  abgelagert, 

V.  Bibra  hat  eine  sehr  grosse  Anzahl  —  weit  über  100  — 
von  Sandsteinen  der  verschiedensten  Formationen  einer  genauen 
chemischen  rntersucbung  untensogen,  Journal  filr  pract*  Chemie 
LXXXVI.   18B2,  385. 

Je  nach  der  Natur  des  Bindemittek  pflegt  man  die  Sand- 
steine in  folgende  Äbtheilungen  ^u  bringen: 


580  Kieseliger  und  kalkiger  Sandstein. 

Kieseliger  oder  quarziger  Sandstein. 

Die  Quarzkömer  sind  durch  ein  kieseliges  Bindemittel 
sammcngehalten,  welches  meistens  nur  in  sp&rlicher  Menge 
banden  ist,  so  dass  die  einzelnen  Qnarzkömpr  sich  gegenseitig  be- 
rühren. Manchmal  erscheint  aber  auch  das  kieselige  Cäment  in 
grösserer  Men^e,  und  die  einzelnen  Quarzkömer  sind  alsdann  sehr 
innig  durch  eine  hornstoinartige  Masse  zu  einem  sehr  harten  nod 
festen  Gestein  verwachsen,  wobei  sie  häufig  nicht  mehr  dentlich 
von  dem  Cäment  unterscheidbar  sind ;  man  hat  früher  derlei  Ge- 
steine Glaswacke  genannt.  Namentlich  in  diesen  kieseligen  Sand- 
steinen findet  sich  die  oben  erwähnte  Erscheinung  der  kryatalli- 
sirten  Quarze. 

Die  kieseligen  Saudsteine  sind  besonders  häufig  in  der  Brsnn- 
kohlenformation  Böhmens^  Schlesiens,  Hessens,  auch  in  der  Kreide- 
formation, z.  B.  bei  Wehrau  in  der  Lausitz  und  am  Xordrande 
des  Ilarzos. 

An  diese  kieseligen  Sandsteine  reihen  sich  diejenigen,  bei 
welchen  ein  föimlichcs  Netz  von  Tlornsteintrümern  Partieen  einet 
weichem  Sandsteins  umschliesst,  welche  an  der  Oberfläche  häufig 
herausgewittert  sind  (Heidelberg  und  Regenstein  bei  Blankenbnrg). 
In  einigen  Sandsteinen  scheint  auch  Opal  das  Bindemittel  zu  sein. 
Kalkiger  Sandstein. 

Das  Bindemittel  ist  vorherrschend  kohlensaurer  Kalk  und 
bald  reichlich,  bald  spärlich  vorhanden ;  man  kennt  Sandsteine  nnt 
einem  Gehalt  von  30  pct.  und  darüber  an  kohlensaurem  Kalk« 
Neben  dem  kohlensauren  Kalk  sind  in  dem  Bindemittel  auch  h&nfig 
Mengen  von  kohlensaurem  Eisenoxydul  und  von  kohlensanrer  Ma- 
gnehia  vorhanden ;  so  beschaffen  ist  nach  Zeuschner  und  Schaf häatl 
der  P\icoidensandstein  (der  Karpatlien-(Fucoiden-)Sand8tein  tob 
Poronin  der  Tatra  enthielt  z.  B.  in  seinem  Bindemittel  8.75  pct. 
kohlensaure  Magnesia),  nach  C  v.  Hauer  der  Wiener  Sandstein.  In 
den'  von  letzt erm  untersuchten  22  Sandsteinen  war  das  Maximmn 
des  unlöslichen  Rückstands  98.10,  das  Minimum  15.87  pct.;  der 
kohlensaure  Kalk  schwankte  von  0.G2  bis  81.10,  die  kohlensann 
Magnesia  von  0.42  bis  8.H0,  das  kohlensaure  Eisenozydal  yon  0.64 
bis  4.80  pct.  Auch  int  das  Kalkcäment  oft  durch  äusserst  feinTer- 
theilte  Quur/körnchen  sandig  oder  durch  kohlige  Theile  bitnmin^ 

Der  kohlensaure    Kalk   ist  theils   ab    dichter  Kalk  swisohai 


Kalkiger  und  doloinitischer  Sandstein.  581 

den  Quarzkörnern  fein  vertheilt,  theils  durchdringt  er  den  Sand- 
stein als  Kalkspath,  dessen  Spaltungsflächen  sich  hier  und  da  be- 
ül)achten  lassen,  wodurch  die  ßruchflächen  des  Sandsteins  ein  schil- 
lerndes Ansehen  gewinnen;  bei  dem  kalkigen,  sog.  krystallisirten 
Sandstein  von  Fontainebleau  unweit  Paris  zwängt  der  kohlensaure 
Kalk  den  Sandstein,  welcher  |  der  Masse  ausmacht,  in  die  Rhom- 
boedergestalt.  Ein  ähnliches  Vorkommniss  von  »krystallisirtem 
Sandstein«  findet  sich  bei  Brilon  in  Westphalen,  die  Rhomboeder 
sind  aber  nicht  so  schön  und  gross ;  durch  Zusammenhäufung  der- 
selben entstehen  gerundete  und  knollige  Concretionen  (Lottner, 
Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  XV.  242).  Kalkspath  -  Sandsteine  der 
Kreideforuiation  erscheinen  bei  Ville-en-Bray  unfern  Beauvais  in 
Frankreich,  bei  Folkstone  in  England,  auch  hier  und  da  in  Sachsen 
und  Höhnien.  Die  Farbe  der  kalkigen  Sandsteine  ist  meistens  gelb- 
lich- oder  grünlichgrau,  seltener  weiss  oder  gelb;  ihre  Festigkeit 
ist  durchgängig  nicht  sehr  bedeutend.  Mit  Säuren  brausen  die 
kalkigen  Sandsteine  m^^hr  oder  weniger  lebhaft  und  es  bleiben,  wenn 
das  IJindomittel  rein  kalkiger  Natur  ist,  nur  die  zu  Saud  zerfallen- 
den  (»luarzkörner  zurück. 

Die  kalkigen  Sandsteine  sind  sehr  verbreitet,  namentlich  in 
den  Jüngern  Formationen,    der    Kreide-  und    der    Tertiärformation. 

In  der  Jüngern  Molasseformation  am  Jura  bildet  ein  fester 
hellbrauner  Sandstein  bedeutende  Ablagerungen,  dessen  kalkiges 
Hiudeniittel  eine  ausserordentliche  Menge  zerstückelter  Muschel- 
schaalen  einschliesst. 

D  o  1  o  ni  i  t  i  s  c  h  e  r  Sandstein  mit  einem  dolomitischen 
Hindeniittel  findet  sich  in  der  Buntsandsteinformation  des  Saal- 
thales  bei  Jena,  bei  Aussen  an  der  Südseite  des  Hunsrücks,  bei 
Sulzhach   in  den  Vogesen; 

Weisse  oder  röthlichweisse,  durch  Gyps  cäraentirte  Sand- 
steine erscheinen  in  den  obern,  Gyps  führenden  Lagen  des  Bunt- 
sandsteins hei  Weisbach  am  Kocher;  der  Gyps  ist  meist  deutlich 
darin  zu  erkennen,  auch  stellenweise  in  rundlichen  platten  Con- 
cretionen angehäuft.  Von  Ludovic  Ville  wurde  bei  Ouargla,  bei 
ruggurt  und  im  Oued-Souf,  von  Vatonne  in  den  Umgebungen  von 
(Ihadanies  in  der  Sahara  ungeheure  Mengen  von  Gypskrystallen 
})eul)achtet,  welche  Sand  einschlössen.  An  letzterm  Orte,  wo  sie 
sich  auf  dem  Grunde  eines  ausgetrockneten  Sees  gebildet  zu  haben 


582  Thoniger  Sandstein. 

scheinen,  enthalten  Hie  seihst  his  zn  60  pct.  Sand  (Mission  de  Gha- 
dames  1862.  375).  Einen  Apatitsandstein  beschrieb  Claus 
aus  der  Gegend  von  Kursk  in  Russland:  ein  ziemlich  harter  sor 
Kreideformation  gehörender,  grauer  bis  brauner,  im  Brach  körniger 
Sandstein,  fast  zur  Hälfte  aus  Quarzsand  bestehend,  welcher  durch 
circa  30  pct.  phosphorsauren  Kalk,  ausserdem  kohlensauren  Kalk 
und  Fluorcalcium  cümentirt  ist.  An  den  Ufern  der  Wodnga  im 
Gouv.  ^Voronesch  kommt  nach  Choduew  ein  ähnlicher  Sandstein  yor. 
Erwähnt  sei  hier  noch,  dass  in  den  tertiären  Sandsteinen  der 
Gegend  von  Kreuznach,  bei  Rockenberg  und  Münzenberg  in  Hessen, 
Baryt  als  Cäment  auftritt;  auch  seine  stetig  ausgedehnten  Spal- 
tungsfiächen  sind  in  diesen  Sandsteinen  bemerkbar.  Kugeln  von 
Baryt  liegen  ebenfalls  darin.  Auch  in  der  Gegend  von  Pyrmont^ 
Basel,  Milhau  (Dep.  Aveyron)  und  in  den  Hawkstone-Ilills  (Eng- 
land) findet  sich  Baryt  in  den  Buntsandsteinen  eingesprengt.  Durch 
(-öl  est  in  cümentirte  Sandsteinsphäroide  beobachtete  Gergens  bei 
llahnheim  westlich  von  Oppenheim  in  Rheinhessen. 

Zeuschncr,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1843.  166. 

Schafhäutl,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1846.  (>65. 

V.  Iluucr,  Jahrb.  d.  k.  k.  giol.  K.anst.  VI.  1855.  42.     N.  Jahrb.  t 
Min.   18.0(>.  533. 

GergciiH,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1855.  172. 

Thoniger  Sandstein. 
Als  Bindemittel  der  Sandkörner  erscheint  Thon  yon  Ter- 
sehiedcnen  lichten,  weissen,  graulichen,  gelblichen,  grünlichen,  blass- 
röthlichen  Farben,  von  denen  oft  verschiedene  in  Form  von  Streifen, 
Adern,  Wolken  abwechsein.  Beim  Anhauchen  geben  diese  thonigen 
Sandsteine  einen  charakteristischen  Thongeruch.  Das  Bindemittel 
ist  häufig  ziemlich  reichlich  vertreten,  wodurch  eine  grössere  Weich- 
heit dv.s  Sandsti'ins  lierbeigef'ührt  wird.  Die  thonigen  Sandsteine 
Kind  meistens  feinkörnig,  die  kleinen  (juar/könichen,  welche  beim 
Schlännnen  zurücklileiben,  gewöhnlich  sehr  scharfkantig.*  Silberweisse 
oder  gelbe  (tlininierlilättchen,  welche  durch  ihren  Parallelismns 
»rhiefi'rige  Textur  hervorrufen,  sind  wie  auch  Feldspathkömer  in 
diesen  thonigen  Sandsteinen  nicht  selten,  von  accessorischen  Be- 
HtandmaHsen  sind  namentlich  die  oben  (S.  577)  erwähnten  Thon- 
gallen  häutig,  l'ebergänge  erfolgen  in  Grauwacko,  in  eisenschüssi- 
gen. niergclig(>n  und  bituminösen  Sandstein,  in  sandigen  Thon  und 
Schiefert  hon. 


Tboniger,  IcftoUnti^Gher,  margsüger  S^tidHlem.  56S 

Sandsteine  mit  thonigeni  Cäinent  sind  wohl  di«  biiulig^tei] 
von  allen.  Sie  fehlen  in  keiner  Formation  und  sind  vorinigiweiae 
in  der  Bunte^andsteinfbrniation  aniierordenUicb  entwickelt. 

Knieten  er  2  nennt  man  einen  eigenthümlicben  zur  Buntsand- 
steinfomiatiun  der  Kifel  gehörenden  tlionigen  Sandstein,  welcher 
durch  Bernau  ausserordentlichen  Reiehthum  an  tingesprengton  Blei- 
glanzköruern  aufigeisei ebnet  ist.  Südlich  von  Commern  iat  hier  eine 
mächtige  Bandsteinnblagerung  bis  xu  bedeutetider  Tiefe  auf  das 
regelmäääigj^te  mit  Bleiglantf  Imprügnirt,  de^aen  Gewinonng  im  gross- 
artigsten  Maasastabe  betriebea  wird*  In  der  ümgeg«^nd  finden  sich 
ebenfalls  fmprägnationen  des  Sanditeing  mit  Malachit  und  Kupfer- 
lasur (z.  n.  bei  ßerg).  Äehnlicbe  Lagerstätten  von  kupfer erzführen- 
dem SaTirliTitein  kennt  man  anoh  bei  Roh  den  im  WaldeckscheUi  bet 
Wallerfangen  in  der  Gegend  von  Saarlouis. 

Ein  o  ö  1  i  t  h  i  s  c  b  0  r  S  a n d s  t  e  i  n,  ein  Saridatein  mit  tbonigem 
Cäment  und  zahlreichen  kleinen  Kalkspathkugeln  erscheint  in  der 
devonischen  Formation  ^qq  Karwa  in  Esthland. 

Kaolinischer  Sandstein. 
Ein  Sandstein  mit  einem  weisilichen  oder  graulichen,  ans 
Kaolin  liestebenden  Bindeniitteh  Röthliiihweisne  Körner  und  Brocken 
von  Ortht>kla«i,  in  frischem  oder  versetzt em  Zustande  Hegen  oft 
darin,  nur  selten  Glimmerblflltchon.  Der  kaoliniache  Sandatein  geht 
in  Arkose  ( vei*gh  S,  526)  aber.  Im  Rothtiegenden  von  Scbwarz- 
kostelez  m  Böhmen,  von  LIndenaa  und  Yoigtsdorf  in  Schlesien^J 
auf  der  südlichen  Seite  des  Hnnsrücks.  Seine  Einlagerungen  im 
Grauwackengübirge  von  Steinheide  am  Thtiriügerwald  werden  als 
feuerfeste  Gegtellsteine  benutzt.  Nach  Casiano  de  Prado  eracbeinen 
kaolinische  Sandsteine  in  weiter  Verbreitung  ab  untere  Kreide:* 
schichten  in  der  Provinss  Leon« 

Mergeliger  Sandstein. 
Ein  Sandstein  mit  mergeligem  oder  tbonig-kalkigeni  Binde- 
mittel; dies  Cäment,  welches  aswar  oft  sehr  reichlich  vertrt'ten  ist, 
indessen  meistens  an  Menge  den  Quarzkörnern  nachsteht,  nähert 
sich  bald  mehr  dem  Kalk^  bald  mehr  dem  Thon  und  ist  bisweilen 
durch  ungemein  feinvertbeilte  yuarzkörnchen  etwas  Handig,  bis- 
weilen dorcb  Eisenoxyd  oder  Eiaenoxydhydrat  etwas  eisenschüssig. 
Die  Farbe  der  mergeligen  Bandsteine  ist  am  gewöhnlichsten  weisse 


584  Molassesandstein,  eisenschüssiger  Sandstein. 

lichgrau  oder  weisslichgelb,  auch  grau  und  grünlichg^an.  Sie  g^hen 
über  in  sandigen  Mergel  und  Mergelschiefer. 

Die  mergeligen  Sandsteine  sind  vielverbreitet,  zumal  in  der 
Buntsandstein-  und  Keuperformation.  Zu  ihnen  gehören  auch  der 
graue  Sandstein  des  Grauliegenden,  manche  Fucoidensandsteine,  der 
Blättersandstein  des  Mainzer  Beckens  z.  Th.  und  viele  Molassesand* 
steine.  Von  den  Molassesandsteinen  der  Schweiz  führt  Studer 
folgende  Abänderungen  auf:  1)  Gemeine  Molasse;  Kömer  von  Quars, 
in  Gemeinschaft  mit  solchen  von  Kieselschiefer,  Orthoklas,  auch 
Glimmerschüppchen  sind  durch  ein  feinsandiges  Kalkmergelbinde- 
mittel verbunden ;  diese  Sandsteine  sind  von  bläulich-  bis  grünlich- 
grauer Farbe,  leicht  zersprengbar  und  von  unbedeutender  Härte, 
brausen  stark  mit  Säuren;  führen  zuweilen  Stückchen  von  Pech- 
kohle und  Knollen  von  Fiiscnkies;  weit  verbreitet  in  den  Umge- 
bungen von  Bern,  Luzern,  Freiburg,  am  Bodensee.  2)  Mergelmolasse, 
gemeine  Molasse  mit  eingemengten  Streifen  bunter  Mergel;  in  der 
Nähe  des  Jura.  3)  Knauermolasse,  sehr  lockerer  Sandstein,  reich- 
liche Knauer  von  Mergelkalk  oder  Kieselkalk,  auch  von  festerm 
Sandstein  umschliessend;  in  den  innern  Thälern  des  Jura.  4)  Mu- 
schelsandstein, thoniger  oder  mergeliger  Sandstein,  von  grösserer 
Härte,  mit  zahlreichen  Steinkernen  und  Bruchstücken  von  Conchy- 
lienschaalen ;  die  Schaalen  sind  nicht  selten  verschwunden,  und  in 
den  Hohlräumen  ist  Kalkspath  krystallisirt ;  im  Aargau,  bei  Solo- 
thurn.  Vgl.  den  kalkigen  Sandstein. 

Eisenschüssiger  Sandstein. 
Rother  Sandstein. 

Bei  dem  eisenschüssigen  Sandstein  bildet  Eisenoxydhydrat 
oder  Eisenoxyd  das  Bindemittel,  häufig  in  inniger  Verbindung  mit 
etwas  Kalk  oder  Thon.  Die  Farben  sind  daher  gelblichbraun,  roth- 
braun, braun,  bisweilen  erscheint  die  Masse  durch  ungleiche  Ver- 
theilung  des  Oxyd  geileckt  (sog.  Tigersandsteine).  Die  einzelnen 
Quarzkömchen  sind  meist  von  einem  ganz  dünnen  Anflug  von 
P'iisenoxydhydrat  oder  Eisenoxyd  umhüllt.  In  dem  Bindemittel 
finden  sich  nicht  selten  sehr  feine  Sandtheilchen  und  Glimmer- 
schüppchen. 

Die  eisenschüssigen  Sandsteine  sind  in  der  Regel  arm  sowohl 
an  accessorischen  Bestandmassen  als  an  organischen  Ueberresten. 
Sie  sind   fast  in  allen  Formationen  vertreten,  lagern  aber  nament- 


Glaukonitischer  Sandstein.  585 

lieh  in  der  devonischen  Formation    (old  red  sandstone),   im  Roth- 
liegenden, in  der  ßuntsandstein-  und  Keuperformation. 

In    Ivlein-Augesd   bei  Teplitz  findet  sich,    wie  Breithaupt  er- 
wähnt,   ein   4 — 6  Zoll  mächtiges  Flötz  von  Quarzgeröllen,    welche 
durch  Eisenkies  verkittet  sind  (Paragenesis  d.  Min.  23  u.  47). 
Glaukonitischer  Sandstein. 
Grünsandstein,  Greensand. 

Die  glaukonitischen  Sandsteine  sind  durch  ihren  Gehalt  an 
Glaukonit  ausgezeichnet ;  dieses  graugrüne,  der  Hauptsache  nach 
aus  wasserhaltigem  Eisenoxydulsilicat  (häufig  mit  Kalisilicat  ver- 
bunden) bestehende  Mineral,  erscheint  in  kleinen,  hirsekomgrossen, 
scbiosspulverähnlichen  Körnchen  neben  den  Quarzkömern  liegend 
und  das  Bindemittel  ist  alsdann  kalkig  oder  mergelig,  während  in 
andern  glaukonitischen  Sandsteinen  das  Bindemittel  selbst  zum 
Theil  aus  pulverigem  Glaukonit  besteht.  Die  Glaukonitkömer,  wel- 
che bald  spärlich,  bald  reichlich  in  diesen  Sandsteinen  liegen,  zer- 
blättern  sich  nach  den  Beobachtungen  von  Geinitz  bei  der  Ver- 
witterung in  lauter  concentrische  Kugelhüllen  und  das  Eisenoxydul 
des  Glaukonit  verwandelt  sich  dabei  in  Eisenoxydhydrat,  wodurch 
die  friiiiiliohe  Farbe  des  Gesteins  nach  und  nach  in  eine  licht- 
bräunliche  verändert  wird.  Die  mikroskopischen  Untersuchungen 
von  Ehrenberg  haben  dargethan,  dass  viele  Glaukonitkörnchen  Stein- 
kerne von  Foraminiferenschaalen  sind,  welche  von  der  Glaukonit- 
substanz ausgefüllt  und  später  aufgelöst  wurden.  Die  glaukoniti- 
schen Sandsteine  sind  lichtgrün,  graulichgrün,  selbst  bis  zu  dunkel- 
grün hin  gefärbt  und  erscheinen  in  der  Regel  desto  intensiver  grün, 
jo  mehr  Glaukonit  sie  enthalten. 

(flaukonitische  Sandsteine  kennt  man  zwar  schon  in  den  altern 
Formationen  (wie  in  der  Grauwackeformation  von  Bornholm  und 
St.  P(  tersburg),  ihre  Hauptentwicklung  fällt  jedoch  in  die  Kreide- 
tormatioM,  wo  sie  namentlich  im  Turon  Westphalens,  Sachsens  und 
Kn^rhuids  sehr  verbreitet  sind.  Die  Senongruppe  ist  beträchtlich 
glankonitärmer;  der  tertiäre  W'ienersandst^in,  der  untere  Meeres- 
sand des  pariser  Eocänbeckens,  sowie  die  Molasse  der  Schweiz  ist 
da<reiren   wiediT  reicher  an  Glaukonit. 

Ufber  den  Glaukonit  vgl.: 
Klirenl)org,  über  den  Grünsand  und  seine  Erläuterung  des  organi- 
schen Lebens.  Berlin  1856  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.). 


586  Geologische  Sandstein  Varietäten. 

Bailey,  The  Annais  and  mag.  of  nat.  bist.  (2)  XVIII.  1866.  425. 
II.  Rogers,  Report  of  the  geol.  surv.  of  New-Jersey.  Philadelphia  1836. 
II.  B:  Geinitz,  das  Quadersandsteingebirge  1850. 

Bituminöser  Sandstein. 
Einige  Sandsteine  sind  mit  feinzertheilten  kohligen  Substatisen 
gemengt,  ihre  Farbe  ist  grau  bis  schwärzlich,  beim  Erhitzen  Ter- 
lieren  sie  meist  ihre  kohligen  Theile  und  werden  licht.  Andere 
Sandsteine  sind  durch  Asphalt  zusammen  cämentirt  (Asphaltsand- 
stein, Pechsand) ;  dazu  gehört  u.  A.  der  tertiäre  Sandstein  von 
Bechelbronn  im  Elsass.  Vgl.  darüber  Asphalt,  I.  405. 

Wie  es  bei  den  Kalksteinen  geschah,  so  möge  auch  fOr  die 
Sandsteine  ein  kurzes  Yerzeichniss  der  geologischen  Varie- 
täten folgen.  Diese  Benennungen  der  Sandsteine  knüpfen  sich  hier 
gleichfalls  nicht  an  petrographiscbe  Unterschiede,  sondern  an  eine 
bestimmte  stratigraphische  Stellung,  an  eine  ausgezeichnete  Localitftt 
oder  an  einen  charakteristischen  Petrefactengehalt. 

Llandeilo  flags,  glimmerreiche  in  Platten  abgesonderte  grauwacken- 

artige  Sandsteine,  zur  untern  englischen  Silurformation. 
Caradoc-Sandstein,   darüber    lagernd,    ebenfalls    dem    englischen 

Untersilur  angehörend. 
Potsdam-Sandstein,    die    unterste  Etage  der   nordamericanischen 

Silurformation  bildend. 
Unguliten-Sandstein  mit  Obolus  Apollinis  Eichw.  zum  UntersUnr 

Esthlands  und  Livlands  gehörend. 
Medina-Sandstein,  zur  Niagara-Period  des  obem  Silur  Nordameri- 

cas  gehörend. 
Oriskany-Sandstein,  das  unterste  Devon  Nordamericas. 
Cauda-Galli-Sandstein  1    zur  Corniferous-Period  im  nordamerica- 
Schoharie-Sandstein      (        nischen  Unterdeyon  gehörend. 
Catskill-Sandstein,  das  oberste  Devon  Nordamericas. 
Spiriferen-Sandstein  mit  zahlreichen  Spiriferenspecies,  mit  Graa- 
wacken  und  Thonschiefern    die    untere  Abtheilung  der  rheini- 
schen und  harzer  Devonformation  bildend. 
Old  red   Sandstone  zur  englischen    und   schottischen    Devonfor- 
mation gehörend. 

Culm-Sandstein  )  G4.-ii.ir 

I  zur  otcmkohlenformation  ge- 
Flötzleerer  Sandstein                         ;       ,  .        , 

.1        hörend. 
Mühlsteinsandstein,  millstone  gnt 


Geologische  Sandsieinvariet&ien.  687 

Kupfersaudstein,  zur  russischen  Dyasformation  gehörig  und  durch 
seinen  Reichthum  an  eingesprengten  Kupfererzen  ausgezeichnet. 

Grau  liegendes  oder  Weissliegendes,  Sandsteine  zur  untern  thürin- 
gischen Zechsteinbildung  gehörend;  die  Kupfererze,  welche  die- 
selben iraprägniren,  führen  den  Namen  Sanderz. 

Lower  new  red  sandstone,  in  England  dem  Rothliegenden  ent- 
sprechend. 

Buntsandstein,  Bezeichnung  für  die  untere  Formation  der  Trias; 
ihm  entspricht  in  England  der  Upper  new  red  sandstone. 

Vogcsen-Sandstein  (gres  de  Vosges),  unterste  Abtheilung  der 
Buntsandsteinformation  in  den  Vogesen. 

Verrucano-Sandstein,  rother  Alpensandstein,  theils  zur  carboni- 
schen, theils  zur  Buntsandsteinformation  der  Alpen. 

Werfener  Schichten,  zur  untern  alpinen  Trias  gehörend,  Aequi- 
valent  des  Buntsandsteins. 

Keupersandstein,  allgemeine  Bezeichnung  für  die  Sandsteine  der 
Keuperformation. 

Lettenkohlen-Sandstein  zur  untersten  Etage  der  Keuperformation 
gehörig. 

Schilfsandstein  (stellenweise  reich  an  Equisetiten  und  Calamiten) 
auch  Baustein  von  Stuttgart  genannt,  vorwiegend  zur  obern 
Etage  der  Keuperformation  gehörig. 

Lias-Sandstein,  allgemeine  Bezeichnung  für  die  Sandsteine  der 
Liasformation. 

Thalassiten-Sandstein   mit  vielen  Thalassiten,  zum  Lias  gehörig. 

Angulatus-Sandstein,  mit  Ammonites  angulatus  Schi,  zum  Lias  a 
Schwabens  gehörig. 

Dogger,  ursi)rünglich  ein  kalkiger  und  eisenschüssiger  Sandstein, 
lagert  in  Yorkshire  unmittelbar  auf  dem  Lias. 

Purtlandsand,  zum  englischen  Upper  Oolite  gehörend  (reich  an 
Glaukonit;   Wiltshire,  Dorsetshire). 

Deister  -  Sandstein  ,  zur  Wealdenformation  des  nordwestlichen 
Deutschlands  gehörig. 

llastingssand  auch  Ironsand,  zur  Wealdenformation  Englands  ge« 
hörig,  namentlich  in  den  Küstengegenden  um  Hastings  entwickelt. 

Ilils-Sandstein  (unterer  Quadersandstein  Beyrichs)  zur  Gaultbil- 
dung  der  Kreide  in  Hannover  und  Braunschweig. 


588  Geologische  Sandsteinyariet&ten. 

Grünsand    von   Essen    zur    obem    Kreideformation   Westphsleni 

(Cenonianbilduug)  gehörig. 
Lower  greensaud  (Shankliusand)  und  Upper  greensand,  der  eng- 
lischen Kreideforniation  angehörend,  jener  dem  Neocom,  dieser 

dem  Cenoman  entsprechend. 
Mulatto,  ein  glaukonitischer  Kreidesandstein  in  Irland. 
Unterer  und  oberer  (juadersandstein  in  Sachsen  und  Böhmen  nr 

Kreideformation  (Cenoman  und  Oberturou)  gehörend« 
Pläaer-Sandstein,  Cenoman  in  Sachsen  und  Böhmen. 
Tassello,  ein  Sandstein  der  Kreideformation  in  Istrien. 
Karpathen-Sandstein  und  Wiener-Sandstein,  theils  zur  obcrn  Kreidei 

theils  cocän. 
Nummuliten-Sandsteiii   mit  vielen  Nummuliten,   eocän,   zur  Nam- 

muliteubildung  gehörend. 
Fucoiden-Sandstein    mit    Fucoidenresten,    eocän,    zur    i**ly8chbit- 

düng  gehörend. 

Taviglianaz-Sandstein 

(lurnigel-Saudstcin         -  eocäne  Sandsteine  der  Schweizer  Alpen. 

Hallig-Sandstein 

Macigno,  grünlichgrauer  eocäner  Sandstein  in  Ol>eritalien. 

Thanet-sand  ,«      .     ..  .        i  n.  i         w^     *     3 

zur   Fertiäriormation  des  südlichen    Kngland 

Bagshot-sand        /  ,      . 

gehörig. 
HeadonhilKsand  ) 

Unterer  (Sand  von  Soissons),  mittlerer  (Sandstein  von  ßeauchnmp) 

und  oberer  Meeressand  (mit  dem  Sandstein  von  Fontaineblesn) 

dem  pariser  Tertiärbecken  angehörend. 

Cerithien-Sandstein,  brakisch  1    ,  ,        .  ,  .    , 

}  des  österreichischen  Neogen. 
Leitha-Sandstein,  marin  j 

Meeressand  von  Weinheim  (I^ectunculus-SandK  unterste  oligocftoe 

Abtheilung  des  Main/er  Beckens. 
Blättersandstein  mit  vielen  ßiatt abdrücken,   ini(»cän  im    Hsinier 

Becken  (Ijaubenheim.  Oppenheim,  Wctterau,  von  Nauheim  bis 

Münzen  berg). 
Knochensand  von  Eppelsheiin  TDlnotherien-Sand)  mit  vielen  Sange- 

thierknochen,  oberste  miocäne  Ablagerung  des  Mainzer  Beckens. 
Braunkohlensandstein,    Sandstein   der  deutschen  Draunkohlenfor- 

mationen. 
Molasse-Sandstein.  Sandstiiin  der  Molasseformation  am  Nordraade 

der  Alpen. 


Sog«  kiyitftlliairte  Sandtteine.  560 

Neuester  Met^ressatidateio,  desBen  Bildung  an  einigen  Küsten  noch 
fortschreitet. 
Die  Randsteine  lühren  weitaus  der  natiptisacba  nach  von  iler 
Zerstörung  quar/Jger  Gesteine  her  und  ihre  kh^ötischen  TheOe  wur^ 
den  mit  lliilf«;  des  Wiisaera  geächJchtet  und  ciliDeiitirt ;  noch  In 
der  Gegenwart  liilden  sieh  an  dtjn  Meeieaküsteju  inf*h*!ftoutlere  wilrine- 
rer  Regionen  Sandsteine  da,  wo  diö  Gewüsger  Änsammeng^^&chwe turnte 
lose  Sandkörner  durch  ©in  Bindemittel  verkitten ,  ssu  weichem  vor- 
zugsweise der  von  Muscheladnialen  herrührende  kohlensaure  Kalk 
dient;  so  in  der  Meerenge  von  Messlna^  an  der  In^el  Hbüdn«,  au 
mehrern  Stellen  rler  kleinaBia tischen  Küste,  an  der  Küste  von  Trau- 
kebar;  der  HÄndstein  ist  anfangs  von  weicher  Beschaffenlieit»  wird 
aber  nach  und  nach  sehr  fest  nnd  hail.  Wahrend  die  allgemei- 
nen Verhiiltniase  der  Sandateinhildung  einfacher  Natur  sind,  ver- 
dienen einige  andere  Punkte  näherer  Erörterung  uiitensogen  zu 
werden. 

Sehr  jnerkwilrdig  sind  jene  um  and  um  auf»gebildeten  Kry- 
stalle  und  krygl-aUiiii^chen  Körner  mit  Flilchenrudimeuten  von  Quaris 
in  den  80g>  krystallisirten  Sandsteinen,  von  denen  oben  (S.  575) 
die  Rede  war.  Es  scheint  nicht,  dass  solche  Sandsteine  eigentliche 
klastische  Gesteine,  entstanden  aus  der  Zusamraeoechwemraung  von 
Quarzfragmenten  seien,  indem  der  woblerhaUene  Zustand  der  Kry- 
stalle  darauf  verweist,  d»«s  bei  ihr€T  Bildung  chemische  Procease 
an  Ort  und  Stelle  gew^irkt  haben.  Es  gibt  auch  solche  Sandsteine, 
welche  zum  Theil  ans  klastischen,  zum  Theü  ans  kry  stall  iniseben» 
an  Ort  und  Stelle  entstandenen  Elementen  ^usamtnengesel^ft  sind« 
Naumann  bemerkt ,  wie  durch  diese  krystallisirten  Sandsteine  die 
schon  früher  von  Voigt  (kleine  mineralogische  Schrü'teü  L  lß2), 
zum  Theil  auch  von  Deine  und  Sanssure  aufgestellte  Ansicht,  dass 
vieler  Quarzsaud  aus  einer  chemischen  Auflösung  der  KieselsÄure 
durch  Krystallisation  entstanden,  ihre  völlige  Bestätigung  tlndet 
(Geognosie  L  530)*  Ansgezeichnefe  krystalUsirte  Sandsteine  die- 
ser Art  tinclen  sich  im  Millstone-grit  Englands  und  Schottlands, 
z.  B.  im  Edinburgher  Kohlensandsteiu ,  vi elverb reitet  im  Vogeaeu- 
sandstein  (Vogesen,  Hardt,  Schwaraw^ald),  im  Quadet^andstein  am 
sogenannten  Tanzpliitz  bei  Grüllenburg  im  Tbarander  Walde,  bei 
l^iulshain  und  Ruppendorf  (Naumann^  Erläuter,  z,  geogn*  K.  d, 
Kgrchs.  Sachsen  W  B65),  im  Braunkohlensandstein  bei  Mutzschen 


I 


590  Glimmer  in  den  Standsieinen. 

in  Sachsen.  Hierher  gehören  auch  die  Sandsteine  aus  dem  Fnldai- 
schen,  welche  Gutherlet  beschrieb,  wo  die  Kieselkömer  des  Tboii- 
sandsteins  und  des  reinen  Kieselsandsteins  sich  aaf  weite  Strecken 
hin  krystallinisch  erweisen  ,  indem  jedes  Sandkorn  als  ein  Indivi- 
duum erscheint.  Bei  einiger  Aufmerksamkeit  lassen  sich  die  diireii 
krystallinische  Ausscheidung  an  Oi-t  und  Stelle  gebildeten  Kör- 
ner leicht  von  den  durch  mechanische  Zerstörung  and  Abreibnng 
entstandenen  klastischen  unterscheiden.  Yorzöglich  reich  an  voll- 
kommenen Krystallen  sind  die  grauen,  aus  einem  dem  Rauchtopsi 
ähnlichen  Quarz  bestehenden  Sandsteine  zwischen  Dirlos  and  Ilss- 
sen.  (Notizblatt  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Darmstadt  1861. 
Nro.  27.  S.  51;  auch  Neues  Jahrb.  f.  Miner.  1861.  860,) 

Was  die  Glimmerschuppen  in  den  Sandsteinen  anbelangt,  io 
werden  dieselben  der  herrschenden  Ansicht  zufolge  wohl  mit  Redit 
hauptsächlich  als  zugeschwemmte  klastische  Fragmente  betrachtet, 
hervorgegangen  aus  der  Zerstörung  glimmerhaltiger  krjstalliniselicr 
Gesteine.  G.  Bischof  hat  eine  andere  Meinung  über  ihren  Ursprung 
entwickelt,  indem  er  sie  sich  an  Ort  und  Stelle  durch  hydrocheni- 
sche  Umwandlungsprocesse  gebildet  denkt  (Chem.  und  ph.  GeoL  1. 
Aufl.II.  1449.  1459;  2.  Aufl.  III.  132).  Alle  Glimmerblättchen  voo 
messbarer  Grösse  seien  in  den  klastischen  Sand-  und  Thongestci- 
nen  secundärer  Entstehung,  da  in  den  heutigen  ScUammabsätm 
der  Flussgewässer  sich  der  Glimmer  zu  unendlich  feinen  Sttab- 
chen  zermalmt  flndet;  auch  müsste  es  befremden,  dass  die  Sand- 
steine fast  ausschliesslich  weisse  Glimmerblättchen  fuhren,  da  doch 
die  krystallinischen  Gesteine,  aus  denen  man  sich  dieselben  eot- 
standeii  denkt,  auch  schwarzen  Glimmer  enthalten.  Das  fast  ani- 
schliessliche  Vorkommen  der  Glimmerblättchen  auf  den  Schiefemngt- 
flächen  erkläre  sich  daraus,  dass  sich  gerade  auf  diesen  Fl&chen 
die  Gewässer  bewegen,  welche  hier  theils  Umwandlungen  in  der 
Masse  des  Gesteins  bewirken,  theils  die  zur  Glimmerbildnng  erfor- 
derlichen Bestandtheile  zuführen.  Bischof  fügt  indessen  selbst 
hinzu,  dass,  sollte  der  glimm  erhaltige  Sandstein  eine  sedimen- 
täre Meeresbildung  aus  der  Zertrümmerung  der  Küatengesteins 
sein,  man  die  Praeexist^uz  des  Glimmers  leichter  erklären  könne. 
V.  Richthofen  ist  auch  der  Ansicht,  dass  diejenigen  Glimmerblfttt- 
chen  des  rothen  Grödner  Sandsteins  in  Südtyrol,  welche  regelmis- 
sig  sechseckige  Gestalt  besitzen  und  genau  parallel  der  Sohichtung 


Cäroent  der  Sandsteine.  591 

gelagert  sind ,  wohl  nur  ans  einer  Zersetzung  des  Gesteins  herzu- 
leiten sind  (Geogn.  Beschr.  v*  Südtyrol  1860.  48).  Wenn  auch 
im  Allgemeinen,  und  besonders  da,  wo  das  klastische  Sandstein- 
material  keinen  weiten  Weg  zurückgelegt  hat,  seine  Glimraerschüpp- 
clien  iitcht  zu  gross  erscheinen,  um  nicht  noch  als  Fragmente  zu- 
mal der  ehedem  viel  grössern  Blätter  gelten  lo  können,  wenn  fer- 
ner das  Vorwiegen  des  weissen  und  das  höchst  seltene  Auftreten 
des  schwarzen  Glimmers  bei  einer  Neubildung  disffch  wässerige 
Processe  nicht  minder  auffallend  ist,  wenn  auch  endlich  die  Schie- 
ferungsfliichen  der  Sandsteine  gerade  erst  durch  die  parallel  gela- 
gerten Glimmerblättchen  hervorgebracht  werden,  so  dürfte 
doch  trotzdem  die  gewiss  richtige  Ansicht  aufrecht  erhalten  wer- 
den, dass  wenigstens  ein  Theil  der  Glimmerblättchen  und  zwar  Yor 
allem  die  krystallisirten  an  Ort  und  Stelle  auf  wässerigem  Wege 
gebildet  worden  seien;  namentlich  scheinen  zersetzte  Feldspathe 
zu  ihrer  Entstehung  das  Material  geliefert  zu  haben. 

lieber  die  verschiedenen  Bindemittel  der  Sandsteine  theilt 
Bischof  in  seiner  Geologie  (1.  Aufl.  U.  1630,  auch  z.  Th.  2.  Aufl. 
111.  137)  sehr  bemerkens^erthe  Betrachtungen  mit,  welche  sich  an 
die  daselbst  zusammengestellten  chemischen  Untersuchungen  solcher 
Ciimente  von  Carl  Schmidt  anreihen.  Die  Bindemittel  sind  offenbar 
theils  als  Lösungen  durch  Gewässer  eingeführt  worden,  theils  ver- 
danken sie  ihre  Entstehung  einer  Umwandlung  von  Substanzen, 
welche  ursprünglich  mit  den  Sandkörnern  gemengt  waren;  ersterer 
Art  sind  höchst  wahrscheinlich  die  aus  Carbonaten  bestehenden 
Bindemittel  der  Sandsteine  (kalkiger,  dolomitischer  Sandstein); 
dasselbe  ist  vermuthlich  bei  manchen  blos  aus  Silicaten  oder  aus 
Kieselsäure  mit  nur  wenig  beigemischten  Basen  bestehenden  Binde- 
mitteln der  Fall,  deren  sehr  geringe  Mengen  mit  dieser  Bildungs- 
weise Wühl  übereinstimmen.  Die  thonigcn  Bindemittel  rühren  aber 
zweifelsohne  von  der  Zersetzung  von  Feldspathen  her,  welche  sich 
manchmal  im  kaolinisirten  Zustande  iu  den  Sandsteinen  finden, 
und  deren  Verbleib  sonst  befremden  wüi'de. 

Die  gewöhnlichen  Zersetzungsproducte  des  Feldspaths,  Kali- 
silicat  und  Thonerdesilicat  cämentirten,  durch  Gewässer  fortgeführt, 
die  Sandkörner  in  den  Umgebungen  der  zersetzten  Feldspathe.  Da 
Kieselsäure  häufig  den  kohlensauren  Kalk  verdrängt,  so  ist  es 
denkbar,  dass  Sandsteine  mit  kalkigem  Cäment  in  solche  mit  kiese- 


592  Quarzgeröll,  t^uarzgrus,  Quarzsand. 

ligem  Cäment  umgewandelt  werden,  wenn  sie  von  Kiesektamoli- 
tionen  durchdrungen  werden. 

An    diese    klastischen    der  Hauptsache    nach  aus   Qoan   be- 
stehenden Gesteine,  schliessen  sich  noch  zwei  andere,  ebenfaUs  vor- 
wiegend   aus  Quarz   gebildete  Massen,  beide  aas   losen  oder  di 
nur  sehr   locker  verbundenen  Schutt  -  Elementen  zusammeDgei       ^ 
das  Quarzgeröll  und  der  Quarzgrus,  sowie  der  Quarzsand. 

(Inangeröll  und  (iiangnii, 

Quarzbruchstiicke ,  meist  zu  Geschieben  und  Gerollen  ab- 
gerundet, von  verschiedenen  Dimensionen^  von  der  Grösse  einer 
Haseln uss  bis  über  Kopfgrösse  sind  regellos  durcheinander  n 
Schichten  von  oft  beträchtlicher  Mächtigkeit  anfgehäuft.  Sie  He- 
gen entweder  ganz  lose  oder  sind  durch  etwas  Sand ,  welcher  dir 
Zwischenräume  zwischen  ihnen  ausfüllt,  locker  mit  einander  tw- 
bunden.  Indem  solche  Gebilde  durch  irgend  ein  eigentliches  Bis- 
demittel  verkittet  werden,  gehen  sie  in  Conglomcrate  über;  neba 
den  Geschieben  und  Gerollen  von  Quarz  sind  auch  noch  solcbe 
von  andern  Gesteinen  bisweilen  beigemengt.  Besitzen  die  GerSQe 
kleinere  Dimensionen ,  welche  etwa  zwischen  der  einer  Haselno« 
und  einer  Erbse  schwanken,  so  nennt  man  solche  Ablagerangcs 
Quarzgrus,  namentlich  dann,  wenn  sie  ans  gänzlich  nnTerbns- 
denen  Theilen  bestehen. 

Derlei  Quarzgeröl Ablagerungen ,  deren  Bildung  noch  heutiges 
Tages  vor  sich  geht,  sind  besonders  in  den  Jüngern  FormatioMO, 
der  Tertiär-  und  Quartärformation  eine  häufige  Erscheinung  und 
oft  in  sehr  grosser  Ausdehnung  verbreitet. 

(inaraand. 

Lose  oder  nur  wenig  zusammenhängende  Anhäufungen  tob 
höchstens  erbi^engrossen  Quarzkömchen ,  welche  entweder  ahgema- 
det  oder  eckig  sind  und  manchmal  glatte  glänzende  Oherfiiickc 
mit  noch  erkeunliaren  Fluchenrudimeiiten  besitzen.  Die  Grösse  dar 
Quurzkörner  sinkt  von  der  einer  Erbse  zur  gröasten  Kleinheit 
staubartiger  Tlieilchen  hinab;  man  unterscheidet  nach  der  Orüaaa 
der  Körner 

P  e  r  1  s  a  n  d  oder  Kies,  1 1  Linie  grosse ,  oft  perlen&hnliehs 
Körner,  darunter  auch  viele  eckige; 


Quarzsandf  Seifengebirge.  593 

groben    Sand,  |  Linie  grosse  Köraer; 

feinen  Sand,  Quellsand,  Mahlsand,  Triebsand,  kaum  J 
Linie  grosse,  gewöhnlich  abgerundete  Kömchen; 

Staubsand  oder  Flugsand,  pulverartige  bis  staubartige 
Tlieilchen,  die  vom  Winde  leicht  weit  fortgeführt  werden; 
dazu  gehört  der  Sand  der  Dünen  und  Wüsten. 

Die  Körnchen  des  Quarzsandes  sind  weiss,  graulichweiss  oder 
wasserhell ,  wodurch  eine  lichte  Farbe  desselben  hervorgebracht 
wird ,  bisweilen  auch  sind  sie,  wie  mit  einem  feinen  Hauch,  von 
Eisenoxydhydrat,  Eisenoxyd,  Glaukonit  überzogen,  wodurch  gelb- 
braun, rothhraun  und  grünlich  gefärbte  Sande  entstehen. 

Der  Quarzsand,  welcher  in  der  Regel  ein  loses  Aggregat  von 
Körnchen  darstellt,  gewinnt  mitunter  durch  thonige  oder  kalkige 
Beimengungen  namentlich  im  feuchten  Zustande  einen  geringen  Zu- 
sammenhalt ;  letzterer  wird  auch  manchmal  durch  eine  Imprägna- 
tion mit  Eisenoxydhydrat  hervorgerufen ,  welche  sich  häufig  auf 
einzelne  Partieen  concentrirt,  wodurch  alsdann  röthlichbraune,  fester 
verkittete  Knauer  innerhalb  des  lichten  losen  Sandes  erscheinen. 
Durch  Zunahme  eines  Bindemittels  verlaufen  natürlicherweise  Ab- 
lagerungen von  losem  Quarzsande  in  lockere  oder  feste  Sandsteine. 
Mancherlei  Beimengungen  sind  in  den  Quarzsanden  enthalten;  sil- 
berwcisse  Glimmerblättchen  sind  namentlich  darin  viel  verbreitet, 
auch  Feldspathkörnchen  ,  Kohlens  tau  beben ,  die  den  Sand  dunkel- 
grau oder  schwärzlich  färben;  der  tertiäre  Sand  von  Roisdorf  bei 
Bonn  enthält  ungemein  fein  vertheilte  Schwefelstäubchen.  Auch 
sind  Conchylienschaalen  oder  deren  Trümmer  den  Quarzsanden  bei- 
gemengt. 

Quarzgeröll,  Quarzgrus  und  Quarzsand  enthalten  auch  manch- 
mal Boimenguugen  von  Metall-  und  Edelsteinkörnern;  man  pflegt 
diese  losen  Schuttanhäufungen,  welche  meist  auch  Bruchstücke  von 
mancherlei  andern  Gesteinen  führen,  Seifengebirge  (oder  plu- 
siatische  Ablagerungen)  zu  nennen,  und  sie  bilden  an  manchen  Punk- 
ten den  Gegenstand  einer  Gewinnung  ;  überall  erscheinen  sie  nur 
in  den  Gegenden,  wo  solche  Metalle  oder  Edelsteine  ursprünglich 
als  Einsprengungen  in  den  Gebirgsgesteinen  oder  auf  besondem 
Lagerstätten  innerhalb  derselben  vorhanden  sind.  So  finden  sich 
Quarz«,'eröll-  und  Quarzsandmassen  mit  Gold,  Platin,  Diamant, 
Ziunstein,  Magneteisenerz,  Chromeisenerz,  Spinell,  Granat,  Hyacinth; 

Zirkol,  retrog:raphie.     II.  3g 


594  Quarzsand,  Grauwacke. 

die  edlen  Metalle  namentlich  in  Brasilien,  Ostindien,  Bomeo,  CtU- 
fornien,  dem  Ural,  das  Zinnerz  in  Comwall,  Malakka,  auf  den  In- 
seln Sumatra  und  Banka,  die  Edelsteine  in  Brasilien ,  OstindicB 
und  Ceylon.  Alle  diese  plusiatischon  Schuttmasseo  sind  als  dM 
Resultat  förmlicher  natürlicher  Waschprocesse  zu  erachten,  b«  de- 
nen durch  das  Wegschwemmen  der  leichtern  und  weichem  Ge- 
steins- und  Mineralfragmente  eine  Concentration  jener  Metall-  und 
Edelsteintheilchen  bewirkt  wurde. 

Xamentlich  im  Gebiet  der  recenten  F'ormation  finden  sick 
Quarzsandablagerungen  in  grosser  Häufigkeit  und  oft  von  coloe- 
saler  Verbreitung.  Ausser  den  Sändschichten,  die  sich  aus  Bachern, 
FlüHsen  und  Strömen  absetzen,  sind  die  an  den  Gestadoi  der 
Meere  aufgehäuften,  landeinwärts  vorrückenden  Dünen  zu  erwäh- 
nen, welche  in  Holland,  im  nördlichen  Deutschland,  in  Schleswig. 
Jütland,  Frankreich,  England  weite  Landstrecken  zur  Einöde 
machen.  Die  Wüsten  und  Steppen  Africas  und  Asiens  liefern  ein  ande- 
res Beispiel  von  der  grossen  Verbreitung  des  Q.uarzsandes.  Die  Bratm- 
kohlenformation  ist  auch  sehr  reich  an  Quarzsandablagerungen,  die 
gleichfalls  schon  in  der  Kreideformation  häufig  und  in  bisweilen 
mächtiger  Entwicklung  auftreten  (z.  B.  zwischen  Haltern  und 
Kecklinghausen  in  Westphalen,  bei  Aachen,  bei  Anzin  in  Belgiea, 
bei  Hannewitz  unweit  Dresden,  bei  (rodalming  und  Hindhead  ■ 
Surrey,  der  sog.  Shanklin  -  Sand  in  Sussex),  in  altem  Formationea 
hingegen  allmählich  verschwinden. 

An  die  Sandsteine  und  Sande  reiht  sich  eine  Anzahl  klasti- 
scher (rt^steine  von  grosser  Verbreitung,  welche  ihr  Material  yot- 
zugsweise  von  Quarzgesteinen  und  Schiefern  bezogen  haben ;  sie 
sind  meistens  von  psammitischer  oder  politischer  Beschaffenheit 
Dazu  gehören : 

(jraiwacke. 

Die  Grauwacke  bildet  ein  klastisches  Gestein  von  den  ver- 
schiedensten Arten  des  Korns;  es  ist  zusammengesetzt  ans  ecrkigcn 
oder  al)gerundet(*n  Körnern  von  (juarz,  welche  meist  vorwaltend 
sind,  aus  Fnif^inenten  von  Kieselschiefern  und  Thonschiefenu  wom 
sich  nicht  selten  auch  Feldspat hkörner  und  in  einigen  Abändemn- 
gen  reichliche  (rlinnnerblättchen  gesellen,  cämentirt  durch  ein  Bin- 
demittel, welches  aus  einer  mit  Kieselsäure  vollstäudig  durchdrun* 


Grauwacke.  595 

geneii  Thonmasse,  oder  auch  allein  aus  Baeselsäure  besteht;  die 
kieselig-thonige  Bindemasse  ist  oft  durch  feinvertheilte  Anthracit- 
stiiuhchen  dunkel  geftirbt.  Meistens  haben  die  klastischen  Ele- 
iiieute  über  die  Bindemasse  das  Uebergewicht ,  so  dass  diese  sehr 
hiiiifig  kaum  zu  bemerken  ist.  Wegen  des  kieseligen  Cäments  be- 
sitzt das  Gestein  oft  eine  grosse  Zähigkeit  und  Härte. 

(Iraue  Farben  sind  die  gewöhnlichen  und  herrschenden  bei 
der  Grauwacke,  namentlich  rauchgrau,  bläulichgrau,  gelblichgrau 
und  grünlichgrau;  doch  finden  sich  auch  röthlichbraune  und  gelb- 
lich])raune  (hauwacken,  welche  ihre  Färbung  einer  Beimengung 
von  Kisenoxyd  und  Eisenoxydhydrat  verdanken. 

Rücksichtlich  der  Textur  der  Grauwacke  pflegt  man  folgende 
Varietäten  zu  unterscheiden: 

Körnige  Grauwacke.  Mit  klastisch  -  kömigem  Gefüge, 
ohne  Spuren  von  Schieferung,  bald  feinkörnig  bald  grobkörnig,  so 
dass  man  deutlich  weisse  Quarzkörner,  graue  und  schwarze  Thon- 
Hcliiefer-  und  Kieselschieferbröckchen,  fleischrothe  und  gelblich  weisse 
l^'eldspathkörner  darin  erkennt :  letztere  sind  bisweilen  ziemlich 
gross   und  sehen  frisch  und  unverwittert  aus. 

(Jlimmerblättchen,  welche  nicht  selten  darin  vorkommen,  sind 
ohne  Parallelismus  eingestreut.  Die  grobkörnige,  zumal  die  an 
kicseligeni  Bindemittel  reiche  Grauwacke,  wird  sehr  häufig  von 
uiauchnial  nur  papierdicken  Quarzadern  durchzogen,  welche  oft  so 
zahlreich  nach  allen  Richtungen  sich  kreuzen,  dass  förmliche  Netz- 
werke entstehen,  wobei  die  Erscheinungen  des  Verwerfens,  Schaa- 
reiis,  Durchsetzens  sich  auf  die  ausgezeichnetste  Weise  im  Minia- 
tur-Maassstab beobachten  lassen.  Die  grobkörnigem  Grauwacken 
gehen  in  Conglomerate  über,  indem  ihre  Fragmente  an  Grösse  zu- 
nehmen ,  feinkörnige  Grauwacken  verlaufen  wohl  in  Sandsteine. 
(  haiakteristisch  tritt  diese  Varietät  z.  B.  am  Ziegelkrug  unfern 
Clausthal,  am  Bauerberge  zwischen  Clausthal  und  Grund  im  Ilarz  auf. 

Die  köruige  Grauwacke  ist  bald  sehr  deutlich  geschichtet, 
bald  bildet  sie  so  mächtige  Bänke,  dass  die  Schichtung  kaum  wahr- 
nehmbar ist.  Unregelmässig  polyedrische  Absonderung  bietet  sich 
sehr  hiiulig  dar,  wobei  die  Kluftwände  nicht  selten  mit  einer  stein- 
markuhnlicheu  Substanz,  mit  einer  sehr  dünnen  Schicht  von  Man- 
ganhyperoxyd oder  mit  Eisenoxydhydrat  überzogen  sind. 

Kine  die  Schichten  durchschneidende  plattenförmige  Absonde- 


596  Grauwacke. 

rung,  ein  Analogou  der  transversalen  Schieferung  (I.  1 1 6)  ist  nicht 
ungewöhnlich;  früher  schon  (I.  99)  wurde  bemerkt,  dass  bei  dir 
Grauwacke  auch  kugeliurniige  Gesteinsformen  vorkommen ;  sie  und 
in  der  rheinischen  Grauwacke  nicht  selten,  wo  Erbreich  sie  an  der 
Martinsknipp  im  Ahrthal,  Nöggerath  bei  Eh  renbreit  stein,  Banr  bei 
Welmich  fand.  (Karstens  u.  v.  Dechens  Archiv  1840.  139).  T•Il^ 
scher  erwähnt  mehrere  Ellen  grosse  concentrisch -schaalige  Gru- 
wackekugeln  zwischen  Hockerode  und  Oberlockwitz  in  der  Gegend 
von  Camsdorf  (Karstens  Archiv  1829.  333).  Dieselben  konuneo 
auch  bei  /ellerfeld  am  Harz  und  am  grossen  Hain  unweit  Allen- 
dorf  in  Kurhessen  vor. 

Analysen  von  Grauwacken  sind  nur  in  sehr  spärlicher  ZsU 
angestellt  worden,  haben  auch  wegen  der  Zufälligkeit  der  Znsuih 
mensetzung  keinen  grossen  Werth. 

I.  Grauwacke  zwischen  Hollwerk  und  Brügge  bei  Beighu- 
ser-Ohle  in  Westphalen,  blaugrau,  scheint  eine  dichte  Grauwa^ 
zu  sein.  Von  d.  Marck,  Verhandl.  des  naturh.  Ver.  der  preua 
Rheinlande  u.  Wcstph.   1851.  VIII.  56  und  1855.  XII.    127. 

II.  (irauwacke  von  der  Grube  Hastenberg  bei  Ramsbeck  m 
Westphalen,  lichtgrau  mit  kleinen  weissen  Glimmerbliittchen.  Amr 
lung,  ebendas.  1S53.  X.  220  und   1855.  XII.   127. 

I.  IL 

Kieselsäure 75.73  84.05 

Thoncrdc 5.57  5.68 

Eisenoxyd —  Spur 

Kalk 0.16  — 

Magnesia 0.32  0.26 

Kali 0.46  0.29 

Natron 0.30  1.26 

Kohlensaures  Eisenoxydul       6.00  7.01 

Kohlensaurer   Kalk    .     .       9.40  1.02 

Kohlensaure  Magnesia    .       2.50  0.65 

Wasser 0.32  — 

Kohle Spur  — 

100.70"  1ÖÖ.22~" 
Hisrhof    findet    es    unwahrscheinlich ,    dass    in    diesen   Grsn- 

wacken  der   t^anze  Kiseng(*halt  an  Koiilensäure  gebunden  sein  solL 
und  betrachtet  den  sich    andernfalls   ergebenden    Kohlenaäoreübcr- 


Grauwaeke, 

schuss  als  daroh  eine  zu  niedrige  Beatianöung  dea  Kohlenstoffge- 
halts hervorgebtacht* 

S  c  h  i  e  f  e  r  i  g  e  G  r  a  u  w  a  c  k  e  ,  eine  sehr  feinkörnige  au  s 
denselben  Bestandtb eilen  wie  die  vorige  Varietät  znaammengesctstte 
Grauwacke,  welche  reich  an  GHmnierBchoppen  ist,  die  entweder 
innerhalb  der  Masse  oder  auf  den  ScbicbtungaÜacheti  parallel  ge- 
lagert, eine  mehr  oder  weniger  deutlit'he  dickechieferige  Textur 
hervorbringen.  Die  ichjeferige  Grauwacke  ist  sehr  deutlich  ge- 
schichtet   und  wechsellagf»rt    bäufig  mit    der  körnigen  Grauwacke. 

Grauwackensclneferi  zu  welchem  die  ßchieferig©  Grau- 
wacke den  lJ**bergarjg  bildet,  ist  eine  ausserordentlich  feinkörnig 
ausgebildete  Granwacke,  sehr  reich  an  Gliniin«*rßchüppchen  nnd  tho- 
nigem  Bindemittel  y  von  ziemlich  vollkoDimenem  schiefer  ig  ein  Gefüge. 
DerGrauwackenschiefer  hfilt  die  Mitte  zwischen  schieferiger  Grauwacke 
und  Thonschiefer,  ist  aber  durchgehendB  harter  al&  letzterer.  Die 
kleinen  weissen  Glimmerschuppeii  erscheinen  auf  den  BpaUungs- 
flächen,  der  Qiierhrucli  zeigt,  sich  von  dem  des  Thonschiefers  un- 
terscheidend ^  ein  feinsandiges  oder  erdiges  Ausgehen.  Biüwt-ilen 
lassen  Grauwaekenachiefer  eine  an  Streekung  erinnernd*'  Aoshildimg 
erkennen,  indem  sie  auf  ihren  Spaltungsfluchen  eine  striemige  oder 
langflaserige  Textur  zeigen,  öder  Tbonschieferflnt^cheii  enthalten, 
welche  nach  einer  Richtung  in  die  Lange  gebogen  sind.  Naumann 
macht  darauf  »ufraerki^am,  das«  diese  Erscheinung  andeute,  dasa 
entweder  der  Absatz  des  Sediment  unter  dem  Einflu^s  einer  eine 
bestimmte  Richtung  verfolgenden  Strömung  erfolgte,  oder  daas  nach 
der  Ablagerung  des  Gesteina  durch  einseitige  Hebungen  oder  Sen- 
kungen eine  innere  Verschiebung  aller  Theile  hervorgebracht  wnrde 
(Geognosie  I.  435  ;  vgl*  anch  D.  Sharpe  im  Quart,  journ.  of  the 
geol.  soc.  IIL  1847,  74,  welcher  berichtet»  dass  in  den  engViachen 
Thon-  und  Grauwackenschiefern  die  organischen  Ueberreate  häufig 
stark  breit  gequetscht  und  dabei  in  die  Lange  gebogen  seien).  Je 
feinkörniger  die  GrauwackeuBchiefor  sind,  desto  mehr  werden  sie 
den  Thonscliiefern  übulichj  in  welche  sie  vollständige  Uebergänge 
bilden.  DeT  (Trauwiickenachiefer  ist  stets  deutlich  geschichtet,  wenn 
nicht,  wie  dies  häufig  geschieht,  die  Schichtung  durch  die  sehr 
vollkonimen    aasgebildete    transversale  Schiefern ng    verdeckt    wird. 

Dichte  Grauwacke.  Verfeinert  sich  das  Korn  der  kör- 
nigen   Grauwacke   fortwährend,    so  daes    keine  deutlichen  Quftra- 


598  Grauwackc,  Micopsammit. 

und  Kieselschieferküinchen  mehr  erkennbar  sind,  und  kommt  dis 
thonige  Bindemittel  zum  Ueberwiegeu,  so  entsteht  die  sog.  dichte 
Grauwacke,  ein  sehr  liomogen  erscheinendes,  graulich  oder  grünlich 
goHirbtes  Gestein,  von  geringerer  Harte;  man  könnte  es  mit  er- 
härteten Thoneu  verwechseln,  es  wird  aber  im  Wasser  nicht  pU- 
stisch ;  der  Bruch  ist  feinsplitterig  oder  feinerdig  und  wird  oft  in 
Grossen  muschelig.  Dieses  Gestein  stellt  sich  als  das  am  feinstes 
schlanimartig  zerriebene  Grauwackenmaterial  dar. 

Conglomcratartige  Grauwacke  ist  eine  meist  grobkör 
nige  Grauwacke ,  in  welcher  grössere  Quarzgeröllc ,  Kieselscliiefcr- 
brocken,  Thouschieferstücke,  auch  Fragmente  anderer  Gesteinr 
liegen. 

Verschiedene  Texturvarietäten  der  Grauwacke  wechseln  Uger- 
und  strichweise  mit  einander  ab. 

Mit  dem  Namen  Micopsammit  (Glim  mersandstein). 
bezeichnet  Naumann  (Geognosie  I.  603  und  II.  269)  ein  dickscbis- 
feriges  sandsteinähnliches  (Gestein,  welches  sich  unmittelbar  an  die 
sehr  glinnnerreichen  schieierigen  Grauwacken  anschliffst,  desm 
oft  ziemlich  grosse  mit  wenig  Quarzsand  gemengte  (ilimnierschap- 
pen  ganz  dicht  übereinander  liegen  und  nur  durch  ein  spärlicbcs 
Cäment  verbunden  werden.  Grobschuppige  Varietäten  von  brau- 
ner Farbe  erscheinen  bei  Llandcilo  in  Caermarthenshire,  feinschap- 
pige  lichtgraue  oder  gelbliche  dick  schieferige  Abarten  von  bedcn- 
tend(M*  Zähigkeit  kommen  in  den  reussischen  Fürstenthümem  nnd 
dem  Neustädter  Kreis  in  Weimar  sehr  häufig  als  Glieder  der  Ue- 
bergungsfnrmation  vor. 

Die  Grauwackenge.steine,  namentlich  die  feinkörnigen  and 
scliit^ferigen  Varietäten  sind  manchmal  fossilhaltig ,  die  Pflanzen- 
und  Thierreste  stellen  sich  aber  meistens  nur  als  Abdrücke  oder 
SteinkiTue  dar.  (rrauwacke  in  Verbindung  mit  Thonschiefer  ist 
das  Ilauptgestein ,  aus  welchem  die  silurische  und  devonische  Ue- 
berj^angsfnrniation  zusammengesetzt  sind.  Auch  in  manchen  (ie- 
bii'ten  der  untern  Steinkohlenformation  spielt  die  Grauwacke  eine 
Koll«',  selbst  in  der  Molasse  treten  noch  grauwackenähnliche  Ge* 
steine  auf. 


Thoiisclilffef. 

Clay-slate,  Killas  in  Cornwull;    Schiste  argEeoJtj  Befatfite  Ardoiie; 

Argillite, 

Der  Thnnicliiefer  be&teht  aas  Thon,  vermengt  mit  mikrosko- 
pisch im  Gl  immer seliüppt^heu  tind  fein  gtaubarÜgen  QuHrsekdrtißhmi, 
welche  mit  einander  ein  meiüt  atiage^eichnei  8chieferige&  Gestein 
bilden ;  er  erweist  sich  im  Bruch  raatt »  homogen  und  nicht  kry- 
stallimsch,  wüdurch  er  sich  von  dem  krysta Hin  lachen  Thotifichiefer, 
dem  Thongliinmerachiefer  nnterscheidet,  in  welchen  er  librigeuH  mhr 
häufig  übergeht  (vgl  S.  471)»  Die  Färbung  iBt  vorwiegend  grau 
und  lichwar^,  her¥i>rgebrachi  durch  einen  geriogen  Kohle-  [»der 
Bituniengebalt  ^  R^uch  erscheinen  grüne ,  gelbe ,  rüihe  und  viQletto 
Farben j  die  z»  Th.  in  den  verachiedenen  Oxyda-tionsstufen  des  bei- 
gemengten Eisenu  ihre  Ursache  haben  ;  die  grünen  Furben  echi.4- 
nen  durch  eine  innige  Beimengung  von  Chlorit  bervorgebiacht  ku 
sein.  Einige  Thonschiefer  besitzen  einen  nicht  unbetrachtliclwm 
Gehalt  an  kühlenaaurem  Kalk »  wie  die  spater  angerührten  Analy* 
sen  darthun^  Von  aecessorischen  Massen  sind  namentlich  KryataUu 
und  Knüllen  von  Eifienkies  zu  erwähnen ;  von  Gäberndorf  im  Thü- 
ringerwald beschreibt  Heim  Überfnasgrosse  Nieren,  wolebo  entweder 
ganz  aus  Eisenkies,  oder  ans  abwechaelnden  Kisenkifvss-  und  Tlitm- 
schieierHchaale«  zusammengesetzt  mid.  Quara  bildet  liäalig  Ne- 
ster und  Wulste,  Trümer  und  Ädern,  Kalkstein,  weleher  sich  in 
Form  von  abgeplatteten  Nieren,  langen  Wübten  und  unförudichen 
Knollen  darbietet,  ist  ebenfalls  sehr  häufig.  Manche  Thonschiefer 
sind  mit  Eüneuus^yd  so  reichlich  imprrignirt,  daa»  sie  als  Eisemt^ina 
gewonnen    werden. 

Die  Schieferung  der  Thonachiefer  ist  oft  gan»  ungemein  voll- 
kommen .  $chic1)tung  ist  auch  immer  sehr  ausgeKeichnet  vorhan- 
den. Die  früher  (L  114)  erwähnte  Krecheinung  der  secnndärfsn» 
transversalen  oder  falschen  SchieferUQg  mi  go^ride  bei  dem  Thou- 
schiefer  sehr  gewohnlich.  Die  Thonschieftsr  fuhren  auch  FossüreHte, 
welclie  numchmal  in  Kisenkies  verer/t  aimL 

Dnchschiefer  (Ärdoise,  schiste  tc*gulaire  ou  tabiilaire) 
nennt  man  die  homogenstent  »ehr  vollkommen-  und  ubenHchieferigen 
FhunHelnefer,  die  sieh  leicht  in  dünne  sdiimmernde  'lafehi  spalten 
lassen  ,  T  a  f  e  l  ö c  h  i ef  e r  sind  die  durch  beigemengte  Kohle  schwarjs 
gefärbten   Schiefer   (Bt*    Goarshausen    und    Rüdeslieim    am    llhoin» 


ßOO  Griffelschiefcr,  Wetzschiefer.  Zeichnenschiefer. 

an  der  Mosel,  am  Harz  bei  Goslar  und  Lautenthal,  bei  Lehesten. 
Grafen thal  und  Sonnenberg  am  Thüiingerwald,  ausgezeichnet  obtr- 
halb  Lavagna  zwischen  Genua  und  dem  Busen  von  Spezia). 

Griffelschiefer  sind  T  hon  schiefer ,  deren  Masse  »ich  in 
Folge  des  Zusamnienauftretens  von  gewöhnlicher  und  transvemkr 
Schieferuug  in  Stengel  oder  griffeiförmige  Stifte  spalten  lässt  (bsi 
Haasenthal  im  Saalfeldischen ,  am  Fellberge  zwischen  Steinheide 
und  Sonnenberg  im  Thüringerwald). 

W  e  t  z  s  ch  ief  er  (schiste  a  aiguiser  ou  ä  rasoir,  coticnle,  novs- 
culite) ,  eine  lichtgelblichgrau  bis  grünlichgrau  gefärbte,  sehr  innig 
von  Kieselsäure  durchdrungene,  ganz  homogen  erscheinende  Thon- 
Schiefervarietät,  welche  nicht  selten  dadurch  die  Deutlichkeit  dff 
Scbieferung  eingebüsst  hat,  und  muscheligen  oder  splitterigen 
Bruch  zeigt ;  ])ei  den  unreinsten  Varietäten  treten  die  Quarzkömer 
sichtbar  hervor;  die  Härte  ist  verschieden  und  durch  die  Menge 
der  in  der  Masse  enthaltenen  Kieselsäure  bedingt.  Ausgezeichnet 
zu  Vieil-Salm,  Ottrez,  Bihain  und  Petit -Sart  in  den  Ardennen, 
auch  zu  Katzhütte  im  Thüringerwald.  Die  Wetzschiefer  bilden 
dünne  Lagen  zwischen  andersgefarbten  Schiefern,  die  der  Ardennca 
sind  1  Linie  bis  l\  Zoll  mächtig  (vgl.  Baur  in  Karstens  n.  t. 
Dechens  Archiv  XX.  1846.  370;  v.  Dechen  in  Nöggeraths  Geb. 
in   Rbeinl.-Westph.  HL  184). 

Zcichnenschiefcr  (Ampelite graphique,  schiste  graphique) 
sind  schwarze,  durch  vielen  Kohlensto£f  gefärbte,  sehr  feinerdige 
Thonschiofor  von  erdigem  Bruche,  grosser  Weichheit  und  Müdig- 
keit, so  dass  man  damit  schreiben  und  zeichnen  kann;  bei  Hasel* 
bach  im  Thüringerwald,  Oberhüttenhof  und  Dünahof  bei  Ludwigt- 
stadt  im  Bayreuthischen,  Marvilla  in  Andalusien. 

Der  Tlionschiefer  als  ein  ehemaliger  ausserordentlich  fein  ge- 
riebener Schliumn  wird  natürlicherweise  eine  sehr  wechselnde  Zv- 
sammtMisetzung   darbieten ;    i->    folgen    einige  Thonschieferanalysen : 

I.  Daohschiefer  von  Lohesteu  in  Thüringen  (Silur);  Frick, 
Poggend.   Aimal.  XXXV.   1H35.    103. 

II.  (Traulicbschwiirzer  Dachschiefer  von  Goslar  am  Harz  (De- 
von):  Frick,  ebendas. 

III.  Tlionschiefer  von  Prag  mit  sichtbaren  Glimmerschüpp- 
«hen  ( iJnterdilur) :    Pleischl.  Journ.  f.  pract.  Chcm.  XXXL  1844.  45. 

IV.  Dunkelblauer    auf   den    Schiefern ngsilächen  etwas  gliin* 


Ziisammenftetrunpr  ^^t  Thon schiefer. 


mi 


merglänzender    Dachschiefer    von    Wales    (Untersilur;    spec.    Gew. 
2.824);  Sterry  HuDt,  Phüoioph.  Magazin  (4)  VH.   1854.  237. 

V.  Gnlnl ichblauer,  etwas  fleideogläazeuder  Dachschiefer  von 
Kingsey  (Eastern  Townships)  m  Canada  (Obersihil^;  spec.  Gew. 
2.884);  Hunt  ehendas. 

VI.  Gewöhnlicher  grimer  Thonacbiefer  ^  sog,  OnfTelschiefer 
vom  LaDdhniis  Ineognito  nm  Christi ania  in  Norwegen  (UnttjrBihir); 
Kjerulf,  Christiauia-Bihirbecken.   1855.   34. 

VIL   Thonschiefer    von   der  Grube  Pferd    bei  Siefeii  (Unter- 


devon);  G.  B 

iachof,  Lehrb.  d 

eboin. 

u,  phya 

.  GeoL 

(L  Ä.)  II 

,  99K 

L 

IL 

in. 

IV, 

V. 

VL 

VIL 

Kieselsäure 

(i4.57 

60.03 

67.50 

00,50 

ß4.80 

54.43 

50,01 

Thonerde 

17,30 

14.91 

1 5.89 

19.70 

23.1  D 

15.93 

,34,74 

Eisenoxyd 

7.46 

8.94 

5.86 

— 

— 

— 

— 

Eiseuoxydid 

— 

— 

— 

7.83 

9.58 

8,42 

3.73 

Kalk 

1J6 

2,08 

2,24 

1.12 

1.06 

3.56 

— 

Magnesia 

2.60 

4,22 

3.67 

2,20 

2.16 

3.50 

0.87 

Knli 

1.99 

3.87 

1.23 

3,18 

3.37 

3.43 

7.21 

Natron 

— 

— 

2,U 

2.20 

2.22 

0.74 

0.04 

GlQhverliiat 

4,62 

5.67 

— 

H  3.30 

H  3.90 

7.19 

3,27 

99J0 

99J2 

98.49 

100.03 

100.24 

97.20 

09.87 

I.  enthält  noch  0.30,  II.  0.28  Kupferoityd;  lU.  Manganoxyd 
0.08,  Strontian  0.30,  Phosphor&aure  und  Fluor  (a.  d.  VerL)  1.13; 
IV.  und  V.  Spur  von  Manganoxydul ;  VI.  Kohle  0,66, 

Die  kieaeiaäurereicbjsten  der  biehor  untenuchten  Schiefer  sind 
der  von  der  Grube  Mcjrgenröthe  bei  Siegen  mit  73  pct.  (nach 
Schnabel)  und  t4n  Thonschiefer  auä  der  Gegend  von  Aachen  mit 
73.2  pct.  (nach  Eich).  Carbouftte  haltende  Schiefer  aus  Westphalan 
untersuchte  Bischof '  Dachschiefer  von  der  Grube  Loh  beim  Kutt- 
larer  Hanuuer  enthielt  24.99  Kiilkcarbonat,  031  Magnesiacarbonal; 
D^chschiefer  von  der  Grube  Ostwig,  örtlich  von  der  Grube  Loh 
enthielt  26.02  Kalkcarbonat ,  0,16  Magneamcarbonat  (Lehrb.  d* 
eh.  u.  ph.  G.  (I.  Ä.)  IL  1075).  Auch  von  der  Marck  Änalysirte 
Carbonate  haltende  Thonschiefer  aus  VVestphalen,  welche  aber  mehr 
t honige  Kalkschiefer  gewesen  ku  sein  scheinen.  Kjerulf  fand  in 
dem  Thonschiefer  bei  der  Universität  »u  Christiauia  auch  9.42 
Kohlensäure. 


602  Thonschiefer. 

Ueber  Analysen  anderer  Thonschiefer  handeln  noch  folgende 

Ar])eiten : 

Th.  aus  d.  Gegend  v.  Aachen  (Devon),  Eich,  Zeitschrift  f.  d.  ge?. 

Naturw.  XII.  1858.  2. 
Th.  V.  JJeudorf  bei  Cobh'iiz  (Devon),  Krick,  Poggend.  Ann.  XXXV. 

1835.  193. 
Th.  V.  Westphalen  (Devon),  Schnabel,  Amelung  und  von  dejr  Marck. 

Vorhandl.  d   naturh.  Ver.  der  Kheiul.  ti.  Wcstph.  1851.  10;  56: 

127;  1853.  127;  1855.  122. 
Th.  zwischen  Aluxisbad  und  Mägdesprung  im  Harz  (Culm),  Pierce. 

Rammulsbcrg,  Handwörtorb.  4.  Suppl.  1845).  235. 
Th.  von  den  Chiusthalor  Erzjrangen  (Culm),  Bischof,  Lchrb   d.  eh. 

u.  ph.  ü.  (I.A.)  11.1645;  auch  W.  Kayser,  Neues  Jahrb.  f.  Mio. 

1850.  682. 
Th.  von   Badon,    Risse  und   König,   hornfelbähnlich    (Devon   oder 

Culm;,  Tiool.  Beschr.  d.  Gegend  von  Baden,  Karlnruhe  18C1. 47. 
Th.  von  Murau  in  Steiermark  i  Culm),  K.  v.  Hauer,  Jahrb.  d.  geol. 

U.an8t.   1854.  362. 
Th.  von  Schotlwien  in  Oestcrreich,  K.  v.  Hauer,  Jahrb.  der   geol. 

R.anst.  V.   1854.  896. 
Th.  von  Alunsö  l)ei  Christiania  (Silur,  Dahl ,    Nyt  Mag.  f.  Nmtnr- 

vidensk.  V.   1848.  317. 
Th.  aus  der  Umgejrend  von  (  hristiania  (Silur),    Iwanow.   Mem.  de 

TAeatl.  de  St.  Petersb.  (6)  IX.  1859.  325.  und  Kjerulf,  Christi*- 

nia  -  Silurbeoken   1855.  34. 
Th    von  Fjell  in  DaLsland  (Schweden),  Griffel  schiefer  (Silur),  Svan- 

berg.  Miltlieiig.  v.  (r.  Kose  in  Hoth's  Gesteinaanalysen  58. 
Th.  von  Canada   (Silur),  Sterry   Hunt,  Philosophical  Ma«raEine  (4; 

VH.  1854.  235  ff. 

Die  krystallinischen  Glimmert  honschiefer  und  die  klastischen 
Thonschiefer  lassen  sich  kaum  vollständig  auseinander  halten; 
mehrere  solcher  Mittelglieder  zwischen  beiden  wurden  schon  frü- 
her besprochen,  so  die  Taunu.sschiefer  (S.  478),  die  gefleckten  Schie- 
fer (S.  475);  auch  die  Chiastolithschiefrr  (S.  472)  sind  oft  nur  sehr 
wenig  krystallinisch  und  offenbaren  noch  ihre  frühere  Beschaffen- 
heit als  Schlamnnnaterial. 

Die  eigentlichen  'Hionschiefer  kommen  fast  nur  in  den  altem 
Formationen  und  namentlich  im  Silur  und  Devon  (auch  in  der 
(■ulmbildung)  vor.  Docli  treten  auch  in  Jüngern  Formationen  wie- 
der Th()nschi(>fer  auf,  welche  jenen  alten  so  ähnlich  sehen ,  dass 
Hi(>  oft  nur  durch  die  fossilen  Einschlüsse  davon  unterschieden  wer- 
den können.  So  beschriel)  (nach  Naumann  Geognosie  IL  979)  IKi- 
bois  de  MontptTeux  eine  an  beiden  Abfallen  des  Kaukasus  lagernd« 


G@otu^9obe  Thonschiefervarietaten.  609 

mehrere  tausend  Fubs  mächtige  Schieferbildung ,  wdche  awar  sehr 
arm  an  ocganischen  Ueberresten  hi^  dennoch  aber  eharftkttJi^istische 
Fossilien  der  Kroideformation  enthalt*  Nach  H.  Karsten  ^rach einen 
in  Venezuela  dunkle  Thoiißcbiefer  als  weeentUehe  Glieder  dtfr  Rret- 
deforniation  und  nach  Darw'in  stellt  sieh  dieselbe  Formatiün  auf 
dem  Feuerbude  als  eine  mächtige  Thonschieferbildung  dar,  welche 
den  ältesten  Uebergangathonschiefern  überauM  ühnlich,  durch  ihre 
Fossilreste  ab^r  vollgtändig  als  cretaceiscb  gekeimzeichnet,  ist» 
Eocäu  und  der  Flysebformatitin  »ngt+hürend  ätnd  die  ach  warben 
Thonscbiefer  von  GJarua^  welche  von  den  UL^bergtingsthonsühiefern 
durchauä  nicht  unterscheidbar  sind  und  ebcnfalh  zu  Urich-  und  Ta- 
felschiefern benutast  werdee  (ßettsch wanden,  Matt  am  Plattenberg 
in  Glarus), 

Einige  Thooschief er  -  Ablagerungen  von  besonderer  geologi- 
scher Stellung  oder  mit  cbarakteriBtigcben  Foesilre^ien  hat  mau 
besonder»  benannt, 

Graptolithen  -  Schiefer  mit  Graptolithen ,  ssuin  Silur  gehdreud, 
z.   B.   in  Böhmen. 

Wenlock-Schi  efer 


.   ^um  engliiciken  Oherailur  gehcirend» 
liudlow-gchiefer     | 

Mftiiitö-Schiefer  ^  »um  norwegischen  Mittelsilnr  gehörend. 

ütica- Schief  er,  l    Kur  Hudson  -  Period  im   ui*rdanieri- 

Hudson^Eiver-Schlefer       f  caniischen  Unteraitnr, 

<Jrthoceraä-S chiefer  (Wisienbacber  Schiefer)  mit  achönen  ver* 
kiesten  Gephalopoden^  zum  nntem  oder  mittlem  Devon  Nassans. 

Cypridineu- Schiefer  mit  Cypridina  aerrat<i-atriata  Öandb.  in 
ausserordentlicher  Menge,  smm  Ober  de  von  Nasa  am. 

Lenne -Schiefer   Äum   Mitteldevoii   Westphalena. 

Flina-Schiefer  eum  Oberdevon  Westphalena* 

Marcel Ins-Schiefer    |  _,      .,  t^    .    i     i  j 

SEiir   Hamilton    Pen  od    des    nonlamenca» 
1  himilton -Schiefer 


j  nischen  Mitteldevon, 


n  enenee-Schiefer 
Poäidouomyen-Schiefer    zur  altern   Kohlen ft'nnatioii  in  NaäSiiu 
und  am  Harz.   Vgl.  Huoh  den  Posydouomyenscbiefcr  L  258, 
Glarus-Schiefer  zur  Flyscbformation  gehörig  (vgL  oben)- 
Sebiefpribfiii. 
Slate  -  clay  ;  Argile  schieteuse- 
Ein    von   dem    Thonschiefer    durch    seine  grösaere  Weichheit 


604  Schieferthon. 

und  Müdigkeit  sich  unterscheidendes,  dabei  meist  nicht  so  voUkom- 
men  schieferiges  Gestein,  welches  ebenfalls  aus  Thon,  mikroskopi- 
schen Glimmerblättchen  und  sehr  feinen  Quarzstäubchen  besteht. 
Wie  der  Thonschiefer  ist  der  Schieferthon  gewöhnlich  grau  bis 
schwarz,  und  zwar  grau  in  den  verschiedensten  Nüancimngen  ins 
wcissliche,  bläuliche,  gelbliche,  röthliche.  Der  Bruch,  selbst  der 
Querbruch  ist  nur  matt  oder  schimmernd ;  im  Feuer  brennt  er  sich 
weiss,  wenn  Prisen  vorhanden  ist,  roth.  Eisenkies  findet  sich  sehr 
häufig  und  oft  in  sehr  reichlicher  Menge  als  accessorischer  Be- 
standtheil  (z.  B.  auf  der  Sackgru])e  in  Oberschlesien,  bei  Duttwei- 
ler unweit  Saarbrücken),  seltener  andere  Schwefelmetalle  wie  Zink- 
blende und  Bleiglanz;  kohlensaures  Eisenoxydul  imprügnirt  nicht 
selten  die  Schieferthoue  und  verleiht  ihnen  grössere  Härte ,  höhe- 
res specifisches  Gewicht  und  gelblichbraune  Farbe ;  thoniger  Sphä- 
rosiderit  ist  eine  nicht  seltene  Erscheinung  in  der  Form  von  Nie- 
ren und  grössern  Lenticularmassen  (welche  bei  Fins  im  Dep.  des 
Allier  nach  Guillemin  dunkelgraue  Phosphoritknöllchen  umschlies- 
sen)  ;  ebenso  tritt  auch  Thoneisenstein  und  mergeliger  Kalkstein  in 
den  Schief erthoneu  auf. 

Die  Schichtung  ist  wie  bei  dem  Thonschiefer  immer  sehr 
ausgezeichnet,  dagegen  gibt  sich  die  für  diesen  so  charakteristische 
transversale  Schieferung  in  dem  Schieferthon  selten  oder  nie  zu  er- 
kennen. Namentlich  an  Pflanzenresten,  die  entweder  nur  noch  als 
Abdrücke  erscheinen  oder  in  Kohlensubstanz  umgewandelt  sind, 
ist  der  Schieferthon  reich ;  thierische  Ueberresto  fehlen  auch  nicht, 
welche  manchmal  in  Eisenkies  vcrerzt  erscheinen.  Analysen  von 
Schieferthon  theilt  G.  Bischof  mit  (Lebrb.  d.  ehem.  u.  phys.  Geol. 
I.   Aufl.  II.  1662). 

Man  pflegt  eine  Reihe  von  Varietäten  bei  dem  Schieferthon 
zu  unterscheiden : 

Sandiger  Schieferthon  mit  erkennbaren  Sandkömchen,  über- 
gehend in  thonigen  Sandsteinschiefer. 

Mergeliger  Schieferthon  mit  einem  Gehalt  an  kohlensau- 
rem Kalk ,  übergehend  in  Mergelschiefer ,  braust  ein  wenig 
mit  Säuren. 

Bituminöser  Schieferthon,  durch  Bitumen  dunkelbraun 
gefjirbt,  geht  in  Brandschiefer  über. 

Kohlenschiefer,    durch    Beimengungen    kohliger    Substanzen 


Schiaferktieti,  SchiefertliQD.  m 

dunkelgrau  bis  schwarz  gefiirbt,  oft  mit  erketmbftfeti  Quurs* 
stau  beben  und  Glimmt  rschuppcben.  Kräuterschiefer  neoat 
man  einen  an  Pffatv:£enabdrücken  reichen  Kohlenschiefer  ^  tia- 
mentlicb   in  der  SteinkolilenforKmttüii. 

Als  Schiefer letten,  bunten  Schieferthon  (Rothel* 
schiefer  Gümbels)  bezeichnet  man  im  Gegenaat^s  zu  den  weisH^ 
liehen,  grauen  und  ßchwarze«  Scbieferthoneü  die  n^tlien  und  bunt 
(goib )  gi'ün,  roth,  violet)  gefärbten,  Sie  sind  tneistens  sehr  tban- 
reich ,  daher  im  feuchten  Zustand  fett  und  schmierig  ^  im  treckt* 
nen  sehr  mager  und  zerbröckelnd.  Nicht  seitau  euthulteti  aie 
kohlensauren  Kalk  in  betriicht lieber  Menge  und  werden  dadurch 
mergelig.  Concretioneu  von  dichtem  Roth  eisen  stein  von  Erbsen- 
bis  Faustgrösse  liegen  in  grosser  Anzahl  in  den  Sehieferletten  des 
Keupers  bei  Mühlhau^en.  Die  Schieferletten  zeigen  ihi'*^  bunten 
Farben  in  Form  von  oft  scharf  begrenzten  Flecken,  Wolken^  Adern 
oder  Streifen,  wobei  Roth  meistens  vorwaltet.  Das  dunkle  Braun* 
roth  oder  Blauroth  wird  durch  eine  Beimengung  von  Eisen- 
oxyd  hervorgebracht;  wie  Naunjann  anlührt  (Geoguode  t  ^66)» 
hat  Capitain  James  es  wahrscheinlich  gemacht,  dass  di^  grüa« 
Farbe  im  Lauf  der  Zeit  entstanden  sei  in  Folge  einer  RedncUoii 
des  Eisenoxyd  zu  Eistjuoxydul  vermittelst  durchsickernder,  vege* 
tabilische  Stoffe  aufgolf.i«!   haltender  Gewässer, 

Die  Schieferthouü  imd  Schieferletten  lagern  in  sahlreicheu 
Formationen:  im  Silur  und  l*evon  sind  sie  spärlich  vertreten;  in 
der  SteinkohlenformiiUon  gewinnen  die  Sehieferthoue  eino  Baupt- 
entwicklung,  so  da»,^  sie  in  Verbindung  mit  Sandsteinen  als  diu 
vorwaltendste  Material  erscheinen«  Vollkommen  und  dünn  geschich- 
tete Schieferletten  eind  namentlich  ftir  das  Eothliegeude  bezeich- 
nende Gesteine.  Rothe  und  bunte  J^eluef er  leiten  bilden  auch  Glieder 
der  obersten  Abtheilung  des  Bonteanditeins,  und  spielen  ebenfallt 
als  Begleiter  der  bunten  Keüperraergel  eine  nicht  unfvesentlj 
Rolle.  Schieferthone  hetitzen  zumal  wit-der  in  den  obern  El 
der  Liasformation  grosse  Verbreitung,  während  sie  in  der  we 
Juraformation  fast  ganz  febleo  und  in  der  Ereide  nucb  nur  g«^| 
ringere  Bedeutung  gewinnen,  um  aliidann  in  der  BrÄOiikobhinfor- 
mation  wiederum  desto  entwickelter  aufzutreten,  z^  B.  bei  Bilin  und 
Tschennig  in  Böhmen,  bei  Kalteonordhcim  in  der    Uhou. 


606  Alaunscbiefer. 

Alainschiefer. 

(Alum-shale,  Schiste  alumifere,  Ampelite  alumineux, 
Schiste  alumineux.) 

Der  Alaunschiefer  ist  ein  sehr  stark  von  kobligen  Substanzen 
durchdrungener,  daher  graulichschwarz  und  bläulichschwarz  ge- 
färbter Schiefer,  der  oft  reichlich  mit  Eisenkies  iroprägnirt  ist» 
welcher  bei  der  Verwitterung  zur  Bildung  von  Alaun  und  Eisen- 
vitriol Anlass  gil)t.  Der  Kohlenstoff  des  Alaunschiefers  erscheint 
namentlich  in  den  von  Kieselsäure  durchdrungenen  und  deshalb 
härtern  Varietäten  auf  den  Klüften  und  Spalten  des  Gesteins  auch 
in  Form  von  glänzenden  manchmal  bunt  angelaufenen  Blättern  und 
Schuppen  von  Antbracit  ausgeschieden.  Bisweilen  finden  sich  inner- 
halb des  Alaunschiefers  kugelige  Goncretionen  von  einer  ähnlichen 
Masse,  welche  indessen  gar  keine  Schiefertextur  zeigt.  Der  Strich 
des  Alaunschiefers  ist  schwarz  und  etwas  glänzend. 

Mancherlei  accessorische  ßestandmassen  kommen  in  den  Alaun- 
schiefern vor:  Knollen  von  Eisenkies  und  Strahlkies,  Platten  und 
Lagen  von  Faserkalk,  Kalkspathtrümer,  Nieren  und  grössere  lenti- 
culare  Massen,  oft  mehrere  Fuss  im  Durchmesser  haltend  von 
bräunlichschwarzem  Stinkkalk  oder  kohlschwarzem  Anthrakonit 
(Bd.  I.  203),  welche  oft  aussen  körnig  oder  stengelig,  in  der  Mitte 
dicht,  dabei  manchmal  von  Lagen  weissen  Kalksteins  durchsetzt 
sind ;  ihr  Inneres  ist  mitunter  von  Klüften  durchzogen,  in  denen 
Krystalle  von  P^isenkies,  Zinkblende,  Schwerspath^  Bergkrystall 
(Bornholmer  Diamanten)  sitzen;  sie  lassen  sich  häufig  leicht  nach 
ihrer  grössten  Durchschnittsfläche  spalten.  Graulichschwarze  bis 
überfussgrosse  Nieren  von  Schwerspath  (llepatit)  mit  verworren- 
blättrigem  oder  strahligem  Gefüge  kommen  bei  Andrarum  in  Schonen 
vor  (Bd.  L  277). 

Der  Alaunschiefer  ist  bisweilen  reich  an  organischen  Ueber- 
resten,  welche  namentlich  auch  in  jenen  Nieren  von  bituminösem 
Kalk  enthalten  sind;  mitunter  werden  die  Alaunschiefer  so  reich 
an  Kohle  und  Bitumen,  dass  man  sie  zum  Brennen  verwenden  kann. 

L  Grobschieferiger  Alaunscbiefer  von  Wegelstein  bei  Saalfeld 
in  Thüringen ;  0.  L.  Erdmann,  Journ.  f.  techn.  Chem.  XIII.  1832.  114. 

II.  Bläulich-  bis  eisenschwarzer  Vitriol  schiefer  von  Gamsdi^rf 
bei  Saalfeld;  0.  L.  Erdmann,  ebendas.    112. 


AlfLun^ohiafer. 


aof 


in.  AUunscliiefer  voo  der  [ßsel  Bornholm;  Forchbammer, 
Berzelius  Jahresbericbt  XXV.   1844.  405. 

IV.  Alaunachiefer  i^on  Op^lo  bei  Christiania;  Forchliamin^, 
Journ.  f.  prnct.  Cbem.  XXXVI.  KS45.   B97, 

V.  AUunaobiefer  von  der  Kmnekulle  in  Sohw^en;  Wilsoüt 
Philos.  Magazine  <4)  IX,  1855.  422  (spec»  Gew,  2.42).  Bemt?rk©«s- 
werth  ist  der  hohe  ICaUgeli&lt  der  drei  lt»Utt^ii  Anit]ys«}i. 


L 

11. 

III. 

rv. 

V. 

Kieselsälire 

,  52,3f> 

50.13 

m\M 

65.44 

52.28 

Thonerde   . 

.  2U67 

10J8 

15.B9 

14.87 

16.64 

Eisenoxyd  . 

.     5.83 

2.27 

— 

0.75 

— 

Eiseuoxydul 

.      — 

— 

— 

— 

6.^16 

Kalk      ,     . 

,     LOO 

0,40 

0,90 

0.15 

L53 

Magnesia  . 

.     2.15 

LOO 

LG« 

L34 

LIO 

Kali 

.      — 

-l 

3.72 

4.50 

7,98 

Natron  .     . 

,      — 

-\ 

0.48 

— 

Wasser 

.     5.0B 

2.21 

6.90 

Tiifibt 

L40Gluliv. 

Kohle    .     . 

.     0.80 

22.83 

8.65 

bcatiiömt 

4.37 

Schwefel     i 
Eisen          f 

,  10.17 

7.Ö3 

0.82 
0,60 

L25 
LOS 

4.!3 
3Jl 

99.00  97.10  99,01  80.92  100.00 
Die  Älaunscbiefer  bilde»  untergeordnetere,  meist  deutücb  ge- 
schichtete  Glieder  der  ültern  Fonnationenn,  verbtiuden  nut  Kalk^itein- 
und  schwarten  Kiesels cliief erlagern.  Die  akandinavisiobea  Alaun- 
schiefer  von  Bornböim,  aua  der  Umgegend  von  Cbristiania,  SduMieii, 
Vv'estgothland  und  Nerike  geboren  der  mluri&cben  Formation  au, 
Reichenbach^  lamlmch,  Erianbaob  im  Voigtlando,  Lautenthal  n.  a,  0. 
im  Harz.  lo  Böbmeu  trete»  Ungs  der  Beraun  von  Pilsen  bia 
ZwikowetZf  an  der  Radbusa«  dem  Uslawabache  u.  a.  w.  dunkel  bis 
schwarz  gei^rbte  Alaunschiefer  (VltrioUehiefer)  auf,  weiche  den 
Eisenkies  in  sehr  kleinen  Körnchen  und  KrystäUcbeu  auch  in  dünnen 
Lagen  und  kugeligen  Massen  enthalten  und  Glieder  der  Bilurfor- 
mation  bilden  (v.  Lidl,  Jahrb.  d.  geol.  U.nnst.  VI.  1855.  601). 
Auch  die  untern  Etagen  der  Steinkohlenform ation  führea  hier  und 
da,  z.  B.  in  Belgien  Alaunschiefoi". 

Der  Kieagehalt  der  xAlaunsebiefer  verdankt  offtsubar  seine 
Entstehun.i,^  einer  Eeduction  ecbwefelsaurer  Sake  durch  die  in  den 
Schiefern  vorhandenen  4>rgani8ohen  Suli^tÄnzen.  Forcbhammer  flvohto 


608  Kaolin. 

zu  zeigen,  dass  sich  der  Alaunschiefer  von  Bomholm  ans  TangartcB 
auf  dem  Meeresgründe  gebildet  habe  und  dass  seine  Bildong  noA 
fortdauern  könne.  Der  faulende  Tang  erzeugt  aus  den  schwefd* 
sauren  Salzen  Eisenkies,  die  Ueberreste  mengen  sich  mit  Thon  und 
geben  so  Alaunschiefer. 

Limmatlsche  Gesteine. 

Kaolin. 

(Porzellanerde,  Porzellan  thon,  Ghina-clay.) 

Eine  aas  sehr  feinen,  staubartig  erdigen  Theilchen  bestehende, 
zerreibliche  und  meist  abfärbende,  matte,  mager  anzufühlende,  nur 
wenig  an  der  Zunge  klebende  Masse  von  vorherrschend  weisser. 
ins  röthliche,  gelbliche,  grünliche  ziehender  Farbe.  Beim  Erhitzen 
gibt  sie  Wasser  und  ist  im  Feuer  nicht  schmelzbar.  Der  Kaolin 
ist  ein  Thon,  welcher  aus  der  Zersetzung  von  Feldspath  hervor- 
gegangen ist. 

I.  Kaolin  von  Aue  bei  Schneeberg  in  Sachsen  nach  Forch- 
hammer,  Poggend.  Ann.  XXXV.  331. 

II.  Kaolin  von  Seilitz  bei  Meissen  nach  Forchhammer  ebendaa. 
in.  Kaolin  von  Passau  nach  Forchhammer  ebendas. 

IV.  Kaolin  von  St.  Yrieix  bei  Limoges  nach  ForchhamoMr 
ebendas. 

V.  Kaolin  von  Benage  in  Comwall  nach  Boase.  Joam.  f.  pr. 
Chemie  XI,   146. 

VI.  Kaolin  von  Tongkang  in  China  nach  Ebelmen  und  Sal- 
vetat, Ann.  d.  chim.  et  phys.  (3)  XXXI.  257. 

I.  II.  III. 

46.4«     45.14 
36.37     35.00 


Kieselsäure 

.  46.53 

T honerde  . 

.   39.47 

Eiseiioxyd 

.     — 

Kalk     .     . 

.     — 

Magnesia    . 

.     .     — 

Wasser 

.     .   13.97 

Kohlens.  Kall< 

:     .     0.31 

100.28 

—  1.22  \ 


IV.            V. 

VI. 

8.68       44.36 

50.5 

6.92       40.00 

33.7 

—            — 

1.8 

0.58  (Na)  — 

1.9  (K) 

0.52         1.93 

0.8 

3.13       12.87 

11.2 

2.70 


13.61      17.16 

1.47       —  —  —  _ 

99.13  100.00     99.83       99.16     99.9 
Nach    Forchhammer,    welcher    zuerst    die  Vorgänge    bei    der 
Zersetzung   des  Orthoklas  zu  Kaolin   erläuterte,    ist   der  Kaolin  m 


Kaolin.  609 

seiner  reinsten  Form  zweifach  kieselsaure  Thonerde  mit  zwei  Atomen 
Wasser  (AI  Si2  -f  2  H),  entsprechend  47.05  Kieselsäure,  39.21  Thon- 
erde, 13.74  Wasser.  Die  Zersetzung  ging  in  der  Weise  vor  sich, 
dass  dem  Orthoklas  (-  Äl  Si^  4-  K  Si^)  vierfach  kieselsaures  Kali 
entzogen  wird,  und  die  übrig  bleibende  zwei  drittel-kieselsaure 
Thonerde  zwei  Atome  Wasser  aufnimmt. 
ÄlSi-»    f   Kk^  -  AI  f  k  4  Si« 

weggeführt  K  4-  Si*  hinzugetreten  2  H 

Kaolin  Äl      Si-  +  2  H 

Fuchs  und  Bischof  zeigten,  dass  es  namentlich  das  mit  Koh- 
lensäure beladene  W^asser  sei,  welches  die  Zersetzung  bewirkt  und 
das  Alkali,  seine  Verbindung  mit  Kieselsäure  zerstörend,  als  Bicar- 
bonat  auslaugt.  Es  ist  übrigens  leicht  erklärlich,  dass  nur  höchst 
seiton  die  Zusammensetzung  des  Kaolin  mit  der  obigen  Normal- 
forniel  übereinstimmt;  in  den  Analysen  schwankt  die  Kieselsäure 
von  10  —  58,  die  Thonerde  von  30 — 45,  das  Wasser  von  10 — 20 
pct.,  ausserdem  sind  in  den  meisten  Kaolinen  noch  Eisenoxyd, 
alkalische  Erden  und  Alkalien  vorhanden,  dabei  ist  der  Kaoh'n 
auch  meistens  noch  mit  Thei leben  unzersetzter  Mineralien,  Quarz- 
k()rn( then,  Feldspathbröckchen  gemengt.  Forchhammer  stellt  selbst 
für  den  Kaolin  von  Passau  die  Formel  AI"*  8i^  -f  12  H  auf,  während 
sich  der  von  (lutenber^  bei  Halle  der  P^ormel  AF  Si*  4  3  H  nähern 
soll,  welches  nach  Berthier  auch  die  des  Kaolin  von  Limoges  ist. 
^Mala^uti  betrachtet  hingegen  die  Normalformel  des  Kaolin  als 
AI-  Si^  f  4  11,  indem  er  davon  ausgeht,  dass  nicht  alle  gefundene 
Kieselsäun^  dem  Kaolin  eigenthümlich,  sondern  dass  ein  Theil  der- 
selben, den  er  mit  Kalilauge  auszuziehen  vermochte,  beigemengt 
sei  ( To^^^end.  Ann.  LVIII.  89).  Nach  Rammelsbergs  Erfahrungen 
(Miiieralcheniie  1  S()0.  572)  löst  inde-ssen  kochende  Kalilauge  das 
rhonerdesilirat  als  solches  auf.  Vielleicht  hat  die  Zersetzung  des 
Feldspat hs  zu  Kaolin  überhaupt  nicht  das  Ziel,  eine  Verbindung 
nach    testen    Vei  hältnissen   darzustellen. 

nie  Verwitterung  der  einzelnen  Feldapathspecies  geht  jeden- 
talls  mit  verschiedener  Schnelligkeit  vor  sich;  so  widerstehen  die 
kiesels-iurereichern  Feldspathe  länger  der  Zersetzung  als  die  kiesel- 
situreärniern  und  die  kalireichen  werden  ungleich  schwieriger  zer- 
setzt  als  die  natron-  und  kalkreichen. 

Zirkel,   l'ftrogrAphie.    11.  ßQ 


610  Kaolin. 

Feldspathreiche  Gesteine,  namentlich  Granite,  Ghieisae  und 
Porphyre  haben  das  Material  zur  Kaolinbildung  dargeboten.  Qiun- 
körnchen,  unzersetzte  Feldspathstückchen  und  GlimmerblättdMO 
finden  sich,  wie  schon  erwähnt,  daher  häufig  dem  Kaolin  htagd 
mengt,  auch  kleine  Eisenoxydknötchen  haben  sich  darin  gebildet 
Die  bei  der  Umwandlung  der  Feldspathe  ausgeschiedene  Kieselsiiire 
hat  die  Bildung  von  Kiesel-Concretionen  veranlasst,  welche  sieh  in 
manchen  Kaolinen  als  Opal,  Ilalbopal,  Chalcedon,  Homatein  findeo; 
so  enthält  der  Kaolin  von  Obernzell  bei  Passau  nach  Fuchs  Opal- 
und  Halbopalknollen,  ebenfalls  nach  Küppell  der  von  der  Insel  Elba; 
reich  an  chalcedonähnlichen  HornsteinknoUen  sind,  wie  Emnooi 
berichtet,  die  Kaoline  von  Athol,  Johnsburgh  und  Minerva  im  Staat 
New-York.  Naumann  hält  dafür,  dass  auch  der  sog.  Knollenstein 
in  dem  zersetzten  Porphyr  der  Gegend  von  Halle  auf  ähnliche 
.Weise  entstanden  sein  mag  (Geognosie  I.  726). 

Das  Gebiet  der  Granite  und  Porphyre  ist  daher  die  Heimatli 
der  Kaolinlagerstätten;  nicht  nur  an  der  Aussenfiäche  der  Gebirgi- 
massen  tritt  die  Zersetzung,  oft  in  sehr  grossartigem  Maassstabe« 
ein,  sondern  diese  Yerwesuugsprocesse  ziehen  sich  oft  tief  in  das 
Innere  hiuein,  wo  alsdann  ein  allmählicher  Uebergang  ans  dsa 
nur  wenig  kaolinisirten  in  das  frische  (lestein  statt Hndet ;  die  ant- 
gezeichnetstcn  der  granitischoii  Kaolinlager  sind  die  von  Carlsbad 
in  Böhmen,  Aue  bei  Schneeberg  in  Sachsen,  St.  Yrieix  hei  Limogct, 
St.  Stephens  und  Carclazc  bei  St.  Austell  in  Cornwall  (vgl.  Bd.1. 
501),  wo  eine  sehr  starke  Kaolinförderung  im  Gange  ist.  Die  Por- 
phyre von  Seilitz,  Sorn/.ig  und  Schieritz  in  Sachsen  hal)en  ebenfaUi 
zur  Bildung  von  Kaolin  Anlass  gegeben,  der  von  Rasephas  hä 
Altenburg  erscheint  bis  auf  eine  Tiefe  von  30  Ellen  umgewandelt 
Gleichfalls  ist  es  in  der  Umgegend  von  Halle  bei  Morl  und  Trotka 
Porphyr,  aus  dem  der  Kaolin  entstanden  ist,  auch  einige  der  caf 
nischen  Klvangänge  (Bd.  I.  558)  sind  kaolinisirt.  In  Brasilien  findet 
sich  in  der  liegend  vun  Kio-Janeiro  und  ßahia  nach  Spix  nnd 
Martins,  sowie  nach  Darwin  der  (ineiss  stellenweise  zu  beträcht- 
licher Tiefe  in  Kaolin  zersetzt.  Auch  die  Phonolithe  erleiden  derki 
Umwandln ngsprocesse  (vgl.  Keuss,  die  Umgebungen  von  Teplits  210 
und  G.  Kose  in  der  Zeitschr.  d.  d.  geol.  Ges.  VI.  1854.  301).  Wie 
V.  Richthofen  angibt,  ist  die  Porzellanerde  von  Dubrinics,  nördli^ 
von  Unglivar  in  Ungarn,  die  vorzüglichste  in  Oesterreich,  aus  dnv 


Kaolin,  Thon. 

Zersetzung  quarztrachytl scher  Sedimente  entstandpEi  (Jabrb*  d*  geol, 
R.anst.  lBt>l,  211),  Formel knerde  (vus  tracliytiacbem  Material  fand 
er  wieder  bei  d^m  Dorf  Inas^a  in  der  Umgegend  von  Nangasaki 
(Zeitschr.  d,  d.  geol,  Gee*  XlII.   1861*  252). 

Secundäre  KaoUnlugerstätt^n,  Kaolijimaasen^  die  dtirch  Waaaer- 
fluthen  siu  andern  Orten  fortgesdiwemmt  würden»  finden  tich  auf 
der  Hohe  des  SolUngs  ku  Neuhaus  und  bei  Lenne  im  Orauu^ 
schweigiicbeE.    Vgl.  nooli: 

G.  Bischof,  cbem,  il  phy«.  tieoL  2.  Aofl.  ü*  418  ff. 
Bley,  KaaUü  von  lUUe,  Journ.  f.  pmct,  Chem.  V,  öl 8, 
BrongniArt,  Laarent  und  Miikguti,  Annale»  dm  mine«  (4)  It  465; 

Poggend,  Ami,  LVlll.  m. 
Couper,    Kaolin   aus   CüniwHU.   Journ.  f.  pmcL   Chrm.   XUV.  232 

aus  Philos»  mawasE,  Dec.  1847*  436, 
Callery,    über  den   Kaolin   des  Oranil    von  Maeao  in  Chiiia,    Bull. 

de  U  nt>c.  gea).  VOL  1836.  234. 
Ben^a,    Kaolin  de«  Syenitgranit  der  Neelgherrien  in  Ositindiön,  N. 

Jabrk  f.  Min.  1838,  713. 
Terreil,   Kaoline   iiii«   di?n    Gebirgen  da»  Dabo   de*   öata,  Spanien, 
Cuuipt^tf  renduit  LV.  60, 

T1i«iii, 

(Plastiacher  Tbon»  Töpferthon,  Pfeifenthon,  Clay,  Argile  plaBÜqne.) 

Wasserhaltiges  Tbonerdeallicat,  wie  dei*  Kaolin  ein  Zer^etÄnngt- 
product  feldtipathreieher  Ge§teine«  im  trockenen  Zuäljinde  |jrpb-  bia 
feinerdig,  milde  und  ^errd blieb,  im  feuchten  Zustande  geschmeidig 
und  plastisch,  von  s^ehr  veraehiedenen  weissen  und  grauen^  nnmch- 
mal  gelblichen,  rdihlicbeti,  brnunlicbeu,  grünlichen,  bläulichen  Farbeii|| 
welche  öfters  in  Streifen,  Adern  und  Flecken  abwechseln  (bunter 
Thon,  variegated  clay,  mottled  clay)* 

lue  Thone  saugen  begierig  Wasser^  Salzlösungen,  Gele,  Fettt* 
ein  und  kleben  im  trockenen  Zustande  stark  an  der  feuchten  Zunge  ■. 
nach  dem  Ansaugen  des  Wasi^eru  bilden  ßie  einen  knetbaren  und 
schneidharen  Teig,  der  daa  W  asser  mit  solcher  Kraft  festhält,  das« 
er  über  70  pct,  davon  aufnehmen  kann,  ohne  ea  als  Tropfen  wieder 
von  sicli  zu  gehen.  Im  trockenen  Znatoinde  Bind  Bie  matt,  die  ge- 
ritzte oder  am  Fingernagel  geriehene  Stelle  zeigt  aber  einigen  GlanÄ, 
Beim  Austrocknen  zieht  sich  der  feuchte  Thon  Äuaammen  und  ber- 
stet; ein  kleiner  Theil  de»  Wasser»  im  Thon  geht  erst  bei  der 
Glüliliitxe   fort,   alsdann   -brennt   »ich*  der    Thon,    er   büsst  seine 


612  Thon. 

Fähigkeit,  Wasser  fest  zu  halten  und  plastisch  zu  werden,  ein. 
Beim  Anhauchen  entwickelt  der  Thon  einen  unangenehmen,  dampfen 
charakteristischen  Geruch. 

Reiner  Thon  hei  100^  getrocknet  hat  ein  spec.  Gewicht  von 
2.44 — 2.47 ;  es  steigt  beim  allmählichen  Erhitzen  bis  zu  2.70, 
sinkt  aber  dann  wieder  bei  zu  starker  Erhitzung  auf  2.48  herab. 
Selten  ist  der  Thon  vollständig  reines  wasserhaltiges  Tbon- 
erdesilicat,  indem  Carbonate  von  Kalk,  Magnesia,  Eisenoxydol,  die 
sich  durch  Brausen  mit  Säuren  zu  erkennen  geben,  sehr  häufig 
innig  damit  verbunden  sind,  und  Beimengungen  von  gröberm  oder 
feinerm  Quarzsand  sich  mich  nicht  selten  finden,  ebenso  wie  Glim* 
merschüppchen  und  Kohlenstäubchen  manchmal  seine  Masse  ver- 
unreinigen. Durch  bituminöse  oder  kohlige  Stoffe  erscheinen  die 
Thone  braun  oder  schwarz  gefärbt.  Die  chemische  Zusammen- 
setzung weicht,  die  Verunreinigungen  abgerechnet,  im  Allgemeinen 
nicht  sehr  von  der  der  Kaoline  ab.  Phipson  (Chemical  News  VII. 
210;  N.  Jahrb.  f.  Min.  1864.  363)  fand  in  verschiedenen  Thonen 
mehr  oder  weniger  grosse  Mengen  von  Yanadinsäure ;  so  im  Lon- 
donthon  0.023  und  0.056  pct. ;  in  einem  Thon  des  Gault  aus  Sussez 
0.06  und  0.07  pct.,  in  einem  weissen  Thon  aus  Belgien  0.03. 
Huber  wies  auch  Yanadinsäure  in  Thonen  der  Lindener  Mark  bei 
Giessen  nach  (Annalen  der  Chem.  u.  Pharm.  CXXX.  365). 

I.  Thon  von  Pöchlarn  in  Oesterreich  nach  v.  Ferstl;  IL  ThoD 
von  Bendorf;  III.  von  Grenzhausen  in  Nassau  nach  li.  Fresenius; 
lY.  Blaugrauer  Tegel  von  Inzersdorf  bei  AfVien  nach  E.  v.  Som- 
maruga,  Jahrb.  d.  geol.  R.anst.  XVI.   1866.  60. 

I.  II.  III.  IV. 

50.14 
13.18 
7.62  Fe 
3.85 
0.50 
0.89 
5.14 

_____  12.28  Glühv. 
99.56       99.68       99.93       93~6Ö 
IV  enthält  noch:  Schwefelsäure  0.73 ;  Kohlensäure  4.81 ;  Chlor 
0.007;  von  Manganoxydul  und  Phosphorsäure  Spuren. 


Kieselsäure  . 

.     .  62.54 

75.44 

68.28 

Thonerde     . 

.     .   14.62 

17.09 

20.00 

Eisenoxyd    . 

.     .     7.65 

1.13 

1.78 

Kalk  .     .     . 

.     .      — 

0.48 

0.61 

Magnesia 

.     .      — 

0.31 

0.52 

Kali    .     .     . 

.     . 

0.52 

2.35 

Natron    . 

.     .      — 

— 

— 

Wasser   . 

.     .  14.75 

4.71 

6.39 

Thon.  $18 

Unter  den  aocessormchen  Bestand tlieÜen  sind  Krystatle  und 
Krystallgruppen  voo  Eisenkiei,  Strahlkies  und  Gypa  asu  erwähnen; 
Sphärosiderit,  Thoneiöeiigtein  und  kalkiger  Mergel  erscheinen  oft 
in  Form  von  Knollen  und  Nieren.  Der  Tlion  führt  Schwefel  bei 
Aosta  in  Piemout  und  Girgenti  m  Sicüieiif  Realgar  und  Auripig- 
ment  zu  Tajowa  in  Ungarn^  Aluminit  :su  Auteull  bei  PArifi. 

Petrefacten  finden  s*ich  in  manchen  Thouen  reichlich  und  zwar 
in  verhältnissraässig  schönen  und  sehr  wnhl  erhaltenen  Exemplaren^ 
während  wiederum  andere  Thone  sich  als  vollfttündig  foagilfrei  ein- 
weisen. Schicht iiug  ist  hei  den  reinem  und  einfarbigen  Thonvarie- 
täten  wohl  nni'  selten  deutlich  xu  beobachten,  dio  bunten  Tboii©» 
sowie  die  dureh  Quarssköruchi-'n  und  0] im »ler Schüppchen  verun- 
reinigten lassen  dagegen  oft  eine  mehr  oder  weniger  vollkonim^ne 
Schichtung  erkennen. 

Man  pflegt  eine  Anzahl  von  MengungsvarietÄten  der  Hioiio 
zu  unterscheiden^  von  denen  die  wichtig^ton  aind: 

E  i s  e  n  s  c  h Ü  a fi  i  g 0 r  Th  o  n  mü  einesm  grosMem  Elseuoxyd- 
oder  Eisenoxydrat|^eha!t,  daher  ockergelb  oder  rothbratin,  manch- 
mal mit  QuarzBsuid  vermengt. 

Glimmer  reicher  Thon  mit  vielen  wetB»en  »arten  Güm- 
merschüppchen  geniengt,  wodurch  nicht  gelteot  wenn  sie  annrdiernd 
parallel  vertheilt  sind,  eine  Art  von  Bchieferiger  Textur  Uörvorge* 
bracht  wird. 

Töpferthon,  weich,  sehr  zähe,  mit  sehr  fein  TertheUlem 
Quarzsande,  brennt  sich   im   Feuer  roth- 

B  i  t  u  m  i  n  <j  B  e  r  T  h  f)  n  oder  ulminrejcht?r  Thun^  bläulichgran, 
schwiirzlichgrau  bis  Bchwar^,  gänzlich  durch drungfm  mit  hilumi- 
nösen  Stoffen ;  hleieht  laaerst  beim  Glühen  und  brennt  fleh  dann 
gelb  oder  roth;  namentlich  in  der  I^ettenkohleühildting  d*.T  Triai* 
fonnation,  auch  in  Verbindung  mit  Braunkohlen   im  Tertiär. 

Salzthou  (v,  Humb.,  argile  salifere),  ein  sehr  bituininö«er| 
(lunkelgrauer  bis  Hchwär/licher,  mit  Kochsalz  im{trrignirter  Thon, 
welcher  vielfacli  von  Fasergyps  und  Anhydrit  durcbssogen  ist ;  das 
Steinsalz  enthält  er  auch  in  Form  von  Körnern,  Neatem  und  Trü- 
mern ;  er  begleitet  die  Steinsakahlagerungen,  nanieutlich  die  des 
Muschelkalks,  und  i«t  besonders  mit  Anhydrit  vergei?t.»l behaftet,  mit 
dem  er  entweder  wech«ellÄgert  oder  stück-  und  brockenweise  auf 
das  innigste  verbunden  i^t  (llaUtrde  von  Sulz  un  Neckar).     Nach 


1 


614  Alaunthon.  . 

Schafhäutl  enthält  der  Salzthon  ausser  dem  Thonerdesilicat  (Si  = 
45.50,  AI  =  15.00)  noch  Magnesiacarbonat  in  verhältnissmässig 
grosser  Menge  (26.56)  (weshalb  Schafhäutl  den  Salethon  einen 
Bittererde-Mergel  nennt),  etwas  Schwefeleisen  und  Schwefelmangan, 
ein  Paar  Procent  Bitumen  (2.35)  und  noch  weniger  Kochsalz  (1.06), 
daneben  ist  er  bisweilen  reich  an  Diatomeenresten  (Ann.  d.  Chem. 
u.  Pharm.  LT.   1844.  261  u.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1850.  706). 

Alaunthon  (Alaunerde,  Vitriolthon),  vollsttedig  impragnirt 
mit,  dem  Auge  nicht  sichtbaren  ausserordentlich  feinen  Theilchen 
von  Schwefeleisen  und  Bitumen,  daher  schwärzlichgrau  bis  schwarz, 
meist  zum  schieferigen  geneigt  und  leicht  an  der  Luft  zerfallend. 
Durch  Oxydation  des  Eisenkies  zu  Eisenvitriol  wird  Schwefelsänre 
frei,  welche  den  Anlass  zur  Bildung  von  schwefelsaurer  Thonerde 
gibt.  IT.  Müller  zeigte,  dass  der  Alaunthon  ausser  dem  Schwefel- 
eisen noch  freien  Schwefel  und  huminsaures  Eisenoxydul  in  allerfeinster 
unsichtbarer  Vertheiluug  enthält.  Der  Geschmack  nach  Alaon  tritt 
im  frischen  Zustand  nur  schwach,  beim  Liegen  an  der  Luft,  wenn 
die  Vitriolescirung  fortschreitet,  stärker  hervor.  Der  Alaunthon  ent- 
wickelt vor  dem  Löthrohr  auf  Kohle  schwefelige  Säure  und  brennt 
sich  roth,  mit  Wasser  kann  man  den  Eisenvitriol-  und  Alaunge- 
halt extrahiren. 


L 

n. 

m. 

Kieselsäure     .     .     . 

.  45.30 

40.00 

60.88 

Thonerde  .... 

10.80 

16.00 

11.35 

Magnesia  .... 

—    ■ 

0.25 

0.46 

Schwefel   .... 

3.94 

2.85 

— 

Kohle 

5.95 

19.65 

7.25 

Flüchtiges  Bitumen 

— 

— 

3.78 

Eisenoxydul  . 

5.50 

6.40 

5.1 5  (Fe) 

Mangauoxyd  . 

0.60 

Spur 

— 

Schwefels.  Eisenoxydu 

l     5.73 

1.80 

0.02 

Schwefels.   Thonerde 

.      1.20 

— 

0.16 

Schwefels.  Kali  .     . 

1.75 

1.50 

0.05 

Schwefels.  Kalk  .     . 

1.71 

1.50 

0.53 

Chlorkalium  .     .     . 

0.35 

0.50 

0.02 

Wasser 

16.50 

10.75 

10.27 

Schwefelsäure      .     .     , 

0.47 

— 

— 

99.80     101.20       99.92 


Thone.  fl$ 

I.  Alauntbo«  vom  PütKbflrg  bei  Fneidotf  unweit  ßoim.  Berge- 
mann   in  Nöggeratbs  Gebirge  ycjii   Rheinland -Wfwtphälen  IL  ZW, 

n.  Alauntb-m  voü  Freieuwalde  an  der  Oder.  KUproih  Bei- 
träge IV.  257. 

in.  Alauneide  vun   Bockup  in  Mecklenbiu'g   oaeK  Kberbard, 

Der  Alauntbnii  bildM  Ablagerungen  namentlich  in  der  Braun* 
koblenformation,  gewöhnlich  die  BrÄHükohlenflötKe  begleitetid  und 
das  Hangende  dersolbeii  bildend,  %.  B»  bei  Freienwalde,  Scher meimel 
und  Gleissen  in  der  Mark  Brandenburg,  bei  Bockup  (49  Fubb  mäch- 
tig) und  Loosen  (>^7  Fusa  mächtig  nach  Brückner)  in  Mcickleüburg, 
bei  Friesdorf  und  an  der  Bardt  bei  IJeuel  unweit  Bonn,  bei  Alt- 
sattel  in  Böhmen. 

Vgl.  H.  Müller.  J  jurii.  f.  pract.  Chem.  U%.  1853.  367. 
Zeitschr.  d.  d,  ^eol.  Ges.  IV.  842,  345,  443. 

Septar ienthon  i^t  dn  au  kalkigtbomgen  und  tnergeHgen 
Nieren  (Septarien  vgl,  Bd.  K  83)  reicher  Thoii^  namentlich  häufig 
in  der  Braunkohl  euformation,  2,  B.  bei  BeiTnsdorf  nnweit  Berlin^ 
bei  Buckow,  bei  Gorzig  unfern   Küthen« 

Die  Thone  haben  vorwiegf^ndt*  Eutwicktiing  in  den  miiÜeru 
und  jungem  Fori iiatio neu  gefuiideu  ;  man  kennt  zwar  auch  schoQ 
Thone  im  Bereich  tler  ältesten  Formationen ;  bo  bildot  blauer  Tbon, 
ganz  ähnlich  dem  tertiären,  miiehtige  Ablagerungen  in  der  UJitern 
Etage  des  Silur  der  Umgegend  von  St.  Peterabtirg  und  Reval; 
auch  die  russische  Steinkohlenformatton  (^.  B.  im  Basal n  von  Mos^ 
kau,  an  der  Prik-^rhii  und  Ivrupitxa  nach  Eichwald)  eulbUll  ge- 
wöhnliche Töpferthorie  imd  v,  Lidl  urwälmt  m&chtigo  graua  Ihoue 
als  Glieder  der  Hteinkohlenlurmätioii  uü  bühmijicben  Baaiiin  vod 
Pilsen.  Es  folgt  •  ini>  Auf74ihlung  oinigr^r»  in  strÄtigraphisnher  Hin» 
sieht  unterschiedcimr  ThunablagrniDg^n : 

Turneri-Thon   mit  Ajumomte»  Turned   Ziet»  im  oiitem  Liai  (ß) 

Schwabens. 
Oxynotus-Thon   mit  Ammoiuio»  oieyaotua  Quotift,  im  uüt«im  IJan 

(ß)  Schwaben»*, 
Amaltheen-Thon  mit  Amnionitas  iimaltheni  Schi*  itn  mitikTo  lÄ&» 

(())  Schwabeiit*, 
Bradford-clay  in  Wiltsbire  tum  eugUiehen  Gre<it  OtiUte»  der  obtm 

Etage  des  Low«r  Üolite  gth^rend. 
Oxford- clay  zum  engliacheu  Mtddlfi  OoUte  gehörend. 


610  Thone,  Walkerde. 

Kimnieridge-clay,  unterste  Abtheilung  des  eDglischen  Upper  Oolite. 

Opaliuus-Thon  mit  AmmoDites  opalinus  Rein,  im  untern  branneh 
Jura  (a)  Schwabens. 

Ornaten-Thon  mit  Ammonites  omatus  Schi,  im  obem  braunen 
Jura  (c)   Schwabens. 

Wealden-clay,    oberstes  Glied   der   englischen  Wealdenfonnation. 

Gault,  ursprünglich  aus  Cambridgeshire  stammende  Bezeichnang 
für  eine  Thonablagerung  unter  dem  Upper  greensand. 

Speeton-clay,  zur  untersten  Kreide  in  Yorkshire  gehörig,  haupt- 
sächlich dem  Gault  entsprechend,  aber  auch  neocome  Fos- 
silien enthaltend. 

Ilils-Thon  zur  subhercynischeu  Neocombildung  gehörend. 

Londou-clay   i    .  _       _  _     , 

>  im  eocänen  Londoner  liecken. 
Barton-clay    i 

Tegel,  Thonbildung  im  miocänen  Wiener  Becken. 

Walkerde.   (Werner.) 

Walkererde,  Walkthon,  Füllers  earth,  Argile  smectique. 

Eine  grünlichgraue  bis  ölgrüue  und  olivengrüne,  bisweilen  auch 
weissliche,  gelbliche  oder  brüunlichrothe,  sehr  weiche,  fettig  an- 
zufühlende thonartige  Masse,  manchmal  mit  verschiedenfarbigen 
Wolken,  Flecken  oder  Streifen;  der  Bruch  ist  uneben  oder  flach- 
muschelig im  Grossen,  feinkörnig,  erdig  oder  splitterig  im  Elleinen; 
die  Masse  ist  matt ,  im  Strich  oder  beim  Reiben  mit  dem  Fingeir- 
uagel  glänzend,  klebt  nur  wenig  an  der  Zunge  und  zerf^lt  im 
Wasser  leicht  unter  Ausstossung  von  Luftblasen  zu  einer  breiarti- 
gen, aber  nicht  plastischen  Masse  »wie  ührsand* ;  saugt  sehr  be- 
gierig Fett  und  Gel  ein,  worauf  ihre  Anwendung  zum  Walken  der 
Tücher  beruht.     Das  spec.  Gewicht  ist  1.8  —  2.2. 


L 

n. 

IlL 

Kieselsäure  .      . 

53.00 

48.50 

57.10 

Thonerde     .     . 

.10.00 

15.50 

31.85 

Eisenoxyd    .     . 

5).75 

6.50 

— 

Magnesia      .     . 

1.25 

1.50 

2.62 

Kalk  .     .     .     . 

0.50 

0.50Mn2O  — 

Wasser    .     .     . 

24.00 

25.50 

7.28 

Chlornatrium    . 

0.10 

Spur 

— 

98.60 

~  98.00 

98.86 

Wftlkord«,  Lehm.  ßl7 

I.  Walkerde  von  Eeigato  m  Eu^ltiod,  Klaproth  Uflitrftgo  lY. 
334.  II.  Walkerde  von  Niniptäch  in  Schlesien,  KlaprotU  islitaidiiii« 
III.  Walkerde  von  MaxtoQ  nach  Thotoäon. 

Die  Analyse  von  Thomeon  weicht  sebr  nh  toö  I  und  II ;  die 
Klaprothschen  Walkerdon  sind  sehr  thotiArm ;  cünsiiint  sflieiut 
der  kleine  Magnt-siagehalt   der  Walkerde  2U  «ein. 

Bei  RossweJn  in  ^acb^eti  bildet  Walkerdc  c^ine  AUhigeruug 
in  der  nächsten  Umgebung  des  Gabbro  und  schon  Werüer  wüsstc» 
dass  sie  nur  ein  Zereeü£uiig§praditct  d©i  'Grünsteinachider«*  ist. 
Auch  bei  Rieger^dorf  in  Hcblceien  begleitet  Wttlkc?rdt?  dtju  Gabbro» 
Reifenstein  bei  Tillj  in  Steiernmrk ,  wahrBcheinÜch  hi*?r  obf^nfall« 
ein  Zersetzungspiodnct   baiiischer  (iesteine. 

In  dem  englischen  Low  er  Oolitt*  lagrrt.  /wi»chen  dpm  rnferior 
und  dem  Great  noLite  eine  Thdnbildong^  welche  untc^rgtHtrdnöl« 
Lager  von  Walkerde  enthält ,  didier  dit*  gÄtwsts  BildiuiK  untei'  dein 
Namen  Füllers  earth  hegrißTeii  wird;  die  beste  üadet  steh  «a 
Nutfield  bei  Reigate  in  Surreyi  bei  Mnidat^me  in  Kent,  bei  Wo- 
burn  in  Bedfordahire. 

In  der  Tun^nbildung  erscbetut  Wutkerde  hei  Moi^snet  nnfoni 
Aachen  und  in  der   Uiugegend  TOQ  Yerfl6iri  Iti   ßelgien. 

Der  Lehm  i^t  wcÄcniliph  alu  ©in  Thon  xu  botrarhtpu,  d«tr 
durch  sehr  feinen  t^unnsöund,  ancb  wolil  dnrcb  kolüeiiJ»aurefi  Kalk 
verunreinigt,  und  durch  Kig^iioxjdhydrat  g*-färbt  iat;  ßlininif^F- 
stiiubchen  sind  eb^nifEill!«  nicht  «elteiv  mit  der  Tht^timaisse  gcfmengt* 
Damit  steht  im  Zusiiinim'nbang  dit^  gej  blich  graue  bis  dckergt^llMi 
oder  braune  Farbts  des  Lobint«  die  gctringirn?  Unf tlxirktnt  uti  der 
Zunge,  die  sandige:  Bp^Rhaßenhmi  mnner  MAtme,  welche  «ich  ma* 
ger  und  rauh  anlühlt.,  lünen  ghinrAof^en  Strich  b^slt^t  und  i^ich  aiioh 
beim  Reiben  mit  dem  Fingcrnagd  nicht  giüttcL  IhfV  Lohm  nimmt 
l)eträchtliche  Mengen  Waswen*  in  sich  auf  imd  hüH  Mio  ffjit;  im 
feuchten  Zustande  int  pr  xwur  m\v\x  knotbiir  ,  be^it/t  abi^r  diich 
nicht  dieselbe  Pl.tMticitilt,  wie  der  Thon*  Im  Fernn*  brennt  er  sich 
zuerst  roth  und  Nt^hmil/.t  dann  mit  grfiHJWTür  oder  geringerer  I^eich* 
tigkeit  zu  einer  blaiiUchgraiKsu  ndrr  lübwäncau  Schlaüke, 

Den  Lehm  .  wi^trher  einen  (tebalt  nn  kohli^nnaiirem  Kalk  bf^ 
sitzt,  hat  man-Löi^s  gmiannt;  nr  hranai  mrbr  fKi<*r  wmiig«r  stark 
mit  Säuren. 


618  Lehm,  Löse. 

Sehr  häufig  sind  in  dem  Löss,  länglich,  rundlich  oder  eigen- 
thümlich  gestaltete  Coucretionen  von  Kalkmergel,  die  sogenannten 
Lösskindchen,  Lössraännchen,  Mcrgelkindchen  (vgl.  Bd.  I.  83),  die 
oft  im  Innern  stark  zerborsten  sind.  Eckige  und  abgernndete  Trüm- 
mer anderer  Gesteine ,  auf  denen  der  Lehm  sich  abgelagert  hat, 
oder  aus  deren  Zersetzung  er  entstanden  ist,  sind  oft  darin  einge- 
schlossen. Ijand-  und  Süsswasserconchylien ,  Gebeine  und  Zähne 
von  Säugethieren  finden  sich  in  den  Lehm-  und  Lössablagerungen 
verschiedener  Gegenden. 

Bischof  und  Kjerulf  untertauchten  den  Löss  des  Rheinthals 
bei  Bonn.  I.  auf  dem  Wege  von  Oberdollendorf  nach  Heisterbaoh.  IT. 
Löss,  welcher  unter  dem  vorigen  liegt,  liess  beim  Schlämmen  einen 
Rückstand  von  82.(5  pct.  an  eisenhaltigen  Quarzkömem.  IIL  Löss 
auf  der  Strasse  von  Bonn  nach  Ippendorf  (Chem.  und  phys.  Geol. 
IL  Aufl.  L  504). 

I. 

Kieselsäure  .     .     58.97 

Thonerde     .     .       9.971 

Eisenoxyd    .     .       4.25 1 

Kalk       .     .     .       0.02 

Magnesia     .     .        0.04 

Kali    ....        1.1 11 

Natron    .     .     .       0.84) 

Kohlen»,  Kalk  .     20.16  — 

Kohlens.  Magnesia    4.2 1 

Glühverlust       .        1.37 
100.94 

Wie  durch  den  mehr  oder  weniger  beigemengten  Quarz  die 
Kieselsäure,  so  wechselt  auch  der  Gehalt  an  Carbonateu  bedeutend. 
Zu  beachten  ist,  dass  innerhalb  der  Löss-Ablagerungen  auch  voll- 
kommen carbonatfreie  blassen  vorkommen ,  wie  II  ei-weist.  Nach 
Krockers  sieben  Analysen  von  Löss  auf  dem  linken  Rheinufer  zwi- 
schen Mainz  und  Worms  schwankt  die  Menge  des  kohlensauren 
Kalks  von  12.3  bis  36  pct.,  die  der  kohlensauren  Magnesia  von 
Spuren  bis  zu  3.2  pct.  (Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVII.  373). 
Löss  von  Pitten  in  Xicderösterreich  enthält  nach  C.  von  Hauer 
30.68  pct.  kohlensauren  Kalk  und  12.33  pct.  kohlensaure  Magne- 
sia (Jahrb.  der  geolog.  Reichsanst.   1852.   118J. 


IL 

m. 

78.61 

62.43 

15.26 

7.51 
5.14 

0.91 

0.21 

3.33 

1.75 

— 

17.63 

— 

3.02 

1.89 

2.31 

00.00 

100.00 

Lehm*  Lciü,  PoTicelkmi.  519 

Lehm  und  Loss  bildoii  oft  mächtige  ^  weJt  AUBgedehDie ,  d^ 
bei  meist  nicht  mit  Schichtung  versehene  Abläg^rnDgca  von  vor- 
hältnissmäsmg  gehr  junger  Kiitstehtiiig  in  deu  llidlrrn  oder  an  den 
Gehängen  älterer  Gebirge,  sowie  in  den  IHhivinlubcuen;  z.  B*  in 
den  Thälem  des  Jnra,  des  SchwarK^aldtMi,  in  den  Umgebungen 
des  Bodens^es;  im  Eheinthal  und  deinen  f^citentbälern  vun  Basel 
bis  über  Bonn  hinntis  lagert  der  Lüss  manchmal  in  einer  Mtiehtig- 
keit  von  mebrem  hundert  Fuss  auf  den  verBchiedenartig«ten  Go- 
steinen  und  steigt,  stellenweise  bis  zur  Höhe  von  400  Fubs  über 
den  Rheinapiegel  an;  (über  den  Lud»  des  Kheinf}  vgl.  AK  Braun 
im  Neuen  Jahrb.  f.  Min.  1847.  51  und  v.  Decheu,  gi^ogn.  Führer 
in  das  Siebengeb,  402),  Auch  im  Don&uthal  in  der  Gegend  von 
Linz.  Das  norddeutsche  Diluvium  besitssi  eboufaUs  »ehr  muchiige 
und  weit  ausgedehnte  Lehmlnger. 

Anhangjiweise  sei  bei  den  Thoneu  einiger  eigentbiiralioher 
Gesteine  gedacht ,  welche  aich  als  Producte  dar  Einwirkung  von 
Kohlenbränden,  ak  verbrannte,  gefrittete  und  verschlackte  Thone 
und  Schieferthone  daritellen. 

Po  r  2 e IIa n  i  t ,  P  o  r  £  e!  1  a n  j  a  s p  i ». 

Eine  lavendel blaue,  perlgraue,  aschgraue,  gelbliche  bis  bräun- 
liche, röthlichgraue  bis  ziegelrothe,  oft  mit  gefleckter,  geilammter^ 
gewölkter,  gestreifter  Farbenzeichnung  versehene,  bald  dickschiefe- 
rige,  bald  mas^ige^  zerborstene  und  zerrfsseoe  Steinmasäe  von  biji^ 
weilen  schlackenäbnlicher  Beschaffenheit;  matt  oder  nur  &cbwach 
fettglänzend ,  undurchsichtig  oder  sebwach  an  den  Kanten  dm*ch- 
scheinend,  mit  meist  muscheligem  Bruch,  Vor  dem  Löthrohr  be- 
deckt der  Porzellanit  sich  mit  einem  etwas  lichtem  Bchmeb  und 
fliesst  mit  Natron  zu  Glas. 

Die  schieferigen  Varietilt-en  enthalten  mitunter  sehr  schone 
und  deutliche  Pflanzen  abdrücke^  Die  Poi^zellanite  sind  selten  deut- 
lich geschichtet ,  meist  besteben  ihre  »uro  Thuil  mächtigen  und 
ausgedehnten  Ablagerungen  aus  regellos  üb«ireiuander  geschütteten 
oder  etwas  zusammen  gesinterten  Stücken* 

Die  Por2ellnnite  sind,  wie  bereits  bemerkt,  Thone  und  Schie- 
ferthone, welche  durch  den  Contact  mit  brennenden  Kühleuflötzen 
metamorphosirt  wurden»  Producte  von  brennenden  Steinkohlen- 
Hötzen  sind  die  Porseltantte  von  Duttweiler  bei  Saarbrücken,  von 
Planitz    und  Zwickau    in   Sachsen »    Braunkohleubrände    haben  die 


^ 


J 


620  Basaltjaspis,  Tschernosem. 

Porzellanite  von  Aptorode  in  Kurhessen,  von  Lessan  unweit  Cark- 
bad,  sowie  die  der  Umgegend  von  Bilin,  Teplitz  and  Kommotau  in 
Böhmen  erzeugt  (vgl.  A.  E.  Reuss,  Umgebung  v.  Teplitz  u.  Bilin 
1840.   119). 

Der  ßasaltjaspis  (Systyl  Zimmermann),  ist  ein  durch  Ba- 
salt umgewandelter  Schiefertbon  oder  mergeliger  Sandstein,  eine 
undurchsichtige,  harte,  perlgraue,  lavendelblaue,  auch  gelblich- 
oder  schwärzlichgrauc  IVIasse  mit  etwas  muscheligem  oder  etwas 
splitterigem  Bruch,  die  durch  Klüfte  in  unregelmässige,  scharf- 
kantige Stücke  zerfällt.  Der  Basaltjaspi»  scheint  das  Product  der 
Einwirkung  des  heissen  Basalt  auf  angrenzende  Gesteine  oder  um- 
schlossene Bruchstücke  von  schieferthonartiger  oder  sandsteinartiger 
Beschaffenheit  zu  sein.  Ausgezeichneter  Basaltjaspis  erscheint  nach 
Nöggerath  als  das  4 — fi  Fuss  mächtige  liegende  Saalband  eines  im 
Grauwackengebirge  aufsetzenden  Basaltgnnges  am  Komsteinchen 
bei  Liers  an  der  Ahr  (Gebirge  in  llheinl.-Westphalen  I.  109).  An 
der  Goldkiste,  bei  der  Gierswiese  und  andern  Punkten  im  Sieben- 
gebirge findet  sich  Basaltjaspis  als  Einschluss  im  Basalt,  ebenso  an 
der  Stoffelskuppe  bei  Eisenach,  am  hohen  Parkstein  bei  Weiden  in 
Bayern,  am  Wartenberg  bei  Donaueschingen,  wo  der  Liasschiefer 
zu  Basaltjaspis  geworden  ist,  in  dem  noch  organische  Ueberreste 
zu  erkennen  sind,  am  Borat  scher  Berg  in  Böhmen,  wo  der  Basalt- 
jaspis  vollkommen  dem   Porzellanit  gleicht. 

Zu  dem  Basaltjaspis  sind  wohl  auch  jene  im  Aeussem  kiesel- 
schieferähnlichen  oder  hornsteiiiähnlichen  Massen  zu  rechnen,  welche 
man  manchmal  im  ContAct  mit  Basalt  findet ,  z.  B.  bei  Danbar  in 
Schottland,  bei  Duntulm  Castle  auf  Skye,  am  Vorgebirge  Portmsh 
in  Irliind ,  sowie  jene  von  Dana  als  chert  bezeichnete  blaue  Masse 
vim  hörnst  einähnlicher  Beschaffenheit ,  in  welche  durch  einen  Ba- 
saltgang auf  weite  Erstreckung  hin  die  Thonschichten  der  Stein- 
kohlenformation  am  Hunter -River  in  Neu-Süd- Wales  umgewandelt 
sind  (Ani.journ.  of  sc.  XLV.  115).  Manche  dieser  Massen  scheinen 
indessen  ihre  Ausbildung  mehr  einer  Verkieseluug  als  einer  Frit- 
tung  zu  verdanken. 

Tschernosem  (Schwarzerde). 

Eine  schwarze,  feine  Erde  mit  6 — 10  pct.  organischer  Sub- 
stanz (nach  Ehrenberg  auch    viele  Phytolitharien   und   einige  Dia- 


tomeen  enthaltend),  welclie  in  ungeteurer  Yerbreituug  im  centra- 
len und  südlichen  Husslaud  abgelagert  ist,  und  sich  bis  über  den 
Ural  in  das  südliche  SiViirieii  bineiüzieht,  stelleüweiso  20  Fuss  Mäch- 
tigkeit erreichend,  und  bia weilen  Hohen  von  400  Fues  über  den 
Thalsohlen  bedeckend.  Nach  Ruprecbt  ist  diese  Bildung  nichts  wie 
man  gemeint  hat,  ein  alter  SeeÄcblamni,  denn  es  felilen  alle  Spu- 
ren von  Meeres cüucbylien,  mikroskopischen  Polythalimten  und  Pü- 
lycistinen ,  ebenso  dio  marinen  Bacillarieii ,  ist  auch  nicht  durch 
Austrocknung  und  Verwesung  von  Torfmooren  en tatariden,  sondern 
eine   Art  Rasen  erde, 

Zusammensetzung  des  TschernoBem :  L  unmittelbar  nuter  dem 
Rasen ;  II.  vier  Werschok  tiefer ;  III.  uumittaibar  über  dem  Unter- 
grund ;  sie  bestehen  unter  dem  Mikmskop  groastentheila  ftus  iinre- 
gelmässigen  unkrysttt  Hin  lachen  Tln^ilchen  farbloser  MinerabnbstanK 
von  höchstens  0.04  Linie  Durchme^Bt^r,  autt  braunen  H um ns flocken 
und  aus  Stäbcboii ,  wie  es  scheint,  jsu  Ehrenbergn  Phytolitlmrien 
gehörend  (E.  Scbmid,  Bull,  de  St.  Petersboorg  1849,  VlII.  UU  i  N. 
Jahrb.  f.  Min.    1850.  350): 

1.  IL  HL 


Hygroskopische»   Wasser, 

bei  115^  C.  verflüchtigt 

3.81 

3.32 

3.2G 

(Harzgehalt 

0.018 

0,032 

0,020) 

Humose  Bestiindtheile,  d<»ij 

letztern  einbegiiffen     . 

12/Ul 

8,29 

5.73 

Mineralbestandtheile  .     . 

84J13 

HHJ8 

91.01 

1 

tOCJ.OO 

99J»!J 

100,00 

neralbestaruUheile  »ind; 

I, 

II. 

IJL 

Kieselsäure  u.  Silieiit     , 

93JT 

94,  Oß 

94,8S 

Thonerde     ,     .     *     ,     . 

1.29 

2,39 

1.80 

Eisenoxyd 

2J0 

2.33 

2.95 

Manganoxyd     .... 

0.16 

0.04 

O.Ol 

Kohlensaurer  Kalk    • 

1.40 

0.88 

0.43 

Kohlensanre   Magnesia  . 

K09 

048 

0.38 

Phosphornäure       ,     .      . 

0.07 

— 

— 

Kali        ...... 

0.21 

0,27 

0,31 

Natron    ..,..• 

0.08 

0-U 

0.12 

100.77       lOOJß       100.85 


622  TBohernosem. 

Hermann,  Journ.  f.  pr.  Chem.  Xu.  1837.  277. 

Ehrenberg,  über  die  mikroskopischen  Bestandtheile  des  Ttcher- 
nosem,  Monatsber.  der  Berliner  Akad.  d.  W.  1850.  268.  364. 
vgl.  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1852.  344. 

Murchison  im  Philosoph.  Magaz.  Januar  1843. 

Wangenheim  von  Qualen,  Bull,  de  Mose.  (2)  XVII.  1854.  446;  da- 
raus im  Neuen  Jahrb.  f.  Miner.   1856.  74. 

Petzholdt,  Bull,  de  TAcad.  de  St.  Pctersbourg  1850.  IX.  Nro.  5  und 
Journ.  f.  pract.  Chem.  LI.  1. 

Ruprecht,  Journ.  f.  pract.  Chem.  XLllI.  1864.  385. 


Reg*i«iter. 


Absonderung  1.  98 

Accessorische    Bestandmasse  ti  1,  7 

Accessorische  Gemengtheile  L  5 

Acidite  I.  451 

Actinolite-slate  I.  305 

Adern  I.  92 

Adicrsteine  II.  577 

Adnether  Kalk  I.  222 

Adulargneiss  II.  421 

Adulargranit  I.  496 

Adularprotogin  I.  496 

Aktinolithschiefer  I.  305 

Alaunerde  II.  614 

Alaunfels  II.  554 

Alaunschiefor  IL  606 

Alaunstein  II.  554 

Ajaunthon  II.  614 

Alberese  I.  224 

All)it  1.  24 

Albitgnciss  II.  422 

Allgovit  II.  296 

Alpengranit  I.  490 

Alteruptive  Gesteine  I.  ^47 

AUim-shale  II.  606 

Ainaltheenthon  II.  615. 

Amas  1.   152 

Anipelite  alumineux  II.  606 

Anipelite  ^raphique  II.  600 

Aniphihul  I.  38 

Amphibolit  I.  303 

Amphihülitschiefer  I.  304 

Amphilojritschiefer  II.  453 

Ainphotere  graue  Gneisse  11.  121 

Ainygdalüidische  Textur  I.  70 

Anivjrdalophyr  II.  37 

Analeimit  II.  286 

Anameait  II.  279 

Anamesit^a^a  II.  299 

Andesin  I.  26 


Atidt^Biii  IL  U'X  206 
Aiidü!«it-ßim»lo)n  IL  244 

AiicIci^Hlftv«  IL  2tL  2l\i,  tdO 
Atjd<,Hii.{lbaidtftn  IL  aiO.  ÜM7 
Ait}^iiliitu*'Saudiitcin  IL  5S7 
Anhydrit  L  206 
Anliyilrtiu«  gypBuin  L  26Ö 
Anortbit  I    2ü 

AnaHhii^Äugitgeiikui  U.  133 
AT*c»nbh|i£0»l<iiiie  1  445*11   133  SIT 
A  n  (I  rt  1  a  t  JI  oni  h  U*  iid<?ge8  ti^in  I !  *  133 
AnthrftiTit  L  H55 
ATithrftkonit  L  ^03    IL  UOÜ 
Antiklinor  8chjebioiiba\i  L  1S3 
Aphamt  IL  7,  II 
Apb nni i mflü dcl »r t ei n  IL 
Ajtbwniiporphyr  l!    8SJ 
Aphiinit/»c!lürfrr  IL   IX  % 
VpbiitutwEtckji*  IL  9ö 
ApUt  L  495 
Aptyf!bL«iikHik  L  22S 
AmiaUiikalk  L  22"i 
VrdiMP^ü  IL  4«i4,  m$ 
\v/iiv.  pltixtt4«<*  IL  611 
Arsih'  Niibfriy  IL  613 
Ar^tli!  ^cbihttJUHt}  IL  &i$ 
Ar(?]IUto  IL  ri99 
Arjrilüpbyr  L  ft»13 
Äriete«k4ilk  L  22** 
Arküso  IL  f*2ti 
ĻUburiiKiim*Kalk  L 
AtiphuU  L  •101 
Aifp)uihftiudKt<!iti  IL 
AnhirUitikülk   L   22 '4 
Aii^yu|^ut.'ijii  IL  414 
Aiigt*ni*U^iü<i  L 
Aiif^it  L  36 
A»gi^A[idr«tt  IL  *J3l 
Augitf^U  L  mi 
Aiigilpoilplijr  IL  90 
Ajiii««i?3r*&Ik«tokii  L  220 


624 


Register. 


Backk«»hle  I.  367 
Jiactrvllieiischirfer  I.  258 
Bftggertorf  L  »09 

Bagäot  Sand  II.  588 
BttDdporpIijr  I.  546 
Burton-clay  11.  616 
Bftpytg^oateNi  I.  276 
Basalt  II.  282.  399 
Baflaltbrcceie    I.  557 
BaBaticönj^loTner^t  II.  557 
BasftJtfamilie  IL   141.  273 
Bflflallieicher  (fi-ünsteiii  II.  280 
Basalt it  II.  40 
Basaltjaspis  IL  620 
Basaltlava  IL  299 
Badaltniaadt^lstcin  IL  296 
Bajsaltobsidian  IL  303 
Baaaliporphjr  IL  296 
Basahtuff  IL  557 
Basaltwacke  IL  297 
Basuiiit  IL  282 
Basische  Gesteine  I.  451 
Basitr  L  451 
Bastit  IL  136 
Bastkohle  I.  391 
Haulit  L  25.  IL   154.  163 
Bauschanalvse  I.  413 
Bein])ri(lge-*kalk  I.  224 
Beresit  1.  496 
Bergkalk  I.  220 
Bf^rKiiichl  I.  299.  301 
Bergöl  1.  406 
Bergtlieer  I.  406 
Himstein  IL  242 
Biinsteiueunglomerat  IL  548 
Bimstj'iiiporphyr  IL  244 
Himstcinsand  IL  553 
liiuist(,iiituü  IL  549 
Bsotitporphyr  L  550 
m^^\u"  -'U.1  I.  404 
Bituminöser  Kalkstein  L  211 
Bituminöser  Mergclschiefer  I.  255 
Bituminöses  Holz  I.  391 
Bituminous  flagstone  L  4(^7 
Bituminous  slialo  I.  407 
Blackband  I.  347 
Black    ve^-Kl^lk^  ein  L  220 
Blättcrkohle       391    ^    . 
Blättcrsandstein  IL  588 
Blasige  Te.xtur  I.  69 
Blatte  Hein    L  96-   98 
Blfiitt^r^t^mscUietVr  IL  536 
Blauschiefer  IL  461 
Bh^gnv-Kalkstein   1.  221 
Bügliead-Kohle  I.  366 
Bog  iron  ore  1.  339 


Bohnerz  L  342 
Bonebed  IL  521 
Bouteillenstein  IL  241 
Hradford  clay  IL  615 
Brandscbiefer  I.  407 
Braniker  Kalkstein  I.  220 
BmiineijieTisteiu  I  338 
Braunkohle        3^7 
Brnitnkobletif^iitidBiem  II.  588 
Brecciato  di  Serravezza  II.  519 
Breccien  I.  72 
Brecciole  IL  559 
Bri  i's ist. ■live  I.  85 
Hrown-coal  I.  387 
Buhrstone  I.  281 
Bnutsandstcin  IL  587 
Burlington-Kalksiein  I.  221 

€. 

(•akinif  coal  I.  367 
Calcaire  1.  193 
falcaire  bituinineux  I.  211 
Calcaire  compacte  I.  204 
Calcaire  grossier  I.  210.224 
Calcaire  houiller  I.  220 
Calcaire  lacustre  I.  216 
('alcaire  saccbaroidc  I.  195 
Calcaire  silicieux  I.  208 
Caldpbyr  I    199 
(irnii^-         M'dle  coal  I.  365 
(  aprinellenkalk  I.  223 
Caprotincnkalk  I.  228 
Caradue-Sandstcin  IL  586 
Carboniferous  limestone  1.  220 
Carnallit  I.  191 
<  I  IL  520 

(/arvoeira  IL  325 
Catawbirit  L  351 
(^askill-Sandstein  IL  586 
Canda-galli-Sandstein  IL  586 
(Vrithienkalk  L  224 
'«rithicTi-SatitUtein  IL  588 
('halk  1.  216 
(  Imssignit  IL  331 
Cbtiux  »ulfut«  <'  I.  259 
C  ha  zy- Kalk»  tu  in  I.  220. 
(■h«rt    1.   620 

rhiastolifhechiefer  I.  516.  II.  472 
China-clay  IL  608 
Chlorit  I.  45 

Cbluritgiinimt^rsehiefer  II.  453 
CbloritgneisH   IL  421 
ChloritoidHcbiefer  L   313 
Chloritosclmte  L  310 
Chloritscbiefer  1.  310 
Chlorittopfstem  I.  315 
Chronidolomit  I.  242 
ChromeLAenetain  I.  321.  861 


Kegister. 


625 


Cipollin  I.  199 
Clav  II.  r,ii 
Clay-slate  II.  599 
Cleavaj^e  I.    114 
Cual  I.  301 

Compacte  bitumen  I.  404 
Concordante  Lagerung  I.   134 
CoiuTction«.'!!  I.  81 
Confcrv.'ntorf  1.  398 
Conglüirn'rat  I.  72 
(oral  rag  I.  'J22 
Cor.iiorit  I.  f.Ü 
Conlieritfrls  II.  330 
Cordioritgneiss  II.  421.  444 
Coidieritgranit  I.  497 
Curnl)ra^^h  I.  222 
Corneomic  I    517 
Cornifcroua  liniestono  I.  220 
C«.rnnl)ianit  1.  510.  II.  418 
Coronateiikalk  I.  222 
Corsit  II.   133.  320 
Custateukalk  1.  222 
Coticule  II.  ()00 
Coulc'f's  I.    145 
Crai(*   1.  210 
Craio  cliluritee   I.  218 
Craio  jaune  I.  217 
(  raie   minacee  I.  255 
Crai.'  tutVeau  I.  218 
Cross  stratification   I.    120 
Cuhiikalk^tciii  I.  221 
Ciilinsandstcin   II.  586 
Cyaiiitfrls    II.  328 
Cv]>ri«liiions('liiof«'r  II.  603 
(  yr«*noinnerg«'l  I.  259 

D. 

I)a(;hscliief('r  II.  470.  599 
l)aclistciiik:ilk  I.  221 
Dacit   II.    1(J9 
I)uinou!-ii   I.    44 
DaiiKun  ils(;liiefer  II.  448 
Dav.M-ikalk   I.  222 
Deckrii    1     142 
ht-is  erKaiH.ls^ttnn   II.  587 
D.lrssitiiM'lai.liyr  II.  47 
l>.'sin.,sit   IL   477 
Uial.as   II.  7S 
l)inl):»sM|,lianil   II.  94 
ni:ilKi>br('(;ci»'    II.  533 
DiaLasCMiicrloiiiLTat  II.  533 
Dial.asmaiHk'lst.'iu  II.    100 
I>ia))asporpliyr   II.  83 
l)ial.;i<sclnerer  II.  95 
DuibastulV  II.  535 
Diagonal  stratification   I.   120 
Diaklas   II.   130 
Dmllag  I.  37.  11.   112 
Zirkel,  Petrographle.    I. 


Diall&g'roßk  IT.  110 
DialytiHche  Ge^^teiiTe  I.  80 
DiatojDoeDpelit  I.  299 
Dice  ras 'Kalk  1.  222 
Dichroit  I.  50 
Dichroitfels  II.  330 
Dichroitofneiss  II.  421 
Dichte  Textur  I.  57 
Differensdrung  der  Eruptivgesteine 

Diorit  II.   l 

Dioritaphanit  IL  7.   11 

Diorite  globulaire  IL  133 

Diorite  micacee  IL  5. 

];>Luril[M4t  pbv^    IL   11    . 

DiorUsfhiefcr  IL  12 

Diphyenknik  I.  223 

Dipyrscliiefer  II.  474 

Discordante  Lagerung  I.  134 

Discordantc  Parallelstructur  I.  120 

Disthenfels  IL  328 

Ditroit  I.  595 

Dogger  IL  587 

Dolerine  I.  319 

Dolerit  IL  273 

Düleritlava  n.  299 

Dolomit  I.  234 

Dolomitasche  I.  239 

Dolomit breccie  IL  521 

Dolomit cuDglomerat  U.  521 

Düloraitglininierschiefer  IL  463 

Dolumiti^chärKalks^ieiü  I.  208.  235 

Dolonrittiiergel  L  254 

riijlomiUäTid  IL  522 

Domanik  L  408 

Domit  IL   173 

DracWnfeUer  Traehyt  IL  182 

Duckstein  IL  550 

Dunit  IL  330 

Dykes  I.  136 

Dysodil  I.  299.  392 

CS. 

Earthy  brown  coal  I.  390 
Egeranschiefer  IL  463 
Eifeler  Kalkr^tebi  L  220 
Eindrücke  in  (leÄcbiubeu  I.  73 
Einfache  Gestmne  l.  4.  174 
Einfallen  der  Schichten  I.  113 
Eis  I.  175 
Eisenglanz  I.  336 
EiHengUmmergneifis  fl.  422 
EisengUinmerftcliiefer  I.  335 
Etsengranit  L  49B 
Ki  -t^^  :iM:-t.-iri  I.  209 
Eisenoolith  I.  340 
Eisenrogenstein  I.  340 
Eisenspath  I.  344 

40 


626 


Register. 


Eklogit  n.  327 
Elaeolith  I.  32 

ElastiHchcr  Sandstein  II.  482 
Elvan  I.  540.  541.  558 
Encrinitenkalk  I.  221 
Enstatit  I.  'SS.  II.  333 
Enzcsfelder  Kalk  I.  222 
EpidoKit  I.  308 
Epidot  I.  47 
Epidotgranit  I.  496 
Erbsenstein  L  213 
Erdige  Braunkohle  I.  390 
Erdkühle  I.  390 
Erdöl  I.  406 
Erdpecli  I.  404 
Erlunfols  I.  309 
Eruptivgesteine  1.  154 
Erzgesteine  I.  335 
Esinokalkstein  I.  221 
Eukrit  II.  133.  135.  318 
Eulysit  II.  335 
Euphotide  IL  110 
Eurit  I.  533 

Eurite  porphyroide  I.  530 
Eurite  schistoide  II.  439 
Euritporpliyr  I.  530 

F. 

Fältclung  1.  61 

Failles  1.  135 

Falsche  Schieforung  F.  114 

Faltenglimnierschiefer  11.  450 

Fasergyps  I.  260 

Faserkühle  \.  360 

Fasertorf  I.  399 

Faults  I.  135 

Faxöe-Kalk  I.  224 

Fcldspathe  I.   19 

Feldspathfreic   Massengosteine    II. 

321 
Feldspathgcstcine  I.  440 
Feldspalhporphyrit  II.  29 
Feldspathpsammit  11.526 
Fcldsteinporphyr  i.  530.  533 
Felsit  I.  533 
FelsittV'ls  1.  563 
Felsitpechstein  I.  567 
Felsitporphyr  I.  530.  II.  380 
Felsit  })or})hyrhrcccie  11-  526 
Felsiti)ürphyrconglüniorat  II.  529 
Felsitschi«-fer  1.  283.  566 
FelsiltufV  II.  530 
Fer  üxydiite  cjir])onate  I.  344 
Feuerstein  1.  291 
Filons  I.  136 
Fiorit  1.  296 
Firneis  I.  175 
Flamm jndülomit  11.  241 


Flammenmergel  I.  259 
Flaserige  Textur  L  61. 
Fleckenmergel  I.  258 
Fleckenporphyr  I.  547 
Fleckschiefer  I.  516.  II.  474 
Fliut  I.  291 

Flintconglomerat  11.  518 
Flintschiefer  II.  603 
Flötz  I.  114 
Flötzgrünstein  11.  273 
Flötzleerer  Sandstein  II.  586 
Flügsaud  II.  593 
Fluolith  I.  571 
Flussspath  I.  192 
Flysch  II.  463 
Füliated  coal  I.  365 
Foliation  I.  114 
Forellengranulit  II.  442 
Forellenstein  II.   139 
Forest  marble  I.  222 
Foyait  I.  590 
Fraidronit  I.  607 
Friedrichshaller  Kalkstein  I.  221 
Fruchtgneiss  II.  477 
Fruchtschiefer  I.  516.  IL  474 
Fucoidensandstein  IL  588 
Füllers  earth  IL  616 


Gabbio  IL  110 
Gabbro-Norit  IL  131 
Gabbro  rosso  IL  67 
Gange  I.   136 
Gamsigradit  IL  217 
Gangstöcke  I.  136.  153 
Garbenschiefer  L  516.  IL  474 
(largasniergel  I.  258 
Gaskohle  I.  367 
Gault  IL  616 
Gekrösestein  1.  266 
Gelenkquarz  IL  482 
TuMnengto  Gesteine  I.  4 
Geneseeschiefer  IL  603 
Ger)den  I.  88 
Gerolle  I.  73 
Gervillienkalk  L  221 
Geschiebe  1.  73. 
Gesteinsüberuäuge  I.  94 
(ievserit  I.  296 
Gillstein  I.  313 
Glanzkohle  1.  35.5.  365 
(»larusschiefer  IL  603 
(ilaswacke  IL  580 
Glauconie  crayeuse  I.  218 
Glaukonitisehe  Kreide  I.  218 
Glaukonitiseher  Kalkstein  I.  210 
Glaukouitischer  Sandstein  II.  585 
Glaukouitmergcl  I.  256 


Register. 


627 


It'tschereis  I.   176 
liiniiicr  I.  41 
liiiiiiierdiurit  II.  5.  37 
liiuiiirr-Fclsitjiorphyr  1.  548 
liiimu-rgneiss   II.  415.  41i) 
limiiirrmeluphyr  II.  33.  47 
liiiiniL'i-in«Tf]^el   I.   255 
liiiiiiier-Orthoklasporphyr  1.  602 
liinin«;rpurpliyr  II.  34 
liiiiiiH.'j'pnr|liyni  II.  20.  33 
lii!  iijfi-<iimlstejii  II.  598 
li  iinu'r^flilt*rir    1.448.  509 
liiMirior,4Clui»forcMm^lomeratlI.572 
linmiersyenit  I.  580 
limiinTthonscliiefer  II.  471 
liiniiK'rtrapp  I.  (>()2.  006 
iieiss   II.  413.  485 
in'is.sl)iei:t'ic    II.  572 
!ieusci>n{xl<>nierut  II.  572 
in'iss«rliiiiiiu'r.s(jhiet"or  II.  429 
iK'issLrnuiit  I.  493.  497 
iieiss;j^ninulit  II.  441 
m.'ls:<il   II.  425 

IKMISS     II.    413 

'^^:u-Ktvlkst^itJ  I.  224 
ottluiid-Kalkstoiii  I.  220 
ran-.it    I.    H\ 
rauallVls   II.  329 
raiiatorlimiiK'rscliiefer  11.  450 
raiiatLTiieiss  II.    121 
i'aiiato^raiiulit   II.  441 
raiiit   1.  475.  489.  II.  337 
ranitaiti;ier  Vurphyr  I.  526 
raiiitl)rec'cie  II.  525 
ianitooii«rl,)iiu'rut  II.  525 
ianit(.'  (los  Ualluiis,  Gr. des  Vosges 
I.  491 

raiiite  ffr^pliupie  I.  493 
raiiiti'll   l     495 

raniti'  scliisteux,  veine  II.  413 
iaiiit^'"iit'iss    11.  41() 
raiiitit   1.  489 
ranitu  di  (iaV)bro  II.    110 
raiiitniic   II.   110 
ianit|M»rpliyr  1.  526 
laiiular   liiiK'>t(me    I.    195 
ranulit    II.   4:19 
i:niulity:ii.'iss    11     441 
r:tplnc-   LTi-aiiiti'  I.  493 

iMplui  1.  :;:.2 

rai>liil;^^liimiiersclii<'rer   11.  453 
ra|.liit|iii.-iss   11.  421 
ra|.liit;,rp:i„lt    I.    196 
rapliit-^cliirfi'i'    1.  353 
raptelitlKMi^cliirrcr  II.  (>03 
IMIUT   <iin'iss   11.   422 
lauer    IVuchyt   II.  214 
ruulic'^eiidc.-5   II     587 


Graustein  II.  227 
Grauwacke  II.  594 
Grauwackenschiefer  IL  597 
Great  Oolite  I.  222 
(ireenrock  II.  65 
Greeusand  II.  585.  588 
Greisen  II.  321 
Gres  II.  574 
Grestener  Kalk  I.  222 
Griflfelschiefer  II.  600 
Grobkalk  I.  210.  224 
Grobkohle  I.  365 

^iriHic  ^ckiL/lyr  11.  7^  78.  95.  108 
GrüTisaud  IL  588 
GriiiisLindsteiii  IL  585 
Grünslfiii  IL  1.  78.   134.  390 
(iriVuäleiiHtftche  IL  535 
ümnät^inbrt5tM;ie  IL  533 
GrüuateinuoTjj^kuTiuriit  IL  533 
GrüiiäiteiiimatulelrttLnii  IL  98 
Grütisteinpüfpliyr  IL  11.  83 
Grütiateirisschiofei"  IL  95 
(triiu.4t<iiijti"achyt  IL  214 
GruivRteiiituff  IL  535 
GiiwHü  L  409 
GuniigeWandstein  IL  588 
Guttensleinür  Kalk  I.  221 
Gyps  I.  259 
Gypsmergel  I.  257 
Gypsum  I.  259 

llaarförraiger  Obsidian  IL  240 
HäUoflinta  I.  564 
Ilaidetorf  I.  398 
Ilalbgranit  I.  495 
Halbopal  I.  290 
HalUtätter  Kalk  L  221 
Häloidgest^Hno  L  179 
Hainiltoriscbit'rer  IL  603 
Haii^r^'ndöH  L  113 
Uaselj^ebjrgt-   1.  181 
H&Hiingssaud  IL  587 
IluiipUnn^clKlkatk  L  221 
Ilauyn  i.  35 
Hauynfels  1.  595 
Ilauynophyr  IL  272 
Ilauynirachyt  IL   273 
Havnefjordit  IL  224 
Ileadonhlll-Sand  IL  588 
Hebräischer  Stein  I.  493 
Ilemithren  I.  199 
Hepatit  I.  277.  IL  606 
Ibr  bivoriMibn  iii'H  H.  520 
llöluruklhier  Schichtenbau  I.  133 
HierlalK-Kalk  I.  222 
Hierfjglyphen-l\.vlK  I.  223 
HiUkalkätüiii  L  223 


638 


Begristcr. 


Hilssandstein  11.  587 
Hilsthon  U.  616 
Ilislopit  1.  199 
lluilluiiUreeciti  II.  520 
Hohle  Gerolle  I.  77 
Hokfomiigö  Braunkohle  I.  391 
Hokglimmer&cljiefcr  II.  450 
Ilülzgneiss  II.  417 
Holztorf  I.  399 
lloppors  I.  126 
Hornblende  I.  38 
Hornbk'Tide-Atidmt  II.  207 
Horiibleududioril  II.  5 
lloniblendffils  I.  304 
Ilombloiidejfcstein  I.  303 
IIortibltiidtgtKn^s  H.  415.  419 
Honiblfudegrwiiit  I.  483 
Horablendenielaphyr  IT.  32.  46 
Hornblcndeporphyrit  II.  29.  32 
Hornblondeschicfer  I.   304 
Hurnbit  iidi  ^-vrnit  I.  580 
Ilornfels  I.  516 
Hornkalk  I.  213 
Hornmergel  I.  213 
llornquarzcünglomerat  11.  517 
Honischiefor  1.  282.  11.  188 
llornstein  I.  287 
Hornstcinbreccie  II.  517 
Iloriisteinporpbyr  I.  530.  533 
Ilouillo  bruiie  I.  3S7 
lluuille  compacte  I.  365 
Ilouillo  feiiilloteo  1.  305 
Hüuille  f'uligiiiL'Use  I.  366 
Ilouille  grossien.»  I.  365 
Houille  liinoiu'uso  I.  390 
HouiUe  papyriicui*  I.  391 
nudj!onriver-ScbJi.*fer  II.  (!03 
Hyaline  üeshdue  F.  4 
Hviiloinelan  II.  304 
Hyalomicte  II.  321 
Hyalutourmalite  II.  323 
Hydatogene  (iesteine  I.   1.56 
Hydatopyrof^'one  (iestcine  1.  157 
Hy})orit  II.   123 
IlVporstbcn   1.   37.  II.   123 
Hypt  rsthoiiit  11.   123 
Hypursthen-Hoi'k  11.   123 
Hypersthensycnit  II.   123 

I. 

Jaspis  I.  288 
JaapisKchiefer  1.  282 
IchniUMi  I.   122 
Imatrasteinc  I.  85 
lcipreB§a-Kalk  I.  222 
Inferior  Oolite  1.  222 
InfuHoriiMimohl  1.  299 
Itabirit  I.  336 


Itacolumit  II.  482 
Jungeruptive  Gesteine  I.  447 
Jurensismergel  I.  258 

K. 

Kännelkohle  I.  365 
Kalialbit  II.  142 
KaHgliminer  L  41 
Kaligranit  L  486 
Kalkaphanit  IT,  98 
Kalkapb»T]itachiefer  II.  101 
Kalkdiorit  11.  14 
Kalkglimmerschiefer  II.  461 
Kalkiger  Sandstein  II.  580 
Kalkmergel  I.  254 
Kalknagelfliie  H.  574 
Kalkpistacitschicfer  II.  463 
Kalksühähü-in  IL  104 
Kalksiutcr  I.  204 
Kalkstein  1.  193 
K.  II.  518 

Kalksteinconglomerat  II.  518 
KalksteingcröU  IL  522 
Kalklalkscbiefer  IL  461 
KHlktlMn«c'}i;,.fr.r  IL  463 
Kalktrapp  IL  98 
Kalktuff  I.  215 
Kaolin  I.  500.  IL  608 
Kaalinsandstein  IL  583 
KarpalhL*H}'audHi^*iii  IL  588 
KariiLenit  L  266 
Kft*<kftHkia-Siindstt*in  I.  221 
Ktittiitiporphyr  L  547 
Kelloway^Kock  1.  222 
Keokuk-Kulkstoin  I.  221 
Kersantit  IL  36 
Kersanton  IL  35 
Keupermergel  1.  258 
Keupersandst^in  IL  587 
Kieseiguhr  I.  299 
Kicseligcr  Sandstein  II.  580 
Kieseliger  Spharosiderit  I.  348 
Kieaelkalkflteitt  L  208 
Kieselmahl  1  299 
KiQsekchi«;f^r  I.  282 
Kteselächieferbre^ei'^  IL  517 
Kieselschiff 'iriii^H^nerat  II.  517 
Kieselsintt^r   L  :ilH> 
Kiescliuff  I.  296 
Kieserit  1.  191 
KiUas  I.  558 
Kimmeridjiethon  IL  616 
Kinzijpt  IL  330 

Kkfltische  Gesteine  1.  S.  IL  514 
KlauS'Kalksteiü  L  223 
Klingptein  II   188 
Kbppeokalk  L  223 
Kneuss  IL  413 


Register. 


629 


Knistersalz  I.   180 
Knochenbreccie  IL  519 
Knochensand  II.  588 
Knoclienthon  II.  521 
KnoUenprneiss  11.  414 
Knollenstein  II.  6lO 
Knotenorz  II.  583 
Knotenschiefer  I.  516.  11.  474 
Kocb^al  pseudoniorphoöen  1.  1^5 
K   rnerschnee        175 
Körniger  Kwlk    .195 
K(i  nigt>  Ti*x  up  I.  56 
KnlileiieiiOTislHii  I.  347 
Kirli  t'ijc^ostenif"  I.   351 
Kolilenkalkstein  I.  220 
Kohlenscliiefer  IT.  604 
Konii'pruiier  Kalkstein  I.  220 
Koprülithf*nbret;cir  II.  521 
Koralk'nkaJkHteiü  l.  219 
Korallenkreide  1.  217 
Krablit  I   25.11.  154.  163 
Kniuterschief(T  II.  605 
Kreide  1.  216 
Kreidt'int'rprel   I.   259 
Kreidetntr  I.  218 
Kriiu)i(b'iikalkstein  I.  219 
Kryolith  I.    l!»2 
Krypto^^ene  Gesteine  I.  157 
Kryptokrystallinische  Gesteine  1.2 
K[-v|it,.mi']'.'  Gesteine  I.  7 
Krystallinisclie  Gesteine  I.   2 
Kiystallsandstein  II.  579 
Ku*<:eldioiit  11.    133 
Knnfelformifje  Ay)sonderung  I.  98 
Kuoelporphyr  I.  544 
Knnkurs  I.  84 
Kupfersandrrtcin  II.  587 
Kupfcrscbieffr^r  I.  255 
Kuppen  I.   147 

Laach»'r  Trachyt  II.   177 
Labrador  I.   22 
Liibradorfels  IL    132 
Labrador(r»'steine  I.  444.  IL  78 
Labrador])«. rphyr  IL  83 
La^^tMi;,HiMnncrs*-hiefer  IL  450 
Lajr.-i^rju'iss   IL  418 
Laofcr   I.    IM 
L:i<roi-o-aii^o   I.    136 
Luiiiinativ»n   I.    114 
Landsclnirckenkalk  I.  224 
Lai>illi   IL   r)()8 
Lat(M-it    IL  553 
Laukasteini'   I.  84 
Laurent ian-Kalk^^ttMn  I.  219 
Lavczstein    I.    313 
Lavezzi  I.  313 


Lehm  II.  617 

Lt^istt^TigniiJit  I.  480 

Leistonnetzi^  I.   124 

Leitliakalk    .224 

LeilhB^iindHeiu  II.  588 

Ijt^nriei)or[thyT  IL  886 

Lennescbiefer  IL  603 

Lepidühtb  L  42 

Lepiynit  IL  4S9 

Letton  IL  605 

Letten  kohl  ensandÄtdo  II.  587 

Leucilit  IL  264 

Leucit  I.  32 

Lt'iicitluva  IL  264 

Leacilophyr  IL  264 

Leucitporphyr  II.  264 

Leucittuff  IL  566 

Lherzolith  IL  332 

LiiiümiidyteiM  IL  587 

Liegende 9  I.   113 

Lignit  L  39 

Ligrtiite  fibreux  I.  390 

Lignite  terreux  I.  391 

Liimsteen  I.  217 

Limakalk  I.  221 

Lime^tune  1.   193 

LimmBtische  Gesteine  I  80.  II.  608 

Limnocnlcit  I.  216 

Limnoqaurzit  L  288 

Llmonit  L  338 

Lineare  Parallel textur  I.  60 

Liparit  IL  146 

Lif^twanit  1    319 

Litbioiiglimmer  I.  42 

Lithoidiseher  Quarztrachyt  IL  150 

Lithoidit  IL  150 

Litbopbyj^en  IL  256 

Lltorindleakalk  L  224 

Littener  KalkHt^in  I.  220 

Llftndello  flags  IL  586 

Lobs  I!    617 

Lftsspüppchcni  I.  84.  IL  618 

Londontbon  I[.  616 

Lower  new  red  sandatone  II.  687 

Loxoklas  L  25 

Lndlüwschiefer  IL  603 

LufUattel  I.  133 

Luxulian  I.  496 

Lydianstone  I.  282 

Lvdienne  L  282 

Lydit  I.  282 

n. 

Macigno  IL  588 
Macrocepbaliis- Kalkstein  I.  222 
Mächtigkeit  I.  111 
Magnesiaglimmer  I.  43 
Magnesian  limestone  I.  221.  240 


G30 


Register. 


MagneBit  I.  242 
MaijfTicteisensand  II.  523 
Magiiotoisonstein  I.  349 
Magnetismus  der  Gesteine  1.  428 
iVlaguetitgneiss  Jl.  421 
Makrokrystallinisch  I.  2 
Malakülithfel«  1.  303 
Malmöschiefer  11.  603 
Mandeln  I.  88 
Mandelstcintextur  I.  70 
Marcellusschirfer  II.  603 
Marokanit  11.  249 
Marl  1.  253 
Murlekor  I.  vS5 
Marmolith  1.  319 
Marmor  1.  195.  210 
Marmor  lacedaeinoniuni  viridell.  85 
Marno  I.  253 
MeeresciH  1.  178 
Meertorf  I.  399 
Melapliyr  H.  39.  394 
Melapliyrniandelsteiu  11.  (iS 
Melapliyrpechsteiii  II.  53 
Melapbvri>orpiivr  II.  27 
Meloniteukalk  I.  224 
Menakanit  11.  117 
ÄFenilit  I.  290 
Mergel  I.  253 
Mergelkalkstein  I.  209 
Mergelscln<;tcr  I.  254 
Metanior})liisclie  Gesteine  I.  157 
Miarolit  I.  495 
Miascit  1.  593 
Micaschiste  II.  448 
Micaslate  II.  448 
Micopsaniniit  II.  598 
Mikroklin  I.  25 
Mikrokrystallinisch  I.  2 
Miliolitenkalkstein  I.  219.  224 
Millstone-grit  II.  5ö6 
Miniesit  II.  273 

Minerals  de  fer  d'alluvionr,  I.  339 
Mineralisehe  Holzkohle  I.  366 
Minette  I.  r>02.  II  389 
Mittelgneiss  11.  427 
Mohrenkopffels  IL  522 
Molassessindstfin  II.  584 
Moldawit  II.  24,1 
Monzoni-llvpersthonit  11.  129 
Monzonit  11.   130 
M«)nzonsvenit  I.  589 
Muorkohl(^  I.  390 
Moostorf  1.  39s 
Moiass  ore  I.  339 
:Morasterz   I.  339 
MorpholitlH!  1.  85 
Mülilsteinpuiphyr  1.  542.  II.  155 
Mühlateiuquarz  1.  286 


Mühlstciusandstein  II.  586 
Mulatto  IL  588 
Mulden  I.  131 
Muriacit  I.  266 
Muschelkalk  I.  221 
Muschelsandstein  IL  584 
Muscovit  I.  41 

IV. 

Nacritid  IL  453 

Nadelkohle  I.  391 

Näkkobröd  1.  85 

Nagelüuo  IL  573 

Nagelkalk  L  87 

Xamiester  Stein  IL  489 

Naiditha  I.  406 

Na})pcs  1.   142 

Nattheinier  Ki.rallenkalk  I.  222 

Ni'krolith  IL  220 

NVnfro  IL  220 

Nej.helin  L  31 

Nepbelinbasalt  IL  258 

Nephelindolerit  IL  258 

Xephelinfols  IL  258 

Nt.pbelinit  IL  258 

Ncpbelinitlava  IL  262 

Nepbelin-Leucitophyr  IL  26ö.  266 

Neptunisi-be  Gi^steine  L  155 

Nerineeukalk  1.  223 

Nester  I.  92 

New  red  sandstoue  IL  587 

Niagara- Kalkst  ein  I.  220 

Norit  II.   15.  131 

Nurmalpyroxeniscb  I.  453 

Nurmaltracby tisch  I.  453 

Nosean  I.  34 

Nosean-Leucitophyr  IL  266 

Nosean-Melanitgesteiu  IL  204 

Xosean-Pbonolith  IL  202.205 

Novaculite  IL  600 

Nulliporenkalk  I.  224 

Numismalismergel  I.  258 

Xummulitenkalk  I.  224 

Ninnmulitensandsteiu  IL  588 

Obsidian  IL  232 
(.)bsidianbimstein  IL  243 
Obsidianperlit  IL  252 
Obsidianporphyr  IL  238 
Obsidicnne  sooriforme  IL  242 
Oelsehiefer  1.  407 
Old  red  sandstt)ne  IL  586 
Oiigoklas  I.  20 
Oligoklasgesteine  1.444.   IL  1 
Oligoklasj^neiss  IL  421 
Oligoklasporphyrit  IL  29 
Obvin  I.  52 


Register. 


681 


Olivinfcls  II.  330 
Oinphacitfels  IL  327 
Ouondajjfa- Kalkst  ein  I.  220 
()(>litliist;her  Kalkstein  I.  211 
Oolitliischcs  Kis  I.  175 
Oulithisches  Eisenerz  1.  840 
Oulitlitextur  I.  GG 
Opal  I.   289 
Opaliiiiis-Thon  II.  GIG 
(){)alschii'fVr  I.  290 
Opatowitzer  Kalkstein  I.  221 
Ophicalcit  I.    199 
Oj.hiolith  1.819.  II.  HO 
Opliit   11.    14.  20 
Oriskany-Sandstoin   II.   586 
()rnut<!nth(in  Jl    »*  G 
Ortlioinj^ii^ikülkHteiii  I.  220 
OrthurtJia^schkfer  II.  603 
Ortlic.klas  1.   19       • 
Ortlioklaspresteine  I.  444.  474 
()rtliok];is.LielM^aeiit-PorpliyrI.599 
Ortlii  klüs-Oligoklas-Syonit  l,  579 

Osti-PiMikalk  I.  222 
OtlielitscthiotVr  I.  51G.   11.474 
Oxtordthoii  IL  G15 
Oxyiiotusthon  IL  G15 


Lala^ronilfols   IL   5G1 
Lalaj^^unitturt   IL  5G() 
I'alainpctiT  IL  419 
Panipastlion   IL  5'Jl 
Pai)ii'rk..lile  L   iJOl 
r:ipieri)orpliyi'  I.  54G 
Lapiertorf  L    899 
L.iia<^unit   L  44 
l'ara^m„itschit'fcr  IL  453 
rai'all(depip(diNclie  Absond.  I.  105 
LnrDpliilLit'slcin  I.  884 
Lartnachnii'r^clscliietLT  1.  258 
Laulitfols  IL  128 
Lausilipi)tutV  IL  550 
Pcnu-lstonc  IL  248 
Trastono   I.  218 
L.at    I.   897 
r.'ohlH-aimkolile  I.  890 
Prclikuhle   I.   M'Ak  890 
iN'clisuiid   IL  r,S(i 
l'.rhstrin   I.  r.GG.    II.  897 
L.<list('iiitolsit  1.  574 
IN'clistrinptjrpljyr   I.  5G7 
l*«'('litlioiistoin   I.  574 
IV'.htnif  1.  899 
L.MTir.atit   I.   498.  494 
L.'littcxtiir  I.  SO 
Lepcriii   IL  559 
INTlit  IL  248 


Perlitbimstein  IT.  243.  252 
Perlitporphyr  II.  251 
Perlsand  II.  .592 
Perlsinter  I.  296 
l*erlntein  IL  248 
Petroleum  1.  406 
Petrosilex  I.  563 
Pfeift^uthon  IL  HU 
PImiieromere  (iasleine  I.  7 
Plioladüinyiioraergel  1.  258 
Pkmiolitli  n.   188.  408 
Phoü*jhthconj^ lomerat  IL  547 
Phounlirbluvii  11    -m) 
Phonolithtuff  II.  547 
Phosphorit  I.  273 
Phyllade  IL  464 
Phyllit  IL  464 

Phytogene  Ablagerungen  I.   155 
Pierre  de  poix  I.  566 
Pierre  hebraique  I.  493 
Pietra  della  Tolfa  IL  554 
Pikrit  II.  386 
Pinitgranit  I.  497 
Pinitoid  II.  531 
Pinitporphyr  I.  541 
Piperno  II.  230 
Pisolith  I.  213 
Pistazitfels  I.  308 
Pitchstone  I.  566 
Plänerkalk  I.  223 
Plänririi^'i^'-fi  I.  259 
PlaiifTrtaiidtfU'iii  IL  588 
Plastinchcr  Tlion  II.  611 
'laU<njn<i  mifTii  Alysoiidurung  I.  100 
Plattenkalk  L  222 
Plusiatische  Ablagerungen  II.  593 
Plutonite  I.  471 
Polirachiefer  L  298 
Poliahing  slate  I.  298 
Polygene  Congloraerate  II.  572 
Ponce  IL  242 

Porfido  rosso  antico  II.  32 
Porfido  verde  antico  II.  85 
PoruLÜiiC  üe-itt'inc  I.  4 
Porosor  Kalkstdn  I.  214 
Purphyrbrt'i'eit!  II    526 
Piirphyreonfflotmvmt  II.  529 
Porphyre  pr^anitoide  I.  526.  528 
Porphyre  meuliere  IL    155 
Porphyre  Napoleon  I.  544 
Porphyrit  L  596.  IL  23.  40 
Piirpliyrp'*ainiiiit  II.  530 
Porphyrschielt^r  II.  188 
iN.rphvrbiff  IL  530 
Pi»rtUin*lka!k  L  222 
Portlandsand  II.  587 
Porzellanerde  IL  608 
Porzellanjaspis  II.  619 


682 


Refpster. 


Porzellanit  II.  619 
Porzellantbon  II.  008 
Posydonomyonschiefer  1. 258.  II.  008 
Potsdam-SuTidstriii  IL  oSO 
PotRtoiie  I.  31H 
Predazzit  I.  288 
Proteulit  IL  -119 
Protolmstit  IL  IHO 
Protobastitfi'ls  IL  137 
Prütoirinjrnci!?v<  1.  490.  IL  415.  420 
Protogin^raiiit  I.  490 
pRammittextur  L  79 
Psophittextur  L  72 
Pseudoohrv.^ülitli  IL  241 
Pseudtiporplivr  IL  88 
Ptorocei-a-Kalk  L  223 
PuddinpsttMii  IL  518 
PugimcctMimergol  I.  258 
Pulverfönniges  HüthcisoiuTZ  I.  340 
Piimico  IL  242 
Purheckkalk  I.  223 
Puzzolaii  IL  550    509 
Pyrogone  Gestfint*  I.    155 
Pyri)in«'*ndo  I    544 
Pyniphyllitgo.steiii  I.  334 
Pyrupissit  I.  392 
Pyroschiste  I.  407 
Pyroxoii  L  30 
Pyrnxciu'  eil  röche  II.  332 
Pyroxfnit  L  302 


QiiadiMrönnijrf  A])suiidt'rungL  105 

(^uadorsandstciii  IL  588 

Vuartz  cavcrinux  I.  288 

<,|uartz  t'ii  röche  I.  277 

<^uartz  iin'uliere  1.  28s 

(^uartzrock  I.  277 

(,)iiarz   L   18 

<^)uarzandesit  IL  200.  207 

(^iiarzhn)ckcnfcls  11.  517 

Quarzdiurit  IL  4 

<^uarzr«'ls  L  277 

(^uarzfreiiT^  )rt  h«ikl;iMporpliyr  1. 590 

<)u:irzLn?rüll  IL  592 

Ouarz^rnis  IL  5J»2 

(iuarzit  I.  277 

<4)uarzitltrvr(i<;  IL  510 

(^uarzitcdnirhmicnit  IL  51«» 

<i»iiarzporpliyr  I.  530 

(^imzsjiiid  iL  51J2 

<,Miarzs:iudi-tein  IL  57t 

<^>uarzschiel"i'r  I    27S 

^Miar/tFJH'hyt   II.    14« 

^^hiarztracliytsjiiid   IL  554 


HalligHaiidsteiii  IL  588 


Randanit  L  301 
RHpilli  IL  508 
Happakiwi  I.  495 
UaHomMseiistciii  L  339 
Rasentorf  1.  3ir9 
MüHi^lA  I.  186 

Hauch wacke  I.  238.  IL  521 
Uaulikalk  I.  238 
Hcgciicrirte  GeRteinc  I.  3 
Uegenerirter  Granit  I.  502 
Rogentropfeii  fusHÜe  L  121 
Renssela«'rit  I.  334 
Retinit  1.  500 
Rhoinl)enporphvr  1.  597 
Rhyolith  IL   145.  167 
Kipidolithschiofor  I.  310 
Kippl<>  marks  I.  121 
Hucksalt  I.  179 
Röthelschiefcr  IL  005 
IvujrenRlehi  L  JJ13 
R(>thci:«enRtein  I.  330 
Rother  Giieiss  IL  422 
Hother  Porphvr  I.  530.  543 
Rudistenkalk  L  223 
Huniburger  (vranit  L  495 
RuRskohle  I.  3<i6 

Sättel  I.  131 

Säulcnförmitre  Absonderung  I.  lO 
Sal  jri.inme  I.  179 
Siilzkohle  I.   181 
Salzspath  I.    182 
Salzthon  I.  181.  IL  013 
Sandkalkstein  I.  210 
Sandkohle  I.  307 
Sandmergel  I.  255 
Sandstein  IL  574 
S:ind«teinschiefer  IL  578 
Sandstone  II.  574 
Sanidin  I.  20 

Sunidin-Kflsitporpliyr  I.  548 
S;inidin-()Iigoklastrachyt  IL  180 
San idin-(/imrz porphvr  L  548 
Sanidintrachvt  IL   176 
Sanidophyr  JL   KK) 
Sau;;«-hiei'er  l.  299 
Saure  Gosteini»  L   451 
Saurierbreceie  IL  521 
Saussurit   I.  27.  l    110 
Saussurit-Gabbri)  IL  32G 
Saustein  I.  211 
ScHgliakalkstein  I.   324 
SchalKtein  IL  104.  536 
Schalst  einähnlicher  Thouschieler  I 

477.  542 
Sclialsteiubreccie  IL  537 
i^chaUtciucougloinerat  11.  588 


Register. 


683 


Schalsteinkalk  II.  104 
Schalsteiüinandelstein  II.  537 
Schalsteiiiporphyr  II.  538 
Schaumkalk  I.  221 
Schichten  I.   110 
Schieferg-nciss  II.  418 
Schieferkalk  I.  210 
Schieterkohle  I    365 
Schiefeiletten  II.  605 
Schiefertc'xtur  1.  58 
Schieferthon  II.  603 
Schilt'sandstein  II.  587 
Schillerfels  II.  123.   136.   140 
Schillerspath  II.   136 
Schiste  aimantifere  11.  467 
Schiste  aluinifere  II.  606 
Schiste  ardoise  II.  599 
Schiste  aririleux  II.  599 
Schisto  bituniinifere  I.  407 
Schiste  chluriteux  I.  310 
Schiste  graphique  II.  600 
Schiste  macle,  maclifere  II.  472 
Schiste  niicace  II.  448 
Schiste  niicace  calcaire  II.  462 
Schiste  tal)Ulaire  II.  599 
Schiste  talqueux  I.  316 
Schiste   teirnlaire  II.  599 
Schiste   tripuleen  I.  296 
Schlackcnkuchen  II.  568 
Schorl  I.  49 
Schörlfels  II.  323 
Schorhjnarzit    II.  323 
Sch(»rlschiefcr  II.  323 
Schoharie-Sandstcin  II.  586 
Schratteiikalk  I.  223 
Schriftgranit  I.  493 
Scliwarzerde  II.  620 
Schwar/er  Porphyr  II.  40.  85 
Schwarzkühle  I.  361 
Sc'hwerspath  I.  276 
Secri'tionen  I.  81.  87 
Secundärc  Schieferung  l.    114 
Sedimentäre  Gesteine  I.  154 
Sfosalz  I.   186 
Seifrngehirge  II.  593 
Sela.^ite   II.    123 
Selct>  Uomano  II.   263 
St-niikrystallinische  Gesteine  I.  3 
Septaricn  I.  83. 
Septarienthon  II.  615 
Sericitscliipfer  II.  478 
Sf^r])cntin    I.  319 

Serpcntin-Anorthitgestein  II.   137 
Serpentine  schisteuse  I>  325 
Serpentinfels   II.   137 
Serpulitonkalk   I.  223 
Scwenkalk  I.  224 
Shanklinsand   II.  588 


Siderit  I.  344 

Sideromelan  II.  305.  563 

Siliceo-feldspathic  rocks  I.  564 

Siliceous  limestone  I.  208 

Siliceous  schist  I.  282 

Siliceous  sinter  I.  296 

Sinait  I.  578 

Sinterkohle  I.  367 

Sinteropal  I.  296 

Skapohth  I.  35 

Skapolithfels  I.  308 

Slate-clay  IL  603 

Slate-coal  I.  365 

Sinaragdit  I.  40 

Smaragditfels  II.  327 

Smirgel  I.  309 

Sodagranit  I.  486 

Sombrerit  1.  274 

Soüt  coal  I.  366 

Spaltenbreccie  II.  520 

Spatangenkalk  I.  223 

Spatheiaenstein  I.  344 

Spathose  iron  I.  344 

Speetou-Thon  II.  616 

Speroue  il.  264 

Spharoidische  Absonder.  1.  98 

Sphärolith  I.  67.  II.  249 

Sphärolithfels  II.  251 

Spliärolithführ.  Quarztrachytll.  152 

Sphärolithobsidian  II.  235 

Sphärolithperlit  IL  251 

Sphärosiderit  I.  344 

Spilit  IL  60.  100 

Spilosit  1.517.  IL  477 

Spiriferensandstein  II.  586 

Splint  coal  I.  367 

Spongitenkalk  I.  222 

Sprünge  I.  135 

Stahlstein  I.  344 

Stassfurtit  I.  275 

Staubsand  IL  593 

Staurolithschiefer  IL  473 

Steaschisle  I.  316 

Steatittopfstein  I.  315 

Steinige  Feldspathlava  IL   150 

Steinkohle  L  361 

Steinöl  I.  406 

Steinsalz  I.   179 

Stengelgneiss  IL  417 

Steppenkalk  I.  224 

Steppensalz  I.  186 

Stigmit  I.  566 

Stinkg>T)s  I.  261 

Stinkkalk  I.  211 

Stinkstein  I.  211 

Stinksteinbreccie  II.  522 

Stinkstone  I.  211 

Stipit  I.  385 

40-^ 


634 


Register. 


Stockwerk»porpliyr  II.  322 

Stocke  I.  152 

Strablfitcmachiefer  1.  o().*) 

Stramberger  Kalk  I.  -223 

Stroanisi  L   145 

Streichen  der  Schicliteii  1.   112 

Striatcnkalk  I.  221 

StringoeupMenkalk  1.  220 

Ströme  I.  145 

Stylolithen  I.  126 

SiiLupi  niiifimiiiierjjel  I.  259 

Süsswussereis  I.  178 

Süsswasserkalk  I.  216 

Süs}<wa8serquarz  I.  288 

Sumpferz  I.  3H9 

Surtrbraudr  I.  o96 

Swinestune  I.  211 

Syenit  1.578.  11.389 

Syenitconglomerat  II.  525 

SyenitcrneisH  1.  .581    11.419 

Syenit j^ranit  I.  491 

Syenit jrranitporphyr  I.  528 

Syenitporphyr  1.  526.  527.  596 

SyenitschiefiM-  1.  581 

Sylvin  1.  191 

Synkliner  Schiehtenbau  1.  133 

Systyl  II.  620 

Szpak  1.  182 

T. 

Tachhvdrit   I.  191 
Tachvivt  11.  :U)4 
TafefHchiefi-r  II.  599 
Talcite  1.  316 
Taleose  shito  1.  316 
Talk  1.  44 

Talk-Chloritscliiefer  1.  314 
Talk«rneis«  IL  415 
Talk>clnerer  1.  316 
Talktopf-^tein   1.  315 
Tapanhoaoanga  11,  522 
Tassello  11.  5SS 
Tavijrlianaz-Sandstein   11.  588 
Te;rel  iL  61() 
Terebratulakalk  I.  221 
Teschenit   IL  3 IS.  [m\ 
'IVxtur  1.   M\ 
Thanetsand  IL  .5hS 
'rh:ilas>itensandstt.'in    IL  .5S7 
Thierfahrirn   1.   122 
Thjdrsauii    11.  31?^ 
Th'nn  IL  611 
'riionoist'n.stoin  L  33S 
Thun^^alh'ii  IL  577 
Thonj^liiiimerBehiefer  IL  464 
Thon^yp.s  I.  261 
Thunijfer  Kalkstein  I.  209 


Thonirrer  Sandstein  II.  582 
Thoniger  Sphärosiderit  I.  346 
Tht.niTH!.M-fff  i  L  254 
Thunporphvr  I.  533 
ThonsaU  l   Ib] 
Thon&chjL-f^r  II   599 
'rhonsühi^fereoiiglomerat  IL  572 
Thonstein  IL  530 
'rhofi*iteinporpliyr  I.  530.  533 
Ti^er»and(!teiu  H.  584 
Toadstone  IL  65 
Töpferthon  IL  611.  613 
Tonalit  11.  22 
1  opasfcls  IL  326 
Topazoseine  II.  326 
Topfstein  I.  313 
Torf  1.  397 
Torferde  I.  399 
Tüsca  II.  550 
Tourbe  I.  397 
Traohydolerit  IL  142.   147 
Trachyt  I!      41.   175.  399 
TraeliytbimstAjin  II.  244 
Tracliytbreccie  II.  544 
TraebyteongloiiierHt  II.   544 
Traehytfamilie  IL  141 
Trachytisjüiu»  IL  144 
Tracb>-tlaYa  IL  178.  230 
Trachytpcchflt^iu  1.567.  II.  25Ö 
Trachytporphyr  II.  142.  148 
Traehytttifl'  IL  544 
Transveraale  St^biefeniiig  1.    114 
Trapp  IL  38.  65.  280.  282 
Trappean  asli  IL  535 
Trappmandelätein  II.  38 
Trass  II.  550 
Travertin  I.  214 
Treslon-Ka  kftein   I.  2i0 
Triubaand         503 
Tripel       298 
Trochitenkalk  I.  221 
Trümer       B2 
Triinitnergesteiui^   I.  3 
I  ■füli^rno^em  IL  620 
Tufnceoit    limestone  1.  215 
Tully-Kalkstoiii  T.  220 
TiiHv.'.  !-ä"  rniti^^ral  I.  366 
Turbinitcukalk  I.  221 
Turnialin  1.  49 
Turmalinfcl»  II.  323 
Turnialiij^rauit  I.  496 
TurinaUnjifratmlil  II.  441 
T  irmnlinstibiefer  IL  323 
Turnent-buii  IL  615 
Tutcukalk  I.  87 
Tutenmergcl  I.  87 
Typhona  L  152 


Begister. 


686 


Uebergange  der  Gesteine  I.  94 
Ungulatensandstein  II.  586 
IJralit  1.  40 
Uralitporphyr  II.  77 
Urgrünstein  IL  110 
L'rkalkstein  I.  195 
Urthoüschiefer  II.  464 
üticaschiefer  II.  603 

V. 

Vaginatenkalk  I.  220 
Variolit  II.  96 

Variolite  de  la  Durance  II.  98 
Variolite  du  Drac  II.  66 
Variolittextur  I.  68 
Veiiis  I.  136 

Verde  di  Corsica  II.   120 
Vemicano-Sandstein  II.  587 
Verwerfungen  I.   135 
Villasmerjjel  I.  258 
Vilsor  Kalk  I.  223 
Virgloria-Kalk  I.  221 
Vitriolschiefer  II.  607 
Vitriolthon  II.  614 
Vitrioltorf  I.  399 
Vogclaugenkalkstein  I.  220 
Vogesensandstein  II.  587 
Vosgit  I.  26.  II.  86 
Vulkanische  Asche  II.  569 
Vulkanische  Blöcke  II.  667 
Vulkauisclie  Homben  IL  568 
Vulkanische  Gesteine  I.  155 
Vulkanischer  Sand  IL  569 
Vulkanite  L  471 
Vulkanschutt  IL  567 


Wachshaltige  Brannkohle  I.  392 


Wacke  IL  297 
Waokenmandelat^in  II.  297 
Wackenthon  II.  297 
Walkerde  II.  616 
Wassereis  I.  178 
Wealdenthon  IL  616 
Weisse  Kreide  I.  218 
Weissliegendes  IL  587 
Weissstein  II.  439 
Wellendolomit  I.  241 
Wellenfnrchen  I.  121 
Wellenkalk  I.  221. 
Wellenmergell.  268 
Wenlookkalkstein  L  220 
Wen  lockschiefer  IL  603 
Werfeuer  Schiefer  II.  587 
Werneritfels  I.  308 
Wesentliche  Gemengtheile  I.  6 
Wetzscliiefer  II.  600 
Wiener-Sandstein  IL  688 
Wiesenerz  I.  339 
Wiesentorf  I.  398 
Wissenbacher  Schiefer  IL  603 
Wolkenburg.Trachyt  IL  212 
Wüstensalz  L  186 
Wulstglimmerschiefer  II.  449 


Zechsteinkalk  I.  221 
Zeichnenscbiefer  IL  600 
Zerbrochene  Gerolle  I.  77 
Zinngranit  L  496 
Zirkon  I.  48 
Zirkonsyenit  I.  591 
Zobtenfels  IL  110 
Zoogene  Ablanrerunffen  I.  155 
Zwittergestein  IL  8§2 


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